Interkulturalität und Mehrsprachigkeit – eine Chance!
Impulsprojekte
I K
M
Interkulturalität und Mehrsprachigkeit kunst MaCht sChule
Schuljahr 2012/13
Herausgeber
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur Minoritenplatz 5, 1014 Wien
Redaktion
KulturKontakt Austria,
Universitätsstraße 5, 1010 Wien
Gabriele Bauer, Claudia Kragulj und Elisabeth Lehner
Lektorat
Rosemarie Poiarkov
Druck
REMAprint, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H, 1160 Wien
Erscheinungsort/-datum Wien, September 2013
Künstlerische Gestaltung Lisi Breuss
Lesepicknick © BMUKK | KKA, Nadja Meister
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Frau Bundesministerin
Schaffnerlos – Partizipation zwischen Demokratisierung und freiwilliger Selbstkontrolle. trafo.K
DiE initiativE 2012/13 im ÜbERbLicK
imPULSPROJEKtE volksschule
Vorarlberg: Eröffnung der Bibliothek mit mehrsprachigem Schwerpunkt Niederösterreich: Rabenschlau und bärenstark!
Kärnten: Sag's auf Slowenisch / Povej po slovensko neue mittelschule
Salzburg: OASE
Burgenland: Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum
Oberösterreich: Ankommen – ein theaterpädagogisches Sozial-, Integrations- und Nachbarschaftsprojekt
Polytechnische Schule
Wien: Kurzfilmworkshop zum Alltag am Jüdischen Beruflichen Bildungszentrum allgemein bildende höhere Schule
Tirol: Storytelling and Presentation Wien: Graphic Novels
Steiermark: Zweisprachige Lebensgeschichten aus Graz berufsbildende höhere Schule
Steiermark: Migration berufsschule
Wien: Voneinander. Miteinander Lernen. In Vielfalt Zusammenwachsen. Zukunft gestalten biLDER aUS DivERSEn PROJEKtEn | ScHULJaHR 2012/13
bEGLEitfORScHUnG
Muttersprachliche Leseförderung als Ziel der gesamten Schule – Best-Practice-Beispiele aus Projekten der Initiative in Volksschulen. Institut für Kinderrechte & Elternbildung
nEUaUSScHREibUnG im ScHULJaHR 2013/14
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Vorwort der Frau Bundesministerin
Kinder und Jugendliche aus vielen verschiedenen Ländern besuchen in Österreich die Schule. Die Vielzahl an Sprachen und kulturellen Hintergründen der Lernen- den bedeutet für Lehrerinnen und Lehrer eine große Herausforderung. Zugleich eröffnet sie aber auch allen Beteiligten die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern und neue Erfahrungen zu machen.
Aus diesem Grund fördert das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur seit 2006/07 im Rahmen der Initiative Interkulturalität und Mehrsprachigkeit – eine Chance! schulische Projekte, die sich kreativ mit der sprachlichen und kulturellen Vielfalt im eigenen Lebens- umfeld auseinandersetzen.
Seit Beginn der Initiative haben sich mehr als 28.000 Schülerinnen und Schüler aus allen Bundesländern und allen Schularten in insgesamt 486 Projekten mit Fragen der Mehrsprachigkeit und kulturellen Diversität beschäf- tigt. Sie gingen dabei den Ursachen der Migration, der Entstehung von Vorurteilen und den Mechanismen von Diskriminierung auf den Grund.
Die große Zahl an jährlichen Einreichungen, die vielen positiven Rückmeldungen der beteiligten Lehrkräfte sowie das rege Interesse an der Fortbildungsreihe Inter- kulturalität und Mehrsprachigkeit in der schulischen Praxis sind ein deutliches Zeichen für den Erfolg und die nachhaltige Verankerung der Initiative, die durch den Auftritt auf der Website www.schule-mehrsprachig.at
Die jährlich erscheinende Broschüre Impulsprojekte präsentiert einen Querschnitt aus der breiten Palette der im vergangenen Schuljahr 2012/13 durchgeführten Projekte. Ich hoffe, dass sie Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und Schulleiter dazu ermuntert, sich verstärkt diesen wichtigen Themen zu widmen und ihre Ideen im Rahmen der Initiative einzubringen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und viele neue Projektideen!
Želim vam spodbudno branje ter mnogo novih idej za projekte!
Okuma parçalarının birçok yeni proje fikrine ilham kaynağı olmasını dilerim!
Želim Vam uzbudljivo čitanje i mnogo novih ideja za projekte!
Dr. Claudia Schmied
Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
© Ringhofer
www.schule-mehrsprachig.at 2
Lange war die Schule – von der Architektur über den Lehrplan und die Unterrichtsformen bis zur Prüfung – ein Ort, an dem Schüler/innen zwar viel Zeit verbracht haben, aber wenig zu sagen hatten. Demgegenüber wird heute gerne von Partizipation gesprochen. Der Begriff ist derzeit in aller Munde und hat ziemlich viel zu leisten: Mit dem Schlagwort werden die gesellschaftliche Teilhabe und die aktive Teilnahme an Entscheidungsprozessen
beschrieben. In pädagogischen Zusammenhängen ist dabei zumeist die Mitgestaltung von Lernenden gemeint.
Erfahrungsgemäß ist das ein ebenso aufregendes wie risikoreiches Unterfangen: Denn wenn Schüler/innen die Auswahl der schulischen Themen und Inhalte mitbestim- men, selbst forschen, in der Schule intervenieren und die Ergebnisse von eigenständigen Prozessen selbst präsentieren, dann befinden wir uns auf dem Terrain des Unplanbaren. Aus der Perspektive der Kunst- und Kultur- vermittlung bedeutet das, dass partizipative Projekte dann beginnen, wenn wir nicht schon vorher wissen, was am Ende dabei herauskommt.
So würden wir sagen, dass es bei der Partizipation um mehr geht als um ein bloßes „Mitmachen“ oder „Mitspie- len“ in einem bereits vorgegebenen Rahmen. Das unter- scheidet sie von der Interaktion. Und vielleicht ist es auch gar nicht so erstrebenswert, bei einem Spiel mitzuspie- len, das gänzlich andere erfunden haben?
Unser demokratischer Begriff der Partizipation zielt vielmehr auf die Spielregeln selbst: In unseren Vermitt- lungsprozessen ist es uns daher wichtig, dass die Jugendlichen auch die Strukturen der Projekte, die wir gemeinsam entwickeln und bearbeiten, in Frage stel- len und verändern können. Das klingt gut, ist aber ganz
Partizipation zwischen Demokratisierung und freiwilliger Selbstkontrolle
Büro trafo.K
Raum Schule © BMUKK | KKA, Nicola Winkler
Büro trafo.K arbeitet an Forschungs- und Vermittlungsprojekten an der Schnittstelle von Bildung und Wissensproduktion. Dazu gehören Medien- und Jugendprojekte, künstlerische Interventi- onen, wissenschaftliche Studien, Schulungen, Workshops und Consulting für Museen und Ausstellungen sowie Projekte im öffentlichen Raum. Schwerpunkte sind zeitgenössische Kunst, Wissenschaftsvermittlung und Zeitgeschichte. www.trafo-k.at schön schwer! Denn manchmal wollen die Jugendlichen
gar nicht unbedingt Strukturen in Frage stellen und noch viel öfter sind es die Strukturen, die ihre Infragestellung nicht zulassen. In gewisser Weise eröffnen sich gerade in der Schule viele Widersprüche und Gefahrenpotentiale zwischen einem Partizipationsbegriff aus der Vermittlung und den schulischen Regelwerken: Denn die Verant- wortung der Schule den Schülerinnen und Schülern gegenüber macht es oft schwer, die Zügel loszulassen.
Darüber hinaus wird Partizipation mitunter als Schlag- wort benutzt, um noch mehr Effizienz und Produktivität zu erzeugen. Die Gefahr besteht dabei darin, dass alle bloß den Eindruck erhalten, sich zu beteiligen, ohne dass die Beteiligten irgendeinen Einfluss nehmen können.
Demgegenüber möchten wir darauf bestehen, dass Partizipation ein Prozess ist, der Zeit und Raum bean- sprucht, bei dem es darum geht, Kontrolle abzugeben, und zu dem Scheitern wesentlich dazugehört.
Dabei stellt sich auch die Frage, was die Grenzen der Partizipation in der Gesellschaft sind: Was sind eigent- lich unsere Gestaltungsmöglichkeiten und Handlungs- räume? Und würde Partizipation nicht auch darin bestehen, diese zu verändern und zu vergrößern?
Schattentheater © BMUKK | KKA, Bettina Pann
4 www.schule-mehrsprachig.at
Die im Rahmen der Initiative durchgeführten Projekte sind ein wichtiger Beitrag zur Verankerung des Unterrichts- prinzips Interkulturelles Lernen und zur Anti-Rassismus- Arbeit.
In der Broschüre finden Sie vielfältige Ideen als Anregung für eigene Vorhaben.
Projektdatenbank
Beschreibungen aller unterstützten Projekte sind im Bereich
„Schulprojekte“ in der Projektdatenbank auf der Webseite www.schule-mehrsprachig.at veröffentlicht.
Screenshot | Ausschnitt aus der Webseite – Projektdatenbank
Die Initiative Interkulturalität und Mehrsprachigkeit – eine Chance!, die sich an alle Schularten und Schulstufen in ganz Österreich wendet, wurde im vergangenen Schul- jahr bereits zum siebten Mal durchgeführt. Mehr als 4.400 Schüler/innen haben mit ihren Lehrenden und mit externen Expert/inn/en in 76 Projekten ihre Ideen für ein interkultu- relles und mehrsprachiges Zusammenleben in und rund um den Lebensraum Schule entworfen und umgesetzt.
Zunächst wurden Projektkonzepte zum Thema entwickelt und im Herbst 2012 online eingereicht. Eine Fachjury bestehend aus muttersprachlichen Lehrkräften, Kulturver- mittlerinnen und Kulturvermittlern, Sprachwissenschaft- lerinnen und Sprachwissenschaftlern, Schulaufsicht und Bildungsexpert/inn/en aus dem interkulturellen Bereich wählte 76 förderungswürdige Projekte aus, die mit max.
700,00 Euro finanziell unterstützt wurden.
Die Schüler/innen setzten ihre Ideen in vielfältigen Gestal- tungsformen wie Texten, Bildern und Spielen um, gestal- teten Ausstellungen, Bücher, Videos, mehrsprachige Märchentage, produzierten Lieder, Musikclips, Tanz- und Theaterstücke und entwickelten Radiosendungen zum Thema. Die Lehrer/innen erprobten neue Lehrmethoden für den mehrsprachigen Unterricht in der Klasse, zudem experimentierten Schulen wie Eltern an neuen Möglich- keiten der Begegnung.
bundesweite Seminare
Ergänzend zur Initiative wurden zwei bundesweite Semi- nare Interkulturalität und Mehrsprachigkeit in der schu- lischen Praxis in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (Oktober 2012) und mit der Pädagogischen Hochschule Steiermark (April 2013) angeboten. Diese Fortbildungsveranstaltungen dienen der Weiterqualifizierung der an der Initiative teilnehmenden Lehrer/innen, sollen aber auch motivierte Kolleg/inn/en ansprechen, die bisher noch wenig in diesem Bereich gear- beitet haben. Die Programme aller bisherigen Seminare sind unter www.schule-mehrsprachig.at abrufbar.
Arbeitsergebnis aus einem Workshop © BMUKK | KKA, Gabriele Bauer
Die themenschwerpunkte von 2012/13 lauteten d Kennenlernen verschiedener Lebenswelten und Wert-
vorstellungen
d Auseinandersetzung mit Rassismus und Förderung der Zivilcourage
d Abbau von Vorurteilen und Mechanismen von Diskriminierung
d Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Migration d Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der
Klasse | Schule | Gesellschaft
d Mehrsprachigkeit und Sprachaufmerksamkeit d Förderung der muttersprachlichen Kompetenz und
der Zweisprachigkeit
d Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern
d Sonstiges
abschlussveranstaltung
Ein Querschnitt der Projekte aus mehreren Bundes- ländern, die mit mannigfachen Methoden gearbeitet und unterschiedlichste Zugänge zum Thema erprobt haben, wurde im September 2013 im Rahmen einer Abschluss- veranstaltung im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur in Anwesenheit der Frau Bundesministerin präsentiert.
www.schule-mehrsprachig.at
76 Projekte durchgeführt und durch das Bundesministe- rium für Unterricht, Kunst und Kultur finanziell unterstützt.
beteiligung 2012/13 nach Schularten
Dabei handelt es sich um 39 Projekte in Volkschu- len, vierzehn in Neuen Mittelschulen und einer AHS mit Modellversuch Neue Mittelschule, zehn in allge- mein bildenden höheren Schulen, drei in wirtschafts- beruflichen mittleren und höheren Schulen. Je zwei Projekte wurden von kaufmännischen mittleren und höheren Schulen, von Schulen für soziale Berufe und Polytechnischen Schulen durchgeführt, je ein Projekt wurde von einer technischen und gewerblichen mittle- ren und höheren Schule, einem Sonderpädagogischen Zentrum sowie von einer Berufsschule umgesetzt. Das nachfolgende Diagramm zeigt die prozentuale Verteilung.
beteiligung 2012/13 nach bundesländern
Bei der Verteilung der Projekte auf die einzelnen Bundes- länder führt Wien mit 36 Projekten, gefolgt von Nieder- österreich mit 12 Projekten und der Steiermark mit neun Projekten. In Oberösterreich wurden sieben Projekte, in Kärnten und in Tirol je vier Projekte durchgeführt. Im Burgenland beteiligten sich zwei Schulen, in Vorarlberg und Salzburg je eine.
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Volksschule 51%
Neue Mittelschule 20%
AHS Unter- und Oberstufe 13%
BMHS 8%
Sozialberufliche Schule 3%
Polytechnische Schule 3%
SPZ 1%
Berufsschule 1%
0% 10% 20% 30% 40%
Wien 47%
Niederösterreich 16%
Steiermark 12%
Oberösterreich 10%
Kärnten 5%
Tirol 5%
Burgenland 3%
Salzburg 1%
Vorarlberg 1%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
50%
beteiligung 2012/13 nach Unterrichtsgegenständen Das Balkendiagramm zeigt die meistgenannten Unter- richtsgegenstände in Bezug auf die Projektumsetzung, wobei Mehrfachnennungen in die Statistik eingearbeitet wurden. Am häufigsten wurde die Umsetzung von Pro- jekten im Gesamtunterricht von Volksschulen (26) sowie im muttersprachlichen Unterricht genannt (26); letztere Zahl verdeutlicht auch das gestiegene Interesse, Projekte im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts durch- zuführen. Auch Deutsch (23) und Deutsch als Zweitspra- che (22) sind Fächer, in denen häufig Projekte umgesetzt wurden, gefolgt von den Fächern Bildnerische Erziehung (21) und lebende Fremdsprachen (17).
Insgesamt ist festzuhalten, dass in nahezu allen Fächern Projektteams aktiv waren. Somit zeigt die Vielfalt der Unter- richtsgegenstände, dass die Initiative Interkulturalität und Mehrsprachigkeit – eine Chance! in einer großen Band- breite von Fächern umgesetzt wurde und umsetzbar ist.
Erfreulich ist, dass in vielen Projekten vermehrt fächer- übergreifend und auch schulübergreifend gearbeitet wurde.
In 12 Projekten waren Pädagog/inn/en der schulischen Tagesbetreuung aktiv.
Gesamtunterricht Volksschule 26 Muttersprachlicher Unterricht 26
Deutsch 23
Deutsch als Zweitsprache 22 Bildnerische Erziehung 21
Lebende Fremdsprachen 17
Musikerziehung 12
Geschichte und Sozialkunde 12
Religion, Ethikunterricht 10
Informatik 9
Geografie und Wirtschaftskunde 7
Technisches/Textiles Werken 7
Bewegung und Sport 6 Haushaltsökonomie/Ernährung 4
Psychologie/Philosophie 2
Persönlichkeitsbildung 2
Latein 2
Darstellendes Spiel 2
Chemie / Physik / Biologie 1
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© Johann Walter
Mehrsprachigkeit und Sprachaufmerksamkeit
THEMEN
www.schule-mehrsprachig.at 8
© Johann Walter
Vo lk ss ch
Kinderrat entscheidet mit
Die Beteiligung eines Kinderrates und die Einbindung der Eltern fördern nicht nur die Lesefreude, sondern unter- stützen auch den (interkulturellen) Austausch. Die Kinder hatten Mitspracherecht bei Einrichtung und Buchbestand, konnten ihre Wünsche einbringen und entwickelten einen Fragebogen über das Leseverhalten junger Menschen.
Dabei entdeckten sie, dass viele Kinder gerne ihr eigenes Buch schreiben würden, oder wie wichtig es ihnen ist, dass sich auch die Erwachsenen dafür interessieren, was sie eigentlich so lesen.
„Endlich eine eigene Bibliothek“, strahlte eines der Kinder der Volksschule Bludenz-Mitte, als am 21. März 2013 im Rahmen des Vorarlberger Lesetags die eigene Schul- bibliothek festlich eröffnet wurde. Das Besondere an dieser Bibliothek ist die Schwerpunktsetzung auf mehrsprachige Bücher. Der Anteil an mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern der Volksschule Bludenz Mitte liegt bei über fünfzig Prozent. Eine Schulbibliothek mit mehrsprachigem Schwerpunkt zu etablieren lag da nahe.
Eröffnung der Bibliothek mit mehrsprachigem Schwerpunkt
Schule Bludenz-Mitte, Sankt Peter Straße 1, 6700 Bludenz
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Martine Durig, Elke Schwald-Kilkelj, Kathrin Vonbrüll, Edwin Wulz, Marlene Müller (Projektleitung)
beteiligte Klassen alle
anzahl der beteiligten Schüler/innen 233 alter 6 bis 10 Jahre
involvierte externe Partner/innen Patrick Kühlech- ner (Märchenerzähler), Yasemin Demir (zweisprachiges Kindertheater)
Kunstsparte/n Literatur
Webseite cms.vobs.at/vs-bludenzmitte
Unterrichtsgegenstände Deutsch als Zweitsprache Schüler beim Lesen © BMUKK | KKA, Nadja Meister
Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der
Vo rarl be rg
bibliotheken – Räume der begegnung
Am landesweiten Lesetag, bei dem über neunzig Schulen aus ganz Vorarlberg mit spannenden Ideen dazu beitru- gen, Lust aufs Lesen zu machen, fand Ende März die bunte Eröffnung statt. Das gesamte Schulgebäude war durch zahlreiche Lesestationen eingebunden: So konnten sich die Kinder ins Erlebnis „Bewegtes Lesen“ wagen, Lesezeichen basteln oder in einem Bilderbuchkino zum Thema „Wozu lesen?“ Texte hören und die Bilder gleich- zeitig auf einer Leinwand bestaunen. Geschichten aus aller Welt wurden vom Märchenerzähler Patrick Kühlechner präsentiert. Im Sinne eines vielsprachigen Lesefestes kam das Kindertheaterstück „Zaubersocken“ in deutscher und türkischer Sprache zur Aufführung, aber auch Lehrer/innen und Eltern trugen in ihren Erstsprachen vor. In einer weite- ren Station lasen Kinder für Kinder und im Lehrerzimmer wurde zu leiblicher Nahrung geladen.
Vorträge zur Entstehungsgeschichte der Bibliothek zähl- ten ebenso zum Programm wie Informationen über die Geschichte des Buchdrucks. Am Nachmittag fanden Biblio- theksführungen statt. Die kleinen Buchexpertinnen und -experten waren sehr aktiv und hatten Spaß, ihren Eltern den Ort zu zeigen, an dem so viele Abenteuer nur darauf warteten, von ihnen entdeckt zu werden. Der Reinerlös der Aktion floss in den Ankauf von Büchern für die weitere Entwicklung und den Aufbau der Bibliothek. Rückblickend resümiert eine Lehrerin die Projektarbeit: „Neben der
Freude und Begeisterung über eine schuleigene Bibliothek erlebten alle das völlige Öffnen des Unterrichts als große Bereicherung.“
Lesepatenschaften © BMUKK | KKA, Marlene Müller
© Johann Walter
Vo lk ss ch
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© Johann Walter
www.schule-mehrsprachig.at
Selbstbewusster Umgang mit dem Sprachenkapital Soziale Kompetenz und Sensibilisierung für andere – diese Kernkompetenzen werden mithilfe des Buddy-systems geschult, während die Kinder in ihrer intensiven kreativen Beschäftigung mit der Sprachenvielfalt und im fächerüber- greifenden Unterricht auch in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden. Die interkulturelle Vielfalt, das Verschie- densein, wird im gemeinsamen reflektierten Tun als Chance und als Bereicherung gesehen. So lasen die Kinder gemeinsam mehrsprachige Kinderliteratur, sangen Lieder in unterschiedlichen Sprachen oder verfassten Sprachen- biografien. Wichtig war es dabei, dass sich sowohl Bären Webseite www.vs-barwitzius.at
Unterrichtsgegenstände Gesamtunterricht
viele Sprachen = viele Ressourcen
Welches enorme Potenzial Sprachenvielfalt und Diversität in sich tragen, das wissen seit Beginn des Schuljahres die Raben, Schülerinnen und Schüler einer dritten Klasse der Bürgermeister-Hans-Barwitzius Volksschule, und die Bären, jüngere Kolleginnen und Kollegen aus einer ersten Klasse: 44 Kinder, die sich in ihren verschiedenen Spra- chen miteinander unterhalten können. In einem Buddy- system – die Größeren unterstützen die Kleineren – treffen sie regelmäßig zusammen, um miteinander zu lernen, zu spielen oder zu musizieren.
Rabenschlau und bärenstark!
Schule Bürgermeister-Hans-Barwitzius Volksschule, Hubertusgasse 25b, 2700 Wiener Neustadt
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Doris Kopper, Karin Mech (Projektleitung)
beteiligte Klassen eine 1. und eine 3. Klasse anzahl der beteiligten Schüler/innen 44 alter 6 bis 9 Jahre
involvierte externe Partner/innen Patrick Addai (Kinderbuchautor, Schauspieler, Kulturreferent und Kulturbotschafter), Robert Mech (Leiter der Stadtbücherei Wiener Neustadt)
Kunstsparte/n Literatur
Lesepicknick © BMUKK | KKA, Nadja Meister
Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern
THEMEN
denn die Bären reisen mit ihren Raben regelmäßig in die Bücherei, um in Büchern in verschiedensten Sprachen zu blättern und diese mit nach Hause zu nehmen.
Picknick mit büchern
Beim Lesepicknick waren Eltern und Großeltern einge- laden, gemeinsam mit den Kindern zu lesen und in den Büchern der Stadtbücherei zu schmökern. „Wir werden das Lesepicknick nun im kommenden Schuljahr mit allen Klassen und deren Familien durchführen!“, freut sich die Projektleiterin über das positive Echo zum Lesepicknick.
Und was die Schüler/innen dabei lernten? Eine Drittkläss- lerin fasst es so zusammen: „Wir Großen mussten auch erkennen, dass wir Partner/innen und nicht nur ‚Belehrendeʻ und ‚Beschützendeʻ sind.“
© Silvia Rázó
Nie de rö ste rre ic h
als auch Raben mit Themen beschäftigten, die sie selbst auswählten und somit lernten, ihre autonome Kompetenz wahrzunehmen.
Als Höhepunkt des abwechslungsreichen Buddy-Jahres fand im Mai eine bunte und interaktive Lesung mit dem afrikanischen Kinderbuchautor und Interkulturpreisträger Patrick Addai aus Ghana für die ganze Schule und im Anschluss auch für einen Kindergarten aus dem Einzugs- gebiet der Schule statt. Mit großer Ausdruckskraft und Dynamik schilderte er das Leben in seiner Heimat, wobei die Kinder Einblicke in das Zusammenleben, den Alltag und die Umwelt seines Herkunftslandes bekamen, Fragen stellten und über die Vielfalt der dortigen Kulturen staunten.
Lesevirus in der Stadtbücherei
In enger Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei Wr.
Neustadt wurden mehrsprachige Lesepakete geschnürt,
Lesepicknick © BMUKK | KKA, Nadja Meister Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der
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THEMEN
Glavni cilj projekta je bilo projektno dogajanje samo, namenjeno motiviranju otrok za rabo slovenskega jezika.
Skupno z umetnico Alenko Hain so pripravljali kratko predstavo, prevzemali vloge in vnašali svoje ideje. Znana režiserka je z otroki delala cel teden dnevno po eno šolsko uro in jih spretno uvajala v osnove gibanja in artikuliranja na odru. Delo so otroci potem nadaljevali z učitelji / cami,
ponavljali besedila in gibe ter pripravljali dodatne vsebine.
Ob konca tedna so otroci nastopili pred sošolci in starši samozavestno in ponosno s kratko predstavo, najprej otroci 3. in 4. razredov, potem pa še otroci 1. in 2. razredov.
Prijetno je bilo čutiti, kako naraven in uspešen je pristop otroka do jezika, če ga povežemo z igro in veseljem.
Die Öffentliche zweisprachige Volksschule 24 in Klagenfurt (deutsch / slowenisch) ist eine Schule mit wöchentlichem Sprachenwechsel. Der Großteil der Kinder lernt Slowe- nisch erst in der Schule. Wegen des deutschsprachigen außerschulischen Umfelds ist für die Kinder Spielen und Lernen in der Zweitsprache sehr wichtig – dies mit
Vo lk ss ch
Sag's auf Slowenisch Povej po slovensko
Schule Öffentliche zweisprachige Volksschule 24 / Javna dvojezična ljudska šola 24, Ebentalerstraße 24, 9020 Klagenfurt am Wörthersee /
Celovec ob Vrbskem jezeru
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Eduard Oraže (Projektleitung)
beteiligte Klassen 1a, 1b, 2a, 2b, 3a, 3b, 4a, 4b anzahl der beteiligten Schüler/innen 105 alter 6 bis 10 Jahre
involvierte externe Partner/innen Alenka Hain (Schau- spielerin, Regisseurin), Elternverein der Öffentlichen zweisprachigen Volksschule 24 /
Društvo staršev Javne dvojezične ljduske šole 24 Kunstsparte/n Theater
Webseite www.vs-klagenfurt24.ksn.at
Unterrichtsgegenstände Gesamtunterricht, Bewegung und Sport, Bildnerische Erziehung, Lebende Fremdspra- chen, Musikerziehung, Technisches /Textiles Werken
www.schule-mehrsprachig.at
Förderung der muttersprachlichen Kompetenz und der Zweisprachigkeit
Spaß beim Sprachenlernen © BMUKK | KKA, Simona Krajger
professionellen Künstlerinnen und Künstlern zu tun, war Ziel des Projekts, bei dem es auch darum ging, für die engagierten Lehrer/innen neue, kreative Möglichkeiten des Spracherwerbs zu erschließen. Im Mittelpunkt stan- den die aktive Verwendung der slowenischen Sprache und deren Förderung mit Methoden aus dem Theaterbereich.
Sprache + Spiel + Lust = Erfolg
Die Schauspielerin und Regisseurin Alenka Hain erarbei- tete mit acht Klassen kurze Auftritte. Die Kinder lernten dabei spielerisch, neue slowenische Wörter anzuwenden, und gestalteten selbst ihre Kurzpräsentationen. Dafür stand innerhalb einer Woche in jeder Klasse täglich eine Impuls-Unterrichtsstunde zur Verfügung. Danach wurden die Inhalte mit den Lehrerinnen und Lehrern weiter bear- beitet. „Kommst du morgen wieder?“ war die meistgestellte Frage der Kinder an Alenka Hain. Wenn Sprache lernen mit Spiel und Lust verbunden wird, möchten Kinder die Spra- che im Unterricht nicht mehr missen.
Mit viel Gespür für gruppendynamische Prozesse gelang es der erfahrenen Regisseurin allen Kindern einen lust- vollen Zugang zur slowenischen Sprache zu ermöglichen, besonders auch jenen, denen die Sprache noch nicht so geläufig war. Sie förderte die Interessen der Kinder, so- dass diese während der Projektwoche immer mehr aus sich herausgingen und in ihre Rollen hineinwuchsen. Die Kinder waren sehr engagiert und es war angenehm zu spüren,
dass nicht die Aufführung selbst – vor Mitschülerinnen und Mitschülern, den Lehrenden sowie den Eltern –, sondern ihre Vorbereitung das eigentliche Ziel war.
auf die bühne
Auch Eltern, die bei der Vorstellung kaum ein Wort verstan- den, waren begeistert. Durch die Arbeit mit der Künstle- rin waren die Kinder so gestärkt und gefestigt, dass sie ohne Zögern auf die Bühne traten und auf Slowenisch deklamierten. Alle Kinder haben in der Projektwoche an Selbstvertrauen im Umgang mit der slowenischen Sprache dazugewonnen, wodurch auch ihre positive Beziehung zur Sprache gestärkt werden konnte.
Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der
Kä rnt en
Beim szenischen Spiel © BMUKK | KKA, Peter Krivograd
Ne ue Mi tt el sc OASE
1Schule Neue Mittelschule Hallein-Stadt, Lindorferplatz 7, 5400 Hallein
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Brigitte Merad, Veronika Guggenberger, Klaus Rühland, Bettina Pann (Projektleitung)
beteiligte Klassen 1a, 2a, 2b, 3a, 4a, 4b anzahl der beteiligten Schüler/innen 106 alter 11 bis 15 Jahre
involvierte externe Partner/innen Christa Hassfurter (Theaterregisseurin), IKU Hallein – Büro für interkultu- relles Zusammenleben, Stadtgemeinde Hallein – KuBiKo (Kultur Bildung Kommunikation)
Kunstsparte/n Theater
Webseite www.hs-hallein-stadt.salzburg.at Unterrichtsgegenstände Bildnerische Erziehung, Deutsch, Deutsch als Zweitsprache, Geschichte und Sozialkunde / Politische Bildung, Haushaltsökonomie und Ernährung, Informatik, Musikerziehung, Muttersprach- licher Unterricht, Religion
Ständig bewegen wir Menschen uns in Räumen. Räume umgeben uns überall, seien dies städtische Räume oder Landschaftsräume, öffentliche oder private Räume. Sie alle erhalten gewisse Zuschreibungen und Funktionen, die, tagtäglich erlebt, unsere Wahrnehmung, unser Denken und unsere Erfahrungen beeinflussen.
Die Idee des Projekts OASE ist es, örtliche und zeitliche Räume zu schaffen, in denen Menschen sich wohl fühlen und wo Eltern und Pädagog/inn/en außerhalb des formel- len Schulalltags zusammentreffen können. Ziel ist es, eine entspannte und unbelastete Begegnung der Eltern zu ermöglichen, die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern zu fördern und auf diese Weise auch die Jugendli- chen zu unterstützen.
Räume umfunktionieren
Mittels verschiedener Themennachmittage und -abende wurden Impulse und Gelegenheiten für Gespräche geboten.
Ein Raum in der Schule wurde besonders gemütlich einge- richtet und gestaltet. Wände erhielten Schautafeln, die die Grundzüge der an der Schule vertretenen Sprachen beschreiben sowie eine Übersicht verschiedener Feste im Jahreskreis bieten, die von den Schülerinnen und Schülern klassenübergreifend hergestellt wurden. Durch kleine Eingriffe wie eine veränderte Tischordnung, Tisch- tücher, Dekor etc. verlor der Raum den „schulischen“
Charakter und erweckte bei Besuchern und Besucherin- nen vielmehr den Eindruck, in einem Café oder Teehaus zu sein. „Man vergisst ganz, dass man in der Schule ist“, meinten manche Eltern. In dieser lockeren Atmosphäre wurde Eltern der Zugang zur Schule erleichtert bzw. neu ermöglicht. Workshops und Vorträge setzten Impulse für informative Gespräche zu erziehungsrelevanten Themen.
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Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern
THEMEN
Hinter den Kulissen © BMUKK | KKA, Christa Hassfurther
Sal zb urg
Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der Schattentheater © BMUKK | KKA, Bettina Pann
Highlight war die Präsentation eines Schattentheaters, an dem unterschiedliche Gruppen mitwirkten. Die Mutter einer Schülerin: „Das ist selten, dass man einmal etwas mitein- ander erlebt, wir Mütter mit den eigenen Kindern – in der Schule. Da könnt' ich mich dran gewöhnen.“
Räume zum Wohlfühlen
Eltern betraten das Schulgebäude nun nicht im Rahmen eines Elternsprechtags, um etwas über die schulischen Leistungen ihrer Kinder zu erfahren, sondern erlebten Schule als neu definierten Raum, mit neuen Funktionen, als Ort der Bereicherung, abgekoppelt vom Schulalltag.
Anfangs waren die Schüler/innen irritiert, dass sich ihre Eltern in der Schule aufhielten: „Wieso sollen meine Eltern schon wieder kommen, die sind für die Schule schon zu alt?! Schule ist etwas für Kinder, für uns halt.“ Allmählich jedoch entwickelten sie Stolz für „ihre Schule": „In den anderen Schulen dürfen die Eltern nicht einfach so kommen
… Voll cool!“ Auch die Kommunikation zwischen den Eltern und den Pädagogen und Pädagoginnen verbesserte sich.
Der gemütliche Rahmen ermöglichte einen ungezwunge- nen Austausch, der sich in folgenden – auch schulischen – Gesprächen positiv auswirkte. Und aus den Nachbe- sprechungen mit Vortragenden haben sich neue Ideen für Kooperationen entwickelt.
1OASE (zeitlicher und räumlicher) Raum für O-rientierung, A-ustausch,
Jetzt bist du am Wort © BMUKK | KKA, NMS Andau
www.schule-mehrsprachig.at
Ne ue M itt el sc Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum
Schule Neue Mittelschule, Schulgasse 3, 7163 Andau Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Florian Hafner / NMS Andau, Michaela Kohlenberger / NMS Andau, Eszter Gelbmann / VS Andau, Gerhard Stadler / VS Andau, Margit Etl / VS Tadten, Lorenz Pelzer (Projektleitung)
beteiligte Klassen 1a / NMS Andau, 4a / NMS Andau, 4. Klasse VS Andau, 4. Klasse VS Tadten
anzahl der beteiligten Schüler/innen 22 alter 9 bis 14 Jahre
involvierte externe Partner/innen Eszter Gelbmann (Native Speaker Ungarisch, Englisch)
Webseite www.hs-andau.info
Unterrichtsgegenstände Gesamtunterricht, Deutsch, Deutsch als Zweitsprache, Informatik, Lebende Fremd- sprachen, Muttersprachlicher Unterricht, Ungarisch (zweite lebende Fremdsprache)
Mehrsprachigkeit ist eine der großen Herausforderungen für die Zukunft in der schulischen Ausbildung. Die NMS Andau ist sich dessen bewusst und setzt gemeinsam mit den beiden Volksschulen in Andau und Tadten sowie der Handelsakademie Frauenkirchen in einem „Lernverbund“
Schwerpunkte im Bereich Sprachen. Diese besondere Förderung wird als große Chance für die Schüler/innen und auch als Chance für die Region gesehen.
Iskola, cemetery, templom und post office
Aus Anlass des „Europäischen Tags der Sprachen“
organisierten die genannten Schulen einen Aktionstag mit dem Ziel, eine Bewusstseinsbildung für Mehrspra- chigkeit auch in den öffentlichen Raum zu tragen. Um Mehrsprachigkeit optisch und akustisch auch außer- halb der Schule darzustellen, brachten die Schüler/
innen der VS Andau, VS Tadten sowie der NMS Andau an allen öffentlichen Gebäuden (Schule, Friedhof, Post,
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Mehrsprachigkeit und Sprachaufmerksamkeit
THEMEN
Sprachen-Aktionstag © BMUKK | KKA, Josef Palkovitsch
Bu rge nla nd
Gemeindeamt, Kirche, Gasthaus etc.) Plakate an, welche jeweils in Deutsch, Englisch und Ungarisch beschriftet wurden. Drei Tage später konfrontierten die Schüler/innen die Erwachsenen im Dorf mit einigen Sätzen bzw. Fragen in Englisch und Ungarisch. Interessant waren die Reakti- onen der Erwachsenen, als sie mit dieser „Mehrsprachig- keit“ konfrontiert wurden bzw. die anschließenden Gesprä- che mit den Schülerinnen und Schülern.
in Sprachen baden
Die besondere Herausforderung im Projekt lag darin, die Barrieren zwischen VS und NMS im Bereich Spra- chen durch gemeinsame Planung und Durchführung zu überwinden. Zum Projektabschluss nahmen die Teilneh- mer/innen mit einem ungarischen und einem englischen Native Speaker drei Tage lang ein „Sprachenbad“.
Die Schüler/innen bzw. die Lehrerteams und auch die Bevölkerung von Andau und Tadten hatten bei den Akti- onstagen viel Spaß, wobei diese mit großem Interesse, mit Neugier und Anerkennung angenommen wurden.
Für die Zukunft sind weitere Projekte in ähnlicher Form mit Beteiligung der Bevölkerung geplant. „Denn“, so resümiert eine Lehrerin das Projekt, „sich mit einer anderen Sprache auseinanderzusetzen, bedeutet auch, Grenzen zu über- winden und Vorurteile abzubauen.“
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Ne ue Mi tt el sc Ankommen – ein theaterpädagogisches Sozial-, Integrations- und Nachbar- schaftsprojekt
Schule Neue Mittelschule, Schulstraße 11, 4050 Traun Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Andreas Hotea-Mayrhofer (Projektleitung)
beteiligte Klassen 1a, 1b,1c, 2a, 2b, 3a, 3c, 4a anzahl der beteiligten Schüler/innen 31 alter 9 bis 15 Jahre
involvierte externe Partner/innen Wolfgang Rohm, Marlene Bauer, Ursula Ortner (Theaterpädagog/inn/en), Kulturverein Spielbetrieb und Musikschule Traun Kunstsparte/n Theater
Webseite www.nms-traun.at
Unterrichtsgegenstände Geschichte und Sozialkunde / Politische Bildung, Muttersprachlicher Unterricht, Religion, Ethikunterricht
Wie werden die Menschen, die nach Österreich kommen, empfangen? Wie werden sie begrüßt? Was machen sie selbst daraus? Das sind die Fragen, mit denen sich die Schüler/innen der NMS 1 Traun in Kooperation mit dem Kulturverein Spielbetrieb auseinandersetzen. Die am Pro- jekt beteiligten Jugendlichen kommen aus allen vier Schul- stufen zur Projektarbeit zusammen und entwickeln mit professioneller Begleitung durch Theaterpädagog/inn/en ein Theaterstück zum Thema „Ankommen in Österreich“.
Die beteiligten Burschen und Mädchen kommen selbst aus 14 verschiedenen Ländern und bringen ihre eigenen
Erfahrungen, Ansichten und Meinungen zum Thema
„Ankommen“ bzw. Migration ein. Sie entdecken dabei, dass es verschiedene Gründe für Migration und Flucht gibt.
Der thematische Bogen wird dabei von der Liebe bis zur Flucht aus dem Foltergefängnis gespannt.
„Ankommen“ nimmt auch darauf Bezug, dass die NMS 1 Traun eine Schule ist, deren Schülerinnen und Schüler zu über 80% aus Familien mit anderen Erstsprachen als Deutsch kommen. Das Projekt stellt in seiner Umsetzung daher die unterschiedlichen Sprachen, die an der Schule gesprochen werden, als Ressource in den Mittelpunkt. Die
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Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Migration
THEMEN
Spielsequenz © BMUKK | KKA, Wolfgang Rohm
Ob er öst er reic h
Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der Klasse | Jugendlichen sprechen u.a. ihre Dialoge in ihren jeweili- gen Erstsprachen. Gemeinsam mit ihren Kolleg/inn/en der Musikschule Traun überlegen die Schüler/innen die musi- kalische Begleitung bzw. Untermalung der Szenen.
In der Vorbereitung war es für die Projektleitung wichtig, in einer Konsolidierungsphase insbesondere auf die Hetero- genität der Gruppe hinsichtlich ihres Alters, ihrer Herkunft, ihrer Erstsprachen und ihres kulturellen Hintergrunds Rücksicht zu nehmen. Mit erlebnis- und theaterpädagogi- schen Methoden wurde diese Heterogenität bewusst als solche genutzt und dennoch ein Theaterteam mit einem
gemeinsamen Ziel – wenigstens EINE öffentliche Auffüh- rung eines Theaterstücks – zusammengestellt. „No risk, no fun! Wir haben gerade bei der Aufführung des Jasagers viel riskiert – und gewonnen.“ lautet die Stellungnahme der Kulturvermittler. „Was mir am meisten gefällt ist, dass sie nicht irgendein Spiel auf die Bühne gebracht haben, sondern etwas Anspruchsvolles.“ lautet ein Statement aus dem Lehrerteam. Die Aufführung selbst erfolgte – dem Thema gemäß – in Form eines Stationentheaters, wodurch das Publikum angeregt wurde, sich selbst auf den Weg zu machen, um irgendwann einmal anzukommen.
Improvisationsübung © BMUKK | KKA, Wolfgang Rohm
multi-group-power am JBBZ © BMUKK | KKA, Klaus Bruckner
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Po ly te ch ni sch e S ch
Kurzfilmworkshop zum Alltag am Jüdischen Beruflichen Bildungszentrum
Schule Jüdisches Berufliches Bildungszentrum, Adalbert Stifter-Straße 14-18, 1200 Wien
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Susanne Hofer (Projektleitung)
beteiligte Klassen BML 13, 14, 15, ITL 15, BOLG 1 anzahl der beteiligten Schüler/innen 17
alter 14 bis 18 Jahre
involvierte externe Partner/innen Stefan Bohun und Gregor Centner (shoot your short)
Kunstsparte/n Film / Video Webseite www.jbbz.at
Unterrichtsgegenstände Deutsch, Lebende Fremd- sprachen, Soziale Kompetenz
Die Welt der Kinder und Jugendlichen ist geprägt von Medien: Film, Fernsehen, Video und Internet gehören zu den kulturellen Erfahrungen, die sie in der heutigen Zeit bereits in jungen Jahren machen. Videoclips auf YouTube und Facebook sind oft Resultate unreflektierter (Selbst-) Darstellung. Durch das Selbermachen, also durch die aktive Auseinandersetzung, entsteht ein neuer Blickwinkel auf das Medium Film und ermöglicht einen selbstbestimm- ten und sachkundigen Umgang.
Wie nun kann man das Medium Film nutzen, um einen spannenden Zugang zu finden und Themen zu bearbei- ten, die die Jugendlichen beschäftigen und der Kreativität freien Lauf lassen?
Fünf Tage lang – eine Zeit, die den gewohnten Schulalltag völlig umgestaltete – entwickelten, drehten und produzier- ten die Schüler/innen des Jüdischen Beruflichen Bildungs- zentrums in Wien unter der professionellen Anleitung des
„shootyourshort“-Teams um Gregor Centner und Stefan Bohun ihren eigenen Film zum Thema „First Date“.
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Kennenlernen verschiedener Lebenswelten und Wertvorstellungen
THEMEN
Am Filmset © BMUKK | KKA, Klaus Bruckner
W ie n
Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der neue Rollen
Die Jugendlichen schlüpften beim Filmdreh in verschie- dene Rollen und lernten verschiedenste Aufgabenbereiche einer Filmcrew kennen. Die Vorfreude und Aufregung waren sehr groß und ließen so manche/n Teilnehmende/n gar verfrüht zum Projektunterricht am ersten Tag erscheinen.
Dieser erste Tag stand ganz im Zeichen der Einführung in die Filmthematik. Die Schüler/innen wurden in zwei Haupt- gruppen eingeteilt und erarbeiteten in Kleingruppen ver- schiedene Aufgaben – beispielsweise erstellten sie eine Bildgeschichte mit vorhandenem Bildmaterial aus einem Kurzfilm.
Perspektivenwechsel
Ihre eigenen Ideen brachten die Schüler/innen am zwei- ten Tag bei der Erarbeitung der Titel und Drehbücher ein.
Mittwoch und Donnerstag waren Proben- und Drehtage.
Hierbei war besonders klar zu erkennen, dass Lernpro- zesse auch auf einer ganz anderen Ebene ablaufen und wahrgenommen werden können. Freiwillige, kontinuierli- che Aufmerksamkeit und Mitarbeit waren zu beobachten, insbesondere bei Schülern und Schülerinnen, die aus Sicht der Lehrenden im normalen Schulalltag eher als störend und unbeteiligt wahrgenommen worden waren.
Die Jugendlichen sichteten die gedrehten Szenen und entschieden sich in der Gruppe für die besten Einstellun- gen. Am letzten Projekttag wurde das Filmmaterial am
Computer mittels einer speziellen Software geschnitten.
Der große Erfolg spiegelte sich bei der Präsentation der Filme in stolzen und glücklichen Gesichtern wider! Eine Schülerin beschrieb ihre Erfahrungen so: „Das Projekt war sehr lehrreich, da wir einerseits viel Technisches gelernt haben und andererseits wirklich zusammenarbeiten muss- ten. Doch nicht nur die Arbeit am Film hat Spaß gemacht, auch das Durchsehen der fehlerhaften Abschnitte war sehr lustig.“
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Mehrsprachigkeit und Sprachaufmerksamkeit
THEMEN
Sprechen in bildern
Alte Bilder und Geschichten ins Gedächtnis rufen und diese mit eigenen Lebenserfahrungen zu verknüpfen ist ein span- nendes Unterfangen. Das Sprechen in Bildern ist ein spezi- elles Können. Gute Erzähler/innen haben eine faszinierende Ausstrahlung und können ihr Publikum in den Bann ziehen.
Viele Kinder und Jugendliche hören gerne Geschichten und erfinden auch selbst gerne Geschichten. Diese Neugierde konnte in diesem Projekt genutzt werden, wobei fast beiläufig die Sprachfertigkeit und Ausdrucks- fähigkeit der Schüler/innen, in diesem Fall in der englischen Sprache, für den Sprachaufenthalt in Cambridge trainiert wurden.
Al lge me in b ilde nde höh er e S ch
Storytelling and Presentation
Schule Gymnasium der Franziskaner, Kathreinstraße 6, 6060 Hall in Tirol
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Eva McConnell (Projektleitung)
beteiligte Klassen 5B
anzahl der beteiligten Schüler/innen 21 alter 15 bis 16 Jahre
involvierte externe Partner/innen Tiroler Kulturverein buehnefrei, Richard Martin (Erzählkünstler)
Kunstsparte/n Erzählkunst
Webseite www.franziskanergymhall.tsn.at
Unterrichtsgegenstände Lebende Fremdsprachen
von mund zu Ohr
Manche Geschichten, Märchen, Sagen oder Anekdoten werden und wurden nie auf Papier niedergeschrieben, sondern nur mündlich überliefert und manch eine/r ihrer Erzähler/innen galt als Künstler/in und wichtige/r Verbrei- ter/in von neuesten Nachrichten. Das Erzählerische erlaubt ein Fließen, die Geschichten sind ständig in Bewegung und zielen nicht darauf ab, in einer Fixierung zu enden. Im Westen ist man heute schriftfixiert. Mündliche Abmachun- gen sind selten. Die orale Tradition, die Erzählkunst erlebt man fast nur im künstlerischen Bereich. Warum dies so ist, ist sicherlich interessant und – auch in der Schule – eine Recherche wert.
Kreatives Fabulieren © BMUKK | KKA, Martin Fraglich
Förderung der Körpersprache und der paraverbalen Ebene der
Eine Geschichte entsteht © BMUKK | KKA, René Dorer
Tir ol
In Kooperation mit dem Kulturverein „buehnefrei“, der Arbeiterkammer Tirol und der Kulturservicestelle des Landesschulrats Tirol kamen verschiedene Erzähler/innen an die Schule. Anlässlich des „Vierten Internationalen Erzählkunstfestivals Innsbruck 2012“ war Richard Martin, professioneller Erzähler, an der Schule zu Gast. Mit zwei kurzen gegensätzlichen Geschichten, die anschließend gemeinsam reflektiert wurden, regte er die Schüler/innen dazu an, selbst das Erzählen zu lernen. Idee des Projekts war es, in die Kunst des Erzählens einzutauchen und das Erzählen anhand ausgewählter Übungen zu trainieren.
Im Vorfeld einigten sich die Schüler/innen via E-Mail- Austausch mit Richard Martin auf zwei Themen: „Meine
Wurzeln“ und „Erinnerungen an unsere Kindheit“. Die Jugendlichen begannen mit Übungen zum spontanen, kreativen Fabulieren, bei der die paraverbale Ebene der Kommunikation wichtig war. Zu dieser gehören individu- elle Stimmeigenschaften und Sprechverhalten (Stimmlage, Artikulation, Mimik und Gestik, Lautstärke, Sprechtempo, Sprachmelodie und Sprechpausen etc.). Bei diesen Erzähl- übungen wechselten die Jugendlichen auch immer wieder zwischen Tiroler Dialekt und dem Englischen: „Wie woa des noamal…? What happened?“. In Kleingruppen trai- nierten die Jugendlichen ihre kommunikativen Fähigkeiten anhand von eigenen Biografien, Sagen oder Anekdoten und in Rollenspielen.
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Erste Entwürfe für die Zeichnungen © BMUKK | KKA, Andrea Schwarz
Zunächst stellten die Jugendlichen die beiden Kurzge- schichten theatralisch dar und entwickelten erste Konzepte, um die Geschichte visuell fassen zu können. Die Schüler/
innen schrieben kurze Dialoge, schlossen sich danach zu
„muttersprachlichen Gruppen“ zusammen und verfass- ten Texte für die Graphic Novels auf Serbisch, Kurdisch und Rumänisch – Sprachen, die von den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern in den Klassen gesprochen werden. Unterstützt wurden sie bei den Korrekturen von Eltern und ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. „Meine Mutter hat sich gefreut, dass sie mir endlich bei einer Deutschhausübung helfen konnte, obwohl Deutsch nicht ihre Muttersprache ist!"
Al lge me in b ilde nde höh er e S ch
Graphic Novels
Schule Bundesgymnasium, Kleine Sperlgasse 2c, 1020 Wien
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Peter Jeidler, Elisabeth Dietzen, Doris Bardász, Andrea Schwarz (Projektleitung)
beteiligte Klassen 4A, 4B, 4D
anzahl der beteiligten Schüler/innen 56 alter 13 bis 14 Jahre
involvierte externe Partner/innen Martina Lechner (Grafikerin)
Kunstsparte/n Literatur
Webseite www.sperlgymnasium.at
Unterrichtsgegenstände Bildnerische Erziehung, Deutsch
Der Begriff Graphic Novel wird im gleichnamigen Projekt als comicartige Erzählung in Bildern verstanden, die eine ernsthafte Geschichte wie ein literarisches Werk aufbaut.
Ziel dieses Projekts der AHS Sperlgasse war es, deutsch- sprachige Kurzgeschichten in Graphic Novels umzugestal- ten. Diese sollten in den Muttersprachen der Schüler/innen weiter bearbeitet und in ihre Sprachen übersetzt werden. Im Deutschunterricht wurden einige Kurzgeschichten vorge- stellt, ausgewählt, erarbeitet und besprochen. Schließlich entschied man sich für die Kurzgeschichte „Spaghetti für zwei“ von Federica de Cesco und der „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ von Heinrich Böll, die gemein- sam zu einer Graphic Novel umgebaut werden sollten.
Mehrsprachigkeit und Sprachaufmerksamkeit
THEMEN
W ie n
Im Rahmen des Zeichenunterrichts arbeiteten die Jugend- lichen an der visuellen äußeren Darstellungsform der Graphic Novels. Sie formierten sich in Projektgruppen mit verschiedenen Aufgaben: Die einen waren für die Texte und die Schrift verantwortlich, die anderen für die Zeich- nungen und Hintergründe. Eine professionelle Grafikerin begleitete die Schüler/innen bei der künstlerischen Gestal- tung. In einem Workshop überarbeiteten sie gemeinsam die ersten Versionen der Geschichten. Zudem sorgte die Künstlerin für die kreative Umsetzung auf großen
Bei der Konzeption der Graphic Novels © BMUKK | KKA, Andrea Schwarz Förderung der muttersprachlichen Kompetenz und
Plakaten, die dann im Schulgebäude aufgehängt und für alle öffentlich gemacht wurden. Für das nächste Schuljahr plant die Schule bereits eine Fortsetzung des Projekts – dieses Mal mit dem Ziel, mit den deutschen Übersetzungen von literarischen Texten von Autorinnen und Autoren zu arbeiten, die in Österreich wenig bekannt sind und aus den oben genannten Ländern der Schüler/
innen kommen, und diese zu Graphic Novels umzuformen.
„Graphic Novels sind echt lustig – vielleicht werde ich noch eine Leseratte!"
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Gelungene Kooperation
Die Schüler/innen des Mehrschulenkurses Ungarisch – Schüler/innen aus verschiedenen Schulen werden für einen Sprachkurs zusammengelegt – erarbeiteten im Unterricht einen Fragenkatalog, wählten daraus zehn Fragen und verfassten nach einem Workshop mit Ildikó Benkei, einer erfahrenen Redakteurin des Ungarischen Rundfunks, mit der sie journalistische Techniken kennenlernten, die schriftlichen Grundlagen für ihre Interviews. Schüler/innen im Alter von 11 bis 18 Jahren interviewten anschließend auf Ungarisch Grazer/innen mit ungarischen Wurzeln zwischen 11 und 88 Jahren. Student/inn/en des Ungarisch- lehrgangs der Karl-Franzens-Universität Graz übersetzten diese ungarischen Texte ins Deutsche. Danach wurden zweisprachige Plakate erstellt und an Grazer Gymnasien
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Zweisprachige Lebensgeschichten aus Graz
Schule Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium, Seebachergasse 11, 8010 Graz
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Zita Veit (Projektleitung)
beteiligte Klassen Schüler/innen aus mehreren Grazer Gymnasien (Mehrschulenkurs)
anzahl der beteiligten Schüler/innen 13 alter 11 bis 18 Jahre
involvierte externe Partner/innen Ildikó Benkei (Redak- teurin des Ungarischen Rundfunks), Edina Dragaschnig, Michael C. Hutterer, Christa Mandl (Ungarischlehrgang, Institut für Theoretische und Angewandte Translationswis- senschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz)
nehéz volt megtanulni németül?
War es schwierig, Deutsch zu lernen? Mikor és miért jött Ausztriába? Wann und warum sind Sie nach Österreich gekommen? Hol nehezebb az iskola, Magyarországon vagy Ausztriában? Wo ist die Schule schwieriger, in Öster- reich oder in Ungarn? Diese und ähnliche Fragen wurden bei Interviews von Schülerinnen und Schülern mehrerer Grazer Gymnasien im Rahmen des Projekts „Zweispra- chige Lebensgeschichten aus Graz“ an Persönlichkeiten ungarischer Herkunft erster, zweiter oder dritter Genera- tion gestellt.
Förderung der muttersprachlichen Kompetenz und der Zweisprachigkeit
THEMEN
Der jüngste und der älteste Interviewpartner (11 und 88 Jahre), drei Generationen bei der Ausstellung © BMUKK | KKA, Zita Veit
sowie am Institut für Theoretische und Angewandte Trans- lationswissenschaft im Beisein der Interviewten öffentlich ausgestellt und präsentiert.
Und wie kommentierten die Schüler/innen selbst die Inter- views?
„Als Interviewer hat man eigentlich eine sehr simple Aufgabe, nämlich Fragen zu stellen. Diese müssen aller- dings gut vorbereitet sein.“
„Mein Gesprächspartner hatte am Interview sichtlich Spaß und vertiefte sich immer mehr, wahrscheinlich auch um seine eigenen Erinnerungen wachzurütteln.“
„Man sieht, wie viele unterschiedliche Gründe es für das Auswandern geben kann.“
Das Projekt ermöglichte den Jugendlichen, Einblicke in Lebensgeschichten plurikultureller Grazer/innen zu gewin- nen. Die Schüler/innen der acht Schulstufen verbesserten ihren Wortschatz sowie ihre mündliche und schriftliche Textkompetenz im Ungarischen; sie lernten verschiedene Interviewtechniken kennen und trainierten ihre Reflexions- fähigkeit. Mit dem Projekt leisteten die Beteiligten einen Beitrag, um das Verständnis und den Respekt für die unga- rische Sprache und generell für Zwei- und Mehrsprachig- keit zu erhöhen und diese verstärkt im schulischen Umfeld und in der Gesellschaft sichtbar zu machen.
Ste ierm ark
Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Migration
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Gründe zur migration
Der Anteil der Schüler/innen mit Migrationsgeschichten an der HTL bzw. HAK steigt stetig. In der Schule und im Umfeld der Schüler/innen gewinnt das Thema Migration daher zunehmend an Bedeutung. Inspiriert vom Vorjah- resprojekt (Roma) setzten sich die Schüler/innen der HTL und HAK Weiz mit ihren Lehrerinnen und Lehrern gemein- sam an den Tisch, um einen Weg zu finden, dem Thema Migration bewusst mehr Zeit und Raum in der Schule zu geben. Besonders wichtig war der Projektgruppe dabei, dass verschiedene Formen der Migration wie Arbeit im Ausland, aber auch Flucht und Asyl zur Sprache kommen.
An zwei Projekttagen gab es vier Workshops zur Auswahl.
Berufsbildende höhere Schule
Migration
Schulen Höhere technische Bundeslehranstalt und Handelsakademie und Handelsschule Weiz, beide Dr.Karl-Widdmann-Straße 40, 8160 Weiz
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Josef Klammin- ger, Albert Wogrolly, Gerhild Wrann, Franziska Schloffer- Schaffler, Gottfried Narat, Ewald Nagl (HAK), Walter Plankenbichler (HAK), Robert Pretterhofer (Projektleitung) beteiligte Klassen HtL 3AHETR, 3AFMF, 4BHMIU, 4AHMIM
beteiligte Klassen HaK 2A, 3D
anzahl der beteiligten Schüler/innen 126 alter 16 bis 19 Jahre
involvierte externe Partner/innen Noha Moustafa (SOMM: Selbst-Organisation von und für Migrantinnen und Musliminnen), Ute Bock (Flüchtlingsarbeit in Wien), Florian Schweighofer (Social Media, Webstreaming), Annelies Pichler (Megaphonverkäufer von Megaphon Graz), Werner Kröll (ZEBRA Graz: Interkulturelles Beratungs- und Therapiezentrum),
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, YOUNG CARITAS, Christine Brunnsteiner (Ex-ORF-Moderatorin), Gurung Jasuta (Gesprächspartnerin aus Nepal beim Klischeetalk), Juan Carlos Sungurlian (Musiker) u.a.
Kunstsparte/n spartenübergreifend
Webseite www.htbla-weiz.at und www.bhak-weiz.ac.at Unterrichtsgegenstände Deutsch, Geografie und Wirt- schaftskunde, Geschichte und Sozialkunde / Politische Bildung, Religion / Ethikunterricht
Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Migration
THEMEN
Medienarbeit © BMUKK | KKA, HTL Weiz
der Podiumsdiskussion den Informationszugang für alle Interessierten zu öffnen. In einer Sache waren sich die Schüler/innen zum Projektabschluss einig: „Man sollte sich von den Dingen auf jeden Fall eine eigene Meinung bilden!“
Höhepunkt des Projekts war zweifelsohne die Podiumsdis- kussion mit hochkarätiger Besetzung, u.a. mit Ute Bock. In Vorbereitung auf die Podiumsdiskussion fragten die Schü- ler/innen sie nach ihrem Lebensweg und ihrer Motivation, sich für gesellschaftlich benachteiligte Menschen zu enga- gieren. Auf projekt-migration2013.blogspot.co.at lässt sich die Dokumentation mit den vier Workshops, den Interviews und der Podiumsdiskussion nachlesen.
„Der Rückhalt eines solchen Projekts in der Führungs- ebene der Schule ist eine unbedingte Voraussetzung“, ist Projektleiter Robert Pretterhofer überzeugt und resümiert:
„Ein gutes Team ist eine wichtige Basis für ein Projekt dieser Größe und Art.“
Die erklärten Projektziele dabei waren:
• den Begriff Migration in seinen verschiedenen Bedeutungsebenen verstehen
• Basics in Asylrecht und Flüchtlingsproblematik kennenlernen
• Lebensumstände von Migranten und Migrantinnen erfahren
• Vorurteile und Klischees hinterfragen und abbauen
• sich mit der eigenen Identität auseinandersetzen
• Standpunkte argumentieren können
Lehr- und Lernräume
Wichtig war den schulübergreifenden Projektgruppen auch, nicht nur das gesamte Schulzentrum einzubeziehen, sondern durch mehrere Kooperationen mit Vereinen und außerschulischen Organisationen den Lehr- und Lern- raum Schule zu öffnen. So hatte u.a. die Partnerorgani- sation ZUSAMMEN:ÖSTERREICH mehrere Rollups im Gepäck, die während der Projekttage allen Schülerinnen und Schülern zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Migration zur Verfügung standen. Fazit eines Schü- lers nach dem Klischeetalk: „Ich weiß jetzt, dass ich zuerst einmal den Menschen kennenlernen möchte, bevor ich über ihn urteile!“
neue medien
Im Laufe der Projektarbeit entschied sich die Projekt- gruppe, in einem BLOG, via Facebook und via Livestream
Ste ierm ark
Abbau von Vorurteilen und Mechanismen von Diskriminierung
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mit der türkischen Sprache im Freigegenstand Türkisch.
Die Schüler/innen der 2a wollten ihre Türkischkenntnisse vertiefen und haben sich dafür entschieden, nicht nur die gelernte Sprache in einem Rapsong zu festigen, sondern auch ihren Erfahrungen Raum und Sprache durch die Musik zu geben.
Zweisprachig gerappt
Gemeinsam mit der Musikerin EsRAP schrieben sie ihre Texte und entschieden sich schließlich für eine gemein-
Be ru fs sch Voneinander. Miteinander Lernen.
In Vielfalt Zusammenwachsen.
Zukunft gestalten
Schule Berufsschule für Verwaltungsberufe, Castelligasse 9, 1050 Wien
Lehrer/innen | Projektbetreuer/innen Semra Egwede (Projektleitung)
nGO-Partner des Projekts Christa Bauer (Mauthausen Komitee Österreich)
beteiligte Klassen 2a
anzahl der beteiligten Schüler/innen 15 alter 16 bis 18 Jahre
involvierte externe Partner/innen Esra Özmen (Sängerin), Enes Özmen (Sänger), Patricio A. Luengo Espinoza (Produzent)
Kunstsparte/n Rap Webseite www.bs-wien.at
istanbul
„Wer hätte das gedacht?“, lachte eine Schülerin der Berufs- schule für Verwaltungsberufe. „Wir werden eine Abschluss- reise nach Istanbul machen!“ Die Arbeit im Rahmen des Projekts „Voneinander. Miteinander Lernen. In Vielfalt Zusammenwachsen. Zukunft gestalten“ hat die Beteilig- ten derart beflügelt, dass die Schüler/innen kurzerhand gemeinsam mit ihrer projektbegleitenden Lehrkraft eine Reise in die Türkei organisierten. Ausgangspunkt für das Projekt war die Auseinandersetzung der Jugendlichen
Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Migration
THEMEN
Beim Texten für den Rap © BMUKK | KKA, Carmen Barger
W ie n
same Version in den Sprachen Türkisch und Deutsch.
Der gewählte Text handelt von Integration, Vielfalt, Liebe, Respekt und Freundschaft. Die Schüler/innen bringen damit zum Ausdruck, dass die Gesellschaft, in der sie leben, sehr vielfältig ist und dass alle Menschen die Gesell- schaft ausmachen, also alle „dazugehören“. Sie wollen so ihren Beitrag dazu leisten, dass sich alle Mitglieder der Gesellschaft besser kennenlernen und dass Barrieren und Vorurteile abgebaut werden.
vorbildwirkung
Vor allem ist es den Schülerinnen und Schülern wichtig aufzuzeigen, dass es in Gegenwart und Zukunft gilt, das Miteinander und nicht das Gegeneinander zu gestalten.
Die Jugendlichen erkennen, dass sie als Vorbild für die jüngeren Kinder fungieren. Sie stehen für eine vielfältige, offene, neugierige und wissbegierige Gesellschaft, in der ein Zusammenleben ohne Vorurteile und Ausgrenzung möglich ist. Sie wollen den Menschen in ihrer nahen Umge- bung (Mitschülerinnen und Mitschülern, Lehrenden, Eltern) zeigen, dass es besser ist, neugierig und wissbegierig zu sein als Ängste und Vorurteile zu haben. Die Musik ist für sie das geeignete Instrument dafür, zueinander zu finden.
Solution – Wir sind eins
Als schwierig gestaltete sich der zeitliche Rahmen. Da nur eine Stunde pro Woche zur Verfügung stand, einig- ten sich die Schüler/innen darauf, auch in ihrer Freizeit am Projekt weiterzuarbeiten. Schließlich kam es auch zum Stundentausch zwischen den Lehrkräften, damit die Arbeit im Projekt in seiner Intensivphase gestärkt werden konnte. „Der Austausch der Schüler/innen unter- einander machte Lust auf den Freigegenstand Türkisch, sodass wir im kommenden Schuljahr auch mindestens eine Klasse in diesem Gegenstand unterrichten können!“, freut sich Projektleiterin Semra Egwede. Den Rapsong mit dem Titel „Solution – Wir sind eins“ kann man hören auf www.youtube.com/watch?v=l4VuF8YV-u8
Videostill © BMUKK | KKA, 2a BS für Verwaltungsberufe
Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der
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Oberösterreich
volksschule braunau am inn
„Märchen hautnah erleben“
Der vergiftete Apfel!
© BMUKK | KKA, Sabrina Roedl-Waldbauer
Kärnten
volksschule 2 villach
„Eine interkulturelle Reise – Märchen aus aller Welt“
Szene aus König Drosselbart
© BMUKK | KKA, Gerd Wochein
www.schule-mehrsprachig.at
Wien
volksschule mira-Lobe-Weg
„Visuelle Sprachförderung für mehrsprachige Kinder“
Fotokarten als Sprechanlass
© BMUKK | KKA, Katharina Dvorak
Niederösterreich
volksschule Wimpassing
„Das kleine Ich-bin-ich“ in verschiedenen Sprachen Soziales Lernen
© BMUKK | KKA, Derya Arslan
Niederösterreich
Daniel-Gran-volksschule ii Sankt Pölten
„Namensbuch“
Gestaltung des eigenen Namens
© BMUKK | KKA, Zorica Primorac
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bundesrealgymnasium mit
modellversuch neue mittelschule anton-Krieger-Gasse
„Urgeschichten“
Vom Lesen
© BMUKK | KKA, Beate Wallner
Wien
neue mittelschule college Hernals
„Zoom the Future – Kurzfilmprojekt“
Interview mit 14 Jahren
© BMUKK | KKA, Stefan Bohun
Wien
neue mittelschule Loquaiplatz
„Filmworkshop 2013“
Drehaufnahmen im Park
© BMUKK | KKA, Werner Schmidt
Wien
Sonderschule Holzhausergasse
„inclusion 2.0“
Uno Fake Wien
© BMUKK | KKA, Wilfried Swoboda
Wien
islamisches Gymnasium Wien
„ParkingDay_Kommunikationsraum“
Konzeptbild Raumschule
© BMUKK | KKA, Poscharnig / Moser
Wien
ORG alazhar international Schools
„Filmprojekt: Musik und Sprache“
Interviews für den Film
© BMUKK | KKA, shootyourshort
www.schule-mehrsprachig.at 36
Das Institut für Kinderrechte & Elternbildung interviewte auch in diesem Jahr Projektleiter/innen und Schüler/innen, die an der Initiative teilgenommen hatten. Im Mittelpunkt der Begleituntersuchung zu einigen Projekten aus dem
Schuljahr 2011/12 stand diesmal die Frage, wie das sprach- liche Interesse, die muttersprachliche Kompetenz und das Selbstbewusstsein der Kinder nachhaltig gefördert werden können. Im Folgenden einige Anregungen dazu:
mehrsprachige Schulbibliotheken
Leseaktivitäten in der Familie können durch mehrsprachige Schulbibliotheken angeregt werden. Sie ermöglichen auch Familien, die nicht im Besitz muttersprachlicher Kinderbü- cher sind, gemeinsam zu lesen. Auch der Tatsache, dass in manchen Familien wenig (vor)gelesen wird, kann durch Schulbibliotheken entgegengewirkt werden. Die Internet- datenbank „Kinderbücher in vielen Sprachen” des BMUKK auf www.schule-mehrsprachig.at bietet Lehrkräften Unter- stützung beim Aufbau mehrsprachiger Schulbibliotheken.
integration interkultureller Projekte in den Schulalltag Hilfreich für die Akzeptanz eines Projekts im Lehrer- kollegium ist es, wenn die Interessen der Kinder aufge- griffen und mit Themen verbunden werden, die im regu- lären Unterricht weiter bearbeitet werden können. Werden gewisse Aufgabenbereiche des Projekts an Klassenleh- rer/innen und Eltern übertragen, so fördert dies die Inter- aktion aller Beteiligten und eine stärkere Einbettung des
Fensterbilder © BMUKK | KKA, Nadja Meister
Muttersprachliche Leseförderung als Ziel der gesamten Schule – Best-Practice-Beispiele aus Projekten der Initiative in Volksschulen
Institut für Kinderrechte & Elternbildung
Projekts in den gesamten Schulalltag. Die Transparenz und das Sichtbarmachen der Projekte (z.B. durch Infotafeln) unterstützen ebenfalls deren Integration und Akzeptanz in der Schule.
voraussetzungen für nachhaltigkeit
Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft, Wertschätzung für ihre Projektarbeit zu vermitteln, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Projekte zum Thema Inter- kulturalität und Mehrsprachigkeit Nachhaltigkeit erzielen können. Eine Möglichkeit hierfür stellen Schulveranstal- tungen dar, bei denen die Projekte vorgestellt werden und die Schüler/innen Anerkennung für ihre Arbeit erhalten.
Wird im Projekt ein persönlicher Bezug zur Lebenswelt der Kinder hergestellt, so fördert das ebenfalls die Nachhal- tigkeit, da diese Momente den Kindern besonders stark in Erinnerung bleiben.
bewusstseinsbildung in der gesamten Schule Um Schüler/innen den besonderen Wert ihrer mutter- sprachlichen Kompetenzen erfolgreich zu vermitteln, ist es von Vorteil, wenn alle am Schulleben beteiligten Personen diesen Gedanken weitertragen. Projekte zum Thema Interkulturalität und Mehrsprachigkeit bieten eine
Fensterbilder © BMUKK | KKA, Nadja Meister
Möglichkeit, die eigene Einstellung zur sprachlichen Vielfalt an der Schule und den Umgang miteinander zu reflektieren und neue Einsichten in die Unterrichtsarbeit einfließen zu lassen.