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auf das o¬sterreichische Bankwesen

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Academic year: 2022

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B e r i c h t e u n d S t u d i e n

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Johann Elsinger, Patrizia Fahrngruber, Manfred Fluch, Irene Giulini, Heinz Glu¬ck, Ingrid Haar-Sto¬hr, Alexandra Hohlec, Thomas Hudetz, Diane Moore,

Herbert Nekvasil, Franz Partsch, Leopold Reim, Johannes Turner Redaktion:

Beatrix Kossinowsky, Christiana Weinzetl Abteilung fu¬r volkswirtschaftliche Analysen Satz, Druck und Herstellung:

Hausdruckerei Ru¬ckfragen:

Oesterreichische Nationalbank

Sekretariat des Direktoriums/O¬ffentlichkeitsarbeit Wien 9, Otto-Wagner-Platz 3

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Impressum 2

Editorial 7

Wirtschaftliche Entwicklung in der Wa¬hrungsunion und in der EU

Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU 10

Konjunkturelle Entwicklung in O¬sterreich 15

Zusammenarbeit im ESZB und europa¬ische Integration 25

Moneta¬re Entwicklung in O¬sterreich

Gescha¬ftsta¬tigkeit der inla¬ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2000 30

Zahlungsbilanz im ersten Quartal 2000 39

Internationale Vermo¬gensposition O¬sterreichs im Jahr 1999 58 Internationale Wirtschaft

Entwicklungen in ausgewa¬hlten Industriela¬ndern au§erhalb der EU 74

Entwicklungen in ausgewa¬hlten Reformla¬ndern 86

Zusammenarbeit im internationalen Wa¬hrungs- und Finanzsystem 104 Studien ãNeue Eigenmittelbestimmungen in Basel und Bru¬sselÒ

Die Eigenmittelanforderungen an o¬sterreichische Kreditinstitute als Instrument 108 der Bankenaufsicht im Wandel der Zeit

Jedes Unternehmen, unabha¬ngig von der Rechtsform, muss Ð in welcher Form auch immer Ð Eigenkapital zur Verfu¬gung haben und dieses als solches auch in der Bilanz ausweisen. Auch Kreditinstitute sind laut ¤ 5 Abs 5 BWG und ¤ 22 BWG verpflichtet, Eigenmittel zu halten. Im BWG findet sich im ¤ 23 die entsprechende Definition der ãEigenmittelÒ.

Kreditinstitute geho¬ren, wie kaum eine andere Branche, zu dem am meisten reglementierten und beaufsichtigten Wirtschaftssektor. Die Ursachen dafu¬r liegen in der Natur der Kreditinstitute als Finanzintermedia¬re. So stellt das Bankensystem in seiner Gesamtheit einen entscheidenden Faktor fu¬r das nationale und internationale Vertrauen in den heimischen Finanzmarkt dar.

Sinn und Zweck von Aufsichtsnormen ist es nun Ð unter anderem Ð, einerseits die Ho¬he der Eigenmittel in Relation zum Risikogehalt der geta¬tigten Gescha¬fte zu bringen und andererseits einen Vermo¬genspolster als Verlustausgleichspotenzial zu schaffen. In dieser Eigenschaft durchlebten die Eigenmittelnormen eine interessante Entwicklung, die im Artikel dargestellt wird.

Bedingt durch den aktuell gu¬ltigen Block-Approach im Eigenmittelerfordernis und die differenzierte Verwendungsmo¬glichkeit einzelner Eigenmittelbestandteile ist fu¬r die unterschiedliche Berechnungsmethodik von Eigenmittel-Ratios und die daraus resultierende geringere Vergleichbarkeit auch eine na¬here Analyse nu¬tzlich.

Supervisory Review 117

Der Supervisory Review (u¬bersetzt als die ãaufsichtliche U¬berpru¬fung der EigenkapitalerfordernisseÒ) ist ein wesentlicher Bestandteil der geplanten

Neuregelung. Er soll die beiden anderen Sa¬ulen ãMindestkapitalerfordernisseÒ und ãMarktdisziplinÒ erga¬nzen und miteinander verbinden. Die wesentlichen Neuerungen, die in diesem Artikel im Detail erla¬utert werden, umfassen die Mo¬glichkeit der Setzung von differenzierten Kapitalerfordernissen, den versta¬rkten Einklang von

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Kapital und Risiko sowie das fru¬hzeitige Einschreiten der Aufsicht, wenn die Eigenmittelquote zuru¬ckgeht, aber noch u¬ber 8% liegt.

Der zu Grunde liegende Gedanke des Supervisory Review ist, dass kein noch so umfangreicher Katalog von Standardregelungen zur Berechnung der

Mindesteigenmittelanforderungen ausreichen kann, alle Risiken, denen eine Bank, vor allem eine komplexe Bankengruppe, ausgesetzt ist, ada¬quat einzufangen. Supervisory Review soll prima¬r ein praktisches Instrument der Aufsicht und keinesfalls

Schattenmanagement durch die Bankenaufsicht sein. Wesentlich ist, dass eine sta¬rkere Betonung der risikoorientierten Elemente der Aufsicht neben der Einhaltung der quantitativen Standards zum Ausdruck kommt.

Wesentliche Fragen sind noch nicht gekla¬rt, diese werden ebenfalls gemeinsam mit dem Bankwesen zu diskutieren sein.

Kreditrisiko 133

Die U¬berarbeitung der Vorschriften fu¬r die Eigenkapitalunterlegung von Kreditrisiken stellt einen wesentlichen Teil der ersten Sa¬ule der neuen Eigenkapitalvorschriften dar.

Das Mindesteigenkapital soll sta¬rker nach Kreditrisiko differenziert werden und neuen Entwicklungen im Kreditrisikomanagement Rechnung tragen. Fu¬r die Ermittlung des Mindesteigenkapitals fu¬r das Kreditrisiko sind eine modifizierte Standardmethode und eine interne Ratingmethode vorgesehen. Die modifizierte Standardmethode stellt eine graduelle Weiterentwicklung des Basler Akkords 1988 dar. An Stelle der sehr groben Einteilung der Kreditnehmer in Risikoklassen erfolgt eine Risikodifferenzierung anhand von Kreditbeurteilungen externer Ratingstellen. Innerhalb der internen Ratingmethode sollen interne Risikobewertungs- und -messsysteme der Banken zur Ermittlung der Kapitalunterlegung von Kreditrisiken herangezogen werden.

Die aufsichtsrechtliche Anerkennung und laufende Beaufsichtigung von externen Ratingstellen und von bankinternen Ratingsystemen erfordern neue, umfassende Instrumente und Verfahren.

Kritische U¬berlegungen zu den Vorschla¬gen des Basler Ausschusses fu¬r 149 Bankenaufsicht und der Europa¬ischen Kommission zur Behandlung der

ãanderen RisikenÒ im Rahmen der Neugestaltung der Eigenmittelvorschriften Der Basler Akkord 1988 und die Solvabilita¬ts-Richtlinie basieren auf einem einfachen Ansatz, der nicht nur das Kreditrisiko, sondern pauschal auch etwaige ãandere RisikenÒ abdecken sollte. Die zu entwickelnden neuen Eigenmittelbestimmungen haben den Anspruch, das aufsichtliche Kapital na¬her an das o¬konomische Kapital, das zur Abdeckung des Risikos erforderlich wa¬re, heranzuru¬cken. Damit sind die so genannten ãanderen RisikenÒ nicht mehr erfasst und mu¬ssen gesondert behandelt und mit Kapital unterlegt werden. Der vorliegende Artikel soll nun einen U¬berblick u¬ber den aktuellen Stand der Diskussion sowohl bei den Regulatoren als auch den Praktikern bieten. Da die ãanderen RisikenÒ prima¬r als Restgro¬§e definiert sind Ð also alle Risiken au§er Kredit- und Marktrisiko Ð ist zu kla¬ren, welche Risiken konkret von der Kapital- unterlegung erfasst werden sollen. Dabei werden operationale Risiken, Rechtsrisiko und Reputationsrisiko beleuchtet. Nach der Darstellung der verschiedenen Definitions- versuche werden neben einer Gegenu¬berstellung der Vorschla¬ge der Konsultationspapiere des Basler Ausschusses fu¬r Bankenaufsicht und der EU-Kommission, Studien u¬ber die aktuelle Risikomanagementpraxis der Banken, aber auch erste Ansa¬tze zur Quanti- fizierung, aber auch Risikomanagementmethoden der ãanderen RisikenÒ vorgestellt.

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Zinsrisiko im Bankbuch 165 Der finanzielle Gesamtzustand eines Kreditinstituts ha¬ngt von zuku¬nftigen,

mo¬glicherweise ungu¬nstigen Zinssatzbewegungen ab. Das Eingehen dieses Risikos ist ein wesentlicher Bestandteil des Bankgescha¬fts und kann eine wichtige Quelle fu¬r Profitabilita¬t und Bo¬rsenwert sein. Hingegen ko¬nnen u¬bertriebene Zinsrisikowerte eine signifikante Bedrohung fu¬r die Ertrags- und Kapitalsituation eines

Kreditinstituts darstellen. Dementsprechend wichtig ist ein wirkungsvolles

Zinsrisikomanagement, das das Eingehen von Zinsrisiken an der Risikotragfa¬higkeit eines Kreditinstituts ausrichtet. Die Basler bzw. Bru¬ssler Konsultationspapiere aus dem Jahr 1999 sehen daru¬ber hinaus erstmals Vorschla¬ge zur Eigenmittelunterlegung des Zinsrisikos im Bankbuch vor. Der vorliegende Beitrag stellt diese Vorschla¬ge Ð auch im Lichte der aktuellen gesetzlichen Regelungen Ð vor. Au§erdem gibt er einen U¬berblick u¬ber die verschiedenen Quellen des Zinsrisikos und u¬ber die ga¬ngigsten Praktiken des Zinsrisikomanagements.

Studien

Das neue Millennium Ð Zeit fu¬r ein neues o¬konomisches Paradigma? 182 Ergebnisse der 28. Volkswirtschaftlichen Tagung der OeNB

Die unterschiedliche Dynamik der europa¬ischen und der amerikanischen O¬konomien wa¬hrend des letzten Jahrzehnts wird ha¬ufig mit den Umwa¬lzungen in der

Informations- und Kommunikationstechnologie in Zusammenhang gebracht. Diese technischen Neuerungen werden vielfach jedoch nur als ein Element tief greifend vera¬nderter Rahmenbedingungen des Wirtschaftens interpretiert: Man spricht von einem neuen o¬konomischen Paradigma, das in den USA bereits weitgehend umgesetzt sei, in Europa aber noch auf sich warten lasse. Sowohl der begriffliche Inhalt wie die empirische Relevanz des vermuteten neuen Paradigmas sind jedoch umstritten. Die 28. Volkswirtschaftliche Tagung der OeNB widmete sich dem Pha¬nomen in

umfassender Weise und diskutierte Definition und mo¬gliche statistische Erfassung der so genannten New Economy, wirtschafts- und insbesondere geldpolitische

Konsequenzen, Aspekte der Kapitalma¬rkte und Wachstumsperspektiven. Wa¬hrend die Frage nach Existenz oder Nichtexistenz einer New Economy weiterhin unbeantwortet bleiben musste, ergab sich jedoch eine Reihe wesentlicher wirtschaftspolitischer U¬berlegungen und Empfehlungen. Offenbar steht die europa¬ische Wirtschaftspolitik vor gro§en Herausforderungen: Die Mo¬glichkeit, dass auch hier eine anhaltende Aufschwungphase einsetzen kann, ist nach Ansicht der meisten Referenten und Referentinnen zwar vorhanden, doch erscheinen die dafu¬r erforderlichen

Rahmenbedingungen noch nicht voll gegeben: Unter anderem ist die Integration des europa¬ischen Marktes noch nicht fortgeschritten genug, ein effizienter Markt fu¬r Risikokapital ist noch zu entwickeln, ein europa¬isches Netzwerk fu¬r Technologie und Wissenschaft existiert nicht, die Investitionen in den Aufbau einer ãknowledge-based economyÒ sind zu gering. Was die moneta¬re Politik betrifft, so ist zu beru¬cksichtigen, dass die Unsicherheiten, insbesondere auch u¬ber die Aussagekraft gewisser

o¬konomischer Variablen, zweifellos zugenommen haben. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Geldpolitik der Europa¬ischen Zentralbank mit ihrer

Zwei-Sa¬ulen-Strategie, die die Beobachtung eines breiteren Spektrums an Parametern und damit ein flexibles Reagieren ermo¬glicht, eventuellen vera¬nderten Anforderungen gegenu¬ber gut positioniert.

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Die im Teil ãStudienÒ dieses Hefts zum Ausdruck gebrachte Meinung des jeweiligen Autors kann im Einzelfall von der Meinung der OeNB abweichen.

Hinweise

Abku¬rzungsverzeichnis 197

Zeichenerkla¬rung 198

Kundmachungen der Oesterreichischen Nationalbank 199

Verordnungen der Europa¬ischen Gemeinschaft 200

Bekanntmachungen der Oesterreichischen Nationalbank 201

U¬bersicht u¬ber Berichte, Studien und Sonderdrucke 202

U¬bersicht der Studien zu Schwerpunktthemen 205

Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank 206

Adressen der Oesterreichischen Nationalbank 210

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Neue Eigenmittelbestimmungen in Basel und Bru¬ssel

Die Aktualisierung der neuen Eigenmittelbestimmungen fu¬llt nun bereits seit beinahe zwei Jahren die Finanzpresse und ist heute aktueller denn je.

Der neue Capital Accord aus Basel bzw. die Adaptionen der EU-Richtlinien sollen die beinahe mehr als 10 Jahre gu¬ltigen Bestimmungen reformieren und neue Regelungen fu¬r die rasanten Entwicklungen der letzten Jahre formulieren.

Sowohl der Basler Ausschuss fu¬r Bankenaufsicht als auch die EU-Kom- mission haben je ein Konsultationspapier vero¬ffentlicht. Nach einer ersten Konsultationsrunde im Jahr 2000 werden fu¬r Anfang 2001 je ein weiteres Konsultationspapier aus Basel und Bru¬ssel erwartet.

In beiden Konsultationspapieren wird ein Drei-Sa¬ulen-Ansatz vor- gestellt. Die erste Sa¬ule beschreibt die neuen ãMindestkapitalerfordernisseÒ.

Diese erste Sa¬ule wird durch den Supervisory Review (u¬bersetzt als die ãaufsichtliche U¬berpru¬fung der EigenkapitalerfordernisseÒ) und neue Bestimmungen zur Transparenz im Rahmen der Marktdisziplin erga¬nzt.

Gleich an dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Die neuen Eigenmittel- bestimmungen sind im Diskussionsstadium und daher fu¬r jeden der Autoren ein Moving Target. Die Autorinnen und Autoren dieser Studien haben versucht, den aktuellen Diskussionsstand bestmo¬glich abzubilden und mit Literaturverweisen zu unterlegen, mussten sich dabei aber auf ãzitierbaresÒ Material beschra¬nken. Da die Arbeitsfortschritte im Jahr 2000 gro¬§tenteils noch nicht publiziert sind, versteht sich dieses Heft als Basis fu¬r die weitere Diskussion und auch als zusammenfassende Darstellung der Anliegen der neuen Bestimmungen.

Aufgabe der zu reformierenden Bestimmungen ist die Anpassung der Ho¬he der Eigenmittel in Relation zum Risikogehalt der geta¬tigten Gescha¬fte und die Bildung eines Vermo¬genspolsters als Verlustausgleichspotenzial. Vor den Details der neuen Regelungen wandert der Beitrag ãDie Eigenmittel- anforderungen an o¬sterreichische Kreditinstitute als Instrument der Banken- aufsicht im Wandel der ZeitÒ von Johannes Turner in die Vergangenheit der bankaufsichtlichen Kapitalunterlegung und beschreibt die interessante Entwicklung dieser Normen.

Diesem Beitrag folgt die revolutiona¬re Weiterentwicklung der neuen Eigenmittelbestimmungen Ð die Darstellung der zweiten Sa¬ule Supervisory Review in dem gleichnamigen Beitrag vonIrene Giulini und Diane Moore.Der zu Grunde liegende Gedanke des Supervisory Review ist, dass kein noch so umfangreicher Katalog von Standardregelungen zur Berechnung der Mindesteigenmittelanforderungen ausreichen kann, um alle Risiken, denen eine Bank Ð vor allem eine komplexe Bankengruppe Ð ausgesetzt ist, ada¬quat einzufangen. Der Supervisory Review soll prima¬r ein praktisches Instrument der Aufsicht und keinesfalls ein Schattenmanagement durch die Bankenaufsicht sein.

Die U¬berarbeitung der Vorschriften fu¬r die Eigenkapitalunterlegung von Kreditrisiken stellt einen wesentlichen Teil der ersten Sa¬ule der neuen Eigenkapitalvorschriften dar. Das Mindesteigenkapital soll sta¬rker nach Kreditrisiko differenziert werden und neuen Entwicklungen im Kredit- risikomanagement Rechnung tragen. Die Entwicklungen fu¬r die modifi-

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zierte Standardmethode und die neue interne Ratingmethode wird in dem Beitrag ãKreditrisikoÒ von Franz Partsch vorgestellt.

Die alten Eigenmittelbestimmungen basieren auf einem einfachen Ansatz, der nicht nur das Kreditrisiko, sondern pauschal auch etwaige ãandere RisikenÒ abdecken sollte. Die zu entwickelnden neuen Eigen- mittelbestimmungen haben den Anspruch, das aufsichtliche Kapital na¬her an das o¬konomische Kapital, das zur Abdeckung des Risikos erforderlich wa¬re, heranzuru¬cken. Damit sind die so genannten ãanderen RisikenÒ nicht mehr erfasst und mu¬ssen gesondert behandelt und mit Kapital unterlegt werden.

Der Beitrag von Alexandra Hohlec und Birgit Leichtfried stellt die aktuellen Definitionsversuche der Restgro¬§e ãandere RiskenÒ vor und beschreibt die Vorschla¬ge der Regulatoren und Praktiken zur Behandlung dieser schwierig zu erfassenden Risiken.

Die Eigenmittelunterlegung des Zinsrisikos auch im Bankbuch neben den bereits bestehenden Regelungen fu¬r das Handelsbuch ist die konkrete Problemstellung, mit der sich der Beitrag vonGerhard Coosmann und Thomas Hudetz befasst. Nach der Risikodefinition werden aktuelle Methoden zum Zinsrisikomanagement und die Vorschla¬ge aus Basel und Bru¬ssel vorgestellt.

Abschlie§end ein weiterer Hinweis betreffend die Situation in O¬ster- reich, auf die in einigen Artikeln Bezug genommen wird: Die Berichte sind als perso¬nliche Meinung der Autorinnen und Autoren zu werten und mu¬ssen nicht mit der offiziellen Position der OeNB u¬bereinstimmen.

Ru¬ckschlu¬sse auf die in Zukunft zu erfolgende Umsetzung europa¬ischer Richtlinien oder Empfehlungen in o¬sterreichisches Recht sind ebenfalls nicht zula¬ssig, da dieser Rechtswerdungsprozess nicht in die Kompetenz der OeNB fa¬llt.

Inhaltliche Koordination Birgit Leichtfried

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u n d i n d e r E U

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Eurogebiet

Wachstumstempo im vierten Quartal beschleunigt

Die Konjunktur im Euroraum entwickelt sich weiterhin gu¬nstig. Im Jahresvergleich betra¬gt das BIP-Wachstum im zweiten Quartal 3.8%1), nach 3.4% im ersten Quartal 2000 bzw. 3.2% im vierten Quartal 1999. Der seit Anfang letzten Jahres andauernde Aufwa¬rtstrend hat sich somit fortgesetzt.

Im Vergleich zu den USA liegt die derzeitige Wachstumsrate im Euroraum jedoch immer noch um rund 2 Prozentpunkte unter jener der USA. Der Quartalsvergleich zeigt jedoch keine Dynamik. In den letzten drei Quartalen betrug das Wachstum gegenu¬ber dem Vorquartal jeweils 0.9%, im dritten Quartal 1999 lag das Wachstum mit 1.0% noch geringfu¬gig ho¬her.

Das BIP-Wachstum im Euroraum wird vor allem von den weiter gu¬nstigen Konsumausgaben der privaten Haushalte getragen, die im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3.3% anstiegen. Sehr dynamisch entwickelte sich die Au§enkomponente auf Grund der gu¬nstigen internationalen Wirtschaftslage sowie der vorteilhaften Wettbewerbssitua- tion des Euroraums. Die Exporte nahmen im zweiten Quartal um 13.1% im Jahresabstand zu, die Importe um 12.3%, wobei die Importe insbesondere durch den Anstieg des Erdo¬lpreises und die lebhafte Inlandsnachfrage gestiegen sind.

Die saisonbereinigte Industrieproduktion im Euroraum ist im Juni 2000 im Jahresvergleich mit 3.8% nur relativ schwach gewachsen. Gegenu¬ber dem Vormonat ist die Industrieproduktion sogar um 0.4% gesunken. Im Mai lag der Zuwachs der Industrieproduktion auf Jahresbasis noch bei 8.1%, gegenu¬ber dem Vormonat wuchs die Industrieproduktion um 0.6%. Die starke Verlangsamung im Juni du¬rfte jedoch auf einen statistischen Effekt (abweichende Zahl von Arbeitstagen) zuru¬ckzufu¬hren sein.

Der IWF geht in seiner Herbstprognose von einer nach wie vor dynamischen Wirtschaftsentwicklung im Euroraum aus. Im weiteren Jahresverlauf soll das Wirtschaftswachstum von steigenden Konsumaus- gaben, dem gu¬nstigen Unternehmensvertrauen sowie der beschleunigten Konjunktur der Weltwirtschaft getragen werden. 2000 und 2001 soll das BIP real um jeweils 3.4% wachsen (1999: +2.4%). Damit liegt die Herbstprognose um jeweils 0.2 Prozentpunkte u¬ber den Annahmen der Fru¬hjahrsprognose des IWF. In allen La¬ndern der Wa¬hrungsunion ergibt sich laut IWF fu¬r das Jahr 2000 ein Wirtschaftswachstum, das u¬ber dem Potenzialwachstum liegt. Ein anhaltend hoher O¬lpreis ko¬nnte das BIP- Wachstum im Euroraum allerdings da¬mpfen.

Der IWF geht von einer Beschleunigung der privaten Konsumausgaben u¬ber den Prognosehorizont aus. Auch in den vergangenen Jahren wuchsen die privaten Konsumausgaben relativ dynamisch (1999: +2.6%). Fu¬r 2000 und 2001 wird jedoch eine zusa¬tzliche Beschleunigung auf 2.9 bzw. 3.2%

erwartet.

Fu¬r den o¬ffentlichen Konsum hingegen wird auf Grund der Kon- solidierung eine Da¬mpfung erwartet. Kann der Zuwachs 1999 mit 1.4% als

1 Erste Scha¬tzung des EUROSTAT.

Redaktionsschluss:

5. Oktober 2000

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moderat betrachtet werden, wird 2000 eine Verlangsamung auf 1.2%

prognostiziert, erst 2001 soll er geringfu¬gig auf 1.3% ansteigen.

Sehr dynamisch werden sich laut Prognose die Bruttoanlageinvestitionen entwickeln. Nach einem kra¬ftigen Wachstum von 5.1% im Jahr 1999 wird sich der Zuwachs im Jahr 2000 auf 5.3% weiter beschleunigen. Fu¬r 2001 wird ein leichter Ru¬ckgang des Wachstums auf 4.9% erwartet.

Fu¬r die gesamte Inlandsnachfrage ergibt sich in der IWF-Prognose eine Wachstumsbeschleunigung auf 3.1% im Jahr 2000 und 3.2% im Jahr 2001 (1999: 2.9%).

Der Au§enbeitrag soll sich nach der IWF-Prognose 2000 und 2001 gu¬nstiger entwickeln als 1999. Wa¬hrend der Beitrag 1999 mit Ð0.5% des BIP gegenu¬ber dem Vorjahr noch negativ war, wird fu¬r 2000 und 2001 ein positiver Beitrag von 0.5 bzw. 0.2% des BIP prognostiziert.

Im zweiten Quartal 2000 verzeichnete der Euroraum ein Defizit der Leistungsbilanz in der Ho¬he von 3.9 Mrd EUR (gescha¬tzte 0.25% des BIP), im ersten Quartal lag das Defizit bei 7.9 Mrd EUR bzw. 0.5% des BIP. Im Vergleich dazu war die Leistungsbilanz im zweiten Quartal 1999 mit 0.6%

des BIP positiv. Der deutliche Anstieg des Leistungsbilanzdefizits im ersten Halbjahr 2000 ist hauptsa¬chlich auf die Zunahme der Wareneinfuhren bei gleichzeitig hohen O¬lpreisen und einem starken US-Dollar zuru¬ckzufu¬hren.

Arbeitslosenquote sinkt weiter

Im August 2000 ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote des Euroraums mit 9.0% gegenu¬ber dem Vormonat gleich geblieben. Im August 1999 betrug die Arbeitslosenquote noch 9.9%. Insbesondere die gu¬nstige Konjunkturentwicklung im Euroraum fu¬hrte zu diesem Ru¬ckgang. Im Verlauf der letzten zwo¬lf Monate war die Arbeitslosenquote in allen Mitgliedstaaten des Euroraums ru¬ckla¬ufig.

Die niedrigsten Arbeitslosenquoten verzeichneten Luxemburg (Juli:

2.2%) und die Niederlande (Juli: 2.5%), gefolgt von O¬sterreich (3.2%).

Spanien hatte mit 14.5% nach wie vor die ho¬chste Arbeitslosenquote der EU; seit drei Monaten ist sie wieder im Steigen begriffen, nachdem sie davor nahezu ein Jahr ru¬ckla¬ufig gewesen war.

Der IWF geht in seiner Herbstprognose vor allem auf Grund der dynamischen Konjunkturentwicklung von einem deutlichen Ru¬ckgang der Arbeitslosigkeit im Euroraum aus. Heuer soll die Arbeitslosenquote auf 9.3% sinken und im Jahr 2001 auf 8.5% weiter zuru¬ckgehen.

Inflation im Juli deutlich gestiegen

Die Jahreszuwachsrate des HVPI ist im August leicht auf 2.3% gesunken (im Juli und Juni waren es jeweils +2.4%). Die Energiepreise verzeichneten mit 12.3% weiterhin einen kra¬ftigen Anstieg und wirkten damit stark inflationserho¬hend. Gegenu¬ber den letzten beiden Vormonaten nahm der Anstieg der Energiepreise jedoch etwas ab. Dies ist auch der Grund fu¬r den eingangs erwa¬hnten leichten Ru¬ckgang der Inflationsrate im August.

Der Anstieg der Nahrungsmittelpreise hat sich mit 2% im August gegenu¬ber den Vormonaten deutlich beschleunigt (Juli: +1.6%, Juni:

+1.2%), dieser lag jedoch weiter unter dem Gesamtinflationsindex.

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Inflationsda¬mpfend wirkten die Preise fu¬r Dienstleistungen, auch wenn sie im August mit 1.8% etwas sta¬rker gestiegen sind als in den beiden Vormonaten (1.7%). Die Industriegu¬terpreise ohne Energie wuchsen mit 0.6% im August weiterhin nur sehr gering und wirkten fu¬r den HVPI inflationssenkend.

Die Kerninflationsrate (Anstieg des HVPI ohne Energie und unver- arbeitete Nahrungsmittel) liegt im August bei 1.3%. Im Vergleich zu den Vormonaten ist die Kerninflationsrate damit nur geringfu¬gig gestiegen, im Juli lag sie bei 1.2%. Bei einer la¬ngerfristigen Betrachtung ist die Kerninflationsrate jedoch deutlich zuru¬ckgegangen: Anfang 1996 hatte sie noch 2.5% betragen.

Erdo¬lpreisanstieg

Nach wie vor ist die Entwicklung der Erdo¬lpreise hauptverantwortlich dafu¬r, dass der HVPI fu¬r den Euroraum die 2-Prozent-Marke u¬berschritten hat. Das aktuelle Preisniveau (5. Oktober 2000) von knapp rund 29 USD/Barrel Brent liegt zwar deutlich unter dem Ho¬chstwert von 37.39 USD vom 7. September 2000, es ist jedoch zu fru¬h, um von einer Umkehrung des Trends steigender Erdo¬lpreise zu sprechen. Schlie§lich ist der Ru¬ckgang nicht zuletzt auf eine unmittelbare Marktintervention in Form einer Freigabe eines Teils der amerikanischen O¬lreserven durch Pra¬sident Clinton Mitte September zuru¬ckzufu¬hren.

Geldmenge etwas gebremst, jedoch weiterhin u¬ber dem Referenzwert

Das Geldmengenaggregat M3 ist im August um 5.6% gegenu¬ber dem Vorjahr gewachsen. Im Juli lag der Anstieg bei 5.1% (wurde von 5.3% nach unten revidiert). Der Drei-Monats-Durchschnitt Ð Juni bis August Ð verringerte sich auf 5.3%, nach 5.5% fu¬r den Zeitraum Mai bis Juli 2000.

Das raschere Geldmengenwachstum du¬rfte vor allem auf die UMTS- Mobilfunklizenzen in Deutschland zuru¬ckzufu¬hren sein. Die beteiligten Telekommunikationsunternehmen haben zu diesem Zweck ihre liquiden Mittel deutlich erho¬ht. Unter den M3-Teilaggregaten ist die gro¬§te Untergruppe, die ta¬glich fa¬lligen Einlagen1), im August im Jahresvergleich um 7.8% wieder sta¬rker gestiegen (Juli: +7.4%). Vermutlich du¬rfte das steigende Zinsniveau in diesem Bereich zur Beschleunigung des Wachstums gefu¬hrt haben. Der Bargeldumlauf nahm von 3.3% im Juli auf 3.5% im August zu.

Die ja¬hrliche A¬nderungsrate der kurzfristigen Einlagen (ohne ta¬glich fa¬llige Einlagen) erho¬hte sich im August auf 1.5%, gegenu¬ber 0.8% im Juli.

Die Jahreswachstumsrate der Einlagen mit einer vereinbarten Laufzeit von bis zu zwei Jahren stieg von 6.6% im Juli auf 9.1% im August. Durch die gestiegenen kurzfristigen Zinsen und die tendenziell ru¬ckla¬ufigen Zinsen im 10-Jahres-Bereich wurde die Zinsstrukturkurve sehr flach (Zinsunterschied nur mehr rund 10 Basispunkte, 12-Monats-EURIBOR verglichen mit 10-ja¬hriger Sekundarmarktrendite). Deshalb ist es fu¬r Anleger derzeit nicht sehr attraktiv, la¬ngerfristige Laufzeiten einzugehen. Hingegen sank die

1 Die ta¬glich fa¬lligen Einlagen machen in etwa ein Drittel von M3 aus.

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ja¬hrliche Vera¬nderungsrate der Einlagen mit einer vereinbarten Ku¬ndi- gungsfrist von bis zu drei Monaten von Ð3.2% im Juli auf Ð3.7% im August.

Bei den Gegenposten zu M3 war die Jahresrate der la¬ngerfristigen finanziellen Verbindlichkeiten des MFI-Sektors mit 7.5% etwas ho¬her als im Juli (+7.2%). Die Jahresrate der Schuldverschreibungen mit einer Ursprungslaufzeit von mehr als zwei Jahren erho¬hte sich auf 6.6% (nach 6.3% im Juli).

Wa¬hrend die Zwo¬lf-Monats-Rate der Kreditgewa¬hrung an den privaten Sektor anstieg (von 9.8% im Juli auf 10.1% im August), war die Kreditgewa¬hrung an die o¬ffentlichen Haushalte im Jahresvergleich mit Ð2.4% im August gegenu¬ber Ð1.5% im Juli sta¬rker ru¬ckla¬ufig.

EZB geht zum Zinstender u¬ber

Am 5. Oktober 2000 erho¬hte die EZB den Zinssatz fu¬r die Haupt- refinanzierungsgescha¬fte des Eurosystems um 0.25 Prozentpunkte auf 4.75%. Der Zinssatz fu¬r die Spitzenrefinanzierungsfazilita¬t wurde um 0.25 Prozentpunkte auf 5.75% und der Zinssatz fu¬r die Einlagefazilita¬t um 0.25 Prozentpunkte auf 3.75% angehoben.

Seit 28. Juni 2000 werden die Hauptrefinanzierungsgescha¬fte des Eurosystems als Zinstender mit Zuteilung nach dem amerikanischen Verfahren (ãmultiple rate auctionÒ) durchgefu¬hrt. Der fu¬r diese Gescha¬fte derzeit festgesetzte Mindestbietungssatz von 4.75% entspricht dem ehemaligen Satz fu¬r die Mengentendergescha¬fte. Der EZB-Rat legte Wert auf die Feststellung, dass die Umstellung auf einen Zinstender bei den Hauptrefinanzierungsgescha¬ften nicht als A¬nderung des geldpolitischen Kurses des Eurosystems zu verstehen sei, sondern als Reaktion auf die massiven U¬berbietungen, die sich im Rahmen des bisherigen Mengen- tenderverfahrens entwickelt haben.

Euro weiter unter der Dollarparita¬t

Seit Mitte Juli 2000 ist der Eurowechselkurs gegenu¬ber dem US-Dollar wieder ru¬ckla¬ufig. Am 20. September erreichte er mit 0.8476 einen neuen Tiefstwert. Der Hauptgrund fu¬r diese Entwicklung liegt im anhaltenden Wachstums- und Zinsdifferenzial des Euroraums zu den USA. Am 22. September gab die EZB eine gemeinsame Devisenmarktintervention bekannt: ãAuf Initiative der Europa¬ischen Zentralbank haben die Wa¬hrungs- beho¬rden der Vereinigten Staaten und Japans zusammen mit der Europa¬ischen Zentralbank eine konzertierte Intervention an den Devisen- ma¬rkten vorgenommen, weil sie die Besorgnis u¬ber die mo¬glichen Folgen der ju¬ngsten Entwicklung des Euro-Wechselkurses fu¬r die Weltwirtschaft teilen.Ò Der Wechselkurs des Euro gegenu¬ber dem US-Dollar stieg daraufhin von u¬ber 0.86 auf 0.90 rasch an und pendelte danach um 0.88 bis zum 5. Oktober. Der negative Ausgang des da¬nischen Referendums hatte nahezu keine Auswirkungen auf den Eurowechselkurs.

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Andere EU-La¬nder

Mitte Mai 2000 sprach sich das Europa¬ische Parlament mit gro§er Mehrheit fu¬r einen Beitritt Griechenlands zum Eurosystem am 1. Ja¬nner 2001 aus.

Alle im Vertrag von Maastricht festgelegten Kriterien wurden erfu¬llt. Beim Europa¬ischen Rat in Feira am 19. und 20. Juni folgte dann der endgu¬ltige Beschluss der Staats- und Regierungschefs u¬ber den Beitritt Griechenlands zum Eurosystem. Der unwiderrufliche Wechselkurs zum Euro wurde entsprechend einer Empfehlung der EU-Kommission bei 340.75 DRA/

EUR festgelegt, was dem Mittelkurs der griechischen Wa¬hrung im Europa¬ischen Wechselkursmechanismus II entspricht.

Die Da¬nen haben sich bei der Volksabstimmung am 28. September 2000 gegen die Einfu¬hrung des Euro entschieden. Nach dem amtlichen Endergebnis stimmten 53.1% gegen den Beitritt ihres Landes zur europa¬ischen Wa¬hrungsunion, 46.9% sprachen sich dafu¬r aus. Um der Unsicherheit auf dem Markt entgegenzuwirken, hob die da¬nische Noten- bank ihren Ausleihesatz sowie den Zinssatz fu¬r Einlagezertifikate um 50 Basispunkte auf 5.6% an. Hingegen blieben der Diskontsatz sowie der Zinssatz fu¬r Einlagen bei der Notenbank mit jeweils 4.5% unvera¬ndert.

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U¬berblick

Die o¬sterreichische Konjunktur entwickelte sich im bisherigen Jahresverlauf 2000 weiter dynamisch. Im Jahr 1999 hatte das Wachstum des realen BIP von 1.0% im ersten Quartal auf 3.3% im vierten Quartal (im Jahresabstand betrachtet) laufend zugenommen. Der Aufschwung setzte sich auch im ersten Quartal 2000 mit einem Wirtschaftswachstum von 3.9% im Jahresabstand weiter fort. Im zweiten Quartal war das Wachstum des realen BIP mit 3.8% unvera¬ndert hoch, stieg aber nicht noch weiter an. Am deutlichsten ist der Konjunkturaufschwung in der Sachgu¬tererzeugung abzulesen, die sich Ð gemessen am Produktionsindex Ð im ersten Halbjahr 2000 um 12.4% gegenu¬ber dem Vorjahr ausgeweitet hat. Der derzeitige Konjunkturaufschwung in O¬sterreich sollte sich auch in den na¬chsten Monaten ungebrochen fortsetzen. Die positiven Aussichten fu¬r die zuku¬nftige wirtschaftliche Entwicklung spiegeln sich auch in den Erwar- tungen der Unternehmer und Verbraucher wider, denn sowohl die Indikatoren des WIFO-Konjunkturtests als auch der Verbrauchervertrau- ensindex der EU zeigen nach wie vor nach oben. Fu¬r das gesamte Jahr 2000 sagt das WIFO in seiner ju¬ngsten Konjunkturprognose ein Wirtschafts- wachstum von 3.5% und fu¬r das Jahr 2001 ein Wachstum von 2.8% voraus.

Die OeNB erwartete in ihrer gesamtwirtschaftlichen Prognose vom Fru¬hjahr 2000 ein reales Wirtschaftswachstum von 3.4% fu¬r das Jahr 2000 und von 2.9% fu¬r 2001.

Wichtigste Stu¬tzen der derzeitigen Konjunktur sind die Investitionen und der Au§enhandel, der vor allem von der guten internationalen Kon- junkturlage und der Wechselkursentwicklung des Euro profitiert. Einem Wachstum der realen Exporte (laut VGR) von 9.6% im ersten Halbjahr 2000 steht ein reales Importwachstum von nur 5.5% gegenu¬ber. Allerdings hat sich gema¬§ den bereits vorliegenden Leistungsbilanzdaten fu¬r das erste Halbjahr 2000 auf Cash-Basis in den Monaten Mai und Juni eine A¬nderung im Au§enhandel insofern vollzogen, als nun Ð bedingt durch die O¬lpreishausse Ð die nominellen Importe weit schneller wachsen als die Exporte. Die Bruttoanlageinvestitionen weiteten sich im ersten Halbjahr im Jahresabstand um 4.5% aus und legten damit den Grundstein fu¬r ein zuku¬nftig zu erwartendes ho¬heres Wachstum des potenziellen Outputs. Auf Grund der gestiegenen verfu¬gbaren Nettoeinkommen floriert auch der private Konsum, der im ersten Halbjahr real um 3.5% gewachsen ist und damit einen gewichtigen Teil zum derzeitigen Wirtschaftswachstum beitra¬gt.

Beflu¬gelt durch den konjunkturellen Aufschwung und durch versta¬rkte arbeitsmarktpolitische Ma§nahmen hat sich auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter verbessert. Die Zahl der Bescha¬ftigten ist in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres deutlich gestiegen und die Zahl der Arbeitslosen gleichzeitig gesunken, wenn auch etwas weniger, als sich die Bescha¬ftigung ausweitete. Dies la¬sst darauf schlie§en, dass Ð angelockt durch die gute Konjunkturlage und das versta¬rke Angebot an Teilzeit- arbeitspla¬tzen Ð zuvor Nichterwerbsta¬tige neu in den Arbeitsmarkt eingetreten sind. Sowohl die national berechnete Arbeitslosenquote als auch die Arbeitslosenquote gema¬§ EU-Konzept lagen mit 5.8 und 3.4% im

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Zeitraum Ja¬nner bis September 2000 wesentlich unter den Vergleichs- werten des Vorjahres (6.7 und 3.9%). Dies macht deutlich, dass die Bescha¬ftigungsschwelle Ð das ist jener Wert des BIP-Wachstums, der die Arbeitslosigkeit konstant halten wu¬rde Ð durch das derzeitige Wirtschafts- wachstum deutlich u¬berschritten wurde.

Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate ist Ð ausgehend von 1.6% im Mai Ð im Juni sprunghaft auf 2.4% im Jahresabstand gestiegen, zeigte jedoch mit Werten von 2.0% im Juli und 1.9% im August wieder eine leicht fallende Tendenz. Hauptsa¬chlich verantwortlich fu¬r den ju¬ngsten Teuerungsschub sind die stark gestiegenen Treibstoffpreise, die Energieabgabe auf Strom per Anfang Juni sowie eine Reihe von Gebu¬hrenerho¬hungen bei o¬ffentlichen Dienstleistungen. Preis- da¬mpfend hingegen wirkten weitere Verbilligungen bei den Telekommuni- kationsleistungen. Der national berechnete VPI entwickelte sich in den letzten Monaten parallel zum HVPI, au§er im Juli 2000. Denn im Gegensatz zum HVPI erho¬hte sich der VPI im Juli weiter um 2.8%, nachdem er im Juni noch bei 2.7% gelegen war, und schwa¬chte sich im August wieder auf einen Wert von 2.7% ab. Die zuletzt gegenla¬ufige Entwicklung der beiden Inflationsraten ist im Wesentlichen durch die unterschiedliche Warenkorbabgrenzung von HVPI und VPI (so ist die stark angehobene motorbezogene Versicherungsteuer im HVPI nicht enthalten) begru¬ndet. Weiters sind im HVPI auch Auslandsurlaube und Glu¬cksspiele, die im August zusammen 0.3 Prozentpunkte zur VPI-Inflationsrate beitrugen, nicht enthalten.

Aufschwung in der Sachgu¬tererzeugung mit Ausnahme der Bauwirtschaft

Die starke Ausweitung des BIP hat sich angebotsseitig infolge des dynamischen Exports vor allem im sekunda¬ren Sektor und im Dienst- leistungssektor vollzogen. So wuchs (laut VGR-Daten des WIFO) die Bruttowertscho¬pfung in der Sachgu¬tererzeugung Ð nach 7.5% im ersten Quartal 2000 Ð im zweiten Quartal 2000 real um 7.7% gegenu¬ber dem Vorjahr, jene im Handel um 3.4%. Bei den Dienstleistungen ist, neben dem Handel, besonders der Bereich ãVerkehr und Nachrichtenu¬bermittlungÒ zu erwa¬hnen, in dem sich die Bruttowertscho¬pfung im zweiten Quartal 2000 um 5.2% gegenu¬ber dem Vorjahr ausgeweitet hat. Der monatlich erhobene Produktionsindex der Sachgu¬tererzeugung (arbeitsta¬gig bereinigt) zeigt Ð laut Konjunkturstatistik der Statistik O¬sterreich Ð seit Anfang des Jahres einen anhaltend dynamischen Verlauf, wobei die Wachstumsraten seit Februar zweistellig sind und im Mai mit einer Wachstumsrate von 13.6%

gegenu¬ber dem Vorjahr einen vorla¬ufigen Ho¬chstwert erreichten. Die gu¬nstige Entwicklung in der Sachgu¬tererzeugung infolge der hohen Auslandsnachfrage spiegelt sich auch in meist zweistelligen Zuwachsraten der Auftragsbesta¬nde und der -einga¬nge in den letzten Monaten wider. Die Ausweitung der Produktion in der Sachgu¬tererzeugung schlug sich ausschlie§lich in Form der kra¬ftig gestiegenen Produktivita¬t und nicht in der Bescha¬ftigung nieder: Die Arbeitsproduktivita¬t (Produktion je geleistete Stunde) ist im Juni 2000 gegenu¬ber dem Vorjahr um 18.8 bzw. 13.4% im

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zweiten Quartal 2000 gestiegen, wa¬hrend die Bescha¬ftigung im ersten Halbjahr gegenu¬ber dem Vorjahr gleich geblieben ist.

Ausschlaggebend fu¬r den u¬berma¬§igen Anstieg der Sachgu¬tererzeugung sind die steigende Export- und Investitionsnachfrage, in geringerem Ausma§

die private Konsumnachfrage. Der Teilindex ãInvestitionsgu¬terÒ ist im ersten Quartal 2000 um 11.4% gegenu¬ber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres und im letzten verfu¬gbaren Berichtsmonat Mai 2000 sogar um 14.5%

gestiegen, der Produktionsindex der Konsumgu¬ter hingegen nur um 2.0%

im ersten Quartal 2000 bzw. um 10.4% im Mai.

Die gu¬nstige Konjunkturlage dru¬ckt sich auch in einem zunehmenden Optimismus der Unternehmer aus. Laut WIFO-Konjunkturtest vom Juli 2000 entwickelten sich im Laufe der letzten Monate sowohl die zuku¬nftigen Produktionserwartungen als auch die Auftragsbesta¬nde der Industrie zunehmend positiv. Die quartalsweise durchgefu¬hrte und vom Juni stammende Konjunkturumfrage der Vereinigung o¬sterreichischer Indus- trieller (IV) besta¬tigt im Wesentlichen diesen positiven Trend, wobei das aus mehreren Fragestellungen zusammengefasste IV-Konjunkturbarometer wei- terhin nach oben weist.

Von der allgemein gu¬nstigen Entwicklung der Konjunktur unbeeinflusst zeigt sich allerdings die Bauwirtschaft. Zwar konnte der Produktionsindex fu¬r das Bauwesen im ersten Quartal 2000 noch einen Zuwachs von 4.2%

gegenu¬ber dem Vorjahr erreichen, doch erfolgte eine Trendwende schon im Ma¬rz mit Ð1.3%. Im April und Mai setzte sich der negative Trend im Bausektor weiter fort, was sich schlie§lich in einer negativen Rate von 3.0%

im zweiten Quartal 2000 ausdru¬ckt. Sollte diese Entwicklung weiter anhalten, wu¬rde dies das Abkoppeln der wirtschaftlichen Entwicklung im Bausektor von der allgemeinen Konjunkturentwicklung bedeuten. Gru¬nde dafu¬r ko¬nnten die infolge der Budgetku¬rzungen geringeren o¬ffentlichen Investitionen und der verminderte Wohnungsbau auf Grund des gesa¬ttigten Marktes fu¬r Neubauwohnungen sein.

160 140 120 100 80 60 40

Einzelhandel, Sachgütererzeugung und Bauwesen

1995 = 100

Einzelhandel Sachgütererzeugung

1998 1999

1997

Bauwesen Quelle: Statistik Österreich.

in Österreich – real

2000

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Investitionen und privater Konsum als Konjunkturstu¬tzen

Ein Anstieg der Investitionen und des privaten Konsums zeigt sich auch in der Verwendungsrechnung des BIP. Die realen Bruttoanlageinvestitionen haben Ð nach einer noch eher bescheidenen Zuwachsrate von 2.2% im vierten Quartal 1999 Ð im ersten Quartal 2000 mit 4.6% und im zweiten Quartal mit 4.4% im Jahresabstand kra¬ftig zugenommen. Eine Wachstums- rate des privaten Konsums von 3.6% im zweiten Quartal 2000, die sich auch in den beiden Vorquartalen auf einem a¬hnlichen Niveau bewegte, besta¬tigt die anhaltend bedeutende Rolle des privaten Konsums als Konjunkturstu¬tze. Positive Effekte fu¬r die Konsumnachfrage sind von der Steuerreform mit Beginn 2000, dem ãFamilienpaketÒ und der gestiegenen Bescha¬ftigung ausgegangen. Das auf Grund dieser Faktoren ho¬here verfu¬gbare Nettoeinkommen beflu¬gelte weiterhin die Umsa¬tze im Einzel- handel, die im zweiten Quartal 2000 real um 4.0%, im ersten Halbjahr 2000 sogar um 4.4% gestiegen sind. Neben dem Handel steuerte auch der weiter solide heimische Tourismus einen positiven Impuls zur inla¬ndischen Konsumnachfrage bei. Die U¬bernachtungen nahmen im Zeitraum Ja¬nner bis Juli 2000 gegenu¬ber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 2.5% zu, wobei die Inla¬nderna¬chtigungen mit 4.0% etwas sta¬rker als die Ausla¬nder- na¬chtigungen mit 2.0% stiegen.

Der Beitrag des privaten Konsums zum Gesamtwachstum des realen BIP (3.8%) betrug im zweiten Quartal 1.8 Prozentpunkte, jener der Brutto- anlageinvestitionen 0.7 Prozentpunkte, was erneut das Bild des privaten Konsums und der Investitionen als wichtigste Konjunkturstu¬tzen innerhalb der inla¬ndischen Nachfragekomponenten besta¬tigt. Der o¬ffentliche Konsum hingegen erho¬hte sich im zweiten Quartal 2000 infolge der Budget- konsolidierung um lediglich 0.5% gegenu¬ber dem Vorjahr und trug mit 0.13 Prozentpunkten zum realen BIP-Wachstum bei.

Die Erwartungen der Verbraucher fu¬r die na¬here Zukunft sind weiterhin positiv, auch wenn sich der von der EU erhobene Indikator des Verbrauchervertrauens (Consumer Confidence Indicator) im zweiten Quartal 2000 gegenu¬ber dem Vorquartal leicht abgeschwa¬cht hat. Es zeigt sich auch, dass zwar die allgemeine Wirtschaftslage in den na¬chsten 12 Monaten als sehr positiv eingescha¬tzt wird, gleichzeitig wird jedoch erwartet, dass sich die finanzielle Situation der Verbraucher auf Grund der zu erwartenden o¬ffentlichen Budgetku¬rzungen verschlechtern wird.

Au§enhandel weiter dynamisch

Eine weitere wichtige Stu¬tze der derzeitigen Konjunktur ist der Au§en- handel. Das Wachstum im o¬sterreichischen Au§enhandel steigerte sich im Jahr 1999 von Quartal zu Quartal im Jahresabstand betrachtet und erreichte schlie§lich im ersten Quartal 2000 einen vorla¬ufigen Ho¬hepunkt. Eine kra¬ftige Zunahme ist in beiden Richtungen zu beobachten, wobei allerdings die Exporte sta¬rker zulegten als die Importe. So wuchsen (laut Au§enhandelsstatistik der Statistik O¬sterreich) die nominellen Warenaus- fuhren im ersten Halbjahr 2000 mit 16.7% weit sta¬rker als die nominellen Wareneinfuhren mit 12.6%. Eine a¬hnliche Wachstumsdynamik zeigen auch

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die Quartalswerte der Au§enhandelsstatistik fu¬r das laufende Jahr, wobei im ersten Quartal das Exportwachstum mit 17.6% und das Importwachstum mit 13.3% etwas u¬ber den Ergebnissen des zweiten Quartals mit Exportsteigerungen im Ausma§ von 15.8% und Importsteigerungen im Ausma§ von 11.9% gegenu¬ber dem Vorjahr liegen. Hauptverantwortlich fu¬r die gestiegenen nominellen Importe du¬rfte der hohe Roho¬lpreis in Kombination mit dem hohen Dollarkurs sein. Eine wesentliche Belebung des Handels war auch mit den MOEL (+23.4% der nominellen Importe) zu verzeichnen. Die Exporte hingegen haben hauptsa¬chlich von der gu¬nstigen internationalen Konjunkturlage und dem Wechselkurs des Euro profitiert.

In das Bild des dynamischen Exportwachstums passt auch die positive Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfa¬higkeit O¬sterreichs gegenu¬ber seinen Handelspartnern. Der real-effektive Wechselkurs fu¬r Industriewaren hat seit Mitte des vorigen Jahres laufend abgewertet, wobei im ersten Halbjahr 2000 eine Abwertung im Ausma§ von 4.0% gegenu¬ber dem ersten Halbjahr des Vorjahres zu verzeichnen war. Die gesamtwirtschaftliche Produktivita¬t (BIP je Erwerbsta¬tigen) stieg im zweiten Quartal 2000 gegenu¬ber dem zweiten Quartal 1999 auf Grund der besseren Kapazita¬ts- auslastung mit 2.4% sta¬rker als die Tariflo¬hne mit 2.0% Ð ein Wert, der sich auch im Durchschnitt der Monate Ja¬nner bis August 2000 ergibt.

Damit ist auch eine gu¬nstige Entwicklung der Lohnstu¬ckkosten und vor allem der relativen Lohnstu¬ckkosten (in der Sachgu¬tererzeugung) gegenu¬ber den Handelspartnern einhergegangen. Die Lohnstu¬ckkosten gegenu¬ber den Handelspartnern sanken 1999 um 1.4%. Fu¬r das laufende Jahr rechnet das WIFO in seiner ju¬ngsten Prognose mit einem Ru¬ckgang von 3.3%.

Leistungsbilanzdefizit stark gestiegen

Die Entwicklung der Leistungsbilanz zeigt in den letzten Monaten ein nicht ganz so positives Bild des o¬sterreichischen Au§enhandels wie die zuvor erwa¬hnte Au§enhandelsstatistik. Die Warenverkehrsbilanz der o¬sterrei- chischen Leistungsbilanz (auf Transaktionsbasis) weist noch fu¬r das erste Halbjahr 2000 mit 16.9% ein sta¬rkeres Wachstum der Warenexporte als der

20 15 10 5 0

–15

Außenhandel Österreichs

Veränderung zum Vorjahr in %

Exporte Importe

1997 1998 1999

1996

Quelle: Statistik Österreich.

2000

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Importe auf, die im Vergleich dazu lediglich um 12.6% gestiegen sind. Das Defizit der Warenverkehrsbilanz war damit im ersten Halbjahr 2000 um 14.2 Mrd ATS geringer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Dienstleistungsbilanz hat jedoch mit einem um 29.7 Mrd ATS geringeren U¬berschuss im ersten Halbjahr 2000 diese positive Entwicklung der Warenverkehrsbilanz wieder ausgeglichen. Die Einkommensbilanz weist mit einem Saldo von Ð18.0 Mrd ATS beinahe denselben Wert wie im ersten Halbjahr des Vorjahres (Ð18.6 Mrd ATS) auf. Insgesamt war das Defizit der o¬sterreichischen Leistungsbilanz auf Transaktionsbasis im ersten Halbjahr 2000 mit 40.2 Mrd ATS um 14.3 Mrd ATS ho¬her als im ersten Halbjahr 1999.

Neben den Daten auf Transaktionsbasis liegt die o¬sterreichische Leistungsbilanz fu¬r den Zeitraum Ja¬nner bis Juli 2000 auch auf Cash-Basis (Zahlungsstro¬me) vor. Demnach ergab sich fu¬r diesen Zeitraum mit 50.1 Mrd ATS ein um 21.4 Mrd ATS ho¬heres Leistungsbilanzdefizit als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die starke Ausweitung dieses Defizits ist hauptsa¬chlich auf die Verschlechterung der Teilbilanz Warenzahlungen und auf einen geringeren U¬berschuss der Dienstleistungsbilanz zuru¬ckzufu¬hren.

Das Defizit bei den Warenzahlungen hat sich in den ersten sieben Monaten des Jahres 2000 um 19.3 Mrd ATS gegenu¬ber demselben Zeitraum des Vorjahres verschlechtert, wobei ein Einbruch erst in den Monaten Mai und Juni zu beobachten war. Betrachtet man nur diese beiden Monate, so hat sich das Defizit im Warenverkehr gegenu¬ber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres mehr als verdreifacht. Ausschlaggebend dafu¬r ist die starke wertma¬§ige Steigerung der Einfuhren (+19.2% im ersten Halbjahr;

+17.0% bei den Ausfuhren), die wiederum auf die konjunkturbedingt ho¬here Importnachfrage und den hohen O¬lpreis in Kombination mit einem ungu¬nstigen Dollarkurs zuru¬ckzufu¬hren ist. Bei der Dienstleistungsbilanz sind vor allem die gestiegenen Reiseverkehrsausgaben der O¬sterreicher im Ausland, die mit 7.3% weit sta¬rker als die Einnahmen mit 3.3% gewachsen sind, fu¬r den geringeren U¬berschuss im Vergleich zum Vorjahr verantwort- lich. Dies ha¬ngt in erster Linie mit den in der ersten Jahresha¬lfte gu¬nstigen Preisen fu¬r Flugpauschalreisen und den gestiegenen Nettoeinkommen der O¬sterreicher zusammen.

Weitere Entspannung auf dem Arbeitsmarkt

Begu¬nstigt durch den konjunkturellen Aufschwung, den belebten privaten Konsum und die dynamische Exportnachfrage ist die Zahl der Bescha¬ftigten im bisherigen Verlauf des Jahres 2000 kra¬ftig gestiegen und parallel dazu die Zahl der Arbeitslosen stark gesunken. Ende September waren in O¬sterreich laut Hauptverband der Sozialversicherungstra¬ger 3.176 Mio Menschen unselbsta¬ndig bescha¬ftigt und 153.600 arbeitslos gemeldet. Damit waren im dritten Quartal des laufenden Jahres um 19.400 Personen mehr bescha¬ftigt und um 25.900 weniger arbeitslos als im dritten Quartal des Vorjahres. In der gesamten Periode Ja¬nner bis September 2000 stieg die Bescha¬ftigung um 0.9% gegenu¬ber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres und gleichzeitig sank die Arbeitslosigkeit um 12.6%. Die Ausweitung der Bescha¬ftigung hat sich hauptsa¬chlich im privaten Dienstleistungsbereich Ð und dabei besonders

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bei den Wirtschaftsdiensten und in den technologischen Sektoren (Tele- kommunikation etc.) Ð vollzogen, wo im zweiten Quartal 2000 um 31.500 Arbeitspla¬tze mehr als vor einem Jahr registriert wurden, wa¬hrend im Sachgu¬terbereich und im Bausektor Jobs verloren gingen. Die Schaffung neuer Arbeitspla¬tze kommt in erster Linie Frauen zugute, auf die rund vier Fu¬nftel der zusa¬tzlichen Jobs entfallen, und geht u¬berwiegend auf Teilzeitarbeitspla¬tze zuru¬ck. Ein Teil des Ru¬ckgangs der Arbeitslosenzahlen ist auch auf versta¬rkte Schulungsaktivita¬ten seitens des AMS zuru¬ck- zufu¬hren. Im ersten Halbjahr befanden sich im Schnitt 55.000 Arbeits- suchende in Schulungen, die damit in der Statistik nicht mehr als arbeitslos aufscheinen.

Die nach EU-Kriterien berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag fu¬r die Periode Ja¬nner bis September 2000 bei 3.4% und damit um Prozentpunkt unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Die Arbeits- losenquote gema¬§ nationaler Definition betrug in derselben Periode 5.8%

und lag damit um 0.9 Prozentpunkte unter dem Wert fu¬r die Vergleichs- periode des Vorjahres. Auch im September blieb die Arbeitslosenquote mit 4.6% im Vergleich zu den Vormonaten relativ konstant. Im September des Vorjahres hatte sie noch 5.4% betragen.

Inflation stark gestiegen

Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich seit dem Herbst 1999 laufend beschleunigt. Im Juni 2000 u¬berschritt die Inflationsrate Ð gemessen am HVPI Ð mit 2.4% (im Jahresvergleich) die 2-Prozent-Schwelle, nachdem sie im Mai noch bei 1.6% gelegen war. Im Juli und August zeigte die HVPI-Inflationsrate mit Werten von 2.0 und 1.9% wieder leicht fallende Tendenz, wobei vor allem industrielle nicht energetische Gu¬ter billiger (Ð0.4% im August) geworden sind. Deutlich preisda¬mpfend wirkten aber

40 30 20 10 0

–10

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–40

–50

Arbeitsmarkt

Veränderung zum Vorjahr in 1.000

Unselbständig Beschäftigte Arbeitslose

1998 1999 2000

1997

Quelle: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Arbeitsmarktservice Österreich.

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auch weitere Verbilligungen bei den Telekommunikationsleistungen. Fu¬r den Zeitraum Ja¬nner bis August 2000 bela¬uft sich die HVPI-Inflationsrate auf 1.8%, was eine Steigerung von 1.5 Prozentpunkten gegenu¬ber den ersten acht Monaten des Jahres 1999 bedeutet.

Der kra¬ftige Preisauftrieb im Vergleich zum Vorjahr ist hauptsa¬chlich auf die o¬lpreisbedingte Verteuerung von Energie, die Erho¬hung verschiedener Steuern und Gebu¬hren fu¬r o¬ffentliche Dienstleistungen und auf Preis- steigerungen bei Saisonwaren (Obst) zuru¬ckzufu¬hren. So sind die um 10.2% ho¬heren Energiepreise allein fu¬r 0.8 Prozentpunkte der gesamten HVPI-Inflationsrate im August 2000 verantwortlich. Als zusa¬tzliche preistreibende Faktoren sind die per Anfang Juni erfolgte Erho¬hung der Energiesteuer auf Strom und die Verdoppelung der Reisepassgebu¬hr zu nennen. Weiters hat eine Verteuerung von Obst um 35% gegenu¬ber dem Vorjahr rund 0.3 Prozentpunkte zur August-Inflationsrate beigetragen.

Da¬mpfend auf die derzeitige Preisentwicklung wirken sich neben den Verbilligungen im Telekommunikationsbereich noch immer die moderaten Lohnabschlu¬sse vom vergangenen Herbst Ð die Tariflo¬hne sind demnach in den ersten acht Monaten des Jahres 2000 lediglich um 2.0% gestiegen Ð aus. Die ohne Beru¬cksichtigung der preistreibenden Effekte von Energie und unbearbeiteten Lebensmitteln errechnete HVPI-Kerninflation belief sich im August auf 0.8%, was allerdings eine Erho¬hung um 0.2 Prozent- punkte gegenu¬ber Juli bedeutete. Trotzdem la¬sst sich feststellen, dass noch immer ein u¬berwiegender Teil der Inflation durch transitorische und steuerliche Einflu¬sse verursacht ist.

Vorgelagerter und wichtigster Bestimmungsfaktor der Energiepreise ist der Roho¬lpreis. Dieser hat sich seit Anfang des letzen Jahres bis zum August 2000 beinahe verdreifacht, wobei die ungu¬nstige Wechselkursentwicklung des Dollar gegenu¬ber dem Euro diesen Effekt noch weiter versta¬rkt hat. Da derzeit noch keine Entspannung auf dem O¬lmarkt in Sicht ist, kann erwartet werden, dass die preistreibende Wirkung der derzeitigen O¬lpreis- hausse auch in den verbleibenden Monaten des laufenden Jahres anha¬lt.

Auch die Tatsache, dass die Basiseffekte der ju¬ngsten Preissteigerungen erst in rund einem Jahr auslaufen werden und mit 1. Ja¬nner 2001 weitere Erho¬hungen bei o¬ffentlichen Dienstleistungen angeku¬ndigt sind, la¬sst erwarten, dass die Inflationsrate in den na¬chsten Monaten auf einem a¬hnlich hohen Niveau wie derzeit bleiben wird.

Der VPI ist Ð im Gegensatz zum HVPI Ð im Juli noch weiter gestiegen.

Im Vorjahresvergleich wurde im Juli ein Wert von 2.8% erreicht, nach 2.7% im Juni. Im August schwa¬chte sich der VPI mit einem Wert von 2.7%

im Vorjahresvergleich wieder leicht ab. Grundsa¬tzlich unterliegt der VPI zwar den gleichen preistreibenden Faktoren wie der HVPI, er entha¬lt aber im Gegensatz zum HVPI auch die per 1. Juni angehobene motorbezogene Versicherungsteuer, die allein fu¬r 0.3 Prozentpunkte der VPI-Inflationsrate verantwortlich ist. Die restliche Differenz zwischen HVPI- und VPI- Inflationsrate ist auf unterschiedliche Erfassungs- und Berechnungsmetho- den zuru¬ckzufu¬hren. Die VPI-Inflationsrate fu¬r den Zeitraum Ja¬nner bis August 2000 bela¬uft sich auf 2.1% und liegt damit um 1.7 Prozentpunkte

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u¬ber dem Vergleichswert des Vorjahres. Eine a¬hnlich hohe VPI-Inflationsrate war zuletzt in den Jahren 1994/95 zu verzeichnen.

Auf Grund der gro§en Bedeutung von Energiepreissteigerungen sowie der Steuer- und Gebu¬hrenerho¬hung fu¬r die Inflationsrate la¬sst sich feststellen, dass der u¬berwiegende Teil der Inflation u¬ber die Kostenseite wirkt und damit angebotsinduziert ist (Cost-Push Inflation). Dies wird auch durch die derzeit relativ niedrige Kerninflation besta¬tigt. Bei einem weiter ansteigenden Konjunkturverlauf, wie er allgemein erwartet wird, ko¬nnten aber auch die Nachfragefaktoren der Inflation gro¬§ere Bedeutung gewinnen (Demand-Pull Inflation).

10 5 0

–15

–10

HVPI und Sonderkomponenten in Österreich

Veränderung zum Vorjahr in %

HVPI gesamt

Unbearbeitete Lebensmittel

1997 1998 1999

Energie

Quelle: Statistik Österreich, EZB.

Kerninflation

2000

(24)

1998 1999 2000 Vera¬nderung zum Vorjahr in %

Gesamtwirtschaft,

real zu Preisen von 1995 2. Quartal

BIP + 1.2 + 2.9 + 2.1 + 3.5 + 2.8 + 2.8 + 1.4 + 3.8

Bruttoinvestitionen + 2.1 + 6.0 Ð 0.1 + 5.3 + 4.5 + 7.5 + 1.7 + 2.8

Private Konsumausgaben + 0.1 + 1.5 + 2.7 + 2.8 + 2.0 + 2.3 + 1.9 + 3.3

O¬ffentliche Konsumausgaben Ð 0.4 + 2.0 + 1.0 + 0.0 + 0.0 + 2.2 + 1.2 + 0.5

Exporte +10.1 + 8.7 + 3.5 + 8.1 + 5.3 + 3.6 + 6.3 + 8.5

Importe + 9.4 + 6.9 + 1.9 + 7.3 + 4.2 +10.7 Ð 2.5 + 4.3

BIP je Erwerbsta¬tigen + 0.7 + 1.9 + 0.7 + 2.8 + 2.2 + 1.7 + 0.3 + 2.4

Sachgu¬tererzeugung 1. Halbjahr

Produktionsindex inkl. Bauwirtschaft + 6.8 + 9.6 + 4.7 x x +10.2 + 3.3 + 9.1

Stundenproduktivita¬t + 5.4 + 3.2 + 3.6 + 4.6 + 4.8 x x x

Arbeitsmarkt Ja¬nner bis September

Unselbsta¬ndig Bescha¬ftigte + 0.3 + 0.7 + 1.0 + 0.9 + 0.7 + 0.7 + 0.9 + 0.9

Vorgemerkte Arbeitslose + 1.2 + 1.9 Ð 6.8 Ð11.6 Ð 9.2 + 2.4 Ð 5.5 Ð12.9

in % Arbeitslosenquote

laut EU-Konzept 4.4 4.5 3.8 3.5 3.4 4.6 3.9 3.4

laut nationalem Konzept 7.1 7.2 6.7 5.9 5.3 7.1 6.7 5.8

Vera¬nderung zum Vorjahr in %

Preise Ja¬nner bis August

Nationaler VPI + 1.3 + 0.9 + 0.6 + 2.3 + 1.5 + 1.0 + 0.4 + 2.1

HVPI + 1.2 + 0.8 + 0.5 x x + 1.0 + 0.3 + 1.8

Gro§handelspreisindex + 0.4 Ð 0.5 Ð 0.8 x x + 0.0 Ð 1.6 + 3.3

Lo¬hne

Tariflohnindex + 1.8 + 2.2 + 2.5 + 2.02) + 2.62) + 2.3 + 2.5 + 2.0

Lohnstu¬ckkosten

in der Gesamtwirtschaft + 0.3 + 1.3 + 1.8 Ð 0.5 + 0.6 x x x

in der Sachgu¬tererzeugung Ð 4.0 Ð 0.7 Ð 0.5 Ð 2.3 Ð 1.8 x x x

Relative Lohnstu¬ckkosten3)

gegenu¬ber den Handelspartnern Ð 3.5 + 0.4 Ð 1.4 Ð 3.1 Ð 0.4 x x x

gegenu¬ber Deutschland + 1.3 + 1.5 Ð 0.1 + 0.0 + 0.0 x x x

Au§enhandel laut 1. Halbjahr

Statistik O¬sterreich

Importe, nominell +10.9 + 6.6 + 6.7 +13.4 + 8.1 + 9.2 + 3.6 +12.6

Exporte, nominell +16.8 + 8.4 + 7.0 +15.4 +10.2 +11.8 + 3.1 +16.7

in Mrd ATS

Zahlungsbilanz4) Ja¬nner bis Juli

Leistungsbilanzsaldo Ð79.2 Ð64.5 Ð75.1 Ð84.8 Ð70.4 Ð31.2 Ð28.6 Ð50.1

Gu¬terbilanz Ð52.0 Ð45.3 Ð46.7 Ð36.7 Ð19.8 Ð41.2 Ð42.9 Ð62.2

Dienstleistungsbilanz +12.0 +29.2 +33.0 x x +30.4 +41.2 +38.6

Reiseverkehrsbilanz +10.8 +20.7 +24.2 +21.9 +21.8 +15.4 +22.0 +28.0

in %

Zinsen September

EONIA x x 2.74 x x x 2.43 4.59

Sekunda¬rmarktrendite (Bund)5) 5.68 4.71 4.68 5.60 5.60 4.31 5.27 5.57

Vera¬nderung zum Vorjahr in % Effektiver Wechselkurs

des Euro

Nominell x x x x x x x Ð11.3

Real x x x x x x x Ð11.0

Indikator der preislichen Juni

Wettbewerbsfa¬higkeit O¬sterreichs6) Ð 3.4 Ð 0.2 Ð 1.5 Ð 2.5 + 0.7 Ð 0.5 Ð 1.7 Ð 1.4 in % des BIP

Budget

Finanzierungssaldo7)

des Bundessektors Ð 2.6 Ð 3.0 Ð 2.4 Ð 2.1 Ð 1.5 x x x

der o¬ffentlichen Haushalte Ð 1.9 Ð 2.5 Ð 2.0 Ð 1.6 Ð 0.8 x x x

Quelle: OeNB, Statistik O¬sterreich, WIFO, AMS O¬sterreich, Hauptverband der o¬sterreichischen Sozialversicherungstra¬ger.

1) WIFO-Prognose vom Oktober 2000.

2) Vera¬nderung der Bruttoverdienste je Arbeitnehmer.

3) Relative Lohnstu¬ckkosten in der Sachgu¬tererzeugung, in einheitlicher Wa¬hrung.

4) Jahreswerte gema¬§ Transaktionsbilanz, unterja¬hrig gema¬§ Cash-Bilanz.

(25)

ESZBDie wesentlichen Schwerpunkte des ECOFIN und der Euro-11 am 4./5. Juni 2000 waren die Verhandlungen um die Besteuerung der Zinsertra¬ge, die Grundzu¬ge der Wirtschaftspolitik, die Ausgabe von Mustern von Euromu¬nzen, statistische Anforderungen im Rahmen der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion (WWU) sowie die Finanzhilfe fu¬r Montenegro.

Die EZB erho¬hte am 8. Juni 2000 den Zinssatz fu¬r die Haupt- refinanzierungsgescha¬fte des Eurosystems um 0.5 Prozentpunkte auf 4.25%. Der Zinssatz fu¬r die Spitzenrefinanzierungsfazilita¬t wurde um 0.5 Prozentpunkte auf 5.25% und der Zinssatz fu¬r die Einlagefazilita¬t um 0.5 Prozentpunkte auf 3.25% angehoben. Ebenso wurde ein Wechsel vom Mengen- zum Zinstender angeku¬ndigt.

Die EZB fu¬hrte am 27. Juni 2000 erstmals ihr Hauptrefinanzierungs- gescha¬ft als Zinstender mit 14-ta¬giger Laufzeit und einem Mindestbietungs- satz von 4.25% durch. Insgesamt wurden 99 Mrd EUR zu einem gewichteten Durchschnittssatz von 4.32% zugeteilt.

Das Europa¬ische Parlament (EP) a¬u§erte sich in seiner Entschlie§ung vom 10. Juli 2000 u¬ber den EZB-Jahresbericht und hob darin die erfolgreiche Geldpolitik der EZB im Jahr 1999 hervor. Weiters wird die EZB aufgefordert, den auf Preisstabilita¬t ausgerichteten Kurs fortzusetzen.

Beim Bankenseminar des Wirtschaftsforums in Alpbach vom 28. bis 30. August 2000 hob Vize-Gouverneurin Tumpel-Gugerell besonders die neu entstehenden Aufgaben im Bereich der Finanzdienstleistungen sowie eine umfassende elektronische Aufsicht der Wertpapierma¬rkte hervor.

Der EZB-Rat fasste am 31. August 2000 folgende geldpolitische Beschlu¬sse: Der Mindestbietungssatz fu¬r die Hauptrefinanzierungsgescha¬fte des Eurosystems wird um 0.25 Prozentpunkte auf 4.5% erho¬ht. Ebenso wurden die Zinssa¬tze fu¬r die Spitzenrefinanzierungsfazilita¬t und die Einlagefazilita¬t mit Wirkung vom 1. September 2000 um je 25 Basispunkte auf 5.5 bzw. 3.5% angehoben.

Beim Druck von 100-Euro-Banknoten der Deutschen Bundesbank sind minimale Abweichungen aufgetreten. Die beanstandeten Geldscheine werden auf den geforderten Qualita¬tsstandard gebracht.

Bei ihrem Treffen in Versailles am 8. September 2000 ero¬rterten die Finanzminister und die Notenbankgouverneure der EU den Eurowechsel- kurs und den rasanten Anstieg des Roho¬lpreises. Des Weiteren wurde eine zentrale Rolle in der Vorbereitung der EU-Osterweiterung gefordert.

Ero¬rtert wurden au§erdem die praktischen Aspekte bei der Einfu¬hrung des Eurobargelds.

Am 13. September 2000 wurden die gemeinsamen Sanktionen der EU-14 gegen O¬sterreich aufgehoben.

Bei der Tagung der Euro-Gruppe und des ECOFIN-Rats vom 29. September 2000 wurden unter anderem folgende Themen ero¬rtert:

das da¬nisches Euro-Referendum, das G-7-Treffen, der Eurowechselkurs und Verbesserungen im Bereich der WWU-Statistiken. Die EU-Finanzminister (als ECOFIN-Rat) erzielten eine politische Einigung u¬ber die erweiterte Geldwa¬sche-Richtlinie.

Redaktionsschluss:

29. September 2000

(26)

Europa¬ische Integration

Am 5. Juni 2000 stellte die Europa¬ische Investitionsbank (EIB) fest, dass zur Vorbereitung der EU-Osterweiterung den Beitrittsla¬ndern in den kom- menden drei Jahren zusa¬tzliche 8.5 Mrd EUR (117 Mrd ATS) zur Verfu¬gung gestellt werden. Mit diesen Geldern soll laut EIB-Pra¬sident Philippe Maystadt den mitteleuropa¬ischen Staaten geholfen werden, sich den Standards der EU anzupassen.

Das Europa¬ische Parlament hat sich am 18. Mai 2000 mit gro§er Mehrheit fu¬r einen Beitritt Griechenlands zum Euro ausgesprochen, da alle im Vertrag von Maastricht festgelegten Kriterien formell erfu¬llt wurden.

Beim Europa¬ischen Rat in Feira am 19./20. Juni 2000 wurden vor allem folgende Themen behandelt: Bezu¬glich der Besteuerung von Zins- einku¬nften einigten sich die EU-Staats- und -Regierungschefs im Wesent- lichen auf ein Informationsaustauschsystem zwischen Banken und Finanz- a¬mtern u¬ber die Zinsguthaben von EU-Ausla¬ndern, das nach einer U¬bergangsfrist von sieben Jahren verwirklicht werden soll.

Weiters wurde der Beitritt Griechenlands zum Eurosystem per 1. Ja¬nner 2001 beschlossen. Der unwiderrufliche Wechselkurs betra¬gt 340.75 GRD/EUR (entspricht dem Leitkurs). Daru¬ber hinaus besta¬tigte der Europa¬ische Rat die Grundzu¬ge der Wirtschaftspolitik 2000. Die Mitglied- staaten sollen angesichts des starken Wirtschaftswachstums das Ziel eines positiven oder nahezu ausgeglichenen Budgets fru¬her als urspru¬nglich geplant, na¬mlich ãim Regelfall im Jahr 2001Ò, erreichen.

Frankreich u¬bernahm ab 1. Juli 2000 von Portugal die Ratspra¬sident- schaft der EU fu¬r sechs Monate. Wichtigste Aufgabe fu¬r die franzo¬sische Ratspra¬sidentschaft ist der Abschluss der Regierungskonferenz zur Reform der EU-Institutionen. Im Bereich des ECOFIN-Rats konzentriert sich der franzo¬sische Vorsitz auf die Koordinierung insbesondere im Euroraum, die Regulierung der Finanzma¬rkte, die wirtschaftspolitische Innovation und die praktischen Fragen der Euroeinfu¬hrung.

Bei der am 16. Juli 2000 stattgefundenen Sitzung der Euro-Gruppe (bisher Euro-11-Gruppe) nahm erstmals die griechische Delegation an den Beratungen teil. Im Mittelpunkt der Diskussion standen unter anderem die Artikel-IV-Konsultationen mit den La¬ndern des Euroraums sowie die Vorbereitung auf die praktische Einfu¬hrung des Euro.

Die Europa¬ische Kommission (EK) hat am 25. Juli 2000 eine Empfehlung kundgemacht, in der beim Jahresabschluss sowie beim konsolidierten Abschluss von Banken und anderen Finanzinstituten in versta¬rktem Ma§e Informationen u¬ber Gescha¬fte mit Finanzinstrumenten offen zu legen sind. Grund dafu¬r ist die versta¬rkte Zunahme insbesondere bei den derivativen Instrumenten. Ziel dabei ist es, im Jahresabschluss von Finanzinstituten aussagekra¬ftige, vergleichbare, qualitative und quantitative Informationen u¬ber die Gescha¬fte mit Finanzinstrumenten sowie u¬ber die Ziele und Methoden der Risikobewertungs- und Managementsysteme offen zu legen. Vor allem sollen die Bilanzzahlen und der Lagebericht trans- parenter und klarer sein. Des Weiteren sollen unter anderem auch die Finanzinformationen auf Basis des ãfair valueÒ offen gelegt werden, der in

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den meisten Fa¬llen dem aktuellen Marktwert entspricht und im Gegensatz zu den historischen Kosten bzw. zum urspru¬nglichen Kaufpreis steht.

Im Bericht der EK (Generaldiektion ECOFIN) vom 1. August 2000 wurde u¬ber die Verwendung des Euro im zweiten Quartal 2000 berichtet.

Grundlage dafu¬r waren diverse Untersuchungen in den Mitgliedstaaten sowie eine viertelja¬hrliche Erhebung der Kommission bei Banken u¬ber Konten und Zahlungen. In den meisten Mitgliedstaaten schritt die Verwendung des Euro deutlich voran. Der Euroanteil im nationalen und internationalen Zahlungsverkehr der Unternehmen lag wertma¬§ig bei fast 25 bzw. 42.2%. In O¬sterreich hingegen wird der Euro im nationalen Zahlungsverkehr nach wie vor sehr wenig verwendet (wertma¬§ig 0.35%).

Im internationalen Zahlungsverkehr (O¬sterreich mit dem Ausland) ist der Euroanteil im Vergleich zum ersten Quartal von 25% auf knapp 7%

gesunken.

Anfang August 2000 wurde im Eurobarometer das Ergebnis einer Befragung von u¬ber 16.000 Bu¬rgern im Zeitraum von April bis Mai 2000 dargestellt. Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage sind: 58% der EU-Bu¬rger haben eine positive Haltung zum Euro, 33% eine negative. In O¬sterreich sind 48% fu¬r den Euro und 38% dagegen (gegenu¬ber 58 bzw.

30% Ende 1999). Die sta¬rksten Befu¬rworter des Euro finden sich in Italien mit 81%, in Luxemburg und Belgien mit 76% sowie in Spanien mit 75%.

33% der O¬sterreicher halten die Mitgliedschaft ihres Landes in der EU fu¬r eine gute Sache. Grundsa¬tzlich ist jedoch bei den kleineren La¬ndern ein ru¬ckla¬ufiger Trend die positive Einstellung betreffend erkennbar. Beim Vertrauen in die EK haben 45% eine positive und 30% eine negative Haltung. Bei den O¬sterreichern ist das Vertrauen von 46% (Ende 1999) auf 40% gesunken, wa¬hrend 38% der O¬sterreicher der EK eher Misstrauen entgegenbringen. Nur 27% der EU-Bu¬rger sind der Meinung, dass die Aufnahme neuer Mitgliedstaaten fu¬r die EU Priorita¬t haben sollte. In Da¬nemark (57%) und Griechenland (53%) ist die Unterstu¬tzung fu¬r die Erweiterung am gro¬§ten.

Am 28. September 2000 unterzeichnete der slowakische Vize-Premier- minister, gemeinsam mit dem OECD-Generalsekreta¬r, die Beitrittsurkunde der Slowakischen Republik zur OECD, um den formellen Status als 30. OECD-Mitglied zu erlangen. Den slowakischen Vertretern war es bereits im Juli mo¬glich, den Verhandlungen als Beobachter beizuwohnen.

Da¬nemark hat sich mit deutlicher Mehrheit gegen den Euro ent- schieden. Am 28. September 2000 stimmten 53.1% gegen den Beitritt ihres Landes zur europa¬ischen Wa¬hrungsunion, 46.9% stimmten dafu¬r.

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