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GEDENKVER ANSTALTU NG GEGEN

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GEWALT

RASSISMUS

GEDENKEN

OPFER 2019

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GEDENKVER ANSTALTU NG GEGEN

GEWALT U ND R ASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

3. Mai 2019

Zeremoniensaal der Hof burg

REPUBLIK ÖSTERREICH Parlament

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P R O G R A M M Zum Projekt

DDr.

in

Barbara Glück,

Direktorin KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Gedenkrede

Prof. Dr. Bassam Tibi,

em. Professor für Internationale Beziehungen

Musik

„Wintermorgen“ Aus: Kinderalbum, op. 39

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

Abschlussworte

Mag. Wolfgang Sobotka,

Präsident des Nationalrates

Musik

„Morgengebet“ Aus: Kinderalbum, op. 39

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

Moderation: Mag.

a

Hannah Lessing Am Akkordeon: Nikola Djoric

Musik

„Die kranke Puppe“ Aus: Kinderalbum, op. 39

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

Grußworte

Ingo Appé,

Präsident des Bundesrates

Worte zum Gedenken

Mag.

a

Karoline Edtstadler,

Staatssekretärin im Bundesministerium für Inneres

Musik

„Süße Träumerei“ Aus: Kinderalbum, op. 39

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

Gedenkprojekt #hinschauen

Zivildiener der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und Studierende der

mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

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Der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus ist seit 1998 ein fixer Bestandteil des parlamentarischen Jahres.

In diesen mehr als zwei Jahrzehnten hat sich vieles in unserer Gesellschaft ver- ändert. Die Geschichtsforschung und somit auch die Aufarbeitung der NS-Zeit und ihrer Gräueltaten konnte sich weiterentwickeln, die Zahl der Publikationen über die- ses dunkle Kapitel der österreichischen Geschichte hat nicht abgenommen, sondern befindet sich auf einem qualitativ zu definierenden Höhepunkt. Die Auseinanderset- zung mit diesem Teil der österreichischen Geschichte erfolgt heute mit dem nötigen Abstand und weitgehend frei von ideologischer Färbung oder Prägung. Somit wird dem Ansatz der unbedingten Objektivität zusehends stärker Rechnung getragen.

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte als die Darstellung und Beschrei- bung von Ereignissen zu sehen greift zu kurz. Emotion ist beim Begreifen von historischen Ereignissen nicht nur eine menschliche Reaktion – sondern vielmehr

Notwendigkeit, um auch für heutige Generationen Geschehnisse der jüngeren Geschichte unseres Landes im kollektiven Gedächtnis zu verankern.

Diesem Faktum müssen wir allerdings auch in der Gedenkarbeit Rechnung tragen und diese auch für die Zukunft zeitgemäß gestalten. Zeitzeugen wie die von mir hochgeschätzte Gertrude Pressburger werden leider in absehbarer kein Zeug- nis mehr von ihrem persönlich Erlebten ablegen können. Es liegt daher in unserer Verantwortung, junge Menschen für Geschichte und die individuelle Auseinander- setzung damit zu begeistern und die notwendigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Das diesjährige Projekt, gestaltet vom Mauthausen Memorial und seinen Zivildienern, ist ein Beispiel dafür, wie die Auseinandersetzung mit Geschichte individuell, partizipativ und zeitgemäß funktionieren kann.

Dass die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Natio- nalsozialismus nach wie vor evident ist, zeigen uns die antisemitischen und rassisti-

© Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS

In diesen mehr als zwei Jahrzehnten hat sich

vieles in unserer Gesellschaft verändert.

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schen Entwicklungen in vielen Staaten der Welt, auch in Europa. Auch unsere Hei- mat Österreich ist keine Insel der Seligen, und es ist daher unsere demokratische und humane Verpflichtung, gegen derartige Strömungen in der Gesellschaft anzugehen.

Wir dürfen unsere Augen nicht vor Geisteshaltungen verschließen, die Antise- mitismus und Antizionismus als integrierten Bestandteil ihres ethnischen Narrativs in unsere Gesellschaft tragen.

Es wird daher der Anstrengung der gesamten Gesellschaft bedürfen, unser Land auch in Zukunft im Sinne seiner gewachsenen Identität weiterzuentwickeln, einer Identität, die geprägt ist von der Gleichberechtigung der Geschlechter, der nachhal- tigen Verankerung des demokratischen Prinzips in der gesamten Gesellschaft und dem Respekt jenen gegenüber, die bereit sind, diese Werte mit uns gemeinsam in die Zukunft zu tragen.

Es wird daher der Anstrengung der gesamten Gesellschaft bedürfen,

unser Land auch in Zukunft im Sinne seiner gewachsenen Identität weiterzuentwickeln, einer Identität, die geprägt ist von der Gleichberechtigung der Geschlechter,

der nachhaltigen Verankerung des demokratischen Prinzips in der gesamten Gesellschaft und dem Respekt jenen gegenüber,

die bereit sind, diese Werte mit uns gemeinsam in die Zukunft zu tragen.

Mag. Wolfgang Sobotka, Präsident des Nationalrates

Auch unsere Heimat Österreich

ist keine Insel der Seligen

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Ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen ist heute wichtiger denn je zuvor. Die Zeitzeugen sterben, und mit ihrem Verschwinden verändert sich die Erinnerungs- kultur. Die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus verliert bei der jungen Generation an Bedeutung. Es muss die Aufgabe und Verpflichtung jedes Einzelnen sein, die Rolle der immer weniger werdenden Zeitzeugen zu übernehmen und ihre Gedanken wachzuhalten. Ohne diese Erinnerung können keine Lehren für die Zukunft gezogen werden.

Auch 2019 werden leider immer noch Feindbilder geschaffen. Ethnische, religi- öse und politische Minderheiten werden zu personifizierten Schuldigen für soziale Probleme erklärt. Wo Menschen nicht mehr als Menschen akzeptiert werden, wo man Menschen das Recht auf ein Leben in Würde und das Recht auf Gleichbehand- lung verwehrt, da endet die Freiheit. Intoleranz, Vorurteile und Diskriminierung

sind Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für die Demokratie.

Hetze und Gewalt dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Wir sollten eigentlich aus der Geschichte gelernt haben. Am Anfang des Holocaust stand das Wort – zuerst am Papier, dann in Reden und danach wurden gesprochene Worte zu Taten. Es sind vor allem Worte, die Wegbereiter für schlimme Taten sind. Worte führen zu starken Emotionen. Mit Worten werden Taten begründet und mit Wor- ten wird zu Gewalt angestiftet.

Die Gräueltaten der Nationalsozialisten dürfen sich niemals mehr wiederholen.

Diese Gräueltaten müssen eine ewige Warnung und Erinnerung sein, uns für eine demokratische Gesellschaft, basierend auf gegenseitiger Toleranz, Verständnis und Menschenrechten, einzusetzen.

© Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS

Ingo Appé, Präsident des Bundesrates

Hetze und Gewalt dürfen in unserer

Gesellschaft keinen Platz haben.

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© BMI / Alexander Tuma

Mag.ª Karoline Edtstadler

Mag.a Karoline Edtstadler wurde am 28. März 1981 in Salzburg geboren. 1999 begann sie an der Salzburger Paris-Lodron-Universität das Studi- um der Rechtswissenschaften, das sie 2004 als Magistra abschloss. In den Jahren 2008 bis 2011 war Edt stadler als Richterin am Landesgericht Salzburg tätig, danach war sie drei Jahre lang dem Bundesministerium für Justiz dienstzugeteilt und von 2014 bis 2016 Referentin im Kabinett des

Justizministers. Von 2016 bis 2017 war Edtstadler zum Europäischen Gerichtshof für Menschen- rechte nach Straßburg entsandt. Seit 18. Dezem- ber 2017 ist sie Staatssekretärin im Bundesminis- terium für Inneres. Ihre Zuständigkeitsbereiche umfassen die Themen Zivildienst, Korruptions- prävention und Korruptionsbekämpfung, KZ- Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memorial und Kriegsgräberfürsorge.

Worte zum

Gedenken

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Quelle: bassamtibi.de

Prof. Dr. Bassam Tibi

Bassam Tibi wurde 1944 in Damaskus in die Da- maszener Notablenfamilie der Banu al-Tibi geboren.

In Damaskus erhielt er auch das Abitur (das franzö- sische Baccalauréat). Am 26. Oktober 1962 kam er nach Frankfurt und studierte dort nach dem Erler- nen der deutschen Sprache Sozialwissenschaften, Philosophie und Geschichte u. a. bei Horkheimer, Adorno, Habermas und Fetscher. Seine Promotion erlangte er 1971 ebenfalls in Frankfurt, danach die Habilitation in Hamburg.

Von 1970 bis 2010 folgte eine internationale, auf allen fünf Kontinenten stattfindende aka- demische Laufbahn. Tibi gilt als Begründer der

Wissenschaft der historisch-sozialwissenschaft- lichen Islamologie als Analyse des postbipolaren Konflikts. Nach 37 Jahren der Lehre als Professor für Internationale Beziehungen an der Univer- sität Göttingen ist er seit dem 1. Oktober 2009 Emeritus. Zusätzlich war er von 2004 bis 2010 A. D. White Professor-at-Large an der Cornell University, USA, neben seiner Tätigkeit als Seni- or Research Fellow an der Yale University, USA, 2008/09. Zuvor wirkte er von 1982 bis 2000 in verschiedenen Funktionen an der Harvard Uni- versity. Seinen Hauptwohnsitz in Deutschland hat er nach der Emeritierung behalten.

Gedenkrede 2019

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© Marko Zlousic / neonhippo.net

Die Geschichte hat gezeigt: Wo irrationale Ängste das Denken bestimmen, da fällt die Saat von Antisemitismus und Rassismus auf fruchtbaren Boden.

Darum: Lassen wir die Vernunft sprechen!

Mag.ª Hannah M. Lessing

Zentrale Aufgaben des Nationalfonds sind die Unterstützung und Beratung für Opfer des Natio- nalsozialismus und ihre Angehörigen ebenso wie die Förderung und Verbreitung von Wissen um den Nationalsozialismus, seine Folgen und das Schicksal seiner Opfer sowie die Wahrung des Andenkens an die Opfer.

Hannah Lessing ist Koleiterin der österreichi- schen Delegation in der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), Mitglied im Prä- sidium des Internationalen Auschwitz Komitees sowie seit 2001 Repräsentantin für Österreich im

Internationalen Komitee der Auschwitz-Stiftung.

Sie ist Vorstandsmitglied im Dokumentationsar- chiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und stellvertretende Vorsitzende der Lagergemein- schaft Auschwitz.

Als Generalsekretärin des Nationalfonds pflegt sie die Verbindung zwischen Österreich und den im Ausland lebenden Opfern des Nationalsozialismus.

In Zusammenhang mit der Tätigkeit der drei Fonds sowie im Bereich des internationalen Holocaust- Gedenkens kommt Hannah Lessing einer umfangrei- chen Vortragstätigkeit im In- und Ausland nach.

Hannah M. Lessing ist seit 1995 Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Op- fer des Nationalsozialismus, seit 2001 zudem Gene- ralsekretärin des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus sowie seit 2010 Generalsekretärin des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich.

Sie zeichnet verantwortlich für die administra- tive und organisatorische Leitung der drei Fonds, die der Aufarbeitung und Restitution in Zusam- menhang mit der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich gewidmet sind.

Hannah Lessing

Moderation

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© Julia Wesely

ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Dr.h.c. Gerold W. Gruber Die Eindrücke, die Gedanken, die Emotionen, die beim Betrachten von Bilder entstehen, haben viele Komponistinnen und Komponisten inspiriert bedeutende Musikwerke zu komponieren. Musik ist eine universelle Sprache. In der Symbiose von Mu- sik und Bild zeichnet sich eine Beziehung zwischen dem Hörbaren und dem Sichtbaren ab. Die Musik motiviert uns, unsere Gedanken ohne Hemmun- gen schweifen zu lassen und veranlasst uns bis zur

Essenz eines Bildes, einer Geschichte, gar eines Momentes vorzudringen.

Drei Fotosujets, entstanden während eines Fotographie-Workshops in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, dienen als Basis für das jeweilige mu- sikalische Werk der drei Komponistinnen Isabella Forciniti, Rojin Sharafi und Lissie Rettenwander, welche sich mutig auf das Zusammenspiel von Musik und Bild eingelassen haben.

Die Musik motiviert uns, unsere Gedanken

ohne Hemmungen schweifen zu lassen

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© Andrej Grilc

Nikola Djoric

musikalischen Fähigkeiten überzeugen.

Seine Zusammenarbeit mit der Cellistin Ana Topalovic (Duo Arcord) führte ihn über zahlrei- che Konzerte in Österreich hinaus auch nach Polen, Deutschland, England, Kroatien, Italien, Ungarn, China, Rumänien in die Slowakei und in die Ukraine.

Dabei trat er in so renommierten Konzertstätten wie dem Brahms-Saal des Wiener Musikvereins oder dem Kammermusiksaal im Münchener Gasteig auf.

Anstehende Projekte sind in Zusammenarbeit mit dem Label Berlin Classics und NO-TE Produktion entstanden. Im April 2019 erscheint das neue Solo- album „Pictures“ mit Musik von Mussorgsky und Tschaikowsky. Im November 2019 wird es eine weitere Einspielung mit dem Kurpfälzischen Kammerorches- ter Mannheim und Werken von Bach und Piazzolla geben. Kommende Konzertauftritte führen Nikola Djoric zusammen mit Ana Topalovic als Duo Arcord auf eine Tournee nach Österreich (Jeunesse Musicale), Japan, China und Russland.

Nikola Djoric engagiert sich sehr in der Neuen Musik und hat bereits mit vielen Komponisten zusam- mengearbeitet. 2018 führte er das Werk Kolo des ser- bischen Komponisten Aleksandar Sedlar gemeinsam

mit dem Philharmonieorchester Irkutsk im Großen Saal des Wiener Musikvereins auf. Den Höhepunkt seiner langen Zusammenarbeit mit der österreichi- schen Komponistin Johanna Doderer stellte die Ur- aufführung des ihm gewidmeten Akkordeonkonzerts Ozean DWV 100 mit dem Tiroler Kammerorchester InnStrumenti unter der Leitung von Gerhard Sammer dar. Bisher brachte er insgesamt 15 Werke der Kom- ponistin zur Uraufführung, von denen eine Auswahl eingespielt wurde und im Jahr 2018 beim Label Cap- riccio auf CD erschien. Weitere Uraufführungen sind in Zusammenarbeit mit den Komponisten Gabriele Proy, Akos Banlaky, Ricardo Tovar, Elzbieta Wiedner- Zajac, Adrián Artacho, Wen Liu, Alexander Cherny- shkov und Lukas Neudinger entstanden.

Wichtige Wettbewerbserfolge seiner Karriere wa- ren u. a. die ersten Preise des Fidelio-Universitätswett- bewerbs am Konservatorium Wien in den Jahren 2009 und 2011. Der Wettbewerb wird in Österreich medial stark beachtet und führte zu zahlreichen internationa- len Engagements. Nikola Djoric studierte bei Svetlana Kravchenko, Jovica Djordjević sowie Grzegorz Stopa, bei dem er 2013 sein Studium am Wiener Konservato- rium mit dem Master of Arts abschloss.

Der in Wien lebende Akkordeonist Nikola Djoric gilt als eines der größten Talente seines Fachs in Öster- reich. Nicht zuletzt dank seiner großen musikalischen Hingabe auf der Bühne wurde er bereits als „Poet am Akkordeon“ (Basellandschaftliche Zeitung) bezeichnet.

Sein erfolgreiches Streben, mit dem Klangspek- trum des Akkordeons neue und bisher ungekannte Farbtöne in Werken von Bach über Beethoven, Mozart bis hin zu Scarlatti zu präsentieren, sorgt bei Konzert- besuchern für regelmäßige Jubelstürme. Nikola Djoric ist in verschiedenen musikalischen Formationen u. a.

mit der Cellistin Ana Topalovic als Duo Arcord, mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker als Ensem- ble Wien sowie dem Signum Saxophone quartet als SignumFIVE aktiv. Dabei konnte er auf bedeutenden Konzertpodien wie der Philharmonie in Köln, dem Musikverein in Wien, dem Konzerthaus in Berlin, dem Gasteig in München sowie beim Beethovenfest Bonn sowohl Publikum als auch Kritiker von seinen

Musik

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

Liebe und Sehnsucht geprägten Romantik. Wie die Epoche selbst war auch er sehr träumerisch und empfindsam.

Im Sommer 1878 schrieb Tschaikowsky sein Kin deralbum, op. 39, ein musikalisches Kaleidoskop bestehend aus 24 Stücken, aus dem vier Stücke während der heutigen Gedenkveranstaltung zu hören sein werden.

Im Jahr 1893 wurde Tschaikowsky am Höhe- punkt seiner Karriere in Cambridge mit der Ehren- doktorwürde ausgezeichnet. Kurz darauf starb er am 6. November 1893 völlig überraschend in St. Petersburg, nur wenige Tage nach der Urauffüh- rung seiner letzten Symphonie, der 6. Symphonie h-Moll, op.74 („Pathétique“).

Pjotr (Peter) Iljitsch Tschaikowsky wurde am 7. Mai 1840 in Wotkinsk geboren und gilt heute als einer der größten Symphoniker in der klassischen Musikwelt.

Obgleich sich bereits früh seine hohe Musika- lität zeigte, besuchte Tschaikowsky zunächst die St. Petersburger Rechtsschule und trat vorerst eine Stellung im Justizministerium an, bevor er sich mit 21 Jahren am Konservatorium in Petersburg ein- schrieb. Zwei Jahre später quittierte er den Staats- dienst, um sich ganz der Musik widmen zu können.

Seine hochemotionale Kompositionsweise, die sich durch perfekte technische Beherrschung der Mittel auszeichnete, prägte seine zahlreichen Kompositionen, die in Europa und Amerika immer größeren Widerhall fanden. Tschaikowsky ist einer der bedeutendsten Komponisten der von

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besondere Gruppe Jugendlicher in den Fokus rücken.

Dieses Jahr wollen wir anlässlich des Gedenktags eine ganz

DDr.in Barbara Glück Direktorin KZ-Gedenkstätte Mauthausen

73.000 Schülerinnen und Schüler aus aller Welt besuchen jährlich die KZ-Gedenkstätte Mauthau- sen. Jugendliche stehen seit jeher im Fokus unserer historisch-politischen Bildungsarbeit, denn, wie schon so oft betont, das Fortbestehen einer lebendi- gen Gedenkkultur liegt in ihren Händen.

Dieses Jahr wollen wir anlässlich des Gedenktags eine ganz besondere Gruppe Jugendlicher in den Fokus rücken – eine Gruppe junger Männer, ohne die unsere tägliche Arbeit in der Gedenkstätte nicht möglich wäre; eine Gruppe Jugendlicher, welche die Gedenkstätte und ihre Arbeit seit den Achtzigern mitprägt und die zur liberalen und progressiven Geisteshaltung an der Gedenkstätte beigetragen hat, junge Menschen voller Ideen, die Jahr für Jahr frischen Wind, mutige Initiativen und erfrischend

neue Ansätze einbringen. Ich schreibe von den Zivildienern der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

In den letzten 30 Jahren haben mehr als 300 jun- ge Männer bei uns Ihren Zivildienst geleistet. Einige sind sogar bei uns geblieben und zählen zu unseren wertvollsten Mitarbeitern.

Es ist die Essenz unserer Arbeit, Diskussion, Reflexion, aber auch Empörung Platz zu lassen und uns den individuellen Perspektiven unserer Besucherinnen und Besucher zu widmen. In einem gemeinsamen Projekt mit den Fotografen Marko Zink, Roland Pohl sowie mit drei Komponist- innen wollten wir dieses Jahr unseren Zivildienern die Gelegenheit geben, ihre Sichtweisen auf unsere Arbeit einem breiten Publikum zu vermitteln. Wir wollten von ihnen wissen, welche Perspektiven sie

innerhalb ihres neunmonatigen Dienstes auf die Gedenkstätte entwickeln, welchen Blick sie auf die aktuelle Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten an diesem Ort haben und welchen Platz sie ihr in ihrer Identität einräumen.

Diese Veranstaltung soll ihren Antworten ein brei- teres Publikum verschaffen, so wie sie Treibstoff und Multiplikator unserer Botschaft nach außen sind.

Liebe Zivildiener, ein kurzes Zitat aus Johann W. Goethes „Zahme Xenien“ lautet: „Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis, wenn man ihn wohl zu pfle- gen weiß.“ Heute wollen wir euren Kreis erweitern, weil wir unseren großen Kreis ohne euch nicht pflegen könnten.

Danke für Eure Arbeit.

© KZ-Gedenkstätte Mauthausen

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Isabella Forciniti

Komposition

Es ist der grausame Weg in die Freiheit,

wo die Nummern (Häftlingsnummern) zu einem strahlenden Licht werden.

Furkan Cavuslu

Fotografie

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Häftlingsbaracke 11 – Gegen Kriegsende mussten in dieser Stube 500 Menschen

in Stockbetten schlafen.

Lieber Ernst! für Stimmgabeln

Das Stück ist Ernst gewidmet, der im Jahr 1940 im KZ Mauthausen, als „AZR-Häftling“ kategorisiert, zu Tode kam. Häftlinge der Kategorie „AZR“ oder

„ASR“ („Arbeitszwang Reich“ bzw. „Arbeitsscheu Reich“) wurden im Konzentrationslager als „Aso- ziale“ bezeichnet und mit einem schwarzen Winkel gekennzeichnet. Sie wurden auf Basis des „Grunder- lasses zur Vorbeugenden Verbrechensbekämpfung“

vom 14. Dezember 1937 durch die Kriminalpolizei in ein Konzentrationslager eingewiesen, weil sie aus

Daniel Undesser

Komposition

Fotografie

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… durchs dreckige Glas … der Blick der Täter … So nah und auch so fern …

die Grenze zwischen Freiheit und gefangen sein …

Stefan Habitzl

Komposition

Fotografie

Rojin Sharafi

Tunnel

Man glaubt, man kann sich vorstellen, wie es war.

Man täuscht sich. Die Angst kann man nicht riechen.

Für die Erinnerungen, die wir nie vergessen werden.

Für unser kollektives Gedächtnis. Für ihren Wider- stand, hart wie Granit.

Tunnel

Für unser kollektives Gedächtnis.

oder

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Isabella Forciniti

Im Spannungsfeld zwischen der Ästhetik der wesentlichen Eigenschaften von Klang und der improvisierten elektroakustischen Musik bewegt sich das Schaffen der in Wien lebenden Komponis- tin und Performerin Isabella Forciniti. Sie bezieht sich auf den Apparat der Diskontinuität, in dem die Gestaltung der Räumlichkeit, die Stille sowie auch die Klangsynthese auf neuartige und unvorhergese- hene Weise eingesetzt werden. Ihre Kunst verankert sich zwischen dem Rand des Unbekannten und der Erforschung von Musik in einem physikalischen System. Isabella Forciniti, in Süditalien geboren und aufgewachsen, begann im Alter von 14 Jahren Schlagzeug zu spielen und nahm ab 16 Jahren Privatunterricht in neuen Spieltechniken, Musik-

elektronische Musik bei Luca Spagnoletti, der ihr die ersten Möglichkeiten bot, sich mit Program- miersprachen zu beschäftigen. Parallel dazu absol- vierte sie ein Studium der Kommunikationswissen- schaft mit Schwerpunkt Soziologie und Multimedia, das sie 2015 abschloss. Derzeit studiert sie Compu- termusik und elektronische Medien an der Univer- sität für Musik und darstellende Kunst. Im Sommer 2018 war sie aktive Teilnehmerin der Darmstädter Ferienkurse, seit Jahrzehnten eines der führenden Zentren für Neue Musik.

Sie realisierte Arbeiten für das Ö1 Kunstradio und den Art's Birthday und spielte mit dem NEXT Improvisers Ensemble gemeinsam mit Elliott Sharp und Gareth David beim Advanced Music Festival

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© Igor Ripak

Rojin Sharafi

Die Soundkünstlerin, Komponistin und Tonmeis- terin Rojin Sharafi wurde 1995 in Teheran geboren.

Sie ist seit 2013 in der Wiener Musik- und Kunstsze- ne aktiv. Zu ihren Arbeiten und Projekten gehören akustische, elektroakustische und elektronische Stücke für kleine und große Besetzungen sowie in- terdisziplinäre Werke für künstlerische Medien, u. a.

Kurzfilm, Videoart und Performance. Durch die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen wie Iris Blauen- steiner und Ensembles wie Unitedberlin, Black Page Orchestra, Ensemble Phoenix Basel realisiert sie ihre Werke und entwickelt diese weiter. Neben Wien wurden ihre Stücke in Städten wie Berlin, Washing- ton DC, Basel, New York und Teheran aufgeführt.

Sharafi führte ihre elektroakustische Performance beim SET x CTM 2018 und Unsafe+Sounds-Festival 2018 auf. Sie erhielt 2018 den Österreichischen Komponistinnenpreis. Sie veröffentlichte bereits auf den britischen und iranischen Labels Opal Tapes und Zabte Sote. Rojin Sharafi studiert Komposition und macht eine TonmeisterInnen-Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

© Daniel Jarosch

Lissie Rettenwander

Lissie Rettenwander wurde in Kitzbühel geboren, aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof in Gund- habing. Sie lässt sich kompromisslos auf die Grat- wanderung zwischen Tradition und Avantgarde ein. Sie navigiert ihre Klänge durch alle Genres und Zeiten und wühlt vorbehaltlos in einem Fundus, der sich von Volksmusik bis Noise und Neue Musik er- streckt. Am 17. Jänner 2018, anlässlich des jährlich gefeierten Art’s Birthday, gründete Rettenwander das Weltweit erste Stimmgabel Ensemble. Bisher waren folgende Stimmgabeln im Einsatz: 141,27 Hz; 176,6 Hz; 261,6 Hz; 329,6 Hz; 349,2 Hz; 440 Hz;

442 Hz; 442,46 Hz; 443 Hz; 523,25 Hz; 739,99 Hz;

783,99 Hz; 932,33 Hz. Das Instrumentarium konn- te durch eine Leihgabe erweitert werden. In einem etwa hundertjährigen schwarzen Koffer, früher im Besitz der ehemaligen Abteilung für Neuro- und Sinnesphysiologie der Medizinischen Universität Wien, befinden sich zwölf Stimmgabeln. Die tiefste und größte schwingt 16 Mal in der Sekunde, die höchste 1.046,50 Mal.

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Für die Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes

#hinschauen ergeht Dank an:

DDr.in Barbara Glück

Direktorin KZ-Gedenkstätte Mauthausen Mag.ª Gudrun Blohberger

Pädagogische Leitung KZ-Gedenkstätte Mauthausen Johanna Hruby

Öffentlichkeitsarbeit KZ-Gedenkstätte Mauthausen Ralf Lechner

Leitung Sammlungen KZ-Gedenkstätte Mauthausen

ZIVILDIENER:

Furkan Cavuslu, Oktay Elgit, Stefan Habitzl, Eric Hoffelner, Johannes Holzer, Georg Hübner, Georg Knoll, Lucas Tillian, Daniel Undesser

Roland Pohl, Fotograf Marko Zink, Fotograf

Christoph Braendle, Redecoaching

Markus Hechenberger, Fotos / markushechenberger.net

PPM 2.0.-FILMPRODUCTIONS:

Sebastian Larrosa-Lombardi, Stefan Baumgartner,

Künstlerische Gesamtkonzeption Giuseppe Rizzo

Mitwirkende Furkan Cavuslu Isabella Forciniti Stefan Habitzl Lissie Rettenwander Rojin Sharafi Daniel Undesser

Weltweit erstes Stimmgabel Ensemble Nina Bauer

Lisa-Maria Hollaus Doris Pollhammer Johanna Schlömicher

LEITUNG: Lissie Rettenwander

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Weitere Informationen

www.mauthausen-memorial.org www.parlament.gv.at

www.exilarte.at

Impressum

Herausgeberin, Medieninhaberin und Herstellerin:

Parlamentsdirektion, Dr.-Karl-Renner-Ring 3, 1017 Wien, Österreich Redaktion: Parlamentsdirektion / Susanne Roth

KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Johanna Hruby Grafische Gestaltung und Bildprojektionen: New Vienna

Lektorat / Korrektorat: Parlamentsdirektion / Aida Besirevic, Johanna Axmann Druck: Parlamentsdirektion

Collage S. 2 / S. 39 (Bilder aus dem Projekt #hinschauen):

© Furkan Cavuslu, Oktay Elgit, Stefan Habitzl, Eric Hoffelner, Johannes Holzer, Georg Hübner, Georg Knoll, Lucas Tillian, Daniel Undesser S. 28-29 © Furkan Cavuslu

S. 30-31 © Daniel Undesser S. 32-33 © Stefan Habitzl Wien, im Mai 2019

Wir haben uns bemüht, alle Bildrechte zu recherchieren. Falls Sie diesbezüglich Rechtsansprüche haben, bitten wir Sie, sich mit uns unter [email protected] in Verbindung zu setzen.

Download-Link: www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/

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