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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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OESTERREICHISCHE NATIONALBANK

E U R O S Y S T E M

KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

Jänner 2010

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Redaktionsschluss: 20. Jänner 2010

Redaktion: Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen

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Inhalt

Bericht über die wirtschaftliche Lage... 4

Überblick ...5

Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen ...6

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa...11

Österreichs Wirtschaft wächst im 4.Quartal 2009 und 1. Quartal 2010 um 0,7% bzw. 0,5%...16

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten...21

Annex...26

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik – EU und international Zeitraum 27. November 2009 bis 14. Jänner 2010...27

Grafiken und Tabellen...34

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Überblick

1

Die Weltwirtschaft - getragen von den umfangreichen Konjunkturpaketen und der expansiven Geldpolitik - erholt sich allmählich von der Krise. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die asiatischen Länder, allen voran China. In den USA fiel das Wachstum im 3. Quartal 2009 kräftiger als erwartet aus, die Aufwärtsentwicklung bei den Frühindikatoren deutet auf ein Anhalten dieses Trends hin.

Auch im Euroraum steigt die Wirtschaftsleistung seit dem 3. Quartal 2009, einzelne Länder sind jedoch noch immer in der Rezession. Österreichs reales BIP-Plus fiel mit +0,5% im Quartalsabstand letztlich auch deutlich geringer aus als erste Schätzungen auswiesen.

Stabilisiert hat sich auch die wirtschaftliche Lage in Zentral-, Ost- und Südosteuropa insofern als sich die BIP-Schrumpfung nicht mehr intensivierte. Die einzelnen Länder charakterisiert aber weiterhin ein sehr heterogenes Bild, aus dem nur Polen mit einem leichten Wachstumsplus herausragt.

Nach dem Wegfall der stark inflationsdämpfenden Effekte bei den Rohstoffen, drehten die Inflationsraten gegen Ende 2009 wieder in den leicht positiven Bereich, in dem sie lt. Prognosen auch in den kommenden Monaten bleiben dürften.

Was den Euroraum betrifft, hat der EZB-Rat in seiner letzten Sitzung am 14. Jänner 2010 festgehalten, dass die Wirtschaft im Euro-Währungsgebiet auch gegen Ende des vergangenen Jahres weiter expandierte. Im 3. Quartal wuchs der Euroraum mit 0,4% (qoq). Das Eurogebiet hat von einer Wende im Lagerzyklus, von einer Erholung der Exporte, von den laufenden umfangreichen gesamtwirtschaftlichen Konjunkturprogrammen und von den zur Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Finanzsystems ergriffenen Maßnahmen profitiert. Allerdings sind eine Reihe der stützenden Faktoren vorübergehender Natur. Das Auslaufen der kurzfristigen Faktoren – wie der Konjunkturpakete, dem Lageraufbau und der unvollständigen Korrektur des Welthandelseinbruchs – dürfte das Wachstum Anfang 2010 jedoch erneut abschwächen. Die jüngsten Prognosen des Eurosystems rechnen für das Jahr 2009 mit einer durchschnittlichen BIP- Schrumpfung zwischen -4,1% und -3,9% und für das Jahr 2010 mit Wachstumsraten zwischen 0,1% und 1,5%. 2011 sollte das Wachstum schließlich 0,2% bis 2,2% betragen. Die Inflationsrate betrug im Dezember im Euroraum +0,9%. Im Jahr 2009 weist sie mit 0,3% den niedrigsten Stand seit Beginn der Währungsunion auf.

Die US-Wirtschaft expandierte im dritten Quartal 2009 mit 2,2% annualisiert gegenüber dem Vorquartal. Getrieben wurde das relativ breit abgestützte Wachstum insbesondere durch einen kräftigen Anstieg der privaten Konsumausgaben – substanziell dazu beigetragen hat die US-Version der Abwrackprämie für Autos. Nach der Kontraktion im Jahr 2009 (Prognose OECD: -2,7%, IWF:

-2,5%) wächst die US-Wirtschaft 2010 wieder um 2,5% (OECD) bzw. 1,5% (IWF). Am Arbeitsmarkt zeichnet sich bereits eine Trendwende ab, die Arbeitslosigkeit blieb im November und Dezember 2009 mit 10,0% knapp niedriger als im Oktober. Japans Wirtschaft wird nach dem Einbruch von fast 6% (2009) im Jahr 2010 mit etwas über 1% voraussichtlich nur schwach wachsen. Das reale BIP in China, das mit etwas über 8% schon 2009 sehr kräftig war, wird den Prognosen der Asia Development Bank zufolge 2010 auf fast 9% noch zulegen.

Das für Österreich im 3. Quartal 2009 ursprünglich mit 0,9% geschätzte BIP-Wachstum (qoq) wurde vom WIFO auf 0,5% revidiert. Gemäß OeNB-Konjunkturindikator vom Jänner 2010 dürfte das reale BIP im 4. Quartal 2009 um 0,7% und im 1. Quartal 2010 um 0,5% wachsen. Die volkswirtschaftliche Schrumpfung im Jahr 2009 wird mit 3,6% erwartet. Für 2010 liegt die Wachstumsannahme bei +1,2%. Der Preisauftrieb gemäß HVPI beschleunigte sich aus den schon erwähnten Effekten im Dezember auf 1,1%. Die Inflationsrate für das Jahr 2009 liegt mit 0,4% – bei Berücksichtigung der historischen Reihe des VPI - so niedrig wie seit 1953 nicht mehr.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen

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Euroraum

Ende der Rezession im dritten Quartal

Nach fünf Quartalen negativen Wachstums dürfte der Euroraum die Rezessionsphase im dritten Quartal 2009 hinter sich gebracht haben. Gegenüber dem Vorquartal wuchs die Wirtschaft um 0,4%, gegenüber dem Vorjahresquartal schrumpfte sie um 4,0%. Nach Komponenten betrachtet ist das positive Quartalswachstum im Euroraum jedoch ernüchternd, da es primär kurzfristigen Faktoren – insbesondere dem Ende des Lagerabbaus – zuzuschreiben ist.

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0

2006q01 2006q03 2007q01 2007q03 2008q01 2008q03 2009q01 2009q03 Außenbeitrag (Waren und Dienstleistungen) Bruttoanlageinvestitionen

Konsumausgaben des Staates Konsumausgaben der privaten Haushalte und POoE Vorratsveränderungen und Statistische Differenz Bruttoinlandsprodukt

Quelle: Eurostat.

in %-Punkten

Wachstumsbeitrag der Komponenten des realen BIP im Euroraum

gegenüber dem Vorquartal

Wachstum von kurzfristigen Faktoren getrieben

Den wichtigsten Beitrag zum positiven Wachstum im dritten Quartal leisteten die Vorratsveränderungen, die das für den Konjunkturverlauf typische Muster aufweisen. Nachdem die Unternehmen im ersten Halbjahr 2009 die Lagerbestände abbauten, welche sie durch den ungeplanten Nachfrageausfall im zweiten Halbjahr 2008 aufgebaut hatten, wurden die Lager im dritten Quartal 2009 wieder gefüllt. Auch die Nettoexporte trugen positiv zum Wachstum im Euroraum bei, wenn auch in geringerem Ausmaß als noch im Vorquartal. In der deutlichen Abschwächung des Nachfrageeinbruchs im Außenhandel spiegeln sich die Stabilisierung der globalen Konjunktur sowie des Welthandels wider.

Die privaten Konsumausgaben gingen im dritten Quartal leicht zurück, was unter anderem auf das Auslaufen wichtiger fiskalischer Anreize, wie der Abwrackprämie, zurückzuführen ist. Auch das Investitionswachstum ist im dritten Quartal neuerlich negativ ausgefallen, wobei sich der Rückgang mittlerweile stark verlangsamt hat. Da noch kaum Anzeichen für ein rasches

2 Autoren: Ingrid Haar-Stöhr, Philipp Mayer, Anna Orthofer (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Ansteigen der Konsumentennachfrage erkennbar und die Kapazitäten weiterhin unterausgelastet sind, ist kurzfristig nicht mit einer wesentlichen Zunahme der Investitionstätigkeit zu rechnen.

Vorlaufindikatoren erleiden Rückschlag

Harte wie weiche Vorlaufindikatoren bestätigen zwar den konjunkturellen Wendepunkt im Frühjahr 2009, die Aussichten sind jedoch nicht ganz ungetrübt. Während sich die umfragebasierten Vertrauensindikatoren seit dem Frühjahr verbessern, verzeichnete die Industrieproduktion im Oktober nach fünf positiven Monaten in Folge einen kurzfristigen Rückgang, der im November wieder wettgemacht wurde (+1,0% gg. VM). Auch für die Auftragseingänge wurde der Aufwärtstrend im Oktober aufgrund eines abrupten Rückgangs der Investitionsgüternachfrage unterbrochen.

Prognosen nach oben revidiert, jedoch langsame Erholung

Die positiven Entwicklungen des internationalen Umfeldes, des Welthandels sowie des Geschäftsvertrauens haben dazu geführt, dass sämtliche Prognosen gegenüber der letzten Runde leicht nach oben revidiert wurden. Das Auslaufen der kurzfristigen Faktoren – wie der Konjunkturpakete, dem Lageraufbau und der unvollständigen Korrektur des Welthandelseinbruchs – dürfte das Wachstum Anfang 2010 jedoch erneut abschwächen. Die jüngsten Prognosen des Eurosystems rechnen für das Jahr 2009 mit einer durchschnittlichen BIP-Schrumpfung zwischen -4,1% und -3,9% (statt -4,4% bis 3,8%) und für das Jahr 2010 mit Wachstumsraten zwischen 0,1% und 1,5% (statt -0,5% bis 0,9%). 2011 sollte das Wachstum schließlich 0,2% bis 2,2% betragen. Die Prognosen der anderen internationalen Institutionen liegen innerhalb dieser Bandbreite.

Während die Konjunkturprognosen für 2010 wieder positives Wachstum erwarten, dürfte die Arbeitslosigkeit ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Im November erreicht die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum 10,0%. Nach den Niederlanden (3,9%) wies Österreich (5,5%) die geringste Arbeitslosenquote auf. Die Europäische Komission erwartet in ihrer jüngsten Prognose, dass die Arbeitslosigkeit 2010 10,7% und 2011 10,9% betragen wird.

Rückkehr positiver Inflationsraten, Disinflation der Kernkomponenten

Nach fünf Monaten negativer HVPI-Inflationsraten kehrte die Teuerung im November 2009 in den positiven Bereich zurück, im Dezember 2009 stieg die Inflationsrate auf 0,9%

(Vorausschätzung). Die rezente Inflationsentwicklung war vorwiegend auf die aufwärtsgerichteten Basiseffekte der Energiekomponente zurückzuführen, welche auf den Rückgang der weltweiten Rohölpreise im vergangenen Winter folgen. Der Disinflationsprozess erfasst indessen durch die wachsende Outputlücke (fallende Erzeugerpreise, moderate Lohnentwicklung und schrumpfende Gewinne) zunehmend auch die Kernkomponenten. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel) verharrt seit Oktober auf 1,0%. Ein Jahr zuvor betrug die Kerninflationsrate noch über 2%.

Angesichts der schwachen Nachfrage dürfte sich die Inflation mittelfristig weiterhin moderat entwickeln. Das Eurosystem erwartet für 2010 eine Inflationsrate von 0,9% bis 1,7% und für 2011 zwischen 0,8% und 2,0%. Während die Mehrheit der Konsumenten für die nächsten zwölf Monate fallende Preise erwartet, sind die längerfristigen Inflationserwartungen der Finanzmärkte auf einem Niveau verankert, das mit dem Preisstabilitätsziel vereinbar ist.

Leistungsbilanzdefizit verringert sich weiter

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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Das dritte Quartal war von einer kräftigen Erholung des Handels zwischen dem Euroraum und dem Rest der Welt geprägt, wobei die Ausfuhren trotz der Aufwertung des Euros noch stärker zunahmen als die Einfuhren. Insbesondere im Warenhandel wurden deutliche Überschüsse erzielt; im Oktober betrug der Handelsbilanzüberschuss EUR 8,8 Mrd., im November EUR 4,8 Mrd. Zusammen mit sinkenden Einkommensabflüssen führte die Verbesserung der Handelsbilanz im Oktober zu einer Verringerung des Leistungsbilanzdefizits auf EUR 3,9 Mrd.

Der positive Wachstumsbeitrag der Nettoexporte scheint sich im vierten Quartal also fortzusetzen.

USA

US-Konjunkturerholung zügiger als erwartet

Die USA haben eine tiefe, vier Quartale andauernde Rezession Mitte 2009 überwunden. Im dritten Quartal 2009 expandierte die US-Wirtschaft moderat, mit 2,2% annualisiert gegenüber dem Vorquartal. Getrieben wurde das relativ breit abgestützte Wachstum insbesondere durch einen kräftigen Anstieg der privaten Konsumausgaben (+2,8%) – substanziell dazu beigetragen hat die US-Version der Abwrackprämie (cash for clunkers). Einen positiven Beitrag leisteten auch der kräftige Lageraufbau (der erste Zuwachs in den vergangenen vier Jahren), die Exporte, die Staatsausgaben sowie die Ausgaben für Wohnimmobilien, die nach deutlichen Rückgängen in den vergangenen Quartalen erstmals wieder ein kräftiges Wachstum aufwiesen. Das großen Schwankungen unterliegende Konsumentenvertrauen ist jüngst wieder gestiegen, bewegt sich allerdings weiterhin auf niedrigem Niveau und wird voraussichtlich erst nennenswert steigen, wenn sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig verbessert.

Aufwärtstrend bei Frühindikatoren

Konjunkturelle Frühindikatoren signalisieren einen weiteren Aufschwung in den kommenden Quartalen. So stieg z.B. die Industrieproduktion im Dezember gegenüber dem November um 0,6%, dies war der sechste Anstieg in Folge. Die Einzelhandelsumsätze hingegen fielen nach deutlichen Anstiegen in den vorhergegangenen Monaten im Dezember um 0,3% gegenüber dem November,. Der Sammelindex der Frühindikatoren des Forschungsinstitutes Conference Board erhöhte sich im November zum achten Mal in Folge (erstmals seit fünf Jahren) und signalisiert ein Ende der Rezession im Juni 2009. Die Stimmung der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe hat sich im Dezember den fünften Monat in Folge aufgehellt, jene im Dienstleistungssektor stieg ebenfalls. Somit liegen beide Indikatoren über der 50er-Marke und signalisieren eine Expansion der Wirtschaft. Positive Meldungen gab es zuletzt auch zum US- Markt für Wohnimmobilien. Der Case Shiller-Preisindex für Einfamilienhäuser stieg im Oktober zum fünften Mal in Folge und deutet damit eine Stabilisierung der Immobilienpreise an. Die Verkäufe bestehender Häuser verzeichneten im November einen deutlichen Zuwachs, jene neuer Häuser einen starken Rückgang. Ein positives Signal ist der markante Rückgang der Bestände an unverkauften Häusern auf ein Niveau, das nur knapp über dem „normalen“ liegt.

Trendwende auf Arbeitsmarkt

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbesserte sich zuletzt ebenfalls. Die Arbeitslosenquote ging im November auf 10,% zurück und blieb im Dezember unverändert; auch der Stellenabbau konnte in den letzten Monaten markant reduziert werden. Damit konnte der Höhepunkt des Arbeitskräfteabbaus früher als erwartet überschritten werden. Seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 wurden bislang in Summe mehr als 7,2 Millionen Arbeitsplätze abgebaut.

Leitzinsen unverändert; optimistischere Fed

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Die US-Notenbank beließ die Fed Funds Rate bei ihrer jüngsten Sitzung am 15./16.

Dezember unverändert (seit 16.12.2008 liegt sie bei 0-0,25%) und beabsichtigt weiterhin sie für einen längeren Zeitraum auf diesem niedrigen Niveau zu lassen. In ihrem Statement nach der Sitzung gab die Fed einen etwas optimistischeren Wachstumsausblick als in den Vormonaten.

Weiters bestätigte sie, dass die meisten ihrer speziellen Liquiditätsfazilitäten planmäßig am 1.

Februar 2010 auslaufen. Die nächste FOMC-Sitzung findet am 26./27. Jänner statt. Die meisten Experten erwarten keine Anhebung der Fed Funds Rate vor dem 3. Quartal 2010.

Verbraucherpreisindex steigt wieder, Kernrate moderat

Der VPI stieg im November erstmals nach acht Rückgängen in Folge um 1,9% im Vorjahresvergleich; im Dezember erreichte die jährliche Inflationsrate 2,8%. Dies war eine erwartete Entwicklung durch den Kollaps der Energiepreise Ende 2008 bzw. den Anstieg in den vergangenen Monaten. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg im Dezember um moderate 1,8%.

Fed plant Abschöpfung von Liquidität

Die US-Notenbank hat einen Vorschlag für eine neue Termineinlagefazilität unterbreitet, die den Kommerzbanken eine attraktive Verzinsung für Termineinlagen mit bis zu 12 Monaten Laufzeit anbieten würde. Damit könnten sie nicht genutztes Geld risikolos und gewinnbringend anlegen; der Notenbank würde es ermöglichen, Liquidität aus dem Finanzsystem abzusaugen.

Die Banken verfügen zurzeit über etwa 1 Billion USD, die sie weder als Eigenkapital benötigen noch für die Kreditvergabe nutzen. Mittelfristig könnte diese Überschussliquidität die Inflation anheizen. Die Marktteilnehmer haben 30 Tage Zeit zu dem Vorschlag der Fed Stellung zu nehmen.

US-BIP steigt 2010 wieder

Die OECD rechnet in ihrer jüngsten Prognose mit einer BIP-Kontraktion für 2009 um 2,5%

(im Sommer noch -2,8%), für 2010 erwartet sie bereits wieder ein recht deutliches Wachstum von 2,5% (vorherige Prognose: +0,9%). Der IWF ist etwas weniger optimistisch mit einer Schrumpfung des BIP 2009 um 2,7% bzw. einer Expansion um 1,5% 2010.

Asien

Kräftigeres Wachstum in Japan

Japans Wirtschaft expandierte im vierten Quartal 2009 vermutlich um 1,3 % (annualisiert), nach einem Wachstum im dritten Quartal von 0,3% (gg. Vorquartal), das wesentlich schwächer ausfiel als zuerst prognostiziert (1,2%). Und anderem wegen dieser schwächeren Entwicklung hat die japanische Regierung Anfang Dezember ein fünftes Konjunkturpaket (seit August 2008) im Ausmaß von 55 Mrd Euro (1,5% des BIP) beschlossen. Das Konsumentenvertrauen ist im November und Dezember zurückgegangen, nach einem ununterbrochenen Anstieg seit Jahresbeginn 2009. Allerdings hat das Vertrauen der Unternehmer in die japanische Wirtschaft von Oktober auf November abermals zugenommen.

Weiterhin negative Inflationsrate; BIP-Wachstum für 2010 prognostiziert

Die Preise in der japanischen Wirtschaft sinken auf breiter Front, allerdings haben sie im November im Vergleich zum Oktober mit 1,9% weniger stark abgenommen als noch im Spätsommer. Zudem hat die Bank of Japan (BOJ) verlautbaren lassen, dass sie „Deflation nicht tolerieren werde“. Es wird erwartet, dass die BOJ ihre Nullzinspolitik bis Ende des Jahres 2010 aufrechterhalten wird. Zumindest vom Außenhandel kommen ermutigende Signale. Die Nachfrage aus Asien steigert die japanischen Exporte (im November im Monatsabstand um

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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0,6%). Die Arbeitslosigkeit hat im November (von 5,1% im Oktober auf 5,2%) zum ersten Mal seit Juli wieder leicht zugenommen. Die Asian Development Bank (ADB) erwartet für das abgelaufene Jahr 2009 eine Schrumpfung des realen BIP um 5,8%, im Jahr 2010 ein Wachstum von 1,2%.

China wächst kräftig weiter

China wird weiterhin stark wachsen und 2010 Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ablösen (nominales BIP). Für das vierte Quartal 2009 prognostisiert das Center for China Studies ein Wachstum von 10,7%. Die ADB erwartet für 2009 bzw. 2010 BIP-Wachstumsraten von 8,2% und 8,9%. Zudem wurde das Wachstum für das Jahr 2008 von der chinesischen Regierung um 0,6 Prozentpunkte auf 9,6% nach oben revidiert. Die Regierung hat bereits erste Maßnahmen getroffen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden (z.B. wurden Steuererleichterungen für Autokäufe eingeschränkt oder Steuern auf die Wertsteigerung bei Häusern bei Weiterverkauf innerhalb von fünf Jahren wieder eingeführt). Der Einkaufsmanager- Index (PMI) blieb im November im Vergleich zum Oktober stabil. Die Industrieproduktion lag im November um 20%, die Einzelhandelsumsätze um 15,8% über dem Vorjahr. Mit 1.1.2010 entstand – gemessen an der Einwohnerzahl bzw. am Handelsvolumen– die größte bzw.

drittgrößte Freihandelszone der Welt: „die China – ASEAN Free Trade Area“ (CAFTA). Schon im November 2009 lagen die chinesischen Exporte bereits wieder auf Vorjahresniveau.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa

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Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage setzt sich im 3. Quartal 2009 fort

Die im zweiten Quartal zu beobachtende Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in den EU- Mitgliedstaaten Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE) setzte sich laut aktuellen Zahlen zur BIP-Entwicklung auch im dritten Quartal fort. Die Schrumpfung der Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahresquartal schwächte sich in den meisten Ländern weiter ab (Ausnahmen sind Bulgarien und Lettland). In Polen wurde auch im dritten Quartal wieder positives Wachstum im Jahresabstand verzeichnet. Die vorliegenden Daten zum saisonal bereinigten Wirtschaftswachstum zeigen ein positives Wachstum gegenüber dem Vorquartal in der Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik, Polen und in Litauen, während die Abwärtsbewegung in Estland, Ungarn und Rumänien zwar anhielt, aber schwächer ausfiel als im zweiten Quartal 2009. Einzig Lettland berichtete auch im dritten Quartal eine stärkere Schrumpfung als in der Vorperiode. Während einige CESEE EU-Mitgliedstaaten den Tiefpunkt im Konjunkturzyklus bereits im ersten Quartal erreicht hatten, bleibt für die letztgenannten Länder die Frage weiter offen, ob die Konjunktursohle im dritten Quartal bereits erreicht wurde.

-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40

Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09

Slowakei Slowenien Tschechische Republik

Polen Ungarn Bulgarien Rumänien Estland Lettland Litauen

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Bruttoanlageinvestitionen Lagerveränderungen Nettoexporte Statistische Diskrepanz BIP Wachstum

BIP-Wachstum in den CESEE EU-Mitgliedstaaten im Jahresvergleich

in Prozentpunkten, Punkte in %, nicht saisonal bereinigt

Quelle: Eurostat.

Bezüglich der Wachstumszusammensetzung sind keine starken Verschiebungen im Vergleich zum zweiten Quartal zu beobachten. Nach wie vor wird die Konjunktur fast ausschließlich von

3 Autor: Josef Schreiner (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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der Außenwirtschaft getragen. Die Importnachfrage sinkt weiterhin stärker als die internationale Nachfrage nach Exporten aus der Region. Das hängt einerseits mit der schwachen Binnenkonjunktur zusammen. Andererseits wirkt sich die niedrige internationale Nachfrage auch dämpfend auf die Importe der Region aus, da die Exportproduktion der Region einen hohen Importanteil aufweist. Die übrigen BIP-Komponenten lieferten weiter negative Wachstumsbeiträge mit wenigen Ausnahmen in bestimmten Ländern. In dieser Hinsicht ist vor allem der private Konsum zu nennen, der in Polen und der Tschechischen Republik leicht positiv zum Wachstum beitrug.

Für die kommenden Quartale wird weiter mit einer gewissen Konjunkturerholung gerechnet. Einerseits werden ab dem vierten Quartal positive Basiseffekte zum Tragen kommen, da die Periode der noch weitgehend robusten Wirtschaftsentwicklung bis zum 3. Quartal 2008 (also dem Zeitraum bis unmittelbar vor dem Übergreifen der Krise auf die CESEE-Region) aus der Basis für die Berechnung der jährlichen Wachstumsraten herausfallen wird. Andererseits dürfte der markante Lagerabbau der letzten Quartale nun vor seinem Ende stehen und der Lagerzyklus somit drehen (wie zum Beispiel in Rumänien bereits zu beobachten).

Diese Einschätzung wird auch von der Entwicklung wichtiger Vorlauf- und Vertrauens- indikatoren gestützt. In den meisten Bereichen war dabei in den letzten Monaten eine relativ deutliche Verbesserung zu beobachten. Gleichzeitig ist aber darauf hinzuweisen, dass die Indikatoren weiterhin deutlich unter ihren langjährigen Durchschnitten liegen, was auf eine gedämpfte Erholung hinweist. Ein starker, selbsttragender Aufschwung ist daher kurzfristig nicht abzusehen. Nach wie vor wirken sich die schwache internationale Nachfrage und teilweise erschwerte Finanzierungsbedingungen negativ auf die Investitionstätigkeit aus. Die anhaltende Verschlechterung der Situation auf den Arbeitsmärkten, zum Teil fallende Reallöhne und die gestiegene Schuldenlast der Haushalte dämpfen den privaten Konsum.

-2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

2006 2007 2008 2009

Produktion im Baugewerbe Industrieproduktion Umsätze in der Industrie Auftragseingang in der Industrie Einzelhandelsumsätze Fahrzeugzulassungen Vorlaufindikatoren

Abweichung vom Mittelwert des Indikators relativ zur Standardabweichung

Entwicklung wichtiger Vorlauf- und Vertrauensindikatoren für die CESEE EU-Mitgliedstaaten

Quelle: Eurostat, Europäische Kommission, OeNB.

-2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

2006 2007 2008 2009

Economic Sentiment Indicator Vertrauen in der Industrie Vertrauen in der Bauwirtschaft Vertrauen im Einzelhandel Konsumentenvertrauen Dienstleistungsvertrauen Vertrauensindikatoren

Abweichung vom Mittelwert des Indikators relativ zur Standardabweichung

Der weitere Konjunkturverlauf in der CESEE-Region ist – so wie auch global – mit substantiellen Unsicherheiten behaftet, und die Erholung wird in der Region unterschiedlich

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

schnell voran schreiten. Größere Unsicherheiten bestehen im Bezug auf die externe Nachfrage und auf die realwirtschaftlichen Auswirkungen, die die aus der Rezession resultierende deutliche Verschlechterung der Kreditportfolioqualität der Banken in CESEE haben werden. Daneben besteht das Risiko, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit höher ausfällt als erwartet, was sich in einer schleppenderen Entwicklung des inländischen Privatkonsums niederschlagen könnte.

Weitere Verbesserung der außenwirtschaftlichen Position

Die Verbesserung der Leistungsbilanzsalden in den CESEE EU-Mitgliedstaaten hält weiter an, die meisten Länder der Region verzeichnen Leistungsbilanzüberschüsse. Der Grund dafür ist eine deutliche Verbesserung der Handelsbilanzen, da die Importe schneller gesunken sind als die Exporte. Diese Entwicklung spiegelt die Trends im Bereich der Nettoexporte in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wider. In den anderen Bereichen der Leistungsbilanz gab es nur bei den Erwerbs- und Vermögensübertragungen deutlichere Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahresquartal.

-40 -30 -20 -10 0 10 20

Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09 Q3 08 Q4 08 Q1 09 Q2 09 Q3 09

Slowakei Tschechische Republik

Polen Ungarn Slowenien Bulgarien Rumänien Estland Lettland Litauen

Handelsbilanz Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen

Bilanz der laufenden Übertragungen Vermögensübertragungsbilanz

Saldo der Leistungs- und Vermögensübertragungsbilanz

Entwicklung der Leistungs- und Vermögensübertragungsbilanz

in % des BIP

Quelle: Nationale Zentralbanken.

Kreditvergabe an den privaten Sektor weiter sehr schwach

Während in der Realwirtschaft erste Anzeichen einer beginnenden Erholung von der Rezession zu erkennen sind, ist der Bankensektor der Region immer noch stark von der Krise betroffen. Insgesamt gesehen stagniert die Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen (nominal, in Lokalwährung gemessen, bereinigt um Wechselkursänderungen) seit dem Jahreswechsel 2008/09 in den zentral-, ost- und südosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten.

In einigen Ländern, darunter Ungarn, Estland, Lettland und Litauen waren die monatlichen Wachstumsraten zuletzt sogar deutlich negativ. Eine etwas dynamischere Kreditvergabe ist einzig in Polen zu erkennen, wo auch die Realwirtschaft weniger stark unter der Krise litt als in anderen Ländern der Region. Auch das jährliche Kreditwachstum schwächte sich in den meisten Ländern seit Jahresbeginn deutlich ab. In Ungarn, Rumänien, Estland, Lettland und Litauen war die Kreditvergabe auch im Jahresvergleich rückläufig.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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-10 -5 0 5 10 15 20

Slowakei Slowenien Bulgarien Tschechische

Republik Ungarn Polen Rumänien Estland Lettland Litauen

Q2 2009 Q3 2009 August 09 September 09 Oktober 09

Kreditwachstum bei privaten Haushalten und Unternehmen

in %, im Vergleich zur Vorjahresperiode, bereinigt um Wechselkursveränderungen

Quelle: EZB, Nationale Zentralbanken.

Diese Entwicklung wurde sowohl von angebots- als auch von nachfrageseitigen Faktoren getrieben. Eine verminderte Nachfrage nach Investitionskrediten vor dem Hintergrund einbrechender Industrieproduktion, sinkender Kapazitätsauslastungszahlen, schwacher internationaler Nachfrage und damit verbundenen negativen Exporterwartungen führte vor allem in der ersten Jahreshälfte zu einer gedämpften Kreditvergabe.

In der letzten Zeit mehren sich aber die Hinweise dafür, dass die Kreditvergabe vor allem von den Banken selbst eingeschränkt wird. Umfragen unter Kreditspezialisten von Banken4 berichten, dass es im dritten Quartal zu einer weiteren Verschärfung der Kreditvergabebedingungen der Banken gekommen ist. Dabei wurde vor allem die Konsumkreditvergabe aufgrund des höheren damit verbundenen Risikos zurückgefahren. Den Hintergrund dafür bilden die nach wie vor trüben Wirtschaftsaussichten und eine Verschlechterung der Zahlungsfähigkeit der Klienten. Steigende Finanzierungskosten und Schwierigkeiten im Bezug auf den Zugang zu Finanzierung spielten aufgrund der zuletzt wieder etwas besseren Situation an den Finanzmärkten eine geringere Rolle. Beide Länder berichten aber gleichzeitig von einer tendenziell wieder anziehenden Kreditnachfrage (vor allem in Polen, im Unternehmenssektor auch in Ungarn).

In beiden Ländern wurde auch von einer Verschlechterung der Kreditportofolios berichtet, was auch durch Daten zur Entwicklung von notleidenden Krediten belegt werden kann und in ähnlicher Weise ebenfalls für die anderen Länder der Region gilt. Der Anteil der notleidenden Kredite an den Gesamtkrediten hat sich in allen Ländern der Region deutlich erhöht. Besonders stark angestiegen ist er in den baltischen Ländern und auch in Rumänien, wo diese Kennziffer bereits nahe bei über 22% liegt.

4 Solche Senior Loan Officer Surveys werden in den CESEE EU-Mitgliedstaaten nur in Ungarn und Polen durchgeführt.

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24

Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09 Jun. 08 Sep. 08 Dez. 08 Mrz. 09 Jun. 09 Sep. 09

Slowakei Slowenien Bulgarien Tschechische Republik

Ungarn Polen Rumänien Estland Lettland Litauen

Notleidende Kredite in den CESEE EU-Mitgliedstaaten

in % der gesamten Kreditvergabe

Quelle: Nationale Zentralbanken.

1) Slowenien publiziert die entsprächenden Zahlen nur mit jährlicher Frequenz

Zugleich war die Profitabilität der Bankensektoren im Jahresvergleich im 3. Quartal 2009 in allen Ländern rückläufig. In Estland und Lettland kam es sogar zu erheblichen Verlusten. Der starke Anstieg der notleidenden Kredite bzw. der zu bildenden Wertberichtigungen zeichnet hierfür verantwortlich. Allerdings lag die Eigenkapitalausstattung der Banken (Kapitaladäquanz) mit Werten von etwa 12% bis 13% (in Bulgarien und Estland noch höher) in der gesamten Region im 3. Quartal weiterhin höher als vor dem Übergreifen der globalen Finanzkrise auf die CESEE-Region im Herbst 2009. Besonders stark war der Anstieg der Eigenkapitalausstattung der Banken in Bulgarien und in Ungarn.

Die weitere Entwicklung auf den Finanzmärkten in den CESEE-Ländern bleibt mit einer Reihe von Risiken behaftet. Zu diesen zählen eine schlechtere realwirtschaftliche Entwicklung, die die Kreditportfolioqualität der Banken weiter schwächen könnte, eine allfällige vorzeitige Rücknahme internationaler Stabilisierungsmaßnahmen für die Länder der Region, für die derzeit IFI/EU-Programme bestehen, und weitere länderspezifische Risiken (nicht zuletzt im Zusammenhang mit den politischen Entscheidungsprozessen in einzelnen Ländern).

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Österreichs Wirtschaft wächst im 4.Quartal 2009 und 1. Quartal 2010 um 0,7% bzw. 0,5%

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Gemäß OeNB-Konjunkturindikator setzt sich positiver Wachstumstrend zu Beginn 2010 fort

Gemäß den aktuellen Ergebnissen des OeNB-Konjunkturindikators ist für das vierte Quartal 2009 und das erste Quartal 2010 mit einem Wachstum des realen BIP von 0,7% bzw. 0,5%

(saison- und arbeitstägig bereinigt, im Vergleich zum Vorquartal) zu rechnen. Dies bedeutet nach einem Wachstum von 0,5% im dritten Quartal 2009 eine Fortsetzung des positiven Wachstumstrends zu Beginn des Jahres 2010.

Gegenüber der letzten Veröffentlichung des Konjunkturindikators vom Oktober 2009 wurde die Wachstumsprognose für das vierte Quartal um 0,3 Prozentpunkte nach oben revidiert. Für das Gesamtjahr 2009 ergibt sich aufgrund des starken Einbruchs zu Jahresbeginn ein massiver Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,6%.

Grafik 1: Ergebnis des OeNB-Konjunkturindikators

-3.0 -2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1

2006 2007 2008 2009 2010

-4 -2 0 2 4

Jahreswachstum Quartalswachstum Prognose

Kurzfristprognose für das reale Bruttoinlandsprodukt in Österreich für das vierte Quartal 2009 und das erste Quartal 2010 (saison- und arbeitstägig bereinigt)

Veränderung zum Vorquartal in %

Quelle: Eurostat, OeNB.

3,4 3,4

0,7

2,1

-3,6

0,5

Die österreichische Wirtschaft ist – genauso wie der Euroraum – im dritten Quartal 2009 zum ersten Mal nach dem schweren Einbruch wieder gewachsen. Die Prognose für das vierte Quartal 2009 und das erste Quartal 2010 ist von der deutlichen Stimmungsaufhellung und der Erholung auf den Finanzmärkten getrieben. Aber auch derzeit verfügbare harte Fakten zeichnen ein gegenüber dem ersten Halbjahr 2009 deutlich positiveres Bild. So stieg etwa die Industrieproduktion von Mai bis Oktober um 4,3% (saison- und arbeitstägig bereinigt). Die Exporte entwickeln sich ebenfalls günstig. Die Ergebnisse des auf LKW-Fahrleistungsdaten der ASFINAG basierenden OeNB-Exportindikators deuten auf ein kräftiges Wachstum der

5 Autoren: Gerhard Fenz, Martin Schneider, Klaus Vondra (Abteilung für Volkswirtschaftliche Analysen)

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Güterexporte im vierten Quartal hin (+3,1% gegenüber dem Vorquartal). Ebenfalls robust entwickelt sich der Konsum, allerdings werden die positiven Effekte der hohen Reallohnzuwächse im Jahr 2009 und der Konjunkturpakete auslaufen, während die Arbeitslosigkeit weiterhin zunimmt. Die Konsumdynamik wird sich daher tendenziell abschwächen. Als wichtigster Wachstumsdämpfer fungieren derzeit die Investitionen. Die massive Verunsicherung am Höhepunkt der Krise hat die Untenehmen veranlasst, ihre Investitionstätigkeit deutlich einzuschränken und Lagerbestände abzubauen. Die derzeit vorhandenen Überkapazitäten bremsen die Investitionen weiterhin, vom Wiederaufbau der Lager sind hingegen kurzfristig noch positive Wachstumsimpulse zu erwarten. Insgesamt ist jedoch mit dem Auslaufen der expansiven geld- und fiskalpolitischen Impulse im Verlauf des Jahres 2010 mit einer Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik zu rechnen.

Das WIFO hält in ihrer Dezember-Prognose am – bereits im Juni prognostizierten – Rückgang des realen BIP für das Jahr 2009 von 3,4% fest, revidiert jedoch das Wachstum für 2010 im Vergleich zur September-Prognose um 0,5 Prozentpunkten (PP) auf +1,5% hinauf.

Das IHS hingegen korrigierte die Herbstprognose hinauf und prognostiziert für 2009 (2010) ein reales BIP-Wachstum von -3,7% (+1,3%). Dies entspricht einer Revision von +0,1PP (+0,3PP) für 2009 (2010).

Die HVPI-Inflationsrate lag im Jahr 2009 bei 0,4%

Die HVPI-Jahresinflationsrate für das Jahr 2009 ist nach dem rohstoffpreisgetriebenen Anstieg im Jahr 2008 (+3,2%) wieder auf +0,4% gesunken. Gemäß VPI betrug die Jahresinflation 2009 0,5%, was die niedrigste Inflationsrate seit 1953 darstellt. Über das Jahr gesehen, waren die Treibstoffe mit einer Inflationsrate von -18,2% die Hauptpreisdämpfer. Die Gruppe Erziehung und Unterricht wirkte mit einer Jahresinflationsrate von -9,6% ebenfalls inflationsdämpfend, während die Wohnungsmieten mit einer Inflationsrate von 4,7%

Hauptpreistreiber waren. Weiters wirkte die Teuerungen von Gesundheitsdienstleistungen mit 2,6% ebenfalls inflationserhöhend.

Das Jahr 2009 wurde von Mai bis November 2009 durch eine anhaltende Phase mit niedrigen Inflationsraten, teilweise sogar leicht negativen Werten, geprägt. Zuletzt stieg die HVPI- Inflationsrate wieder deutlich an und lag im Dezember bei 1,1% (November: 0,6%).

Hauptverantwortlich für den deutlichen Anstieg in den letzten beiden Monaten ist der Wegfall des dämpfenden Basiseffektes bei den Energiepreisen (nicht mehr höhere, sondern geringere Treibstoffpreise als in der Vergleichsperiode des Vorjahres).

Lage am Arbeitsmarkt weiterhin angespannt

Im Dezember 2009 gingen gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres rund 42.000 Arbeitsplätze verloren und stieg die Zahl der Arbeitslosen um 25.600. Damit waren im Dezember rund 313.000 Personen arbeitslos. Obwohl damit absolut betrachtet ein deutlicher Sprung verzeichnet wurde (von 258.000 im November), schwächte sich der Anstieg (siehe Grafik) im Vergleich zum Vorjahr ein weiteres Mal ab (Nov.: +32.200; Dez.:+25.600. Im Vergleich zum Vorjahr wird sich der Rückgang zumindest bis Februar aufgrund des Basiseffekts (deutlicher Anstieg zwischen November 2008 und Februar 2009) fortsetzen. Addiert man zu der Zahl der Arbeitslosen die Personen in Schulung und die Personen in Kurzarbeit (gewichtet mit Faktor 0.3) waren im Dezember 2009 rund 392.000 Personen ohne Arbeit.

Der Anstieg der Arbeitslosen schlägt sich erstmals deutlich in der Eurostat-Arbeitslosenquote nieder. Diese wurde mit der Dezemberveröffentlichung erneut erheblich revidiert. Zuletzt lag

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die Arbeitslosenquote noch bei konstant 4,7% (bis Oktober). Mit der aktuellen Veröffentlichung wurde für die Arbeitslosigkeit in Österreich (November) ein Wert von 5,5%

berechnet. Bereits im Juni hat die Arbeitslosenquote demnach die 5% Grenze überschritten. In Folge der letzten Rezession (2001/2002) stieg die Arbeitslosenquote bis Anfang 2006, allerdings nur auf 5,3%. Trotzdem weist Österreich im internationalen Vergleich nach wie vor die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in Europa aus (niedrigste ALQ: Niederlande: 3,9%; EU- 27: 9,5%; Euroraum: 10,0%).

Grafik 2: Entwicklung am Arbeitsmarkt

-40,000 -20,000 0 20,000 40,000 60,000 80,000 100,000

Jun.08 Aug.08 Okt.08 Dez.08 Feb.09 Apr.09 Jun.09 Aug.09 Okt.09 Dez.09 Personen in Kurzarbeit

Personen in Schulungen Arbeitslose

Personen, Veränderung zum Vorjahreswert

Quelle: AMS, Eurostat, Statistik Austria.

Konjunkturindikatoren signalisieren stabilisierte Aussichten

Auch im Dezember 2009 stieg der Economic Sentiment Indicator (ESI) und setzte damit den seit Mai andauernden Anstieg fort. Nach zuletzt 89,5 Punkten notiert der ESI im Dezember bei 91,4 Punkten und liegt somit nur noch 8,6 Punkte unter dem Mittelwert von 100 Punkten.

Zum Vergleich: Im April lag der ESI mit 65,8 Punkten noch um 34,2 unter dem Mittelwert.

Dieser Anstieg ist im Besonderen auf das Dienstleistungs- und Konsumentenvertrauen zurückzuführen. Beide Subindices stiegen seit April um mehr als 20 Punkte. Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) stieg im Dezember auf 50,8 Punkte und somit wieder über den Wert von 50 (Werte über 50 Punkte signalisieren ein Wachstum der Wirtschaft, Werte darunter eine Kontraktion). Die Subkategorien Produktion und Auftragseingänge liegen ebenso über 50 Punkten. Der Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im Dezember 2009 auf 0,2 Punkte und ist somit erstmals seit September 2008 positiv.

Vertrauensindikatoren zur Industrieproduktion und der Exportaktivität signalisieren aktuell eine Stabilisierung auf tiefem Niveau bzw. ein leichtes Wachstum. Bei der Industrieproduktion fiel der Rückgang im Jahresvergleich neuerlich geringer aus; so schrumpfte diese im Oktober im

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Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,0% (-10,7% im September). Die Gesamtauftragseingänge verzeichneten im Oktober einen Rückgang von 18,1% im Vergleich zum Vorjahr, nach einem Rückgang von rund 25% im Hochsommer. Damit entwickelten sie sich zwar im Oktober wieder deutlich schwächer als im September, wurde jedoch durch einen Arbeitstagseffekt verzerrt. Der Oktober 2009 hatte zwei Arbeitstage weniger als der Oktober 2008.

Gemäß den aktuellen Ergebnissen des OeNB-Exportindikators sind die Güterexporte im Jahr 2009 um 19,7% (nominell, saisonbereinigt) zurückgegangen. Die unterjährige Dynamik zeigt jedoch, dass sich der Außenhandel nach dem Einbruch zu Jahresbeginn in der zweiten Jahreshälfte etwas erholen konnte. Die österreichischen Exporteure profitieren dabei von der derzeit stattfindenden Erholung der internationalen Konjunktur. Im dritten Quartal 2009 kam es im Euroraum erstmals nach Ausbruch der Krise wieder zu einem Anstieg des realen BIP. Die bis November vorliegenden Daten zur Euroraum-Industrieproduktion zeigen ein Anhalten des Aufwärtstrends im vierten Quartal an.

Vor diesem Hintergrund lässt der auf Basis der ASFINAG-Fahrleistungsdaten erstellte Exportindikator für die Prognosemonate November und Dezember einen Anstieg der nominellen Güterexporte um 2,8% bzw. 2,3% erwarten (jeweils im Dreimonatsabstand). Für das vierte Quartal 2009 ist daher mit einem Wachstum der Güterexporte von +3,1% gegenüber dem Vorquartal zu rechnen (drittes Quartal +2,9%). Im Jahresabstand waren die Güterexporte im Oktober 2009 noch um 17,8% gesunken. Im November dürfte dieser Rückgang fast zu einem Halt (-1,3%) gekommen sein und im Dezember sollte das Jahreswachstum erstmals wieder ins Plus (+2,5%) gedreht haben. Neben der wirtschaftlichen Erholung der letzten Monate zeichnen Basis- und Arbeitstagseffekte für diese Entwicklung verantwortlich.

Grafik 3: Ergebnis des OeNB-Exportindikators

7000 7500 8000 8500 9000 9500 10000 10500 11000

2006M01

2006M07

2007M01

2007M07

2008M01

2008M07

2009M01

2009M07

210 220 230 240 250 260 270 280 290 300 310

Güterexporte (saison- und arbeitstägig bereinigt, linke Skala) LKW-Fahrleistung (saison- und arbeitstägig bereinigt, rechte Skala)

in Mill. Euro

Quelle: ASFINAG, Statistik Austria, OeNB.

Mill. Kilometer

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Anmerkung: Die letzten beiden Werte für die Güterexporte sind Prognosewerte

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Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten

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Geldmärkte erholten sich im Jahr 2009 im Niedrigzinsumfeld stark

Nachdem die amerikanische Federal Reserve im Dezember 2008 ihren Leitzins auf 0-0,25%

gesenkt hatte, reduzierte die EZB ihren Leitzins im Lauf des Jahres 2009 von 2,5% sukzessive auf einen historischen Tiefststand von 1%. Durch diese und weitere begleitende Maßnahmen zur Wiederherstellung des Funktionierens des Geldmarkts fielen auch die Geldmarktsätze sehr stark. So erreichten sowohl der 1-Monats-Euribor (0,45%, Stand 31. Dezember 2009) als auch der 3-Monats-Euribor (0,7%) im vierten Quartal 2009 neue Tiefststände. Auch die Risikoaufschläge am europäischen (31 Bp.) und amerikanischen (9 Bp.) Interbankenmarkt sanken im Jahr 2009 deutlich und stabilisierten sich gegen Jahresende auf Niveaus des Sommers 2007 (Stand: 31.12.2009). Ende 2009 offenbarten sich die unterschiedlichen realwirtschaftlichen Bedingungen in Europa auch in den geldpolitischen Entscheidungen.

Während z. B. die norwegische Notenbank ihren Leitzins im vierten Quartal zweimal erhöhte und die EZB im Dezember 2009 das letzte längerfristige zwölfmonatige Refinanzierungsgeschäft durchführte, unterstützten manche Zentralbanken in CESEE ihre Volkswirtschaften weiterhin mit Leitzinssenkungen, nachdem sich ihre Wechselkurse deutlich stabilisierten. So setzten im zweiten Halbjahr 2009 z. B. die ungarische (von 9,5 auf 6,25%), tschechische (1,5 auf 1%) als auch russische (11,5 auf 8,75%) Nationalbank ihre Leitzinsen herab.

0 100 200 300 400

Sep-08 Dez-08 Mär-09 Jun-09 Sep-09 Dez-09

EUR USD

Quelle: Bloomberg,.

3-Monats - Übernacht Spreads am Interbankenmarkt in Bp.

0 50 100 150 200 250 300 350

Jul-07 Jän-08 Jul-08 Jän-09 Jul-09

iBoxx Euro Covered Swap Spread iBoxx Euro Banks Senior Swap Spread in Bp.

Covered Bond und Bank Senior Swap Spreads

6 Autoren: Gernot Ebner, Stefan Kavan (Abteilung für Finanzmarktanalyse).

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Kreditrisiken werden zunehmend differenziert bewertet

Der für die Refinanzierung von im Euroraum tätigen Banken bedeutende Covered Bond- Markt hat sich im Vergleich zu anderen Kreditmärkten im Jahr 2009 vergleichsweise gut entwickelt. Die EZB hat mit ihrer Ankündigung von Käufen von Covered Bonds im Mai 2009 dazu beigetragen, diesem Segment neue Impulse zu geben. Der iBoxx Coverd Bond-Index (blaue Linie in obenstehender rechter Grafik) verblieb deutlich unter dem Index für vorrangige Bankanleihen (rote Linie: iBoxx Euro Banks Senior). Das Emissionsvolumen ist im Jahr 2009 gegenüber 2008 um rund 30% angestiegen. Die Risikoaufschläge haben sich deutlich eingeengt, dennoch liegen sie über den Niveaus von vor der Krise. Der neue Schwung im Markt hat auch dazu geführt, dass einige neue Emittenten auf diesen Markt kamen. Aus Sicht der Finanzmarktstabilität sind diese Entwicklungen positiv, da Banken sich mittel- bis längerfristig refinanzieren und somit ihre Refinanzierungsstruktur verlängern konnten. Der Anstieg beim Emissionsvolumen ist aber auch vor dem Hintergrund hoher Refinanzierungserfordernisse über die nächsten zwei Jahre zu sehen.

Mitte Dezember 2009 hat die Ratingagentur Standard & Poor’s ihre überarbeiteten Methoden zur Einschätzung von Covered Bonds veröffentlicht, nachdem sie bereits Anfang 2009 eine Änderung angekündigt hatte. Die neuen Methoden berücksichtigen nun stärker als zuvor den Asset-Liability-Mismatch und führen eine Verbindung zwischen dem Rating eines Covered Bonds und des Emittentenratings ein. Damit könnten die Refinanzierungskosten steigen sowie höhere Anforderungen an Liquiditätslinien und Sicherheiten gestellt werden.

Während sich die Risikoaufschläge für 10-jährige Staatsanleihen bspw. von Österreich und Belgien gegenüber deutschen Staatsanleihen im ersten Quartal 2009 erhöhten, fielen diese Spreads danach kontinuierlich und lagen Ende 2009 bei 29 (-61 Bp. yoy) bzw. 32 (-50 Bp. yoy) Basispunkten. Im Gegensatz dazu standen die Entwicklungen im von der Wirtschaftskrise stark betroffenen Irland (142 Bp., +14 Bp. yoy) und in dem mit einer hohen Neuverschuldung kämpfenden Griechenland (241 Bp., +13 Bp.). Während Irland mit Budgeteinschnitten auf die schwierige Situation reagierte, kam Griechenland aufgrund stark negativ revidierter Defizitzahlen und einer damit einhergehenden gesunkenen Glaubwürdigkeit bei Ratingagenturen und Investoren zunehmend unter Druck. Die Marktreaktionen zeigen, dass die zeitgerechte Vorlage eines plausiblen Plans zum nachhaltigen Abbau der Neuverschuldung unabdingbar ist.

Aktienmärkte erholten sich nach schwierigem Jahresbeginn 2009 sehr deutlich Niedrige Zinsen, die Stabilisierung des internationalen Finanzsystems und verbesserte Ertragsaussichten führten nach einem schwierigen Jahresbeginn 2009 zu einer Kursrallye an den internationalen Aktienmärkten. Der amerikanische S&P500-Index stieg im Jahresvergleich um 23% (+52% seit Ende Februar 2009), der europäische DJ EuroStoxx Price um 23% (+49%) und der österreichische ATX sogar um 43% (+68%). Die Aktien österreichischer Finanz- intermediäre verzeichneten sogar eine noch bessere Jahresentwicklung. Erste Group +61%

(+240% seit Ende Februar 2009), Raiffeisen International +105% (+164%) und die Vienna Insurance Group +49% (103%). Einzig der Kurs der Uniqa Aktie verlor im Jahresvergleich (- 28%).

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20 30 40 50 60 70 80 90 100 110

Jän-08 Apr-08 Jul-08 Okt-08 Jän-09 Apr-09 Jul-09 Okt-09 DJ EuroStoxx Banks DJ EuroStoxx Insurance DJ EuroStoxx Health Care DJ EuroStoxx Utilities

Branchenindexentwicklungen des DJ EuroStoxx

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Jän-99 Jän-01 Jän-03 Jän-05 Jän-07 Jän-09

Aktienvolatilität im Euroraum (VStoxx-Index)

Quelle: Bloomberg. Die linke Graphik wurde per 1. Jänner 2008 zu 100 indiziert. Der VStoxx-Index basiert auf den DJ EuroStoxx 50 Indexoptionen.

Diese Performance spiegelt sich besonders bei den der Finanzbranche spezifischen Aktienindizes wider: Der DJ EuroStoxx Banks stieg 2009 um 49% an und (seit Ende Februar 2009 um 108%) und der DJ EuroStoxx Insurance notierte am Jahresende 9% höher (+63%).

Somit erholten sich im Laufe des Jahres 2009 die zwei Branchenindizes besonders stark, die am direktesten von der Finanzkrise betroffen waren. Sie erreichten damit wieder ihre Niveaus von Oktober 2008, kurz nach der Insolvenz der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers. Defensivere Sektoren verzeichneten hingegen eine sehr unterschiedliche Entwicklung im Aktienjahr 2009: Aktien von Unternehmen aus dem Gesundheitssektor stiegen um 18%, während Versorgerunternehmen um 1% fielen. Auch die impliziten Volatilitäten europäischer Aktienoptionen deuten auf eine Stabilisierung der Märkte hin. Erstaunlich erscheint jedoch, dass trotz verbleibender Risiken die Marktteilnehmer bereits wieder mit historisch durchschnittlichen Kursschwankungen rechnen, wie die langjährige Entwicklung des VStoxx- Index verdeutlicht.

Der steigende Risikoappetit und die geringere Betroffenheit der Realwirtschaft in großen Emerging Markets trugen zu einer überdurchschnittlich guten Entwicklung der Aktien- und Anleihenmärkte in dieser Region bei. So stieg der MSCI Emerging Markets (Aktien-)Index im Jahr 2009 um 75%, was der stärkste Anstieg seit dem Jahr 1987 ist. Der EMBI Global Index, der die Entwicklung von Anleihen abbildet, erzielte im Jahr 2009 einen Anstieg um 28%, die beste Jahresentwicklung seit 1996. Das verstärkte Interesse an Anlagen in Emerging Markets zeigte sich auch in den Zuflüssen in Spezialfonds. So flossen den Emerging Markets-Aktienfonds im Jahr 2009 64,5 Mrd USD und den Anleihefonds 8 Mrd USD zu. Die Zuflüsse sind also insgesamt höher als die 2008 abgeflossenen 67 Mrd USD. Die hohe Dynamik lässt sich auch am Volumen der im Jahr 2009 durchgeführten Initial Public Offerings (IPO) ablesen: In den Schwellenländern war das IPO-Volumen um 160% höher als in den Industriestaaten. In diesem Zusammenhang wurden Bewertungen erreicht, die zuletzt im Jahr 2000 erzielt wurden. Diese

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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Entwicklung zeigt auch, dass die Erwartungen der Marktteilnehmer teilweise erheblich gestiegen sind und das Risiko für Rückschläge zugenommen hat.

Geschätzte Wertberichtigungen für Banken im Euroraum bei 553 Mrd EUR

Die EZB hat in ihrem im Dezember 2009 vorgestellten ECB Financial Stability Review Schätzungen zu Wertberichtigungen für den Euroraum-Bankensektor veröffentlicht. Die Schätzungen zeigen, dass die Euroraum-Banken aus ihrem Wertpapier- und Kreditexposure kumulierten Belastungen im Zeitraum 2007-2010 von 553 Mrd EUR ausgesetzt sind, hiervon entfallen 198 Mrd EUR auf Wertpapiere und 355 Mrd EUR auf Kredite.

Im Jahr 2009 dürften die Wertberichtigungen bei Krediten höher ausfallen als bei Wertpapieren. Bis Ende 2010 werden noch insgesamt 187 Mrd EUR an Wertberichtigungen vornehmlich bei Krediten erwartet. Die EZB geht also davon aus, dass ein Großteil der Wertberichtigungen von 553 Mrd EUR, nämlich rund zwei Drittel bzw. 366 Mrd EUR, bereits von den Euroraum-Banken verbucht wurde. Die EZB-Schätzungen vom Dezember 2009 fielen allerdings höher aus als im Juni 2009 angenommen. Der Anstieg kann vor allem auf die Berücksichtigung zusätzlicher Vermögenswerte sowie auf die verschlechterten Aussichten bei gewerblichen Immobilien zurückgeführt werden.

Etwas verbesserte Einschätzung zur Finanzmarktstabilität, wenngleich Risiken weiterhin erhöht bleiben

Mitte Dezember 2009 haben die EZB und die OeNB ihre Finanzmarkstabilitätsberichte veröffentlicht. In beiden Berichten wird konstatiert, dass sich die Finanzmarktstabilität seit Juni 2009 verbessert hat. Gründe hierfür sind die positiven Entwicklungen im globalen makroökonomischen Umfeld, Verbesserungen bei Vertrauensindikatoren, höher als erwartet ausgefallene Unternehmensgewinne sowie die günstigeren globalen Finanzmarktbedingungen.

Es besteht jedoch das Risiko, dass die derzeit relativ günstige makro-finanzielle Konstellation und der damit verbundene Schub für die Profitabilität der Banken verschwindet, bevor die Kreditwertberichtigungen ihren Höhepunkt erreicht haben. Bei den Überlegungen zur Belebung des Kreditmarkts sind die Risiken, die durch ein Aufbauen einer weiteren Blase entstünden, zu berücksichtigen. Ein Rückschlag beim globalen Wirtschaftsaufschwung würde zusätzlichen Druck auf die Kreditqualität ausüben und weitere staatliche Maßnahmen notwendig machen könnten. Und dies ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zu dem die öffentlichen Finanzen international ohnedies schon unter Druck sind.

Insbesondere die abgestimmte Vorgehensweise von IWF, EU und anderen internationalen Finanzinstitutionen gemeinsam mit den betroffenen Aufsichtsbehörden und in CESEE aktiven ausländischen Kommerzbanken hat sich in CESEE als stabilisierender Faktor erwiesen und zu einem verantwortungsvollen Handeln aller Beteiligten beigetragen. Der anhaltend hohe Fremdwährungskreditanteil im Kreditportfolio österreichischer Banken erhöht aber das Risiko.

Die Risiken für die Finanzmarktstabilität bleiben erhöht, da der Wirtschaftsaufschwung und die verbesserte Finanzmarktstabilitätseinschätzung weiterhin fragil sind. Es bleibt offen wie stark die Maßnahmen zur Stützung der Real- und Finanzwirtschaft zur verbesserten Einschätzung beigetragen haben. Die starken Anstiege staatlicher Schuldenaufnahmen sowie eine hohe Verschuldung der meisten Privatsektoren im Euroraum stellen weitere Risiken für den Ausblick dar. Es bleibt also weiterhin kein Raum für Sorglosigkeit und eine hohe Wachsamkeit ist angebracht.

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Annex

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