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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

Dezember 2009

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Redaktionsschluss: 2. Dezember 2009

(3)
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Inhalt

Bericht über die wirtschaftliche Lage... 4

Überblick ...5

Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen ...6

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa...11

Österreich: Unerwartet starkes BIP-Wachstum im dritten Quartal...16

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten...20

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats...26

Spezielle Kurzanalysen zu Geld- und Währungspolitik...33

Finanzierungsprobleme österreichischer Unternehmen in der Krise...34

Unkonsolidierte Ertragslage der in Österreich tätigen Kreditinstitute in den ersten drei Quartalen 2009...36

Finanzverhalten privater Haushalte im ersten Halbjahr 2009 am möglichen Wendepunkt der Finanzmarktkrise...40

Finanzmarktstabilität – Veränderung der internationalen Gremienstruktur ...47

Annex...50

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik – EU, Eurosystem, ESZB; IWF und andere internationale Organisationen/Gremien - Zeitraum 16. Oktober bis 26. November 2009...51

Krisenfinanzierung des IWF ...57

Grafiken und Tabellen...60

(5)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Überblick

1

Wie rezente Daten zum realen BIP zeigen, könnte die Weltwirtschaft die seit dem 2. Weltkrieg stärkste Rezession überwunden haben. Die jüngsten Daten bestätigen, dass die wirtschaftliche Erholung, ausgehend von Asien, sich im Laufe des dritten Quartals unerwartet rasch auf die industrialisierten Länder ausbreitete. So kehrte die US-Wirtschaft im 3. Quartal 2009 auf den Wachstumskurs zurück, auch Japans Wirtschaft wuchs relativ stark und auch der Euroraum verzeichnete wieder ein positives Wachstum. Der jüngste Aufschwung wurde durch massive Konjunkturprogramme gestützt, die aber langsam auslaufen. Erst dann wird sich herausstellen, ob die Expansion selbsttragend ist. In den EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa ist zwar eine weitere Stabilisierung der konjunkturellen Situation zu konstatieren – die Schrumpfung der Volkswirtschaften fiel im 3. Quartal 2009 weniger deutlich aus als noch im Vorquartal. Dennoch ist die wirtschaftliche Aktivität in der Gesamtregion weiterhin als gedämpft zu beurteilen, ein kurzfristiger Aufschwung zeichnet sich nicht ab. Nach wie vor wirken sich die schwache internationale Nachfrage und der teilweise erschwerte Zugang zu Finanzierung negativ auf die Investitionstätigkeit aus.

Was den Euroraum betrifft, hat der EZB-Rat in seiner letzten Sitzung am 5. November 2009 festgehalten, dass das seit Mai unveränderte Zinsniveau weiterhin angemessen ist. Das niedrige Zinsniveau und die rasche Implementierung unkonventioneller Maßnahmen haben dazu beigetragen, die Volkswirtschaften des Euroraums - rascher als erwartet - auf einen positiven Wachstumspfad zurückzuführen. Im 3. Quartal 2009 wuchs der Euroraum im Vorquartalsvergleich erstmals seit fünf Quartalen wieder um fast ½% und dürfte damit die Rezessionsphase hinter sich gebracht haben, wenngleich die Jahreswachstumsraten des BIP den negativen Bereich noch nicht verlassen haben. Gegenüber dem 3. Quartal 2008 schrumpfte das reale BIP im Euroraum um 4,1%.

Die jüngsten positiven BIP-Entwicklungen haben aber zu einer leichten Aufwärtsrevision sämtlicher Prognosen geführt. So erwartet die OECD in ihrer Prognose vom 19. November 2009 die BIP- Veränderung für den Euroraum im Jahr 2009 mit -4,0% und für 2010 mit +0,9%. Kurzfristig sollte das Wachstum durch weiterhin positive Nettoexporte, längerfristig aber vor allem durch eine Wiederbelebung der heimischen Nachfrage gestützt werden. Insgesamt dürfte die Erholung im Euroraum aufgrund der nach wie vor restriktiven Kreditvergabe, der steigenden Arbeitslosenquote auf fast 10% sowie dem Auslaufen zahlreicher Konjunkturmaßnahmen jedoch eher „träge und holprig“ ausfallen.

Auch Österreichs Volkswirtschaft wächst wieder. Das reale BIP wuchs nach vier Quartalen mit ununterbrochener Schrumpfung im 3. Quartal 2009 um 0,9% (qoq). Für das Gesamtjahr 2009 ist dennoch eine Schrumpfung im Ausmaß von rund 3½% zu erwarten. Wenngleich die meisten Vorlaufindikatoren mehrheitlich eine positive Entwicklung signalisieren, ist nur vorsichtiger Optimismus angesagt. Die meisten soft facts befinden sich trotz des starken Anstiegs in den letzten Monaten nach wie vor unter ihren langjährigen Mittelwerten, die hard facts erholen sich von den deutlichen Einbrüchen im letzten Jahr nur langsam. Aus diesem Grund muss gegenwärtig von einem positiven „Ausreißer“ im 3. Quartal ausgegangen werden, in dem die österreichische Wirtschaft der Entwicklung im ersten Halbjahr entgegengesteuert hat. Wenngleich die Aussichten für das 4.

Quartal weiterhin positiv sind, erwartet die OeNB aber im Vergleich zum 3. Quartal wiederum ein niedrigeres Quartalswachstum. Die OeNB wird ihre gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich für die Jahre 2009 bis 2011 am 10. Dezember 2009 vorlegen.

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Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen

2

Krisenverläufe in den großen Regionen der Welt

Die internationale Wirtschaftskrise, die in den USA ihren Ausgang nahm, verlief dort milder als im Euroraum und in Japan: Der BIP-Rückgang in den USA fiel wesentlich schwächer aus als in den beiden anderen Regionen. Die jüngsten Daten bestätigen, dass die wirtschaftliche Erholung, ausgehend von Asien, sich im Laufe des dritten Quartals unerwartet rasch auf die industrialisierten Länder ausbreitete. Der Aufschwung wurde durch massive Konjunkturprogramme gestützt, die aber langsam auslaufen. Erst dann wird sich herausstellen, ob die Expansion selbsttragend ist.

Die OECD ist optimistisch und hat ihre Prognosen jüngst nach oben revidiert: Sie erwartet für den Euroraum für 2009, 2010 und 2011 BIP-Wachstumsraten von -4,0%, +0,9% bzw.

+1,7%, für die USA -2,5%, +2,5% bzw. +2,8% und für Japan -5,3%, +1,8% bzw. 2,0%. Für China prognostiziert die OECD nach einer geringen Wachstumsdelle im Jahr 2009 wieder sehr kräftige Wachstumsraten für die kommenden zwei Jahre.

-4,0 -3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0

2007q01 2007q03 2008q01 2008q03 2009q01 2009q03

Euroraum USA Japan

Wirtschaftswachstum

Veränderung zum Vorquartal in %

Quelle: Eurostat.

-6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12

2008 2009 2010 2011

Euroraum USA Japan China

Prognosen zum Wirtschaftswachstum

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OECD.

Euroraum

Ende der Rezession im dritten Quartal im Euroraum

Nach dem starken Einbruch im ersten Quartal und der Stabilisierung im zweiten Quartal dürfte der Euroraum die Rezessionsphase im dritten Quartal 2009 hinter sich gebracht haben.

Laut der ersten Eurostat-Schätzung wuchs die Wirtschaft im Euroraum im dritten Quartal um 0,4%, sodass die Quartalswachstumsraten der letzten eineinhalb Jahre eher einem „V“-förmigen Verlauf entsprechen. Die Jahreswachstumsraten haben den negativen Bereich allerdings noch

2 Autoren: Ingrid Haar-Stöhr, Philipp Mayer, Anna Orthofer (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

nicht verlassen: Gegenüber dem drittem Quartal 2008 schrumpfte das reale BIP erneut um 4,1%.

Wachstum von Exporten und Konjunkturmaßnahmen getrieben

Für die Wachstumsbeiträge der BIP-Komponenten liegen noch keine Ergebnisse vor; aus den vorlaufenden Indikatoren – insbesondere der Industrieproduktion – können jedoch erste Rückschlüsse auf die wesentlichen Impulse für die BIP-Entwicklung im Euroraum gezogen werden. Die Industrieproduktion stieg im September zum dritten Mal in Folge (+0,3%

gegenüber dem Vormonat), inbesondere die Vorleistungs- und die Investitionsgüterproduktion erholten sich in den letzten Monaten deutlich. Bei der Vorleistungsgüterproduktion war im September eine Verlangsamung des Wachstums gegenüber den Vormonaten festzustellen, was darauf hinweist dass sich der Lagerzyklus zumindest teilweise wieder umgekehrt haben dürfte, die Lager nach dem starken Abbau in der ersten Jahreshälfte also zunehmend wieder aufgefüllt werden. In Deutschland war der kräftige Zuwachs der Industrieproduktion um +3,0%

insbesondere auf eine erhöhte Nachfrage in den exportorientierten Branchen Automobil und Maschinenbau zurückzuführen. Die positive Entwicklung dürfte neben dem starken Exportzuwachs jedoch auch auf die staatlichen Konjunkturpakete zurückzuführen sein:

Insbesondere im kräftigen Anstieg der Tiefbauproduktion spiegeln sich die staatlichen Investitionsausgaben wider. In Frankreich und Spanien, wo die Komponenten der BIP- Entwicklung schon veröffentlicht wurden, bestätigt sich die zentrale Rolle des Außenhandels für die Erholung.

Arbeitslosenquote steigt hingegen weiter

Während sich die Produktion zunehmend erholt, und sich sämtliche Vertrauensindikatoren ungebrochen verbessern, schlägt die Krise mit der üblichen Verzögerung auf den Arbeitsmarkt durch. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum lag im Oktober wie schon im September bei 9,8%; rund zwei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Einen besonders starken Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichneten jene Länder, die neben den Folgen der internationalen Finanzmarktkrise auch mit einer Restrukturierung ihres heimischen Bausektors zu kämpfen haben: In Spanien hat sich die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in den vergangenen 18 Monaten fast verdoppelt (von 9,9% im März 2008 auf 19,3% im Oktober 2009), in Irland hat sie sich seit Anfang 2008 auf zuletzt 12,8% fast verdreifacht. Im Gegensatz dazu erwies sich der Arbeitsmarkt in Deutschland und Österreich dank des weitverbreiteten Einsatzes von Kurzarbeitsprogrammen bisher als relativ stabil. Nach den Niederlanden (3,7%) weist Österreich (4,7%) die geringste Arbeitslosenrate im Euroraum auf.

Prognosen nach oben revidiert, langsame Erholung

Die überraschend positiven BIP-Entwicklungen haben zu einer leichten Aufwärtsrevision sämtlicher Prognosen geführt. Die EZB prognostizierte noch im September eine durchschnittliche BIP-Schrumpfung zwischen -4,4% und -3,8% für das laufende Jahr und eine Stagnation von -0,5% bis +0,9% für das kommende Jahr. Die jüngsten Prognosen der OECD sind mit -4,0% für 2009 und +0,9% für 2010 etwas optimistischer. Kurzfristig sollte das

(9)

Rückkehr positiver Inflationsraten verzögert sich

Der Rückkehr der Inflationsraten in den positiven Bereich, die von der September NIPE für Oktober vorhergesehen wurde, verzögert sich weiter: Im Oktober stieg die HVPI-Inflationsrate gegenüber September zwar an, lag mit -0,1% jedoch weiter unter den Erwartungen. Die kurzfristige Inflationsdynamik war insbesondere von der Rohstoffpreisentwicklung getrieben:

Aufwärtsgerichteten Basiseffekten der Energiekomponente standen abwärtsgerichtete Basiseffekte der Nahrungsmittelkomponente gegenüber. Insbesondere die Preise unbearbeiteter Nahrungsmittel fielen im Oktober unerwartet stark. Laut erster Vorausschätzung erreichte die HVPI-Inflationsrate im November dank der Energiekomponente wieder 0,6%; bis Jahresende wird ein Anstieg auf etwa 1% erwartet. Der Disinflationsprozess erfasst indessen durch die wachsende Outputlücke (fallende Erzeugerpreise, moderate Lohnentwicklungen, schrumpfende Gewinne) zunehmend auch die Kernkomponenten. Im Oktober sank die Kerninflationsrate (ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel) auf 1,0%.

Die verbesserten Wachstumsaussichten sowie höhere Ölpreisprognosen führten im frühen Herbst zwar zu einer leichten Aufwärtsrevision der Inflationsprognosen für 2009 und 2010; die jüngsten Prognosen (EZB Survey of Professional Forecasters von Oktober, EK und Consensus von November) revidierten ihre Inflationserwartungen hingegen tendenziell nach unten. Die Bandbreite der Erwartungen beträgt für 2009 zwischen 0,1% (EK) und 0,2% (OECD); für 2010 zwischen 0,8% (IWF) und 0,9% (OECD). Während die Mehrheit der Konsumenten für die nächsten 12 Monate fallende Preise erwartet, sind die längerfristigen Inflationserwartungen der Finanzmärkte auf einem Niveau verankert, das mit Preisstabilität kompatibel ist.

Leistungsbilanzdefizit verringert sich weiter

Im September verzeichnete der saisonbereinigte Handel des Euroraums mit dem Rest der Welt deutliche Zuwächse: Die Importe stiegen gegenüber dem Vormonat um 1,1%, die Exporte stiegen trotz der Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar um 5,5%. Zusammen mit sinkenden Einkommensabflüssen führte die Verbesserung der Handelsbilanz zu einer Verringerung des saisonbereinigten Leistungsbilanzdefizits auf 6,7 Mrd. Euro.

USA

Rückkehr zu positivem BIP-Wachstum im dritten Quartal

Nach vier Quartalen mit negativen realen BIP-Wachstumsraten expandierte die US- Wirtschaft im dritten Quartal mit 2,8% annualisiert gegenüber dem Vorquartal. Getrieben wurde das relativ breit abgestützte Wachstum insbesondere durch einen kräftigen Anstieg der privaten Konsumausgaben (+2,9%) – substanziell dazu beigetragen hat die US-Version der Abwrackprämie (cash for clunkers). Einen positiven Beitrag leisteten auch der kräftige Lageraufbau (der erste Zuwachs in den vergangenen vier Jahren), die Exporte, die Staatsausgaben sowie die Ausgaben für Wohnimmobilien, die nach deutlichen Rückgängen in den vergangenen Quartalen erstmals wieder ein kräftiges Wachstum aufwiesen. Die Einzelhandelsumsätze zogen im Oktober erneut an. Das großen Schwankungen unterliegende Konsumentenvertrauen bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau und wird voraussichtlich erst nennenswert steigen, wenn sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig verbessert.

Aufwärtstrend bei Frühindikatoren hält an

Konjunkturelle Frühindikatoren signalisieren ebenfalls einen moderaten Aufschwung. Der Sammelindex der Frühindikatoren des Forschungsinstitutes Conference Board stieg im Oktober zum siebenten Mal in Folge (erstmals seit 2004) und signalisiert ein Ende der Rezession im Juni

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

dritten Monat in Folge aufgehellt, jene im Dienstleistungssektor war im Oktober leicht rückläufig. Beide Indikatoren liegen über der 50er-Marke und signalisieren somit eine Expansion der Wirtschaft. Positive Meldungen gab es zuletzt auch zum US-Markt für Wohnimmobilien.

Der Case Shiller-Preisindex für Einfamilienhäuser stieg im September zum vierten Mal in Folge und deutet damit eine Stabilisierung der Immobilienpreise an. Die Verkäufe bestehender und neuer Häuser verzeichneten im Oktober deutliche Zuwächse.

Arbeitsmarkt weiter unter Druck

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist weiter sehr angespannt. Die Arbeitslosenquote stieg im Oktober deutlich auf 10,2% und damit auf das höchste Niveau seit 26 Jahren. Seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 wurden bis dato in Summe 8,2 Millionen Arbeitsplätze abgebaut.

Im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern führt die hohe Flexibilität des Arbeitsmarktes in den USA zu einem drastischen Abbau an Arbeitsplätzen. Derzeit hält der Stellenabbau noch an, wobei das Ausmaß des Abbaus jedoch zurückgeht. Bei einer Fortsetzung bzw. Verstärkung dieser Entwicklung könnte es bereits Anfang 2010 zu einer Wende auf dem US-Arbeitsmarkt kommen.

Unveränderte Fed Funds Rate

Die US-Notenbank beließ die Fed Funds Rate bei ihrer jüngsten Sitzung am 3./4. November unverändert und beabsichtigt sie für einen längeren Zeitraum auf diesem niedrigen Niveau zu lassen. In ihrem Statement nach der Sitzung führte die Fed erstmals die wirtschaftlichen Bedingungen an, die das niedrige Niveau rechtfertigen: Die geringe Kapazitätsauslastung, die hohe Arbeitslosenrate, gedämpfte Inflationstrends sowie stabile Inflationserwartungen. Die nächste FOMC-Sitzung findet am 15./16. Dezember statt.

Verbraucherpreisindex nur mehr leicht negativ, moderater Anstieg der Kernrate

Der VPI fiel im Oktober nur mehr leicht um 0,2% im Vorjahresvergleich (nach -1,3% im September). Für den kommenden Monat wird wieder mit einem Anstieg des VPI gerechnet.

Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg im Oktober um moderate 1,7%.

US-BIP steigt 2010 wieder

Die OECD rechnet in ihrer jüngsten Prognose mit einer BIP-Kontraktion für 2009 um 2,5%

(im Sommer noch -2,8%), für 2010 erwartet sie bereits wieder ein recht deutliches Wachstum von 2,5% (vorherige Prognose: +0,9%). Der IWF ist etwas weniger optimistisch mit einer Schrumpfung des BIP 2009 um 2,7% bzw. einer Expansion um 1,5% im Jahr 2010.

Asien

Japans Wirtschaft wächst im dritten Quartal relativ stark

Japans Wirtschaft ist im dritten Quartal 2009 mit 1,2% (gegenüber dem Vorquartal) wieder gewachsen (nach +0,7% im zweiten Quartal). Das Konsumentenvertrauen steigt seit Jänner, hat sich aber im Oktober bei 40,5 vorerst stabilisiert. Darüber hinaus steigt das Vertrauen der Unternehmer in die japanische Wirtschaft seit Februar beständig. Auch der japanische

(11)

Relativ günstige BIP-Prognosen für 2010 und 2011; weiterhin negative Inflationsrate und steigende Schuldenquote

Der Consensus Forecast prognostiziert für 2009 eine Schrumpfung des realen BIP um -5,7%, im Jahr 2010 allerdings ein Wachstum von 1,4%. Die OECD erwartet für heuer und für 2010 bzw. 2011 BIP-Wachstumsraten von -5,3%, 1,8% und 2,0%. Zudem geht der Consensus Forecast von sinkenden Preisen (VPI) im Jahr 2009 (-1,2%) und im Jahr 2010 (-0,9%) aus. Die Schuldenquote wird sich 2010 in Richtung 200% des BIP bewegen, und der Leistungsbilanzüberschuss wird im nächsten Jahr wieder deutlich steigen (von 143 auf 178 Mrd USD).

China wächst nächstes Jahr wieder zweistellig

Chinas Wirtschaft hat die Krise außerordentlich schnell überwunden und wird weiterhin stark wachsen. Laut OECD betrug das BIP-Wachstum im dritten Quartal 2009 gegenüber dem Vorjahr 9,4%. Für das vierte Quartal prognostiziert das Center for China Studies ein Wachstum von 10,7%. Der Einkaufsmanager-Index (PMI) stieg im Oktober auf 55,2% und hat sich damit seit Mai stetig erhöht. Die Industrieproduktion ist im dritten Quartal annualisiert um 17,8%

gewachsen, die Einzelhandelsumsätze real um 18,5%. Der VPI stieg im dritten Quartal um 2,1% im Vorjahresvergleich. Der chinesische Außenhandel ist zwar wieder deutlich stärker als nach dem Einbruch vor einem Jahr, die Exporte nahmen im Oktober aber gegenüber September nur mäßig zu (+0,4%). Der Leistungsbilanzüberschuss wird sich laut Weltbank heuer gegenüber dem Vorjahr fast halbieren (von 9,8% auf 5,6% des BIP). Die OECD prognostiziert für heuer und für 2010 bzw. 2011 BIP-Wachstumsraten von 8,6%, 10,4% und 9,3%. Zudem wird China laut OECD in den nächsten zwei Jahren weiterhin eine negative Preisentwicklung aufweisen (2009: -3,1%, 2010: -0,2%, 2011: -0,5%). Am 11.11.2009 hat die chinesische Zentralbank angekündigt, die de facto Bindung an den US-Dollar wieder aufzugeben und den Wechselkurs des RMB künftig an „den Kapitalflüssen und den Schwankungen der wichtigsten Währungen“

auszurichten.

(12)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa

3

Weitere Stabilisierung der konjunkturellen Situation; Aufschwung allerdings kurzfristig noch nicht absehbar

Die im zweiten Quartal zu beobachtende Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in den EU- Mitgliedstaaten Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE) setzte sich laut den ersten verfügbaren Zahlen zur BIP-Entwicklung auch im dritten Quartal weiter fort. Die Schrumpfung der Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahresquartal schwächte sich in den meisten Ländern weiter ab. Die bisher vorliegenden Daten zum saisonal bereinigten Wirtschaftswachstum zeigen ein positives Wachstum gegenüber dem Vorquartal in der Slowakei und in Litauen, während die Abwärtsbewegung in Estland, Ungarn und Rumänien zwar anhielt, aber schwächer ausfiel als im zweiten Quartal 2009. Während einige CESEE-EU-Mitgliedstaaten den Tiefpunkt im Konjunkturzyklus bereits im ersten Quartal erreicht hatten, bleibt für die drei letztgenannten Länder die Frage weiter offen, ob die Konjunktursohle im dritten Quartal bereits erreicht wurde.

2008 2009¹ 2010¹ 2008q4 2009q1 2009q2 2009q3

Bulgarien 6.0 -5.9 -2.5 3.5 -3.5 -4.9 -5.8

Estland -3.6 -13.7 -2.6 -9.2 -15.0 -16.1 -15.3

Lettland -4.6 -18.0 -4.0 -10.3 -18.0 -18.7 ..

Litauen 3.0 -18.1 -4.0 -2.2 -13.3 -19.5 -14.3

Polen 4.9 1.2 2.2 2.6 0.9 1.2 ..

Rumänien 7.1 -8.0 0.5 2.9 -6.2 -8.7 -7.1

Slowakische Rep. 6.4 -5.8 3.7 2.5 -5.6 -5.3 -4.9

Slowenien 3.5 -7.4 0.6 -0.8 -8.3 -9.3 ..

Tschechische Rep. 3.0 -4.8 1.3 0.0 -4.4 -5.8 ..

Ungarn 0.6 -6.5 -0.9 -2.5 -6.7 -7.5 -7.2

gesamte Region 4.2 -4.3 0.9 1.0 -3.9 -4.8 ..

Euroraum 0.9 -4.2 0.3 -1.8 -4.9 -4.8 -4.1

1) Prognose: EK (November 2009).

Quelle: Eurostat, EK.

Wirtschaftswachstum in den zentral-, ost- und südosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten Wachstumsrate des realen BIP in % gegenüber der Vorjahresperiode, nsa.

Trotz der positiven Nachrichten aus einigen CESEE-Ländern ist die wirtschaftliche Aktivität in der Gesamtregion allerdings weiterhin gedämpft und ein deutlicher Aufschwung ist kurzfristig nicht absehbar. Nach wie vor wirken sich die schwache internationale Nachfrage und der teilweise erschwerte Zugang zu Finanzierung negativ auf die Investitionstätigkeit aus. Die zunehmende Verschlechterung der Situation auf den Arbeitsmärkten, teils fallende Reallöhne und die gestiegene Schuldenlast der Haushalte dämpfen den privaten Konsum. Diese Situation spiegelt sich in der jüngsten Entwicklung wichtiger Vorlauf- und Vertrauensindikatoren wider:

Obwohl in nahezu allen Segmenten in den letzten Monaten eine gewisse Erholung zu

(13)

-2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

2006 2007 2008 2009

Produktion im Baugewerbe Industrieproduktion Umsätze in der Industrie Auftragseingang in der Industrie Einzelhandelsumsätze Fahrzeugzulassungen Vorlaufindikatoren

Abweichung vom Mittelwert des Indikators relativ zur Standardabweichung

Entwicklung wichtiger Vorlauf- und Vertrauensindikatoren für die CESEE EU-Mitgliedstaaten

Quelle: Eurostat, Europäische Kommission, OeNB.

-2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

2006 2007 2008 2009

Economic Sentiment Indicator Vertrauen in der Industrie Vertrauen in der Bauwirtschaft Vertrauen im Einzelhandel Konsumentenvertrauen Dienstleistungsvertrauen Vertrauensindikatoren

Abweichung vom Mittelwert des Indikators relativ zur Standardabweichung

-6 -4 -2 0 2 4 6

Jan. 08 Feb. 08 Mrz. 08 Apr. 08 Mai. 08 Jun. 08 Jul. 08 Aug. 08 Sep. 08 Okt. 08 Nov. 08 Dez. 08 Jan. 09 Feb. 09 Mrz. 09 Apr. 09 Mai. 09 Jun. 09 Jul. 09 Aug. 09 Sep. 09 Okt. 09 Nov. 09

EK EBRD Consensus IWF wiiw

Wachstumsprognosen für 2009 in %

Entwicklung der Wachstumsprognosen für die CESEE EU-Mitgliedstaaten im Zeitablauf

Quelle: EK, EBRD, Consensus Economics, IWF, wiiw, OeNB.

-6 -4 -2 0 2 4 6

Jan. 09 Feb. 09 Mrz. 09 Apr. 09 Mai. 09 Jun. 09 Jul. 09 Aug. 09 Sep. 09 Okt. 09 Nov. 09 Dez. 09

Wachstumsprognosen für 2010 in %

Diese Einschätzung wird auch durch die jüngsten Prognosen zum Wirtschaftswachstum in der Region gestützt, welche sich in den letzten Monaten zwar stabilisiert haben, aber für die Gesamtregion – im Gegensatz zum Euroraum – noch nicht nach oben revidiert wurden. So erwartet zum Beispiel die Europäische Kommission in ihrer Herbstprognose für das heurige Jahr ein durchschnittliches Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 4,3%, bevor der Konjunkturverlauf im Jahr 2010 ein bescheidenes Wachstum von +0,9% ausweisen wird. Erst 2011 wird wieder mit einem deutlichen Zuwachs der Wirtschaftsleistung von knapp 3%

gerechnet. Wachstumsraten, die an die durchschnittliche Entwicklung der Jahre vor Ausbruch

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

mittelfristig nicht ganz zu erreichen sein. Trotzdem wird der wirtschaftliche Aufholprozess der Region nur vorübergehend zum Stillstand kommen: Basierend auf den aktuellen Prognosen wird das Wachstumsdifferenzial zwischen den CESEE-EU-Mitgliedstaaten und den Ländern des Euroraums ab 2011 wieder deutlich positiv sein und etwa 2,5 Prozentpunkte betragen. Dieser Wert ist um etwa einen Prozentpunkt niedriger als vor Ausbruch der Krise.

Der weitere Konjunkturverlauf in der CESEE-Region ist – so wie auch global - mit substantiellen Unsicherheiten behaftet und die Erholung wird in der Region unterschiedlich schnell voran schreiten. Größere Unsicherheiten bestehen im Bezug auf die externe Nachfrage und auf die realwirtschaftlichen Auswirkungen, die die aus der Rezession resultierende deutliche Verschlechterung der Kreditportfolioqualität der Banken in CESEE haben werden. Daneben besteht das Risiko, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit höher ausfällt als erwartet, was sich in einer schleppenderen Entwicklung des inländischen Privatkonsums niederschlagen könnte.

Deutlich nachlassende Teuerungsraten in der Region

Der Preisdruck ließ in allen Ländern der Region in den letzten Monaten teils deutlich nach.

Die durchschnittliche jährliche Teuerung sank von 6,3% im Gesamtjahr 2008 auf 2,4% im Oktober 2009. Die gedämpfte Preisentwicklung kann vor allem durch die Wirtschaftsflaute und die damit zusammenhängende zunehmend negative Produktionslücke erklärt werden. So ging die Kerninflation in etwa demselben Ausmaß wie die Gesamtinflation zurück. Zusätzlich wirkten im Jahresvergleich sinkende Rohstoff- und Energiepreise sowie zum Teil günstige Basiseffekte bei Lebensmittelpreisen inflationsmildernd.

Der Rückgang war allerdings nicht in allen Ländern gleich stark ausgeprägt: Die Inflation ließ in Ländern mit fixem Wechselkursregime (also in Bulgarien und den baltischen Staaten) deutlich stärker nach als in den übrigen Staaten. Während die erste Ländergruppe einen Rückgang der Teuerung um mehr als 10 Prozentpunkte im Vergleich zu 2008 verzeichnete, lag die entsprechende Reduktion für den Rest der Region nur bei etwa 4 bis 6 Prozentpunkten. Diese Unterschiede dürften einerseits auf den besonders starken Wirtschaftsabschwung in den meisten Fixkurs-Ländern, andererseits aber auch auf Wechselkurseffekte zurückzuführen sein.

Polen und Ungarn sind die einzigen der hier behandelten Länder, die keinen markanten Inflationsrückgang verzeichneten. In Polen wertete die Landeswährung Ende 2008/Anfang 2009 besonders stark ab, das Land war darüber hinaus deutlich weniger stark von der Wirtschaftskrise betroffen als die anderen CESEE-Länder. In Ungarn bewirkte die Erhöhung indirekter Steuern (unter anderem der Mehrwertssteuer von 20% auf 25%) ab Juli einen zusätzlichen Preisschub.

In Estland, Lettland, der Slowakei und der Tschechischen Republik wurde im Oktober ein sinkendes Preisniveau (im Jahresvergleich) verzeichnet.

Die Zentralbanken der Region reagierten auf die rezente Inflationsentwicklung und die mittelfristig geringeren Inflationsrisiken, aber auch auf die rückläufigen Risikoprämien mit einer Lockerung der Geldpolitik. So wurde seit Jahresbeginn der Leitzins in Ungarn um 350, in Rumänien um 225, in Lettland um 200, in Polen um 150 und in der Tschechischen Republik um 100 Basispunkte gesenkt4.

(15)

2008 2009¹ 2010¹ Jun. 09 Jul. 09 Aug. 09 Sep. 09 Okt. 09

Bulgarien 12.0 2.7 2.3 2.6 1.0 1.3 0.2 0.3

Estland 10.6 0.2 0.5 -0.5 -0.4 -0.7 -1.7 -2.1

Lettland 15.3 3.5 -3.7 3.1 2.1 1.5 0.1 -1.2

Litauen 11.1 3.9 -0.7 3.9 2.6 2.2 2.3 1.0

Polen 4.2 3.9 1.9 4.2 4.5 4.3 4.0 3.8

Rumänien 7.9 5.7 3.5 5.9 5.0 4.9 4.9 4.3

Slowakische Rep. 3.9 1.1 1.9 0.7 0.6 0.5 0.0 -0.1

Slowenien 5.5 0.9 1.7 0.2 -0.6 0.1 0.0 0.2

Tschechische Rep. 6.3 0.6 1.5 0.8 -0.1 0.0 -0.3 -0.6

Ungarn 6.0 4.3 4.0 3.7 4.9 5.0 4.8 4.2

gesamte Region 6.3 3.3 2.1 3.4 3.2 3.1 2.8 2.4

Euroraum 3.3 0.3 1.1 -0.1 -0.6 -0.2 -0.3 -0.1

* Prognose: EK (November 2009).

Quelle: Eurostat, EK.

Preisentwicklung in den zentral-, ost- und südosteuropäischen EU-Mitgliedsländern Jährliche Veränderungsrate des HVPI in %

Makrofinanzielle Risiken: Leicht Entspannung seit Frühjahr 20095

Das allgemeine Risikoprofil der Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas hat sich nach einer deutlichen Verschärfung der Risiken in den letzten Monaten des Vorjahres und Anfang dieses Jahres seit dem Frühjahr wieder etwas entspannt6. Allgemein stellen sich die Risiken aber nach wie vor in beinahe allen Ländern noch etwas akzentuierter dar als vor dem Übergreifen der globalen Finanzkrise auf die CESEE-Region. Zuletzt waren vor allem in Polen und Russland Verbesserungen im Risikoprofil zu verzeichnen, während sich die Situation in der Ukraine weiter verschlechterte.

Das makroökonomische und zyklische Risikoprofil der zentral-, ost- und südosteuropäischen Staaten war seit dem Frühjahr im Allgemeinen weitgehend stabil. Obwohl nahezu alle Länder der Region zu Jahresbeginn tief in die Rezession rutschten und das Wirken automatischer Stabilisatoren zu steigenden Budgetdefiziten und Staatsschuldenquoten führte, waren im zweiten Quartal erste Zeichen einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage zu erkennen. Insbesondere Polen meisterte das erste Halbjahr 2009 gut und konnte als einziges Land in der EU eine Rezession vermeiden. Auch 2010 sollte das Land die robusteste Wirtschaftsentwicklung in der Region aufweisen. Aufgrund des gestiegenen Ölpreises und eines dadurch sinkenden Budgetdefizits ist auch das Risiko für Russland etwas gesunken.

Auch die außenwirtschaftlichen Risiken und die Wechselkursrisiken veränderten sich in den meisten Ländern der Region nur unwesentlich. Die Leistungsbilanzdefizite nahmen aufgrund eines starken Importrückgangs trotz fallender Exporte deutlich ab und die Landeswährungen entwickelten sich gegenüber dem Euro weitgehend stabil oder werteten sogar etwas auf. Die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung ist allerdings in einigen Ländern aufgrund der allgemeinen makroökonomischen Performance noch mit gewissen Fragezeichen behaftet. Auch in diesem Bereich konnten in Polen Verbesserungen verzeichnet werden: die Wettbewerbsfähigkeit nahm zu, die Leistungsbilanz drehte in einen Überschuss, ausländische (Netto-)Direktinvestitionen flossen weiter ins Land und der Zugang zur Flexible Credit Line des IWF wurde nach einer positiven Überprüfung durch den Fonds bestätigt. Auch in Russland

5 In diesem Unterabschnitt werden die Länder Slowenien, Slowakei, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Russland und Ukraine behandelt.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

werden die Wechselkursrisiken aufgrund der soliden außenwirtschaftlichen Position (Leistungsbilanzüberschuss, relativ moderate Auslandsverschuldung, hohe Devisenreserven) und steigender Ölpreise in Zaum gehalten. Im Gegensatz dazu verschärfte sich das Risikoprofil der Ukraine noch etwas, nachdem es zu einer Verzögerung der Auszahlung einer weiteren Tranche aus dem Stand-by-Abkommen des Landes mit dem IWF gekommen war.

Die Kreditrisiken und Risiken im Bezug auf den Bankensektor sind nach wie vor vergleichsweise hoch, wenngleich auch in diesem Bereich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen CESEE-Ländern bestehen. Der Wirtschaftsabschwung und Wechselkursbewegungen in Ländern mit flexiblem Wechselkursregime Ende 2008 und Anfang 2009 führten zu einem Anstieg des Anteils notleidender Kredite an der gesamten Kreditvergabe und zu einem steigendem Rückstellungsbedarf für Kreditausfälle. In der Folge sank die Profitabilität der Bankensektoren der Region deutlich. Risiken in diesem Bereich werden aber durch eine hohe und zum Teil steigende Eigenmittelausstattung (staatliche und/oder von westlichen Mutterbanken ausgehende Rekapitalisierungsmaßnahmen) etwas gedämpft. Auch in diesem Bereich ist die Ukraine aufgrund des besonders starken Wirtschaftsabschwungs und anhaltender Wechselkursrisiken nach wie vor mit großen Herausforderungen konfrontiert.

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Österreich: Unerwartet starkes BIP-Wachstum im dritten Quartal

7

Österreichs Wirtschaft wächst im dritten Quartal 2009 wieder

Die österreichische Wirtschaft ist laut der ersten Veröffentlichung der Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (Flash-Release) im dritten Quartal 2009 um +0,9%

(real, saison- und arbeitstätig bereinigt, gegenüber dem Vorquartal) gewachsen. Das reale BIP- Wachstum im vierten Quartal 2008 (im ersten Quartal 2009) wurde geringfügig um -0,1 PP (um +0,1 PP) auf -1,1% (-2,6%) revidiert. Eine Trendwende und damit eine Rückkehr auf den positiven Wachstumspfad war für das dritte Quartal erwartet worden, die Stärke des Wachstumsschubes übertrifft aber die Prognosen (OeNB im September: +0,4%, Europäische Kommission in jüngst veröffentlichter Herbstprognose: +0,3%).8

Tabelle 1: Erste Veröffentlichung der VGR-Daten („Flash“) für das dritte Quartal 2009.

Wachstumsraten von BIP und Nachfragekomponenten (real, saisonbereinigt, im Vergleich zur Vorperiode)

BIP privater Konsum

öffentlicher Konsum

Bruttoanlage- investitionen

Exporte Importe Gesamte inl.

Nachfrage (ohne Lager)

Nettoexporte Lager Stat.

Differenz

Veränderung zur Vorperiode in % Wachstumsbeiträge zum BIP in %-Punkten

2008Q1 1.1 0.1 -1.0 1.4 1.4 -0.5 0.2 1.1 0.1 -0.3

2008Q2 0.5 0.1 2.6 0.7 -1.3 -0.1 0.7 -0.7 0.1 0.4

2008Q3 -0.7 0.1 -0.8 -1.7 -3.9 -3.1 -0.4 -0.7 -0.5 1.0

2008Q4 -1.1 0.1 1.6 -2.8 -5.6 -4.1 -0.2 -1.1 -0.9 1.1

2009Q1 -2.6 0.1 -1.6 -2.5 -5.7 -5.6 -0.8 -0.4 -0.8 -0.8

2009Q2 -0.5 0.1 0.2 0.1 -2.8 -2.3 0.1 -0.4 -0.4 0.1

2009Q3 0.9 0.1 1.2 1.3 1.4 0.9 0.6 0.3 0.1 0.0

2005 2.8 2.2 1.7 2.8 7.8 7.1 2.1 0.6 0.0 0.1

2006 3.4 1.9 2.5 0.8 7.8 5.5 1.7 1.4 0.5 -0.2

2007 3.4 0.8 2.0 3.1 9.1 6.7 1.5 1.7 0.1 0.2

2008 2.0 0.5 3.0 0.5 -0.4 -1.6 0.9 0.6 -0.3 0.8

Quelle: VGR-Flash Daten von WIFO, Statistik Austria.

Der globale Konjunktureinbruch wurde in erster Linie durch den Einbruch der Exporte nach Österreich übertragen. Die Nettoexporte lieferten im dritten Quartal 2009 nun aber nach fünf negativen Quartalen in Folge wieder einen positiven Wachstumsbeitrag. Das Wachstum der Exporte betrug +1,4%, auch die Importe sind wieder angestiegen (+0,9%). Die Investitionen sind nach den Exporten im Zuge der Krise am stärksten eingebrochen. Hierfür ausschlaggebend waren neben dem starken Rückgang der Exportnachfrage (die Investitionen sind stark exportabhängig) eine abwartende Einstellung der Unternehmen sowie Verschlechterungen der Finanzierungsbedingungen. Das BIP-Wachstum im dritten Quartal wird nun aber wesentlich vom Investitionswachstum getragen. Nach drei Quartalen schrumpfender Investitionen wuchsen diese im 3. Quartal um 1,3% (-1,9% im 2. Quartal). Hierfür zeichnen aber hauptsächlich die Tiefbauinvestitionen (Konjunkturpakete) verantwortlich, während sich die Ausrüstungsinvestitionen angesichts bestehender Überkapazitäten weiterhin schwach entwickeln.

7 Autoren: Christian Ragacs, Klaus Vondra (Abteilung für die Volkswirtschaftliche Analysen)

8 Die gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB 2009-2011 für Österreich wird am 10. Dezember 2009

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Der öffentliche Konsum ist im 3. Quartal verglichen mit dem Vorquartal stärker gewachsen (+1,2%, nach zuletzt +0,4% im 2.Quartal) aber durch die Verbuchung von zwei Abfangjägern nach oben verzerrt. Das Wachstum des privaten Konsums blieb mit +0,1% gegenüber dem Vorquartal unverändert. Dieser hat sich im bisherigen Verlauf des Jahres 2009 trotz Krise als stabilisierender Faktor erwiesen. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Die Jahre 2005 bis 2008 haben einen Zuwachs der Anzahl der unselbständig Beschäftigten von insgesamt 255.000 gebracht. Die größtenteils im Herbst 2008 getätigten Lohnabschlüsse für das Jahr 2009 bringen in Verbindung mit der stark rückläufigen Inflation weiterhin steigende reale Haushaltseinkommen. Die Kaufkraft der privaten Haushalte wurde zusätzlich durch die im Frühjahr in Kraft getretene Steuerreform gestützt.

VGR-Revisionen zeigen nun synchronen Krisenverlauf im Euroraum und in Österreich

Vor einem halben Jahr schien es noch so, als ob die Krise Österreich zeitverzögert getroffen hat, nachdem bis inklusive der Veröffentlichung für das erste Quartal 2009 (10. Juni 2009) noch ein Nullwachstum für das 3. Quartal 2008 publiziert worden ist. In den folgenden Veröffentlichungen der Quartalsrechnung veränderte sich das Konjunkturbild jedoch laufend.

Die Wachstumsraten im ersten Halbjahr 2008 wurden nach oben revidiert, gleichzeitig wurde das Quartalswachstum für das dritte Quartal 2008 sukzessive nach unten korrigiert (aktuelle Veröffentlichung: -0,7%). Somit zeigt sich nachträglich, dass die österreichische Wirtschaft im Vergleich zum Euroraum zwar um ein Quartal später zu schrumpfen begonnen hat, der weitere Verlauf der Krise jedoch fast synchron ist. Auch für einzelne Nachfragekomponenten ergaben sich im Zuge der letzten VGR-Veröffentlichungen zum Teil deutliche Revisionen (siehe Grafik).

-3.0 -2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5

2007Q1 2008Q1 2009Q1

Reales BIP

Veränderung zur Vorperiode in %

Veränderungen der VGR-Veröffentlichungen für Österreichs BIP-Komponenten

-0.5 -0.4 -0.3 -0.2 -0.1 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6

2007Q1 2008Q1 2009Q1

Privater Konsum

Veränderung zur Vorperiode in %

-2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5

2007Q1 2008Q1 2009Q1

Öffentlicher Konsum

Veränderung zur Vorperiode in %

-3.0 -2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0

Investitionen

Veränderung zur Vorperiode in %

-8.0 -6.0 -4.0 -2.0 0.0 2.0 4.0

Exporte

Veränderung zur Vorperiode in %

-7.0 -6.0 -5.0 -4.0 -3.0 -2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0 3.0

Importe

Veränderung zur Vorperiode in %

(19)

Nach einem Anstieg der Arbeitslosenquote Anfang 2009 von 4,2% auf 4,6% verharrt diese seit April zwischen 4,7% und 4,8%. Damit weist Österreich nach den Niederlanden (3,6%) aber nach wie vor die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in der EU auf.

Österreich gehört mit Deutschland zu den Euroraumländern mit der geringsten Zunahme der Arbeitslosigkeit im bisherigen Verlauf der Krise. Dies kann einerseits darauf zurückgeführt werden, dass Unternehmungen bislang versucht haben, ihren Beschäftigtenstand nach Möglichkeit zu halten. Andererseits wurden die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt durch arbeitsmarkpolitische Maßnahmen abgefedert. Die Anzahl der zur Kurzarbeit angemeldeten Personen erreichte in den Monaten Mai bis Juli mit rund 55.000 ihren Höhepunkt. Seitdem geht die Kurzarbeit leicht zurück, Mitte November waren 37.140 Personen zur Kurzarbeit angemeldet. Weiters wird das Ansteigen der Arbeitslosigkeit durch eine Ausweitung des Schulungsangebots des AMS gedämpft. Im November war die Zahl der Schulungsteilnehmer mit 78.782 um 43,2% höher als im Vergleichsmonat des Vorjahrs.

-3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6

2000 2002 2004 2006 2008

Unselbständig Beschäftigte (Veränderung zum Vorjahresmonat) Arbeitslosenquote

in %

Quelle: Eurostat.

Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt

-40 -20 0 20 40 60

2000 2002 2004 2006 2008

-20 -10 0 10 20 30

Arbeitslose (linke Skala) Offene Stellen (rechte Skala) Veränderung zum Vorjahr in Tausend

Letzte Beobachtung:

Oktober

Die HVPI-Inflationsrate lag im Oktober 2009 bei 0,1 Prozent

Die österreichische HVPI-Inflationsrate (gemessen im Jahresabstand) ist seit Jahresanfang 2009 deutlich gesunken. Sie ging von 1,6% im Jänner 2009 auf -0,4% im Juli zurück, im August ist sie wieder auf 0,2% angestiegen und hat sich im September erneut auf einen Wert von 0% abgeschwächt. Im Oktober betrug die HVPI-Inflationsrate 0,1%. Ausschlaggebend für den leichten Anstieg im Oktober war in erster Linie die weniger stark rückläufige Preisentwicklung bei Energie: -7,9% im Oktober gegenüber -11,2% im September. Auf gedämpftem bis moderatem Niveau entwickeln sich die Preise in den Verbrauchsgruppen Nahrungsmittel (-0,6% im Oktober und -0,3% im September) und Dienstleistungen (1,4% im Oktober und 1,5% im September). Im Bereich der Industriegüter ohne Energie hat sich die Inflationsentwicklung in den letzten beiden Monaten etwas deutlicher abgeschwächt (1,0% im Oktober und 1,3% im September). Letzteres wirkte – auf Grund des hohen Gewichts dieses Sektors im HVPI – der im Energiesektor „aufwärtsgerichteten“ Inflationsentwicklung stärker entgegen. Der fallende Trend in der ersten Jahreshälfte ist zwar bei allen

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Inflationskomponenten außer den Industriegütern zu finden, hauptsächlich ist er aber vom Verlauf der Inflation im Energiesektor bestimmt. Diese ist aufgrund des Basiseffektes hoher Energiepreise im Vergleichszeitraum des Vorjahres deutlich gesunken. Dieser Basiseffekt wird in den kommenden Monaten aber auslaufen. Im Nahrungsmittelbereich wird eine Normalisierung der gegenwärtig negativen Inflationsraten auf wiederum positive Werte erwarte. Die OeNB geht derzeit von einem graduellen Anstieg der HVPI-Inflationsrate in den kommenden Monaten aus. Im Jahresmittel für 2009 sollte die HVPI-Inflationsrate bei rund einem halben Prozent liegen.

Konjunkturindikatoren signalisieren stabilisierte Wachstumsaussichten

Der Economic Sentiment Indicator prolongierte im November 2009 seinen Trend und stieg von 88,2 Punkten im Oktober auf 89,5 Punkte. Damit hat sich die Geschwindigkeit der Erholung deutlich reduziert. Die erwarteten Auftragseingänge in der Industrie (sowohl insgesamt als auch aus dem Ausland) stiegen im vierten Quartal erneut deutlich an und liegen nur noch knapp unter dem jeweiligen historischen Mittelwert. Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) fiel im November auf 49,9 Punkte. Dies bedeutet den ersten Rückgang seit März 2009.

Produktion, Auftragseingänge und Auftragsbestand liegen allerdings nach wie vor über dem Mittelwert von 50 Punkten. Der Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im Oktober auf minus 0,4 Punkte. Der Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung für das dritte Quartal 2009 erholte sich deutlich von zuletzt -20,8 auf -5,9 Punkte. Dafür zeigten sich sowohl die derzeitige Geschäftslage (von -35 auf -13) als auch die erwartete Geschäftslage (von -6 auf +1) verantwortlich. Der OeNB-Exportindikator vom November 2009 lässt eine weitere Erholung der österreichischen Exporte erwarten. Er signalisiert für die Monate September und Oktober durchschnittlich ein Wachstum der nominellen Güterexporte von jeweils rund 4% (nominell, saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartalsmonat). Der IFO Geschäfsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands hat sich im November erneut aufgehellt.

Neben der Entwicklung verschiedener Softfacts deuten in der Zwischenzeit auch einige Hardfacts auf eine anhaltende Erholung der Wirtschaft hin. Die Auftragseingänge (sowohl aus dem Inland und Ausland) verbesserten sich im September erneut, im Vorjahresvergleich liegen sie jedoch insgesamt nach wie vor um 16,5% unter dem Wert vom September 2008. Im Gegensatz dazu ist die Industrieproduktion im September gegenüber dem Vorjahresmonat erneut stärker geschrumpft als in den vorhergehenden Monaten (Sep.: -13,7%; Aug.: -11,6%; Jul.: -9,5%).

Obwohl die Nächtigungszahlen in der aktuellen Tourismus Sommersaison gegenüber der Sommersaison 2008 leicht zurückgegangen sind (-1,1%) ist diese unerwartet gut verlaufen.

Trotz der mehrheitlich positiven Entwicklung der meisten Vorlaufindikatoren ist nur vorsichtiger Optimismus angebracht. Die meisten Softfacts befinden sich trotz des starken Anstiegs in den letzten Monaten nach wie vor unter ihren langjährigen Mittelwerten, die Hardfacts erholen sich von den deutlichen Einbrüchen im letzten Jahr nur langsam. Aus diesem Grund muss gegenwärtig von einem positiven „Ausreißer“ im 3. Quartal ausgegangen werden, in dem die österreichische Wirtschaft der Entwicklung im ersten Halbjahr entgegengesteuert

(21)

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten

9

Interbankenzinssätze auf historischen Tiefstständen

Bei unveränderten Leitzinsen im Euroraum (1%) und den USA (0-0,25%) stabilisierten sich die Geldmarktsätze auf historischen Tiefstständen. Der 1-Monats-Euribor (0,47% Ende November 2009) und der 3-Monats-Euribor (0,72%) erreichten Ende Oktober bzw. im November 2009 erneut neue Tiefststände. Auch die Risikoaufschläge auf dem europäischen (29 Basispunkte, Bp.) und amerikanischen (12 Bp.) Interbankenmarkt waren seit Oktober 2009 weitgehend stabil und erreichten Niveaus vom Sommer 2007. Die australische und norwegische Notenbank erhöhten ihre Leitzinsen um 50 beziehungsweise 25 Bp. auf respektive 3,75% und 1,5%, nachdem ihre Volkswirtschaften stark vom internationalen Anstieg der Rohstoffnachfrage im Rahmen der globalen wirtschaftlichen Erholung profitieren. International werden derzeit mögliche Ausstiegsstrategien analysiert, damit die ergriffenen außerordentlichen Liquiditätsmaßnahmen zeitnah und allmählich auslaufen werden und die bereitgestellte Liquidität abgeschöpft wird. Am Pfandbriefmarkt setzte das Eurosystem unterdessen seine seit Juli 2009 getätigten Ankäufe fort: Am 27. November 2009 hielt es bei einem Volumen von knapp 25 Mrd EUR, bei einem Gesamtvolumen des Programms bis Ende Juni 2010 von EUR 60 Mrd.10

0 100 200 300 400

Sep-08 Dez-08 Mär-09 Jun-09 Sep-09

EUR USD

Quelle: Bloomberg, Euribor

3-Monats - Übernacht Spreads am Interbankenmarkt in Bp.

0 1 2 3 4 5 6

Sep-08 Dez-08 Mär-09 Jun-09 Sep-09

0 5 10 15 20 25 30

3-Monats-Euribor

Bandbreite der von den Banken gemeldeten Interbankzinssätzen (rhs)

in Prozent in Bp.

3-Monats-Euribor Bandbreite

9 Autoren: Gernot Ebner, Stefan Kavan (Abteilung für Finanzmarktanalyse).

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Trotz der historisch niedrigen Stände beim 3-Monats-Euribor lässt sich eine verstärkte Differenzierung der Risikosicht bei den befragten Banken feststellen. So waren die von Banken gemeldeten Euribor-Sätze Ende September 2008 nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers noch relativ homogen: Der Unterschied zwischen den maximal und minimal eingemeldeten Zinssätzen betrug damals nur 12 Bp. Am 20. November 2009 betrug diese Differenz 25 Bp., obwohl der Euribor im gleichen Zeitraum um 456 Bp. fiel. Die Bandbreite der Markteinschätzungen durch die europäischen Banken hat sich also im letzten Jahr deutlich ausgeweitet. Diese Entwicklung zeigt, dass trotz einer Normalisierung auf den Geldmärkten die Refinanzierungsbedingungen für einige Banken angespannt bleiben.

Die Risikoaufschläge für 10-jährige europäische Staatsanleihen gegenüber einer synthetischen EU-Anleihe engten sich seit Mitte Oktober mehrheitlich ein. Am 1. Dezember 2009 lag der Spread für Österreich bei 36 Bp. (-5 Bp.), für Italien bei 85 Bp. (-1 Bp.), für Belgien bei 41 Bp.

(-2 Bp.) und für Griechenland bei 177 Bp. (+41 Bp.). Die Höhe der Staatsverschuldung sowie die Maßnahmen zur Stützung des Bankensystems und der Realwirtschaft haben die Risikoaufschläge der Staatsleihen stark beeinflusst. Nachdem die Staaten Risiken des Bankensystems übernommen haben, hängt nun auch die Kreditwürdigkeit europäischer Staaten stärker von der Entwicklung der Banken ab.

Die stark ansteigende US-Staatsverschuldung führt dazu, dass Investoren am Optionsmarkt vermehrt Absicherungen gegen zukünftig höhere Zinsen bei Staatsanleihen kaufen. Diese Einschätzung lässt sich dadurch erklären, dass nächstes Jahr knapp USD 2 Billionen an Staatsanleihen auf dem Markt platziert werden dürften und die US-Notenbanken Fed im Oktober ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen beendete. Durch die dadurch niedrigere Nachfrage nach US-Staatsanleihen bei weiterhin hohen Refinanzierungserfordernissen dürften Investoren im Jahr 2010 höhere Renditen (niedrigere Kurse) bei Neuemissionen verlangen, was die Zinslast für den amerikanischen Staat in Zukunft ansteigen lassen würde. Trotzdem blieben die Inflationserwartungen in den USA zuletzt stabil.

Aktienmärkte legen eine Verschnaufpause ein

Die internationalen Aktienmärkte tendieren seit Mitte Oktober schwächer, nachdem negative Nachrichten aus Dubai den Markt überraschten und Investoren die starken Kursanstiege seit März 2009 (zum Teil mehr als 60%) zu Gewinnmitnahmen nutzten. So verloren sowohl der amerikanische S&P500 Index (-0,3%, +21% ytd), der europäische DJ EuroStoxx Price Index (-4,6%, +18% ytd) wie auch der österreichische ATX Index (-9,0%, +42% ytd) teils deutlich. Die Aktien von Finanzintermediären konnten sich diesem Trend nicht entziehen und verloren im selben Zeitraum ebenfalls: der DJ EuroStoxx Banks -8,0% (+50%

ytd) und der DJ EuroStoxx Insurance -13,7% (+5% ytd). Die Entscheidung der niederländischen ING Group, die zur Spaltung ihrer Bank- und Versicherungsgeschäfte vor dem Hintergrund des Staatshilfeverfahrens der Europäischen Kommission führte, wurde von den Marktteilnehmern insgesamt negativ aufgenommen. Die Zukunft von komplexen Finanzkonglomeraten, die vor der Finanzkrise entstanden und während der Krise staatliche Beihilfen aufnehmen mussten, ist durch diese Entscheidung ungewiss geworden. Auch die

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Branchenindex entwickeln konnte, zeugt von der derzeit hohen Aufnahmefähigkeit des Aktienmarktes.

In den ersten drei Quartalen 2009 bewiesen Anleger ihr wiedergewonnenes Vertrauen in die Kapitalmärkte durch ihr gesteigertes Interesse an europäischen Investmentfonds. Die Nettomittelzuflüsse betrugen von Jänner bis September 2009 knapp 150 Mrd EUR, getragen durch Zuflüsse in alle definierten Fondskategorien.11 Dadurch stieg das Volumen europäischer Fonds im September auf 6.640 Mrd EUR, was einem Anstieg im heurigen Jahr von 12%

entspricht. In der weltweiten Verteilung der Fondsvolumina im Juni 2009 nimmt Europa den zweiten Platz hinter den USA ein.

90 95 100 105 110

01.10.2009 16.10.2009 31.10.2009 15.11.2009 30.11.2009 Erste Group Bank DJ Euro Stoxx Banks

Erste Group Aktie seit Anfang Oktober 2009

Quelle: Bloomberg, EFAMA. Die linke Graphik wurde per 1. Oktober 2009 zu 100 indiziert.

USA 45%

Europa 38%

Asien & Pazifik 10%

Amerika ex.

USA 7%

Rest 0%

Weltweite Fondsvolumina (Juni 2009)

Finanzmärkte in CESEE erholen sich

Die Aktienmärkte in der CESEE-Region haben sich im Jahr 2009 stark erholt. So legte der MSCI EM Eastern Europe Index (+76% ytd) seit Jahresbeginn kräftig zu. Auch die CDS- Spreads auf CESEE-Staatsanleihen haben sich seit ihrem Höhepunkt im März 2009 wieder deutlich eingeengt. Die österreichischen Banken erbrachten in diesem Zusammenhang einen positiven Beitrag zur Stabilisierung der Region und bestätigten ihre strategische Verpflichtung gegenüber dem erweiterten Heimatmarkt CESEE. Das gesamte Exposure der österreichischen Banken (ohne UniCredit Bank Austria und Hypo Group Alpe Adria) gegenüber CESEE lag im zweiten Quartal 2009 bei rund 187 Mrd EUR.12 Knapp drei Viertel davon entfielen auf Länder innerhalb der EU. Insgesamt hielt Österreich im zweiten Quartal 2009 rund 20% des Gesamtexposures ausländischer EU-15 Banken in dieser Region. Das höchste Exposure erreichten die österreichischen Banken im dritten Quartal 2008 mit 201 Mrd EUR. In den letzten Quartalen ging es dann durch eine Verringerung des Interbankenexposures und durch

11 Quelle: European Fund and Asset Management Association (www.efama.org).

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Währungseffekte zurück. Das Exposure gegenüber Nichtbanken blieb jedoch weitestgehend konstant.

Kreditinstitute

Bilanzsummenrückgang seit März 2009

Nach starkem Bilanzsummenwachstum bis zum 3. Quartal 2008 stagnierte die Bilanzsumme zwischen September 2008 und März 2009 bei rund 1.070 Mrd EUR. Im zweiten und dritten Quartal 2009 sank sie um jeweils rund 11 Mrd EUR und verzeichnete damit gegenüber dem Ultimo 2008 einen Rückgang um 2,1% auf 1.047 Mrd EUR.

Für diese Entwicklung war zu einem großen Teil das Zwischenbankengeschäft im In- und Ausland verantwortlich. Beim Stand der Forderungen bzw. Verbindlichkeiten an bzw.

gegenüber inländischen Kreditinstituten war in den ersten neun Monaten 2009 ein Rückgang von 9,98 Mrd EUR bzw. 27,29 Mrd EUR erkennbar. Im Geschäftssegment Ausland war das Volumen im Kundengeschäft rückläufig.

Mit Stichtag 30.9.2009 gab es innerhalb der Bankensektoren beim Bilanzsummenwachstum kein einheitliches Bild. Neben einem Rückgang bei den Aktienbanken (-26,21 Mrd EUR bzw.

-8,5%) wiesen auch die Sparkassen (-6,85 Mrd EUR bzw. -3,9%), die Sonderbanken (-1,46 Mrd EUR bzw. -1,3%), die Landes-Hypothekenbanken (-0,62 Mrd EUR bzw. -0,6%) und die Zweigstellen gem. § 9 BWG (-0,08 Mrd EUR bzw. -0,7%) Abnahmen auf. Die Raiffeisenbanken (+9,65 Mrd EUR bzw. +3,6%), die Volksbanken (+3,10 Mrd EUR bzw.

+3,9%) und die Bausparkassen (+0,47 Mrd EUR bzw. +2,1%) verzeichneten hingegen einen Anstieg der Bilanzsumme.

Der Aktienbankensektor hielt Ende September 2009 mit 26,9% Marktanteil gemessen an der Gesamtbilanzsumme knapp den ersten Platz vor dem Raiffeisensektor mit 26,3%. Dahinter folgten die Sparkassen mit 16,2%. Die Sonderbanken erzielten einen Marktanteil von 10,3%, die Landes-Hypothekenbanken 9,2%, die Volksbanken 7,8%, die Bausparkassen 2,2% und die Zweigstellen gem. § 9 BWG 1,1%.

Der Marktanteil der 10 größten Banken sank im Vergleich zum Ultimo 2008 um 1,3 Prozentpunkte auf 53,2%, was daran lag, dass ihr Bilanzsummenrückgang mit 4,5% stärker ausfiel als im Österreichschnitt (-2,1%). Der Anteil der Top 5-Banken gemessen an der Bilanzsumme ging mit 1,5 Prozentpunkten noch etwas stärker zurück und erreichte Ende September 2009 37,6%.

Rückgang der Bankkredite an den privaten Sektor

Die um Wechselkurseffekte, Wertberichtigungen und Reklassifikationen bereinigte Kreditvergabe, sogenannte transaktionsbedingte Veränderungen inländischer Nichtbanken an den privaten Sektor (Private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen), ging in den ersten neun Monaten 2009 um 0,4 Mrd EUR zurück, während sie in derselben Periode der vorhergehenden drei Jahre (2006 bis 2008) um jeweils rund 11 Mrd EUR angestiegen waren.

Referenzen

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