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(1)

Wiener Zeitschrift für Volkskunde.

( V o r m a l s Zeitschrift für ö s te rr e ic h is c h e V o lk s k u n d e .)

H e r a u s g e g e b e n vorn V e r e i n f ü r V o l k s k u n d e in W i e n m it U n ter stü tzu n g der E m e r g e n c y S o c i e t y for G e rm a n

and Austrian Art and S c ie n c e .

G e le ite t von

Prof. Dr. M i c h a e l Haberlandt.

XXVIII. Jahrgang 1 9 2 3

Wien 1 9 2 3

Im Selbstverlag des Vereines für Volkskunde.

, B u c h d r u c k e r e i H e l i o s , . W i e n .

(2)

(normale „Zeitschrift für österreichische Volkskunde".)

Herausgegeben vom Verein für Volkskunde in Wien

VIII. Laudongasse 17

m it Unterstützung der N otgem einschaft der deutschen W issenschaft.

Geleitet von P rof. Dr. M. Haberlandt.

28. Jahrgang 1923. Heft 1.

An unsere Mitglieder und Leser!

Nach einjähriger Unterbrechung, peinlich erzwungen durch die N ot der Zeit, lebt die „ Wiener Zeitschrift fü r Volkskunde“, die durch 27 Jahrgänge und 14 Ergänzungsbände in allgemein aner­

kannter A rt fü r die Volkskunde gewirkt hat, wieder auf. Sie wird 1923, aus technischen Gründen in verkleinertem Format, in 4 — 6 E in zelheften vom U m fang je eines Druckbogens erscheinen.

Der Preis des E in zelh eftes ist im Inlande und Deutschland (für Mitglieder gegen Vorauszahlung) 5 0 0 0 ö. K., fü r sonstige aus­

ländische Bezieher beträgt der Preis des g a n zen J a h rg a n g es 5 Schweizer Francs. W ir erhoffen treue Gefolgschaft unserer bis­

herigen Abnehmer und erbitten eifrige Werbearbeit fü r die Zeit­

schrift unter allen ihren Lesern. Gerade ein Organ fü r Volks­

kunde kann und da rf in heutiger Zeit am allerwenigsten von der Öffentlichkeit im Stiche gelassen werden.

D a S c h r iftle ite r :

P ro f. Dr. M. Haberlandt.

Volkstümliches aus Groß-Wien.

E i n W i n z e r b r a n c h a u s N e u s t i f t a m W a l d e . Von Dr. A r t h u r H ä b e r l a n d t , Wien.

Es ist charakteristisch Für die stark e ständische Zerklüftung, vo n der die G ro ß stad tb ev clk eru n g ergriffen ist, d aß viele Gebildete vom Ü berle ben alter volkstümlicher b o d e n stä n d ig e r E igenart im W etc hbilde v on W ie n gar nichts m e h r wissen. Vorbei ist die Zeit, wo Volksschriftsteller wie Schlögl,

(3)

lichen, W ie n e r V ors tadtlebens liebevoll na chsp ürte n, o b w o h l dieses Leben sich fast genau so heute, namentlich im Jugendalter, abspielt wie »anno

dazumal«. .

Mer kw ürdig ab er ist, daß sich der historische Sinn der intellektuellen K re is e an den F olg erungen gänzlich vorbeidrückt, die sich aus der ungeheure n E rw eite ru n g des Weichbildes von G roß-W ien auf die einstigen V o ro rte un d selbstä ndigen G em einde n seiner U m gebung ganz natürlich ergeben. Durch diese Einverleibung gelten viele O rte u nd M en sch en gem ei nschaften mit einem Male als farblose G ro ßstädte r, die bislang sogar verw altungsm äßig ihr E ig en­

leb en führten, d e re n Ortslage u nd gegenseitige E n tfern u n g durch die E in v e r­

leibung kein esw egs eine andere, beziehungsweise kleiner g ew o rd en ist, ihre Wirtschaftsform, ihr Hausw esen u nd alles, was dru m und dran hängt, gleich­

falls fast zur G änze beib ehalten ha b e n u nd deren örtliche Vergesellschaftung noch ganz in der alten volkstümlichen A rt weiterlebt.

Ich will als volkskundlich an sich sehr bem erk en sw ertes Beispiel den

»Kirta« oder das »Fruchtreifefest« in Neustift am W a ld e (zum XVIII. W ie n e r G em ein debezirk gehörig) nach m einen persönliche n B eobachtu ngen im Jahre 1920 mit Mitteilungen des H e rrn Fritz S p i n d 1 e r, W ir t im »Kellerstöckel«

in Neustift am W alde Nr. 87, schildern, für die ich ihm auch bei dieser G e ­ legenhe it den b esten D an k sage.

D e r »Kirta«, beziehungsweise das F e s t ,der Fru chtre ife findet in N eu­

stift nach altem Brauche noch alljährlich am Sonnta g nach Rochus (wie H err Spin dler mitteilte, am Sonnta g nach d e m 15. August) statt. E s b esteh t eine B u r s c h e n s c h a f t der unverheirateten Jugend, der Älteste der Burschen ladet zum F e s t ein; d e r festliche Umzug w u rd e seinerzeit vom W e in h ü te r geführt; da he u te der H ü te r meist persönlich aufg enom men, nicht wie seinerzeit gew ählt wird, führt d e n Zug zumeist d e r mit dem alten Brauch wohlvertra ute H e r r S te p h a n R a t h , dessen Bruder L e opold auch V erfertig er der jetzigen F ru c h t k ro n e ist, von der gleich die R ed e sein wird. D er F estzug b e s t e h t aus der Musikkapelle, h in ter der vom H ü te r geleitet die F ra c h t k ro n e getragen wird. Sie wird von zwei Burschen im »Sonntagsgewand« an ein er Sta nge h ä n g e n d getrag en , die ihnen auf den Schultern aufruht, w as durc haus an die alte volkstümliche Vorstellung v on Jo s u a u n d Kale b mit der T r a u b e erinnert.

D er H ü te r trägt sein F e stg e w a n d (feldgrüne L o d e n tra c h t mit langen H osen u n d S te ire rr ock, grü n ausgeschlagen, dazu weichen g rünen Jägerhut), an der -Seite h ä n g t ein Stierhorn, das H ü te rh o r n (in »Wien« auch vo n d en amtlich bestellten F lu rh ü tern verw endet). Die K ro n e selbst besitzt ein en durchsichtigen reifartigen Unterteil, d e r sechs verglaste G ucknischen aufweist. H in te r je d e m F e n s t e r ist ein Sträußlein künstlicher Blumen zu sehen. D a r ü b e r b a u t sich die K r o n e mit sechs Bügeln auf. Das Gestell ist mit farbigem Papier (gelb u nd rot) v erklebt u n d mit ro ten u nd w eiß en Seidenteilen mit Goldfransenbesatz verkleidet. Alle Bügel u n d auch d e r R eif sind mit v ergoldete n und versilberten Nüssen verziert, dazwischen gestre ut sind künstliche K la ts chm ohnblüte n. An d e r U nte rseite be findet sich ein Kranz vo n künstlichen W ies en b lu m en sowie T rau b en , Birnen u n d Äpfeln, u nd es h ä n g e n dazwischen weiße, rote, blaue S e id e n b ä n d e r mit Goldfransen herunter. '

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Die sechs Nischen »wischen d e n Bügeln sind rot ausgeschlagen, im H in terg rü n d e stehen Spiegel, d av o r kleine Porzellanfigtirchen (W ie n e r T\p en).

Beim Umzug w e rd e n auch noch die schönste n F rü ch te des Ja hres in natu ra an der K ro n e angebra cht.

F ü r gew öhnlich hängt die K r o n e im Gasthaus »Zum Kellerstöckel« in der Mitte der Schan k stu b e u n te r d e r Decke.

Beim Umzug nun wird sie von den jungen L e u te n des Dorfes begleitet, gibt es doch bei jedem H a ltp u n k t ein en Tanz. Ich sah zahlreiche Mädchen im Dirndlgewand, wobei d a s - H a a r in Zöpfe geflochten, allenfalls eine'.Gretel- frisur getr agen wird, grüne Bän der w e rd e n ins H aar gegeben; auch an den Schürzen und an den Kleidern überw iegt diese Farb e, die seh rjan m u tig '’gegen die weißen kurzärmeligen H em d en absticht. D er Zug geht vo n H a u s zu H aus von' Wirtschaft zu Wirtschaft. J e d e r »vom Dorf« wird »angestrudelt«. Die Musik n im m t auf einem freien Platz Aufstellung. Die Burschen mit d e r K rone nehm en vor dem Plausvater Aufstellung u n d s e n k e n die K rone. D e r H ü te r begrüßt ü b er die K rone hinweg m i t einem Glas W e in d e n H ausvater: >1 griieß d en N. N. u nd sei F rau und' sein H au s (oder »die ganze V erw an d t­

schaft«) sollen leben!« '

H ie ra u f ziehen die Burschen die K ro n e hoch, der H ü te r schlüpft u n ter ihr durch, stößt an und tr in k t ; inzwischen setzen die Burschen die K ro ne in drehende Bew eg ung u nd sto ß en Ju chezer aus, die Musik fällt ein und die junge W e lt tanzt dazu; ich sah nur die Burschen . vom Dorf« am Tanz teil­

nehmen. Natürlich muß d e r »A ngestrudelte« zahlen, u nd wie mir ein Teil­

n eh m er zuraunte, k o stet die K rone an dem T a g »a schwares G ö ld « ; nie und nimmer würd en die Burschen von d e r K ro n e aber lassen. R echt ha b e n sie!

Ich erwähne, daß eine ganz ähnliche F ru c h t k ro n e aus O ttakrin g im Museum der S tad t W ie n verw ah rt wird. Ich glaube, kein Mensch hätte in W ie n einen derar tig rituell noch stre ng u m s chriebe nen Brauch v erm ute t, den m an so nst nu r mehr etwa bei W. M a n n h a r d t , Feld - u nd Waldkulte, w ora uf ich bezüglich der wissenschaftlichen E in o rd n u n g des Brauches verweise, als »überliefert«

sucht, st udiert u nd wertet.

In D örnbach ist der gleiche Brauch bis 1873 bezeugt. (Vergleiche den Literaturbericht-: D öblinger H eim atkunde, wo noch verschiedene ältere W ein-

hauerbräuchc: festgehalten sind.) .

In S ta m m ersdorf, Verzeihung, im XXI. Bezirk wird heute noch die

»W einbergoas« (vergl. diese Zeitschr., jXV. Jahrg., S. 112) zum Kirchweihfest gesch m ück t, und ich bin fest überzeugt, daß solcherm aßen hundertfältig alter Brauch bei unseren lieben W ie nern steckt. Meine Bitte geht nun a b er dahin:

L a ß t das 'den L euten, mischt E u c h nicht in diese V era nstaltungen als A rr angeure, laßt die L e u te das selbst machen — sie treffen es besser — u n d beschränkt Euch auf die Rolle des freundlichen Zuschauers! So lange Ihr es tut, hab t Ihr wirkliches Volksleben, b odenständiges und lebendiges Volkstum vor E u c h!

(5)

Ein schlesisches Weihnachtsspiel.*)

N ie derges chrieben von Dr. R i c h a r d K u i k a.

Es wurde aufge führt am 23. D e z e m b e r 1900 in Jäg ern d o rf v on Minna Jo rd e (l o j a h r e ) , E m m a Jo rd e (12 Jahre), Jo s ef Jo rd e (10 Jahre, Marie Rotter (14 Jahre), sämtliche aus W eiskirch bei Jägerndorf. Drei W o c h e n vor W e ih n a c h te n wird

mit der Aufführung beg onnen.

O rt der Aufführung: Gasthaus »Zum Pfennig« in Jäger ndort.

Vor dem Ein tritt in das Zim mer klingelt das Jesuskin d und die Englein sing'en draußen:

Kling, Glöcklein, Öffnet un s die Türen,

Kling, kling, kling, L a ß t uns nicht erfrieren.

Kling, Glöcklein, kling, Kling, Glöcklein, Macht un s auf, ihr Kinder, Kling, kling, kling, Is so rauh der Win ter, Kling, Glöcklein, kling.

Z w e i t e r H i r t e (Knabe in bäuerlicher Kleidung mit Sto ck u n d Hut, mit schwarzer F a rb e einen S chnurr bart un d auf der Stirn ein schwarzes Kreuz gezeichnet) tritt ein:

Holla, holla,

. Jetzt w är m r bald zur T ü r hereingefolla,

W a s h ä tt’ d e n n unser G ro ß v ater dazu gesprocha, W e n n mr u ns h ä tt’n Hals und Bän gebro cha ? E r s t e r H i r t e (zum zweiten, so wie letzte rer g e k le i d e t):

He, Bruder! W o bleibt den n u n ser Bruder Adam >

Z w e i t e r H i r t e (zum e r s t e n ) :

U nser Bruder A dam ist ein geschickter Kerl, E r wird nicht lang bleiben.

E r s t e r H i r t e (zum zweiten):

W o blei t er denn ? Z w e i t e r H i r t e (zum e r s t e n ) :

Er kom m t schon.

A d a m (wie die Hirten gekleidet) tritt e i n : Hasche scheier, ihr lieben Brüder, Jetzt war ich fort, jetzt kom m ich wieder.

Jetzt war ich auf an hohen Berg, Da kam (i)r der W olf gerennt,

Er wollt m iir n e h m e n meine b e s t e n Schot, . Ich nahm einen S ta k e n u n d stoch ’n eis Loch.

(Adam st ö ß t mit seinem hohen, gek rü m m te n Sto ck auf d e n Boden auf.) E r z e n g e l G a b r i e l (imm er v on ein em Mädchen geg eb en , w eiß gekleidet, mit einem Spitzentuch ü ber das Gesicht gezogen, so daß dasselbe nicht sichtbar ist; auf dem Kopfe eine gezackte K ro n e aus Silberpapier, auf

*) W eih nachtsspie l aus W eiskirc h bei Jägerndorf (Österr.-Schlesien), vergl. F . V ogt: Die schlesischen W eihnach tsspiele, 1901.

(6)

d e r an d e r S tirn e aus gold enen P ap ierstern ch en ein Kreuz zusam m engesetz t ist, von de ssen Q u erbalken aus einzelne Ste rne in einer Kreislinie um die K ro n e an g e b ra c h t sind) tritt ein :

Ein schön gu ten A bend So gäb Euch Gott,

Ich bin ein ausgesandte r Bot, Von G ott bin ich daherges andt, D er Erzengel Gabriel w e rd ’ ich

g enannt, Die K rön tr ag ich auf m ein em H aupt, Die hat mir G o tt der H e rr erlaubt,

Das Christkindelein ist auch schon hier, Es steht sc hon dra ßen vor der Tür.

L ä ß t fragen, ob soll kom m en rein, L ä ß t fragen, ob soll drau ß en blein ? Kom m , kom m rein, Du frommer Christ, Weil Du schon hier auf E rd e n bist U nd gib den kleinen Kindelein, D a ß sie mit u ns zufrieden sein.

C h r i s t k i n d (so wie die Engel gekleidet, trägt aber so n s t eine goldene Krone) tritt ein:

E in schön gute n Abend, So gäb Euch Gott,

Ich bin ein ausgesandte r Bot, V on G ott bin ich daherg esandt, Das Christkindelein w e rd ’ ich genannt.

Vom h o h e n Himmel kom m ich h e r Und bringe Euch die neue L e h r ’, Die neue L e h r’ ist auch so viel,

U n te rd e s se n will ich die Eltern fragen, O b sie auch gute. K inder haben, U n d w ann sie fleißig be te n und

spinnen, So will ich ihnen was mitebringen.

Ach, Engel, sag mir die rechte P o s b W a s Du von D einen K in d ern host.

W o v o n ich singen un d sagen will.

(W ährend das Christkind dies spricht, m acht es auf derselben Stelle im mer einen Schritt nach vorn u n d wieder zurück.)

E r z e n g e l R a f a e l :

Ach, Christ, wen n ich Dir sagen soll, Die W e lt ist b ö s e r Kinder voll,

Sie wissen nichts als schelten u n d lügen, ..

Die Eltern bis in d e n T o d betrüben, U nd w enn sie aus der Schule g e h ’n, Auf allen Gassen bleiben sie s t e h ’n, Die Blätter aus d e n Büchern reißen U nd sie in alle finstern Win kel s hm eißen, , Solche Bosheit ti eiben sie.

C h r i s t k i n d (bew egt sich ähnlich wie vorh n : Ach, Engel, Du sagst mir schlechte Post, Ach, hätte ich dies zuvor gewußt.

Ach, h ärte ic dies zuvor ven.omrm-n.

In dieses H aus wären wir nicht gekom m en, S p a n n t ein, s p a n n t ein, sechs Roß im Wagen, D am it wir k ö n n e n weiterfahren.

E r z e n g e l G a b r i e l :

Sechs R o ß im W a g e n sind sehon bereit, W ir k ö n n e n fahren zu je d e r Zeit.

iDas Christkind tr itt zur T ü r zurück.)

(7)

G a b r i e l , R a f a e l (zu gleicher Zeit):

Ach Christkind, lieb Christkindelein, Du sollst ja nicht so zornig sein, Die K in der sind noch jung un d zart, Sie sind ja nicht nach Deiner Art, T u Du Dich noch einmal b e d e n k e n U n d tu den Kleinen eine G ab e schenken.

(Das Christkind tritt wieder vor.) C h r i s t k i n d :

.

U n d weil mich die Englein so ,sehr bitten, So will mich richten nach him mlis chen Bitten' U n d will mich noch einmal b e d e n k e n , D en Kleinen eine G ab e schenken.

Ach Engel, reich mir das Ebenbild.

G a b r i e l (tritt vor, nim m t eine Tasche, welche er bis dahin unte r seinen Kleidern verb orgen hielt, herv or und reicht ein E benbild aus Zucker dem Christkind):

- II i e r, Christ, hast Du das Ebenbild U n d teil den K in d ern , was Du willst.

(Das Christkind nim m t die T asche u n d verteilt Backwerk, Nüsse etc. an ein Kind aus der Gesellschaft.)

M a r i a (tritt ein, ohne gerufen zu werden, gek leidet wie die Engel, und stellt eine kleine b e d e c k t e W ie ge auf den T is c h ) :

G ott grü ß Euch, ihr lieben F r e u n d e mein, D e r Christ will Euch g e b o re n sein, - U nd weil ich nun so kraftlos bin,*)

So stell ich jetzt die K rippe hin.

H old e Engel, hold e mein, Rufts mir den V ater Jo s ef 'rein, Damit er wiegt das Kindlein ein.

G a b r i e l u n d R a f a e l (singen z u s a m m e n ) : Josef, Du liebster Jo s ef mein,

K om m ’rein un d w ieg’ das Kindlein ein.

J o s e f (tritt ein, weiß gekleidet, mit einem Gürtel, ein em H u t auf dem Kopf, um d en H u t ein silbernes Band mit einem S te rn vorn, durch Schnurr­

b a r t u n d K in n b art gekennzeichnet, so n s t eine Larv e vo r d e m Gesicht, die im m er ge kauft wird; eine solche Larv e tragen gewöhnlich auch die H irten;

im m erw ährend wiegend):

G u’n (guten) Abend!

W ie soll ich das Kindl wiegen,

Ich k a n n vor K älte keinen F in g e r biegen.

Hujci, sausei! .

C h r i s t k i n d, M a r i a u n d beide E n g e l (wiegen z u s a m m e n ):

Josef, Du liebster Jo s ef mein, W e r wird des Kindleins V ate r sein ?

* ) 'N e u hinzugedichtet nach Angabe der Spielenden. Von wem ?

(8)

Josef soll der V ate r sein, ' Jungfrau rein!

C h r i s t k i n d u nd be id e Ii n g e 1 (s in gen):

Also soll es n un wirklich sein, Josef soll d e r V a te r sein — Josef, liebster J o s e f mein,

W e r soll des K indes Mutter sein ? J o s e f (sprech en d):

Maria soll die Mutter sein, Jungfrau rein!

C h r i s t k i n d u nd beide E n g e l (singen zusammen):

Josef, liebster J o s e f mein,

W a s h a t das K in d für H erberglein ? J o s e f :

Stallung soll die H e r b e r g sein, Jungfrau rein!

C h r i s t k i n d u n d E n g e l (s in g e n ) : Also soll es wirklich sein, Stallüng soll die H e rb e rg sein — Josef, Du liebster Jo s e f mein, W a s h a t das K in d für Windel ein ? J o s e f:

Schleierweiß das W indelein, Jungfrau rein!

C h r i s t k i n d und E n g e l : Also soll es wirklich sein Schleierweiß das W indelein — Josef, Du liebster Jo s ef mei n, W a s hat das K in d für ein Bettelein ? J o s e f :

S troh un d H e u soll das Bettlern sein, Jungfrau rein!

C h r i s t k i n d u nd E n g e l : Also soll es wirklich sein ' S tro h u nd H eu das Bettelein —

Josef, liebster J o s e f mein,

W ie wird des Kin des Na m e n sein ?

l o s e t : '

Jesus soll der N am e sein, Jungfrau rein! .

C h r i s t k i n d u n d E n g e l : Also soll es wirklich sein, Jesus soll der N am e sein — Josef, liebster J o s e f mein,

W e r wird des Kindle ins P ate sein ?

(9)

J o s e f :

Ochs und Esel w e id e n Pate sein, Jungfrau rein!

C h r i s t k i n d u n d E n g e l ( z u s a m m e n ):

Also soll es wirklich sein,

Ochs u nd Esel sollen P ate sein — Josef, liebster J o s e f mein,

YJo w e rd e n wir w i e d e r .k e h r e n ein?

[ o s e f: .

Bei Falzen (Balthasar) u n d bei Juden, Bei Jungfern u n d bei Klugen, Zum L o ch kriecht man ’nein, Zum Loch wieder ’naus.

C h r i s t k i n d u nd E n g e l (singen z u s a m m e n ):

' Ihr H irten ? H i r t e n ( z u s a m m e n ):

W a s ho ts d e ann ? C h r i s t k i n d un d E n g e l :

D e r Christ ist E u ch geboren, allelujah!

E r s t e r H i r t e (zum zweiten):

H ö r ’, och, h ö r’, och! . W ie die Engele n schien (schön) sing’n!

Z w e i t e r F l i r t e (zum ersten):

O Du tu m m er Narr,

D as sein die all’n (alten) Schofsschallen (Schellen), D ie da klingen.

E r s t e r H i r t e (zum zw eiten):

W a n n ’s Engal w arn (wären),

Do tä t e n se glei noch amol a so schien sing’n.

C h r i s t k i n d u nd E n g e l (s in g e n ):

Ihr H irten ?

A l l e H i r t e n (zusam m ensprechend): , W a s h o t ’s d e ann ?

.Der Christ ist Euch geboren.

Allelujah allelujah!

Die H irt e n st e h e n auf un d singen:

Ei,, w en n das Ding a so soll sein, Da woll'n m r a Stückla l a u f n U nd d e m Jesukindlein J e d e r etw as kaufen.

H eid eld um , heideldumdi!

(10)

Alle H irten gehen im Kreise Kindla, kumrn mit ahem, mit ahem (nach heim), Kan nst Dich hintern Ofa lähn

(legen).

Mei Weib, die wird Dich garn e (gerne) sah’n, Sie wird Dir Zeiten a Kaschla (Kasch;

gan (geben).

Heideldum , h eid eldum di!

Seine Hürnlan sein so ru et (rot) W ie der K rabes ei der Sud.

Seine F u ß la n sein so kalt, sein so

. kalt,

Daß se w c r'n africra bald.

Heideldum , heideldumdi!

A l l e (singen):

H abt Dank, habt Dank, i h r Eltern mein,

D aß ihr h a b t gelassen 'rein, U n d h ä tt’s un s nicht gelassen 'rein, So h ä tt’n mr müsse n d raußen blei n

heru m und s a g e n :

Ei dam Stalle was a Rietz, was a Rietz, (j u ck ich nei,

Saßen zwe, L eu t

U nd a Kindla drbei (dabei).

Das Kindlein war so nette, war so - nette,

H ot nie amol a Bette.

’s Kindla w or so nett u nd (roh, Lag auf an Wischla Stroh.

Das Kindla war so hübsch u nd froh, K a Moler molt ’s a so.

Ei, w enn das Ding a so soll sein, Da woll’n mr (mir) a Stiickla laufen U nd d e m lieben Jesulein, Jesulein

Etw as S chönes kaufen.

Heideldum, h e id e ld u m d i!

D er W e g ist uns mit. Rosen gebaut, Wir wollen uns wieder um n Himmel

umsch au ’n, S' glorium, s' glorium,

. Jues seus is Dcum!

(Josef g eh t absammeln.)

Das Stephansreiten.

Von Dr. R o s a S c h ö m e r , Wien,

ln ein em vor kurz em ers ch ien en en in te re ss a n te n Aufsatz behandelt Doz. Dr. H. Geländer, Gotenburg , das S te p h a n s re ite n u nd die dab ei g e ­ sungenen Lieder. D ieser Brauch ist auch in D eutschland u nd Ö sterre ic h üblich, am häufigsten je d o c h in S chw eden. In der Reih e der Julfeiertage spielt d e r 26. D ezember, der »Staffanstag«, eine h erv o rrag en d e Rolle durch den Brauch, d e r sich an ihn geheftet hat. Schon Olaus Magnus b erichte t im 16. J a h r­

hundert, d a ß seine schw edischen L a n d s le u t e an diesem T a g e W e tt r i tt e abzu­

ha lten pflegten, u n d eine R eih e von Einzelzügen d abei ergibt für un s ein Bild vo n h o h er Altertümlichkeit. Nach Dorfschaf ten g e tr e n n t w u rd e n diese W e t t ­ ritte abgeh al ten u n d dieser U m stan d , soude die Allgemeingiltigkeit des Tages lassen auf ein gro ßes g em einsam es Mittw intero pfer schließen. D er Siegespreis b estan d in einigen Scheffeln Saatk o rn , un d dies führt mit M annhardt zu dem Schluß, d a ß hier, wie bei Frühlin gsf esten, die auch mit W e tt ri tt e n v erb u n d en waren, ein gem ein sam er G ru n d g e d a n k e , nämlich die E'örderung. d e r F ru c h t­

ba rk e it vorliege. Diesem S a a tk o r n w urde wohl eine b e s o n d e r e Kraft zuge­

schrieben, wie sie auch dem Ju lkuchen eigen ist u nd die sicli auf die E r n t e ­ hoffnung des k o m m e n d e n Jah res bezieht.

(11)

W illk o m m en en Aufschluß b ie tet nun die noch lebendige Sitte des Staffansreitcns, wobei dem Sieger nach dem V olk sglauben die beste und früheste E rn te zuteil w erden soll.

Mit dem W e ttre ite n war oft auch ein T r ä n k e n dör Pferde aus b e ­ stimmten, bisweilen weit vom H ole en tfern ten Quellen v erb u n d en , wohl alten Opferquellen, d en n in einigen G e g e n d e n n a h m e n die Reiter einen Silbcr- bccher oder -Löffel mit, um die Pferde darü b er trinken zu lassen. Dies deute t auf ein v erg es sen es Quellopfer zurück, u nd b e k a n n t ist auch die mythische Vorstellung, daß dem W a ss e r zu heiligen Zeiten b e s o n d e r e K ralt eigen sei.

Der W ie n e r Sanskritist Leopold v. S chrö der, dem auch die V o lk sk u n d e w ert­

volle Beiträge verd ankt, hat darauf hingewiesen, daß m an bei diesem V olk s­

brauch n e b e n dem W e tt re i te n auch ein stürmisches T u m m eln der R osse ohne Ziel e rk e n n e n k ö n n e ; er faßt dies als die primitivere F o r m auf u nd deute t es als Bewegungszauber, wie das ekstatische T a n z e n o der das Schaukeln.

(Arische Religion, 2, 351.) •

Als zweites wichtiges Mom en t in diesem Brauch erschein en die dabei g esu n g en en Lieder, die aus Skandin avien und E ngla nd überliefert sind. In der inhaltlich wichtigsten G ruppe derselb en erblickt Step h an als Stallknecht des H e ro d c s beim T r ä n k e n seiner Pferde d en Ste rn, der die G eburt des H eilands an kündig t, un d überb rin gt die Nachricht seinem H errn, ln der eng­

lischen V a ria n te des L ie d e s wird er hiefiir gesteinigt. E r spielt hie r also die­

selbe Rolle wie so nst die Hirten o der die heiligen drei Könige in vo lk s­

tümlicher Überlieferung. Das W u n d e r, daß ein g e b ra t e n e r H ah n auf des Merodes’ Tisch wieder lebendig wird, mit den Flügeln schlägt u n d kräht, bestätigt seine W orte.

D er S tephan dies er L eg en d en lied er ist wohl ganz verschieden von dem Heiligen im Evangelium, aber das englische Stephan slied gibt uns Aufschluß darüber, wie die Gestalt in den Lie dern e n ts ta n d e n ist. Es heißt dort, daß der Ste phansta g deshalb auf den G eburts ta g des H e rrn folge, weil H erodes seinen D iener S tephan steinigen ließ. Mit R ech t zieht der Verfass er hieraus d en Schluß, daß m an in dem Bestreben, die Aufeinanderfolge dieser F e stta g e zu motivieren, eine L e g e n d e geschaffen habe, in der d e r erste Märtyrer zu einem Diener des H e r o d e s wurde.

E in en Beweis für das hohe Alter dieser L ie d e r finden wir in mittel­

alterlichen religiösen Darstellungen in Schweden, u nd geradezu üb errasch en d ist es, in einer smaländischen Kirche gotische Malereien von 1300 anzutreffen, die sich vollkomm en mit dem Inhalt der Ste phanslieder decken. H ier sehen wir Staffan, wie er dem H e ro d e s die G eburt des H errn verkündigt u n d wie er gesteinigt wird, ab er vorher ist ein Bild einges choben, das ihn zeigt, wie er seine Pferde trän k t u nd zu dem S te rn emporblickt. Auch auf einem S te i n ­ relief im D om zu Upsala ist dieses Motiv dargcstellt. Diese V erb in dung zwischen Staffan un d den Pferden ist in schw edischen (und dänischen) Liedern un d bildlichen Darstellunge n überliefert. D er Verfasser schließt daraus, daß gerad e in Sch w ed en , wo die alte ge rm anische Julsitte mit W ettreiten u nd T r ä n k e n d e r Pferde sich am lebendigsten erhalten hatte, St. Ste phan unte r Mitwirkung der Kirche, die diesen Brauch christianisieren wollte, zum Schutz­

p atr on der Pferde wurde.

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Auf dcjn U m stand möchte ich aber hinweisen, daß in dem allsächsischcn G edichte Heiland aus dem 9. J a hrhundert (V, 386 f.) die Hirten, d e n e n der Engel die G eburt des Heilands verkündigt, »ehuskalkos« Pferdehirten sind, w ährend die gewöhnliche Überlieferung nichts davon weiß. H ie r liegt wohl ein altes volkstümliches Motiv zugrunde, das eine Brücke zu dem in der Jul- nacht seine Pfe rde t r ä n k e n d e n Staffän zu schlagen scheint. Und in einem aus dem selb en nie derdeuts chen Sprachgebiet sta m m e n d e n Sp ru ch des 10. Jahr­

hunderten für ein erk ran k tes Pferd tritt S tephan als Besitzer eines Pferdes auf, das von Christus geheilt wird. Die G rundla ge zu dieser epischen E in­

leitung bildete vielleicht eine uns verloren g egangene legendäre Erzählung, in der St. S te p h a n zum erstenm al mit Pfe rden in Verbin dung gebra cht wurde.

Pfleget die Fam iliengeschichte!

K i n A i i f r u f.

ln allen Stü rm en des Staats- u nd V ölkerlcbcns ist das F a m i l i e n - b a n d und. F a m i l i e n g e f ü h l im mer der letzte treue u nd feste A nker der sozialen O r d n u n g gewesen. Völker, in d eren Bewußtsein der Familiensinn stark un d le bendig geblieben ist, haben sich — wie etw a das H u n d e rt­

millionenvolk Ostasiens — durch die J a h r ta u se n d e erhalten, an d e r A uflösung d er Familie und ihrer biologischen Zucht sind mächtige Nationen zugrunde gegangen.

Das individualistisch gerichte te D e n k e n und S tr e b e n der Geg enwart wie die auf Farnilicnersatz hinzielende Z eitström ung bedrohen beide, wie nicht v erk an n t w e rd e n darf, u n ter allen eu ropäischen Kultu rnationcn, und so auch un te r uns, das alte Fam ili enbaud täglich s tärk er un d in imfner bedenklichere r Art. Die n eu e Zeit mit ihrer Freizügigkeit, mit der starken Fluktuation der Bevölkerungsteile, dem ungeheuren Zuzug in die Stä dte vom offenen Land her, mit d e r gesteig erte n A usw anderungsbew egung hat die Seßhaftigkeit früherer J a hrhunderte aufs stärk ste zur Auflösung gebracht, den Zusam m en­

hang der Familien un d S ippen zerrissen, das Familiengefühl verhängnisvoll geschwächt, die Erin nerung an H e im a t u nd Vorfahren in tausend un d ab er­

ta usend Zeitgenossen ausgelöscht.

Mehr u nd m ehr habfen wir es u n te r uns mit einer Unzahl von wurzel­

losen und haltlosen Leu te n, von Mens chen ohne Gefühl für ihr Blut un d ihre Herkunft, ohne Ehrfurcht v or der V ergangenheit u nd ohne Gewissen un d V erständnis für die Zukunft zu tun.

Es hat aber doch je d e r m a n n s Familie ihre Geschichte. Jed e Familie, wes S ta ndes immer, hat eine Vergangenheit, durch die sie in ihrem W esen entfaltet, h a t ihren Sta m mbaum , durch den sie in ihren Anlagen enthüllt wird — es gilt, ihn nur zu finden u nd ins G em üt aufzunehmen. Adelsbewußt- scin hat die Besten und W ürdigste n s te ts verpflichtet, so wird auch die K enntn is seiner Familiengeschichte je d e r m a n n in seiner Lebensführung v e r­

pflichten u n d leiten,

Es ist sonach klar, wie dri n g en d un d wichtig cs ist, in weitesten Kreisen u nserer Bevölkerung den Sinn für die Familie, das Familiengefühl wieder zu

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bele ben, zu stärk en und, wo cs schon erloschen scheint, aufs n eu e zu e r ­ wecken.

N eben solcher ethischen Bed eu tu ng kom m t einer möglichst ausgedehnten und g e o rd n e t b etriebenen Fatnilienforschung vor allem ab er auch eine em inente rassenhygienische u nd die Zukunft unseres Volkes gestalten de Wichtig keit zu.

Denn nu r durc h eine möglichst ausgedehnte Familienforschung w erden wir ü b e rh a u p t die E rbanla gen in unserem Volke, die gute n wie die schlechten, ke n n e n lernen. Alle auf Eugenetik abzielenden B estreb u n g en der G egenw art haben hierin ihre V oraussetzung un d ihr F u n d a m e n t. F ü r die anth ropologischen Einsichten ist die Familienforschung von gleicher Bed eutu ng; die stärk ste F ö rd e r u n g der wissenschaftlichen M enschenkunde wird ihr künftig von der

»Familienanthropologie« zuteil werden. Nicht m inder wird u n sere vo lk s­

geschichtliche Einsicht von den F ortschritten der Familienforschung abhängen;

ihre Bed eu tu ng für die Siedlungsgeschichte, für die Bevölk eru ngsbewegung im g roßen wie im kleinen liegt auf d e r Hand.

Aus all diesen E rw ägungen heraus halten es die U n te rzeichnete n für.

ihre wissenschaftliche u nd staatsbürgerliche Pflicht, ein en lauten Mahnruf in die Bevölkerung hinauszuschicken: Pflegt E u re Fam iliengeschichte! Eine g e ­ ordnete, eine wissenschaftliche und erfolgverheißende Familienforschung ist he u te un te r dem Lic hte der m o d e r n e n V ererbungslehre tatsächlich möglich gew ord en u nd verspricht die allerg rößte n Erfolge.

J e d e r k an n dab ei für die Allgemeinheit w ertvollste Mitarbeit leisten, die zugleich ihm selbst u n d d e n Seinigen frommt. Vielfach sind schon bescheidene und erfreuliche Ansätze für solche A rb eit vorh anden, es gilt jetzt, sie zu einer möglichst um fassenden G eistesbew egung zu entwickeln, wie dies in D eutsch­

land vielfach bereits in plan m äß ig er Organ isatio n und mit vielversprechenden Erfolgen geschieht. In planvoller geduldiger Arbeit, die von einzelnen über ein langs am w achsendes Netz von Arbeitsg emein schaften zu im m er grö ßerem Umfang gebracht w erd en kann u nd soll, mit Hilfe der Lehrerschaft, der Geist­

lichen, der Arzte, der Presse, d e r berufenen W is senschafte n wird sich das Interesse d e r bre ite n Öffentlichkeit für diese edle u n d wuchtige Volkssache, aller Hoffnung no ch gew in nen lassen.

Es wird ein W e r k der Volkszucht u n d V olk serneuerung im b esten Sin ne des W o rte s sein!

Als vorläufige Arbeitsstellen erbiete n sich die A nreger der A ngelegen­

heit im V erein u nd Museum für Volk sk unde, W ie n, VIII. L au d o n g asse 17, wohin je d e r Interessent gewiesen sei.

Prof. Dr. A. D o p s c h, Kura t J. G e ß 1, Prof. Dr M. H a b e r l a n d t , Dr. Arthur H a b e r l a n d t , Dr. V. L e b z e l t e r , Prof. Dr. R. M u c h„

Prof. Dr. H. R e i c h e l .

Literatur der Volkskunde.

R a s s e n k u n d e d e s d e u t s c h e n Volk es. Von Dr. H ans G ü n t h e r . Mit 8 K arten u nd 409 Abbildungen. ]. F. L e h m a n n s Verlag, München 1922.

Dieses Buch versucht zum erstenm al ein e G esa mtdarstellung der rassischen Verhältnisse innerhalb des deuts chen Volkstums. E s stützt sich

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s ondere seiner gan zen Richtung un d wissenschaftlichen Absicht nach der von Gobineau b eg rü n d eten an th ropolo gisc hen Geschichtsauffassung mit ihrer b e ­

sonderen Hochstellung der nordischen Rasse, ■

V. a n e r k e n n t und schildert vier europäische Rassen : die nordische, westische (sonst mittelländische genannt*, dinarische und oslische (sonst alpine genannt); ein d a n k e n s w e rt e r Versuch ist ' gemacht, dieselben auch seelisch zu charakterisieren'. Durch lehrreiche K arte nbild er unterstützt, von de nen Dr. Bernhard S t r u c k 4 K arten zur R a s s e n k u n d e Eu ro p as b eig e­

steuert hat, wird die Rassenverte ilu ng auf dem Gebiet deu tscher Spra che dargestellt, un d da der Z usam m enhang es verlangt, auch die Verteilung der Rassen ü b er das G esam tgebie t E u ro p a s verfolgt. N unm ehr folgt ein Kapitel Uber Umwelteinflüsse u nd V er erbungs- wie Mischungserscheinungen, worauf sich der Verfasser in geschichtlicher Darstellung mit den vorgeschichtlichen Rassen iii E u ro p a und in einem w eiteren H au p tab sch n itt des W e rk e s mit d er Rassenges ch ichte der in dogerm anischen H auptv ölk er befaßt. Mit den für die Rassenpolitik der G egenw art sich dara us e r g e b e n d e n Folg erungen b e ­ schäftigt sich in durchaus hochsinnig er W e is e das Schlußkapitel. Besonders bedeutungsvoll u nd inhaltsreich ist der Anhang, der die R assen k u n d e des jüdischen Volk es beibringt. Man wird n ich t allen Aufstellungen und Meinungen dieses wichtigen Buches beis tim m en k ö n n e n , aber es ist anregend in ho hem Gra de u n d sein T h e m a von h ö c h ste r B edeutu ng für L e b e n u nd Kultur des deutschen Volkes. Wir m öchten es in der H an d je d e s d e n k e n d e n Deutschen sehen, d em der Schicksalsgang des d e u ts c h e n V olkstum s am H erzen Hegt.

J o s e f B la u : A l t e B a u e r n k u n s t . Zweite v erm eh rte Auflage mit 50 Bildern. Scbulwissenschaftlicher V erlag A. H aase, Wien, Prag, Leipzig.

— W ü n s c h e l r u t e . Ein Fre undschaftsbüchle in für das Jahr 1922.

Reichenberg.

D e r unermüdlich für Volks- u n d H e im a tk u n d e wie für die E rn euerung.r &

des Schulwesens aus d e r H eim atseele tätige Verfasser hat uns wieder mit zwei s c h ö n e n u n d wertvollen G aben erfreut. A ußerordentlich inhaltsreich und überzeu g en d trotz der K n a p p h e it der Darstellung wirkt das au sgezeichnete V olk skunstbüchlein Blaus, das n u n m e h r in zweiter Auflage in gänzlich er­

neu e rte r Gestalt vorliegt. W e n n auch zunächst auf den deuts chen Böhmer­

wald bezogen, sind die A usführu ngen u n d Mahnungen Blaus doch für den ganzen G egensta nd im allgemeinen b e le h r e n d u nd beherzigenswert. Das kleine Jahrbüchlein der H eim atbildung » W ü n s c h e l r u t e « m öchte ich ge rn e in rech t vieler H a n d gelegt se h e n ; es wirkt wie ein kleines Brevier des Heim at­

glaubens. . . P r o f. D r. M. H a b e r 1 a n d t, E u g e n M o g k: D i e d e u t s c h e n S i t t e n u n d B r ä u c h e (Sam m ­ lung »Kultur und Welt«). E rn e u te r A bdru ck aus H an s Meyer: Das deuts che Volkstum«. Mit 15 A bbildungen in Holzschnitt u n d Kupferätzung, auf 4 Tafeln.

Bibliographisches Institut, Leipzig u n d W ie n 1921.

Es war ein gute r Gedanke, die vortreffliche Schilderung der deutschen Sitten u n d Bräuche, die E. Mogk seinerzeit für das große W e r k »Das deutsche Volkstum« geliefert hatte, g e s o n d e r t heraus zugeben. Die gegenwärtige Zeit ist für die W ürdigung der alt ererbten seelischen Volk sg üter bes onders em-

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pfitnglich u nd derselb en bedürftig geworden. Mogks Darstellung hält die rechte Mitte zwischen geschichtlicher Analyse und lebendig-frischer Schilderung.

Auch die Berücksichtigung der hier zutage tr e te n d e n deu tschen S ta m m e s­

unterschiede ist sehr zu rühmen. Hoffentlich hilft das Büchlein, d e r deutschen V olk sk unde rech t viele neue F r e u n d e und Mitarbeiter zu gewinnen.

P r o f. D r. M. II a b e r l a n d t.

J o s e f Bla u : W a n d e r b u c h f ü r d e n B ö h m e r- u n d B a. y e r- w a l d . Pilsen. Karl Maasch’ Buchhandlung. A. II. Bayer.

D ö b li n g . E i n e H e i m a t k u n d e d e s X I X . W i e n e r B e z i r k s . H erausgegeben von Döblinger L ehrern. 3 Bde. Wie n 1922. (Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft.)

R u d o lfs h e i m und F ü nfh aus. E i n H e i m a t b u c h , H era u sg e b e r Bezirksschulinspektor Edgar W e y r i e h . Wien 1922.

In sehr erfre ulicher'W eis e gesellt sich dem S treben nach der Gewinnung weiter Gesic htsp unkte in der vergleichenden Volksk unde ihre Vertiefung im W ege der Heimatforschung, ein W eg , d e r vielseitigeren Erfolg verspricht als der der bloßen P unktfors chung auf diesem oder je n e m Spezialgebiet. Selten freilich wird sich ein so vielseitiger K o p f und ganzer Mensch finden, wie er in Jo s ef Blau schöpferisch ist. Sein W a n d e rb u c h bietet in nuce das, was als ein gro ßangelegte s U n tern eh m en des Deutschen un d Österreichischen A lp en­

vereines im Jahre 1914 für die Alpen bie ten wollte, lebendiges Erfassen auch des Volkstums im Naturgenuß, den wir in den Bergen suchen. W as geschicht­

liches L e b e n und W irtschaft an Eig enart aufzuweisen haben, wird in diesem Touris te nführcr e benso treulich verzeichnet wie die L eistungen von Dichtern und Künstlern, mit denen sie das Bild der H eim at in ein höhere s Bereich zu h e b e n bem ü h t waren. Welch d a n k b a re Aufgabe etwa auch für einen echten Wanrierfiihrer durch die grü ne Steierm ark, die W ahlhe im at Koseggers, die Waid u n d W o n n e Erzherzog Johanns!

Vielleicht wäre in dem Büchlein da und dort örtlich ein I-Iinwois auf Josef Blaus eigene L e b en sarb eit u nd seine Fors ch u n g en (namentlich für die Holzarbeit) erw ünscht gewesen. W a s Jo s e f Blau als Einzelner geleistet, des Geist w altet auch in der harm onisch en Z usam m enarbeit der W ie n e r L e h re r­

schaft zu heim atk undlic her Besinnung.

Auch der Volksforscher wird die quellenmäßig sorgfältig gestützten Veröffentlichungen, von denen dem V ern ehmen nach auch für W ie n — L a n d ­ straße u nd Brigittenau — bereits je ein Band ersch ienen ist, mit Nutzen zur H an d nehm en. Erfreulich erscheint, d a ß typisch w ie d e rk e h r e n d e Dinge nicht schablonenhaft gleichmäßig allerwegen abgehandelt sind.'K u d o l f s h e i m enthält eine, auch volkskundlich teilweise verw ertbare Schilderung kleinbürgerlicher Z ustä nde von eh edem (Direktor Fritz Z o d e r) u n d mund ar tlicher Ausdrücke R. L u k e s c h) — vom S. 16 erw ähnten »Gasselfahren« legt im Mus. f. Volksk.

ein prächtiger »Schlitten aus Ottakring« Zeugnis ab. D ö b l i n g bietet eine vielfach auf Originalmitteilungen fußende D arstellung des W e i n b a u e s von G. L. S c h r e m m e r , die um so d an k e n sw e rte r ist, als gerade auf dem G e­

bie te des Arbeitslebens der ländlichen Bevölkerung bisher nur A nsä tz e volk s­

kundlicher Beschreibung vorliegen. Mögen die Darlegungen, deren m anche r Absatz zu ein er Monographie heraus(ordert(»Bitt-Tage«, U rb ani- Tag m i t Masken-

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Umzug, H ü te rw e s e n , Hutsäule), nach allen Richtungen noch weiter verfolgt und ausgebaut w erd en ! D em Umzug mit der F r u c h tk ro n c in Dörn bach bis 1873 (Bd. II, S. 329) ist der in Neustift bis 1922 an die Seite zu stellen (vergl. die in diesem Heft g e b o te n e Beschreibung). Eine O ttak rin g er Fru chtkro ne, dem gleichen Brauch zugehörig, verwahrt das Museum der S tad t Wien. All das, was hier an V olk stum aufgezeigt ist, führt wohl eindringlichst vor Augen, wie falsch der m oderne, sagen wir ruhig journalistische Begriff die »Großstadt«

mit ihrer Wurzellosigkeit ist. Die zwei Menschenalter, die seit der E rhebung W ie n s zur G ro ß s t a d t durch die S ta d te rw e ite ru n g über die Glacisgründe hinaus verflossen sind, ha b e n alte L e b e n sfo r m e n nur ergänzt, nicht verdrängt, und in u n g e h e u e r verg rößertem Maßstab zeigt dies in die Rebengelä nde, G ärtnereie n und die Fruchtfülle der Schrebergärte n ein geschmiegte W ie n kulturg eo gra phisch dense lben Typus, wie ihn A. Z y c h a an den Stä dten Böhm ens mit ihrem die Verpflegung sicherstellenden ländlichen Weichbild aufgezeigt hat.

Auch einige nen n e n sw e rte Mitteilungen der Sagen vom Agnesbriindl und dem K ahlc nberggebiet (meist nach V ernale ken) verdiente n einmal eine wissenschaftlich kritische W ürdigung, nachdem sie durch allzu arg an sie gew ag te Mythendeutung über G ebühr in Verruf ge k o m m e n sind. L. E. S c h r e i n m e r lügt dem eine Reihe erstmalig be richte ter Überlieferungen sowie weniger b e ­ k a n n te r Sagen hinzu. D r. A. H a b e r 1 a n d t.

Aus dem Museum fü r Volkskunde 1922.

Trotz der Zeitungunst erfuhren die M u s e u m s s a m m 1 u n.g c n im Jahre 1922, teilweise als G eschenke, teilweise durch Ankauf, eine Vermeh rung um 308 Num mer n, daru n ter eine Sam m lu ng von W achsvotiven, verschiedenen Messertypen, D evotionalien u. a. des H e r r n Benno G r u e g, eine Reihe von Volk strachten und T rachtenstiic ken aus d e r S am m lu ng des H errn Bildhauers A. S c h l o ß , 5 eiserne'Votivfiguren aus K ä rn te n als S p e n d e von H e rrn H ans R a t k o v i t s . Auch die H e rre n E o n r a d M a u t n e r , Dr. R obert R e i c h und Franz E c k e r s c h a m w idm eten einzelne willkommene Stücke.

An S p e n d e n f ü r S a m m l u n g s z w e c k e verzeichneten wir mit w ärm s tem D a n k die folgenden Beträge: A. W a lc h c r 10.0Ü0 K , Verein der Banken u nd Bankiers 200.000 K, R. H a m m e r 520.000 ff, F\ Artm ann 20.000 ff, If. Pollack 510.000 ff , R. Lang 102.000 ff, Elektrizitäts-Gesellschaft Union

10.000 K , O tto Beck 10.000 ff, S. Springer 10.000 ff, A. II. Glücksälig 10.000 if, R. Sieghart 5000 ff , E. K arp ele s 10.000 ff , Verein d e r Antiquitä ten­

h ändler 20.000 ff, S. M. v. Rothschild 30.000 10, S tephan Mautner 1,000.000 ff, Mia Hirzenauer 20.000 ff, U n g e n a n n t durch F ra u Prof. R ade rm a c h e r 200.000 f f , Dr. Richard Kulka 250.000 ff, V.-Pr. Bosclian 300.000 ff, G. D. König 100.000 ff , Dr. R. N eumann 100,000 ff , O. Trebitsch 500.000 ff, John Bali 600.000 ff, Alfons Rothschild 1,000.000 ff, Dr. Eisler 50 000 ff, L. Schallit

50.000 K. .

F ü f den A nkauf von M useum sobjekte n wurden 6,012.600 f f verausgabt, für Bibliothek und Bibliotheksarbeiten 543.845 K.

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Die V e r m e h r u n g d e r ]i i b 1 i o t h e k b etru g 417 N ummer n, die d er P h o t o g r a p h i e n u n d A b b i l d u n g e n 2426 Stück. Die Diapositiven- sa m m lung wuchs um 34 Nummern. Sämtlich er Sammlungszuwachs wurde ord n u n g s g em äß gebucht. ,

V o r t r ii g e u n d h' ü h r u n g e n

zur Einführung in die Volksk unde und die Benützung der M useumss am mlungen wurden in g rößerer Zahl und mit den erfreulichsten Erfolgen abgehalten. F ü r die Arbeitsgem einschaften der Volks- u n d Bürgerschullehrer wurde ein Zyklus von vier V ortr ägen in der »Urania« von den H erren Prof. Dr. M. H aberlandt, Prof. Dr. R aderm acher, Dr. A. H a b e rla n d t und K o n ra d Mautner veranstaltet.

Dem Niederländischen L ehrerkurs sowie einer G ru p p e von T eiln eh m ern an den In ternatio nale n H ochschulkur sen w id m ete der Museumsv orstand eigene Vorträg e u nd F ü hrungen. In Begleitung von L e h rp e rs o n e n besu ch ten 272 Schul­

klassen das Museum ; die Zahl der sonstigen Besucher an W o c h e n t a g e n betrug ru nd (5000 P e r s o n e n (hauptsächlich F r e m d e u nd zahlreiche F a c h m ä n n e r des In- und Auslandes). An Sonn- und F e ie r ta g e n blieb das Museum zufolge der Unbeheizbarkeit der Räume, die die Aufstellung eines Bewachungspersonals zur Unmöglichkeit machte, in der W in terjahreshälfte geschlossen.

Infolge der außerordentlich gesteig erte n D ruckkosten erfuhr das E r ­ scheinen der » W i e n e r Z e i t s c h r i f t f ü r V o 1 k s k n n d e« zu. unserem grö ßten Leid w esen eine einjährige U nterbrechung. Mit großm ütiger U n te r ­ stützung d e r Verfasserin F rau Dr. E ugenie G o l d s t e r n k o n n te im mer hin der 14. E r g ä n z u n g s b a n d, e n th a l t e n d : H o c h g e b i r g s v o l k i n S a v o y e n u n d G r a u b ü n d e n (mit 28 Lichtdrucktafeln) ers ch einen . (Preis für Mitglieder 50.000 K ) . E b e n so hat sich d e r V erein für V olk skunde um das Z ustan d ek o m m en der sc hönen H e im a tk u n d e von V an d an s (Montafon) von Schulrat B a r d i s c h mit Erfolg bemüht. Mit U nte rs tü tz ung der Ntot- gemeinschaft d e r deuts chen W issenschaft wird es 11)23 möglich sein, die »W iener Zeitschrift für Volkskunde« w ie der ers ch einen zu lassen (siehe oben S. 1).

T r a c h t e n s a m m l u n g .

Bei der V ers teig eru ng der g ro ß e n Samm lu ng von V olk strach te n aus den A ipenlände rn, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, d en Balkan län dern und Rußland, die im Laufe vieler Jahre vom Bildhauer A lbert S c h l o ß zu­

sam m en g eb rach t w orden war, glückte es der Direktio n mit edelsinniger U n te r ­ stütz ung ein er Reihe von M useu msf reunden — Dr, Alfons Rothschild, S tephan .Mautner, R o b e rt H am m er, E rn s t Pollack, O sk a r Tre bitsc h, Jo hn Ball, Dr. Richard Kulka, V.-P. Boschan, G. D. König, Dr. R. N eum ann, sowie des U n t e r r i c h t s a m t e s — eine größere Anzahl wertvoller K ostü m e (23) um..

T rachtente ile für die M useum ss am mlungen zu erw erben. Es k o n n te n damit einige merkliche Lü ck en in den M useum sbestä nden glücklich ausgefüllt werd en.

B eso nders heiß umstritten war die prunkvolle T ra c h t einer steirischen G e w e rk e n ­ frau um 1800. Die n e u e rw o rb e n e n -T ra c h te n gelangen dem näc hst, soweit der verfügbare Raum es noch zuläßt, zur Aufstellung in den Sälen II u n d III.

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Herausgegeben vom Verein für Volkskunde in Wien

VIII. Laudongasse 17

mit Unterstützung der N otgem einschaft der deutschen W issenschaft.

' G eleitet von Prof. Dr. M. Haberlandt.

--- nn ---

28. Jahrgang 1923. Heft 2.

Monatsbaum, Jahresbaum, Weltenbaum.

Von Prof. Dr. K a r l S p i e ß , Wien.

B e s c h r e i b u n g d e s L i c h t e r b a u m e s.

Im Besitze des W ie n e r Museum s für V olk skunde befindet sich ein aus Metall (Alpaka, vers ilbert)'g efertigter Baum, der in seinen Zweigen T räger für K erzen u n d im Gipfel eine flache Schüssel hat.

Nach den Frü ch ten , die aus Messing d e r N atu r nachgebild et sind, er­

weist er sich als ein Kirschbaum. Die F o r m der gesägten Blätter ist die k e n n ­ zeic hnen de des Kirsch bau mbla ttes .

So naturalistisch die Darstellungsweise dieses Baumes auf den e rs ten Blick auch ersch einen mag, w e rd e n wir doch reichlich K ennzeic hen für eine an ders gea rte te Darsteiiungsiveise, für die stilisierende mit besonderem Ge- d a n k en h in terg r u n d e feststellen k ö n n e n .

D e r Baum ru h t auf einem mit schw arz em T uche überzogenen, mit Metallrand um rahm ten Brette. D ieses w ieder auf vier Holzfüßen. D er Iianm mit F u ß b r e t t steht in einem Rähmengestell, das zu tragen scheint, a b er in Wirklichkeit nichts trägt, das du rc h die Ecksä uie n ais einziges deutliches Merkmal auf einen Zeitstil — E m p i re — hinweist, w ä hrend der im R ah m en befindliche Baum mit Brett d em zeitlosen Stil — dem Stil der V olkskuns t angehört. Ich w ürde den R a h m e n für s p ätere Zutat halten, zumal er völlig überflüssig ist, doch sc heinen die vier kleinen Bäume in d e n V asen dagegen

’zu .sprechen, die in der A rt d e r A rbeit und im Stii mit dem g roßen Baume Völlig übereinstim m en. Allerdings ist auch die Möglichkeit in E rw ägung zu ziehen, daß die vier kleinen Bäum e außerh alb des R ahm ens, dem sie nicht b e so n d e r s ein leuchte nd angegliedert sind, sei es selbständig, sei es in irg en d ­ einer V e rb in d u n g mit dem g ro ß e n Baume, v e r w e n d e t w urden.

. D er Lic hterb aum ist von d e r F u ß p l a t t e ab bis zum Wipfeiende bei­

läufig 1'65 m hoch. V on d e m n ach o b e n sich v e rj ü n g e n d e n S tam m e e n t ­ sp rin gen erst in einer gewissen H ö h e vom B oden (zirka 75 a n ) Zweige, u nd zwar zunächst d r e i Äste in gleicher H öhe, w äh ren d der H a u p tsta m m lotre cht w eiterstrebt. In einiger E n tfern u n g (15 cm) zweigen abermals d r e i S pro sse in gleicher H ö h e ab. K n a p p d a rü b e r (15 cm ) sp rossen w ie der Zweige aus dem S ta m m e, diesmal nur zwei in gleicher H öhe, w äh ren d der H auptstam m lol­

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re cht weitergeht. An dieser Stelle sind H au p tstam m u nd S eiten ästc ungefähr gleich stark, so daß m an den E indru ck hat, der H a u p tsta m m löst sich in d r e i Zweige auf.

Sämtliche Seitenzweige sind vielfach in unregelm äßiger W e is e weiter

verzweigt. ,

U ngefähr 10 cm über der letzten V erzwcigungsstelle durchbricht eine flache S c h ü s s e l q uer den Sta m m . Die Schüssel hat 8 L a p p e n an einem Kreisru nd, einen getr ie benen A chtp aß im G runde bei einem D urc hm esser von zirka 47 cm. D er A u ß en ran d ist mit einer getr ie benen W e lle n ra n k e und A horn­

blättern daran verziert. Blattstiele und R a n k e n sind durch Punzschläge geziert.

In der Mitte der Sch üss el liegt eine K u g e l (D urchm esser zirka 5 cm).

Aus ihr setzt sich der H a u p tsta m m fort, der n e b e n drei kleinen, unregel­

mäßig g estaltete n Spro ssen am E n d e drei Kerzen hälter-A rm e in gleicher H öhe hat u nd ein en K erzenbehälter als Abschluß des H auptstam m es.

In einer Entfernung von zirka 55 cm von der G rundplatte e n ts prin gt unterhalb der erste n Verzweigung“ e i n g a n z k l e i n e r A s t aus dem dicken Stam me, der nu r einige Blätter trägt un d zwei Früchte, aber kein en Lichtträger.

D er S ta m m un d seine Seitenzweige sind aus A lpakablech in m ühsam er A rbeit zusammengelötet, die einzelnen R öh re n stü c k e in ein an d erg es teck t und verlötet. Nachträgliche A usbesserungen der beschädigte n Zweige w urden nicht d e r ursprünglichen Arbeit e n ts p re c h e n d vorgenom m en. Die Zweigstücke w urden mit Schra uben -zusammengefügt. D er H a u p ts t a m m zeigt eine sehr sorg­

fältige Bearbeitung. Die rauhe Oberfläche wird durch Punzschläge nachgeahm t u n d in naturalistischer W eise k o m m e n vernarbte Besch äd ig ungen an der Rin de sowie Male ab g e sto rb e n e r Sprossen zur Darstellung.

Am F u ß e des Sta m m es w e r d e n stilisierte W urzeln an gedeutet, die in . die gewölbte, sich gegen d en R a n d hin v e re b n e n d e G rundpla tte überleiten.

Sie soll in ihrer A usschm ückung den E in d ru ck eines Moospolsiers hervor­

rufen, was nicht durch naturalistische W ie d e rg a b e von Pflanzen bew irkt wird, so n d e r n in eigenartiger u nd h öchst wirkungsvoller W e is e durch eingeschlagene geom etrische Linien. W e n ig E le m e n te sind es : K le in e Dre ip asse mit einem K re is e in der Mitte, radial, fiederförmig, in F is c h g rä te n m u ste r gestellte K erben, einfache P unkte, die die Flä che mit F o r m e n überziehen, die an Eisblum en gem ahne n. D en R a n d dieser reizvollen Pflanzendecke schm ückt ein Kranz aus Ahornblättern. Am Sta m m e w indet sich vom Boden zirka 20 c m hoch eine E f e u r a n k e empor.

An den Ästen und Endzweigen sitzen zahlreiche Blätter, die bis in die Einzelheiten lein durc hgearbeitet sind. D er Blattrand ist gesägt, die Blattfläche von N erv en durchzogen u nd auch die wellige Oberfläche des Blattes wurde w ie derz ugeben versucht. Die Blattstiele sind an der U nte rs eite angelötet. Die Blätter ha b e n in N achahm ung natürlicher Verhältnisse verschie dene Größe (von 5 x 8 ' 5 bis 2 x 3 cm). Einzeln o d er paarig hängen zwischen d en Blättern die der Kirsche nachgeb ild eten Früchte.

Zwischen der G r u n d p la tte des Baumes u nd den Metallstreifen des R andes, die mit R an k en , denen schm ale Blätter, stilisierte Blüten unfl Kolb en e n t ­ sprie ßen, verziert sind, sind zu beiden Seiten je 5 achtstrahlige R o s e tt e n ein- gestreuf. Die des R a n d e s sind mit B lu m enkörben in Flachrelief geziert.

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Die ScitciAvand des R ah men gcstellcs isl nach der Art verm auerter Bau­

steine o d e r Ziegel ge m uste rt, w odurch vielleicht der Ein dru ck einer Mauer hervorgerufen werden soll, innerhalb de re n Schutz der große Baum in der Mitte wächst.

E in e r kurzen Betrachtung mögen noch die v i e r k l e i n e n B ä u m e an den Eicken der turmartigen Säulchcn unte rzogen werden. D er Boden, dem sie en tw a c h se n / ist in g l e i c h e r w e i s e ornam ental verziert wie die Gru ndpla tte des g roßen Baumes. Die kleinen Bäumchen (zirka 22 cm hoch) v erraten die gleiche Arbeitsweise wie d e r große Baum, doch gehören sie an dere n Pflanzen­

arten an. Das eine Bäumchen stellt eine P a 1 m e dar, das gegenüberlie gende einen W e i n s t o c k . W elc h er A rt die Bäumchen in der zweiten Diagonale sind, läßt sich nicht sagen. D e r eine Baum zeigt Phantasieblüten, welche aus dreiteiligen, je d e r se its aberm als dre igela ppten Blättern bestehen, auf welchen eine sechszipflige B lum enkronröhre mit Sta ubblättern aufsitzt. D er zweite Baum, ebenfalls ein Phantasiebaum, hat ein stachliges, dorniges Aussehen, das durch den eigentümlichen A ufbau d e r Bliiten(?)-Sprossen herv orgeru fen wird, die ü b er eine V e rd ic k u n g in eine deutlich scharfe Spitze enden.

G e s e t z m ä ß i g k e i t i m A u f b a u , B e z i e h u n g z u m L e b e n s - 1) r u n n e n .

Betrac hten wir den Baum in der Mitte noch einmal als Ganzes, so fällt die V erm ischung zweier D arstellu ngsarten auf. W ir haben die naturalistische W ied e rg ab e von Blättern, Früchten, Zeichnung des S ta m m es erwähnt, um jetzt auf die Züge der andere n Darstellu ngsart besonders aufm erk sam zu machen.

So natu rgetr eu auch Blätter und F rü c h t e w ie dergegeben sind, so naturwidrig ist die Verzweigung. Ein e Verzw eigung wie die vorliegende kom m t bei L a u b ­ bäum en ü b erh au p t nicht vor. Der Baum erinnert mit seiner Verzweigung an einen N a d e l b a u m , aber auch d o rt sind die Verhältnisse andere. Eine V e r ­ zweigung von der vorliegenden F o r m ist in der Natur nicht gebräuchlich, sie m acht einen durchaus gekünstelten, erd a c h te n Eindruck. 3 X 3 X 3 Zweige, im ganzen also 9 Z w e i g e , das ist das Schema, das dem A ufbau dieses Baumes zugrunde liegt.

An einem der nicht beschädigte n Äste — die mei sten sind von der Zeit arg m itg enom m en — gew ahren wir d r e i L euchterarm e. Die Zahl wird sich wohl ursprünglich bei je d e m der Zweige in gleicher W e is e wied erh olt haben, so daß wir es mit einem Baume mit 9 x 3 = 27 L i c h t e r n zu tun haben, w enn wir von dem einen Lichte, das das E n d e des Baumes beto nt, ab sehen . Dazu steht in Gegensatz der kleine S pro sse am S ta m m e ohne Lichtträger.

U nv e re in b a r mit einer na tu ralistischen D arstellung ist es ferner, daß plötzlich der Sta m m in eine Kugel e n d e t un d durch eine Schüssel u n te r ­ brochen wird, um sich danach w eiter fortzusetzen. W ir k e n n e n ähnliche Bildungen beim s o g e n a n n te n L e b e n s b r u n n e n 1) mi t d e m P i n i e n z a p f e n i Auf dem E n d e einer Säule, die d e m B aum stäm m e entspricht, sitzt ein P in ien­

zapfen — bei u n s e r e m Bau me durch eine Kugel dargestellt — unterhalb dessen sich ein Bec ken befindet, in welches sich das aus dem Pinien zapfen s t rö m e n d e W a ss e r ergießt.

■) Spieß, D er Brunnen der ewigen Jugend. PIommel-Festschrift 1916.

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D aß der L e b e n s b n m n e n im Zusa mm enhänge mit einem Baume gedacht wird, ergibt sich schon aus der A nw endung des P i n i e n z a p f o n s ais W assers peier, aber wir sehen diese T atsac he noch in a n d e re r F o rm erweitert.

Im L ö w enhofe des Kastells v on T r i e n t ist ein Brunnen mit ein em kleinen Becken ü ber einem großen und zwei L ö w en zu beiden Seiten, nach welchen d e r H o f wohl d en N am en erhalten hat. In d e r Mitte des Beckens steht ein Kegel, auf welchem 7 kleine Kegel aufgesetzt sind, die depi Ausflusse des W a ss e rs dienen. An Stelle der 9 Zweige des Baumes stehen hier die 7 Kegel des Brunnens. H a t d o rt der Baum eine Kugel — dem Pinienzapfen e n t ­ s p r e c h e n d — u n d ein Becken unterhalb, so se hen wir hier das Finde des W a s s e r ­ auslaufes baumförm ig verzweigt. A uf G rund des F'ormenvergleiches ge w ahre n wir eine enge Verw andtsc haft zwischen unserem Baume u n d dem L e b e n s ­ brunnen. W ir k ö n n t e n an zufällige Ü berein s tim m u n g glauben. D aß tatsächlich eine V e r w a n d t s c h a f t vorliegt, erhärte t die übereinstim m ende Ü b e r­

lieferung, die im F o lg en d en zu W o r t e k o m m e n wird.

Schon aus diesen wenigen G eg enüberstellungen erhellt, daß wir es mit einem Baum e vo n b e s o n d e r e r Art zu tu n haben, hinter dem ein b estim m ter G e d a n k e n g e h a lt steht.

H e r k u n f t u n d V e r w e n d u n g : D er Baum sta m m t aus adeligem Besitze. Ü ber seine H erkunft u nd V e rw e n d u n g ist nichts b e kannt. So viel ist sicher, daß es sich um ein altes, nicht einheimisches Stü ck mit alter Überlieferung handelt. Ursprünglich dürfte er nach dem, was wir von V olk sbräuchen h e r wissen, bei Fam ilien festen , vor allem bei H ochzeiten als Schm uck gedient haben, wobei angesichts seiner G rö ße an einen Tafelaufsatz nicht zu d e n k e n ist. Die Art der Arbeit weist nach dem Balkan o d e r dem O ste n — nach Rußland. Vielleicht k ö n n te n wir aus vom O rient beeinflußter byzantinischer Überlieferung A ufk lä rung erhalten. D er Pin ienzapfe n-Brunnen wird aus byzan tinischen Paläs ten b eschrieben und mit ihm steht un se r L ic h te r­

baum, wie wir sa hen, in n a h e r Beziehung.

L u it p r a n d von C rem ona b e r i c h t e t 1) gelegentlich seines E m pfa nges als G esan d ter am byzantinischen K aiserh o fe: V or d e m T h ro n e des Kaisers stand ein eh erner, aber vergoldete r Baum, d ess en Zweige erfüllt w are n von Vögeln verschie dener Art, ebenfalls vo n Erz u n d vergoldet, die sämtlich, ein j e d e r nach seiner Art, den G esang der v erschie denen Vögel ertö n e n ließen.

Z e u g n i s s e : D aß der Baum in ähnlicher Ausbildung im O s te n v or­

kam , dafür ha b e n wir schriftliche Zeugnisse. Sir John M ann d ev ille2) (Arzt u n d R e ise n d e r u m die Mitte des 14. Ja hrhundertes) beschreib t ein en Baum b e s o n d e r e r B edeutu ng (Paradiesbaum), d en er im Palast des G roßkhans von C a t h a y sah. E s w ar ein W einstock aus feinem Golde, der sich um die Halle ra n k te. E r trug weiße, grüne, rote, auch einige schwarze T rau b en , die alle aus Edelstein en gefertigt waren.

Ein ara bischer Schriftsteller (Gibbon, Decline a nd Fall, c. LII) erzählt, daß in dem herrlichen Pala st des Kalifen von B a g d a d im Jahre 917 u n te r a n d e re n K o stb ar k eite n auch ein Baum v on Silber und Gold war, der sich in 18 breite Zweige auflöste, auf welchen versch iedene Vögel aus d e m gleichen

J) Nach K. Dieterich, H o fleb en in Byzanz, S. 92, J) Philpot, T h e sa cred tree, c. VII.

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kostbare n Metall saßen. Durch eine b e so n d e r e Vorrichtu ng bew egte n sich die Vögel un d zwitscherten. Es sollte d e r Überfluß des Paradieses dargestellt werden.

U n te r den Schätzen des G ro ßm oguls in A g r a soll sich ein W e l t e n ­ baum befu n d en haben, der S tern e tr u g .1)

B e d e u t u n g : Die angefü hrte n Zeugnisse erklären Bäume dieser Art als W e l t e n - o d e r P a r a d i e s b ä u m e . D am it soll k ein e D eu tu n g a n g e ­ b a h n t sein. W as der Baum bedeute t, das wird sich im Laufe d e r U nte rs uchung notw endig von selbst ergeben. N ur das B e d e u t s a m e sei als Erg eb nis der Zeugnisse festgehalten, d a ß Bäum e dieser Art ihren b e s o n d e r e n Vorstellungs­

h in t e rg ru n d gehabt u nd wohl auch zu b e s o n d e r e n Geleg en hei ten in V erw endung g estanden haben.

V e r w a n d t e F o r m e n : Als v erw an d te F o r m e n sollen hie r nicht Sch öpfu ngen gleichen Stils, gleicher F o rm , so n d e r n gleichen I n h a l t e s und gleicher B edeutung verglichen werd en. E in Baum von b e s o n d e r e r Bedeutung, mit d e m wir es hier zu tu n haben, wird nicht im m er im natürlichen Abbilde, wie es hie r gerade der Fall ist, auftreten. E r k a n n e bensogut als Reliefbild, als Flächenbild, als Muster ein er Stickere i und dergleichen zur Ausführung k o m m en . D aß die F o rm dieses b e s o n d e r e n Bau mes zu verschiedenen Zeiten vers chie den sein wird, ist selbstverständlich. H ieher g e h ö re n ab er auch je n e Bildungen, die auf den e rs ten Blick mit einem Baume scheinbar gar nichts zu tun haben. So soll d e n n auch ein W e r k d e r V olk skunst an e rs ter Stelle hier g e n a n n t werden.

D e r K l a u s e n b a u m u n d w e i t e r e N a c h w e i s e a u s d e r V o l k s ­ k u n s t .

In Tölz*) w erden zum Nikolaus-Tage von d e n B auern für die Kinder seltsame Gebilde gefertigt, die den Namen K l a u s e n b a u m oder P a r a d e i s führen. Sie be ste h e n im w esentlichen aus d r e i Stäben, die alle an d e r Spitze zusam m enneigen u nd du rc h einen Apfel zu sam m engehalte n werden. Durch jed en Stab sind zwei Äpfel durch ges teck t. D er eine befindet sich un te n, der a ndere in d e r Mitte. U n d noch ein dritter ist auf je d e m Stabe, der Apfel an der Spitze. Aber dieser ist zugleich allen Stäben gemei nsam . In je d e n Apfel sind je d r e i vergoldete Nüsse m it kurzen Stä bchen hin eingesteckt. N eben d en Nüssen stecken kleine Buchsbaumzweiglein. D er ganze pyramidenförmige Bau ist auf einen Teller gestellt. Zwischen d e n S tä b e n steh t ein. Lebzelt- Nikolaus. D avor b r e n n t ein Kerzchen, ebenso auf dem Apfel auf der Spitze.

W e n n es nicht schon die Buchsbaumzweiglein a n d e u te n , so sagt doch schon die Bezeichnung »K lausenbaum c, daß damit ein wirklicher Baum gem eint sei, un d die Bezeichnung Para deis weist darauf hin, d aß der Baum von b e ­ s onderer B edeutu ng sei. Soll dam it d e r Baum, der im Paradies eine so große Rolle gespielt hat, gemeint sein ? A chte n wir darauf, d aß der Baum nach b e ­ stim m ten Zahlen aufgebaut ist. Die Zahl drei spielt einmal eine große Rolle.

J e d e r Sta b hat drei Äpfel (der oberste wird dabei dreimal gezählt), j e d e r Apfel trägt drei Nüsse. E s soll offenbar ein e N e u n , die sich d r e i m a l w i e d e r ­ h o l t . zum A usdruck gebra cht werd en. D e r A ufb au dieses Baumes ist ähnlich

*) Lethaby, Architecture, Mysticism a n d Myth, p. 107.

a) Höfler, D er K lausenbaum , Zt. f. V olk sk unde, Berlin, Bd, 10 (1900), S, 319 ff.

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