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unter besonderer Berücksichtigung der Kredite an den Unter- nehmenssektor

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Kreditvergabe des österreichischen Bankensystems

unter besonderer Berücksichtigung der Kredite an den Unter- nehmenssektor

4. Kreditbericht

der Oesterreichischen Nationalbank

Mai 2010

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4. Kreditbericht

der Oesterreichischen Nationalbank

Mai 2010

Unter Mitarbeit von:

Peter Mooslechner Aurel Schubert Michael Andreasch Maximilian Fandl Markus Hameter Wolfgang Harrer Johannes Langthaler David Liebeg Fabio Rumler Helene Schuberth Günther Sedlacek Michael Strommer Gunther Swoboda Alexander Wiedermann

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Executive Summary

Die Analyse der statistischen Daten sowie der Ergebnisse der Umfragen bei ös- terreichischen Unternehmen geben keine eindeutigen Hinweise für das Bestehen einer Kreditklemme. Allerdings deuten Umfragen bei Unternehmen darauf hin, dass ein Teil der Unternehmen nach wie vor mit verschärften Kreditvergabekonditionen konfron- tiert ist. Der Anteil jener Unternehmen, der davon betroffen ist, ist jedoch im letzten Quartal gesunken. Die seit Beginn 2009 beobachtete starke Abschwächung der Kre- ditdynamik – so schwankt die Netto-Kreditausweitung seit Monaten um die 0% Mar- ke – dürfte zum überwiegenden Teil auf den starken Einbruch der Investitionstätigkeit zurückzuführen sein, der auch in der Phase der konjunkturellen Erholung ab dem 3.

Quartal 2009 bis heute fortdauert. Umfrageergebnisse zeigen auch, dass Investitionen im Jahr 2009 von Unternehmen im Durchschnitt zum überwiegenden Teil aus dem Cash Flow und nur zu einem Viertel über den klassischen Bankkredit finanziert wur- den. Für sehr große Unternehmen stellt nunmehr die Begebung von Anleihen eine be- deutende Alternative zum Bankkredit dar.

Zu einem gewissen Teil ist die stagnierende Bestandsveränderung in der Kreditvergabe vermutlich auch auf eine weitere Verschärfung der Kreditangebotsbeschränkungen zurückzuführen. Das Risiko, dass die Nachhaltigkeit der sich abzeichnenden konjunk- turellen Erholung dadurch beeinträchtigt werden könnte, dass das Kreditangebot der Banken hinter dem Bedarf der Unternehmen zurückbleibt, wird aber derzeit als nicht sehr groß eingeschätzt.

Das Jahreswachstum des aushaftenden Kreditvolumens der österreichischen Banken an die Unternehmen schwächte sich seit Jahresbeginn 2009 kontinuierlich ab und erreichte im De- zember mit -1,7% erstmals in diesem Kreditzyklus einen negativen Wert. Seither sind negative Wachstumsraten zu verzeichnen: Nach -1,2% im Jänner und -1,1% im Februar ging die Wachs- tumsrate im März 2010 auf -1,7% zurück. In der kurzfristigen Dynamik stagnierte die Nettokredit- ausweitung im Durchschnitt der Monate seit Jänner 2009. Eine Zusatzinformation liefert die seit 2009 von der OeNB erhobene Neukreditstatistik. Sie zeigt auf Basis der Meldung von 106 Ban- ken, dass es keinen Einbruch der Neukreditvergabe seit Beginn 2009 gegeben hat. Im Durchschnitt wurden in diesem Zeitraum von den befragten Banken etwa 7 Mrd. EUR an neuen Euro-Krediten pro Monat an österreichische Unternehmen vergeben. Etwa 80% der an den Unternehmenssektor neu vergebenen Kredite wiesen eine Laufzeit von bis zu 6 Monaten auf.

Laut Zinssatzstatistik hat sich im Durchschnitt die Zinsbelastung der Unternehmen in Folge der seit Oktober 2008 erfolgten Zinssenkungsschritte der EZB reduziert. Bei neu vergebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr, die das Gros der Neukre- dite ausmachten, ist eine vollständige Weitergabe der Zinssenkungen zu beobachten. Bei den beste- henden Krediten erfolgte der Rückgang bisher noch nicht in demselben Ausmaß. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass ein Teil des aushaftenden Kreditvolumens über die gesamte Laufzeit fix verzinst ist. Zum anderen orientieren sich die Kundenzinssätze insbesondere von variabel verzins- ten Krediten mit längerfristiger Laufzeit nicht nur am Geldmarkt, sondern auch an Kapitalmarktsät- zen. Insgesamt hat sich der Zinsaufwand der Unternehmen für Kredite bei inländischen Banken (inklusive Fremdwährungskredite) seit dem viertel Quartal 2008 von 1,7 Mrd. EUR auf 870 Mio.

EUR im ersten Quartal 2010 reduziert.

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4

Die Kreditvergabe der österreichischen Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jene an die Unternehmen seit dem vierten Quartal 2008 deutlich abgeschwächt, aller- dings war deren Verlangsamung nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Unternehmenskrediten; sie stieg zuletzt (März 2010) um 1,1% im Vergleich zum Vorjahr.

Laut Zinssatzstatistik erfolgte die Weitergabe der Leitzinssenkungen bei Kreditzinssätzen von neu begebenen Haushaltskrediten bislang in allen Kategorien zwar in hohem Ausmaß aber nicht überall vollständig. Bei den neu vergebenen Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr hat sich der Zinssatz zwischen Oktober 2008 und März 2010 um 3,2 Prozentpunkte reduziert, bei den neu vergebenen Konsumkrediten wurde die Leitzinssenkung nur zum Teil weitergegeben: der Zins- satz reduzierte sich um 2,3 Prozentpunkte.

Neben der Analyse der statistischen Daten werden in diesem Bericht auch aktuelle Umfra- geergebnisse präsentiert. Diese deuten darauf hin, dass ein Teil der Unternehmen nach wie vor mit verschärften Kreditvergabekonditionen konfrontiert ist. Seit Durchführung einer im Auftrag der OeNB durch das WIFO durchgeführten Umfrage bei österreichischen Unternehmen (1. Quartal 2009) zeigt sich, dass im bisherigen Krisenverlauf eine kontinuierliche Verschärfung der Finanzie- rungsbedingungen zu beobachten ist, die auch seit der moderaten konjunkturellen Erholungsphase seit dem 2. Halbjahr 2009 fortdauert. Im 1. Quartal dieses Jahres hat sich allerdings der Anteil jener Unternehmen, der restriktivere Kreditvergabebedingungen registrierte, reduziert. Bei den Verschär- fungen der Kreditkonditionen waren insbesondere erhöhte Informations- und Sicherheitenerforder- nisse maßgeblich, es wurde aber auch von Beschränkungen bei Kreditlinien sowie des Kreditvolu- mens berichtet. Diese Beobachtungen stehen vermutlich zum Teil auch im Zusammenhang mit einer stärker an Risiko und Bonität orientierten Kreditvergabepolitik der Banken.

Bei fast allen der im Rahmen einer eigenen Umfrage befragten sehr großen Unternehmen haben sich die Finanzierungsbedingungen nicht verschlechtert, in einigen Fällen wurde eine Locke- rung beobachtet. Eine Verbesserung wurde insbesondere in Hinblick auf die Fristigkeit der neu ver- gebenen Kredite registriert: auch längerfristige Kredite seien nun – in Abhängigkeit von der Bonität des Unternehmens – mit weniger hohen Aufschlägen verfügbar. Grundsätzlich war allerdings die Nachfrage nach neuen Krediten begrenzt. Investitionen wurden überwiegend aus dem Cash Flow bzw. über den Kapitalmarkt finanziert. Letzteres hängt auch mit der seit dem Frühjahr 2009 beob- achtbaren Belebung des Unternehmensanleihenmarktes zusammen. Einige Unternehmen ha- ben den wieder relativ kostengünstigen Rentenmarkt als Alternative zum längerfristigen Bankenkre- dit in Anspruch genommen. Die österreichischen Unternehmen emittierten laut Emissionsstatistik brutto im Jahr 2009 Anleihen im Wert von insgesamt 9,8 Mrd. EUR, der Großteil davon wurde in den Monaten April und Juli begeben. Netto wurden 4,8 Mrd. EUR emittiert. Die Beanspruchung des Rentenmarktes steht jedoch nur wenigen Unternehmen mit gutem Rating offen. Die Eigenmittelauf- nahme über den Aktienmarkt ist de facto seit Mitte 2008 zum Erliegen gekommen. Im gesamten Jahr 2009 beliefen sich die Neuemissionen netto auf 454 Mio EUR.

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5

INHALT

I. Entwicklung der Kreditvergabe

Entwicklung der Kreditvergabe an die Unternehmen Zinsentwicklung von Unternehmenskrediten Kredite und Investitionen

Substitution von Kapitalmarktfinanzierung und durch Kredite aus dem Ausland Bonität der Unternehmen

Entwicklung der Kreditvergabe an die privaten Haushalte Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten

Kredite und Konsum

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den Unternehmen sowie Banken (Bank Lending Survey)

Befragung durch die Wirtschaftskammer Österreich Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey der OeNB

Befragung durch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung

Befragung großer österreichischer Unternehmen durch die Oesterreichische Nationalbank

III. Spezialanalysen

Deleveraging im österreichischen Bankensektor

Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkredite an private Haushalte

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6

I. Entwicklung der Kreditvergabe

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Entwicklung der Kreditvergabe an die Unternehmen

Wachstumsraten: Die Jahreswachs- tumsrate der von inländischen Banken an die Unternehmen in Österreich vergebenen Kredite verharrte zwar nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2008 noch einige Monate auf hohem Niveau (über 7%), schwächte sich dann aber seit Jahres- beginn 2009 kontinuierlich ab. Im Dezem- ber 2009 war die Jahreswachstumsrate mit einem Wert von -1,7% (bereinigt um Re- klassifikationen, Bewertungsänderungen und Wechselkurseffekte) erstmals in die- sem Kreditzyklus negativ.1 In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres re- duzierte sich die Wachstumsrate nicht wei- ter und verharrte mit -1,2% im Jänner und - 1,1% im Februar auf niedrigem Niveau. Im März ging sie allerdings wieder auf den bisherigen Tiefstwert von -1,7% zurück.

Die Netto-Kreditausweitung schwankte in den letzten Monaten des vorigen Jahres sowie in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Monatsabstand um die 0% Mar- ke. Auch die monatlichen Netto- Veränderungen der letzten Monate zeigen an, dass die Netto-Kreditvergabe an öster- reichische Unternehmen praktisch zum Erliegen gekommen ist.

Kredite der MFI an nicht-finanzielle Unternehmen

2008 2009 Oktober November Dezember Jänner Februar März Transaktionsbedingte

Veränderung

(in Mrd EUR) 0.9 -0.2 -0.9 0.5 -1.0 -0.1 0.1 0.2

Monatliche Veränderungsraten

(in %) 0.7 -0.1 -0.7 0.4 -0.8 -0.1 0.0 0.1

12-Monats- Veränderungsraten

(in %) 8.1 3.9 2.6 1.2 -1.7 -1.2 -1.1 -1.7

Quelle: OeNB.

Jahres-Durchschnitte 2009 2010

Gleichzeitig war das Kreditwachs- tum in Österreich seit März 2009 erstmals seit Beginn der dritten Stufe der WWU im Jahr 1999 höher als im gesamten Euro- raum, wo sich die Veränderungsrate inzwi- schen auf einem Wert von unter -2% stabi- lisierte. In allen Ländern des Euroraums

1 Im Rahmen der EZB Monetärstatistik (MONSTAT) werden nur Stände gemeldet. Für Globalgrößen wurden durch die Bereinigung um Umgruppierungen, Neubewertungen, Wechselkurs- und sonstige nicht transaktionsbedingte Verände- rungen (Netto-) Transaktionsströme ermittelt.

waren die Kreditwachstumsraten seit An- fang des vergangenen Jahres rückläufig, wobei Österreich mit einem Wachstums- rückgang von rund 11 Prozentpunkten et- wa im Mittelfeld des Euroraums liegt. Am stärksten war der Wachstumsrückgang in Luxemburg (48 Pp), gefolgt von Zypern (28 Pp), Finnland (22 Pp) und Griechen- land (19 Pp). Allerdings hat der Ab- schwung in Österreich etwas später einge- setzt als in den meisten Euroraumländern.

Ein eher geringer Wachstumsrückgang der Unternehmenskredite seit Beginn 2009 wurde in den Niederlanden (um 5 Pp), in Portugal (8 Pp) und in Italien (9 Pp) beo- bachtet.

-4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum*

Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Unternehmen

Quelle: EZB.

Veränderung zum Vorjahr in %

*) Bei den Krediten von MFIs im Euroraum an nicht-finanzielle Unternehmen sind auch Kredite an österreichische Unternehmen inkludiert.

Fristigkeit: Vor allem Kredite mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren waren von der Wachstumsabschwächung betrof- fen. Die Jahreswachstumsrate der Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr verringerte sich seit Jahresende 2008 von über 10% auf nunmehr -11,4% im März 2010. Bei dieser Kategorie zeichnet sich noch kein Ende der Wachstumsabschwä- chung ab.2 Die Wachstumsrate der Kredite

2 Im Februar 2010 betrug der Anteil der bestehen- den Unternehmenskredite mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr 26%, der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren 14% und der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von über 5 Jahren 60%.

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mit Laufzeiten zwischen ein und fünf Jah- ren verringerte sich seit Jahresende 2008 von 13% auf -4,7% im August 2009, erhol- te sich aber inzwischen wieder und beträgt derzeit 1,3% (im März 2010). Demgegen- über veränderte sich die Steigerungsrate der Kredite mit Laufzeiten über fünf Jah- ren im Jahr 2009 relativ wenig und liegt im März 2010 mit 2,6% noch immer deutlich im positiven Bereich.

-15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre

Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Unternehmen nach Fristigkeiten

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB.

Kredithöhe: Einen Anhaltspunkt über die Entwicklung der Kredite unter- schiedlicher Kredithöhe kann ein Ver- gleich von Daten der MONSTAT mit je- nen der Großkreditevidenz (GKE) liefern.3 Dabei zeigt sich, dass seit Anfang 2008 die Entwicklung der Großkredite gemäß GKE eine starke Übereinstimmung mit den ge- samten Krediten laut MONSTAT aufwies.4 Im Februar 2010 belief sich das Kreditvo- lumen gemäß GKE auf rund 93% der MFI- Kredite an nicht-finanzielle Unternehmen laut MONSTAT.

3 Im Rahmen der GKE melden alle österreichischen Kredit- und Finanzinstitute sowie Vertragsversiche- rungen eingeräumte Kreditrahmen oder Kreditaus- nutzungen ab 350.000 EUR. Kredite mit einem geringeren Volumen bleiben somit in dieser Dar- stellung außer Betracht.

4 Die Großkreditevidenzdaten sind aufgrund der Komplexität der Meldung auf Einzelkreditnehmer- basis lediglich zeitversetzt verfügbar. Für die vor- liegende Analyse wurden die GKE-Daten bis Feb- ruar 2010 herangezogen.

Jedenfalls ist auf Basis dieser Daten eine nach Kredithöhe unterschiedliche Entwicklung nicht zu erkennen. Nimmt man an, dass großvolumige Kredite eher von Großunternehmen aufgenommen wer- den, so könnte der Vergleich von Großkre- diten und Gesamtkreditvolumen laut MONSTAT auch dahingehend interpretiert werden, dass sich die Kredite nach Unter- nehmensgröße nicht unterschiedlich entwi- ckelt haben.

Wirtschaftssektoren: Die Daten der GKE erlauben auch eine Aufgliederung der von österreichischen Banken vergebenen Großkredite nach Wirtschaftssektoren.

Von den wesentlichen ÖNACE-Sektoren5 waren im Durchschnitt des Jahres 2009 gegenüber dem Vorjahr in allen dargestell- ten Sektoren mit Ausnahme des Handels Kreditzuwächse zu verzeichnen. Am größ- ten waren die Zuwächse in den Sektoren Verkehr und Lagerei (14,1%) und Beher- bergung und Gastronomie (10,1%), gefolgt von der Energieversorgung (8,2%). In den Sektoren Bauwesen (5,1%), Grundstücks- und Wohnungswesen (5,0%) und Herstel- lung von Waren (2,9%) waren die Zu- wachsraten hingegen unterdurchschnittlich.

Der Handel war der einzige der wesentli- chen Sektoren, in dem mit -6,7% im Jahr 2009 eine negative Wachstumsrate der Großkredite zu verzeichnen war. In der kurzfristigen Dynamik zeigt sich in den Sektoren Bau und Herstellung von Waren seit Dezember 2009 (Bau) bzw. Oktober 2009 (Warenherstellung) eine negative Wachstumsdynamik im Vergleich zum jeweiligen Vormonat, in allen anderen dar- gestellten Sektoren sind die Monatsverän- derungsraten der letzten Monate positiv.

5 C - Herstellung von Waren, D - Energieversor- gung, F - Bauwesen, G - Handel, Reparatur und Instandhaltung von Kfz, H - Verkehr und Lagerei, I - Beherbergung und Gastronomie, L - Grundstücks- und Wohnungswesen.

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-6.0 -4.0 -2.0 0.0 2.0 4.0 6.0

Jän.08 Apr.08 Jul.08 Okt.08 Jän.09 Apr.09 Jul.09 Okt.09 Jän.10 I - Beherbergung und Gastronomie

D - Energieversorgung H - Verkehr und Lagerei

G - Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen

Großkredite

Veränderung gegenüber dem Vormonat in %

Quelle: OeNB.

-2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

Jän.08 Apr.08 Jul.08 Okt.08 Jän.09 Apr.09 Jul.09 Okt.09 Jän.10 F - Bauwesen

C - Herstellung von Waren L - Grundstücks- und Wohnungswesen

Großkredite

Veränderung gegenüber dem Vormonat in %

Quelle: OeNB.

Neukreditstatistik: Seit April 2009 erhebt die OeNB von 106 in Österreich ansässigen Banken eine Meldung über ihre Neukreditvergabe an Unternehmen, private Haushalte und Finanzleasinggesellschaf- ten. Daten liegen derzeit für den Zeitraum Jänner 2009 bis März 2010 vor. Damit erlauben die Daten zwar keinen Vergleich mit der Entwicklung vor der Finanzkrise, doch zeigen die Daten keinen Einbruch der Neukreditvergabe seit Beginn 2009. Insge- samt wurde in diesem Zeitraum ein Volu- men von 104,3 Mrd. EUR an Euro- Krediten an Unternehmen in Österreich neu vergeben (ohne Berücksichtigung von Rückzahlungen bzw. Tilgungen), wobei

sich kein eindeutiger Trend im Monatsver- lauf seit Beginn 2009 erkennen lässt. Le- diglich im vorletzten Berichtsmonat Feb- ruar 2010 wurde mit 5,3 Mrd. EUR an neu vergebenen Euro-Krediten ein deutlich unterdurchschnittlicher Wert verzeichnet, im März allerdings stieg die Neukreditver- gabe wieder auf 6,7 Mrd. EUR. Rund 88%

der gesamten Neukreditvergabe waren große Kredite über 1 Mio. EUR. In Bezug auf die Laufzeit betraf der weitaus über- wiegende Teil der neu vergebenen Kredite (rund 81%) kurzfristige Ausleihungen mit einer Laufzeit bis zu 6 Monaten. Bei die- sen kurzfristigen Finanzierungen handelt es sich in der Regel um Barvorlagen, die oftmals nach Ablauf erneut abgeschlossen werden.

0 1,000 2,000 3,000 4,000 5,000 6,000 7,000 8,000 9,000

Jän.09 Apr.09 Jul.09 Okt.09 Jän.10

bis 1 Mio EUR bis 6 Monate bis 1 Mio EUR über 6 Monate über 1 Mio EUR bis 6 Monate über 1 Mio EUR über 6 Monate

Neukreditvergabe der Banken an den Unternehmenssektor

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

Mär-10

Eingeräumte Rahmen und Rah- menausnützung laut GKE: In der GKE werden nicht nur tatsächlich in Anspruch genommene Kreditvolumina, sondern auch die von den Banken eingeräumten Kredit- rahmen (von Großkrediten über 350.000 EUR) erfasst. Dabei zeigt sich, dass die Banken den Unternehmen im Jahr der Fi- nanzkrise nicht wesentlich weniger neue Kreditlinien eingeräumt haben als davor.

Im gesamten Jahr 2009 stellten die öster- reichischen Banken den Unternehmen 48,4 Mrd. EUR in Form neuer und erhöhter Rahmen (im Betrag von jeweils über

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350.000 EUR) zur Verfügung. Das ist etwa um ein Fünftel weniger als im Jahr 2008 mit 61 Mrd. EUR neuer und erhöhter Rahmen. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2010 war die Summe aus neu ge- währten und erhöhten Rahmen mit 6,5 Mrd. EUR ebenfalls etwas geringer als in den ersten beiden Monaten des Vorjahres mit 7,9 Mrd. EUR.6

Gleichzeitig wurden auch Rahmen gekürzt bzw. sind Kreditlinien weggefal- len. Das davon betroffene Kreditvolumen (im Betrag von jeweils über 350.000 EUR) belief sich im Jahr 2009 auf insgesamt 48,9 Mrd. EUR, was ebenfalls etwas weniger war als im Jahr 2008 mit einem Volumen von 56,3 Mrd. EUR weggefallener und gekürzter Rahmen. Kaum einen Unter- schied in den Rahmenkürzungen und deren Wegfall gab es in den ersten beiden Mona- ten des Jahres 2010 mit 6,7 Mrd. EUR im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Vorjahres mit 7,4 Mrd. EUR. Dabei ist zu beachten, dass aus der zahlenmäßigen Entwicklung von Rahmenkürzungen nicht geschlossen werden kann, ob die Initiative hierzu vom Kreditnehmer oder vom Kre- ditgeber ausgegangen ist. Insgesamt zeigt sich über den gesamten dargestellten Zeit- raum keine eindeutige trendmäßige Zu- oder Abnahme weder der neue gewährten und erhöhten noch der weggefallenen und reduzierten Rahmen.

Saldiert man neu eingeräumte Kre- ditrahmen und -rahmenausweitungen mit weggefallenen oder gekürzten Großkredit- rahmen, so wurden den österreichischen Unternehmen im Jahr 2009 Kredite von netto 509 Mio. EUR weniger eingeräumt.

Der negative Wert erklärt sich durch eine starke Rahmenreduktion im Juni 2009. Im Jahr 2008 war die netto Neukreditvergabe laut GKE mit 4,8 Mrd. EUR hingegen

6Dabei ist zu beachten, dass die vorhandenen Daten nur bis Anfang 2008 zurückreichen, und daher zum derzeitigen Zeitpunkt nicht gesagt werden kann, inwieweit die Rahmengewährung der Banken ein saisonales Muster aufweist. Außerdem sind in die- sen Daten Ablehnungen von Kreditanträgen bzw.

von Rahmenerhöhungswünschen nicht erfasst.

noch deutlich positiv. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres war der Sal- do aus neu gewährten und erhöhten Rah- men und weggefallenen sowie reduzierten Rahmen mit -267 Mio. EUR weiterhin negativ. Dieses Bild einer praktisch stag- nierenden Neukreditvergabe seit Beginn 2009 deckt sich auch mit den Daten aus der MONSTAT.

-8,000 -6,000 -4,000 -2,000 0 2,000 4,000 6,000 8,000 10,000

2008M01 2008M05 2008M09 2009M01 2009M05 2009M09 2010M01 Weggefallener und reduzierter Rahmen

Erhöhter Rahmen Neu eingeräumter Rahmen Saldo

Veränderung der Kreditrahmen laut GKE

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

Das Verhältnis von Ausnützung der Rahmen durch die Unternehmen und ins- gesamt eingeräumte Kreditlinien stieg zwar noch im Jahr 2008 von 79% zu Be- ginn des Jahres auf rund 84% am Ende des Jahres, doch veränderte sich dieses Ver- hältnis seither kaum. Der „Spielraum“, den die Unternehmen in Bezug auf ihre offenen Rahmen haben, ist somit seit Beginn 2009 konstant.

Zinssatzentwicklung von Unterneh- menskrediten

Neugeschäft: Die Zinssätze für Kredite an Unternehmen haben sich im Einklang mit den Zinssenkungen der EZB vermindert. Der Leitzinssatz, der die geld- politische Komponente der Zinsentwick- lung darstellt, wurde vom EZB-Rat zwi- schen Oktober 2008 und Mai 2009 von 4,25% auf 1% zurückgenommen. Die Leit-

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zinsen liegen damit aktuell auf dem nied- rigsten Niveau seit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion.

Im März 2010 lagen die Zinssätze von neu vergebenen Krediten an nichtfi- nanzielle Unternehmen mit einem Volu- men von bis zu 1 Mio. EUR bei 2,4% und für Kredite von über 1 Mio. EUR bei 1,8%

- das waren jeweils um mehr als 3 Pro- zentpunkte weniger als beim Höchststand im Oktober 2008.

Die Reduktion war bei den kurzen Zinsbindungsfristen (bis 1 Jahr), die in Österreich dominieren7, am stärksten aus- geprägt. Hier wurden die Leitzinssenkun- gen bereits zur Gänze weitergegeben. Die Zinssätze für längere Zinsbindungsfristen gingen hingegen weniger stark zurück.

Zinsen für Kredite mit Zinsbindungsfristen von 1-5 Jahren (Anteil von lediglich 1,3%

an den gesamten Neukrediten) sanken seit Oktober 2008 um lediglich 1,8 Prozent- punkte (bei Krediten bis 1 Mio. EUR) bzw.

1,7 Prozentpunkte (bei Krediten über 1 Mio. EUR). Kreditzinsen mit Zinsbin- dungsfristen über 5 Jahre (Anteil von 1,4%) sanken im selben Zeitraum noch weniger, und zwar um jeweils 0,9 Prozent- punkte (bis 1 Mio. EUR) und 1,5 Prozent- punkte (über 1 Mio. EUR).

Aufgrund der deutlichen Dominanz der Kredite mit kurzen Bindungsfristen kann im Neugeschäft der Unternehmens- kredite praktisch von einer vollständigen Weitergabe des Leitzinssatzes (gemessen am Hauptrefinanzierungssatz) gesprochen werden.

7 Ihr Anteil an den gesamten Neukrediten betrug im März 2010 über 97%.

0 1 2 3 4 5 6 7

2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Million EUR über 1 Million EUR Leitzins (Monatsdurchschnitte)

Zinskonditionen für neue Unternehmenskredite bis 1 Jahr Zinsbindungsfrist

in %

Quelle: OeNB.

Bestehende Kredite: Die Zinssätze für laufende Kredite wurden seit dem Zinshöhepunkt im Oktober 2008 über sämtliche Laufzeiten8 reduziert, jene für Kredite mit einer Laufzeit über 5 Jahre allerdings um etwas weniger als bei den anderen Laufzeiten. Auch bei den Zinssät- zen für bestehende Kredite erfolgte die Weitergabe der Leitzinssenkung bei den längeren Laufzeiten noch nicht vollständig.

Gründe dafür sind folgende Faktoren: Zum einen sind die gemeldeten Zinssätze Durchschnittswerte – und viele Zinsanpas- sungsklauseln in Kreditverträgen bei vari- ablen Zinsen beginnen erst mit einigen Monaten Verspätung zu greifen, und zum anderen sind die Kundenzinsen nicht nur an die Geldmarktsätze, sondern auch an andere Indikatoren gebunden. Besonders die Renditen für Bundesanleihen, die sich seit Ende 2008 nur wenig reduzierten, die- nen in vielen Fällen – oft in Kombination mit dem Geldmarktsatz – als Basis für Kreditzinsen. Auch sind im aushaftenden Gesamtvolumen Zinssätze mit Fixzins- klauseln enthalten.

8 Hier wird anders als im Neugeschäft nicht nach Zinsbindungsfrist sondern nach Ursprungslaufzeit der Kredite untergliedert.

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0 1 2 3 4 5 6 7

2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Jahr 1-5 Jahre

über 5 jahre Leitzins (Monatsdurchschnitte) 10-jährige Staatsanleihen

Zinskonditionen für bestehende Unternehmenskredite

in %

Quelle: OeNB.

Insgesamt hat sich der Zinsaufwand der Unternehmen für Kredite bei inländi- schen Banken (inklusive Fremdwährungs- kredite) seit dem vierten Quartal 2008 von 1,7 Mrd. EUR auf 870 Mio. EUR im ersten Quartal 2010 reduziert.

Kredite und Investitionen

Angesichts der krisenbedingt stark rückläufigen Investitionen ist zu erwarten, dass – wie in früheren Phasen sinkender Investitionen – der Finanzierungsbedarf der Unternehmen zurückgeht. Seit Beginn der 1990er Jahre weisen die realen Wachs- tumsraten der privaten Bruttoanlageinvesti- tionen und der Kredite an den Unterneh- menssektor eine relativ hohe Überein- stimmung auf.9 Allerdings sind Kredite – wie aus der Grafik ersichtlich – ein nach- laufender Indikator. Auf die massiven In- vestitionsrückgänge in den Jahren 1993 und 2001/02 folgte mit einigen Quartalen Verzögerung eine Abschwächung der rea- len Kreditdynamik. Im Lichte dieses Zu- sammenhangs würde der starke Rückgang der Unternehmensinvestitionen ab dem dritten Quartal 2008 einen Rückgang der Kreditnachfrage (mit einer zeitlichen Ver-

9 Die privaten Bruttoanlageinvestitionen enthalten nicht nur Investitionen des Unternehmenssektors sondern auch jene der privaten Haushalte.

zögerung) nahelegen. Tatsächlich verharrte das reale Kreditwachstum bis zum ersten Quartal 2009 auf hohem Niveau. Erst in den weiteren Quartalen des Jahres 2009 schwächte sich das reale Kreditwachstum deutlich ab, während der Rückgang der Wachstumsrate der realen Investitionen im dritten und vierten Quartal 2009 wieder leicht gestiegen ist.

-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10

Mär.91 Mär.93 Mär.95 Mär.97 Mär.99 Mär.01 Mär.03 Mär.05 Mär.07 Mär.09 MFI-Kredite Brutto-Anlageinvestitionen

Reales Wachstum von Krediten und

reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

Quelle: OeNB, Eurostat.

Investitionen

Substitution durch Kapitalmarktfinan- zierung und durch Kredite aus dem Ausland

Am Höhepunkt der Finanzkrise im vierten Quartal 2008 ist in Österreich auch die Finanzierung der Unternehmen über den Kapitalmarkt eingebrochen. Grund dafür dürften die hohen Spreads für Anlei- hen schlechterer Bonität gewesen sein.

Beginnend im zweiten Quartal 2009 ist die Veränderungsrate der Emissionen von Un- ternehmensanleihen – mit einigen Schwankungen – wieder gestiegen. Im Jänner 2010 betrug die Jahreswachstums- rate der Nettoemissionen österreichischer Anleihen 15,5%. Kumuliert über des ge- samte Jahr 2009 haben die österreichischen nicht-finanziellen Unternehmen laut Emis- sionsstatistik netto Anleihen im Wert von 4,8 Mrd. EUR emittiert. Im Jahr davor beliefen sich die Nettoemissionen nur auf 3,3 Mrd. EUR. Insbesondere in den Mona-

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ten April und Juli 2009 wurden größere Emissionen getätigt. Brutto (ohne Abzug von Tilgungen) emittierten die österreichi- schen Unternehmen 2009 Anleihen im Wert von insgesamt 9,8 Mrd. EUR.10

0 5 10 15 20 25 30

2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum

Kapitalmarktfinanzierung der Unternehmen

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB, EZB. *Nettoemissionen

Anleihen*

-5 0 5 10 15 20 25

2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum

Kapitalmarktfinanzierung der Unternehmen

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB, EZB.

Börsenotierte Aktien

Demgegenüber ist die Mittelauf- nahme österreichischer Unternehmen auf dem Aktienmarkt infolge der Krise nahezu zum Erliegen gekommen. Während börse-

10 Zusätzlich zu diesen in der inländischen Emissi- onsstatistik erfassten Anleihen hat der Verbund über eine ausländische Finanzierungstochter in den Niederlanden im Jahr 2009 insgesamt Anleihen um 1,5 Mrd. EUR emittiert.

notierte Aktien bis etwa Mitte 2007 (vor allem für größere Unternehmen) einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Unter- nehmensfinanzierung geleistet hatten, gab es seit Mitte 2008 keine nennenswerten Börsenplatzierungen mehr. Im gesamten Jahr 2009 beliefen sich die Neuemissionen netto auf 454 Mio. EUR. 2008 waren es insgesamt 368 Mio. EUR, allerdings im Jahr davor noch rund 7 Mrd. EUR.

Ergänzend zu den Kreditaufnahmen bei inländischen Banken finanzieren sich Unternehmen auch aus dem Ausland, vor- wiegend in Form von konzerninternen Fi- nanzierungen sowie der Emission von ver- zinslichen Wertpapieren über ausländische Finanzierungstöchter und vermutlich we- niger über ausländische Banken. Während die Auslandskredite österreichischer Un- ternehmen sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal 2009 per saldo zurückge- führt wurden, nahmen die Unternehmen im dritten und vierten Quartal 2009 neue Aus- landskredite (einschließlich konzerninter- ner Finanzierungsströme) in Höhe von 382 Mio. EUR bzw. 916 Mio. EUR auf. Dem- gegenüber gingen die Kreditaufnahmen bei inländischen Banken – wie schon im zwei- ten Quartal auch – im dritten und vierten Quartal 2009 um 320 Mio. EUR bzw. 546 Mio. EUR per saldo zurück.

-4,000 -2,000 0 2,000 4,000 6,000 8,000 10,000

2001Q1 2002Q1 2003Q1 2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1 2008Q1 2009Q1 Kredite von inländ. Banken Kredite aus dem Ausland und

konzerninterne Finanzierung

Außenfinanzierung des Unternehmenssektors (Quartale)

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

Aus den neuesten Daten zu den Auslandskrediten geht hervor, dass die

(14)

Auslandskreditaufnahme der österreichi- schen Unternehmen nach der Ausweitung in der zweiten Jahreshälfte 2009 in den ersten beiden Monaten des laufenden Jah- res wieder zurückgeführt wurde (netto um -559 Mio. EUR im Jänner und -432 Mio.

EUR im Februar 2010).

Außenfinanzierung der Unterneh- men: Die gesamte Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen betrug im vierten Quartal 2009 294 Mio. EUR, nach- dem sie im dritten Quartal noch 4,5 Mrd.

EUR betragen hatte. Die Kreditfinanzie- rung war im dritten Quartal trotz der ge- stiegenen Auslandskredite per saldo mit - 486 Mio. EUR rückläufig, während es im vierten Quartal zu einer Ausweitung um 699 Mio. EUR kam. Daneben emittierten die österreichischen Unternehmen im vier- ten Quartal 540 Mio. EUR über den Akti- enmarkt, während die Emission von ver- zinslichen Wertpapieren per Saldo mit - 104 Mio. EUR negativ war. Im Vergleich zum dritten Quartal ging somit die Anlei- henfinanzierung (damals 3 Mrd. EUR) zurück und gleichzeitig stieg aber die Fi- nanzierung über den Aktienmarkt (von damals -215 Mio. EUR).

Die Außenfinanzierung der nichtfi- nanziellen Unternehmen lag im gesamten Jahr 2009 mit 8,1 Mrd. EUR allerdings weit unter dem Durchschnitt der Jahre vor der Finanzkrise – 2007: 35,2 Mrd. EUR, 2008: 25,5 Mrd. EUR. Diese Entwicklung erfolgte im Gleichklang mit der Geldver- mögensbildung der nichtfinanziellen Un- ternehmen, die im Jahr 2009 mit 8,9 Mrd.

EUR ebenfalls weit unterdurchschnittlich war. Der Finanzierungssaldo (Differenz zwischen Geldvermögensbildung und Au- ßenfinanzierung) war für das gesamte Jahr 2009 mit 1,2 Mrd. EUR erstmals positiv, das heißt der Unternehmenssektor war 2009 erstmals Netto-Gläubiger.

-5,000 0 5,000 10,000 15,000 20,000

2007Q1 2008Q1 2009Q1

Kredite von inländ. Banken Kredite aus dem Ausland und

konzerninterne Finanzierung Übrige Kredite

Anleihen Aktienemissionen Sonstige

Geldvermögensbildung

Außenfinanzierung des Unternehmenssektors (Quartale)

in Mio EUR

Quelle: OeNB (Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung).

Außenfinanzierung im Euroraum:

Die nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum reduzierten ihre Außenfinanzie- rung von 1.072 Mrd. EUR im Jahr 2008 auf 289 Mrd. EUR 2009. Im Gleichklang wurde auch die Geldvermögensbildung, wenn gleich nicht im selben Ausmaß, re- duziert. Die Unternehmen hatten dadurch erstmal 2009 keinen Nettofinanzierungs- bedarf. Zum Vergleich, 2008 betrug der Nettofinanzierungsbedarf noch 363 Mrd.

EUR bzw. 7,6% des BIP.

Getragen wurde diese Entwicklung in der Außenfinanzierung von dem sehr starken Rückgang der netto aufgenommen Kredite. Nichtfinanzielle Unternehmen verschuldeten sich 2008 noch durch Netto- kreditaufnahmen in Höhe von 697 Mrd.

EUR (davon 392 Mrd. EUR durch Kredite bei MFIs im Euroraum). 2009 gingen die Nettokreditaufnahmen auf 3 Mrd. EUR zurück (die Bankkredite wurden sogar per saldo im Ausmaß von 151 Mrd. EUR ge- tilgt). Kompensiert wurden diese Kredit- rückgänge teilweise durch Kapitalmarktfi- nanzierungen in Form von Nettoemission von Anleihen und börsennotierten Aktien, die von 64 Mrd. EUR (2008) auf 136 Mrd.

EUR (2009) stiegen. Die Gesamtverbind- lichkeiten der nichtfinanziellen Unterneh- men im Euroraum betrugen zum Jahresen- de 2009 275% des BIP.

(15)

Bonität der Unternehmen

Die Bonität der Unternehmen hat sich durch die Finanz- und Wirtschaftskri- se zweifellos verschlechtert. Zum einen haben sich angesichts der flauen Konjunk- tur die Absatzperspektiven der Unterneh- men verschlechtert, zum anderen stieg die Verschuldung der Unternehmen infolge der verstärkten Inanspruchnahme von Fremdkapital seit Beginn der Finanzkrise an (von 202% des Bruttobetriebsüber- schusses im dritten Quartal 2008 auf mitt- lerweile 226% im vierten Quartal 2009).

Auch in Relation zum BIP nahm die Ver- schuldungsquote vom dritten Quartal 2008 bis zum vierten Quartal 2009 zu, nämlich von 82,4% auf 87,9%. Die Unternehmens- verschuldung liegt in Österreich aber wei- terhin unter dem Euroraumdurchschnitt, und ihr Anstieg setzte später als im Euro- raum ein, wo bereits ab Mitte 2007 eine deutliche Zunahme der Verschuldung zu verzeichnen war.

170 180 190 200 210 220 230 240

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 65.0 70.0 75.0 80.0 85.0 90.0 95.0 100.0

in % des Bruttobetriebsüberschuss 2) (linke Achse) in % des BIP (rechte Achse)

Verschuldung des Unternehmenssektors 1)

in % in %

Quelle: OeNB, EZB.

Österreich

1) kurzfristige und langfristige Kredite, Geld- und Kapitalmarktpapiere

2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 3.0 3.1 3.2 3.3 3.4

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

0.35 0.45 0.55 0.65 0.75 0.85 0.95

Insolvenzhäufigkeit (Anzahl der Insolvenzen in % der Unternehmen; linke Achse) Insolvenzpassiva in % der Verpflichtungen der Unternehmen (rechte Achse)

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen Gleitende 4-Quartalsdurchschnitte; annualisiert

Quelle: KSV 1870, OeNB.

Die Verschlechterung der Bonität der österreichischen Unternehmen spiegelt sich auch in der Insolvenzstatistik wider.

Die Insolvenzhäufigkeit und vor allem die Insolvenzverbindlichkeiten stiegen seit Mitte 2008 an. Lediglich im ersten Quartal 2010 schwächten sich die Insolvenzhäu- figkeit und die Insolvenzverbindlichkeiten wieder ein wenig ab. Die Gesamtzahl der Insolvenzen war im gesamten Jahr 2009 um 9,3% höher als im Jahr 2008, die ge- schätzten Insolvenzverbindlichkeiten wa- ren sogar um 36% höher als im Jahr davor.

Entwicklung der Kreditvergabe an die privaten Haushalte11

Wachstumsraten: Die Kreditverga- be der österreichischen Banken an die pri- vaten Haushalte hat sich ebenso wie jene an die Unternehmen seit dem vierten Quar- tal 2008 deutlich abgeschwächt, allerdings war die Verlangsamung des Kreditwachs- tums nicht derart ausgeprägt wie bei den Unternehmenskrediten. Die Jahreswachs- tumsrate reduzierte sich seit Mitte 2008

11 Betrachtet wird hier der gesamte Haushaltssektor laut VGR, der private Haushalte, selbständige Er- werbstätige und Ein-Personenunternehmen enthält, und zusätzlich die privaten Organisationen ohne Erwerbszeck (z.B. Kirchen, Gewerkschaften).

(16)

von etwa 4% auf 0,3% im September 2009.

Danach stieg das Wachstum der Haus- haltskredite wieder leicht an und befindet sich derzeit (im März 2010) bei 1,1%. So- mit ist bei den Haushaltskrediten im Ge- gensatz zu den Unternehmenskrediten be- reits eine Trendwende im Wachstum seit einigen Monaten zu beobachten, allerdings befindet sich das Wachstum immer noch auf niedrigem Niveau. Ebenfalls im Ge- gensatz zu den Unternehmenskrediten hat- te sich das Kreditwachstum an die Haus- halte mittelfristig betrachtet schon seit An- fang 2005 im Trend abgeschwächt. Die Finanzkrise war somit nicht Auslöser son- dern bestenfalls Verstärker des trendmäßi- gen Rückgangs der Kreditausweitung an die Haushalte.

Bankkredite an private Haushalte

2008 2009 Oktober November Dezember Jänner Februar März Transaktionsbedingte

Veränderung

(in Mrd EUR) 0.2 0.1 -0.2 0.3 0.2 -0.3 -0.3 0.5

Monatliche

Veränderungsraten (in %) 0.2 0.1 -0.2 0.3 0.1 -0.3 -0.3 0.4

12-Monats-

veränderungsraten (in %) 3.7 1.0 0.4 1.4 0.6 1.2 1.3 1.1

Quelle: OeNB.

Jahresdurchschnitte 2009 2010

Auch bei den Haushaltskrediten war der Wachstumsabschwung der letzten eineinhalb Jahre im Euroraum stärker aus- geprägt als in Österreich. So lag das Wachstum der Haushaltskredite von De- zember 2008 bis November 2009 im Euro- raum unter jenem in Österreich. In den letzten vier Monaten jedoch führte die et- was stärkere Wachstumserholung im Euro- raum wieder zu höheren Wachstumsraten als in Österreich. Am stärksten innerhalb des Euroraums war der Rückgang des Wachstums der Haushaltskredite seit Mitte 2008 in der Slowakei, gefolgt von Slowe- nien und Griechenland. Österreich befindet sich mit Finnland und Malta in der Gruppe von Ländern, wo der Wachstumsrückgang relativ gering war. In Belgien, Deutsch- land, Italien, Luxemburg und den Nieder- landen ist das Wachstum der Haushalts- kredite (von niedrigem Niveau ausgehend) seit Mitte 2008 sogar leicht gestiegen.

-2 0 2 4 6 8 10 12

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum

Bankkredite an private Haushalte

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: EZB, OeNB.

Fristigkeit: Das Kreditwachstum der Haushaltskredite zeigte nach Fristig- keiten in den letzten Jahren ein recht unter- schiedliches Muster. Lediglich das Wachs- tum der Kredite mit mehr als 5 Jahren Laufzeit, die das Gros der gesamten Kre- ditvergabe an die Haushalte ausmachen12, zeigte seit 2005 einen trendmäßigen Rück- gang wie das Gesamtaggregat. Bei den Krediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren war der Wachstumsrückgang seit Mitte 2008 am stärksten: Die Jahreswachs- tumsrate schwächte sich von etwa 5% auf nunmehr -7,8% im März 2010 ab, wobei sich nur in den jüngsten beiden Berichts- monaten eine Aufwärtstendenz zeigte. Das Jahreswachstum der Kredite mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr war von Juli 2008 bis Oktober 2009 negativ und erholte sich danach wieder auf einen Wert von 1,0% im März 2010.

12 Im März 2010 betrug der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren am Gesamtbe- stand der Haushaltskredite rund 82%, jener mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren 7% und jener mit einer Laufzeit von bis zu 1 Jahr 11%.

(17)

-10 -5 0 5 10 15

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre Insgesamt

Haushaltskredite nach Fristigkeiten

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: EZB, OeNB.

Verwendungszweck: Die Entwick- lung des Haushaltskreditwachstums nach dem Verwendungszeck zeigt für alle drei Gruppen denselben trendmäßigen Rück- gang seit Mitte 2008. Die Wachstumsraten der Wohnbaukredite, die mit einem Anteil von 58% an den gesamten Haushaltskredi- ten die wichtigste Gruppe darstellen, gin- gen von 6,8% Mitte 2008 auf 2,4% im März 2010 zurück. Sie lagen damit aber immer noch wesentlich über jenen der bei- den anderen Gruppen. Das Wachstum der Konsumkredite ist seit Mitte 2008 negativ, erreichte im Juli 2009 mit -4,8% seinen Tiefpunkt und erhöhte sich seither wieder auf -2,6% im März 2010. Die Wachstums- raten der sonstigen Haushaltskredite gin- gen von einem Wert von 2,8% Mitte 2008 auf -0,7% im Oktober 2009 zurück, erhöh- ten sich aber seither wieder auf 1,1% im März 2010.

-6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Sonstige Kredite Konsumkredte Wohnbaukredite Insgesamt

Haushaltskredite nach Verwendungszweck

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: EZB, OeNB.

Neukredite: So wie für die Unter- nehmenskredite gibt die seit Beginn 2009 verfügbare Neukreditstatistik Auskunft über die neu vergebenen Kredite an die Haushalte nach Verwendungszweck. Zu- sätzlich werden hier auch die Fremdwäh- rungskredite erfasst. Die kurze Beobach- tungsdauer erlaubt zwar keine Vergleiche mit der Zeit vor der Finanzkrise, doch zeigt der Dreimonats-Durchschnitt eine seit Be- ginn 2009 robuste Kreditvergabe an die privaten Haushalte ohne eindeutige Trend- entwicklung in die eine oder andere Rich- tung. Insgesamt wurden von Jänner 2009 bis März 2010 22,5 Mrd. EUR neue Kredi- te von den befragten 106 Banken in Öster- reich an die privaten Haushalte vergeben, wobei der relativ größte Teil davon (43%) auf Wohnbaukredite entfiel. 2,2 Mrd. EUR (oder 10%) der neu vergebenen Kredite waren Fremdwährungskredite, die nach ihrem Verwendungszweck wohl auch zu den Wohnbaukrediten zu zählen sind. Al- lerdings beobachten wir bereits seit dem zweiten Quartal 2009 einen Rückgang der neu begebenen Fremdwährungskredite, der mit der Empfehlung der FMA zur Ein- schränkung von Fremdwährungskrediten vom Oktober 2008 in Zusammenhang ste- hen dürfte. Die Definition von Mindest- standards für die Vergabe solcher Kredite durch die FMA und die OeNB im März 2010 dürfte die Neuvergabe von Fremd- währungskrediten an private Haushalte in

(18)

Zukunft noch weiter reduzieren.13 Inner- halb der Fremdwährungskredite entfiel der Großteil (86%) auf Kredite in Schweizer Franken.

0 200 400 600 800 1,000 1,200 1,400 1,600 1,800 2,000

Jän.09 Mär.09 Mai.09 Jul.09 Sep.09 Nov.09 Jän.10 Mär.10

Konsumkredite Wohnbaukredite

Sonstige Fremdwährungskredite

3-Monats-Durchschnitt

Neukreditvergabe an private Haushalte

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

Zinssatzentwicklung von Haushalts- krediten

Neugeschäft: Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten sind auch die Zins- sätze bei den Haushaltskrediten während der Finanzkrise bis weit hinein ins Jahr 2008 noch gestiegen und erst gegen Ende des Jahres 2008 und danach merklich ge- sunken. Bei den Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr, die per März 2010 mit 68% den größten Anteil an den neu vergebenen Wohnbaukrediten ausmachen, hat sich der Durchschnittszins- satz vom Höchstwert von 6,0% im Oktober 2008 auf nunmehr 2,8% im März 2010 reduziert. Bei den Konsumkrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis 1 Jahr, deren Anteil an den gesamten neu vergebenen Konsumkrediten bei 96% liegt, hat sich der Zinssatz im selben Zeitraum von 7,1% auf 4,8% zurückgebildet. Bei den Konsumkre-

13Eine genauere Analyse der Entwicklung der Ver- gabe von Fremdwährungskrediten findet sich in einer Spezialanalyse in Kapitel III dieses Berichts.

diten mit einer Zinsbindungsfrist von 1 bis 5 Jahren gab es im selben Zeitraum sogar einen etwas stärkeren Rückgang um 3,6 Prozentpunkte, bei den Wohnbaukrediten betrug der Rückgang im selben Bindungs- segment, das etwas weniger als 30% der gesamten neuen Wohnbaukredite aus- macht, seit Oktober 2008 2 Prozentpunkte.

Diese Zahlen bedeuten im Vergleich zur Reduktion des Leitzinssatzes eine fast voll- ständige Weitergabe der Leitzinssenkun- gen bei den neu vergebenen Haushaltskre- diten mit kurzer und mittlerer Bindungs- frist (mit Ausnahme der Wohnbaukredite mittlerer Bindungsfrist). Bei den weit vo- lumensschwächeren Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist von 5 bis 10 Jahren war der Rückgang seit Oktober 2008 mit 0,2 Prozentpunkten am geringsten. Bei den Konsumkrediten mit einer Bindungsfrist von mehr als 5 Jahren betrug der Zinssatz- rückgang ebenfalls nur 1,4 Prozentpunkte.

0 1 2 3 4 5 6 7 8

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Wohnbau Konsum Leitzinssatz

Zinskonditionen für neue Haushaltskredite bis 1 Jahr Zinsbindungsfrist in %

Quelle: OeNB.

Bestehende Kredite: Bei den beste- henden Hauhaltskrediten zeigt sich eine nach Laufzeit im Niveau unterschiedliche aber parallel laufende Entwicklung (mit Ausnahme der Wohnbaukredite mit 1 bis 5 Jahren Laufzeit) seit dem Zinshöhepunkt im Oktober 2008. Die Zinssätze der beste- henden Konsumkredite sind für eine Lauf- zeit von bis zu 1 Jahr am höchsten und haben sich auch seit Oktober 2008 am we- nigsten reduziert. Der Zinssatzunterschied zwischen Oktober 2008 und März 2010

(19)

beträgt für die Konsumkredite mit Laufzeit bis 1 Jahr 1,9 Prozentpunkte, während die Zinssätze von Konsumkrediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren um 2,8 Pro- zentpunkte und jene von Konsumkrediten mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren um 2,9 Prozentpunkte zurückgenommen wurden. Bei den bestehenden Wohnbau- krediten gingen die Zinssätze bei Krediten mit einer Laufzeit bis 1 Jahr seit Oktober 2008 um 2,7 Prozentpunkte zurück, wäh- rend die Zinssätze von Wohnbaukrediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren im selben Zeitraum lediglich um 0,9 Prozent- punkte gesunken sind. In diesem Laufzeit- segment war allerdings das Zinsniveau schon längere Zeit wegen der günstig ver- zinsten Zwischenfinanzierungen der Bausparkassen auf einem vergleichbar niedrigen Niveau. Bei einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren sind die Zinssätze der Wohnbaukredite seit Oktober 2008 hinge- gen um 2,5 Prozentpunkte gefallen.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Jahr 1 bis 5 Jahre über 5 Jahre Leitzinssatz

Zinskonditionen für bestehende Haushaltskredite

in %

Quelle: OeNB.

Konsum

0 1 2 3 4 5 6 7

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Jahr 1 bis 5 Jahre über 5 Jahre Leitzinssatz

Zinskonditionen für bestehende Haushaltskredite

in %

Quelle: OeNB.

Wohnbau

Im Vergleich zu dem geldpoliti- schen Leitzinssatz (gemessen am Hauptre- finanzierungssatz) sind die Zinssätze der bestehenden Haushaltskredite seit Oktober 2008 – auch bei den kurzen Laufzeiten – nicht vollständig weitergegeben worden.

Ein Hauptgrund für die reduzierte Weiter- gabe ist die institutionelle Besonderheit bei Wohnbaukrediten: Bausparkassen haben meist eine Zinsanpassungsklausel in ihren Verträgen inkludiert, die eine Anpassung erst verzögert ermöglicht.

Der Zinsaufwand für Euro-Kredite bei inländischen Banken hat sich für die privaten Haushalte etwas weniger reduziert als für die Unternehmen. Zwischen dem vierten Quartal 2008 und dem ersten Quar- tal 2010 ging der Zinsaufwand von 1,7 Mrd. EUR auf rund 1 Mrd. EUR zurück.

(20)

20

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den

Unternehmen

(21)

21

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den Unter- nehmen sowie Banken (Bank Lending Survey)

Befragung durch die Wirtschafts- kammer Österreich

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) führt seit Oktober/November 2008 in regelmäßigen Abständen Umfragen spe- ziell zu den Kreditbedingungen durch. Die letzte Befragung wurde zwischen 3. und 9.

und 15. Februar 2010 im Rahmen telefoni- scher Interviews von ca 500 Unternehmen durchgeführt. Dabei zeigt sich folgendes Bild: Über eine Verschlechterung bei den Kreditkonditionen berichten 14% der Un- ternehmen und damit weniger als bei der letzten Umfrage im November 2009, wo 20% über eine Verschlechterung der Kre- ditbedingungen berichteten. Der Anteil jener befragten Unternehmen, die eine Verbesserung wahrnehmen, ist mit 12%

doch deutlich gesunken. 20% der österrei- chischen Betriebe geben an, zusätzliche Sicherheiten bei der Kreditaufnahme bei- bringen zu müssen; 77% meinten, dass das nicht der Fall sei. 7% klagen über gestie- gene Kreditzinsen, 21% geben aber an, dass diese im letzten Jahr billiger gewor- den sind.

Was quantitative Kreditbeschränkungen betrifft, so zeigte sich folgendes Bild: 1%

der Unternehmen gaben an, dass ein beste- hender Kredit nicht verlängert wurde. Der Anteil jener Unternehmen, die angaben, Probleme zu haben, selbst zu ungünstigen Konditionen einen Kredit zu erhalten, be- trägt 9%. Was den Finanzierungsbedarf für Investitionen betrifft, so melden 10% der befragten Unternehmen eine steigende Kreditnachfrage an, 6% meinten, ihre Nachfrage würde eher sinken. Dies ist deutlich weniger, als bei den letzten Um- fragen.

Zu beachten ist, dass in der Umfra- ge der WKO fast ausschließlich kleine Unternehmen befragt wurden. 77% der befragten Firmen haben bis zu fünf Be- schäftigte, lediglich 23% mehr als 5 Be-

schäftigte. 66% der Unternehmen sind dem Dienstleistungsbereich zuzuordnen, 34%

dem produzierenden Sektor.

Eine weitere Informationsquelle zu den Finanzierungsbedingungen bietet die von der WKÖ gemeinsam mit dem Austria Wirtschaftsservice Anfang 2010 in Auftrag gegebene Umfrage unter 1.35014 österrei- chischen Unternehmen. Hier wurden unter anderem die Bedeutung des Bankkredits für die Finanzierung von Investitionen, der Zugang zur Finanzierung, Ausmaß von Kredit-Ablehnungen und Kürzungen bzw.

deren Ursache erhoben. Die Aussagen be- ziehen sich jeweils auf das Jahr 2009. Inte- ressant ist zunächst, dass die Finanzierung der Investitionen zu einem großen Teil über Cash Flow bzw. zusätzliches Eigen- kapital erfolgte; Investitionsvorhaben wur- den nur zu 26% mit Bankkrediten finan- ziert. 2009 war insgesamt durch einen er- schwerten Finanzierungszugang gekenn- zeichnet. 11% der befragten Unternehmen gab ab, dass ein Kreditwunsch abgelehnt oder gekürzt wurde. Dies wurde von den Banken mit einem Mangel an ausreichen- den Sicherheiten begründet (67%), bei etwa 35% war das Investitionsvorhaben zu risikoreich. 89% der befragten Unterneh- men gaben an, dass der Kreditbedarf für Investitionen ausreichend abgedeckt wer- den konnte.

Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey der OeNB

Die Ergebnisse der Umfrage zu den Finan- zierungsbedingungen im April 2010 bei österreichischen Banken zeigen, dass im Firmenkundengeschäft die Kreditrichtli-

14 Dabei wurden 697 Mikrounternehmen (0-9 Be- schäftigte), 375 Kleinunternehmen (10-49 Beschäf- tigte) sowie mittlere und Großunternehmen (50 bis 250 Beschäftigte) befragt.

(22)

22

nien15 zum dritten Mal in Folge unverän- dert belassen wurden. Sowohl bei Auslei- hungen an kleinere und mittlere Unter- nehmen (KMU) als auch bei Finanzierun- gen von Großbetrieben blieben die Stan- dards konstant. Für das zweite Quartal 2010 erwarten die befragten Banken eine leichte Lockerung der Kreditrichtlinien.

In der Entwicklung der Kreditbedingun- gen16 zeichnete sich in der aktuellen Be- fragungsrunde sogar eine allmähliche leichte Entspannung ab. Im ersten Quartal 2010 wurde keine der abgefragten Bedin- gungen für die Vergabe von Unterneh- menskrediten verschärft. Die Zinsspannen – für Kreditnehmer durchschnittlicher Bo- nität ebenso wie für risikoreichere Kredite – wurden zum zweiten Mal in Folge leicht gelockert. Auch die anderen Bedingungen für die Vergabe von Unternehmenskrediten wurden gelockert oder blieben, wie die Sicherheitenerfordernisse sowie die Kre- ditnebenkosten, konstant. Nach Unterneh- mensgröße betrachtet waren praktisch kei- ne Unterschiede in der Gestaltung der Kre- ditbedingungen zu registrieren.

Die Kreditnachfrage der Unternehmen schwächte sich im Berichtszeitraum nach Einschätzung der befragten Kreditmanager weiter leicht ab. Dieser Rückgang betraf ausschließlich große Unternehmen, die Nachfrage der KMU stieg hingegen leicht an. Im Gegensatz zur Vorperiode wurde der leichte Nachfragerückgang nicht von einem geringeren Finanzierungsbedarf, sondern von einer verstärkten Inanspruch- nahme alternativer Finanzierungsquellen (Schuldverschreibungen, Kredite von an- deren Banken, aber auch Innenfinanzie- rung) verursacht. Für das zweite Quartal 2010 erwarten die Banken einen leichten

15 Kreditrichtlinien sind die internen, schriftlich festgelegten und ungeschriebenen Kriterien, die festlegen, welche Art von Krediten eine Bank als wünschenswert erachtet.

16 Unter Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen zu verstehen, auf die sich Kredit- geber und Kreditnehmer geeinigt haben.

Anstieg der Kreditnachfrage der Unter- nehmen (vor allem von Großbetrieben).

Im Rahmen der aktuellen Befragungs- runde wurden neben den regelmäßigen Fragen Zusatzfragen über die Effekte der Krise auf die Refinanzierung der Banken in den Fragebogen aufgenommen. Dabei zeigte sich, dass sich die im vierten Quartal 2009 eingeleitete Trendwende bei den Re- finanzierungsmöglichkeiten der Banken im Berichtszeitraum fortsetzte. Im ersten Quartal 2010 berichteten die Banken wie- derum eine leichte Verbesserung beim Zu- gang zu Refnanzierungsmitteln. Das galt für die Mittelaufnahme auf dem Geld- und Anleihemarkt ebenso wie für Verbriefun- gen, bei den Eigenkapitalkosten wurden noch leichte Anspannungen gemeldet.

Befragung durch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung

Im März 2010 führte das WIFO bereits zum 5. Mal im Auftrag der Oester- reichischen Nationalbank eine Sonderbe- fragung im Rahmen des Konjunkturtests zu den aktuellen Kreditfinanzierungsbedin- gungen durch. Dabei wurde ein repräsenta- tives Sample an Unternehmen nach seiner Einschätzung des Kreditvergabeverhaltens der Banken sowie der Kreditnachfrage befragt. Das Sample umfasste diesmal 446 Unternehmen.

Kreditangebot: Die ersten beiden Fragen hatten die Bedingungen für Kredite zum Inhalt. Dabei wurde zwischen bestehenden und neuen Krediten unterschieden.

(23)

23

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Insgesamt Bauwesen DL Industrie Tourismus

deutlich verschärft leicht verschärft nicht verändert leicht gelockert deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für bestehende Kredite Ihres Unter- nehmens bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?

in %

Quelle: WIFO.

In Bezug auf bestehende Kredite gaben 27% der Unternehmen an, dass sich die Kreditbedingungen in den letzten drei Mo- naten verschärft haben, davon sprechen 12% von einer deutlichen Verschärfung.

Im Sektor Dienstleistungen berichteten beinahe 30% der Unternehmen von einer Verschärfung der Kreditbedingungen, im Sektor Industrie waren dies etwa 23%, im Tourismussektor 26%.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

2009Q1 2009Q2 2009Q3 2009Q4 2010Q1

deutlich verschärft leicht verschärft nicht verändert leicht gelockert deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für bestehende Kredite Ihres Unternehmens bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?

in %

Quelle: WIFO.

Seit Durchführung der Umfrage zeigt sich, dass im bisherigen Krisenverlauf eine kon- tinuierliche Verschärfung der Finanzie- rungsbedingungen zu beobachten ist. Im 1.

Quartal dieses Jahres hat sich allerdings der Anteil jener Unternehmen, der restrik- tivere Kreditvergabebedingungen regist- rierte, reduziert.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Insgesamt 0 bis 49 Beschäftigte

50 bis 249 Beschäftigte

250 und mehr Beschäftigte Deutlich verschärft Leicht verschärft Nicht verändert Leicht gelockert Deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für bestehende Kredite Ihres Unternehmens bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?

in %

Quelle: WIFO.

Während bei der letzten Befragung im No- vember 2009 noch die großen Unterneh- men mit über 250 Beschäftigten stärker von der Verschärfung der Finanzierungs- bedingungen betroffen waren (beinahe 40%), sind es derzeit eher die kleinen und mittleren Unternehmen. Etwa 27 Prozent der Unternehmen bis zu 50 Beschäftigten registrierten eine Verschärfung, während 23% der großen Unternehmen mit einer solchen konfrontiert waren. Bei Unterneh- men zwischen 50 und 250 Beschäftigten lag der Anteil der Firmen, die eine Ver- schärfung angaben, bei etwa 25%. Etwa 60% der Unternehmen gaben an, dass sich die Kreditbedingungen in den letzten drei Monaten nicht verändert haben. Lediglich 2,4% meldeten eine Lockerung der Kredit- vergabe.

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