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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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OESTERREICHISCHE NATIONALBANK

E U R O S Y S T E M

KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

Juni 2008

Stabilität und Sicherheit.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Redaktionsschluss: 17. Juni 2008

Redaktion: Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen

Die Beiträge für das erste Kapitel wurden von den Abteilungen für

volkswirtschaftliche Analysen, die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland, Integrationsangelegenheiten und Internationale Finanzorganisationen, Aufsichts- und Monetärstatistik sowie Außenwirtschaftsstatistik und

Finanzierungsrechnung erstellt. In den sonstigen Analysen ist die Abteilung jeweils angeführt.

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Inhalt

Bericht über die wirtschaftliche Lage... 3

Überblick ...4

Ausland...5

Österreich...11

Finanzmärkte ...16

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats...19

Wirtschafts- und Währungspolitik in der EU...26

Internationale Organisationen und sonstige internationale Gremien...30

Spezielle Analysen... 4

Aktuelle Wirtschaftsentwicklung in ausgewählten zentral-, ost- und südosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten...33

Developments in Selected Countries...34

Kurzfassung der GeWi-Studie „Angebotsseitige Erklärungsfaktoren der Inflationsentwicklung“...44

Kurzfassung der GeWi-Studie „Welche Rolle spielen gesamtwirtschaftliche Nachfragefaktoren für die gegenwärtige Inflationsentwicklung?“...49

Konvergenzbeurteilung der Slowakei...52

Kurzfassung der GeWi-Studie „Aktienbesitz in Österreich“...55

Vorsichtige Kreditpolitik der Banken im Euroraum und in Österreich gegenüber Unternehmen...61

Geldvermögensbildung und Kreditaufnahmen privater Haushalte im Jahr 2007 ...67

Die Zahlungsbilanz Österreichs im Jahr 2007...74

Bericht über die wirtschaftliche Lage Grafiken und Tabellen...80

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Überblick

Die schon im zweiten Halbjahr 2007 die Weltwirtschaft prägenden Entwicklungen setzten sich im ersten Halbjahr 2008 fort: Finanzmarktkrise, US-amerikanische Konjunkturschwäche und Rohstoffpreishausse überschatten unverändert die Weltkonjunktur und stellen Bremsfaktoren für die globale Konjunktur dar. Alle rezenten Prognosen internationaler und österreichischer Institute gehen von gedrosselten Wachstumserwartungen für 2008 und 2009 bei gleichzeitig höheren Inflationsraten aus. Der Abschwung trifft insbesondere die US-Volkswirtschaft. Die asiatischen Schwellenländer ohne Japan werden demgegenüber auch heuer – wenngleich gegenüber dem Vorjahr abgeschwächt – für kräftige Wachstumsimpulse sorgen. Das Wirtschaftswachstum in den ost-, süd- und südosteuropäischen Ländern ist zwar gebremst, aber dennoch weiterhin recht schwungvoll. Das weltwirtschaftliche Wachstum dürfte daher von etwa 5% (2007) auf unter 4%

(2008) zurückgehen. Der Preisauftrieb blieb im ersten Halbjahr 2008 durchwegs hoch: Zumindest in Europa werden zwei Drittel der Inflationsraten allein durch steigende Rohölpreise sowie höhere Nahrungsmittelpreise verursacht.

Das BIP-Wachstum in den USA ist bereits im vierten Quartal 2007 eingebrochen und erreichte im ersten Quartal 2008 nur +0,9% (zum Vorquartal, annualisiert). Die Rezession bei den Wohnbauinvestitionen setzte sich dabei fort. Der Rückgang hat sich gegenüber dem Vorquartal sogar noch beschleunigt. Die Prognosen für das reale BIP-Wachstum im Jahr 2008 lauten derzeit:

IWF +0,5%, OECD +1,2%, Europäische Kommission +0,9%.

Mit einem Wachstum von 1,0% im ersten Quartal 2008 überraschte die Wirtschaft in Japan positiv. Japan profitierte dabei von Exporten in die dynamisch wachsenden Regionen Asiens. Für das gesamte Jahr 2008 wird dennoch eine Abschwächung der konjunkturellen Dynamik erwartet. Der IWF und die OECD gehen von +1,4% bzw. +1,7% aus. Nach einer lang anhaltenden Deflationsphase beginnen nunmehr die Preise zu steigen: Im April 2008 lag der VPI um 0,8% höher als vor einem Jahr.

Die Wirtschaft im Euroraum legte im ersten Quartal 2008 mit einem Wachstum von 0,7% zum Vorquartal trotz der globalen Bremsfaktoren und des hohen Außenwerts des Euro einen guten Start ins Jahr 2008 hin. Allerdings dürfte der milde Winter die Bauproduktion begünstigt haben, zudem fiel Ostern in den März. Eine bessere Beurteilung wird daher erst mit Vorliegen der realen BIP-Daten für das zweite Quartal möglich. Laut den jüngsten Projektionen des Eurosystems vom Juni 2008 wird das reale Wachstum im Euroraum im Jahr 2008 in einer Bandbreite von 1,5% bis 2,1% liegen. Für 2009 wird ein Wert von 1,0% bis 2,0% erwartet. Der IWF hebt nach ursprünglich sehr pessimistischer Annahme seine Frühjahrsprognose für den Euroraum auf 1,75% (2008) an, bleibt aber für 2009 relativ skeptisch (1,25%). Die Europäische Kommission geht in ihrer Ende April vorgelegten Prognose von 1,7% für 2008 und 1,5% für 2009 aus. Die Inflationsrate – im Mai betrug sie 3,7% – blieb bislang im Jahr 2008 sehr hoch – ein Trend, der auch in den kommenden Monaten anhalten dürfte. Der EZB-Rat konstatierte daher weiter zugenommene Risken für die Preisstabilität.

Die rezenten Eurosystem-Projektionen erwarten die Inflationsrate 2008 zwischen 3,2% und 3,6%.

Auch in Österreich wird das reale BIP-Wachstum im Gesamtjahr 2008 merklich schwächer ausfallen als in den beiden Jahren zuvor, ein starker Einbruch der Konjunktur zeichnet sich dennoch nicht ab. Im ersten Quartal 2008 wuchs das reale BIP laut WIFO um 0,7% im Vergleich zum Vorquartal bzw. um 3,3% gegenüber dem Vorjahresquartal. Die OeNB erwartet in ihrer jüngst veröffentlichten Prognose ein reales BIP-Wachstum von 2,2% für heuer und von 1,7% für das kommende Jahr. Laut der am 9. Juni 2008 veröffentlichten Prognose der OeNB wird die Inflation in Österreich im Jahr 2008 3,1% betragen. Die hohe Inflationsrate im Mai von 3,8%, die u. a. weiter gestiegene Rohöl- und Energiepreise widerspiegelt, bedingt, dass diese Prognose nach dem neuesten Informationsstand wohl auf eine Größenordnung von etwa 3,4% angehoben werden müsste.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Ausland

Euroraum

Inflation weiter auf hohem Niveau

Im Mai 2008 stieg die HVPI-Inflationsrate auf 3,7% und befand sich damit auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Währungsunion. Nahezu zwei Drittel der Teuerung können im Monat Mai den Komponenten Lebensmittel und Energie zugeschrieben werden, der Beitrag der Dienstleistungen bleibt hoch. Grund für den Rückgang der Inflation im April war einerseits der dämpfende Basiseffekt des Subindex Bildung (Erhöhung der Studiengebühren in Deutschland im April 2007), andererseits ein Kalendereffekt, da die temporäre Verteuerung bestimmter Dienstleistungen rund um das Osterfest heuer schon im März zum Tragen kam.

-0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

Jän.99 Jul.99 Jän.00 Jul.00 Jän.01 Jul.01 Jän.02 Jul.02 Jän.03 Jul.03 Jän.04 Jul.04 Jän.05 Jul.05 Jän.06 Jul.06 Jän.07 Jul.07 Jän.08 Energie

Unbearbeitete Lebensmittel

Bearbeitete Lebensmittel einschließlich Alkohol und Tabak Industrielle nichtenergetische Güter

Dienstleistungen

Gesamtindex ohne Energie und unbearbeitete Lebensmittel Gesamt HVPI

Komponenten des HVPI in Prozentpunkten (Linien: in %)

Quelle: Eurostat.

Letzter Wert: Mai 08

Die Kerninflationsrate (Gesamtindex ohne Energie und unbearbeitete Nahrungsmittel) betrug im Mai 2008 2,5% nach 2,4% im April. Trotz hohem Kostendruck entlang der Wertschöpfungskette entwickeln sich die Preise für nichtenergetische Industriegüter (dank Euro-Aufwertung und internationalem Wettbewerb) erstaunlich moderat.

Im Laufe des Monats Mai 2008 stieg der Preis der Nordsee-Rohölsorte Brent um rund 23 USD und erreichte Mitte Juni Rekordwerte über 130 USD pro Barrel. Der Durchschnittspreis für Mai 2008 liegt mit 123 USD pro Barrel um 83% über dem entsprechenden Vorjahreswert.

Auch in Euro gerechnet fiel der Preisanstieg mit einem Durchschnittspreis im Mai 2008 von über 79 EUR pro Barrel (58% über Vorjahresniveau) verhältnismäßig stark aus. Die aktuellen Futurespreise für Rohöl deuten auf eine Beibehaltung des hohen Preisniveaus bis Ende 2009 hin.

Die Projektionen der Experten des Eurosystems vom Juni 2008 sehen die HVPI- Inflationsrate im Jahr 2008 zwischen 3,2% und 3,6% und im Jahr 2009 zwischen 1,8% und 3%.

Damit haben sich die Bandbreiten für die Inflationsrate gegenüber der letzten Projektion nach oben verschoben; dies ist vor allem auf die gestiegenen Energie- und Nahrungsmittelpreise

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Robustes BIP-Wachstum im ersten Quartal

Das reale BIP-Wachstum betrug im ersten Quartal 2008 0,8% gegenüber dem Vorquartal, im Jahresabstand wuchs das BIP im Euroraum um 2,2%. Die wichtigste Konjunkturstütze waren dabei die Bruttoanlageinvestitionen, die einen Wachstumsbeitrag von 0,4 Prozentpunkten leisteten. Der private und der öffentliche Konsum sowie die Nettoexporte trugen jeweils 0,1 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum bei. Innerhalb des Euroraums ragte Deutschland u. a.

wetterbedingt mit 1,5% BIP-Wachstum gegenüber dem Vorquartal heraus, wobei Konsum, Investitionen und Lagerhaltung die diesmal eher schwächeren Nettoexporte kompensierten.

Die neuen Projektionen der Experten des Eurosystems vom Juni 2008 gehen davon aus, dass die Wachstumsrate des realen BIP im Jahr 2008 zwischen 1,5% und 2,1% liegen wird. Im Jahr 2009 soll das BIP-Wachstum zwischen 1% und 2% erreichen. Gegenüber den letzten Projektionen von März 2008 liegt die erwartete Wachstumsrate für 2008 im oberen Bereich der damals angegebenen Bandbreite, während jene für 2009 eher nach unten korrigiert wurde. Der Konjunkturverlauf soll nach diesen Projektionen noch im Jahr 2008 seinen Tiefpunkt erreichen, im kommenden Jahr soll bereits die Erholung einsetzen.

USA

Schwächere Wachstumsaussichten; relativ hohe Inflation

Das annualisierte reale BIP-Wachstum erhöhte sich im ersten Quartal 2008 unerwartet um 0,9% zur Vorperiode, nachdem es sich im vierten Quartal 2007 von 4,9% markant auf 0,6%

verlangsamt hatte. Getragen wurde das Wachstum in erster Linie von den Nettoexporten und den Konsumausgaben, die mit einem Anstieg um lediglich 1% allerdings das geringste Wachstum seit 13 Jahren aufwiesen. Die rückläufigen Wohnbauinvestitionen lieferten einen noch stärkeren negativen Wachstumsbeitrag als im Vorquartal.

Für 2008 deuten die jüngsten US-amerikanischen Konjunkturindikatoren in Richtung einer weiteren Wachstumsdämpfung. Konkret gibt es einen erneuten Rückgang des Konsumentenvertrauens im Mai, schrumpfende Einzelhandelsumsätze, eine schwache Industrieproduktion sowie eine deutliche Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt. Der Index der Vorauseilenden Indikatoren stieg im März und April geringfügig nach einer rückläufigen Entwicklung in den fünf Monaten davor. Im Vorjahresvergleich ist er jedoch im April um 0,2% gesunken und signalisiert damit bestenfalls ein sehr schwaches BIP-Wachstum in den kommenden Monaten.

Es gibt aber auch einige wenige positive Signale: So stiegen z. B. die Einzelhandelsumsätze unerwartet im Mai, die Jahresrate des Produktivitätszuwachses außerhalb der Landwirtschaft im ersten Quartal 2008 von 2,2% auf 2,6% hinaufrevidiert und der Sentiment-Index der Einkaufsmanager im Service-Sektor lag den zweiten Monat in Folge über der 50-Punkte-Grenze, nachdem er in den vier Monaten davor darunter lag und damit ein Schrumpfen dieses Sektors signalisierte. Generell wurden die Wachstumsprognosen für 2008 deutlich zurückgenommen, z. B. vom IWF auf +0,5%, von der OECD auf 1,2% und von der Europäischen Kommission auf 0,9%. Auch die US-Notenbank reduzierte ihre Wachstumsprognose für 2008 auf 0,3% bis 1,2%.

Die US-Verbraucherpreise stiegen im Mai in der Gesamtrate um 4,2 % im Vorjahresmonatsvergleich und damit stärker als erwartet (April: +3,9%). Grund dafür war insbesondere der kräftige Anstieg der Energiepreise. Die Kernrate stieg wie bereits im Vormonat um moderate 2,3%. Die Fed äußerte sich im Protokoll zur FOMC-Sitzung Ende

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

April „besorgt“ über das Risiko eines Anziehens der Inflation und revidierte ihre Prognose für die Kerninflation 2008 auf 2,2% bis 2,4% hinauf.

Die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt hat sich deutlich verschlechtert. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Mai um 0,5 Prozentpunkte auf 5,5%. Die Zahl der Stellen außerhalb der Landwirtschaft verringerte sich im Mai bereits den fünften Monat infolge, im bisherigen Jahresverlauf gingen 324.000 Stellen verloren.

Fortsetzung der US-Immobilienkrise

Die Korrektur auf dem US-Häusermarkt setzt sich weiter fort, obwohl es jüngst einige zuversichtlicher stimmende Entwicklungen gab. So verzeichneten die Verkäufe neuer Häuser im April einen Anstieg um 3,3% im Vormonatsvergleich. Im Mai kam es allerdings zu einem erneuten Rückgang der „housing starts“ um 3,3% sowie der Baubewilligungen um 1,3%. Dies ist jedoch noch kein Beweis für eine Trendumkehr, da der Anstieg zur Gänze im Bereich des besonders volatilen Mehrfamilien-Wohnbaues stattfand und eine gegensätzliche Entwicklung zum starken Rückgang in diesem Bereich im März 2008 darstellt. Auch die Verkäufe neuer Häuser verzeichneten im April einen Anstieg um 3,3% im Vormonatsvergleich. Andererseits steigt jedoch das Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot an Immobilien, da die Verkäufe bestehender Häuser zurückgehen und der Bestand an unverkauften Häusern sehr hoch ist. Bevor dieser hohe Bestand nicht abgebaut ist, ist mit keiner Stabilisierung der Preise zu rechnen. Dies wird vermutlich nicht vor Mitte 2009 der Fall sein. Die Zwangsversteigerungen weisen eine steigende Tendenz auf. Der Beitrag des Immobiliensektors zum BIP-Wachstum wird damit auch im zweiten Quartal deutlich negativ ausfallen. Um die Immobilienkrise rascher in den Griff zu bekommen, arbeitet der US-Kongress zurzeit an einem etwa 300 Mrd USD großen Rettungsfonds.

US-Notenbank senkt erneut Leitzinsen und deutet Pause an

Die US-Notenbank senkte seit September 2007 den Leitzins in 7 Schritten um insgesamt 325 Basispunkte auf zuletzt 2% (30. April). Dies ist der niedrigste Satz seit November 2004.

Gleichzeitig wurde der Diskontsatz ebenfalls um 25 Basispunkte auf 2,25% zurückgenommen.

Die US-Notenbank hat anlässlich des jüngsten Zinsschrittes eine mögliche Pause in ihrem geldpolitischen Lockerungszyklus angedeutet. Die nächste Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) findet am 24./25. Juni statt.

Die Lage auf den Finanzmärkten hat sich in den vergangenen Wochen entspannt, v.a. als Folge der umfangreichen Liquiditätsspritzen der US-Notenbank. Dennoch funktionieren nach Aussage von Bernanke noch nicht alle Marktsegmente und die US-Notenbank wird bei Bedarf über die neu geschaffenen Kreditlinien noch weitere Liquidität zur Marktberuhigung bereitstellen. Die bisherigen Liquiditätsmaßnahmen haben zu einer Verbesserung der Finanzierungskonditionen beigetragen.

Japan

Gebremste Wachstumsaussichten, gestiegene Verbraucherpreise

Trotz globaler Finanzmarktkrise beschleunigte sich in Japan das reale BIP-Wachstum im ersten Quartal 2008 im Vorquartalsabstand auf 1,0%. Anhaltend hohe Exporte sowie eine robuste Binnennachfrage stützten das Wachstum. Auch die private Bautätigkeit im Inland, die im vergangenen Jahr unter der Einführung strengerer Bauvorschriften gelitten hatte, legte erstmals seit fünf Quartalen wieder zu. Die Unternehmensinvestitionen hingegen blieben schwach, sie erhöhten sich um 0,2%.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Wachstumsabschwächung für 2008 erwartet

Für 2008 wird eine weitere Abschwächung der konjunkturellen Dynamik in Japan erwartet.

Der IWF und die OECD nahmen ihre Wachstumsprognosen auf 1,4% bzw. 1,7% (2007:

+2,1%) zurück. Als Grund dafür wird eine schwächere globale Nachfrage angeführt. Die aktuelle Quartalsumfrage der Bank of Japan (BoJ) signalisiert eine deutlich schlechtere Stimmung bei den japanischen Unternehmen. Sie hat auch die Wachstumsaussichten auf 1,5%

für das ab April begonnene Fiskaljahr 2008 zurückgenommen.

OECD empfiehlt Beibehaltung niedriger Leitzinsen

Der im Jahr 2007 anhaltende Abwärtsdruck bei den Löhnen hat sich seit Jahresbeginn 2008 gedreht. Steigende Löhne und eine rückläufige Zahl niedrig entlohnter Teilzeitbeschäftigter sowie gestiegene Importpreise für Rohstoffe ließen die Konsumentenpreise nach einer länger anhaltenden deflationären Periode ab Oktober 2007 wieder steigen. Der Anstieg des VPI im April 2008 und die entsprechende Änderungsrate in der Kerninflation erreichten im Vorjahresvergleich jeweils 0,8% und 0,9%. Die OECD empfiehlt der BoJ mit einer Anhebung der Leitzinsen (aktuell: 0,5%) bis Mitte 2009 zu warten, da noch keineswegs sicher ist, dass die Deflation vorbei sei.

Asien

Robuste Konjunktur zunehmend von Binnennachfrage gestützt; steigende Verbraucherpreise

Trotz abgeschwächter weltweiter Nachfragebedingungen infolge der konjunkturellen Verlangsamung in den Industrieländern, setzte sich in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens (ohne Japan) das Wirtschaftswachstum auf hohem Niveau fort. Zur robusten Exportentwicklung steuerten die hohe Nachfrage innerhalb der Region sowie jene aus anderen aufstrebenden Volkswirtschaften bei. Der IWF erwartet im laufenden Jahr eine Wachstumsabschwächung auf 7,5% (2007: 9,1%). Die Wachstumsmotoren sind weiterhin China und Indien.

Das reale BIP-Wachstum in China beschleunigte sich 2007 weiter auf 11,9%. Nun soll über eine straffere Kredit- und Geldpolitik die hohe Investitionsnachfrage gezügelt werden. Zudem wurde eine stärkere Aufwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar zugelassen (dieser wertete jedoch gegenüber dem Euro ab). Trotz eines Preisstopps für administrierte Preise blieb der Anstieg der Verbraucherpreise hoch (Mai: 7,7%). Ursache dafür waren insbesondere die anziehenden Nahrungsmittelpreise. Der nationale Volkskongress erklärte den Kampf gegen die Preissteigerungen zum vorrangigen Ziel und erwartet für das Gesamtjahr 2008 einen Anstieg des VPI um 4,8%. In den meisten Ländern Asiens hat der Inflationsdruck infolge hoher Preise bei Nahrungsmitteln und Rohstoffen weiter zugenommen. In Indien setzte sich die konjunkturelle Dynamik unvermindert fort. Die insgesamt guten Konjunkturaussichten für Asien werden zusehends durch die Inlandsnachfrage untermauert, während eine geringere Auslandsnachfrage, verschärfte Finanzierungsbedingungen und die geldpolitische Straffung in etlichen Ländern das Wachstum dämpfen werden.

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa Wachstumsabschwächung im ersten Quartal 2008

Erste verfügbare Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung in den zentral-, ost- und südosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten im ersten Quartal 2008 zeigen eine Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik an. Das Wachstum ging vor allem in Estland und Lettland sowie in

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

der Slowakei (hier allerdings von einem außergewöhnlich hohen Niveau im 4. Quartal 2007) deutlich zurück. In den baltischen Staaten ist die Wachstumsabschwächung vor dem Hintergrund einer Wirtschaftsüberhitzung in den letzten Quartalen zu sehen.

2006 2007 2007q2 2007q3 2007q4 2008q1

Bulgarien 6.3 5.7 7.3 4.9 6.9 ..

Estland 11.2 7.0 7.6 6.4 4.8 0.4

Lettland 11.9 10.2 11.0 10.9 8.0 3.6

Litauen 7.7 8.8 8.0 10.8 8.0 6.9

Polen 6.2 6.5 6.4 6.4 6.1 6.3

Rumänien 7.9 6.0 5.7 5.7 6.6 8.2

Slowakische Rep. 8.5 10.4 9.3 9.4 14.3 8.7

Slowenien 5.7 6.1 6.0 6.4 4.7 ..

Tschechische Rep. 6.4 6.5 6.5 6.3 6.6 5.4

Ungarn 3.9 1.3 1.2 0.9 0.8 0.7

Quelle: Eurostat.

Wirtschaftswachstum in den zentral-, ost- und südosteuropäischen EU- Mitgliedstaaten

Wachstumsrate des realen BIP in % gegenüber der Vorjahresperiode

Leitzinsanhebung in Ungarn und Rumänien

Die ungarische Notenbank (MNB) erhöhte am 26. Mai ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 8,50%. Begründet wurde die Entscheidung mit einer Verschlechterung der Inflationsaussichten.

Gemäß des aktuellen „Quarterly Report on Inflation“ ging die Inflationsrate in den letzten Monaten weniger stark zurück als ursprünglich erwartet. Ausschlaggebend dafür waren einerseits die hohen Rohstoffpreise an den internationalen Märkten. Andererseits spielten unerwartet starke Lohnzuwächse eine Rolle. Die preis- dämpfenden Effekte der schwachen Wirtschaftsentwicklung konnten diese negativen Preisschocks nur teilweise kompensieren. Laut Prognosen der MNB wird die Inflationsrate sowohl 2008 als auch 2009 über dem offiziellen Inflationsziel von 3% (gemessen am VPI) liegen.

In Ungarn wird turnusmäßig alle drei Jahre das Inflationsziel evaluiert und von Seiten der Regierung und der Zentralbank – falls notwendig – eine Anpassung des Ziels beschlossen. 2008 steht eine solche Entscheidung an. Im Vorfeld argumentiert bereits der Finanzminister, dass das derzeitige Ziel im gegebenen internationalen Inflationsumfeld unrealistisch niedrig sei. Die MNB hält jedoch am derzeitigen Punktziel vor allem unter Glaubwürdigkeitsgesichtspunkten fest.

Die rumänische Notenbank (BNR) erhöhte am 6. Mai ihren Leitzinssatz um 25 Basispunkte auf 9,75%. Ausschlaggebend dafür war der steigende Inflationsdruck der letzten Monate aufgrund höherer Preise von Lebensmitteln und Energie, einem zunehmenden Nachfrageüberhang, einer Abwertung des rumänischen Leu sowie sich verschlechternden Inflationserwartungen.

EU-Beitrittskandidaten

Zinserhöhung und neues Inflationsziel in der Türkei

Die türkische Notenbank (TCMB) erhöhte am 15. Mai ihren Leitzinssatz um 50 Basispunkte auf 15,75%. Begründet wurde der Schritt vor allem mit der Sorge um mögliche Zweitrundeneffekte aufgrund der zuletzt hohen Inflationsraten (9,7% im April).

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Am 3. Juni erhöhte die türkische Notenbank ihr Inflationsziel für 2009 bis 2011 deutlich.

Ursprünglich sollte das mittelfristige Inflationsziel von 4% bereits 2008 erreicht und auch in den folgenden Jahren eingehalten werden. Aufgrund diverser Preisschocks und der Unsicherheit bezüglich deren mittelfristiger Auswirkungen dürfte der Disinflationsprozess jedoch wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Das Inflationsziel für 2009 wurde auf 7,5%, für 2010 auf 6,5%

und für 2011 auf 5,5% erhöht.

Rückgang der Güterexporte im März

Im März des aktuellen Jahres fand eine abwärts gerichtete Kurskorrektur der Euroraum- Leistungsbilanz statt. Hatte es im Vormonat in saisonbereinigter Beobachtung noch so ausgesehen, als würde die Leistungsbilanz zu Überschüssen zurückkehren, kippte sie aktuell in ein hohes Minus im Ausmaß von –15 Mrd EUR (unbereinigt: –8 Mrd EUR). Zu dieser Entwicklung trugen alle Teilbereiche der realen Außenwirtschaft bei. Das Plus aus dem internationalen Dienstleistungsverkehr nahm ab (um 2 auf 3 ½ Mrd EUR), die Einkommensbilanz kippte in ein Defizit (–4 Mrd EUR) und die Nettozahlungen aus Laufenden Transfers nahmen um mehr als das 1½ fache zu (–11 Mrd EUR). Auch der Güterhandel erfuhr eine negative Trendwende. Hatte sich im Vormonat der Überschuss daraus noch erhöht, verzeichnete der Euroraum im März ein Minus im Ausmaß von –4 Mrd EUR. Die Güterexporte nahmen um 4,4% ab, während die Importe um 1,9% anzogen (jeweils nominell). Die bis Jänner vorliegende Aufschlüsselung nach Volumen und Preisen weist darauf hin, dass sich die Abschwächung der Auslandsnachfrage fortsetzt. Bei den Importen dominiert der Preiseffekt für Rohöl und andere Rohstoffe, der den Rückgang bei den Einfuhrvolumina mehr als kompensiert.

Angesichts der tendenziell negativen Entwicklung in den letzten Monaten nahm der Überschuss der Euroraum-Leistungsbilanz langfristig, d.h. über die letzten zwölf Monate in Summe ab, und zwar auf rund die Hälfte, 5 Mrd EUR. Getrieben wurde diese Entwicklung von den einkommensrelevanten Komponenten der Außenwirtschaft, d.h. von Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie Laufenden Übertragungen. Beide Bilanzen passivierten sich im Beobachtungszeitraum. Die Güterbilanz tendierte langfristig weiterhin positiv. Der Überschuss daraus erhöhte sich um rund ein Drittel (44 Mrd EUR).

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Österreich

Realwirtschaft

Finanzmarktkrise und Rohstoffpreishausse dämpfen Konjunktur und treiben Inflation:

Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2008 bis 2010 vom Juni 2008

Die Oesterreichische Nationalbank erwartet, dass sich das Wachstum der österreichischen Wirtschaft infolge der internationalen Finanzmarktkrise und der Rohstoffpreishausse gegenüber den Hochkonjunkturjahren 2006 und 2007 abschwächen wird. Nach einem hervorragenden Start ins Jahr 2008 werden sich die Wachstumsaussichten für die österreichische Konjunktur in weiterer Folge spürbar eintrüben. Für das Jahr 2008 wird ein Wachstum des realen BIP von 2,2% erwartet. Der Wachstumstiefpunkt wird für 2009 (+1,7%) prognostiziert, ehe im Jahr 2010 wieder mit einer Beschleunigung auf 2,4% gerechnet wird. Gegenüber der Prognose vom Dezember 2007 wurden die Wachstumserwartungen für die Jahre 2008 und 2009 um 0,3 bzw.

0,6 Prozentpunkte zurückgenommen. Die Inflation erreicht heuer mit 3,1% den höchsten Wert seit 1993. Für die Jahre 2009 und 2010 wird mit einem Rückgang der Inflation auf 2,4% und 1,9% gerechnet. Die hohe Inflationsrate im Mai von 3,8%, die u. a. weiter gestiegene Rohöl- und Energiepreise widerspiegelt, bedingt, dass diese Prognose nach dem neuesten Informationsstand wohl auf eine Größenordnung von etwa 3,4% angehoben werden müsste.

Das Beschäftigungswachstum bleibt kräftig und die Arbeitslosigkeit sinkt weiter auf 4,2% im Jahr 2008.

Die Entwicklung der internationalen Konjunktur ist durch die Finanzmarktkrise, den Abschwung in den USA und die Rohstoffpreishausse bestimmt. Die Wirtschaft im Euroraum hat sich im ersten Quartal 2008 aufgrund eines außerordentlich starken Wachstums in Deutschland sehr gut entwickelt. Die globale Wachstumsabschwächung wird jedoch auch am Euroraum nicht spurlos vorübergehen und zu einer spürbaren Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik führen.

2.4

1.7 2.2

3.3

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0

2007 2008 2009 2010

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0

BIP-Jahreswachstum (linke Achse) BIP-Quartalswachstum (rechte Achse)

Wachstum des realen BIP (saison- und arbeitstägig bereinigt)

Veränderung zum Vorjahr in %

Grafik 1

Quelle: Eurostat, OeNB.

Veränderung zum Vorquartal in % Prognose

Die österreichischen Exporte, die in den letzten Jahren die Triebfeder des Wachstums waren, werden infolge des geringeren Marktwachstums und des höheren Außenwerts des Euro

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

etwas an Dynamik verlieren. Bedingt durch die Orientierung der österreichischen Exporteure nach Osteuropa, die diversifizierte sektorale Struktur und die günstige Lohnstückkostenentwicklung fällt dieser Rückgang jedoch gering aus.

Die Inlandsnachfrage ist durch ein schwaches Konsumwachstum und einen flachen Investitionszyklus geprägt. Die überraschend hohe Inflation führt im Jahr 2008 zu leicht sinkenden Nettoreallöhnen. Die sich abschwächende Beschäftigungsdynamik dämpft zusätzlich das Wachstum der Haushaltseinkommen. Das Konsumwachstum wird im Jahr 2008 nur 1,0%

betragen. Auch in den beiden darauf folgenden Jahren wird mit keiner substantiellen Beschleunigung gerechnet. Die Investitionsdynamik wird sich vor dem Hintergrund der internationalen Konjunkturabkühlung zwar spürbar verlangsamen. Da sich der aktuelle Investitionszyklus im Vergleich mit den letzten Hochkonjunkturphasen als sehr flach darstellt, wird auch im Abschwung mit weiterhin steigenden Investitionen gerechnet.

2007 2008 2009 2010

Wirtschaftliche Aktivität

Bruttoinlandsprodukt +3,3 +2,2 +1,7 +2,4

Privater Konsum +1,5 +1,0 +1,5 +1,9

Öffentlicher Konsum +2,6 +3,0 +1,4 +1,5

Bruttoanlageinvestitionen +4,0 +1,5 +1,4 +2,6

Exporte insgesamt +8,6 +6,4 +4,3 +6,2

Importe insgesamt +6,2 +5,2 +4,4 +6,1

Preise

Harmonisierter Verbraucherpreisindex +2,2 +3,1 +2,4 +1,9

Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer (zu +2,6 +3,0 +3,0 +2,6

Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer (real) +0,5 -0,0 +0,7 +0,7

Einkommen und Sparen

Real verfügbares Haushaltseinkommen +3,2 +1,4 +1,7 +2,1

Sparquote 11,3 11,5 11,6 11,8

Arbeitsmarkt

Unselbstständig Beschäftigte +2,1 +1,7 +0,8 +0,9

Arbeitslosenquote laut Eurostat 4,4 4,2 4,4 4,4

Budget

Budgetsaldo (Maastricht) -0,5 -0,6 -0,5 -0,5

Staatsverschuldung 59,1 57,5 56,5 55,6

Hauptergebnisse der OeNB-Prognose vom Juni 2008 für Österreich1

1 Die Prognose wurde basierend auf saison- und arbeitstägig bereinigten Daten der VGR erstellt. Die historischen Werte für das Jahr 2007 weichen daher von den von Statistik Austria publizierten, nicht bereinigten, Daten ab.

in % des nominellen verfügbaren

Quelle: 2007: Eurostat, Statistik Austria; 2008 bis 2010: OeNB-Prognose vom Juni 2008.

Veränderung zum Vorjahr in %

in %

in % des nominellen BIP Veränderung zum Vorjahr in % Veränderung zum Vorjahr in % (real)

Die österreichische HVPI-Inflation beschleunigt sich im Mai 2008 deutlich auf 3,8%

Die HVPI-Inflationsrate für Mai 2008 beträgt 3,8% (im Jahresabstand) und ist damit deutlich höher als im April (3,4%). Auch wurde der Wert für den Euroraum (3,7%) überschritten. Die Teuerungsrate nach dem nationalen VPI ist mit 3,7% im Mai ebenfalls deutlich höher als noch vor einem Monat (3,3%).

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Die im Verlauf des Mai weiter stark angezogenen Preise bei Rohöl haben die heimischen Treibstoffpreise neuerlich erheblich beschleunigt und erklären im Wesentlichen den zusätzlichen Inflationsimpuls. Dies macht allein etwa 0,25 Prozentpunkte des Inflationsunterschieds von Mai gegenüber April aus. Der Rest entfällt i. W. auf Haushaltsenergie (Heizöl) und höhere Flugpreise. Die Lebensmittelpreise liegen weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau und sorgen unverändert für einen erheblichen Inflationsbeitrag im Ausmaß von rund 1 Prozentpunkt.

Dem Nachrichtenübermittlungssektor wie auch dem Bereich elektronisches Freizeitequipment, die preisdämpfend wirken, ist es zu verdanken, dass die HVPI-Inflationsrate in Österreich unter der 4-Prozent-Marke blieb. Effekte der Fußballeuropameisterschaft lassen sich in der Mai-Inflation nicht erkennen, diese werden vielmehr in der Juni-Rate erwartet.

Weiterhin positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt

Die bisher in diesem Jahr sehr positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich auch im Mai fortgesetzt. Mit 184.810 Personen liegt die Anzahl vorgemerkter Arbeitsloser um 12.968 oder 6,6% unter dem Wert des Vorjahres (April: –6,5%). Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen ist damit nun bereits seit 27 Monaten rückläufig. Die Anzahl der in Schulung befindlichen Personen ist um 9% auf 51.985 gesunken. Die Zahl langzeitarbeitsloser Personen hat sich überdurchschnittlich (–7,1%), jene der 15- bis 24-Jährigen leicht unterdurchschnittlich entwickelt (–5,6%). Der stärkste Rückgang der Arbeitslosigkeit erfolgte in der Bauwirtschaft (–9,1%) und den Metall- und Elektroberufen (–9,3%).

Es lassen sich aber bereits erste Indizien für eine Verschlechterung des Trends auf dem Arbeitsmarkt erkennen: Die Arbeitslosigkeit älterer Arbeitnehmer ist um zwei Prozent gestiegen, vor allem aber ist die Anzahl an gemeldeten offenen Stellen im April um 1,4%

zurückgegangen. Die aktuelle Eurostat-Arbeitslosenquote für April (4,2%) ist gegenüber dem Vormonat (4,1%) leicht angestiegen. Laut OeNB-Prognose vom Juni 2008 sinkt die Arbeitslosenquote infolge des kräftigen Beschäftigungswachstums im Jahr 2008 weiter um 0,2 Prozentpunkte auf 4,2%. Für die Jahre 2009 und 2010 wird mit einem nur geringfügigen Anstieg auf 4,4% gerechnet.

Weitere Abwärtsbewegung der meisten Vertrauensindikatoren

Die Entwicklung der Vertrauensindikatoren lässt mehrheitlich eine Verschlechterung der Konjunktur erwarten. Der Economic Sentiment Indicator ist im Mai mit 100,8 Punkten (März:

103,1) auf den niedrigsten Wert seit Dezember 2005 gesunken. Die Veränderung der Subkomponenten erfolgte allerdings unterschiedlich. Während Industrie (–5, April: –4) sowie Einzelhandelsvertrauen (–12, April: –10) ihren Abwärtstrend beschleunigten bzw. sich die Entwicklung beim Dienstleistungs- (+11, April: +14) und Konsumentenvertrauen (+2, April:

+3) einbremsten, verbesserte sich das Vertrauen der Bauwirtschaft (–12, April: –16). Der Konjunkturindikator der Bank Austria ist von 2,5 Punkten im April auf 2,4 Punkte im Mai weiter gefallen. Die Verschlechterung basiert auf der Entwicklung fast aller Einzelkomponenten.

Der Bank Austria Einkaufsmanagerindex ist nach einem überraschenden Anstieg im März (53,4) im April mit 49,8 wieder unter die 50-Prozent-Marke gefallen (Wachstumsreferenzwert). Im Mai verharrte der Index auf gleichem Wert. Die Auftragseingänge liegen damit nun bereits seit zwei Monaten unter der 50-Prozent-Marke, im Mai gingen dem Index entsprechend (49,0) sogar Arbeitsplätze verloren. Das Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung für das erste Quartal ist von 42,6 auf 36,1 und somit auf den niedrigsten Wert seit dem vierten Quartal 2005 gefallen. Die Entwicklung basiert in erster Linie auf der Einschätzung der Geschäftslage in

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sechs Monaten (Rückgang von 16 auf 6) und der Produktionstätigkeit in den nächsten drei Monaten (Rückgang von 24 auf 12). Der aktuelle Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer Österreichs zeigt eine abgeschwächte, aber immer noch positive Wirtschaftsentwicklung, nach der laut Wirtschaftskammer im Jahr 2008 aber immer noch ein Wachstum von 2,5% (±0,3%) erreicht werden könnte.

Budgetprognose der OeNB – Frühjahr 2008

Die OeNB-Prognose erwartet nach einem gesamtstaatlichen Defizit von 0,5% des BIP im Jahr 2007 für heuer eine leichte Verschlechterung der Defizitquote auf 0,6% des BIP und für die beiden kommenden Jahre eine Rückkehr (2009) bzw. ein Verharren (2010) der Defizitquote auf 0,5% des BIP. Die Budgetjahre 2008 bis 2010 sind einerseits durch eine anhaltend starke Einnahmendynamik ohne strukturelle ausgabenseitige Verbesserungen sowie andererseits durch leichte Steuer- und SV-Erhöhungen gepaart mit spezifischen ausgabenseitigen Defizit erhöhenden Maßnahmen gekennzeichnet. Vom Konjunkturzyklus geht 2008 noch ein positiver Effekt auf das Budget aus, danach gibt es keinen merklichen Einfluss. Dies impliziert, dass heuer das zyklisch bereinigte Defizit höher ist als die aktuelle Defizitquote bzw. die unterliegende Entwicklung nicht ganz so gut ist, wie der aktuelle Saldo vermittelt. Mit einem strukturellen Budgetdefizit von knapp einem ½% des BIP im Jahr 2010 erreicht Österreich gerade noch einen nahezu ausgeglichenen strukturellen Budgetsaldo (definiert als ein „zyklisch bereinigter Budgetsaldo abzüglich temporärer Defizit reduzierender Maßnahmen in % des BIP besser als –0,5% des BIP“); die Konsolidierungslücke, gemessen am österreichischen MTO (strukturell ausgeglichener Budgetsaldo im Jahr 2010) beläuft sich damit ebenfalls auf rund ½% des BIP.

Die österreichische Staatsschuldenquote unterschritt bereits 2007 die 60-Prozent-Grenze des BIP. Dazu trugen vor allem das starke nominelle BIP-Wachstum, die sinkende Durchschnittsverzinsung auf die ausstehende Staatsschuld (und damit ein positives Wachstums- Zinsdifferenzial) und der Primärüberschuss bei. Die Reduktion der Schuldenquote wird sich über den gesamten Prognosehorizont fortsetzen.

Im Vergleich zur OeNB-Prognose erwartet das BMF in seinem letzten Update des Stabilitätsprogramms von November 2007 für heuer Reduktion der Defizitquote von 0,7% auf 0,6% des BIP und einen weiteren Rückgang um 0,4 Prozentpunkte auf 0,2% des BIP im Jahr 2009. Damit liegt die Defizitquote laut OeNB-Prognose im nächsten Jahr um 0,3% des BIP bzw. im Jahr 2010 um 0,9% des BIP über dem angepeilten Regierungsziel. Die OeNB geht in ihrer Prognose von einer „No policy change assumption“ aus, d.h., in die Prognose Eingang finden nur jene Maßnahmen, die bereits beschlossen sind bzw. hinreichend detailliert vorliegen.

Im Stabilitätsprogramm werden hingegen von der Regierung angepeilte Zielwerte angegeben, die nicht notwendigerweise mit hinreichenden Maßnahmen unterlegt sein müssen.

Der OeNB-Budgeteinschätzung liegt die vorliegende gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB (Frühjahr 2008) zugrunde. Die gesamtwirtschaftliche Einschätzung der OeNB unterscheidet sich insofern von jener des BMF, als das reale BIP-Wachstum in der OeNB- Prognose insbesondere für das Jahr 2009 niedriger eingeschätzt wird, das nominelle BIP- Wachstum allerdings über den gesamten Prognosehorizont höher liegt (und die Steuerbasen sind nominelle Größen). Ein höheres nominelles BIP reduziert die Einnahmen- und Ausgabenquoten.

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Fiskalische Konvergenzkriterien in % des BIP (Österreich) Budgetsaldo des Staates Staatsschuld

OeNB BMF OeNB BMF 2007 –0,5 –0,7 59,1 59,9 2008 –0,6 –0,6 57,5 58,4 2009 –0,5 –0,2 56,5 57,0 2010 –0,5 +0,4 55,6 55,4 Quellen: Budgetprognose der OeNB (Frühjahr 2008); österreichisches Stabilitätsprogramm November 2007.

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Finanzmärkte

Die Mitte März einsetzende Erholung der Aktienkurse setzte sich zuletzt nicht weiter fort

Die Mitte März 2008 einsetzende Erholung der Kurse auf den wichtigsten internationalen Aktienmärkten ist im Mai dieses Jahres vorerst wieder zum Stillstand gekommen. Zuletzt wiesen insbesondere die US-Börsen einen Abwärtstrend auf. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die Unsicherheit bezüglich der weiteren Konjunkturentwicklung und auf die noch nicht abgeschlossene Risikoneubewertung an den Finanzmärkten zurückzuführen.

Mit einem Stand von 12.083,8 Punkten (11. Juni 2008) notierte der Dow-Jones-Index, um 8,9% niedriger als zu Jahresbeginn 2008. Seit dem Allzeithoch von 14.164,5 Punkten Mitte Oktober 2007 verzeichnete der Dow-Jones-Index einen Rückgang um 14,7%. Besonders ausgeprägt waren die Kursrückgänge an den US-Börsen in den ersten Jännerwochen dieses Jahres. Mehrere Leitzinssenkung der Fed und das verabschiedete Konjunkturbelebungspaket führten dann zu einer Stabilisierung der Aktienkurse und ab Mitte März dieses Jahres zu einer teilweisen Erholung. Seit Mitte Mai befindet sich der Dow-Jones-Index wieder im Abwärtstrend. Die US-Notenbank hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum 2008 zuletzt deutlich gesenkt und befürchtet zugleich eine Inflationsbeschleunigung. Die kräftig steigenden Ölpreise und die eingetrübten Konjunkturaussichten ließen die US-Aktienmärkte wieder nachgeben. Der Nikkei-Index lag am 11. Juni 2008 bei 14.183,5 Punkten und damit um 7,3%

unter dem Wert zu Beginn des Jahres 2008. Der Rückgang des Nikkei-Index ist unter anderem auf die möglichen negativen Auswirkungen der schwachen Konjunkturentwicklung in den USA auf die japanische Wirtschaft zurückzuführen. Der Dow-Jones-EURO STOXX Index lag am 11.

Juni 2008 bei 339,0 Punkten und damit um 18,3% unter dem Wert zu Anfang dieses Jahres. In einem längerfristigen Vergleich (seit Jänner 2001) konnten acht der achtzehn EURO STOXX- Sektoren Zuwächse verzeichnen. Die stärksten Zuwächse wiesen der Grundstoffsektor (+167,1%) und die Versorger (+68,5%) auf; den stärksten Rückgang gab es bei den Technologiewerten (–63,8%), gefolgt von den Medien (–57,2%). Auch im Euroraum sind die Aktienkurse von Mitte März bis Mitte Mai 2008 angestiegen. Zuletzt führten die hohen Ölpreise und die eingetrübten Konjunkturaussichten wieder zu einem Nachlassen der Kursentwicklung auf den europäischen Börsen. Der ATX lag am 11. Juni 2008 bei 4.097,8 Punkten. Seit Jahresbeginn 2008 war damit ein Rückgang des ATX um 9,2% zu verzeichnen. Seit dem Allzeithoch von 4.981,9 Punkten am 9. Juli 2007 sank der ATX um 17,7%. Die Entwicklung des ATX ist teilweise eine Folge der internationalen Aktienmarktentwicklung und teilweise auf die Konsolidierung der zuletzt sehr günstigen Gewinnaussichten von ATX-Unternehmen zurückzuführen. Als Maß für die Unsicherheit auf den Aktienmärkten im Euroraum und in den USA kann die implizite Volatilität des DAX beziehungsweise des Standard & Poor’s Index verwendet werden. Die implizite Volatilität des Standard & Poor’s Index lag am 11. Juni bei 24,1% und die des DAX bei 22,7%. Die Volatilität des DAX stieg damit seit Jahresbeginn 2007 um 6,4 Prozentpunkte und die des Standard & Poor’s Index um 1,6 Prozentpunkte. Die Volatilität auf den Aktienmärkten war damit weiterhin relativ hoch. Dies spiegelt die Unsicherheit der Marktteilnehmer über die weitere wirtschaftliche Entwicklung sowie der Unsicherheit über die weitere Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten wider.

Am 11. Juni 2008 lag die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bei 4,1% und damit um 4 Basispunkte über dem Wert zu Beginn des Jahres 2008. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen lag am 11. Juni bei 4,5% und somit 19 Basispunkte höher als zu Jahresbeginn

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2008. Die Rendite zehnjähriger österreichischer Bundesanleihen lag am 11. Juni bei 4,8% und damit um 34 Basispunkte über dem Wert zu Jahresbeginn 2008. Der seit Mitte März zu beobachtete Anstieg der Renditen langfristiger Staatsanleihen ist teilweise darauf zurückzuführen, dass eine vorübergehende Erholung auf den Aktienmärkten einsetzte und somit die Nachfrage nach sicheren Staatsanleihen zurückging. Zudem führte die dynamische Inflationsentwicklung zu einem Anstieg der Renditen langfristiger Staatsanleihen.

Die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung und die weitere Entwicklung der Unternehmensergebnisse hatte sowohl im Euroraum als auch in den USA seit Jahresbeginn eine Ausweitung der Renditedifferenz zwischen Anleihen von Unternehmen mit einem Rating von BBB und AAA zur Folge.

Kreditinstitute

Zuwachs im FW-Kreditgeschäft, Rückgang im EUR-Kreditgeschäft

Die unkonsolidierte Bilanzsumme der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitute stieg in den ersten drei Monaten 2008 deutlich an. Seit Jahresbeginn belief sich das relative Wachstum auf 3,6% (Vorjahr: +4,4%). Ende des ersten Quartals 2008 erreichte die Bilanzsumme einen Stand von 931,51 Mrd EUR. Die Nachfrage nach Direktkrediten an inländische Nichtbanken war leicht ansteigend (+1,3%). Zurückzuführen war dieser Trend auf einen Aufschwung im Fremdwährungskreditgeschäft (+9,1% bzw. +4,24 Mrd EUR), der allerdings zu mehr als der Hälfte auf Wechselkurseffekte zurückzuführen war. Diese Entwicklung führte dazu, dass der Anteil der Fremdwährungskredite an allen Krediten erstmalig seit Ende 2005 wieder stieg und etwa das Niveau von Mitte 2007 erreichte (17,6%). Das EUR-Kreditgeschäft im Gegensatz dazu fiel erstmalig seit Anfang 2005 leicht ab (-0,3% bzw. -0,66 Mrd EUR). Ende März 2008 beliefen sich die Direktkredite an inländische Nichtbanken auf 288,67 Mrd EUR. Das Einlagengeschäftswachstum (+2,4%) war durch ein Ansteigen der Spar- (+1,9%) und Termineinlagen (+13,0%), sowie einen Rückgang der Sichteinlagen (–2,5%) gekennzeichnet.

Hervorzuheben ist dabei, dass die Termineinlagen seit Ende 2003 ein stetiges Quartalswachstum aufweisen. Insgesamt betrug der Einlagenstand Ende März 2008 264,46 Mrd EUR. Das Auslandsgeschäft befindet sich weiterhin in einem – leicht abgeschwächten – Wachstumsprozess. Die Auslandsforderungen stiegen gegenüber dem Vorquartalsende um 4,3%

(Vorjahr: +10,4%) und die Auslandsverbindlichkeiten um 2,8% (Vorjahr: +4,3%). Per Ende März 2008 wiesen die Auslandsforderungen bzw. die Auslandsverbindlichkeiten Stände von 366,21 Mrd EUR bzw. 280,97 Mrd EUR auf. Gemessen an der Bilanzsumme lagen ihre Anteile bei 39,3% bzw. 30,2%.

Rückgang des Betriebsergebnisses um 14,7% im Jahresvergleich

Das unkonsolidierte Betriebsergebnis des ersten Quartals 2008 der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitute wies erstmals seit 2001 einen Rückgang auf. Es verminderte sich gegenüber dem ersten Quartal 2007 um 14,7% bzw. 0,24 Mrd EUR. Der Saldo aus dem Finanzgeschäft brach um 0,31 Mrd EUR ein und war damit erstmals mit –0,05 Mrd EUR negativ. Diese Entwicklung spiegelte eine der Auswirkungen der internationalen Finanzmarktturbulenzen wider. Allerdings hat diese Komponente nur einen geringen Anteil am gesamten Betriebsergebnis. Auch der bisherige Trend zur steigenden Bedeutung des Saldos aus dem Provisionsgeschäft und der Verringerung des Anteils der Nettozinserträge wurde im 1.

Quartal 2008 unterbrochen. Während sich der Saldo aus dem Provisionsgeschäft um 12,6%

bzw. 0,16 Mrd EUR auf 1,12 Mrd EUR verringerte, stieg der Nettozinsertrag im Vergleich zur Vorjahresperiode um 6,1% bzw. 0,11 Mrd EUR auf 1,91 Mrd EUR. Somit erhöhte sich dessen

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Anteil an den Betriebserträgen wieder um rund 4 Prozentpunkte auf 46,0%. Für das Jahr 2008 wird eine Steigerung des Wertberichtigungsbedarfs im Kreditbereich um 14,4% bzw. 0,19 Mrd EUR erwartet. Im 1. Quartal des Jahres 2007 verminderte sich diese Position noch um 12,1%

bzw. 0,18 Mrd EUR. Obwohl die in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitute ein Wachstum des Jahres-Betriebsergebnisses um 2,3% erwarten, ist mit einem Rückgang des Jahresüberschusses nach Wertberichtigungen und Steuern um 0,9% bzw. 0,04 Mrd EUR auf 4,17 Mrd EUR zu rechnen.

Investmentfonds

Verringerung des veranlagten Kapitals um 9,9 Mrd EUR oder 7,2%

Die 28 österreichischen Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) erhöhten ihre Angebotspalette im ersten Quartal 2008 um 8 Fonds und verwalteten mit den per Ende März aufliegenden 2.337 Investmentfonds einen Vermögensbestand (inkl. „Fonds-in-Fonds“-Veranlagungen) von 153,28 Mrd EUR. Der Vermögensbestand der Investmentfonds verringerte sich im 1. Quartal um 12,37 Mrd EUR. Verantwortlich dafür waren vor allem Aktien und Beteiligungspapiere mit einem Minus von 6,53 Mrd EUR gefolgt von Investmentzertifikaten mit -3,66 Mrd EUR und den Rentenwerten mit 3,46 Mrd EUR. Das einzige Veranlagungssegment mit – wenn auch geringen – Zuwächsen (+74 Mio EUR bzw. +4,4%) waren Veranlagungen in Immobilien. Der Cash-Bestand wurde um 1,34 Mrd EUR aufgestockt. Massive Kursverluste von 7,21 Mrd EUR und ein Nettokapitalabfluss von 2,64 Mrd EUR, führten im 1. Quartal zu einer Verringerung des veranlagten Kapitals (exklusive „Fonds in Fonds“-Veranlagungen) von 9,85 Mrd EUR bzw.

7,2%. Ende März betrug das netto in Investmentfonds veranlagte Kapital 127,24 Mrd EUR.

Von Anfang Jänner bis Ende März 2008 errechnete sich eine kapitalgewichtete durchschnittliche Gesamtperformance aller österreichischen Investmentfonds (Publikumsfonds und Spezialfonds) von -4,6%. Per Ende März 2008 waren in den Ländern der Währungsunion (exkl. Österreich) 64,04 Mrd EUR (50,3%), in Ländern der übrigen Welt 32,79 Mrd EUR (25,8%) und im Inland 30,41 Mrd EUR (23,9%) veranlagt.

Pensionskassen

Rückgang des Vermögensbestandes um ½ Mrd EUR oder 3,7%

Im 1. Quartal 2008 waren die Auswirkungen der Finanzmarktturbulenzen auf die Pensionskassen deutlich sichtbar: Der Vermögensbestand verringerte sich durch marktbedingte Wertverluste bei den wichtigsten Aktiva um ½ Mrd EUR. Damit verloren die Pensionsanwartschaftsberechtigten innerhalb von drei Monaten 3,7% des Wertes ihrer eingezahlten Beiträge. Abgesehen von diesem reinen Wertlust gab es auch eine reale Verschiebung innerhalb der Aktiva hin zu Guthaben bei inländischen Banken. Die Pensionskassen parkten im Zuge der Turbulenzen zusätzliche Teile ihrer Aktiva bei inländischen Banken – ohne Kapitalrisiko, mit geringerem, aber sichererem Verdienst. Dazu einige Details:

Die absolut stärksten Vermögensverringerungen im ersten Quartal 2008 gab es bei den inländischen (-200 Mio EUR) und bei den ausländischen (–340 Mio EUR) Investmentzertifikaten. Daneben wuchsen – wie erwähnt – die Guthaben bei inländischen Banken (+100 Mio EUR). Prozentuell verringerte sich der Wert der inländischen Investmentzertifikate nur um 1,9% (Stand 31. März 2008: 10,4 Mrd EUR), während jener der ausländischen um 25,8% (Stand: 1,0 Mrd EUR) abnahm. Die Guthaben bei inländischen Banken erhöhten sich um 36,4% (Stand: 0,4 Mrd EUR).

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Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats

Am 5. Juni 2008 beschloss der EZB-Rat, den Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität bei 4%, 5% und 3% zu belassen.

Auf der Grundlage seiner regelmäßigen wirtschaftlichen und monetären Analyse hat der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen der EZB unverändert zu belassen. Zugleich stellte er fest, dass die Risiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht zugenommen haben. Seit Herbst vergangenen Jahres haben sich die Inflationsraten, hauptsächlich aufgrund steigender Energie- und Nahrungsmittelpreise, signifikant erhöht. Es wird nunmehr davon ausgegangen, dass die HVPI-Inflation länger als zuvor erwartet auf einem hohen Niveau bleiben wird. Die mittelfristig bestehenden Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität werden auch durch das weiterhin sehr kräftige Geldmengen- und Kreditwachstum bestätigt, sowie durch die Tatsache, dass bislang keine nennenswerte Angebotsverknappung bei Bankkrediten vorliegt. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Eurogebiets solide. Vor diesem Hintergrund betonte der EZB-Rat, dass gemäß seinem Auftrag die Gewährleistung der Preisstabilität auf mittlere Sicht sein vorrangiges Ziel ist. Der EZB-Rat stellte fest, dass er alle Entwicklungen sehr genau verfolgen wird, und sich in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit befindet. Der EZB-Rat beabsichtigt, durch entschlossenes und rechtzeitiges Handeln sicherzustellen, dass Zweitrundeneffekte ausbleiben und die Risiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht nicht zum Tragen kommen. Der EZB-Rat stellte fest, dass er entschlossen sei zu gewährleisten, dass die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert bleiben, das mit Preisstabilität in Einklang steht.

Im Rahmen der wirtschaftlichen Analyse wurde folgendes festgehalten: Das Wachstum des realen BIP belief sich im ersten Quartal 2008 auf 0,8% gegenüber dem Vorquartal und lag damit deutlich über den Erwartungen. In dieser dynamischen Entwicklung spiegelten sich zum Teil temporäre Faktoren wider, insbesondere der in vielen Teilen Europas ungewöhnlich milde Winter, der offenbar der Bautätigkeit Auftrieb verlieh. Die im ersten Quartal verzeichnete hohe Wachstumsrate könnte allerdings im Folgequartal teilweise wieder aufgezehrt werden. Um eine Fehlinterpretation aufgrund ausgesprochen volatiler Quartalsergebnisse zu vermeiden, ist es daher sinnvoller, die ersten beiden Jahresviertel 2008 zusammen zu beurteilen.

Im Einklang mit den verfügbaren Prognosen wird erwartet, dass im Jahr 2008 sowohl die Inlands- als auch die Auslandsnachfrage das anhaltende Wachstum des realen BIP im Euroraum stützen werden, wenn auch in geringerem Maß als im Vorjahr. Die Expansion der Weltwirtschaft wird sich den Erwartungen zufolge zwar abschwächen, dabei aber robust bleiben, wobei ihr vor allem das anhaltend kräftige Wachstum in den Schwellenländern zugute kommt. Von dieser Entwicklung sollte die Auslandsnachfrage im Euro-Währungsgebiet weiter profitieren. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Euro-Währungsgebiets sind nach wie vor solide und der Euroraum weist keine größeren Ungleichgewichte auf. Vor diesem Hintergrund geht der EZB-Rat davon aus, dass das Investitionswachstum im Eurogebiet weiterhin zum Wirtschaftswachstum beiträgt, da die Kapazitätsauslastung robust bleibt und sich die Ertragslage der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften weiterhin nachhaltig entwickelt.

Darüber hinaus haben sich die Beschäftigung und die Erwerbsbeteiligung beträchtlich erhöht, und die Arbeitslosenquoten sind auf Werte gefallen, die so niedrig sind wie seit 25 Jahren nicht mehr. Diese Entwicklung stützt das verfügbare Einkommen, obgleich die Kaufkraft durch den Einfluss der höheren Energie- und Nahrungsmittelpreise gedämpft wird.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Diese Aussichten spiegeln sich auch in den im Juni 2008 von Experten des Eurosystems erstellten Projektionen wider, die von einem durchschnittlichen Jahreswachstum des realen BIP im Jahr 2008 von 1,5% bis 2,1% und im Jahr 2009 von 1,0% bis 2,0% ausgehen. Die aktuell prognostizierte Bandbreite des realen BIP-Wachstums im Jahr 2008 liegt im Vergleich zu den im März 2008 von Experten der EZB erstellten Projektionen im oberen Bereich. Ausschlaggebend hierfür ist vor allem das die Erwartungen übertreffende Ergebnis im ersten Quartal. Für 2009 wurde die projizierte Bandbreite aufgrund des in den letzten Monaten verzeichneten Anstiegs der Rohstoffpreise nach unten korrigiert. Die gerade genannten Jahreswachstumsraten sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit besonderer Vorsicht zu interpretieren. Zwar deuten die Vorjahrsraten für 2009 auf ein schwächeres Wachstum hin als für 2008, doch verbergen sie, dass das reale BIP-Wachstum auf Quartalsbasis 2008 eine Talsohle erreichen dürfte, bevor es sich anschließend allmählich wieder erholt. Es ist wichtig, sich diese Unterscheidung stets bewusst zu machen, um keine falschen Schlüsse hinsichtlich der in den Projektionen enthaltenen Wachstumsdynamik zu ziehen.

Nach Auffassung des EZB-Rats bleibt die Unsicherheit hinsichtlich dieser Aussichten für das Wirtschaftswachstum groß, und die Abwärtsrisiken überwiegen. Diese stehen weiterhin hauptsächlich im Zusammenhang mit den Finanzmarktturbulenzen, deren Auswirkungen auf die Realwirtschaft negativer ausfallen könnten als angenommen. Abwärtsrisiken ergeben sich ferner aus dem dämpfenden Effekt weiterer unerwarteter Erhöhungen der Energie- und Nahrungsmittelpreise auf den Konsum und die Investitionen, aus Bedenken über das Aufkommen von Protektionismusbestrebungen sowie der Möglichkeit unkontrollierter Entwicklungen aufgrund globaler Ungleichgewichte.

Was die Preisentwicklung anbelangt, lag die Jahresänderungsrate der HVPI-Inflation in den vergangenen sieben Monaten weiterhin bei über 3%. Der Vorausschätzung von Eurostat zufolge belief sie sich im Mai 2008 auf 3,6%. Dies bestätigt den dauerhafteren derzeitigen Aufwärtsdruck auf die Inflation im Euroraum, der sich hauptsächlich aus dem deutlichen Anstieg der Preise für Energie- und Nahrungsmittel am Weltmarkt in den vergangenen Monaten ergibt.

Mit Blick auf die Zukunft dürfte die jährliche HVPI-Inflationsrate angesichts der aktuellen Preise der Terminkontrakte für diese Rohstoffe noch eine gewisse Zeit weiterhin über 3% liegen und sich im Jahresverlauf 2009 wohl nur allmählich abschwächen. Somit befindet sich der Euroraum gegenwärtig in einer lang andauernden Phase hoher jährlicher Preissteigerungsraten, die länger anhalten dürfte als bisher angenommen.

Im Einklang mit dieser Einschätzung projizieren die Experten des Eurosystems eine durchschnittliche jährliche HVPI-Inflation in Höhe von 3,2% bis 3,6% im Jahr 2008 und

von 1,8% bis 3,0% im Jahr 2009. Im Vergleich zu den von Experten der EZB erstellten Projektionen vom März 2008 sind die projizierten Bandbreiten für die Inflation 2008 und 2009 deutlich höher, was im Wesentlichen die gestiegenen Öl- und Nahrungsmittelpreise und zunehmend auch den Inflationsdruck im Dienstleistungssektor widerspiegelt.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, auf die Bedingtheit der Projektionen hinzuweisen.

Sie beruhen auf einer Reihe von Annahmen, die rein technischer Natur sind und nicht mit wirtschaftspolitischen Intentionen zusammenhängen. So liegen den technischen Annahmen für die kurzfristigen Zinssätze die Markterwartungen von Mitte Mai zugrunde. Im Übrigen ist darauf hinzuweisen, dass sich die Projektionen auf die Annahme stützen, dass die jüngste Dynamik der Preise für Rohöl und andere Rohstoffe im Einklang mit den Preisen für Terminkontrakte über den Projektionszeitraum hinweg abnimmt. Eine weitere entscheidende

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Annahme besteht darin, dass breit angelegte Zweitrundeneffekte bei den Löhnen ausbleiben werden. Nach Auffassung des EZB-Rats bleiben die Aussichten für die Preisstabilität auf die für die Geldpolitik relevante mittlere Frist mit deutlichen Aufwärtsrisiken, die sich weiter erhöht haben, behaftet. Diese Risiken umfassen vor allem die Möglichkeit weiterer Preissteigerungen bei Energie und Nahrungsmitteln sowie mögliche Erhöhungen der administrierten Preise und indirekten Steuern über das bislang vorhergesehene Maß hinaus. Große Bedenken bestehen auch darüber, dass vom Lohn- und Preissetzungsverhalten zusätzlicher Inflationsdruck ausgehen könnte. Die Preissetzungsmacht von Unternehmen, insbesondere in Marktsegmenten mit geringem Wettbewerb, zum Beispiel in Teilen des Dienstleistungssektors, könnte größer sein als derzeit erwartet. Darüber hinaus könnte sich das Lohnwachstum angesichts einer hohen Kapazitätsauslastung, der angespannten Lage am Arbeitsmarkt und der Gefahr von Zweitrundeneffekten stärker als erwartet beschleunigen. Der EZB-Rat verfolgt die Tarifverhandlungen und das Preissetzungsverhalten im Euro-Währungsgebiet mit besonderer Aufmerksamkeit.

Vor diesem Hintergrund ist es zwingend erforderlich, zu gewährleisten, dass die mittel- bis längerfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert bleiben, das mit Preisstabilität im Einklang steht. Alle Beteiligten sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Bei der Lohnbildung sollten daher die Produktivitätsentwicklung, die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit in vielen Volkswirtschaften und die preisliche Wettbewerbsposition berücksichtigt werden. Eine moderate Erhöhung der Lohnkosten ist insbesondere in jenen Ländern erforderlich, deren preisliche Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Durch höhere Energie- und Nahrungsmittelpreise bedingte, breit angelegte Zweitrundeneffekte auf das Preis- und Lohnsetzungsverhalten sind zu vermeiden. In diesem Zusammenhang ist der EZB-Rat über das Vorhandensein von Lohnindexierungen besorgt, bei denen die Nominallöhne an die Verbraucherpreise gebunden sind. Eine solche Anbindung birgt das Risiko, dass aufwärts gerichtete Inflationsschocks zu einer Lohn-Preis-Spirale führen, was sich in den betroffenen Ländern nachteilig auf Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit auswirken würde. Der EZB-Rat fordert daher, derartige Lohnindexierungen zu vermeiden.

Die monetäre Analyse bestätigt, dass auf mittlere bis längere Sicht weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität bestehen. Das jährliche M3-Wachstum blieb im April – gestützt durch die anhaltend hohe Zunahme der MFI-Kredite an den privaten Sektor – sehr kräftig. Die Auswirkungen der flachen Zinsstrukturkurve und andere temporäre Faktoren deuten zwar darauf hin, dass das Jahreswachstum von M3 die Grunddynamik der monetären Expansion nach wie vor überzeichnet. Allerdings bestätigt sich bei einer umfassenden Beurteilung der jüngsten Daten selbst unter Berücksichtigung dieser Effekte, dass die Grunddynamik des Geldmengen- und Kreditwachstums kräftig bleibt. Die Jahreswachstumsrate von M1 hat sich in den letzten Monaten weiter abgeschwächt. In dieser Entwicklung spiegeln sich höhere Kurzfristzinsen wider, die zu weiteren Umschichtungen von täglich fälligen Einlagen zu Termineinlagen beitrugen. Die Wachstumsverlangsamung bei der Kreditaufnahme der privaten Haushalte ist darüber hinaus auf die dämpfenden Auswirkungen der gestiegenen Kurzfristzinsen sowie die Abkühlung an den Wohnimmobilienmärkten in mehreren Regionen des Euroraums zurückzuführen. Der Anstieg der Kreditvergabe an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften ist indes nach wie vor sehr robust. Wenngleich angesichts der sich verschärfenden Finanzierungsbedingungen und des langsameren Wirtschaftswachstums ein Rückgang zu erwarten ist, lag das Jahreswachstum der Aufnahme von Bankkrediten durch nichtfinanzielle

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Kapitalgesellschaften im Euro-Währungsgebiet im April 2008 bei 14,9%, und das Volumen der Kreditvergabe waren in den letzten Monaten kräftig.

Die monetäre Analyse hat dazu beigetragen, die notwendige mittelfristige Ausrichtung der Geldpolitik im Umfeld der anhaltenden Finanzmarktturbulenzen zu bestärken. Aus dieser Perspektive deuten die Ergebnisse der monetären Analyse darauf hin, dass auf längere Sicht Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität bestehen. Außerdem legt die eingehende Beurteilung der Gegenposten der Geldmenge nahe, dass das Angebot an Bankkrediten für private Haushalte und nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften bislang nicht wesentlich von den Finanzmarktturbulenzen beeinträchtigt worden ist.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Gegenprüfung der Ergebnisse der wirtschaftlichen Analyse anhand der Ergebnisse der monetären Analyse eindeutig die Einschätzung bestätigt, dass angesichts des sehr kräftigen Geldmengen- und Kreditwachstums und der Tatsache, dass bislang keine nennenswerte Angebotsverknappung bei Bankkrediten vorliegt, auf mittlere Sicht die Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität überwiegen. Der EZB-Rat stellte fest, dass die Risiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht weiter zugenommen haben.

Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Euroraums sind solide, und die jüngsten gesamtwirtschaftlichen Daten deuten weiterhin auf ein gemäßigtes, aber anhaltendes Wachstum des realen BIP hin. Dementsprechend wird der EZB-Rat alle Entwicklungen sehr genau verfolgen und befindet sich in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit. Der EZB-Rat beabsichtigt, durch entschlossenes und rechtzeitiges Handeln sicherzustellen, dass Zweitrundeneffekte ausbleiben und die Risiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht nicht zum Tragen kommen.

Es muss gewährleistet werden, dass die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert bleiben, das mit Preisstabilität in Einklang steht.

Am 6. März, dem 10. April und am 8. Mai 2008 beschloss der EZB-Rat ebenfalls jeweils, den Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität bei 4%, 5% und 3% zu belassen.

Chronik der geldpolitischen Entscheidungen des Eurosystems 2007 und 2008 Datum der

Bekanntgabe

Geldpolitische Maßnahme

28. Mai 2008 Der Euro-Leitkurs im WKM-II für die slowakische Krone wird mit Wirkung 29.

Mai 2008 angepasst. Der neue Leitkurs beträgt 30,1260 slowakische Kronen je Euro. Dies entspricht einer Aufwertung um 17.6472%. Die obligatorischen Interventionspunkte liegen weiter bei ±15% rund um den Leitkurs, wodurch die Höchst- und Niedrigstkurse 34,6449 und 25,6071 slowakische Kronen je Euro betragen.

2. Mai 2008 Der EZB-Rat beschließt gemeinsam mit der Federal Reserve, den Betrag der den Geschäftspartnern des Eurosystems im Zusammenhang mit der „Term Auction Facility (TAF)“ bereitgestellten Liquidität in US-Dollar für jeden der alle zwei Wochen stattfindenden Tender auf 25 Mrd USD zu erhöhen.

22

(24)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

28. März 2008 Der EZB-Rat beschließt die Durchführung zweier zusätzlicher

liquiditätszuführender längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von 6 Monaten im Umfang von jeweils 25 Mrd EUR. Deren Abwicklung erfolgt am 3. April und am 10. Juli 2008. Außerdem werden die beiden zum Zeitpunkt der Bekanntgabe ausstehenden zusätzlichen längerfristigen

Refinanzierungsgeschäfte mit dreimonatiger Laufzeit mit einem Volumen von 50 Mrd EUR fortgeführt. Deren Abwicklung erfolgt am 22. Mai und 12. Juni 2008.

Alle Geschäfte werden als Zinstender mit im Voraus festgelegtem Betrag durchgeführt. Die zusätzlichen längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte sollen dazu beitragen, das Funktionieren des Euro-Geldmarktes zu normalisieren.

11. März 2008 Der EZB-Rat beschließt, den Geschäftspartnern des Eurosystems im Rahmen der

„Term Auction Facility“ der Federal Reserve erneut Refinanzierung in US-Dollar anzubieten. Die Bereitstellung von Liquidität in US-Dollar soll so lange

fortgesetzt werden, wie der EZB-Rat dies in Anbetracht des aktuellen

Marktgeschehens für notwendig erachtet. Die Geschäfte werden nach demselben Verfahren wie im Dezember 2007 und Jänner 2008 durchgeführt. Die Tender finden alle zwei Wochen statt. Das nächste liquiditätszuführende Geschäft hat eine Laufzeit von 28 Tagen, ein Volumen von 15 Mrd USD und wird am 27.

März 2008 abgewickelt.

7. Februar

2008 Der EZB-Rat beschließt, die beiden zusätzlichen längerfristigen

Refinanzierungsgeschäfte, die am 23. November und 12. Dezember 2007

abgewickelt wurden und am 21. Februar 2008 bzw. 13. März 2008 fällig werden, fortzuführen. Ziel ist es, die bisher im Hinblick auf die Normalisierung am Euro- Geldmarkt erzielten Fortschritte weiter zu festigen. Die zwei neuen zusätzlichen längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte werden wieder in Form von Zinstendern mit einem im Voraus festgelegten Betrag von jeweils 60 Mrd EUR durchgeführt.

10. Jänner 2008

Der EZB-Rat beschließt, den Geschäftspartnern des Eurosystems im Rahmen der

„Term Auction Facility“ der Federal Reserve erneut Refinanzierung in US-Dollar anzubieten. Ziel ist es, zur Befriedigung des außergewöhnlichen Bedarfs nach Refinanzierung in US-Dollar beizutragen und eine weitere Normalisierung der Geldmarktbedingungen zu erleichtern. Die Geschäfte haben dasselbe Volumen (je 10 Mrd USD) und werden nach demselben Verfahren durchgeführt wie die beiden liquiditätszuführenden Geschäfte in US-Dollar vom Dezember 2007. Die Laufzeit beträgt jeweils 28 Tage, die Abwicklung erfolgt am 17. und 31. Jänner 2008.

1. Jänner 2008 Zypern und Malta haben am 1. Jänner 2008 den Euro eingeführt. Dadurch sind die Zentralbank von Zypern und die Central Bank of Malta Vollmitglieder des Eurosystems geworden. Die Zentralbank von Zypern und die Central Bank of Malta haben den Rest der von ihnen gezeichneten Anteile am Kapital der EZB eingezahlt und haben der EZB ihre Beiträge zu den Währungsreserven der EZB übertragen. Die zypriotischen und maltesischen Geschäftspartner können erstmals am 3. Jänner 2008 an den Hauptrefinanzierungsgeschäften des Eurosystems teilnehmen.

Referenzen

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