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Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

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Academic year: 2022

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(1)

OESTERREICHISCHE NATIONALBANK

E U R O S Y S T E M

KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

September 201

Stabilität und Sicherheit.

(2)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(3)

Medieninhaber und Herausgeber

Oesterreichische Nationalbank Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien Postfach 61, 1011 Wien

www.oenb.at [email protected] Tel. (+43-1) 40420-6666 Fax (+43-1) 40420-6698

Redaktion Hauptabteilung für Kommunikation, Planung und Personal

© Oesterreichische Nationalbank, 2012 Alle Rechte vorbehalten.

Reproduktionen für nicht kommerzielle Verwendung, wissenschaftliche Zwecke und Lehrtätigkeit sind unter Nennung der Quelle freigegeben.

Auf geschlechtergerechte Formulierungen wird verzichtet, an ihrer Stelle verwendete Begriffe gelten im Sinn der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.

Redaktionsschluss: 5. September 2012

(4)

Bericht über die wirtschaftliche Lage ... 4

Überblick ... 5

Euroraum, USA und Asien – Konjunktur schwächt sich weiter ab ... 6

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa ... 12

Österreich: Heimische Wirtschaft kann sich internationaler Entwicklung nicht entziehen ... 14

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats ... 18

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten... 25

Spezielle Kurzanalysen zu Geld- und Währungspolitik ... 29

Schweiz und Dänemark – Verteidigung des Wechselkursziels ... 30

Das Hilfsprogramm für den spanischen Bankensektor: Ein Überblick... 35

Portugal: Gelingt die Rückkehr an den Kapitalmarkt im Jahr 2013? ... 40

Slowenien: Fiskalkonsolidierung, Bankensanierung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit als wesentlichste Herausforderungen ... 44

Kroatien: Wachstumsschwäche und fragile externe Position ... 49

Annex ... 54

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik – EU und international Zeitraum 15. Juni 2012 bis 30.August 2012 ... 55

Grafiken und Tabellen ... 62

(5)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(6)

Überblick

1

Die europäische Schuldenkrise und die sich abschwächende Konjunktur in Asien belasten derzeit die Weltwirtschaft. In den meisten Regionen schwächt sich das Wachstum kontinuierlich ab.

Das BIP-Wachstum in den USA für das zweite Quartal 2012 wurde in der zweiten Schätzung zwar leicht auf +0,4% (zum Vorquartal) nach oben korrigiert, es fiel jedoch schwächer als in den beiden Vorquartalen (+0,5% im ersten Quartal 2011 und +1,0% im vierten Quartal 2011) aus. Die private Inlandsnachfrage war – wie schon in den Quartalen zuvor – die treibende Kraft. Die drohende radikale Fiskalkonsolidierung („fiscal cliff“) von über 4% des BIP, die für 2013 in der aktuellen Gesetzgebung vorgesehen ist, stellt laut IWF das größte Abwärtsrisiko dar. Eine solch starke Konsolidierung könnte zur Stagnation im Jahr 2013 führen und damit weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben.

Das Wachstum in den asiatischen Volkswirtschaften schwächt sich derzeit ebenfalls spürbar ab.

In Japan verlangsamte sich das Wachstum im zweiten Quartal auf +0,3% zum Vorquartal (nach +1,3% im ersten Quartal); in China war ebenfalls eine Wachstumsverlangsamung (von +8,1% im ersten Quartal im Vorjahresvergleich auf +7,6%) festzustellen.

Das sich verschlechternde internationale Umfeld führt zu einem Anstieg der makrofinanziellen Risiken in der CESEE-Region. In Slowenien trugen außerdem auch länderspezifische Risikofaktoren zu einer Verschlechterung des Risikoprofils bei. Dies findet in spürbaren Abwärtsrevisionen der Wachstumsaussichten für das Jahr 2012 seinen Niederschlag. Diese liegen nun – laut Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission – zwischen -1,4% (Slowenien) und 2,7% (Polen).

Problematisch ist dabei die rückläufige Binnennachfrage in fast allen Ländern, die nur teilweise durch höhere Nettoexporte ausgeglichen werden konnte.

Das reale BIP im Euroraum ist laut der ersten Schätzung im zweiten Quartal 2012 gegenüber der Vorperiode um 0,2% geschrumpft. Der Rückgang war bereits von Kurzfristprognosen erwartet worden, die mit Wachstumsraten zwischen -0,1% und -0,3% gerechnet hatten. Für das dritte Quartal erwarten rezente Prognosen ein BIP-Wachstum zwischen -0,2% und +0,1%. Die heterogene BIP-Entwicklung auf Länderebene setzte sich im zweiten Quartal weiter fort. Während das BIP in Spanien und Italien um 0,4% bzw. 0,7% im Quartalsvergleich zurückging, verzeichnete Deutschland mit +0,3% nach wie vor ein positives Quartalswachstum.

Die Wirtschaft in Österreich kann sich den internationalen Entwicklungen nicht gänzlich entziehen. Die österreichische Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2012 um 0,2% gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Gleichzeitig wurde das Wachstum für das erste Quartal 2012 um 0,2 Prozentpunkte auf 0,5% und für das vierte Quartal 2011 um 0,3 Prozentpunkte auf 0,2% nach oben revidiert. Gemäß den Ergebnissen des OeNB-Konjunkturindikators vom Juli wird die österreichische Wirtschaft im dritten Quartal 2012 mit einem Wachstum von nur mehr 0,1%

gegenüber dem Vorquartal praktisch stagnieren. Im Unterschied zu anderen Euroraumländern zeichnet sich jedoch für Österreich derzeit kein Abgleiten in eine Rezession ab. Die österreichische HVPI-Inflation lag im Juli mit 2,1% unter dem Euroraumdurchschnitt von 2,4% (Juni: 2,4%). Sie weist seit Ende letzten Jahres einen rückläufigen Trend auf.

(7)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

Euroraum, USA und Asien –

Konjunktur schwächt sich weiter ab

2

Euroraum

Rückgang des realen BIP um 0,2% im zweiten Quartal 2012

Das reale BIP im Euroraum ist laut der ersten Schätzung im zweiten Quartal 2012 gegenüber der Vorperiode um 0,2% geschrumpft. Der Rückgang war bereits von Kurzfristprognosen erwartet worden, die mit Wachstumsraten zwischen -0,1% und -0,3% gerechnet hatten.

Gegenüber dem Vorjahresquartal ging die Wirtschaftsleistung um 0,4% zurück. Für das dritte Quartal erwarten rezente Prognosen ein BIP-Wachstum zwischen -0,2% und +0,1%. Der Großteil der Stimmungsindikatoren verschlechterte sich erneut im Juli, was ebenfalls auf einen BIP-Rückgang im dritten Quartal hindeutet. Lediglich der Einkaufsmanagerindex (Industrie und Dienstleistungen zusammengefasst) verbesserte sich im August leicht auf 46,2 Punkte (Juli:

45,6). Damit befindet er sich aber deutlich unter der 50-Punktemarke, die die Grenze zwischen Expansion und Kontraktion markiert.

Die heterogene BIP-Entwicklung auf Länderebene setzte sich im zweiten Quartal weiter fort.

Während das BIP in Spanien und Italien um -0,4% bzw. -0,7% im Quartalsvergleich zurückging, verzeichnete Deutschland mit +0,3% nach wie vor ein positives Quartalswachstum.

Positive Impulse kamen in Deutschland vom privaten Konsum und vom Außenbeitrag, während die Investitionen zurückgingen. Frankreichs BIP stagnierte erneut und damit bereits das dritte Quartal in Folge. Im Gegensatz zu Deutschland trugen in Frankreich vor allem die

2 Autoren: Martin Gächter (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

-4.0 -3.0 -2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0

2007q01 2007q03 2008q01 2008q03 2009q01 2009q03 2010q01 2010q03 2011q01 2011q03 2012q01

Vorratsveränderungen und Statistische Differenz Konsumausgaben der privaten Haushalte und POoE

Konsumausgaben des Staates Bruttoanlageinvestitionen

Außenbeitrag (Waren und Dienstleistungen) Bruttoinlandsprodukt Quelle: Eurostat.

in %-Punkten gegenüber Vorperiode

Wachstumsbeitrag der Komponenten des realen BIP im Euroraum

(8)

Bruttoanlageinvestitionen zum Wachstum bei, während die Nettoexporte einen negativen Beitrag lieferten. Für das Gesamtjahr 2012 erwartet der IWF (WEO Update Juli 2012) ein negatives BIP-Wachstum im Euroraum von -0,3%, die Wachstumsaussichten für 2013 wurden leicht nach unten revidiert (+0,7%).

Auch die Situation auf dem europäischen Arbeitsmarkt verschlechterte sich seit Jahresbeginn deutlich, die Arbeitslosenquote lag im Juli bei 11,3% (unverändert gegenüber Juni) und damit auf einem historischen Höchststand (+1,2 Pp. im Jahresvergleich). Diese Entwicklung ist vor allem auf eine Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation in Spanien (Arbeitslosenquote:

25,1%) und Italien (10,7%) zurückzuführen, wo die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn einbrach. Während auch in Frankreich (10,3%) ein Anstieg der Arbeitslosenquote verzeichnet wurde, kam es in Deutschland in den letzten Monaten zu einer Reduktion auf 5,5%. Trotz des rezenten Anstiegs auf 4,5% weist Österreich nach wie vor die niedrigste Arbeitslosenquote unter allen Euroraum-Ländern auf.

Leichter Anstieg der Inflation im August

Laut erster Schätzung ist die HVPI-Inflationsrate im August leicht auf 2,6% angestiegen.

Zuvor war die Inflation im Jahresverlauf etwas zurückgegangen und lag im Juli zum dritten Mal in Folge bei 2,4%, nachdem sie zu Jahresbeginn noch 2,7% betragen hatte. Der zu beobachtende Rückgang war vor allem der Entwicklung der Energiepreise geschuldet, deren Beitrag zum Gesamtindex seit März deutlich zurückging. Die Kerninflationsrate (ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak) ist im Juli gegenüber dem Vormonatswert um 0,1 Pp. auf 1,7% angestiegen. Aktuelle HVPI-Prognosen gehen für das Gesamtjahr 2012 von einer Inflationsrate von etwa 2,3% bis 2,4% aus. Aufwärtsrisiken gibt es vor allem im Zusammenhang mit den zuletzt stark gestiegenen Nahrungsmittelpreisen, die in Folge der großen Dürre in den USA weiter zulegen könnten. Auch die Energiepreise verzeichneten seit Mitte Juni wieder einen deutlichen Aufwärtstrend. Aktuelle Prognosen für 2013, die allerdings die aktuellen Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten noch nicht in vollem Umfang berücksichtigen, gehen von einem Rückgang der Inflationsrate auf etwa 1,7% aus. Die mittelfristigen Inflationserwartungen stehen somit im Einklang mit dem von der EZB angestrebten Zielwert für den HVPI von unter, aber nahe 2%.

Weiterhin heterogene Entwicklung auf den Märkten für Staatsanleihen

-1 0 1 2 3 4 5 6 7 8

Jul.09 Jän.10 Jul.10 Jän.11 Jul.11 Jän.12 Jul.12

AT BE FR DE IT ES

2-jährige Staatsanleihen ausgewählter Länder

Rendite in %

Quelle: Thomson Reuters.

-1 0 1 2 3 4 5 6 7 8

Jul.09 Jän.10 Jul.10 Jän.11 Jul.11 Jän.12 Jul.12

AT BE FR DE IT ES

10-jährige Staatsanleihen ausgewählter Länder

Rendite in %

Quelle: Thomson Reuters.

(9)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

Seit März 2012 entwickelten sich die Renditen der Anleihen der Euroraumländer wieder deutlich auseinander. Während Länder wie Deutschland, Niederlande, Österreich, Frankreich und Belgien Rückgänge um einen halben bis zu einem Prozentpunkt verzeichneten und auch die Renditen auf 10-jährige Anleihen in den Programmländern Irland und Portugal zurückgingen, verteuerte sich die Finanzierung für Italien und Spanien erheblich und erreichte Ende Juli mit 6,6% bzw. 7,6% neue Höchststände. Zuletzt gingen aber auch die Renditen für italienische und spanische Anleihen zurück, da die Finanzmärkte nach den jüngsten Erklärungen von EZB- Präsident Draghi ein erneutes Eingreifen der EZB für wahrscheinlich halten. Damit notierten die 10-jährigen Anleihen zuletzt für Spanien um etwa 110 Basispunkte und für Italien um etwa 80 Basispunkte (Stand: 28. August) unter ihren Rekordständen vom Juli.

USA: Leichte Abkühlung der Wachstumsdynamik Das BIP-Wachstum in den USA wurde für

das zweite Quartal 2012 in der zweiten Schätzung leicht nach oben korrigiert und beträgt demnach +0,4% (zum Vorquartal, +1,7% annualisiert), nachdem die Wachstumsraten für das erste Quartal auf +0,5% (2,0% annualisiert) und für das vierte Quartal 2011 auf +1,0% (4,1% annualisiert) hinauf revidiert wurden. Zum Wachstum trugen vor allem der private Konsum sowie die Bruttoanlageinvestitionen bei, während die öffentlichen Ausgaben und die Nettoexporte jeweils einen knapp negativen Beitrag lieferten.

Die drohende

radikale

Fiskal-

konsolidierung („fiscal cliff“) von über 4% des BIP, die für 2013 in der aktuellen Gesetzgebung vorgesehen ist, stellt laut IWF das größte Abwärtsrisiko dar, da eine solch starke Konsolidierung zur Stagnation im Jahr 2013 und damit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft führen könnte. Gleichzeitig wird angenommen, dass die Konsolidierung deutlich geringer ausfällt (d.h. dass eine Einigung erzielt wird), um das Wachstum nicht zu gefährden. Mittelfristig ist laut IWF eine glaubwürdige Strategie zur Fiskalkonsolidierung notwendig, um die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen zu gewährleisten.

Positive Zeichen kamen vom Immobilienmarkt. Die Immobilieninvestitionen lieferten bereits das fünfte Quartal in Folge einen positiven Wachstumsbeitrag, wenngleich sich dieser gegenüber dem ersten Quartal abschwächte. Der S&P/Case-Schiller-Index (20- Cities) stieg im Juni um 0,9% (s.a.) und damit bereits den fünften Monat in Folge (nachdem er zuvor in 19 von 20 Monaten gefallen war). Die Talsohle dürfte also durchschritten sein, die Erholung allerdings aufgrund der nach wie vor großen Anzahl an zu verkaufenden Immobilien noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Gemischte Signale kamen vom Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli leicht auf 8,3% an, obwohl die Partizipationsrate leicht auf 63,7% sank. Gleichzeitig legte

-3.0 -2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0

2007q01 2008q01 2009q01 2010q01 2011q01 2012q01

priv.Konsum staatl.Konsum

Bruttoanlageinv. Außenbeitrag Vorratsveränderungen*) BIP

Wachstumsbeitrag des realen BIP in USA

in % Punkten gegenüber Vorperiode

Quelle: Eurostat. *) inkl. Statistische Differenz.

(10)

die Beschäftigung (non-farm payroll) im Juli um 163.000 und damit wieder deutlich zu, nachdem diese die drei Monate davor durchschnittlich nur um 73.000 pro Monat anstieg.

Das wieder erstarkte Beschäftigungswachstum könnte auf eine positive Trendumkehr hindeuten, allerdings muss sich diese in den nächsten Monaten erst bestätigen.

Die neuesten Daten zeigen gemischte Signale, nachdem sich die Konjunktur in den Monaten zuvor deutlich abgekühlt hatte. Das Konsumentenvertrauen stieg im Juli zwar um 3,2 Punkte (auf 65,9%) und damit zum ersten Mal seit fünf Monaten, fiel jedoch im August wieder deutlich um 4,8 Punkte. Die Industrieproduktion stieg im Juli um 0,6%

und die Einzelhandelsumsätze um 0,8% an. Auch der Einkaufsmanagerindex (Industrie und Dienstleistungen zusammengefasst) stieg im Juli wieder an, nachdem er sich zuvor seit März auf einem Abwärtstrend

befand.

Die Inflation (CPI) sank im Juli weiter auf 1,4% im Jahresvergleich und ist damit seit September 2011 (3,9%) deutlich zurückgegangen. Die Kerninflation lag zuletzt bei 2,1%. Wie erwartet ließ die Fed den Leitzins unverändert bei 0- 0,25% und setzt das „Operation Twist“

Programm bis Jahresende fort, um die langfristigen Zinsen weiter zu senken.

Die Bilanzsumme der Fed blieb zuletzt während dieser Erhöhung der durchschnittlichen Maturität der

Anleihen nahezu konstant. Eine dritte Runde der quantitativen Lockerung („quantitative easing“) und eine damit verbundene weitere Ausdehnung der Bilanzsumme der Fed erscheint jedoch durchaus möglich, wenn sich die Konjunktur in den nächsten Monaten nicht nachhaltig erholt.

Japan: Deutliche Abschwächung der Konjunktur im zweiten Quartal

Die japanische Wirtschaft hat sich im zweiten Quartal deutlich abgekühlt. Das Wachstum verlangsamte sich auf 0,3% (zum Vorquartal, 1,4% annualisiert), nachdem das Wachstum im ersten Quartal nach einer deutlichen Aufwärtsrevision noch 1,3% (5,5%

annualisiert) betragen hatte. Die inländische Nachfrage trug 0,4 Prozentpunkte zum Wachstum bei, während der Außenbeitrag einen knapp negativen Beitrag lieferte (-0,1%).

Bemerkenswert war die Trendumkehr bei den privaten Investitionen, die im ersten Quartal (trotz des starken Wachstums) noch negativ

-5.0 -3.0 -1.0 1.0 3.0 5.0

2007q01 2008q01 2009q01 2010Q1 2011Q1 2012Q1

priv.Konsum staatl.Konsum

Bruttoanlageinv. Außenbeitrag

Vorratsveränderungen*) BIP

Wachstumsbeitrag der Komponenten des realen BIP in Japan in % Punkten gegenüber Vorperiode

Quelle: Eurostat. *) inkl. Statistische Differenz.

0 500 1,000 1,500 2,000 2,500 3,000 3,500

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

U.S. Treasury Securities Federal agency debt securities Mortgage-backed securities Repurchase agreements

Loans Other Federal Reserve assets

Central bank liquidity swaps Gold stock

Balance Sheet: Federal Reserve (Billions of USD)

Quelle: Fed.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

waren, im zweiten Quartal aber bereits einen positiven Beitrag lieferten. Der IWF prognostiziert für 2012 ein Wachstum von 2,4%, nachdem das erste Quartal positiv, das zweite jedoch negativ überraschte.

Neueste Daten bestätigen die konjunkturelle Abkühlung. Das Konsumentenvertrauen fiel im Juli erstmals seit Februar wieder unter die Marke von 40 Punkten, sowohl der Leading (-2,6 Punkte auf 92,6) als auch der Coincident Indicator (-2,0 Punkte auf 93,8) gaben im Juni deutlich nach. Der Grund dafür dürften die drohenden Energieengpässe über die Sommermonate sowie das Auslaufen von Subventionen für umweltfreundliche Autos sein. Die Arbeitslosenrate fiel im Juni weiter auf 4,3%. Es wird erwartet, dass sich dieser Trend vor allem aufgrund der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung in den kommenden Monaten fortsetzen wird.

Der IWF warnte zuletzt, dass eine Fiskalkonsolidierung in der Höhe von etwa 10% des BIP in den nächsten 10 Jahren notwendig sei. Obwohl die Ersparnisse der privaten Haushalte die öffentlichen Schulden übersteigen und Japan auch ein positives Nettoauslandsvermögen aufweist, wird die zunehmende Alterung der Bevölkerung zu sinkenden Spareinlagen und damit potentiell zu verstärktem Druck auf die öffentliche Refinanzierung führen. Die Regierung plant ab 2014 Konsolidierungsmaßnahmen, u.a. die Verdoppelung der Mehrwertsteuer auf 10%, um das hohe Budgetdefizit von derzeit fast 10% des BIP zu senken.

Die Inflationsrate (CPI) betrug im Juli -0,4% (Juni: -0,2%) im Jahresvergleich, die Kerninflation (ohne Energie- und Nahrungsmittel) blieb unverändert negativ bei -0,6%. Die Bank of Japan ließ ihre Zinspolitik unverändert bei einem Leitzinssatz von 0-0,1%. Der IWF empfiehlt weitere expansive Maßnahmen, um die Deflation zu bekämpfen.

China: Expansive Geld- und Fiskalpolitik

Die chinesische Konjunktur hat sich seit Jahresbeginn deutlich abgekühlt. Das BIP-Wachstum sank im zweiten Quartal weiter auf 7,6% (im Jahresvergleich), nachdem im ersten Quartal noch 8,1% verzeichnet wurden. Der IWF erwartet für 2012 ein „soft landing“ mit einem BIP- Wachstum von 8,0%. Die Regierung reagierte mit vorgezogenen Infrastrukturmaßnahmen und Subventionen für energieeffiziente Haushaltsgeräte. Der Effekt dieser fiskalischen Maßnahmen dürfte sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte bemerkbar machen.

Die Inflation sank im Juli weiter auf 1,8%

im Jahresvergleich (Juni: 2,2%) und liegt damit deutlich unter dem Inflationsziel von 4%. Um das Wachstum anzukurbeln, senkte die People’s Bank of China erstmals seit 2008 die Referenzsätze für Einlagen- und Kreditzinsen, und das sogar zwei Mal innerhalb eines Monats (auf 6,00% für Kredite und 3,00% für Einlagen). Bereits im Februar und Mai hatte sie die Mindestreserveratio für Geschäftsbanken jeweils um 50 Basispunkte gesenkt. Die überraschende Zinssenkung war von weiteren Liberalisierungsmaßnahmen begleitet. Die Einlagenzins-Deckelung

wurde auf 110% der Benchmark festgelegt, die Begrenzung für Kreditzinsen wurde auf 70% der Referenzrate nach unten weiter ausgeweitet, wodurch die Zinssenkungen asymmetrisch wirkten

-2.5 0 2.5 5 7.5 10

0 5 10 15 20 25

2007 2008 2009 2010 2011 2012

VPI (rA) Einlagezinsen (lA)

Mindestreservesatz (lA) Kreditzinsen (lA)

Geldpol. Entscheidungen der People's Bank of China

Monatsende in %

Quelle: Thomson Reuters.

Jährliche Inflation in %

(12)

(die Kreditzinsen können damit stärker fallen als die Einlagenzinsen). Durch diese Liberalisierungsmaßnahmen möchte die Zentralbank den Bankenwettbewerb ankurbeln, um damit den Transmissionsmechanismus zu stärken. Der Handelsbilanzüberschuss Chinas war im ersten Halbjahr höher als erwartet, die Währungsreserven Chinas haben sich jedoch seit Mitte 2011 kaum mehr erhöht.

(13)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa

3

Verschlechtertes internationales Umfeld führt zu einem Anstieg der makrofinanziellen Risiken in der CESEE-Region

Seit dem Spätherbst 2011 haben sich die makrofinanziellen Risiken aufgrund der internationalen Wirtschaftsentwicklung in der gesamten Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE4) neuerlich erhöht. In Slowenien trugen außerdem auch länderspezifische Risikofaktoren zu einer Verschlechterung des Risikoprofils bei. In der Slowakei und in Polen wirkte sich die binnenwirtschaftliche Entwicklung risikodämpfend aus.

Die makroökonomischen und zyklischen Risiken haben sich erhöht, was in spürbaren Abwärtsrevisionen der Wachstumsaussichten für das Jahr 2012 seinen Niederschlag findet.

Diese liegen nun – laut Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission – zwischen -1,4%

(Slowenien) und 2,7% (Polen). Problematisch ist dabei die rückläufige Binnennachfrage in fast allen Ländern, die nur teilweise durch höhere Nettoexporte ausgeglichen werden konnte. Vor allem die trüben Aussichten für die Eurozone, aber auch die Gefahr, dass sich die Konjunktur in anderen Weltregionen schlechter als erwartet entwickelt, tragen wesentlich zur Erhöhung der makroökonomischen Risiken der CESEE-Region bei. In Slowenien verschlechterte sich die konjunkturelle Lage besonders spürbar. Rumänien entwickelte sich hingegen eher positiv, da eine Verbesserung der heimischen Nachfrage den zuvor negativen Wachstumstrend leicht ins Plus drehen konnte. Im Unterschied zu den mäßigen Wachstumsaussichten ist die Fiskalentwicklung der Länder – unter den gegebenen Rahmenbedingungen – als zufriedenstellend anzusehen. Die Budgetdefizite im Jahr 2011 lagen überall außer in Slowenien unter dem Vorjahresniveau und es wird erwartet, dass sich die Fiskalkonsolidierung 2012 in fast allen Ländern trotz der schwachen Wirtschaftsentwicklung weiter fortsetzen wird.

Auch die außenwirtschaftlichen Risiken und Wechselkursrisiken verschärften sich seit letztem Spätherbst. In fast allen Ländern kam es zu einem gewissen Rückgang der preislichen Wettbewerbsfähigkeit infolge steigender Lohnstückkosten. Besonders stark war dieser Trend in Rumänien und konnte dort auch durch die leichte Abwertung der Landeswährung nur zu einem kleinen Teil ausgeglichen werden. Hingegen entwickelte sich die Wettbewerbsfähigkeit in Polen positiv, da die Arbeitsproduktivität im verarbeitenden Gewerbe stark gesteigert werden konnte.

Seit März 2012 kam es in allen Ländern mit flexiblen Wechselkursen zu Währungsabwertungen gegenüber dem Euro. Das Risiko weiterer Abwertungen (resp. erhöhtem Druck auf Währungen mit fixen Wechselkursen) kann aufgrund der erwarteten Schwächung der Auslandsnachfrage nicht ausgeschlossen werden. Die außenwirtschaftliche Lage der einzelnen Länder entwickelte sich im Jahr 2011 unterschiedlich. Das Leistungsbilanzdefizit war in Rumänien mit 4,1% des BIP am höchsten und blieb gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert. Im Unterschied dazu verringerte sich das Defizit in der Tschechischen Republik und in Polen und konnte in der Slowakei in einen Überschuss gedreht werden. Die Direktinvestitionen stiegen insgesamt in den

3 Autorin: Isabella Moder (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

4 In diesem Unterabschnitt werden die Länder Ungarn, Polen, Slowenien, die Tschechische Republik, Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Russland und Ukraine behandelt.

(14)

hier betrachteten Ländern mehrheitlich an, jedoch besteht das Risiko, dass die Kapitalzuflüsse unter der gestiegenen Unsicherheit und Risikoaversion der Investoren leiden werden. Ungarn stellte eine Ausnahme dar, da erstmals ein leichter Abfluss von Direktinvestitionen verzeichnet wurde. Jedoch wurde dieser durch einen starken Anstieg der Portfolioinvestitionen ausgeglichen. Bei den sonstigen Investitionen verzeichneten Slowenien, Bulgarien sowie Ungarn Kapitalabflüsse.

Die Kreditrisiken und die Risiken in Bezug auf den Bankensektor nahmen ebenfalls zu. Die Finanzierungslücken (Differenz zwischen Einlagen und Krediten) verkleinerten sich in der gesamten Region, in manchen Ländern wurde diese Entwicklung jedoch teilweise (bzw. in Ungarn vollständig) durch eine Reduktion des Kreditvolumens getrieben. In Rumänien und Bulgarien vergrößerte sich die Finanzierungslücke bei Fremdwährungskrediten. Der Anteil notleidender Kredite (NPL) stieg in der Mehrheit der Länder an (Ausnahmen: Tschechische Republik, Polen, Slowakei). Die Risiken eines krisenbedingten Deleveraging in der Region bleiben bestehen, vor allem da das Ausmaß und das Tempo des weltweiten Deleveraging kaum abschätzbar ist. Darüber hinaus stieg das Risiko eines griechischen Finanzkollapses, welcher vor allem auf Rumänien und Bulgarien erhebliche Auswirkungen haben könnte. Länderspezifisch war eine Verschlechterung der Situation in Slowenien festzustellen, da die notleidenden Kredite hier stark angestiegen sind, die Ertragskraft der Banken negativ ist und die Kapitalausstattung des Bankensektors deutlich niedriger als in anderen Ländern der Region ist. Im Unterschied dazu verbesserte sich die Risikolage in der Slowakei, wo sich die genannten Indikatoren positiv entwickelten.

(15)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

Österreich: Heimische Wirtschaft kann sich internationaler Entwicklung nicht entziehen

5

Veröffentlichung der VGR-Schnellschätzung für das zweite Quartal 2012

Die österreichische Wirtschaft ist laut Schnellschätzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (Flash Estimate) im zweiten Quartal 2012 um 0,2% gegenüber dem Vorquartal gewachsen (real, saison- und arbeitstätig bereinigt). Das Wachstum entsprach damit genau dem Prognosewert des OeNB-Konjunkturindikators vom Juli 2012. Gleichzeitig wurde das Wachstum für das erste Quartal 2012 um 0,2 Prozentpunkte auf 0,5% und für das vierte Quartal 2011 um 0,3 Prozentpunkte auf 0,2% nach oben revidiert.

Wachstumsraten für das BIP und die Nachfragekomponenten (real, saison- und arbeitstägig bereinigt, im Vergleich zur Vorperiode)

Quelle: WIFO, eigene Berechnungen.

Getragen wurde das Wachstum im zweiten Quartal von der Inlandsnachfrage mit einem Wachstumsbeitrag von 0,2 Prozentpunkten. Die Bruttoanalageinvestitionen mit einem Wachstum von 0,4% und der öffentliche Konsum mit 0,5% entwickelten sich dynamisch. Die realen Konsumausgaben der privaten Haushalte stagnierten hingegen. Aufgrund einer deutlichen Beschleunigung des Importwachstums stagnierte auch der zuletzt positive Wachstumsbeitrag der Nettoexporte.

Revisionen des BIP-Wachstums und der Nachfragekomponenten: VGR-

Schnellschätzung für Q2 vs. VGR-Veröffentlichung für Q1 (real, saison- und arbeitstägig bereinigt)

Quelle: WIFO, eigene Berechnungen.

5 Autor: Christian Ragacs (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen)

BIP pr.

Konsum öff.

Konsum

Bruttoan- lageinvest.

Exporte Importe Gesamte inl.

Nachfrage (ohne Lager)

Nettoexporte Lager Stat.

Diskrepanz Veränderung zur Vorperiode in % (SA) Wachstumsbeiträge zum BIP in %-Punk ten

2011Q2 0,3 0,2 0,7 1,5 1,6 1,4 0,5 0,2 0,0 -0,4

2011Q3 0,0 0,1 1,0 1,1 0,4 0,5 0,5 0,0 -0,1 -0,3

2011Q4 0,2 0,1 0,8 0,6 0,0 -0,3 0,3 0,2 0,0 -0,3

2012Q1 0,5 0,2 0,6 0,3 0,4 -0,1 0,3 0,3 0,0 -0,1

2012Q2 0,2 0,0 0,5 0,4 0,5 0,6 0,2 0,0 0,0 0,0

2009 -3,6 1,1 0,9 -6,4 -15,4 -11,9 -0,6 -2,9 -0,6 0,6

2010 2,3 1,6 0,0 0,7 8,9 8,0 1,0 0,8 0,5 -0,1

2011 2,7 0,9 1,2 6,3 7,2 6,9 2,0 0,5 0,5 -0,3

BIP pr.

Konsum öff.

Konsum

Bruttoan- lageinvest.

Exporte Importe Gesamte inl.

Nachfrage (ohne Lager)

Nettoexporte Lager Stat.

Diskrepanz Veränderung zur Vorperiode in % (SA) Wachstumsbeiträge zum BIP in %-Punk ten

2011Q2 -0,2 0,0 0,4 0,7 0,3 0,2 0,2 0,0 -0,1 -0,4

2011Q3 0,0 -0,1 0,7 0,2 0,1 0,0 0,1 0,1 0,1 -0,3

2011Q4 0,3 -0,2 0,7 -0,3 0,0 -0,6 0,0 0,3 0,2 -0,1

2012Q1 0,2 0,1 0,5 -0,4 0,0 -0,3 0,1 0,2 0,1 -0,2

2009 -0,1 0,9 0,3 0,9 -1,6 0,6 0,7 -1,2 -0,1 0,5

2010 -0,2 -0,1 0,4 0,7 0,6 0,5 0,2 -0,1 -0,2 -0,1

2011 -0,3 0,2 0,8 1,3 0,1 -0,5 0,5 0,2 -0,8 -0,2

(16)

OeNB-Konjunkturindikator: Stagnation im dritten Quartal

Österreich zählt innerhalb des Euroraums derzeit zu den Ländern mit einer überdurchschnittlichen Performance. Die heimische Wirtschaft kann sich jedoch nicht von den internationalen Entwicklungen abkoppeln. Die negativen Folgen der Finanz- und Schuldenkrise sind insbesondere in der österreichischen Exportwirtschaft und in der Industrie – den zuletzt wichtigsten Wachstumsträgern – zu spüren. Gemäß den Ergebnissen des OeNB- Konjunkturindikators wird die österreichische Wirtschaft im dritten Quartal 2012 mit einem Wachstum von nur mehr 0,1% gegenüber dem Vorquartal praktisch stagnieren. Im Unterschied zu anderen Euroraumländern zeichnet sich jedoch für Österreich derzeit kein Abgleiten in eine Rezession ab. Diese Prognose gilt freilich nur unter der Annahme, dass es zu keiner neuerlichen Verschärfung der europäischen Finanz- und Schuldenkrise und keiner weiteren Verschlechterung der Konjunktur bei unseren wichtigsten Handelspartnern kommt.

Tendenzielle Verschlechterung der Kurzfrist- und Vertrauensindikatoren

Die Industrieproduktion (Eurostat) schrumpfte im Juni gegenüber dem Vormonat (-1,1%) zwar, war im Mai und April mit 0,7 bzw. 1,2% Wachstum aber stark. Dies führte für das zweite Quartal zu einem Plus von +1,6% gegenüber dem Vorquartal. Laut OeNB-Exportindikator vom August 2012 setze sich das verhaltene Wachstum der nominellen Güterexporte (nicht in der aktuellen vorläufigen VGR-Publikation enthalten) zur Jahresmitte fort (Juni: -0,8%, Juli: 2,2%, jeweils gegenüber dem Vorquartal). Die fehlende Exportdynamik geht weiterhin vor allem auf die schwache Performance wichtiger Absatzmärkte wie Italien, Spanien oder Ungarn zurück.

Die Exporte nach Deutschland und in die USA entwickeln sich hingegen deutlich besser. Die Auftragseingänge (Eurostat) sanken im Juni um 0,8% gegenüber dem Vormonat, waren im zweiten Quartal aber im Plus (2,2% gegenüber dem Vorquartal). Die Kapazitätsauslastung stabilisiert sich im dritten Quartal bei 84,9% (Q2: 84,7%, Durchschnitt: 85,4%).

Die aktuellen wichtigsten Vertrauensindikatoren verschlechterten sich deutlich. Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist mit 46,7 Punkten (Juli: 47,4) auf den niedrigsten Wert seit Mitte 2009 gesunken. Er zeigt den zweiten Monat in Folge ein Schrumpfen der österreichischen Industrieproduktion an. Der Economic Sentiment Indikator (der EK) sank im August zum dritten Mal in Folge und brach auf 91,2 Punkte ein. Vertrauensverluste gab es in allen Bereichen insbesondere im Baugewerbe. Das Industrievertrauen sank vergleichsweise wenig. Der Ifo-Index ist im August zum vierten Mal in Folge gesunken (-0,9 Punkte auf 102,3). Die Erwartungen gingen stärker zurück als die Beurteilung der aktuellen Lage.

Steigende Arbeitslosigkeit trotz Rekordbeschäftigung

Die Lage auf dem österreichischen Arbeitsmarkt ist im internationalen Vergleich nach wie vor sehr gut. Österreich wies im Juli mit 4,5% vor den Niederlanden (5,3%) die mit Abstand niedrigste Eurostat-Arbeitslosenquote in der gesamten Europäischen Union auf. Mit 8,9% war die Jugendarbeitslosigkeitsquote die zweitniedrigste in der EU (Deutschland: 8,0%).

Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten6 erreichte im August 2012 mit 3,55 Millionen ein neues Rekordniveau für diesen Monat (Prognose BMASK, nicht saisonbereinigt). Damit setzte sich die dynamische Beschäftigungsentwicklung der vergangenen beiden Jahre auch im dritten Quartal 2012 fort. Das überrascht angesichts der - mit Ausnahme des ersten Quartals 2012 - recht verhaltenen Konjunkturentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten. Gemäß den

6 Beschäftigungsverhältnisse.

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

aktuellsten verfügbaren Daten (Juli 2012) ist das gegenwärtig starke Beschäftigungswachstum zur Gänze dem Zuwachs an ausländischen Beschäftigten geschuldet.

Mit 232.661 Arbeitslosen ist im August die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition von 6,0% im Juli auf 6,2% angestiegen, nach Eurostat-Definition blieb sie im Juli gegenüber dem Vormonat zwar unverändert (4,5%), im April dieses Jahres lag sie aber noch bei 4,1%

(saisonbereinigt). Gegenüber dem Vorjahreswert steigt die Zahl arbeitsloser Personen bereits seit einem Jahr. Seit April ist auch die Zahl der Personen in Schulungen wieder im Steigen begriffen. Im August waren mit knapp 57.000 Personen um +4,3% mehr als im Vorjahresmonat in Schulung.

Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und offene Stellen (nicht saisonbereinigt)

Die verfügbaren Vorlaufindikatoren signalisieren für die nächsten Monaten eine verhaltene Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der offenen Stellen (August -2,0% gegenüber dem Vorjahreswert) ist saisonbereinigt seit Mitte 2011 zwar deutlich gesunken, weist seit Jahresbeginn 2012 aber nur mehr einen leicht sinkenden Trend auf. Die Zahl der beabsichtigten Kündigungen laut Frühwarnsystem ist im Juli zwar leicht gesunken, zeigt saisonbereinigt seit Jahresbeginn aber einen leicht steigenden Trend.

HVPI-Inflation im Juli 2012 bei 2,1%

Im Juli 2012 belief sich die österreichische HVPI-Inflationsrate auf 2,1% und war damit gegenüber dem

Vormonat

leicht niedriger (Juni: 2,2%). Die

Kerninflationsrate (ohne

Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) war mit 1,9% im Juli 2012 ebenfalls niedriger als im Vormonat (2,2%). Vor allem in den Sektoren Industriegüter ohne Energie und Dienstleistungen war ein Rückgang der Inflationsraten zu beobachten.

Die österreichische HVPI-Inflation lag im Juli mit 2,1% unter dem Euroraumdurchschnitt von 2,4% (Juni: 2,4%). Im Vergleich zu Deutschland war die österreichische Inflationsrate zuletzt um 0,2 Prozentpunkte höher, während sie im Vergleich zu Italien (Juli 2012: 3,6%) im Berichtsmonat wie bereits in den Vormonaten deutlich niedriger lag.

Veränderung Veränderung Eurostat Veränderung

zum Vorjahr in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr in %

2012M04 3,431 1.5 252 6.6 6.8 4.1 32.0 -11.1

2012M05 3,466 1.4 231 4.4 6.3 4.3 32.3 -10.8

2012M06 3,489 1.1 220 5.8 5.9 4.5 32.3 -11.8

2012M07 3,562 1.7 228 8.6 6.0 4.5 32.0 -10.6

2012M08 1) 3,550 1.5 233 6.1 6.2 31.5 -2.0

2011Q3 3,494 1.8 216 0.5 5.8 3.8 33.5 -3.9

2011Q4 3,429 1.8 264 2.6 7.2 3.8 28.2 -7.5

2012Q1 3,403 1.6 297 4.4 8.0 4.1 27.6 -11.6

2012Q2 3,462 1.3 234 5.6 6.3 4.2 32.2 -11.2

2009 3,339 -1.5 260 22.6 7.2 4.8 27.2 -27.6

2010 3,360 0.6 251 -3.7 6.9 4.4 31.0 14.1

2011 3,422 1.8 247 -1.6 6.7 4.1 32.3 4.2

Quelle: HSV, AMS, Eurostat (Arbeitslosenquote Eurostat: saisonbereinigt). 1) Beschäftigungszahlen: Prognose: BMASK

in 1.000 in 1.000 AMS in 1.000

Unselbstständig Arbeitslose Arbeitslosenquote in

%

Offene Stellen Beschäftigte

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Im Nahrungsmittelsektor (einschließlich Alkohol und Tabak) betrug die Inflationsrate im Juli wie im Juni 3,0%. Die Inflationsrate im Dienstleistungssektor fiel moderat von 2,4% im Juni auf 2,3% im Juli 2012. Im Sektor Industriegüter ohne Energie fiel die Inflationsrate im Juli 2012 auf 1,0% (Juni: 1,5%). Die Teuerungsrate der Sondergruppe Energie stieg von 2,9% im Juni auf 3,8% im Juli 2012. Für diesen Anstieg waren in erster Linie Treibstoffe sowie Heizöl verantwortlich, deren Jahresteuerung auf Grund der zuletzt wieder höheren Ölpreise anstieg.

Doch auch die Teuerungsrate von Elektrizität war zuletzt höher als noch im Juni.

-2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Dienstleistungen (Gewicht: 44.6%) Industriegüter ohne Energie (Gewicht:30.9%) Nahrungsmittel (Gewicht: 15.4%) Energie (Gewicht: 9.1%)

HVPI Kerninflation

Quelle: Statistik Austria.

HVPI-Inflationsrate und Beiträge der Subkomponenten

Veränderung zum Vorjahr in % für HVPI und Kerninflation

bzw. in %-Punkten für Inflationsbeiträge Letzte Beobachtung: Juli 2012

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Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats

7

Auf der Grundlage seiner regelmäßigen wirtschaftlichen und monetären Analyse hat der EZB-Rat am 2. August 2012 beschlossen, die Leitzinsen der EZB unverändert zu belassen, nachdem er sie im Juli um 25 Basispunkte gesenkt hatte. Wie wir bereits vor einem Monat gesagt haben, sollte die Inflation im Jahresverlauf 2012 weiter zurückgehen und 2013 wieder unter 2% liegen. In Übereinstimmung hiermit ist die Grunddynamik der monetären Expansion nach wie vor verhalten. Die Inflationserwartungen für die Wirtschaft im Eurogebiet bleiben fest auf einem Niveau verankert, das mit dem Ziel des EZB-Rats im Einklang steht, die Preissteigerung auf mittlere Sicht unter, aber nahe 2% zu halten. Zugleich ist das Wirtschaftswachstum im Euroraum weiterhin schwach, und die anhaltenden Spannungen an den Finanzmärkten sowie eine erhöhte Unsicherheit belasten das Vertrauen und die Stimmung. Eine weitere Verschärfung der Spannungen an den Finanzmärkten könnte zu erhöhten Abwärtsrisiken beim Wachstum und bei der Teuerung führen.

Der EZB-Rat beriet eingehend über mögliche geldpolitische Maßnahmen zur Behebung der schweren Störungen des Preisbildungsprozesses an den Anleihemärkten der Länder des Euro- Währungsgebiets. Die Kurse von Staatsanleihen einiger Länder enthalten außergewöhnlich hohe Risikoprämien, und die Wirksamkeit der Geldpolitik wird durch die Fragmentierung der Finanzmärkte erheblich erschwert. Risikoprämien, die mit Befürchtungen der Reversibilität des Euro im Zusammenhang stehen, sind inakzeptabel, und es muss ihnen grundlegend begegnet werden. Der Euro ist irreversibel.

Um die grundlegenden Voraussetzungen für die Beseitigung solcher Risikoprämien zu schaffen, müssen die politischen Entscheidungsträger im Euro-Währungsgebiet die Haushalts- konsolidierung, Strukturreformen und die Schaffung europäischer Institutionen sehr entschlossen vorantreiben. Da die Umsetzung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt und es an den Finanzmärkten oft erst dann zu Anpassungen kommt, wenn klare Erfolge ersichtlich sind, müssen die Regierungen bereitstehen, die EFSF/den ESM an den Anleihemärkten zu aktivieren, wenn außergewöhnliche Umstände an den Finanzmärkten vorherrschen und Risiken für die Finanzstabilität bestehen; hierbei hat strenge und wirksame Konditionalität im Einklang mit den bestehenden Leitlinien zu gelten.

Notwendige Voraussetzungen sind, dass die Regierungen ihre Verpflichtungen einhalten und die EFSF/der ESM ihre Aufgaben erfüllen. Der EZB-Rat kann – im Rahmen seines Mandats der Gewährleistung von Preisstabilität auf mittlere Sicht und unter Beachtung seiner Unabhängigkeit bei der Festlegung der Geldpolitik – Offenmarktgeschäfte in einer Größenordnung durchführen, die für die Erreichung seines Ziels angemessen ist. In diesem Zusammenhang werden auch die Bedenken privater Anleger bezüglich der Vorrangstellung berücksichtigt. Darüber hinaus kann der EZB-Rat – je nachdem, was für die Wiederherstellung der geldpolitischen Transmission als erforderlich erachtet wird – weitere Sondermaßnahmen in Erwägung ziehen. In den kommenden Wochen werden wir die geeigneten Modalitäten für derartige Maßnahmen festlegen.

7 Der Bericht beinhaltet gekürzte Versionen der einleitenden Bemerkungen des EZB-Präsidenten nach dem EZB- Rat, die in englischer Sprache unter http://www.ecb.europa.eu/press/pressconf/2012/html/index.en.html bzw. in deutscher Übersetzung durch die Deutsche Bundesbank unter http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Presse/Pressenotizen/pressenotizen.html verfügbar sind.

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Gestatten Sie mir nun, unsere Einschätzung näher zu erläutern und dabei mit der wirtschaftlichen Analyse zu beginnen. In vierteljährlicher Betrachtung blieb das reale BIP im Euro-Währungsgebiet im ersten Quartal 2012 unverändert, nachdem im vorangegangenen Vierteljahr ein Rückgang von 0,3% verzeichnet worden war. Die Konjunkturindikatoren deuten in einem Umfeld erhöhter Unsicherheit auf eine schwache Wirtschaftstätigkeit im zweiten Quartal 2012 und zu Beginn des dritten Jahresviertels hin. Über die kurze Frist hinaus rechnen wir damit, dass sich die Wirtschaft im Eurogebiet nur sehr allmählich erholt, wobei die Dynamik durch eine Reihe von Faktoren weiter gedämpft werden dürfte. Insbesondere ist zu erwarten, dass die zugrunde liegende Wachstumsdynamik, die auch unter dem Einfluss der anhaltenden weltwirtschaftlichen Abkühlung steht, durch Spannungen an einigen Staatsanleihemärkten im Euroraum und deren Einfluss auf die Finanzierungsbedingungen, den Prozess der Bilanzanpassungen im finanziellen und nichtfinanziellen Sektor sowie die hohe Arbeitslosigkeit belastet wird.

Die Risiken für den Wirtschaftsausblick im Eurogebiet sind nach wie vor abwärtsgerichtet.

Sie ergeben sich insbesondere aus den Spannungen an einigen Finanzmärkten des Euroraums und deren möglichem Übergreifen auf die Realwirtschaft des Euro-Währungsgebiets. Abwärtsrisiken bestehen auch dahingehend, dass die Energiepreise auf mittlere Sicht abermals anziehen könnten.

Die jährliche HVPI-Teuerungsrate für das Eurogebiet belief sich der Vorausschätzung von Eurostat zufolge im Juli 2012 auf 2,4% und war somit unverändert gegenüber dem Vormonat.

Auf der Grundlage der aktuellen Preise der Öl-Terminkontrakte sollten die Preissteigerungsraten im Jahresverlauf 2012 weiter zurückgehen und 2013 wieder unter 2%

liegen. Über die geldpolitisch relevante Frist dürfte der zugrunde liegende Preisdruck angesichts eines verhaltenen Wachstums im Euroraum und fest verankerter langfristiger Inflationserwartungen moderat bleiben.

Die Risiken in Bezug auf die Aussichten für die Preisentwicklung sind mittelfristig nach wie vor weitgehend ausgewogen. Aufwärtsrisiken bestehen im Zusammenhang mit einer weiteren Anhebung indirekter Steuern aufgrund der erforderlichen Haushaltskonsolidierung und auf mittlere Sicht höher als erwartet ausfallenden Energiepreisen. Abwärtsrisiken ergeben sich vor allem aus den Auswirkungen eines schwächer als erwartet ausfallenden Wachstums im Eurogebiet insbesondere infolge einer weiteren Verschärfung der Spannungen an den Finanzmärkten. Diese Verschärfung könnte die Abwärtsrisiken erhöhen.

Was die monetäre Analyse betrifft, so blieb die Grunddynamik der monetären Expansion verhalten. Die Jahreswachstumsrate der Geldmenge M3 belief sich im Juni 2012 auf 3,2% und lag damit etwas über den 3,1% des Vormonats sowie in der Nähe der gegen Ende des ersten Quartals verzeichneten Marke. Die Zuflüsse bei der weit gefassten Geldmenge waren im zweiten Quartal insgesamt schwach. Die jährliche Zuwachsrate von M1 erhöhte sich im Juni weiter auf 3,5%, was mit der gestiegenen Präferenz der Anleger für liquide Instrumente angesichts eines Niedrigzinsumfelds und einer hohen Unsicherheit im Einklang stand.

Die Jahreswachstumsrate der Buchkredite an den privaten Sektor (bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen) sank von 0,5% im Mai auf 0,3% im Juni. Da es im Juni zu einer Nettotilgung von Buchkrediten an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und private Haushalte (jeweils bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen) kam, gingen die jährlichen Zuwachsraten für Buchkredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und private Haushalte (bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen) im Juni weiter zurück und beliefen sich auf

(21)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

-0,3% bzw. 1,1%. Das verhaltene Kreditwachstum ist weitgehend Ausdruck der aktuellen Konjunkturlage, der erhöhten Risikoaversion sowie der anhaltenden Bilanzanpassungen bei den privaten Haushalten und den Unternehmen; alle diese Faktoren dämpfen die Kreditnachfrage.

Die Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken im Euro-Währungsgebiet für das zweite Quartal 2012 bestätigt, dass Nachfragefaktoren in einem erheblichen Umfang zum schwachen Wachstum der MFI-Kredite beitrugen. Aus der Umfrage geht auch hervor, dass die per saldo zu verzeichnende Verschärfung der Kreditrichtlinien für Darlehen an Unternehmen und private Haushalte durch die Banken auf Ebene des Eurogebiets im zweiten Jahresviertel 2012 (im Vergleich zum Vorquartal) im Großen und Ganzen stabil blieb.

Mit Blick auf die Zukunft ist es wichtig, dass die Banken ihre Widerstandsfähigkeit auch künftig erhöhen, sofern dies erforderlich ist. Die Solidität der Bankbilanzen wird von wesentlicher Bedeutung sein, wenn es darum geht, sowohl eine angemessene Bereitstellung von Krediten an die Wirtschaft als auch die Normalisierung aller Finanzierungskanäle zu unterstützen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich der wirtschaftlichen Analyse zufolge die Preise auf mittlere Sicht weiterhin im Einklang mit Preisstabilität entwickeln dürften. Die Gegenprüfung anhand der Signale aus der monetären Analyse bestätigt dieses Bild.

Wenngleich in den vergangenen Jahren beträchtliche Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung erzielt wurden, müssen weitere entschlossene und dringende Schritte zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unternommen werden. Von 2009 bis 2011 verringerten die Länder des Euroraums die Defizitquote im Schnitt um 2,3 Prozentpunkte, und das Primärdefizit verbesserte sich um rund 2½ Prozentpunkte. Die Haushaltsanpassungen im Eurogebiet werden im laufenden Jahr weitergeführt, und es ist in der Tat von entscheidender Bedeutung, dass die Bemühungen zur Wiederherstellung einer soliden Haushaltslage fortgesetzt werden. Zugleich sind Strukturreformen genauso unabdingbar wie Konsolidierungsanstrengungen und die Maßnahmen zur Sanierung des Finanzsystems. Auch in diesem Bereich sind einige Fortschritte erzielt worden. So hat beispielsweise bei den Lohnstückkosten und der Leistungsbilanzentwicklung in den meisten der von der Krise stark betroffenen Länder bereits ein Korrekturprozess eingesetzt. Allerdings müssen weitere Reformmaßnahmen rasch und entschieden umgesetzt werden. Reformen an den Gütermärkten zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und die Schaffung effizienter und flexibler Arbeitsmärkte sind Voraussetzungen für den Abbau bestehender Ungleichgewichte und die Erzielung eines robusten, nachhaltigen Wachstums. Es kommt nun entscheidend darauf an, dass die Mitgliedstaaten ihre länderspezifischen Empfehlungen mit Entschlossenheit umsetzen.

Auf der Grundlage seiner regelmäßigen wirtschaftlichen und monetären Analyse hat der EZB-Rat am 5. Juli 2012 beschlossen, die Leitzinsen der EZB um 25 Basispunkte zu senken.

Über die geldpolitisch relevante Frist hat der inflationäre Druck weiter nachgelassen, da einige der zuvor identifizierten Abwärtsrisiken für die Wachstumsaussichten des Euro- Währungsgebiets zum Tragen kamen. In Übereinstimmung hiermit ist die Grunddynamik der monetären Expansion nach wie vor verhalten. Die Inflationserwartungen für die Wirtschaft im Eurogebiet bleiben fest auf einem Niveau verankert, das mit unserem Ziel im Einklang steht, die Preissteigerung auf mittlere Sicht unter, aber nahe 2% zu halten. Zugleich bleibt das Wirtschaftswachstum im Euroraum weiterhin schwach, während erhöhte Unsicherheit das Vertrauen und die Stimmung belastet.

(22)

Wir haben sowohl konventionelle geldpolitische Maßnahmen als auch Sondermaßnahmen durchgeführt. Diese Kombination geldpolitischer Maßnahmen hat die Transmission unserer Geldpolitik unterstützt. Alle unsere geldpolitischen Sondermaßnahmen sind vorübergehender Natur, und wir sind weiterhin uneingeschränkt in der Lage, durch entschlossenes und rechtzeitiges Handeln mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten. Ich möchte zudem daran erinnern, dass der EZB-Rat am 22. Juni 2012 weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Verfügbarkeit von Sicherheiten für Geschäftspartner beschlossen hat.

Lassen Sie mich nun ein paar Bemerkungen zu sonstigen politischen Beschlüssen machen. Wir begrüßen die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 29. Juni 2012, Maßnahmen zur Bewältigung der Spannungen an den Finanzmärkten, zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Wiederbelebung des Wachstums zu ergreifen. Wir stimmen darin überein, dass die Wirtschafts- und Währungsunion zukünftig auf eine solidere Grundlage gestellt werden muss und dass nachhaltiges Wachstum, solide öffentliche Finanzen und Strukturreformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit weiterhin hohe wirtschaftspolitische Priorität haben. Mit Wohlwollen nehmen wir den Beschluss zur Kenntnis, einen konkreten Fahrplan mit Terminvorgaben für die Verwirklichung einer echten Wirtschafts- und Währungsunion auszuarbeiten. Ferner begrüßen wir die auf dem Euroraum-Gipfel ergriffene Initiative für einen einheitlichen Aufsichtsmechanismus, die Möglichkeit der direkten Rekapitalisierung von Banken – unter angemessener Konditionalität – sowie den flexiblen und effizienten Einsatz der bestehenden EFSF/ESM-Instrumente zur Stabilisierung der Märkte. Die EZB ist bereit, bei der Durchführung von Marktoperationen als Fiskalagent für die EFSF/den ESM tätig zu werden.

(23)

Bericht zur wirtschaftlichen Lage – September 2012

Chronik der geldpolitischen Entscheidungen des Eurosystems 2011/2012 Datum der

Bekanntgabe

Geldpolitische Maßnahme

2. August 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu belassen.

5. Juli 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität um jeweils 25 Basispunkte auf 0,75%, 1,5% bzw. 0% zu senken.

22. Juni 2012 Der EZB-Rat beschließt, die Verfügbarkeit von Sicherheiten für die Refinanzierung beim Eurosystem auszudehnen. Dies weitet die Beschlüsse vom 8. Dezember 2011 aus, indem die Rating-Grenzen für mit Forderungen besicherte Wertpapiere (ABS) weiter herunter gesetzt und die Liste der dabei zulässigen Forderungen ausgeweitet wurde.

6. Juni 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen. Darüber hinaus legt er fest, weiterhin sowohl die HRG als auch die Geschäfte mit ein- bzw. dreimonatiger Laufzeit bis Mitte Jänner 2013 als Mengentender mit Vollzuteilung abzuwickeln. Die Zinssätze für die ein- bzw. dreimonatigen Tendergeschäfte werden dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die jeweilige Laufzeit entsprechen.

3. Mai 2012 4. April 2012 8. März 2012

Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen.

9. Februar 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen. Darüber hinaus genehmigt er für eine Reihe von Ländern spezifische nationale Zulassungskriterien und Risikokontrollmaßnahmen bezüglich der temporären Hereinnahme zusätzlicher Kreditforderungen als Sicherheiten für die Kreditgeschäfte des Eurosystems.

12. Jänner 2012 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,00%, 1,75% bzw. 0,25% zu belassen.

8. Dezember 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) um 25 Basispunkte auf 1,00% zu verringern. Er fasst ferner den Beschluss, die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität um jeweils 25 Basispunkte auf 1,75% bzw. 0,25% zu senken. Außerdem beschließt er die Einführung weiterer Sondermaßnahmen, und zwar a) die Durchführung von zwei längerfristigen Refinanzierungsgeschäften mit einer Laufzeit von jeweils etwa drei Jahren, eines im Dezember 2011 und das zweite im Februar 2012, b) die Erhöhung der Verfügbarkeit von Sicherheiten, c) eine Absenkung des Mindestreservesatzes auf 1% und d) eine bis auf Weiteres gültige Aussetzung der am letzten Tag der Mindestreserve-Erfüllungsperioden durchgeführten Feinsteuerungsoperationen.

3. November 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität um 25 Basispunkte auf 1,25%, 2,00% und 0,50% zu senken.

(24)

6. Oktober 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,50%, 2,25% bzw. 0,75% zu belassen. Darüber hinaus legt er fest, weiterhin sowohl die HRG als auch die Geschäfte mit ein- bzw. dreimonatiger Laufzeit bis Mitte Juli 2012 als Mengentender mit Vollzuteilung abzuwickeln. Die Zinssätze für die ein- bzw. dreimonatigen Tendergeschäfte werden dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die jeweilige Laufzeit entsprechen. Des Weiteren beschließt er, zwei längerfristige Refinanzierungsgeschäfte durchzuführen, eines im Oktober 2011 mit einer Laufzeit von ungefähr 12 Monaten und ein weiteres im Dezember 2011 mit einer Laufzeit von rund 13 Monaten, und auch diese Refinanzierungsgeschäfte als Mengentender mit Vollzuteilung abzuwickeln, wobei der Zinssatz dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die Laufzeit entspricht.

6. Oktober 2011 Zudem hat der EZB-Rat beschlossen, ein neues Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP2) durchzuführen. Die Modalitäten des Programms sind wie folgt: (i) Der für die Ankäufe intendierte Betrag beläuft sich auf 40 Mrd EUR. (ii) Die Ankäufe können an den Primär- und Sekundarmärkten erfolgen und werden als Direktkäufe durchgeführt. (iii) Die Ankäufe beginnen im November 2011 und sollten erwartungsgemäß bis Ende Oktober 2012 vollständig umgesetzt sein.

8. September 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,50%, 2,25% bzw. 0,75% zu belassen.

4. August 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,50%, 2,25% bzw. 0,75% zu belassen. Außerdem trifft er verschiedene Maßnahmen, um den erneuten Spannungen an einigen Finanzmärkten entgegenzuwirken. Insbesondere beschließt er, dass das Eurosystem ein zusätzliches liquiditätszuführendes längerfristiges Refinanzierungsgeschäft mit einer Laufzeit von rund sechs Monaten als Mengentender mit Vollzuteilung durchführen wird. Darüber hinaus legt er fest, weiterhin sowohl die HRG als auch die Geschäfte mit ein- bzw.

dreimonatiger Laufzeit bis Mitte Jänner 2012 als Mengentender mit Vollzuteilung abzuwickeln. Die Zinssätze für die ein- bzw. dreimonatigen Tendergeschäfte werden dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die jeweilige Laufzeit entsprechen.

7. Juli 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität um 25 Basispunkte auf 1,50%, 2,25% und 0,75% zu erhöhen.

9. Juni 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,25%, 2,00% bzw. 0,50% zu belassen. Darüber hinaus legt er fest, weiterhin sowohl die HRG als auch die Geschäfte mit ein- bzw. dreimonatiger Laufzeit bis Oktober 2011 als Mengentender mit Vollzuteilung abzuwickeln. Die Zinssätze für die ein- bzw. dreimonatigen Tendergeschäfte werden dem durchschnittlichen Zinssatz im HRG über die jeweilige Laufzeit entsprechen.

5. Mai 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 1,25%, 2,00% bzw. 0,50% zu belassen.

7. April 2011 Der EZB-Rat beschließt, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRG) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität um 25 Basispunkte auf 1,25%, 2,00% und 0,50% zu erhöhen.

Referenzen

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