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April 2010

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KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

April 2010

(2)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

Redaktionsschluss: 21. April 2010

Redaktion: Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen

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(4)

Bericht über die wirtschaftliche Lage... 4

Überblick ...5

Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen ...6

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa...12

Exporte und Industrie als Motoren des Konjunkturaufschwungs in Österreich ...16

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten...21

Annex...27

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik – EU und international Zeitraum 12. März bis 15. April 2010...28

Grafiken und Tabellen...34

(5)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(6)

Überblick

1

Im Jahr 2010 wird sich die Weltwirtschaft gemäß Prognose des IWF vom April 2010 kräftig erholen. Das Wirtschaftswachstum wird - nach -0,6% (2009) - mit +4,2% erwartet. Die niedrigen Zinsen, die anhaltenden stimulierenden Effekte der Konjunkturprogramme in den Industrieländern und das robuste Wachstum in den asiatischen Schwellenländern wesentlichsten Konjunkturmotoren.

Für 2011 sieht der IWF mit 4,3% eine Festigung des robusten Weltwirtschaftswachstums.

In den USA expandierte die Wirtschaft im 4. Quartal 2009 kräftiger als erwartet, was zu einer Aufwärtsrevision der Wachstumsperspektiven für 2010 und 2011 führte. Die anhaltend sich verbessernden Frühindikatoren bestätigen den Aufwärtstrend. Die Arbeitslosenquote hat sich im März bei (für US-Verhältnisse hohen) 9,7% stabilisiert. Das Stellenangebot wuchs wieder, die Neuanträge für Arbeitslosenunterstützung haben sich leicht erhöht. Die Inflationsrate steigt seit fünf Monaten und lag im März 2010 bei 2,3%, ohne Energie und Lebensmittel betrug sie allerdings nur 1,1%.

Japan dürfte die Rezession überwunden haben, im 1. Quartal 2010 expandierte die Wirtschaft wieder recht kräftig. Dies hat zu einer leichten Anhebung der rezenten Wachstumsprognosen auf jeweils rund 2% für 2010 und 2011 geführt. Die Inflationsrate ist mit -1,1% (Februar 2010) negativ.

In China ist das Wachstum sehr hoch (bei etwa 12% im 1. Quartal 2010), für das Jahr 2010 peilt die Regierung 8% an.

Für die CEE-8-Region (Länderabgrenzung siehe im Bericht) geht die OeNB in ihrer Prognose vom März 2010 von einer graduellen Erholung aus. Mit 1,3% wird das Wachstum aber moderat sein und vorwiegend von der Außenwirtschaft stimuliert, wogegen der Binnenkonsum schwach bleibt.

Der Euroraum hinkt der weltwirtschaftlichen Entwicklung hinterher. Nach einem enttäuschendem 4. Quartal 2009, in dem das reale BIP stagnierte, wird die konjunkturelle Erholung im laufenden Jahr nur langsam erwartet, da die Impulse vom Binnenkonsum nur gering ausfallen dürften. Die Vertrauensindikatoren zeigten sich zu Beginn des Jahres mehrheitlich optimistisch. Das Konsumentenvertrauen und die Einzelhandelsumsätze machten die Aufwärtsentwicklung allerdings nicht mit. Auch die Arbeitslosigkeit blieb mit 10,0% hoch und dürfte noch weiter steigen. Die EZB rechnet für 2010 mit BIP-Wachstumsraten zwischen 0,4% und 1,2% und für 2011 zwischen 0,5%

und 2,5%. Die rezenten Prognosen von IWF und EK liegen innerhalb dieser Bandbreite (EK: 0,7%

bzw. 1,5%; IWF: 1,0% bzw. 1,5% für 2010 bzw. 2011). Von besonderer Bedeutung für die zukünftigen Wachstumsaussichten wird auch die Ausgestaltung der erforderlichen Fiskalkonsolidierung im Euroraum sein. Nach moderaten Werten von rund 1% zu Beginn des Jahres erhöhte sich die Inflationsrate infolge starker Verteuerungen der Treibstoffpreise im März 2010 auf 1,4% im Jahresabstand. Ohne Berücksichtigung der um über 7% höheren Preise für Energie würde die Inflationsrate nur bei 0,8% liegen.

Für Österreich gehen WIFO und IHS in ihren Anfang April vorgestellten Prognosen als auch der IWF (Ende April) von einer realen BIP-Zunahme im Jahr 2010 von 1,3% aus. Bereits im März hat die OeNB im Konjunkturindikator ein robustes Wachstum von je 0,5% für das 1. und 2. Quartal 2010 (gegenüber dem Vorquartal) vorhergesagt. Die wieder angesprungenen Exporte und damit die produzierende Industrie sind der Motor der konjunkturellen Erholung. Was die Industrie betrifft, lässt sich anhand der aktuellen „harten“ Daten (Industrieproduktion, Umsatz, Auftragseingänge, Beschäftigung) die wieder Wachstum tragende Rolle dieses Sektors klar erkennen. Auch die Aufwärtsentwicklung bei den industriespezifischen Vertrauensindikatoren signalisiert die Besserung.

Erste positive Anzeichen sind auch auf dem österreichischen Arbeitsmarkt zu spüren: Im März nahm die Beschäftigung leicht zu, die Arbeitslosigkeit sank im Vorjahresvergleich wieder leicht. Um über 20% gestiegene Preise bei Treibstoffen waren in Österreich primär für die Verdoppelung der HVPI-Inflationsrate auf 1,8% im März 2010 ausschlaggebend (Februar 2010: 0,9%).

1 Autor: Manfred Fluch (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen).

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Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen

2

Euroraum

Enttäuschendes viertes Quartal im Euroraum

Die Konjunkturentwicklung im Euroraum blieb im vierten Quartal 2009 deutlich unter den Erwartungen. Laut der zweiten Veröffentlichung von Eurostat stagnierte das reale BIP im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal, nachdem das Wachstum im dritten Quartal bereits 0,4% betragen hatte. Gegenüber dem Vorjahresquartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 2,2%. Die Komponentenzerlegung des BIP ist ebenfalls ernüchternd: der einzige Wachstums- impuls ging vom Außenbeitrag aus.

-3.0 -2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0

2006q01 2006q03 2007q01 2007q03 2008q01 2008q03 2009q01 2009q03 Außenbeitrag (Waren und Dienstleistungen) Bruttoanlageinvestitionen

Konsumausgaben des Staates Konsumausgaben der privaten Haushalte und POoE Vorratsveränderungen und Statistische Differenz Bruttoinlandsprodukt

Quelle: Eurostat.

in %-Punkten

Wachstumsbeitrag der Komponenten des realen BIP im Euroraum

gegenüber dem Vorquartal

Die Bruttoanlageinvestitionen wirkten besonders dämpfend auf die Wirtschaftsentwicklung, mit -1,3% gg. dem Vorquartal schrumpften die Investitionen wieder stärker als im 3. Quartal.

Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Bilanzkorrektur der Unternehmen und der geringen Kapazitätsauslastung ist auch weiterhin keine rasche Erholung der Investitionen zu erwarten.

Der private Konsum stagnierte im vierten Quartal, nachdem er im Vorquartal noch rückläufig war. Die fallende Beschäftigung und das Auslaufen wichtiger fiskalischer Anreize wie der Abwrackprämie dürften den Konsum auch weiterhin dämpfen. Zudem trugen die Staatsausgaben und der Lageraufbau, die das Wachstum im dritten Quartal noch gestützt hatten, nicht mehr zum Wachstum bei.

Vorlaufindikatoren wieder optimistischer

2 Autoren: Ingrid Haar-Stöhr, Philipp Mayer, Anna Orthofer (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

(8)

Nachdem sich einige Frühindikatoren im Herbst abgeschwächt hatten, zeichnen die rezenten Daten wieder ein optimistischeres Bild. Der erneute Anstieg der Industrieproduktion im Feburar 2010 (+0,9% gg. VM) sowie die Aufwärtsrevision früherer Veröffentlichungen verdeutlichen, dass sich die Erholung der Industrie im Euroraum robuster als erwartet fortsetzt.

Der Rückgang der Auftragseingänge im Jänner (-2,0% gg. VM) mahnt allerdings zu Vorsicht.

Auch die umfragebasierten Vorlaufindikatoren wie der Einkaufsmanager-Index für die Industrie oder der von der Europäischen Kommission (EK) erhobene Economic Sentiment Indicator signalisieren, dass sich die Stimmung auf der Produzentenseite im ersten Quartal 2010 trotz der teilweise ungünstigen Witterung deutlich aufgehellt hat. Der Geschäftsklima-Index des ifo- Instituts für Wirtschaftsforschung ist im März ebenfalls kräftig gestiegen. Demnach hat sich die aktuelle wirtschaftliche Lage in allen Sektoren verbessert; der Zukunft stehen die Unternehmen optimistisch gegenüber. Das Konsumentenvertrauen verschlechterte sich hingegen im Februar und verharrte im März auf niedrigem Niveau; die Einzelhandelsumsätze waren im Februar weiter rückläufig.

-4.5 -4.0 -3.5 -3.0 -2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

Jän.05 Mai.05 Sep.05 Jän.06 Mai.06 Sep.06 Jän.07 Mai.07 Sep.07 Jän.08 Mai.08 Sep.08 Jän.09 Mai.09 Sep.09 Jän.10 Business climate Industrievertrauen Konsumentenvertrauen Dienstleistungsvertrauen EMI (Manufacturing) ifo-Klima (Deutschland) EuroCOIN

Geschäftsklima - Indikatoren im Euroraum

Abweichung vom Mittelwert des Indikators relativ zur Standardabweichung.

Quelle: EK, Markit, IFO, FTD, CEPR, Eurostat, eigene Berechnungen.

Prognosen für 2010 unverändert, langsame Erholung erwartet

Für das erste Quartal 2010 erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute ifo (Deutschland), INSEE (Frankreich) und ISAE (Italien) weiterhin nur zögerliche Wachstumsraten (0,2% gg. VQ) für den Euroraum. Auch für das Gesamtjahr 2010 wurden die Frühjahrsprognosen der internationalen Institutionen trotz des verbesserten internationalen Umfeldes gegenüber der vorhergehenden Prognoserunde kaum verändert, da die Aussichten für die Binnennachfrage weiterhin verhalten bleiben. Das Eurosystem rechnet für 2010 mit BIP-Wachstumsraten zwischen 0,4% und 1,2% und für 2011 zwischen 0,5% und 2,5%. Die Prognosen der anderen Institutionen liegen innerhalb dieser Bandbreite (EK: 0,7% bzw. 1,5%; IWF: 1,0% bzw. 1,5%

für 2010 bzw. 2011).

Von besonderer Bedeutung für die zukünftigen Wachstumsaussichten dürfte die Ausgestaltung der erforderlichen Fiskalkonsolidierung im Euroraum sein. Laut den verfügbaren Stabilitäts-

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programmen wird das Budgetdefizit im Euroraum von 2,0% des BIP im Jahr 2008 auf 6,5% im Jahr 2010 steigen; die Neuverschuldungsgrenze von 3% des BIP wird im laufenden Jahr von keinem der Euroraumländer eingehalten. Der Europäische Rat hat eine Rückführung der Defizite unter die 3%-Marke bis 2013 beschlossen, die entsprechenden Verfahren bei einem übermäßigen Defizit werden nun im Detail verhandelt.

Während für 2010 zumindest wieder positive BIP-Wachstumsraten erwartet werden, hat die Arbeitslosigkeit ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Im Februar stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum auf 10,0%. Nach den Niederlanden (4,0%) wies Österreich (5,0%) erneut die geringste Arbeitslosenquote auf. Die EK erwartet in ihrer Prognose, dass die Arbeitslosigkeit im Euroraum 2010 durchschnittlich 10,7% und 2011 10,9% betragen wird.

Rückkehr positiver Inflationsraten, Disinflation der Kernkomponenten hält an

Im März 2010 stieg die jährliche HVPI-Inflationsrate überraschend auf 1,4%. Dieser Anstieg war primär auf die Energiepreisentwicklung zurückzuführen, da die Preise für Treib- und Brennstoffe zuletzt deutlich gestiegen sind – bei gleichzeitiger Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar. Auch saisonale Effekte haben für den jüngsten Anstieg der Inflation eine Rolle gespielt. Im Gegenzug dazu stieg die Kerninflationsrate (ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel) aufgrund der zögerlich anspringenden Konjunktur nur geringfügig auf 0,9%.

Es wird erwartet, dass der Disinflationsprozess der Kernkomponenten den steigenden Preis- druck, der vom nominal effektiven Wechselkurs ausgeht, mittelfristig ausgleicht. Auch die Inflationserwartungen der Bevölkerung deuten auf eine moderate Inflationsentwicklung hin: Die Mehrheit der Konsumenten erwartet für die nächsten zwölf Monate stabile Preise; die länger- fristigen Inflationserwartungen der Finanzmärkte sind auf einem Niveau verankert, das mit dem Preisstabilitätsziel vereinbar ist. Das Eurosystem prognostiziert für 2010 eine Inflationsrate von 0,8% bis 1,6% und für 2011 zwischen 0,9% und 2,1%.

USA

Kräftige Erholung der US-Konjunktur im vierten Quartal; Aufwärtsrevision der Wachstumsraten für 2010 und 2011

Im vierten Quartal 2009 wuchs das reale US-BIP mit 5,6% annualisiert gegenüber dem Vorquartal so stark wie seit über sechs Jahren nicht mehr. Die privaten Konsumausgaben, wichtigste Stütze des US-BIP, stiegen gegenüber dem Vorquartal um 1,6%. Darüber hinaus war die Wachstumsbasis relativ breit: Einen wichtigen positiven Beitrag leisteten neben den Vorratsveränderungen erstmals die Bruttoanlageinvestitionen, weiters die Exporte sowie die Ausgaben für Wohnimmobilien, die allerdings wesentlich schwächer ausfielen als im Vorquartal.

Für 2010 erwartet die US-Notenbank eine BIP-Wachstumsrate von etwa 3,5%, für 2011 rund 4,5%. Der IWF hob seine Wachstumsprognose für 2010 jüngst von 2,7 auf 3,1% an; für 2011 erwartet er eine Abschwächung der realen BIP-Expansion auf 2,6%, u.a. als Folge des Auslaufens der Konjunkturstimulierungsmaßnahmen.

Anhaltender Aufwärtstrend bei Frühindikatoren

Zahlreiche Frühindikatoren untermauern das Bild der konjunkturellen Erholung. Weiterhin positive Signale kommen vom Sammelindex der Frühindikatoren des Forschungsinstitutes Conference Board, der sich im März zum zwölften Mal in Folge erhöhte. In den vergangenen sechs Monaten stieg der Index um kräftige 10% annualisiert und lässt ein zumindest moderates Wachstum in der ersten Jahreshälfte 2010 erwarten. Auch die Einzelhandelsumsätze verzeichneten im März den fünften Anstieg in Folge. Der Einkaufsmanagerindex für das

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verarbeitende Gewerbe stieg im März deutlich um 3,1 auf 59,6 Punkte. Die Stimmung im Dienstleistungssektor hellte sich im März ebenfalls auf. Die Industrieproduktion erhöhte sich im März im Vormonatsvergleich den achten Monat in Folge und auch die Kapazitätsauslastung stieg auf 73,2%, das höchste Niveau seit mehr als einem Jahr.

Das Konsumentenvertrauen verbesserte sich im März kräftig und kompensierte etwa 60%

des abrupten Rückgangs im Vormonat. Obwohl das Vertrauen bereits wieder deutlich über das Rekordtief von März 2009 gestiegen ist, liegt es noch immer auf relativ tiefem Niveau, auch verglichen mit dem Durchschnitt nach früheren Rezessionen.

Trotz weiterhin hoher Arbeitslosenquote entspannt sich die Arbeitsmarktsituation leicht

Im März wurden im Vormonatsvergleich in der privaten Wirtschaft ohne Landwirtschaft 123.000 neue Stellen (auf breiter Basis) geschaffen – so viel wie zuletzt im Mai 2007. Da der Zuwachs an neuen Stellen und die Zahl der Personen, die neu in den Arbeitsmarkt drängten, in etwa gleich hoch waren, verharrte die Arbeitslosenquote im März bei 9,7%. Im Durchschnitt der ersten drei Monate des Jahres wurden 54.000 Stellen pro Monat neu geschaffen – vor einem Jahr gingen noch jeden Monat durchschnittlich 753.000 Stellen verloren. Die Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind zuletzt wieder leicht gestiegen. Für das Jahr 2010 wird noch kein signifikanter Rückgang der für US-Verhältnisse äußerst hohen Arbeitslosenquote erwartet.

Gemischte Signale vom Markt für Wohnimmobilien

Gemischte Daten kamen wie bereits in den vergangenen Monaten vom Markt für Wohnimmobilien. Der Case Shiller-Preisindex für Einfamilienhäuser stieg im Jänner im Vormonatsvergleich zum achten Mal in Folge und deutet damit - trotz weiterhin fallender Preise im Vorjahresvergleich - eine Stabilisierung der Immobilienpreise an. Die Verkäufe bestehender und neuer Häuser verzeichneten im Februar Rückgänge, eine Folge des Auslaufens der Beihilfe für erstmalige Käufer von Wohneigentum sowie der Winterstürme. Für die nächsten Monate wird eine Erholung erwartet, u.a. da die erwähnte Beihilfe verlängert und erweitert wurde. Die Zahl der Wohnbaubeginne war im Februar rückläufig nach einem Anstieg im Jänner, sodass offenbar noch keine nachhaltige Erholung stattgefunden hat.

Fed Funds Rate unverändert – Anhebung nicht vor 4. Quartal 2010 erwartet

Die US-Notenbank beließ die Fed Funds Rate bei ihrer jüngsten Sitzung am 16. März unverändert (seit 16.12.2008 liegt sie bei 0-0,25%) und beabsichtigt sie für einen längeren Zeitraum auf diesem niedrigen Niveau zu lassen. Aufgrund der Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung durch die Fed sowie des geringen Preisauftriebs ist vor dem 4.

Quartal 2010 nicht mit einer Anhebung der Leitzinsen zu rechnen. Die nächste FOMC-Sitzung findet am 27./28. April statt.

Der VPI stieg im März im Vorjahresvergleich um 2,3%, der fünfte Anstieg in Folge (Februar:

+2,1%) nach acht aufeinanderfolgenden Rückgängen. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg im März um moderate 1,1% (Februar: +1,3%). Inflationsrisiken sind derzeit nicht in Sicht, u.a. angesichts der relativ niedrigen Kapazitätsauslastung und der nicht besonders kräftigen Endnachfrage.

Asien

Japan: Bessere Wachstumsprognosen für 2010, weiterhin sinkende Preise

Japans Wirtschaft dürfte den Weg aus der Rezession gefunden haben. Für das erste Quartal 2010 wird ein Wachstum von 2,6% gegenüber dem Vorjahresquartal prognostiziert, und damit

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um 0,3 Prozentpunkte mehr als noch im Februar erwartet. Auch die Wachstumsprognosen für 2010 und 2011 wurden deutlich angehoben. Consensus Forecast erwartet für das Jahr 2010 nun ein Wachstum von 2,2% und für 2011 von 1,6%.

Trotz der nun positiveren Wachstumsprognosen sinken die Preise weiterhin. Der VPI lag im Februar im Vergleich zum Vorjahr bei -1,1%, und damit etwas höher als zuletzt (Jänner: - 1,3%). Für das Jahr 2010 wird erwartet, dass die Verbraucherpreise um -1,1% sinken werden.

Anfang April 2010 hat die Bank of Japan beschlossen den Leitzinssatz bei 0,1% zu belassen.

0 2 4 6 8 10 12

USA Japan China

2010 2011

BIP-Wachstum 2010 und 2011: Prognose

%

Quelle: IWF WEO April 2010.

-2 -1 0 1 2 3 4

USA Japan China

2010 2011

Inflationsraten (VPI) 2010 und 2011: Prognose

%

Japan: Positive Vorlaufindikatoren

Die besseren Wachstumsprognosen werden von der Entwicklung der Vorlaufindikatoren gestützt. So ist z.B. das Konsumentenvertrauen im März zum dritten Mal in Folge gestiegen, das Geschäftsvertrauen im Februar zum zwölften Mal in Folge. Und auch die Großproduzenten bewerten die Geschäftslage laut der vierteljährlichen Tankan-Umfrage der BOJ zum dritten Mal in Folge deutlich positiver bzw. weniger pessimistisch als zuletzt. Zudem hält die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt an. Die Arbeitslosenquote hat sich im Februar mit 4,9% auf dem Wert von Jänner stabilisiert.

China: Wachstum stabil; Inflation steigt

China wuchs 2009 mit 8,7% und im 1. Quartal 2010 mit 11,9% (gg. VJQ). Für das Jahr 2010 gab Premier Wen im März ein Ziel von 8% Wachstum an. Dieses dürfte den Prognosen des China Economic Forecast Report, Weltbank, IWF und BOFIT nach deutlich übertroffen werden. Die Frühindikatoren der OECD und auch der PMI (obwohl im Februar gesunken) deuten weiterhin auf „Expansion“.

Die Konsumentenpreise (+2,4%) wie auch die Produzentenpreise (+5,9%) sind im März gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Allerdings sind auch die Inflationserwartungen der chinesischen Haushalte gemessen an einem Index von 73,4 auf 65,6 merklich gesunken (ein Wert über 50 deutet auf Inflation, unter 50 auf Deflation). Im März wurde die Kreditneuvergabe auf 500 Mrd RMB deutlich gebremst (entspricht ~35% der Neukredite vom Jänner).

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China: Exporte boomen, RMB-Aufwertung erwartet

In den letzten Wochen hat sich auch die Diskussion über die RMB-Bindung an den USD intensiviert. So forderten im März über 100 US-Kongress-Abgeordnete China im nächsten Bericht des US-Treasury am 15.4.2010 als „Währungsmanipulator“ zu bezeichnen. Dies würde dem US-Handelsministerium protektionistische Maßnahmen gegenüber China erlauben.

Darüber hinaus ließ Gouverneur Zhou von der People’s Bank mit der Aussage aufhorchen, dass die RMB-USD Bindung nur temporär gewesen sei. Anfang April scheinen sich die USA und China in der Wechselkursfrage näher gekommen zu sein. Die USA verzichtete auf die Bezeichnung Chinas als „Währungsmanipulator“, im Gegenzug wird eine baldige, jedoch kontrollierte, Aufwertung des RMB erwartet. Gleichzeitig boomen die chinesischen Exporte wieder. Sie sind im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 24% gestiegen. Grund dafür ist nicht nur der „schwache“ Export im März 2009, sondern auch die Tatsache, dass der Absatzmarkt chinesischer Exporte zu einem guten Teil im (boomenden) Ostasien liegt und China insbesondere Konsum- und Vorleistungsgüter exportiert (Lageraufbau). Allerdings sind die Importe relativ zu den Exporten noch stärker gewachsen, sodass China im März das erste Mal seit sechs Jahren ein monatliches Handelsbilanzdefizit zu verbuchen hatte.

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EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa

3

OeNB Osteuropa-Prognose: Graduelle Erholung von der Außenwirtschaft getrieben; Binnenkonsum weiter schwach

Die Wirtschaftsleistung in der CEE-84 Region schrumpfte im Jahr 2009 um durchschnittlich 3,5% (im Vergleich zu -4% im Euroraum), was die schärfste Rezession seit Beginn der wirtschaftlichen Transformation in den frühen 1990er Jahren darstellte. Die Entwicklung in den einzelnen Ländern verlief höchst unterschiedlich: Während Polen auch in der Krise leicht wuchs (+1,7%), ging die Wirtschaftsleistung in allen anderen Ländern (teils deutlich) stärker als im Durchschnitt zurück (in einer Bandbreite von -4,2% in der Tschechischen Republik bis -18% in Lettland).

2010 wird die CEE-8-Region gemäß OeNB-Prognose wieder eine leicht positive Wachstumsrate von durchschnittlich 1,3% erreichen. Die Heterogenität der wirtschaftlichen Entwicklung in den einzelnen Ländern bleibt allerdings bestehen: Genauso wie im letzten Jahr wird Polen deutlich stärker als die übrige Region wachsen. In der Tschechischen Republik und in Rumänien wird die Wirtschaftsleistung um etwa 1% zunehmen, während sie in Bulgarien und Ungarn stagniert. 2011 wird sich die konjunkturelle Dynamik in den Ländern wieder annähern und die CEE-8 werden um durchschnittlich 3% wachsen. Trotz der Erholung wird das Wachstum allerdings auch mittelfristig aller Voraussicht nach nicht an die Boomjahre vor der Krise heranreichen.

Eurostat OeNB

2009 2010 2011

Reales Wachstum in %

CEE-8 -3.5 1.3 3.0

Bulgarien -5.0 0.3 2.9

Tschechische Rep. -4.2 1.3 2.6

Ungarn -6.3 -0.2 2.5

Polen 1.7 3.0 3.4

Rumänien -7.1 0.8 3.1

Quelle: OeNB-Prognose vom März 2010, Eurostat.

Das Wachstum im Jahr 2010 wird unter der Annahme einer steigenden internationalen Nachfrage vor allem von den Nettoexporten und einem Drehen des Lagerhaltungszyklus getrieben werden. Außer für Polen wird die Binnennachfrage in keinem Land eine wichtige Rolle für die Konjunktur spielen.

Niedrige Kapazitätsauslastungsquoten, eine schwache Binnennachfrage und teils erschwerte Finanzierungsbedingungen dämpfen die Investitionsausgaben. Für Bulgarien wird dabei mit einem weiteren Rückgang gerechnet, während die Kapitalbildung in der Tschechischen Republik und Ungarn stagniert und in Rumänien nur leicht steigen wird. Am stärksten sollten die Investitionen in Polen aufgrund größerer öffentlicher und von der EU ko-finanzierter Projekte

3 Autor: Josef Schreiner und Julia Wörz (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

4 Bulgarien, die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien (d.s. alle zentral-, ost- und südosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten, die den Euro noch nicht eingeführt haben).

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wachsen. Auch hier wird die Investitionsquote im historischen Vergleich allerdings niedrig bleiben. Eine Verschlechterung der Situation auf den Arbeitsmärkten, fallende Reallöhne und teils hohe Belastungen durch den Schuldendienst werden sich negativ auf den privaten Konsum auswirken. Die Fiskalpolitik in der Region wird weiterhin von Konsolidierungsbemühungen gekennzeichnet bleiben und damit keine direkten positiven Impulse auf die Binnennachfrage haben.

Aufgrund der schwachen Binnenkonjunktur wird nur ein moderates Importwachstum erwartet. Aufgrund dessen werden die Nettoexporte wie bereits 2009 die einzige substantielle Konjunkturstütze in der Region darstellen. Die Ausnahme hiervon stellt Polen dar, wo die Außenwirtschaft aufgrund einer etwas höheren Importdynamik leicht negativ zum Wachstum beitragen wird.

Der Wachstumsbeitrag der Binnennachfrage wird sich im Jahr 2011 ins Positive drehen. Ein Anziehen der internationalen Nachfrage wird sich günstig auf die Exporte auswirken, was wiederum zu höherem Investitionswachstum führt. Ausgehend von einem niedrigen Niveau wird auch der private Konsum etwas zunehmen. Beide Faktoren tragen zu steigenden Importen bei. Diese werden sich etwas dynamischer als die Exporte entwickeln, wodurch der Wachstumsbeitrag der Nettoexporte in der Gesamtregion auf etwa Null zurückgeht. Die einzelnen Länder werden davon aber in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein: Während die Außenwirtschaft in der Tschechischen Republik und Ungarn die Konjunktur weiter etwas stützt, gehen in den anderen Ländern leicht dämpfende Impulse von der Komponente aus. Alles in allem wird sich dadurch die Binnennachfrage im kommenden Jahr wieder zur Hauptkonjunkturstütze entwickeln.

Abwärtsrisiken für die Prognose ergeben sich, wenn die Annahme einer graduellen Erholung im Euroraum sowie einer stetigen Verbesserung der externen Finanzierungsbedingungen durch eine unerwartet schwache Konjunkturentwicklung der Weltwirtschaft und im Euroraum nicht erfüllt werden (Risiko eines Double-Dips). Analog ergibt sich im Falle einer stärkeren Erholung jedoch auch ein Aufwärtsrisiko. Mögliche Schwankungen des Investorenvertrauens (vor allem der Risikobereitschaft gegenüber Schwellenländern) stellen einen weiteren Unsicherheitsfaktor dar, wobei grundsätzlich mit einer Stabilisierung in 2010 und einer leichten Verbesserung im kommenden Jahr gerechnet wird. Die Risikobereitschaft könnte aber auch unter den langjährigen Durchschnitten verharren, was negative Implikationen für den längerfristigen Aufholprozess der Region haben würde. Weiters wird erwartet, dass sich Fiskalkonsolidierungsmaßnahmen vor allem im heurigen Jahr negativ auf die Binnennachfrage auswirken werden. Daraus ergibt sich ein Abwärtsrisiko für 2011 für den Fall, dass sich der private Konsum aufgrund eines länger anhaltenden Konsolidierungsbedarfs unerwartet schwach entwickelt. Generell ist das Risikoprofil aber etwas ausgeglichener als zum Zeitpunkt der letzten Prognose im Herbst 2009.

BOFIT-OeNB5 Prognose für Russland: Erholung vom tiefen Abschwung

Die Stabilisierung der internationalen Nachfrage und die positive Entwicklungen der Preise an den Rohstoffmärkten werden im Jahr 2010 die Einkommens- und Nachfrageentwicklung der russischen Konsumenten und Unternehmen positiv beeinflussen. Das jährliche Wachstum wird

5 Die Prognose für Russland wird halbjährlich vom Bank of Finland Institute for Economies in Transition (BOFIT) in Zusammenarbeit mit der OeNB erstellt.

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auch aufgrund von Basiseffekten heuer deutlich stärker ausfallen. Die russischen Haushalte sind im Großen und Ganzen nicht stark verschuldet, was auf eine rasche Erholung des privaten Konsums in den Jahren 2010-11 hoffen lässt. Aufgrund der Normalisierung der Situation an den Finanzmärkten und der Erholung des Bankensektors sollten die Investitionen moderat ansteigen.

Daneben werden auch vom drehenden Lagerzyklus im heurigen Jahr positive Wachstumsimpulse ausgehen.

2010 werden die Ausfuhren wieder wachsen, bevor sich mittelfristig Kapazitätsbeschränkungen in der Energiewirtschaft und ungenügende Neuinvestitionen dämpfend auf die Exportentwicklung auswirken sollten. Gleichzeitig wird aber die Importnachfrage aufgrund einer höheren Dynamik beim privaten Konsum sowie einer leichten Aufwertung des Rubels (dessen realer Wechselkurs in etwa wieder das Niveau von vor der Krise erreicht hat) deutlich steigen. Ab 2011 wird daher die Außenwirtschaft negativ zum Wachstum beitragen.

Die erwartete Zunahme des Welthandels wird sich in einer höheren Nachfrage und in steigenden Preisen für Rohstoffe und Energie (zwei der Hauptexportgüter des Landes) niederschlagen. Schwächer als erwartet steigende Preise würden sich daher dämpfend auf die Konjunktur auswirken und stellen daher ein Abwärtsrisiko dar. Etwaige erneute Finanzmarktturbulenzen und damit verbundene Kapitalabflüsse könnten einen negativen Effekt auf die Finanzierungsbedingungen russischer Unternehmen haben. Darüber hinaus könnte eine unerwartet starke Kreditaufnahme des öffentlichen Sektors private Investitionsprojekte verdrängen.

Rosstat BOFIT-OeNB

2009 2010 2011

Reales Wachstum in %

Russland -7.9 5.5 5.0

Quelle: BOFIT-OeNB Prognose vom März 2010, Eurostat.

OeNB-Prognose für Kroatien: Stagnation in 2010; Wachstumsimpuls für 2011 durch potentiellen EU-Beitritt

Das Wirtschaftswachstum in Kroatien wird 2010 stagnieren. Aufgrund eines niedrigen Wirtschaftsvertrauens, weiter angespannten Finanzierungsbedingungen, beschränktem fiskalischen Spielraum und sich weiter verschlechternden Arbeitsmarktbedingungen werden sich sowohl der private Konsum als auch die Investitionstätigkeit weiter sehr gedämpft entwickeln.

Eine Wiederauffüllung der Lager sollte die Binnennachfrage aber zumindest etwas stützen. Die Importe werden aufgrund der schwachen Binnennachfrage stärker als die Exporte schrumpfen, wodurch die Nettoexporte die Hauptantriebsfeder der Konjunktur bleiben.

Eurostat OeNB

2009 2010 2011

Jährliches Wachstum in %

Kroatien -5.8 -0.1 1.8

Quelle: OeNB-Prognose vom März 2010, Eurostat.

2011 wird die Wirtschaft wieder leicht expandieren (+1,8%). Mit einem positiven Beitrag der Binnenkonjunktur und negativen Beiträgen der Nettoexporte wird sich die

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Wachstumszusammensetzung im Vergleich zu den beiden Vorjahren deutlich verändern. Wie die Erfahrung aus anderen EU-Erweiterungsrunden zeigt, sollte sich der näherkommende EU- Beitritt positiv auf die Investitionstätigkeit auswirken (zusammen mit wieder anspringender Kreditvergabe). Unter der Annahme, dass die Beitrittsverhandlungen bereits 2010 abgeschlossen werden können, wäre ein EU-Beitritt per 1.1.2012 wahrscheinlich, was sich in Vorzieheffekten bei den Importen und somit in einem etwas deutlicher negativen Wachstumsbeitrag der Außenwirtschaft niederschlagen könnte.

(17)

Exporte und Industrie als Motoren des Konjunkturaufschwungs in Österreich

6

WIFO und IHS erwarten für 2010 ein reales BIP-Wachstum von 1,3%

In ihren aktuellen Prognosen vom März 2010 erwarten WIFO und IHS ein Wachstum des realen BIP im Jahr 2010 von 1,3%. Für das Jahr 2011 ist das IHS mit einer Prognose von +1,7% optimistischer als das WIFO (+1,4%). Während das IHS die BIP-Prognose vom Dezember 2009 unverändert ließ, revidierte das WIFO die Wachstumsaussichten für 2010 und 2011 leicht nach unten. Die Inflationsrate (Verbraucherpreisindex) soll gemäß WIFO bzw. IHS im Jahr 2010 1,4 bzw. 1,3% betragen, für 2011 werden 1,8 bzw. 1,6% erwartet. Die Arbeitslosenquote wird gemäß WIFO bzw. IHS im Jahr 2010 (5,2% bzw. 5,5%) und 2011 (5,4% bzw. 5,5%) nur noch leicht steigen bzw. konstant bleiben. Beim Budgetdefizit bestätigen beide Institute die Einschätzung des BMF im Stabilitätsprogramm. Demnach steigt im laufenden Jahr das Budgetdefizit auf 4,7% und verbessert sich 2011 auf 4,0% des BIP.

Die beiden Prognosen für 2010 unterscheiden sich hinsichtlich der Zusammensetzung des Wachstums recht deutlich. Das WIFO argumentiert, dass die Konjunkturerholung ausschließlich über die Exporte erfolgt. Aufgrund der vergleichsweise raschen Erholung Asiens werden sich die deutschen Exporte beleben. Dies sollte in der Folge die österreichischen Exporte nach Deutschland beleben. Allerdings führt die nach wie vor geringe Kapazitätsauslastung dazu, dass die Unternehmen nur vorsichtig und verzögert investieren werden. Dies betrifft vor allem die Ausrüstungsinvestitionen. Aus diesem Grund werden die Bruttoanlageinvestitionen auch heuer nochmals schrumpfen. Das WIFO unterlegt diesen Wirkungszusammenhang mit aktuellen Ergebnissen des WIFO-Investitionstests. Das WIFO schätzt das Importwachstum deutlich schwächer ein als das Exportwachstum, womit der Außenhandel das Wirtschaftswachstum 2010 tragen wird. Im Gegensatz dazu argumentiert das IHS, dass der stark steigende Welthandel – die Hauptimpulse hierfür werden ebenso in Asien gesehen – rasch dazu führen wird, dass in Österreich die Investitionen wieder wachsen werden.

Mit dem Anstieg der Investitionen werden auch die Importe stärker wachsen als in der WIFO- Prognose erwartet; der Außenbeitrag zum Wachstum wird demnach schwächer ausfallen. Das IHS sieht demnach in der inländischen Nachfrage die wichtigste Stütze für das Wirtschaftswachstum 2010.

OeNB-Exportindikator unterstreicht Exporteinschätzung von WIFO und IHS

Die aktuellen Ergebnisse des OeNB-Exportindikators lassen für März 2010 einen Anstieg der nominellen Güterexporte um 5,0% (saison- und arbeitstägig bereinigt, im Dreimonatsabstand) erwarten. Im Februar haben die Exporte nach der Prognose im Dreimonatsabstand stagniert.

Im Jahresabstand wird sich das Wachstum der saisonbereinigten Güterexporte nach 5,3% im Februar im März auf 10,9% beschleunigen. Das Niveau der Güterexporte wird auch im März noch immer 20% unter dem Höchstwert vom April 2008 liegen. Gegenüber dem Tiefststand der Exporte im Juni 2009 bedeutet das jedoch einen Anstieg von knapp 10%.

6 Autoren: Gerhard Fenz, Martin Schneider, Klaus Vondra (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen)

(18)

Grafik 1: OeNB-Exportindikator: Entwicklung der Güterexporte und LKW-Fahrleistung in Österreich

7000 7500 8000 8500 9000 9500 10000 10500 11000

2006M01 2006M04 2006M07 2006M10 2007M01 2007M04 2007M07 2007M10 2008M01 2008M04 2008M07 2008M10 2009M01 2009M04 2009M07 2009M10 2010M01 220 230 240 250 260 270 280 290 300

Güterexporte (saison- und arbeitstägig bereinigt, linke Skala) LKW-Fahrleistung (saison- und arbeitstägig bereinigt, rechte Skala)

in Mill. Euro

Quelle: ASFINAG, OeNB

Anmerkung: Die letzten beiden Werte für die Güterexporte sind Prognosewerte.

Mill. Kilometer

Industrie ist Motor der konjunkturellen Erholung

Die Rezession im Jahr 2009 in Österreich war in erster Linie auf den Rückgang der Exporte und in weiterer Folge auf den Rückgang der Investitionen zurückzuführen. Entstehungsseitig betraf der Rückgang hauptsächlich die Industrie. Die letzten Veröffentlichungen von Hard- und Softfacts deuten nun darauf hin, dass die Industrie diese tiefe Krise überwunden hat und zum Motor der aktuellen konjunkturellen Erholung wird. Die folgende Grafik gibt einen Überblick zur Lage in der Industrie.7 Die Grafiken zeigen die jeweilige Reihe in nicht-saisonbereinigter (rot) und saisonbereinigter (blau) Form. Die weiteren Ausführungen konzentrieren sich auf die saisonbereinigten Reihen.

Demnach ist die Industrieproduktion (und auch die Auftragseingänge) vom Höhepunkt der Entwicklung im ersten Halbjahr 2008 bis zum Tiefpunkt der Entwicklung im ersten Halbjahr 2009 um 16,5% (-32,6%) gefallen. Seitdem ist die Industrieproduktion (Auftragseingänge) jedoch wieder um 6,5% (+18,6%) gestiegen, der Tiefpunkt ist somit klar überschritten.

Schreibt man dieses Wachstum fort, würde es trotzdem bis Februar 2011 dauern, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird.

7 Die Indizes folgen der Eurostat Klassifikation der Industrie und beinhalten die NACE Abschnitte B-D (d.h.

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (NACE B), Verarbeitendes Gewerbe und Herstellung von Waren (NACE C) und Energieversorgung (NACE D), ohne D353 (Wärme und Kälteversorgung)).

(19)

Grafik 2: Entwicklung ausgewählter Indizes in der österreichischen Industrie

70 80 90 100 110 120 130

2000 2002 2004 2006 2008 2010

Produktionsindex

Index

80 85 90 95 100 105 110 115 120

2000 2002 2004 2006 2008 2010

Index geleistete Arbeitsstunden

Index

70 80 90 100 110 120 130 140

2000 2002 2004 2006 2008 2010

Umsatzindex

Index

70 80 90 100 110 120 130 140

2000 2002 2004 2006 2008 2010

Auftragseingangsindex

Index

90 95 100 105 110

2000 2002 2004 2006 2008 2010

Beschäftigtenindex

Index

70 80 90 100 110 120

2000 2002 2004 2006 2008 2010

pro Beschäftigten pro Arbeitsstunde

Produktivitätsindex

Index

Quelle: Statistik Austria, Klassifikation NACE: B-D, ohne D353, saisonbereinigt mit Tramo Seats, ausgenommen Produktivität (NACE B-F, saisonbereinigt mit

Die Krise führt seit Mitte 2008 zu einem Rückgang der Arbeitsstunden wie auch der Beschäftigung. Trotz diverser Abfederungsmaßnahmen (wie der Kurzarbeitsregelung) dauern beide Trends nach wie vor an. Das Arbeitsvolumen sank um 9,6%, die Gesamtbeschäftigung um 7,5%. In den NACE Sektoren B-D waren zum Konjunkturhöhepunkt im Juli 2008 rund 660.000 Personen unselbstständig beschäftigt. Bis Jänner 2010 wurden rund 77.000 Stellen oder 11,6% abgebaut. Seit Jahresbeginn ist die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten in diesen Bereichen wieder leicht gestiegen. Dies und der Verlauf des Umsatzindex geben Hoffnung, dass der negative Trend der geleisteten Arbeitsstunden und der Beschäftigung in den kommenden Monaten gestoppt werden kann. Der Umsatzindex ist zwischen Juni 2008 und Juni 2009 um 17,4% gefallen. Nach einer kurzen Seitwärtsbewegung ist er in der Folge wieder um 5,7% gestiegen. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Monaten beschleunigen.

Neben der anziehenden Produktion gibt es noch weitere positive Signale aus dem produzierenden Bereich. Der Rückgang der Produzentenpreise (Erzeugerpreisindizes in den Bereichen NACE B-D) hat nachgelassen und laut dem Bank Austria EinkaufsMangagerIndex (EMI) rechnen die Unternehmen damit, in den kommenden Monaten wieder Erhöhungen der Verkaufspreise durchzusetzen.

Der Produktivitätsindex spiegelt die oben analysierten Verläufe wider. Bei der Unterscheidung zwischen der Produktivität pro Beschäftigten bzw. pro Arbeitsstunde wird der Effekt der Kurzarbeit (Festhalten an Beschäftigungsverhältnissen bei gleichzeitiger Reduktion der Arbeitszeit) ersichtlich. In der Krise ist die Produktivität aufgrund des BIP-Rückgangs bei verzögerter Reaktion am Arbeitsmarkt markant zurückgegangen. In Folge der BIP-Erholung der letzten Monate und dem gleichzeitigen Beschäftigungsabbau steigt die Produktivität seit Mitte 2009 wieder an.

(20)

Neben diesen hard facts spricht auch die Entwicklung diverser Vertrauensindikatoren für die Einschätzung, dass die Industrie derzeit und in den kommenden Quartalen das Wirtschaftswachstum tragen wird. Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) stieg im März auf 56,7 Punkte (+1,3 Punkte im Vergleich zum Februar). Hauptverantwortlich dafür zeichnet die Ausweitung der Einschätzung der Produktion auf 60,4 Punkte. Markant haben sich die Einschätzungen zu den Vormateriallagern und auch zu den Einkaufspreisen entwickelt.

Ebenso gestiegen sind die Erwartungen zu den Auftragseingängen und der Beschäftigung. Die Märzergebnisse des von der Europäischen Kommission erhobenen Indikators der wirtschaftlichen Einschätzung (Economic Sentiment Indicator, ESI) zeigt ebenso eine deutliche Verbesserung der Industriekonjunktur. So sind Produktionserwartungen, Produktionstrend, erwartete Verkaufspreise, Auftragseingänge und Produktionskapazität deutlich gestiegen. Die Kapazitätsauslastung liegt im ersten Quartal 2010 mit 75,8% jedoch nach wie vor um 6,1 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt. Insgesamt ist der ESI für Österreich im März ein weiteres Mal gestiegen, von zuletzt 97,8 auf 99,0 Punkte. Der von GFK Austria erstellte Vertrauensindikator zur Einschätzung der allgemeinen Stimmungslage sowie zum Verbrauchervertrauen stieg seit Mitte letzten Jahres zwar fast konstant an, verzeichnete aber im März einen deutlichen Rückgang. Ob es sich dabei um einen Meinungsumschwung oder nur einen punktuellen Ausreißer handelt, wird die Erhebung in den nächsten Monaten zeigen. Der Bank Austria Konjunkturindikator schwächte sich im April ebenso ab, allerdings nur um einen Zehntelprozentpunkt auf 1,0 Punkte. Im Gegensatz dazu stieg der Ifo-Index – ein traditionell guter Vorlaufindikator für die österreichische Wirtschaft –im März überraschend stark um 2,3 Punkte auf 98,1 Punkte. Hierbei verbesserte sich vor allem die Einschätzung zur aktuellen Lage (von 89,8 auf 94,4 Punkte).

Grafik 3: Entwicklung ausgewählter Vertrauensindikatoren in Österreich

-4 -3 -2 -1 0 1 2

Jän.08 Jul.08 Jän.09 Jul.09 Jän.10 Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung Industrievetrauen

Konsumentenvertrauen Europäische Kommission

-4 -3 -2 -1 0 1 2

Jän.08 Jul.08 Jän.09 Jul.09 Jän.10 IFO Gesamt

IFO Geschäftslage IFO Geschäftserwartungen Ifo Institute for Economic Research

-4 -3 -2 -1 0 1 2

Jän.08 Jul.08 Jän.09 Jul.09 Jän.10 BA Einkaufsmanagerindex

BA Einkaufsmanagerindex Auftragseingang BA Einkaufsmanagerindex Produktion Bank Austria

-4 -3 -2 -1 0 1 2

Jän.08 Jul.08 Jän.09 Jul.09 Jän.10 Allg. Wirtschaftslage in kommenden 12 Monaten NSA Indikator des Verbrauchervertrauens NSA

Indikator des Verbrauchervertrauens SA GFK Austria

(21)

Wie aus der Grafik zu entnehmen ist, befinden sich die eben beschriebenen Indikatoren (um Mittelwert und Standardabweichung standardisiert) nahe bei, oder bereits deutlich über ihrem jeweiligen langfristigen Durchschnitt.

HVPI-Inflationsrate steigt in Österreich von 0,9% im Februar auf 1,8% im März 2010 - Kerninflation mit 1,2% im März deutlich niedriger

Im März 2010 ist die im Jahresabstand gemessene österreichische HVPI-Inflationsrate auf 1,8%

angestiegen und ist damit um 0,9 Prozentpunkte höher als im Vormonat. Hauptverantwortlich für die jüngste Beschleunigung der Preisentwicklung ist vor allem der Energiesektor. Zwar tragen mit Ausnahme von verarbeiteten Nahrungsmitteln alle anderen Sondergruppen zum Anstieg der Märzinflation bei, allerdings in einem moderaten Ausmaß. Dementsprechend beträgt die Kerninflation (HVPI-Inflationsrate ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) im März nur 1,2% im Jahresabstand. Annähernd die Hälfte des Anstiegs der HVPI-Inflationsrate steuerte der Energiesektor bei. Die Jahresteuerung von Energie ist im März mit 10,0% deutlich stärker als im Februar (+4,7%). Ausschlaggebend hierfür waren Treibstoffe und Heizöl. Die Jahresteuerung von Dienstleistungen stieg im März auf 1,5%

(Februar: +1,2%). Die Preise für Industriegüter ohne Energie waren im März um 1,3% über dem Niveau des Vorjahres (Februar: +0,8%).

Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannt sich

Mit der Märzveröffentlichung hat Eurostat die Arbeitslosenquote für Österreich erneut deutlich revidiert. Demnach liegt die aktuelle Arbeitslosenquote (im Februar) bei 5,0%, nach 4,9% im Jänner. Im internationalen Vergleich weist Österreich nach den Niederlanden (4,0%) die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in Europa aus (EU-27: 9,6%; Euroraum: 10,0%). Im Vergleich zum Vorjahresmonat (Februar 2009) stieg die Arbeitslosenquote in Österreich um 0,6 Prozentpunkte (PP), nur in Luxemburg (+0,1PP), Deutschland (+0,2PP) und Belgien (+0,3PP) wurde ein geringerer Anstieg verzeichnet.

Die Arbeitsmarktdaten für März 2010 signalisieren eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt.

Mit rund 266.000 arbeitslosen Personen konnte erstmals im Vorjahresvergleich wieder ein Rückgang der Arbeitslosen verzeichnet werden (-4.807 Personen). Gleichzeitig drehte im Vorjahresvergleich die Zahl der offenen Stellen ins Plus (+644 Personen). Weiter rückläufig entwickelt sich auch die Zahl der Personen in Kurzarbeit. Im März waren noch rund 24.600 Personen in 217 Unternehmen in Kurzarbeit, Anfang April 2010 sank deren Zahl auf knapp 18.000 in 171 Betrieben.

Dieses Gesamtbild wird jedoch nach wie vor von der hohen Anzahl an Personen in Schulungen verzerrt. Im März waren über 84.000 Personen in solchen Schulungen, dies entspricht dem höchsten jemals verzeichneten Wert.

(22)

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten

8

Exposure österreichischer Banken in CESEE weitgehend stabil

Das Exposure von mehrheitlich in österreichischem Besitz befindlichen Banken gegenüber CESEE betrug Ende 2009 rund 204 Mrd EUR. Der Großteil des Exposures (rund 72%) entfiel auf EU-Staaten. Im Vergleich zum Vorquartal kam es nur zu einer marginalen Reduktion des Exposures; im Jahresvergleich betrug der Rückgang etwas mehr als 6%, was auch eine schwächere Nachfrage reflektiert. Während sich das Kundengeschäft in den vorhergehenden Quartalen stabil entwickelt hatte, kam es in Q4 2009 im Vergleich zum Vorquartal zu einer leichten Reduktion der Auslandsforderungen gegenüber Kunden (Nichtbanken). Im selben Zeitraum stiegen die Forderungen gegenüber ausländischen Kreditinstituten, was vor allem auf die Länder Tschechien, Serbien und die Slowakei zurückzuführen war, während das Interbankgeschäft beispielsweise in Ungarn und Bosnien zurückging. Das CESEE-Exposure aller in Österreich meldenden Banken betrug Ende 2009 etwas mehr als 300 Mrd EUR.9

0 50 100 150 200 250

2008Q04 2009Q01 2009Q02 2009Q03 2009Q04

NMS-2004 SEE GUS NMS-2007

Quelle: OeNB in Mrd EUR

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

110%

-1 Jahr -0,5 Jahre 0 0,5 Jahre 1 Jahr 1,5 Jahre 2 Jahre 2,5 Jahre

Asien-5 Argentinien Russland CESEE

Höchststand vor der Krise Asien-5: Juni 1997 Russland: Juni 1998 Argentinien: Dezember 2000 CESEE: Juni 2008 Exposure mehrheitlich in österreichischem Besitz

befindlicher Banken in CESEE

Quelle: BIZ-Daten in USD, Q3 2009 Höchststand vor der Krise = 100%

Entwicklung des BIZ-Exposures europäischer Banken in vergangenen Krisen

Im Gegensatz zu vergangenen internationalen Finanzkrisen wie der Russland-, Asien- oder Argentinien-Krise, in denen europäische Banken ihre Exposures deutlich zurückgefahren haben, gingen die Exposures europäischer Banken gegenüber CESEE während der aktuellen Krise nur vergleichsweise gering zurück. Verglichen mit dem Höchstwert des Exposures, der in CESEE im zweiten Quartal 2008 erreicht wurde, fiel das CESEE-Exposure europäischer Banken ausgehend von 1,6 Bio USD auf 1,4 Bio USD im September 2009 (-13%). Die Banken nahmen ihre Verantwortung gegenüber CESEE wahr. Im Vergleich zu anderen Bankensystemen ging das

8 Autoren: Gernot Ebner, Stefan Kavan (Abteilung für Finanzmarktanalyse).

9 Wechselkurseinflüsse wurden nicht berücksichtigt.

(23)

Exposure österreichischer Banken gegenüber CESEE von Q3 2008 bis Q3 2009 nur unterdurchschnittlich zurück (-8% gegenüber -10% für die Vergleichsgruppe anderer europäischer Banken).10

Erträge decken Risikokosten in CESEE ab

Die Geschäftsaktivitäten der CESEE-Töchter österreichischer Banken sind ingesamt weiterhin profitabel, da sich der überwiegende Teil des österreichischen CESEE-Exposures in den NMS- 2004 (Gesamtkapitalverzinsung: 1,3%) und NMS-2007 (Gesamtkapitalverzinsung: 0,7%) befindet11. Die Gewinnsituation trübte sich jedoch stark ein und die annualisierte Gesamtkapital- verzinsung aller österreichischen CESEE-Tochterbanken sank von Q4 2008 (1,6%) bis Q4 2009 (0,7%) stark. Dies ist darauf zurückzuführen, dass trotz einer – nach der Reduktion im ersten Quartal 2009 – stabilen Entwicklung des Betriebsergebnises der österreichischen CESEE- Tochterbanken, die Risikokosten (trotz einer zuletzt wahrnehmbaren Abflachung) deutlich gestiegen sind. Besonders stark war der Rückgang der Profitabilität in den GUS-Staaten (Russland, Ukraine, Weißrussland, Kasachstan): In dieser Subregion war die Gesamtkapitalverzinsung per Q4 2009 sogar leicht negativ (-0,3%).

Daraus ergab sich auf konsolidierter Basis für das Jahr 2009 ein Periodenergebnis von 1,53 Mrd EUR (+0,94 Mrd EUR gegenüber 2008), was trotz stark gestiegener Risikovorsorgen im Kreditgeschäft (auf 11 Mrd EUR, +98% im Jahresvergleich), eine deutliche Steigerung

10 Als Vergleichsgruppe wurden die Banken aus Deutschland, Italien, Frankreich, Belgien, den Niederlande und Schweden herangezogen. Die Daten ausländischer, an die BIZ meldenden Banken sind für Q4 2009 noch nicht verfügbar. Deshalb, und aufgrund der Verstaatlichung der Hypo Group Alpe Adria, sind die Q3 2009 und Q4 2009 Exposures nur bedingt miteinander vergleichbar.

11 NMS-2004 bzw NMS-2007: Neue EU-Mitgliedstaaten seit 2004 bzw. 2007.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4

Betriebsergebnis Risikokosten in der GuV Neue Wertberichtigungen (Brutto)

Betriebsergebnis und Risikokosten der österr. CESEE-Tochterbanken

Pro Quartal in Mrd EUR

Quelle: OeNB.

2008 2009

-0,5%

0,0%

0,5%

1,0%

1,5%

2,0%

2,5%

3,0%

NMS-2007 SEE NMS-2004 GUS

2008Q4 2009Q4

2008Q4 - CESEE Töchter gesamt 2009Q4 - CESEE Töchter gesamt

Regional Return on Assets of AT Subsidiaries in CESEE Gesamtkapitalrentabilität (RoA) der österr. CESEE-Tochterbanken

in Prozent

(24)

gegenüber 2008 darstellt. Die österreichischen Banken konnten also sowohl das Jahr 2008 und 2009 mit einem Gewinn abschließen. Die konsolidierte Kernkapitalquote betrug 9,3% und stieg gegenüber dem Ende des Vorjahres (damals 7,7%) kontinuierlich an. Der Anstieg ist sowohl auf private als auch staatliche Kapitalzuführungen zurückzuführen. Zu Jahresende 2009 betrug die konsolidierte Bilanzsumme österreichischer Banken mehr als 1.100 Mrd EUR (-3% im Jahresvergleich).

Fremdwährungskreditinitiative für Österreich umgesetzt

Die in den letzten Jahren durchgeführten Informationsaktivitäten sowie die bereits im Jahr 2003 eingeführten Mindeststandards zur Vergabe von Fremdwährungskrediten (FWK) trugen zu einer Erhöhung der Risikowahrnehmung der Kreditnehmer bei. Sie führten allerdings nicht zu einer merklichen Eindämmung der Fremdwährungskreditvergabe. Im Oktober 2008 gab die FMA die Empfehlung heraus, keine FWK an private Haushalte mehr zu vergeben. In der Folge wurde von OeNB und FMA in Abstimmung mit den Banken eine Ergänzung zu den FMA- Mindeststandards für FWK und Tilgungsträgerkrediten (TTK) entworfen, die im März 2010 veröffentlicht wurde. Darin ist vorgesehen, dass Fremdwährungskredite nur mehr an private Haushalte12 vergeben werden, die über ausreichend währungskongruentes Einkommen (bzw.

Einnahmen) verfügen oder zur Gruppe der Kunden mit bester Bonität gehören. Bei Eurokrediten mit (kapitalaufbauendem) Tilgungsträger soll besondere Sorgfalt beim Risiko des Tilgungsträgers angewendet werden, wobei die Banken eine Liste akzeptierter Tilgungsträgerprodukte führen müssen. Weiters sind die Banken aufgefordert, Strategien zur Reduktion des Refinanzierungsrisikos von Fremdwährungskrediten zu erarbeiten und verpflichten sich im Sinne der zukünftigen Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie zu erweiterten Informationspflichten der Kreditnehmer. Auch werden Verbraucher, die das Risiko aus (bereits bestehenden) Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkredite durch Konversionen reduzieren wollen, aktiv unterstützt.

12 Zielgruppe der Neuerungen sind private Haushalte nach dem KSchG. Selbstständige Erwerbstätige und Freie Berufe sind nur dann erfasst, wenn sie bei der Kreditaufnahme als Verbraucher handeln.

(25)

-0,3 -0,2 -0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6

2008M01 2008M07 2009M01 2009M07 2010M01 EUR-Kredite

FW-Kredite*

Entwicklung der FW- im Vergleich zu EUR-Krediten Monatliche Veränderung (gleitender 3-Monate-Schnitt)

in Mrd EUR

Okt. 2008 - Jän. 2010:

-2,7 Mrd EUR* (FWK)

*währungsbereinigt

Quelle: OeNB.

0 5 10 15 20 25 30 35

Ende 2008 Ende 2009

EUR CHF JPY andere Währungen Entwicklung der Tilgungsträgerkredite

in Mrd EUR

TTK in EUR: -12%

TTK in FW: -6%

(FX-bereinigt)

Die Initiativen der FMA und OeNB sowie die im Gefolge der Finanzkrise herausfordernden Bedingungen auf den Refinanzierungsmärkten in Fremdwährung zeigten Wirkung:

Fremdwährungskredite an private Haushalte gingen seit Oktober 2008 in Österreich zurück. Im Jänner 2010 lag der Fremdwährungskreditanteil bei privaten Haushalten bei 29,6% (36,6 Mrd EUR); das ist ein Rückgang um 2,1 Prozentpunkte bzw. 2,6 Mrd EUR seit dem Höhepunkt im Oktober 2008. Dieser Rückgang wurde von Eurokrediten an Haushalte substituiert, die im selben Zeitraum um 3 Mrd EUR anstiegen. Auch die Tilgungsträgerkredite gingen zurück: Jene in Euro sanken zwischen Ende 2008 und Ende 2009 um 460 Mio EUR (-12%), bei jenen in Fremdwährungen betrug der Rückgang 1,2 Mrd EUR (-4,5%).13

Geldmärkte stabil, Aktienmärkte nach erstem Quartal 2010 im Plus14

Nachdem die EZB und die Federal Reserve ihre Leitzinsen weiterhin unverändert auf historischen Tiefstständen halten, haben sich die Risikoaufschläge – gemessen am 3-Monats – Übernacht Spread – am europäischen und amerikanischen Geldmarkt (25 Basispunkte; -6 Bp.

ytd bzw. 8 Bp.; -1 Bp. ytd) im bisherigen Jahr 2010 kaum verändert. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Spread in Europa im Vergleich zu den USA weiterhin um mehr als das dreifache höher liegt und sich die zugrunde liegenden Zinssätze in den beiden Regionen diametral entgegengesetzt verändert haben: Während in den USA sowohl der 3-Monats- als auch der Übernachtszinssatz anstiegen, fielen beide in Europa. Ein Erklärungsansatz für diese Entwicklung ist, dass sich die allgemeine Liquiditätssituation der europäischen Banken weiter entspannt hat und für fallende Geldmarktzinsen sorgte, während das gegenseitige Vertrauen der Banken weiterhin fragil bleibt. Ein Indiz für die heterogene Risikosicht der einzelnen europäischen Banken ist, dass die von den Banken gemeldeten 3-Monats-Euribor-Zinssätze historisch gesehen weit auseinander klaffen. War die Differenz der eingemeldeten niedrigsten

13 Diese Daten sind nicht fremdwährungsbereinigt.

14 Alle Daten beziehen sich auf den 19. April 2010.

(26)

und höchsten Zinssätze Anfang September 2008 (vor dem Konkurs von Lehman Brothers) noch bei 6 Bp. gelegen, stieg diese Differenz bis März 2009 auf 27 Bp. an und verharrte seither auf einem erhöhten Niveau (am 31. März 2010: 20 Bp.)

Die internationalen Aktienmärkte verzeichneten in den ersten Monaten des Jahres 2010 Kursgewinne, wobei jedoch die Erholung in den USA dank positiver wirtschaftlicher Daten kräftiger ausfiel als jene in Europa. Hierfür war insbesondere die vorsichtige Stimmung der Anleger im Euroraum verantwortlich, wo die fiskalischen Probleme Griechenlands weiterhin die Stimmung und vor allem die Bankaktienkurse drückten. So legte der amerikanische S&P500- Index im bisherigen Jahr 2010 +7,4% zu, der für Europa relevante DJ Stoxx Price Index immerhin +5%, während der für den Euroraum relevante DJ EuroStoxx Price Index nur knapp über seinem Niveau Ende 2009 notiert (+1,3% ytd). Im Vergleich dazu schaffte der österreichische ATX Index im bisherigen Jahr 2010 eine Performance von +9,2%.

Die Aktienkurse von Banken und Versicherungen des Euroraums entwickelten sich unterschiedlich: So legten die Werte von Versicherungsunternehmen im DJ EuroStoxx Insurance zu (+3,7% ytd), Bankaktien verloren wie oben erwähnt teilweise stark und der DJ EuroStoxx Banks notierte um -5,1% schwächer. Die Aktienkurse österreichischer Finanzintermediäre waren geprägt von idiosynkratischen Faktoren: Während die Aktien der Erste Group Bank (+31,4% ytd) und der Vienna Insurance Group (+6,5%) relativ stark zulegen konnten, verloren sowohl jene der Uniqa (-6,3%) als auch der Raiffeisen International (-9,0%) deutlich. Bei letzterem Unternehmen hatten Unsicherheiten in Bezug auf die zukünftige Konzernstruktur zu starken Kursrückgängen geführt, die jedoch seit Anfang März 2010 wieder teilweise gutgemacht werden konnten . Am 20. April wurden nähere Details bekannt gegeben und es kam zu einem sehr starken Kursanstieg.

Am 9. April 2010 kam es für Griechenland, trotz seiner Bemühungen das Budgetdefizit zu reduzieren, zu einer Ratingherabstufung der Staatsanleihen durch die Ratingagentur Fitch um zwei Stufen auf BBB- und somit auf die niedrigste Investmentgradestufe. Der erneute Anstieg der Versicherungskosten (CDS Spread) und vor allem der Refinanzierungskosten bei griechischen Staatsanleihen auf über 7% (10-jährige Staatsanleihe) waren ein starkes Indiz für die Nervosität der Marktteilnehmer. Daraufhin haben die Euro-Mitgliedstaaten einem 30 Mrd EUR Paket zugestimmt, welches zur Verfügung steht, so Griechenland um Hilfe ansuchen sollte.

Diese Maßnahme werden auch durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) ergänzt.

Zusätzlich hatte die EZB angekündigt auch nach Jahresende 2010 Staatsanleihen mit allen Investmentgrade-Ratings als Sicherheiten anzunehmen.

(27)

70 80 90 100 110 120 130 140

Jän-10 Feb-10 Mär-10 Apr-10

Erste Group Bank Raiffeisen International DJ Euro Stoxx Banks

Aktienkursentwicklung von Banken

60 80 100 120 140 160 180 200

Jän-09 Apr-09 Jul-09 Okt-09 Jän-10 Apr-10

4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5

ASE Index

DJ EuroStoxx Price Index

Rendite der 10-jährigen griechischen Staatsanleihe (rhs)

Griechische Marktindikatoren

Quelle: Bloomberg, DataStream. Die linke Graphik und die Aktienindizes der rechten Graphik wurden per 1. Jänner 2010 bzw. 2009 zu 100 indiziert.

in Prozent

(28)

Annex

(29)

Chronik:

Wirtschafts- und Währungspolitik – EU

15

und international

16

Zeitraum 12. März bis 15. April 2010

1) EU, Eurosystem, ESZB

Datum Institution Ereignis 16. März 2010 Rat für Wirtschaft

und Finanzen (ECOFIN-Rat)

Wesentliche Ergebnisse des ECOFIN:

- Die Europäische Kommission (EK) und die Europäische Zentralbank (EZB) werden gemeinsam die Implementierung der von Griechenland angekündigten Maßnahmen zur Defizitreduktion überwachen.

- Die Vorschläge der EK zur neuen EU 2020 Strategie werden begrüßt, aus den übergeordneten Zielen der EU sollen nationale Ziele und

Referenzwerte abgeleitet werden. Unterstreichung der Bedeutung der Überwachung (surveillance) für die Zielerreichung.

- Sektorspezifische Maßnahmen der Krisenbekämpfung sollen bald reduziert werden; für andere Politikbereiche (Arbeitsmarkt, Finanzierung) soll es eine flexiblere Exit-Strategie geben.

- Die Haushaltsleitlinien für 2011 beinhalten eine Fortsetzung der Krisenbekämpfungsmaßnahmen. Durch den Vertrag von Lissabon (VvL) müssen bestimmte Verfahrensschritte neu geregelt werden.

16. März 2010 Wirtschafts- und Währungsausschuss im EP

Wesentliche Ergebnisse der Anhörung zum grenzüberschreitenden Krisenmanagement im Bankensektor des Wirtschafts- und

Währungsausschusses:

- Steuerzahler, Sparer und Kreditnehmer dürfen in Zukunft nicht wieder für die Kosten einer Finanzkrise und damit verbundene

Bankenrettungsaktionen aufkommen müssen.

- Ein EU-weites Sicherheitsnetz soll einen besseren Anleger-Schutz gewährleisten.

- Europäische Grossbanken dürfen nicht zerstört werden – sie haben viel zur finanziellen Integration in der EU beigetragen – allerdings müssen sie, gemäß dem EK-Vorschlag „A European System of Financial Supervision“

beaufsichtigt werden.

- EU-Krisen-Management und Aufsicht brauchen vergleichbare Standards und Regeln.

- Europäische Interessen sind mit nationalen Interessen gleich zu stellen.

22. März 2010 Wirtschafts- und Währungsausschuss im EP

Erster geldpolitischer Dialog 2010 im EP mit EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sowie mit Eurogruppe-Vorsitzendem Jean-Claude Juncker. Fokus auf die griechische Schuldenkrise sowie ihre Auswirkungen auf die Eurozone.

Juncker ist der Meinung, dass die EU ein geeignetes Instrument benötigt, um mit Krisensituationen richtig umzugehen. Die Gründung eines

Europäischen Währungsfonds sieht er skeptisch. Griechenland wird nicht im

15 Autorin: Majken Corti (Abteilung für Integrationsangelegenheiten und Internationale Finanzorganisationen)

16 Autorin: Andrea W. Hofer (Abteilung für Integrationsangelegenheiten und Internationale Finanzorganisationen)

Referenzen

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