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März 2016

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(1)

KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

März 2016

(2)

Die Publikation gibt eine kompakte aktuelle Einschätzung zur Konjunktur der Weltwirtschaft, des Euroraums, der CESEE-Staaten und Österreichs und berichtet über Entwicklungen auf den Finanzmärkten. Die Quartalsausgaben (März, Juni, September und Dezember) sind um

Kurzanalysen zu wirtschafts- und geldpolitischen Themen erweitert.

Medieninhaber und Herausgeber

Oesterreichische Nationalbank Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien Postfach 61, 1011 Wien

www.oenb.at [email protected] Tel. (+43-1) 40420-6666 Fax (+43-1) 40420-6698

Schriftleitung Doris Ritzberger-Grünwald

Koordination und Redaktion Manfred Fluch

© Oesterreichische Nationalbank, 2016 ISSN 2310-5216

Alle Rechte vorbehalten.

Reproduktionen für nicht kommerzielle Verwendung, wissenschaftliche Zwecke und Lehrtätigkeit sind unter Nennung der Quelle freigegeben.

Auf geschlechtergerechte Formulierungen wird verzichtet, an ihrer Stelle verwendete Begriffe gelten im Sinn der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.

Redaktionsschluss: 16. März 2016

(3)

Inhalt

Bericht über die wirtschaftliche Lage ... 4

Überblick ... 5

Außenwirtschaftliches Umfeld belastet Wirtschaftsausblick im Euroraum ... 6

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa: Starkes Wachstum im Jahr 2015 ... 11

Österreich: Sonderkonjunktur steht internationaler Eintrübung gegenüber ... 14

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats ... 19

Kreditinstitute: Wohnbaukredite stützen Kreditwachstum während der Krise ... 31

Vermögensbestand der Pensionskassen stieg im Jahr 2015 um 2,5% ... 33

Versicherungen schichten von Bankanleihen in Staatsschuldverschreibungen um ... 35

Finanzmarktstabilitätsrelevante Themen auf der Agenda... 37

Spezielle Kurzanalysen ... 39

Recent house pricedevelopments across the EU... 40

Round TableKapitalmarktunion ... 46

78th East Jour Fixe: Ukraine – Progress of reforms and challenges ahead ... 50

Japan: Effekte der Niedrigzinspolitik auf den Bankensektor ... 55

IWF 14. Quotenreform: Einzahlung der AT-Quote und frühzeitige Deaktivierung der NAB ... 60

Annex ... 62

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik EU und international vom 14. Jänner bis 9. März 2016 ... 63

Wirtschaftsindikatoren - Grafiken und Tabellen ... 71

(4)
(5)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(6)

Überblick

1

Das globale Konjunkturbild hat sich zu Jahresbeginn 2016 deutlich eingetrübt. Sowohl die Wachstumsprognosen für die entwickelten als auch für die aufstrebenden Volkswirtschaften wurden deutlich zurückgenommen. In den entwickelten Volkswirtschaften erklären Revisionen der historischen Daten einen Großteil der Abwärtsrevision. So wurde für die USA das Export-, in Japan das Konsum- und im UK das Investitionswachstum deutlich nach unten korrigiert. Das Wachstum der rohstoffexportierenden Länder leidet unter dem niedrigen Ölpreis; in China führt die Konjunkturabkühlung derzeit zu hohen Kapitalabflüssen und einem Abwertungsdruck auf den Renminbi. Der breite Kursrückgang an den internationalen Aktien- und Anleihemärkten seit Jahresanfang reflektiert genau diese Entwicklungen. Im Gegensatz dazu profitieren die EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa von der starken Binnennachfrage, die Wachstumsaussichten wurden nach oben revidiert.

Vor dem Hintergrund dieses deutlich schwächeren externen Wachstumsumfeldes hat die EZB die Wachstumsprognose für den Euroraum für das laufende Jahr um 0,4 Prozentpunkte auf 1,4% gesenkt. An der grundsätzlichen Einschätzung eines moderaten Aufschwungs wird jedoch festgehalten; für 2017 und 2018 erwartet die EZB ein reales BIP- Wachstum von 1,7% bzw. 1,8%. Der seit Jahresbeginn deutlich gefallene Rohölpreis führt trotz der konjunkturellen Belebung zu einem deutlichen Absinken der Inflation. Neben dem Beitrag der Energiepreise fällt auch der Inflationsbeitrag der Dienstleistungen und der Nahrungsmittel geringer aus. In der Eurostat-Schnellschätzung für Februar ist die HVPI- Inflation auf -0,2% gefallen. Sie wird in den kommenden Monaten im negativen Bereich verharren. Die EZB senkte daher die Inflationsprognose für das Jahr 2016 auf 0,1%, sie geht für die kommenden Jahre jedoch von einer Beschleunigung auf 1,3% und 1,6% aus.

Angesichts dieser deutlich verschlechterten Aussichten beschloss der EZB-Rat am 10.

März 2016 eine neuerliche geldpolitische Lockerung. Das weitreichende Gesamtpaket umfasst erstens eine Senkung der Zinssätze (Hauptrefinanzierungsgeschäft auf 0,00%, Einlagefazilität auf -0,40%). Zweitens wurde beschlossen, das monatliche Ankaufsvolumen von Wertpapieren im Rahmen des Expanded Asset Purchase Programmes (APP) um 20 Mrd EUR auf 80 Mrd EUR aufzustocken. Die Anleihenankäufe werden bis Ende März 2017 oder erforderlichenfalls auch darüber hinaus so lange fortgeführt werden, bis der EZB-Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung in Einklang mit der Definition von Preisstabilität erkennt. Drittens einigte man sich auf eine Neuauflage der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (Targeted Longer-term Refinancing Operations, TLTROs). Im Rahmen des TLTRO II Programms werden ab Juni 2016 vier Operationen mit einer Laufzeit von jeweils vier Jahren zu einem fixen Zinssatz abgehalten.

Die österreichische Wirtschaft wird aktuell ebenso wie der Euroraum vom ungünstigen außenwirtschaftlichen Umfeld gebremst, dem wirken im ersten Halbjahr 2016 jedoch starke inländische Konjunkturimpulse entgegen (Steuerreform, Ausgaben für Flüchtlinge). Noch sollten diese Sonderfaktoren stark genug sein, um ein vergleichsweise robustes Wachstum in Österreich zu ermöglichen. Die OeNB erwartet für das erste und zweite Quartal 2016 ein Wachstum des realen BIP von jeweils 0,5% (qoq). Nach einem vorübergehenden Tiefpunkt von 0,5 % im November 2015 beschleunigte sich die österreichische HVPI-Inflationsrate in den letzten beiden Monaten wieder und belief sich im Jänner 2016 auf 1,4%. Für diesen Anstieg war hauptsächlich die Teuerungsentwicklung bei den Dienstleistungen, aber auch der nachlassende abwärts gerichtete Preisdruck im Energiesektor verantwortlich.

(7)

Außenwirtschaftliches Umfeld belastet Wirtschaftsausblick im Euroraum

2

Euroraum: Stimmungsabschwung signalisiert Wachstumsverlangsamung

Das Wachstum des realen BIP im Euroraum hat sich zu Jahresende 2015 stabilisiert. Im vierten Quartal 2015 ist die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal um 0,3% gestiegen und damit ebenso schnell wie im Quartal zuvor. Gegenüber dem vierten Quartal 2014 lag die Wachstumsrate bei 1,6%. Konjunkturelle Stütze war Ende 2015 die Binnennachfrage, während der Außenbeitrag zum Wachstum negativ war. Mit +0,3 Prozentpunkten kam der größte Wachstumsbeitrag von den Bruttoanlageinvestitionen, die restlichen Binnenkomponenten trugen je 0,1 Prozentpunkt zum Wachstum bei.

Auf Länderebene war das BIP-Wachstum breit abgestützt, und die Wachstumsunterschiede innerhalb des Euroraums gehen zurück. Lettland wies als einziges Land im Euroraum eine negative Quartalswachstumsrate auf. Weiterhin sticht Spanien mit einem BIP-Anstieg von 0,8%

positiv hervor. In Griechenland lag das Wachstum nach einem sehr schlechten dritten Quartal 2015 zu Jahresende wieder im geringfügig positiven Bereich.3

-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0

201 2Q 1

201 2Q 2

201 2Q 3

201 2Q 4

201 3Q 1

201 3Q 2

201 3Q 3

201 3Q 4

201 4Q 1

201 4Q 2

201 4Q 3

201 4Q 4

201 5Q 1

201 5Q 2

201 5Q 3

201 5Q 4

Konsumausgaben priv. Haushalte Bruttoanlageinvestitionen

Außenbeitrag Konsumausgaben Staat

Rest* BIP

Wachstumsbeitrag zum realen BIP im Euroraum

in % zum Vorquartal (saison- und arbeitstägig bereinigt)

Quelle: Eurostat. * Lagerveränderungen, Nettozugang an Wertsachen, Statistische Differenz.

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2

EA19 DE FR IT ES NL BE

2015Q1 2015Q2 2015Q3 2015Q4

Reales BIP-Wachstum in ausgewählten Euroraumländern in % gegenüber Vorquartal (saison- & arbeitstägig bereinigt)

Quelle: Eurostat.

Die Kurzfristprognosen für die kommenden Quartale gehen davon aus, dass sich das Wachstum leicht auf 0,4-0,5% beschleunigt. Allerdings ziehen die jüngsten Informationen zur Entwicklung der Stimmungsindikatoren im Euroraum diese Einschätzung in Zweifel. Diese befinden sich auf hohem Niveau, haben sich jedoch Anfang 2016 merklich verschlechtert. So ist der von der Europäischen Kommission ermittelte Economic Sentiment Indicator von 106,7 Punkten Ende 2015 auf 103,8 Punkte im Februar 2016 zurückgegangen. Auch der Einkaufsmanagerindex hat nachgegeben. Dieses Stimmungsbild signalisiert eine Verlangsamung der Wachstumsdynamik in den kommenden Quartalen.

2 Maria Silgoner (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland).

3 Für Irland und Luxemburg liegen noch keine Zahlen für das vierte Quartal 2015 vor.

(8)

Arbeitsmarkterholung setzt sich fort

Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag im Jänner 2016 bei 10,3% und konnte damit ihren Abwärtstrend weiter fortsetzen. Seit den Höchstständen von Anfang 2013 ist die Arbeitslosenquote damit um knapp 2 Prozentpunkte zurückgegangen. Die Entwicklung der Erwerbsquote zeigt zudem, dass der Rückgang der Arbeitslosenquote nicht darauf zurückzuführen ist, dass arbeitslose Personen aus dem Arbeitsmarkt aussteigen und in die Inaktivität wechseln. Vielmehr finden Arbeitslose tatsächlich wieder in die Beschäftigung zurück. Die niedrigste Arbeitslosenquote innerhalb des Euroraums verzeichnete Deutschland (4,3%), die höchste Griechenland mit 24,6%. Die Jugendarbeitslosigkeit bleibt weiterhin hoch und lag im Jänner 2016 im Durchschnitt bei 22,0%. Sie ist aber ebenfalls rückläufig. Ein Jahr zuvor hatte sie noch 22,8% betragen. Die Anzahl der Beschäftigten ist im dritten Quartal um 0,3% gestiegen. Umfragen zeigen, dass allgemein mit einem weiteren Anstieg der Beschäftigung und mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit gerechnet wird.

Inflation sinkt wieder in den negativen Bereich

Nach der Schnellschätzung von Eurostat ist die HVPI-Inflationsrate wieder unter null gefallen. Im Februar 2016 lag sie bei -0,2%, nach noch +0,3% im Jänner. Der Inflationsrückgang ist zu einem großen Teil auf den Verfall der Energiepreise zurückzuführen.

Im Februar 2016 lag der Euro-Preis für ein Barrel Rohöl der Marke Brent um rund 40%

niedriger als ein Jahr zuvor. Aber auch die Kerninflationsrate hat sich merklich von 1,0%

im Jänner auf 0,7% im Februar 2016 abgeschwächt. Dieser disinflationäre Trend dürfte teilweise auch Zweitrundeneffekte der Energiepreisentwicklung widerspiegeln. Auch

die sinkenden Erzeugerpreise für Industriegüter, die moderate Lohnstückkostenentwicklung und die angesichts der Euroaufwertung sinkenden Importpreise sind für den geringen Preisdruck mitverantwortlich. Auf Länderebene war die Inflation im Februar in Deutschland, Italien und Spanien negativ, es liegen allerdings noch nicht zu allen Ländern Februarwerte vor.

EZB-Rat reagiert auf verschlechterten Wirtschafts- und Inflationsausblick mit neuerlicher geldpolitischer Lockerung

Die EZB hat ihre Wachstums- und Inflationsprognosen im März 2016 deutlich nach unten revidiert. Für das laufende Jahr rechnet sie nun nur mehr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4%, während sie im Dezember 2015 noch 1,7% prognostiziert hatte. Für 2017 liegt die aktuelle Prognose bei 1,7%. Ursache für den verschlechterten Ausblick ist primär das trübere weltwirtschaftliche Konjunkturbild. Gleichzeitig wurden angesichts schlechterer Konjunkturaussichten und niedriger Ölpreise auch die Inflationsprognosen deutlich nach unten revidiert. Im Jahr 2016 soll der durchschnittliche Anstieg des HVPI demnach nur mehr bei 0,1%

liegen (Dezemberprognose: 1,0%), 2017 bei 1,3%.

Angesichts dieser deutlich verschlechterten Aussichten beschloss der EZB-Rat am 10. März 2016 eine neuerliche geldpolitische Lockerung. Das weitreichende Gesamtpaket umfasst erstens

-1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

Jän. 07 Jän. 08 Jän. 09 Jän. 10 Jän. 11 Jän. 12 Jän. 13 Jän. 14 Jän. 15 Jän. 16 HVPI Gesamtindex

HVPI ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak

HVPI: Gesamtindex und Kerninflation

Veränderung ggü. VJM in % Letzter Wert:

Quelle: Eurostat.

Feb. 16

(9)

eine Senkung der Zinssätze für das Hauptrefinanzierungsgeschäft und für die Spitzenrefinanzierungsfazilität um jeweils 5 Basispunkte auf 0,00% bzw. 0,25% sowie eine Senkung des Zinssatzes für die Einlagefazilität um 10 Basispunkte auf nunmehr -0,40%.

Zweitens wurde beschlossen, das monatliche Ankaufsvolumen von Wertpapieren im Rahmen des Expanded Asset Purchase Programmes (APP) um 20 Mrd EUR auf 80 Mrd EUR aufzustocken. Die Anleihenankäufe werden bis Ende März 2017 oder erforderlichenfalls auch darüber hinaus so lange fortgeführt werden, bis der EZB-Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung in Einklang mit der Definition von Preisstabilität (Inflationsrate von unter aber nahe 2%) erkennt. Um sicherzustellen, dass dieses Programm reibungslos umgesetzt werden kann, wurde die selbst auferlegte Besitzobergrenze für Anleihen von internationalen Organisationen und multilateralen Entwicklungsbanken auf 50% angehoben. Bei nden anderen anleihen hat sich nichts geändert. Zusätzlich zu gedeckten Schuldverschreibungen, forderungsbesicherten Wertpapieren und Anleihen von im Euroraum ansässigen Staaten, staatsnahen Emittenten und europäischen Institutionen können ab dem Frühsommer nun auch höchstwertige europäische Unternehmensanleihen angekauft werden.

Drittens wurde eine Neuauflage der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (Targeted Longer-term Refinancing Operations, TLTROs) beschlossen. Im Rahmen des TLTRO II Programms werden ab Juni 2016 vier Operationen mit einer Laufzeit von jeweils vier Jahren und zu einem fixen Zinssatz (Hauptrefinanzierungssatz) abgehalten. Für Banken, die viele Kredite vergeben, gilt gar nur der Zinssatz für die Einlagefazilität, der derzeit negativ ist. Der EZB-Rat bekräftigte zudem seine „Forward Guidance“, nämlich dass die Leitzinsen auf absehbare Zeit, zumindest aber bis März 2017 auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau verbleiben werden. All diese Maßnahmen sollen die Finanzierungskosten für Unternehmen, Haushalte und den Staat weiter verringern, was Konsum und Investitionen begünstigt.

Globale Wachstumsprognosen abwärts revidiert Die OECD hat im Rahmen ihres Prognoseupdates von Ende Februar ihre globalen Wachstumserwartungen für 2016 und 2017 deutlich um je 0,3 Prozentpunkte nach unten revidiert. Die Weltwirtschaft soll demnach um 3,0 bzw. 3,3%

wachsen. Mit Ausnahme Chinas wurden bei allen wichtigen Ländern bzw. Wirtschaftsräumen Abwärtsrevisionen vorgenommen. Zudem haben sich die Abwärtsrisiken in den letzten Wochen noch verschärft. Die Emerging Markets verzeichnen hohe Kapitalabflüsse, insbesondere China, wo auch der Abwertungsdruck auf den Renminbi steigt. Das reale Wachstum der rohstoffexportierenden Länder leidet unter dem niedrigen Ölpreis. Der breite Kursrückgang an den internationalen Aktien- und

Anleihemärkten seit Jahresanfang reflektiert sowohl den Rückgang der Nachfrage aus China, als auch Bedenken hinsichtlich der Verschuldung der aufstrebenden Volkswirtschaften im Zusammenhang mit niedrigeren Rohstoffpreisen.

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0

2016 2017 2016 2017 2016 2017 2016 2017 2016 2017 2016 2017

Welt Euroraum UK USA Japan China

OECD (Feb. 2016) OECD (Nov. 2015)

Revision der OECD-Wachstumsprognosen

in % ggü. VJ

(10)

USA: Wachstumsaussichten durchwachsen Nach dem ersten Zinsschritt seit fast zehn Jahren im Dezember 2015 beließ die US- Notenbank in ihrer FOMC-Sitzung im Jänner 2016 die federal funds rate bei 0,25%.

Angesichts der zuletzt eingetrübten Wachstumsaussichten dürften heuer die Zinsen weniger stark angehoben werden als noch vor einigen Wochen erwartet.

So hat sich das Wachstum des realen BIP im vierten Quartal 2015 etwas abgeschwächt und lag nur bei 0,25% (nach 0,5% im dritten Quartal). Ursache ist der Rückgang des Außenbeitrags und der Investitionen. Das Wachstum wird damit primär von den

Konsumausgaben der privaten Haushalte getragen, die vom niedrigen Ölpreis und steigenden Haushaltseinkommen profitieren. Stimmungsindikatoren haben zuletzt jedoch nachgegeben und deuten auf eine Eintrübung der konjunkturellen Entwicklung hin. Vor allem die internationale Entwicklung stellt einen Risikofaktor für die US-Wirtschaft dar. Robust zeigte sich hingegen der Arbeitsmarkt in den letzten Monaten: Die Arbeitslosenquote lag im Februar 2016 bei 4,9% und somit auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2008. Die Konsumentenpreisinflation und die Kerninflation befanden sich im Jänner 2016 mit 1,4% bzw. 2,2% wieder in einem mit Preisstabilität vereinbaren Bereich.

China: Kapitalabflüsse halten an

Die schwache Wachstumsentwicklung in China setzte sich auch im vierten Quartal 2015 fort.

Das reale annualisierte Wirtschaftswachstum betrug – wie im Vorquartal – 6,9%. Der Rückgang der Investitionen wurde von den Konsumausgaben fast vollständig kompensiert, der Außenbeitrag war leicht negativ. Seit Jahresanfang 2016 ist der Außenhandel jedoch regelrecht eingebrochen: Im Februar gingen die Exporte Chinas um 25% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück, das stärkste Minus seit sechs Jahren. Das Land leidet angesichts rasch steigender Löhne unter Wettbewerbsfähigkeitsverlusten gegenüber neuen Mitbewerbern. Auch Vorlaufindikatoren wie der

Einkaufsmanagerindex sind zuletzt weiter gefallen.

Nach dem jüngsten 5-Jahresplan wurde das offizielle Wachstumsziel für 2016 von ursprünglich 7% auf die Bandbreite 6,5-

7% gesenkt. Die OECD-

Wachstumsprognose für 2016 und 2017 liegt jedoch mit 6,5% bzw. 6,2%

unterhalb dieser Bandbreite. Um das Zielwachstum zu erreichen hat die Peoples Bank of China (PBoC) die Mindestreserve für Einlagen um 0,5 Pp. gekürzt, wodurch bis zu 100 Mrd Yuan für Kreditvergabe

2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500

6,0 6,2 6,4 6,6 6,8 7,0

Jän 2011 Jän 2012 Jän 2013 Jän 2014 Jän 2015 Jän 2016 Fremdwährungsreserven, RA (Mrd. USD) RMB/USD, LA

CHINA: Wechselkurs und Fremdwährungsreserven

-1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5

Q1 2013

Q2 2013

Q3 2013

Q4 2013

Q1 2014

Q2 2014

Q3 2014

Q4 2014

Q1 2015

Q2 2015

Q3 2015

Q4 2015

Konsum Investitionen

Lagerveränderungen Aussenbeitrag

Öffentlicher Konsum BIP

Wachstumsbeitrag zum realen BIP in den USA

in Prozentpunkten zum Vorquartal (saisonbereinigt)

Quelle: BEA.

(11)

Verschuldung der nichtfinanziellen Sektoren (inkl. Staat) in China liegt mit 250% des BIP jedoch ohnehin bereits auf besorgniserregendem Niveau. Die Neuvergabe von Renminbi-Krediten erreichte im Jänner 2016 einen Rekordwert (380 Mrd USD), etwa 78% der neuen Kredite wurden an den Unternehmenssektor vergeben. Dies dürfte die Problematik der Überkapazitäten in der Industrie weiter verschärfen. Der Aktienmarkt, der Anfang des Jahres noch mit teils dramatischen Rückgängen zu kämpfen hatte, hat sich mittlerweile weitgehend stabilisiert.

Um den Wechselkurs des Renminbi zu stabilisieren, intervenierte die PBoC massiv in den Devisenmärkten. Chinas Devisenreserven sind seither auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen. Im Februar 2016 lagen sie nur mehr bei 3,2 Bio USD. Die PBoC kündigte an, in Zukunft eine Wechselkurspolitik zu verfolgen, die sich an einer stabilen Entwicklung des Renminbi gegenüber einem noch festzulegenden Währungskorb ausrichtet.

Japan: Bank of Japan reagiert mit Negativzinsen auf Wachstums- und Deflationsrisiken Japans Wirtschaft schrumpfte im vierten Quartal 2015 um 0,3%, nach einem Wachstum von 0,3% im dritten Quartal. Sowohl das Konsumenten- als auch das Unternehmensvertrauen haben im Februar 2016 weiter nachgegeben. Auch die Teuerungsrate nähert sich wieder dem Deflationsbereich: Im Jänner lag die VPI-Inflation nur mehr bei 0,0%.

In Reaktion darauf hat die Bank of Japan (BoJ) Ende Jänner die Zinsen auf Zentralbankeinlagen für bestimmte Reserven

erstmals in den negativen Bereich (auf -0,1%) gesenkt und folgt damit dem Beispiel einiger europäischer Notenbanken (Eurosystem, Dänemark, Schweden, Schweiz). Die BoJ verfolgt dabei einen multiple-tier Ansatz, der verschiedene Zinssätze für unterschiedliche Einlagen vorsieht, um die Ertragslage der Banken nicht zu gefährden. Zudem hat die BoJ ihr quantitativ and qualitativ easing (QQE) Programm insofern ausgeweitet, als die bisher angekündigten Ankaufsvolumina nun netto zu interpretieren sind, d.h. wenn Wertpapiere im Bestand der BoJ abreifen, werden sie durch zusätzliche Anleihenankäufe in selber Höhe ersetzt.

UK: Brexit-Risiko könnte wirtschaftliche Erholung bremsen

Die Diskussion über einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU erhöht die Unsicherheit von Haushalten und Firmen, mit möglicherweise negativen Auswirkungen auf Konsum und Investitionen. So ist der GfK-Index zur Konsumentenstimmung im Februar 2016 auf null, den tiefsten Stand seit Herbst 2014 gefallen. Dieser Stimmungseinbruch könnte den Erholungspfad bremsen. Im vierten Quartal 2015 lag das reale BIP-Wachstum bei 0,5%

gegenüber dem Vorquartal, getragen primär von der privaten Binnennachfrage. Die OECD hat sowohl für 2016, als auch für 2017 die Wachstumsprognose um 0,3 Prozentpunkte nach unten revidiert. Die Inflation ist weiterhin niedrig, die Bank of England rechnet mit einem Anstieg der Konsumentenpreise von unter 1% im Jahr 2016.

Die Bank of England entschied Anfang Februar 2016, die Leitzinsen bei 0,5%, sowie den Bestand angekaufter Assets (QE) bei 375 Mrd Pfund zu belassen.

-3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0

Jän.11 Jän.12 Jän.13 Jän.14 Jän.15 Jän.16

VPI

Kernininflation, ohne frische Nahrungsmittel und Energie

JAPAN: Entwicklung der Verbraucherpreise

Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat

Quelle: Japan Statistics Bureau.

(12)

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und

Südosteuropa: Starkes Wachstum im Jahr 2015

4

Robuste Konjunktur auch zum Jahresende 2015

Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in den EU-Mitgliedstaaten Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE) betrug im vierten Quartal 2015 3,6% (im Vergleich zur Vorjahresperiode) und fiel damit etwas stärker als im dritten Quartal aus (3,3%). Die meisten Länder konnten ihre wirtschaftliche Dynamik halten oder sogar etwas steigern. Die höchsten Wachstumsraten von über 4% wurden für die Tschechische Republik und die Slowakei berichtet. Überdurchschnittlich stark wuchsen auch Polen und Rumänien. Deutlich schwächer als der regionale Schnitt entwickelten sich hingegen Kroatien und Litauen. Auch diese beiden Länder wuchsen aber mit knapp 2%.

Die Dynamik in der Region wurde weiterhin von der starken Binnennachfrage getragen. Die Investitionen wurden im vierten Quartal von günstigen Finanzierungsbedingungen, steigender Kapazitätsauslastung sowie einer verstärkten Ausnutzung von Mitteln aus EU-Fonds gestützt.

Letzteres wirkte sich in Verbindung mit einer beginnenden Erholung auf den Immobilienmärkten auch positiv auf die Bauwirtschaft aus. Der private Konsum profitierte von deutlich wachsenden Nominallöhnen, niedrigen oder negativen Inflationsraten, einem niedrigen Zinsniveau, robusten Werten beim Wirtschaftsvertrauen und positiven Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten. So fiel etwa die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der Region im Jänner 2016 auf 7,3%, den niedrigsten Wert seit Jänner 2009. Trotz anhaltend robustem Exportwachstum war der Wachstumsbeitrag der Außenwirtschaft im vierten Quartal weitestgehend neutral, da die dynamische Binnennachfrage mit einer verstärkten Importtätigkeit einherging.

-3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

Q1 2011 Q2 2011 Q3 2011 Q4 2011 Q1 2012 Q2 2012 Q3 2012 Q4 2012 Q1 2013 Q2 2013 Q3 2013 Q4 2013 Q1 2014 Q2 2014 Q3 2014 Q4 2014 Q1 2015 Q2 2015 Q3 2015 Q4 2015

Privater Konsum Öffentlicher Konsum

Investitionen Lagerveränderungen

Nettoexporte BIP

Reales Wachstum in CESEE

Beiträge in Prozentpunkten, BIP-Wachstum in % (ggü. Vohrjahr)

Quelle: Eurostat.

80 85 90 95 100 105 110 115 120 125

HR SI LV BG HU LT EE CZ RO SK PL EA

2014 2015

Reales BIP

Index: 2008=100

Quelle: Eurostat, Europäische Kommission.

4 Autor: Josef Schreiner (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

(13)

2015 bringt das stärkste Wachstum seit Ausbruch der Krise; robuste Entwicklung auch für 2016 erwartet

Mit 3,4% im regionalen Durchschnitt wuchsen die EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa im Jahr 2015 so stark wie seit Ausbruch der Krise nicht mehr (2008: 3,7%). Die höchste Wachstumsrate wurde für die Tschechische Republik berichtet (4,3%), mehrere andere Staaten wuchsen mit Werten von über 3,5% (etwa Polen, Rumänien und die Slowakei).

Niedrigere Wachstumsraten berichteten vor allem die baltischen Staaten, welche vom Wirtschaftseinbruch in Russland stärker als der Rest der CESEE-Region betroffen waren.

Unterdurchschnittlich wuchs auch Kroatien. Das Land konnte im Jahr 2015 aber die seit 2009 andauernde Rezession überwinden und auf einen Wachstumspfad zurückkehren.

Nach der dynamischen Entwicklung im Vorjahr hat ein Großteil der CESEE-Länder die Wirtschaftsleistung vor Ausbruch der Krise wieder erreicht bzw. übertroffen. Letzteres gilt besonders für die Slowakei und Polen, deren Wirtschaftskraft heute um 12% bzw. 23% über dem Niveau von 2008 liegt. Einen größeren negativen Abstand zu dieser Schwelle gibt es nur noch in Kroatien und Slowenien. Im Vergleich zum Euroraum zeigt sich, dass viele CESEE EU- Mitgliedstaaten nach 2008 zwar einen stärkeren Wirtschaftseinbruch erlitten, sich gleichzeitig aber auch schneller von diesem Rückschlag erholen konnten.

Aktuelle Wirtschaftsprognosen deuten darauf hin, dass die robuste konjunkturelle Lage auch im Jahr 2016 anhalten wird. So geht etwa die Europäische Kommission (EK) in ihrer jüngsten Prognose vom Februar von einem durchschnittlichen Wachstum von 3,1% aus. Dieser Wert bedeutet eine leichte Aufwärtsrevision gegenüber der EK-Prognose vom November 2015, wobei vor allem für Kroatien ein etwas stärkeres Wachstum erwartet wird. Wie auch schon im Jahr 2015 werden Polen, Rumänien und die Slowakei heuer überdurchschnittlich stark wachsen.

Die Dynamik in der Tschechischen Republik wird allerdings etwas nachlassen. Schwächer als der Durchschnitt wird die Entwicklung in Bulgarien und Slowenien ausfallen. Die Konjunktur in den baltischen Staaten wird sich wieder etwas festigen.

2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

Sep.14 Okt.14 Nov.14 Dez.14 Jan.15 Feb.15 Mrz.15 Apr.15 Mai.15 Jun.15 Jul.15 Aug.15 Sep.15 Okt.15 Nov.15 Dez.15 Jan.16 Feb.16

EK Consensus IWF wiiw EBRD OeNB

CESEE: Entwicklung der Wachstums- prognosen für 2016

Reales Wachstum in %

Quelle: OeNB, EK, EBRD, Consensus Economics, EZB, IWF, wiiw.

60 70 80 90 100 110 120 130

-20 -15 -10 -5 0 5 10 15

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Industrieproduktion

Einzelhandelsumsätze

Wirtschaftsvertrauen (ESI, rechte Skala)

Vorlauf- und Vertrauensindikatoren in CESEE

jährliche Veränderung in % bzw. in Punkten

Quelle: Eurostat, Europäische Kommission.

Die Risiken für diese Prognose sind allerdings in den letzten Monaten gestiegen. Zu diesen zählen etwa die geringere Dynamik der Weltwirtschaft sowie im Euroraum, Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten, die Normalisierung der Geldpolitik in den USA sowie die

(14)

Flüchtlingskrise in der EU. Verfügbare Vorlaufindikatoren lagen zuletzt durchwegs im positiven Bereich, vor allem die Entwicklung der Industrieproduktion verlor aber zum Jahresende 2015 etwas an Schwung. Mit +3,2% legte sie im Dezember merklich schwächer zu als in den übrigen Monaten des Jahres 2015. Im Gegensatz dazu entwickelten sich die Einzelhandelsumsätze dynamisch und erreichten mit +6,6% im Jänner 2016 den höchsten Wert seit Mitte 2008. Das Wirtschaftsvertrauen (Economic Sentiment Indicator) lag in den letzten Monaten stabil bei etwa 103,5 Punkten und damit über dem langjährigen Durchschnitt von 100.

Trotz rückläufiger Dynamik sinken die Preise auch zu Jahresbeginn weiter

Im Jänner 2016 lag die durchschnittliche Inflationsrate in den CESEE EU-Mitgliedstaaten bei -0,3%. Damit sank das Preisniveau – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im Mai 2015 – den 14. Monat in Folge. Hauptverantwortlich dafür waren vor allem sinkende Energiepreise.

Darüber hinaus trugen im Jänner aber auch niedrigere Preise von Industriegütern stärker negativ zur Teuerung bei. Die allgemeine Deflation verlor seit dem Herbst 2015 allerdings etwas an Kraft. Einerseits ließ der Preisrückgang bei Energie zuletzt etwas nach, andererseits trugen unverarbeitete Lebensmittel nicht mehr negativ zur Teuerung bei. Darüber hinaus entwickelte sich der Inflationsbeitrag von Dienstleistungen in den letzten Monaten stabil. Diese Entspannung spiegelt sich auch auf der Länderebene wider: Während im September 2015 nur ein Land der Region eine positive Inflationsrate berichtete (Tschechische Republik), stieg diese Zahl bis zum Jänner 2016 auf vier an (Estland, Litauen, Tschechische Republik und Ungarn).

Aufgrund des geringen Preisdrucks halten die Zentralbanken der Region an ihrer seit Mitte 2012 betriebenen expansiven Geldpolitik fest. Die Leitzinsen liegen in allen Ländern auf historischen Tiefstständen. Am 4. Februar 2016 entschied die Tschechische Notenbank ihr seit November 2013 bestehendes Wechselkursziel von mindestens 27 Kronen per Euro bis zur ersten Hälfte des Jahres 2017 zu verlängern. Zur Verteidigung dieses Zieles intervenierte die CNB im November, Dezember und Jänner und kaufte 4 Mrd EUR an den Währungsmärkten.

-1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5

Jan. 14 Mrz. 14 Mai. 14 Jul. 14 Sep. 14 Nov. 14 Jan. 15 Mrz. 15 Mai. 15 Jul. 15 Sep. 15 Nov. 15 Jan. 16

Verarbeitete Lebensmittel Industriegüter

Dienstleistungen Energie

Unverarbeitete Lebensmittel HVPI Quelle: Eurostat.

Inflationsentwicklung in den CESEE EU-MS

in Prozentpunkten, Punkte in % gegenüber Vorjahr

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Jan. 12 Apr. 12 Jul. 12 Okt. 12 Jan. 13 Apr. 13 Jul. 13 Okt. 13 Jan. 14 Apr. 14 Jul. 14 Okt. 14 Jan. 15 Apr. 15 Jul. 15 Okt. 15 Jan. 16

Tschechische Republik Ungarn

Polen Rumänien

Entwicklung der Leitzinssätze in CESEE

in %

Quelle: Bloomberg.

(15)

Österreich: Sonderkonjunktur steht internationaler Eintrübung gegenüber

5

Moderates Quartalswachstum zu Jahresende bestätigt

Die österreichische Wirtschaft ist laut der ersten vollständigen VGR-Rechnung im vierten Quartal 2015 um 0,34% gewachsen (gegenüber dem Vorquartal; real, saison- und arbeitstägig bereinigte Trend-Konjunktur-Komponente). Die Veröffentlichung vom 29. Februar bestätigt den bisherigen Konjunkturverlauf und bringt nur geringfügige historische Revisionen für den Außenhandel. Für das Gesamtjahr 2015 ergibt sich ein Wachstum von 0,7%.

Ergebnisse der VGR für 2015Q4 vom 29. Februar 2016

BIP Privater Konsum

Öffentlicher Konsum

Bruttoanlage- investitionen

Exporte Importe Inlandsnachfrage (o. Lager)

Nettoexporte Lagerver- änderungen

Stat. Differenz

Veränderung zur Vorperiode in % Wachstumsbeiträge zum BIP in %-Punkten

Q3 14 –0,1 –0,0 +0,0 –0,5 +0,5 –0,5 –0,1 0,5 –0,5 0,0

Q4 14 +0,1 +0,0 +0,0 –0,2 +0,1 +0,0 –0,0 0,1 0,1 –0,0

Q1 15 +0,2 +0,1 +0,2 +0,2 +0,2 +0,4 +0,1 –0,1 –0,2 +0,4

Q2 15 +0,3 +0,1 +0,3 +0,4 +0,8 +1,0 +0,2 –0,0 +0,2 –0,1

Q3 15 +0,3 +0,1 +0,3 +0,6 +1,4 +2,1 +0,3 –0,3 +0,4 –0,1

Q4 15 +0,3 +0,2 +0,6 +0,5 +0,7 +1,3 +0,3 –0,3 +0,3 –0,1

2012 +0,6 +0,6 +0,1 +2,0 +1,6 +0,9 +0,8 +0,4 –0,6 +0,1

2013 +0,4 –0,0 +0,4 –0,1 +1,0 +0,5 +0,0 +0,3 –0,0 +0,2

2014 +0,4 +0,1 +0,8 –0,1 +2,2 +1,1 +0,2 +0,6 –0,4 +0,0

2015 +0,7 +0,2 +0,8 +0,4 +2,2 +2,2 +0,4 +0,1 –0,1 +0,3

BIP Privater Konsum

Öffentlicher Konsum

Bruttoanlage- investitionen

Exporte Importe Inlandsnachfrage (o. Lager)

Netto-exporte Lagerver- änderungen

Stat. Differenz

in Prozentpunkten 'in Prozentpunkten

Q1 15 –0,0 –0,0 +0,0 +0,0 –0,0 –0,0 +0,0 –0,0 –0,0 +0,0

Q2 15 –0,0 –0,0 +0,0 +0,0 –0,0 +0,0 +0,0 –0,0 +0,0 +0,0

Q3 15 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 –0,1 +0,1 +0,0 –0,1 +0,1 +0,0

Q4 15 +0,0 +0,0 +0,0 +0,1 –0,1 +0,2 +0,0 –0,1 +0,1 +0,0

2014 –0,0 –0,0 +0,0 –0,0 +0,0 –0,0 –0,0 +0,0 –0,0 +0,0

2015 –0,0 –0,0 +0,0 +0,1 –0,1 +0,1 +0,0 –0,1 +0,1 +0,0

Quelle: WIFO, Eigene Berechnungen OeNB

Revisionen gegenüber dem Flash Estimate von Q4 am 29. Jänner 2016

Seit der Einführung von ESVG 2010 veröffentlicht das WIFO zwei unterschiedliche saisonbereinigte BIP-Reihen. Die von WIFO und OeNB verwendete „Trend-Konjunktur- Reihe“, die einen glatteren Verlauf aufweist, zeigt für das Jahr 2015 ein stetiges Wachstum (2015Q1-2015Q4: +0,2% +0,3%, +0,3%, +0,3%; jeweils im Vergleich zum Vorquartal). Die von Eurostat publizierte, stärker fluktuierende „Saison- und arbeitstagbereinigte Reihe“ wurde mit dieser Veröffentlichung am aktuellen Rand revidiert und weist nun in den vier Quartalen 2015 einen U-förmigen Verlauf auf (+0,7%, +0,3%, -0,0%, +0,2%). Die Wachstumsrate für das vierte Quartal 2015 ist nach beiden Berechnungsmethoden aber ähnlich. Die beiden saisonbereinigten Reihen und die nicht saisonbereinigte Datenreihe weisen für das Gesamtjahr 2015 unterschiedliche Werte aus, wie in der nachfolgenden Grafik dargestellt ist.

5 Autoren: Christian Ragacs, Fabio Rumler und Klaus Vondra (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen).

(16)

0,70,80,9

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5

2010 2011 2012 2013 2014 2015

Trend-Zyklus-Komponente Saison- und arbeitstagbereinigte Reihe Nicht saisonbereinigte Reihe BIP-Jahreswachstum

Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %

Quelle: WIFO.

0,3

0,2 0,0

-0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4

2013 2014 2015

Trend-Zyklus-Komponente; Vollständige Veröffentlichung 29.Februar Trend-Zyklus-Komponente; Flash vom 29. Jänner

Saison- und arbeitstagbereinigte Reihe; Vollständige Veröffentlichung 29.Feb.

Saison- und arbeitstagbereinigte Reihe; Flash vom 29. Jän.

BIP-Quartalswachstum der saisonbereinigten Reihen Veränderung im Vergleich zum Vorquartal in %

-0,25 0,00 0,25 0,50 0,75 1,00

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2

2013 2014 2015 2016

Quartalswachstum lt. VGR (realisierte Werte) OeNB-Konjunkturindikator Jahreswachstum lt. VGR

Quelle: OeNB-Konjunkturindikator vom Februar 2016, WIFO.

+0,5* +0,5*

+0,4 +0,4

Veränderung zum Vorquartal in % (Quartalswerte)

Prognose für das reale Bruttoinlandsprodukt in Österreich für das erste und zweite Quartal 2016 (saison- und arbeitstägig bereinigte Trendkomponente)

*) Prognosewerte

+0,7

Österreichs Wirtschaft im Spannungsfeld zwischen Konjunkturimpulsen und außenwirtschaftlichen Risiken

Seit Jahresbeginn sind die globalen Konjunkturrisiken gestiegen. Verluste an den internationalen Aktienbörsen, die wirtschaftliche Abkühlung in wichtigen aufstrebenden Volkswirtschaften wie China und politische Krisenherde – allen voran der Bürgerkrieg in Syrien – nähren die Sorgen um eine Dämpfung der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Der gefallene Ölpreis sowie deutliche Rückgänge der gängigen Vertrauensindikatoren sind eine Folge dieser Entwicklung. Diesem ungünstigen außenwirtschaftlichen Umfeld wirken im ersten Halbjahr 2016 jedoch starke inländische Konjunkturimpulse entgegen. Die öffentlichen Ausgaben für Flüchtlinge wirken kurzfristig ebenso wachstumsfördernd wie die Entlastung der privaten

(17)

Sonderfaktoren stark genug sein, um im ersten Halbjahr ein vergleichsweises robustes Wachstum der österreichischen Wirtschaft zu ermöglichen. Die OeNB erwartet daher im Rahmen ihrer vierteljährlichen Kurzfristprognose für das erste und zweite Quartal 2016 ein Wachstum des realen BIP von jeweils +0,5%. Die Prognose für das erste Quartal wurde zwar gegenüber der letzten Veröffentlichung im November unverändert gelassen, die Abwärtsrisiken haben sich in den letzten Wochen jedoch deutlich erhöht.

Deutliche Unterschiede bei Entwicklung der Vertrauensindikatoren

Die Vertrauensindikatoren liefern weiterhin unterschiedliche Signale, wobei die Unterschiede im Februar besonders deutlich ausgeprägt waren. Der Indikator des wirtschaftlichen Vertrauens der Europäischen Kommission ist im Februar um 6,2 Punkte äußerst stark gesunken. Der Rückgang wurde durch deutliche Einbußen bei den zwei wichtigsten Kategorien Industrie- und Dienstleistungsvertrauen hervorgerufen. Hierbei haben alle Subkategorien des Industrie- und Dienstleistungsvertrauens deutlich nachgegeben – der Rückgang wird somit sowohl von der Einschätzung der aktuellen Entwicklung (letzte drei Monate) als auch der Einschätzung der nächsten drei Monate bestimmt. Im Gegensatz dazu stieg der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria um 0,7 Punkte auf einen Wert von 51,9 und liegt damit weiterhin über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Besonders positiv entwickelte sich der Subindikator für die Industrie, der den höchsten Wert seit Jänner 2014 verzeichnete.

Insgesamt überflügelte der Einkaufsmanagerindex für Österreich im Februar die Werte für den Euroraum, die sich im Februar verschlechterten.

Seitwärtsentwicklung bei der Arbeitslosigkeit?

Negative Signale am Arbeitsmarkt kommen von der Entwicklung der Arbeitslosigkeit (inklusive Schulungen). Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg im Februar (nicht saisonbereinigte Daten) die Anzahl arbeitsloser Personen (+8.133 auf rund 406.000 Personen) und die Arbeitslosenquote nach heimischer Definition (+0,1 Prozentpunkte auf 10,4%). Auch die Anzahl von Personen in Schulung ist gegenüber dem Vorjahresmonat entgegen dem früheren Trend wieder angestiegen (+2,3%). Positive Signale kommen hingegen von der Entwicklung der Anzahl an offenen Stellen und der Beschäftigung. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Anzahl offener Stellen im Februar nun schon das neunte Monat in Folge (+2,3%). Die Beschäftigung ist gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich um 1,3% (+44.000 Personen) gestiegen.

Bereinigt man die Daten (siehe Tabelle) um Saisoneffekte, so zeigt sich allerdings ein positiveres Bild. Seit zwei Monaten ist ein Rückgang bei der Anzahl an arbeitslosen Personen (Jänner 2015: -0,2%, Februar: -0,9% saisonbereinigt jeweils gegenüber dem Vormonat) und auch der Arbeitslosenquote nach heimischer Definition (Jänner: 9,0%, Februar: 8,8%) zu sehen.

Die ebenfalls saisonbereinigte Arbeitslosenquote nach Eurostat blieb im Jänner des Jahres unverändert bei 5,9%. Die saisonbereinigte Summe aus arbeitslosen Personen und von Personen in Schulung sank im Februar trotz eines Anstiegs der Personen in Schulung immer noch deutlich (-0,5%). Dies stellt nun den dritten Rückgang in der Monatsbetrachtung in Folge dar. Die Beschäftigung zeigt ein kontinuierliches Wachstum (Jänner: + 0,1%, Februar: +0,1%).

(18)

Saisonbereinige Kennziffern des Arbeitsmarktes

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung Eurostat Veränderung

Vorperiode in

%

Vorperiode in

%

Vorperiode in

%

Vorperiode in

%

Vorperiode in %

2015M11 3.552 0,2 359,4 0,3 65,9 0,4 425,4 0,3 9,1 5,9 33,5 3,3

2015M12 3.558 0,2 359,9 0,1 65,1 -1,2 425,0 -0,1 9,0 5,9 33,7 0,6

2016M01 3.562 0,1 359,3 -0,2 64,8 -0,6 424,1 -0,2 9,0 5,9 38,7 14,9

2016M02 3.564 0,1 356,0 -0,9 66,0 1,9 421,9 -0,5 8,8 38,4 -0,9

2015Q1 3.521 0,3 346,3 4,2 64,7 -8,9 411,0 1,9 8,9 5,5 26,8 2,3

2015Q2 3.528 0,2 355,4 2,6 63,6 -1,6 419,0 2,0 9,3 5,9 27,1 1,5

2015Q3 3.538 0,3 356,6 0,3 66,5 4,5 423,1 1,0 9,2 5,7 30,1 11,1

2015Q4 3.552 0,4 359,2 0,7 65,6 -1,4 424,8 0,4 9,1 5,8 33,2 10,2

2013 3.483 0,5 287,2 10,2 73,4 10,2 360,6 10,2 7,6 5,3 26,4 -10,2

2014 3.503 0,6 319,4 11,2 75,2 2,4 394,6 9,4 8,4 5,6 26,3 -0,4

2015 3.535 0,9 354,4 10,9 65,1 -13,4 419,5 6,3 9,1 5,7 29,3 11,4

Quelle: HSV, AMS, OeNB, Eurostat.

Offene Stellen

in 1.000

in 1.000 in 1.000 in

1.000

in 1.000 Unselb stständig Arb eitslose Personen in

Schulung

Arb eitslose und Personen in Schulung

AMS Beschäftigte

Arb eitslosenquote in

%

Die aktuell vorliegenden Arbeitsmarktzahlen sind durch zwei Sondereffekte verzerrt und spiegeln somit nur bedingt die zugrundeliegende Konjunkturdynamik wider: Der milde Winter führte zu einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Bausektor. Im Gegensatz dazu erhöhte sich die Arbeitslosigkeit konjunkturunabhängig aufgrund der steigenden Anzahl von positiv beschiedenen Asylverfahren.

Inflationsanstieg seit Jahresbeginn aufgrund von Tourismusdienstleistungen

Nach einem vorübergehenden Tiefpunkt von 0,5 % im November 2015 beschleunigte sich die österreichische HVPI-Inflationsrate in den letzten beiden Monaten wieder und belief sich im Jänner 2016 auf 1,4 %. Für diesen Anstieg war hauptsächlich die Teuerungsentwicklung bei den Dienstleistungen aber auch der nachlassende abwärts gerichtete Preisdruck im Energiesektor verantwortlich. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) stieg von 1,4 % im November 2015 auf 2,1 % im Jänner 2016 etwas weniger als die Gesamtinflationsrate. Im Jahresdurchschnitt 2015 lag die österreichische HVPI-Inflation bei 0,8 % und war damit deutlich niedriger als im Jahr davor mit 1,5 %. Hauptverantwortlich für den Rückgang im Gesamtjahr 2015 waren die Effekte des Ölpreisrückgangs, der Ende 2014 einsetzte und in der zweiten Jahreshälfte 2015 erneut an Dynamik gewann.

Die österreichische HVPI-Inflation lag damit auch in den letzten Monaten weiterhin über dem Euroraum-Durchschnitt sowie über der Inflationsrate unseres wichtigsten Handelspartners Deutschland, wo im Jänner 2016 HVPI-Inflationsraten von 0,3 % (Euroraum) und 0,4 % (Deutschland) verzeichnet wurden. Für die Differenz in den Teuerungsraten ist in erster Linie die in Österreich überdurchschnittliche Preisentwicklung im Dienstleistungssektor verantwortlich, die sowohl durch den Inflationsbeitrag des öffentlichen Sektors (über die administrierten Dienstleistungspreise und die indirekten Steuern) als auch durch die Lohnstückkostenentwicklung bei Dienstleistungen verursacht wird.

Im Rahmen der Narrow Inflation Projection Exercise vom März 2016 erwartet die OeNB für das Jahr 2016 eine HVPI-Inflationsrate von durchschnittlich 0,9 % sowie für das Jahr 2017 einen Anstieg auf 1,7 %. Bis Juli dieses Jahres wird allerdings – ausgehend vom recht hohen Wert im Jänner 2016 - ein kontinuierlicher Rückgang der Gesamtinflationsrate auf 0,3% erwartet, gefolgt von einem deutlichen Anstieg der Teuerungsrate bis etwa Anfang 2017. Der prognostizierte Rückgang im ersten Halbjahr 2016 geht in erster Linie auf den inflationsdämpfenden Effekt der Ölpreisentwicklung zurück, der ab Mitte des Jahres nachlassen

(19)

Energie gerechnet. Die nachfrageseitigen Inflationsimpulse werden als gering gesehen. Zudem führen die erwartete niedrige Inflationsrate und die weiterhin angespannte Arbeitsmarktsituation zu geringeren Lohnkostensteigerungen. Dementsprechend sollte die Kerninflationsrate (ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) von 1,9% im Jahr 2016 auf 1,7% im Jahr 2017 leicht zurückgehen.

(20)

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats

6

EZB-Rat am 10. März 2016

Auf der Grundlage unserer regelmäßigen wirtschaftlichen und monetären Analyse haben wir eine gründliche Überprüfung der geldpolitischen Ausrichtung vorgenommen, bei der auch die jüngsten von unseren Experten erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen berücksichtigt wurden, die bis in das Jahr 2018 reichen. Der EZB-Rat hat dementsprechend mit Blick auf sein Preisstabilitätsziel eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. Dieses umfassende Maßnahmenpaket nutzt die Synergien zwischen den verschiedenen Instrumenten. Es ist so kalibriert, dass es eine weitere Lockerung der Finanzierungs- bedingungen fördert, die Vergabe neuer Kredite ankurbelt und so die Dynamik der Konjunkturerholung im Euroraum verstärkt und die Rückkehr der Inflation auf ein Niveau von unter, aber nahe 2% beschleunigt.

Erstens haben wir mit Blick auf die Leitzinsen der EZB beschlossen, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems um 5 Basispunkte auf 0,00% und den Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität um 5 Basispunkte auf 0,25% zu senken. Der Zinssatz für die Einlagefazilität wurde um 10 Basispunkte auf −0,40% herabgesetzt.

Zweitens haben wir beschlossen, das Volumen der monatlichen Ankäufe im Rahmen unseres Programms zum Ankauf von Vermögenswerten von 60 Mrd € auf 80 Mrd € auszuweiten. Diese Ankäufe sollen bis Ende März 2017 oder erforderlichenfalls darüber hinaus und in jedem Fall so lange erfolgen, bis der EZB-Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Ziel im Einklang steht, mittelfristig Inflationsraten von unter, aber nahe 2% zu erreichen. Um weiterhin eine reibungslose Umsetzung unserer Ankäufe von Vermögenswerten sicherzustellen, haben wir darüber hinaus beschlossen, die emittenten- bzw. emissionsbezogene Ankaufobergrenze für Wertpapiere zugelassener internationaler Organisationen und multilateraler Entwicklungsbanken von 33% auf 50% zu erhöhen.

Drittens haben wir beschlossen, auf Euro lautende Investment-Grade-Anleihen von Unternehmen (ohne Banken) im Euro-Währungsgebiet in die Liste der Vermögenswerte aufzunehmen, die für reguläre Ankäufe im Rahmen eines neuen Programms zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors zugelassen sind.

Dies wird das Durchschlagen unserer Ankäufe von Vermögenswerten auf die Finanzierungsbedingungen der Realwirtschaft weiter stärken. Die Ankäufe im Rahmen des neuen Programms werden gegen Ende des zweiten Quartals des laufenden Jahres aufgenommen.

Viertens haben wir beschlossen, ab Juni 2016 mit einer neuen Reihe von vier gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (GLRG II) zu beginnen, die jeweils eine Laufzeit von vier Jahren haben. Diese neuen Geschäfte verstärken den akkommodierenden geldpolitischen Kurs der EZB und verbessern die Transmission der Geldpolitik, indem weitere Anreize für die Kreditvergabe der Banken an die Realwirtschaft gesetzt werden. Geschäftspartner können Mittel in Höhe von bis zu 30% des Bestands an anrechenbaren Krediten zum 31. Januar 2016 aufnehmen. Der Zinssatz für die GLRG II, der dem zum Zeitpunkt der Inanspruchnahme geltenden Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems entspricht, gilt für die Laufzeit des jeweiligen Geschäfts. Für Banken, deren Nettokreditvergabe eine Referenzgröße überschreitet, wird ein niedriger Zinssatz für die GLRG II angewandt, wobei der zum Zeitpunkt der

6 Der Bericht ist die gekürzte Version der einleitenden Bemerkungen des EZB-Präsidenten nach dem EZB-Rat, die in englischer Sprache unter http://www.ecb.europa.eu/press/pressconf/2015/html/index.en.html bzw. in

deutscher Übersetzung durch die Deutsche Bundesbank unter

http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Presse/Pressenotizen/pressenotizen.html verfügbar sind.

(21)

Inanspruchnahme geltende Zinssatz für die Einlagefazilität die Untergrenze darstellt. Im Rahmen der GLRG II wird es keine vorzeitigen Pflichtrückzahlungen geben, und ein Wechsel von den GLRG I ist zulässig.

Mit Blick auf die Zukunft geht der EZB-Rat schließlich unter Berücksichtigung der aktuellen Aussichten für die Preisstabilität davon aus, dass die Leitzinsen der EZB für längere Zeit und weit über den Zeithorizont unseres Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden.

[…]

In Ergänzung der seit Juni 2014 ergriffenen Maßnahmen setzen wir mit dem heute beschlossenen umfassenden Maßnahmenpaket erhebliche geldpolitische Impulse, um den erhöhten Risiken für das Preisstabilitätsziel der EZB entgegenzuwirken. Wenngleich sehr niedrige oder sogar negative Inflationsraten in den kommenden Monaten aufgrund von Schwankungen der Ölpreise unvermeidbar sind, ist es von entscheidender Bedeutung, Zweitrundeneffekte zu vermeiden, indem eine möglichst baldige Rückkehr der Inflation auf ein Niveau von unter, aber nahe 2% sichergestellt wird. Der EZB-Rat wird die Entwicklung der Aussichten für die Preisstabilität in der nächsten Zeit weiterhin sehr genau beobachten.

Gestatten Sie mir nun, unsere Einschätzung näher zu erläutern und dabei mit der wirtschaftlichen Analyse zu beginnen. Das vierteljährliche Wachstum des realen BIP im Eurogebiet belief sich im Schlussquartal 2015 auf 0,3%. Gestützt wurde es durch die Binnennachfrage, während sich ein negativer Beitrag der Nettoexporte dämpfend auswirkte. Die jüngsten Umfrageindikatoren deuten darauf hin, dass die Wachstumsdynamik zu Jahresbeginn schwächer als erwartet war. Mit Blick auf die Zukunft gehen wir davon aus, dass sich die wirtschaftliche Erholung in gemäßigtem Tempo fortsetzt. Die Binnennachfrage dürfte durch unsere geldpolitischen Maßnahmen und deren positiven Effekt auf die finanziellen Bedingungen weiter begünstigt werden. Darüber hinaus dürfte sie von dem anhaltenden Beschäftigungszuwachs infolge vergangener Strukturreformen profitieren. Außerdem dürften das real verfügbare Einkommen und der Konsum der privaten Haushalte sowie die Ertragskraft und die Investitionen der Unternehmen durch den niedrigen Ölpreis zusätzlich gestützt werden. Des Weiteren ist im Euroraum ein leicht expansiver finanzpolitischer Kurs zu beobachten, was teilweise mit den Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge zusammenhängt. Allerdings wird die wirtschaftliche Erholung im Eurogebiet weiter durch die gedämpften Wachstumsaussichten für die aufstrebenden Volkswirtschaften, volatile Finanzmärkte, die erforderlichen Bilanzanpassungen in einer Reihe von Sektoren sowie die schleppende Umsetzung von Strukturreformen gebremst.

Dieser Ausblick deckt sich weitgehend mit den von Experten der EZB erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen für das Euro-Währungsgebiet vom März 2016. Den dort enthaltenen Berechnungen zufolge wird das jährliche reale BIP 2016 um 1,4%, 2017 um 1,7% und 2018 um 1,8% steigen. Verglichen mit den von Experten des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen vom Dezember 2015 wurde der Ausblick für das Wachstum des realen BIP leicht nach unten korrigiert, was hauptsächlich auf die Eintrübung der weltweiten Wachstumsaussichten zurückzuführen ist.

In Bezug auf die Wachstumsaussichten des Eurogebiets überwiegen nach wie vor die Abwärtsrisiken, was insbesondere mit der erhöhten Unsicherheit in Bezug auf die weltwirtschaftliche Entwicklung sowie den allgemeinen geopolitischen Risiken zusammenhängt.

Der Vorausschätzung von Eurostat zufolge lag die jährliche am HVPI gemessene Teuerungsrate für das Euro-Währungsgebiet im Februar 2016 bei −0,2%, verglichen mit 0,3% im Januar. Zu diesem Rückgang trugen alle wichtigen HVPI-Komponenten bei. Auf der Grundlage der aktuellen Terminpreise für Energie dürften die Inflationsraten in den kommenden Monaten im negativen Bereich bleiben und im späteren Jahresverlauf 2016 wieder anziehen. Danach dürften sie, getragen von unseren geldpolitischen Maßnahmen

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