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JOSEPH LANNER

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Academic year: 2022

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(5) Flüchtige Lust JOSEPH LANNER 1801 - 1843. Wiener Stadt- und Landesbibliothek • Österreichisches Museum für Volkskunde.

(6) Begleitbuch zur Ausstellung Flüchtige Lust Joseph Lanner 1801 - 1843 Eine Ausstellung der W iener Stadt- und Landesbibliothek und des Österreichischen Museums für Volkskunde 17. Juni bis 14. O ktober 2001 Österreichisches Museum für Volkskunde.

(7) Flüchtige Lust. JOSEPH LANNER 1801 - 1843. W ien 2001 Österreichisches Museum für Volkskunde. $.

(8) Flüchtige Lust Joseph Lanner 1801 - 1843 Eine Ausstellung der W iener Stadt- und Landesbibliothek und des Österreichischen Museums für Volkskunde Begleitbuch und Katalog Kataloge des Österreichischen Museums für Volkskunde, Bd. 79 Publikationen aus der W iener Stadt- und Landesbibliothek, Bd. 7 Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Österreichisches Museum für Volkskunde A -1080 Wien, Laudongasse 15-19 Direktion: Hofrat Hon.Prof. Dr. Franz Grieshofer. Ausstellungskonzept und Katalog: Thomas Aigner Ausstellungskoordination: Margot Schindler Architektur: Michael Embacher, Sandra Haischberger Grafik - Design: Fritz Zaunrieth Fotografie: Rupert Steiner, Fotostudio Otto Notensatz: Norbert Rubey Druck: Melzer Druck Umschlag: Montage nach einer aquarellierten Bleistiftzeichnung von Friedrich Tremi, 1841 (im Besitz von C. Bednarczyk, Wien). ISBN 3-900359-94-6. W ien 2001 © Österreichisches Museum für Volkskunde.

(9) Inhalt Zum G e le it. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Zeittatei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Farbbildteil 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Anmerkungen zu Wien (1 8 15-184 5) in der Lanner-Zeit. 33. O tto Brusatti. Tanzlust und Ballkultur zur Zeit Lanners. 43. Reingard Witzmann. Tanzmusiker rund um Lanner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Friedrich Anzenberger. Michael Pamer und Joseph Lanne - Eine Jändlerische“ Studie. 67. W alter Deutsch. Mit Gott - für ein ganzes Orchestercomponirt von Joseph Lanner. 77. Norbert Rubey. Lanners Werke ohne Opuszahl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Norbert Linke. Lanner und die Bühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Thomas Aigner. Joseph L ann er-„B all hei Hof“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Isabella Sommer. Joseph Lanner: Zur Person. 135. M argot Schindler. Lanner-Stätten in W ien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Helmut Kretschmer. Farbbildteil II. 161. Katalog. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Abkürzungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Stam m tafel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 Leihgeher. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Dank. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Register. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249.

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(11) Zum Geleit Das gängige Lanner-Bild kreist um Begriffe wie Gemütlichkeit, Liebenswürdigkeit, Bo­ denständigkeit, es beschreibt den Komponisten aus einer Art Nostalgie heraus, als Mu­ siker, der für die gute alte Zeit steht. In Wahrheit ist der scheinbar so Problemlose zweihundert Jahre nach seiner Geburt ein weithin Unbekannter, ein Unterschätzter, dem bis vor Kurzem seitens der Forschung nicht jenes Maß an Aufmerksamkeit zuteil ge­ worden ist, das seiner Bedeutung in der Musikgeschichte angemessen wäre. Im Jubiläumsjahr 2001 scheint sich jedoch von W ien ausgehend eine differenzierte­ re Sichtweise durchzusetzen. Verschüttete Spuren werden freigelegt, M issverständ­ nisse aufgeklärt, Legenden entlarvt. Die Grundlage für dieses neue, auf abgesicher­ ten Q uellenstudien beruhende Verständnis Lanners lieferte ein von der Stadt W ien finanziell getragenes Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse auch in die Ausstellung der W iener Stadt- und Landesbibliothek und des Österreichischen Museums für Volks­ kunde eingeflossen sind. Darüber hinaus hat das Expertenwissen der M itarbeiter der W iener Stadt- und Landesbibliothek dazu beigetragen, bei der Ausstellung ein Bild von Joseph Lanner zur formen, das dem Besucher neue Perspektiven seiner Per­ sönlichkeit und seiner Musik erschließt. Die Ausstellung schöpft aus dem reichen Bestand an Dokumenten und Erinne­ rungsgegenständen zu Joseph Lanner und seinem Umfeld, über den die Stadt Wien (Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Museen der Stadt Wien, W iener Stadt- und Lan­ desarchiv) verfügt, sinnvoll ergänzt durch Exponate des zugleich als Ausstellungsort fungierenden Österreichischen Museums für Volkskunde, anderer namhafter Samm­ lungen sowie privater Personen. Jubiläumsjahre sind immer auch ein Anlass für ein Überdenken von Klischeebildern, für einen Neubeginn in der Auseinandersetzung mit Persönlichkeiten oder Institutio­ nen. Ich hoffe, es gelingt, mit dieser Ausstellung Joseph Lanner, den stets mit Johann Strauß in einem Atemzug Genannten, den Bewohnern und Gästen W iens als eine ei­ genständige, vielschichtige und nicht zuletzt für das Musikleben dieser Stadt hoch­ bedeutende Persönlichkeit bewusst zu machen. Andreas Mailath-Pokorny Stadtrat für Kultur und W issenschaft von Wien.

(12) Das Jahr 2001 steht im Zeichen der 200. W iederkehr des G eburtstages zweier be­ deutender W iener Persönlichkeiten, Joseph Lanners und Johann Nestroys. Nicht nur Nestroys, sondern auch Lanners Popularität war zu Lebzeiten außerordentlich groß. Am 22. Dezember 1838 fand die viel gelesene „Theater-Zeitung“ begeisterte W orte: Lanner’s Tanzweisen bezeichnen eine eigene Epoche in diesem Genre, und zwar die glänzendste derselben. Sie ist vergleichbar jener, welche R aim und’s Genius im Gebiete der Volkspoesie im Drama bezeichnete. H ier wie dort w ird die Form durch die poetische Idee belebt. Man hat in der neuesten Zeit die Bedeutsam keit der Lie­ der und Tanzweisen der Völker in Beziehung auf das Wesen derselben zu beob­ achten begonnen. Lanner’s Com positionen liefern einen bem erkenswerthen Beitrag dazu. Sie sind eigentliche Typen des Volkscharakters, wie er sich in diesen Formen ausspricht, daher auch ihre Wirksamkeit. Die Anspielung auf Ferdinand Raimund und die „Volkspoesie im Drama“ ist nicht zu­ fällig, gab es doch zahlreiche Berührungspunkte zwischen dem, was damals als „Volks­ poesie“ auf der Bühne und im musikalischen Bereich diskutiert wurde. So fanden auch eine ganze Reihe von Lanners Melodien in Possen Nestroys Eingang. Und als dieser 1862 - also 19 Jahre nach Lanner - starb, erschien ein Gedenkblatt Nestroy im Olymp mit einem Gedicht, das auf die Melodie von Lanners populärsten Walzer Die S chön­ brunner zu singen war. - Während aber Johann Nestroy nicht nur in diesem Jahr, son­ dern schon in der Vergangenheit Ausstellungen gewidmet waren, die Leben und W erk dokumentierten, wurde Lanner diesbezüglich stiefmütterlich behandelt. Abgesehen von einem kurzlebigen „Lanner-Museum“, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts im G e­ burtshaus des Komponisten untergebracht war, gab es bis heute keine Lanner-Aus­ stellung. Die W iener Stadt- und Landesbibliothek verwahrt w eltw eit die mit Abstand meisten musikalischen Materialien von und zu Lanner. An der Spitze stehen die über 80 Notenautographe von seiner Hand: diese Partituren zählen vom Schriftbild her zu den schönsten und vollkommensten der gesamten Musikliteratur. Darüber hinaus ist fast jedes im Druck erschienene Werk Lanners durch eine Erst- oder Frühausgabe für Kla­ vier zu zwei Händen in der Bibliothek vertreten. Zahlreiche zeitgenössische Partiturund Stimmenabschriften, Drucke und Bearbeitungen runden diesen Bestand ab. Das W ichtigste und Signifikanteste daraus ist in der Ausstellung zu sehen, wozu sich für die Musikkultur der Zeit charakteristische Exponate aus dem Besitz des Ö ster­ reichischen Museums für Volkskunde harmonisch einfügen. Dazu kommen wertvolle Leihgaben aus den reichen Beständen des Historischen Museums der Stadt Wien, des Archivs der G esellschaft der Musikfreunde, des Kunsthistorischen Museums so­ wie öffentlicher und privater Stellen..

(13) So kann im politischen und wirtschaftlichen Umfeld des biedermeierlichen W ien Lan­ ner als Protagonist des zeitgenössischen Tanzvergnügens, aber auch als Komponist von nicht an den Tanz gebundener Unterhaltungsmusik und von Bühnenwerken ge­ zeigt werden. Die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit, Lanners Familie, aber auch sei­ ne Kollegen und Konkurrenten und nicht zuletzt die Rezeption seines W erkes w er­ den dokumentiert und bereichern diese Präsentation. Es gilt hier nicht nur der Freude über die gute und fruchtbare Zusammenarbeit der ver­ anstaltenden Institutionen Ausdruckzu geben, sondern allen Beteiligten zu danken. Vor allem und sehr nachhaltig Dr. Thomas Aigner, dem Leiter der Musiksammlung der W ie­ ner Stadt- und Landesbibliothek: als Kurator der Ausstellung zeichnet er für das in­ haltliche Konzept verantwortlich, das mit seinem umfangreichen W issen und viel En­ ergie erarbeitet wurde. Er - aber auch seine Mitarbeiter in der Bibliothek - haben sich intensiv um das Thema „Lanner“ und dessen Umsetzung in eine Ausstellung bemüht. Vieles wäre allerdings nicht möglich gewesen ohne die Ergebnisse des vom Referat für W issenschafts- und Forschungsförderung der Stadt Wien getragenen For­ schungsprojektes zur Aufarbeitung und Interpretation der Quellen zu Lanner, die in die Ausstellung eingeflossen sind. Seitens der Bibliothek hat Mag. Markus Feigl W esent­ liches für die Logistik geleistet, das Register zum Katalog wurde von Ernst Hübsch er­ stellt. Dazu kommt die engagierte Tätigkeit von Frau Dr. Margot Schindler und ihren Mitarbeitern im Österreichischen Museum für Volkskunde, welche die Hauptlast der Realisierung vor Ort zu tragen hatten. Die architektonische G estaltung verdankt die Ausstellung Michael Embacher und Sandra Haischberger; das graphische Konzept wur­ de von Fritz Zaunrieth entwickelt. Ein ganz besonderer Dank richtet sich an die Leih­ geber, die dadurch, dass sie sich von einigen ihrer Zimelien getrennt haben, das Zu­ standekommen der Ausstellung in ihrer aktuellen Form mit ermöglicht haben. W er an Lanner denkt, denkt an Strauß und wer an Strauß denkt, denkt an Johann, den Sohn. Ähnlich wie bei den ebenso gerne in einem Atemzug genannten Dichtern Raimund und Nestroy ist die allzu leicht hingeworfene Koppelung eigenständig schöp­ ferischer Persönlichkeiten bedenklich, vor allem aber die damit verbundenen unbe­ wussten Assoziationen, die deren Austauschbarkeit vermuten lassen. Möge diese Aus­ stellung mithelfen, im allgemeinen Bewusstsein Joseph Lanner aus dem übergroßen Schatten von Johann Strauß Vater und Sohn heraustreten zu lassen.. Franz Grieshofer Direktor des Ö sterreichischen Museums für Volkskunde. W alter Obermaier Direktor der W iener Stadtund Landesbibliothek.

(14) Kat.-Nr. 2a. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(15) Zeittafel Joseph Lanner 15. 8.1800 G eburt Franziska Jahns’, der späteren Gattin Lanners 7. 4.1801 Verehelichung der Eltern 12. 4.1801 G eburt Joseph Lanners 13. 6. 1801 7. 12. 1801 14. 3. 1804 1 1 .8 . 1804 13. 11. 1805 6. 8. 1806 13. 5. 1809 Jänner 1810 1 5 .3 .1 8 1 1. Eröffnung des Theaters an der Wien Geburt Johann Nestroys Geburt von Johann Strauß (Vater) Proklamation Franz’ II. (I.) zum Kaiser von Österreich Einmarsch Napoleons in Wien Niederlegung der röm isch-deutschen Kaiserwürde durch Franz II. (I.) Zweite Besetzung Wiens durch Napoleon Ernennung Metternichs zum Staatskanzler Bankozettelsturz. 16.11.1811 G eburt der Schwester Anna 19. 10. 1812. Rückzug Napoleons aus Russland. 1.12.1812 Eintritt in die Erzverschneidungsschule der Akademie der Künste 16. 10. 1813 Völkerschlacht bei Leipzig 18. 9. 1814 Beginn des Wiener Kongresses (bis 9. 6. 1815) 1816 Missernte in Mitteleuropa 25. 5. 1821 Ernennung Metternichs zum Haus-, H of- und Staatskanzler 23. 2. 1822 A nkunft Rossinis in Wien. 15./16.7.1822 Ansuchen Lanners und der Brüder Drahanek um Ausstellung eines Passes für die Reise nach Baden 15.1.1823 Tod der M utter 1823 Aufnahme von Johann Strauß (Vater) ins Lannersche Ensemble, gemeinsame W ohnung von Lanner und Strauß 1825. Rückzug Michael Pamers aus den Ballsälen. 17.1.1825 Erstmalige Erwähnung in der Presse - als Leiter eines Orchesters 6. 7.1825 Veröffentlichung des Opus 1 bei Anton Diabelli 25. 10. 1825 Geburt von Johann Strauß (Sohn) 5. 6. 1826 Tod Carl Maria von Webers. 17. 6.1826 G eburt des unehelichen Sohnes Martin Joseph (gest. 21. 3.1827) 1827 Austritt Strauß’ aus der Lanner-Kapelle und Gründung eines eigenen O rchesters 26. 3. 1827 Tod Ludwig van Beethovens 29. 3. 1828 Beginn des vierm onatigen W ien-Gastspiels von Nicolò Paganini. Jänner 1828 Verlegerwechsel zu Tobias Haslinger 19.. Zeittafel Joseph. 11. 1828 Tod Franz Schuberts. Lanner. 13.

(16) 24.(28.) 11.1828 Jänner 1829 Juli 1829 14. 9. 1829. Verehelichung mit Franziska Jahns Lanner wird M usikdirektor in den Redoutensälen Verlegerwechsel zu Pietro Mechetti Geburt der Tochter Katharina 28. 2. 1830. 27. 5. 1830. Hochwasserkatastrophe in Wien. Verweigerung der Aufnahme in die Tonkünstler-Societät 28. 9. 1830 Krönung Kronprinz Ferdinands zum König von Ungarn 1 8 3 0 /3 1 Choleraepidemie in Wien. 8. 2. 1831 A ugust 1831 1833 24. 10. 1833. Leitung der Musik bei einem Ball des Erzherzogs Franz Carl Zeitw eilige Unpässlichkeit Bestellung zum Kapellmeister des 2. W iener Bürgerregiments Uraufführung der Ballettpantom im e P o licin e llo ’s Entstehung 1834. Nov. 1834 Jänner 1835 23. 1. 1835. Halleyscher Komet in Erdnähe. 1. Konzertreise nach Pesth 2. Konzertreise nach Pesth Geburt des Sohnes August(in) 2. 3. 1835 Tod Kaiser Franz’ I., R egierungsantritt Ferdinands I.. Nov. 1835 14. 1. 1836 18. 2. 1836 22. 4. 1836. 3. Konzertreise nach Pesth Geburt der Tochter Franziska Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Wien an Lanner Uraufführung des „Volksmärchens“ Der Preis einer Lebensstunde 5. 9. 1836 Tod Ferdinand Raimunds 19. 1. 1837 Jungfernfahrt der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn. Nov. 1837 Jänner 1838 20. 2. 1838 Aug. - Nov. 1838. 1. Konzertreise nach Graz und Wr. Neustadt 2. Konzertreise nach Wr. Neustadt Beginn der regelmäßigen Heranziehung zu Hoffesten Konzertreise anlässlich der Erbhuldigung Ferdinands I. in Tirol und dessen Krönung zum lombardo-venezianischen König 12. 8. 1838 Erbhuldigung Ferdinands I. in Tirol 6. 9. 1838 Krönung Ferdinands I. zum König von Lombardei-Venetien 21. 3. 1839 Erstes Konzert Oie Bulls in Wien. Ende 1830erjahre 29. 3. 1839 Sommer 1839 Nov. 1839. 14. Trennung von der Familie, gemeinsamer Haushalt mit Marie Kraus Tod des Vaters Zeitlich und räumlich begrenzte Einnahmenteilung mit Strauß 1. Konzertreise nach Brünn. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(17) 1 7 . 1 1. 184 0 2 2 .1 .1 8 4 1. Abschluss eines Verlagsvertrags mit Haslinger Uraufführung der Steyrischen Tänze im Rahmen des Balletts Die M acht der Kunst 25. 10. 1841. Fasching 1842. Beginn des zweiten W ien-Gastspiels von Fanni Cerrito. Zeitw eilige Unpässlichkeit 28. 2. 8.. 3. 1842 Erstes Konzert der Wiener Philharm oniker 7. 1842 Ernennung Gaetano Donizettis zum k. k. Kam m erkapellm eister und H ofkom positeur 7. 1842 Sonnenfinsternis in Wien. Uraufführung der W alzerpartie Die Schönbrunner Jänner 1843 2. Konzertreise nach Brünn 21. 3 .1 8 4 3 Letzter Auftritt, Ausbruch einer schweren Erkrankung 14. 4 .1 8 4 3 Tod Joseph Lanners 22. 6 .1 8 4 3 Debüt August Lanners als Vorgeiger 16. 4 .1 8 4 4 Enthüllung des Grabsteins auf dem Döblinger Ortsfriedhof, 1. Umbettung. 1 3 .1 0 .1 8 4 2. 15. 10. 1844 1 7 .7 .1 8 4 5. Debüt von Johann Strauß (Sohn). Debüt Katharina Lanners als Tänzerin im Kärntnertor-Theater 1846 Missernte in Mitteleuropa 1. 6. 1847 Drastische Erhöhung der Lebensm ittelpreise, Hungersnot in Wien 13. 3. 18 4 8 Ausbruch der Revolution in Wien, Abdankung Metternichs 31. 8. 1848 U raufführung des Radetzky-Marsches 31. 10. 1848 Rückeroberung Wiens durch kaiserliche Truppen 2. 12. 18 4 8 Abdankung Ferdinands I. zugunsten Franz Josephs I. 25. 9. 1849 Tod von Johann Strauß (Vater) 24. 3. 1 850 Eingemeindung der Wiener Vorstädte. 2 5 .1 .1 8 5 3 8. 3 .1 8 5 3 19. 3 .1 8 5 3. Ende des Rechtsstreits um die Verlassenschaft Tod der Tochter Franziska Debüt August Lanners als M usikdirektor 17.. 2 9 .1 .1 8 5 5 17. 3 .1 8 5 5 27. 9 .1 8 5 5. 7. 1854. Eröffnung der Semmeringbahn. Tod Franziska Lanners, der W itw e nach Joseph Uraufführung des „Lebensbildes“ Strauß und Lanner (A. Langer, A. Müller) Tod August Lanners 20. 12. 1857 Anordnung der Schleifung der Wiener Stadtmauer 24. 6. 1859 Niederlage Österreichs in der Schlacht von Solferino, Abtretung der Lombardei. Zeittafel. Joseph Lanner. 15.

(18) 25. 3. 15. 18. 25. 9. 5. 29. 15.. 5. 1862 Tod Johann Nestroys 7. 1 866 Niederlage Österreichs in der Schlacht von Königgrätz, Abtretung Veneziens 2. 1867 Uraufführung des Donauwalzers 2. 1867 Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 5. 1869 Eröffnung des Opernhauses am Ring 5. 1873 Börsenkrach während der Wiener W eltausstellung 4. 1874 Uraufführung der Fledermaus 7. 1877 Besetzung Bosnien-Flerzegowinas durch Österreich. Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshaus Uraufführung des „Lebensbildes“ Joseph Lanner (Radler, GothovGrüneke/Fahrbach) Veröffentlichung der Lanner-Gesamtausgabe für Klavier. 5 .1 8 7 9. 30. 9 .1 8 8 0 1 8 8 8 /8 9. 1 .1 .1 8 9 2 8.. Eingemeindung der Wiener Vororte. Tod der Schwester Anna, verehel. Zecchini 50. Todestag Benennung der Lannerstraße in W ien-Döbling. 3 .1 8 9 2. 1 4 .4 .1 8 9 3 12. 2 .1 8 9 7. 3. 12. 4 .1 9 0 1. 11./13.6.1904 21. 6 .1 9 0 5 1 5 .1 1 .1 9 0 8 2 3 .1 2 .1 9 1 1 1912. 6. 1 899 Tod von Johann Strauß (Sohn). 100. G eburtstag Umbettung in ein Ehrengrab auf dem W iener Zentralfriedhof Enthüllung des Strauß-Lanner-Denkmals im W iener Rathauspark Tod Katharina Lanners Uraufführung der O perette Alt-W ien (G. Kadelburg/J. Wilhelm, E. Stern) nach Motiven Lanners Enthüllung des Strauß-Lanner-Denkmals in Baden bei Wien 28. 7. 1914 Ausbruch des Ersten W eltkriegs 2 1 .1 1 .1 9 1 6 Tod Kaiser Franz Josephs I., Regierungsantritt Karls I. Novem ber 1918 Ende des Ersten Weltkriegs, Auflösung der Donaumonarchie 30. 1. 1933 M achtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 12. 2. 1934 Beginn der Februarunruhen in Wien 1. 5. 1934 Österreich wird Ständestaat 13. 3. 1938 Anschluss Österreichs an Deutschland 1. 9. 1939 Beginn des Zweiten W eltkriegs. 1 4 .4 .1 9 4 3. 100. Todestag 8. 5. 1945 Kapitulation Deutschlands, W iedergeburt Österreichs 15. 5. 1955 Abschluss des Staatsvertrags zwischen Österreich und den Alliierten. 1 2 .4 .1 9 5 1. 150. G eburtstag. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(19) Farbbildteil. I. 17.

(20) Kat.-Nr. 6. Kat.-Nr. 11. 18. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(21) Farbbildteil. I. 19.

(22) 20. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(23) Ä\W.-.WIni»|«n°Moh.. Kat.-Nr. 52. Kat.-Nr. 46. m Bm. Farbbildteil. I. 21.

(24)

(25) £WWfj. liituiM.'U'iiM! aus 4er ruttici'giri vun Yrrlasf nwjSibt»iUm v«n 1*1Seiimniiii tu Wien.. Kat.-Nr. 74. Farbbildteil. I. 23.

(26) Kat.-Nr. 96. 24. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(27) Kat.-Nr. 91. Kat.-Nr. 106. Kat.-Nr. 115. Farbbildteil. I.

(28) Ipi ywStfc &| w-i. 26. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(29) Kat.-Nr. 130. Farbbildteil. I. 27.

(30) lìlllÉp ». M i :a. o p i % ;,wt. 'il C(ì11. ctl.rc}0. Kat.-Nr. 150. 28. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(31) I ' r,t ì. Kat.-Nr. 119. Farbbildteil. I. 29.

(32) a r s d n jii o m u 'm im .M R vi ) \ : i ' ! k:\ u rm f mm dt n \.\ i) i <M „ f r m / a i V m//att '/ft/jùri . %d,f/r« .ti*"- / ^ mj/ 7,SV/,f.. Kat.-Nr. 171. 30. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(33) Farbbildteil. I. 31.

(34) Kat.-Nr. 140. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(35) Anmerkungen zu Wien (1815-1845) in der Lanner-Zeit Otto Brusatti. Es war W eltpolitik gemacht worden. Der W iener Kongress leg­ te nicht nur das den G eist vorantreibende und sonst sich ir­ gendwie auch selbstzerfetzende Frankreich für einige Jahrzehn­ te in Schranken. Man ordnete erstmals ganz Europa, und das ge­ schah, wie man meinte, neu und für Dauer. Vieles aus diesem W ie­ ner Kongress blieb tatsächlich bis heute Voraussetzung für Eu­ ropa-Landkarten. Vielleicht w ar’s auch schon ein Vorgeschmack auf die Europäische Union. Regulative wurden jedenfalls w ichtiger als ein großzügig­ großflächiger Neuanfang in den Beziehungen zwischen den Staa­ ten. Die geistigen Umbrüche seit und durch Revolutionen, Klas­ siken, Kriege oder Akte der Vernunft, ohne jetzt stets von einer religiösen Gespensterm etaphysik beeinflusst, bedrängt oder ab­ hängig zu sein, waren noch allemal da, man durfte sie bloß kaum benützen. Die Intelligenz und der politische Nachwuchs übten sich vorerst vor allem in Männlichkeitsriten. Die Gedanken waren nicht sehr frei.. Kat.-Nr. 45. An merkungen zu Wien. (1815-1845). in der Lanner-Zeit.

(36) Kat.-Nr. 184. W ien hatte zwar ein neues Selbstbewusstsein bekommen und hatte sich als w ich­ tigste Stadt des deutsch sprechenden Raumes bestätigt gefunden. Man zog daraus in der Folge, also in dem, was bald Biedermeier und später noch Vormärz heißen soll­ te, wenig oder oft gar keinen Gewinn. Der Polizeistaat mit seiner überwachten Stadt inmitten, sie verführten vielmehr dazu, sich kleinzumachen, die Schrebergarten-Gemüt­ lichkeit zu preisen, den W iener Masochismus, den eines sich selbst in allen Lebens­ bereichen Verringerns, immer voller auszuleben. So etwas ist (war) nicht neu, nicht solitär. Die Zwischenkriegszeit im 20. Jahrhundert oder auch die boulevard-aufgeheizte Fun-Gesellschaft mit Selbstvernichtungstendenzen im Landmusikantenglück während der nachfolgenden Jahrtausendwende sind (waren) ähnliche Nachfolgezeiten. Aber man hatte W ien in und nach den Napoleonischen Kriegen, im Kongress und im steigenden Handels- und Kulturaustausch der frühindustriellen Zeit ausländischerseits besser kennengelernt. Man misstraute dort dem W iener Wesen ebenso, wie man ihm als Spaß- und Lebenslügen-Eskapismus-Lieferanten anhing, es bewunderte, Neid empfand. Man verachtete das engmaschi­ ge Behördennetz und sehnte sich doch nach der Stadt des Genusses, den Möglichkeiten zu quasi positiven Negationen, sowie nach dem Ort der Vielfältigkeiten und Unberechenbarkeiten der dort produzierten, vor­ geführten, verwendeten und abgelehnten Musiken. Auch dafür ließen sich Folgebeispiele bis in die daraufgefolgte Jahrtausendwende in Fül­ le aufzählen. Wien war eine Stadt, in welcher Deutsch gesprochen wurde. Man redete zudem noch jeweils gruppenweise in mindestens zehn weipren Zungen. Die genannte europäische Landkarte erschien als Kleinvor allem für die Völker slawischer Provenienz. Das Franzöoder Italienische verlor an Bedeutung für die Hochspra­ chenkonversation, Das Englische kam ganz langsam ins Bewusst­ sein als mögliche internationale Verständigung. Selbst die kaiserli­ che Familie redete untereinander W ienerisch. Kat.-Nr. 37. 34. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(37) f. s/ft <•S*d f tÀs*/**S/svX'Mis>/sf. Joseph Lanner wird wohl einen Gumpendorfer-Fünfhauser Dialekt gesprochen haben, eine weiche und zugleich aggressive Form des Stadt-Idioms. Im Gegensatz zu Strauß sen. scheint er an der M öglichkeit einer Ausdruckserweiterung durch andere Spra­ chen nicht besonders interessiert gewesen zu sein. Lanner nahm aber wie kein zwei­ ter Komponist Wiens vor und nach ihm die Musik-Idiome seiner Umgebungen auf, trans­ ferierte alles in die eigene Kunstmusik und damit wiederum in die neuen Typologien der Unterhaltungsmusik. Er hob sozusagen Melos und Rhythmen, die er rundum fand, auf, sog das alles wahrscheinlich auch oft unbewusst ein, transferierte, verdolmetschte, veredelte, machte sozusagen musikalische Genmutationen, lieferte dann bloß schein­ bar Transferiertes und machte in diesem seinem Zusammenfassen, das ein Neukom­ ponieren gewesen, die Neuheiten seiner Neuen Musik erst selbstbestim m t. NationalLändler, Vaterländische oder pars pro toto die Steyrischen Tänze sind damit jedes Verdachtes einer Umformung von irgendwie Bodenständigem zu volkstümlicher Reißer­ musik zu entkleiden und gleichwertig neben Kompositionen ähnlicher Genres der W ie­ ner klassischen und romantischen Epochen zu stellen. Heurigenmusik und Fast-foodW ienerlieder sind jedenfalls ganz etwas anderes. Als Lanner um 1824 sein Ensemble mit Strauß w ahrscheinlich zum Quartett erweiterte und die ersten eigenen Kompositionen zum Druck vorbereitete, wohnten rund 290.000 Menschen in Wien; innerhalb der Stadtmauern, also etwa im Bereich des heutigen ersten G emeindebe­ zirkes aber kaum 50.000 davon. Die Bevölkerung im Inneren bestand aus Adel und Großbürgertum mit einem hohen Prozentsatz an Bedienten. Die ringförmig umliegenden Vor­ städte waren oft zunftmäßig ge-. &«wmm «mmMsm spijmo» Jfjjrtf. À.4. Ktr//. H.*.. - 'dfaprrmtù#*JO S E P H. Zf,<». L A tT K S R .. C Wien,bivi Tobias Haslinger, . Hnt.m t piva. Kraft - mA K f iU ta ift M w L«i|taig,lu iWfcnVerlag»■Expcditimi.. Kat.-Nr. 145. Anmerkungen zu Wien. (1815-1845). in der Lanner-Zeit. 35.

(38) A«*Wit N* 3 ,. tiki- ds ì/r.Y/A. gliedert. Außerhalb des zweiten Ringes, der etwa dem heutigen Gürtel-Verlauf entspricht, begann sich ein Proletariat zu entwickeln. Händler hatten, um überhaupt von dort in die inneren Bereiche gelangen zu dürfen, Maut und Steuern auf die mitgeführten W a­ ren zu entrichten. Das längere Verlassen der Stadt war an die Ausstellung eines Pas­ ses gebunden und dies galt nicht nur für Reisen außerhalb österreichischer Kernlän­ der, sondern schon für Besuche in angrenzenden Landesbezirken. Die Zeit bis 1 82 4/1 825 war für die meisten Bevölkerungsschichten eine immer är­ mer werdende. Man lese bloß in den Familienbiographien der damaligen Unterhal­ tungsm usiker nach. Kaum einer begegnet man, wo nicht Konkurse im Kleingewerbe angeführt sind, wo es nicht auch Verelendungen gab. Die Kindersterblichkeit erreichte manchmal Prozentzahlen, wie wir diese heute nur mehr aus Katastrophengebieten der Dritten und Vierten W elt kennen. Der Alkoholismus (vor allem jener aus Schnaps- und Bierkonsum - Wein war teuer und das glücksuggerierende Double „Wien und der W ein“ stammt aus einer Genuss-Kultur Jahrzehnte später) dürfte heftig gewesen sein. Den­ noch lässt sich zurückverfolgen, dass es eine Gründerzeit der besonderen Art gewesen ist: einer Kaffeehauskultur (wobei Kaffeehäuser auch Schankhäuser sein mochten) und eine der Etablierung von Etablissements, also des Freimachens oder des Neubauens von Wirtshaus-Raum für Musikdarbietungen, Tanz oder auch bloß theatralische Un­ terhaltungsform en im weitesten Sinn. Lanner profitierte davon und nahm gleichsam neue und sein Arbeiten oder Schaffen voraussetzende Produktionsstätten in Besitz. Die hellste Zeit des dunklen Biedermeier dürften die Jahre etwa zwischen 1827 und 1840 gewesen sein. W ien wurde eine ein wenig offenere Stadt, schon die tolerier­ ten Volksfeste oder die Masse an Freiluftmusikdarbietungen beweisen das. Auch da­ von profitierte das Lanner/Strauß-System der Massenmusikvermarktung. Wien war zu­ dem keine Nacht-Event-Stadt, man hatte bestenfalls eine Abend-Kultur. Vor 1830 gab es allerdings angeblich 20.000 illegale Prostituierte. Das Krankheitsrisiko war jedenfalls in hohem Maß gegeben. Cholera, Typhus und Tuberkulose existierten wie heute Kin-. 36. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(39) derkrankheiten. Die sozialen Spannungen, eine neuerliche Verelendung und schließ­ lich die akzelerierend wachsenden inneren Unruhen bis zur Revolution 1848 sind bei Lanners Tod aber erst im Werden. Die Malerei der Zeit spiegelt - auf den ersten Blick - das G egenteil zu den gesell­ schaftlichen und sozialen, aber auch den W iener umweit- und bautechnischen G e­ gebenheiten wider. Aber, selbst wenn man - geschulteren Blicks nun - dort auf den Bildern und in den abgebildeten Hintergründen oder dargestellten Nebenereignissen sehr wohl auch Zeitbezogenes oder gar Zeitkritisches entnehmen kann, die Genres, die Techniken oder die Bildkom positionen verraten wenig von und aus ihren Entste­ hungsjahren. Die W iener/österreichische Malerei in der ersten Hälfte des 19. Jahr­ hunderts ist bei aller handwerklichen und naturalistischen Perfektion doch überaus stark in dem verfangen, was eingangs zwischen Begriffen wie Gemüt, Masochismus und Verschleierungstendenz aus Selbstfurcht genannt worden ist. Dass Teile der Dich­ tung dabei nicht mitmachten, beweist nur einmal mehr die Bedeutung eines Nestroy, manchmal auch eines Grillparzer. Aber - ist Lanner-Musik mit den Gemälden Friedrich Amerlings, Jo­ sef Danhausers, Peter Fendis, Frie­ drich Gauermanns oder Ferdinand G eorg W aldm üllers kom patibel (auch unter dem Bewusstsein, dass man ästhetisch-kom paratistisch überaus vorsichtig zu sein hat, und auch, dass man kein Zeugnis davon besitzt, ob sich Lan­ ner überhaupt selbstprofitierend für solche Kunsterzeugnisse interes­ sierte, ja Notiz von der neuen Ma­ lerei in seiner Zeit nahm)? Kat.-Nr. 67. An merkungen. zu Wien. (1815-1845). in der Lanner-Zeit. 37.

(40) A ufficiti jVf«, .. y»/t/. )/'u<pt«m ,. Die Antw ort wird, banal, „ja“ und „nein“ lauten müssen. Die Lanner-Musik ist sicher nicht die Klang-Auszier zu den Lieblichkeiten, der Detailgenauigkeit, der Farbenpracht oder der Hintergründigkeit im Genre für die Malerei seiner Zeit. Der G rundstock für vieles seiner Komposition mag ähnlich genannt werden, betrachtet man nur die Na­ tur- und Volkssujets der angeführten Maler und ihrer Adepten. Allerdings, Lanners Kom­ ponieren und Musizieren zeigte praktische Auswirkungen, begründete mit die S piel­ arten und Erwerbsmöglichkeiten der Unterhaltungsmusik und der U-Musik-Branche selbst, ging übers Schildern hinaus bis zu Formen von Massenhysterie bei den Rezi­ pienten in deren Ohren oder ganzen Körpern. •r jyS.St o * # * ® * Als Lanner 1843 starb, gab es bereits Teile der Süd- und der Nordbahn, an der Semmering-Strecke wurde gear­ beitet, Wien suchte noch immer einen Europa-Anschluss nach eigenen Vor­ stellungen, Erwartungen und Bedürf­ nissen, der Bahnbau wurde staatlichen SS P l Kontrollen unterstellt. Dampfmaschi­ nen, bewegliche wie statische, waren zu den Ikonen der Zeit geworden. Kat.-Nr. 139 Wiens Straßen wurden sukzessive be­ pflastert, die G asbeleuchtung langsam eingeführt. Die industrielle Revolution verän­ derte aber nur zögerlich den Alltag, bleibt in vielem dennoch zunächst Spielerei und wird (nach Lanners Tod und nach der Revolutionszeit) sogar noch temporär zurück­ gedrängt werden. Dennoch, man hat den Doppler-Effekt schon entdeckt gehabt und das Zündnadelgewehr in Produktion gegeben (das allerdings nicht in Wien, was sich später als grober Fehler und als sogar politisch folgenreich heraussteilen sollte). G rill­ parzer befand sich schon in der inneren Emigration, Nestroy in seinen besten A r­ beitsjahren ; man hatte die suchenden Komponisten Schumann und Berlioz wieder mehr oder weniger aus der Stadt hinausgeschmissen, und man wartete noch allemal auf. 38. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(41) AitJilch« ì* »«, '« I. aty>‘dt> *u/rn. £t.H. eine Beethoven-Nachfolge; Schuberts Musik wurde, ganz langsam, in ihrem tatsäch­ lichen Umfang und in ihrer überragenden Bedeutung bekannt, man reagierte darauf mit Verblüffung; die Philharmonischen Konzerte waren installiert worden und viele, wie Bauernfeld, Castelli oder Feuchtersieben, hielten sich für wichtige Dichter. Man weiß nicht, ob Lanner das alles so bemerkte. Seine W erktitel lassen es vermuten, seine Lebens- und Alltagsführung allerdings nicht.. Preise von Ballveranstaltungen (pro Person) Damals: 1826 19. Oktober, 1827. 7. Februar,. 1829. 8. Februar,. 1830 26. Dezember, 1831. 6. September,. 21. November, 1832 25. November,. 1833. 12. Februar, 13. Februar,. 8. Juni,. Speri, Gesellschaftsball zum Benefiz für Pamer Eintritt: 48 kr. (Kreuzer) C.M. (Conventions-Münze) Schwarzer Bock, Gesellschaftsball Lanners, veranstaltet von Strauß Vorverkauf: 1 fl. (Gulden) 20 kr. W.W. (Wiener Währung) Abendkassa: 2 fl. W.W. k. k. Redoutensäle, Erster maskierter Ball, Lanner, Eintritt: 1 fl. 30 kr. C.M. Römischer Kaiser, Reunion, Lanner, Eintritt: 1 fl. W.W. Paradiesgarten, „außerordentliche musikalische Abend-Unterhaltung“ (zugunsten der von der Cholera betroffenen Wiener), Lanner Eintritt: 10 kr. C.M. (höhere Beträge werden „auf Verlangen an der Kasse besonders quittirt“ .) Mehlgrube (Czermack’s Casino), Lanner, Benefiz-Ball Eintritt: 1 fl. C.M. k. k. Redoutensäle, „zum Vortheil der Pensions Gesellschaft bildender Künstler“ (Katharinen-Fest), Lanner Eintritt: 4 fl. W.W. Apollo-Saal, Gesellschafts-Ball (anlässlich des Geburtstags des Kaisers), Lanner Eintritt: 1 fl. 12 kr. C.M. Römischer Kaiser, Lanner, Benefiz-Ball (Titel-Wahl) Vorverkauf: 48 kr. C.M. Abendkasse: 1 fl. C.M. Paradiesgarten, Nachmittags-Unterhaltung, Benefiz Lanner. Anmerkungen zu Wien. (1815-1845). in der Lanner-Zeit. 39.

(42) Eintritt: 20 kr. C.M. Paradiesgarten, Nachmittags-Unterhaltung, Lanner, „zum Vorteil der neu errichteten Kinderbewahr-Anstalt“ Eintritt: 12 kr. C.M. (hat 100 fl. Ertrag eingebracht) 4. November, König von Ungarn, Gesellschaftsball, Lanner, Ertrag zum Ankauf von Brennholz Vorverkauf: 40 kr. C.M. Abendkasse: 48 kr. C.M. 1834 6. Februar, k. k. Redoutensäle, maskierter Ball, Lanner Eintritt: 4 fl. W.W. 10. Februar, Römischer Kaiser, Benefiz Lanner Vorverkauf: 48 kr. C.M. Abendkasse: 1 fl. C.M. 31. August, Palais Palffy, Lanners Fest „Sommernachtstraum“ Vorverkauf: 40 kr. C.M. Abendkasse: 1 fl. C.M. 1835 11. Jänner, k. k. Redoutensäle, Redoute, veranstaltet von der „Gesellschaft der adeligen Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen“, Lanner Lotterie: 1 Los 6 kr. C.M./Stück, 25 Lose: 2 fl. Eintritt: 2 fl. C.M. Spieltisch für 4 Personen: 8 fl. C.M. (exklusive Eintritt) 20. Jänner, König von Ungarn, Gesellschaftsball, Lanner Vorverkauf: 1 fl. C.M. Abendkasse: 1 fl. 12 kr. C.M. Jänner, Lanner in Pesth, Generalprobe für die Pesther Redoute Eintritt: 20 kr. C.M. 16. Februar, 23. Februar, König von Ungarn, Lanner („Pesther Bälle in W ien“) Vorverkauf: 30 kr. C.M. Abendkasse: 40 kr. C.M. 28. Juli, Zum guten Hirten, Sommer-Assemblée, Benefiz Lanner Vorverkauf: 30 kr. C.M. Abendkasse: 40 kr. C.M. 1836 8. Februar, Elysium, Ball, Benefiz Lanner Vorverkauf: 24 kr. C.M. Abendkasse: 30 kr. C.M. 16. Oktober, Speri, „Theresienfest“, Benefiz Lanner Vorverkauf: 36 kr. C.M. Abendkasse: 48 kr. C.M. 23. November, Speri, „Katharinenball“, Lanner Vorverkauf: 40 kr. CM Abendkasse: 1 fl. C.M. 1837 23. Februar, Speri, Conversation „Erinnerung an Gutenstein“ , Lanner Eintritt: 12 kr. C.M. 1838 12. Februar, Goldener Strauß, Festball, Benefiz Lanner Vorverkauf: 40 kr. C.M. Abendkasse: 1 fl. C.M. 1839 28. Jänner, Goldener Strauß, Gesellschaftsball, Lanner Eintritt: 1 fl. C.M. 12. Juni,. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(43) k. k. Redoutensäle, maskierter Ball, Lotterie, zum Vorteil der Armen, Lanner Lotterie-Los: 30 kr. C.M. Eintritt: 2 fl. C.M. 17. März, Goldene Bim (Lanners erstes Auftreten hier), Soiree Eintritt: 8 kr. C.M. 1840 18. Jänner, Goldene Bim, W ohltätigkeitsball, Lanner Eintritt: 1 fl. C.M. Goldene Bim, Gesellschaftsball 26. Februar, (Fortsetzung der „Schwarz’schen Bälle“), W ebersfeld, Lanner Eintritt: Herren: 1 fl. 36 kr. C.M./Damen: 1 fl. 20 kr. C.M. 25. November, Goldene Bim, Katharinenfestball, Benefiz Lanner Vorverkauf: 40 kr. C.M. Abendkasse: 50 kr. C.M. Goldene Bim, Festball, Benefiz Lanner 1841 15. Februar, Vorverkauf: 1 fl. C.M. Abendkasse: 1 fl. 20 kr. C.M. Goldene Bim, Ball, Lanner 7. Juni, Vorverkauf: 30 kr. C.M. Abendkasse: 40 kr. C.M. Goldene Bim, „Fortuna-Ball“ , Lanner 1842 27. Jänner, Vorverkauf: 40 kr. C.M. Abendkasse: 50 kr. C.M. Bierhalle Fünhaus, Ball, Lanner 15. August, Vorverkauf: 20 kr. C.M. Abendkasse: 30 kr. C.M. Zum goldenen Strauß, Ball, Lanner 1843 15. Jänner, Eintritt: 20 kr. C.M. Dommayer, „Viktoria-Ball-Fest“, Lanner 13. Februar, Vorverkauf: 1 fl. C.M. Abendkasse: 1 fl. 40 kr. C.M. 14. Februar, Zum goldenen Strauß, Ball, Lanner Eintritt: 1 fl. C.M. Dommayer, Fest-Ball, Benefiz Lanner 19. Februar, Vorverkauf: 30 kr. C.M. Abendkasse: 40 kr. C.M. 21. Februar, Zum goldenen Strauß, W ohltätigkeitsball, Lanner Zählkarten: 1 fl. 20 kr. C.M. 27. Jänner,. Kat.-Nr. 31. Zum Vergleich: Lebenshaltungskosten aus: „M o n a tlic h e Mittheilungen aus W ien“ (1837), „ Durchschnittspreise der verschiedenen Lebensbedürfnisse im Jahre 1835 in Wien. Die Summe sämmtlicher, in diesem Jahre in Wien verbrauchter Lebens­ bedürfnisse betrug im G eldwerthe an 30 M illionen Gulden, und es kommen daher circa 91 fl. (G ulden) auf den Kopf, die Einwohnerzahl zu 3 3 0 .0 0 0 gerechnet.“. An me rkungen zu Wien. (1815-1845). in der Lanner-Zeit. 41.

(44) Die Preise sind Durchschnittspreise: Wein Bier Frisches, eingesalzenes, geräuchertes Salami und andere W ürste Mehl aus Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte, Grieß, Hafergrütze, Brot und Lebzelten Obst, frisch und getrocknet Gemüse Butter, Schmalz Milch Eier Hartes Brennholz Holzkohle. Eimer Eimer Fleisch, Ctr.. Ctr. Ctr. Ctr. Ctr. Maß/pro 30 Stück Klafter Ctr./pro. 6 fl. 4 fl. 21 fl.. 4 1/2 fl. 15 fl. 3 1/2 fl. 35 fl. 1/l2 fl. 2/5 fl. 12 fl. 1 fl.. Zum Vergleich: Heute: Eintrittspreise für Events in Wien Schlager/Pop/m ittlere Stars 400 - 900 öS (= 29,07 - 65,41 Euro) W eltstars 400 - offen (auch mehrere 1000 öS) Musicals 250 - 1400 öS (= 18,17 - 101,74 Euro) Discos Zwischen 50 - 500 öS (= 3,63 - 36,34 Euro). N achdruck aus Otto B rusatti (gemeinsam m it Isabella Som mer), Joseph Lanner - Com positeur, E ntertainer & M usikgenie, B öhlau Verlag W ien - Köln - Weimar, 2001, m it freundlicher G eneh­ m igung des A utors und des Verlags.. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(45) Tanzlust und Ballkultur zur Lannerzelt Reingard Witzmann. Auf Anschlagzetteln an allen Straßenecken, in Zeitungsannoncen sowie in Reiseführern waren sie im biedermeierlichen W ien stän­ dig gegenwärtig: die beiden „W alzer Heroen Strauß und Lan­ ner“.1 Ihre Präsenz blieb nicht nur auf den Zeitraum des Faschings beschränkt - nach einem „ wohlunterrFremden-Führer“ aus dem Jahr 1842 war auch die Fastenzeit „nicht ganz freu­ denlos“. Der Autor dieses W ien-Büchleins belehrt ironisch, dass die „H auptm usik-Zeit“e igentlich nach dem „geräuschvollen Carneval“ komme: „C oncerte aller A rt ergötzen und quälen die vor­ nehme und m usikalische Welt.“ Die Tanzsäle verwandelten sich während der tanzlosen Zeiten in Speisesäle, in denen die so­ genannten „Abendunterhaltungen“ gegeben wurden; die „C arnevals-O rchester spielen näm lich abw echselnd Märsche, O u­ vertüren, P otpouri’s, Q uodlibets m itunter höchst originell, ihre meisten Tänze, deren beliebtesten jederzeit m it ungeheuren B e i­ falls-Bezeigungen und Jubel aufgenommen w erden“.2. Tanzlust und Ballkultur zur Lannerzeit. 43.

(46) Die Tanzmusik jener Zeit musste nicht nur ein verwöhntes Publikum zu ekstatischen, stundenlangen körperlichen Bewegungen im Fasching anfeuern, sondern gleichzei­ tig auch eine musikalisch gebildete Zuhörerschaft zufrieden stellen können - ohne dass sie überhöht oder kunstvoll stilisiert wurde. Diese speziellen Ansprüche erfüll­ ten Johann Strauß und Joseph Lanner genial, sodass die beiden Komponisten in dem schon erwähnten Reiseführer wie Sehenswürdigkeiten angepriesen werden: [...] beiden bringen eine Reihe der anm uthigsten und frappantesten Com positionen zur Aufführung dar, die augenblicklich auch von den anderen Orchestern angenommen und gespielt w erden“.3 Zu den w ichtigsten Höhepunkten gehörte es allerdings, dass die Künstler ihre Werke persönlich vorstellten. Nur durch ihre unnachahmliche Art zu spielen und zu dirigieren war anscheinend die ekstatische W irkung gewährleistet, nur dann stimmten Melodie, Tempo und Rhythmus in höchster Vollendung zusammen. Der tänzerische Impuls wurde dabei aber nicht einer musikalischen Virtuosität geopfert, wies doch die populäre Tanzkultur durchaus ein hohes Niveau auf: Jede Ballveran­ staltung wurde von einem Tanzmeister geleitet, dessen Name oft auf den Plakaten angeführt wurde; zumindest aber der Standardsatz „Für das Arrangem ent der versa tions-Tänze w ird auf das Beste gesorgt se in “ war immer vorhanden.. Der Ballsaal als Vergnügungsarena Das bürgerliche Tanzleben Wiens besaß stets magnetisch wirkende Anziehungspunkte. Ende des 18. Jahrhunderts waren es die k. k. Redoutensäle in der W iener Hofburg, die bereits unter der M itregentschaft Kaiser Josefs II. für alle Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht worden waren.4 Sie blieben in W ien der einzige Ort, wo im Fa­ sching Masken vor dem Gesicht getragen werden durften. Um dem Ansturm der Tanz­ lustigen nachzukommen, bauten findige Gasthausbesitzer in den Vorstädten neue Tanz­ säle. Denn mit dem Schankrecht war auch die Bewilligung verbunden, Tanzmusik ab­ halten zu dürfen - eine Ausnahme bildeten lediglich die Buschenschanken der W ein­ hauer. So entstanden großzügige Tanzetablissements, in denen das Publikum seine exzessive Tanzlust ausleben konnte und Musiker Beschäftigung fanden. Im Jahr 1820 - knapp nach den sogenannten Karlsbader Beschlüssen mit ihren stren­ gen Reglements zur Beobachtung der Bevölkerung - versuchte die W iener Polizei­ direktion dieses bisher ungebremste Wachstum der Tanzräume mit einem eigenen „Tanz­ saalprivilegium “ unter Kontrolle zu bekommen. Die Betreiber der neuen „privilegier­ ten Tanzsäle“ mussten nun gewisse Vorschriften einhalten und beachten, erhielten dafür aber beispielsweise im Vergleich zu den G aststätten mehr Vorteile. In der Polizeiver­ ordnung vom 30. August 1820 wird auch kurz die Entwicklung vom einfachen W irts­ haus zum Tanzsaal umrissen: „[...] wie sehr die Zeitum stände seit 40 Jahren sich. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(47) Kat.-Nr. 142. änderten und um w ieviel die Schankhäuser sich vermehrten, von welchen die m eis­ ten in den Vorstädten Tanzmusik hatten, so scheint es nicht mehr räthlich zu seyn, die Tanzmusikerlaubnis als ein der Schankgerechtigkeit anklebendes Recht gelten zu lassen, w eil so die Tanzorte, und m it diesen die Gelegenheiten zu Unordnungen und Excessen zum Nachtheile der nächtlichen Ruhe und Sicherheit auf eine unver­ hältnism äßige Weise vervielfältigt w erden“.5. Dieses neue behördliche „Tanzsaalprivilegium“ führte nun die „privilegierten Tanzsäle“ ein, die sich von den gewöhnlichen W irtshäusern mit Musik unterschieden: Die Lo­ kalbesitzer hatten für „gute A usstattung“, „starke B eleuchtung“, „bessere M usik“ so­ wie für „Anständigkeit der K leidung“zu sorgen. Ferner mussten - um die H herauszugreifen - „alle Musiken und B ä lle “ durch öffentliche Einladungen bekannt ge­ geben werden. Der Eintritt erfolgte nur mehr gegen ein Billett. Jeder Ball besaß ab nun seine eigene „Ballordnung“ , und es war somit nicht mehr möglich, dass das Pu­ blikum durch lautes Rufen und Schreien seine Lieblingstänze von den Musikern ein­. Tanzlust und Ballkultur zur Lannerzeit. 45.

(48) fordern konnte - dabei war es immer wieder zu tumultartigen Szenen gekommen, wenn z. B. Menuettliebhaber von Anhängern des „Deutschen Tanzes“ übertönt wurden. Zur Erhaltung der Ordnung wurden Militärwachen herangezogen.6 Dem Inhaber der „pri­ vilegierten Tanzsäle“ versprachen hingegen längere Öffnungszeiten finanziellen Gewinn.. Die bis heute anhaltende spezifische Ballkultur mit ihren vielen eleganten Details - von der künst­ lerisch gestalteten Ein­ trittskarte bis zur feen­ haften B eleuchtung war im Grunde die w ie­ nerische Umsetzung ei­ nes behördlichen Forderungskataloges aus dem Jahre 1820. Die ungezü­ gelte Tanzleidenschaft der W iener Bevölkerung, ihre Tanzwut - von Z eit­ Kat.-Nr. 176 genossen oft als liches Toben“v erurteilt - wurde nun nach dem W iener Kongress in polizeilichen Ver­ ordnungsfeldern abgesteckt. Ekstatische Bewegungslust und Musikenthusiasmus blie­ ben trotzdem vorerst weiterhin bestehen. Die Engländerin Frances Trollope, die in den Jahren 1836/37 die Stadt W ien besuchte, konnte ihre Verwunderung über einen Ball in der Vorstadt nicht zurückhalten: „Zu solch einem B a ll muss man selbst nach Wien kommen und ihn m it eigenen Augen erleben, um an seine M öglichkeit zu glauben. In einem prachtvollen, strahlend hellen, m it vortrefflicher M usik erfüllten Saal in e i­ ner Vorstadt fanden w ir an die 5 0 0 Personen, alle ausnehm end gut gekleidet. [...] Die M änner waren kleinere Kaufleute oder Verkäufer, Friseure, Schneidergesellen [...] Die Tanzlustigen machten sich m it neuer Kraft und unbeschwerter Lust [...] w ie­ der ans Werk und drehten sich m it unbegreiflicher Ausdauer im Kreise. Von den vor­ nehmeren Walzertänzern unterschieden sie sich bloß in der Kraft ihrer Lunge und in der größeren Perfektion.“7A ls Bewunderin des österreichischen Kaiserhause persönlich befreundet mit der Familie M etternich merkte sie an: „D ie österreichische Regierung legt dieser allgemeinen Fröhlichkeit keinerlei Schranken auf, sondern pflegt sie w ohlw eislich und sieht in ihr das sicherste Mittel, die Gemüter des Volkes vor einer Unzufriedenheit zu bew ahren“.8. 46. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(49) Lanner und der Tanz Der große Aufstieg für Joseph Lanner als „M usik-D irector“ begann im Jahr 1825 im Tanzetablissement „Zum schwarzen B ock“, einem ehemaligen Einkehrwirtshaus (Schankrecht aus dem Jahr 1700) in der Vorstadt auf der „Neuen Wieden" (heute Wien 5, Margaretenstraße 27), das nun ganz nach dem Modegeschmack und den neuen Erfordernissen um gestaltet worden war. Joseph Lanner war der erste Tanzkomponist, der die Zeichen der Zeit erkannte und für sich umsetzte: vorerst erweiterte er seine Kapelle auf insgesamt zwölf Musiker. Mit der Titelgebung seines Opus 1, das im Som­ mer des gleichen Jahres gedruckt wurde, setzte er ein Signal: Neue W iener Ländler m it Coda in g. Seit Jahrzehnten wurde in und um W ien der Ländler mit allen seinen Spielarten als Deutscher Tanz oder als Walzerischer gespielt und getanzt.9 Vertreter der W iener Klas­ sik wie Haydn, Mozart und Beethoven haben ihre Beiträge ebenfalls dazu geliefert. W ar es nur ein äußerlicher Reklamegag, dass Lanner seine erste veröffentliche Länd­ lerfolge mit den Attributen „neu“ und „W iener“ versehen ließ? Oder ging es ihm doch um eine neue, große Form für das neue selbstbewusste Stadtbürgertum , das sich in eleganter Umgebung geistvoll unterhalten wollte und im Tanz nach wie vor ein Ventil für unerträgliche politische Verhältnisse und Alltagssorgen fand?’0 Aus der W erkliste von Joseph Lanner” - soweit sie heute bekannt ist - geht hervor, dass er mit einer Unbedingtheit seine Kompositionen ausschließlich für das Publikum im öffentlichen Raum schreibt. Denn Lanner greift nicht das ganze Spektrum der M o­ detänze auf, sondern nimmt in sein Repertoire nur jene Formen auf, die choreogra­ fisch in den großen Ballsälen der Vorstädte zur Ausführung kommen. Er erhebt das Tanzstück zur Kunstform, ohne es seiner tänzerischen Möglichkeiten zu berauben. W ie ernst er es mit seinem kompositorischen Schaffen für die Tanzmusik nimmt und bei jedem Stück um göttlichen Beistand fleht, veranschaulicht seine wiederkehrende Se­ gensformel „M it G o tt“ am Beginn und Ende der erhaltenen Autographe. Erst O pus 7 - uraufgeführt am 19. O ktober 1826 bei einem Gesellschaftsball - be­ titelt Joseph Lanner mit dem W iener Modetanz „W alzer“ , der aber gleichzeitig eine „Hom m age“ für den verstorbenen Komponisten Carl Maria von W eber darstellt. Hin­ gegen ist in seinem Werkverzeichnis ein sogenannter „Deutscher Tanz“ kaum zu fin­ den - lediglich Opus 5, mit Trios und Coda versehen.'2 Ländler, Deutscher Tanz und Walzer finden seit der M itte des 18. Jahrhunderts im W iener Singspiel Erwähnung und verdrängen im Ballsaal das Menuett. Im Notenbild oft kaum zu differenzieren, lässt sich durch zeitgenössische Beschreibungen doch eine gewisse Typik erkennen. Das. Tanzlust und Ballkultur zur Lannerzeit. 47.

(50) niedergeschriebene Notenbild hat gerade in der gelebten Tanzmusik nur bedingte Aus­ sagekraft, da in der Musizierpraxis Verzögerungen oder Beschleunigungen traditio­ nellerweise von Musiker zu Musiker weitergegeben werden, die wiederum auf die Tanz­ ausführung achten. So ist unter die Erforschung der Tanzfamilie „Ländler“ , zu der auch der „S teirische“ und der „Langaus“ gehören, noch kein Schlussstrich gezogen, doch lassen sich Unterschiede im Zeitmaß und in den Tanzfiguren erkennen.. Jeder stilgewordene Tanz hat eine Entwicklungsgeschichte, die meist von seiner Form als volkstümlicher Tanz beginnend über die Umschmelzung zum Gesellschaftstanz bis zu den Nachklängen im musikalisch-konzertanten Bereich führt. Diese Periodik kann sich über Jahrhunderte erstrecken. Lanners frühes Schaffen ist bestimmt von Kom­ positionen, die er ausdrücklich „Ländler“ betitelt, wie auch die VII O berländler (Opus 3), die Dornbacher Ländler (Opus 9) oder die National O berösterrei­ cher-Ländler (O pus 11). Im überlieferten österreichischen Volkstanz weist der Ländler in seiner Choreografie einen Figu­ rentanz mit einem Abschluss­ rundtanz (Walzer) auf und kann als Paartanz in der G ruppe r>>6. jP r. 9.0 oc. CÙH. — wik x .— oder auch als Einzelpaartanz a , v ì ausgef ühr t w erden.*3 In der städtischen Ballkultur kommen hingegen Erwähnungen vor, bei denen der Ländler nur als gedrehter Tanz definiert wird, also ohne Armfiguren. In ei­ nem handgeschrieben W iener W örterbuch aus der Zeit um 1760 wird „ re das Ländlerische Tanzen“d em „W alzen“z ugeordnet, bei de Tänzerin „beständig hüpfen und drehen“.14 Da bis ungefähr 1830 die Tanzschritte auf den Fußballen beziehungsweise Zehenspitzen ausgeführt wurden, entstand bei der Drehung immer ein gewisser hüpfender Eindruck. In einem beliebten Tanzalmanach um 1800 wird ein „W alzer oder Länderer-S chritt“ beschrieben, bei dem der Unter­ schied nur darin besteht, dass „das Walzen geschwind, das Ländern aber langsam getanzet w ird “.15 Sonst entspricht die Ausführung so ziemlich dem heutigen Walzerschritt.*6 In diesem Almanach wird auch darauf hingewiesen, dass „das Walzen der Lieblingstanz is t“ und daher sogar „W alzertouren“ den „E nglischen“ - die Anglaise gehörte zu den Contre-Tänzen - angehängt werden. 11. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(51) In Wien stand die Melodie des Lebens seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts fast ausschließlich im rasanten Dreivierteltakt, sodass in den zeitgenössischen Be­ richten der „G eschwind-W alzer“ mit dem „W iener W alzer“ gleichgesetzt wird. In dem weitverbreiteten „W. G. Becker’s Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“ , das ab 1818 nicht nur in Leipzig, sondern auch in der Geroldschen Buchhandlung in Wien erschienen ist, findet sich in jenem Jahr ein Notenteil, überschrieben mit G eschw in­ der- oder W iener W alzer.17 Die „Allgemeine deutsche Real-Enzyklopädie“ von Brockhaus schreibt 1837 unter dem Stichw ort „Walzer“, dass er ein „deutscher Tanz von fröhlichem C harakter“ sei, doch „se it der wiener W alzer herrschend wurde, hat sich der Frohsinn und die Lustigkeit, die sich darin aussprachen, bis zu einer bacchan­ tischen W uth gesteigert“.18 Die Drehfigur des Walzers an sich ist keine W iener Er­ findung, doch „übertrifft der W iener W alzer alles an w ilder Raschheit“.19 Bereits Jahr­ zehnte vor dem Auftreten von Joseph Lanner und Johann Strauß (Vater) wurde in Wiens Gasthäusern mit einer unwahrscheinlichen Leidenschaft, um nicht zu sagen Beses­ senheit, Walzer in rasanten choreografischen Varianten getanzt. Ebenfalls zu der G ruppe der Ländlertän­ ze gehört der „Deutsche Tanz“ , der nicht nur ein Rundtanz ist, sondern dessen cho­ reografischer Tanzablauf abwechselnd aus Promenade, kunstvoll verwickelten Armfiguren und „W alzertouren“ besteht. Die Paare müssen dabei einen Tanzkreis einhalten und ein Vortänzerpaar gibt die jeweiligen Armfiguren an, die verschie­ dene Namen haben können. In einem be­ zaubernden Almanach - im „Vierten Toiletten-Geschenk für Damen“ aus dem Jahr 1808 - wird eine Auswahl solcher Armfiguren abgebildet: „Spiel der Arme oder W ellen“ , „Der Trium phbogen“ oder „Das Fenster“ .20 Diese „beweglichen B ilder“ , die in stän­ diger Abwechslung grazil ausgeführt werden, kommen in der Allemande ebenso vor wie im sogenannten Straßburger Tanz, der lediglich ein rascheres Tempo aufweist. In dieser Form bestand der „D eutsche“ im höfischen Bereich wie auch im bürgerlichen Tanzsaal, doch ein solches „Walzen in der Runde oft von zwanzig und mehreren Paa­ ren hintereinander“ 21 war als großes G esellschaftsspiel um 1800 nicht mehr durch­ führbar, die Tanzsäle waren zu überfüllt. Dieser äußerst beliebte Tanz wurde allerdings bis in die Biedermeierzeit vor allem auf Hausbällen weiter gepflegt. So ist es be­ zeichnend, dass Franz Schubert für seinen intimen Freundeskreis eine Fülle schön­ ster „Deutsche Tänze“ komponiert hat - ungefähr 160 „Deutsche Tänze“ sind erhal­ ten geblieben22 - während von dem M usikdirektor Lanner, der für das M assenpubli­. Tanzlust und Ballkultur zur Lannerzeit. 49.

(52) kum im privilegierten Tanzsaal gearbeitet hat, heute nur ein einziger „Deutscher Tanz“ (Opus 5) bekannt ist. Als eine besonders anmutige Walzerformation findet ein ursprünglich tschechischer Volkstanz in der Zeit um 1830 Eingang in die W iener Tanzsäle. Auf Ballordnungen als „R ejdowäk“ bezeichnet, erobert später dieser Tanz als „Redowa“ besonders die Tanzsalons in Paris. Im Jahr 1831 spielt Joseph Lanner anlässlich eines Tanzfestes zu Ehren der Namensträgerinnen Elisabeth und Katharina zum ersten Mal einen „Rej­ dow äk“ - im Druck erschienen als E lisen’s und Katinken’s Vereinigung, Galoppe und Regdowak (Opus 56/1). Die Tanzmelodie des Rejdowäk steht im 3/8- Takt, und sei­ ne Ausführung ist folgendermaßen: Tänzer und Tänzerin halten sich in W alzerfassung und tanzen vorerst drei Takte vorwärts mit Linksdrehung, dann einen Takt zurück mit einer Rechtsdrehung; hierauf tanzen sie wieder drei Takte nach vor, bleiben aber da­ bei in der Rechtsdrehung, um dann wieder einen Takt zurück nach links zu drehen. Damit ist die Figur des Rejdowäk vollendet und wird ständig w iederholt.23 Zu den Tänzen, mit denen sich Lanner beschäftigt und die auch W alzertouren bein­ halten, gehört der „C otillon“ . Dieser Name - der aus dem Französischen kommt und übersetzt „U nterrock“ bedeutet - wird im 18. Jahrhundert ebenfalls für die „Q uadril­ le“ verwendet. Erst ab 1820 besitzt der Cotillon einen anderen Aufbau: Zwischen den „Walzertouren im großen Kreis“ wechseln die verschiedenen Figuren wie zum Beispiel „M ühle“ (Moulinet) oder ,,Kette“ (Chaine) ab. Doch auch Geschicklichkeitsspiele mit Sesseln usw. können eingebaut werden.24 Im Jahr 1829 stellt ein Tanzmeister die Forderung, dass der Cotillon „höchstens e i­ ne Stunde [...] und niemals länger“ getanzt werden soll, denn „der Tanz greift sehr an und schadet der Gesundheit, vorzüglich durch das stete schnelle W alzen“.25 Der Cotillon wird in jener Zeit gerne als Tanzspiel unendlich ausgedehnt, um möglichst viele Walzertouren drehen zu können. In den folgenden Jahrzehnten nehmen die Spiel­ einlagen allerdings immer mehr zu und heute erzählen inzwischen verblasste Cotillonsorden von diesem Vergnügen des 19. Jahrhunderts. In den letzten Lebensjahren von Joseph Lanner gleichen sich die Tanzprogramme auf den Ballfesten immer mehr mit fast stereotyper Ähnlichkeit an: Am Beginn steht ei­ ne Polonaise, dann folgen abwechselnd immer Walzer und Quadrillen; manchmal wird eine Mazur, Polka oder eine Galoppade, die in W ien im Kreis getanzt wurde, einge­ streut. Im Jahr 1844 - also ein Jahr nach dem Tod Lanners - legen W iener Tanzleh­ rer ihr erstes Bändchen für das Buch „Wiener Tanzschule“ vor, das sich besonders der Q uadrille widm et: „D ie Q uadrille ist beim tanzliebenden Publikum so sehr be­. Flüchtige Lust - Joseph Lanner 1801 bis 1843.

(53) liebt gew orden [...] Die alten fran­ zösischen Q uadrillen (auch ContreTänze oder Frangaises genannt) genügen ihrer Einförm igkeit wegen bald nicht m ehr".26 Die Choreografie dieser erwähnten Q uadrille franpaise - Lanner hat zum Beispiel mit Opus 68 seinen musikalischen Beitrag da­ zu geliefert - erscheint bereits im Jahr 1822 als Folge einzelner „Contredanses“ in den schon erwähnten „Becker's Taschenbüchern“ und sie bleibt bis in das 20. Jahrhundert mit ihren sechs Touren „Le Pantalon“ , „L 'É té “ , „Le Trenis“, „La Poule“, „La Pastourelle“ sowie „La Finale“ im Tanzrepertoire. In dem Jahrzehnt vor der Revolution 1848 - in dem sich die sozialen Verhältnisse zuspitzten und die Zensur die Menschen zu Marionetten degradierte - investieren die Tanzlehrer W iens ihre Fantasie und ihren choreografischen Gestaltungswillen in Inszenierungen von Quadrillen. 1847 legt Eduard Eichler die von ihm erfundene „Quadrille-Stirienne“ vor. Die Tanzfiguren sind dem „Stei­ rischen Tanz“ oder „Steirischen Ländler“ mit ihren „Verschlingungen der geschm eidi­ gen Arm e“ nachempfunden; nun werden sie aber „en colonne“ aufgeführt und vom Tanzmeister27 in der Bewegungsabfolge dirigiert.. Die unglaublich schönen und zauberhaften Klänge der Steyrischen Tänze (Opus 165) und der O riginal Steyrer Ländler ( s ’H ,oam eh Opus 202) von Joseph Lan w sich allerdings nicht in strenge Salon-Q uadrillfiguren pressen; sie erlauben vielmehr einen improvisierten Duktus der individuellen Freiheit bei der Figurenwahl durch Tän­ zerin und Tänzer - und bleiben somit ein Tanztraum der Biedermeierzeit.. Anmerkungen 1 2 3 4 5. Friedrich Koch: D er w ohlunterrichtete Frem den-Führer in der kaiserl. königl. Flaupt- und R esi­ denzstadt Wien. Wien 1842, S. 320. W ie Anm. 1, S. 324. Wie Anm. 2. R eingard W itzm ann: Fasching in Wien. D er W iener W alzer 1750 - 1850. A usstellungskatalog des H istorischen M useum s der S tadt Wien, Wien 1979, S. 5 ff. Z itie rt bei Reingard W itzm ann: D er Ländler in Wien. Ein B eitrag zur E ntw icklungsgeschichte des W iener W alzers bis in die Z e it des W iener Kongresses (Veröffentlichung der K om m ission für den Volkskundeatlas in Österreich, B and 4). W ien 1976, S. 8.. Tanzlust und Ballkultur zur Lannerzeit. 51.

(54) 6 7 8 9 10 11 12 13 14. 15. 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27. 52. W ie Anm. 5, S. 9. Frances Trollope: B riefe aus der Kaiserstadt. Hrsg. von R u d o lf Garstenauer, S tuttgart 1966, S. 2 3 5 - 2 3 7 (gekürzt). W ie Anm. 7, S. 239. Siehe Näheres bei Reingard W itzmann, wie Anm. 5, 4 6 - 74, sowie in zahlreichen Beiträgen in A usstellungskatalogen des H istorischen M useum s der S tadt Wien. Vergleiche hierzu W alter D eutsch: Pam er und Lanner. Eine ländlerische Studie, S. 71 in der vor­ liegenden P ublikation. Otto B rusatti: Joseph Lanner - Com positeur, Entertainer & Musikgenie. W ien - Köln - W eimar 2 001, S. 194 - 201. W ie Anm. 10. W alter D eutsch/Annem arie G schw antler: „S teyrische Tänze“ (C orpus M usicae popularis A u stria ­ ca, 2). W ien 1994, S. 31. R eingard W itzm ann: Tanzekstase &W alzertraum - G esellschaft und B allku ltu r in W ien; in: Otto B rusatti/G ün ter D üriegl/R egina Karner, Johann Strauß. Unter D onner und Blitz. A usstellungska­ talog des H istorischen M useum s der S tadt Wien, Wien 1999, S. 139. Johann H einrich Kattfuß: C horeographie oder vollständige und le ich t faßliche A nw eisung zu den verschiedenen Arten der heut zu Tage beliebtesten gesellschaftlichen Tänze (Taschenbuch für Freun­ de und Freundinnen des Tanzes), Leipzig, 1. Teil 1800, S. 149. W ie Anm. 15, S. 121. Friedrich K ind (H rsg.): W.G. B e c k e r’s Taschenbuch zum geselligen Vergnügen. Leipzig - Wien 1818, Anhang. W ie Anm. 14, S. 141. Journal des Luxus und der Moden. W eim ar 1797, S. 290. Viertes Toiletten-G eschenk für Damen. Leipzig 1808, Kupferstiche von W. Schenk. Ch. F. N icolai: B eschreibung einer Reise durch D eutschland und die S chw eiz im Jahre 1781. B e r­ lin 1783 - 1796, 3. Band, S. 56. W alburga Litschauer/W alter D eutsch: S chubert und das Tanzvergnügen. W ien 1997, S. 52. John S chikow ski: G eschichte des Tanzes. Berlin, 1926, 81. - Siehe auch Otto Schneider, Tanz­ lexikon. Wien - M ainz 1985. Elfriede und K arl-H einz Lang: Modetänze um 1800 in B e cke r’s Taschenbüchern 1791 - 1827 (Tanzhistorische Studien, H eft 9), B erlin 1984, S. 57 f. E duard Friedrich D avid H elm ke: Neue Tanz- und B ildungsschule (D ocum enta Choreologica, 11). Leipzig 1982 (N achdruck der Ausgabe von 1829), S. 117. W iener Tanzschule. Wien 1852, Vorrede. E duard E ichler: Die O uadrille-S tirienne (S teirischer N ationaltanz). Wien 1847; in: W iener Tanz­ schule, W ien 1852.. Flüchtige Lust - Joseph Lanner. 1801 bis 1843.

(55) Tanz- und Militärkapellmeister um Joseph Lanner Friedrich Anzenberger. Gedenkjahre berühm ter Persönlichkeiten konzentrieren ver­ ständlicherweise die Aufmerksamkeit der Ö ffentlichkeit jeweils auf ein einzelnes Individuum, so auch im Fall Lanners. Die Ent­ wicklung der Tanzmusik des W iener Vormärz ist jedoch nicht vor­ stellbar ohne das W irken einer Vielzahl von sogenannten M usik­ direktoren und Militärkapellmeistern, die vor ihm aktiv waren, mit ihm gemeinsam auftraten oder ihm in anderen Lokalen Konkur­ renz machten, allen voran natürlich Johann Strauß (Vater).. (-“i] Franz M orelly 0i6t tld) tic (*f>re bem. [". ?tbet unb geehrten tyubftcimt ergebenf* dnjnaeigeit, bajt er. trdbrenb feiner gegenwärtigen fuegen 2Cnn)cfenT;ctt in SBicn, por bet: mfe an ben Ört ferner iBefitrumung, nätjmlici) nadj SJtabrau in SfTtnbien, im f)6fcf !ttr. p ftru c n S ir » F e s t -S « i r e e fine grefte. mit bet* Š3c£eid)Mtit(i :. unter freunbfrfjaftlidter ‘M tn m fm tg. bed |)c r r n (SapeUmeitrtr*. Sas. weiche riädifren.. SOtitÜwd) ben 3 «. SUÌacg btefel $af)ie§. Statt finbeit wirb, woati berfeibe mit beiti 'Bepfa^e feine gegientenbe Öiittabuug m a$tf ba§ er ?Uleé aufaubietheti beabjtditiget, um ftrf> in bet* tbeuern fBaterftabt wiebfrfwfHt im möglidjft fretmbiidjen $nbrnfen ju erhalten* ©ad program ber ttjeitd mn ©erru (Sapttfmeifier £<innrr, tbeité poh bein U n t e r je idj netc n Porjutraaen* ben ÜKRufifflüefe wirb am tibenb ber <j)robttctioii im Saale audgegeben werben.. <SMh*ttt£pvei$ 2 0 fr. (ütonv. B itn je.. Anfang um B \ \ \ ) x 2Ci>enbö. $ ra ilj. Tanz-. und Militärk ap el lm ei st er. um Joseph. Lanner. m pbettp.. Kat.-Nr. 222. 53.

(56) Zwischen dem W iener Kongress und dem Tod Lanners sind allein durch Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften und aufgrund zeitgenössischer Berichte mehr als zweihundert(l) Tanzmusiker bzw. M ilitärkapellmeister nachweisbar. Viele sind nur dem Na­ men nach fassbar, w ir kennen lediglich die Lokale, in denen sie gespielt haben, und vielleicht noch einige Kompositionen. Die bedeutendsten unter ihnen sollen im folgenden Beitrag kurz vorgestellt werden. Eine umfassende Untersuchung dieses für die W ie­ ner Musik so wichtigen Zeitraums steht leider noch aus.. Tanzmusiker in Lanners Jugendjahren Franz Martin Pechatschek (Pechäcek) wurde am 10. 1 1 .1 7 6 3 in W ildenschwert (Üsti nad Orlici) in Böhmen geboren und kam 1783 nach Wien. Seine Werke, darunter auch Tänze für Orchester, wurden mit „außerordentlichem B e ifalle“ aufgeführt' und einem zeitgenössischen Urteil zufolge hatte seine Tanzmusik „vor vielen ändern den Vorzug, daß sie gut, und angenehm ins Gehör fällt, und dabei die gehörige W irkung auf die Zuhörer m acht“.2 Größter Verkaufserfolg waren die 12 Dutzend Solo-W alzer (1803/ 04), je sechs Walzer mit gleichbleibendem Begleitm uster; ein Werk, mit dem Pecha­ tschek zum „Lehrer“ mehrerer Generationen von Tanzmusikern, Laien und „Naturalis­ ten“ w urde.3 Er starb am 26. 9. 1816 in W ien; sein Sohn Franz Xaver war ebenfalls als Komponist tätig. Pechatschek war u. a. im Stadthaussaal „Zur M ehlgrube“ als M usikdirektor tätig; hier löste ihn Ende 18 0 8 4 sein Schüler Joseph W ilde (* 9. 6. 1778 Wien, 1 2 .1 2 .1 8 3 1 Wien) als musikalischer Leiter ab. Einer Ballanzeige vom 31. 10. 1823 zufolge, die auf seine vierundzwanzigjährige Dienstleistung in diesem Lokal hinweist, muss W il­ de dort bereits 1799 gespielt haben.5 Lange Zeit war er auch M usikdirektor im „k. k. kleinen Redoutensaal“ . Bis Jänner 1831 leitete er die Musik bei Hof; Nachfolger bei den drei im Februar 1831 bei Erzherzog Franz Carl und Erzherzogin Sophie durch­ geführten Bällen waren Lanner und Strauß; ab 1832 spielte ausschließlich Strauß mit seiner Kapelle.® Seine 1817 erschienenen W iener H änze(dem Kronprinzen Ferdinand, dem alT of-B nachmaligen Kaiser von Ö sterreich gewidmet) gelten als Beispiel für eine frühe Titelblatt-Dedikation in der Tanzmusik, lange bevor Lanner und Strauß davon ausgiebig Gebrauch machten.7 W ildes erfolgreichste Komposition waren die dem russischen Kai­ ser gewidmeten Alexander's favorit Taenze. M usikdirektor im „k. k. großen Redouten-Saale“ dürfte hingegen Mathias Schwarz ( t 10. 11. 1844) gewesen sein.8 Gemäß einer Anzeige in der W iener Zeitung fand. 54. Flüchtige Lust - Joseph. Lanner 1801 bis 1843.

(57) am 18. 6. 1820 ein öffentlicher Ball im „Schwarzen Bock auf der neuen W ieden“ statt,9 bei der die Ausführung der Musik erstmals dem „C om positeur“ Schwarz übertragen wurde; Ankündigungen seiner Person für viele weitere Tanzveranstaltungen folgten. Anfang 1825 sollte dort Lanner mit eigenem O rchester auftreten. Schwarz ist in den Zwanzigerjahren auch in den Apollo-Sälen nachweisbar. Darüber hinaus war er Mu­ sikdirektor im „Römischen Kaiser“, wo er von Lanner abgelöst w urde.’0 Schwarz w id ­ mete 1821 seinem Freund Michael Pamer seine Brigittenau-W alzer,11 laut Norbert Lin­ ke das erste Werk, das einem Tanzmusikerkollegen zugeeignet w urde.’2 Seine W a­ terloo-Deutschen sollen Philipp Fahrbach zufolge sehr beliebt gewesen sein.’3 Neben Pamer und Wilde hatte Joseph Faistenberger (* 1763 Baden bei Wien, + 1 .3 . 1835 Wien) die wohl wichtigste Stellung im Tanzmusikgeschäft nach dem Wiener Kon­ gress inne. 1818 verdrängte ihn Michael Pamer als Leiter der Musikproduktionen im „Speri“ ; er spielte daraufhin im „Schaf“ am Schottenfeld. Am 1 5 .1 .1 8 2 0 wird dort auch sein Sohn Johann Faistenberger (* 24. 12.1797 Wien, + 29. 9. 1867 Wien) erstmals in einer Anzeige für einen Gesellschaftsball erwähnt.’4 Linke sieht Johann Faistenberger als den entscheidenden künstlerischen Förderer von Lanner und Strauß, vor allem in den wichtigen Entwicklungsjahren 1826 bis 1830. 15F aistenberger ner ältesten Tochter zufolge mit Lanner freundschaftlich verbunden und auch dessen Rat­ geber und Instrumentator. Philipp Fahrbach bezeichnete Faistenberger als fruchtbaren Tanzmusikkomponisten, der allein 200 Walzer, darüber hinaus noch viele Menuette und Galoppaden geschrieben haben soll;’ 6 besonderer Beliebtheit erfreute sich sein Ro­ senhütchen-Walzer, der im Karneval 1822 bei Cappi und Diabelli erschien.’7 1822 spielte Lanner gemeinsam mit den Brüdern Drahanek; dies geht aus dem Pro­ tokoll über die Anweisung eines Reisepasses hervor, die sich die drei Musiker aus­ stellen lassen mussten, um in Baden Verdienst suchen zu können;’8 für einen mehr­ fach behaupteten früheren Beginn der Zusammenarbeit Lanner - Drahanek’9 gibt es keine Beweise. Im Spätherbst 1825 traten die Drahaneks aus der noch jungen Lan­ ner-Kapelle aus. Anton Drahanek (* 3. 11. 1797 Dobersberg in Niederösterreich, t 17. 5. 1863 Wien), schloss sich dann gemeinsam mit Franz Morelly der neuen M usi­ kergruppe Anton G rünfelds (einem Freund Pamers) an. Johann Drahanek (* 26. 11. 1800 Dobersberg, + 10. 3. 1876 Wien) soll 1825 eine eigene kleine Kapelle gegründet haben, mit der er von 1836 bis 1840 sporadisch aufgetreten ist; außerdem soll er weiter bei Lanner und gelegentlich auch bei Johann Strauß Vater gespielt haben.20 In engem Zusammenhang mit Strauß und Lanner stehen auch die Musikerfamilien Scholl. Martin Scholl (* 1771 Wien), Sohn des bürgerlichen Blasinstrumentenmachers Franz Scholl, heiratete 1795; 1796,1799 bzw. 1800 kamen seine Söhne Joseph, Simon. Tanz-. und Militä rka pel lm ei st er um Joseph Lanner.

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