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Rede des Präsidenten Herbert Schimetschek

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(1)

REDEN DES PR ÄSIDENTEN HERBERT SCHIMETSCHEK UND DES GOUVERNEURS DR . KL AUS LIEBSCHER

anlässlich der Generalversammlung

der Oesterreichischen Nationalbank am 27. Mai 2008

(2)

Rede des Präsidenten Herbert Schimetschek

Starke Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten beeinträchtigen das wirtschaft- liche Umfeld

Nach anhaltend kräftigem Wachstum der Weltwirtschaft löste im Verlauf des Jahres 2007 eine Krise am US-Immo- bilenmarkt starke Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten aus und beeinträchtigte das gesamtwirtschaft- liche Umfeld. Auch im Euro-Wäh- rungsgebiet wurden die Wachstums- aussichten gedämpft, aber nicht nach- haltig eingetrübt. Gleichzeitig be- schleu nigte sich ausgehend von Energie und Nahrungs mitteln der Preisauf- trieb, sodass die zunehmenden Infla- tionsgefahren die EZB zur weiteren Straffung der Geldpolitik veranlassten.

Herr Gouverneur Dr. Liebscher geht darauf noch näher ein. Ich ver weise daher nur auf jene volkswirtschaft- lichen Einflussfaktoren, die für die Geschäftsentwicklung der Oesterrei- chischen Nationalbank (OeNB) bestim- mend waren.

Der starke Wertgewinn des Euro im Ver- hältnis zum US-Dollar ebenso wie gegen-

über anderen wichtigen Währungen stellte schwierige Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit der Zentralbanken dar (Grafik 1). Im Gegensatz dazu begüns- tigte aber das höhere kurzfristige Zins- niveau die Ertragsentwicklung.

Die OeNB erwirtschaftete in diesem nicht einfachen Umfeld eine deutlich höhere Betriebsleistung als im Vorjahr (Grafik 2). Allerdings war zur Abde- ckung des finanziellen Risikos erneut eine Zuführung zur Risikorückstellung erforderlich, sodass für das Geschäfts- jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr ein um etwa ein Viertel höheres geschäftliches Ergebnis von 247 Mio EUR ausgewiesen wird.

In längerfristiger Betrachtung ist in Hinblick auf die Gewinnentwicklung aber darauf hinzuweisen, dass gesetz- liche Änderungen seit Ende der 1990er- Jahre die Rahmenbedingungen für die Rechnungslegung der Bank grundlegend verändert haben. Dies hatte zur Folge, dass sich die Reserven markant verrin- gerten und die OeNB im Gegensatz zu den Zentralbanken des Eurosystems keine Möglichkeit zur Rücklagenbil-

in USD/EUR

USD/EUR (linke Achse)

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

3-Monats-EURIBOR (rechte Achse)

Zins- und Wechselkursentwicklung

Grafik 1

1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0

Quelle: Thomson Financial.

in % 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0

(3)

dung hat. Seit Gründung der Wirtschafts- und Währungsunion haben sich die Eigen- mittel der Bank mehr als halbiert. Daher sind der Ertragskraft und der Risiko-

tragfähigkeit der Bank Grenzen gesetzt.

Nachdem im Vorjahr erstmals in grö- ßerem Umfang eine Risikorückstellung dotiert werden musste, waren im Ge-

Geschäftliches Ergebnis der OeNB

Grafik 2

in Mrd EUR 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0

Quelle: OeNB.

Geschäftliches Ergebnis der OeNB Zuführung Risikorückstellung

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Entwicklungen der Eigenmittel und der monetären Basis der OeNB

Grafik 3

in Mrd EUR 30,0 27,5 25,0 22,5 20,0 17,5 15,0 12,5 10,0 7,5 5,0 2,5 0,0

Quelle: OeNB.

8,0 7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 in Mrd EUR

Monetäre Basis (Banknotenumlauf und Girokonten) (linke Achse)

1999 20002000 2001 2002 2003 2004 2005 20062006 2007

Eigenmittel (Indikator Risikotragfähigkeit) (rechte Achse)

(4)

Rede des Präsidenten

schäftsjahr 2007 bereits beinahe zwei Drittel des geschäftlichen Ergebnisses der Risikorückstellung zuzuführen!

Mit Blick auf die Zukunft ist eine Änderung der Rahmenbedingungen erfor- derlich, um die Eigenkapitalbasis der Bank zu stärken. In diesem Zusammenhang ist auch auf das anhaltend kräftige Bilanzsummen wachstum zu verweisen.

Denn nach internationalen Empfehlungen etwa der Bank für Internationalen Zah- lungsausgleich und des Internationalen Währungsfonds soll insbesondere in Hin- blick auf die Aufgaben zur Sicherung der Finanzmarktstabilität die Entwicklung der Kapital ausstattung einer Zentralbank mit dem Wachstum der monetären Basis Schritt halten! Im Gegensatz zu den Eigenmit- teln hat die monetäre Basis vor allem aufgrund der erfolgreichen Etablierung des Euro stark zuge nommen (Grafik 3).

Daher ist auf eine angemessene Eigen- mittel ausstattung zu achten, damit auch zukünftig Aufgabenerfüllung, Ertrags- kraft und Risikotragfähigkeit nachhal- tig sichergestellt werden können. Denn dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die OeNB auch weiterhin ihren Bei- trag zum Eurosystem und zur Glaubwür- digkeit der gemeinsamen Währung erfolg- reich leisten kann.

Jahresabschluss 2007

Bei der Darstellung des Jahresab- schlusses werde ich mich auf die aus wirtschaftlicher Sicht wichtigsten Än- derungen in der Bilanz und der Ge- winn- und Verlustrechnung beschrän- ken. Detaillierte Ausführungen dazu sind im Geschäftsbericht enthalten.

Die Bilanzsumme wuchs um 8,6 Mrd EUR oder 16 % auf 61,9 Mrd EUR.

Diese deutliche Zunahme ist insbeson- dere auf die höheren Netto forderungen aus der Verteilung des Euro-Banknoten- umlaufs innerhalb des Eurosystems so- wie auf höhere Fremdwährungs- und Euro-Anlagen zurückzuführen.

Bei den Aktiva umfasst der Gold- bestand 280 t mit einem Marktwert von 5,1 Mrd EUR (Grafik 4). Die OeNB hat im Geschäftsjahr 2007 im Rahmen des Goldabkommens fast 9 Tonnen Gold verkauft und dabei Kursgewinne reali- siert. Der Wert des Goldbestandes hat sich aber insgesamt um etwa 0,6 Mrd EUR erhöht, weil der kräftige Anstieg des Goldpreises die Goldverkäufe mehr als ausglich. In längerer Sicht hat die Bank seit Beginn der 1990er-Jahre ihren Goldbestand um mehr als die Hälfte verringert und liegt nun – rela- tiv zum Kapitalanteil gesehen – unter dem Durchschnitt des Eurosystems.

Goldbestand der OeNB – Jahresendstand

Grafik 4

in Tonnen 700 600 500 400 300 200 100 0

Quelle: OeNB.

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

(5)

Darüber hinaus wurde – auch im Ver- gleich zu anderen nationalen Zentral- banken – schon früh damit begonnen, die Gold reserven Ertrag bringend zu nutzen. Der Goldbestand der OeNB wird zu mehr als der Hälfte insbeson- dere in Termineinlagen Ertrag brin- gend angelegt.

Die Zunahme der Forderungen aus geldpolitischen Operationen um 0,5 Mrd EUR auf 12,7 Mrd EUR spiegelt – bei umfangmäßig geringeren Hauptrefi- nanzierungsgeschäften – die deutlich stärkere Inanspruch nahme der länger- fristigen Refinanzierungsgeschäfte durch die Kredit institute wider.

Die Nettoforderungen aus der Vertei- lung des Euro-Banknotenumlaufs inner- halb des Eurosystems haben um 3 Mrd EUR oder 19 % auf 18,7 Mrd EUR zu- genommen. Dies war insbesondere auf den weiterhin kräftigen Anstieg des gesamten Euro-Banknotenumlaufs zu- rückzu führen.

Im Rahmen der Passiva stieg der Banknotenumlauf um 1,2 Mrd EUR oder 7,4 % auf 18 Mrd EUR.

Die Verbindlichkeiten aus geldpoli- tischen Operationen gegenüber Kredit- instituten erhöhten sich um 2,1 Mrd EUR oder 46 % auf 6,5 Mrd EUR.

Dafür ist vor allem der Anstieg der Mindestreserve guthaben ausschlagge- bend.

Die Intra-Eurosystem Verbindlichkei- ten nahmen um 4,2 Mrd EUR oder 20 % auf 25,4 Mrd EUR zu. Dies resul- tiert aus dem Saldo im Zahlungs- verkehrssystem TARGET.

Bei den Passiva ist die Entwicklung der Risikovorsorgen von besonderer Be- deutung. Zur Absicherung der aus der Entwicklung der Fremd währungskurse, der Zinsen und des Goldpreises resul- tierenden Risiken ist auf der Grundlage von Risikomodellberechnungen Vor- sorge zu treffen. Das gesamte finanzielle Risiko der Bank erhöhte sich um 0,4 Mrd

EUR auf 3,9 Mrd EUR, wobei sich aber die Risikoverteilung ver schoben hat (Gra- fik 5). Goldpreis- und Zinsänderungs- risiken haben zugenommen, während das Fremdwährungsrisiko abgenom- men hat. Das Risiko der Bank ist durch Risikovorsorgen voll gedeckt, wobei aber zur Risikoabdeckung erneut 407 Mio EUR aus dem Geschäfts ergebnis einer Risikorückstellung zugeführt wer- den mussten (Grafik 6). In diesem Zu-

Finanzielles Risiko der OeNB

Grafik 5

in Mrd EUR 6 5 4 3 2 1 0

Quelle: OeNB.

4,6 5,4

5,0

3,6

3,1 3,1

3,5 3,5

3,9

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Zur Abdeckung des finanziellen Risikos verwendbare Rücklagen, Rückstellungen und Ausgleichsposten aus Neubewertung der OeNB

Grafik 6

in Mrd EUR 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0

Quelle: OeNB.

2002 2003 2004 2005 2006 2007

1,6 1,1

1,6 2,0 2,0 2,0 2,0

0,9 1,0

0,6 0,5 1,0 0,9

1,2 1,5

0,9 0,5

0,5

0,5

0,3 0,7

0,3 3,5 3,9 3,0

3,6 3,5

6,1

Reserve aus valutarischen Kursdifferenzen Neubewertungskonten

Neubewertungskonten Freie Reserve Risikorückstellung

Reserve für ungewisse Auslands- und Wertpapierrisiken Reserve für ungewisse Auslands- und Wertpapierrisiken Allgemeiner Reservefonds

(6)

Rede des Präsidenten

sammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die vor dem Jahr 1999 gebildete Reserve aus valutarischen Kursdifferenzen zur Abdeckung von Fremdwährungsrisiken nun vollkommen aufgebraucht ist.

Insgesamt sind die Rücklagen der Bank, deren Schwerpunkt die Reserve für ungewisse Auslands- und Wert- papierrisiken bildet, seit dem Ge- schäftsjahr 2004 mit 4,1 Mrd EUR unverändert (Grafik 7).

Angesichts des starken Wertge- winns des Euro vor allem gegenüber dem US-Dollar konnte die EZB im Ge- schäftsjahr 2007 nur ein deutlich nied- rigeres Geschäftsergebnis von 286 Mio EUR erwirtschaften (2006: 1,4 Mrd EUR).

Da die EZB zum Jahresende 2004 ihre Reserven vollständig zur Verlustab- deckung in Anspruch nehmen musste, wird das EZB-Ergebnis wie im Vorjahr zur Gänze zum Aufbau der Risikovor- sorge bei der EZB verwendet. Dement- sprechend verzichten die nationalen Zentralbanken erneut auf die Zuwei-

sung eines Gewinnanteils ebenso wie auf die Rückverteilung des EZB-Seig- norage-Einkommens.

Ich komme nun zur Gewinn- und Verlustrechnung der OeNB. Das geschäft- liche Ergebnis 2007 beträgt vor Rückstel- lungsdotierung zur Absicherung von Markt- risiken 654 Mio EUR und liegt damit um 226 Mio EUR oder 53 % über dem des Geschäftsjahres 2006. Folgende wesent- liche Änderungen haben sich bei den Erträgen und Auf wendungen ergeben:

Die Nettoerträge haben sich um 54 Mio EUR oder 12 % auf 491 Mio EUR erhöht (Grafik 8).

Die wichtigste Ertragskomponente sind die Zinserträge. Das Nettozinser gebnis hat insbesondere aufgrund des gestiegenen kurzfristigen Zinsniveaus um 171 Mio EUR oder 30 % auf 738 Mio EUR zuge- nommen (Grafik 9).

Gebundenes ERP-Sondervermögen aus Zinsüberschüssen Reserve für ungewisse Auslands- und Wertpapierrisiken

Rücklagen der OeNB – Jahresendstand

Grafik 7

in Mrd EUR 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0

Quelle: OeNB.

Jubiläumsfonds zugunsten der FTE-Nationalstiftung Allgemeiner Reservefonds

Originärer Jubiläumsfonds zur Förderung der Forschungs- und Lehraufgaben der Wissenschaft

2003 2004 2005 2006 2007

0,6 0,6 0,6 0,6 0,6

0,5 1,6

2,0 2,0 2,0 2,0

1,5 1,5 1,5 1,5

1,5

4,2 4,1 4,1 4,1 4,1

Erträge der OeNB

Grafik 8

in Mio EUR 1.800 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 –200 –400

Quelle: OeNB.

Nettozinsergebnis Erträge aus Beteiligungen

Sonstige Erträge (inklusive des Nettoergebnisses aus Gebühren und Provisionen sowie den monetären Einkünften)

Nettoergebnis aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorgen (Realisate und Zuführung der Risikorückstellung)

2002 2003 2004 2005 2006 2007

84

23

21 68

25

594 467 449 451 568

738 849

345

215 182

–175 –290 243

101 20

19

29 18 8

932

693 730

436 491 1.770

(7)

Weitere bedeutende Einflussfaktoren für den Zentralbankgewinn sind die realisier- ten Kursgewinne/-verluste aus Gold-, Fremd- währungs- und Wertpapiertransaktionen.

Aus diesen Transaktionen wurde ein um 45 % über dem des Vorjahres liegender Nettoertrag in der Höhe von 209 Mio EUR erwirtschaftet, wozu neben Gold- und Fremdwährungs verkäufen auch die Neubewertung der Verpflich- tungen aus der Beteili gung am Internatio- nalen Währungsfonds beigetragen hat.

Demgegen über waren aufgrund des Kursrückgangs bei Fremdwährungen und Wertpapieren nach den Bilanzie- rungsregeln Abschreibungen auf Finanz- anlagen von 358 Mio EUR (2006:

149 Mio EUR) vorzunehmen. Unter Berücksichtigung der Zuführung zur Risiko- rückstellung ergibt sich ein um zwei Drittel höheres negatives Nettoergebnis aus Finanz- operationen, Abschreibungen und Risiko- vorsorgen in der Höhe von –290 Mio EUR (2006: –175 Mio EUR).

Die Erträge aus Beteiligungen liegen mit 23 Mio EUR leicht unter denen des Geschäftsjahres 2006 (25 Mio EUR).

Die Sonstigen Erträge sind mit 9,2 Mio EUR etwa gleich hoch wie im vorangegangenen Geschäftsjahr (10 Mio EUR).

Die Aufwendungen sind mit 244 Mio EUR das vierte Jahr in Folge im Wesentlichen unverändert. In der Aus- gabenstruktur haben sich aber Ver- schiebungen ergeben (Grafik 10).

Die Personalaufwendungen nahmen um etwa 8 Mio EUR oder 7 % auf 107,5 Mio EUR ab (Grafik 11) und liegen nun – nach erforderlichen Rück- stellungszuführungen für gesetzliche und vertragliche Verpflich tungen im Jahr 2006 – um nur etwa 2 % über dem Niveau des Ge schäftsjahres 2005. Der

Nettozinsergebnis der OeNB und Zinsentwicklung

Grafik 9

in Mrd EUR

Nettozinsergebnis (linke Achse) 1,2

1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0

Quelle: Thomson Financial, EZB, OeNB.

in %

3-Monats-EURIBOR (rechte Achse)

6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Aufwendungen der OeNB

Grafik 10

in Mio EUR 300 250 200 150 100 50 0

Quelle: OeNB.

Personalaufwendungen Aufwendungen für Banknoten EZB-Verlustabdeckung

Sachaufwendungen

2002 2003 2004 2005 2006 2007

7

98 98 98 105 115 108

100 94 90 85 77 78

33 11 16 25 25

24

16 17

37 27 33

219 31

243 243 244 244

255

Sonstige Aufwendungen und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände

(8)

Rede des Präsidenten

Gehaltsaufwand ist trotz der kollektiv- vertraglichen Anpassungen nur um weniger als 1 Mio EUR oder 1 % auf 86,7 Mio EUR gestiegen. In diesem Zu- sammenhang ist hervorzuheben, dass sich der Gehaltsaufwand aufgrund des konse- quenten Kurses eines sparsamen Ressour- ceneinsatzes und des straffen Personal- manage ments seit dem Jahr 2002 um lediglich 5 % erhöht hat! Im Gegensatz dazu be trugen in diesem Zeitraum die kollektivvertraglichen Anpassungen kumuliert etwa 12 %.

Die für die Fachbereiche der Bank tätigen Mitarbeiterressourcen sanken im Durchschnitt des Jahres 2007 um 2 % auf 920 (Grafik 12).

Die Sachaufwendungen, die in den letzten Jahren deutlich reduziert wurden, nahmen um 1,3 Mio EUR oder 2 % auf 78,3 Mio EUR zu (Grafik 13).

Für den Ankauf von Euro-Banknoten musste angesichts der anhaltend star- ken Nachfrage nach Euro-Banknoten mit 25 Mio EUR gleich viel wie im Vor- jahr aufgewandt werden.

Personalaufwendungen der OeNB

Grafik 11

in Mio EUR 140 120 100 80 60 40 20 0 –20

Quelle: OeNB.

Bezugsrefundierungen Personalaufwendungen

davon Gehälter (abzüglich Pensionsbeiträge)

2002 2003 2004 2005 2006 2007

98,1 98,0 104,9

115,3

107,5

82,8 83,8 83,3 85,9 86,7

–6,6 –6,7 –8,7 –6,6

–9,5 –9,8

96,7 82,6

Mitarbeiterressourcen für OeNB-Fachbereiche tätig – Jahresdurchschnitt

Grafik 12

1.200 1.000 800 600 400 200 0

Quelle: OeNB.

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

(9)

Der Anstieg der Sonstigen Aufwen- dungen um 7 Mio EUR oder fast 60 % auf 20 Mio EUR (2006: 13 Mio EUR) resultierte aus Zuwendungen an die FTE-Nationalstiftung und den ori- ginären Jubiläumsfonds, die die Bank im Sinne der Kontinuität der Forschungs förderung geleistet hat.

Das geschäftliche Ergebnis beträgt nach erwähnter Zuführung zur Risikorückstel- lung 247 Mio EUR, wobei die Rendite aus der Eigenver anlagung in Euro und Fremdwährung unter Berücksichtigung der realisierten Nettokursgewinne 4,3 % beträgt (2006: 3,3 %). Der Bund erhält 212 Mio EUR, wovon 62 Mio EUR auf die Körperschaftsteuer und 150 Mio EUR auf den 90-prozentigen Gewinnanteil des Bundes nach Steuern entfallen (Grafik 14).

Der Bilanzgewinn wird mit 16,7 Mio EUR ausgewiesen. An die General ver- sammlung wird der Antrag gestellt, davon 1,2 Mio EUR für die Ausschüt- tung der 10-prozentigen Höchstdividende auf das Grundkapital von 12 Mio EUR zu verwenden, der Leopold Museum- Privatstiftung – als abschließende Wert- anpassung aus dem 1994 geschlossenen Förde rungsvertrag – 0,1 Mio EUR zu- zuweisen sowie dem Jubiläumsfonds zur Förderung der Forschungs- und Lehrauf- gaben der Wissenschaft 12,6 Mio EUR und der FTE-Nationalstiftung 2,8 Mio EUR zur Verfügung zu stellen.

OeNB als Unternehmen – Sparsamer Ressourceneinsatz und hohe Produktqualität als wichtige Zielsetzungen

Die OeNB hat im Geschäftsjahr 2007 wieder in vielen Bereichen ihren Bei- trag zum ESZB geleistet, wobei die Be- wältigung der EU-Erweiterung einen besonderen Stellenwert einnahm. Da- rüber hinaus hat die Bank in allen Geschäftsbereichen wichtige Projekte vorangetrieben. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, die Sie im Geschäftsbe- richt finden, darf ich nur einige wesent- liche Bereiche herausgreifen.

Die Anlagestrategie der Bank wurde erfolgreich umgesetzt. Die Einführung der Euro-Überweisung stellte einen wichtigen Meilenstein bei der Umset- zung eines einheitlichen Euro-Zahlungs- verkehrsraums dar. Darüber hinaus war die Inbetriebnahme des Großbetragszah- lungs systems TARGET 2 in der OeNB ein bedeutender Schritt der Integration des euro päischen Zahlungsverkehrs ebenso wie der Stärkung des öster reichischen Finanz- systems. Bei der Kommunikation mit der Öffentlichkeit stand weiterhin das Be- mühen um die verständliche Erklärung der Geld politik und das Erfordernis von Preis-

Sachaufwendungen der OeNB

Grafik 13

in Mio EUR 120 100 80 60 40 20 0

Quelle: OeNB.

100 94 90

85

77 78

2002 2003 2004 2005 2006 2007

Anteil des Bundes am Geschäftsergebnis der OeNB

Grafik 14

in Mio EUR 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0

Quelle: OeNB.

Gewinnanteil des Bundes Körperschaftsteuer

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

(10)

Rede des Präsidenten

stabilität sowie die Information über die Sicherheit der Zahlungsmittel im Vorder- grund. Außerdem leistete die Bank einen wesentlichen Beitrag zur Bereitstel- lung finanzstatistischer Daten von hoher Qualität.

Eine besondere Herausforderung stellt für die Bank das ihr im Rahmen der Reform der Finanzmarktaufsicht vom Jän- ner 2008 übertragene deutlich erweiterte Aufgabengebiet im Bereich der Bankenauf- sicht dar. Die OeNB wird unter ande- rem neben der Durchführung sämt- licher Vor-Ort-Prüfungen nun auch die Einzelbankenanalyse übernehmen.

Diese Finanzmarktaufsichtsreform wird in einem gemeinsamen Projekt mit der Finanzmarktaufsichtsbehörde plan- gemäß umgesetzt, um die gestellten Aufgaben zu erfüllen und einen opti- malen Ressourceneinsatz sicher zustel- len. Dennoch werden zur Bewältigung dieser neuen Aufgaben zusätzliche Mit- arbeiterkapazitäten benötigt werden.

Ausgehend von den Kernaufgaben verfolgt die Bank mittelfristige Unterneh- mensziele mit Schwerpunkten in den zen-

tralen Bereichen Stabilitätspolitik, Risiko- management, Zahlungsmedien und der Analyse der Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas. In all diesen Bereichen wurden die Arbeiten zur Umsetzung die- ser Ziele vorangetrieben und die ange- strebten Fortschritte erzielt. Besonderes Augenmerk wurde auf die Vorarbeiten zur Einrichtung eines gesamthaften Risiko- managements gelegt, das die bewährten Risikomanagementsysteme in den ein- zelnen Bereichen der Bank – wie im Treasury oder in der Finanzmarkt- und Bankenanalyse – integrieren soll.

Hervorzuheben ist, dass die Bank bei der Erfüllung ihrer Aufgaben seit Jahren großen Wert auf Effizienzsteige- rungen legt und ihren Ressourceneinsatz auch durch die Nutzung von Synergien im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Zentralbanken des Eurosystems optimiert. Die nachhaltige Reduktion der Ausgaben ebenso wie die Verringerung der Mitarbeiterressourcen sind weiterhin wesent- liche Ziele, wenngleich die erwähnten Anforderungen aus der Finanzmarkt- aufsicht zu berück sichtigen sind.

Vertrauen und Effizienzeinschätzung der österreichischen Bevölkerung in die OeNB

Grafik 15

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Quelle: IFES.

in %

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Vertrauen Effizienz

(11)

In Hinblick auf die Beteiligungs- unternehmen wurden in den letzten Jah- ren entsprechend den Marktentwick- lungen Restrukturierungen vorge nom- men. Die Oesterreichische Bank noten- und Sicherheitsdruck GmbH wurde strategisch neu ausgerichtet und nutzt in vielen Be- reichen Synergien mit der Münze Österreich AG. Für die Austria Card GmbH wurde mit der griechischen Lykos Gruppe ein strategischer Partner gefunden, an den 85 % der Gesellschaftsanteile übertragen wurden. Im Rahmen dieser strate- gischen Partner schaft soll das Unter- nehmen nicht zuletzt zugunsten des Standortes Österreich seine Kompe- tenz im Bereich der Bankkarten aus- bauen und verstärken.

Insgesamt haben die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter sowie das Direk- torium der OeNB ihre vielfältigen Auf- gaben, die von der Mitwirkung im Eurosystem über die Umsetzung der Geldpolitik bis zur Produktion sicher- heitstechnisch anspruchsvoller Zah- lungsmittel reichen, mit großem Enga-

gement erfüllt. Die große Wertschätzung und das anhaltend hohe Vertrauen der Bevölkerung in die OeNB als Institution ist Anerkennung für die ausgezeichneten Leis- tungen und eine gute Grundlage für die Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit im Eurosystem (Grafik 15).

Den Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern der OeNB danke ich für ihre Leistungen, ebenso wie dem Betriebs- rat für seine Unterstützung.

Den Mitgliedern des Direktoriums unter der Leitung von Herrn Gouver- neur Dr. Liebscher danke ich für die her- vorragende Bewältigung der Auf gaben in der OeNB und im Eurosystem.

Darüber hinaus danke ich den Mit- gliedern des Generalrates herzlich für ihre wertvolle Arbeit im Generalrat und seinen Unterausschüssen. Ganz besonders danke ich dafür, dass sie die wichtigen Weichenstellungen und um- fangreichen Projekte mitgetragen haben und die Aufgaben in einem sachlichen Gesprächsklima erfüllt werden konn- ten.

(12)

US-Subprime-Krise und

beschleunigte Inflation prägen die Weltwirtschaft seit Herbst 2007 Die Weltwirtschaft ist seit Sommer 2007 zum einen durch die Auswirkun- gen der US-Subprime-Krise geprägt.

Infolge von hohen – und wenig trans- parenten – Abschreibungserfordernis- sen in Bankbilanzen kam es zu Vertrau- ensverlusten auf den Finanzmärkten.

Die Geldpolitik reagierte rasch – im Falle des Eurosystems und anderer Zentralbanken mittels liquiditätszufüh- render geldpolitischer Operationen, im Falle der US-Notenbank ergänzt um Zinssenkungen. Dadurch wurde all- mählich eine gewisse Entspannung auf den Finanzmärkten erreicht.

Zum anderen beschleunigten deut- lich steigende Öl-, Rohstoff- und Agrar- preise seit Herbst 2007 die Inflations- raten weltweit. Der Ölpreis für die Sorte Brent erhöhte sich kontinuierlich und kletterte im Mai 2008 auf neue Höchststände von über 120 USD/Bar- rel. Die von den Schwellenländern erhöhte Nachfrage und gleichzeitige ernte bedingte Produktionsausfälle lös- ten einen Preisschub bei Lebensmitteln

aus. In vielen Weltregionen kletterten die Inflationsraten ab dem 4. Quartal 2007 auf lange nicht mehr verzeichnete Werte.

Vor diesem Hintergrund ist es umso bemerkenswerter, dass das weltweite Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 mit 4,9 % sehr dynamisch blieb (Gra- fik 16). Während die Volkswirtschaften in Asien, der EU, des Euroraums durch- wegs noch kräftig expandierten, brach das Wachstum jedoch in den USA im 4. Quartal 2007 ein und war im Jah- resdurchschnitt mit 2,2 % so niedrig wie seit 2002 nicht mehr.

Auswirkungen der Finanzmarkt- turbulenzen und Aktionsplan der G7

Die Effekte der Verwerfungen auf den Finanzmärkten drosseln die Weltwirt- schaft. Rezente Vertrauensindikatoren gaben nach, die Wachstums prognosen wurden teils erheblich revidiert. Das internationale Finanzsystem musste durch die Turbulenzen signifikante Wertberichtigungen vornehmen. Die G-7-Staaten verabschiedeten im April 2008 einen Aktionsplan – basierend auf

Rede des Gouverneurs Dr. Klaus Liebscher

Wirtschaftswachstum geht zurück

Grafik 16

Veränderung des realen BIP zum Vorjahr in %

2006 2007

12 10 8 6 4 2 0

Quelle: IWF.

1Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slovakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Kroatien, Türkei.

2Prognose des IWF vom April 2008.

5,0

2,9 2,4 2,8

11,1

9,7

6,6 4,9

2,2 2,1 2,6

11,4

9,2

5,8

3,7

1,4 1,4

9,3

7,9

4,4 3,8

0,6

1,5 1,2

9,5

8,0

4,3

0,5

Welt USA Japan Euroraum China Indien Zentral- und

Osteuropa1 20082 20092

(13)

Vorschlägen des internatio nalen Forums für Finanzstabilität – der akute wie auch vorbeugende Maßnahmen bein- haltet. Darin wurde u.a. gefordert, dass die Banken innerhalb von 100 Tagen ihre Verluste und Wert berichtigungen vollständig offenlegen sollen.

Weiters soll eine Verbesserung der Transparenz strukturierter Produkte erfolgen, um es Investoren zu ermögli- chen, die damit verbundenen Risiken schneller und einfacher zu erkennen.

Die Rolle und Bedeutung von externen Ratingagenturen im strukturierten Produktmarkt ist zu hinterfragen. Auch das Liquiditäts- und Risikomanagement der Banken bedarf einer Verbesserung.

In diesem Zusammenhang muss auch den Stress-Tests der Banken und der Aufsicht erhöhte Bedeutung zukom- men. Alle diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Vertrauen in die Finanzmärkte wieder herzustellen. Ge- fordert sind Banken und Finanzfirmen, Rating-Agenturen, Politik und Zentral- banken sowie die Aufsichtsbehörden.

Gedämpftes Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2008 zu erwarten

Der IWF hat seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum im World Economic Outlook vom Früh- jahr 2008 mit 3,7 % für das Jahr 2008 nach unten revidiert. Insbesondere bestehen Rezessionsbefürchtungen für die US-Wirtschaft – trotz massiver Zinssenkungen und umfangreichen Liquiditätshilfen seitens der US-Noten- bank und eines Konjunkturbelebungs- pakets der amerikanischen Fiskalpoli- tik. Die Konjunktur lässt zwar auch in Asien nach, bleibt aber dynamisch.

Ähnliches gilt für Ost-, Süd- und Süd- osteuropa. In der EU und im Euroraum gehen die Prognosen von gedämpften Wachstumsraten für das Jahr 2008 aus (Grafik 16).

Wirtschaftswachstum im

Euroraum im Jahr 2007 robust – Abschwächung im Jahr 2008 Die Wirtschaft im Euroraum blieb im Jahr 2007 robust. Erst gegen Ende des Jahres trübte sich die Konjunktur etwas ein. Das reale Wirtschaftswachs- tum 2007 betrug 2,6 % und war damit nur geringfügig niedriger als im Jahr 2006. Hauptmotor der belebten Kon- junktur war die Binnennachfrage. So- wohl die Konsumausgaben der privaten Haushalte, als auch die Investitions- tätigkeit der Unternehmen entwickel- ten sich gut. Der private Konsum profi- tierte von günstigen Arbeitsmarktbe- dingungen und steigenden verfügbaren Einkommen. Trotz eines Wertgewinns des Euro gegenüber dem US-Dollar von 9 % im Jahr 2007 war die Außen- wirtschaft im Euroraum eine wichtige Konjunkturstütze. Der Rückgang der Nachfrage aus den USA konnte durch gesteigerte Ausfuhren in die Schwel- lenländer abgefedert werden.

Die seit Mitte 2005 beobachtbare Verbesserung der Lage auf den Arbeits- märkten hielt auch im Jahr 2007 weiter an. Im Gesamtjahr sank die Arbeits- losenquote im Euroraum auf 7,4 % und erreichte den niedrigsten Wert seit 1982 (7,1 %).

Die Auswirkungen der US-Sub- prime-Krise werden zwar auch im Euro- raum nicht spurlos vorübergehen, die gesunden Fundamentaldaten und die verbesserten Strukturen der Euro raum- Volkswirtschaft werden jedoch auch im Jahr 2008 ein moderates Wirtschafts- wachstum unterstützen. Im 1. Quartal 2008 blieb das reale BIP-Wachstum im Euroraum mit 0,7 % gegenüber dem 4. Quartal 2007 kräftig. Die Projek- tionen der EZB vom März 2008 erwar- ten das reale Wachstum im Jahr 2008 in einer Bandbreite von 1,3 % bis 2,1 %.

Die Europäische Kommission geht in ihrer Ende April 2008 publizierten Prog-

(14)

Rede des Gouverneurs

nose von einer realen BIP-Zunahme von 1,7 % aus. Die Unsicherheit für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2008 ist allerdings groß, und es überwiegen auch mittelfristig die Abwärtsrisiken.

Risikofaktoren sind insbesondere wei- ter reichende Auswirkungen der Finanz- marktturbulenzen, aber auch mögliche weitere Preissteigerungen bei Öl und anderen Rohstoffen.

Rohstoffpreishausse treibt Inflationsrate im Euroraum deutlich über 3 %

Die stabilitätsorientierte Geldpolitik dämpfte, unterstützt durch die Wir- kungen der Globalisierung, in den letz- ten Jahren die Inflation. Im Herbst 2007 änderte sich das Bild aber völlig:

Die Inflation beschleunigte sich infolge zunehmenden internationalen Preis- drucks bei Lebensmitteln, Rohöl und anderen Rohstoffen. Die starke Nach- frage nach Agrarrohstoffen in großen Schwellenländern ließen die Welt- marktpreise für Lebensmittel deutlich

steigen. Dazu kamen witterungsbe- dingte Ernteausfälle in einigen Welt- regionen. Die HVPI-Inflationsrate er- höhte sich im Euroraum von unter 2 % zwischen Jänner und August 2007 ab September deutlich und stieg auf 3,1 % im November und Dezember 2007.

Im Jahresdurchschnitt 2007 betrug die Inflationsrate im Euroraum 2,1 %.

In den ersten Monaten 2008 hielten die hohen Teuerungsraten von über 3 % an, bzw. beschleunigten sich weiter, vor allem infolge neuer Rekordwerte beim Rohölpreis. So wurde im Euro- raum im März 2008 mit 3,6 % der stärkste Preisauftrieb seit Bestehen der Währungsunion verzeichnet (Grafik 17).

Im April 2008 hat die Inflationsrate wieder auf 3,3 % leicht nachgegeben.

Der erhöhte Preisdruck wird im Euro- raum über weite Strecken des Jahres 2008 erhalten bleiben. Die Projektio- nen der Experten der EZB vom März 2008 gehen für das Jahr 2008 von einer HVPI-Inflation zwischen 2,6 % und 3,2 % aus. Dabei bestehen erhebliche

in %

Deutschland

Italien

Preisauftrieb erreicht Höchstwerte seit Währungsunion

Grafik 17

4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0

Quelle: Eurostat.

Inflationsentwicklung ausgewählter Länder des Euroraums

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Österreich

Euroraum

Preisveränderung zum Vorjahr in %

HVPI gesamt 25

20 15 10 5 0 –5 –10

Ausgewählte Gütergruppen im Euroraum

Lebensmittel einschließlich Alkohol und Tabak

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Lebensmittel einschließlich Alkohol und Tabak Flüssige Brennstoffe, Kraft- und Schmierstoffe für private Verkehrsmittel (rechte Achse)

Industrielle Güter ohne Energie

(15)

Aufwärtsrisiken durch Lohnerhöhun- gen, weitere Preisanstiege bei Nahrungs- mitteln, Rohöl und Rohstoffen, wie auch Erhöhungen der administrierten Preise und indirekten Steuern. Die Euro- päische Kommission rechnet in ihrer Prognose von Ende April 2008 für den Euroraum mit einer HVPI-Inflations- rate von 3,2 % im Jahr 2008.

Inflationsdruck und

Finanzmarktturbulenzen fordern die Geldpolitik

Der EZB-Rat nahm im März und Juni 2007 zwei Zinsanhebungen um jeweils 25 Basispunkte vor, um gestiegenen Inflationsrisiken infolge von robustem Wachstum, kräftiger monetärer Expan- sion, Kapazitätsengpässen sowie steigen- den Ölpreisen zu begegnen. Die beiden Zinsschritte waren die siebente und achte Zinserhöhung seit Dezember 2005. Im weiteren Verlauf 2007 beließ der EZB-Rat das Zinsniveau unver- ändert. Der Mindestbietungssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte beträgt damit seit Juni 2007 4,0 %, der Zins- satz für die Spitzenrefinanzierungsfazi- lität 5,0 % und jener für die Einlage- fazilität 3,0 %.

Durch die im Verlauf 2007 aufkom- menden Finanzmarktturbulenzen war die Geldpolitik besonders gefordert.

Diese äußerten sich in großer Unsi- cherheit und in Spannungen im Finanz- sektor, die Volatilität auf den Finanz- märkten erhöhte sich, es kam zu einer signifikanten Neubewertung der Risi- ken. Die Risikokapitalmärkte gaben deutlich nach, die langfristigen Zins- sätze für Staatsanleihen fielen, die Zins- struktur wurde invers (im Euroraum überschritt der Drei-Monatszinssatz EURIBOR den Zinssatz für zehnjäh- rige Staatsanleihen, Grafik 18). Die Zentralbanken handelten unter Aus- nützung einer breiten Palette an geld- politischen Instrumenten rasch und

flexibel: Das Eurosystem, die Federal Reserve Bank, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank ver- sorgten den Interbankmarkt in konzer- tierten Aktionen – etwa im Dezember 2007, im Jänner 2008 und auch März 2008 mit ausreichend Liquidität, um eine Kreditklemme zu verhindern. Sie trugen damit wesentlich dazu bei, die Spannungen auf den Finanzmärkten zu lindern. Das Eurosystem verwendete große Sorgfalt darauf, dass die geld- politische Ausrichtung weiterhin Preis- stabilität gewährleistet: Während dem Bedarf der Banken nach Zentralbank- geld flexibel entsprochen wurde, blie- ben die Leitzinsen am Ziel der Preis- stabilität ausgerichtet.

In den ersten Monaten 2008 blie- ben die Inflationsraten hoch, das mone- täre Wachstum kräftig (Grafik 19). Die Risiken für die mittelfristige Preis- stabilität sind weiterhin beträchtlich.

Vorrangiges Ziel der Geldpolitik des Eurosystems ist und wird es bleiben Preisstabilität auf mittlere Sicht zu ge- währleisten, um damit beste Bedin- gungen für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung zu schaffen. Die feste

Monatsdurchschnitt in %

Inverse Zinsstruktur im Euroraum

Grafik 18

6 5 4 3 2 1 0

Quelle: Thomson Financial.

10-jährige Benchmark

seit Beginn der Finanzmarktturbulenzen

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

3-Monats-EURIBOR

(16)

Rede des Gouverneurs

Verankerung der mittel- bis längerfris- tigen Inflationserwartungen hat höchste Priorität. Es gilt insbesondere Zweit- rundeneffekte auf das Lohn- und Preis- setzungsverhalten zu vermeiden.

Deutlicher Abbau der Budget- defizite – weitere Anstrengungen aber notwendig

Die robuste Konjunktur und kräftige Steuereinnahmen haben die Budgetsal- den im Euroraum und in der EU ver- bessert. Innerhalb der Gruppe der Län- der, die den Euro bereits eingeführt haben, sank das gesamtstaatliche Haus- haltsdefizit deutlich von 1,3 % (2006) auf 0,6 % des BIP (2007). Der Rück- gang in der gesamten EU war etwas geringer, aber nach wie vor signifikant:

Die Budgetlücke verringerte sich von 1,4 % (2006) auf 0,9 % des BIP (2007).

Allerdings fielen die zyklisch bereini- gten Budgetzahlen, sowohl im Euro- raum als auch in der EU, schwächer.

Die Vorgabe des Stabilitäts- und Wachs- tumspakts, nämlich eine jährliche Rück- führung der strukturellen Budget-

defizite um 0,5 Prozentpunkte (bis zur Erreichung der mittelfristigen Budget- ziele), konnte zwar im Euroraum er- reicht werden, wurde in der gesamten EU allerdings knapp verfehlt. Weitere Konsolidierungsanstrengungen sind so- mit notwendig.

Die Prognosen gemäß der Europä- ischen Kommission vom April 2008 zeigen aber, dass für 2008 ein leichter Anstieg bei den Budget defiziten (auch bei den zyklisch bereinigten) zu erwar- ten ist. Für den Euroraum wird der Budgetsaldo mit –1,0 % und in der EU mit –1,2 % des BIP prognostiziert (Grafik 20). Eine umsichtige Haushalts- politik bleibt daher eine wichtige wirt- schaftspolitische Forderung, auch um die mittelfristigen Budgetziele – einen nahezu ausgeglichenen oder einen Überschuss aufweisenden Haushalt – zeitgerecht bis 2010 zu erreichen.

Strukturreformen erhöhen Potenzialwachstum der EU

Dem im Dezember 2007 vorgelegten Strukturbericht der Europäischen Kom-

Veränderung zum Vorjahr in %

Geldmenge M3

Hohes Geldmengen- und Kreditwachstum im Euroraum

Grafik 19

16 14 12 10 8 6 4 2 0

Quelle: EZB.

Kräftiges Wachstum der Geldmenge M3 . . .

Gleitender 3-Monatsdurchschnitt (zentriert)

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Veränderung zum Vorjahr in %

Kredite von MFIs an private Haushalte 16

14 12 10 8 6 4 2 0

. . . und bei Krediten

Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Kapitalgesellschaften Q1 02 Q1 03 Q1 04 Q1 05 Q1 06 Q1 07

(17)

mission zufolge trug die Lissabon-Stra- tegie insbesondere 2006 und 2007 zur stark verbesserten Wirtschaftsleistung der EU bei. Die erfolgten Strukturre- formen – auch als Ergebnis der Umset- zung der nationalen Reformpläne 2005 bis 2007 – trugen dazu bei, dass die geschätzte potenzielle Wachstumsrate des BIP im Euroraum seit 2005 um 0,2 Prozentpunkte auf rund 2,25 % im Jahr 2007 gestiegen ist. Auch konnten fast 6,5 Mio neue Arbeitsplätze in der EU-27 geschaffen werden. Diese Refor- men – wenn auch mit unterschiedli- chem Intensitätsgrad in den Ländern – bewirkten einen Anstieg der Beschäfti- gungsquote in der EU-27 von 62 % im Jahr 2000 auf 65 % im Jahr 2007 (Gra- fik 21). Dieser Prozess muss fortgesetzt werden. Reformbedarf besteht trotz erreichter Forschritte insbesondere im

Dienstleistungsbereich, auf den Ar- beitsmärkten, in der öffentlichen Ver- waltung und im Innovationssystem.

Die EU-Forschungsquote hat sich seit 2000 kaum verändert. Der Anteil der F&E-Ausgaben am BIP konnte den stärkeren Wachstumsraten der Wirt- schaft nicht folgen und ging 2006 sogar leicht zurück. Das 3 %-Ziel der EU rückt damit wieder in weitere Ferne.

Umso wichtiger ist, dass von den neuen nationalen Reformplänen 2008 bis 2010 weitere wichtige Reformimpulse aus- gehen.

Österreichs Strukturreformen:

wesentliche Fortschritte, doch bleibt viel zu tun

Das Centre for European Reform sieht Österreich als Lissabon-Vorbild und wird in Umsetzung der Ziele auf Rang 3

Gesamtstaatliche Budgetsalden in der EU:

Robuste Konjunktur unterstützt Defizitabbau im Jahr 2007

Grafik 20

in % des BIP – Reihenfolge der Länder nach den Werten des Jahres 2007 6

5 4 3 2 1 0 –1 –2 –3 –4 –5 –6

Quelle: Eurostat.

1Prognose der EU-Kommission vom Frühjahr 2008.

2007 20081

SF CY LU ES NL IE DE SI BE AT MT IT PT FR GREuro- raum

DK SE BG EE LT LV CZ PO SK RO GB HUEU-27

(18)

Rede des Gouverneurs

von 27 EU-Staaten geführt.1 Vor allem die Reformfortschritte am Arbeits- markt haben überzeugt. Kritik gibt es zur bescheidenen Arbeitsproduktivität und zum niedrigen Pensionsantritts- alter. Die Europäische Kommission resümierte im Dezember 2007 für Österreich insgesamt signifikante struk- turelle Fortschritte. Betont wird insbe- sondere die gute Wirksamkeit von Stra- tegien für mehr Innovation und höhere Ausgaben für Forschung und Entwick-

lung (die F&E-Quote liegt laut Statistik Austria mit 2,63 % im Jahr 2008 schon nahe am Zielwert von 3 % des BIP, Grafik 21). Weitere Reformen sind bei der Stärkung des unternehmerischen Umfeldes, bei der Förderung älterer und jüngerer Arbeitskräfte, bei der Hebung der Wettbewerbsintensität im Dienstleistungssektor sowie bei der Verringerung von Treibhausemissionen zu sehen. Die OECD wiederum emp- fiehlt in ihrem Anfang März 2008 vor-

Lissabonstrategie bringt sichtbare Erfolge bei Strukturreformen

Grafik 21

Quelle: Eurostat, Statistik Austria.

Österreich

Ziel 2010: 70 % 72

70 68 66 64 62 60

Beschäftigungsquote – insgesamt1

15 bis 64-jährige Erwerbstätige in % der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung derselben Altersklasse

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Ziel 2010: 50 % 50

45 40 35 30 25 20

Beschäftigungsquote – älterer Erwerbstätiger1 55 bis 64-jährige Erwerbstätige in % der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung derselben Altersklasse

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Ziel 2010: 12,5 % 14

12 10 8 6 4

Lebenslanges Lernen – insgesamt

Prozentsatz der an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmenden Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Euroraum EU-27

1Österreich: 2004 Umstellung der Mikrozensuserhebung.

Ziel 2010: 3 % 3,0

2,5

2,0

1,5

Ausgaben für Forschung & Entwicklung in % des BIP

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

1 … The country [Austria] scores well across most of the social and employment indicators, and successive govern- ments have acted decisively to improve the labour market. As a result, Austria became the fifth EU country to meet the target of an employment rate of 70 per cent in 2006 …

Katinka Barysch, Simon Tilford and Philip Whyte: The Lisbon scorecard VIII – Is Europe ready for an economic storm? Centre for European Reform, February 2008.

(19)

gelegten Bericht „Going for Growth 2008“ einen Abbau von Eintrittsbarrie- ren bei Netzwerkindustrien, eine Be- seitigung finanzieller Anreize in Früh- pension zu gehen, eine Steigerung der Anzahl der Studienabschlüsse auf Uni- versitäten, eine Senkung der Grenz- steuersätze und eine Verbreiterung der Steuerbasis. Weitere Reformen sind im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung nötig. Der Reformprozess sollte auch eine Neuverteilung der Staatsaufgaben zwischen Bund, Ländern und Gemein- den beinhalten.

Nach kräftigem Wirtschafts- wachstum im Jahr 2007 graduelle Verlangsamung in Österreich 2008 und 2009 erwartet

Die österreichische Wirtschaft wuchs im Jahr 2007 um 3,4 %, den höchsten Wert seit dem Jahr 2000 (Grafik 22).

Damit setzte sich der schon seit Jahren bestehende Wachstumsvorsprung ge- genüber dem Euroraum fort. Wachs- tumsmotor war neuerlich die boo-

mende Exportwirtschaft. Die Aus- fuhren von Gütern und Dienstleistungen nahmen real um rund 8 % zu. Zweite tragende Säule der Konjunktur waren die Investitionen: Sowohl die Aus- rüstungs- als auch Bauinvestitionen expandierten kräftig. Dagegen blieb der private Konsum schwach.

Exporte und Investitionen sind Wachstumsträger in Österreich im Jahr 2007

Grafik 22

Beitrag in Prozentpunkten 5

4 3 2 1 0 –1 –2

Quelle: OeNB, Statistik Austria, WIFO.

Privater Konsum

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Privater Konsum

Nettoexporte Öffentlicher Konsum

Statistische Differenz Bruttoinvestitionen BIP-Wachstum in %

Stand in 1.000

2006 und 2007 wurden in Österreich deutlich über 100.000 Arbeitsplätze geschaffen

Grafik 23

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

Quelle: Statistik Austria - Mikrozensus.

Unselbstständig Beschäftigte

Veränderung zum Vorjahr in 1.000 90

80 70 60 50 40 30 20 10 0

Unselbstständig Beschäftigte

2.592 2.596 2.633 2.671

675 722 764 779

2004 2005 2006 2007

37 43

38 15

47

4

2005 2006 2007 Vollzeitbeschäftigte Teilzeitbeschäftigte

(20)

Rede des Gouverneurs

Trotz der internationalen Finanz- marktkrise und ihrer weltweit dämp- fenden Effekte sind die Aussichten für die österreichische Wirtschaft im ers- ten Halbjahr 2008 günstig. Das reale BIP wird im Gesamtjahr 2008 zwar merklich schwächer wachsen als in den beiden Jahren zuvor, ein dramatischer Konjunktureinbruch zeichnet sich für Österreich jedoch nicht ab. Im 1. Quar- tal 2008 wuchs die österreichische Wirtschaft mit 0,8 % im Vergleich zum 4. Quartal 2007 überraschend stark.

Die OeNB geht von einer graduellen Rückkehr zu Wachstums raten von rund 2 % für 2008 und 2009 aus. Andere Institutionen wie die Euro päische Kom- mission und der IWF, aber auch WIFO und IHS, sehen dies ähnlich.

Arbeitslosenquote sinkt auf 4,4 % – fünftniedrigster Wert in der EU-27

Von der guten Konjunktur profitie- rend, präsentierte sich der österrei- chische Arbeitsmarkt im Jahr 2007 in ausgezeichneter Verfassung. In den beiden letzten Jahren konnten deutlich über 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze, geschaffen werden (Grafik 23). Die Arbeitslosenquote ging von 5,2 % im Jahr 2005 auf 4,4 % im Jahr 2007 zurück. Österreich weist damit die fünftniedrigste Arbeitslosenquote in der EU auf. Auch zu Beginn 2008 zeigte sich der Arbeitsmarkt schwungvoll.

Die Beschäftigung wuchs dynamisch, die Arbeitslosigkeit verringerte sich in den ersten Monaten 2008 weiter deut-

Starker Rückgang der Arbeitslosigkeit in Österreich bei kräftigem Beschäftigungswachstum

Grafik 24

Quelle: HSV, AMS Österreich, Eurostat.

4 3 2 1 0

Unselbstständig Beschäftigte Veränderung zum Vorjahr in %

2005 2006 2007 2008

10 5 0 –5 –10 –15 Arbeitslose

Veränderung zum Vorjahr in %

2005 2006 2007 2008

6 5 4 3 2 1 0

Arbeitslosenquote in %

60 50 40 30 20 10 0 –10

Offene Stellen Veränderung zum Vorjahr in %

2005 2006 2007 2008 2005 2006 2007 2008

(21)

lich. Die Arbeitslosenquote sank bis April 2008 weiter auf 4,1 %. Auch der Stellenmarkt konnte Anfang 2008, nach einer kurzen Schwächephase gegen Ende 2007, wieder stärkere Zuwächse auf- weisen, stagnierte allerdings im April 2008 (Grafik 24). Der österreichische Arbeitsmarkt leidet aber teilweise an Fachkräftemangel, der das Wirtschafts- wachstum behindert. Eine rasche Öff- nung für qualifizierte Arbeitskräfte aus den neuen EU-Mitgliedstaaten ist wesentlich.

Anstieg der Inflationsrate auf über 3 % erfordert wirtschafts- politische Maßnahmen

Aufgrund internationaler wie auch heimischer Einflüsse beschleunigte sich die HVPI-Inflationsrate in Österreich im Verlauf 2007 deutlich auf 3,5 % im Dezember. Im Jahresdurchschnitt be- trug sie 2,2 %, womit Österreich leicht über dem Euroraum-Durchschnitt lag.

Auch in den ersten Monaten 2008 ver- harrte der Preisauftrieb über der 3 %- Marke und es ist davon auszugehen, dass die Inflation im restlichen Verlauf 2008 lediglich auf rund 2½ % zurück- gehen dürfte. Wesentliche Preistreiber sind die oft zweistelligen Verteue- rungen bei täglichen Bedarfsgütern im Nahrungsmittelbereich wie auch die Treibstoffe. Im April 2008 hat sich der Preisauftrieb in Österreich leicht auf 3,4 % abgeschwächt. Zwei Drittel der Inflationsrate wurden im April 2008 von weit überdurchschnittlichen Preis- anstiegen bei Nahrungsmitteln und energetischen Produkten erklärt (Gra- fik 25).

Die OeNB erwartet (auf Basis der Daten bis April 2008) für das Gesamt- jahr 2008 eine Inflationsrate von rund 3 %. Geld-, Lohn-, Struktur- und Fiskal- politik sind gefordert, mittelfristig die Teuerung in Österreich wieder auf ein mit Preisstabilität zu vereinbarendes

Niveau zurückzuführen. Die OeNB hat in den letzten Wochen und Monaten eine Reihe von Maßnahmen vorgeschla- gen. Zum einen ist es wichtig, dass Zweitrundeneffekte bei Preisen und Löhnen vermieden werden und sich die Gewerkschaften bei Lohnforderungen und die Unternehmen bei ihrer Preis- politik zurückhalten. Zum anderen kommt der Strukturpolitik eine wich- tige Rolle zu. Reformen zur Intensivie- rung des Wettbewerbs wirken preis- dämpfend. Auch der öffentliche Sektor sollte von weiteren Erhöhungen bei Ab- gaben, Gebühren und Tarifen Abstand nehmen.

Bis 2010 geplanten Budget- konsolidierungspfad einhalten Im Jahr 2007 kam es in Österreich in- folge der robusten Konjunkturentwick- lung und der kräftig gestiegenen Steuer-

Nahrungsmittel (HVPI Gewicht: 15,9 %)

Verteuerungen bei Energie und

Nahrungsmitteln erklären im April 2008 zwei Drittel der Inflationsrate

Anteil in %

Grafik 25

110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 –10

Quelle: OeNB, Statistik Austria, Eurostat.

Jänner 2007 April 2008 HVPI-Inflation: 1,7% HVPI-Inflation: 3,4%

Energie (HVPI Gewicht: 9,0 %)

Industriegüter ohne Energie (HVPI Gewicht: 28,6 %) Dienstleistungen (HVPI Gewicht: 46,5 %)

(22)

Rede des Gouverneurs

einnahmen zu einer Verringerung des gesamtstaatlichen Budgetdefizits von 1,5 % (2006) auf 0,5 % des BIP. Der strukturelle Haushaltssaldo verbesserte sich von –1,4 % (2006) auf –1,0 % des BIP (2007). Der vom Stabilitäts- und Wachstumspakt geforderte strukturelle Konsolidierungsfortschritt von 0,5 % des BIP p.a. wurde damit knapp ver- fehlt. Um den von der Regierung für 2010 angekündigten ausge glichenen struk turellen Budgetsaldo bzw. den angestrebten nominellen leichten Bud- getüberschuss von 0,4 % des BIP zu erreichen, sollte der vereinbarte Kon- solidierungspfad unbedingt eingehalten werden (Grafik 26). Für die für 2010 vorgesehene Steuerreform bedarf es einer Gegenfinanzierung über verstärkte Ausgabensenkungen, sonst macht sie den Konsolidierungskurs zunichte.

Die Schuldenquote spiegelt den günstigen Verlauf des Defizits wider:

Sie betrug in Österreich im vergan-

genen Jahr 59,1 % des BIP und ist damit deutlich niedriger als im Euro- raum. Auch liegt sie erstmals seit 1992 wieder unter dem Maastricht–Refe- renzwert von 60 % des BIP. Im Jahr 2008 ist eine weitere Reduktion auf 57,7 % prognostiziert (Grafik 26).

Rekordüberschuss in der Leistungsbilanz

Im Jahr 2007 verzeichnet Österreichs Außenwirtschaft einen Rekordüber- schuss der Leistungsbilanz von 8,8 Mrd EUR bzw. 3,2 % des BIP (Grafik 27).

Entscheidend für die Steigerung des Überschusses um 2½ Mrd EUR war der Handel mit Gütern und Dienstleis- tungen. Trotz der Aufwertung des Euro zeigte die traditionell negative Güter- bilanz einen Überschuss von 1,3 Mrd EUR. Österreichs Unternehmen haben es hervorragend verstanden, die Markt- chancen in den seit 2004 neu hinzu- gekommenen EU-Ländern wahrzuneh-

Nach beachtlichen Konsolidierungsfortschritten zeichnet sich Stillstand im Jahr 2008 ab

in % des BIP

Grafik 26

1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 –2,5 –3,0 –3,5 –4,0

Budgetsaldo soll 2010 in Österreich Überschuss ausweisen

in % des BIP 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Schuldenquote kontinuierlich rückläufig

–2,2 0,0

–0,6

–1,4 –1,5

–0,5–0,6 –0,2

–1,8

–2,5 –3,0

–2,5 –1,3

–0,6 –1,0 –1,1

0,4

–1,7

–3,7 –1,3

0,1

–2,9

199920002001200220032004200520062007200820092010 –1,5

Österreich1 Euroraum2 Quelle: BMF, Statistik Austria, Eurostat.

1Österreich: Fiskalindikatoren laut Maastricht – Budgetäre Notifikation bis 2008, ab 2009 Stabilitätsprogramm vom November 2007.

2Euroraum: ab 2008 Prognose der Europäischen Kommission vom Frühjahr 2008.

199920002001200220032004200520062007200820092010 Österreich1 Euroraum2

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