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unter besonderer Berücksichtigung der Kredite an den Unternehmenssektor

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Kreditvergabe des österreichischen Bankensystems

unter besonderer Berücksichtigung der Kredite an den Unternehmenssektor

5. Kreditbericht

der Oesterreichischen Nationalbank

November 2010

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5. Kreditbericht

der Oesterreichischen Nationalbank

November 2010

Unter Mitarbeit von:

Peter Mooslechner Johannes Turner Michael Andreasch Martin Bartmann Markus Hameter Wolfgang Harrer Johannes Langthaler Fabio Rumler Helene Schuberth Günther Sedlacek Michael Strommer Gunther Swoboda Walter Waschiczek

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Executive Summary

Die Analyse der statistischen Daten zur Kreditentwicklung in Österreich zeigt eine sich langsam erholende Kreditdynamik in den letzten Monaten. Allerdings deuten die Ergebnisse von Umfragen bei österreichischen Unternehmen darauf hin, dass ein Teil der Unternehmen nach wie vor mit restriktiven Kreditvergabekonditionen konfrontiert ist. Der Anteil jener Unternehmen, der davon betroffen ist, ist jedoch im letzten Quartal erneut gesunken. Die starke Abschwächung der Kreditdynamik im vorigen Jahr dürfte zum überwiegenden Teil auf den starken Einbruch der Investitionstätigkeit zurückzuführen sein. Mit dem Einsetzen der konjunkturellen Erholung ab dem 4. Quartal 2009 ist auch der Kreditabschwung zum Stillstand gekommen. Im Laufe des heurigen Jahres ist das Kreditwachstum sowohl bei Unternehmenskrediten als auch bei Haushaltskrediten wieder leicht angestiegen.

Allerdings befindet sich die Kreditentwicklung noch immer auf einem historisch niedrigen Niveau und vor allem wesentlich unter dem Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise. Für sehr große Unternehmen stellt nunmehr die Begebung von Anleihen eine bedeutende Alternative zum Bankkredit dar.

Das Jahreswachstum des aushaftenden Kreditvolumens der österreichischen Banken an die Unternehmen schwächte sich in Folge der Finanzkrise im Laufe des Jahres 2009 kontinuierlich ab und erreichte im Dezember erstmals einen negativen Wert. Seither ist es wieder geringfügig gestiegen und liegt derzeit im September 2010 bei 0%. In der kurzfristigen Dynamik beobachten wir in den letzten beiden Monaten August und September 2010 positive Monatsveränderungsraten der Nettokreditausweitung an die Unternehmen. Eine Zusatzinformation liefert die seit 2009 von der OeNB erhobene Neukreditstatistik. Sie zeigt auf Basis der Meldung von 108 Banken, dass es keinen Einbruch der Neukreditvergabe an Unternehmen seit Beginn 2009 gegeben hat. Allerdings war die Neukreditvergabe in allen bisherigen Monaten des Jahres 2010 niedriger als im jeweiligen Vergleichsmonat 2009. Insgesamt wurden in den Monaten Jänner bis September 2010 etwa 59 Mrd. EUR an neuen Unternehmenskrediten vergeben, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres rund 68 Mrd. EUR waren. Alles in allem zeigt sich somit die Dynamik der Kreditvergabe österreichischer Banken an den Unternehmenssektor nach wie vor als verhalten.

Laut Zinssatzstatistik hat sich die Zinsbelastung der Unternehmen in Folge der seit Oktober 2008 erfolgten Zinssenkungsschritte der EZB deutlich reduziert. Bei neu vergebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr, die das Gros der Neukredite ausmachen, wurden die Zinssätze seit dem Zinshöhepunkt im Oktober 2008 sogar um geringfügig mehr als die Leitzinssenkung zurückgenommen. Bei den bestehenden Unternehmenskrediten mit kürzeren Laufzeiten wurden die Zinssätze etwa im selben Ausmaß wie die Leitzinssenkung reduziert, bei den längeren Laufzeiten war der Rückgang etwas geringer. Der Rückgang der Zinssätze erfolgte zum Großteil im Lauf des Jahres 2009, in den bisherigen Monaten des laufenden Jahres blieben die Zinssätze in den meisten Kategorien ziemlich unverändert; zuletzt ist ein geringfügiger Anstieg zu verzeichnen. Insgesamt hat sich dadurch der Zinsaufwand der Unternehmen für Kredite bei inländischen Banken seit dem vierten Quartal 2008 von 1,7 Mrd. EUR auf 880 Mio. EUR im dritten Quartal 2010 reduziert.

Die Kreditvergabe der österreichischen Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jene an die Unternehmen in Folge der Finanzkrise abgeschwächt, allerdings war deren Wachstumsrückgang nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Unternehmenskrediten. Der Rückgang setzte bei den Haushaltskrediten bereits Mitte 2008 ein und erreichte im dritten Quartal

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2009 seinen Tiefpunkt. Seither ist die Jahreswachstumsrate der Haushaltskredite wieder gestiegen und befindet sich im September 2010 bei 0,9%. Somit ist auch bei den Haushaltskrediten bereits eine Trendwende im Wachstum seit einigen Monaten zu beobachten.

Laut Zinssatzstatistik wurden die Zinssätze von neu begebenen Haushaltskrediten in Folge der Leitzinssenkung zwar in allen Kategorien maßgeblich reduziert, aber je nach Kategorie in unterschiedlichem Ausmaß. Bei den Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis zu einem Jahr war der Zinssatzrückgang in etwa im selben Ausmaß wie der Leitzinsrückgang, bei den Konsumkrediten hingegen nur im Ausmaß von etwas mehr als 2 Prozentpunkten.

Neben der Analyse der statistischen Daten werden in diesem Bericht auch aktuelle Umfrageergebnisse zu den Kreditvergabekonditionen präsentiert. Diese deuten darauf hin, dass sich die Kreditvergabekonditionen der österreichischen Banken, nachdem sie im Zuge der Finanzkrise kontinuierlich verschärft wurden, nun im laufenden Jahr langsam wieder aufhellen. Eine im Auftrag der OeNB vom WIFO durchgeführte Umfrage bei österreichischen Unternehmen zeigt, dass sich der Anteil der Unternehmen, die eine Verschärfung der Kreditbedingungen in den letzten drei Monaten registrierten, in der aktuellen Befragungsrunde weiter zurückgegangen ist. Der Anteil jener Unternehmen, die keine Veränderung der Kreditvergabekonditionen feststellten, hat sich erhöht. Bei den Verschärfungen der Kreditkonditionen waren insbesondere erhöhte Informations- und Sicherheitenerfordernisse maßgeblich.

Für die sehr großen Unternehmen haben sich die Finanzierungsbedingungen bei den Krediten überwiegend verbessert. Die Kreditnachfrage dieser Unternehmen bleibt allerdings verhalten. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass aufgrund des hohen Innenfinanzierungspotentials und der ohnehin gedämpften Investitionsnachfrage im Bereich der Erweiterungsinvestitionen der Außenfinanzierungsbedarf derzeit nicht signifikant hoch ist. Einige Unternehmen haben auch den wieder relativ kostengünstigen Rentenmarkt als Alternative zum längerfristigen Bankkredit in Anspruch genommen. Die österreichischen Unternehmen emittierten laut Emissionsstatistik brutto im bisherigen Verlauf des Jahres 2010 Anleihen im Wert von insgesamt 6,9 Mrd. EUR. Netto wurden 2010 bisher 3,4 Mrd. EUR emittiert, dies ist allerdings wegen einiger ausgelaufener großer Anleihen deutlich weniger als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Die Eigenmittelaufnahme über den Aktienmarkt ist de facto seit Mitte 2008 zum Erliegen gekommen. Im bisherigen Verlauf des heurigen Jahres beliefen sich die Aktienemissionen netto auf -41 Mio. EUR.

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INHALT

I. Entwicklung der Kreditvergabe

Entwicklung der Kreditvergabe an die Unternehmen Zinsentwicklung von Unternehmenskrediten Kredite und Investitionen

Substitution von Kapitalmarktfinanzierung und durch Kredite aus dem Ausland Bonität der Unternehmen

Entwicklung der Kreditvergabe an die privaten Haushalte Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den Unternehmen sowie Banken (Bank Lending Survey)

Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey der OeNB

Befragung durch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung

Befragung großer österreichischer Unternehmen durch die Oesterreichische Nationalbank

III. Spezialanalysen

Entwicklung des Kreditvolumens an Nichtbanken im Euroraum Einfluss volkswirtschaftlicher Faktoren auf die Bankgewinne

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I. Entwicklung der Kreditvergabe

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Entwicklung der Kreditvergabe an die Unternehmen

Wachstumsraten: Die Jahreswachstumsrate der von inländischen

Banken an die Unternehmen in Österreich vergebenen Kredite verharrte zwar nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2008 noch einige Monate auf hohem Niveau (über 7%), schwächte sich dann aber im Laufe des Jahres 2009 kontinuierlich ab. Im Dezember 2009 erreichte die Jahreswachstumsrate mit einem Wert von -1,6% (bereinigt um Reklassifikationen, Bewertungsänderungen und Wechselkurseffekte) ihr bisheriges Minimum in diesem Kreditzyklus.1 Seither ist die Jahreswachstumsrate wieder leicht angestiegen, liegt aber immer noch auf einem Niveau um die 0% (seit Juli 2010).

Im Monatsabstand gemessen schwankte die Netto-Kreditausweitung schon seit geraumer Zeit um die 0% Marke. Auch die monatlichen Netto-Veränderungen zeigen Anstiege im Mai und Juni sowie im August und September dieses Jahres, die aber zum Teil wieder neutralisiert wurden. Somit ist die Netto-Kreditvergabe österreichischer Banken an heimische Unternehmen in den letzten Monaten auf niedrigem Niveau praktisch stagniert.

Kredite der MFI an nicht-finanzielle Unternehmen

2008 2009 April Mai Juni Juli August September

Transaktionsbedingte Veränderung

(in Mrd EUR) 0,9 -0,2 -0,5 0,5 0,6 -0,3 0,2 0,7

Monatliche Veränderungsraten

(in %) 0,7 -0,1 -0,4 0,3 0,5 -0,2 0,1 0,5

12-Monats- Veränderungsraten

(in %) 8,0 3,9 -1,2 -0,8 -0,6 -0,1 -0,1 0,0

Quelle: OeNB.

Jahres-Durchschnitte 2010

Gleichzeitig war das Kreditwachstum in Österreich seit März 2009 seit längerer Zeit wieder höher als im gesamten Euroraum, wo sich die Veränderungsrate auf einem Wert von derzeit -0,6% (September 2010) befindet.

1 Im Rahmen der EZB Monetärstatistik (MONSTAT) werden nur Stände gemeldet. Für Globalgrößen wurden durch die Bereinigung um Umgruppierungen, Neubewertungen, Wechselkurs- und sonstige nicht transaktionsbedingte Veränderungen (Netto-) Transaktionsströme ermittelt.

Auch im Euroraum dürfte somit die Talsohle des Einbruchs des Kreditwachstums bereits überschritten sein. Seit Anfang des vergangenen Jahres waren die Kreditwachstumsraten in allen Ländern des Euroraums rückläufig, wobei Österreich mit einem Wachstumsrückgang von 9,6 Prozentpunkten seit Beginn 2009 im guten Mittelfeld liegt. Am stärksten war der Wachstumsrückgang in Luxemburg (42 Pp), gefolgt von Zypern (32 Pp), Irland (18 Pp) und Slowenien (15 Pp). Allerdings hat der Abschwung des Kreditwachstums in Österreich etwas später eingesetzt als in den meisten Euroraumländern. Ein eher geringer Wachstumsrückgang der Unternehmenskredite seit Beginn 2009 wurde in Italien (um 6 Pp), den Niederlanden (7 Pp) und in Spanien (8 Pp) verzeichnet.2

-4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 16

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum*

Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Unternehmen

Quelle: EZB.

Veränderung zum Vorjahr in %

*) Bei den Krediten von MFIs im Euroraum an nicht-finanzielle Unternehmen sind auch Kredite an österreichische Unternehmen inkludiert.

Fristigkeit: Vor allem Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr waren von der Wachstumsabschwächung betroffen. Die Jahreswachstumsrate dieser Kredite verringerte sich seit Jahresbeginn 2009 von rund 10% auf nunmehr -9% im September 2010. Aber auch bei dieser

2 Eine detaillierte Analyse der Entwicklung der Kreditvergabe in den verschiedenen Euroraumländern findet sich in einer Spezialanalyse in Abschnitt III dieses Berichts.

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Kategorie ist das Wachstum in den letzten Monaten auf diesem niedrigen Niveau stagniert.3 Da Investitionen oftmals kurzfristig finanziert werden, ist es nicht verwunderlich, dass angesichts des starken Investitionseinbruchs im letzten Jahr gerade die kurzfristigen Kredite einen starken Wachstumsrückgang aufweisen.

Die Wachstumsrate der Kredite mit Laufzeiten zwischen ein und fünf Jahren verringerte sich von 12,2% zu Jahresbeginn 2009 nur etwa bis zum dritten Quartal 2009 (auf -4,1% im August 2009) und ist seither wieder markant auf einen Wert von 6,7% (im September 2010) gestiegen. Demgegenüber ging die Steigerungsrate der Kredite mit Laufzeiten über fünf Jahren seit Beginn 2009 nur relativ wenig zurück. Sie ist lediglich von 6,8% im Jänner 2009 auf nunmehr 2,7%

im September 2010 gesunken, wobei die Schwankungen im Wachstum bei dieser Kategorie auch schon historisch am geringsten waren.

-15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre

Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Unternehmen nach Fristigkeiten

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB.

Kredithöhe: Einen Anhaltspunkt über die Entwicklung der Kredite nach

3 Im September 2010 betrug der Anteil der Unternehmenskredite mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr an allen bestehenden Unternehmenskrediten 25%, der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren 14% und der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von über 5 Jahren 61%.

Kredithöhe liefert ein Vergleich von Daten der MONSTAT mit jenen der Großkreditevidenz (GKE).4 Dabei zeigt sich, dass seit Anfang 2008 die Entwicklung der Großkredite gemäß GKE eine starke Übereinstimmung mit den gesamten Krediten laut MONSTAT aufwies. Das Verhältnis von Kreditvolumen gemäß GKE und der MFI- Kredite an nicht-finanzielle Unternehmen laut MONSTAT schwankte seit Beginn 2008 zwischen 90,5% und 93,4% und betrug im September 2010 93,0%.

Aufgrund der Tatsache, dass die Daten aus der GKE und der MONSTAT eine relativ hohe Übereinstimmung aufweisen, lässt sich eine nach Kredithöhe unterschiedliche Entwicklung jedenfalls nicht erkennen. Nimmt man an, dass großvolumige Kredite eher von Großunternehmen aufgenommen werden, so könnte der Vergleich von Großkrediten und Gesamtkreditvolumen laut MONSTAT auch dahingehend interpretiert werden, dass sich die Kredite nach Unternehmensgröße nicht unterschiedlich entwickelt haben.

Wirtschaftssektoren: Die Daten der GKE erlauben auch eine Aufgliederung der Großkredite nach Wirtschaftssektoren.

Von den wesentlichen ÖNACE-Sektoren5 waren im Durchschnitt der Monate Jänner bis September 2010 gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres in etwa der Hälfte der Sektoren Kreditzuwächse zu verzeichnen, in den anderen Sektoren ging die Vergabe von Großkrediten zurück. Am größten war der Zuwachs im Sektor Verkehr und Lagerei mit 9,7%, gefolgt vom Grundstücks- und Wohnungswesen mit 6,3%, geringere Zuwächse von 4,9%

4 Im Rahmen der GKE melden alle österreichischen Kredit- und Finanzinstitute sowie Vertragsversicherungen eingeräumte Kreditrahmen oder Kreditausnutzungen ab 350.000 EUR. Kredite mit einem geringeren Volumen bleiben somit in dieser Statistik unberücksichtigt.

5 C – Herstellung von Waren, D – Energieversorgung, F – Bauwesen, G – Handel, Reparatur und Instandhaltung von Kfz, H – Verkehr und Lagerei, I – Beherbergung und Gastronomie, L – Grundstücks- und Wohnungswesen.

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bzw. 4,4% waren hingegen in den Sektoren Beherbergung und Gastronomie sowie Bauwesen zu verzeichnen. Unter den Sektoren mit einem Rückgang der Großkreditvergabe in den letzten neun Monaten verzeichnete der Handel mit - 8,7% den größten Rückgang, gefolgt vom Sektor Herstellung von Waren mit -6,0%.

In den Sektoren Energieversorgung und Wasserversorgung waren in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hingegen nur geringe Kreditrückgänge um -2,3% bzw. -1,3% zu verzeichnen. In der kurzfristigen Dynamik zeigte sich in den Sektoren Energieversorgung, Handel und Herstellung von Waren in den letzten vier bis fünf Monaten eine negative Wachstumsdynamik im Vergleich zum jeweiligen Vormonat, in den anderen dargestellten Sektoren waren die Monatsveränderungsraten der letzten Monate positiv.

-6,0 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0

Jän.08 Apr.08 Jul.08 Okt.08 Jän.09 Apr.09 Jul.09 Okt.09 Jän.10 Apr.10 Jul.10 I - Beherbergung und Gastronomie

D - Energieversorgung H - Verkehr und Lagerei

G - Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen

Großkredite

Veränderung gegenüber dem Vormonat in %

Quelle: OeNB.

-2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

Jän.08 Apr.08 Jul.08 Okt.08 Jän.09 Apr.09 Jul.09 Okt.09 Jän.10 Apr.10 Jul.10 F - Bauwesen

C - Herstellung von Waren L - Grundstücks- und Wohnungswesen

Großkredite

Veränderung gegenüber dem Vormonat in %

Quelle: OeNB.

Neukreditstatistik: Seit April 2009 erhebt die OeNB von 108 in Österreich ansässigen Banken eine Meldung über ihre Neukreditvergabe an Unternehmen, private Haushalte und Finanzleasinggesellschaften und rechnet diese auf den Gesamtmarkt in Österreich hoch. Daten liegen derzeit für den Zeitraum Jänner 2009 bis September 2010 vor. Damit erlauben die Daten zwar keinen Vergleich mit der Entwicklung vor der Finanzkrise, doch zeigen sie keinen Einbruch der Neukreditvergabe seit Beginn 2009. Insgesamt wurde in diesem Zeitraum ein Volumen von 141,6 Mrd. EUR an Euro-Krediten an Unternehmen in Österreich neu vergeben (ohne Berücksichtigung von Rückzahlungen bzw. Tilgungen), wobei die Neukreditvergabe in allen Monaten des bisherigen Jahres 2010 unter dem Niveau des jeweiligen Vorjahresmonats liegt.

Daraus einen negativen Trend abzuleiten wäre allerdings verfrüht. Rund 88% der Neukreditvergabe seit Beginn 2009 waren große Kredite über 1 Mio. EUR. In Bezug auf die Laufzeit betraf der weitaus überwiegende Teil der neu vergebenen Kredite (rund 80%) kurzfristige Ausleihungen mit einer Laufzeit bis zu 6 Monaten. Dabei handelt es sich meist um kurzfristige Finanzierungen (meist in der Form von Barvorlagen), die oftmals nach Ablauf erneut abgeschlossen werden.

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0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000

Jän.09 Apr.09 Jul.09 Okt.09 Jän.10 Apr.10 Jul.10 bis 1 Mio EUR bis 6 Monate bis 1 Mio EUR über 6 Monate über 1 Mio EUR bis 6 Monate über 1 Mio EUR über 6 Monate

Neukreditvergabe der Banken an den Unternehmenssektor

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

Eingeräumte Rahmen und Rahmenausnützung laut GKE: In der GKE werden nicht nur tatsächlich in Anspruch genommene Kreditvolumina, sondern auch die von den Banken eingeräumten Kreditrahmen (von Großkrediten über 350.000 EUR) erfasst. Dabei zeigt sich, dass die Banken trotz der Finanzkrise den Unternehmen in den letzten eindreiviertel Jahren nicht wesentlich weniger neue Kreditlinien eingeräumt haben als vor der Finanzkrise. In der Periode Jänner bis September 2010 haben die österreichischen Banken den Unternehmen insgesamt 34,9 Mrd. EUR in Form neuer und erhöhter Rahmen (im Betrag von jeweils über 350.000 EUR) zur Verfügung gestellt. Das ist nur geringfügig mehr als in der Vergleichsperiode des Vorjahres (34,3 Mrd. EUR) aber um rund 16% weniger als im Zeitraum Jänner bis September 2008.6

Andererseits wurden auch Rahmen gekürzt bzw. sind Kreditlinien weggefallen. Das davon betroffene Kreditvolumen (im Betrag von über 350.000 EUR) belief sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf insgesamt

6 Dabei ist zu beachten, dass in diesen Daten Ablehnungen von Kreditanträgen bzw. von Rahmenerhöhungswünschen nicht erfasst sind.

33,2 Mrd. EUR, was ebenfalls kaum vom Volumen weggefallener und gekürzter Rahmen in der Vergleichsperiode des Vorjahres (34,4 Mrd. EUR) abweicht.7 Insgesamt zeigt sich seit Beginn 2010 eine leichte trendmäßige Abnahme sowohl bei den neu eingeräumten und erhöhten als auch bei weggefallenen und reduzierten Kreditrahmen, die aber im vorletzten Berichtsmonat wieder durch höhere Werte unterbrochen wurde.

Saldiert man neu eingeräumte Kreditrahmen und -rahmenausweitungen mit weggefallenen und gekürzten Kreditrahmen, so wurden den österreichischen Unternehmen in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres Großkredite von netto 1,7 Mrd. EUR mehr eingeräumt. In Der Vergleichsperiode des Vorjahres war die netto Kreditlinienausweitung laut GKE mit -137 Mio. EUR hingegen negativ, wobei der negative Wert hauptsächlich durch eine starke Rahmenreduktion im Juni 2009 erklärt wird.

-8.000 -6.000 -4.000 -2.000 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000

2008M01 2008M06 2008M11 2009M04 2009M09 2010M02 2010M07 Weggefallener und reduzierter Rahmen

Erhöhter Rahmen Neu eingeräumter Rahmen Saldo

Veränderung der Kreditrahmen laut GKE

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

7 Allerdings kann aus der zahlenmäßigen Entwicklung von Rahmenkürzungen nicht geschlossen werden kann, ob die Initiative hierzu vom Kreditnehmer oder vom Kreditgeber ausgegangen ist.

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Das Verhältnis von Ausnützung der Rahmen durch die Unternehmen und insgesamt eingeräumte Kreditlinien stieg zwar noch im Laufe des Jahres 2008 von 79% zu Beginn des Jahres auf rund 84%

am Ende des Jahres an, doch veränderte sich dieses Verhältnis seither kaum. Der Spielraum, den die Unternehmen in Bezug auf ihre offenen Rahmen haben, ist somit seit Beginn 2009 gleich geblieben.

Zinssatzentwicklung von Unternehmenskrediten

Neugeschäft: Die Zinssätze für Kredite an Unternehmen haben sich seit Herbst 2008 im Einklang mit den Zinssenkungen der EZB vermindert. Der Leitzinssatz, der die geldpolitische Komponente der Zinsentwicklung darstellt, wurde vom EZB-Rat zwischen Oktober 2008 und Mai 2009 von 4,25% auf 1%

zurückgenommen. Die Leitzinsen liegen damit schon seit längerem auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion.

Im September 2010 lagen die Zinssätze von neu vergebenen Krediten an nichtfinanzielle Unternehmen mit einem Volumen von bis zu 1 Mio. EUR bei 2,4%

und für Kredite von über 1 Mio. EUR bei 1,9%. Der Rückgang dieser Zinssätze seit dem Höchststand im Oktober 2008 war mit etwas mehr als 3,25 Prozentpunkten sogar größer als die Leitzinssenkung.

Die Reduktion war bei den kurzen Zinsbindungsfristen (bis 1 Jahr), die in Österreich dominieren8, am stärksten ausgeprägt. Zwischen Oktober 2008 und etwa Ende 2009 gingen hier die Zinssätze für Kredite bis 1 Mio. EUR um 3,5 Prozentpunkte zurück, bei Krediten über 1 Mio. EUR um 3,6 Prozentpunkte. Seither sind diese Zinssätze praktisch konstant geblieben bzw. am aktuellen Rand sogar

8 Ihr Anteil an den gesamten Neukrediten betrug im September 2010 97,6%.

wieder leicht gestiegen. Die Zinssätze für längere Zinsbindungsfristen gingen hingegen weniger stark zurück. Zinsen für Kredite mit Zinsbindungsfristen von 1-5 Jahren (Anteil von lediglich 2% an den gesamten Neukrediten) sanken von Oktober 2008 bis Ende 2009 um 2,6 Prozentpunkte (bei Krediten bis 1 Mio.

EUR) bzw. um lediglich 1,6 Prozentpunkte (bei Krediten über 1 Mio. EUR). Diese Zinssätze sind allerdings im Laufe des heurigen Jahres bereits wieder etwas gestiegen (um 0,3 bzw. 0,4 Prozentpunkte seit Ende 2009). Die Zinssätze von Krediten mit Zinsbindungsfristen von mehr als 5 Jahren (Anteil von 0,4%) sanken im selben Zeitraum noch weniger (um 1,1 Prozentpunkte bei Krediten bis 1 Mio.

EUR und um 1,6 Prozentpunkte bei Krediten über 1 Mio. EUR) und blieben dann seit Jahresende 2009 praktisch konstant.

Aufgrund der deutlichen Dominanz der Kredite mit kurzen Bindungsfristen kann im Neugeschäft der Unternehmenskredite praktisch von einer vollständigen und bereits abgeschlossenen Weitergabe der Leitzinssenkung gesprochen werden. Erwartungen höherer Zinsen in der Zukunft dürfte vor allem bei den längeren Zinsbindungsfristen schon zu einem leichten Anziehen der Zinssätze für Neukredite in den letzten Monaten geführt haben.

0 1 2 3 4 5 6 7

2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Million EUR über 1 Million EUR Leitzins (Monatsdurchschnitte)

Zinskonditionen für neue Unternehmenskredite bis 1 Jahr Zinsbindungsfrist

in %

Quelle: OeNB.

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Bestehende Kredite: Die Zinssätze für laufende Kredite wurden seit dem Zinshöhepunkt im Oktober 2008 über sämtliche Laufzeiten9 stark reduziert. Bei Krediten mit einer vereinbarten Laufzeit von bis zu 1 Jahr betrug der Rückgang zwischen Oktober 2008 und Ende 2009 3,3 Prozentpunkte, bei Krediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren 2,8 Prozentpunkte und bei Krediten mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren 2,6 Prozentpunkte. Danach blieben die Zinssätze bis zum aktuellen Rand praktisch konstant.

0 1 2 3 4 5 6 7

2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Jahr 1-5 Jahre

über 5 jahre Leitzins (Monatsdurchschnitte)

Zinskonditionen für bestehende Unternehmenskredite

in %

Quelle: OeNB.

Insgesamt hat sich durch den Zinsrückgang der Zinsaufwand der Unternehmen für Kredite bei inländischen Banken (inklusive Fremdwährungskredite) seit dem vierten Quartal 2008 von 1,7 Mrd.

EUR auf 880 Mio. EUR im dritten Quartal 2010 reduziert.

Kredite und Investitionen

Angesichts der stark rückläufigen Investitionen im Konjunkturabschwung der letzten beiden Jahre hat sich auch – wie in

9 Hier wird anders als im Neugeschäft nicht nach Zinsbindungsfrist sondern nach Ursprungslaufzeit der Kredite untergliedert.

früheren Phasen rückläufiger Investitionen – der Finanzierungsbedarf der Unternehmen stark reduziert. Seit Beginn der 1990er Jahre weisen die realen Wachstumsraten der privaten Bruttoanlageinvestitionen und der Kredite an den Unternehmenssektor eine relativ hohe Übereinstimmung auf.10 Allerdings sind Kredite – wie aus der Grafik ersichtlich – ein nachlaufender Indikator.

Auf die Investitionsrückgänge in den Jahren 1993 und 2001/02 folgte mit einigen Quartalen Verzögerung eine Abschwächung der realen Kreditdynamik.

Auch in der letzten Abschwungphase folgte dem starken Rückgang der Unternehmensinvestitionen ab dem dritten Quartal 2008 ein Rückgang der Kreditnachfrage mit etwa zwei Quartalen Verzögerung. Seit dem dritten Quartal 2009 hat sich die Wachstumsrate der realen Investitionen – wiewohl noch immer im negativen Bereich liegend – wieder erholt, das reale Kreditwachstum hat sich hingegen erst im jüngsten Quartal (Q2 2010) auf niedrigem Niveau stabilisiert.

Gemäß dem zuvor gezeigten Zusammenhang ist somit in den kommenden Quartalen wieder mit einem Anziehen der Kreditnachfrage auf Basis des Investitionsvolumens zu rechnen.

10 Die privaten Bruttoanlageinvestitionen enthalten nicht nur Investitionen des Unternehmenssektors sondern auch jene der privaten Haushalte.

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-15 -10 -5 0 5 10 15

Mär.91 Mär.93 Mär.95 Mär.97 Mär.99 Mär.01 Mär.03 Mär.05 Mär.07 Mär.09 MFI-Kredite Brutto-Anlageinvestitionen

Reales Wachstum von Krediten und

reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %

Quelle: OeNB, Eurostat.

Investitionen

Substitution durch

Kapitalmarktfinanzierung und durch Kredite aus dem Ausland

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im vierten Quartal 2008 ist in Österreich auch die Finanzierung der Unternehmen über den Kapitalmarkt eingebrochen. Ausdruck fand dies in den hohen Spreads für Anleihen schlechterer Bonität. Danach ist bis etwa zum dritten Quartal 2009 die Jahresveränderungsrate

der Nettoemissionen von Unternehmensanleihen wieder gestiegen.

Der höchste Wert wurde im August und September 2009 mit 21,8% erreicht.

Danach ist die Wachstumsrate der Anleihenemissionen – mit einigen Schwankungen – wieder gefallen und liegt derzeit bei 8,3% (September 2010). Dieser Wachstumsrückgang ist zum Teil auf eine Häufung von Tilgungen einiger großer Anleihen (z.B. der ASFINAG) etwa im 4.

Quartal 2009 zurückzuführen. Im bisherigen Jahresverlauf 2010 haben die

österreichischen nicht-finanziellen Unternehmen laut Emissionsstatistik kumuliert netto Anleihen im Wert von 3,4 Mrd. EUR emittiert. In der Vergleichsperiode Jänner bis September 2009 beliefen sich die Nettoemissionen noch auf 5,4 Mrd. EUR. Brutto (ohne

Abzug von Tilgungen) emittierten die österreichischen Unternehmen im bisherigen Jahresverlauf Anleihen im Wert von insgesamt 6,9 Mrd. EUR im Gegensatz zu rund 8,4 Mrd. EUR im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

0 5 10 15 20 25 30

2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum

Kapitalmarktfinanzierung der Unternehmen

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB, EZB. *Nettoemissionen

Anleihen*

-5 0 5 10 15 20 25

2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum

Kapitalmarktfinanzierung der Unternehmen

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB, EZB.

Börsenotierte Aktien

Demgegenüber ist die Mittelaufnahme österreichischer Unternehmen auf dem Aktienmarkt infolge

der Finanzkrise nahezu zum Erliegen gekommen. Während börsenotierte Aktien bis etwa Mitte 2007 (vor allem für größere Unternehmen) einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Unternehmensfinanzierung geleistet hatten, gab es seit Mitte 2008 keine nennenswerten Börsenplatzierungen

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mehr. Im bisherigen Jahresverlauf 2010 beliefen sich die Neuemissionen österreichischer Aktien netto auf -41 Mio.

EUR. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres gab es netto einen noch größeren Abgang von 330 Mio. EUR, während die Nettoemissionen in der Vergleichsperiode des Jahres 2008 noch bei 360 Mio. EUR lagen.

Ergänzend zu den Kreditaufnahmen bei inländischen Banken finanzieren sich Unternehmen zum Teil auch aus dem Ausland, vorwiegend in Form von

konzerninternen Finanzierungen einschließlich der Emission von

verzinslichen Wertpapieren über ausländische Finanzierungstöchter.

Während die Auslandskredite österreichischer Unternehmen in den ersten beiden Quartalen 2009 per saldo zurückgeführt wurden, nahmen die Unternehmen im dritten und vor allem im vierten Quartal 2009 wieder massiv neue

Auslandskredite (einschließlich konzerninterner Finanzierungsströme) in

Höhe von insgesamt 4,2 Mrd. EUR auf. In den ersten beiden Quartalen des heurigen Jahres hingegen war die Netto- Auslandskreditaufnahme – wie in den ersten beiden Quartalen des Vorjahres – wieder negativ. Im ersten Quartal 2010 flossen somit per saldo 760 Mio. EUR und im zweiten Quartal 50 Mio. EUR an Auslandskrediten ab. Demgegenüber gingen die Kreditaufnahmen des Unternehmenssektors bei inländischen Banken (gemäß Gesamtwirtschaftlicher Finanzierungsrechnung) zwar im ersten Quartal 2010 netto leicht zurück, im zweiten Quartal stiegen sie aber wieder um 650 Mio. EUR an.

-4,000 -2,000 0 2,000 4,000 6,000 8,000 10,000

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Kredite von inländ. Banken Kredite aus dem Ausland und

konzerninterne Finanzierung

Außenfinanzierung des Unternehmenssektors (Quartale)

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

Außenfinanzierung der Unternehmen: Die gesamte Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen war, im ersten Quartal 2010 mit einem Saldo von -210 Mio. EUR negativ, nachdem sie im Quartalsverlauf des vorigen Jahres noch deutlich gestiegen ist. Dies war vor allem auf die Nettoveränderung bei den Krediten, die im ersten Quartal für alle drei Kategorien – Kredite bei inländischen Banken, Kredite aus dem Ausland und sonstige Kredite – einen Abfluss zeigten. Die Netto- Emissionen von festverzinslichen Wertpapieren im Ausmaß von 1,1 Mrd.

EUR konnte den negativen Beitrag der Kreditaufnahme im ersten Quartal nicht ausgleichen. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres war die Außenfinanzierung insgesamt mit einem Saldo von 3,7 Mrd. EUR wieder positiv.

Dazu trugen die Netto-Kreditaufnahme insgesamt 680 Mio. EUR und die Netto- Anleihemissionen 1 Mrd. EUR bei. Die Netto-Aktienemissionen lieferten mit 240 Mio. EUR im ersten Quartal und -50 Mio.

EUR im zweiten Quartal im Vergleich zu den anderen Kategorien einen geringen Beitrag zur Außenfinanzierung der Unternehmen.

Im ersten Halbjahr 2010 lag die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen mit insgesamt 3,4 Mrd. EUR

(15)

in etwa auf dem Vergleichswert für das erste Halbjahr des Vorjahres, allerdings weit unter den Vergleichswerten der Jahre vor der Finanzkrise (H12007: 20 Mrd.

EUR, H12008: 13 Mrd. EUR). Die

Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Unternehmen war mit

insgesamt 7,7 Mrd. EUR im ersten Halbjahr 2010 deutlich höher als im ersten Halbjahr 2009 mit 3,2 Mrd. EUR. Die hohe Geldvermögensbildung im Vergleich zu einer geringen Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen führte im ersten Halbjahr zu einem positiven Finanzierungssaldo im Ausmaß von 4,1 Mrd. EUR, das heißt der Unternehmenssektor war – wie bereits im Vorjahr – im bisherigen Jahresverlauf Netto-Gläubiger.

-5,000 0 5,000 10,000 15,000 20,000

2007Q1 2008Q1 2009Q1 2010Q1

Kredite von inländ. Banken Kredite aus dem Ausland und

konzerninterne Finanzierung Übrige Kredite

Anleihen Aktienemissionen Sonstige

Geldvermögensbildung

Außenfinanzierung des Unternehmenssektors (Quartale)

in Mio EUR

Quelle: OeNB (Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung).

Bonität der Unternehmen

Die Bonität der Unternehmen hat sich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise zweifellos verschlechtert.

Zum einen haben sich angesichts der flauen Konjunktur die Absatzperspektiven der Unternehmen verschlechtert, zum anderen stieg die Verschuldung der Unternehmen infolge der verstärkten Inanspruchnahme von Fremdkapital seit Beginn der Finanzkrise an (von 201% des Bruttobetriebsüberschusses im dritten Quartal 2008 auf 238% im vierten Quartal

2009). Mit der konjunkturellen Erholung im heurigen Jahr ist die Unternehmensverschuldung wieder etwas zurückgegangen (auf 232% des Bruttobetriebsüberschusses im zweiten Quartal 2010). Auch in Relation zum BIP nahm die Verschuldungsquote vom dritten Quartal 2008 bis zum vierten Quartal 2009 zu (von 82% auf 91%) und bildete sich danach wieder leicht zurück. Die Unternehmensverschuldung liegt in Österreich aber weiterhin deutlich unter dem Euroraumdurchschnitt, und ihr Anstieg setzte später als im Euroraum ein.

170 180 190 200 210 220 230 240

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 65.0 70.0 75.0 80.0 85.0 90.0 95.0 100.0

in % des Bruttobetriebsüberschuss 2) (linke Achse) in % des BIP (rechte Achse)

Verschuldung des Unternehmenssektors 1)

in % in %

Quelle: OeNB, Statistik Austria.

1) kurzfristige und langfristige Kredite, Geld- und Kapitalmarktpapiere

2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 3.0 3.1 3.2 3.3 3.4

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

0.35 0.45 0.55 0.65 0.75 0.85 0.95

Insolvenzhäufigkeit (Anzahl der Insolvenzen in % der Unternehmen; linke Achse) Insolvenzpassiva in % der Verpflichtungen der Unternehmen (rechte Achse)

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen Gleitende 4-Quartalsdurchschnitte; annualisiert

Quelle: KSV 1870, OeNB.

(16)

Die Verschlechterung der Bonität der österreichischen Unternehmen während der Finanzkrise spiegelt sich auch in der Insolvenzstatistik wider. Die Insolvenzhäufigkeit und vor allem die Insolvenzverbindlichkeiten stiegen seit Mitte 2008 stark an. Seit Beginn 2010 schwächten sich die Insolvenzhäufigkeit und die Insolvenzverbindlichkeiten im Lichte der Konjunkturerholung aber wieder ab. Im Falle der Insolvenzhäufigkeit liegt der derzeitige Wert (im 3. Quartal 2010) sogar auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1995. Die Gesamtzahl der Insolvenzen war heuer kumuliert über die ersten drei Quartale um etwa 8%

geringer als im Vergleichszeitraum des

Vorjahres, die geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten waren sogar um 15% geringer als im Vorjahr.

Entwicklung der Kreditvergabe an die privaten Haushalte11

Wachstumsraten: Die Kreditvergabe der österreichischen Banken

an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jene an die Unternehmen in Folge der Finanzkrise deutlich abgeschwächt, allerdings war die Verlangsamung des Kreditwachstums nicht derart ausgeprägt wie bei den Unternehmenskrediten. Die Jahreswachstumsrate der Kredite an die privaten Haushalte reduzierte sich bereits seit Mitte 2008 von etwa 4% bis September 2009 auf 0,4%. Danach stieg das Wachstum der Haushaltskredite wieder etwas an und befindet sich derzeit (im September 2010) bei 0,9%. Somit ist auch bei den Haushaltskrediten bereits eine Trendwende im Wachstum seit einigen Monaten zu beobachten, allerdings befindet sich das Wachstum historisch betrachtet immer noch auf niedrigem Niveau. Allerdings im Gegensatz zu den

11 Betrachtet wird hier der gesamte Haushaltssektor laut VGR, der private Haushalte, selbständige Erwerbstätige und Ein-Personenunternehmen enthält, und zusätzlich die privaten Organisationen ohne Erwerbszeck (z.B. Kirchen, Gewerkschaften).

Unternehmenskrediten hatte sich das Kreditwachstum an die Haushalte bereits seit Anfang 2005 im Trend abgeschwächt.

Die Finanzkrise war somit nicht Auslöser sondern bestenfalls Verstärker des trendmäßigen Rückgangs der Kreditausweitung an die Haushalte.

Bankkredite an private Haushalte

2008 2009 April Mai Juni Juli August September

Transaktionsbedingte Veränderung

(in Mrd EUR) 0,2 0,1 -0,5 0,0 0,7 -0,3 0,5 0,8

Monatliche Veränderungsraten

(in %) 0,2 0,1 -0,4 0,0 0,5 -0,2 0,4 0,6

12-Monats- Veränderungsraten

(in %) 3,2 0,9 1,1 1,1 1,0 0,9 1,1 0,9

Quelle: OeNB.

Jahres-Durchschnitte 2010

Auch bei den Haushaltskrediten war der Wachstumsabschwung von Mitte 2008 bis zum dritten Quartal 2009 im Euroraum stärker ausgeprägt als in Österreich. So ging das Wachstum der Haushaltskredite im Euroraum von 4%

Mitte 2008 auf -0,3% bis September 2009 zurück. Seither setzte allerdings im Euroraum wieder ein stärkerer Wachstumsschub als in Österreich ein, der ab Dezember 2009 wieder zu höheren Wachstumsraten als in Österreich führte (2,8% im September 2010). Am stärksten innerhalb des Euroraums war der Rückgang des Wachstums der Haushaltskredite seit Mitte 2008 in der Slowakei, gefolgt von Slowenien und Griechenland. Österreich befindet sich mit Frankreich, Malta und Luxemburg in der Gruppe von Ländern, wo der Wachstumsrückgang relativ gering war. In Belgien, Deutschland, Italien und den Niederlanden ist das Wachstum der Haushaltskredite (von niedrigem Niveau ausgehend) seit Mitte 2008 sogar leicht gestiegen.

(17)

-2 0 2 4 6 8 10 12

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Österreich Euroraum

Bankkredite an private Haushalte

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: EZB, OeNB.

Fristigkeit: Das Kreditwachstum der Haushaltskredite zeigte nach Fristigkeiten in den letzten Jahren ein recht unterschiedliches Muster. Lediglich das Wachstum der Kredite mit mehr als 5 Jahren Laufzeit, die das Gros der gesamten Kreditvergabe an die Haushalte ausmachen12, zeigte seit 2005 einen trendmäßigen Rückgang wie das Gesamtaggregat. Bei den Krediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren war der Wachstumsrückgang von Mitte 2008 bis Ende 2009 am stärksten: Die Jahreswachstumsrate schwächte sich von etwa 4% auf -8,2% im Dezember 2009 ab.

Seither hat das Wachstum in dieser Kategorie wieder massiv zugelegt und befindet sich derzeit auf 2,4% (September 2010). Das Jahreswachstum der Kredite mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr war in den meisten Monaten von Beginn 2008 bis Ende 2009 negativ und stabilisierte sich erst im heurigen Jahr auf einem geringfügig positiven Niveau. Im September 2010 lag es bei 0,1%.

12 Im September 2010 betrug der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren am Gesamtbestand der Haushaltskredite rund 81%, jener mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren 7% und jener mit einer Laufzeit von bis zu 1 Jahr 12%.

-10 -5 0 5 10 15

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre Insgesamt

Haushaltskredite nach Fristigkeiten

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: EZB, OeNB.

Verwendungszweck: Die

Entwicklung des Haushaltskreditwachstums nach dem

Verwendungszeck zeigt für alle drei Gruppen einen ähnlichen trendmäßigen Rückgang von Mitte 2008 bis etwa zum dritten Quartal 2009. Das Wachstum der Wohnbaukredite, die mit einem Anteil von 57% an den gesamten bestehenden Haushaltskrediten die wichtigste Gruppe darstellen, ging von 6,5% Mitte 2008 auf 2,3% im Dezember 2009 zurück und liegt nun im September 2010 bei 2,7%. Es liegt damit aber immer noch wesentlich über jenen der beiden anderen Gruppen. Die Jahreswachstumsrate der Konsumkredite hingegen ist bereits seit Mitte 2007 negativ, erreichte dann im Juni 2009 mit - 4,4% einen Tiefpunkt und erholte sich seither wieder etwas auf aktuell -2,5% im September 2010. Das Jahreswachstum der sonstigen Haushaltskredite ging von etwa 2% im dritten Quartal 2008 auf -0,7% im Oktober 2009 zurück und bewegte sich seither auf -0,2% im September 2010.

(18)

-6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Sonstige Kredite Konsumkredte Wohnbaukredite Insgesamt

Haushaltskredite nach Verwendungszweck

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: EZB, OeNB.

Neukredite: So wie für die Unternehmenskredite gibt die seit Beginn 2009 verfügbare Neukreditstatistik Auskunft über die neu vergebenen Kredite an die Haushalte nach Verwendungszweck.

Zusätzlich werden hier auch die Fremdwährungskredite erfasst. Die kurze Beobachtungsdauer erlaubt zwar keine Vergleiche mit der Zeit vor der Finanzkrise, doch zeigt der Dreimonats- Durchschnitt eine seit Beginn 2009 robuste Kreditvergabe an die privaten Haushalte.

Ab März 2010 hat die Neukreditvergabe an die privaten Haushalte sogar weiter an Dynamik gewonnen, wobei in den letzten beiden Berichtsmonaten August und September 2010 wieder eine gewisse Dämpfung dieser Dynamik festzustellen ist. Insgesamt wurden von Österreichs Banken im bisherigen Jahresverlauf (Jänner bis September) 2010 brutto 14,8 Mrd. EUR an neuen Krediten an die privaten Haushalte in Österreich vergeben, in der Vergleichsperiode des Vorjahres waren es 13,6 Mrd. EUR. Mit 6,8 Mrd.

EUR (47%) entfiel der relativ größte Teil von den neu vergebenen Haushaltskrediten heuer auf Wohnbaukredite, während 2,6 Mrd. EUR (oder 17%) der neu vergebenen Kredite Konsumkredite und 4,3 Mrd. EUR (29%) sonstige Kredite waren. Die restlichen neu vergebenen Haushaltskredite im Ausmaß von 1,1 Mrd. EUR (7%) waren Fremdwährungskredite, die nach ihrem

Verwendungszweck wohl auch zu den Wohnbaukrediten zu zählen sind.

Allerdings beobachten wir bereits seit dem zweiten Quartal 2009 einen trendmäßigen Rückgang der neu vergebenen Fremdwährungskredite, der nicht zuletzt mit der Empfehlung der FMA zur

Einschränkung von Fremdwährungskrediten im Oktober 2008

sowie mit der Definition von Mindeststandards für die Vergabe solcher Kredite durch die FMA und die OeNB im März 2010 in Zusammenhang stehen

dürfte. Innerhalb der Fremdwährungskredite entfiel der Großteil

(80%) heuer auf Kredite in Schweizer Franken, der Rest auf Kredite in japanischen Yen.

0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 2.000

Jän.09 Mär.09 Mai.09 Jul.09 Sep.09Nov.09 Jän.10 Mär.10 Mai.10 Jul.10 Sep.10

Konsumkredite Wohnbaukredite

Sonstige Fremdwährungskredite

3-Monats-Durchschnitt

Neukreditvergabe an private Haushalte

in Mio EUR

Quelle: OeNB.

Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten

Neugeschäft: Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten sind auch die Zinssätze bei den Haushaltskrediten bis weit hinein ins Jahr 2008 noch gestiegen und erst gegen Ende des Jahres 2008 und danach merklich gesunken. Bei den Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr, die per

August 2010 mit 79% den größten Anteil an den neu vergebenen Wohnbaukrediten

(19)

ausmachten, hat sich der Durchschnittszinssatz vom Höchstwert von 6,0% im Oktober 2008 auf 2,7% im Mai 2010 reduziert. Seither ist er auf diesem Niveau verblieben. Bei den Konsumkrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis 1 Jahr, deren Anteil

an den gesamten neu vergebenen Konsumkrediten bei 96% liegt, hat sich der Zinssatz von 7,1% im Oktober 2008 zuerst auf 4,3% bis Dezember 2009 zurückgebildet, ist aber seither wieder geringfügig auf nunmehr 4,8% im September 2010 gestiegen. Bei den Konsumkrediten mit einer Zinsbindungsfrist von 1 bis 5 Jahren betrug

der Rückgang bis zum Tiefpunkt im Februar 2010 fast 4 Prozentpunkte, allerdings ist dieser Zinssatz in der Zwischenzeit auch wieder um 0,7 Prozentpunkte gestiegen. Bei den Wohnbaukrediten betrug der Rückgang im selben Bindungssegment, das etwa 20%

der gesamten neuen Wohnbaukredite ausmacht (und von Zwischenfinanz- ierungen von Bausparkassen dominiert wird), seit Oktober 2008 2,2 Prozentpunkte.

Diese Zahlen bedeuten im Vergleich zur Reduktion des Leitzinssatzes eine fast vollständige Weitergabe der Leitzinssenkungen bei den neu vergebenen Haushaltskrediten mit kurzer und mittlerer Bindungsfrist (mit Ausnahme der Wohnbaukredite mittlerer Bindungsfrist) bis etwa Anfang des Jahres 2010.

Inzwischen dürfte aber der Zinstiefpunkt bei den neu vergebenen Haushaltkrediten erreicht bzw. bei manchen Bindungsfristen bereits überschritten sein. Bei den weit volumensschwächeren Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist von 5 bis 10 Jahren war der Rückgang seit Oktober 2008 mit etwa 1 Prozentpunkt am geringsten. Bei den Konsumkrediten mit einer Bindungsfrist von mehr als 5 Jahren betrug der Zinssatzrückgang ebenfalls nur 1,8 Prozentpunkte.

0 1 2 3 4 5 6 7 8

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Wohnbau Konsum Leitzinssatz

Zinskonditionen für neue Haushaltskredite bis 1 Jahr Zinsbindungsfrist in %

Quelle: OeNB.

Bestehende Kredite: Bei den bestehenden Hauhaltskrediten zeigt sich eine nach Laufzeit im Niveau unterschiedliche aber parallel laufende Entwicklung (mit Ausnahme der Wohnbaukredite mit 1 bis 5 Jahren Laufzeit) seit dem Zinshöhepunkt im Oktober 2008. Die Zinssätze der bestehenden Konsumkredite sind für eine Laufzeit von bis zu 1 Jahr am höchsten und haben sich auch seit Oktober 2008 am relativ wenigsten zurückgebildet. Der Zinssatzunterschied zwischen Oktober 2008 und September 2010 beträgt für die Konsumkredite mit Laufzeit bis 1 Jahr 2,5 Prozentpunkte, während die Zinssätze von Konsumkrediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren in dieser Zeit um ganze 3 Prozentpunkte und jene von Konsumkrediten mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren um 3,1 Prozentpunkte zurückgenommen wurden.

Bei den bestehenden Wohnbaukrediten gingen die Zinssätze bei

Krediten mit einer Laufzeit bis 1 Jahr seit Oktober 2008 um 3 Prozentpunkte zurück, während die Zinssätze von Wohnbaukrediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren im selben Zeitraum lediglich um 1,5 Prozentpunkte gesunken sind. In diesem Laufzeitsegment war allerdings das Zinsniveau schon längere Zeit wegen der

günstig verzinsten Zwischenfinanzierungen der

(20)

Bausparkassen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Bei einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren sind die Zinssätze der bestehenden Wohnbaukredite seit Oktober 2008 um 2,7 Prozentpunkte gefallen.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Jahr 1 bis 5 Jahre über 5 Jahre Leitzinssatz

Zinskonditionen für bestehende Haushaltskredite

in %

Quelle: OeNB.

Konsum

0 1 2 3 4 5 6 7

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

bis 1 Jahr 1 bis 5 Jahre über 5 Jahre Leitzinssatz

Zinskonditionen für bestehende Haushaltskredite

in %

Quelle: OeNB.

Wohnbau

Im Vergleich zum geldpolitischen

Leitzinssatz (gemessen am Hauptrefinanzierungssatz) sind die Zinssätze der bestehenden Haushaltskredite seit Oktober 2008 – vor

allem bei den längeren Laufzeiten – etwas weniger gefallen. Auch dürfte bei den bestehenden Haushaltskrediten – im Gegensatz zu den Neukrediten – der

Zinstiefpunkt noch nicht erreicht sein.

Hauptgründe für die verzögerte Weitergabe der Leitzinsen dürften folgende Faktoren sein: Zum einen sind die gemeldeten Zinssätze Durchschnittswerte und zum anderen sind im aushaftenden Gesamtvolumen Zinssätze mit Fixzinsklauseln bzw. Zinssätze, die nur jährlich angepasst werden (wie zum Beispiel im Bauspargeschäft üblich) enthalten.

Der Zinsaufwand für Kredite bei inländischen Banken (inklusive Fremdwährungskredite) hat sich für die privaten Haushalte etwas weniger reduziert als für die Unternehmen. Zwischen dem vierten Quartal 2008 und dem dritten Quartal 2010 ging der Zinsaufwand für private Haushalte von 1,7 Mrd. EUR auf 960 Mio. EUR zurück.

(21)

21

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den

Unternehmen

(22)

22

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den

Unternehmen sowie Banken (Bank Lending Survey)

Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey der OeNB

Die Ergebnisse der Umfrage zu den Finanzierungsbedingungen im Oktober 2010 bei österreichischen Banken zeigen, dass im Firmenkundengeschäft die Kreditrichtlinien13 im dritten Quartal 2010 unverändert blieben, nachdem die Vergabekonditionen für Firmenkredite in der Periode zuvor erstmals seit Beginn der Krise leicht gelockert worden waren.

Für das vierte Quartal 2010 erwarten die Banken unveränderte Kreditstandards gegenüber Unternehmen und eine leichte

Verschärfung bei Haushaltsfinanzierungen. Da die

Kreditvergabekonditionen bis Mitte des vergangenen Jahres zwei Jahre hindurch verschärft worden waren, ist der Restriktionsgrad noch immer hoch.

Der Fragebogen enthielt wiederum einige Zusatzfragen über die Auswirkungen der Krise auf die Refinanzierung der Banken.

Dabei berichteten die Umfrageteilnehmer über keinerlei Beeinträchtigungen bei der Mittelaufnahme auf dem Geld- und Anleihemarkt sowie für Verbriefungen im dritten Quartal 2010, bei mittel- und langfristigen Schuldverschreibungen verbesserte sich ihr Zugang zu

Refnanzierungsmittel sogar.

Demgegenüber wurden bei den Eigenkapitalkosten zum Teil noch Anspannungen gemeldet.

Die Antworten auf den regulären Fragebogen zeigen, dass im

Firmenkundengeschäft die

13 Kreditrichtlinien sind die internen, schriftlich festgelegten und ungeschriebenen Kriterien, die festlegen, welche Art von Krediten eine Bank als wünschenswert erachtet.

Kreditrichtlinien im dritten Quartal 2010 konstant gehalten wurden, nachdem sie in der vorangegangenen Berichtsperiode zum ersten Mal seit drei Jahren leicht gelockert worden waren. Dabei gab es keine Unterschiede nach Unternehmensgröße, sowohl für die Finanzierung von Großbetrieben als auch für Ausleihungen an kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) blieben die Standards konstant. Für das Schlussquartal 2010 erwarten die befragten Banken ebenfalls keine Veränderung der Kreditrichtlinien.

Die Stabilität der Kreditrichtlinien spiegelte sich auch in den Kreditbedingungen14 wider: Die Zinsspannen für Kreditnehmer durchschnittlicher Bonität blieben im dritten Quartal 2010 konstant, nachdem in den drei vorangegangenen Quartalen eine leichte Verminderung registriert wurde.

Analog zur Entwicklung der Kreditrichtlinien galt dies für Ausleihungen an große Unternehmen und KMU gleichermaßen. Die Margen für risikoreichere Kredite an große Betriebe wurden leicht gelockert. Bei den anderen Bedingungen für die Vergabe von Firmenkrediten wurden die Kreditnebenkosten und die Zusatz- oder

Nebenvereinbarungen etwas verschärft, die übrigen Kreditbedingungen (Kredithöhe, Sicherheitenerfordernisse, Fristigkeit) blieben unverändert.

Die Kreditnachfrage der Unternehmen sank im dritten Quartal 2010 nach Einschätzung der befragten Kreditmanager leicht. Als Ursachen nannten die Banken einerseits einem etwas geringeren Finanzierungsbedarf der Unternehmen für

14 Unter Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen zu verstehen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben.

(23)

23

Anlageinvestitionen und andererseits eine leicht höhere Innenfinanzierung. Für das vierte Quartal 2010 erwarten die Banken einen geringfügigen Nachfrageanstieg.

Im Privatkundengeschäft blieben die Kreditrichtlinien im dritten Quartal 2010

unverändert, sowohl für Wohnbaufinanzierungen als auch für

Konsumkredite. Für das vierte Quartal 2010 erwarten die Banken eine leichte Verschärfung der Kreditstandards. Auch hier spiegelte sich die Entwicklung der Kreditrichtlinien im abgelaufenen Quartal in den Kreditbedingungen wieder: Sowohl bei den Zinsspannen als auch den sonstigen Kreditbedingungen waren keine Änderungen zu verzeichnen.

Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Wohnbau- und Konsumkrediten war im dritten Quartal 2010 leicht rückläufig.

Als Ursache hierfür nannten die Banken im Bereich der Wohnbaufinanzierung einen geringeren Finanzierungsbedarf und bei Konsumkrediten einen etwas stärkeren Rückgriff der Haushalte auf ihre Ersparnisse. Für das aktuelle Quartal erwarten sie einen leichten Anstieg der Nachfrage der Haushalte nach Wohnbaukrediten und eine unveränderte Nachfrage nach Konsumkrediten.

Befragung durch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung

Im Juni 2010 führte das WIFO bereits zum 6. Mal im Auftrag der Oesterreichischen Nationalbank eine Sonderbefragung im Rahmen des Konjunkturtests zu den aktuellen Kreditfinanzierungsbedingungen durch.

Dabei wurde ein repräsentatives Sample an Unternehmen nach seiner Einschätzung des Kreditvergabeverhaltens der Banken sowie der Kreditnachfrage befragt. Das Sample umfasste in der Befragung im Juni 366 Unternehmen.

Kreditangebot: Die ersten beiden Fragen hatten die Kreditbedingungen zum Inhalt.

Dabei wurde zwischen bestehenden und neuen Krediten unterschieden.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Insgesamt Bauwesen DL Industrie Tourismus

deutlich verschärft leicht verschärft nicht verändert leicht gelockert deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für bestehende Kredite Ihres Unter- nehmens bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?

in %

Quelle: WIFO.

In Bezug auf bestehende Kredite gaben 28% der Unternehmen an, dass sich die Kreditbedingungen in den letzten drei Monaten verschärft haben, davon sprechen 13% von einer deutlichen Verschärfung.

Im Sektor Dienstleistungen berichteten beinahe 29% der Unternehmen von einer Verschärfung der Kreditbedingungen, im Sektor Industrie waren dies etwa 27%, im Tourismussektor 22%.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

2009Q2 2009Q3 2009Q4 2010Q1 2010Q2

deutlich verschärft leicht verschärft nicht verändert leicht gelockert deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für bestehende Kredite Ihres Unternehmens bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?

in %

Quelle: WIFO.

(24)

24

Im 2. Quartal dieses Jahres hat sich der Anteil jener Unternehmen, der restriktivere Kreditvergabebedingungen registrierte, weiter reduziert.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Insgesamt 0 bis 49 Beschäftigte

50 bis 249 Beschäftigte

250 und mehr Beschäftigte Deutlich verschärft Leicht verschärft Nicht verändert Leicht gelockert Deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für bestehende Kredite Ihres Unternehmens bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?

in %

Quelle: WIFO.

Während bei der Befragung im November 2009 noch beinahe 30% der großen Unternehmen mit über 250 Beschäftigten

eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen berichteten, sind derzeit eher die kleinen und mittleren Unternehmen betroffen. Etwa 28 Prozent der Unternehmen bis zu 50 Beschäftigten registrierten eine Verschärfung, während sich noch 19% der großen Unternehmen mit einer solchen konfrontiert sehen. Bei Unternehmen zwischen 50 und 250 Beschäftigten lag der Anteil der Firmen, die eine Verschärfung angaben, bei etwa 29%. Etwa 67% der Unternehmen gaben an, dass sich die Kreditbedingungen in den letzten drei Monaten nicht verändert haben. Lediglich 3% meldeten eine Lockerung der Kreditvergabe.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Insgesamt Bauw. DL Industrie Tourismus

deutlich verschärft leicht verschärft nicht verändert leicht gelockert deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für die Gewährung von Neukrediten Ihres Unternehmens bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?in %

Quelle: WIFO.

Bei neu aufgenommenen Krediten war der Anteil der Unternehmen, die von einer Verschärfung der Kreditbedingungen berichteten, mit 33% höher, als bei bestehenden Krediten. Für etwas mehr als die Hälfte davon haben sich die Kreditbedingungen in den letzten drei Monaten sogar deutlich verschärft. Im Sektor Dienstleistungen berichteten 39%

der Unternehmen von einer Verschärfung der Kreditbedingungen, in den Sektoren Industrie und Tourismus jeweils etwa 29%.

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

2009Q2 2009Q3 2009Q4 2010Q1 2010Q2

deutlich verschärft leicht verschärft nicht verändert leicht gelockert deutlich gelockert

Wie haben sich die Bedingungen für die Gewährung von Neukrediten bei Ihrer Hausbank in den letzten 3 Monaten verändert?

in %

Quelle: WIFO.

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Die Zinssätze der bestehenden Konsumkredite sind für eine Laufzeit von bis zu 1 Jahr am höchsten und haben sich auch seit Oktober 2008 – abgesehen von den Wohnbaukrediten mit

Ein bereits seit Mitte 2016 bestehender Trend sinkender Margen bei neu vergebenen Unternehmens- krediten und bei neu vergebenen Wohnbaukrediten an private Haushalte verstärkte sich