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in der Praxis September 2012 Heft 32

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Ganztägig und integrativ ...

Integration

in der Praxis September 2012 Heft 32

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Gemeinsamer Unterricht

behinderter und nichtbehinderter Kinder und Jugendlicher

Impressum

Medieninhaber und Herausgeber:

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Ref. I/5c, MRin Mag.a Christine Seifner

Arbeits-/Redaktionsgruppe:

Mag. Peter Debenjak, HOLin Regina Gössinger, BSIin Mag.a Ingrid Handle, Mag.a Dr.in Andrea Holzinger, SOLin Eva Kainz, HOLin Brigitte Mörwald, SD in Christa Nothdurfter, SOLin Anneliese Pitzer

Koordination:

Mag. Peter Debenjak Layout:

SOL Wolfgang Sieberer Erscheinungstermin:

September 2012

Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Autor/innen verantwortlich.

Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen sich nicht mit der Meinung des Herausgebers decken.

Die Hefte dieser Publikationsreihe stehen als Download auf www.cisonline.at zur Verfügung.

Die von 1993 bis 2008 in dieser Reihe erschienen Hefte können nach Verfügbarkeit und gegen Bezahlung einer Manipulationsgebühr und der Portokosten als Printversion bestellt werden:

Broschürenversand Amedia, Sturzgasse 1 a, 1141 Wien, Tel. 01/982 13 22 - 360

Fax: 01/982 13 22 – 311 E-Mail: [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

Ganztägig und integrativ … ... 5

Schulische Nachmittagsbetreuung für Kinder

mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Salzburg ... 9

Gelebtes Miteinander in der Nachmittagsbetreuung der VS und ASO Zwettl

„… und es funktioniert doch!“ ... 12

Das schulische Tagesbetreuungsmodell an der Neuen Mittelschule (NMS) Oberwart .... 18

Integrative Angebote am Nachmittag an der Lernwerkstatt Donaustadt ... 22

Nachmittagsbetreuung im Integrativen Schulzentrum Traun (ISZ) ... 27

Interessens- und Begabungsförderung – ganztägig und inklusiv ... 31

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5 Margit Hold

Ganztägig und integrativ …

Dass Integration gerade in einer Ganztagsklasse wunderbar gelingen kann, durfte ich in meiner Tätigkeit als Volksschullehrerin selbst erfahren. Voraussetzung dafür sind bestimmt räumliche und zeitliche Ressourcen, das Wissen um Inklusion und Integration, aber vor allem die Offenheit und Teamfähigkeit aller am Klassengeschehen Beteiligten:

Schüler/innen, Lehrer/innen, sonstige „Betreuer/innen“, aber auch Eltern sowie die Schulleitung.

In meiner Integrationsklasse, die im Juli 2011 unser Haus verließ, lernten 15 Kinder mit- und voneinander. Wir zählten 11 verschiedene Erstsprachen, jedes Jahr kamen Kinder dazu, die keinerlei Deutschkenntnisse besaßen. Ein Kind hatte einen sonder- pädagogischen Förderbedarf.

Begleitet wurden sie von einem multiprofessionellen Team, das sich als gesamtes für ALLE Kinder verantwortlich fühlte. Es bestand aus der Sonderschullehrerin, einem Teamlehrer, der an drei Nachmittagen unterrichtete, sowie den Hauptteil der Freizeit übernahm, einem Lehrer für interkulturelles Lernen, drei Religionslehrer/innen, zwei Werklehrer/innen, einem Sozialarbeiter, einer Beratungslehrerin und mir als Klassenlehrerin.

Die Ganztagsklasse in verschränkter Form

In einer Ganztagsklasse in verschränkter Form wechseln Phasen des Lernens, des Spielens und des Erholens mehrmals täglich. So hat an der VS Graz – Bertha von Suttner eine „verschränkte Klasse“ an vier Tagen der Woche auch eine Freizeitstunde am Vormittag. Weiters essen die Kinder vormittags, mittags und nachmittags gemeinsam in der Schule und haben auch am Nachmittag Lerneinheiten, die bis 14:20 Uhr bzw. 15:30 Uhr dauern. Ab diesem Zeitpunkt haben die Kinder betreute Freizeit. Abhängig von der Anmeldung können die Kinder um diese Zeit auch nach Hause gehen. Die Freizeitstunde am Vormittag betreffend, ist mir wichtig zu erwähnen, dass ich mich als Klassenlehrerin nicht an starre Zeiteinteilungen halte, sondern die beiden Freizeitstunden, die ich selber halte, durchaus variabel anbiete und gegebenenfalls auf mehrere Tage aufteile – je nachdem, wie es den Kindern geht, wie das Wetter ist oder wie das Arbeiten vorangeht.

Eine gemeinsame Erholungspause lässt sich oft schwer festsetzen – außer der großen Pause und der fixen Mittagspause.

Jeder Tag ist pädagogisch strukturiert und orientiert sich an den Erfordernissen des Lehrplans und den Bedürfnissen der Kinder.

Beispiel eines Unterrichtstages

 07:45 – 09:25 Uhr Lernblock 1

 09:25 – 10:35 Uhr große Pause mit anschließender Freizeiteinheit

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 10:40 – 12:25 Uhr Lernblock 2

 12:30 – 13:40 Uhr Mittagspause

 13:40 – 15:20 Uhr Lernblock 3

 15:20 – 18:00 Uhr gelenkte Freizeit (freiwillig)

Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für gelungene Integration in der Ganztagsschule (GTS)

Offenheit

Offen sein für neue Erfahrungen, für andere Kulturen, fremde Länder, Menschen mit besonderen Bedürfnissen und neue Gefühle.

Teamarbeit

Es ist enorm wichtig, dass sich das Team als gesamtes für alle Schüler/innen verantwortlich fühlt. In den wöchentlichen Teamsitzungen werden die Inhalte besprochen, geplant und niedergeschrieben. Dafür muss jedes Teammitglied eine hohe Bereitschaft an Teamfähigkeit, Offenheit, Kommunikationsfähigkeit, Flexibilität und Verantwortung mit- bringen.

Methoden in der Integrationsklasse

In einer Integrationsklasse ist die Berücksichtigung individueller Lern- und Begabungs- dispositionen der Schüler/innen von immenser Bedeutung. Zwei, oft drei, Lehrpläne bilden die Basis des Unterrichtens – im Extremfall gelten für ein einzelnes Kind mehrere Lehrpläne. Um jedem Kind seinem individuellen Leistungsstand und Entwicklungsniveau gerecht zu werden, sind offene Lernmethoden gefragt, bei denen Schüler/innen individuell gefördert werden.

In einer Ganztagsklasse sind diese optimal umzusetzen, da sich die Lernphasen auf mehrere Einheiten über den Tag verteilen. Durch die Erholungsphasen zwischen den Lerneinheiten ermüden die Schüler/innen weniger rasch und haben andererseits die Möglichkeit, auch in Spielphasen zu arbeiten, wenn sie im Lernfluss sind. Offenes Lernen, Projektunterricht und freie Arbeitsphasen stehen hier stellvertretend für andere Lehr- und Lernformen.

Ich arbeite zu einem Großteil mit Arbeitsplänen nach dem Daltonplanprinzip. Für die Integrationsschülerin galten dieselben Regeln wie für ihre Mitschüler/innen. Wir gestalteten ihren Plan ihren Lernvoraussetzungen entsprechend.

Schule als Erfahrungs- und Lebensraum

„Ist die Schule ein Lebensraum, muss sich der ganze Mensch in ihr entfalten können. In der neuen Schule wird darum versucht, so viel Belehrung wie möglich durch Erfahrung zu ersetzen oder durch Erfahrung zu ergänzen.“ (Hentig, 1993, S. 216)

Schule darf nicht nur Nachmittagsbetreuung sein, in der Hausübungen erledigt werden, sondern sollte vielmehr Lebensraum sein. Am Beispiel meiner Klasse zeigte sich das gemeinsame Erfahren und Erleben besonders deutlich darin, dass Schule und Klasse nicht nur Ort des Lernens und Spielens waren, sondern auch echter Lebensraum.

Beispielsweise putzten wir regelmäßig die Klasse und ordneten sie. Unsere Topfpflanzen – von denen es gleich viele gab wie Kinder – wurden gemeinsam umgetopft, gegossen,

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die Blätter geputzt oder welke abgezupft oder bei Bedarf entsorgt. Alle Schüler/innen hatten denselben Verantwortungsbereich – die Integrationsschülerin und jene ohne Beeinträchtigungen.

Erweiterter Lernbegriff

In einer Ganztagsschule erweitert sich der Begriff des Lernens in vielerlei Hinsicht:

Soziales Lernen, eine erhöhte Teamfähigkeit sowie der erhöhte Anspruch an vernetztem Denken werden gefördert, ohne dafür einen eigenen Zeitraum schaffen zu müssen.

Bucher (2004, S. 35) zeigt auch den zeitlichen Aspekt des erweiterten Lernens auf: Durch die Unterbrechung der intensiven Lernphasen, durch Erholungsphasen entfällt der Zeitdruck. Es ist auch nicht nötig, jede Unterrichtseinheit 50 Minuten dauern zu lassen und lediglich Fünfminutenpausen zur Rekreation einzubauen. Nicht nur beeinträchtigten und behinderten Schüler/innen kommt die flexible Zeiteinteilung sehr entgegen, da sie oftmals länger für ihre Übungen brauchen und sie keinen Stress empfinden.

In einer Ganztagsklasse in verschränkter Form werden anstatt der Einzelstunden sogenannte Lernblöcke angeboten, denen Erholungsphasen folgen. Innerhalb dieser Lernphasen haben die Schüler/innen während des offenen Unterrichts auch die Möglichkeit, Ruhe und Erholung zu finden. Umgekehrt nutzen auch Kinder Spielphasen, um ihre Übungen zu erledigen.

Hausübungen gibt es in den „verschränkten Ganztagsklassen“ keine. Vor allem Eltern, die wenig Zeit für das Kind haben, oder auch solche, für die die Unterrichtssprache eine Fremdsprache ist und die den Kindern nicht oder nur schwer helfen können, ist diese Schulform optimal.

Wenn die Kinder die Schule verlassen, haben sie intensiv gelernt, geübt, gesund gegessen und sich ausreichend bewegt.

Mehr Gleichheit bei Bildungschancen

Elternhäuser sind unterschiedlich bildungswillig und –fähig. Familien mit Migrationshintergrund oder bildungsfernen Familien ist es oft nicht möglich, ihre Kinder bei Hausübungen und beim Lernen zu unterstützen. In der Ganztagsschule werden bei entsprechenden Ressourcen alle Kinder kompetent gefördert.

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Auch für Integrationskinder sind die Bildungschancen größer, da sie meiner Erfahrung nach oftmals nicht die entsprechende Förderung vom Elternhaus und ihrem engeren sozialen Umfeld erhalten.

Die Vorteile einer Ganztagsklasse in verschränkter Form:

 Rhythmisierung von Unterricht und Freizeit (Anspannung – Erholung)

 Individuelle Anpassung der Lernzeiten an den Leistungsrhythmus der Kinder

 GTS ist Zeit – Zeit für „mehr“

 Gezielte Förderung durch dieselbe Lehrperson, die auch den Gesamtunterricht hält

 Umfangreiches Angebot an zusätzlichen Aktivitäten – Fähigkeiten entdecken und entfalten

 GTS begünstigt Lehr- und Lernkultur, die auf die Interessen und Voraussetzungen der Kinder eingeht

 Keine Hausübungen, kein zusätzliches Lernen zu Hause

 Förderung der Selbstständigkeit, der Kreativität, der sozialen Kompetenzen usw.

 Das gemeinsame Essen – auch die Lehrer/innen essen mit – sorgt für ein verstärktes Gemeinschaftsgefühl

 Entlastung des Bewegungsapparates

 Und vieles mehr

Für mich bedeutet eine Klasse mit verschränkter Form der Ganztagsschule eine Qualitätssteigerung des Unterrichts, die für Schüler/innen, Eltern und Lehrer/innen gleichermaßen wirksam ist und gerne angenommen wird. Dass sie einen optimalen Ort für gelebte Integration darstellt, beweisen die vielen positiven Beispiele.

Dennoch sind ganztägige Schulformen kein Ersatz für die Erziehungsaufgabe der Eltern und die Geborgenheit in der Familie.

Literatur:

Bucher, Anton A., Schnider, Andreas: Eine Schule des Miteinander. Gesamt- und Tagesschule zwischen Ideologie und Wirklichkeit. 2004. Wien: öbv&hpt.

Hentig, Hartmut von: Die Schule neu denken. Eine Übung praktischer Vernunft. 1993.

München/ Wien: Hanser.

Härtel et al.: LehrerInnenbildung NEU. Die Zukunft der pädagogischen Berufe. Wien, 18. Dezember 2009. Gesamtbericht März 2010. http://www.bmukk.gv.at.

Autorin Margit Hold

VS-Lehrerin an der VS Graz – Bertha von Suttner, Mentorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark

Daltonplanpädagogin, Montessoripädagogin, Integrationslehrerin, Lehrerin für Interkulturelles Lernen, Beratungslehrerin für lese-rechtschreibschwache Kinder

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9 Wolfgang Neubacher

Schulische Nachmittagsbetreuung für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Salzburg

Die Zahl der Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die keine Sonderschule besuchen, sondern in einer Volks-, Haupt- oder Polytechnischen Schule unterrichtet werden, ist in den letzten Jahren in Salzburg stetig gestiegen. Wurden im Schuljahr 2004/05 noch 1915 Kinder mit Förderbedarf an Volksschulen, Hauptschulen oder Polytechnischen Schulen unterrichtet, so sind es im Schuljahr 2010/11 bereits 2168 Schüler/innen. Angemerkt sei, dass die Gesamtschüler/innenzahl im gleichen Zeitraum von 46.839 auf 40.910 Schüler/innen sank.

Mit dieser steigenden Zahl an Schüler/innen im Integrationsbereich stieg auch der Bedarf an einer ganztägigen Betreuung dieser Schüler/innen. Zusätzlicher Bedarf wurde mit der Einführung eines rechtlichen Anspruches auf eine ganztägige Betreuung geschaffen.

Im Schuljahr 1994/95 wurde die schulische Tagesbetreuung vom Schulversuch ins Regelschulwesen übergeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt führten die Nachmittagsbetreuung/Freizeitbetreuung Lehrer/innen der verschiedenen Standorte durch. Für die Tätigkeit im Schulversuch gab es unterschiedliche Aufwertungen für die gehaltenen Unterrichtsstunden. Mit der Überführung ins Regelschulwesen fielen diese Aufwertungen weg. Mit dem Schulrechtspakt 2005 wurde ein Rechtsanspruch auf eine ganztägige schulische Betreuung festgelegt, wenn eine entsprechende Anzahl von Anmeldungen (15 Schüler/innen an drei Tagen) gegeben ist.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die schulische Nachmittagsbetreuung in Salzburg sind im Salzburger Schulorganisationsausführungsgesetz geregelt. Dabei orientiert sich Salzburg klar an den bundesgesetzlichen Vorgaben und schöpft einen möglichen Freiraum nur zum Teil aus. So weist Salzburg, mit Ausnahme des Sonderschulbereichs, österreichweit die schlechtesten Rahmenbedingungen für Pflichtschulen auf:

Mit einer Eröffnungszahl für Volks-, Haupt- und Polytechnischen Schulen von 15 angemeldeten Schüler/innen an drei Tagen liegt Salzburg noch im Mittelfeld aller Bundesländer (in einigen Bundesländern ist bereits eine Gruppenführung mit 10 Schüler/innen möglich; die Eröffnung einer Gruppe in Salzburg unter 15 ist nur mit Genehmigung der Landesregierung möglich, die vom Bund zur Verfügung gestellten Lehrer/innenstunden dürfen dabei jedoch nicht überschritten werden). Eine Gruppenteilung ist laut Salzburger Schulorganisationsausführungsgesetz jedoch erst ab 30 angemeldeten Schüler/innen vorgesehen. Damit ist Salzburg österreichweit negativer Spitzenreiter, alle anderen Bundesländer haben die Teilungszahl zumindest an die Klassenschüler/innenhöchstzahl angeglichen.

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Ganz anders stellt sich die Situation im Sonderschulbereich dar. Hier beträgt die Mindestzahl für die Eröffnung einer Betreuungsgruppe 1/3, die Teilungszahl 2/3 der Klassenschüler/innenhöchstzahl der betreffenden Schulart. Eine vorbildliche Regelung.

Für Integrationsgruppen gibt es keine speziellen gesetzlichen Regelungen. Lediglich bei der Eröffnungszahl kann bei ganztägigen Betreuungsgruppen an Volksschulen, Hauptschulen und Polytechnischen Schulen die Zahl 15 unterschritten werden, insbesondere im Hinblick auf die Bedürfnisse von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Allerdings ist eine Unterschreitung nur mit Genehmigung der Landesregierung möglich und die vom Bund zur Verfügung gestellten Lehrer/innenstunden dürfen nicht überschritten werden.

Während für den Unterricht in Integrationsklassen zumindest zeitweise eine Sonderschullehrerin/einen Sonderschullehrer bzw. eine Zweitlehrerin/ ein Zweitlehrer vorgesehen ist, so gibt es für den Betreuungsteil keine entsprechenden Vorkehrungen.

Weder im Freizeitteil noch in den Lernzeiten gibt es Unterstützungsmechanismen (Reduzierung der Gruppengröße, zusätzliche Erzieher/innen/Lehrer/innen, …). Selbst für die gegenstandsbezogenen Lernzeiten können von den Schulen keine Ressourcen von den Integrationsstunden im Unterricht umgeschichtet werden, da die zur Verfügung stehenden Kontingente nicht einmal für den unterrichtlichen Teil ausreichend vorhanden sind. Dies stellt sowohl Schüler/innen als auch Betreuer/innen und Lehrer/innen vor schwierige Situationen. Notwendig aus meiner Sicht ist daher eine grundsätzliche Senkung der Teilungszahl auf zumindest 25 Schüler/innen und eine entsprechende Berücksichtigung der Zusammensetzung der einzelnen Betreuungsgruppen in Hinblick auf die speziellen Bedürfnisse der Schüler/innen. So kann die Teilungszahl eine andere sein, wenn sich in der Betreuungsgruppe Schüler/innen mit unterschiedlichen Lehrplänen, Verhaltensauffälligkeiten oder körperlichen Beeinträchtigungen befinden. Eine sinnvolle Freizeit- und Lernbetreuung im Sinne der Schüler/innen ist unter den derzeitigen Voraussetzungen nur bedingt möglich.

Auch im Bereich der baulichen und räumlichen Voraussetzungen gibt es in Salzburg Handlungsbedarf. Während im Salzburger Kinderbetreuungsgesetz für die Betreuung von Schüler/innen in Horten verbindliche Regelungen existieren, gibt es für die schulische Nachmittagsbetreuung keinerlei Kriterien. Die Salzburger Ausführungsgesetze sehen lediglich „räumliche Voraussetzungen“ vor.

In der Stadt Salzburg wurde mit der Überleitung des Schulversuches ins Regelschulwesen 1994 der Verein „Freizeitbetreuung an ganztägigen Schulen“ gegründet.

Der Verein stellt seither das Erzieher/innenpersonal für die schulische Nachmittagsbetreuung zur Verfügung, verwaltet die Räumlichkeiten und führt die Organisation sowie Administration der Betreuung durch. Die Einhebung von Betreuungsbeiträgen sowie deren soziale Staffelung obliegt jedoch weiterhin der Stadt Salzburg. Der Verein betreute 1994 an insgesamt drei Hauptschulstandorten 72 Schüler/innen. Seit September 2011 hat der Verein mit insgesamt sechs Schulerhaltern Vereinbarungen zur schulischen Nachmittagsbetreuung getroffen und betreut in der Zwischenzeit rund 1800 Kinder an 36 Standorten, darunter 248 Kinder an acht Sonderschulen. Weitere 64 Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf besuchen die Nachmittagsbetreuung an Volksschulen bzw. Hauptschulen in Integrationsgruppen. Dabei reichen die Beeinträchtigungen der Kinder von

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Lehrplanumstufungen über Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu körperlichen Behinderungen. Für die Betreuung dieser Schüler/innen werden von der Stadt Salzburg zusätzliche Erzieher/innen finanziert und im Freizeitbereich eingesetzt. Für den Bereich der Lernstunden gibt es keine zusätzlichen Ressourcen von Seiten des Landes.

Insgesamt werden die Schüler/innen in der schulischen Nachmittagsbetreuung von 112 Erzieher/innen des Vereins betreut.

Beschluss der Studienkommission der Pädagogischen Hochschule Burgenland vom 19.01.2009 (Beschluss 19/2009)

Autor

Wolfgang Neubacher, HD Dipl.Päd.

Lehramt für Hauptschulen (Mathematik, Physik-Chemie, Informatik) Lehrtätigkeit: Priv. MHS Goldenstein, Technische Hauptschule Maxglan I,

zusätzliche Unterrichtstätigkeit im SV Hauptschulförderklasse der ASO I Leitertätigkeit seit 2003: Technische Hauptschule Maxglan I

und seit 2003: Obmann Verein „Freizeitbetreuung an ganztägigen Schulen“

seit 2009: Vizepräsident des Landesschulrats für Salzburg

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12 Karoline Penz

Gelebtes Miteinander in der Nachmittagsbetreuung der VS und ASO Zwettl

„… und es funktioniert doch!“

Die Kooperation zwischen Volksschule Zwettl und Sonderpädagogischem Zentrum Zwettl im Rahmen der Gestaltung der Nachmittagsbetreuung ermöglicht allen Schüler/innen der Volksschule und der Allgemeinen Sonderschule das Betreuungsangebot am Nachmittag in Anspruch zu nehmen und zu nutzen.

Unser Tagesablauf

Freispielphase 11:30 Uhr – 12:25 Uhr

Die Schüler/innen kommen je nach Unterrichtsende zum Betreuungsraum, wo sie die Kindergartenpädagoginnen Monika Bayer oder Christina Mayer erwarten. Einige werden, wenn erforderlich, aus der Klasse abgeholt. Die Freizeit bis zum Mittagessen und Eintreffen aller teilnehmenden Schüler/innen kann „chillend“ auf der Couch oder im Spielbereich verbracht werden, aber auch kreative Tätigkeiten, die den individuellen Bedürfnissen entsprechen, sind möglich.

Mittagessen 12:25 Uhr – 13:20 Uhr

Das gemeinsame Mittagessen findet in der Schulküche des Sonderpädagogischen Zentrums statt. Ab der Mittagszeit unterstützt die Behindertenbetreuerin (Stützkraft) Roswitha Pfeffer das Betreuungsteam, indem sie die Kinder der Förderklassen und der

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Schwerstbehindertenklasse der Allgemeinen Sonderschule von den Unterrichtsräumen zur Nachmittagsbetreuung begleitet.

Entsprechend der Vorbestellungen der Kinder, die aus drei Menüvarianten wählen können, liefert das Gasthaus Widhalm die bestellten Menüs an. Trotz monatlicher Vorbestellung können Änderungen, z. B. durch Krankheit, jeweils in der Früh bis spätestens 8:00 Uhr in der Direktion der Volksschule bekannt gegeben werden. Ein toller Kundenservice, da nur bezahlt werden muss, was auch konsumiert wird.

Wie in einer großen Familie helfen die Kinder und die beiden Betreuerinnen beim Decken der Tische, beim Servieren des Essens und beim Einräumen des Geschirrspülers zusammen. Für Benni wird das Mittagsmenü in einem Mixer püriert und über eine Magensonde verabreicht. Mittlerweile eine Selbstverständlichkeit für alle.

Freispiel ca. 13:20 – 14:00 Uhr

Je nach Wetterlage findet die Freispielzeit vor der Lernstunde drinnen, draußen vor der Schule oder am nahen Spielplatz statt.

Jeden Nachmittag ist die Gruppe unter- schiedlich zusammengesetzt, weil nicht jeder täglich mit dabei ist, so entstehen täglich neue Spiel- und Interessens- gemeinschaften.

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14 Lernstunde 14:00 – 15:00 Uhr

Der Spiel- und Freizeitbereich ist vom Arbeitsbereich der Lernstunde räumlich getrennt.

Die gemeinsame Lernzeit findet in der Warteklasse der VS Zwettl statt.

Eine Lehrerin der VS Zwettl betreut diese Lerneinheit und wird von der Stützkraft begleitet und entlastet.

Die räumliche Trennung ist für die Kinder eine Erleichterung und Unterstützung, da durch den räumlichen Wechsel deutlich klar wird, dass der Ordnungsrahmen wechselt. Für Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten unterstützt die Atmosphäre des Klassenraums ihre Arbeitshaltung.

Freispiel 15:00 – 16:30 Uhr

Je nach Abholzeit der einzelnen Kinder können sie nach der Erledigung der Hausübung an den gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen oder mit anderen Kindern der Gruppe spielen.

Die Kindergruppe formiert sich an den einzelnen Wochentagen immer wieder neu, da nur wenige Kinder an allen fünf Wochentagen die Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen.

Für die Volksschulkinder besteht außerdem die Möglichkeit aus dem freiwilligen Nachmittagsprogramm (Sprachheilunterricht, Interessens- und Begabtenförderung, Bewegung – Sport – Spiel, Kinderkochen) zu wählen, welches sich in den zeitlichen Rahmen der Nachmittagsbetreuung gut einfügt.

Blitzlichter aus dem Alltag der Nachmittagsgruppe

„Die Kinder in der Nachmittagsgruppe ak- zeptieren Benni so wie er ist. Er ist in dieser Umgebung zu einem Meister der non- verbalen Kommunikation geworden. Er hat gelernt, seine Bedürfnisse und Befindlich- keiten in der Gruppe zum Ausdruck zu bringen. Er geht wirklich gerne zur Schule und ist in den letzten Jahren zunehmend selbstständiger geworden. Zu Mittag be- kommt Benni dasselbe Menü wie die anderen Kinder, nur eben in pürierter Form über seine Magensonde. Mein Mann und ich wollten immer, dass Benni soviel wie nur irgendwie mögliche Normalität leben kann, das ist in diesem Rahmen möglich ge- worden.“

(Mutter eines Schülers der Schwerstbehinder- tenklasse)

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„Gute Aufklärung und Einführung aller Kinder in die besondere Bedürfnislage unserer Integrationskinder ist von Anfang an sehr wichtig. Jeder soll lernen, mit den unterschiedlichen Bedürfnissen der anderen umzugehen. Meine Kolleginnen und ich arbeiten Hand in Hand. Jede fühlt sich für alle Kinder zuständig und verantwortlich.

Nur so gelingt es uns alles unter einen Hut zu bringen, um allen Anforderungen des Alltags gerecht zu werden.“

(Behindertenbetreuerin und Stützkraft)

„Meine Kollegin kennt die meisten Integrationskinder aus der Schule und hat zu ihnen eine besondere Beziehung aufgebaut. Ich arbeite gerne mit allen Kindern der Gruppe und habe kein Problem auch pflegerische Arbeiten zu übernehmen.

Ich mag die Vielfalt in der Gruppe. Jeder lernt von jedem, wir helfen einander und müssen auch in der Gruppe aufeinander Rücksicht nehmen. Jedes Kind hat seinen Platz in der Gruppe.“

(Kindergartenpädagogin und Nachmittags- betreuerin)

„Ich finde es gut, dass es für meine Tochter selbstverständlich geworden ist, dass jedes Kind andere Bedürfnisse hat, andere Fähigkeiten besitzt und individuelle Interessen hat. In dieser besonderen Gemeinschaft können die Kinder lernen, andere in ihren Eigenheiten zu akzeptieren und mit ganz unterschiedlichen Kindern Freundschaften zu schließen.“

(Mutter einer Volksschülerin)

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„Es ist schön, die Schüler/innen der Volks- schule und der Sonderschule gemeinsam am Nachmittag spielen und lernen zu sehen. Sie besuchen ganz unterschiedliche Klassen und haben sich doch in der Nachmittagsbetreuung zu einer harmo- nischen Gruppe zusammengefunden. Für manche unserer Schüler/innen bietet die Nachmittagsbetreuung den einzigen Rah- men, wo sie vielfältige soziale Kontakte knüpfen können und so akzeptiert werden, wie sie sind. Jeder bekommt Anerkennung für seine individuellen Fortschritte.“

(Klassenlehrerin der ASO)

Für die Integrationskinder endet die Betreuungszeit um 15:30 Uhr. Die Nachmittagsbetreuung für alle anderen endet spätestens um 16:30 Uhr. Diese letzte Betreuungsstunde ist mit einer Kindergartenpädagogin besetzt.

Besondere Rahmenbedingungen, die aus unserer Sicht zum Erfolg führen:

 Die kontinuierliche Begleitung und Betreuung der Kinder mit SPF durch die Behindertenbetreuerin (Stützkraft) der ASO/SPZ Zwettl.

 Das Team der Nachmittagsbetreuung arbeitet kollegial, gleichberechtigt und respektvoll zusammen. Jede ist für jedes Kind Ansprechpartnerin und fühlt sich zuständig.

 Die Eltern haben die Gewissheit, dass Schule und Nachmittagsbetreuung eng kooperieren und pädagogisch-erzieherische Maßnahmen durchgängig stimmig sind.

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17 Wir machen alles gemeinsam!

Autorin

Karoline Penz, SLin

ASO/SPZ Zwettl, als Beratungslehrerin im Bezirk Zwettl tätig

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18 Stefan Halvachs

Das schulische Tagesbetreuungsmodell an der Neuen Mittelschule (NMS) Oberwart

An der NMS Oberwart wird seit dem Jahr 2004 schulische Tagesbetreuung angeboten.

Sie wurde im Schuljahr 2010/11 vom bm:ukk als „Kompetenzzentrum für schulische Tagesbetreuung“ ausgezeichnet.

Da an diesem Standort in jeder Schulstufe eine Integrationsklasse geführt wird, nehmen auch Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf dieses Angebot in Anspruch.

Bereits in den ersten Schulwochen wird bei jedem Kind ein sogenannter Lerntypentest durchgeführt, um individuelle Stärken und Bedürfnisse zu erheben. Somit ist gewähr- leistet, dass jedes Kind individuelle Förderung erhält.

Neben den verpflichtenden Unterrichtseinheiten wählen die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern aus einem Pool von Aktivitäten für einen schönen und spannenden Nachmittag.

Somit besteht für die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten die Möglichkeit ihre Vorstellungen und Wünsche für eine lustbetonte Betreuung einzubringen. Erschwert wird meiner Ansicht nach die Nachmittagsbetreuung dann, wenn Kinder bzw. deren Eltern diese nicht als Chance, sondern vielmehr als zusätzliche Belastung sehen.

Natürlich werden auch Wünsche der Lehrer/innen berücksichtigt. So ist es beispielsweise für jede Lehrerin und jeden Lehrer wichtig, mit kleinen Gruppen zu arbeiten, um dem Anspruch einer individuellen Förderung Rechnung tragen zu können. Für den Leiter der Schule ergeben sich somit Forderungen von beiden Gruppen – eine Herausforderung!

Sowohl für die infrastrukturellen Einrichtungen als auch für die Vielfalt der Freizeit- angebote ist es für den Schulleiter entscheidend, gute Kontakte zur Stadtgemeinde, als Schulerhalter, und zu örtlichen Vereinen zu pflegen.

An der NMS Oberwart schließt der nachmittägliche Betreuungsteil an den Vormittags- unterricht an, weil sich die Eltern für diese Form ausgesprochen haben. Der Nachmittags- unterricht stellt mit seinen Möglichkeiten einen wesentlichen Bestandteil der individuellen Förderkultur dar. Die höhere Flexibilität ermöglicht ein besseres Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler/innen und Eltern:

a. durch einen freiwilligen Mittagstisch („Essen“) b. durch gezielte Freizeit

c. durch Ergänzung eines gezielten Studiums ad a)

Die Schüler/innen gehen in Jahrgangsgruppen mit der Lehrerin/dem Lehrer nach dem Vormittagsunterricht in das benachbarte Internat, das von der Stadtgemeinde geführt wird, zum Mittagstisch, wo sie ein preisgünstiges Menü erhalten. Die Menüpläne werden im Schaukasten der Schule bereits in der Woche davor ausgehängt.

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19 ad b)

Nach dem Mittagessen können sich die Schüler/innen im großzügigen Freizeitbereich (mit Billardtischen, Fußball- und Tischtennistischen, Playstation, Brettspielen) bzw. im Turnsaal oder auf der Turnwiese bewegen.

ad c)

Das Studium dient der Festigung und Förderung des, in den einzelnen Pflichtgegenständen vermittelten, Lehrstoffs und umfasst auch schriftliche Arbeiten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Aufgaben möglichst richtig, vollständig und

eigenständig erledigt werden. Neue Lehrstoffe dürfen in dieser Zeit nicht erarbeitet werden.

Die Lehrer/innen an der Schule unterrichten sowohl am Vormittag sowohl als auch am Nachmittag, wodurch sich kaum Kommunikationsprobleme ergeben. Durch ein Aufgaben- heft erfahren Lehrer/innen anderer Fächer den genauen Umfang der zu erbringenden Hausübungen. Diese werden am Nachmittag in das Freizeitbuch eingetragen und geben so Auskunft über die Arbeit der Schüler/innen.

Das Fernbleiben vom Betreuungsteil ist nur bei gerechtfertigter Verhinderung zulässig.

Während des Unterrichtsjahres ist eine Abmeldung vom Betreuungsteil nur zum Ende des ersten Semesters möglich.

Unverbindliche und Verbindliche Übungen, die den Charakter von Freizeitkursen haben, ergänzen Unterricht und Lernzeit. Im Betreuungsbereich können Lehrer/innen der Schule und Betreuer/innen bzw. vertrauenswürdige Vertreter/innen von Vereinen tätig sein.

Ziele, die angestrebt werden:

a. Lernmotivation und Lernunterstützung

b. Soziales Lernen als integrierter Bestandteil des Unterrichts c. Anregung zu sinnvoller Freizeitgestaltung

d. Intensivierung der Kontakte zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen e. Individuelle Förderung

f. Entsprechende Berücksichtigung der Bedürfnisse nach Bewegung, Rückzug und Erholung der Kinder

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Durch die intensive Betreuung und den vermehrten Kontakt zu allen Schüler/innen wird eine verständnisvollere Lehrer/innen-Schüler/innen-Beziehung möglich, die vor allem während der Phase der Freizeit und des Spiels vertieft wird. Sowohl die Schüler/innen, als auch die Lehrer/innen erleben in diesen Situationen neue Sichtweisen, die durch das Gespräch und den Zeitfaktor (der am Vormittag stark eingeschränkt ist) möglich werden.

Kontakte und Beziehungen zwischen den Schüler/innen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, Kulturen und Religionen können bei einer ganztägigen Schulform intensiviert werden. In meiner Funktion als Beratungslehrer sehe ich die Notwendigkeit eines vermehrten Miteinanders der Schulpartner um den steigenden Ansprüchen unserer Gesellschaft auch in Zukunft gerecht zu werden. Für unseren Schulstandort wünsche ich mir auch in Zukunft eine kindgerechte Fortsetzung und flexible Durchführung der schulischen Tagesbetreuung.

Autor

Stefan Halvachs, Mag.

Lehramt für Hauptschulen, Sonderschulen Studium der Bildungswissenschaften Beratungslehrer an der NMS Oberwart

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22 Susanna Patschka, Martina Hochenauer, Barbara Eckel, Thomas Hanreiter

Integrative Angebote am Nachmittag an der Lernwerkstatt Donaustadt

Miteinander leben und lernen ist die Basis einer integrativen Schule

Im Rahmen der Offenen Schule errichteten wir vor einigen Jahren eine Kursschiene für Kinder aller Begabungen und Lehrpläne (AHS: Allgemeinbildende Höhere Schule, HS: Hauptschule, ASO: Allgemeine Sonderschule, SSO: Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder).

Diese findet immer am Mittwoch ab 15 Uhr statt und soll die Interessen und Talente aller Kinder klassenübergreifend ansprechen. Es stärkt auch die Schulgemeinschaft, wenn das gemeinsame Arbeiten am Thema von Alter und Vorwissen unabhängig gefördert wird. Aus den Angeboten kann freiwillig gewählt werden, keines ist verpflichtend zu besuchen.

Anfangs dauerten die einzelnen Kurse ein Schuljahr, dann konnte im Halbjahr gewechselt werden und seit vier Jahren besteht die Möglichkeit, vierteljährlich die Kurse zu besuchen.

Das ist zwar organisatorisch eine ziemliche Herausforderung, jedoch kommen wir hier dem Wunsch der Kinder nach, die während eines Schuljahres die Möglichkeit haben wollen, an verschiedenen Angeboten teilzunehmen.

Talente fördern bedeutet das Selbstbewusstsein stärken!

Oftmals endet ein Kurs mit einem gemeinsamen Auftritt oder der Teilnahme an Wettkämpfen. So wird auch das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt, die im rein schulischen Bereich weniger Erfolge haben. Gerade diese Angebote fördern die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, weil sie vor allem im Bereich

„Stärken stärken – Talente fördern“ ansetzen.

Interessen wahrnehmen fördert die Schulfreude!

Die Anmeldung erfolgt am Schulbeginn für das ganze Jahr, jeder Kurs hat ca. 8 Termine und wird in möglichst kleinen Gruppen durchgeführt, damit alle Teilnehmer/innen optimal betreut werden können. Kurse, die sehr aufwändig in der Durchführung sind oder die Anmeldezahl sehr hoch ist, werden von zwei Kolleginnen und Kollegen gemeinsam abgehalten.

Es ist normal, verschieden zu sein!

Die unterschiedlichen Angebote richten sich einerseits nach den Wünschen der Kinder, die im Schüler/innenparlament formuliert werden, andererseits auch nach den Begabungen und Talenten der Kolleginnen und Kollegen. Durch die Tatsache, dass in dieser Form vieles auf Freiwilligkeit beruht, ist eine große Zufriedenheit bei allen spürbar.

Gemeinsam etwas schaffen ist Integration!

Einzig allen die Gruppe „Spiel und Spaß“ wird von den Kolleginnen und Kollegen nicht so gerne moderiert, da dies unter anderem auch die „Resterlgruppe“ ist und Kinder dabei

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sind, die die Beaufsichtigung brauchen, sich für die einzelnen Themenkurse jedoch nicht interessieren. Da ist es oft sehr schwer, die richtige Motivation zu finden, um auch diese Kinder aus der Reserve zu locken. Sobald es das Wetter erlaubt, gibt es hier auch die Möglichkeit den Garten zu nutzen und so Spiele im Freien anzubieten. In der Natur finden die meisten Kinder eine Beschäftigung, die ihnen Freude bereitet. Große Unterstützung beim Weggehen oder auch beim Spielen sind hier die Zivildiener (in Wien gibt es zurzeit einige Zivildiener, die nach Bedarf im Pflichtschulbetrieb eingesetzt werden), die sich dann sehr intensiv und engagiert bemühen, die Kinderwünsche zu erfüllen.

Kursangebote

Experimentieren in der Lernwerkstatt

Zu den unterschiedlichen Themen werden Versuche und Experimente durchgeführt.

Beliebte Bereiche sind hier „Feuer“, „Farben“, „Minimonster“ oder auch „Mikroskopieren“.

Museumsbesuche

Gemeinsam werden unterschiedliche Museen in Wien angesehen, vor allem solche, die nicht während des Unterrichts besucht werden können.

Gitarre

In diesem Kurs lernen die Kinder in Kleingruppen ein Instrument zu spielen und auch Lieder zu begleiten.

S: „Die Gitarre ist ein schönes Instrument.

Es macht Spaß, mit Kindern neue Griffe zu lernen.“

A: „Zu Weihnachten kann ich meiner Familie auf der Gitarre etwas vorspielen.“

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24 G: „Es macht Freude,

ein Instrument zu lernen.

Alle Instrumente klingen schön.“

Kreativkurs

Im Kreativkurs werden aus verschiedenen Materialien unterschiedliche Sachen hergestellt.

Manchmal wird mit Ton gearbeitet, dann wieder mit textilen Materialien.

E: „Das ist ein Fingerstrickschal.

Ich habe jeweils am Mittwoch in der Doppelstunde und ein bisschen zu Hause daran gearbeitet.“

M: „Ich besuche den Kreativkurs immer wieder. Wir haben ein Bild, einen Fingerstrickschal, eine Schüssel aus Wollschnüren und Fingerfadenspiele gemacht. Diesmal durften wir Comics mitnehmen.

Die Mickey Mouse wird mir dann als Vorlage für eine Geldbörse dienen.“

Starmania

Im heurigen Schuljahr studiert eine Gruppe ein Musical ein und wird dies zum Sommerfest aufführen. Ein Angebot dieser Art ist in diesem Schuljahr erstmalig gelungen.

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25 Fußball

Jede Woche trainieren wir fleißig und jeweils zu Semesterende nehmen wir dann am Integracup (der Integracup ist ein Fußballturnier, an dem Kinder aus Sonderschul- und Integrationsklassen teilnehmen können. Pro Mannschaft müssen in jedem Match eine bestimmte Anzahl von Kindern mit Sonderschullehrplan eingesetzt werden) teil, im Winter in der Halle, im Sommer am Rasenplatz.

M: „Ich bin deshalb gerne hier, weil unser Trainer Herr Hanreiter sehr nett ist. Es macht viel Freude, Fußball zu spielen.

Mir gefällt es, dass Fußball ein schöner Mannschaftssport ist.“

D: „Ich spiele gern Fußball. Der Trainer, Herr Hanreiter, ist sehr lustig. Es macht einfach Spaß.“

P: „Fußball ist ein wichtiger Sport.“

Roberta – Mädchen in die Technik

Hier bauen Mädchen einen eigenen Roboter und programmieren dann unterschiedliche Befehle, die Roberta dann ausführen soll.

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26 Spiel und Spaß

Jeder kann in diesem Kurs seinen Vorlieben nachgehen. Es wird gespielt, geturnt, getanzt und Musik gehört.

M und V: „Unsere Freundinnen turnen mit uns oft in der Aula. Wir hören auch gern Musik und können uns so richtig auspowern.“

D: „Wenn es schön ist, dann spielen wir im Garten Fußball. Andere Kinder schaukeln dann oder tratschen miteinander. Bei Schlechtwetter dürfen wir auch einen Film ansehen.“

D: „Hier können wir selbst entscheiden, was wir tun wollen. Manchmal spiele ich mit den Kindern, manchmal lese ich etwas oder ich höre nur Musik und entspanne mich dabei.“

P: „Ich bin gern hier, weil ich da mit meinen Freunden spielen kann.“

E: „Ich höre Musik und chille in der Bibliothek.“

Autorinnen/Autor

Dieser Artikel wurde von folgenden Personen verfasst:

Susanna Patschka, Direktorin

Schulleiterin

Martina Hochenauer

stellvertretende Schulleiterin und Integrationslehrerin

Barbara Eckel

Lehrerin

Thomas Hanreiter

Freizeitleiter und Sonderschullehrer

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27 Peter Neuhauser

Nachmittagsbetreuung im Integrativen Schulzentrum Traun (ISZ)

Im Schuljahr 2005/06 trat die Gemeinde Traun an alle Volksschulen und an uns als Sonderschule mit der Bitte heran, dass eine Schule eine ganztägige Betreuung anbieten sollte.

Es ging besonders um behinderte Schüler/innen, da der Hort mit diesen Schüler/innen total überfordert war und sie daher auch ablehnte.

Nach langer Überlegung entschloss man sich, diese Betreuung im ISZ Traun zu installieren, da wir die besten Voraussetzungen auch für die Aufnahme von behinderten Kindern hatten.

Das Kollegium des ISZ Traun hatte bereits im Vorfeld beschlossen, so die Gemeinde es wünscht, eine ganztägige Betreuung anzubieten. Auch die Eltern waren damit einverstanden.

Um die Betreuung auch durchführen zu können, musste die Gemeinde Traun einige Bedingungen erfüllen:

 Gruppen mit schwerstbehinderten Kindern dürfen nur als Freizeitgruppen (ohne Lernstunden) geführt werden und müssen daher von der Gemeinde bezahlt werden.

 Diese Gruppen unterliegen nicht der gesetzlichen Gruppengröße von 15 Schülerinnen/Schülern.

 Jede Gruppe hat eine Helferin, die auch von der Gemeinde bezahlt wird.

Diese Bedingungen wurden vom Bürgermeister akzeptiert und so starteten wir im Schuljahr 2006/07 mit der Nachmittagsbetreuung.

Angeboten wurde eine Betreuung von Montag bis Donnerstag bis 16.00 Uhr, freitags bis 15.00 Uhr. Diese Zeiten wurden nicht willkürlich von der Schule festgelegt, sondern richteten sich nach dem Bedarf der Eltern.

So starteten wir im Schuljahr 2006/07 mit einer kleinen Gruppe von 15 Schülerinnen/Schülern, davon acht Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Im 2. Jahr (2007/08) hatten wir zirka 30 Schüler/innen und drei Gruppen, im darauf folgenden Schuljahr bereits über 50 Schüler/innen und vier Gruppen. Für das Schuljahr 2011/12 gab es 62 Anmeldungen (von ca. 100 Schülerinnen/Schülern), davon über 20 Schüler/innen mit SPF (teilweise nach dem Lehrplan der Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder, die auch gewickelt und gefüttert werden müssen).

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Was ist die Motivation der Eltern, ihre Kinder in die Nachmittagsbetreuung zu schicken:

 Berufstätige Mütter bzw. Väter, die die Möglichkeit haben, ihr Kind vor 16:00 Uhr abzuholen, bzw. die nur tageweise arbeiten.

 Berufstätige Mütter bzw. Väter, die ihre Kinder am Nachmittag bis jetzt von Großeltern betreuen ließen, diese nun aber entlasten wollen und können.

 Eltern von schwerstbehinderten Kindern, die ein, zwei oder drei Tage in der Woche eine Auszeit benötigen.

 Eltern, die froh sind, wenn ihr Kind am Nachmittag beschäftigt ist.

 Viele Eltern wollen auch, dass die schulischen Angelegenheiten (Hausübung, usw.) in der Schule erledigt werden.

Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Schülerinnen und Schüler sehr gerne am Nachmittag bei uns sind, da sie andere Kinder zum Spielen haben und beschäftigt sind.

Wie läuft ein Tag ab:

Die Schüler/innen werden ab Unterrichtsende (kann bereits um 11.15 Uhr sein) in einer Freizeitstunde betreut. Im Sommer wird der schuleigene Spielplatz genutzt, im Winter der Turnsaal.

Um 12:15 Uhr gibt es das Mittagessen (zwei Gruppen). Da wir keinen eigenen Speisesaal haben, wird das Mittagessen in einer derzeit leer stehenden Klasse, die wir adaptiert haben, ausgegeben. Das Essen wird von einem Mitarbeiter der Gemeinde geliefert.

Um 13:15 Uhr teilen sich die Schüler/innen in Gruppen auf (vier Gruppen), wobei jede Gruppe mit einer Lehrerin/ einem Lehrer und einer Helferin besetzt ist (Die Helferin wird, wie schon vorher erwähnt, von der Gemeinde bezahlt). Der Grund der Doppelbesetzung ist, dass die Gruppen gemischt sind, d. h. es sind Volksschüler/innen und Schüler/innen mit SPF.

In einer Gruppe werden ausschließlich schwerstbehinderte Kinder betreut, deren Pflegebedarf sehr hoch ist.

Ab zirka 13:30 Uhr beginnen die Schüler/innen mit der Hausübung. Diese Zeit ist auf maximal eineinhalb Stunden begrenzt. Anschließend ist Spiel- bzw. Freizeit.

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30 Was muss geändert/verbessert werden?

 Die Gruppengröße muss von derzeit 15 auf 12 gesenkt werden.

 Die Gruppengröße bei Gruppen mit schwerstbehinderten Schülerinnen und Schülern darf sechs nicht überschreiten.

 Für Gruppen mit behinderten Schülerinnen und Schülern muss eine Helferin bereitgestellt werden.

 Die Gemeinden müssen verpflichtet werden, die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen, z. B.: Speisesaal, Spielräume, …

 Lehrer/innen dürfen durch einen zu häufigen Einsatz am Nachmittag nicht überfordert werden.

In unserer Schule wird die Nachmittagsbetreuung von Eltern und Schülerinnen/Schülern sehr gut angenommen und passt sehr gut ins Konzept der Schule: „Gemeinsame Schule für behinderte und nichtbehinderte Schüler/innen“.

Autor

Peter Neuhauser, SD

Sonderschullehrer, seit über 30 Jahren im Integrativen Schulzentrum Schulleiter an dieser Schule seit 15 Jahren

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31 Renate Gigerl

Interessens- und Begabungsförderung – ganztägig und inklusiv

Ausgangslage

Im Schuljahr 2008/2009 startete an der Praxishauptschule der Pädagogischen Hochschule Steiermark der Schulversuch „Interessens- und Begabungsförderung in altersheterogenen Gruppen“.

Eine Klasse wird als ganztägig verschränkte Schulform und inklusiv geführt. Diese Klasse wird von 21 Schülerinnen und Schülern besucht, sechs von ihnen haben einen Sonderpädagogischen Förderbedarf.

Die Unterrichtseinheiten gemäß der Stundentafel der Sekundarstufe I werden durch Lern- und Freizeitphasen ergänzt. Die gegenstandsbezogene Lernzeit dient der Übung und Festigung erarbeiteter Inhalte, die individuelle Lernzeit der individuellen Förderung von Lernkompetenzen. Die gelenkten Freizeitphasen zielen auf die Stärkung der Gemeinschaft, auf die Förderung des sozialen Lernens und die Steigerung des persönlichen Wohlbefindens ab. Teamteaching und schüler/innenzentrierte Lernformen ermöglichen es, auf die individuellen Lernausgangslagen und Bedürfnisse jeder Schülerin und jedes Schülers einzugehen.

Dem Schulversuch zugrunde liegt das theoretische Modell einer gebundenen Form der Ganztagsschule nach Holtappels (2005).

Gestaltungsbereiche für Ganztagsschulen nach Holtappels (2005) in Messner/Hörl (2011, S. 18)

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32

Lernen wird als ein Prozess verstanden, der aus und in der Praxis realer sozialer Gemeinschaften entsteht und nicht abgetrennt vom Leben stattfinden darf. Ganztägige Schulformen bemühen sich „um einen Zusammenhang von Lernen und Leben durch eine Öffnung hin zur Lebenswelt“ (Messner & Hörl, 2011, S. 19).

Zielsetzungen des Schulversuchs

Die familiären Strukturen der Gegenwart stellen neue Anforderungen an die Schulen von heute. Die Schule soll Lern- und Lebensraum für die Schülerinnen und Schüler sein und Eltern bzw. Erziehungsberechtigte bei ihren Betreuungs- und Erziehungsaufgaben unterstützen. Im Mittelpunkt aller pädagogischen Überlegungen stehen die Individualisierung des Unterrichts in Hinblick auf unterschiedliche Leistungsvoraussetzungen und Interessenslagen sowie die Förderung der Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler.

Verschränkte Formen der Ganztagsschule stellen einen guten Rahmen für Individualisierung und umfassende Kompetenzförderung dar, wenn nicht nur auf organisatorischer und struktureller Ebene die entsprechenden vorbereitenden und begleitenden Maßnahmen dafür getroffen werden, sondern insbesondere auch auf konzeptiv-inhaltlicher. Als eine solche Maßnahme kann die Interessens- und Begabungsförderung in altersheterogenen Gruppen genannt werden, die an unserer Schule folgende Zielsetzungen verfolgt:

Lernmotivation, Lernunterstützung und Engagement zu gewährleisten durch

- Fördern und Fordern der individuellen Fähigkeiten, Interessen und Begabungen - durch das Lernen in kooperativen Settings bzw. das Lernen miteinander und

voneinander (Peergroup learning)

- forschendes und entdeckendes Lernen, das den Prinzipien des Schulischen- Enrichment-Modells (SEM) nach Renzulli/Reis folgend dem Leitsatz „ Lernen ist einzigartig, nachhaltig, sinnvoll und persönlich“ entspricht

- die Vernetzung von Lerninhalten in fächerverbindenden und projektorientierten Unterrichtsformen

- Teamteaching und Teamarbeit auf allen Ebenen (Schule – Eltern – Betreuungseinrichtungen)

- die Annahme von Herausforderungen, die dem persönlichen Interesse entsprechen und die Ausdauer und das Selbstvertrauen erhöhen.

Sach-, Methoden- und Sozialkompetenz zu fördern durch

- unterschiedliche Lehr- und Lernformen in heterogenen Klassen und Gruppen (offene Lernformen, Übungs- und Lernwerkstatt, handlungsorientierter Unterricht) - die Mitgestaltung des Lern- und Lebensraums Schule

- das vielfältige Angebot von spezifischen Interessens - und Begabungsfeldern - Schnupperangebote und Enrichmentgruppen.

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33 Persönlichkeitsbildung zu begleiten durch

- das Kennenlernen eigener Stärken und Schwächen bzw. der Arbeit daran

- das Angebot an emotionalem, instrumentalem und sozialem Support zum Erwerb lebenspraktischer Kompetenzen.

Fähigkeiten und Begabungen zu erkennen durch

- das Kennenlernen von Methoden zur Selbst- und Fremdeinschätzung

- die Dokumentation der Talente, Begabungen, Interessen und Leistungen über den Zeitraum von vier Jahren.

Rhythmisierung des Schultages zu gewährleisten durch - die Abwechslung von Unterrichts-, Lern- und Freizeit

- das Eingehen auf Bedürfnisse nach Bewegung, Ruhe und Erholung.

Freizeit gestalten lernen durch

- das vielfältige Angebot in unterschiedlichen Interessensbereichen

- die Förderung von Einstellungen und Haltungen, die dem Trend des passiven Konsums von Freizeitangeboten entgegenwirken.

Bestmögliche Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf zukünftige Anforderungen in weiterführenden Schulen, Berufsschulen oder beruflichen Einrichtungen zu erzielen durch

- professionelle Begleitung bei der Entfaltung der eigenen Potenziale

- unterstützende Maßnahmen bei der Entwicklung personaler Kompetenzen.

Um diese Zielsetzungen zu erreichen, werden an zwei Nachmittagen aus folgenden Bereichen Begabungsfelder in altersheterogenen Gruppen angeboten:

 Naturwissenschaftlicher Bereich und Informationstechnologie

 Sprache/n

 Gesundheit und Sport

 Kreatives

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Die folgenden Bilder vermitteln Impressionen von den Aktivitäten in den einzelnen Begabungsfeldern:

Ausblick:

Im Rahmen der Teilstudie „Schule wird Lebensort: Ganztägig verschränkter Unterricht“

des steirischen Bildungsforschungsprojektes „Impulse für die steirische Bildungslandschaft“ (2010) wurde auch der Aspekt der Integration/Inklusion in den Blick genommen. Die Ergebnisse zeigen, dass ganztägig verschränkte Schulformen sowohl von Lehrerinnen und Lehrern als auch von Eltern und Erziehungsberechtigten als integrative Schulformen wahrgenommen werden. Begründet wird dies einerseits mit den verlässlichen Lehrer/innen-Schüler/innen-Beziehungen über den gesamten Schultag hinweg, andererseits durch die Erfahrungen im Bereich des sozialen Lernens, die für alle Schülerinnen und Schüler Entwicklungschancen für die eigene Persönlichkeit eröffnen.

Gleichzeitig wird aber auch die Möglichkeit der Überforderung der Lehrerinnen und Lehrer angesprochen, wenn zu viele Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen besonderen Erziehungs- und Bildungsbedürfnissen in einem Klassenverband sind. Vertreterinnen und Vertreter der Schulaufsicht verweisen zusätzlich auf das Problem der Finanzierung der Betreuungspersonen von Schülerinnen und Schülern am Nachmittag, da zurzeit die Frage nach der Kostenübernahme zwischen dem Bund als Schulerhalter und dem Land Steiermark, konkret den jeweiligen Wohnsitzgemeinden der Schülerinnen und Schüler, nicht geklärt ist.

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Die Conclusio der Stärken-Schwächen-Analyse dieser Studie bringt meine Erfahrungen auf den Punkt und wird daher im Abschluss wörtlich zitiert: „Ganztagsschulen bieten im Idealfall eine soziokulturelle Infrastruktur, die der Inklusion förderlich ist: stabile, soziale Kontakte, soziales und interkulturelles Lernen, gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsames Lernen und Üben, zusätzliche Lern- und Freizeitangebote etc. Integrativer bzw. inklusiver Unterricht erfordert allerdings im Besonderen einen schüler/innenzentrierten Zugang wie beispielweise den Einsatz von kooperativen Arbeitsweisen, innerer Differenzierung und Individualisierung, projektorientiertes, fächerübergreifendes, soziales, kooperatives und selbstgesteuertes Lernen, das von Lehrer/innenteams angeleitet wird“ (Messner & Hörl, 2010, S. 96).

Literatur:

Harb, H., Polaschek, M., Weitlaner, R. (Hrsg.) (2010). Bildungsforschung. Impulse für die steirische Bildungslandschaft. Graz: PHSt-Verlag

Holtappels, H. (2005). Empirische Ergebnisse über ganztägige Schulformen in

Deutschland. In H. Ott & T. Coen (Hrsg.), Ganztägige Bildungssysteme. Innovationen durch Vergleich (s. 123 – 143). Münster, New York, München, Berlin: Waxmann-Verlag Messner, E. & Hörl, G. (2011). Schule wird Lebensort. Eine Analyse der Praxis

verschränkter Ganztagsschulmodelle aus der Sicht zentraler Akteurinnen und Akteure.

Autorin

Renate Gigerl, Mag.a

Lehrerin für Englisch und Musikerziehung an der Praxishauptschule/Neuen Mittelschule der Pädagogischen Hochschule Steiermark. Arbeitsschwerpunkte in Lehre und Forschung: Begabungsförderung, Teamarbeit, Ganztägige Schulformen, Inklusive Pädagogik

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Die Redaktionsgruppe ist besonders an praxisorientierten Beiträgen zur Themenbereich

„Integration“ interessiert.

Gerne laden wir Sie daher ein, über Ihre Erfahrungen in der Broschüre „Integration in der Praxis“ zu berichten.

Die Auswahl der eingelangten Beiträge wird von der Redaktionsgruppe vorgenommen.

Teilen Sie uns darüber hinaus auch Themenbereiche Ihres Interesses mit, damit wir gegebenenfalls auch darüber Artikel publizieren können.

Schicken Sie bitte allfällige Beiträge und für Sie interessante Themenvorschläge an die folgende Adresse:

Mag. Peter Debenjak Ginzkeygasse 45 9020 Klagenfurt

E-Mail: [email protected]

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Referenzen

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