Inhalt
Direktverkauf
Megatrend Regionalität:
Möglichkeiten und Grenzen der Direktvermarktung. Seiten 2, 3
Freihandel
EU und USA verhandeln ein Freihandelsabkommen: Mehr Transparenz nötig. Seiten 2, 3
Biomasse
Die Top-Trends in der Biomas- sebranche für Wärme, Strom und Treibstoffe. Seite 7
Stallbau
Stufenplan hilft für einen möglichst reibungslosen Ablauf beim Stallbau. Seite 8
Terminkalender
Wichtige Fachveranstaltungen, aktuelle Kurse, Seminare und Sprechtage. Seiten 10, 11
meInung
Mehr Wärme und Kälte aus Biomasse
n
och wird weitgehend hinter verschlossenen Türen verhandelt, nie- mand versteht jedoch die Ge- heimniskrämerei. Umso mehr fürchten aber Bauern und Kon- sumenten beim Freihandelsab- kommen zwischen Europa und den USA zu den Verlierern zu zählen. Für sie steht fest: Chlor- hendl, Hormonfleisch oder gen- technisch veränderte Lebens- mittel haben auf den europä- ischen Tellern nichts verloren.Kurzum: Nicht alles was in den USA erlaubt ist, ist in Europa auch erwünscht. Deshalb wehrt sich die Landwirtschaft mit al-
len Mitteln gegen dieses Qua- litätsdumping. Ein möglicher Weg ist, bestimmte Lebensmit- tel von den Verhandlungen aus- zunehmen. Dass der neue Land- wirtschaftsminister im März in Brüssel eine entsprechende Ini- tiative setzt, ist ein wichtiger er- ster Schritt.
Wozu aber soll dieses Abkom- men gut sein? Die Wirtschaft dies- und jenseits des Atlantiks erwartet sich einen kräftigen Schub und Millionen neue Ar- beitsplätze, vor allem die Auto- industrie erhofft sich durch den Zollabbau große Vorteile.
Das kann aber nicht auf Ko- sten der Landwirtschaft gehen, sie darf nicht zum Spielball US- amerikanischer Interessen wer- den. Auch wenn die Landwirt- schaft nur ein Teil des Abkom- mens ist, könnte es zu massiven Widerständen kommen. Sie könnte ein wichtiges Zünglein an der Waage werden.
Rosemarie Wilhelm
a
ufbruchtstimmung herrscht in der internationalen Bio- massebranche. Vier Top- Trends standen kürzlich im Zen- trum der mitteleuropäischen Bio- massekonferenz in Graz:uDie Wärme- und Kälteerzeugung aus Biomasse wird noch wichtiger werden. Biomasse-Wärme ist be- reits konkurrenzfähig, die Feue- rungsanlagen sind technisch aus- gereift. Auch der Kühlbedarf steigt aufgrund der zunehmenden Tempe- raturen von Jahr zu Jahr.
u„Besonders feinstaubarme Bio- masse-Heizungen sind die Zukunft.
Die Forschung arbeitet bereits er- folgreich daran“, betont Energie- experte Horst Jauschnegg.
uBei den Heizwerken ist die Effizi- enzsteigerung von Kessel und Lei- tungssystemen ein Gebot der Stun- de, zumal der Wärmeverkauf durch die bessere Dämmung der Häuser mittelfristig rückläufig ist.
u„Biomassewerke werden künftig neben Wärme auch Strom erzeu- gen“, unterstreicht Jauschnegg fer- ner. Somit entstehen dezentrale Ver- stromungsanlagen mit höchster Ef- fizienz.
uNeues ist auch bei den Brenn-
stoffen in Sicht. Ein großes Thema ist die Röstung. „Dadurch werden sie wasserabweisend, erreichen ei- ne höhere Energiedichte, folglich ist weniger Lagerraum notwendig“, erklärt Jauschnegg. Auch agrarische Reststoffe wie Maisspindel werden wichtiger.
Auf großes Kopfschütteln stoßen daher die EU-Klimaschutzziele für 2030. „Die Ausbaupläne für die er- neuerbaren Energien sind ein Rück- schritt. Die Gefahr droht, dass die Atomkraft eine Renaissance erle- ben wird“, warnt Präsident Franz Titschenbacher. Seiten 2, 6, 7
ackerBau
Maissorten.
Seiten 12, 13 Später Anbau er- höht die Narben- fraßgefahr durch den Schädling.
gesundheIt
Leberegel.
Seite 17 Große Gefahr für Milchleistung.
Jetzt Tankmilch- untersuchungen.
schädlInge
Pflanzenschutz.
Seiten 14 bis 16 Anbaujahr 2013:
Maisschädlinge und Unkräuter im Rückspiegel.
raIffeIsen
Sparen.
Seite 19 Anregungen zum Zielsparen. Aktu- elle Wirtschafts- entwicklung.
Kein Spielball
Neue Technologien rund um die Biomasse machen derzeit gute Fortschritte BMLFUW
P.b.b. – GZ 02Z032405 M Erscheinungsort Graz, Verlagspostamt 8020 Graz Seit 1852 die Zeitung der Landeskammer
für Land- und Forstwirtschaft Steiermark
Ausgabe Nummer 3, Graz, 1. Februar 2014 Sie finden uns im Internet unter www.lk-stmk.at
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2 Landwirtschaftliche MitteiLungen T o p -T h e m a 1. Februar 2014
krItIsche ecke
Präsident
landwirtschaftskammer Franz Titschenbacher
d
er EU-Plan, bis 2030 die Treib- hausgase um 40 Prozent gegen- über 1990 zu verringern, kann nur ein Zwischenziel sein, um den Klimawan- del zu bremsen: Denn bis 2050 ist es unum- gänglich den Ausstoß der Treibhausgase um 80 Prozent zu verringern, wenn wir die Folgen des Klimawandels einigermaßen in den Griff bekommen wollen. Ein großer Rückschlag ist aber für die erneuerbaren Energien zu erwarten, zumal bis 2030 ihr Anteil EU-weit bei nur 27 Prozent liegen soll. Das ist wenig ambitioniert – Österrei- ch versorgt sich heute schon zu 32 Prozent mit erneuerbarer Energie. Und ganz unter den Tisch fallen lässt die EU mit ihren jüngsten Plänen das Energiesparen.Für mich steht fest: Wir brauchen ambitio- nierte Ziele für den Ausbau der erneuer- baren Energien und das Energiesparen bis 2030, ansonsten wird die Atomkraft durch die Hintertür wieder eine Renaissance er-
leben. Denn mit der Atomkraft lassen sich die Treibhausgase zwar reduzieren, aber die Gefährlichkeit dieser Retrotechnologie aus dem vergangenen Jahrhundert hat uns die Katastrophe in Fukushima drastisch vor Augen geführt. Ungarn, Großbritan- nien und Polen haben bereits angekündigt verstärkt auf Atomenergie setzen zu wollen.
Die erneuerbaren Energien sind ökolo- gisch und ökonomisch unabdingbar. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, um den Klimawandel zu bremsen und sind mit 5,9 Milliarden Euro Gesamtumsatz ein wich- tiger Wirtschaftsfaktor. Allein in Öster reich sichern sie 39.000 Arbeitsplätze, davon 21.000 im Biomassesektor. Besonders stark ist Österreich bei den Biomassefeuerungen, wo heimische Anlagenhersteller mittler- weile zu den Weltmarktführern zählen und 70 Prozent ihrer Produktion exportieren.
Auch die ökologische Bilanz kann sich se- hen lassen: Pro Jahr werden durch die Er- neuerbaren 30 Millionen Tonnen klima- schädliche Treibhausgase vermieden.
Die Land- und Forstwirtschaft leidet mas- siv unter dem Klimawandel, die Bäue- rinnen und Bauern leisten aber als Pro- blemlöser mit Biomasse einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. 35 Prozent der steirischen Haushalte heizen mit Biomas- se. Für mehr als 110.000 steirische Haus- halte liefern die Waldbauern nachwach- sendes Brennholz oder Waldhackgut, wo- bei 45.000 Biomasse-Fernwärme beziehen.
Rückschritt
Preis signalisiert den Produktwert
Kunden messen Wert des Produktes über Preis und Produktaufmachung
e
in Schleuderpreis si- gnalisiert dem Kun- den, ein „billiges“Produkt zu kaufen. Oder: Qua- lität wird auch über den Wert definiert. Immerhin wird ein Viertel des Geschmackserleb- nisses vom Konsumenten auch über den passenden und lei- stungsgerechten Preis empfun- den, so eine Studie von bmm.
Daher ist die Preisgestaltung ein wichtiges Indiz für den Er- folg der bäuerlichen und ge- werblichen Hersteller von kuli- narischen Kostbarkeiten.
Gesunder Betrieb
Der Osterschinken ist gutes Beispiel dafür. Hier reicht die Preisspanne von etwa elf bis 19 Euro. Die Botschaft ist da- her, an der Wahrnehmung nach innen und außen zu arbei- ten: Weg vom reinen Umsatz- streben und hin zur Ergebnis- orientierung. Abschreibungen, ein motivierender Mindest- lohnanspruch für Betriebsfüh- rer und familien eigene Arbeits- kräfte in Höhe von rund 15 Eu- ro sowie ein Gewinn für mög- liche Neuinvestitionen und zur Risikoabdeckung sind über das Ergebnis zu gewährleisten. Das Ziel: Nicht nur das wirtschaft- liche Überleben zu sichern, sondern die Basis für einen ge- sunden, prosperierenden Be- trieb zu legen. Damit steigt die
Motivation zum Einstieg oder Verbleib in der Direktvermark- tung. Nur so bleibt Zeit zum Wirtschaften, für die Planung und auch zum Leben.
Oststeirischer Apfel
Über Pilotbetriebe der Quali- tätsoffensive „Genussregion Oststeirischer Apfel“ ist es in einem ersten Schritt gelungen, auf den Grazer Bauernmärkten den Preis für einen Kilo Äpfel auf 1,50 Euro anzuheben. Der oststeirische Apfel wird da- mit als „Genussapfel“ positio- niert. Tatsächlich konnte nicht nur der befürchtete Rückgang im Absatz kompensiert wer- den. Wie Einzelauswertungen zeigen, ist genau das Gegen- teil passiert: die Verkaufsmen- ge ist um rund 20 Prozent ge- stiegen, der Umsatz um 80 Prozent. Und das bei gleich- bleibendem Vermarktungsauf- wand. Der typische Direktver- markter der Zukunft hat neben klassischen Vertriebsschienen – Ab Hof, Bauernmarkt oder Buschenschank – auch spezia- lisierte Vertriebspartner in Gas- tronomie, Lebensmitteleinzel- handel oder Großhandel. Dabei ist auf Preisdisziplin zu achten.
Der Preis für den Endverbrau- cher darf insgesamt nicht mehr als zehn bis 15 Prozent vari- ieren. Ist der Preisunterschied wesentlich größer und für den
Kunden auch sichtbar, so ge- fährdet dieser Unterschied die Akzeptanz und Glaubwürdig- keit. Je nach Produkt und Ab- satzmenge sind für Wiederver- käufer Spannen von 25 bis 30 Prozent einzukalkulieren.
Betriebskonzept
Um vor Neuinvestitionen oder Änderungen in der Vermark- tung bestmögliche Entschei-
dungsgrundlagen zu haben, bietet das Beratungsteam der Kammer die Erstellung eines Betriebskonzeptes mit Be- rechnungen zur optimalen Be- triebsweiterentwicklung an.
Zudem bietet das Beratungs- team Direktvermarktung Pro- duktkalkulationen an. Kontakt:
0316/8050-5638 oder für Ober- steiermark 0316/8050-5132.
Margareta Reichsthaler
Direktvermarktung:
Potenziale, Chancen, Vertriebswege, Herausforderungen und Partnerschaften.
Seit 2010 gibt es in der Stei- ermark ein Monitoringpro- gramm für die bäuerliche Di- rektvermarktung. Damit wer- den Kennzahlen und der ak- tuelle Status erhoben, um die Entwicklungsanforderungen für Beratung und Interessen- vertretung zielgerichtet pla- nen zu können. Bisher haben sich daran 970 Betriebe betei- ligt. Die Auswertung ergibt ein klares Bild des Ist-Zustandes:
Die Betriebsleitung ist fast zur Hälfte weiblich und im Schnitt 47 Jahre alt. Als höchste Aus- bildung haben 57,1 Prozent die landwirtschaftliche Fachschule genannt, 19 Prozent eine Leh- re, 10,7 Prozent haben Matura und 4,8 Prozent einen Univer- sitätsabschluss. Knapp 20 Pro- zent haben eine Meister- oder Konzessionsprüfung.
Vollerwerb, Arbeitgeber
Die durchschnittliche Betriebs- größe beträgt knapp 28 Hek- tar. 70,9 Prozent der Betriebe werden im Vollerwerb geführt und sind Arbeitgeber für 2,4 Arbeitskräfte. 11,4 Prozent der Betriebe sind auch Mitglied der Wirtschaftskammer. Der Anteil biologisch bewirtschafteter Be-
triebe beträgt knapp 23 Pro- zent. 26,6 Prozent der Betriebe haben vor, den Betriebszweig Direktvermarktung auszubau- en und planen dabei durch- schnittlich 42.000 Euro für den Ausbau zu investieren. Knapp 40 Prozent verzeichneten 2013 Umsatzsteigerungen, in einzel- nen Vertriebswegen waren die- se auch im zweistelligen Be- reich. Beachtlich ist auch die weitere Zunahme an zugelas- senen kleinen Schlachtbetrie- ben auf insgesamt 732 Betrie- ben (plus 43).
Ab-Hof-Verkauf
Der absolut wichtigste und häu- figste Vertriebsweg ist der Ab- Hof-Verkauf beziehungswei- se der Hofladen und Versand.
Dieser Hauptvertriebsweg wird von den Betrieben auch mit dem größten Wachstumspoten- zial eingestuft. Insgesamt sind bereits 90 Hofläden registriert.
Die Zahl der „Ausgezeichne- ten Buschenschenker“ war in den vergangenen Jahren re- lativ stabil. Diese besondere Form der Vermarktung auf der Betriebsstätte hat noch starkes Entwicklungspotenzial. Über den Ausbau strategischer Part- nerschaften in Marketing und Vertrieb kann in diesem Seg- ment die Attraktivität für die Betriebe gesteigert werden.
Die Auszeichnungen „Genuss- Bauernhof“ und „Genuss-Ab- Hof“ sind erprobte, mögliche,
ergänzende Betriebsauszeich- nungen im Markenverband.
Als zweiter wichtiger traditio- neller Hauptvertriebsweg gel- ten Bauernmärkte mit ebenfalls überdurchschnittlich gut be- wertetem Wachstumspotenzial.
Derzeit gibt es 109 steirische Bauernmärkte, 14 davon allei- ne in der Genuss-Hauptstadt Graz. Die Grazer Bauernmärk- te haben überregionale Strahl-
kraft, sie werden von 380 von der Landwirtschaftskammer geprüften Produzenten be- schickt. Die durchschnittlichen Transportwege sind mit rund 25 Kilometer kurz. Die An- bieter gelten als absolut klima- schonende Nahversorger. Und:
Sie sind wichtiges Sprachrohr für die heimische Landwirt- schaft im urbanen Raum.
Gastronomie und Handel
Als zusätzliche Vertriebs- wege gewinnen immer stärker Gastronomie und ausgewähl-
te Lebensmittel- sowie Fein- kostgeschäfte an Bedeutung.
Das ist eine neue Positionie- r ungschance für alle Markt- teilnehmer. Nach langer Auf- bauarbeit und zahlreichen Pi- lotprojekten ist in den vergan- genen Jahren ein erfolgreicher Brückenschlag zwischen Land- wirtschaft, Gastronomie und Handel gelungen. Wichtig war die Definition von klaren An- forderungsprofilen für mög- liche Partner entlang der Wert- schöpfungskette für echte re- gionale Lebensmittel. Ent- sprechende Profile gibt es für Direktvermarkter, Gewerbe- betriebe, Gastronomie und Handelsbetriebe. Erster An- sprechpartner dafür ist das Be- ratungsteam „Direktvermark- tung und Regionale Koopera- tionen“ der Landwirtschafts- kammer Steiermark sowie deren kooperierende Organisa- tionen.
Genussläden
Ein äußerst erfolgreiches Bei- spiel sind die steirischen Ge- nussläden. Bis 2013 als „Gutes vom Bauernhof-Bauernecken“
bekannt, ist diese Partnerschaft zwischen Lebensmitteleinzel- handel und Direktvermarktern auf dem unaufhaltsamen Weg nach oben. 2013 gab es vier Neueröffnungen, so dass nun- mehr insgesamt 43 Standorte in der Steiermark einen Mo- natsumsatz von durchschnitt-
Gute Pro- dukte dür- fen auch ihren Preis haben. So steigt die Wertschät- zung.
DBF, KRUG
Prämierungen schaffen Vertrauen
Prämierungen und die Auszeichnung von regi- onalen Spezialitäten sind wichtige Instrumente, um hohe Standards glaubwürdig nach innen und außen zu tragen. Prämierte Produkte die- nen Kunden und Produzenten als Wegweiser und stärken das Image von Marken.
Für den Hersteller ist das Ergebnis eine wich- tige, objektive Möglichkeit zur Feststellung des eigenen Qualitätsstandards. Schwachstel- len werden von der jeweiligen Fachjury an die einzelnen Produzenten rückgemeldet. Prämie- rungsergebnisse werden für die erfolgreichen Betriebe an interessierte Kunden kommuniziert.
Weitere Dienstleistungen der Kammer: Aus- zeichnungsveranstaltungen, Presse arbeit, Infor- mation an spezialisierte Vertriebspartner sowie Marketingaktivitäten mit wichtigen Absatzpart- nern, Internet. Weiters werden Produktaufkle- ber und Urkunden bereit gestellt.
Regionale Herkunft bewegt die Verbraucher
Echte, regionale Produkte sind voll im Trend. Ab-Hof-Verkauf, Hofläden und Bauernmärkte sind wichtige Vertriebswege
„
Ab-Hof-Verkauf und Hofläden können weiter
wachsen.
Margareta Reichsthaler Direktermarktungsexpertin
„
3
Landwirtschaftliche MitteiLungen
1. Februar 2014 T o p -T h e m a
aus meIner sIcht
Obmann gutes vom Bauernhof frauental Franz Deutschmann
I
n den vergangenen Jahren hat die Nachfrage nach regionalen Pro- dukten stark zugenommen. So stellt sich die kritische Frage, wo beginnt und wo endet die „Regionalität“? Aus meiner Sicht ist Regionalität im engeren Sinne die Le- bensgrundlage im Umfeld von rund 50 Ki- lometern. Für Lebensmittel im speziellen bedeutet dies, dass bei deren Herstellung ein möglichst hoher Anteil (mindestens 80 Prozent) in diesem Umfeld als Urprodukt wächst und in späterer Folge hier verarbei- tet und veredelt wird. Idealerweise ist in der Urproduktion ein sogenannter „geschlos- sener Kreislauf“ auf jedem Bauernhof zu finden, ähnlich wie vor 40 bis 50 Jahren oder die Kreislaufwirtschaft im Bioland- bau. Eine Öffnung und Zusammenarbeit mit kleineren gewerblichen Lebensmittel- verarbeitern ist in manchen Bereichen ein logischer nächster Schritt. Wichtig wäre es, hierfür seitens der Politik die geeignetenRahmenbedingungen zu schaffen und bei der geplanten Nährwert-Kennzeichnung für Direktvermarkter und kleine Gewerbe- betriebe klar nein zu sagen. Man hört von Kunden zunehmend, sich in großen Ein- kaufszentren unwohl zu fühlen, wo versucht wird mit regionalen Produkten Identität zu vermitteln. Die Beziehung zwischen Her- steller und Konsumenten ist zunehmend verloren gegangen.
Einher gegangen ist auch ein drastischer Wertschätzungsverlust bei den Lebensmit- teln, der sich in beachtlichen Mengen weg- geworfener Lebensmittel niederschlägt.
Das Wissen um die Herstellung von Le- bensmitteln kann zum Teil nicht mehr ver- mittelt werden. Wenn lebensmittelverarbei- tende Betriebe ihre Türen öffnen und al- len Interessierten die Art und Weise ihrer Produktion zeigen und erklären, ist dies ein weiterer Ansatz für gelebte Regionalität.
In unserer globalisierten Welt werden zu- nehmend Sehnsüchte nach Heimat ge- weckt. Sie können mit regionalem Essen und Trinken großteils befriedigt werden.
Professioneller Ab-Hof-Verkauf, neu be- lebte Bauernmärkte und Genussläden er- freuen sich steigender Beliebtheit bei den Kunden. Vertrauensbildende Maßnahmen wie Prämierungen können als Hilfe und Orientierung dienen. Ob bio oder traditio- nell hergestellt: Wichtig sind starke, kon- trollierte Marken und mündige Kunden mit einer freien Kaufentscheidung.
Regionale Kraft
Megatrend der Regionalität
Zwei Drittel der Österreicher sehnen sich nach gesunden Produkten aus der Heimat
d
ie Sehnsucht nach ku- linarischer Heimat be- stätigt auch eine brandaktuelle Studie von bmm vom Dezember 2013. Danach sehnen sich zwei Drittel aller Österreicher nach gesunden Produkten aus der Heimat. Die Menschen wollen nach dieser Studie die Produkte erleben:Sehen, riechen, angreifen und kosten sowie mit dem Produ- zenten sprechen. Auch die deutsche DLG-Studie bestä- tigt: Die lokale Herkunft ist für viele Menschen das Thema Nummer eins. Regionalität ist ein Mega-Trend, in dem ein großes Potenzial an Wertschöp- fung für Handel und Industrie steckt. Für 96 Prozent der Han- delsunternehmen ist „Regiona- lität“ von zentraler Bedeutung.
Regionalmarken
Ganz einfach ist für die Kun- den die Orientierung beim Ein- kauf jedoch nicht, verspricht doch eine nahezu unüberschau- bare Zahl von „Regionalmar- ken“ die Herkunft aus der un- mittelbaren Umgebung. Hier setzt die Markenfamilie von
„Genussregion Österreich“
mit „Gutes vom Bauernhof“
an. Eindeutige und nachvoll- ziehbare Kriterien garantieren beim Einkauf beste Qualität von Herstellern aus der Region sowie saisonale Frische. Damit
entsteht eine Win-win-Situa- tion, denn auch der Produzent profitiert vom direkten Kon- takt mit den Kunden. Was hier geschieht, ist Marktforschung und Markenbindung/Kunden- bindung in einem: Rückmel- dungen können direkt im Be- trieb umgesetzt werden und strahlen auch auf ergänzende Vertriebsschienen und andere Marktpartner wie Genusswirte oder Genussläden aus.
Gelebte Ehrlichkeit
Michael Kefer, der in Haus- mannstätten „Kefers Kulina- rium“ betreibt, sieht im Trend zur Regionalität eine ideale Möglichkeit zur Verknüpfung von bäuerlichen Direktver- marktern mit der Gastronomie und dem Lebensmittel-Einzel- handel: „Unbedingte Voraus- setzung für die Vertrauensbasis zwischen Konsument und Pro- duzent sind gelebte Ehrlich- keit und Transparenz bei Pro- duktion und Kennzeichnung.“
Die Erhaltung dieser gastro- nomischen Kultur ist auch ein Auftrag an die Gesetzgebung, damit eine nicht überbordende Bürokratie die Innovations- kraft der spezialisierten klein- und mittelständischen Unter- nehmen in Landwirtschaft, Ge- werbe und Gastronomie lähmt und die handwerkliche Viel- falt im Lebensmittelangebot
standardisierten Massenpro- dukten aus Industriebetrieben gänzlich weichen müssen. Die Überschaubarkeit der Produkt- palette, die Berücksichtigung des Arbeitseinsatzes sowie eine am realen Aufwand orientierte Kalkulation sind ebenso wich- tig wie der schonende Umgang mit den eigenen Ressourcen und Selbstwertschätzung. Ne- ben der entsprechenden Frei-
zeit sollte auch genügend Platz für professionelle Betriebs- führung, Erfahrungsaustausch und Weiterbildung bleiben. Fa- zit der DLG-Studie: Regionali- tät entfaltet die volle Kraft nur durch die kommunikative In- szenierung des Themas durch eine emotionale Werbung und eine Aufmerksamkeit we- ckende Verpackung.
F. Suppan, M. Reichsthaler
Guter Kon- takt mit Kunden ist Marktfor- schung und Markenbin- dung
DBF
Direktver- markter se- hen im Ab- Hof-Ver- kauf und auf Bauern- märkten die größten Po- tenziale
KRUG
Regionale Herkunft bewegt die Verbraucher
Echte, regionale Produkte sind voll im Trend. Ab-Hof-Verkauf, Hofläden und Bauernmärkte sind wichtige Vertriebswege
lich 9.000 Euro erwirtschaf- teten. Das ist ein Umsatzplus von mehr als 25 Prozent ge- genüber dem Jahr zuvor. Und das ausschließlich mit den Pro- dukten aus der Markenfamilie
„Genussregion Österreich“ und
„Gutes vom Bauernhof“. Ins- gesamt sind momentan 560 Di- rektvermarkter als Lieferanten anerkannt, pro Standort sind dies im Durchschnitt 30 un- terschiedliche Betriebe. Jedes Monat werden pro Standort im Durchschnitt 3.006 regionale Produkte verkauft.
Premiumpartner im Handel der „Genussregion Österreich“
sind Feinkost-Spezialitäten- und Lebensmittelhändler, de- ren Sortiment durch eine rei- che Vielfalt an hochwertigen Produkten aus der Umgebung und den Genussregionen Ös- terreichs besticht. In der Steier- mark werden sie von der „Di- rekt vom Bauernhof Franchise GmbH“ (DBF) in enger Ab- stimmung mit der Wirtschafts- kammer betreut.
Genusswirte
Die über 200 aktiven Genuss- Wirte haben sich für die Ver- wendung und Auszeichnung von Leitprodukten aus den Ge- nussregionen und von „Gutes vom Bauernhof“ verpflichtet.
Regelmäßige Wirteschulungen und saisonale Genusswochen haben diesen Absatzweg mas- siv gestärkt. M.R., F.S.
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4 Landwirtschaftliche MitteiLungen a g r a r p o l i T i k 1. Februar 2014
Milch: Um 55.000 Tonnen überliefert
Die österreichischen Milchbauern geben bei der Molkereianlieferung weiterhin Gas und steuern damit im Quotenjahr 2013/14 auf eine immer stärkere Überschreitung ihrer Referenzmen- gen zu. Von Anfang April bis Ende Dezember 2013 wurde die anteilige Lieferquote bereits um 55.533 Tonnen übertroffen. Dies hätte be- reits eine Zusatzabgabe von 15,45 Millionen Euro zur Folge gehabt. Ende November belief sich die saldierte Überlieferung noch auf rund 44.000 Tonnen. Dies teilt die Agrarmarkt Aus- tria (AMA) in ihrem jüngsten „Milchbarome- ter“ mit.
Im Milchjahr 2012/13 haben die österreichi- schen Milchbauern die nationale Anlieferungs- quote insgesamt um 103.450 Tonnen über- schritten. Daraus resultierte eine Zusatzabgabe von rund 28,9 Millionen Euro, die an die Euro- päische Union abgeführt worden ist.
Rückschritt für Erneuerbare
EU-Klimaziele: Sorge, dass Atomkraft Renaissance erlebt
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as kürzlich von EU- Kommissionspräsi- dent José Manuel Bar- roso vorgestellte EU-Klima- schutzpaket sieht eine Redukti- on der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2030 vor. Basis der Berechnungen soll das Jahr 1990 sein. Der Anteil der er- neuerbaren Energien soll in der EU von derzeit 24 Prozent auf 27 Prozent steigen. Einen ver- bindlichen Wert für die einzel- nen Mitgliedsstaaten schreibt die EU nicht mehr vor. Die ein- zelnen Mitgliedsstaaten müs- sen den Anteil von 27 Prozent an Erneuerbaren bis 2030 nicht unbedingt erreichen. Sie habenlediglich die Pflicht, die Treib- hausgase bis 2030 um 40 Pro- zent gegenüber 1990 zu ver- mindern. Und das Thema Ener- giesparen wird bei den EU-Plä- nen überhaupt nicht mehr erwähnt.
Atomkraft durch Hintertür
Wenn ein EU-Mitgliedsstaat für das übergeordnete Klima- ziel – minus 40 Prozent we- niger Treibhausgase – lieber Strom einspart oder Atomkraft- werke bauen möchte, ist dies auch mit weniger als 27 Pro- zent Erneuerbare möglich.
Hier setzt die Kritik der hei- msichen Spitzenpolitik ein.
„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, kommentierte Umweltminister Andrä Rupp- rechter den Vorschlag. Das Ziel, bis 2030 die Treibhaus- gasemissionen um 40 Prozent zu reduzieren, sei zwar ein
„Schritt in die richtige Rich- tung“, aber 27 Prozent an er- neuerbaren Energien sei je- doch nicht ausreichend, um ei- ne erfolgreiche Wende in Eur- opa zu erreichen. Ein weiterer Schwachpunkt seien die feh- lenden Ambitionen bei der Energieenffizienz, so Rupp- rechter. Heftige Kritik übt auch Kammer-Präsident Franz Tit- schenbacher am „wenig am-
bitionierten Vorhaben bei den Erneuerbaren: „Für Österrei- ch, das heute bereits 32 Pro- zent an Erneuerbaren verfügt, ist das 27 Prozent-EU-Ziel ein massiver Rückschritt“. Und er warnt: „Wir brauchen ambi- tionierte Ziele für die erneu- erbaren Energien und für das Energiesparen, ansonsten wird die Atomkraft über die Hinter- tür eine Renaissance erleben“.
Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer allerdings sehen durch die EU-Klima- ziele Arbeitsplätze bedroht und warnen vor Abwanderung der Betriebe in Länder mit nied- rigeren Umweltstandards.
Medien: Kein Bauern-Bashing
Wintertagung beriet über bessere agrarische Kommunikation
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ie Landwirtschaft hat zwar nach wie vor ein gutes Image in der Ge- sellschaft, aber dennoch steht sie häufig im Kreuzfeuer der Kritik. Den Stellenwert der Landwirtschaft in den Medien hat nun das MediaWatch Insti- tut für Medienanalysen unter die Lupe genommen. So wur- den in einem Zeitraum von 1. Oktober 2011 bis 30. Sep- tember 2013 insgesamt 7.081 Artikel zum Thema Landwirt- schaft in den österreichischen Tageszeitungen verfasst. 1.119 Artikel – also gut ein Siebentel davon – wurden in der „Kronen Zeitung“ veröffentlicht. Da- nach folgen „Kleine Zeitung“mit 931 und die „Tiroler Tages- zeitung“ mit 704 Artikeln. An letzter Stelle rangiert das Wie- ner Gratisblatt „Heute“.
Überwiegend sachlich
Insgesamt waren 92 Prozent der Berichterstattung auf sach- licher Basis und nur acht Pro- zent gingen etwa in Richtung Nutznießertum, Panikmache oder Bedrohung. Vor allem
„Standard“ und „Die Pres- se“ berichteten negativ zum Thema Ausgleichszahlungen.
Zum Thema Fremd- und Selbstbild der Landwirtschaft meinte Bauernbunddirektor Jo- hannes Abentung in einer Dis- kussionsrunde im Rahmen der
Wintertagung: „Die Landwirt- schaft hat ein ganz anderes Bild von sich selbst, als es in der Öffentlichkeit wahrgenom- men wird. So sehen etwa am Beispiel Schweineschlachtung branchenaffine Leute unter an- derem das extrem gute Schnit- zel als Resultat. Für Personen hingegen, die dazu keinen Be- zug haben, kann der Vorgang etwas Schockierendes sein.
Denn wenn Dinge sehr konkret präsentiert werden, bekommen sie etwas Bestürzendes.“
Der politische Geschäftsführer von Global 2000, Reinhard Uh- rig, betonte, dass seine Organi- sation wissenschaftlich basiert darauf hinweise, wo es Pro- bleme geben könnte. „Was pas- siert, wenn man diese negiert, wurde uns bei den Neonicoti- noiden vorgeführt“, so Uhrig.
Maßstäbe von außen
Wurde Ende der 80er-Jahre die ökosoziale Marktwirtschaft mit dem Ziel eines gesellschaft- lichen Mehrwertes geschaffen, definieren heute Lebensmitte- leinzelhandel und auch Um- weltorganisationen die Maß- stäbe, die immer weiter hinauf- geschraubt werden“, übte Da- niel Kapp, Politikberater und Kommunikationsexperte, Kri- tik. „Ich frage mich, wie weit geht das - bis zum Nullpunkt, bis zur Nachweisgrenze -, wo
es doch eine völlig integere Landwirtschaft gibt“, so Kapp.
Realistisches Bild
Es gibt die Empfänglichkeit für ein realistischeres Bild. Das In- teresse in der Bevölkerung an der Landwirtschaft ist hoch und warum sollte der Land- wirtschaft die Rationalisierung vorenthalten werden“, so Julia Wippersberg von MediaWatch.
„Wir sind viel stärker von Bil- dern geprägt und transportie- ren fast nur Emotionen. In- halte sind nur zum Teil über Zahlen und Fakten übermittel- bar“, zeigte Helmut Brandstät- ter, Chefredaktuer und Heraus-
geber der Tageszeitung Kurier auf. „Ich wundere mich über die zurückhaltende Art der Landwirte, die Geschichten zu erzählen hätten. In einer rati- onalen Welt gibt es keine Zu- rückhaltung, nur Offensive“, so der Chefredakteur.
„Für die Medien sind die Land- wirte selbst am glaubwür- digsten. Sie sollen, statt Exper- ten und Funktionäre mit ihrem fachchinesisch in den Medien zu Wort kommen. Das würde verhindern, dass NGOs, Grün- Politiker oder Ökopioniere zu Wort kommen“, so Expertin Heidi Glück.
Rosemarie Wilhelm Einsendeschluss 14. März 2014 DBF
Viktualia Award:
Beste Projekte gesucht
Das Landwirtschaftsministerium sucht im Rah- men seiner Initiative „Lebensmittel sind kost- bar!“ wieder die ambitioniertesten Projekte und Initiativen zur Vermeidung von Essensabfällen.
Mitmachen können Unternehmen, soziale Or- ganisationen, Schulen, Jugendorganisationen, aber auch Einzelpersonen. „Nahrungsmittel wegzuwerfen, ist moralisch bedenklich und ei- ne Verschwendung wertvoller Ressourcen. Die Sicherung unserer Lebensgrundlagen muss im Mittelpunkt stehen. Ziel der Initiative ist Be- wusstseinsbildung und Sensibilisierung. Der ,Viktualia Award 2014‘ bietet vielen guten wie auch wirkungsvollen Ideen eine ideale Bühne und motiviert zum Nachahmen“, betont Bun- desminister Andrä Rupprechter.
Von Landwirtschaft bis Großküchen
Eingereicht werden können Projekte in sechs Kategorien: Wirtschaft, Landwirtschaft und Re- gionale Projekte, Gastronomie und Großkü- chen, Schul- und Jugendprojekte, Soziale Ini- tiativen sowie Privates Engagement. Einsen- deschluss ist der 14. März 2014. Die offizielle Preisverleihung findet Ende Mai 2014 in Wien statt.
Jährlich landen österreichweit etwa 157.000 Tonnen an Lebensmitteln und Speiseresten im Müll. Dies entspricht einem Warenwert von über einer Milliarde Euro. Umgelegt auf einen Haushalt sind dies durchschnittlich 300 Euro pro Jahr, die weggeworfen werden. Das Lebens- ministerium setzt sich daher mit gezielten Maß- nahmen sowie einer breit angelegten Bewusst- seinsoffensive gegen das Wegwerfen wertvoller Nahrungsmittel ein. Ziel ist es, bis Ende 2016 die Speiseabfälle im Restmüll um 20 Prozent beziehungsweise generell entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren.
Den Chlorhendeln keine Chance geben
Heftige Kritik wegen mangelnder Verhandlungstransparenz über Freihandelszone EU/USA
d
erzeit verhandeln EU und USA über ein Freihandelsabkom- men. Ziel dieser Transatlan- tischen Handels- und Investiti- onspartnerschaft (TTIP) ist die Beseitigung von Handels- hemmnissen bei zahlreichen Branchen. Angestrebt werden der Abbau von Zöllen sowie die Reduzierung von Hürden wie beispielsweise von tech- nischen Regelwerken, bei Nor- men und Zulassungsverfahren.Der europäischen Wirtschaft könnte dies 120 Milliarden Eu- ro bringen, besonders die Auto- industrie würde profitieren. Die amerikanische Wirtschaft wür-
de durch dieses Abkommen ei- nen Mehrwert von 90 Milliar- den Euro erreichen. Die neu geschaffene Freihandelszone wäre mit rund 800 Millionen Konsumenten die größte der Welt. Zusammen erwirtschaf- ten EU und USA 40 Prozent der Weltwirtschaftsleistung.
Aber: Nicht alles, was in den USA erlaubt ist, ist in der EU erwünscht. Die Stichwörter dazu: Gentechnik, Hormon- fleisch oder chlorgetränktes Hühnerfleisch, das zwar nicht gesundheitsschädlich ist, aber in den USA aus hygienischen Gründen behandelt wird. Hier setzt auch die Kritik der hei-
mischen Agrarpolitik an, etwa von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter: „Unsere hohen heimischen Tierschutz- und Umweltstandards dürfen durch die TTIP-Verhandlungen nicht untergraben werden“. Er schlägt vor, noch im März beim EU-Agrarministerrat, eine Li- ste von „besonders sensiblen Produkten, wie beispielsweise Rindfleisch, zu erstellen.
EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger betont: „Es darf kein Handelsabkommen auf Kosten der heimischen Landwirtschaft zustande kommen“. Rup- prechter und Köstinger verlan- gen „maximale Transparenz“
hinsichtlich des aktuellen Ver- handlungsstands.
Chefverhandler Ignacio Gar- cio Bercero versprach bei der Wintertagung des ökosozialen Forums in Wien, dass die Mit- gliedesländer und das EU-Par- lament regelmäßig informiert würden. Bei der Transparenz sei aber noch Spielraum nach oben. Und weiter: „Die EU wird bei den hohen Lebens- mittelstandards keine Kompro- misse eingehen“. Als Beispiel nannte er das Freihandelsab- kommen mit Kanada: Man ha- be fixiert, dass „nur hormon- freies Rindfleisch nach Europa eingeführt werden darf“.
medIenPräsenz
neue kronen zeitung kleine zeitung tiroler tageszeitung kurier neues Volksblatt OÖ nachrichten Österreich Vorarlberger nachrichten salzburger nachrichten der standard die Presse Wiener zeitung neue Vorarlberger tageszeitung kärntner tageszeitung salzburger Volkszeitung WirtschaftsBlatt heute
anzahl Beiträge
Quelle: medIaWatch
1.119 704 931
550585 429449 351349 270328 218241 128212 102115
Gute Medienpräsenz. die landwirtschaft ist im gegen- satz zu anderen Branchen, wie beispielsweise die Industrie, in den medien sehr gut vetreten.
92 Prozent der Beiträge sind sachlich, acht Prozent „tendenziös“.
zeitraum der erhebung: 1. Oktober 2011 bis 30. september 2013
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Landwirtschaftliche MitteiLungen
1. Februar 2014 F a m i l i e & l a n d j u g e n d
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indrucksvoll beweisen Jugendliche aus der ganzen Steiermark jedes Jahr aufs Neue, wie einfach es ist, den eigenen Lebensraum mitzugestalten.Sie engagieren sich in den unterschied- lichsten Projekten für ihre Heimatgemein- den und Mitmenschen. Dadurch entsteht ei- ne intensivere Verbundenheit mit der Ge- meinde oder der Region, mit dem „Da- heim“.
Beim Projektwettbewerb „Goldener Pan- ther“ werden tolle Projekte der Landju- gend-Ortsgruppen vor den Vorhang geholt.
Die beim Tag der Landjugend geehrten Projekte zeigen, dass es unterschiedliche und vielfältige Möglichkeiten gibt, den ei- genen Lebensraum lebenswerter zu ma- chen.
All diese Aktionen haben gemeinsam, dass Jugendliche beginnen, ihre Heimat, ihr Umfeld aktiv mitzugestalten. Dass Jugend- liche merken, dass sie etwas für sich und andere bewegen können. Dass sich Jugend- liche für ihren Lebensraum einsetzen und beginnen, ihn zu ihrem eigenen Lebens- traum zu machen.
Dass die Landjugend allein die Abwande- rung in die Städte nicht stoppen kann, liegt auf der Hand. Aber wir können die Wurzeln der Jugendlichen in den Heimatgemeinden stärken und ihnen Verantwortung überlas- sen, damit sie nach der Ausbildung wie- der gern aufs Land zurückkehren und in ih- rem Lebensraum den persönlichen Lebens- traum verwirklichen.
Jung & frech
landjugend landesleiterin Wenigzell Bettina Hofer
Lebens(t)raum
Neben touristischen Angeboten und Direktvermarktung, ein weiteres, neues Standbein.
Hinter Green Care verbirgt sich ein neues Betätigungsfeld für Bäuerinnen und Bauern – so- ziale Dienstleistungen. Dieses Feld ist sehr weit gesteckt und umfasst die Bereiche Pädago- gik, Therapie, soziale Arbeit, Pflege und Betreuung. Also vom Angebot, den Hof für Kin- dergeburtstage zur Verfügung zu stellen bis hin zur Pflege von Menschen mit Handicap ist al- les darin vorstellbar. Vor etwas mehr als einem Jahr fiel in der Steiermark der Startschuss.
Großes Intersse
Das Interesse ist groß, wie die steirische Green Care-Ver- antwortliche Senta Bleikolm- Kargl berichtet: „Über 50 Be- triebe haben sich kostenlos be- raten lassen. Viele haben schon eine genaue Vorstellung was sie machen wollen. Burn Out- Prävention ist zum Beispiel ein großes Thema.“ Creen Care ist ein ideales, zusätzliches Stand- bein, wenn bereits Ausbil- dungen in der Familie vorhan- den sind. Als Beispiele nennt Bleikolm-Kargl hier Tagesmut- ter- oder Pflegeausbildungen, die teilweise auch schon an Fachschulen angeboten wer-
den. Neben Direktvermarktung oder touristischen Angeboten am Bauernhof, ist Green Care eine weitere Möglichkeit sich ein zusätzliches Einkommen zu sichern (Seite 10).
Ausbildung gibt Sicherheit
Durch das heurige Übergangs- jahr zwischen den Förderperio- den gibt es zwar noch keine fi- nanzielle Unterstützung, den- noch können sich Betriebe jetzt schon ausrichten. Green Ca- re wird von einem Pionier-Be- triebszweig zu einem professio- nellen Bereich ausgebaut. So wird es in Zukunft spezielle Ausbildungen im Rahmen von Green Care geben, die neben Know-how auch rechtliche Ab- sicherung geben werden. Die- se werden gerade gemeinsam mit dem ländlichen Fortbil- dungsinstitut LFI entwickelt.
Green Care-Initiativen sollen traditionelle Gesundheits- und Sozialleistungen nicht erset- zen oder mit ihnen konkurrie- ren, sondern ergänzende, spe- zifische und qualitativ hoch- wertige Angebote schaffen. Ein beispielgebendes Land in Eur- opa sind auf diesem Gebiet die Niederlande. Seit über 20 Jah- ren gibt es solche Angebote auf rund 1.000 Betrieben. Auch in Norwegen gibt es bereits 1.100 Green Care-Betriebe. Diese Länder zeigen, welches Poten- tial hierzulande noch schlum- mert. Roman Musch
Goldener Panther der Landjugend: Die sechs Finalisten
Eine Jury sucht das beste Ortsgruppen-Projekt des Jahres. Am Tag der Landjugend am 9. Februar wird das Geheimnis gelüftet
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echs Projekte, die un- terschiedlicher nicht sein könnten, stehen im Finale des „Goldenen Pan- thers“ – dem Oscar der stei- rischen Landjugend. Sie zeigen, dass die Landjugendlichen viel zur Gemeinschaft eines Dorfes, einer Region beiträgt. Die Pro- jekte werden durch eine Vorjury in die Kategorien Silber und Bronze gewählt. Die Silberpro- jekte ziehen ins Finale ein. Dasbeste Projekt, das von einer un- abhängigen Jury gekürt wird, erhält neben einer Trophäe auch ein Preisgeld von 500 Euro. Un- ter den Silber- und Bronzepro- jekten wird am Tag der Landju- gend jeweils eine Grillparty im Wert von 350 Euro verlost. Be- wertet wird nach Kriterien wie
„Idee“, „Umsetzung“, „Öffent- lichkeitsarbeit“ aber auch nach der Qualität der Präsentation vor der Jury.
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Mit Green Care blühen Menschen auf
Soziale Dienstleistungen am Bauernhof
Eine Möglichkeit von vielen: tiergestützte Pädagogik ÖKL
Heilbrunn: die mauthubert kapelle brauch- te schon dringend eine renovierung. In rund 350 arbeitsstunden wurde sie mit hilfe einer professionellen malerin rundum erneuert. am Pilgerweg nach mariazell gelegen, baute die Ortsgruppe eine neue, bequeme liegebank.
Pack: Bewegung kommt oft zu kurz, nicht nur bei kindern. auch erwachsene und senioren schadet etwas sport nicht. deshalb ersann die Ortsgruppe verschiedene trainingsstunden für die verschiedenen altersgruppen. spaß und teamgeist kamen dabei nicht zu kurz.
Krieglach: die kultur und leider auch die nöte afrikas sind uns fremd. die Ortsgruppe enga- gierte sich für ein Projekt in tansania, das Pho- tovoltaikanlagen zur Wasseraufbereitung baut.
sie organisierten mit Partnerorganisationen auch einen afrikatag für schulen der region.
Salla: eine örtliche Bergbauernfamilie, die auch eine fisch-Jausenstation betreibt, ereilten zwei tragische schicksalsschläge innerhalb kur- zer zeit. die landjugend schickte die familie ein Woche lang in urlaub, übernahm die Bewir- tung und erledigte reparaturarbeiten.
Mariahof: zum vierten mal bespielte die land- jugend-theatergruppe die ruine steinschloss.
Über 2.000 Besucher sahen „der mann in der eisernen maske“. 800 stunden wurde geprobt und für den auf- und abbau sowie Organisati- on waren 1.100 stunden notwendig.
Seckau: In einem 18-minütigen streifen ver- filmte die Ortsgruppe die fiktive Geschichte eines stadtjungen, der wider Willen aufs land zog. der Junge sträubt sich zu Beginn gegen das Landleben. Doch er findet unerwarteten anschluss und seine große liebe.
6 Landwirtschaftliche MitteiLungen g a s T k o m m e n T a r & l e s e r 1. Februar 2014
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ie Natur besteht aus Kreisläufen in denen jede Zwischenstufe, jede Ni- sche ausgenutzt wird – ein guter Lehrmeister. Markus Derler, Agrarpro- dukte-Händler aus Birkfeld, hat gemeinsam mit Christoph Haller, Tierarzt, Land- und Energiewirt aus Markt Allhau (Burgenland) eine Firma gegründet, die ein System, das ebenso alle Zwischenstufen ausnutzt, ab- rundet. Am Ende steht eine nährstoffreiche Einstreu. Wichtig ist allen Beteiligten ein kompletter Kreislauf der natürlichen Res- sourcen.Auf der ersten Stufe steht eine Tierhaltung zur Produktion von hochwertigen Lebens- mitteln. Dafür unabdingbar ist eine tierge- rechte Haltungsform mit sehr viel Einstreu.
Diese stammt von verschiedenen Pferdebe- trieben und von Markus Derler. In Markt
Allhau werden rund 1.500 Stiere ganzjäh- rig in Boxen auf viel saugfähiger Einstreu gehalten.
In der zweiten Stufe wird aus dem frischen, täglich aus den Ställen entfernten Mist (55 Tonnen pro Tag) in einer der modernsten Biogasanlagen Europas elektrischer Strom und Wärme erzeugt. Die Anlage produziert rund 5.000 Megawattstunden Strom und 6,5 Megawattstunden Wärme. Das entspricht dem Bedarf von 1.500 Haushalten.
In der dritten Stufe werden nun das End- produkt der Biogasanlage in flüssige und feste Bestandteile getrennt. Dabei entstehen rund 9.000 Tonnen feuchter, strohhaltiger Rest, der mit der Abwärme auf 3.000 Ton- nen Einstreu getrocknet wird. Die moderne Bandtrocknung arbeitet mit Temperaturen von 105 Grad und garantiert somit ein ein- wandfreies und hygienisches Einstreumate- rial als Alternative zu Sägespänen, für alle Aufstallungsformen, aber im Speziellen für Milchviehbetriebe.
Sie ist saugfähig, hygienisch einwandfrei und zudem noch preislich konkurrenzfä- hig. Milchviehbetriebe in Deutschland set- zen vermehrt auf dieses Produkt. 50 Kilo der Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kali enthält eine Tonne dieser Einstreu, die neben unkomplizierten Verhaltens im Güllekeller dem Betrieb zusätzlich zu Gute kommen. In praktischer Verwendung ist die Einstreu unter anderem in Derlers Heim- betrieb, beim Kuhcafe in Piregg zu sehen.
Derler und Haller glauben an die Zukunft in der Landwirtschaft, die innovative Ideen mit starken, verlässlichen Partnern umsetzt.
Roman Musch Betrieb & Zahlen:
Allhau Naturenergie Aneg GmbH Gesellschafter Markus Derler und Christoph Haller
Tel. 0664/2612101, [email protected] u Eine Biogasanlage produziert aus Rin- dermist 5.000 Megawattstunden Strom pro Jahr. Der Gärrest wird separiert und mit der Abwärme der Anlage getrocknet. Das Endprodukt wird als hygienisierte Einstreu als Alternative zu Sägespänen verkauft.
u 3.000 Tonnen Aneg-Einstreu sollen heuer vermarktet werden. Sie ist reich an Kali, Stickstoff und Phosphor.
BauernPOrträt
Alles herausholen
Markus Derler mit seiner Einstreu MUSCH
die meinung des gastautors muss sich nicht mit jener der redaktion decken.
Bedrängte Energiewende
Gastkommentar: Franz Alt über Klimawandel und EU-Klimaziele
d
ie zunehmenden Wet- terextreme sind die ei- gentlichen Vorboten des Klimawandels, der das Überleben der Menschheit be- droht. Allein im Vorjahr haben Hochwasser in Deutschland Schäden in der Höhe von 18 Milliarden Euro angerichtet. In den Alpen steigt die Schnee- grenze pro Jahr um 30 bis 40 Meter. Das ist für ein Touris- musland wie Österreich eine existenzielle Frage.Vertane Chance
Schade, die EU-Kommission hat eine Chance vertan. Die Klimaziele, die sie bis 2030 er- reichen will, sind völlig unge- nügend. Den Anteil der Öko- energie von 24 auf nur 27 Pro- zent in Europa zu erhöhen ist ein Tiefschlag für die bisherige EU-Klimaschutzpolitik. Noch nie hat die EU beim Klima- schutz so versagt wie bei den Zielen für 2030. Wie können wir denn erwarten, dass sich die Chinesen, Inder, die Ame- rikaner oder Afrikaner für den Klimaschutz engagieren, wenn die Europäer, die bisher ei- ne Führungsrolle inne hatten, selbst auf die Bremse treten?
Klimaschutz
Die Forderungen für einen verantwortungsvollen Klima- schutz in Europa bis zum Jahr 2030 müssten lauten: Minus 40 bis 50 Prozent weniger Treib- hausgase, 40 Prozent erneuer- bare Energien und 40 Prozent
weniger Energieverbrauch auf Basis des Jahres 1990.
Gäbe es eine ökologische Nachrichtensendung im Fern- sehen, dann müsste dort ver- meldet werden, dass täglich 150 Tier- und Pflanzenarten ausgerottet werden. Hauptver- antwortlich dafür ist der Kli- mawandel. Die zweite Mel- dung müsste sich damit be- schäftigen, dass wir Menschen an einem Tag weltweit 50.000 Hektar Wüste geschaffen ha- ben – durch den Klimawandel.
Und die dritte Meldung müsste sich mit dem Bodenverlust aus- einandersetzen: Täglich verlie- ren wir weltweit 86.000 Hek- tar fruchtbaren Boden. Wäh- rend also die Weltbevölke- rung täglich um eine viertel Million Menschen steigt, ge- hen fruchtbare Böden verlo-
ren. Was heißt das für die Zu- kunft? Verteilungskämpfe um die letzten Ressourcen! Der Irakkrieg war ein Krieg um Öl.
Oder: Die Nato hat nur deshalb in Lybien eingegriffen, weil es dort Öl gibt. Syrien hat kein Öl, deshalb greifen dort weder Na- to noch die USA
ein.
Um die Sonne aber können wir nie Kriege füh- ren, sie hat ei- nen Sicherheits- abstand von 150 Millionen Kilo- metern. Wann aber verstehen wir, dass die er- neuerbaren Ener- gien – und zwar
der100-prozentige Umstieg, die Voraussetzung dafür ist, dass unsere Kinder und Enkel ein schönes und gutes Leben im Wohlstand haben können?
Alle erneuerbaren Energie- quellen hängen letztlich von der Sonne ab. Sie schickt uns 15.000 Mal mehr Energie als
alle Menschen brauchen. Wä- re die Erde nur einige Kilome- ter näher der Sonne, wäre es zu heiß. Wäre sie weiter entfernt, wäre es zu kalt. Wenn wir die- se Erde kaputt machen, dann können wir nicht mehr auswei- chen: Weder auf den Mars, dort
ist es mit minus 270 Grad Celsi- us zu kalt, noch auf die Venus, dort ist es mit plus 400 Grad zu heiß. Ein Planet mit erdähnlichen Bedingungen in einem anderen Sonnensystem ist 16 Millionen Jahre entfernt.
Wie wäre es denn, wenn wir Menschen uns auf der Erde endlich anständig und nachhaltig benehmen wür- den?
Die EU war beim Klimaschutz schon einmal weiter. Wenn wir mit dem begonnen Pro- zess – raus aus den Fossilener- gien und rein in die Erneuer- baren – weitere 30 bis 35 Jah- re durchhalten, dann ist Europa bis 2050 zu 100 Prozent „er- neuerbar“. Man kann es dre- hen und wenden, wie man will:
Das Erdölzeitalter geht zu En- de. 2006 war weltweit der Hö- hepunkt der Ölförderung, sie geht bereits zurück, Fossilener- gie wird immer teurer. Das be- deutet: Es bleibt gar kein ande- rer Weg als der 100-prozentige Umstieg auf Erneuerbare.
gastautOr
Franz Alt ist Journalist, Bauchautor und Vor- tragender aus Baden- Württemberg, deutsch- land. e-mail: [email protected]
sonnenseite.com
„
Der Klimawandel ist eine
Überlebensfrage für die Menschen.
Franz Alt, Journalist und Buchautor
„
WIr gratulIeren
I
ngenieur Fritz Stocker feierte dieser Tage sei- nen 50. Geburtstag.Stocker wurde in Schladming geboren und besuchte nach der Pflichtschule die HBLA Raum- berg. Seine berufliche Lauf- bahn begann er nach Absolvie- rung des Präsenzdienstes beim Landeskontrollverband Steier- mark, 1985 wurde er Betriebs- berater der Bezirkskammer Graz-Umgebung, drei Jahre später Projektleiter für den Ar- beitskreis Milchvieh und bald darauf auch Koordinator für sämtliche Arbeitskreise zur Höherqualifikation von Bäue- rinnen und Bauern. Die Bestel-
ÖsterreIchs agrarexPOrte 2013
Quelle: statistik austria/ama marketing
1,08 Mrd.
„Alte“ EU 15
2,25 Mrd.
Andere Länder
1,3 Mrd.
+261%
zu 1995
3,2 Mrd.
+507% zu 1995
1,67 Mrd.
EU 13
angaben in euro export-Wert 2013 in 1.000 euro %-Vergleich zu 2012
Deutschland Italien USA Ungarn Schweiz Slowenien Tschechien Russland Niederlande
Frankreich
3.240.078 +5,7
1.303.647 +1,8
471.678 -1,3
417.878 +4,5
382.686 +10,1
337.454 +5,5
270.473 -1,4
237.004 +25,7
230.407 +8,9
222.555 +16,2
Export-Rekord. Österrei- ch hat 2013 lebensmittel im Wert von 9,5 milliar- den euro exportiert, 2012 waren es 9,1 milliarden euro. Wichtigster han- delspartner ist deutsch- land, gefolgt von Italien und den usa. 1995, im Jahr des österreichischen eu-Beitritts, wurden le- bensmittel im Wert von 1,7 milliarden exportiert.
lung zum Leiter der Abtei- lung Betriebswirtschaft er- folgte im Jahr 2009.
Stocker ist ein sehr zielstre- biger und einsatzbereiter lei- tender Mitarbeiter der Lan- deskammer, der weiters auch sehr bodenständig und hei- matverbunden ist. Ihn zeich- net auch enormer Fleiß und ei- ne sehr starke Verbundenheit mit der steirischen Land- wirtschaft aus.
Fritz Stocker ist mit Gattin Annemarie verheiratet und Va- ter von zwei Kin- dern.
Dietmar Moser
Russen fliegen auf Schweinefleisch
Besonders erfreulich ist die Entwicklung des österreichi- schen Außenhandels mit Russ- land, das erstmals den Sprung in die Top-Ten der rot-weiß- roten Handelspartner schaffte (237 Millionen Euro). Das Plus von 26 Prozent liegt zu einem großen Teil in einer Steige- rung des Exportes von Schwei- nefleisch begründet. Die aus- geführte Menge verdreifachte sich im vergangenen Jahr auf 10.152 Tonnen, wertmäßig ver- vierfachte sich der Export auf 24 Millionen Euro. Wichtigster Handelspartner Österreichs ist Deutschland (3,2 Mrd. Euro).
Fritz Stocker feierte 50er
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Landwirtschaftliche MitteiLungen
1. Februar 2014 B i o m a s s s e -k o n F e r e n z
Top-Trends bei Biomasse
140 internationale Experten präsentierten neue Technologien
Mitteleuropäische Biomassekonferenz:
Weltweiter Vergleich zeigt, dass heimische Technik Spitze ist.
Bei den Biomassebrennstoffen geht der Trend in Richtung Ver- edelung und Vorbehandlung.
Da sie verstärkt international gehandelt werden, sind deren Standardisierung und die Erhö- hung der Energiedichte wich- tige Zukunftsthemen. In diesem Zusammenhang spielt die Wei- terentwicklung und die Errich- tung von Demonstrationsanla- gen zur Röstung von Biomasse eine wichtige Rolle. Daneben wird an der Karbonisierung (Verkohlung) und Verflüssi- gung von Biomasse gearbeitet.
Weiters wird intensiv an der Verbesserung der Brennstoffei- genschaften von nicht-holzar- tiger Biomasse wie Maisspin- deln oder Landschaftspflege- heu gearbeitet. Durch Additive soll das nutzbare Brennstoffpo- tenzial erhöht werden. Für die
Biogaserzeugung werden künf- tig Maisstroh oder Zwischen- früchte bedeutsamer.
Wärme
Die Wärme- und Kälteerzeu- gung aus Biomasse wird wei- ter an Stellenwert gewinnen.
Bei der Verbrennungstechnik für Biomassekleinfeuerungs- anlagen werden in Zukunft hocheffiziente Systeme mit Brennwerttechnik und extrem niedrigen Emissionen von be- sonderer Relevanz sein. Zur Emissionsreduktion wird auf extrem staubarme neue Klein- feuerungstechnologien ge- setzt. Es wird intensiv an der Adaptierung und Optimierung von bestehenden Biomasse- Kleinfeuerungskonzepten be- züglich Emissionsminderung, Wirkungsgradsteigerung und Verbreitung des einsetzbaren Brennstoffspektrums gearbei- tet. Weiters wird an neuen Feu- erungstechnologien für Pel- lets, Hackgut und Stückholz geforscht. Bei Scheitholz- und Pellets-Kaminöfen werden
durch primäre Optimierungs- maßnahmen bei der Ofenge- staltung sowie durch den Ein- satz von Katalysatoren weitere Emissionsreduktionen und Ef- fizienzsteigerungen erwartet.
Bei mittleren und großen Bio- massefeuerungsanlagen ist der Fokus auf Effizienzsteigerung und verbesserte Regelung von Wärmeverteilsystemen gerich- tet. Insbesondere beim Be- trieb der Fernwärmenetze, beim Wärmeverteil system der Fernwärmekunden und bei der Wärmerückgewinnung gilt es anzusetzen. Nur so können Bio masseheizwerke auch in Zukunft wirtschaftlich betrie- ben werden, denn der Trend zum Energiesparen und zur Gebäudesanierung wird Ein- bußen beim Wärmeverkauf bringen. Eine effizientere und wirtschaftlichere Fernwärme- versorgung auf Biomasseba- sis wird auch durch die Um- setzung von dezentralen Wär- mespeichern erwartet. Dadurch soll es zu einer besseren Ausla- stung des Fernwärmenetzes, zu
einer Glättung von Lastspitzen, zur Reduktion von Netzver- lusten sowie zu einer Senkung der Einsatzzeiten der Spitzen- lastkessel kommen. Optimierte Anlagen mit niedrigeren Rück- lauftemperaturen bringen we- niger Verluste im Fernwär- menetz und einen geringeren Stromverbrauch der Netzpum- pen. Und es können ohne Erhö- hung der Heizleistung und des Brennstoffbedarfes des Bio- masseheizwerkes zusätzliche Wärmeabnehmer ans Fernwär- menetz angeschlossen werden.
Ebenso ist ein weiterer Fokus auf die Netzverdichtung und auf Neukunden zu legen. Fer- ner wird die Prozesswärmenut- zung auf Basis von Bio energie sowie von kombinierten Bio- masse- und Solarsystemen an Bedeutung gewinnen. Bei der Emissionsreduktion setzt man bei allen Leistungsklassen von Biomassefeuerungen auf Min- derung der Kohlenmonoxid-, Stickoxid-, Staub- und Fein- staubemissionen.
Horst Jauschnegg Auch beim guten, alten Scheitholz- ofen wer- den tech- nologische Fortschritte gemacht
LK
Strom und Wärme
Trend: Mikro-Kraft-Wärme-Koppelung
Biotreibstoffe
Fortschritte bei der Technologieentwicklung
B
ei der Strom- und Wär- meerzeugung ist ein Trend zu Mikro- Kraft-Wärme-Kopplungssyste- men für Biomassebrennstoffe erkennbar. Hier sind mehrere neue Technologieentwick- lungen auf Verbrennungs- und Vergasungsbasis im Gange be- ziehungsweise auch bereits in Erprobung. Für kleine, dezen- trale Biomasse-KWK-Anlagen auf Basis fester Biomasse gibt es in Österreich großes Poten- zial. Verstromungsanlagen mit einer elektrischen Leistung vonunter 500 Kilowatt können bei bestehenden Biomasseheiz- werken, bei gewerblichen An- lagen und auf landwirtschaft- lichen Betrieben installiert und wärmegeführt betrieben wer- den. Für einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb sind der rich- tige Standort mit optimaler Wärmenutzung sowie eine sorgfältige Planung und Kalku- lation entscheidend. Bei Bio- gasanlagen geht der Trend hin zur Nutzung von agrarischen Reststoffen, Zwischenfrüchten und Wirtschaftsdüngern.
B
ei der Treibstofferzeu- gung aus Biomasse wird die Aufbereitung von Biogas zu Erdgasqualität und dessen Einspeisung in Erd- gasnetze steigen. Zusätzlich gibt es Fortschritte bei der Technologieentwicklung zur Produktion von Synthesegas beziehungsweise Treibstoffen aus fester Biomasse. Derartige Prozesse werden für größere Anlagen – in denen die Wär- me-, Strom-, Treibstoff- und Rohstoffproduktion aus Bio- masse in Form von sogenann-ten Bioraffinerien erfolgt – im- mer wichtiger. Dabei könnte die Bio masse in einem ersten Schritt in dezentralen Pyrolyse- anlagen zu einem transport- würdigen Rohstoff mit höherer Energiedichte aufbereitet und in weiterer Folge in einer zen- tralen Syntheseanlage Bio- treibstoff erzeugt werden.
Diese sogenannten Biotreib- stoffe der zweiten Generation werden aber bis 2020 kaum re- levante Marktanteile am euro- päischen Treibstoffmarkt erlan-
gen können. H. J.
Wirksamer Klimaschutz mit erneuerbarer Energie
Mitteleuropäische Biomassekonferenz: Großes internationales Interesse an österreichischem Know-how
d
ie vierte mitteleuropä- ische Biomassekonfe- renz war ein voller Er- folg. Mehr als 1.100 Gäste in- formierten sich vom 15. bis 18.Jänner über die politischen, wirtschaftlichen und technolo- gischen Entwicklungen auf dem Gebiet der energetischen Biomassenutzung. Auch die in- ternationale Ausrichtung der Konferenz wurde wieder unter- strichen. Besucher aus 45 Nati- onen und von allen Konti- nenten reisten nach Graz an.
Österreichisches Bioenergie-
Know-how stößt überall auf der Welt auf großes Interesse.
Die internationalen Bioener- gieexperten waren sich einig, dass eine nachhaltige, sichere, wettbewerbsfähige und klima- schonende Energieversorgung künftig nur möglich ist, wenn die Energie- und EU-Klimapo- litik den 100-prozentigen Um- stieg auf ein hocheffizientes, erneuerbares Energiesystem mit ambitionierten, langfristig geplanten Maßnahmen und einem klaren Zielerreichungs- pfad rasch vorantreibt.
1.100 Besucher aus 45 Nationen waren in Graz BIOMASSEVERBAND
kOmmentar
energieexperte landeskammer Horst Jauschnegg
t
rotz gestiegener Holznutzung ist der Holzvorrat in den Wäldern der EU in den vergangenen zwei Jahr- zehnten deutlich angewachsen. Nur 60 Pro- zent des jährlichen Holzzuwachses werden EU-weit genutzt. Es schlummern also noch beträchtliche, ungenutzte Holzmengen in den europäischen Wäldern, die es zur Ver- sorgung der Holz verarbeitenden Industrie und des Bioenergiesektors zu mobilisieren gilt. Konkret stieg der Holzvorrat in der EU durch aktives Forstmanagement von 19 Milliarden Kubikmeter im Jahr 1990 auf 24 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2010. Und dies, obwohl im selben Zeitraum die jähr- liche Holznutzung von 396 auf 484 Millio- nen Kubikmeter gesteigert wurde. Gleich- zeitig erhöhte sich der jährliche Zuwachs in diesen 20 Jahren von 702 auf 769 Millionen Kubikmeter. Die Forstwirtschaft braucht von der europäischen Politik verstärkt An- reize: zur Verbesserung der Infrastruktur,wie beispielsweisen von Forstwegen, zur Forcierung der aktiven Waldbewirtschaf- tung sowie für mehr Forschung und Tech- nologieentwicklung. Nur so lassen sich die ungenutzten Potenziale nachhaltig nutzen.
Eine in EU-Kreisen diskutierte und von der Papierindustrie geforderte, gesetzlich ver- ordnete Pflicht zur kaskadischen Holznut- zung lehnen wir entschieden ab. Ein derar- tiger Vorschlag ist in der Praxis nicht um- setzbar und widerspricht den Prinzipien des freien Marktes. Aufgrund zusätzlicher Bürokratie und höherer Kosten für die Forstwirte ist sogar zu befürchten, dass bei derartigen marktfernen Vorgaben ins- gesamt weniger Holz geerntet wird und die Holzpreise steigen.
Der Biomasseeinsatz in Österreich könnte bis 2020 um ein Viertel gesteigert werden, wenn es gelingt, die noch ungenutzten Bio- massepotenziale zu mobilisieren. Insbe- sondere die Nutzung von agrarischen Rest- stoffen, wie beispielsweise Maisspindeln oder Landschaftspflegeheu, aber auch von Zwischenfrüchten sowie ungenutzte Po- tenziale im Abfallsektor bieten noch Mög- lichkeiten zur Steigerung des Biomasseein- satzes. Hier besteht noch erheblicher For- schungs- und Entwicklungsbedarf.
Und im heimischen Wald gibt es auch noch ungenutzte Holzmengen, von denen auch ein Teil für die energetische Nutzung in- teressant ist. Der überwiegende Teil des Bio massepotenzials soll in hocheffizienten Bio masseanlagen zur Wärmeerzeugung ge- nutzt werden. Bis 2020 könnten 475.000 Ölheizungen durch moderne Biomassefeu- erungen substituiert werden.
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