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Juni 2013

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OESTERREICHISCHE NATIONALBANK

E U R O S Y S T E M

KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

Juni 2013

(2)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(3)

Medieninhaber und

Herausgeber Oesterreichische Nationalbank Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien Postfach 61, 1011 Wien

www.oenb.at [email protected] Tel. (+43-1) 40420-6666 Fax (+43-1) 40420-6698

Redaktion Hauptabteilung für Kommunikation, Planung und Personal

© Oesterreichische Nationalbank, 2013 Alle Rechte vorbehalten.

Reproduktionen für nicht kommerzielle Verwendung, wissenschaftliche Zwecke und Lehrtätigkeit sind unter Nennung der Quelle freigegeben.

Auf geschlechtergerechte Formulierungen wird verzichtet, an ihrer Stelle verwendete Begriffe gelten im Sinn der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.

Redaktionsschluss: 19. Juni 2013

(4)

Inhalt

Bericht über die wirtschaftliche Lage ... 4

Überblick ... 5

Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen - International und im Euroraum ... 6

Zentral-, Ost- und Südosteuropa ... 10

Österreichs Wirtschaft stagniert auch zu Jahresbeginn - Deutlicher Aufschwung lässt auf sich warten ... 12

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats ... 16

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten ... 23

Spezielle Kurzanalysen zu Geld- und Währungspolitik ... 27

OeNB Euro Survey: Spareinlagen der privaten Haushalte in CESEE gewinnen an Bedeutung gegenüber Euro- Bargeld ... 28

Lettland: Konvergenzberichte von EZB und Europäischer Kommission ... 34

Annex ... 37

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik – EU und international Zeitraum 17. April bis 12. Juni 2013 ... 38

Grafiken und Tabellen ... 44

(5)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(6)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Überblick

1

Die globale Konjunktur wird sich nach den neuesten Prognosen der Europäischen Kommission (EK) sowie der OECD nur schleppend erholen Die EK sagt für 2013 ein Wachstum von +3,1%

voraus (nach +3,0% im Jahr 2012), 2014 soll das BIP-Wachstum mit +3,8% etwas anziehen. Die OECD prognostiziert für 2013 ein BIP-Wachstum von ebenfalls +3,1%; für 2014 wird von einer etwas stärkeren Erholung (+4,0%) ausgegangen. Die Erholung der Weltkonjunktur ist vor allem durch die Entwicklungs- und Schwellenländer getrieben, wo sich eine robuste Binnennachfrage und eine Belebung der Exporte positiv auf das Wachstum auswirken. Innerhalb der Entwicklungs- und Schwellenländer ist China trotz einer leichten Verlangsamung im heurigen Jahr weiterhin führend.

Die US-Wirtschaft konnte die Rezession des Jahres 2009 nachhaltig überwinden und ist auf einen stabilen Wachstumspfad eingeschwenkt. Das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2013 betrug +0,6% (im Vergleich zum Vorquartal). Positive Wachstumsbeiträge kamen dabei vor allem von den privaten Konsumausgaben, aber auch von den Bruttoanlageinvestitionen und den Vorratsveränderungen, während die Staatsausgaben und auch die Nettoexporte einen negativen Beitrag zum Wachstum lieferten. Somit gab es zu Jahresbeginn keinen nennenswert bremsenden Effekt durch die automatisch in Kraft getretenen Steuererhöhungen. Auch die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft Japan verzeichnete zu Jahresbeginn ein deutliches Wachstum von +0,9% zum Vorquartal. In Japan wurde das Wachstum ebenso vom privaten Konsum aber auch von den Nettoexporten getragen. Die japanische Wirtschaft profitiert derzeit sowohl von einem umfangreichen Konjunkturpaket, als auch von einer deutlichen Abwertung des japanischen Yen.

Im Gegensatz zu den USA und Japan schrumpfte das reale BIP im Euroraum im ersten Quartal 2013 um 0,2% (im Vergleich zum Vorquartal). Verantwortlich dafür war vor allem ein Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen. Ein leicht positiver Wachstumsbeitrag kam von den Nettoexporten sowie vom privaten Konsum. Auf Länderebene betrachtet verzeichneten die peripheren Volkswirtschaften die stärksten BIP-Rückgänge; in Frankreich sank die Wirtschaftsleistung zum zweiten Mal in Folge, die deutsche Wirtschaft konnte zumindest einen geringfügigen Zuwachs verzeichnen. Im Vergleich zum März wurde in der Eurosystemprognose von Anfang Juni das BIP-Wachstum – vor allem in Folge des schwächeren Wachstums zu Jahresbeginn – erneut nach unten revidiert. Das Eurosystem erwartet nun einen Rückgang des BIP im Jahr 2013 um 0,6%. Hinter dieser Prognose steht eine langsame, aber kontinuierliche Konjunkturbeschleunigung im Laufe dieses Jahres. 2014 wird das Wachstum gestärkt von der Binnennachfrage 1,1% betragen. Trotz der leichten Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den zentral- ost- und südosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten in den letzten Monaten ist vorerst nicht mit einer kräftigen Konjunkturerholung zu rechnen. Die jüngste Prognose der Europäischen Kommission vom Mai erwartet für 2013 nur ein durchschnittliches Wachstum von 1%.

Österreich konnte sich zu Jahresbeginn der europäischen Entwicklung nicht ganz entziehen.

Während der Euroraum weiterhin schrumpfte, kam es in Österreich zu einer Stagnation der Wirtschaftsleistung. Die schwache Exportentwicklung konnte hierbei nicht in ausreichendem Maß durch die inländische Nachfrage kompensiert werden. Die besonders konjunkturabhängigen Bruttoanlageinvestitionen entwickelten sich zudem rückläufig. Dieser Rückgang wurde vornehmlich von der europäischen Schuldenkrise, der damit verbundenen Rezession in wichtigen Absatzländern und der daraus resultierenden anhaltenden Unsicherheit über zukünftige Absatzchancen getrieben.

Mit der sukzessiven Verbesserung der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird sich die Export- und Investitionskonjunktur ab Jahresmitte 2013 erholen. Vor diesem Hintergrund revidierte die OeNB in ihrer aktuellen Prognose (Juni 2013) die Wachstumsaussichten für die österreichische Wirtschaft leicht nach unten. Für 2013 bzw. 2014 wird nunmehr ein Wachstum des realen BIP von 0,3% bzw. 1,5% erwartet, erst im Jahr 2015 wird die österreichische Wirtschaft mit 1,8% wieder im langjährigen Durchschnitt wachsen.

(7)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen - International und im Euroraum

2

BIP-Rückgang im ersten Quartal 2013 im Euroraum etwas stärker als erwartet

Das reale BIP schrumpfte im ersten Quartal 2013 im Euroraum um -0,2% (ggü. VQ) und damit etwas stärker als von den Prognosen vorhergesagt. Verantwortlich dafür war vor allem ein Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen. Ein leicht positiver Wachstumsbeitrag kam von den Nettoexporten sowie vom privaten Konsum.

Auf Länderebene betrachtet verzeichneten die peripheren Volkswirtschaften die stärksten BIP-Rückgänge im ersten Quartal 2013. Das italienische und das spanische BIP gingen jeweils um -0,5% (ggü. VQ) zurück, die portugiesische Wirtschaftsleistung kontrahierte im Ausmaß von -0,3% (ggü. VQ). Wie erwartet vermied Deutschland einen Rückfall in negatives Territorium (Q412:-0,7%), wobei das BIP-Wachstum im Ausmaß von +0,1% (ggü. VQ) hinter den Erwartungen blieb. Demgegenüber kontrahierte das französische BIP zum zweiten Mal in Folge um -0,2% (ggü. VQ).

2 Autorin: Elisabeth Beckmann (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

-3.0 -2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5

2008q01 2009q01 2010q01 2011q01 2012q01 2013q01 2014q01

Konsumausgaben der privaten Haushalte und POoE Vorratsveränderungen und Statistische Differenz

Konsumausgaben des Staates Bruttoanlageinvestitionen

Außenbeitrag (Waren und Dienstleistungen) Bruttoinlandsprodukt BIP lt. EK Prognose Spring 2013

Wachstumsbeitrag der Komponenten des realen BIP im Euroraum (gg. Vorquartal)

Quelle: Eurostat.

in %-Punkten

realisierte Werte laut Eurostat. prognostizierte Werte laut

EK Spring Prognose (Mai 2013).

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Erwartetes BIP-Wachstum 2013: -0,6%

Für das zweite Quartal 2013 erwarten rezente Prognosen mehrheitlich ein Ende der Rezession und deuten auf ein marginal positives Wachstum von +0,1% ggü. VQ. Es gibt aber auch Prognosen, die ein Nullwachstum oder einen weiteren leichten Rückgang für das zweite Quartal ausweisen – so etwa der Euro-Coin Indikator, der für das zweite Quartal eine geglättete Quartalswachstumsrate des realen BIP von -0,15% prognostiziert. Und auch die Vertrauensindikatoren signalisieren für das zweite Quartal 2013 eher einen leichten BIP- Rückgang. Nach einem moderaten Anstieg im April stabilisierte sich der Einkaufsmanagerindex (EMI) im Mai, liegt damit aber weiterhin unter dem Wert von Jahresbeginn sowie unter der 50- Punkte Marke und damit unter der Expansionsschwelle. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) verbesserte sich nach zwei Rückgängen (im März und April) im Mai erstmals wieder.

Damit konnte er die Rückschläge der vorangegangenen Monate wieder ausgleichen und den Stand von Jahresbeginn fast wieder erreichen. Die Stimmungsverbesserung war im Mai in allen Sektoren mit Ausnahme des Bausektors spürbar. Somit gibt es erste Anzeichen einer Stabilisierung der Vertrauensindikatoren auf niedrigem Niveau. Der erwartete Vertrauensanstieg bleibt aber weiterhin aus.

Für das Gesamtjahr 2013 prognostizieren die Experten des Eurosystems nun (Juni) einen BIP-Rückgang von -0,6%. Dies stimmt mit der jüngsten Prognose der OECD von Ende Mai überein. In beiden Fällen wurden die Wachstumsaussichten weiter nach unten revidiert. Der Hauptgrund dafür ist das schwache erste Quartal 2013. Auch Consensus Economics revidierte seine Wachstumsprognose im Juni um -0,1 Pp. gegenüber dem Mai-Wert auf -0,6% nach unten. Für 2014 weist die jüngste Prognose des Eurosystems ein BIP-Wachstum von 1,1% für den Euroraum aus.

Arbeitslosenquote steigt auf neuen Höchststand von 12,2%

Die Arbeitslosenquote im Euroraum stieg im April 2013 auf einen neuen Höchststand von 12,2% (+0,1 Prozentpunkte ggü. VM). Das entspricht dem prognostizierten Wert für das Gesamtjahresergebnis 2013. Auf Länderebene

hält die Divergenz der Arbeitslosenquoten nach wie vor an und spiegelt vor allem die heterogene BIP-Entwicklung im Euroraum wider. Starke Anstiege verzeichnen jene Mitgliedstaaten, die sich in einer Rezession befinden. Das gilt insbesondere für Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und Zypern. Den größten Anstieg im April 2013 verzeichnete Zypern mit +1,1 Prozentpunkten ggü. VM. In Irland hingegen sinkt die Arbeitslosenquote aufgrund der positiven konjunkturellen Entwicklung bereits seit März vergangenen Jahres.

Beim Beschäftigungswachstum setzt sich

die negative Dynamik auch im ersten Quartal 2013 fort. Die Beschäftigungszahlen sanken im Euroraum um 0,5% ggü. dem Vorquartal. Der EMI-Beschäftigungsindex lag im Mai 2013 leicht unter dem Wert des Vormonats sowie deutlich unter der 50-Punkte-Marke, was einen weiteren

0 5 10 15 20 25 30

Jän.08 Mai.08 Sep.08 Jän.09 Mai.09 Sep.09 Jän.10 Mai.10 Sep.10 Jän.11 Mai.11 Sep.11 Jän.12 Mai.12 Sep.12 Jän.13

DE IR GR

ES FR IT

AT PT CY

Arbeitslosenquote in ausgewählten Ländern in %

Quelle: Eurostat.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

– wenngleich voraussichtlich verlangsamten – Beschäftigungsrückgang im ersten Halbjahr 2013 erwarten lässt.

Rückgang der Teuerungsraten aufgrund negativer Basiseffekte setzt sich fort

Nachdem die HVPI-Inflationsrate im Jänner 2013 noch 2,0% betragen hatte, sank sie in den Folgemonaten deutlich und lag im April bei 1,2% und im Mai bei 1,4%. Der aktuelle Rückgang der Preissteigerungsrate ist der schwachen konjunkturellen Lage sowie abwärtsgerichteten Basiseffekten geschuldet. Die Prognoseentwicklung für den HVPI im Gesamtjahresergebnis 2013 und 2014 ist weiterhin rückläufig. Die aktuellen Prognosen erwarten unisono einen Rückgang der Inflationsrate deutlich unter 2% für 2013 und 2014. Laut den Experten des Eurosystems wird die Verbraucherpreisinflation im Jahr 2013 bei 1,4% und im Jahr 2014 bei 1,3% liegen. Abwärtsrisiken ergeben sich aus einem möglicherweise schlechteren Wachstum im Euroraum. Aufwärtsrisiken gehen von einem möglichen neuerlichen Ansteigen der Energie- und Rohstoffpreise (nach dem Rückgang dieser Preise in den letzten Monaten), höheren administrierten Preisen und indirekten Steuern sowie von der Entwicklung des Wechselkurses aus.

Die langfristigen Inflationserwartungen sind weiterhin fest verankert und befinden sich im Einklang mit dem Ziel der Preisstabilität. Die von Consensus Forecasts veröffentlichten langfristigen Inflationserwartungen für in 5 Jahren sind zuletzt von 2,1% auf 2,0% gesunken.

Die im Survey of Professional Forecasters (Q2/2013) veröffentlichten Inflationserwartungen liegen bei 1,8% für 2015 und 1,9% für das Jahr 2017.

Renditen für Staatsanleihen der Euroraumländer steigen

Die Segmentierung des Euro-Staatsanleihenmarkts in „Kernländer“ und „Peripherieländer“

hat sich seit der Bekanntgabe möglicher OMT-Geschäfte durch die EZB im September 2012 deutlich verringert. Lediglich in den letzten vier Wochen ist wieder eine leichte Divergenz zu beobachten, da die Anstiege sowohl

portugiesischer als auch irischer Staatsanleihen etwas höher ausfielen als jene der Länder mit „safe haven“-Status. Der allgemein beobachtete Anstieg der Euroraum-Renditen wird im Zusammenhang mit dem Geschehen am US- Staatsanleihenmarkt gesehen. Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Lage in den USA scheinen die Märkte eine Verringerung der monatlichen Wertpapierankäufe durch die FED zu erwarten, was zu einer erheblichen Verunsicherung an den Kapitalmärkten geführt hat. Die US-Zinsstrukturkurve hat sich vor allem am längeren Ende erheblich nach oben verschoben. Diese Entwicklung

führte auch an den europäischen Märkten zu Druck auf die Anleihenotierungen. Die Renditen auf 10-jährige deutsche Staatsanleihen stiegen in den vergangenen 4 Wochen um 20 Basispunkte, während jene Irlands und Portugals um mehr als 40 Basispunkte zulegten.

0 2 4 6 8 10 12

Jul.12 Okt.12 Jän.13 Apr.13

AT IE FR DE

IT ES PT

10-jährige Staatsanleihen ausgewählter Länder

Rendite in %

Quelle: Thomson Reuters.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Schleppende und heterogene Erholung der Weltkonjunktur

Die neuen Prognosen der EK (Frühjahrsprognose, Mai) sowie der OECD (Economic Outlook, Mai) sehen weiterhin eine schleppende Erholung der Weltkonjunktur. Die EK sagt für 2013 ein Wachstum von +3,1% voraus (2012 3,0%), 2014 soll das BIP-Wachstum mit +3,8%

etwas anziehen. Die OECD prognostiziert ein BIP-Wachstum von ebenfalls +3,1% für 2013 und +4,0% für 2014. Für die USA sagt die OECD für 2013 ein Wachstum von +1,9% und für 2014 ein stärkeres Wachstum von +2,8% voraus.

Die Erholung der Weltkonjunktur ist vor allem durch die Entwicklungs- und Schwellenländer getrieben, wo sich eine robuste Binnennachfrage und eine Belebung der Exporte positiv auf das Wachstum auswirken. Innerhalb der Entwicklungs- und Schwellenländer ist China – trotz einer leichten Verlangsamung im heurigen Jahr – der Vorreiter mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von +7,8% in 2013 und +8,4% in 2014.

Obwohl der Euroraum und die USA im Vergleich zu China eine ähnliche Wirtschaftsleistung haben, zeigt ein Vergleich des BIP-Pfads (Index reales BIP,

Q1 2005 = 100) deutliche Unterschiede seit 2011. Während sich die Erholung in Europa seit Mitte 2011 wieder in eine Rezession umgekehrt hat, geht sie in den USA relativ stabil weiter.

Die Erholung in den USA und im Euroraum hängt jedoch auch von den Wachstumsprognosen für die Entwicklungs- und Schwellenländer ab. In China basiert das Wachstum stark auf Investitionen, was zumindest langfristig nicht nachhaltig ist. Für Indien stellen die vergleichsweise hohe Inflation und das Budget- und Leistungsbilanzdefizit ein Abwärtsrisiko dar.

In Brasilien könnten Faktoren wie die teilweise unterentwickelte Infrastruktur und die ebenfalls relativ hohe Inflation eine wachstumsbremsende Rolle spielen.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Zentral-, Ost- und Südosteuropa

3

Makrofinanzielle Risiken steigen bei weiterhin schwachem internationalen Umfeld leicht an

Seit November 2012 haben sich die makrofinanziellen Risiken in mehreren Ländern Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE4) erhöht. Verantwortlich dafür waren in erster Linie länderspezifische Faktoren. Im Hinblick auf das internationale Umfeld haben sich die Wachstumsaussichten für den Euroraum zuletzt verschlechtert. Gleichzeitig haben sich allerdings die Finanzierungsbedingungen für die CESEE-Länder sowie für Banken aus dem Euroraum und den CESEE-Ländern entspannt.

Zudem konnten einige (wenngleich nicht alle) CESEE Länder ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Schocks seit Ende 2012 erhöhen. Zu dieser Gruppe gehören etwa die Tschechische Republik, Polen und Bulgarien, wo sich das makrofinanzielle Risikoprofil in den letzten Monaten etwas verbessert hat. Hauptverantwortlich dafür war eine Entspannung der Risiken in Bezug auf den Bankensektor. Gründe dafür sind eine verbesserte Profitabilität des Sektors nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund eines günstigen Verhältnisses der Betriebsaufwendungen zu den Betriebserträgen, eine gestiegene Kapitalausstattung, eine Verbesserung der internationalen Vermögensposition des Bankensektors (Tschechische Republik, Polen), eine abnehmende Lücke zwischen Einlagen und Krediten (Polen, Bulgarien) sowie ein rückläufiger Anteil von Fremdwährungskrediten an der Gesamtkreditvergabe an Haushalte (Polen).

Zu einer Verschlechterung der makrofinanziellen Situation kam es hingegen in Kroatien, Russland und in der Ukraine. In allen genannten Ländern waren dafür vor allem steigende außenwirtschaftliche Risiken und Wechselkursrisiken verantwortlich. In Kroatien kam es im letzten Jahr zu beträchtlichen Kapitalabflüssen im Bereich der sonstigen Investitionen (also insbesondere im Bereich der internationalen Kreditvergabe). Trotz dieser Abflüsse verbesserte sich die Auslandsverschuldung aber nicht substantiell und verblieb auf einem hohen Niveau. Des Weiteren verschlechterte sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit (vor allem aufgrund steigender Lohnstückkosten). Russland verbuchte im Jahr 2012 einen geringeren Leistungsbilanzüberschuss und der Nettozufluss ausländischer Direktinvestitionen stagnierte auf niedrigem Niveau. Starke Lohnsteigerungen und eine leichte Aufwertung des russischen Rubel wirkten sich darüber hinaus nachteilig auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit aus, und ein prognostizierter Rückgang des Ölpreises in den nächsten beiden Jahren könnte zu niedrigeren Exporteinnahmen führen. In der Ukraine erreichte das Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2012 eine Rekordhöhe, während die Fremdwährungsreserven weiter abnahmen. Lohnsteigerungen führten ebenso wie in den anderen beiden Ländern zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, und die Terms of Trade verschlechterten sich, da der Preis für Stahl (ein wichtiges Exportprodukt des Landes) 2012 und in den ersten Monaten 2013 deutlich zurückging.

3 Autor: Josef Schreiner (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

4 In diesem Unterabschnitt werden die zehn Länder Ungarn, Polen, Slowenien, die Tschechische Republik, Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Russland und Ukraine behandelt.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Konjunktureller Tiefpunkt könnte zum Jahreswechsel 2012/13 erreicht worden sein, Prognosen gehen von einer nur schleppenden Erholung aus

Nachdem das Wirtschaftswachstum in den EU-Mitgliedstaaten Zentral-, Ost- und Südosteuropas Ende 2012 stagnierte, könnte die konjunkturelle Talsohle Anfang 2013 durchschritten worden sein. Mit einem knappen Plus von 0,1% (im Vergleich zum Vorquartal und saisonal bereinigt) wuchs die Region zu Jahresbeginn wieder leicht. Ebenso deuteten verfügbare Vorlauf- und Vertrauensindikatoren zuletzt auf eine leichte Konjunkturerholung hin:

Das Wachstum der Industrieproduktion war seit Jahresbeginn positiv (zuletzt +1,4% im April, im Vergleich zum Vorjahr) und auch die Einzelhandelsumsätze nahmen im April leicht zu (+1,6%, ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr). Der Economic Sentiment Indikator der Europäischen Kommission stieg im Mai auf 91,3 Punkte im regionalen Durchschnitt und lag damit um 3,2 Punkte höher als zu seinem Tiefstand im Oktober 2012. Auch beim PMI (welcher für Polen und die Tschechische Republik verfügbar ist) war in den letzten Monaten ein verhalten positiver Trend zu erkennen. Gleichzeitig bleibt die konjunkturelle Lage in CESEE aber heterogen: So stecken etwa Slowenien und die Tschechische Republik weiter in der Rezession, während sich das Wachstum etwa in Ungarn und Rumänien zuletzt beschleunigt hat. Lettland und Litauen weisen sogar robuste Wachstumsraten von über 1% im Vergleich zum Vorquartal aus.

Trotz der leichten Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den letzten Monaten ist vorerst nicht mit einer kräftigen Konjunkturerholung zu rechnen. Die jüngste Prognose der Europäischen Kommission vom Mai

erwartet für 2013 nur ein durchschnittliches Wachstum von 1%.

Dieser Wert ist nur unwesentlich höher als im letzten Jahr (0,9%). Die Wirtschaftsleistung wird heuer in Ungarn stagnieren und in der Tschechischen Republik und Slowenien weiter zurückgehen (-0,4% bzw. -2%). Im Gegensatz dazu werden Litauen und Lettland um mehr als 3% wachsen.

Wachstumsraten zwischen 1% und 1,5%

werden für Bulgarien, Polen, Rumänien und die Slowakei erwartet. 2014 wird sich die Konjunktur aber in allen Ländern etwas weiter aufhellen. Das durchschnittliche Wachstum sollte laut Prognose der Kommission knapp über 2% betragen. In Slowenien wird die Wirtschaft allerdings weiter leicht schrumpfen.

-6 -4 -2 0 2 4 6 8

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013f 2014f

CESEE EU-Mitgliedstaaten Euroraum

BIP-Entwicklung

Jährliches Wachstum in %

Quelle: Eurostat, Europäische Kommission.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Österreichs Wirtschaft stagniert auch zu

Jahresbeginn - Deutlicher Aufschwung lässt auf sich warten

5

Österreichs Wirtschaft stagniert seit einem Jahr

Die österreichische Wirtschaft ist laut erster vollständiger Veröffentlichung der Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im Jahr 2012 um 0,8% gewachsen. Im ersten Quartal 2013 stagnierte die heimische Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal (real, saison- und arbeitstägig bereinigt). Im Vergleich zum VGR-Flash vom 15. Mai wurden nur sehr geringe Revisionen vorgenommen: Das Investitionswachstum im ersten Quartal wurde nach oben revidiert (+0,2 Prozentpunkte), das Export- und vor allem das Importwachstum wurden zurückgenommen (siehe unterer Teil von Tabelle 1).

Tabelle 1: Wachstumsraten für das BIP und die Nachfragekomponenten (real, saisonbereinigt, im Vergleich zur Vorperiode)

Prognose der OeNB vom Juni 2013: Deutlicher Aufschwung lässt auf sich warten Österreich konnte sich der europäischen Entwicklung nicht entziehen. Das Wachstum der österreichischen Wirtschaft kam seit dem zweiten Quartal 2012 zum Erliegen. Die schwache Exportentwicklung konnte nicht in ausreichendem Maß durch die inländische Nachfrage kompensiert werden. Die besonders konjunkturabhängigen Bruttoanlageinvestitionen

5 Autor: Klaus Vondra (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen)

BIP Privater Konsum

Öffentlicher Konsum

Bruttoanlage- investitionen

Exporte Importe Inlandsnachfrage (o. Lager)

Netto- exporte

Lagerver- änderungen

Stat.

Differenz

Veränderung zur Vorperiode in % Wachstumsbeiträge zum BIP in %-Punkten

Q2 12 +0,1 –0,0 +0,1 –0,1 +0,3 +0,5 –0,0 –0,0 0,0 0,2 Q3 12 +0,0 –0,1 +0,1 –0,2 +0,6 +0,3 –0,1 0,2 –0,0 –0,1 Q4 12 –0,1 –0,1 +0,2 –0,3 +0,2 –0,2 –0,1 0,2 0,0 –0,3 Q1 13 –0,0 –0,0 +0,3 –0,4 +0,2 +0,1 –0,0 0,0 0,0 –0,1 2009 –3,5 +1,1 +0,9 –6,4 –14,8 –11,8 –0,6 –2,6 –1,0 0,7 2010 +2,2 +1,6 +0,1 +0,7 +8,5 +8,0 1,1 0,6 0,7 –0,1 2011 +2,7 +0,9 –0,2 +6,3 +7,0 +7,0 1,7 0,4 0,5 0,1 2012 +0,8 +0,1 +0,9 +1,4 +1,6 +1,2 0,5 0,3 –0,2 0,2

BIP Privater Konsum

Öffentlicher Konsum

Bruttoanlage- investitionen

Exporte Importe Inlandsnachfrage (o. Lager)

Netto- exporte

Lagerver- änderungen

Stat.

Differenz

Veränderung zur Vorperiode in % Wachstumsbeiträge zum BIP in %-Punkten

Q2 12 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Q3 12 0,0 0,0 0,2 0,0 0,3 0,3 0,0 0,0 0,1 -0,1 Q4 12 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 -0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 Q1 13 0,0 0,0 -0,2 0,2 -0,1 -0,2 0,0 0,1 0,0 0,0 2012 0,1 -0,1 -0,1 0,0 0,1 0,1 -0,1 0,0 -0,1 0,2 Ergebnisse der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Quelle: WIFO, Eigene Berechnungen OeNB Revisionen

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

entwickelten sich rückläufig. Dieser Rückgang wurde vornehmlich von der europäischen Schuldenkrise, der damit verbundenen Rezession in wichtigen Absatzländern und der daraus resultierenden anhaltenden Unsicherheit über zukünftige Absatzchancen getrieben. Mit der sukzessiven Verbesserung der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird sich die Export- und Investitionskonjunktur ab Jahresmitte 2013, vor allem aber in den Jahren 2014 und 2015 merklich erholen. Trotz des im internationalen Vergleich überraschend dynamischen Beschäftigungszuwachses stagnierte im abgelaufenen Jahr der reale private Konsum.

Verantwortlich dafür war die inflationsbedingt schwache Reallohnentwicklung, die – wie bereits in den Jahren zuvor – das Wachstum der Haushaltseinkommen dämpfte. Dieser Trend wird sich auch im laufenden Jahr fortsetzen. Erst in den kommenden Jahren ist ein stärkerer Zuwachs bei den realen Haushaltseinkommen zu erwarten, der die private Konsumnachfrage wieder zu einer Stütze des Wirtschaftswachstums machen wird.

Tabelle 2: Hauptergebnisse der OeNB-Prognose vom Juni 2013 für Österreich

Vertrauensindikatoren im Mai wieder leicht verbessert

Die Vertrauensindikatoren sind vor dem Hintergrund der Zypern- und Italienkrise im März und April gesunken. Im Mai vollzogen sie die erwartete Gegenbewegung. Der ifo Geschäftsklimaindex legte um 1,3 Punkte zu, wobei die Verbesserung einzig auf die

2012 2013 2014 2015

W irtschaftliche A ktiv ität

B ruttoinlandsproduk t + 0,8 + 0,3 + 1,5 + 1,8

P rivater Konsum + 0,2 + 0,2 + 0,9 + 1,2

Ö ffentlich er Konsum + 1,0 + 0,7 + 1,3 + 1,2

B ruttoanlageinvestitionen + 1,4 -0,5 + 2,2 + 2,7

E xporte insgesam t + 1,4 + 1,7 + 4,4 + 5,5

Im porte insgesam t + 1,1 + 1,3 + 4,2 + 5,4

L eistungsbilanzsaldo + 1,8 + 2,3 + 2,5 + 2,7

Preise

H arm onisierter V erbrauch erpreisindex + 2,6 + 2,0 + 1,7 + 1,8

E inkom m en und Sp aren

R eal verfügbares H aush altseink om m en + 0,7 + 0,2 + 0,9 + 1,3

Sparquote 7,7 7,7 7,7 7,7

A rbeitsm arkt

U nselbstständig B esch äftigte + 1,2 + 0,6 + 0,4 + 0,7

A rbeitslosenquote gem äß E urostat 4,4 4,8 4,9 4,9

Bud g et (M aastricht)

B udgetsaldo -2,5 -1,7 -1,4 -1,2

Staatsversch uldung 73,7 74,4 74,0 72,8

in % des nom inellen BIP

Q uelle: 2012: E urostat, Statistik A ustria; 2013 bis 2015: O eN B -P rognose vom Juni 2013.

1 D ie P rognose w urde basierend auf saison- und arbeitstägig bereinigten D aten der V G R erstellt. D ie W erte für das Jah r 2012 w eich en dah er von den von Statistik A ustria publizierten nich t bereinigten D aten ab.

Veränderung zum Vorjahr in %

in % des nom inellen verfügbaren Haushaltseinkom m ens Veränderung zum Vorjahr in %

in % des Arbeitskräfteangebots in % des nom inellen BIP

Veränderung zum Vorjahr in % (real)

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Geschäftslage zurückzuführen ist. Auch der Bank Austria EinkaufsManagerIndex konnte im Mai etwas zulegen (von 47,8 auf 48,2 Punkte), liegt aber nach wie vor unter der 50-Punkte Marke.

Im Gegensatz dazu konnten die Teilindizes für Auftragseingänge und Produktion mit einem deutlichen Anstieg von 3,0 bzw. 1,4 Punkten die 50-Punkte-Marke überschreiten. Diese Maieinschätzung bestätigt die zuletzt veröffentlichten bereits realisierten Auftragseingänge von Statistik Austria (März) und bestärkt die Einschätzung einer langsamen Konjunkturbeschleunigung ab Jahresmitte. Der Economic Sentiment Indicator der Europäischen Union konnte im Mai in 21 von 26 Ländern (kein Index für Irland) zulegen, in Österreich stieg der Gesamtindex von zuletzt 91,7 auf 92,1 Punkte an. Der Anstieg fiel geringer als erwartet aus. Dafür geht er auf alle Teilkomponenten mit Ausnahme des Industrievertrauens zurück, das sich leicht verschlechtert hat. Dieser Rückgang ist auf schwächere Produktionserwartungen zurückzuführen, die im Gegensatz zum EinkaufsManagerIndex sowie den realisierten Auftragseingängen stehen. Der WIFO Frühindikator konnte im Mai (Vergleich zum Vormonat) geringfügig zulegen, stagniert aber im Grunde seit März und zeigt somit am aktuellen Rand eine ähnliche Entwicklung wie der EinkaufManagerIndex. Acht Teilindizes konnten sich verbessern, vier Indizes verschlechterten sich und ein Teilindex blieb unverändert. Der OECD Composite Leading Indicator liegt aktuell nur bis inklusive März vor.

Grafik 1: Entwicklung der Vertrauensindikatoren

HVPI-Inflation steigt im Mai auf 2,4%

Im Mai 2013 belief sich die österreichische HVPI-Inflationsrate auf 2,4% und war damit höher als im April (2,1%). Die Kerninflationsrate (ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) betrug im Mai 2,5% und war damit um 0,1 Prozentpunkte höher als im Vormonat. Zum Anstieg der Jahreswachstumsrate von April auf Mai trugen mit Ausnahme der verarbeiteten Nahrungsmittel alle Sondergruppen des HVPI bei.

65 75 85 95 105 115 125

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

EK Economic Sentiment Indicator Mai.13

Quelle: Europäische Kommission, Bank Austria, OECD, WIFO.

30 35 40 45 50 55 60 65

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

BA EinkaufsMangerIndex

Mai.13

94 95 96 97 98 99 100 101 102 103

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

OECD Composite Leading Indicator

Mär.13

-4 -3 -2 -1 0 1 2

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

WIFO-Frühindikator-Flash Mai.13

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Die österreichische HVPI-Inflation lag im Mai mit 2,4% nach wie vor deutlich über dem Euroraumdurchschnitt von 1,4% (April 2013: 1,2%). Im Vergleich zu Deutschland (Mai: 1,6%;

April: 1,1%) verringerte sich der Inflationsabstand moderat.

In der aktuellen OeNB Prognose vom Juni 2013 wird davon ausgegangen, dass die HVPI- Inflationsrate im weiteren Jahresverlauf zurückgehen wird. Ausschlaggebend für den Rückgang der HVPI-Inflationsrate sind in erster Linie weiterhin kontinuierlich sinkende Rohölpreise und deutlich rückläufige Wachstumsraten bei den Lohnkosten. Für das Jahr 2013 wird eine HVPI- Inflation von 2,0% erwartet. Im Jahr 2014 wird die Inflation auf 1,7% zurückgehen, bevor sie im darauffolgenden Jahr konjunkturbedingt wieder leicht auf 1,8% ansteigen wird.

Eurostat revidiert Arbeitslosenquote nach oben

Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt unverändert. Die Beschäftigung verzeichnet nach wie vor – für die aktuelle konjunkturelle Situation – hohe Zuwachsraten. Im Mai waren 3,487 Mio.

Personen unselbständig beschäftigt, ein Zuwachs von 0,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Absolut betrachtet fanden mehr Inländer (+12.926) als Ausländer (+7.892) eine neue Anstellung. Gleichzeitig steigt die Zahl der Arbeitslosen weiter, im Vergleich zum Mai 2012 um 9%, wobei Männer (+10,9%) stärker als Frauen (+6,8%) betroffen und Inländer (+7,1%) schwächer betroffen sind als Ausländer (+15,9%). Die Eurostat Arbeitslosenquote wurde in der aktuellen Veröffentlichung historisch nach oben revidiert, lag demnach bereits im Februar bei 5,0% und zuletzt im März und April bei 4,9%.

In der vorliegenden OeNB Prognose vom Juni 2013 wird betont, dass trotz des Stagnierens der realen BIP-Entwicklung seit dem Frühjahr 2012 sich der starke Beschäftigungsanstieg weiter fortgesetzt hat und sich hierbei nur die Dynamik zuletzt verringerte. In den Jahren 2013/14 wird sich aufgrund der schwachen Konjunktur das Beschäftigungswachstum verlangsamen, erst für 2015 wird wieder eine beschleunigte Beschäftigungsdynamik erwartet. Trotz des Beschäftigungswachstums stieg 2012 durch das steigende Arbeitskräfteangebot bedingt auch die Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote wird heuer und 2014 geringfügig auf 4,8% bzw. 4,9%

steigen; sie weist damit weiterhin den niedrigsten Wert in der EU und im Euroraum auf.

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Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats

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Auf der Grundlage seiner regelmäßigen wirtschaftlichen und monetären Analyse hat der EZB-Rat am 6. Juni 2013 beschlossen, die Leitzinsen der EZB unverändert zu belassen. Die jüngsten Daten haben unsere Einschätzung bestätigt, die uns Anfang Mai zur Leitzinssenkung bewog. Der zugrunde liegende Preisdruck im Euro-Währungsgebiet dürfte auf mittlere Sicht gedämpft bleiben. In dieses Bild passt auch, dass das Geldmengen- und insbesondere das Kreditwachstum nach wie vor verhalten sind. Die mittelfristigen Inflationserwartungen für das Eurogebiet sind weiterhin fest auf einem Niveau verankert, das mit unserem Ziel im Einklang steht, die Preissteigerung auf mittlere Sicht unter, aber nahe 2% zu halten. Zugleich deuten aktuelle Umfrageergebnisse auf eine gewisse Aufhellung des Wirtschaftsklimas ausgehend von einem niedrigen Niveau hin. Unser akkommodierender geldpolitischer Kurs sollte zusammen mit der wesentlichen Verbesserung der Lage an den Finanzmärkten seit Mitte 2012 dazu beitragen, die Aussichten für eine konjunkturelle Erholung im weiteren Jahresverlauf zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund wird der akkommodierende geldpolitische Kurs so lange wie erforderlich beibehalten. In nächster Zeit werden wir alle eingehenden Informationen zu den wirtschaftlichen und monetären Entwicklungen sehr genau verfolgen und sämtliche Auswirkungen auf die Aussichten für die Preisstabilität analysieren.

Gestatten Sie mir nun, unsere Einschätzung näher zu erläutern und dabei mit der wirtschaftlichen Analyse zu beginnen. Das reale BIP ging im ersten Quartal 2013 um 0,2%

zurück, nachdem es im vorangegangenen Vierteljahr um 0,6% gesunken war. Somit war die Produktion das sechste Quartal in Folge rückläufig, und die Lage am Arbeitsmarkt stellt sich weiterhin schwach dar. Die aktuelle Entwicklung der Umfragedaten zum Wirtschaftsklima weist auf eine gewisse Verbesserung ausgehend von einem niedrigen Niveau hin. Im Hinblick auf den weiteren Jahresverlauf und das Jahr 2014 sollte das Exportwachstum im Eurogebiet von einer Erholung der weltweiten Nachfrage profitieren, während die Inlandsnachfrage durch unseren akkommodierenden geldpolitischen Kurs sowie durch die jüngsten Realeinkommensgewinne aufgrund gesunkener Ölpreise und einer allgemein niedrigeren Inflation gestützt werden dürfte.

Überdies dürften die erheblichen Verbesserungen, die seit dem vergangenen Sommer an den Finanzmärkten verzeichnet wurden, ebenso wie die Fortschritte bei der Haushaltkonsolidierung auf die Realwirtschaft durchwirken. Zugleich werden die noch notwendigen Bilanzanpassungen im öffentlichen und im privaten Sektor die Wirtschaftsentwicklung weiterhin belasten.

Insgesamt dürfte sich die Konjunktur im Eurogebiet im weiteren Jahresverlauf – wenn auch langsam – stabilisieren und allmählich erholen.

Diese Einschätzung kommt auch in den von Experten des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen für das Euro-Währungsgebiet vom Juni 2013 zum Ausdruck. Den dort enthaltenen Berechnungen zufolge wird das jährliche reale BIP im Jahr 2013 um 0,6% sinken und im Jahr 2014 um 1,1% steigen. Gegenüber den von Experten der EZB erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen vom März 2013 wurde die Projektion für das Jahr 2013 geringfügig nach unten korrigiert. Dies ist weitgehend der Einbeziehung der

6 Der Bericht beinhaltet gekürzte Versionen der einleitenden Bemerkungen des EZB-Präsidenten nach dem EZB- Rat, die in englischer Sprache unter http://www.ecb.europa.eu/press/pressconf/2012/html/index.en.html bzw. in deutscher Übersetzung durch die Deutsche Bundesbank unter http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Presse/Pressenotizen/pressenotizen.html verfügbar sind.

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jüngsten BIP-Datenveröffentlichungen zuzuschreiben. Für das Jahr 2014 wurde eine marginale Aufwärtskorrektur vorgenommen.

Nach Ansicht des EZB-Rats bestehen nach wie vor Abwärtsrisiken für den Wirtschaftsausblick im Euroraum. Hierzu zählen eine möglicherweise schwächer als erwartet ausfallende inländische und weltweite Nachfrage sowie eine langsame oder unzureichende Umsetzung von Strukturreformen in Ländern des Eurogebiets.

Die jährliche Teuerungsrate nach dem HVPI für das Euro-Währungsgebiet belief sich der Vorausschätzung von Eurostat zufolge im Mai 2013 auf 1,4% und lag damit über dem im April verzeichneten Wert von 1,2%. Dieser Anstieg war vor allem auf ein Wiederanziehen der Dienstleistungspreise aufgrund des nachlassenden Ostereffekts sowie auf höhere Nahrungsmittelpreise zurückzuführen. Wie bereits im vergangenen Monat dargelegt, dürften die jährlichen Inflationsraten – insbesondere bedingt durch Basiseffekte im Zusammenhang mit der Energie- und Nahrungsmittelpreisentwicklung vor Jahresfrist – im gesamten weiteren Jahresverlauf einer gewissen Volatilität ausgesetzt sein. Lässt man diese Volatilität außer Acht, so dürfte der zugrunde liegende Preisdruck angesichts der geringen Kapazitätsauslastung und einer nur schleppenden Konjunkturerholung auf mittlere Sicht niedrig bleiben. Die Inflationserwartungen bleiben mittelfristig fest auf einem Niveau verankert, das mit Preisstabilität im Einklang steht.

Diese Einschätzung kommt auch in den von Experten der Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen für das Euro-Währungsgebiet vom Juni 2013 zum Ausdruck. Den dort enthaltenen Berechnungen zufolge wird die am HVPI gemessene jährliche Teuerungsrate im laufenden Jahr 1,4% und im kommenden Jahr 1,3% betragen. Gegenüber den von Experten der EZB erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen vom März 2013 wurde die Inflationsprognose für 2013 nach unten korrigiert, worin sich hauptsächlich der Ölpreisrückgang widerspiegelt, während die Prognose für 2014 unverändert blieb.

Nach Auffassung des EZB-Rats sind die Risiken in Bezug auf die Aussichten für die Preisentwicklung auf mittlere Sicht weitgehend ausgewogen, wobei sich Aufwärtsrisiken aus stärker als erwartet steigenden administrierten Preisen und indirekten Steuern sowie aus höheren Rohstoffpreisen und Abwärtsrisiken aus einer schwächeren Konjunktur ergeben.

Was die monetäre Analyse betrifft, so bestätigen aktuelle Daten die weiterhin verhaltene Grunddynamik der monetären und insbesondere der Kreditexpansion. Das Jahreswachstum der weit gefassten Geldmenge M3 erhöhte sich im April vor allem aufgrund eines Basiseffekts und von Sonderfaktoren auf 3,2% gegenüber 2,6% im März. Dieselben Faktoren wirkten sich auch auf die Jahreswachstumsrate des eng gefassten Geldmengenaggregats M1 aus, die sich von 7,1%

im März auf 8,7% im April erhöhte.

Das Wachstum der Buchkredite an den privaten Sektor war nach wie vor schwach. Die um Kreditverkäufe und -verbriefungen bereinigte Zwölfmonatsrate der Buchkreditvergabe an private Haushalte lag im April erneut bei 0,3% und ist damit seit dem Jahreswechsel weitgehend unverändert geblieben. Die ebenfalls um Verkäufe und Verbriefungen bereinigte jährliche Änderungsrate der Buchkredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften rutschte stärker in den negativen Bereich und betrug im April -1,9% nach -1,3% im März. Ursächlich für diese Entwicklung waren insbesondere Nettotilgungen kurzfristiger Buchkredite, die eine geringere Nachfrage nach Betriebskapital vor dem Hintergrund einer schwachen Auftragslage zu Beginn des Frühjahrs widerspiegeln dürften. Insgesamt ist die schwache Entwicklung der Kreditvergabe nach wie vor im Wesentlichen Ausdruck der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus, des

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erhöhten Kreditrisikos sowie der anhaltenden Bilanzanpassungen im finanziellen und nichtfinanziellen Sektor.

Zur Gewährleistung einer angemessenen Transmission der Geldpolitik auf die Finanzierungsbedingungen in den Euro-Ländern ist es wichtig, dass die Fragmentierung der Kreditmärkte im Euroraum weiter zurückgeht und die Widerstandsfähigkeit der Banken erforderlichenfalls erhöht wird. Seit dem vergangenen Sommer ist die Finanzierungssituation der Banken verbessert worden; Fortschritte wurden auch bei der Erhöhung der heimischen Einlagenbasis in Ländern mit finanziellen Schwierigkeiten sowie bei der Verringerung der Abhängigkeit vom Eurosystem, die sich in der Rückzahlung von Mitteln aus den LRGs mit dreijähriger Laufzeit widerspiegelt, erzielt. Weitere entschiedene Maßnahmen zur Schaffung einer Bankenunion werden dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen. Insbesondere weist der EZB- Rat darauf hin, dass der künftige einheitliche Aufsichtsmechanismus sowie ein einheitlicher Abwicklungsmechanismus entscheidende Elemente auf dem Weg hin zu einer Reintegration des Bankensystems darstellen und daher einer raschen Umsetzung bedürfen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich der wirtschaftlichen Analyse zufolge die Preise auf mittlere Sicht weiterhin im Einklang mit Preisstabilität entwickeln dürften. Die Gegenprüfung anhand der Signale aus der monetären Analyse bestätigt dieses Bild.

Was Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen anbelangt, so begrüßt der EZB-Rat die erzielten Fortschritte und bestärkt die Regierungen darin, ihre entschlossenen Anstrengungen fortzuführen. Dabei ist von wesentlicher Bedeutung, dass die Euro-Länder in ihren Bemühungen um eine Verringerung der staatlichen Haushaltsdefizite keine Rückschritte machen. Der neue haushalts- und wirtschaftspolitische Steuerungsrahmen der EU sollte konsequent angewandt werden. In dieser Hinsicht erachtet es der EZB-Rat als sehr wichtig, dass Beschlüsse des Europäischen Rates zur Erweiterung des Zeitrahmens für die Korrektur übermäßiger Haushaltsdefizite auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben sollten. Gleichzeitig sind bei Bedarf weitere gesetzgeberische Maßnahmen zu treffen oder zeitnah Strukturreformen umzusetzen.

Letztere sollten insbesondere auf eine Erhöhung der Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit an den Arbeits- und Gütermärkten abzielen und so dazu beitragen, vor dem Hintergrund der in mehreren Ländern nicht hinnehmbar hohen Arbeitslosenquoten, insbesondere unter jungen Arbeitnehmern, Beschäftigungschancen zu schaffen. Kombinierte Maßnahmen auf dem Gebiet der Haushalts- und der Strukturpolitik sollten gleichzeitig die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und das Potenzialwachstum stärken und dadurch eine dauerhafte Schaffung von Arbeitsplätzen fördern.

Auf der Grundlage seiner regelmäßigen wirtschaftlichen und monetären Analyse hat der EZB-Rat am 2. Mai 2013 beschlossen, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems um 25 Basispunkte auf 0,50% und den Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität um 50 Basispunkte auf 1,00% zu senken. Der Zinssatz für die Einlagefazilität wird unverändert bei 0,00 % belassen. Diese Beschlüsse stehen mit dem auf mittlere Sicht niedrigen zugrunde liegenden Preisdruck in Übereinstimmung. Die Inflationserwartungen für das Euro-Währungsgebiet bleiben fest auf einem Niveau verankert, das mit unserem Ziel im Einklang steht, die Preissteigerung auf mittlere Sicht unter, aber nahe 2% zu halten. In dieses Bild passt auch, dass das Geldmengen- und Kreditwachstum nach wie vor verhalten ist. Zugleich hat sich das trübe Wirtschaftsklima bis ins Frühjahr 2013 fortgesetzt.

Die Zinssenkung sollte dazu beitragen, die Aussichten für eine Erholung im weiteren

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Jahresverlauf zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund wird der akkommodierende geldpolitische Kurs so lange wie nötig beibehalten. In nächster Zeit werden wir alle eingehenden Informationen zu den wirtschaftlichen und monetären Entwicklungen sehr genau verfolgen und sämtliche Auswirkungen auf die Aussichten für die Preisstabilität analysieren.

Zweitens beobachten wir die Bedingungen am Geldmarkt und deren mögliche Implikationen für unseren geldpolitischen Kurs sowie dessen Übertragung auf die Wirtschaft genau. In diesem Zusammenhang haben wir heute beschlossen, die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRGs) so lange wie erforderlich, jedoch mindestens bis zum Ende der sechsten Mindestreserve- Erfüllungsperiode des nächsten Jahres am 8. Juli 2014, weiterhin als Mengentender mit Vollzuteilung durchzuführen. Auch bei den Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems mit einer Sonderlaufzeit von der Dauer einer Erfüllungsperiode, die ebenfalls so lange wie nötig, mindestens aber bis zum Ende des zweiten Quartals 2014 durchgeführt werden, kommt dieses Verfahren weiter zum Einsatz. Der Festzins dieser Refinanzierungsgeschäfte mit Sonderlaufzeit wird dem jeweils geltenden Hauptrefinanzierungssatz entsprechen. Des Weiteren haben wir beschlossen, die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (LRGs) mit dreimonatiger Laufzeit, die bis Ende des zweiten Quartals 2014 zugeteilt werden, als Mengentender mit Vollzuteilung durchzuführen. Die Zinssätze für diese dreimonatigen LRGs werden dem durchschnittlichen Zinssatz der während der Laufzeit des jeweiligen Geschäfts durchgeführten HRGs entsprechen.

Drittens hat der EZB-Rat beschlossen, Konsultationen mit anderen europäischen Institutionen über Initiativen zur Förderung eines funktionierenden Marktes für Asset-Backed Securities zu beginnen, die durch Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften besichert sind.

Indessen kommt es entscheidend darauf an, dass die Regierungen die Umsetzung von Strukturreformen auf nationaler Ebene stärker vorantreiben. Dabei sollten sie auf den bei der Haushaltskonsolidierung erzielten Fortschritten aufbauen und die Rekapitalisierung der Banken erforderlichenfalls fortsetzen. Darüber hinaus gilt es, die Dynamik zur Schaffung einer echten Wirtschafts- und Währungsunion zu erhalten, unter anderem durch die zügige Errichtung der Bankenunion.

[…]

Zur Gewährleistung einer angemessenen Transmission der Geldpolitik auf die Finanzierungsbedingungen in den Ländern des Euro-Währungsgebiets ist es wichtig, dass sich die Fragmentierung der Kreditmärkte im Euroraum weiter verringert und die Widerstandsfähigkeit der Banken erforderlichenfalls erhöht wird. Seit dem vergangenen Sommer ist die Finanzierungssituation der Banken verbessert worden; Fortschritte wurden auch bei der Erhöhung der heimischen Einlagenbasis in Ländern mit finanziellen Schwierigkeiten sowie bei der Verringerung der Abhängigkeit vom Eurosystem, die sich in der Rückzahlung von Mitteln aus den LRGs mit dreijähriger Laufzeit widerspiegelt, erzielt. Weitere entschiedene Maßnahmen zur Schaffung einer Bankenunion werden dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen.

Insbesondere weist der EZB-Rat darauf hin, dass der künftige einheitliche Aufsichtsmechanismus sowie ein einheitlicher Abwicklungsmechanismus entscheidende Elemente auf dem Weg hin zu einer Reintegration des Bankensystems darstellen und daher einer raschen Umsetzung bedürfen.

Zusammenfassend und unter Berücksichtigung der heutigen Beschlüsse ist festzuhalten, dass sich der wirtschaftlichen Analyse zufolge die Preise auf mittlere Sicht weiterhin im Einklang mit Preisstabilität entwickeln dürften. Die Gegenprüfung anhand der Signale aus der monetären Analyse bestätigt dieses Bild.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Was die Finanzpolitik betrifft, so weisen die Daten zu Defizit und Verschuldung, die von den Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets im Frühjahr 2013 gemeldet wurden, auf einen Rückgang des durchschnittlichen Staatsdefizits von 4,2% des BIP im Jahr 2011 auf 3,7% des BIP im Jahr 2012 hin. Im selben Zeitraum stieg die durchschnittliche Staatsverschuldung von 87,3%

auf 90,6% des BIP. Damit die Schuldenquoten wieder sinken, sollten die Euro-Länder in ihren Bemühungen um eine Verringerung der staatlichen Haushaltsdefizite nicht nachlassen und bei Bedarf weitere gesetzgeberische Maßnahmen treffen oder zeitnah Strukturreformen umsetzen, die geeignet sind, gleichzeitig die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und das Potenzialwachstum zu stärken. Diese Strukturreformen sollten darauf abzielen, die Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit zu verbessern sowie Wachstum und Beschäftigung nachhaltig zu steigern.

Chronik der geldpolitischen Entscheidungen des Eurosystems 2012/2013 Datum der

Bekanntgabe Geldpolitische Maßnahme

6. Juni 2013 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,5%, 1,0% bzw. 0% zu belassen.

2. Mai 2013 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) um 25 Basispunkte auf 0,5% und den Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität um 50 Basispunkte auf 1% zu senken. Der Zinssatz für die Einlagefazilität bleibt unverändert bei 0%. Darüber hinaus legt er fest, sowohl die HRG als auch die Geschäfte mit ein- bzw. dreimonatiger Laufzeit weiterhin so lange wie notwendig, zumindest jedoch bis Jahresmitte 2014 als Mengentender mit Vollzuteilung abzuwickeln. Die Zinssätze für die ein- bzw. dreimonatigen Tendergeschäfte werden dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die jeweilige Laufzeit entsprechen.

Schließlich kommt der EZB-Rat überein, Konsultationen mit anderen europäischen Institutionen über Initiativen zur Förderung eines funktionierenden Marktes für Asset-Backed Securities zu beginnen, die durch Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften besichert sind.

4. April 2013 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen.

22. März 2013 Der EZB-Rat beschließt für eine Übergangsperiode bis 28. Februar 2015, ungedeckte staatlich garantierte Bankschuldverschreibungen nicht mehr als Sicherheiten zuzulassen, wenn diese durch den Geschäftspartner selbst begeben worden sind und den Bonitätsschwellenwert des Eurosystems nicht erfüllen. Ab 1. März 2015 dürfen derartige Bankschuldverschreibungen, die durch den Geschäftspartner selbst oder eine eng mit diesem verbundene Stelle begeben worden sind, bzw. vom Geschäfts- partner emittierte gedeckte Schuldverschreibungen, sofern der Sicherheitenpool ungedeckte staatlich garantierte Bankschuldverschreibungen enthält, die von eben diesem Geschäftspartner oder einer eng mit diesem verbundenen Stelle begeben worden sind, nicht mehr als Sicherheiten verwendet werden.

7. März 2013 7. Februar 2013 10. Jänner 2013

Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

13. Dezember 2012

Der EZB-Rat hat in Zusammenarbeit mit anderen Notenbanken beschlossen, das befristete Netzwerk wechselseitiger Swap-Vereinbarungen bis zum 1. Februar 2014 fortzuführen. Damit kann das Eurosystem bei Bedarf den beteiligten Zentralbanken weiterhin Liquidität in Euro zur Verfügung stellen und seinen Geschäftspartnern Mittel in US-Dollar, japanischen Yen, Pfund Sterling, Schweizer Franken sowie kanadischen Dollar bereitstellen. Ferner beschloss der EZB-Rat, weiterhin regel- mäßige liquiditätszuführende Geschäfte in US-Dollar mit Laufzeiten von etwa einer Woche und etwa drei Monaten durchzuführen (Mengentender mit Vollzuteilung).

6. Dezember 2012

Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen. Darüber hinaus legt er fest, sowohl die HRG als auch die Geschäfte mit ein- bzw. dreimonatiger Laufzeit weiterhin, mindestens jedoch bis Jahresmitte 2013 als Mengentender mit Vollzu- teilung abzuwickeln. Die Zinssätze für die ein- bzw. dreimonatigen Tendergeschäfte werden dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die jeweilige Laufzeit entsprechen.

8. November 2012

Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen.

31. Oktober 2012 An diesem Tag läuft das zweite Programm zum Ankauf gedeckter Schuldver- schreibungen (Covered Bond Purchase Programme 2 – CBPP2) plangemäß aus. Im Rahmen dieses Programms wurden gedeckte Schuldverschreibungen im Nominal- wert von insgesamt 16,418 Mrd EUR erworben. Es ist beabsichtigt, diese Papiere bis zu ihrer Fälligkeit zu halten.

4. Oktober 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen.

12. September 2012

Der EZB-Rat kommt gemeinsam mit der Bank of England überein, die Liquiditätsswap-Vereinbarung mit der Bank of England bis zum 30. September 2013 zu verlängern.

6. September 2012

Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen. Zudem beschließt er das Instrument der geldpolitischen Outright-Geschäfte (Outright Monetary Trans- actions – OMTs), in dessen Rahmen unbeschränkt Staatsanleihen von Euro-Ländern am Sekundärmarkt angekauft werden können, um die ordnungsgemäße geld- politische Transmission und die Einheitlichkeit der Geldpolitik sicherzustellen. Das Programm für die Wertpapiermärkte (Securities Markets Programme, SMP) wurde gleichzeitig beendet. Weiters kommt der EZB-Rat überein, die Verfügbarkeit von Sicherheiten für die Refinanzierung beim Eurosystem erneut auszudehnen.

Marktfähige Schuldtitel, die auf andere Währungen als den Euro, nämlich auf US- Dollar, Pfund Sterling oder japanische Yen, lauten und im Euro-Währungsgebiet begeben und gehalten werden, sind bis auf Weiteres als Sicherheiten bei Kreditgeschäften des Eurosystems zugelassen.

2. August 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

5. Juli 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität um jeweils 25 Basispunkte auf 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu senken.

22. Juni 2012 Der EZB-Rat beschließt, die Verfügbarkeit von Sicherheiten für die Refinanzierung beim Eurosystem auszudehnen. Dies weitet die Beschlüsse vom 8. Dezember 2011 aus, indem die Rating-Grenzen für mit Forderungen besicherte Wertpapiere (ABS) weiter herunter gesetzt und die Liste der dabei zulässigen Forderungen ausgeweitet wurde.

6. Juni 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen. Darüber hinaus legt er fest, weiterhin sowohl die HRG als auch die Geschäfte mit ein- bzw. dreimonatiger Laufzeit bis Mitte Jänner 2013 als Mengentender mit Vollzuteilung abzuwickeln. Die Zinssätze für die ein- bzw. dreimonatigen Tendergeschäfte werden dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die jeweilige Laufzeit entsprechen.

3. Mai 2012 4. April 2012 8. März 2012

Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen.

9. Februar 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen. Darüber hinaus genehmigt er für eine Reihe von Ländern spezifische nationale Zulassungskriterien und Risikokontrollmaßnahmen bezüglich der temporären Hereinnahme zusätzlicher Kreditforderungen als Sicherheiten für die Kreditgeschäfte des Eurosystems.

12. Jänner 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen.

Quelle: EZB.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – Juni 2013

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten

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Kreditinstitute8

Weiter rückläufige unkonsolidierte Bilanzsumme9

Die unkonsolidierte Bilanzsumme der österreichischen Kreditinstitute reduzierte sich im 1. Quartal 2013 um 28,9 Mrd EUR oder 2,9% auf 953,3 Mrd EUR, den niedrigsten Wert seit dem 1. Quartal 2008. Für den Rückgang im ersten Quartal 2013 waren insbesondere der Zwischenbankverkehr und geringere sonstige Inlandsforderungen und -verbindlichkeiten (konzerninterne Bewegungen) verantwortlich. Der Rückgang im Jahresvergleich (–58,6 Mrd EUR oder –5,8%) wurde vom inländischen Zwischenbankverkehr dominiert.

Die größten 3, 5 bzw. 10 Banken machten Ende März 2013 28,5%%, 35,9% bzw. 49,7%

der gesamten unkonsolidierten Bilanzsumme aus.

Der Raiffeisensektor hielt Ende März 2013 bei einem leicht rückläufigen (–0,5 Prozentpunkte) Marktanteil in Höhe von 29,7% gemessen an der unkonsolidierten Gesamtbilanzsumme den ersten Platz. Danach folgten die Aktienbanken mit 27,0% (+0,7 Prozentpunkte) vor den Sparkassen mit 17,6% (+0,1 Prozentpunkte).

Mäßiges Kreditwachstum der nichtfinanziellen Unternehmen10

Der um Wechselkurseffekte, Abschreibungen und Reklassifikationen bereinigte Jahresveränderungswert des Kreditvolumens an nichtfinanzielle Unternehmen in Österreich erreichte Ende März 2013 mit 1,4% denselben Wert wie zum Jahresultimo 2012. Dies entspricht zwar einem geringfügigen realen Rückgang, allerdings dürfte die Investitionsbereitschaft und damit die Kreditnachfrage angesichts der mäßigen Konjunkturentwicklung nur moderat gewesen sein. Gleichzeitig nahmen die nichtfinanziellen Unternehmen – nicht zuletzt wegen der für sie günstigen Zinslandschaft – verstärkt den Anleihemarkt in Anspruch. Daher erfreuten sich die nichtfinanziellen Unternehmen einer zufriedenstellenden Liquiditätssituation, was sich an der Einlagenentwicklung dieses Sektors ablesen ließ. Die Einlagen der nichtfinanziellen Unternehmen bei österreichischen Nichtbanken lagen per Ende März 2013 nahe ihrem absoluten Höchststand von 52,7 Mrd EUR (Juli 2012) und dies bei historisch niedrigen Einlagenzinssätzen.

Im Euroraum verringerte sich dagegen das um nicht transaktionsbedingte Veränderungen bereinigte Kreditvolumen um 2,4%. Während das Kreditwachstum in Deutschland noch im positiven Bereich war (+0,9%) war, musste Spanien einen Rückgang im zweistelligen Bereich

7 Dieser Beitrag beinhaltet dieses Mal nur die Geschäftsentwicklung der Kreditinstitute. Eine umfassende Analyse zur Entwicklung der Finanzmärkte bzw. zur Finanzmarktstabilität enthält der Financial Stability Report No 25, der am 8. Juli 2013 veröffentlich wird und auf der Website der OeNB www.oenb.at abrufbar ist.

8 Autor: Norbert Schuh (Abteilung Statistik – Außenwirtschaft Finanzierungsrechnung und Monetärstatistik)

9 Gemäß Aufsichtsstatistik

10 Im Folgenden werden Daten der Monetärstatistik benützt, da die Standveränderungen um nichttransaktionsbedingte Veränderungen bereinigt werden können.

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