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Muzeum Etnograficzne im. Seweryna Udzieli

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(1)

Österreichisches M useum für Volkskunde

B I B L I O T H E K

Nr. k o l . & & ...

Standort N ;

CK'. I'IÜ

(2)
(3)

Muzeum Etnograficzne im. Seweryna Udzieli

w Krakowie

DIE KRAKAUER

(Traditione[[e ‘Poffcfqiftur

26. C2L 1S9S

- ."T * ’. '

KRAKOW 1996

(4)

© Copyright by Muzeum Etnograficzne im. S. Udzieli w Krakowie, Krakow 1996

Autoren:

AnnaKoziol Barbara Kozuch Ewa Karasinska Grazyna Mosio Elzbieta Pobiegly Andrzej Rataj

Krystyna Reinfuss-Janusz Beata Skoczen-Marchewka Anna Spiss

Aus dem Polnischen übersetzt von:

Elzbieta Karpinska-Pawlak

Aufnahmen:

Jacek Kubiena

Fotoarchiv des Ethnographischen Museums (in Krakow)

Graphische Gestaltung:

Andrzej Sulkowski

Umschlagaufnahmen:

Die K rakauer W estlicher Teil des K rakauer Landes.

Jacek Kubiena

Herausgegeben aus Mitteln Ministeriums für Kultur und Kunst und

Abt. für gesellschaftliche Angelegenheiten des Wojewodschaftsamtes in Krakow

IS B N 8 3 -9 0 5 1 0 4 -1 -3

Druck:

OficynaCracovia 31 -052 Krakow ul. M io d o w a d l zam. nr 312/96

(5)

Krakau

Land und Leute

Vorwort

D

ie eth n o g ra p h ish e G ru p p e der K ra k au e r b e w o h n t ein sich weit e rs treck en d es G e b iet S ü d p o len s, das die W o je w o d s c h a ft K rak o w und Teile b e n ac h b arter W o je w o d s c h a fte n (T arn ö w , K ielce, K ato w ice und B ielsk o ) um faßt. D as Zentrum des h istorischen K rak au er L an d e s w ar und ist die Stadt K rak o w , w elch e bis zum E n d e des 16. Jah rh u n d erts auch die H a u p tstad t Polens war.

D ie K r a k a u e r w a re n v o r a lle m L a n d b e w o h n e r , w ie a u c h v ie le a n d e r e e th n o g ra p h is c h e G ru p p en , aus d enen sich das po ln isch e V o lk z u sam m en setzte. Bis in die jü n g s te Zeit w aren A ck erb au und V ieh zu ch t au f kleinen und stark zersplitterten F a m ilie n b a u e rn g ü te rn ihre H au p tb esch äftig u n g . D iese lan d w irtsch aftlich e T ätig k eit und a llg e m e in e F ertigkeiten in versch ied en en h an d w erk lich e n A rbeiten haben dazu b eig e tra g en , d aß diese B a u ern g ü ter beinahe autark existieren konnten. Sicherlich w aren sie im stan d e, sich selbst zu ernähren.

D a s K r a k a u e r L a n d t r u g in d e r Z e i t p e r i o d e , d ie d i e s e A u s s t e l l u n g v e ra n sc h a u lic h t, also im 19. und den ersten Jah ren u n seres Ja h rh u n d erts, s c h a rf a u sg ep rä g te S p u ren des ja h rh u n d e rte la n g b esteh en d en F e u d a ls y stem s, ähnlich wie auch die D ö rfe r in anderen R eg io n en Polens. D ie B e v ö lk e ru n g des L an d e s bestand b is z u m B e g i n n d e s 2. W e l t k r i e g e s a u s z w e i fü r g a n z P o l e n b e d e u t e n d e n G e se lls ch a ftssch ic h te n , dem A del und dem B au ern tu m , und diese vertraten zugleich zw ei d u rch a u s v e rsch ie d en e W elten , die des G u tsh o fes und die des D orfes.

D a s L a n d in u n s e r e r R e g io n w u r d e vo n e in e m in n a ti o n a l e r H i n s i c h t e in h e itlic h en V o lk b ew o h n t, je d o c h ist die F rag e des N a tio n a lb e w u ß tse in s, seines W a c h ru f e n s in u n ter d e r b ä u erlic h en B e v ö lk e ru n g , erst in d er 2. H älfte des 19.

Ja h rh u n d erts zum A u s d ru c k g e k o m m en . A n d e re N ationen w aren vor allem durch d ie in d ie s e m G e b ie t bis z u m 2. W e ltk r ie g le b e n d e n Ju d e n - m e is t H ä n d le r , H a n d w e rk e r un d S ch a n k w irte - vertreten, w elche h a u p tsäch lich in kleinen Städten w o h n ten . W eite re A n s ie d lerg ru p p en , etw a solche d e u ts ch e r A b s ta m m u n g , haben s i c h v ö l l i g a s s i m i l i e r t . D i e r ö m i s c h - k a t h o l i s c h e K o n f e s s i o n m i t i h r e r tau sen d jäh rig en G e sc h ic h te b esaß hier eine v o rh errs ch e n d e Stellung. A b e r in der tr a d i ti o n e ll e n V o lk s k u l t u r , b e s o n d e r s in d en bis zu r h e u tig e n Z e it a lljä h r lic h a u s g e ü b t e n B r ä u c h e n u n d S i t t e n k ö n n e n w ir i m m e r n o c h M o t i v e u r a l t e n , v o rch ristlich en A b e rg la u b e n s b eobachten.

O b w o h l die V o lk sk u ltu r des K ra k au e r L an d e s in ihrer G ru n d fo rm einheitlich war, e rfu h r sie eine stän d ig e innere D ifferen zieru n g , b ed in g t d urch ö k o n o m is ch e , g e o g ra p h isc h e o d er gesch ich tlich e F aktoren. D a h er hat m an die e th n o g ra p h is ch e G ru p p e d e r K ra k a u e r in Ost- und W e s tk ra k a u e r unterteilt. Die letztere G ru p p e w ar m it d er Stadt K ra k o w e n g e r v erb u n d en als die erstere; sie hat auch eine w esen tlich e R olle in d er G e staltu n g der K ulturtradition der ganzen R eg io n gespielt.

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K rakow mit seinen D enkm älern aus der verflossenen G lan zp erio d e Polens und den G räbern der polnischen Könige hatte im m e r eine b esondere Stellung im historischen B ew ußtsein der Polen, besonders was die A ufteilung Polens unter die benachbarten Staaten in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts betrifft. E b en zu dieser Zeit w ar die Stadt Schauplatz schw erw iegender historischer Ereignisse. Im Jah r 1794 brach unter der Führung von T adeusz K osciuszko ein A ufstand los, dessen Ziel die R ettung des zerrissenen V aterlandes war. N ach der U n terd rü ck u n g des A u fstan d es führten R ußland, Preußen und Ö sterreich die dritte und endgültige T eilu n g Polens durch. Das K rakauer L and teilten R ußland und Ö sterreich u n terein an d er auf, die Stadt selbst und ihre U m g eb u n g fielen Ö sterreich zu.

Die nach den napoleonischen Kriegen durch den W ie n er K ongress im Jahr 1815 errichtete K rakauer R epublik (die freie Stadt K rakow m it ihrem B ezirk) w ar für kurze Zeit der einzige relativ unabhängige polnische L andstrich. D as E nde der R epublik und die E inverleibung K rakow s in die Ö sterreichische M o n arch ie w aren die Folgen des nächsten A ufstandes, der sogenannten "K rakauer R evolution" im Jahre 1846.

Polen als un ab h än g ig er Staat ist erst nach dem E nde des 1. W eltk rieg es im Jahr 1918 wiedererstanden. Trotz vieler Jahrzehnte der Unfreiheit haben sich nationale und kulturelle T raditionen in vielen Form en erhalten. D azu hat die liberale Politik der Ö sterreichischen M o n arch ie an der W en d e vom 18. zum 19. Jah rh u n d ert in den dam als besetzen polnischen G ebieten w esentlich beigetragen. F ü r K rak o w w ar diese Periode eine E ntw ick lu n g szeit der Bildung, der künstlerischen, w issenchaftlichen und patriotisch-kulturellen Tätigkeit. Ihre führende Rolle in der W issenschaft verdankt die Stadt d er seit 1364 b estehenden Jag iello n en -U n iv ersität sow ie d er im Jahre 1873 gegründeten A k ad em ie der W issenschaften.

E inen A u fsch w u n g erlebte auch das künstleriche Leben - das Theater, die L iteratur und die B ildhauerei, eng verbunden mit der G rü n d u n g der A k a d e m ie für B ildende Künste.

D as I n te r e s s e an d e r tra d itio n e lle n V o lk s k u n s t und ihre s y s te m a tis c h e E rfo rsch u n g , wie sie d er im 19. J a h rh u n d e rt gelten d en ro m a n tis c h e n S trö m u n g entsprach, hatten eine starke Entw icklung der patriotischen Einstellung und die Suche nach den Q uellen der N atio n alk u ltu r zur Folge. A m A n fa n g unseres Jah rh u n d erts e n tw ic k e lte sich die F a s z in a tio n des V o lk s tü m lic h e n zu e in e r in te lle k tu e lle n E rsch e in u n g in den K ü n stlerk reisen , die das "Junge Polen" vertraten. F ü r diese K ü n s t l e r w u r d e d ie K u l t u r d e s K r a k a u e r D o r f e s s o w o h l d ie Q u e l l e i h r e r schöpferischen Inspiration als auch der G eg en stan d d er Idealisierung. K rak o w w urde au ch zum Z e n tru m des M u s e u m s w e s e n s . D ie G rü n d u n g des N a tio n a lm u s e u m s erfolgte im Jahre 1879, und im Jahr 1904 w urde die erste D au era u stellu n g eröffnet, w elche den A n fa n g sp u n k t der G eschichte des E th n o g ra p h isch e n M u s e u m s bildet.

Seine e n d g ü ltig e G rü n d u n g e rfo lg te im Jah re 1911 d a n k den B e m ü h u n g e n des L ehrers, S am m lers und F reundes der V o lk sk u n st, S ew eryn U dziela.

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Gebiet von Krakauern Bewohnt

KRAKOW

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Siedlungs- und Gehöftformen Dörfliche Architektur, Hausinneres

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ür die D örfer im K rakauer L and w aren zwei S iedlungsform en typisch. Es gab D örfer mit geschlossener V erbauung, oder sie hatten die Form lan g g e zo g e n er Ketten, deren Glieder, die einzelnen Gehöfte, sich au f beiden Seiten einer Straße

b e fa n d e n . D ie B a u e r n h ü tte n w aren so g e b au t, d a ß ihre F r o n ts e ite d e r S tra ß e zu g ew an d t war. D ort wo es m öglich w ar w urden die Hütten so gebaut, daß die

Frontseite nach Süden oder Südosten gerichtet war.

An der W ende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren im K rakauer Land meistens G eh ö lte m it m ehreren getrennt um den H o f stehenden G ebäuden anzutreffen. Es gab ab er auch vierseitige, in F orm eines R ech teck s g e sch lo ssen e G eh ö fte. Die A n w esen d er ärm eren D o rfb ew o h n er bestanden aus einem einzigen G ebäude, in dem sich die W o h n u n g und die W irtschaftsräum e unter einem D ach befanden.

D as G ru n d m aterial der dörflichen A rch ite k tu r im 19. und zu B eg in n des 20. Jah rh u n d erts w ar Holz, und die allgem ein verw endete W an d k o n stru k tio n war die B lo c k b a u w e is e , a u ch S c h r o th o lz b a u g e n a n n t. S e lte n e r k a m e n a rc h a is c h e T echnische Lösungen zur A nw endung wie geflochtene W ände oder E inschiebew ände mit Pfosten; letztere wurden hauptsächlich zur Konstruktion von W irtschaftsgebäuden benutzt. Sporadisch diente Kalkstein als B aum aterial; G e b äu d e aus Z iegeln w urden e r s t ‘in den 1870-er Jahren errichtet.

Das charakteristische M erkm al eines W ohngebäudes war ein hohes W alm dach aus S tro h , s p ä te r v e r b r e ite te n sich S a tte ld ä c h e r . D ie D e c k m a te r ia l e n w a re n

Bauernhütte. Ende des 19. Jh. Um gebung von Kaszöw, Woj. Krakow, westlicher Teil des Krakauer Landes

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unterschiedlich, zu B eginn unseres Jah rh u n d erts kam en B lech und D achziegel zur A n w en d u n g . Die W o h n g e b ä u d e in der K rakauer R egion hatten nur ein E rd g esch o ß und je nach den V erm ö g en sv erh ältn issen des B esitzers eine Fläche von 4 0 -1 5 0 m 2.

D ie A n o r d n u n g d e r I n n e n r ä u m e e in e r B a u e r n h ü t te d e r K r a k a u e r R e g io n ist w e itg e h en d differenziert. Die L age der E in g an g stü r bestim m te die gru n d sätzlich e U n te rsch e id u n g nach L ängs- und Q ueranlage. Es gab also G e b äu d e mit sch m aler Frontseite, an w elch er der E in g an g w ar (dieser archaische T yp w ar seltener), und häu fig er die so g enannten breitfrontalen G e b äu d e m it der E in g a n g stü r in der breiten W and. Die E in g an g stü r führte au f einen schm alen Flur, von dem m an in die einzelnen R ä u m e g e lan g te. Zu beiden Seiten des Flurs b e fa n d en sich zwei o d e r m e h re re sy m m e trisc h angelegte R äum e.

Die A u ß e n w ä n d e der H äu ser w urden m eistens getüncht. In der U m g e b u n g von K ra k o w se tzte m an d e r K a lk tü n c h e U ltra m a rin zu und färb te m it d iesem G e m is c h die W än d e. Im östlichen Teil der R egion w ar die V erzieru n g der H äu ser m it w aag rech ten Streifen charakteristich, sie entstand durch das A usfüllen der Fugen zw ischen den B alken m it Lehm . Die am w eitesten entw ickelte Art von D e k o r w ar die V e rzieru n g der F e n ste ru m ra h m u n g e n m it reichen B lu m en m u stern . Spuren dieser A u s z ie r trifft m an bis heute im östlichen Teil der R egion, etw a in der U m g e b u n g von D ^ b ro w a T arn o w sk a. D ort w ird diese T rad itio n bis heute au fre ch te rh alte n , a lljä h r lic h w ird ein W e ttb e w e r b um die s c h ö n s te B e m a lu n g d er W o h n h ä u s e r veranstaltet.

N o c h im 19. J a h r h u n d e r t w a re n so g e n a n n te " R a u c h h ü tte n " o d e r " H a lb ­ rau ch h ü tten " ohne R auchfang, in denem der H erd rau ch durch den D a ch b o d e n abzog, überall anzutreffen. Die Feuerstellen w aren offen, das F eu er und die G lut w u rd en direkt a u f der K o ch stelle zur Z u b ereitu n g der N a h ru n g benutzt. E n tw ed e r stellte m an ins F e u e r ein eisernes D reifußgestell, w elch es als Ständer für das K o c h g esch irr diente, o d e r das G esch irr w ar selbst mit Füßen versehen. Die aus Stein und Lehm geb au ten Ö fen w a ren stattliche A u fb au ten m it Feuerstelle und B ackofen.

Z w e i w i c h t i g e I n n e n r ä u m e b e s a ß d ie B a u e r n h ü t t e in d e r R e g e l: d ie K ü c h en s tu b e , in der sich das h äusliche Leben konzentrierte, und die sogenannte

"W eiß e Stube", die m it p rächtigen M ö b eln und sch ö n em Flausrat ausgestattet war.

Die "W eiß e Stube" hatte einen feiertäglich - rep räsen tativ en C h a rak ter und w urde gelegentlich als F esttagsraum benützt, zum Beispiel zu W eih n ac h te n und Ostern und bei Fam ilienfesten.

Die E in rich tu n g der traditionellen B au ern stu b e b estan d aus B etten, B änken (d aru n te r auch "Schlafbänke"), W an d b rettern , K red en zen und T ruhen. Viele dieser E in r ic h tu n g s g e g e n s tä n d e k o n n te n a u fg ru n d ih rer e in fa c h e n F o rm im F lau sh alt an g efertig t w erden. Die bem alten M öbel, hau p tsäch lich frü h en , hatten b einahe in je d e r G e m e i n d e ih ren e ig e n e n d u rc h u n g e w ö h n l ic h re ic h e B l u m e n o r n a m e n te au sg ep räg ten Stil. Die T ru h en gehörten traditionell zur M itgift der B raut und w u rd en m eisten s in k lein städ tisch en T isch lerw erk stätten hergestellt.

Die bek an n teste M ö b elw erk statt an der W ende des 19. zum 20. Ja h rh u n d ert b efan d sich in Skaw ina, ein em kleinen Städtchen in der N ä h e von K rak o w . D ort w u rd e n d u n k e lg rü n bem alte, m it reichen gelben und roten B lu m e n m o tiv e n verzierte M öbel erzeugt.

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Innenausschmückung

^ ^ i ™ ^

I

n der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts w urden in den B au ern h ü tten im m er h äu fig er Ö fen m it R au chfängen gebaut. Die W o h n stu b e n un d b e so n d ers die K ü c h e n k onnten ohne viel M ühe saubergehalten w erden, seitdem m an den R auch in den Schornstein abzuleiten begann, ln der nun nicht m ehr v erräucherten Stube erchicncn dauerhafte Zierelem ente. Die einfachsten w aren runde Zierate ("packi"), w elch e m it T o n erd e oder Kalk, denen m an H olzasche zufügte, a u f den sch w arzen U ntergrund vo n D eck en und W änden, in rauchfanglosen H ütten auch a u f den Ofen, gem alt w urden. Etw as später kam en einfache geom etrische und florale M o tiv e auf, "mit der H and" o der m it Hilfe von Schablonen gemalt.

Die im Winkel zwischen der Weichsel und dem Dunajec (Powisle D^browskie) g elegenen D örfer w aren für ihre mit M alereien bed eck en H äuser berühm t, speziell d as D o r f Z a lip ie g e n o ß e in e n b e s o n d e re n Ruf. H ie r k am d as A u f tr ä g e n v o n B lu m e n m a le re ie n a u f die W än d e der B a u e rn h ä u se r ang eb lich b e ie its E nde des 19. Jah rhunderts auf. Die H erkunft dieser seltsam en E rscheinung bleibt bis heute ungeklärt. W lad y slaw Hickel hat dieses Ph än o m en im Jahr 1905 beschrieben, er hat auch eine K ollektion der a u f Papier aufgetragenen M alereien ( papiöry ) angelegt.

E in b e t r ä c h t l i c h e r T e il d i e s e r S a m m l u n g (7 4 M a l e r e i e n ) b e f i n d e t s ic h im E th n o g ra p h is ch e n M u seu m in K rakow , sie w ird im m er w iedei mit g e g e n w ä itig g e s c h a ffe n e n M a le re ie n erg än zt. D as B e m a le n d er H äusei in Z a lip ie u n d den u m liegenden Dörfern v e rs ch w an d näm lich nicht, sondern entw ickelte sich d ank des W ettb ew erb es "M alo w an a chata" ("B em alte B auernhütte") lebhaft w eiter, der seit

1948 v eranstaltet wird.

In den alten hölzernen und m anchm al auch in den g em auerten H äu sern tragen nach wie vor die Frauen reiche B lu m en m alereien a u f die Innen- un d A u ß e n w ä n d e auf, b eso n d erers a u f D ecken, Öfen, Fenster- und T ü ru m rah m u n g en . Zu den alten, in der Tradition verw urzelten M otiven gehörten B lum enbuketts in einer Vase oder einem K o rb , flach gem alt, u n te r A n w e n d u n g v e re in f a c h te r F o rm e n u n d s y m m e tris c h angelegt, unter V e rw e n d u n g von lauter reinen Farben - rot, blau, gelb, grün und schw arz. M it der Zeit w u rd en die B lu m en realistisch, die Z eich n u n g en präzise und das System der Farb g eb u n g reicher. B eso n d ers bei den ro tsch w arzen M o tiv en kann m an eine Ü b erein stim m u n g mit der hier prächtig entw ick elten Stickerei beo b ach ten .

Die zweite Gruppe, die seltener vorkom m t, wird von geom etrischen Elem enten in Form m ehrfarbiger k onzentrischer Kreise gebildet, sow ie von figürlichen M otiven wie V ögeln, m eistens H ähnen, Pfauen o der sogar Papageien. Fast alle der g enannten M o t i v e f i n d e n s i c h a u c h a u f d e n P a p i e r m a l e r e i e n , d e n s o g e n a n n t e n

"Z ähnchenm alereien": B lum enbuketts, die entlang den K o n tu ren au sgeschnitten und a u f die W ände geklebt w urden, "Papierzähnchen", die an den B orden v o n K redenzen und T o p fsch rä n k ch e n befestigt w aren, gem alte W an d b eh än g e, W a n d sc h o n e r und T eppiche ("dywany") zum A ufhängen über dem Bett oder der Bank. In der G egenw art w erd en diese W a n d sc h o n e r auch a u f L ein w an d gemalt. A m Ende des 19. und zu B eg in n des 20. J a h rh u n d e rts g e b ra u ch te m an zum M a le n n a tü rlic h e Farb sto ffe

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(T o n erd e, K reide, Ruß) sow ie P igm entfarben, heute w erd en vo r allem W asserfarb en v erw en d e t.

U n ter den b eg ab ten M a lerin n en am E nde der 1920-er Jahre m ach te sich in Z allipie eine b eso n d ers talentierte M alerin, R ozalia B aranska, bem erkbar. Sie w a r die einzige, die m it T em p erafarb en D arstellugen der M uttergottes und d er H eiligen a u f K a rto n malte.

S c h eren sch n itte traten auch im K ra k au e r L and auf, diese Z ierfo rm en haben sich j e d o c h h ier nicht so ü p p ig w ie in den anderen R egionen Po len s entw ickelt. Für die K ra k a u e r R egion w aren sogenannte "fajerki" charakteristisch, Scherenschnitte, die den M a le rsc h a b lo n e n ähnlich w aren. Ü b er eine Basis aus B u n tp ap ier w u rd e ein d u rc h b ro c h e n e s M u s te r - B lum e, Stern o d er B äu m ch en - gelegt. Eine A b art dav o n bilden die S ch eren sch n itte aus Z alipie, w elche a u f G ru n d ihrer b eso n d eren F orm vo n den F o rsch ern "P ositiv-N egativ" genannt w erden.

Das P h ä n o m e n v o n Z alipie und der "B em alten D örfen" in d er U m g e b u n g hatte eine b esch rän k te R eichw eite. A b e r u n u m stritten bleibt die T atsache, daß je d e H au sfrau , egal ob sie reich o der arm war, sich viel M ü h e um die A u s sc h m ü c k u n g ihrer "W e iß en Stube" gab. V o r O stern w u rd e n d ie-S tu b e n getüncht, der H au srat g e w a s c h e n , d e r S c h m u c k a u s P a p i e r u n d S e i d e n p a p i e r e r n e u e r t. D ie m e is te A u f m e r k s a m k e it a b e r sc h e n k te die H a u s f r a u d em " H e ilig e n w in k e l" so w ie d er A u s s c h m ü c k u n g eines a u f dem T isch steh en d en H au saltärch en s.

In den 1930-er Jah ren konnte m an a u f dem L ande o d er in k lein en Städtchen p r o b l e m lo s B u n t p a p i e r u n d S e id e n p a p ie r k a u fe n . D ie g e s c h ic k te n H ä n d e d e r F ra u en sch n itten d araus B lu m e n o rn am e n te o d er "S pitzenvorhänge" aus. M it einzeln g efertig ten G irlan d e n u nd K u n s tb lu m e n w u rd e n H e ilig en b ild er u n d F ig u ren d er M u tterg o ttes u n d v o n C hristus u m rahm t. Z w isc h en un d u n ter den B ild ern hängte m a n K r ä n z c h e n , H e r z e n u n d K ö r b c h e n a u s S e i d e n p a p ie r o d e r a u s g e fä r b te n H o lz sp än e n . Es gab auch Z ie rräh m ch e n aus Z a p fe n sch u p p e n für L ic h tb ild er und k l e i n e A n d a c h t s b i l d e r . D ie j u n g e n M ä n n e r b r a c h t e n n a c h A b l e i s t u n g d e s M ilitä rd ie n stes A n d e n k e n in F orm vo n g em alten o d er ged ru ck ten B ildern mit, in die das P h o to d er b e tre ffe n d e n Person in U niform "einm ontiert" war.

Z u d e n ä lt e r e n Z i e r f o r m e n g e h ö r e n d ie a u s S tro h , S e i d e n p a p i e r o d e r a u sg efra n sten S c h n ü ren Z u sam m en g esetzen "Spinnen". Sie h atten eine m ag isch e F u n k tio n , ihre A u fg a b e w a r das V e rsc h eu c h en des B ösen. D iese "Spinnen" w u rd en ü b e r d e m H a u sa ltä rch e n o d e r in der M itte der D ecke aufgehängt, heute ist diese M o d e sc h o n in V e rg es se n h eit geraten.

Die hoch bedeckten B etten mit w eißen leinenen O berdecken ließen die "W eiße Stube" n o c h reiz en d e r aussehen. D as w eiß e G ew eb e der O b e rd ec k en w a r oft m it e n g l i s c h e r S tic k e r e i a p p re tie r t. A u f d e n T u c h e n te n h ä u fte n sic h die w e iß e n , hochaufgechüttelten K opfpölster, deren Ü berzüge ebenfalls gestickt waren. A u f einem T isch o d e r ein e r K o m m o d e , w o r a u f das H au sa ltä rch e n stand, lag a u ch eine w eiße, g e s t i c k t e T i s c h d e c k e . A n d e r W a n d o b e r h a l b d e r B e t t e n p f l e g t e m a n m it B lu m e n o r n a m e n te n b e m a lte P a p ie r s c h o n e r o d e r g an z e in fa c h m it p f la n z lic h e n M u s te rn b e d ru c k te P ap ierb o g en aufzuhängen.

D ie h ier gesch ild erten A rten des h äu slich en S ch m u ck es w a ren o ffen b ar nicht in allen b ä u erlic h en H äu sern anzutreffen. Es gab auch viele W o h n g eb ä u d e, die arm und v e rn a ch lä ssig t w aren. Im B ew u ß tsein der G esellsch aft blieb je d o c h das bis heute gelten d e B ild ein er fabelhaft b u n ten K ra k au e r B au ern stu b e erhalten.

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Volkstracht

D

ie K rak au er V olkstracht ist eine*der populärsten po ln isch en T rachten. In A nbetracht der historischen E reignisse (T eilungen Polens, A u fstän d e) im 19. Jahrhhundert sowie ihrer Originalität und Pracht w egen w u rd e sie zur Nationaltracht. D er weiße Krakauer Rock ("sukmana") und die rote Mütze ("rogatywka") mit schw arzer Schaffellverbräm ung w urden zum Symbol des Polentum s und des Freiheitskampfes. Das Erscheinen von G ruppen berittener und festlich g ek leid eter K rakauer, der sogenannten "banderia", bei w ichtigen K irchen- oder Nationalfesten, die nicht unbedingt nur in der Krakauer Um gebung begangen w u rd en , w u rd e eine A rt M a ß n a h m e zur Ä u ß e ru n g der p atriotischen G efühle. Für die polnischen Emigranten w ar die Krakauer Volkstracht ein Zeichen der A n h ä n g lic h k eit ans V aterland.

D ie ü p p ig e E n tw ic k lu n g der K rakauer V o lk strach t fiel in die 2. H älfte des 19. Ja h ­ r h u n d e r t s . B u n t e , m o d i ­ sche Stoffe w ie Samt, b u n t­

g e b l ü m t e s T i b e t , b u n t e B e s a tz w a r e n , F litte r , P e r l ­ m u t t k n ö p f e , k o r a l l e n ä h n ­ liche K n ö p fe w u rd e n leich t zugänglich. Die V ielfalt des A n g e b o te s b e g ü n stig te eine in te n s iv e E n t w i c k l u n g d e r V e r z i e r u n g e n v o n F r a u e n ­ t r a c h t e n a u s d e r K r a k a u e r U m gebung in den letzten Jah ­ rzeh n ten des 19. und am A n ­ fa n g d e s 20. J a h r h u n d e r t s . Z u g l e i c h a b e r m a c h t e n sich A n z e ic h e n b e m e rk b a r, die traditionelle V o lk stra ch t d urch "städtische" K leidung, die viel billiger war, zu e rse t­

zen. E ben die u n g e w ö h n lich e K o s t b a r k e i t d e r f e s t l i c h e n K r a k a u e r V o l k s t r a c h t h a t d azu beigetragen. Solch eine T rac h t k o n n ten sich nur die

Die K ra k a u e r. U m 1870. B ro no- w ic e W ie lk ie ( g e g e n w ä r t ig V o r ­ stadt von K ra k o w ) w e s tlic h e r Teil des K r a k a u e r L a n d e s

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W o h lh a b en d e n leisten, sie bot ihnen G elegenheit, ihre b esondere gesellschaftliche P osition zu unterstreichen.

Die lebhaften K ontakte der D o rfb e w o h n e r aus der K rak au er U m g e b u n g mit der Stadt hatten z ur Folge, daß ihr W unsch, sich "städtisch" zu kleiden, im m er stärker w u r d e . L a n g s a m w u r d e d ie V o l k s t r a c h t zu e in e m g e le g e n t l ic h g e b r a u c h t e n F eiertag sk o stü m . H eute w ird sie nur m ehr "feiertagsm äßig" w äh ren d der K irchen-, V olks- und N a tio n alfeste getragen. Oft w eichen die zu diesen A n lässen getragenen V o l k s t r a c h t e n v o n ih re r O r ig in a lf o r m sta rk ab. A u f d em v o n d en K r a k a u e r n b e w o h n t e n G e b i e t h a b e n sic h m e h r e r e L o k a l v a r i a n t e n d e r K r a k a u e r T r a c h t entw ickelt. Im A llgem einen w ird zw ischen zwei Varianten unterschieden, den Frach­

ten der O st- und der W estkrakauer. Für die M än n ertrac h t der O stk rak au er ist die

"kierezja" (ein R ock "sukm ana") als Ü berkleid typisch. D ieser R ock b esaß einen gro ß en , a u f die S chultern fallenden dreieckigen, mit Stickerei b e setz en K ragen.

M eisten s w a r der R ock braun, konnte aber je nach G eg en d auch weiß, grau oder d u n k e n b la u sein. D as p o p u lä re Ü b e rk le id so w o h l für d en A llta g als a u ch für F e s tta g e w a r die s o g e n a n n te

"p lö tn ia n k a". In d er V a ria n te als A rb e itsk le id u n g w u rd e sie aus Rohleinen genäht, als festli­

che K le id u n g dagegen aus g e­

b leich te r L ein w a n d von b e s se ­ r e r Q u a l i t ä t , m a n c h m a l m it Stickereien oder A pplikationen aus b u n tem T uch verziert. Den m in d e r b em ittelten K rakauern haben diese K aftan e die "suk­

m ana" ersetzt. A u f den blauen M ä n n e r k a f t a n e n w a r e n m e i ­ s te n s d as H e r s t e llu n g s d a tu m u n d d e r N a m e d es B e s itz e rs ausgestickt.

F ü r die F ra u en trach ten d er O s tk ra k au e rin n e n w ar ihre M a n n i g f a l t i g k e i t k e n n z e i c h ­ nend. In der alten Tracht aus der H älfte des 19. Jah rh u n d erts in d e r U m g e b u n g v o n B r z e s k o t r a t e n a l t e r t ü m l i c h e le in e n e T ü c h e r , " l o k t u s a " a u f , d ie ü b e r d i e S c h u l t e r n g e l e g t w u rd en , so w ie rote T u ch - oder A dam astm ieder. Für die aus der U m g e b u n g v o n Z alip ie stam -

D ie K r a k a u e r . U m 1870. B ie la n y ( g e g e n w ä r tig V o rs ta d t von K rak ow ) w e s tlic h e r Teil des K r a k a u e r L an d es

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m en d en T rachten w aren Pflanzenm otive in sch w arz-ro ten oder w e iß en Stickereien a u f B lu sen m it K rau sen und prächtige, w eiße und rote Stickereien a u f leinenen H a u b en tü ch ern charakteristisch.

Bei den Männertrachten der W estkrakauer bildeten weiße Röcke mit Stehkragen und seidenen dunkelroten und schwarzen Quasten eine dom inierende Mehrheit.

A m rechten Ufer der W eichsel, im Süden, w aren w eiße, mit K reu zen aus schw arzen S chnürchen besetzte Röcke häufig anzutreffen. V erbreitet w a ren auch d un k elb lau e M ännerkaftane mit Ä rm eln o der ärm ellos, mit du n k elro ten o d er grünen Q uasten, v erziert mit m etallenen oder w eiß en K nöpfchen.

Ein w ichtiges E rgänzungsstück der M än n ertrach t w aren v ersch ie d en e A rten v o n L edergürteln: schm ale w eiße E x em p lare m it M e ssin g sch ellen o d er breitere, ebenfalls weiß, m it kreisförm igen M otiven aus grünem o d er rotem G eflecht, sow ie g anz breite, ornam ental gelocht, mit Stickereien und M essingstiften verziert.

Bei den K o p fb ed eck u n g en w u rd en am häufigsten hohe, schw arze Filzhüte ("celendry") getragen, die am Ende des 19. Jah rh u n d erts v ersch w an d en ; sogenannte

"rogatyw ki" — rote, p olnische M ü tzen mit Pfau en fed ern und "m agierki", gestrickte M ützen, hielten sich länger.

Die F ra u en trach ten sind durch ihre schön verzierten T uch- un d S am tm ied er bekannt. A u f diese M ied er w u rd en gold- oder silberfarbige F äden u n d ty p isch e rote, k o rallen äh n lich e K n ö p fc h en aufgenäht. Solche M ie d er w aren in den östlich von K ra k o w gelegenen D örfern (heute schon innerhalb der Stadtgrenzen) anzutreffen.

Die F läch en a u f den M iedern füllte m an m it vielfarbigen Stickereien, die v o r allem Pflan zen m o tiv e enthielten. A u f ähnliche W eise w urde die F rau en o b erk leid u n g , die sog en an n ten "katanki", verziert.

In den w estlich von K ra k o w gelegenen D örfern treten ältere M ied erarten auf, aus d u nkelblauem T uch genäht, m it w e iß en K n ö p fch en und M essin g k n ö p fc h en

Die K rakau er. 1912. B ro n o w ic e W ie lk ie (g e g e n w ä rtig V o rsta dt von K ra k o w ) w e s tlic h e r Teil des K ra k a u e r L a n d e s

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verziert. Z u B eginn des 20. Jahrhunderts w u rd en sie durch S am tm ied er ersetzt. D iese b e saß e n bunte Stickereien m it Pflan zen m o tiv en , aufgenähte vielfarbige K n ö p fc h en und Flitter, sow ie aus gold- und silberfarbigen Schnüren g ebundene M uster. Zarte, d u rc h b ro c h e n e W eiß stic k e re ien zierten auch die B lusen der K ra k au e rin n e n . Die Feiertagsröcke w urden meist aus buntgeblüm tem Tibet- genäht; das beliebteste M uster w aren k arm in ro te R osen. Die Tibet- u nd T üllschürzen h aben ältere leinene S chürzen m it W eiß stic k e re ien ersetzt.

Als K opfbedeckungen der verheirateten Frauen dienten leinene rote, bedruckte o d e r w e i ß g e s t i c k t e H a u b e n t ü c h e r . D ie K o p f b e d e c k u n g d e r B r a u t u n d d e r B rau tju n g fern w aren sogenannte "K ränze" - H o ch zeitsk ro n en aus K u n s tb lu m en und Flitter, m it a u f den R ü ck en fallenden vielfarb ig en "K rakauer" B ändern.

E ine schöne E rg än z u n g der Feiertagstracht bildete der "K rakauer" Schm uck, d er sow ohl v o n den Frau en als auch den M än n ern getragen w urde. Frau en rin g e und F ibeln für H em d en , w aren m it K orallen un d G ranatsplittern verziert, Fingerringe für M ä n n e r nu r mit K orallen. G leicharm ige, m it f ü n f K o rallen besetzte K reu ze sow ie k lein e M e d a illo n s m it dem Bild der M u tterg o ttes w u rd e n an K e tte n aus ech ten K o r a ll e n g e tra g e n . E b e n d ie s e K o r a lle n k e tte n w a r e n v o n den K r a k a u e r in n e n b esonders begehrt. W egen des sehr hohen Preises konnten sich nicht alle einen solchen S c h m u ck leisten, d esh alb w u rd en die echten K o rallen k etten oft durch künstliche ersetzt, die das O riginal vortrefflich imitierten.

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Volkskunst

I

n d e r D a r s t e l l u n g s k u n s t d es V o lk e s n e h m e n B i l d h a u e r e i u n d M a l e r e i e in e b e s o n d e r e S te llu n g ein . Ihre E r z e u g n is s e d i e n t e n d e m K u lt im all g e m e i n e n S i n n d i e s e s W o r t e s , a b e r a u c h z u m S c h u t z b ei s ä m l i c h e n a lltä g lic h e n T ä tig k e ite n in den t r a d itio n s r e ic h e n b ä u e r lic h e n G e m e in s c h a f te n . S ie w u r d e n b ei f e s t t ä g l i c h e n B r ä u c h e n v e r w e n d e t , sie w a r e n A t t r i b u t e d e r M a g i e . D a r s t e l l u n g e n G o t t e s u n d s e i n e r H e i l i g e n , d e n e n d ie L e u t e t ie f e V e r e h r u n g e n tg e g e n b r a c h te n , w u rd e n in K a p e lle n un d k le in e n H a u s a lt ä r c h e n a u fg e s te llt, sie w u r d e n an d ie W ä n d e g e h ä n g t u n d b i l d e t e n d o r t g a n z e G a l e ­ r i e n v o n H e i l i g e n . Je n a c h ö r t l i c h e m K u n s t g e s c h m a c k u n d W o h l s t a n d w u r ­ den d ie s e G e s ta lte n s c h ö n a u s g e fü h rt. D ie H e ilig e n für d iese S a m m lu n g e n v o n A n d a c h t s b i l d e r n m u ß sten im m e r s o r g f ä l t i g a u s g e w ä h l t w e rd e n , d a m i t es u n t e r ih n e n n i c h t an D a r s t e l l u n g e n v o n C h r i s t u s u n d d e r M u t t e r g o t t e s f e h l t e .

Die P a tr o n a te d e r H e ili­

gen u n d ih re b e s c h ü t z e n ­ den F u n k tio n en hingen eng m it l o k a l e n T r a d i t i o n e n u n d K u l t e n z u s a m m e n . N u r d e r H e i l i g e F l o r i a n u nd d e r H e i lig e J o h a n n e s N e p o m u k als B e s c h ü tz e r v or F euer und Ü b e rsc h w e m ­ m u n g e r f r e u t e n s i c h allg em e in e r B eliebtheit. Die K ultgegenstände w u rd e n ge­

erbt, als M itgift e ingebracht, d i r e k t v o n H a n d w e r k e r n o d e r H a u s i e r e r n g e k a u f t , v o n Ja h rm ä rk te n , K irta g e n o d e r W a l l f a h r t e n m i t g e ­ b r a c h t u n d w a r e n in d e r M erzahl nicht signiert. Für den B e d a rf d er b ä u erlic h en K u n d s c h a f t a r b e i te t e n s o ­ w ohl ein z eln e K ü n s tle r als a u c h k l e i n s t ä d t i s c h e H a n ­ dwerksbetriebe. Die letzteren b e f a n d e n sich m e is te n s in u n m i t t e l b a r e r N ä h e v o n

G e k r e u z i g t e r C h r i s t u s am W e ­ gkreuz. Ende des 19. Jh. Um gebung von Gdöw, Woj. Krakow.

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H eilig tü m ern , die H a n d w e rk er p ro d u zierten dort die von den Pilgern gern gekauften G eg en stän d e.

Die kleinen W erkstätten befanden sich häufig im Einflußbereich vo n Klöstern.

D iese sorgten für die heiligen Orte und überw achten zugleich die A rb eit der H a n d ­ w erker, dam it die F orm der von ihnen gefertigten G eg en stän d e auch der W ü rd e der H eiligen entsprach.

Schon seit dem M ittelalter zogen Pilger nach K rakow , um die heiligen Stätten zu b e su ch e n , die ihren b e so n d ere n R u f den G eb ein en der H eiligen und Seligen v erd an k ten . Eine große A n zieh u n g sk raft hatten auch zahlreiche H eiligtüm er, die durch G n a d en b ild er Christi oder der M uttergottes berühm t waren. Religiöse K ultorte von m eh r oder w e n ig er lokalem C h arak ter befanden sich im ganzen K rak au er Land, zum Beispiel in M yslenice, A lw ernia, C igzkow ice. Eine ü b errag en d e Stellung hatte ab er das H eiligtum in K alw aria Z eb rzy d o w sk a. G estiftet im 1 7. Jah rh u n d erts als Ort der V e reh ru n g d er Leiden Christi w urde es bald zum Z en tru m des M arienkultes. Die Pilger b e su ch te n dort K apellen am nachgebildeten L eid en sw eg Christi und nahm en an M y s te r ie n s p ie le n o d e r an d er fe ie rlic h e n D a rste llu n g des B e g rä b n is s e s der M u tterg o ttes teil.

M alerei. Die V e rb reitu n g des K ultes der H eiligenbilder nach dem T rid en tin isch en K o n zil e rö ffn e te e ig e n tlic h den E n ts te h u n g s p ro z e s s d er p o ln is c h e n V o lk s m a le re i.

D e r m a s s e n h a f t e B e d a r f an B ild e rn u n d A n d a c h t s g r a p h i k w a r die U r s a c h e für d ie V e r f le c h t u n g d ie s e r b e id e n A rte n s c h ö p f e r is c h e r T ä tig k e it. D ies b e z ie h t sich s o w o h l a u f d ie O rte un d d en C h a r a k t e r d i e s e r P r o d u k tio n als a u c h a u f das K o p ie re n d er g ra p h is c h e n M o tiv e d u rch die M aler, auch d er d urch die k a th o lis c h e K ir c h e v e r b r e i te te n und aus G o t t e s h ä u s e r n b e k a n n te n H e ilig e n b ild e r n . Z u den ä lte s te n Z e n tr e n d e r M a le re i g e h ö re n C z g s to c h o w a und K r a k o w als b e d e u t e n d e W a llf a h r ts o r te .

Die B ilder w u rd en a u f Leinw and, Blech, Papier, seltener a u f kleine Holztafeln gem alt. T y p is ch für das K rak au er Land w aren sogenannte "besetzte Bilder", deren T eile a u f eine G ru n d p latte aufgeklebt w urden. Die H erstellu n g der B ilder hatte alle M e r k m a l e d e r M a s s e n p r o d u k t i o n . D ie Z e i c h n u n g e n w u r d e n m it H il f e v o n P a p iersch a b lo n e n ("patrony", "przep rö ch y ") du rch g ezeich n et. V e rw e n d e t w u rd en Öl-, L eim - u n d W asserfarb en , häufig w u rd en die B ilder mit G old verziert. Durch K ratzen, K ä m m e n o d er S tem peln w u rd e n die O rn am en te in den G ru n d o der in die a u fg e tra g e n e M asse e in g e p räg t, K o m p o s itio n e n b e re ic h e rte n die a u f dem Brett b e f e s t i g e n F l a c h r e l i e f e . E s w u r d e z u r R e g e l, d a ß d ie a l l g e m e i n g e l t e n d e n ikonographischen D arstellungen getreu w iedergegeben w erden m ußten, die G esichter sahen realistisch aus, K leid er und H intergrund durften je nach G e s c h m a c k gestaltet w erd en . K o p ien w u n d e rtä tig e r B ilder w aren am po p u lärsten , die größte V e re h ru n g galt d er M uttergottes von C z^stochow a. Die D arstellung der M u tterg o ttes w u rd e um neue ik o n o g ra p h is c h e Inhalte erw eitert, die M u tterg o ttes ersch ien jetzt auf den B i ld e r n als M u t t e r , G o t t e s g e b ä r e r i n , B e s c h ü t z e r i n u n d B e i s t e h e r i n . S o lc h e M a rien d a rstellu n g e n en tsta m m ten oft den örtlichen G o ttesh äu sern und h e iß en dann z u m B e i s p i e l " M y s l e n i c k a " , " G d o w s k a " o d e r " D z i k o w s k a " . E in e a n d e r e G r u p p e b ild e n M a r ie n b ild e r , die an so lc h e K u ltf o r m e n w ie R o s e n k r a n z o d e r S k a p u lie rv ere h ru n g anknüpfen.

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Bei den christologischen T hem en w iederholen sich die M otive „Ecce h o m o ”,

„Christus aus C i^zk o w ice” und zahlreiche V ersionen des G ekreuzigten.

A us den W erkstätten K leinpolens stam m em D arstellungen mit erzäh len d em Inhalt, zum Beispiel die M uttergottes vo n La Salette (B eschützerin vor H u n g er und Seuche), M ariä L ichtm eß (E ntsühnung einer W öchnerin), oder das A uge G ottes (als Z eichen für den Schutz Gottes). M arien k rö n u n g und Heilige D reifaltigkeit w a ren ebenfalls oft anzutreffen.

Eine besondere G ruppe bestand aus Bildern, bei denen die D raperien, etw a d er S c h le ie r d e r M u tte rg o tte s o d e r das K le id c h e n des Je s u s k in d e s , m it e in e m O rn am en t in Form von zarten w eißen gem alten Spitzen verziert w aren.

B ild hau erei. W as die Provenienz der V olksbildhauerei betrifft, m uß ihre bäuerliche A b sta m m u n g h erv o rg eh o b en w erden. Die A nfänge der V olksplastik gehen a u f das M it te l a l t e r z u rü c k un d ste h e n m it d e r E n tw ic k lu n g d e r H o lz b e a r b e i tu n g u n d O rn am en tik in Zusam m en h an g . Im K rak au er Land haben sich zahlreiche D e n k m äler aus dem 18. Ja h rh u n d ert erhalten, je d o c h ist der ins 19. Jah rh u n d ert zu datierende D e n k m alb es ta n d b esonders reichlich. Das m eist v e rw en d ete M aterial w a r H olz, in R egionen m it reichen L agerstätten an Sand- oder K alkstein auch dieser.

Die S tein m etzw erk stätten erlebten im 18. Jah rh u n d ert einen A u fs c h w u n g ihrer E ntw icklung. D am als entstanden b ed eu ten d e Z entren der B ildhauerei, deren örtlich geprägte Produktion hauptsächlich a u f Kreuze, Figuren und kleine K ap ellen eingestellt war. Die riesige V ielfalt ihrer künstlerischen L ö su n g en gründete sich a u f

W e g sta n d b ild . D er h eilig e J o h a n n N e p o m u k u n d 'C h r is tu s vo r Pilatus. Z w eite H älfte des 18. Jh.

K r a k ö w - R y b itw y

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den E influß v e rs ch ie d en e r K unststile (vor allem G otik und B arock), ab er auch a u f die sch ö p ferisch e A u sle g u n g durch die K ünstler.

Für die U m g eb u n g von K rakow , O lkusz und Bocnnia w aren hölzerne, einige M e te r h ohe W eg k reu ze charakteristisch, „L eiden G o ttes” genannt, D iese K reu ze w e rd en den M o n u m e n ta ls k u lp tu re n zugerechnet; sie w a ren m it einem aufgetragenen R e lie f verziert, dessen ik o n o g rap h isch er Inhalt sehr u m fangreich war. Die am W ege stehenden K apellen und Heiligenfiguren zeichneten sich durch ihre Pracht und Vielfalt aus. Ü berall w aren hölzerne Pfeiler und B ildstöcke anzutreffen, deren sch lan k er Schaff m eist eine L aterne oder H eiligenfigur trug. Eine besondere Art dieser religiösen D e n k m ale stellen kleine K apellen dar.

Im ik o n o g rap h isch en P ro g ram m der V o lk sb ild h au erei nahm die G estalt der M uttergottes eine besondere Stellung ein. Sie w ar oft mit dem Christuskind dargestellt, als Sym bol der M u ttersch aft und Fürbitte, in a n d eren D arstellu n g en w u rd e n die P a s s i o n s t h e m e n b e h a n d e lt : C h r i s t u s v o r P i l a tu s , C h r i s t u s u n t e r d e m K r e u z z u s a m m e n b r e c h e n d . D ie s e D a r s t e llu n g e n e r s c h i e n e n s o w o h l in k le in e n zum A n d e n k e n gefertigten K o p ien als auch in Form großer K ap ellen sk u lp tu ren . H äufig d a rg e s te llt w u rd e auch die K re u z ig u n g als sz en is ch e D a rste llu n g m it m e h re re n G estalten o d er C hristus an der G eißelsäule. Die schm erzhafte M uttergottes k o m m t in d er D a rstellu n g der P ieta vor.

ln g a n z P o l e n w a r e n S k u l p t u r e n d e s S c h m e r z e n s m a n n e s - d e s n ied e rg ed rü c k te n und über das Schicksal der W elt n a c h sin n e n d en C hristus - w eit verbreitet. Eine andere G ru p p e bildeten w ied eru m die H eiligen als B e sc h ü tz er der M e n sc h e n und d erer H abseligkeiten. Die B ildhauer, die solche F iguren schnitzten, legten großen Wert a u f die sorgfältige A usführung der A ttribute der Heiligengestalten.

G r a p h ik Bei der B e trach tu n g des spezifischen C harakters der M alerei un d S ch n itz ­ k u n st dürfen w ir nicht die G raphik als eines der w ich tig sten V o rb ild er der für die V o lk sk ü n s tle r üb erseh en . Die T eiln a h m e an A n d ach ten , A blässen un d W allfah rten förderte die V e rb reitu n g der iko n o g rap h isch en M otive. Die Pilger kau ften g rap h i­

sche K o p ien der H e ilig en b ild er nicht nur zum A n d en k en . Ihrer M ein u n g nach h a t­

ten diese Bilder, weil sie in der N äh e der w u n d ertätig en Orte gekauft w u rden, einen Teil ihrer W u n d erk räfte ü b ern o m m en . M an kaufte also große B ild e r und w eg en des niedrigen Preises auch kleine A ndachtsbilder, die in verschiedenen graphischen T ec h ­ niken erzeugt w u rd en , sow ie mit A n d a ch tsb ild ern verzierte G ebetsschriften.

Z w a r k ö n n en nur die H olzsch n itte der so g enannten V o lk sk u n st z u g e re c h ­ net w e rd en , je d o c h bew eisen die im K ra k au e r L and w e itv erb reiteten K u pferstiche, Steindrucke und Druckschriften, daß sie die künstlerischen und kultischen Bedürfnisse ihrer A b n e h m e r vo rtrefflich befriedigten.

B e r e i ts in d e r 1. H ä lf te d e s 16. J a h r h u n d e r t s e n t s t a n d e n d ie e r s te n D ru c k e re ie n in K ra k o w , W iln o und L w o w . Ihre E rze u g n is se w u rd e n n a c h d em V orbild d er nach Polen eingefuhrten Holzschnittafeln entwickelt. M it der Zeit erschien d e r v o lk s tü m lic h e D e v o tio n a lie n h o lz s c h n itt, k o n z e n trie rt h a u p ts ä c h lic h um die b e k a n n te s te n P ilgerzentren, zum B eispiel K a lw aria Z eb rz y d o w sk a . In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts w ar der D evotionalienholzschnitt aus der Ortschaft B obrek bei C h r z a n ö w b e s o n d e r s b e rü h m t. N e b e n dem H o lz s c h n itt k a m e n a u c h a n d ere g r a p h i s c h e T e c h n i k e n z u r A n w e n d u n g , v o r a lle m d e r K u p f e r s t i c h , s e l t e n e r S ta h ls tic h o d e r Ä tz u n g . In d er 2. H älfte des 19. J a h rh u n d e rts h a b e n sich n eue

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R e p ro d u k tio n s te c h n ik e n v e rb re ite t (L ith o g rap h ie , C h ro m o lith o g ra p h ie , D ruck), w elche die alten T echniken allm ählich ersetzten.

In K ra k o w selbst w aren mehrere weltliche O ffizinen tätig; H auptgegenstand ihrer T ätigkeit w ar der D ruck von k leiner und g roßer D evotionaliengraphik. M a n ch e K löster und K irchen haben selbst D rucke herausgegeben, oder sie h aben andere W erkstätten mit dem D ruck ihrer W u n d erb ild er und der B ilder ihrer Schutzheiligen beauftragt. Ein b ed eu ten d er Teil der D ev o tionaliendrucke w u rd e auch aus Italien, Frankreich, Ö sterreich und D eutschland eingefiihrt.

Die ehem alige V o lkskunst des K rak au er L andes hat d er Stadt K ra k o w als dem W allfahrtszentrum und Z entrum des Z u n ftw esen s viel zu verdanken. Es ist b e m e rk en s w ert, d aß an d ere K ult- und R e lig io n sz en tren , so w o h l so lch e aus der K rak au er U m g eb u n g als auch aus anderen T eilen Polens, ebenfalls einen großen Einfluß a u f die hiesige V olkskunst au sgeübt haben.

O bw ohl die E ntw icklung der traditionellen V olk sk u n st eigentlich nach dem e r s t e n W e l t k r i e g ih r e n A b s c h l u ß f a n d , s i n d im K r a k a u e r L a n d b is h e u te

„ W u n d e rb ild er” und Skulpturen anzutreffen, denen die D o rfb ew o h n er w eiterhin tiefe V e r e h r u n g e rw e ise n . D ie e n ts p r e c h e n d e s c h ö p fe ris c h e T ä tig k e it ist s c h o n d e r V erg an g en h eit anheim gefallen. Ein ähnliches Schicksal hat die h o m o g en e, m it der traditionellen G em ein sch aft der D o rfb e w o h n e r v e rb u n d e n e V o lk sk u ltu r erfahren.

Dies w urde besonders durch zivilisatorische V erän d eru n g en nach dem 2. W eltkrieg, besonders durch die V erstäd teru n g und Industrialisierung des L andes verursacht.

D e n g e n a n n t e n V e r ä n d e r u n g e n f o l g t e n n e u e B e d ü r f n i s s e u n d e in n e u e r K u n stgeschm ack, der von dem G e sc h m a ck je n e s M ilieus völlig v e rsch ie d en ist, in dem und für das die V olk sk u n st entstan d en ist.

Diejenige zeitgenössische K unst, die sich als „v o lk stü m lic h ” b ezeichnet, stützt sich zw ar a u f die T radition, ist ab er vo r allem an die S ta d tb e w o h n e r gerichtet.

Ihre kultischen Funktionen gingen zugunsten ihrer neuen, dekorativen Rolle verloren.

N e b en religiösen M otiven erscheinen rein w eltliche T h em en wie L an d sch a fte n und historische Szenen. A n d ers sind auch die B ew eg g rü n d e der durch die K u ltu rp o litik des Staates u n terstü tzte n K ünstler. D iese Politik zielt a u f die E in b e z ie h u n g d er V o lk sk u n st in eine egalitäre N atio n alk u ltu r. D ennoch: au ß er dieser „ o ffiz ie lle n ” Richtung, die in gew issem Sinn eine Fortsetzung der traditionellen B ereich e und Form en der Volkskultur darstellt (zum Beispiel Skulpturen von Z. Slonina, Swi^tniki), entw ickeln sich a u f dem L ande dekorative Schaffensdisziplinen, die dem spezifischen G e sc h m a ck des ländlichen M ilieus en tsp rech en (W an d b eh än g e, G alan teriew are n aus G ips und K u n ststo ffen ). A n der B e rü h ru n g sstelle z w isc h e n Stadt und D o r f entw ickelt sich eine naive L aienkunst, die h äufig unb ew u ß t aus der T radition schöpft.

O ft ist es so, d aß sie v o n M e n s c h e n g e s c h a ffe n w ird , die w e g e n k ö r p e r lic h e r B e h in d e r u n g , G e i s t e s k r a n k h e i t o d e r A r m u t a u s d e r d ö r f l ic h e n G e m e i n s c h a f t au sg esch lo ssen sind.

U nter den K ünstlern treten oft große Persönlichkeiten auf, w ie zum Beispiel die M alerin K. G a w lo w a un d der B ild h au er F. C zajkow ski.

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Sitten und Bräuche der Krakauer

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egen des besch eid en en R a h m e n s der vorliegenden V e rö ffen tlich u n g kann kein v o lls tä n d ig es Bild d er Sitten und B räu ch e der K ra k a u e r g eboten w erden, d a h er die E in sch rän k u n g a u f einige, die alljährlich stattfinden.

A m traditionsreichsten sind jen e Sitten und B räuche, die m it W eihnachten und Ostern v erb u n d en sind, sow ie das sehr populäre T reiben des „ L a jk o n ik ’' zur O k tav e des

F ro n le ic h n am sfe stes in den K rakauer Straßen.

Im b äu erlich en B ra u ch tu m sk ale n d er besteht W eih n ach ten aus einem ganzen Z y k lu s von Festtagen, die zw ischen dem H eiligen A b en d (24. 12.) und den H eiligen Drei K ö n ig en (6. 1.) b egangen w erden. N och am A n fan g unseres Jah rh u n d erts hat m an an diesen Festtagen mit Hilfe von M agie versucht, für gute Ernte, F ruchtbarkeit, G e su n d h e it, F a m ilie n g lü c k und W o h ls ta n d im neuen Jah r zu sorgen. N a c h der v o lk stü m lich en zyklischen K onzeption der W elt stellt diese einen sich nach und nach ab n ü tz en d e n K re islau f dar, w oraus auch die A lteru n g des gesam ten K osm os, d er N a tu r und der M e n sc h en resultiert. Die w eihnachtlichen B räu ch e dienten also z u r a l l j ä h r l i c h e n E r n e u e r u n g d e r a b g e n u t z t e n Z e i t u n d s o l l t e n d i e W e l t z u m J a h r e s w e c h s e l m it n e u e n F e b e n s k r ä f t e n e r f ü l l e n . D ie f o r t s c h r e i t e n d e In d u strialisieru n g und die E x p an sio n der M a ss en k u ltu r ließen viele dieser Sitten und B rä u ch e in V e rg es se n h eit geraten. M an ch e haben je d o c h in ihrer alten G estalt ü b e rle b t, o b g le ic h sich ihr In h a lt in fo lg e v e r s c h ie d e n e r D e u tu n g e n d u r c h die

W eihnachtssänger mit Krippe. Anfang des 20. Jh. Golkowice, Woj. Krakow

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christliche Lehre verändert hat. Das W eihnachtsfest ist jedoch a u f dem Lande bis heute eine besondere Zeit, erfüllt mit intensiven Erlebnissen und mit dem Bedürfnis, sowohl die zwischenm enschlichen Beziehungen wieder aufzubauen als auch die Moral der M enschen zu heben.

A m 24. D ezem ber, dem H eiligen A bend, beg an n en die w ichtigsten B räuche, w elche die E rn eu eru n g der gealterten W elt zum Ziel hatten. D er H eilige A b e n d w ar e in S y m b o l d e r a l l g e m e i n e n V e r s ö h n u n g z w i s c h e n d e n M e n s c h e n , d e s Sichversöhnens zwischen den W elten der Lebendigen und der Verstorbenen, zwischen den M en sch en und der Natur. A m H eiligen A b en d nahm das ganze H aus teil; die Seelen d er verstorbenen V erw an d ten w urden sym bolisch eingeladen, für sie blieb im m er ein freier Platz am Tisch übrig. E in g elad en w aren auch V ögel und Tiere, welche die Reste der W eih n ach tssp eisen bekam en. Das vielsag en d e S y m b o l der V ersö h n u n g kam in dem M o m en t, in dem alle T eiln e h m er des W e ic h n a c h tsm a h le s die O blate m itein an d er brachen. Es w ar üblich, danach die Ställe zu b esu ch en und die H austiere m it der O blate zu füttern. D iese Sitte w ar zugleich eine m ag isch e H andlung, weil m an an die F ähigkeit d er O blate glaubte, allem Ü bel abzuhelfen.

Die T atsache, daß den O blaten eine m agische B ed eu tu n g b eigem essen w urde, lag noch einer anderen Sitte zugrunde. Z u W eih n ac h te n w urden die W o h n stu b en m it dreid im en sio n alen , aus den O blaten gefertigten S c h m u ck fig u ren , sog en an n ten

„ W e lte n ” („sw iaty ” ) ausgeschm ückt. Die Sitte, solche „ W e lte n ” unter die D ecke u n d an den W e ih n a c h ts b a u m zu h ä n g en , w ar im K ra k a u e r L a n d bis E n d e d er 1950-er Jahre allgem ein üblich, und in m an c h en H äusern, b eso n d ers im südlichen Teil des G ebietes blieb sie bis heute erhalten.

U m die W irk sam k eit der b rau ch tü m lich en H a n d lu n g en zu steigern, trug m an in die Stube H eu und G etreid eg arb en hinein, Z eich en für Fülle und Fruchtbarkeit.

H eu, Stroh und G e treid ek ö rn er w urden am H eiligen A b en d a u f den T isch gelegt, dam it ihre F ru ch tb ark eit a u f die in den W eih n ac h tssp e isen e n th alten en P flanzen überg eh en sollte. A u ch die „ K re u z e ” und „S tern e” aus Stroh, die an den W än d e n und D eck en d er Stuben an g eb rach t waren, sollten die F ru ch tb ark eit anregen. Ein w ichtiges rituelles A ttribut w ar auch der Tan n en - o der F ich ten b au m , d er einen ew ig grünen B aum des Lebens darstellte und die lebensspendende Kraft w eitergeben sollte.

D e r s t e h e n d e W e i h n a c h t s b a u m k a m E n d e d e s 18. J a h r h u n d e r t s a u s D eu tsch lan d nach Polen. D ieser M o d e folgten zuerst vor allem die S tad tb ew o h n er.

A u f d e m D o r f e rs c h ie n d er W e ic h n a c h ts b a u m E n d e d es 19. J a h r h u n d e r ts un d verbreitete sich erst in der Z w isch en k ireg szeit. F rü h e r w u rd en unter die D e ck e n der W o h n h äu se r und ü ber die T üren der W irtsch aftsg eb äu d e T annen- oder Fichten wipfel gehängt, die im K rak au er L an d als „ O b stg arte n ” („sad ” ) b ezeich n et w urden. D er in der Stube h än g en d e „ G arten ” w ar m it bunten S eid en p ap ierb lu m en , m it Schleifen und Papierketten, S c h m u ck aus O blaten, L eb k u ch en , Ä pfeln, N ü ssen und K erzen gesch m ü ck t. Die bunten B lu m en und Schleifen sollten an das A u fb lü h en d er N atu r im F rühling erinnern und die vitalen K räfte der W elt im n euen Jah r stärken. Die O blaten und L e b k u c h en w aren leicht als S y m b o le des W o h ls ta n d es und d e r reichen E rn te zu e rk e n n e n , Ä p fe l u n d N ü s s e d a g e g e n w a re n Z e ic h e n fü r W a c h s tu m , Z eu g u n g sfä h ig k eit und gute Ernte, d arü b e r hinaus verkörperten sie die E ro tik und d a d u rc h sp ie lte n sie in d e r M a g ie d e r L ie b e e in e w ic h tig e R o lle. D ie K e rze n s y m b o lisierten wie das F e u e r selbst vitale K räfte. In d er G e g e n w a rt w erd en die W e ih n a c h tsb ä u m e sow ohl in der Stadt als auch a u f d em L an d e h au p tsäc h lic h m it

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in d u s trie ll h e rg e s te llte n G la s k u g e ln g e s c h m ü c k t. D a n e b e n w e rd e n A p fe l un d S ü ßigkeiten (ein A n k la n g an die L ebkuchen) gehängt; m an ch e W e ih n a c h ts b ä u m e w erd en auch noch m it selb stg em ach ten farbigen Papier- und S tro h sc h m u ck sac h en sow ie m it O blaten geschm ückt.

D er B rauch, W e ih n a c h tsu m z ü g e zu veranstalten, v erbunden m it feierlichen G lü c k w ü n sc h e n zum N euen Jahr und m it der A u ffü h ru n g eines W eih n ac h tssp iele s d u r c h d ie W e ih n a c h ts s ä n g e r , b e ste h t in P o len seit la n g e r Z eit. D ie s e r B ra u c h w ir d n o c h h e u te in m a n c h e n D ö r f e r n S ü d p o l e n s g e p f l e g t. D ie a l l m ä h l i c h e V e rein h eitlic h u n g der v olkstüm lichen K ultur und T radition hatte zur Folge, daß die im B ra u c h tu m verw urzelte B ed eu tu n g d er W e ih n a c h ts u m z ü g e schrittw eise verloren g in g , d a g e g e n w u r d e d ie th e a tr a l is c h - u n t e r h a lte n d e S e ite s o lc h e r A u f tr itte b e re ich e rt. G le ic h z e itig haben es d iese V e rä n d e ru n g e n d ah in g e b rach t, d aß die W e i h n a c h ts u m z ü g e zu e in e m e ig e n a r tig e n V o lk s th e a te r w u rd e n , in d e m a b er w eiterhin die R egeln und die L o g ik der b rau ch tü m lich en D arstellu n g en gelten.

Z u d e n in d e r h e u t i g e n Z e i t am m e i s t e n a u f g e f ü h r t e n F o r m e n d e r W e ih n a c h ts u m z ü g e im K rak au er L an d gehören: die A u ffü h ru n g des „ H e ro d e s” , von ein e r W e ih n a c h tssä n g e rg ru p p e gespielt, und W eih n a c h ts u m z ü g e m it einer K rippe o d er m it e in em Stern. D iese F o rm en sind ein interessantes B eispiel für sy nkretische P ro zesse in d er bäuerlichen Kultur: in einem W eih n ac h tssp iel w urden F ra g m en te d e r u rsp rü n g lich dem kirlichen T h ea te r e n tsta m m e n d en T exte m it d em V o lk sb ra u ch v erknüpft, W e ih n a c h ts u m z ü g e zu veranstalten. D esh alb gehören zu den m it solchen A uftritten h eru m z ie h en d e n G ruppen Gestalten der m ittelalterlichen M ysterienspiele, z u m B eispiel K önig H ero d es und sein M arschall, die H eiligen Drei K önige, T od u nd T eufel, T ierg estalten wie der „ tu ro n ” eine Ziege, und so g en an n te „verm ittelnde G e s ta lte n ” wie Jude oder A lter („d z iad ” ). D ie W eih n ac h tssä n g er, w elch e R ollen von P e r s o n e n aus d en e h e m a lig e n D ra m e n s p ie le n , sa g en D ia lo g e auf, die an die u r s p r ü n g l i c h e n F a b e ln d i e s e r G e s c h ic h t e n e r in n e r n . D ie A u s d r u c k s k r a f t d e r b rau c h tü m lich e n G estalten (Tiere und V e rm ittlerg estalten ) steckt d ag eg en in den K o s tü m e n , R equisiten und G esten, m it denen die B e m ü h u n g e n der vegetativen und ero tisc h en M ag ie realisiert w erden.

Ein w ichtiges A ttribut der W e ih n ac h tssä n g er w ar die Krippe. In Polen k o m m t sie in zw ei H a u p tarten vor: die so g en an n te „ B e th le je m ” - K rippe ist eine solche m it u n b e w e g lic h e n Fig u ren - H eilige Fam ilie, H eilige Drei K önige und H irten, die das neugeborene Christuskind anbeten. M it dieser „B ethlejem - K rippe zogen m eist kleine K n a b e n h e r u m . In d e r W e i h n a c h t s z e i t g i n g e n sie v o n H a u s zu H a u s , m it G lü c k w ü n sc h e n für die B e w o h n e r und unter dem A b sin g en von W eih n ach tslied ern . S o lch e W e ih n a c h ts sä n g e r sind auch heute noch anzutreffen, sow ohl in den D örfern d er K rak au er U m g e b u n g als auch in d er Stadt selbst. Die zw eite A rt ist die sogenannte

„ P u p p e n ” - K rippe, und diese ist eine u n g e w ö h n lic h e kulturelle E rsch ein u n g , die n irg en d w o anders vorkom m t. Sie ist die einzige Krippe, die außer den un b ew eg lich en W e ih n a c h ts f ig u r e n in ih rem In n ere n eine k lein e T h e a te r b ü h n e e n th ä lt, a u f d er H a n d p u p p e n ihr Schauspiel aufführen. M eisten s ist es das u rsp rü n g lich e T h e m a der G e b u rt C hristi und des V e rb rec h en s des H erodes, v e rb u n d e n m it rein w eltlichen satirisch en S zenen.

D as erste B ild e in er K rak au er W eih n ac h ts k rip p e erschien in einer Z eitschrift im Jah re 1852. F ü r die arch itek to n isch e Form d er W eih n ac h ts k rip p e n dienten von A n fa n g an die K ra k au e r B a u d e n k m ä le r als V orbild. D iese G estaltu n g brachte der

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K rakauer K rippe einen vollen E rfolg und w ar die G rundlage ihrer w eiteren bis heute an d au e rn d e n E n tw ick lu n g . Die K ra k au e r M o n u m e n ta lb a u te n aus v ersch ied en en E pochen und Baustilen w aren für die K rip p en b au er eine u nerschöpfliche Q uelle der künstlerischen Inspiration. Im m e r neue A barten von K rippen w urden g eschaffen, in denen architektonische Details der K rakauer Kirchen, der Tuchhallen, der Kathedrale, des K önigsschlosses W aw el, des St. Florian-Tores, der B arbakane und vieler anderer B auten in m eisterhafter H arm o n ie vereint waren.

Für den glänzenden Erfolg einer W eihnachtssängergruppe m it einer „Puppen"

- K rippe w aren viele E lem en te wichtig: die Schönheit der K rippe, die A ttraktivität der A u ffü h ru n g und der künstleriche W ert der Puppen. Die T exte der A u ffü h ru n g en w urden ständig aktualisiert, indem neue Fabeln und Figuren eingeführt w urden, die B ezug a u f laufende gesellschaftliche, politische und sonstige E reignisse hatten. Ü ber solche G esch ich ten haben sich die Z u sc h au e r stets vortrefflich am üsiert - im m er schon lachen w ir d o c h gerne ü b er m e n s c h lic h e S c h w ä ch e n . D er V e rd ie n st der W eih n ac h tsg ru p p en w aren die G eldgaben, die sie von reichen K rak au er B ürgern und der K rakauer Intelligenz für die in deren H äusern aufgeführten W eihnachtsspiele b e k a m e n . D ie s e s e in z ig a rtig e M ä z e n a te n tu m w u rd e zu e in e m d e r w ic h tig s te n Faktoren für die E n tw ick lu n g des K rippenbaues in K rakow .

M it dem Ziel d er A u fre c h te rh a ltu n g d ieser sch ö n en T rad itio n h ab en die K ra k a u e r B e h ö rd e n einen jä h r lic h sta ttfin d e n d e n W e ttb e w e rb für die sc h ö n ste K ra k au e r K rip p e veranstaltet, der zum ersten M al im D e z e m b e r 1937 a u f dem H au p tm ark t vor d em A d am M ick iew icz-D en k m al stattfand und m it A u s n a h m e der K riegszeiten an der selben Stelle bis heute abgehalten wird.

W eihnachtskrippen-W ettbewerb am Marktplatz in Krakow. 1970.

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G e rad e die R ivalität bei d iesem W ettb e w e rb ist der G ru n d dafür, daß eine neue A rt von W eih n ac h tsk rip p e entstanden ist, die extra für den W ettb e w e rb geb au t w ird und d a h e r auch „ W e ttb ew erb sk rip p e ” genannt wird. Beim B au e in er solchen K rippe k o nzentriert der K ünstler seine A u fm erk sam k eit und B e m ü h u n g e n a u f die b e so n d ere n arch itek to n isch en E ig en sch aften des A ufbaues. Im W ettstreit um die Preise bauen die K rippenkünstler die T ü rm e und Fassaden im m e r k ü h n er aus, je d o c h haben sow ohl d er G ru n d k ö rp e r als auch die architektonischen D etails im m e r echte K ra k a u e r B a u d e n k m ä le r zum V orbild. D as N a ch b ild en bed eu tet in k ein em Fall einfaches Kopieren, es ist eine schöpferische Inspiration, die, gepaart m it der kreativen B e g a b u n g der Künstler, prächtige m ärch en h afte Paläste zum L eb en erw eckt. Die Funktion der früheren M arionetten haben in der „ W e ttb ew erb sk rip p e” unbew egliche, a u f allen N iv eau s d er K rippe angebrachte F iguren ü b ern o m m en . In einer solchen K rippe b eg eg n en wir, g en au so wie in der früheren „ P u p p e n '’ - K rippe, lebensechten V ertretern der vorstädtischen Folklore, hochgestellten Personen aus der Stadt Krakow, Politikern, historischen G estalten, die ihren festen Platz in der G e sch ich te Polens und der Stadt K rakow haben, sowie Personen und Kreaturen aus der W elt der Krakauer L eg e n d en .

Die B ed eu tu n g der mit O stern z u sam m en h ä n g en d e n V o lk sb rä u ch e w ar a u f d a s r i t u e l l e E r w e c k e n d e r N a t u r im F r ü h l i n g , a u f d ie W i e d e r b e l e b u n g d e r Z e u g u n g sk rä fte und der befru ch ten d en K räfte der M e n sc h en und d er N atu r bezogen.

Die R eihe d er w äh ren d der K arw o ch e geübten B räu ch e begann im K rak au er L and am P a lm so n n ta g m it der Palm w eihe. Die „ P a lm e n ” w aren nach genau d em selb en Prinzip aufgebaut, das sich a u f ihren urspünglichen Sinn gründete, sie w aren aber in ihrer G röße, F o rm und A u ssc h m ü c k u n g je nach R egion und dortiger M o d e völlig unterschiedlich.

D en G rundbestandteil je d e r „P alm e” bildeten W asserpflanzen, m eistens S chilf und W eid en zw eig e. W eil deren E xistenz m it dem W asser eng verbunden ist, glaubten die Leute, daß sie mit den W asserd äm o n en in V erbindung stünden. Die W eidenzw eige un d das S c h ilf sollten ihre Fäh ig k eit, die E n tw ic k lu n g und das W a c h s tu m aller le b e n d ig e n K ö rp e r a n z u re g e n , a u f die g a n ze „ P a lm e ” ü b e rtra g e n . D ie a n d eren B e s t a n d t e i l e d e r „ P a l m e ” w a r e n i m m e r g r ü n e P f l a n z e n , S y m b o l e f ü r d ie u n u n te rb ro c h e n e F o rtd a u er des L eb e n s - Im m e rg rü n , H e id elb ee rstau d e n , M yrte, A sp ara g u s; w eiters Pflanzen, w elche die L eb en sk räfte verkörpern, zum B eispiel die Kiefer; en d lich auch solche Pflanzen wie Hasel und K reuzdorn, d enen die F ä h ig k eit d er A b s c h re c k u n g des B ösen zu g esch rieb en w urde. Das G an ze w urde d ann häufig m it P a p ierb lu m e n und bunten Schleifen g eschm ückt. Die Z au b erk raft d er „ P a lm e ” , die sich aus den a u ß erg ew ö h n lic h en E ig en sch aften ihrer pflanzlichen B estan d reile ergab, m ach te sie zu ein em universellen A ttribut d er vegetativen und sch ü tzen d en M ag ie. Die g ew eih ten „ P a lm e n ” hängte m an an die O b stb ä u m e oder m an schlug diese m it den „ P a lm e n ” . K leine Stücke d er „ P a lm e n ” w u rd en u nter die erste im F rü h ja h r au sg ep flü g te Scholle gelegt, W e id en k ä tz c h en m ischte m an d em Saatgut bei.

In d er K arw o ch e w urden aus den P alm z w e ig e n kleine K reuze gefertigt, die sp äter am R a n d e der F eld er in die E rde gesteckt w urden, um eine gute E rnte zu s i c h e r n . M a n b r a c h t e d ie s e K r e u z e a u c h an d e n W ä n d e n v o n H ä u s e r n u n d S ta llg e b äu d e n als S chutz vor B litzschlag und allem B ösen an. M it den „ P a lm e n ”

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