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Angelika Böck

IMAGINE ME. Ein dialogisches Porträt

Wen „sehen“ wir, wenn wir eine (verschleierte) Person betrachten? Können Men- schen (vor allem wenn sie in einer Gesellschaft, in der sich Frauen verschleiern, auf- gewachsen sind) einem verhüllten menschlichen Körper anhand von Form, Hal- tung und Bewegung ein äußeres Erscheinungsbild oder Eigenschaften zuschreiben?

Die Arbeit IMAGINE ME stellt jemenitischen Männern und Frauen diese Frage und berührt dabei verschiedene Aspekte unseres Selbst: Erinnern, Spiegeln, Erkennen, Dialog, Erzählen und Fiktion.

IMAGINE ME richtet den Blick auf unsere Einbildung beim Betrachten und Beurteilen eines menschlichen Gegenübers anhand der Beschreibungen einer voll verschleierten Person im Jemen und konfrontiert sich dadurch auch mit Fragen zu Blick und Bild im Islam. Männer und Frauen sollten eine von Kopf bis Fuß in schwarze Schleier gehüllte Frau ansehen, sie imaginieren und beschreiben und sich anschließend fotografieren lassen. Das ist in einer islamischen Kultur aus zwei Gründen nicht ganz unproblematisch.

Der Verschleierung der Frau im öffentlichen Raum entspricht ein „Blickverbot des Mannes“. Die Frau darf vom Mann nicht gesehen werden, der Mann darf sie nicht ansehen und nicht über sie sprechen.1 Frauen gelten als harim2. „Als harjm wurden Frauen einst bezeichnet, was sowohl verboten, als auch heilig bedeutet.“3. Die damit einhergehende „Absonderung der Frauen im Islam interpretierte Ludwig Ammann damit, dass der weibliche Körper zu einem sakralen Raum erklärt wird“.4 Die Abbildung eines Menschen unterliegt, streng genommen, dem islamischen Bil- derverbot5 bzw. einem Fotografieverbot.6

IMAGINE ME ist dialogisch angelegt und stellt sich in eine Reihe Dialogischer Porträts,7 die ich in den letzten Jahren gemeinsam mit Menschen aus unterschied- lichen Kulturen realisiert habe. Wie diese ist sie in ihrem Aufbau an eine wissen- schaftliche Versuchsanordnung angelehnt. Im Zentrum stehen dabei die direkten

Angelika Böck, Marktstraße 2, D-80802 München; [email protected]

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persönlichen Wahrnehmungen und Reaktionen. Die Installation IMAGINE ME stellt keine Antworten vor, sondern den Mitwirkenden, den Ausstellungsbesuche- rInnen und hier auch den LeserInnen einen Assoziationsraum zur Verfügung, in dem sie sich mit verschiedenen Aspekten wie Imagination, Spiegelung und Projek- tion, Blick und Bild, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Schleier, Geschlechterver- hältnis und Ideal konfrontieren können.

Wie bei allen vorangegangenen Dialogischen Porträts stand am Anfang von IMAGINE ME eine Begegnung: Zwei Jahre zuvor erklärte mir Mohammed, mein Fahrer auf einer Reise durch den Jemen, während wir an einer Gruppe verschlei- erter Frauen vorbeifuhren: „Unter hundert Frauen erkenne ich meine Schwester!“

Das verblüffte mich, denn für mich sahen alle jemenitischen Frauen in ihrer Ver- hüllung auf den ersten Blick „gleich“ aus. Mohammed, der bald heiraten wollte, erzählte mir, dass er seine zukünftige Ehefrau aufgrund der Beschreibungen seiner weiblichen Verwandten (mit Ausnahme derer er keine Frau unverschleiert sehen darf) unter vielen möglichen Heiratskandidatinnen ausgewählt habe. Er erklärte mir, dass er als traditionsbewusster jemenitischer Mann seine Braut selbst noch nie gesehen habe und dass es ihm vor der Hochzeit auch nicht gestattet sei, mit ihr zu sprechen. Erst nachdem sie – streng getrennt – Hochzeit gefeiert hätten, würde sie die schwarze Hülle für ihn fallen lassen. Seine Auserwählte sei die ideale Frau für ihn, so Mohammed. Er bewundere ihre Schönheit, Klugheit, ihren Sanftmut und sei ganz sicher, nach langer Suche endlich die Richtige gefunden zu haben.

Fragen schossen mir durch den Kopf: Entspricht das von Mohammeds Mutter, Tanten und Schwestern (die bald aufs engste mit seiner Ehefrau zusammenleben werden) favorisierte Ideal einer Frau seinen eigenen Vorlieben? Wird er enttäuscht oder entzückt sein, wenn seine Frau ihren Schleier lüftet? Nach welchen weiblichen Vorbildern, außer den eigenen Familienmitgliedern, kann Mohammed sein Ideal entwickeln? Ist ihm die Macht, die die Frauen seiner Familie und Gesellschaft ange- sichts dieser Heiratsregelung innehaben, bewusst? Kann Mohammed, der seine Schwester voll verschleiert in der Menge entdeckt, auch seine ihm durch fremde Schilderungen vertraute Braut erkennen – würde ihm ihre Schönheit, ihr Sanftmut und ihre Klugheit ins Auge stechen? Ich stellte mir vor, wie seine ihm unbekannte Auserwählte mit ihren Freundinnen an seinem Haus vorbei spaziert, um einen Blick auf ihren zukünftigen Ehemann zu erhaschen.

Mohammeds Meisterschaft in der Beobachtung einer menschlichen Figur und ihrer Bewegung, die ihn offensichtlich dazu befähigt, eine Frau aus einer Reihe von vielen, unter schwarzen Ganzkörperhüllen verborgenen Gestalten zu unterscheiden, faszinierte mich. Hier verknüpften sich für mich Fragen über Form und Bewegung in der Bildenden Kunst mit einer Reihe von Problemen, die mich seit einiger Zeit beschäftigten: Wie kulturspezifisch unterschiedlich nehmen Menschen ihre Umwelt

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wahr? Was sind die Übereinstimmungen und Differenzen unserer Wahrnehmung?

Was ist Realität und was Fiktion innerhalb unserer Selbst- und Fremdwahrneh- mung? Wie sehr sind wir selbst mit im Bild, wenn wir Andere ansehen?

Aufgrund der Beschäftigung mit derlei Fragen beschloss ich, eine Arbeit zu rea- lisieren – und zwar im Jemen. Wie bei allen meinen Projekten in anderen Kulturen wollte ich auch hier meine eigene Person als Mittel zum Zweck einsetzen. Ich erar- beitete ein Konzept, stellte Kontakt zum Deutschen Haus in Sana’a her, dessen Lei- ter daran interessiert war, das fertige Kunstwerk auszustellen, und zum Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), das bereit war, das Kunstprojekt zu fördern, räumte mein Konto leer und kaufte ein Flugticket.

Die Versuchsanordnung

In Sana’a versorgte ich mich als erstes mit einer möglichst neutralen Abaja, einem schwarzen, mantelähnlichen Kleidungsstück, das alle jemenitischen Frauen in der Öffentlichkeit tragen, und suchte nach einer Übersetzerin und „Versuchsleiterin“.

Ich fand Samah und Arwa, zwei junge Frauen, die beide Deutsch studiert hatten.

Arwa war Mitarbeiterin des Deutschen Hauses, Samah übersetzte für die jemeni- tische Nachrichtenagentur SABA Mitteilungen deutschsprachiger Medien über den Jemen. Mit ihrer Hilfe kleidete ich mich wie eine Jemenitin. Ich verbarg meine für den Jemen untypischen grünen Augen unter einem schwarzen, blickdichten Gesichts- schleier und meine helle Haut mit schwarzen Handschuhen und Strümpfen. Derart ausgestattet, trat ich – jeweils gemeinsam mit Arwa oder Samah – dreißig jemeni- tischen Männern und Frauen, die verschiedenen Alters- und Gesellschaftsgruppen angehörten, gegenüber. Der Kontakt zu den meisten TeilnehmerInnen (insbeson- dere zu allen weiblichen) wurde über VermittlerInnen, wie Hamied, einen jemeni- tischen Geschäftsmann, der lange in Deutschland gelebt hat, Veronika, eine Mitar- beiterin des Deutschen Hauses, Abdulkader, einen jemenitischen Schriftsteller, und Samira, eine jemenitische Schulleiterin, hergestellt. Einige der beteiligten Männer wurden direkt von Arwa (begleitet von Veronika) auf den Geschäftsstraßen oder dem Souq der Altstadt angesprochen. Die ungewöhnliche Tatsache, dass eine Jeme- nitin einen fremden Mann in der Öffentlichkeit ansprach und die damit verbun- dene Neugier trugen sicherlich dazu bei, dass sich der eine oder andere Teilnehmer gerne gewinnen ließ. Die einheimische Gesprächsführerin, die (meist in Begleitung der vermittelnden Person) mit mir zu dem vereinbarten Treffen (im privaten Raum) kam, stellte allen GesprächspartnerInnen dieselbe Aufgabe: Sie sollten eine Vorstel- lung der fremden, unkenntlichen und nicht mit ihnen kommunizierenden Gestalt entwickeln. Die „Versuchsleiterin“ forderte meine Betrachterinnen und Betrach-

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ter jeweils dazu auf, mich zunächst sehr genau zu beobachten, und bat sie dann, meine Person in Aussehen, Wesen und Lebensumständen zu beschreiben. Die Befra- gungen im öffentlichen und im privaten Raum (in dem einige Gespräche mit Män- nern und alle Gespräche mit Frauen stattfanden) liefen dabei unterschiedlich ab.

In der Öffentlichkeit suchten die Versuchsleiterinnen nach teilnahmebereiten Män- nern, bevor sie mich herbeiwinkten; im privaten Raum brachten mich Vermittler oder Vermittlerin und Versuchsleiterin (meist Samah) als stumme Begleitung (die per Handzeichen dirigiert wurde) mit. In diesen Fällen waren die Teilnehmer bereits auf eine Interviewsituation vorbereitet.

Die Aussagen der Befragten wurden aufgezeichnet. Anschließend an das Inter- view gab ich mich (nur im privaten Raum) den Teilnehmenden zu erkennen und bat sie darum, sie fotografieren zu dürfen. Mit den Männern, die auf der Straße angesprochen worden waren, verabredete Arwa entweder einen Termin zu einem späteren Zeitpunkt bei ihnen zu Hause oder in ihrem Geschäftslokal. Mit Aus- nahme von vier Professorinnen, die im täglichen Leben keinen Gesichtsschleier tru- gen, waren alle Frauen mit einem Porträt (meist nur mit Gesichtsschleier) einver- standen. Diese vier Professorinnen jedoch, die nacheinander im selben Haus befragt worden waren, ließen mich, als ich mich zu erkennen gegeben hatte, meine Arbeit und meine Beweggründe sehr genau erklären und baten mich dann wegen des Fotos (das für sie nur ohne Gesichtsschleier denkbar gewesen wäre) um Bedenkzeit. Nach einigen Tagen, in denen sie meine Frage mit ihren Familienmitgliedern besprachen, lehnten alle vier das Porträt bedauernd ab.

Die Porträt-Fotos aller Befragten und Zitate aus sechzehn Interviews bilden das

„Material“ der Installation IMAGINE ME.

Die Installation

Die ausgewählten Interviews sind in gekürzter Form in arabischer und deutscher Sprache in goldenem Garn auf schwarze, an die Abaja erinnernde Stoffbahnen gestickt und jeweils an einen 2 x 2 x 2 Meter8 messenden Würfel in der Mitte des Ausstellungsraumes geheftet. Jede Seite des Würfels trägt vier Textbahnen.9 Die Fotos der Beteiligten sind an den vier Wänden des Ausstellungsraumes angebracht und umgeben den Kubus, der die Projektionsflächen trägt, auf allen Seiten. Der kubische Körper selbst ist unbetretbar und so uneinsehbar wie die Frau im Jemen.

Die Beschreibungen der Jemeniten und Jemenitinnen beim Betrachten meiner Gestalt fielen sehr unterschiedlich aus. Manche der Befragten entwickelten in kur- zer Zeit detaillierte innere Bilder, andere beschränkten sich auf die Beschreibung äußerer Merkmale.

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Abb. 1: Ausstellungsansicht Deutsches Haus, Sana’a, Jemen. Foto: © Angelika Böck

Abb. 2: Mua‘ath, ein Teilnehmer. Foto: © Angelika Böck

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Ein alter Händler auf dem Souq, dem arabischen Markt, sagte:

„Die Frau sieht gut aus. Nur Gott weiß, wer sie ist.“

Eine junge Lehrerin meinte:

„Die Frau könnte ein Mann sein. Sie ist gebildet und arbeitet bestimmt. Sie ist nicht arm und nicht reich. Sie ist etwa Mitte 20.“

Ein älterer Geschäftsmann stellte sich vor:

„Die Frau ist bestimmt keine Hausfrau. Sie ist mit dem Studium fertig und arbeitet. Sie ist sicher, unabhängig und ehrgeizig. Sie ist nicht reich, hat ein Handy, aber kein Auto. Sie tut, was sie will und steht zu ihrer Meinung. Sie handelt meistens richtig. Sie ist gläubige Muslimin, aber keine strenge. Sie mag die Natur und alles was schön ist. Sie hasst Gewalt. Ihre Eltern haben viel gestritten. Sie hat schöne Augen und eine schöne Nase, mittellanges schwarzes Haar und helle Haut. Sie singt gern unter der Dusche. Sie ist vernünftig und gesund. Sie hat noch keine Kinder. Sie ist zwischen 20 und 30 Jahren alt.“

Abb. 3: Iman, eine Teilnehmerin. Foto: © Angelika Böck

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Ein älterer Rechtsgelehrter meinte:

„Die Frau ist wie ein Zelt. Sie hat keinen jemenitischen Körper. Sie hat auch nicht die Schüchternheit unserer Frauen. Sie ist sehr selbstbewusst und muss Ausländerin sein. Sie hat an der Hochschule studiert und arbeitet. Sie ist daran gewöhnt, auszugehen. Sie ist kontaktfreudig und sehr höflich. Sie ist weder eingebildet noch bescheiden. Sie ist verheiratet. Weil sie Ausländerin ist, kann man nicht erkennen, ob sie ein Kind hat. Dieser Körper kann kein hässliches Gesicht haben. Sie ist zwischen 35 und 45 Jahre alt.“

Ein Geschäftsmann mittleren Alters war überzeugt:

„Die Frau ist nicht anziehend. Sie läuft wie ein Modell oder Soldat. Sie ist arm und ohne Interessen. Sie ist unzuverlässig, unordentlich und schlecht organisiert. Sie ist keine gute Hausfrau. Sie hat nur eine geringe Chance, ein Haus und einen Mann zu bekommen. Sie hat einen guten Körper, ohne etwas dafür zu tun. Ihr Gesicht ist weder schön noch hässlich.“

Eine Hausfrau mittleren Alters meinte:

„Die Frau ist selbstbewusst. Sie ist gewohnt, mit Anderen umzugehen. Ihre Kleidung und ihre Haltung passen nicht zusammen. Sie ist wahrscheinlich unverheiratet und hat keine Kinder. Sie ist Hausfrau und Ende 30.“

Ein Zuckerbäcker mittleren Alters überlegte:

„Die Frau geht wie eine Frau aus Sana’a, sie ist gekleidet wie eine Frau aus Taiz, sie sieht aber nicht wie eine Jemenitin aus. Sie ist super! Sie ist gebildet und sehr hübsch. Sie bekommt schnell Angst. Sie hat blaue Augen und weiße Haut. Sie hat ein mittleres Alter.“

Ein alter Schriftsteller sagte:

„Die Frau sieht in dieser schwarzen Hülle wie ein Geist aus. Sie stammt aus einer jemenitischen Mittelstandsfamilie. Sie hat wohl an der Hochschule stu- diert und arbeitet. Sie will durch ihre schweigende Beteiligung an diesem Projekt vielleicht eine These vorstellen. Sie hat einen Gang, der sagt, dass sie gewaltbereit ist. Unter ihrer Ruhe könnte sie Emotion verstecken. Sie hat schwarze Augen und Haare, aber helle Haut. Sie ist bestimmt schick. Sie ist ganz gesund.“

Wie bei allen anderen Arbeiten dieser Serie dialogischer Porträts bin ich bei IMA- GINE ME gleichzeitig Initiatorin des Projekts sowie Bildgegenstand, und die Mit- wirkenden – hier jemenitische Männer und Frauen – sind nicht nur Darstellende, sondern auch Dargestellte. Die traditionellen Rollen von Künstlern bzw. Künstle-

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rinnen und Modell verkehren und verschränken sich. Beide Seiten sind gleichzeitig Subjekt und Objekt, Gestaltendes und Gestaltetes.

Meine Eingangsfragen sind anhand der Erfahrungen, die ich mit IMAGINE ME gemacht habe, nicht zu beantworten. Im Gegenteil, es sind noch mehr Fragen hin- zugekommen. Ich beobachtete beispielsweise, dass gebildete Frauen in mir eher eine Frau sahen, die ebenfalls studiert hatte und einem Beruf nachging als jene Frauen, die selber Hausfrauen waren. Und ich frage mich deshalb, ob Männer und Frauen vorzugsweise ihre eigene Lebenswelt beschrieben, ob sie (insbesondere Männer) eine Frau darstellten, die sie kennen (bei vielen Männern beschränkt sich das auf Mutter, Großmutter, Schwester, Tante, Ehefrau(en) oder Töchter), ob die Teilneh- mer und Teilnehmerinnen mich „sahen“ und beschrieben, oder ob sie einfach ihrer (durch den Entzug des Betrachtungsgegenstandes möglicherweise lebhafteren) Phantasie freien Lauf ließen.

Unsere Vorstellung und Wahrnehmung beeinflussen sich gegenseitig. Wir neh- men wahr, was wir an die Dinge herantragen und tragen an die Dinge heran, was wir von ihnen wahrgenommen haben. Inwieweit bestimmt beispielsweise die Ein- bildung, die ein traditionsbewusster jemenitischer Mann in sich angelegt, bevor er eine Frau (beschrieben von Frauen) selbst erblickt, seine spätere Wahrnehmung von ihr, um sie dann angeblich selbst im Schleier zu erkennen?

In einem Punkt bin ich mir allerdings sicher: Bei IMAGINE ME handelt es sich um eine Arbeit über Imagination, Spiegelung und Projektion.

Die Kunst dient nicht dazu, Fragen zu beantworten, aber sie kann Betrachtern und Betrachterinnen einen neuen, adäquaten Raum zur Verfügung stellen, in dem sie das Angebot der künstlerischen Arbeit nutzen, um ihre eigenen Erfahrungen zu erweitern und zu befragen, indem sie ihr gesamtes Sensorium für neue Erkenntnis- möglichkeiten einsetzen. Denn ein Kunstwerk funktioniert für die Betrachter und Betrachterinnen – also auch für die Künstlerin, die, wie ich, von der Gegenwart zurück auf ihre Arbeit blickt und über sie spricht – wie ein reflektierender Spiegel.

Es genügt, wenn die BetrachterInnen nachprüfen, was sie gerade betrifft.

Teilnehmer und Teilnehmerinnen: Dr. Abdul Aziz Al-Muqualeh, Abdulkader Sabri, Abdullah Al-Mura‘ai, Abdulnasser Al-Badani, Ali Al-Hutaibi, Ali Moham- med Ali Saleh, Ali Mohammed Al-Rada‘ai, Ali Mohammed Auadh, Ameen Abdul- lah Mohammed Ali Saefan, Amin Dirham Mohammed Al-Areeki, Anwer Al-Ger- mani, Dr. Bilkis Abo-Esba‘a, Faisa Ahmed Abdullmalik Al-Mutawakel, Dr. Entilak Al-Mutawakel, Iman Al-Aruma, Dr. Husnia Al-Khadri, Kahuthar Annabhani, Kefah Abdulrahman Taha, Khahtan Yahia Khaid, Lutf Hussain Al-Mahdi, Manal Abu Al- Ridschal, Mohammed Abdulsalam Al-Mansour, Mohammed Al-Hutaibi, Mua‘ath Al-Fetahi, Raidan Mohammed Abdullmalik Al-Mutawakel, Rawda Ahmed Al-Amri,

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Sameer Mohammed Ali Ahmed, Schahd Hassan Al-Iriani, Soad Abdulaziz Moham- med Khadri Al-Saqaaf, Yahya Mohammed und Zeinah Dhia‘a Addien (Interview), Samah A. Al-Amri, Arwa Al-Gawmari und Veronika Schlecht (Versuchsleitung, Übersetzung), Dr. Hamied Al-Iriani, Ahmed Al-Kibsi, Veronika Schlecht, Abdulka- der Sabri, Samah A. Al-Amri, Samira (Vermittlung).

Anmerkungen

1 Vgl. Christina von Braun / Bettina Mathes, Die verschleierte Wirklichkeit, Berlin 2007, 68.

2 Florian Hitz (Korrespondenz 04.03.07): Die Wurzelkonsonanten h, r, m bedeuten in der Grund- bedeutung (1.Stamm) verboten sein. Der zweite Stamm, der eine Verstärkung des ersten darstellt, bedeutet „für heilig, unnahbar, unverletzlich erklären“. Mit anderen Worten: von etwas, das klar verboten ist, hält man sich aus Respekt fern. Mit harim sind dann geheiligte, unverletzliche Orte gemeint, meistens innerhalb der Familie und damit Frauen. Das Adjektiv haram heißt dann sowohl verboten als auch heilig. Im islamischen Recht wird damit alles bezeichnet, was verboten ist. Mit al- harmaan sind weiter die beiden heiligen Orte Medina und Mekka gemeint. Bei ihnen ist klar, dass sich ursprünglich Nichtmuslime davon fernzuhalten hatten, wobei dies inzwischen nur noch bei der Kaaba der Fall ist.

3 Florian Hitz, „Zuerst die Freunde dann die Frau“. Verantwortung jemenitischer Männer gegenüber ihren Frauen, in: Jemen-Report 36 (2005) 2, 17–18, 17 (Hervorhebung im Original).

4 Braun / Mathes, Wirklichkeit, 101. Die Autorinnen beziehen sich hier auf Ludwig Ammann, Privat- sphäre und Öffentlichkeit, Bielefeld 2004, 87.

5 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Bilderverbot (03.10.08): Das Bilderverbot oder Abbildungsverbot untersagt aus religiösen Gründen bildliche Darstellungen. Es wendet sich gegen den Vorgang der Darstellung als solchen und die damit angeblich verbundene Gefahr der Vergötzung des Dargestell- ten. Die Reichweite des Verbotes kann sich auf die Abbildungen von Göttern und Götzen, spezi- fischen Individuen (Propheten, Heiligen) oder sogar auf Darstellungen aller Geschöpfe erstrecken.

6 Vgl. Almir Ibric, http://www.bilderverbot-islam.com (04.10.08): Angesichts der Möglichkeit der Machtausübung eines Fotografen soll auch die Frage der „Schaffung“ erwähnt werden. Die Auswahl des Fotografen (von Ereignissen, Gegenständen usw.) und seine Zielsetzung können den Betrachter beeinflussen und somit auch die Zukunft, also den Ablauf des Raumzeitkontinuums. Ein islamisches Fotografieverbot soll auch in diesem Sinne „gelesen“ werden.

7 Vgl. http://www.angelika-boeck.de: StillePost, Seek Me und Track Me.

8 Zwei Meter entsprechen der Spann- bzw. Reichweite eines Menschen.

9 Die Breite der bestickten Stoffstreifen bezieht sich auf die Maße eines menschlichen Körpers.

Referenzen

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