Verteilung des Geldes
Martin Schürz
Private Meinung des Vortragenden
Begriffsklärung
• Geld ist nicht Vermögen und
• Vermögen ist nicht Kapital
Geld
Tauschmittel Zahlungsmittel Recheneinheit
Wertaufbewahrungsmittel
„Das Kapital im 21. Jahrhundert“
Kapital bei Thomas Piketty
• „Gesamtheit des Immobilienkapitals (Grundstücke, Häuser), das Wohnzwecken dient, und des Geld- und gewerblichen Kapitals (Gebäude, Ausrüstungen,
Maschinen, Patente usw.), das von den Unternehmen und der öffentlichen Hand genutzt wird" (S. 70).
-> nicht-humane Aktiva (ohne Humankapital)
"Der Einfachheit halber werden wir die Begriffe 'Kapital' und 'Vermögen' synonym verwenden“ (Boden wäre nur Vermögen und nicht Kapital, weil nicht akkumuliert)
Household Finance and Consumption Survey www.hfcs.at
• Harmonisierte Daten zu Einkommen,
Vermögen und Ausgaben privater Haushalte
• 20 Länder
• Regelmäßige Durchführung durch nationale Zentralbanken und Statistikinstitute des
Euroraums
Warum erhebt die OeNB dieseDaten?
• Geldpolitik: Vermögenseffekte auf Konsum
• Finanzstabilität: Immobilienblasen
• Gesellschaft: wenn 1% der Bevölkerung ein Drittel des gesamten Vermögens hat, sind Daten zum Durchschnitt nicht hinreichend
Anteil der Vermögenden am gesamten Vermögen in den USA
Saez/Zuccman in: Quarterly Journal of Economics Vol. 131 May 2016
In 2015, just 62 individuals had the same wealth as 3.6 billion people – the bottom half of humanity.
Niemand ist reich
Tabelle 1: Selbsteinschätzung nach Nettovermögensdezilen
Alle Haushalte
Richtige Einschätzungen Durchschnittliche Verschätzung Durchschnittlich geschätztes Dezil
Tatsächliches Dezil in % in Dezilen
1 32.7 1.6 3
2 23.5 1.1 3
3 26.1 0.5 4
4 22.1 -0.1 4
5 18.4 -1.0 4
6 12.1 -2.0 4
7 3.2 -2.8 4
8 1.2 -3.4 5
9 0.2 -4.2 5
10 0.0 -4.7 5
Quelle: HFCS Austria 2014. OeNB.
Haushalte mit Fehleinschätzung
Tabelle 10: Nettovermögen nach Berufsstand der Referenzperson
in % in Tsd EUR in Tsd EUR
Selbstständig 4,5 365,6 1320,3 3,6
(Fach)Arbeiter 12,2 25,7 123,0 4,8
Angestellter 28,4 79,2 207,1 2,6
Beamter 3,6 171,1 318,2 1,9
Landwirt 1,2 659,2 897,1 1,4
Pension 40,0 110,0 226,5 2,1
Arbeitslos 3,7 2,2 40,1 18,5
Sonstige 6,4 97,3 178,1 1,8
Quelle: HFCS Austria 2014, OeNB
Anteil Median Mittelwert
Mittelwert- Median-
Ratio
Tabelle 21: 2010 vs. 2014: Ungleichheitsmaße
2014
Bruttovermögen Nettovermögen Bruttovermögen Nettovermögen
Ungleichheitsmaße Gini-Koeffizient 0.73 0.76 0.71 0.73
GE(2) 4.0 4.5 10.2 11.5
P75/P25 22.4 24.3 27.0 28.6
P90/Median 6.2 7.1 5.4 6.0
P90/P10 233.7 581.1 251.8 521.2
in %
Top-Anteile Top 1 21.7 22.9 23.9 25.4
Top 5 45.5 47.6 41.6 43.4
Top 10 58.8 61.1 53.5 55.5
Top 20 74.4 76.6 70.0 72.1
untere Hälfte 3.9 2.8 4.0 3.2
Quelle: HFCS Austria 2010, HFCS Austria 2014, OeNB
1) Der Gini-Koeefizient ist bei Daten, die negative Werte enthalten, nicht nach oben mit 1 beschränkt. Eine sinnvolle Interpretation bzw. Vergleichbarkeit mit anderen Verteilungen ist aus verschiedenen Gründen umstritten
2) GE (2) bezeichnet einen generalized entropy index mit einem alpha von 2.
2010
Ungleiche Verteilung?
• OECD, IWF: Ungleichheit wachstumsfeindlich
• G-20: Ungleichheit prioritäres wirtschaftspolitisches Thema
• Bedeutung der Erbschaften: Club of Rom Vorschlag
• Thomas Piketty: Globale Vermögenssteuer