P. h. h. ErllCheinuuglort Wien. Verlagl�llamt 1030 Wien
�tenographisches Protokoll
15. Sitzung des Nationalrates der Repuhlik Österreich
XII. Gesetzgebung�perlode Mittwoch, 28. und Donnerstag, 29. Oktober 1970
'Tagesordnung
1. Erste Lesung: B'undesfinanzgesetz für das
.' , Jahr 1971 ' '
2. Niederösterreichisches . Schulgesetz
Inhalt
GeschäftsbehandJung
Landwirtschaftliches
Unterbrechung der Sitzung (S. 772) Fragestunde
Beantwortung der mündlichen Anfragen der Abgeordneten Dr. Krainer (307/M), Dr. Gruber (306/M), MeißI (273fM), Pfeifer (285/M), Dipl.-Ing: Dr. Leitner (314fM), Horejs (286/
M), Melter (275/M, 276/M), Erich Hofstetter (287/M), lng. Helbich (321fM), Maria Metzker (288/M), Regensburger (332fM), Dr. Scrinzi (277 fM), Neuhauser (291/M, 292/M), Mayr (327/M) und Wedenig (311/M)(S. 674)
AUSSChüsse
Zuweisungen (S. 687 und S. 840)
Dringliche Anfrage
der Abgeordneten Dr. Gruber, Dipl..Ing. Doktor Schleinzer, Dr. Blenk und Genossen, betreffend Anlegen von Listen von Steuerpflichtigen (289/J) (S. 844)
Begründung: Dr. G r u ber (S. 845)
Mündliche Beantwortung durch Bundes
minister Dr. A n d r o s c h (S. 848) und Bundes
kanzler Dr. Kr ei sky (S. 849)
Debatte: Dipl.-Ing. Dr. S c h l e i n z e r (S. 852), Bundesminister Dr. A n d r o s c h (S. 854), Bundeskanzler Dr. Kre i sky (S. 855, S. 858, S. 867, S. 872, S. 875, S. 878 und S. 882), Pet er (S. 856), Dr. Kor e n (S. 858), Dr. Blenk (So 859), G l a s e r (S. 861 und S. 879), Ble c h a (So 864), Zeilling e r (S. 869), Dr. Kr a n z l
m ayr (S. 873), Dr. Wi t h a l m (So 876),
Dr. Scri nzi (S. 880) und Dr. Pit t e r m a n n (S. 882)
Entschließungsantrag Dipl.-Ing. Dr. Schlein
zer, Peter und Genossen, betreffend Unab
hängigkeit des ORF (6fE) (S. 854) - Annahme (S. 886)
Verhandlungen
Erste Lesung der Regierungsvorlage (125 d. B.):
Bundesfinanzgesetz für das Jahr 1970 Redner: Bundeskanzler Dr. Kreisky (S. 687), Dr. Kor en (S. 696 und S. 806), DDr. Pi t t e r
m a n n (S. 704), Pet e r (S. 708), L a n c (S. 717), Dr. Wi t h a l m (S. 725), Dr. B r o esigke (S. 733), Dr. Tu l l (S. 736), Dr. Hai d e r (So 741), M a c h u n ze (S. 747 und S . 826), G r a f (S. 752), N i t t e l (S. 755), Bundesminister Dr. A n d r o s c h (S. 764, S. 782, S. 797 und S. 810), S t a u di n ger (S. 770), KoHer (S. 772),
Dr. M o ck (S. 776), Dr. S c ri n z i (S. 783), Pfe i f e r (S. 788), Dr. M u s s i l (S. 791), S ek a n ina (S. 799), Dr. Ko h l m a it�r (S. 813 und S. 839), Ing. H ä u s e r (S. 819 und S. 827), Cze r n e t z (S. 827), Dr. Kr a nzlmayr (S. 837) und Bundesminister Dr. Hertha Fir n b e r g (S. 838)
Zuweisung (S. 840)
Zweite Lesung des Antrages (IO/A) der Abge
ordneten Dr. Haider und Genossen: Nieder
öBterreichisches Landwirtschaftliches Schul
gesetz
Berichterstatter: M i nk o w i t sch (S. 841) Redner: H a a s (S. 841), M e i ßI (S. 842) und Ing. S c hmi t z er (S. 843)
Rückverweisungsantrag Haas (S. 842) - Ab
lehnung (S. 844)
Annahme des Gesetzentwurfes (S. 844)
Eingebracht wurden
Regierungsvorlagen
157: 25. Novelle zum Allgemeinen Sozialver
sicherungsgesetz (S. 686)
158: 19. Novelle zum Gewerblichen Selbständi
gen-Pensionsversicherungsgesetz
159: 1. Novelle zum Bauern.Pensionsversiche
rungsgesetz (S. 687)
163: Änderung des Bundesgesetzes, betreffend Abänderung und Ergänzung des Klein
rentnergesetzes
164: 21. Opferfürsorgegesetz-Novelle
165: Neuerliche Abänderung und Ergänzung des Kriegsopferversorgungsgesetzes 1957 167: 2. Budgetüberschreitungsgesetz 1970 168: Bedeckung des Abganges des Milchwirt
schaftsfonds im Geschäftsjahr 1971 (S. 687) Berichte
über die österreichische Sicherheitsratskandida
tur , Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten (Zu III-14) (S. 687)
üb�r Überlegungen betreffend das Verhältnis Osterreichs zur Volksrepublik Ch ina, Bun
desministerium für Auswärtige Angelegen
heiten (III.25)
16. Bericht gemäß dem Katastrophenfonds
gesetz, Bundesministerium für Finanzen (ID.26) (S. 687)
Anträge der Abgeordneten
Dr. G r u b e r, Ing. L e t m a i e r, Fac h l e u t n e r, Dr. K o t z i n a und Genossen, betreffend ein Gesetz, mit dem das Bundesgesetz VOm 29. Juni 1967 über die Förderung der Er
richtung von Klein- und Mittelwohnungen (Wohnbauförderungsgesetz 1968), BGBI.
Nr. 280/1967, abgeändert und ergänzt wird (28/A)
Pa nsi, S p i elbüc h l e r, Erich H o f s t e t t e r und Genossen, betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Landarbeitsgesetz abgeändert wird (29{A)
49
674 Nationalrat XII. GP. - 15. Sitzung - 28. Oktober 1970
Mi n k owi t s ch, Mach unze, Gr af und Ge
nossen, betreffend ein Bundesgesetz, mit dem daa Bundesgesetz, mit dem Maßnahmen zur Verbesserung der Besitzstruktur bä.uerlicher Betriebe gefördert werden, abgeändert wird (30JA)
Mi nk o w i t sch. Machu nze, Graf und Ge
nossen. betreffend ein Bundesgesetz. mit dem das Bundesgesetz über daa Landwirtschaft
liche Siedlungswesen (LandwirtB9haftliches Siedlungs-Grundsatzgeseb) abgeändert wird (31/A)
Anfragen der Abgeordneten
Reg e n sburg er. We d e n i g, Mayr und Ge
nossen an den Bundesminister für Landes.
verteidigung, betreffend Ableistung des Prä
senzdienstes (279/J)
Reg e n s b urger, Mayr, Tö d l i n g und Ge
nossen an den Bundesminister für Landes
verteidigung, betreffend Ableistung des Prä
senzdienstes (280/J)
Re g e n s b urg er, Mayr. T ö d l i n g und Ge
nossen an den Bundesminister für Handel, Gewerbe und Industrie, betreffend die Novel
lierung der Straßenverkehrsordnung (281/J) Reg e n s b ur g er, Mayr, Li n s bauer und Ge
nossen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, betreffend die Markierung der Wanderwege durch die Bundesforste (282/J)
Ma c h u n z e, Ti t z e, W e denig und Genossen an den Bundesminister für Bauten und Technik, betreffend Freihausgründe im 4. Wiener Gemeindebezirk (283/J)
Mac h u n z e, Dr. B a ue r, Mayr und Genossen an den Bundesminister für Finanzen, betref·
fend 11. Staatsvertragsdurchführungsgesetz (284/J)
Reg e n s b urg e r, Mac h u n z e, S c h e r r e r und Genossen an den Bundesminister für Unter
richt, betreffend die Ausbildung in Kranken
pflege und Zivilschutz (285/J)
S t a u d i nger. Dr. Gr u b er. Sa n d m ei er und Genossen an den Bundesminister für Verkehr, betreffend Postamtsgebä.ude in St. Geor
gen i. A. (286/J)
Re g e n s b u r g er, L a n d m a n n, Dr. Hal d er und Genossen an den Bundesminister für Verkehr, betreffend ,,Haltestelle Wiesberg"
(287/J)
Dr. G r u b er, Dr. Haus er und Genossen an
den Bundesminister für Justiz. betreffend Jugendstrafvollzug (288/J)
Dr. G r u b e r, Dipl.-Ing. Dr. S ch l ein z er, Dr. B l e n k und Genossen an den Bundes
minister für Finanzen und den Bundes
kanzler. betreffend Anlegen von Listen von Steuerpflichtigen (289/J)
B u r g er, S c h r o t t er, Neu m a n n, Ing. L e t
maier und Genossen an den Bundeskanzler, betreffend mittelfristiges Investitionspro
gramm der Oesterreichisch-Alpine Montan
gesellschaft (29OjJ)
S o r o n i c s, Dr. K r a n z l mayr. Dr. Hal d er und Genossen an den Bundeskanzler, be
treffend die Beantwortung der Anfrage 210/J (291/.1)
V o l l m a n n, Mac h u n z e und Genossen an den Bundesminister für Bauten und Technik.
betreffend die Anlegung von Ausweichen bei Haltestellen von Autobussen auf den Bundesstraßen (292/J)
K i n z l, Dr. Bauer, Har w alik und Genossen an den Bundesminister für Finanzen, be
treffend die Beischaffung der Unterlagen für die Gewährung von Studienbeihilfen (293/J) V o l lmann, W e d enig, S te i n e r und Ge
nossen an den Bundesminister für Verkehr, betreffend die Abschaffung der Schreibgebühr beim Lösen von Fahrkarten im Zug (294/J) Z a n k l und Genossen an den Bundesminister
für Verkehr, betreffend Bau des Postamtes und . der Postgarage in Knappenberg (295/J) Dr. Rei n h a r t und Genossen an die Frau Bundesminister für Wissenschaft und For
schung, betreffend Abhaltung angekündigter Vorlesungen (296/J)
Beginn der Sitzung: 11 Uhr Vo r s i t z e n d e: Präsident Dipl.-Ing.
Waldbrunner. Zweiter Präsident Dr. Maleta.
Dritter Präsident Probst.
Präsident: Die Sitzung ist e r Ö f f n e t.
Die amtlichen Protokolle der 13. und 1 4. Sit
zung des Nationalrates vom 20. Oktober 1910 sind in der Kanzlei aufgelegen, unbeanständet geblieben und gelten daher als genehmigt.
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Präsident: 1. Anfrage: Anfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Krainer (OVP) an die, Frau Bundesminister für Wissenschaft und For
schung.
307/114
Haben sich im Zuge der AnwendUng der Stipendienregelungen auf Grund des Studien
förderungsgesetzes Ansätze für mögliche Ver
besserungen gezeigt?
Präsident: Bitte, Frau Bundesminister.
Fragestunde
Bundesminister für Wissenschaft und. For
Präsident: Wir gelangen zur Fragestunde. sdmng Dr. Hertha Firnberg: Herr Abgeord
Ich beginne jetzt - um 11 Uhr 1 Minute - neterl Das Studienförderungsgesetz ist am mit dem Aufruf der Anfragen. 5. Dezember 1969 kundgemacht worden und
Na.tionalrat XII. GP. -15. Sitzung -28. Oktober 1970 675
Bundesminister Dr. Hertha FIrnberg
gilt rückwirkend ab 1. September 1969. Die volle Auswertung der während des Studien
jahres 1969110 gemadlten Erfahrungen und erhobenen Daten ist bisher nidlt möglidl ge
wesen.
Idl darf aber hinzufügen, daß jetzt - nach den bereits vorliegenden Ergebnissen -- zwei
fellos folgende Vorschläge gemacht werden müssen, zwei Punkte, die eindeutig sind:
Es wird notwendig sein, die Einkommens
berechnung und die Berechnung der Studien
beihilfen mittels elektronischer Datenverarbei
tungsanlagen durchzuführen, um die Gleich
artigkeit der Vollziehung des Gesetzes zu wahren. Diese Umstellung ist in Vorberei
tung.
Der zweite Punkt, der außerordentlich widl
tig ist, verlangt die Berücksichtigung der ge
trennten Haushaltsführung bei Kindern aus geschiedenen Ehen und bei außerehelichen Verbindungen. Hier ergeben sich sehr viele Schwierigkeiten und soziale Härten, die einen anderen Berechnungsmodus verlangen. Es ist bereits Auftrag gegeben worden, einen sol
chen Vorschlag auszuarbeiten.
Präsident: Herr Abgeordneter Dr. Krainer zur zweiten Zusatzfrage.
Abgeordneter Dr. Krainer: Es ist das ein Erfahrungswert, den Sie nun als Minister selber machen. Ich möchte aber in der zweiten Zusatzfrage trotzdem noch einmal fragen, ob die Ergebnisse des 1. Osterreichischen Studen
tentages in Klagenfurt, die Sie mit keinem Wort in der Anfragebeantwortung erwähnt haben, die bekanntlich publiziert wurden und Ihnen sicherlich auch bekannt sein müssen, eingearbeitet werden. Ich möchte Sie fragen, Frau Minister: Haben Sie diese Vorsdlläge der Hochschülerschaft deshalb nicht genannt, weil Sie persönlich oder parteipolitisdl im Gegensatz zu dieser Hochschülerschaft stehen, oder denken Sie daran, diese wichtigen Fragen der studentischen Interessenvertretung - ähn
lich wie andere sozialistische Ministerkolle
gen - in irgendeinem nach Ihrem Belieben willkürlidl zusammengesetzten räterepublika
nischen Gremium erörtern zu lassen? (Zwi
schenrufe bei der SPO. - Abg. W e i k h a r t:
Was ist denn das tür ein Reden? Das machen Sie in der Steiermark! - Weitere Zwischen
r ufe.)
Präsident: Frau Bundesminister. (Abg.
Präsident: Herr Abgeordneter Dr. Krainer. W e i k h a r t: Sie werden sich schon noch
Abgeordneter Dr. Krainer: Frau Bundes
ministerl Es ist Ihnen bekannt, daß der öster
reichische Bundesrat am 27. November 1969
über Antrag Ihres Fraktionskollegen Doktor Fruhstorfer eine Entschließung gefaßt hat, es möge der zuständige Minister noch zu Ende des Studienjahres 1969170 - das war also im Juni - rasdl dazusehen, die Erfahrungen, die mit diesem Gesetz gemacht wurden, aus
zuwerten. Ich frage Sie daher, Frau Bundes
minister, nachdem Sie das für schwierig hal
ten: Waren Sie bisher durch die Neuerrich
tung des von Ihnen ersehnten und standhaft begehrten Wissenschaftsministeriums daran gehindert, sich mit dieser Forderung zu identi
fizieren - ganz zu identifizieren -, oder haben die Verbesserungsvorschläge Ihrer eigenen Fraktionskollegen die Dringlichkeit jetzt plötzlich verloren, da der zuständige Ressortminister nicht mehr der OVP-Mann Dr. Mock, sondern die SPO-Frau Dr. Firnberg ist?
Präsident: Frau Bundesminister.
Bundesminister Dr. Hertha Fimberg: Herr Abgeordneter! Ich habe Ihnen gesagt, daß diese zwei Punkte ganz eindeutig sind, daß hier Vorschläge ausgearbeitet werden und daß naturgemäß ein solcher Bericht seine Zeit zur Ausarbeitung benötigt. Man braucht also die Auswertung der Erfahrungen. Der Bericht wird aber ausgearbeitet werden.
mäßigen müssen, Herr Kollege/ - Abg.
H o r r: Was glauben Sie eigentlich? Faschisti
sche Methoden! - Weitere Zwischenrufe.)
Die Frau Bundesminister ist am Wort. (Ruf des Abg. Dr. Kr a i n e r.) Ihre Frage war gestellt, Herr Abgeordneter. Jetzt ist die Frau Minister am Wort.
Bundesminister Dr. Hertha Firnberg: Herr Abgeordneter! Ich konnte Ihre Anfrage, die lautet: "Haben sich im Zuge der Anwendung der Stipendienregelungen auf Grund des Studienförderungsgesetzes Ansätze für mög
liche Verbesserungen gezeigt?", beantworten.
In dieser Frage war nicht enthalten, daß ich die Vorschläge der Studenten - es sind ja von verschiedensten Studentenorganisationen Vorschläge gemacht worden - mit zu beant
worten habe. Ich habe diese Vorschläge er
halten und habe den Studenten ausführlich meine Stellungnahme bekanntgegeben, zum Teil zustimmend, vor allem in den angeführten bei den Punkten, zum anderen Teil doch zur Uberlegung gestellt, daß Einwendungen auch von anderer Seite gemacht werden. Eine Dynamisierung etwa der Einkommensgrenzen und der Studienbeihilfen ist sicherlich wün
schenswert, im Zuge der jetzigen Budgetver
handlungen aber zweifellos nicht zu erreichen.
Ich habe jeden einzelnen Punkt, jeden Vor
schlag der Studenten den Studenten beant
wortet. Ich habe nicht gewußt, daß Sie hier im Parlament meine Antwort an die Studenten
67.6 Nationalrat XII. GP. � 15. Sitzung:-28. Oktober 1970
Bundesminister Dr. Hertba Firnberg
'gleichfalls erwähnt haben wollten; Ich stelle, ein Gespräch zwischen Bundeskanzleramt, Ihnen gerne, Herr Abgeordneter Dr.' Krainer" Finanzministerium und den Beamten meines meine Antwort ausführlich zur Verfügung. I Ressorts .eine Beschleunigung der Berufungs- : verhandlungen durch einen anderen Beru- Präsident: 2. Anfrage: Anfrage des. Herrn, fungsmodus herbeizuführen. . Abgeordneten Dr. Gruber (OVP) an dIe Frau
Bundesminister für Wissenschaft und For-' Präsident: Herr Abgeordneter Dr. Gruber.
schung.
Abgeordneter Dr. Gruber: Frau Bundes- 306/M minister, sind Sie bereit, diese· Einrichtung In welchem Stadiwn befinden· sich die Be- einer Lehrkanzel für Politikwissenschaft in rufungsverhandlungen für den Lehrstuhl Wien unabhängig vom Zustandekommen des Politikwissenschaft an der Universität Salz- entsprechenden Studiengesetzes für die Juridi-
burg? sehe beziehungsweise für die Philosophische
Präsident: Frau Bundesminister. Fakultät voranzutreiben und es nicht einfach Bundesminister Dr. Hertha Firnberg: Herr
Abgeordneter Dr. Gruberl Die Berufungsver
handlungen zur Besetzung der ordentlichen Lehrkanzel für POlitische Wissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität in Salzburg wurden mit Universitätsprofessor Dr. Kindermann, München, eröffnet, befinden sich aber infolge der relativ hohen Sach
unq Personalforderungen des Berufungswer
bers noch in einem Vorstadium. Die beiden letzten Schreiben des Ministeriums - der Schriftwechsel ist sehr langwierig, er dauert schon etwa eineinhalb Jahre - wurden von Herrn Professor Dr. Kindermann, der primo loco genannt war, bisher noch nidlt beant
wortet.
Präsident: Herr Abgeordneter Dr. Gruber.
Abgeordneter Dr. Gruber: Frau Bundesmini
sterl Sie haben selbst gelegentlich als Abge
ordnete dieses Hauses kritisiert, daß diese Berufungsverhandlungen . außerordentlich lange dauern und daß dadurch Vakanzen ent
stehen, die kaum vertretbar sind. Nun ist die Lehrkanzel für Politikwissenschaft in Salzburg derzeit die einzige in Osterreich. Werden Sie Bemühungen unternehmen, auch an der Wiener Universität eine Lehrkanzel für Politikwissenschaft einzurichten? Es ist mir bekannt, daß Sie in einer Anfragebeantwor
tung, die Sie dem Abgeordneten Dr. Mock gegeben haben, erklärt haben, daß eine Eini
gung der beiden Fakultäten in Wien, nämlich der Juridischen und der Philosophisdlen Fakultät, bisher nicht zustande gekommen ist.
Präsident: Frau Bundesminister.
Bundesminister Dr. Hertha Firnberg: Ich darf, Herr Abgeordneter Dr. Gruber, dazu sagen, daß die Chancen, hier mit der Juridi
sdlen Fakultät in Wien zu einer Einigung zu kommen, sich wesentlidl verbessert haben;
so wurde mir zumindest vom Dekan der Juridische"u Fakultät kürzlich versichert.
Zum Grundsätzlichen darf ich sagen, daß ich bereits Schritte eingeleitet habe, um durdl
bei der Feststellung bewenden zu lassen, die Sie in Ihrer Anfragebeantwortung getroffen haben, daß nämlich eine solche Einigung bis
her nicht zustande gekommen ist? Sie wissen selbst, daß es im Vorjahr bereits Unter
schriftenaktionen von. studentisdler Seite in dieser Richtung gegeben hat und daß das Problem eine gewisse Vordringlichkeit besitzt.
Präsident: Frau Bundesminister.
Bundesminister Dr. Hertha Fimberg: Herr Abgeordneter Dr. Gruber! Ich werde mich be
mühen, unabhängig von der Einigung - ob
wohl ich die Einigung selbstverständlidl vor
ziehe - eine Lehrkanzel für Politikwissen
schaft auch an der Wiener Universität zu etablieren. Zweifellos wird es in Salzburg in kürzester Zeit gelungen sein.
Präsident: Danke, Frau Bundesminister.
Bundesministerium für Land- und Forstwirt
schaft
Präsident: 3. Anfrage: Anfrage des Herrn Abgeordneten Meißl (FPO) an den Herrn Bundesminister für Land- und Forstwirtsdlaft.
273/M
Welche konkrete Maßnahme werden Sie (außer der Auszahlung eines Betrages von rund 300 S an Bergbauern !) ergreifen, um die Lage der bergbäuerIichen Betriebe tatsächlich zu verbessern?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister für Land- und Forstwirt
schaft Dipl.-Ing. Dr. Oskar Weihs: Herr Abge
ordneter Meißl, ich darf Ihnen mitteilen, daß entsprechend der Zusage in der Regierungs
erklärung bereits an einem Entwicklungsplan für die Berggebiete gearbeitet wird. Verständ
licherweise stellt das wegen der Sdlwierig
keit des Problems eine längerfristige Aufgabe dar, bei der die Bergbauernfrage im Einver
nehmen mit den beteiligten Ressorts vor allem als ein regionalpolitisches Problem aufgefaßt werden muß.
Nationalrat XIT. GP. -10. Sit:r;ung -' 28. Oktober 1970 677
Bundesminister Dlpl.-Ing. Dr. Weihs
Demgemäß wurden bereits für das Jahr 1971 die drei wichtigsten Maßnahmen einzelbetrieb
licher Bergbauernförderung, wie Umstellungs
aktionen, Besitzfestigungsaktion, Alm- und Weidewirtsmaft, unter dem Titel "Landwirt
schaftlidle Regionalförderung" zus�mmen
gefaßt, wobei im besonderen auf überbetrieb
liche Belange Bedacht genommen wurde.
Präsident: Herr Abgeordneter Meißl.
Abgeordneter Meißl: Herr Bundesminister, Sie haben ja aus der Formulierung meiner Anfrage gesehen, daß im auch auf die im Rahmen der Bergbauernhilfe ausgezahlten
300 S hingewiesen habe, die das Budget immerhin mit 36 Millionen Schilling belastet haben. Wir sind der Meinung, daß das keine echte Strukturverbesserung ist. Sind Sie nun der Auffassung, daß diese damals ausbezahl
ten 300 S wirklich eine echte strukturverbes
sernde Maßnahme waren?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dipl.-Ing. Dr. Weihs: Herr Abgeordneter I Ich darf bemerken, daß die Zuwendung von 36 Millionen Schilling an die Bergbauern nicht eine strukturelle Maß
nahme war, sondern eine Hilfe für die Er
schwernisse in den Produktionsgebieten der Bergbauern. (Zwischenrufe und ironische Heiterkeit bei der OVP.)
Präsident: Herr Abgeordneter Meißl. (An
haltende Unruhe.) Ich bitte, wenn ich am Wort bin, mich ausreden zu lassen. Herr Abgeordneter MeißI!
Abgeordneter Meißl: Herr Bundesminister, darf ich Sie konkret fragen: Halten Sie diese
300 S wirklich für eine echte Hilfe für die Bergbauern oder stempelt das nicht die Berg
bauern zu Almosenempfängern?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dipl.-Ing. Dr. Weihs: Herr Abgeordneter MeißII Dieser Betrag stempelt keineswegs die Bergbauern - wie Sie sag
ten - zu Almosenempfängern, sondern es ist eine einmalige Aushjlfe gewesen. (Ruf bei der OVP: Eine Pilanzereil) Ich darf hiezu bemerken, daß im Budget 1971 für eine Reihe von Maßnahmen, wie beispielsweise die Ver
kehrserschließung, das forstwirtschaftliche Bringungswesen, die Elektrifizierung und das Siedlungswesen, ein Betrag von 290 Millionen Schilling vorgesehen ist, um ·eine Weiterent
wicklung des ländlichen Raumes zu gewähr
leisten.
Präsident: 4. Anfrage: Anfrage 'des Herrn Abgeordneten Pfeifer (SPO) an den Herrn Bundesminister. für Land..; und Forstwirtschaft.
285jM
In welchem Stadium befinden sich die Be
ratungen zu einer Reform der Marktordnung T Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dipl.-Ing. Dr. Weihs: Herr Abgeordneter Pfeifer I Die Reform der Markt
ordnung wurde in einer Arbeitsgruppe, die unter meinem Vorsitz stattfand, sowie in mehreren Unterkomitees eingehend beraten.
Auf Grund dieser Beratungen konnte ein etwa
40 Punkte umfassender Gesetzentwurf aus
gearbeitet werden, der vorige Woche mit einer Begutachtungsfrist bis 17. November 1 970 aus
gesendet wurde. Nach Einlangen der Stellung
nahmen wird dann die entsprechende Regie
rungsvorlage dem Parlament zugeleitet wer
den.
Präsident: 5. Anfrage: Anfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Leitner (OVP) an den Herrn Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft.
314/M
Sind Sie bereit, den Milchkrisengroschen rückwirkend mit 1. Oktober 1970 um 12 Gro
schen zu senken?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dipl.-Ing. Dr. Weihs: Herr Abgeordneter Dr. Leitnerl Wie Ihnen sicher
lich bereits bekannt wurde, wurde der Absatz
förderungsbeitrag von 19 Groschen auf
10 Groschen mit Wirkung vom 1 . November
1 970 gesenkt und der Hartkäse-Tauglichkeits
zuschlag mit Wirkung vom 1 . Jänner 1971
von 18 Groschen auf 30 Groschen erhöht.
Präsident: Herr Abgeordneter Dr. Leitner.
Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Leitner: Herr Minister! Diese Aussage, die Sie jetzt ge
troffen haben, war heute in der Presse zu lesen. Ich frage aber jetzt: Es war doch so, daß Ihre Vorausberechnungen der Milchmarkt
situation nicht stichhältig, nicht richtig waren, im Gegensatz dazu die Berechnungen der land
wirtschaftlichen Interessenvertretungen aber stichhaltig waren. Daher konnte jetzt der Milchkrisengroschen gesenkt werden. Nach unserer Auffassung hätte er nie eingeführt werden brauchen (ironische Heiterkeit bei der SPO), es wäre auch möglich gewesen, ihn früher zu senken. (Rufe bei der SPO: Unter Schleinzer!)
Meine erste Frage, Herr Minister, lautet daher: Warum haben Sie diese Maßnahme nicht ebenso rückwirkend getroffen wie am
29. Juli, und warum haben Sie den Milch
krisengroschen nicht um den vollen Betrag, um den er erhöht wurde, wieder gesenkt?
Präsident: Herr Bundesminister.
678 Nationalrat xn. GP. -15� Sit�ung -28. Oktober 1970
Bundesminister Dipl.-Ing. Dr. Weihs: Herr Abgeordneter Dr. Leitnerl ICh darf zuerst eine kurze Feststellung treffen: Sie betrachten die Frage des gesamten Milchproblems vielleicht nur als eine Frage der mengenmäßigen An
lieferung, vielleicht auch als eine Frage der mengenmäßigen Ablieferung im besonderen bei den Exporten in das Ausland. Wenn Sie diese Frage genau überlegen, dann hätten Sie zum SChluß kommen müssen, daß es sich hier um ein sehr, sehr ernstes finanzielles Problem gehandelt hat.
Die Entscheidung über die Herabsetzung des Absatzförderungsbeitrages erfolgte auf Grund präziser errechneter Unterlagen, die sichergestellt haben, daß bis Ende 1911 das Milchproblem, wie wir alle glauben, endgül
tig geregelt ist.
Darüber hinaus darf ich noch bemerken, daß die Erfahrungen des Vorjahres gezeigt haben, daß man behutsam vorgehen muß, wenn man nicht produktionspolitische Umstellungen ge
fäluden will.
sprechen. daß Sie bei der letzten Besprechung die Auffassung vertreten haben, man könne beispielsweise die Butterstützung von 18 S auf 16 S herabsetzen, um den Betrag, der erforder
lich ist, zu vermindern, wobei jedoch gleichzeitig übersehen wurde, daß die der
zeitigen Abschöpfungsbeträge nach Italien noch immer 30 S betragen. Sie haben in Ihrer Berechnung zum Beispiel für die Emmentaler
Exportstützung einen Betrag von 4 S ange
nommen, obwohl gleichzeitig in der Informa
tion des Osterreichischen Molkerei- und Käsereiverbandes festgestellt wurde, daß der Emmentalerpreis etwas in Verfall begriffen ist, weil derzeit ein Druck auf die Welt
märkte ausgeübt wird, sodaß unsere Auf
fassung, daß der Stützungssatz mit 5 S anzu
setzen ist, vollständig gerechtfertigt erscheint.
Im übrigen darf ich doch noch folgendes bemerken: Wenn ein Bauer 1001 Milch ab
liefert, so beträgt der Differenzbetrag nur noch 3 S. Er hat aber zum Unterschied von ver
schiedenen anderen Produktionssparten und auch zum Unterschied von verschiedenen Län
dern in Europa drei günstige Voraussetzun
gen, die, wie ich glaube, man nicht außer Betracht ziehen soll, denn er hat
erstens die Garantie seines Absatzes, daß ihm jede Menge Milch, die er an seine Molkerei liefert, abgenommen wird,
Präsident: Herr Abgeordneter Dr. Leitner.
Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Lettner: Herr Minister! Ihre Antwort ist für mich nicht befriedigend, denn Sie haben jetzt wieder auf eine genaue Berechnung für Ende 1911 ver
wiesen. Sie haben Ende Juli und Anfang August auf die Berechnungen vom Juli ver-
wiesen, während sich vier Wochen später her- zweitens die Garantie eines einheitlkhen ausgestellt hat, daß diese Berechnungen Erzeugerpreises und
keineswegs richtig und stichhaltig waren. drittens überhaupt keine Sorgen, wie sein Ich frage Sie jetzt, Herr Minister _ da Milchüberschuß verwertet wird. (Abg. Dipl.
sich hinsichtlich der gesamten Milchmarkt- [ng. Dr. L e i t n e r: Dank der Marktordnung,
situation in Europa eine Änderung anbahnt Herr Minister/)
und hier also merkliche Zeichen des Produk
tionsrückganges auf der einen Seite und auf der anderen Seite eine Zunahme des Ver-
Präsident: Danke, Herr Bundesminister.
Bundesministerium für Handel. Gewerbe und brauches festzustellen ist -: Warum haben Sie Industrie
diese Situation nicht berücksichtigt und den
entsprechenden Krisengroschen zurückgenom- Präsident: 6. Anfrage: Anfrage des Herrn men, und zwar um den gesamten Betrag, um Abgeordneten Horejs (SPO) an den Herrn den er seinerzeit erhöht wurde? Bundesminister für Gewerbe, Handel und
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dipl.-Ing. Dr. WeihS: Herr Abgeordneter Dr. Leitnerl Ich billige jeder Interessenvertretung selbstverständlich zu.
daß sie die Probleme vielleicht etwas optimi
stisCher darstellt, als sie in Wirklichkeit sind.
Wie Sie vielleicht wissen, haben genau ange
stellte Berechnungen ergeben, daß für das Jahr 1911 mit einem vorläufigen Abgang von 118 Millionen Schilling hätte gerechnet werden müssen.
Ich darf weiter bemerken, daß bei Ihren Darstellungen Stützungssätze eingebaut wur
den, die den derzeitigen Maßnahmen ent-
Industrie.
286/M
Wann kann mit der Fertigstellung einer Novelle zum Berggesetz gerechnet werden!
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister für Handel. Gewerbe und Industrie Dr. Staribadler: Ich werde die Novelle so bald wie möglidt dem Hohen Haus vorlegen, und zwar nach den Grund
sätzen. die ich bereits der Bundesregierung mitgeteilt habe, nämlich
1. Ermöglichung einer stärkeren Einfluß
nahme von Land. Gemeinden sowie Inter-
Nationalrat xn. GP. -15. Sit::rung -28. Oktober 1970 679
Bundesminister Dr. Staribamer
essenvertretungen in bergbehördlichen Ver
fahren, insbesondere was den Umweltschutz betrifft;
2. Neufassung der im Berggesetz enthal
tenen Listen der einzeln.en Bergbaumineralien;
3. Neugestaltung des Schürfberechtigungs- wesens;
275/M
Bis wann werden die Vorarbeiten des Bundes
ministeriwns für Handel, Gewerbe und Industrie
an einer gesetzlichen Regelung zur Herab
setzung des gesundheitsschädigenden Bleige
haltes im Fahrbenzin abgeschlossen sein ? Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dr. Staribadler: Die Vor- 4. Änderung der Bestimmungen über die bereitungsarbeiten sind abgeschlossen.
Verleihung von Bergwerksberechtigungen;
Präsident: Herr Abgeordneter Melter.
5. Neuregelung der Haftung für Bergschäden
nach Stillegung eines Bergbaues und Auf- Abgeordneter Melter: Herr Bundesminister I lassung der Bergbauberechtigung; Zu welchem Ergebnis haben diese Vorarbeiten
geführt?
6. Anpassung verschiedener technischer und verwaltungsrechtlicher Vorschriften an den gegenwärtigen Stand der Entwicklung.
Präsident : Herr Abgeordneter Horejs.
Abgeordneter Horejs : Herr Ministerl Be
kanntlich hat die frühere Bundesregierung einer ausländischen Bergbaugesellschaft im Raum von Kitzbühel Schürfrechte erteilt. Die Bevölkerung in diesem Raum, die in ihrer wirtschaftlichen Existenz vorwiegend auf den Fremdenverkehr angewiesen ist, sieht sich da
durch in ihren wirtschaftlichen Interessen sehr bedroht. Herr Minister, sehen Sie durch die Novelle zum Berggesetz eine Möglichkeit, diese bereits erteilten Schürfrechte rückgängig zu machen?
Präsident : Herr Bundesminister.
Bundesminister Dr. Staribacher: Diese Mög
lichkeit sehe ich nicht, weil das Gesetz ja nicht rückwirkend in Kraft treten wird. Aber ich habe auf der einen Seite mit dem Sdmtz
verband Kitzbühel ansdlließend an die Demonstrationen in Oberndorf und anderer
seits mit der Mitterberger A.G., die solche Schürfrechte besitzt, und mit der Union Corporation, der diese Schürfrechte von der Mitterberger A.G. übertragen wurden, Bespre
chungen geführt und glaube sagen zu können, daß für den Fremdenverkehr in diesem Raum hier keine Gefahr besteht.
Ich möchte nur noch feststellen, daß die frühere Bundesregierung diesen Vertrag nur zur Kenntnis genommen hat, den der damalige Bundesminister für Verkehr und verstaatlichte Betriebe der Bundesregierung vorgelegt hat.
(RuJ bei der OVP: Kommt jetzt eine Neu
Jassung oder eine Novellierung? Sie s agen jede W oehe etwas anderes!)
Präsident: 7. Anfrage: Anfrage des Herrn Abgeordneten Melter (FPO) an den Herrn Bundesminister für Handel, Gewerbe und Industrie.
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dr. Staribacher: Die Vor
arbeiten haben zu dem Ergebnis geführt, daß ich wahrscheinlich, wenn das Hohe Haus mir die gesetzliche Ermächtigung dazu gibt, spä
testens bis Mitte nächsten Jahres den Blei
gehalt auf das schwedische Niveau senken werde. Ich habe mit den Olfirmen und der Technischen Hochschule diesbezügliche Ver
handlungen geführt und glaube, auf dieses Niveau werden wir spätestens Mitte nächsten Jahres gelangen.
Präsident: Herr Abgeordneter Melter.
Abgeordneter Melter: Herr Bundesministerl Womit wird es begründet, daß in Osterreich diese Maßnahmen, die doch der Gesundheit der Bevölkerung dienen sollen, erst so spät durchgeführt werden, nachdem in Nachbar
staaten diesbezüglich schon wesentlich früher Ergebnisse erzielt worden sind?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundeminister Dr. Staribamer: Soweit mir bekannt ist, wurden in den Nachbarstaaten auch erst diesbezügliche Vorarbeiten geleistet.
Der EWG-Entwurf, der bekanntlkherweise 0,4 Gramm Blei pro Liter vorsieht, ist erst in Verhandlung. In der Bundesrepublik Deutschland nimmt man in Aussicht, bis 1975 dieses Problem endgültig geregelt zu haben.
Bis zu diesem Zeitpunkt wird es nämlich Aus
nahmegenehmigungen geben. Das ist eine Forderung, die auch von den Olfirmen an mich gerichtet wurde, die ich aber abgelehnt habe, weil ich auf dem Standpunkt stehe, daß jedwede Ausnahme bedingt, daß es eigentlich sinnlos wäre, ein Gesetz zu machen, wenn gleichzeitig beschlossen wird, daß ent
sprechende Ausnahmen gemacht werden.
Ich glaube, daß die Vorarbeiten, die ich in meinem Ministerium erst vornehmen mußte, deshalb so spät in Angriff genommen wurden, weil es sich um eine sehr komplizierte tech
nisChe Materie handelt und weil die Techniker
680 Nationalrat XII. GP. - 15. Sit�ung-28. Oktober 1970 Bundesminister Dr. Staribadler
mit den Hygienikern und mit den Ärzten bis jetzt .auf keinen gemeinsamen Nenner ge
bracht werden konnten.
Präsident: 8. Anfrage: Anfrage des Herrn Abgeordneten Erich Hofstetter (SPO) an den Herrn Bundesminister für Handel, Gewerbe und Industrie.
287/M
In welohem Stadium befinden sich die Beratungen zur Reform der veralteten öster
reichischen Gewerbeordnung?
Präsident: Herr Bundesminister.
Herrn Bundesminister für Handel, Gewerbe und Industrie ..
321/M
Wie groß war die Auflage des von Ihrem Ressort herausgegebenen Tätigkeitsberichtes 1969/70 ?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dr. Staribach.er: Die Auf- lage betrug 200 Stück und war um 50 Stück geringer als im Vorjahr.
Präsident: Herr Abgeordneter Helbich, bitte.
Abgeordneter Ing. Helbich: Der Tätigkeits- Bundesminister Dr. Staribacher: Die Vor- berimt wird doch etwas gekostet haben. Herr arbeiten für die Novelle zur Gewerberechts- Dr. Kreisky hat erklärt, daß sämtliche Offent
reform respektive für ein neues Gewerberemt lichkeitsarbeit in den Ministerien entfällt.
sind im vorparlamentarischen Raum, wie ich es immer bezeichne, das heißt in der Rück
sprache mit den einzelnen Interessenvertre
tungen, sehr weit vorgesmritten, und es wird deshalb in meinem Ministerium von den zu
ständigen Abteilungen an einem neuen Ent
wurf gearbeitet.
Präsident: Herr Abgeordneter Hofstetter.
Abgeordneter Erich Hofstetter: Herr Bun
desminister! Nach welchen Grundsätzen soll eine Modernisierung des Gewerberechtes er
folgen?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dr. Starlbadler: Ich glaube, daß die Grundsätze heute ganz allgemein in Osterreim von allen Interessenvertretungen bereits anerkannt werden. Es wird ein fort
schrittlicheres Gewerberecht sein, welches ins
besondere dem tüchtigen Unternehmer alle Chancen gibt, die ihm derzeit teilweise ver
weigert sind.
Präsident: Herr Abgeordneter Hofstetter.
Abgeordneter Erich Hofstetter: Herr Bun
desministerl Diesen Ihren Ausführungen habe ich entnommen, daß es doch noch einige Zeit dauert, bi� dem Hohen Haus ein modemes Gewerberecht vorgelegt wird. Meine Frage geht dahin: Welche Möglichkeit sehen Sie auf Grund der Verordnungen, mehr Freizügig
keit beziehungsweise eine größere Gewerbe
freiheit zu genehmigen?
Präsident: Herr Bundesminister.
. Bundesminister Dr. Starlbacher: Ich kann nur auf Grund der derzeitigen gesetzlichen Lage vorgehen. In meinem Haus wird aber jeder einzelne Rekurs auf das genaueste über
prüft, und es wird ihm, soweit irgendwie eine Möglichkeit besteht, auch stattgegeben.
(Zwischenrufe bei der OVP.)
Präsident: 9. Anfrage: Anfrage des Herrp.
Abgeordneten Ing. Helbim (OV]l) an den
Sind Sie bereit, Herr Minister, in Zukunft die anfallenden Kosten, die es ja sicherlich gegeben hat, dem Ministerium für Wissen
schaft und Forschung zu überweisen?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dt. Staribacher: Ich bin dazu gerne bereit. Die. Kosten haben 4400 S be
tragen. Der Berimt hat ja den Zeitraum meines Amtsvorgängers umfaßt. Ich habe da�
her auch meinen Amtsvorgänger eingeladen, er selbst solle diesen Bericht nom der Presse vorlegen. (Heiterkeit bei der SPO.) Ich bin natürlich selbstverständlim bereit, auf einen solchen Tätigkeitsbericht ab sofort zu ver
zichten, und werde die 4400 S über den Herrn Finanzminister dem Wissenschaftsministerium überweisen lassen. (Beifall bei der SPO.)
Präsident: Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Ing. Helbich: Wir freuen uns, Herr Minister, daß Sie bereit sind, diesen Betrag zu überweisen. Ich glaube aber, die größte Freude wird die Frau Minister für Wissenschaft und Forschung haben. (Abg.
W e i k h a r t: Dem Helbich ist ein Stein auf den Kopf gefallen!)
Präsident: 10. Anfrage: Anfrage der Frau Abgeordneten Maria Metzker (SPO) an den Herrn Bundesminister für Handel, Gewerbe und Industrie.
288/M
Welche Motive haben Sie bewogen, im Kon
flikt um die Erteilung einer Konzession . an Steh-Kaffee-Ausschankbetriebe letztlich doch eine positive Entscheidung zu fällen?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dr. Staribacher: Uber die Frage der Konzession des Stehkaffees waren die Motive - wenn ich so sagen darf - erst sekundär. .Entscheidend war die gesetzliche Lage. Die gesetzliche. Lage. hat die. Ents91ei
dung notwendig und auch, wie ich glaub�,
Nationalrat XII. GP. -15. Sitzung -28. Oktober 1970 681
Bundesminister Dr. Staribadler
zweckmäßig gemacht. Es war insbesondere meine Absicht - das ist niCht nur in diesem Fall, sondern in allen Fällen -, unverzügliCh
Akte zu erledigen, das heißt, sie nicht weiter
zuschieben.
Präsident: Frau Abgeordnete Metzker.
- Abgeordnete Maria Metzker: Herr Bundes
ministerl Falls eine ähnliche Forderung von Betrieben anderer Art an Sie herangetragen wird, werden Sie da im Interesse der Konsu
menten beziehungsweise im Interesse des freien Wettbewerbes auch eine ähnliche Ent
scheidung treffen oder in Erwägung ziehen?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Dr. Staribacher: Ich habe diesbezügliche Verhandlungen bereits mit dem Kaffee- und Teeverband geführt, der solche Wünsche jetzt auch geltend gemacht hat. Man sagte mir, man hätte sie ja nur zurückgestellt, da man bis jetzt keine Chance gesehen hat,
mit solchen, dem Konsumenten dienenden An
trägen durChzukommen. Ich habe selbstver
ständlich erklärt, daß vor dem Gesetz alle
Unternehmungen gleich sind, und ich werde
daher selbstverständlich, wenn die Voraus
setzungen auch für diese Betriebe gegeben sind, genauso entscheiden.
Präsident: Danke, Herr Bundesminister.
Bundesministerium für Bauten und Technik Präsident: 11. Anfrage: Anfrage des Herrn Abgeordneten Regensburger (OVP) an den Herrn Bundesminister für Bauten und Technik.
332/M
Wie hoch waren die Herstellungskosten der von der Abteilung Baukoordinierung Ihres Ministeriums herausgegebenen Broschüre "Den Winter nützen - im Winter bauen"?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister für Bauten und Technik
Moser: Herr Abgeordneterl Die vorläufigen Herstellungskosten - die Endabrechnung
steht noch aus - betragen insgesamt 179.560 S.
Präsident: Herr Abgeordneter Regens
burger, bitte.
vortäuschen (Abg. B e n y a: V.ortäuschen?),
daß die Arbeit und die Leistung für die Bau
wirtschaft in dieser Richtung von Ihnen aus
gegangen sei?
Präsident: Herr Bundesminister.
Bundesminister Moser: Herr Abgeordneterl
Ich entnehme dem Fragespiegel einer kom
menden Fragestunde, daß Sie die Anfrage, von wem die Initiative für die Erarbeitung und Verfassung eines Merkblattes für den Winterbau ausgeht, an mich gerichtet haben.
AuCh in meinem Vorwort zu der aufliegen
den Broschüre habe ich darauf verwiesen, daß die Initiative vom Beirat für Bauwirtschaft, der in meinem Ministerium existiert, ausge
gangen ist und daß beide Sozialpartner, die
in diesem Beirat vertreten sind, übereinstim
mend den Wunsch gehabt haben - wie das auch aus den Protokollen dieser Beirats
sitzungen vom vergangenen Jahr hervor
geht -, ein solches Wintermerkblatt heraus
zugeben.
Es haben uns aber die Fachleute gesagt, daß ein Merkblatt nur dann einen Sinn hat
und die Kosten dafür nur dann vertreten
werden können, wenn es auch gelesen wird.
Es war die übereinstimmende Meinung, daß ein solches Merkblatt in einer Form aufge
macht sein soll, daß es quasi in die Augen
springt und auch zur Hand genommen wird.
Ich glaube nach der Fülle von Zuschriften, die ich nach der Versendung dieses Merk
blattes erhalten habe, daß dieser Zweck auch durch die Aufmachung des Merkblattes er
reicht worden ist.
Ich werde bei einer späteren Frage Ihnen noch das genaue Datum sagen, wann diese Initiative im Beirat für Bauwirtschaft zur Her
ausgabe eines solchen Merkblattes geboren wurde.
Präsident: Herr Abgeordneter Regensburger.
Abgeordneter Regensburger: Herr Bundes
minister! Ich konnte aus Ihrer BQantwortung feststellen, daß die Initiative vor Ihrer Amts�
tätigkeit gestartet wurde. Ich sagte bereits,
daß ich das Heft an und für sich als für die
Bauwirtschaft sehr wertvoll betrachte. (Abg.
W e i k h a r t: Warum sleIJen Sie dann die Anfrage?) Allerdings, Herr Bundesminister, ist in der Regierungserklärung statuiert worden, daß die neue Bundesregierung auf jede Offentlichkeitsarbeit, die aus Steuergeldern bezahlt wird, verzichten will. (Abg. L i b a 1:
Auf Propaganda!) Es hätte sicher billiger ge
macht werden können. Abgeordneter Regensburger: Herr Bundes
minister! Es' ist Ihnen sicher bekannt, daß
Ihr Amtsvorgänger Dr. Kotzina dieser Bro
schüre "Den Winter nützen - im Winter
bauen" schon vorzeitig insofern Rechnung ge
tragen hat, daß nicht nur Vorarbeiten ge
leistet wurden, sondern auch schon eine Ver
öffentlichung stattgefunden hat. Nur war diese Veröffentlichung hektographiert, also nicht auf
so aufwend�gem Papier gedruckt. Sind Sie vielleicht in der Lage, in der- Zu
Wollten Sie nun, Herr Bundesminister, kunft, wie es bereits Abgeordneter Helbich durch diese _ Veröffentlichung die Initiative anregte, mindestens die Hälfte dieses Betrages