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Geste der Verantwortung

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Academic year: 2022

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STENOGRAPHISCHES PROTOKOLL

Geste der Verantwortung

Donnerstag, 17. November 2016 Historischer Sitzungssaal des Parlaments

17.02 Uhr – 18.30 Uhr

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Am Donnerstag, den 17. November 2016, wird auf Initiative von Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundesratspräsident Mario Lindner seitens der Bundesregierung, des Bundes, der Länder und der Kirche eine „Geste der Verantwortung“ in Form eines Staatsaktes gegenüber den Menschen, die in der Zweiten Republik in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen Unrecht erlitten haben, gesetzt.

Der Staatsakt findet im Historischen Sitzungssaal des Parlaments statt. Im mittleren Teil des Halbrunds haben Betroffene Platz genommen. In der ersten Reihe des Halbrunds sitzen die Präsidentin des Nationalrates und der Präsident des Bundesrates, Mitglieder der Bundesregierung, die Klubobleute sowie Kardinal Dr. Christoph Schönborn. In den äußeren Sektoren haben Landeshauptleute, Abgeordnete zum Nationalrat, Mitglieder des Bundesrates und Mitglieder des Europäischen Parlaments Platz genommen.

In den Balkonlogen haben sich weitere geladene Gäste eingefunden, darunter Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer, ehemalige Mitglieder der Bundesregierung und Vertreter der Religionsgemeinschaften.

Die Galerie ist mit Repräsentanten des öffentlichen Lebens und zahlreichen weiteren Besuchern besetzt.

Beginn des Staatsaktes: 17.02 Uhr

Ein Kind tritt auf, setzt sich auf den Platz der Präsidentin und beginnt zu zeichnen.

Dabei summt es zuerst leise das Lied „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann“ vor sich hin, dann singt es das Lied. Am Ende des Liedes tritt Karl Markovics auf, und als das Kind ihn bemerkt, überreicht es ihm die Zeichnung. Markovics nimmt die Zeichnung entgegen und sagt die ersten Zeilen seines Textes vor sich hin. Darauf folgt Regina Fritsch, die ebenfalls eine Zeichnung nimmt und die ersten Zeilen ihres Textes zu sprechen beginnt. Kurz darauf treten Wolfang Böck, Florian Teichtmeister und Miriam Fussenegger auf, auch sie sprechen, auf dem Weg zu ihren Plätzen auf der Regierungsbank, Textpassagen.

Die sich überschneidenden Textzeilen lauten:

Karl Markovics: „Ich kann mich noch erinnern, ich bin einmal auf der Busstation gewesen, ...“

Regina Fritsch: „Ich hab davon geträumt, nicht mehr zwei und zwei in einer Reihe gehen zu müssen, ich habe mich auch immer so geschämt ...“

Wolfgang Böck: „Schrecklich! An das kann ich mich noch genau erinnern. Als wenn es gestern gewesen wäre, ...“

Florian Teichtmeister: „Das weiß ich noch wie heute, da hat mich eine Fürsorgerin hingebracht. Das war im Parterre, ...“

Miriam Fussenegger: „Und das erste, was ich mich erinnern kann, dass ich hinauf musste aufs Dach in die Kleiderkammer, ...“

*****

Als alle ihre Plätze eingenommen haben, lesen Karl Markovics, Regina Fritsch, Wolfgang Böck, Florian Teichtmeister und Miriam Fussenegger abwechselnd Passagen aus Schilderungen der Erlebnisse ehemaliger Heimkinder vor.

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Karl Markovics: „Ich kann mich noch erinnern, ich bin einmal auf der Busstation gewesen. Da steht ein Mann – wir waren in Parsch, und Parsch war damals ja wesentlich mehr ein ... Nobelviertel. Das war die vornehme, heile Welt: Parsch. Und dann das Kinderheim, das war ... das hat nicht ganz zusammengepasst.

Ich bin da bei der Haltestelle gewesen und da hat ein Mann zu einem anderen Buben gesagt: ‚Sei froh, dass du nicht so sein musst wie dieser hier.‘ – Ich habe den gar nicht gekannt. Und dann hat der Bub noch gesagt: ‚Der da, der da neben mir steht?‘ – Dann haben sie alle zwei gesagt: ‚Ja, der da.‘ Und dann hat er irgendwas gesagt mit: ‚Diese Heim...‘, da habe ich mich ein Leben lang erinnern können an das. Das waren zwei Sätze, die mich so getroffen haben. Ich habe mich eigentlich meine ganze Kindheit schuldig für irgendetwas gefühlt und habe nie gewusst, warum ...“

Regina Fritsch: „Ich hab davon geträumt, nicht mehr zwei und zwei in einer Reihe gehen zu müssen, ich habe mich auch immer so geschämt. Wenn wir durch St. Gilgen gegangen sind, hat es immer geheißen ... – da habe ich immer die freien Kinder gesehen, die gesagt haben: ‚Das sind die Heimkinder. Dort gehen die Heimkinder.‘

Und ich war da drin. Ich habe mich so geschämt.“

Wolfgang Böck: „Schrecklich! An das kann ich mich noch genau erinnern. Als wenn es gestern gewesen wäre. Meine Mutter hat mir da eröffnet, ich komme nach Steyr, also von ihr weg. Und damals hat es diese kleinen Matchboxautos gegeben, diese metallenen. Und das war mein ganzer Schatz, als siebenjähriger Bub: So ein Matchboxauto. Und dort, wo ich gewohnt habe, ein Haus weiter, war so ein kleines Marterl, aus Stein oder Eisen. Und dann bin ich zu dem Marterl hingegangen – als Bub – mit meinem Matchboxauto und habe es – weil ich mir gedacht habe, das Marterl kommt sicher nie weg –, habe dort mein Matchboxauto vergraben. Damit ich es, wenn ich wieder komme, wieder habe. Da habe ich dann bitterlichst geweint.“

Karl Markovics: „Die haben mich einfach geholt. Da haben sie geläutet, haben mich abgeholt wie einen Schwerverbrecher. Zwei Männer. Ja ... Sind sie dagestanden. Von der Fürsorge zwei. Haben sie mich runtergebracht. Die Mama hat nichts gewusst, die Mama hat gearbeitet.

Und die haben mich einfach geholt. Von daheim weggezogen.“

Florian Teichtmeister: „Das weiß ich noch wie heute, da hat mich eine Fürsorgerin hingebracht. Das war im Parterre. Da bin ich einer Tante oder Schwester übergeben worden. Die hat mich dann in den Waschraum gebracht, ausgezogen, und ich hab mich waschen müssen und anziehen.

Und da hab ich schon geweint. So bin ich dort hingekommen.“

Miriam Fussenegger: „Und das erste, was ich mich erinnern kann, dass ich hinauf musste aufs Dach in die Kleiderkammer. Und ich war ein Kind. Ich hab nicht viel gehabt, aber ich hab immer normale Wäsche gehabt. Die Katastrophe war, ich darf mein eigenes Gewand nicht mehr tragen.“

Florian Teichtmeister: „Wilhelminenberg angekommen, war eigentlich aus der jetzigen Sicht, damals war mir das nicht so bewusst, ich bin hingekommen, bin wie ein Koffer abgestellt worden, hab mein Gewand gekriegt und Schnauze halten.“

Regina Fritsch: „Da hast du keine Privatsphäre gehabt oder so etwas. Das war alles öffentlich, alles quasi für jeden zugänglich. Da hast du keinen Schlüssel gehabt, wo du den Schrank zusperren kannst. Zwischendurch waren die Kontrollen von den Erziehern, ob irgendwas Verbotenes drinnen ist. Du warst für jeden sichtbar, gläsern. – Auch die Dusche, es war alles öffentlich, alles für jeden sichtbar, alles.

Du hast nicht in deiner Nacktheit irgendwo eine Intimität gehabt.“

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Miriam Fussenegger: „Und kein Zuspruch, was ich mich erinnern kann. Niemand, der gekommen ist und gesagt hat, schau, wir werden das zusammen durchbringen und es gibt eine Besserung oder eine andere Situation. Ich will das umreißen mit Menschlichkeit.“

Wolfgang Böck: „Ich habe mir den Fürsorgeakt geholt, weil ich den Grund wissen wollte, warum ich da hingekommen bin, warum die Kinder in so ein Heim gesteckt werden. Ich wollte schon wissen, warum. Und weder meine Familie noch die Heimakte hat mir das befriedigend beantworten können. Es gab keine Gründe. Es war halt einfach nirgendwo Platz für mich.

Das ist das, was mich heute belastet.

Wenn ich irgendwo etwas angezündet hätte oder mutwillig auf Zerstörung aus gewesen wäre, hätte ich das vielleicht noch einsehen können und sagen können:

Okay, es blieb keine andere Möglichkeit, als mich in so ein Heim zu stecken. Aber schlimm war ich ja nicht. Ich hab nix Böses getan! Das ist das, was mich heute so beschäftigt. Diese Ungerechtigkeit hängt nach.

Auch andere Sachen. In der Heimakte steht zum Beispiel, als ich neun Jahre alt war, ich bin überdurchschnittlich intelligent und sollte auf eine Höhere Schule gehen. Aber leider kann ich nicht mehr, weil die Anmeldefristen schon verstrichen sind. Das ist einfach verschlampt worden. Und ich denk mir, dass mir das auch später geschadet hat, dass diese Chance nicht genutzt wurde. Weil ich meine, dass der Staat da schon in der Verantwortung gewesen wäre, das Bestmögliche für seine Zöglinge rauszuholen. Es war aber nur eine Art Verwahrungssystem. Das war keine Fürsorge in dem Sinn, wo jemand für jemanden sorgt, sondern einfach nur ein Verwahrungssystem.“ (Beifall.)

*****

Das Lied „Kommt ein Vogel geflogen“ wird, von einer Kinderstimme gesungen, über die Lautsprecher eingespielt.

*****

Ansprache der Präsidentin des Nationalrates der Republik Österreich Präsidentin Doris Bures: Manchmal sucht man nach Worten, aber man findet nur Tränen. Diese Sprachlosigkeit müssen wir heute überwinden, um zu benennen, was Tausende junge Menschen in unserer Obhut erleiden mussten, über Jahrzehnte hinweg, inmitten unserer Gesellschaft, inmitten unserer Republik.

Es waren Kinder, Kinder, die nicht auf der Sonnenseite ins Leben starten konnten. Sie wurden aus ihren Familien gerissen und fanden sich in Heimen der öffentlichen Hand oder der Kirche wieder. Dort hätten sie, wie alle Kinder, Fürsorge und Liebe, Schutz und Geborgenheit gebraucht, aber sie haben Gewalt und Missbrauch, Demütigung, Gleichgültigkeit, Kälte und Einsamkeit erfahren. Hilfe wurde ihnen nur selten zuteil. Die Kontrolle versagte, das kollektive Wegschauen hatte System.

Vielen Kindern wurden tiefste körperliche und seelische Wunden geschlagen, sie wurden ihrer Würde beraubt, und vielen wurde nicht nur die Kindheit genommen, sondern auch die Chance auf ein unbeschwertes, selbstbestimmtes Leben, denn frühe Jahre in Dunkelheit werfen allzu oft einen lebenslangen Schatten.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Kinder von damals wurden, auch als sie erwachsen waren, lange Zeit alleingelassen. Viele konnten nicht über die Zeit im Heim oder bei der Pflegefamilie sprechen, und die, die die Kraft fanden, sind lange nicht gehört worden. Leugnen, verdrängen, vergessen – das waren die Bausteine der hohen Mauer, die unsere Gesellschaft vor diesen Menschen errichtet hat.

Erst vor wenigen Jahren hat diese Mauer Risse bekommen. Das ist vor allem das Verdienst jener Frauen und Männer, die über das Erlebte gesprochen und hartnäckig dafür gekämpft haben, dass ihnen auch geglaubt wird. Unsere Gedanken sind heute bei jenen vielen Menschen, die das Erlittene, ihre Wunden und Narben im Verborgenen tragen, Menschen, die noch nie darüber sprechen konnten und es vielleicht auch nie können werden. Unsere Gedanken sind auch bei jenen, die an ihren Wunden und Narben zerbrochen sind, die die Last ihres Lebens nicht mehr tragen konnten.

In den vergangenen Jahren haben sich Kommissionen der Länder und der Kirche, aber auch WissenschaftlerInnen und ExpertInnen unterschiedlicher Disziplinen mit der systematischen Gewalt in Kinderheimen auseinandergesetzt. Diese ernsthaften Bemühungen und die schwierige Aufarbeitung des Geschehenen verdienen Anerkennung. Eine Reihe von Berichten bilden heute die unverzichtbare Basis für weitere Forschungsarbeit, auch über die Täter im Gewaltsystem, denn im Sinne der Prävention müssen wir wissen, warum aus betreuenden Menschen sadistische Unmenschen wurden. Nicht außer Acht zu lassen ist dabei die im Nachkriegsösterreich fortwirkende NS-Ideologie. Sie hat den Wert des menschlichen Lebens nachhaltig relativiert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren hier in der Saalmitte, stellvertretend für alle Frauen und Männer, die dieses Leid ertragen mussten, heiße ich Sie im Parlament willkommen. Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie heute hier sind, obwohl es, wie ich weiß, vielen von Ihnen wirklich viel Kraft abverlangt. (Beifall.)

Dieser Staatsakt ist eine Geste, eine Geste der Verantwortung. Er kann und soll keinen Schlussstrich unter offene Diskussionen und unter die Aufarbeitung setzen. Es geht darum, dass Staat und Kirche gemeinsam das Unrecht benennen, anerkennen und ihre Schuld eingestehen. Ich weiß, dass nicht entschuldbar ist, was Ihnen widerfahren ist, und ich weiß, dass nichts das ungeschehen machen kann, was Ihnen geschehen ist. Was Ihnen widerfahren ist, ist eine Schande für unser Land, und ich stehe hier und schäme mich dafür. (Ruf: Da sind Sie aber ziemlich die Einzige!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch heute sind viele Menschen in unserer Gesellschaft auf Hilfe und Obhut in Heimen angewiesen: Menschen mit Behinderungen, Kranke und immer mehr alte, pflegebedürftige Frauen und Männer.

Vieles, sehr, sehr vieles hat sich zum Besseren verändert, aber wir müssen dennoch stets wachsam sein, denn die Würde von Menschen ist dort besonders leicht verletzbar, wo Abhängigkeit besteht. Es liegt leider nicht in unserer Macht, Missbrauch und Gewalt durch einzelne Täter für immer zu verhindern.

Was aber in unserer Macht und in unser aller Verantwortung liegt, ist, zu verhindern, dass Missbrauch und Gewalt – wie einst – still geduldet, systematisch vertuscht und kollektiv geleugnet werden. Das Versagen darf sich nicht wiederholen, nicht heute, nicht morgen, nie wieder. (Beifall.)

*****

Florian Teichtmeister: „Wir waren zwanzig bis vierundzwanzig Kinder in der Gruppe.

Da gab es einen riesengroßen Schlafsaal mit Betten links und rechts, Stahlrohrbetten.

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Nachtruhestörung war das Übelste überhaupt. Flüstern noch vorm Einschlafen, das war schon ein die Nachtruhe stören. Dann gab es entweder Einzel- oder Kollektivstrafen. Ich kann mich an Sachen erinnern wie Tausend Kniebeugen zum Beispiel, ja? Bis die Leute zusammengebrochen sind. Oder stundenlang Betten bauen, so nannte sich das. Da musste man das Bett schön machen, die Laken und die Decke einschlagen, und dann ist der Erzieher durchgegangen und hat alles wieder runtergerissen und man musste wieder von vorne anfangen, und das zwei drei Stunden nachts. Strafe stehen war eigentlich noch das Harmloseste.

Ich kann mich nicht erinnern, dass auf der Hohen Warte irgendwie so mit Stöckchen – also abgesehen jetzt von der Lehrerin – mit Stöckchen geschlagen wurde, aber mit Händen und Füßen und Schlüsselbund, das kam schon häufig vor, also täglich, kann man sagen. Es kam mir nicht so vor, als hätte sich ein Erzieher jetzt gezielt einen zum Bestrafen herausgepickt, um seine sadistischen Gelüste zu befriedigen, sondern das war mehr spontan. Wenn ihm etwas nicht gepasst hat, Zack, hats eine gegeben, oder wenn man am Boden lag, hat er auch mit dem Fuß nachgetreten. Aber nicht, dass er sich wirklich gezielt einen herausgepickt hätte. Das war so aus Zorn, momentan, ja?

Das war das Erziehungsmittel.

Da wurde nicht geredet, da wurde einfach geschlagen. Du hast jetzt was falsch gemacht, zack, gibts Schläge, ja?

Die Schläge hat immer der gekriegt, der nicht als Erster beim Erzieher war. Also wenns irgendwo Meinungsverschiedenheiten gegeben hat und einer ist zum Erzieher gelaufen, hat der andere die Schläge gekriegt. Da ist nicht geklärt worden, wer jetzt wirklich Schuld hat oder obs überhaupt eine Schuld gibt.

Die weniger Abgebrühten haben das natürlich dann bezahlt. Ich war damals noch sehr jung: Ich war von sieben bis zehn Jahren im Heim auf der Hohen Warte. Und da waren ja teilweise schon Vierzehn- und Fünfzehnjährige auch in der Gruppe. Die hatten viel mehr Heimerfahrung als ich. Ich kam ja praktisch von der Großmutter und aus einem Privatinternat. Und ich habs da überhaupt verdammt schwer gehabt, mich irgendwie einzufinden.

Und dann hab ich Überlebensstrategien wie das Sich-unsichtbar-Machen, Unauffälligsein, entwickelt.“

Wolfgang Böck: „Und gerade die Schwachen, die sind getreten worden, auch von uns, weil wir haben die Gewalt weitergegeben. Wir haben ja ein Ventil gesucht. Also ich muss ganz ehrlich sagen, wie ich das erste Mal da gekommen bin in die Erziehungsanstalt, war ich, ich sage es auf Wienerisch, ‚ein Vaserl‘, wie ich hinausgekommen bin, war ich ein kleiner Verbrecher.

Ich habe alles gelernt, vom Stehlen, wie man hinhaut, wie man verprügelt, wie gemein man zwischen die Füße treten kann. Ich habe gelernt, wie man blitzschnell auf die Haare greift, ihn runterreißt und ihm sofort mit dem Knie ins Gesicht schlägt.

Damit habe ich in der Schule, in den Klassen, dann wieder draußen einen gewissen Respekt bekommen, mein Zerwürfnis, mein Minderwertigkeitsgefühl hat sich damit doch zu einem gewissen Selbstbewusstsein gesteigert ...

Beide Male, wo ich drinnen, am Wilhelminenberg war, nur geschlagen, geschlagen, geschlagen ...

Während meines Aufenthalts ist es auch öfters vorgekommen, dass ich mich vor dem Essen so geekelt habe, dass ich nicht fertig essen konnte. Strafweise hab ich dafür wieder kräftige Ohrfeigen bekommen oder hab scheitlknien müssen.

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Mehrmals ist es auch vorgekommen, dass ich das Gegessene wieder erbrochen habe und unter Androhung von Schlägen beziehungsweise Ausführung von Schlägen neuerlich essen musste. Habe ich das Erbrochene trotz der Schläge nicht runtergebracht, hab ich auch dafür wieder Ohrfeigen bekommen und anschließend scheitelknien müssen.“

Regina Fritsch: „Ich habe in meiner Verzweiflung versucht, zu fliehen. Sie haben mich natürlich erwischt und dann bin ich drei Tage in den Karzer gekommen. Der Raum war nicht so groß, hatte einen Holzboden, eine Kloschüssel ohne Deckel und ohne alles, nur mit dem Druckknopf, vergitterte Fenster und den ganzen Tag nichts zu tun.

Am Abend bekam man dann eine Matratze und eine Decke zum Schlafen, das Essen gab es in Blechnäpfen. Das Wasser habe ich mir dann aus dem Klo rausgeholt. Ich habe den Blechnapf sauber gemacht und hab das aus dem Klo rausgeholt, weil ich solchen Durst gehabt habe.

Aber das Schlimmste war, den ganzen Tag nichts zu tun. Ich bin im Kreis gelaufen und habe die Sekunden gezählt.

Wie ich danach rausgekommen bin, war ich psychisch gebrochen. Ich war fertig.

Ich hätte alles getan, damit ich ja da nicht mehr reinkomme.

Ich hätte alles getan.“

Miriam Fussenegger: „Eine Sache werde ich nie vergessen: Da hat einmal ein Mädchen in die Hose gemacht. Jetzt stellen Sie sich vor: Der Erzieher hat nichts anderes zu tun gehabt als dem Mädchen die Hose um den Hals herumzubinden, und hat sie dann im Dorf auf der Straße so in die Schule gehen lassen. Es war natürlich ein Gelächter höchsten Maßes: ‚Ma, schau, die Hosenscheißerin‘ und so ... stellen Sie sich das einmal vor, was das für dieses Mädchen da bedeutet hat. Wie das furchtbar ist.“

Karl Markovics: „Einmal in der Woche war Wäschetausch. Perverses Ritual von Schwester B. war: das Kontrollieren der benutzten Unterhose. Da wir die Strafe fürchteten, versuchten wir, die Kotbeistriche mit Spucke zu entfernen. Natürlich hat das nicht funktioniert, und wir bekamen die Strafe sowieso.

Diese Strafen waren: Sie nahm uns in den Schwitzkasten und stopfte uns die dreckige Unterhose in den Mund, wobei die Unterhose umgedreht wurde. Anschließend kam die Schlagstrafe mit dem Bambusstock. Die Stockschläge erfolgten auf den Handrücken bei ausgestreckten Armen auf die Fingernägel, was besonders wehtat.

Bei mir hat dieser Wäschetausch jedes Mal Schweißausbrüche und Angstattacken ausgelöst.

Von diesem Tag an habe ich angefangen, die Tage, Wochen und Monate zu zählen, wann dieses Martyrium endlich ein Ende haben würde.

Ab diesem Zeitpunkt war mir bewusst, dass ich für niemanden etwas wert bin.

Ich fühlte mich wertlos, nutzlos und als minderwertiger Mensch. Ich war aber auch voller Schuldgefühle.“

Florian Teichtmeister: „Schon fast täglich wurde ich von Schwester B. beschimpft, und vor den anderen Kindern als Versager hingestellt, und das mehrmals täglich. Sie hatte bei mir die Angewohnheit, bei den Ohren so lange und so fest zu ziehen, bis dass es geblutet hat, dabei nahm sie immer ihre harten dicken ekeligen Fingernägel zur Hilfe. Es war noch nicht verheilt, zog sie uns wieder, die Schmerzen waren oft so stark, dass man die ganze Nacht nicht schlafen konnte.

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Am Abend beim Schlafengehen musste ich mich nackt ausziehen, dann wurde die Unterhose kontrolliert, war eine Bremsspur zu sehen, wurde mir die Unterhose in den Mund gesteckt! Hat man sich gewehrt, gab es wieder einmal Schläge mit dem Bambus und das Ohren-Blutigzwicken.

Sehr oft musste ich mit einem großen Buch auf den ausgestreckten Händen im kalten Gang 15 Minuten stehen, und wenn die Hände runtergingen, weil es weh zu tun anfing, und das Buch runtergefallen ist, musste ich 10 Minuten länger stehen, da kam es oft vor, dass aus 15 Minuten 30 bis 40 Minuten wurden, und das nur, weil ich nach dem Zubettgehen nicht in 10 Minuten eingeschlafen bin.“

Regina Fritsch: „Die bettgenässt haben, hat man dann zur Schau gestellt ... mit einem nassen Leintuch im Speisesaal vor allen Kindern. ‚Die S. hat wieder ins Bett gemacht.

Schaut euch das an! Die S. hat wieder ins Bett gemacht!‘“

Wolfgang Böck: „Das mit dem Bettnässen war schon fast Ritual morgens. Entweder das Gesicht ins nasse Laken drücken oder mit dem nassen Laken geschlagen werden und dann auch kalt duschen. Da war ich aber nicht der Einzige. Da standen wir oft zu zweit unter der kalten Dusche. Und der Erzieher stand daneben und das kam mir endlos vor.

Und tagsüber musste man nach Stundenplan aufs Klo gehen. Wenn wir im Hof spielen waren, war es weniger Problem. Da konnte man sich irgendwo eine Ecke suchen.

Aber wenn wir zum Beispiel spazieren gingen, in Zweierreihen geschlossen, da kann ich mich schon erinnern, dass ich gesagt hab, ich muss aufs Klo, ja? Dann habe ich entweder Schläge gekriegt oder irgendeine blöde Bemerkung oder so. Und ich konnte nicht gehen. Und dann gings halt irgendwann in die Hose und ich bin mit der nassen Hose herumgelaufen, da vor allen Leuten in der Öffentlichkeit, und war zusätzlich noch der Schande ausgeliefert durch die blöden Bemerkungen des Erziehers und er hat mich gefragt, warum ich ins Bett mache. Und ich wusste keine Antwort. Und ich musste da endlos lang stehen und darüber nachdenken, warum ich ins Bett gemacht hab. Und das war auch schlimm, weil ich konnte es einfach nicht erklären.

Ich durfte abends nicht mehr die Zähne putzen und ab mittags kein Wasser mehr trinken. Genau. Wegen dem Bettnässen. Weil dann könnte ich ja heimlich Wasser trinken. Und da hat mir mein Leidensgenosse gesagt, er trinkt immer abends aus der Kloschüssel, wenn er Durst hat. Und das hab ich dann auch gemacht.

Oft waren es auch nur so kleine Bemerkungen, die wehgetan haben.

Wenn ich geweint hab, hat der Erzieher zum Beispiel gesagt: ‚Ja, wein’ nur, dann geht abends weniger ins Bett.‘ Also das war etwas, was nicht wirklich körperlich wehtut, aber verbal, als Schmerz.

Das hat ja eh schon wehgetan und dann wurde noch nachgelegt. Man konnte es nie vergessen, dass man eigentlich ein Anderer ist. Man wurde ja ständig daran erinnert.“

Regina Fritsch: „Jede Silbe und jedes Wort ist die bittere Wahrheit.

Beweise gibt es viele! Man muss sie nur zu finden wissen.

Dazu braucht es jedoch Menschen, die Wahrheitsliebe, Mitmenschlichkeit und Güte auf ihre Fahnen geschrieben haben.

Gewusst haben es viele.“

Karl Markovics: „Und niemand von den Erwachsenen – niemand! –, und das ist wirklich die große Tragödie, ist da jemals aufgestanden und hat gesagt: ‚So nicht! So kann man das nicht machen!‘“

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*****

Das Lied „Heile, heile Segen“ wird, von einer Kinderstimme gesungen, über die Lautsprecher eingespielt.

*****

Ansprache des Bundeskanzlers der Republik Österreich

Bundeskanzler Mag. Christian Kern: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrter Herr Kardinal!

(Ruf: Ich versteh nicht, warum nicht wir Betroffenen unsere Erlebnisse erzählen können! Warum müssen Schauspieler her, die gar nicht das mitgemacht haben? ...!

Wir haben es erlebt! – Beifall.)

Die Texte, die wir gerade gehört haben, sie beschreiben Unsagbares: ein Leben, das bestimmt ist von Schlägen, von Unterdrückung, von Ohnmacht, von Rechtlosigkeit und vor allem von Entwürdigung. Das ist erschütternd, und es ist verstörend, aber es ist ein Schritt nach vorne. Es wird geredet, und es wird nicht mehr zugedeckt.

Wir wissen heute um das große Unrecht, das Kindern und Jugendlichen in der Obhut verantwortungsloser Erwachsener in vielen Heimen widerfahren ist. Wir kennen die Berichte von Betroffenen, die hier ihr unfassbares Leid schildern können. Für viele – leider viel zu viele Menschen – war die Kindheit nicht das Paradies, sondern eine Hölle. Sie konnten ein Leben lang nicht mehr entkommen, so sehr sie es auch wollten.

Erst nach Jahrzehnten begann die Aufarbeitung dieser Taten, dieser Vergehen und Verbrechen, begangen an schutzbedürftigen Menschen.

Sie, die Sie als Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt und Missbrauch im Kindes- und Jugendalter waren, leiden meist noch als Erwachsene unter den Spätfolgen. Es wurden Ihnen Lebenschancen genommen, Ihre Menschenwürde wurde zutiefst verletzt. Den meisten wurde mehrfach Leid zugefügt: zuerst durch wiederholte Misshandlung und wiederholten Missbrauch, und später, indem man ihre berechtigten Anschuldigungen systematisch ignoriert hat. Schmerzen und Verletzungen, die der Seele zugefügt wurden, können wir nicht mehr gutmachen, aber wir als Staat, als Gemeinschaft können das Unrecht benennen und daraus die nötigen Lehren ziehen.

Niemand muss sich schämen, über das zu reden, was damals passiert ist. Schämen müssen sich die Täter. (Zwischenruf.) Das Wichtigste ist, dass Sie zurückbekommen, was uns Menschen ausmacht – die Würde. Österreich ist ein Rechtsstaat, in dessen Zentrum Menschenrechte und Menschenwürde zu stehen haben, aber immer wieder braucht es die Courage von Menschen mit Charakter und Moral, um dort hinzuleuchten, wo das Unrecht passiert.

Der vielfache Missbrauch und die Gewalt gegen Kinder zählen zu den Schattenkapiteln, zu den finstersten Kapiteln unserer Geschichte. Der heutige Staatsakt ist ein Zeichen der Anerkennung und der Achtung für die Betroffenen.

Verantwortung bedeutet: Wir dürfen nicht vergessen. Verantwortung bedeutet: Wir als Staat und Repräsentanten Österreichs entschuldigen uns für das, was passiert ist.

(Beifall.)

Dass Sie darüber reden, dass wir das Leid gemeinsam benennen, das ist sicher schmerzhaft für Sie, aber es hilft, die Erinnerung weiterzutragen. Wir alle sind dazu aufgerufen, den Betroffenen weiter zuzuhören.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich als Vater von vier Kindern noch eine letzte Bemerkung machen: Ich möchte betonen, dass ich der Präsidentin des Nationalrates sehr dankbar bin, dass sie diesen heutigen Staatsakt ermöglicht hat und die Initiative ergriffen hat. (Beifall.)

Über Ihre Schicksale Bescheid zu wissen, zu hören, wie es Ihnen als Kinder gegangen ist, ist nahezu unerträglich. Es ist etwas, das einen unendlich zornig und abgrundtief traurig macht. Es ist mein Verständnis, dass Gewalt in unserer Gesellschaft keinen Platz haben darf – und schon gar nicht gegen Kinder. Kinder, das ist meine Überzeugung, sind der größte Schatz und das Wertvollste, was wir in unserer Gesellschaft haben. Unsere Aufgabe muss es sein, sie zu fördern und liebevoll ihre Entwicklung zu begleiten.

Es tut mir unendlich leid, dass Sie so eine ganz andere Erfahrung gemacht haben.

(Beifall.)

*****

Ansprache des Vizekanzlers der Republik Österreich

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner: Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch ich darf Sie alle begrüßen. Besonders und mit größter Demut begrüße ich jene Personen, die selbst Opfer von Missbrauch und Gewalt wurden und heute hier im Saal Platz genommen haben oder die Veranstaltung via Liveübertragung mitverfolgen. Ich weiß, wie schwer vielen von Ihnen das gefallen ist. Allein, wenn man die Texte hört, wird das, was in der Vergangenheit war, wieder gegenwärtig. Mir, und vielen anderen auch, ist ebenso bewusst, dass damit nur ein Teil der gesamten Misshandlungen, der Gewalt ausgedrückt wird und dass Sie noch viel mehr an Leid erfahren haben. Ich begrüße auch all diejenigen, die sich um die Aufarbeitung der Vorfälle in den Kinderbetreuungseinrichtungen und -heimen in ganz Österreich verdient gemacht haben und dort hingesehen haben, wo viel zu lange weggesehen wurde.

Die Frage ist: Was bedeutet die heutige Geste der Verantwortung, die heutige Veranstaltung? Ist nicht schon der Titel zu weich formuliert? Ist ein Zeichen gegenüber den Opfern nicht viel zu wenig? Soll damit gar ein Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen werden? – Sicher nicht! Ich glaube, es geht um viel mehr: Die heutige Veranstaltung ist ein öffentliches Zeichen der Gesellschaft und ihrer Repräsentanten, dass Missbrauch und Gewalt in unserer Gesellschaft gestern, heute und morgen keinen Platz haben. (Beifall.)

Es ist unsere Aufgabe, die Konsequenzen aus der Vergangenheit zu ziehen, aber es ist auch ein Aufruf an uns alle, keinerlei Form von Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu dulden, weder in Familien, noch in Schulen oder in Betreuungseinrichtungen. Es geht um Verantwortung, aber nicht als allgemeines oder vielleicht sogar tatenloses Postulat, sondern durchaus um Verantwortung in differenzierter Form.

„Mensch sein heißt Verantwortung fühlen“, schreibt Antoine de Saint-Exupéry in seinem Roman „Wind, Sand und Sterne“. Verantwortung zu übernehmen heißt daher, festzustellen: Ja, die öffentlichen Stellen, die den Betroffenen Schutz, ein glückliches Kindsein und ein Heranwachsen in Behütung hätten ermöglichen sollen, haben versagt. Vielfach wurde Missbrauch nicht verhindert, sondern geduldet, und in einigen Fällen sogar gefördert, Täter wurden zu spät oder nie bestraft, den Opfern wurde Unrecht getan.

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Individuell heißt das – und Sie alle stehen ja auch dafür –: In jedem Opfer steckt ein eigenes Schicksal. Gerade die Kindheit, in der Talente gefördert, natürlich auch gefordert werden, in der es um Behütung geht, die Zeit, in der die Prägung für das spätere Leben erfolgt, wurde gestört oder zerstört, mit teilweise gravierenden Auswirkungen auf das gesamte Leben.

Ich darf Ihnen auch als Vater sagen, dass mir persönlich sehr leid tut, was Ihnen widerfahren ist. Für uns als Verantwortliche auf allen Ebenen der Gesellschaft gilt es, die richtigen Konsequenzen zu ziehen und die Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln. Wie kann man in solchen Fällen gesamthaft als Staat agieren? Es gibt ja auch noch offene Fragen – wir haben vorhin darüber diskutiert –, die die Pension oder andere Themen betreffen und noch nicht erledigt sind. Wird der Gewalt- und Missbrauchsprävention der richtige und vor allem genügend Platz eingeräumt?

Wie schaut es mit der Qualifikation von Betreuerinnen und Betreuern aus? Wie sind die räumlichen Bedingungen, die Gruppengrößen? Wie funktionieren Kontrolle und Behördenkontakt?

Ich glaube, es hat sich bei den Rahmenbedingungen vieles verbessert, und auch unsere Kultur und die gesamte Kommunikation ist eine andere geworden. Denken Sie an Social Media, denken Sie an Handys, an vieles andere mehr! Wenn Sie genau daran denken: Ist das nicht die nächste Gefahr, die möglicherweise droht?

In Zukunft ist dafür Sorge zu tragen, dass Kinder in der Obhut von Betreuungseinrichtungen behüteter aufwachsen können. Dieses Wissen kann möglicherweise jenen Trost spenden, denen dieses Recht verweigert wurde. Genauso wichtig ist jedoch das gesamtgesellschaftliche Bekenntnis, Kinder ernst zu nehmen, ihre Stimmen zu hören und als Erwachsene Anlaufstelle und Vertrauensperson zu sein, wenn sie uns Erlebnisse und Erfahrungen mitteilen, gerade in und auch außerhalb von öffentlichen Einrichtungen.

Die heutige Veranstaltung, die Geste der Verantwortung im Parlament, dem Hort unserer Demokratie, ist daher ein wichtiges gesellschaftspolitisches Signal und ein Aufruf an uns alle, unsere Verantwortung als Menschen wahrzunehmen, wachsam und sensibel zu sein, wenn es um den Schutz der Schwächsten in unserer Gesellschaft geht. (Beifall.)

*****

Miriam Fussenegger: „Das Borromäum in Biedermannsdorf war meine erste Station.

Das hab ich nicht ausgehalten. Schon vier Tage später war ich weg. Das war meine erste Flucht. Dann wurde ich wieder in ein anderes Heim verfrachtet.

In diesem Heim hats dann natürlich einen ganz anderen Tagesablauf gegeben. Ich durfte nicht mehr entscheiden, wann ich zur Toilette gehe und ob ich mehr als drei Blatt Toilettenpapier benötige, ob ich einen Zentimeter Zahnpasta brauche. Das wurde immer ausgeteilt, morgens in der Stirnreihe oder abends.

Ganz massiv war das Bettnässen dort. Wir haben fast alle bettgenässt. Es gab so Doppeltüren, da durften wir unsere nassen Laken in der Früh ablegen. Und natürlich wurde penibel Buch geführt.

Das Duschen hat ein ganz bestimmtes Reglement gehabt. Ich kanns jetzt nur nachempfinden. Ich schätze einmal eine halbe Minute nass machen, zwei Minuten einseifen, Hände heben, zeigen, bücken, beugen, ob alle Geschlechtsteile auch ordentlich gewaschen sind. Also vorführen. Wieder unter die Dusche gehen,

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abbrausen circa eine Minute. Wenn die Seife noch nicht herunten war, hast du Pech gehabt, dann bist du kalt weitergebraust worden. Selber schuld.

Wir durften nicht reden, es durfte nur gesungen werden. Also wir durften überhaupt nie reden dort in dem Haus. Es hat nur am Abend eine halbe Stunde gegeben, wo wir Redefreiheit hatten. In der Früh war einfach Aufspringen, Decken zurückreißen, Bett bauen nach einer speziellen Ordnung. Der Schrank musste unversperrt sein, der Spind. Und abends das gleiche Spiel noch einmal.

Hat man einen Bleistift verloren oder mit der Tinte irgendwas gemacht, Löschblätter vollgemacht oder so, war das meistens auch mit einer Strafe behaftet.

Wenn man es einfach verbraucht hat, hat es einen Ausfolgeschein gegeben. Da ist man zur Erzieherin gegangen, hat diesen Schein bekommen und durfte damit auf den Dachboden gehen. Dort gabs den Hausverwalter und Heizer. Der hat das Warenlager betreut und durfte dann mittels dieses Scheines das Entsprechende aushändigen.

Und da kann ich jetzt nur von mir sprechen: Es ist ganz, ganz rasch so weit gekommen, dass er mir gesagt hat: ‚Wenn Du was brauchst, kommst einfach zu mir.

Musst nicht immer zur Schwester gehen. Ich weiß eh, dass ihr viel Strafen kriegt.‘ Also er tat sehr verständnisvoll, schien uns sehr liebenswert.

Er hat so einen grauen Drillichmantel angehabt, so einen Arbeitsmantel, der vorne offen war. Er war Brillenträger. Also ich seh ihn heute noch vor mir, klein, eher schmächtig. Also er war nicht bedrohlich als Mann ...

Es war sehr, sehr rasch so weit, dass ich dann vorgezogen habe, ihm zu Diensten zu sein, meistens manuell oder oral, weil ich halt etwas verloren hatte oder weil mir jemand etwas gestibitzt hat, das ist natürlich auch vorgekommen, es wurde geklaut wie nur was, weil keiner wollte eine Strafe haben, wenn er was angebaut hat.

Und da hab ich also die erste Form der Prostitution erleben dürfen, nicht wirklich begreifend, was es ist. Aber es war so unheimlich dreckig. Also mir hat furchtbar geekelt. Ich hab dann auch sehr, sehr viel erbrochen immer. Das war so eine Reaktion.

Und da hat man dann gesagt, die ist hysterisch und die erbricht immer ...

Und das hat sich so fortgesetzt die ganzen Jahre.

Während dieses ersten Heimaufenthaltes kann ich mich nicht erinnern, dass er mich penetriert hätte. Kann ich mich nicht erinnern, ja? Aber später dann, beim zweiten Aufenthalt, da kann ich mich ganz klar erinnern, nachdem ich meine erste Menstruation gehabt hab. Ganz klar. Ich weiß nicht warum, in welchem Zusammenhang, vielleicht weil er mir ins Höschen greifen wollte und ich hab gesagt: ‚Nein, bitte nicht, das ist schmutzig‘ oder so irgendwo in der Richtung, ja? Und da ist er dann ganz narrisch geworden und da hats kein Halten mehr gegeben für ihn.“

Florian Teichtmeister: „Ich wurde dort ein paar Mal betatscht, von diesem Erzieher, der hat mich nicht in Ruhe gelassen. Der ist zu mir rein, hat sich aufs Bett gesetzt, schön gesprochen und dann hat er mich angegriffen. Eine Nacht ist er bei mir sehr zudringlich geworden, ich hab mich gewehrt. Da hat er mir zwei oder drei runtergehaut und gesagt: ‚Da zahlst du drauf!’ Und dieselbe Nacht bin ich mit zwei anderen Jungen und noch zwei Mädchen vom Heim geflüchtet. Das war die erste Flucht, weil ich das nicht mehr aushalten konnte. Nach ein paar Tagen wurde ich von der Polizei aufgegriffen. Fragen Sie nicht, was die gemacht haben. Schläge, bis es nicht mehr gegangen ist ... Das war ein brünetter Mann mit einem Bart. Das hab ich mir schon gemerkt, der verfolgt mich bis heute noch, der Mann.“

Regina Fritsch: „... die Kinder haben ja alle geschlafen, aber sie haben sie dann aufgeweckt und ich hab immer schlecht geschlafen ... da hab ich gesehen, dass sie

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haben rausgehen müssen und zittern ... und dann beim Zurückgehen, man hat nichts geredet.

Und am Abend dann ist irgendeine nicht im Bett gelegen und da hat man nicht gewusst, wo sie hingekommen sind, und es hat sich aber kein Kind untereinander wem anderen was erzählen getraut. Nur die Angst, die wir gehabt haben, wir haben ja alle Angst gehabt, jeder Einzelne.“

Karl Markovics: „Ich komm aus einer zerrütteten Familie, bin dann mit zweieinhalb Jahren von der Fürsorge ins Heim gegeben worden, also von einem Heim zum anderen, wo ich halt rausgewachsen bin, und dann ins nächste und ins nächste, und dann halt fürs eine Heim zu schlimm gewesen, dann ins nächst strengere Heim.

Das erste Heim war ‚Am Himmel‘. Ja. Ich war fast nur in Wiener Heimen, aber auch die haben in Niederösterreich Filialen gehabt, also so Ableger halt, Eggenburg, Retz, Stiefern.

Ganz dunkle Erinnerungen, viele Kinder, wie Krankenschwestern waren die dort, also die Erzieherinnen oder Tanten, wie wir immer gesagt haben.

Herzenswärme hat es überhaupt nicht gegeben.

Es hat Schläge gegeben für jedes Vergehen: Also wenn man jetzt in Zweierreihen geht und man halt rausgeht, hats Ohrfeigen gegeben, oder wenn Lernstunde war und man hat geblödelt oder geredet oder irgendwas, hats Ohrfeigen gegeben und halt auch Prügel mit einem Buch.

Die nächste Station war dann Unterolberndorf, das ist in Niederösterreich, das hat auch zum Wiener Fürsorgesystem gehört. Dort wars dann noch schlimmer, weil dort waren die Nonnen, und die waren noch einen Tick böser als normale weltliche Menschen. Da hab ich dann schon mehr Erinnerung. Da ist man mit Essenszwang und Essensentzug bestraft worden ... Knien, also sehr lange an der Wand knien. Manchmal ist dann ein Buch draufgekommen, das durfte nicht runterfallen. Oder einmal ums Haus herumlaufen, zweimal ums Haus herumlaufen, egal wie das Wetter war, wenn man Schlapfen gehabt hat, muss man halt ohne oder mit den nassen Schlapfen rennen.

Auf der Hohen Warte war ich dann, da wollten wir, also ich und ein anderer, wir wollten also einen Erzieher umbringen, also wo runterstoßen. In der Gegend um den Kahlenberg waren wir oft spazieren, haben Ausflüge gemacht, und da wollte wir eben einen Erzieher, der uns sehr gequält hat, runterstoßen. Es ging nicht. Aber die Wut und der Zorn waren schon sehr groß. Das war einer der schlimmsten, also das war damals für mich, also das wusste ich damals nicht, heute weiß ich es, so ein alter Nazi und Militaryreiter, also der war so pferdebesessen, und der ist halt mit dieser Reiteruniform in den Dienst gekommen und ... der hat sich also sehr ergötzt daran wenn ... Wir mussten ... Also wir haben so Möbel gehabt, so niedere, für Kinder entsprechend, wir mussten, immer wenn er Dienst hatte, zweimal in der Woche, im Tagraum, hat das geheißen, einen Parcours aufstellen und halt über die drüberspringen und das hat er uns machen lassen mit dem Nachthemd, also vor dem Schlafengehen.

Und ich war klein und die Nachthemden haben da Einheitsgröße gehabt und meins war halt da sehr weit herunten und da hat man nicht so springen können, so durch den Raum, also das war so wie ein Parcours beim Pferdespringen, so verschiedene Hürden und ... die, die am schlechtesten waren, also das waren drei, was ich mich erinnern kann, die hat er dann speziell ... also da sind die anderen schlafen gegangen, und die hat er dann mehr oder weniger nachbehandelt.

Na ja, dann ging das los: ‚Ich kann ned, weil des so lang ist!‘ ‚Ausziehen!‘, also dann ist man nackt vor dem gestanden und der hat sich halt dann an dem ergötzt und ... Und

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dann musste zum Beispiel einer sich den Penis zwischen die Beine klemmen, der war dann die Stute, und dann haben wir also zu zweit den Parcours nackt ablaufen müssen, und ja ... Dann wurde der Nächste ins Bett geschickt, und dann bin halt ich übergeblieben und dann ... hat er mir das erst richtig gezeigt ...

Na, na ja, also dass er der, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll ... dass also ich das Fohlen bin und er halt das erwachsene Pferd, und halt das wie sein Penis und wie ein Euter ist, und ja.“

*****

Das Lied „Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp“ wird, von einer Kinderstimme gesungen, über die Lautsprecher eingespielt.

(Beifall.)

*****

Ansprache des Präsidenten des Bundesrates der Republik Österreich Präsident Mario Lindner: Im Jahr 2010 war ich 28 Jahre alt. (Unruhe im Saal. Zwischenrufe, darunter: Warum müssen wir immer ruhig sein? Hat euch keiner zugehorcht ...! ... Klugscheißen!) Als ich damals durch die Medien zum ersten Mal bewusst darauf aufmerksam gemacht wurde, was bis in die 1980er Jahre in Österreich passiert ist, welches Unrecht Kindern und Jugendlichen in der Obhut von Kirche und Staat geschehen ist, war meine Reaktion dieselbe wie die vieler Menschen in unserem Land: Schock, Entsetzen darüber, dass solche Verbrechen in Österreich über Jahre und Jahrzehnte hinweg geschehen konnten. (Unruhe im Saal.) Ich habe damals, genauso wie in den Tagen und Wochen vor diesem Staatsakt, versucht, mich in die Lage von all jenen zu versetzen, denen dieses Unrecht widerfahren ist, die um ihre Kindheit und ihre Jugend, um ihre Sicherheit und um den Schutz gebracht wurden, den sie verdient haben. (Zwischenrufe. – Ruf: Ruhe!) Wie so viele andere, bin ich daran gescheitert. (Zwischenrufe.)

Wenn man diese Verbrechen, dieses Unrecht nicht selbst erlebt hat, wird man niemals begreifen können, welche Narben es hinterlassen hat, welche Auswirkungen es bis heute auf das Leben jeder und jedes Betroffenen hat. (Zwischenrufe.) Nur durch die mutigen Menschen, die sich in den letzten Jahren zu Wort gemeldet haben, durch die mutigen Frauen und Männer, die den Mantel des Schweigens gelüftet und ihre Erlebnisse erzählt haben, durch Erzählungen wie jene, die wir heute hören, durch Ihre Interviews, durch Ihre Bücher, kennen wir Ihre Geschichten, Ihren Schmerz. (Ruf:

Lüge!) Es sind Erlebnisse und Berichte, an denen es nichts zu beschönigen gibt, nichts wegzureden gibt. Es sind Zeugnisse für eines der dunkelsten Kapitel unserer Nachkriegsgeschichte.

Ein Staat hat eine zentrale Verantwortung: die Rechte und die Würde aller Menschen zu verteidigen, die unter seinem Schutz leben. Das gilt umso mehr für die verwundbarsten Mitglieder seiner Gesellschaft: für Kinder, für Jugendliche. Österreich hat bei Ihrem Schutz versagt. (Beifall. – Zwischenrufe.)

Unsere Institutionen haben versagt, unsere Länder. Wir sind zu Mitwissern und Komplizen geworden. Die Verantwortlichen von heute sind zwar nicht jene, die damals die Augen verschlossen haben, die Unrecht gedeckt und Kinder im Stich gelassen haben, aber wir übernehmen Verantwortung für das Versagen unseres Staates (Zwischenrufe), für das Unrecht und für die Verbrechen, die Ihnen widerfahren sind.

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Der heutige Tag, dieser Staatsakt, ist ein Zeichen dieser Verantwortung. Was er aber nicht sein kann, nicht sein darf, ist ein Abschluss der Auseinandersetzung mit all dem, was passiert ist (Beifall), denn wir schulden all den Menschen, die in den Einrichtungen von Bund und Ländern Unrecht erfahren haben, allen von Ihnen, und allen, die nicht mehr hier sind, ein Versprechen: Wir werden niemals wieder die Augen verschließen, und wir können, wir wollen und wir werden keinen Schlussstrich unter dieses furchtbare Kapitel unserer Geschichte setzen. (Beifall. – Unruhe im Saal.)

*****

Ansprache des Landeshauptmannes der Steiermark

Landeshauptmann der Steiermark Hermann Schützenhöfer: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist nach den Texten, die wir heute hier gehört haben, schwer, überhaupt Worte zu finden, sie haben uns betroffen gemacht und sind uns auch entsprechend nahegegangen. (Unruhe im Saal. – Zwischenrufe, darunter: Wieso schweigts ihr alle? Jetzt reden wir! Wir haben lange genug die Pappn gehalten! – Bravorufe und Beifall.) Auch ich als gegenwärtig Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz möchte mich als Vertreter der Bundesländer unserer Republik an die Opfer wenden, an jene Opfer von Missbrauch und Gewalt, die in den letzten Jahrzehnten ungeheures Leid erdulden mussten und zumeist ihr ganzes Leben lang ein schweres Schicksal tragen müssen. Sie stehen heute zu Recht im Mittelpunkt dieses Staatsaktes.

Lange, allzu lange hat es eine Mauer des Verschweigens und Vertuschens von Missbrauch und Gewalt gegeben. Es ist bewusst weggeschaut worden, bis ab 2010 versucht wurde und wird, den vielen Betroffenen ein wenig von ihrer Menschenwürde zurückzugeben. Dass heute die höchsten Repräsentanten und wichtigsten Verantwortlichen in Staat, Kirche und Gesellschaft mit Ihnen gemeinsam hier zusammenkommen, um dieser Ereignisse zu gedenken, möge von den Opfern als zwar notwendigerweise unvollkommenes, aber sehr bewusstes Zeichen und Signal verstanden und gesehen werden.

Die Initiative von Kardinal Christoph Schönborn (Zwischenrufe und Buhrufe. – Ruf:

Pfui!) – ich sage das sehr bewusst – zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle wurde beispielhaft durch die unabhängige Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic und deren Kommission umgesetzt. (Ruf: Das ist gar nicht wahr ...! – Weitere Zwischenrufe.) Ich habe mit Waltraud Klasnic – sie ist ja meine Vorgängerin – viele Gespräche geführt:

Wissen Sie, wie viele Nächte, Tage und Wochen diese hochbesetzte Kommission zusammensaß, um vielen Menschen zu helfen, Beistand zu geben, Entschädigungen zu geben? Das verdient unsere Anerkennung. (Beifall und Zwischenrufe.)

Ich weiß, ich habe es heute bei den einzelnen Rednern schon gespürt, dass gerade gegen die Kirche, insbesondere vielleicht auch gegen die katholische Kirche sehr viel Misstrauen vorhanden ist. (Zwischenrufe.) Ich bin in einem Pfarrhof geboren und aufgewachsen, mit meinen Eltern, mit dem Herrn Pfarrer und den Kaplänen, und habe nur Gutes für mein Leben gelernt. Betrachten Sie auch diesen Teil der Kirche (Beifall) und nicht nur das Unfassbare, das Sie erlebt haben, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Unruhe im Saal.) Ich weiß, dass solchen Bemühungen gerade im kirchlichen Bereich zuweilen Misstrauen, Kritik und auch Aggression entgegengebracht werden.

Ich habe Verständnis dafür, ich habe aufgrund Ihrer schrecklichen Erlebnisse Verständnis dafür.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, meine sehr geehrten Damen und Herren der Betroffenen, ich möchte allen, die sich kompetent, engagiert und idealistisch für die Opfer eingesetzt haben und dies weiterhin tun – das sind sehr viele Menschen aus unserer Zivilgesellschaft in allen Bundesländern –, auch von dieser Stelle aus meinen Dank aussprechen. Sie übernahmen und übernehmen mutig und ohne Dank für uns alle eine wichtige Aufgabe, und wir können sie nur bitten: Arbeiten Sie im Interesse der Opfer weiter! (Beifall.)

Uns allen ist bewusst, Missbrauch und Gewalt hat es gegeben und gibt es in den Familien, in den Jugendorganisationen und – das ist natürlich ganz besonders verwerflich – in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Es gibt keine Entschuldigung für die Taten jener Menschen, die in den Jahrzehnten nach 1945 ungeheures Leid über Tausende Kinder und Jugendliche gebracht haben. Diese Geste der Verantwortung, die hier im Parlament seitens des Bundes, der Länder und der Kirche gezeigt wird, soll – damit wiederhole ich, was schon gesagt wurde – nichts beschönigen. Sie kann nichts aus der Welt schaffen. Sie kann Verwundungen nicht heilen. Wir wissen, dass die Narben ein ganzes Leben lang schmerzen werden. Unrecht, das geschah, bleibt Unrecht; unermessliches Leid, das erlitten wurde, bleibt unermessliches Leid. (Zwischenrufe, darunter: ... alle entschädigt werden!)

Was wir aber machen können, ist, dass wir uns die Tragweite der Geschehnisse täglich ins Bewusstsein rufen und versprechen, dass wir alles unternehmen wollen, dass solche Untaten in dieser Form und furchtbaren Dimension nie mehr vorkommen.

Gerade jene, die unseres Schutzes bedürfen, unserer Fürsorge und unserer Obhut, müssen die Sicherheit haben, dass dieses Schutzbedürfnis nicht in Missbrauch mündet. Den Opfern, und das ist für mich das, was quasi unheilbar bleibt, wurde nicht nur ihre Kindheit und ihre Jugend geraubt, es wurde ihnen weitgehend die Möglichkeit genommen, anderen Menschen vertrauen zu können und sich in dieser Welt überhaupt zu Hause zu fühlen. Ein solches Gefühl der Fremdheit muss für uns alle entsetzlich sein.

Indem wir geschehenes Unrecht und erlittenes Leid anerkennen, müssen wir unsere Lehren für die Gegenwart und die Zukunft ziehen. Das heißt: ehrliche Zuwendung an die Opfer, vorbehaltlose Aufarbeitung der Geschehnisse und Vorrang für Bewusstseinsbildung und Prävention. Wir haben gelernt, dass wir alle besser zuhören und hinschauen müssen. (Beifall.) Die österreichischen Bundesländer, die heute durch den Wiener Bürgermeister und den steirischen Landeshauptmann vertreten sind, werden ihre Verantwortung wahrnehmen und ihren Beitrag zur Aufarbeitung leisten. – Das versprechen wir. (Beifall.)

*****

Regina Fritsch: „Seit ich zurückdenken kann, war mein größter Feind die rosa oder himmelblaue Postkarte. Die Aufforderung, auf das Jugendamt zu gehen, weil Vater unbekannt, Mutter ledig, Conclusio: Jugendamt als Vormund.

Damals haben meine Darm- und Magenprobleme begonnen, davon bin ich hundertprozentig überzeugt.

Und dann musste ich jeden Tag die Uhrzeit unter die Hausaufgabe schreiben, wann diejenige geschrieben wurde, und musste mit dem Heft täglich in die Direktion gehen.

Und dann musste ich zu seinem Schreibtisch und noch näher zu ihm. Und dann nahm er meine Hand und führte sie in sein Kleidungsstück. Und das war grauslich. Und dann hab ich begonnen, davonzulaufen, und dann war die wilde Jagd um den

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Konferenztisch herum und dann hat er mich entlassen. Und ich war aber nicht in der Lage ... Ich hatte keine Ahnung, weil ich ja eigentlich mit männlichen Wesen familiär nicht weiter konfrontiert war. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was es ist. Aber mein Instinkt sagte mir: Das ist grauslich, ja? Und ich – ich hatte auch – aber – ich konnte eigentlich niemandem erzählen, was das war.

Weil ich konnte es nicht beschreiben.

Und dann musste ich ins Allgemeine Krankenhaus. Und dann stand ich einem großen, großgewachsenen Mann in weißem Mantel gegenüber. Hellhaarig. Die Größenunterschiede waren enorm. Und ich weiß nur, dass er meine Mutter begrüßt hat, und dann hat er mich angeschaut und hat mich in den Magen geboxt mit voller Kraft. Meine Reaktion war: Kein Heulen, kein ... sondern wahrscheinlich hab ich ihn zornig angeschaut. Und da hat er mir, hat er meiner Mutter erklärt, dass ich Aggressionen hätte. Und dann bin ich dort ein Monat eingesperrt gewesen auf einer Station mit Gitterbetten mit Kindern, die noch nicht entwickelt waren, also geistig.

Es gab keine Beschäftigung. Und da bin ich halt gelegen und hab diese aufgeklebten Buchstaben: remmakeschäw, ttesolk, dab – Wäschekammer, Klosett, Bad angestarrt.

Ich hab mir die Seele aus dem Leib geheult.

Und da war ich dann ein Monat.

Ich weiß es nicht, war ich geheilt, war ich nicht geheilt?

Aber irgendwo hab ich, glaub ich, damals die Realität verloren. Es war ein Festklammern an Gerüchen, Farben, an blöden Erinnerungen, wie ein Muster einer Malerei oder von Geräuschen, ja? Und das wiederholen Sie dann und das spulen Sie andauernd ab. Und Sie verlieren eigentlich dadurch komplett den Bezug zur Realität.

Und hebt sich in eine andere Ebene und kann aber funktionieren. Aber ein Teil ist ausgeschalten.

Und ja, dann also anschließend an diesen Aufenthalt im Allgemeinen Krankenhaus ist plötzlich ... musste ich zur Fürsorgerin und sie hat mich eines Tages abgeholt. Das war eigentlich am Beginn der ersten Hauptschule. Anziehen, Auto und weg.

Und dann hat man mich in die Lustkandlgasse gebracht – in den Keller. ‚Ausziehen!‘...

Also hab ich halt angefangen mich auszuziehen. ‚Na geh, alles, alles! Alles! Nackt!‘ – Hab ich mich sehr geschämt. Und dann ist sie gekommen mit einem Holzstaberl und hat mir ganz furchtbar in den Nabel hineingebohrt. Und dann hat sie mich so an den Haaren gezogen, ob ich Läuse habe. Hab keine gehabt. Und dann ist eine Kette vom Plafond runtergefallen. An der Kette hing ein Sack und da stopfte sie alles hinein, was mir gehörte.

Ringelnatz hat so ein wunderbares Gedicht geschrieben über das Mein Riechtwieich. – Gutes Bettchen du! Ich geh jetzt in dich. Mein Riechtwieich. – Das war alles weg.

Und dann hat man mir eine Kleidung gegeben, gebadet wurde ich. Der Sack verschwand mit einer Nummer in schwindelnde Höhen.

Die Türen waren abgesperrt und die Fenster hatten keine Schnallen. Hm? Plötzlich war ich wieder gefangen. Und dort hab ich angefangen Bett zu nässen. Ich hab eigentlich nicht gewusst, warum. Weil im Gegensatz zu heute konnte ich damals schlafen. Und dann hat man mich in der Nacht aus dem Bett gezerrt, hat das nasse Leintuch genommen, ist mit mir runter gegangen in den Keller und das war sehr unheimlich.

Rohre und diffuse Beleuchtung. Und hat mir das Leintuch umgehängt, die Tür zugehaut und ist fortgegangen. Und dort bin ich dann gestanden, bis das Leintuch

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trocken war ... Und wenn ich nicht meine zweite Ebene gehabt hätte, wär ich Tausend Tode gestorben.

Wer sich nicht wohl verhalten hat, dem wurden die Fingernägel geschnitten, aber nicht bis dorthin, wo das Weiße, dass man noch ein Randl stehen lasst, sondern schon ein bissi tiefer. Ja? Das war sehr schmerzhaft, wenn man fast nichts mehr angreifen konnte. Das hat ja niemand gesehen? Na!, die hat Nägel bissen!

Wir mussten dort arbeiten. Also das Haus wurde von den Kindern gereinigt und wir mussten die Waschbecken putzen und die Zahnbecher ausrichten, damit alle Zahnbürsten in eine Richtung schauen, und den Siphon polieren und die WCs reinigen und den Boden reinigen. Und den mussten wir mit Stahlwolle reinigen und das war natürlich ein Riesenraum.

Und die Zeit im Heim hab ich in die andere Ebene verschoben. Ich weiß nicht, ob das bewusst war. Das ist ein Riesenproblem für mich, an dem ich heute noch leide, dass ich gewisse Phasen in meinem Leben komplett ausgeblendet hab und mich jetzt mühselig und krampfhaft zu erinnern versuche und Zusammenhänge nicht mehr herstellen kann.

Und so such ich halt nach dem verlorenen Leben. Wo ist es hin? Was ist das Resümee? Die Schatten der Vergangenheit kommen immer öfter. Da das berufliche Umfeld nicht mehr da ist, der Lebensrhythmus ein anderer geworden ist. Das Herz schlägt in einem anderen Rhythmus und es ist nicht mehr das Klopfen der Erwartung, Freude, sondern es ist eigentlich nur mehr das der Angst und des Endes.

Das Warum wird sich nicht mehr klären lassen. Das Darum ist bitter, weil man eigentlich feststellt, wenn dieser fremde Mensch damals diese Schritte nicht gesetzt hätte und man sein Milieu nicht verloren hätte, wäre es durchaus möglich gewesen, aus diesem einen, nicht-reproduzierbaren Leben mehr zu gestalten, mehr zu erreichen.

Selbstbewusstsein nicht aus Angst und Druck und Panik zu erwerben, sondern Selbstbewusstsein aus dem eigenen Können und der eigenen Entwicklung zu schöpfen. Es ist auch schade, dass diese Menschen alle dahingegangen sind. Es wäre wünschenswert, interessant, eine Stellungnahme von ihnen zu erhalten, warum sie so gehandelt haben, wie sie es taten.

Warum sie den Kindern eigentlich die Kindheit genommen haben.“

Miriam Fussenegger: „Ja, und dann ist der Montag angebrochen, wo mich die Fürsorgerinnen holen und zum Servierkurs bringen wollten. Niemand ist gekommen!

Sie haben mich den ganzen Tag warten lassen bis am Abend und dann hat sich die Frau Direktor endlich herabgelassen: ‚Ach das müssen wir dir auch noch sagen, die nehmen dich nicht, weil du im Heim warst.‘

Wenn ich mich umbringen hätte können, hätte ich mich an dem Abend umgebracht!

Auf der Stelle!

Es gab nur keine Möglichkeit, also die Messer waren zu wenig scharf und es waren keine Tabletten da. Also auf das haben sie aufgepasst! Die Fenster waren verriegelt, man hat nicht runterspringen können. Ich hätte mich sofort umgebracht.

Der Abschiedsgruß von der Frau Direktor war sehr markant: ‚Du wirst es nicht schaffen, du wirst im Dreck ersticken. Du wirst dein Leben nicht schaffen!‘ Meine mentale Reaktion war: ‚Woher willst du das wissen? Das werde ich dir schon zeigen!‘

Aber ich war gebrochen von den zwei Jahren. Ein Jahr lang habe ich Angst gehabt, dass eine Erzieherin kommt und nachschaut, ob ich alles ordentlich mache. Panische Angst, wirklich panische Angst!“

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*****

Der Reim „Wo tuts weh“ wird, von einer Kinderstimme gesprochen, über Lautsprecher eingespielt.

*****

Wolfgang Böck: „Du kommst jetzt raus und du hast keine Ahnung vom Kochen. Oder von Geld, einkaufen, nichts. Also du weißt nicht wie mit Geld umgehen, du hast es ja nie gelernt. Man fängt ganz unten nochmals an, ein Leben zu organisieren. Ja, mit fünfzehn.“

Florian Teichtmeister: „Du bist ein fremder Mensch, wenn du in die Welt hinausgeschickt wirst. Und das war schon sehr furchterregend, weil ich gar nicht gewusst habe, wer ich bin...

Ich habe keine Ahnung vom Leben gehabt. Das Leben ist das, was du bestehen musst, ob du mit dem Geld umgehen kannst, ob du dich selbst versorgen kannst, ob du die Fähigkeit besitzt, grundlegende Dinge zu meistern. Das Leben habe ich im Kloster nicht gelernt.“

Regina Fritsch: „Bei der Entlassung aus dem Heim hab ich nichts bekommen, kein Geld, nichts. Nur die Kleider, die ich am Leib getragen hab, aber keinen Ausweis. Nur ein paar Fotos und ein Blatt Papier, auf dem stand, dass ich die Haushaltungsschule für leistungsbehinderte und schwach minderbemittelte Mädchen mit Erfolg abgeschlossen habe! Man hat mich vor die Haustüre gestellt und das wars. So wie ich gekommen bin, bin ich auch wieder gegangen, mit fast nichts.

In den acht Jahren Martinsbühel habe ich die zuständige Fürsorgerin nie gesehen und auch nie eine Nachricht von ihr erhalten. Ich war für sie Luft, nicht existent.

Ich habe ausgerechnet, was meiner Schwester und mir durch diese Heimaufenthalte an Chancen und Möglichkeiten vorenthalten wurde. Schuldbildung, Förderung, Kleidung, Nahrung, Freizeit, medizinische Versorgung, Kinderbeihilfe, Studium, Verdienstentgang, Schmerzensgeld, Arbeitsentschädigung und Pensionsanrechnung.

Von Liebe reden wir erst gar nicht.“

Karl Markovics: „... ob ich den Eindruck hatte, ein schwieriges Kind gewesen zu sein?! Ganz bestimmt sogar war ich schwierig! Aber ich war lediglich das Produkt dessen, was in all den Jahren voller Gewalt und Lieblosigkeit, Brutalität und menschenverachtender Erziehungsmethoden aus mir gemacht wurde.“ (Beifall.)

Miriam Fussenegger: „Wir waren Abschaum des Abschaums des Abschaums. So sind wir von den Erziehern geheißen worden. Und das musst du einem Kind immer einimpfen. Ich war immer eine Kämpferin. Aber, ich glaube, wenn du 100 Jahre alt wirst, das bringst du nie mehr weg, das bringst du bei keinem mehr raus.“ (Beifall.)

*****

Die Geräusche von Kindern, die malen, werden über Lautsprecher eingespielt.

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Ansprache des Erzbischofs von Wien und Vorsitzenden der Kardinalskonferenz Kardinal Dr. Christoph Schönborn: Meine Damen und Herren (Buhrufe und Unruhe im Saal), ich stehe hier als Vertreter jener Einrichtung, die für viele von Ihnen mit schlimmsten Erinnerungen verbunden ist. (Beifall.)

Ich bin in einer Landschule aufgewachsen, in eine Volksschule und dann in ein Gymnasium gekommen, wo schwarze Pädagogik selbstverständlich war – das war in den Nachkriegsjahren, in den fünfziger Jahren. Es wurde sehr viel geprügelt, auch in der öffentlichen Schule, aber das, was Sie erlebt haben, das konnte ich mir nicht vorstellen, und das, was in kirchlichen Einrichtungen geschehen ist, das, was Priester Menschen, Jugendlichen angetan haben, das konnte ich mir nicht vorstellen. (Ruf:

Auch Nonnen, nicht nur Männer!) – Auch Nonnen.

Als zum ersten Mal laut und deutlich von kirchlichem Missbrauch die Rede war, habe ich das – ich gestehe es – als böse Erfindung der Medien empfunden, bis ich sehr bald gemerkt und durch Gespräche, durch Begegnungen erfahren habe, dass es bittere Wahrheit ist. Das hat mich und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Überzeugung gebracht: Nur eines hilft – die Wahrheit. (Ruf: Alle Heime schließen! Es gibt noch welche!)

Die Wahrheit wird euch frei machen, hat Jesus gesagt, auch wenn es schwerfällt, hinzuschauen. Wir haben in der Kirche wie auch im Staat zu lange weggeschaut, wir haben vertuscht, wir haben, wenn Missbrauch bekannt geworden ist, Leute versetzt und nicht abgesetzt. (Beifall. – Ruf: Richtig!) Für diese Schuld der Kirche stehe ich heute vor Ihnen und sage: Ich bitte um Vergebung. (Beifall.)

Die Wahrheit macht frei – nur die Wahrheit –, und sie ermöglicht es, nach vorne zu schauen, sie ermöglicht es, die Vergangenheit ehrlich anzuschauen und dann Schritte in eine bessere Zukunft zu setzen. Deshalb danke ich der Präsidentin des Nationalrates für die mutige Geste dieses Staatsaktes. (Beifall.)

Wir können Verantwortung nur gemeinsam übernehmen. Es ist ein starkes Zeichen, dass die höchsten Repräsentanten des Staates sich zu der Schuld, die an Ihnen und an vielen anderen geschehen ist, bekennen, und ich stehe nicht an, dass die Kirche hier ihr Versagen genauso einbekennen muss. Ich bin überzeugt, dass das, was heute hier geschieht, ein Signal ist, dass solch Schlimmes, Schreckliches, das wir heute nur in kleinen Auszügen gehört haben, der Vergangenheit angehört. (Beifall.)

Ich habe vor diesem Staatsakt mit einem Opfer kirchlichen Missbrauchs, schweren kirchlichen Missbrauchs, gesprochen, und ich habe sie gefragt: Was wäre deine Botschaft an die Menschen, die heute hier versammelt sind? (Ruf: Wo ist sie?) Sie, die sehr viel mitgemacht hat, hat mir gesagt – ich traue mich nicht, es von mir aus zu sagen, ich sage es als eine Botschaft von ihr –: Man kann uns alles nehmen, aber unsere Würde kann uns niemand nehmen. Unsere Würde kann uns niemand nehmen.

(Beifall. – Buhrufe.)

Ich gebe Ihnen dieses Wort weiter, das mir heute gesagt worden ist, und ich glaube, dass dieser Staatsakt Ihnen allen genau das sagen will. Es ist Ihnen viel an menschlicher Würde genommen worden, aber letztlich kann Ihnen niemand Ihre persönliche Würde nehmen. (Zwischenruf.) Das will dieser Staatsakt heute bekunden.

In diesem Sinne verbeuge ich mich vor Ihnen und vor dem, was Sie erlitten.

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*****

Schluss des Staatsaktes: 18.30 Uhr

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