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der Oesterreichischen Nationalbank am 27. Mai 2010

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(1)

Reden des Präsidenten Dkfm. Dr. Claus J. Raidl und des Gouverneurs Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny

anlässlich der Generalversammlung

der Oesterreichischen Nationalbank am 27. Mai 2010

(2)

Im Frühjahr 2009 fand die Weltwirtschaft wieder aus der schweren Rezession heraus, in die sie durch die Finanzmarktturbu- lenzen geraten war. Im Euro-Währungs- gebiet erholte sich die Wirtschaft aber erst zeitverzögert zu Jahresmitte und schwenkte auf einen verhaltenen Wachstumskurs ein.

Die großzügige Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken einerseits und die umfangreichen Stützungsmaßnah- men der Regierungen andererseits haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Finanzmärkte stabilisier- ten und die Konjunktur wieder Tritt fassen konnte. Die Folgen des Wachs- tumseinbruchs ebenso wie Kosten der staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen haben aber die Haushalts defizite und Staatsschulden enorm ansteigen lassen, sodass die nach haltige Konsolidierung der Staatshaushalte eine große Heraus- forderung für die Zukunft darstellt.

Vor dem Hintergrund des schwieri- gen realwirtschaftlichen Umfelds blieb der Preisauftrieb im Euro-Währungs- gebiet gering. Angesichts des Fehlens von Inflationsgefahren, unterstützte die Geld- politik mit historisch niedrigen Leitzinsen und unkonventionellen geldpolitischen

gehen. Ich verweise daher nur auf jene volkswirtschaftlichen Einflussfaktoren, die für die Geschäftsentwicklung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bestimmend waren.

Die Lage auf den Finanzmärkten be- ruhigte sich im Jahresverlauf deutlich, obwohl weiterhin große Unsicherheit und hohe Volatilität das Marktgeschehen prägten. Dementsprechend erholten sich die Kurse und die Zinsaufschläge verringerten sich (Grafik 1). Auf den Devisen märkten korrigierte eine Reihe wichtiger Fremdwährungen ihre massiven Kursverluste gegenüber dem Euro (Gra- fik  2). Vor diesem Hintergrund opti- mierte das Reservenmanagement seine Anlagestrategie, um die Auswirkungen großer Zins- und Wechselkurs- bewegungen auf die Anlageerträge zu begrenzen. Die aus dem niedrigen Zinsniveau resultierenden Einbußen bei den Nettozinserträgen wurden weitgehend durch Gewinne aus dem Verkauf von Fremd währungen ausge- glichen. Darüber hinaus bewirkte die Konzentration auf wenige Währungen und die verstärkte Anlage in Euro einerseits und das Halten von Wert-

in Basispunkten

iTraxx Europe Index (Unternehmensanleihen) Deutschland (Staatsanleihen) Vereinigtes Königreich (Staatsanleihen)

Vereinigtes Königreich (Staatsanleihen)

V USA (Staatsanleihen)

Japan (Staatsanleihen) 250

200 150 100 50 0

2007 2008 2009 2010

Entwicklung der Credit Default Spreads für Anleihen

Grafik 1

Quelle: Bloomberg.

(3)

papieren bis zum Ende ihrer Laufzeit andererseits, dass sich Fremdwährungs- und Zinsänderungsrisiken markant ver rin- gerten. Dementsprechend geringer fiel auch der Wertberichtigungs bedarf aus.

Allerdings steht in längerer Sicht in Ab- hängigkeit von der Marktentwicklung ver- ringerten Risiken auch eine geringere Ertrags dynamik gegenüber.

Die OeNB erwirtschaftete im Ge- schäftsjahr 2009 eine etwas höhere Betriebsleistung als im Vorjahr. Nach Berücksichtigung der durch die Ent-

wicklung der Fremdwährungen und der Zinsen bedingten Ab schreibungen und nach Dotierung der Rückstellun- gen ist das geschäftliche Ergebnis 2009 mit 318 Mio EUR fast siebenmal so hoch wie das des vorangegangenen Geschäfts- jahres (Grafik 3).

In längerfristiger Betrachtung ist – wie schon in den letzten Geschäfts- jahren – darauf hinzuweisen, dass sich aufgrund der Änderung der gesetzli- chen Rahmenbedingungen und sehr hoher Gewinnabfuhren in vorangegan- genen Jahren die Reserven der Bank markant verringert haben. So haben sich seit Beginn der Wirtschafts- und Wäh- rungsunion die Eigenmittel mehr als hal- biert, sodass der Ertragskraft der Bank nachhaltig Grenzen gesetzt sind!

Die jüngsten Bemühungen zur Stabili- sierung des Finanzsystems haben deutlich gemacht, dass die Bank über eine entspre- chende Risikotrag fähigkeit verfügen muss, um ihre Verantwortung im Eurosystem wahrnehmen zu können. So ist etwa für Risiken vorzusorgen, die aus den geld- politischen Operationen im Eurosystem resultieren können. Darüber hinaus hat

Indexiert 4.1.1999 = 100

USD GBP YEN SEK SZR

160 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Wechselkursentwicklung des Euro zu ausgewählten Währungen

Grafik 2

Quelle: Thomson Reuters.

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

in Mio EUR 600 500 400 300 200 100 0

2005 2006 2007 2008 2009

Geschäftliches Ergebnis der OeNB

Grafik 3

Quelle: OeNB.

318

47 247 193 488

(4)

die großzügige Liquiditätsversorgung zur Stabili sierung des Finanzsystems zum Anstieg der monetären Basis geführt (Grafik 4). Nach internationalen Emp- fehlungen – etwa der Bank für Interna- tionalen Zahlungsausgleich und des In- ternationalen Währungs fonds (IWF) – muss die Entwicklung der Kapitalaus- stattung mit dem Wachstum der mone- tären Basis Schritt halten. Im Zusam- menhang mit den Risikovorsorgen ist besonders auf die erweiterten Verpflich- tungen im Rahmen des Internationalen Währungsfonds hinzuweisen, dem die Mitgliedsländer zur Bewältigung der Finanzkrise erhebliche Kapitalzu fuhren zugesagt haben. Diese können in einer höheren Zuteilung von Sonderzie- hungsrechten, bilateralen Kreditzusa- gen ebenso wie aus der Beteiligung am

New Arrangement to Borrow beste- hen. Für die Noten bank bedeutet die verstärkte Inanspruchnahme durch den IWF jedenfalls einen Anstieg der Fremdwährungsrisiken ebenso wie niedrigere Zins erträge.

Dementsprechend werden auch – ge- mäß einer Empfehlung der Rechnungsprü- fer – über einen Zeitraum von zehn Jahren jährlich 200 Mio EUR einer Risikorück- stellung zugeführt, um für allgemeine zen- tralbankspezifische Risiken adäquat und im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten der OeNB vorzusorgen. Denn die Bank muss auch in Zukunft ihre Verpflich- tungen aus der Teilnahme am Euro- system erfüllen und ihren Beitrag zur Sicherung der Finanzsystemstabilität leisten können. Dies ist letztlich für die Glaubwürdigkeit der gemein-

in Mrd EUR in Mrd EUR

Monetäre Basis (Banknotenumlauf und Girokonten) (linke Achse) 35,0

32,5 30,0 27,5 25,0 22,5 20,0 17,5 15,0 12,5 10,0 7,5 5,0 2,5 0,0

8,0 7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0

Entwicklung der Eigenmittel und der monetären Basis der OeNB

Grafik 4

Anmerkung: Zusätzlich wurde zu den Eigenmitteln ab dem Jahr 2008 eine Rückstellung im Zusammenhang mit geldpolitischen Operationen des Eurosystems gebildet.

Quelle: OeNB.

Eigenmittel (vor allem: Kapital, Reserve für ungewisse Auslands- u. Wertpapierrisiken, Allgemeiner Reservefonds, Freie Reserve, Reserve aus valutarischen Kursdifferenzen, Risikorückstellung) (rechte Achse)

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

(5)

samen Währung von großer Bedeu- tung.

Jahresabschluss 2009

Bei der Darstellung des Jahresabschlus- ses werde ich mich auf die aus wirt- schaftlicher Sicht wichtigsten Änderun- gen in der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung beschränken. Detail- lierte Ausführungen dazu sind im Ge- schäftsbericht enthalten.

Die Bilanzsumme verringerte sich um 12,2 Mrd EUR oder 15 % auf 71,6 Mrd EUR. Dies spiegelt vor allem die Rück- führung der Liquiditäts versorgung in Fremdwährung wider.

Bei den Aktiva umfasst der Goldbe- stand unverändert 280 t mit einen Markt- wert von 6,9 Mrd EUR. Die OeNB hat im Geschäftsjahr 2009 kein Gold ver- kauft. Der Wert des Goldbestandes hat sich aber aufgrund des markanten

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

in Mio EUR EUR pro Unze

Goldpreis (rechte Achse) 5.000

4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0

900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

Entwicklung des Goldpreises

Grafik 5

Quelle: OeNB.

Neubewertungskonto Gold (linke Achse)

in Tonnen 700 600 500 400 300 200 100 0

Goldbestand der OeNB - Jahresendstand

Grafik 6

Quelle: OeNB.

280 280 289 280

308 303 318 318

378 348 430 408

503 472 572 536

645 630

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

(6)

Goldpreisanstiegs um 1,3 Mrd EUR er- höht (Grafik 5). In längerer Sicht hat die Bank seit Beginn der Neunziger- jahre ihren Goldbestand um mehr als die Hälfte verringert (Grafik 6). Darü- ber hinaus werden die Goldreserven seit langem Ertrag bringend genutzt, wobei rund die Hälfte des Goldbestan- des in Termineinlagen angelegt war.

Die Forderungen aus geldpolitischen Operationen haben um 2,3  Mrd  EUR oder 10 % auf 20,2 Mrd EUR abgenom- men. Vor dem Hintergrund der Finanz- krise haben die Banken längerfristige Refinan zierungsgeschäfte wesentlich stär- ker in Anspruch genommen als in der Ver- gangenheit, während die Hauptrefinan- zierungsgeschäfte deutlich zurückge- gangen sind (Grafik 7).

Die Forderungen in Fremdwährung an Ansässige im Euro-Währungs gebiet, die im vorangegangenen Geschäftsjahr noch 13,3  Mrd  EUR betragen hatten, wurden beinahe zur Gänze zurückgeführt.

Es waren dies vor allem Liquidität zu- führende Geschäfte in US-Dollar an inlän dische Banken (Grafik 7).

Im Jahr 2008 waren die Sonstigen Forderungen in Euro an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet aufgrund einer zeitlich befristeten und besicherten Liquiditätsbereitstellung im Rahmen der Stabilisierung des Finanzsystems auf 4,4  Mrd  EUR angestiegen. Diese Forderungen wurden im Geschäftsjahr 2009 weitgehend zurückgeführt.

Die Nettoforderungen aus der Vertei- lung des Euro-Banknotenumlaufs inner-

Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte Liquiditätstransaktion in Fremdwährung (USD und CHF)

Von der OeNB getätigte geldpolitische Operationen des Eurosystems

Grafik 7

Quelle: OeNB.

20,8 19,5 18,2 16,9 15,6 14,3 13,0 11,7 10,4 9,1 7,8 6,5 5,2 3,9 2,6 1,3 0,0

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Hauptrefinanzierungsgeschäfte in Mrd EUR

in Mrd EUR

(7)

halb des Eurosystems haben um3,4 Mrd EUR oder 25 % auf 16,9 Mrd EUR zu- genommen, weil der logistische Bank- notenumlauf der OeNB sich verringert hat, aber der Gesamtbanknotenumlauf des Euro systems gestiegen ist.

Bei den Passiva erhöhte sich der Banknotenumlauf um 0,3 Mrd EUR oder 1,7 % auf 20,6 Mrd EUR nur leicht.

Die Verbindlichkeiten aus geldpoli- tischen Operationen sind mit 15,5 Mrd EUR im Wesentlichen unverändert, wobei sich allerdings eine Verschiebung von den Einlagen auf Girokonten zugunsten der ständigen Einlagefazilitäten der Kredit- institute bei der OeNB ergeben hat.

Der Ausgleichsposten für vom Interna- tionalen Währungsfonds zugeteilte Son- derziehungsrechte hat markant um 1,7 Mrd EUR auf 1,9 Mrd EUR zugenommen. Dies spiegelt angesichts des Kapitalbedarfs des IWF zur Bewältigung der Finanz- krise vor allem die Neuzuteilung von Sonder ziehungsrechten wider.

Die Intra-Eurosystem Verbindlich- keiten gingen um 16 Mrd EUR oder 45 % auf 19,6 Mrd EUR zurück. Dies resul- tiert aus dem Saldo im Zahlungsver- kehrssystem TARGET, wozu auch

die Liquidität bereit stellenden Swap- geschäfte beigetragen haben.

Bei den Passiva ist die Entwicklung der Risikovorsorgen von besonderer Be- deutung. Das gesamte finanzielle Risiko der Bank erhöhte sich mit 0,2 Mrd EUR nur geringfügig auf 5,1 Mrd EUR (Gra- fik  8). Ver schiebungen haben sich aller- dings in der Struktur der Risikovorsorgen ergeben. So haben sich die Neubewer- tungskonten, die zur Deckung des Risikos herangezogen werden können, insbesondere bei Gold deutlich verringert, während zur Abdeckung allgemeiner Zentralbank risiken einer Risikorückstellung 550 Mio EUR zu- geführt wurden. Die Reserve für unge- wisse Auslands- und Wertpapierrisiken ist unverändert und für geldpolitische Operationen des Eurosystems wurde die im Vorjahr gebildete Rückstellung aufgrund einer verbesserten Bewer- tungssituation um ein Drittel redu- ziert.

Die EZB hat im Geschäftsjahr 2009 mit 2,3 Mrd EUR ein etwas niedrigeres Geschäftsergebnis erzielt (2008: 2,7 Mrd EUR vor Zuführung Risikovorsorgen), das als EZB-Seignorage zur Gänze an die nationalen Zentralbanken ausgeschüt- tet wird. Die OeNB enthält davon ent-

in Mrd EUR

Reserve für ungewisse Auslands- und Wertpapierrisiken Risikorückstellung Neubewertungskonten Finanzielles Risiko Reserve aus valutarischen Kursdifferenzen

Rückstellung im Zusammenhang mit geldpolitischen Operationen des Eurosystems

Finanzielles Risiko und dessen Vorsorgen

Grafik 8

Quelle: OeNB.

6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0

3,5 3,5 3,9

4,9 5,1

3,5 3,5 3,9

4,9 5,1

2005 2006 2007 2008 2009

(8)

sprechend ihrem Kapitalanteil im Ge- schäftsjahr 2009 22 Mio EUR.

Ich komme nun zur Gewinn- und Verlustrechnung der OeNB. Das geschäft- liche Ergebnis 2009 ist mit 318 Mio EUR fast siebenmal so hoch wie das des vorange- gangenen Geschäftsjahres (2008: 47 Mio EUR). Folgende wesentliche Änderun- gen haben sich bei den Erträgen und Aufwendungen ergeben:

Die Nettoerträge sind um 267  Mio EUR oder 91 % auf 561 Mio EUR gestie- gen (Grafik 9).

Die wichtigste Ertragskomponente sind die Zinserträge. Das Nettozinsergebnis ist um 190  Mio  EUR oder 23 % auf 626 Mio EUR zurückgegangen. Dies ist insbesondere auf das niedrigere Zinsni- veau zurückzuführen.

Weitere bedeutende Einflussfaktoren auf den Zentralbankgewinn sind die reali- sierten Kursgewinne/-verluste aus Fremd- währungs- und Wert papiertransaktionen.

Aus diesen Transaktionen wurde mit

361 Mio EUR ein Nettoertrag erwirtschaf- tet, der mehr als das Doppelte über dem des vorangegangenen Geschäftsjahres liegt. Im Sinne der Neuorientierung der Anlage- politik spiegelt dies die Reduktion des Fremdwährungs bestandes wider. Au- ßerdem waren im Gegensatz zum Jahr 2008 mit 34 Mio EUR nur geringe Ab- schreibungen auf Finanzanlagen notwen- dig (2008: 625  Mio  EUR). Auf Emp- fehlung der Rechnungsprüfer sind über einen Zeitraum von zehn Jahren jähr- lich 200  Mio  EUR einer Risikorück- stellung zuzuführen, um für allgemeine zentralbankspezifische Risiken vorzu- sorgen. Da aufgrund der schlechten Er- tragslage im Geschäftsjahr 2008 eine Dotierung dieser Risikorückstellung nicht möglich war, erfolgt nun eine entspre- chend höhere Zuführung. Die Risiko- rückstellung wird mit insgesamt 550 Mio EUR dotiert. Trotz der hohen Risikovorsorgen konnte der Nettoaufwand aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorgen um beinahe zwei Drit- tel auf 223 Mio EUR verringert werden (2008: Aufwand 637 Mio EUR).

Die Erträge aus Beteiligungen sind mit 67 Mio EUR um ein Viertel niedriger als im Geschäftsjahr 2008 (91 Mio EUR).

Dies ist vor allem darauf zurückzufüh- ren, dass im Vorjahr der außerordentli- che Ertrag aus dem Verkauf der Beteili- gung an der Austria Card GmbH zum Beteiligungsergebnis beitrug. Eine höhere Gewinnabfuhr leistete diesmal die Oesterreichische Banknoten- und Sicherheitsdruck GmbH, während die Rückverteilung der EZB-Seignorage geringer ausfiel.

Das Nettoergebnis der OeNB aus den monetären Einkünften im Eurosystem be- trug 75 Mio EUR (2008: 2 Mio EUR).

Dieses resultiert vor allem aus der teil- weisen Auflösung der im Vorjahr gebilde- weisen Auflösung der im Vorjahr gebilde- weisen Auflösung der

ten Rück stellung im Zusammenhang mit geldpolitischen Operationen des Euro- systems.

in Mio EUR

Sonstige Erträge (inklusive monetäre Einkünfte) Erträge aus Beteiligungen

Nettozinsergebnis

Erträge der OeNB

Grafik 9

Quelle: OeNB.

1.200 1.000 800 600 400 200 0 –200 –400 –600 –800

Nettoergebnis aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorgen (Realisate und Zuführung zur Risikorückstellung)

2005 2006 2007 2008 2009

451 568

738 816

626 182

–175 –290

–637

–223 68

25

23 91 29 67

18

20

25 730 91

730

436

491

295 295

561

(9)

Die Sonstigen Erträge liegen mit 16 Mio EUR um etwa ein Fünftel unter denen des vorangegangenen Geschäfts- jahres (20,7 Mio EUR). Die nach oben limitierte Vergütung für die Finanz- marktaufsicht trägt mit 4 Mio EUR zu diesen Erträgen bei.

Die Aufwendungen sind um 1,7 % auf 244 Mio EUR gesunken. Der lang fristige Vergleich zeigt, dass die Aufwendungen in den letzten Jahren weitgehend unverän- dert sind. Verschiebungen haben sich aber in der Ausgabenstruktur ergeben (Grafik 10).

Die Personalaufwendungen nahmen um 7  Mio  EUR oder 6 % auf 119 Mio EUR zu. Diese Steigerung liegt vor allem auch in der Aufnahme von zu- sätzlichen Mitarbeitern in der Bankenauf- sicht im Zusammenhang mit der Über- nahme erweiterter Aufgaben in diesem Geschäftsbereich begründet. In den letzten sieben Jahren hat sich aber der Gehaltsauf wand aufgrund des konse- quenten Kurses eines sparsamen Ressourcen- einsatzes nur leicht über der kumulierten kollektivvertraglichen Gehalts anpassung erhöht.

Die Sachaufwendungen sind mit 83 Mio EUR im Wesentlichen unver ändert.

Im längerfristigen Vergleich haben sie real deutlich abge nommen.

Die für die Fachbereiche der Bank tätigen Mitarbeiterressourcen sind – ins-

in Mio EUR

Sachaufwendungen

Personalaufwendungen

Aufwendungen der OeNB

Grafik 10

Quelle: OeNB.

300 250 200 150 100 50 0

Aufwendungen für Banknoten

Aufwendungen für Altersvorsorgen (seit dem Jahres- abschluss 2009 separat ausgewiesen)

Sonstige Aufwendungen und Abschreibungen auf Sach- anlagen und immaterielle Vermögensgegenstände

105 115 108 113 119

85 77 78 82 83

16 25 25 16 25

37 27 33 34 12

3 4

243 244 244 248 244

2005 2006 2007 2008 2009

Planwert

Mitarbeiterressourcen für OeNB-Fachbereiche tätig – Jahresendstand

Grafik 11

Quelle: OeNB.

1.020 1.000 980 960 940 920 900 880 860 840 820

Jahresendstand 948

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

984 968

918 932

1.009 991

977

950 926

890

(10)

besondere infolge der Aufnahme neuer Mitarbeiter im Bereich der Bankenauf- sicht – um 2 % auf 984 angestiegen (Gra- fik 11).

Für den Ankauf von Banknoten wurde mit 25 Mio EUR um fast zwei Drittel mehr als im vorangegangenen Geschäftsjahr aufgewandt.

Die Sonstigen Aufwendungen fielen auf unter 1 Mio EUR (2008: 20  Mio EUR).

Das geschäftliche Ergebnis beträgt 318 Mio EUR, wobei die Rendite aus der Eigenveranlagung in Euro und Fremdwährung unter Berück sichtigung der realisierten Nettokursgewinne 4,8  % ist (2008: 4,2  %). Der Bund er- hält 272 Mio EUR (2008: 40 Mio EUR), wovon 193 Mio EUR auf den 90-pro- zentigen Gewinnanteil des Bundes ent- fallen (Grafik 12).

Der Bilanzgewinn wird mit 21,4 Mio EUR ausgewiesen. An die General versammlung wird der Antrag gestellt, davon 1,2 Mio EUR für die Ausschüttung einer 10-prozentigen Höchstdividende auf das Grund kapital von 12  Mio  EUR zu verwenden und 8 Mio EUR dem Jubiläums fonds zur Förde-

rung der Forschungs- und Lehraufgaben der Wissen schaft zuzuweisen. Der Rest von 12,2 Mio EUR wird einer Gewinn- glättungsrücklage zugeführt.

Die OeNB als Unternehmen – Neue Unternehmensstrategie bringt Neuorientierung und Produktivitätszuwächse

Die OeNB hat im Geschäftsjahr 2009 wieder in vielen Bereichen ihren Bei- trag zum ESZB geleistet, wobei die Bewältigung der schwersten Rezession der Nachkriegszeit eine besondere Herausforderung darstellte. Darüber hinaus hat die Bank in allen Geschäfts- bereichen wichtige Projekte vorange- trieben. Ohne auf Einzelheiten einzu- gehen, die Sie im Geschäftsbericht fin- den, darf ich nur einige wesentliche Bereiche herausgreifen.

Die Sicherung der Finanzsystemstabili- tät forderte von vielen Geschäfts bereichen außerordentlichen Einsatz. Neben der Finanzmarktaufsicht war vor allem die Liquiditätsversorgung durch das hohe Refinanzierungs volumen besonders ge- fordert. Denn neben der Umschich- tung in länger fristige Refinanzie-

in Mio EUR

Gewinnanteil des Bundes

Anteil des Bundes am Geschäftsergebnis der OeNB

Grafik 12

Quelle: OeNB.

1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0

Körperschaftsteuer

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 200812 2009

443 573 558 515

242 153 122 48 62 79

773

988 975 900

423

268 329

130 150 193

28 12

(11)

rungsgeschäfte und der Bereitstellung von Fremd währungsliquidität waren auch nicht konventionelle geldpoliti- sche Maß nahmen umzusetzen. Die Finanzmarktanalyse musste einem er- höhten Analysebedarf entsprechen und die Statistik stellte etwa im Bereich der Kreditstatistik und der Frühindikato- ren wichtige Grundlagen für die geld- politische Steuerung zur Verfügung.

Die Bargeldversorgung hatte eine hohe Bargeldausgabe durchzuführen.

Obwohl viele Geschäftsbereiche zur Bewältigung der Finanzkrise be- sondere Anforderungen zu bewältigen hatten, wurden wichtige Projekte voran- getrieben. So wurden in einem gemein- samen Projekt mit der Finanzmarktauf- sicht die organisatorischen und perso- nellen Voraus setzungen dafür geschaf- fen, dass die Bank die ihr übertragenen erweiterten Aufgaben im Bereich der Bankenaufsicht effizient wahr nehmen kann. Eine wesentliche Leitlinie bei der Integration der Banken aufsicht ist

Synergien zu nutzen. So werden etwa In- formationen und Analyseinstrumente gemeinsam genutzt und die Ausbildung der Mitar beiter beider Institutionen im Rahmen einer Aufsichtsakademie durch geführt. Besonderes Augenmerk wird auf eine konsequente Risiko- orientierung der Bankenaufsicht und auf die Qualitätssteigerung der Auf- sichtsprozesse gelegt. Zusätzliche perso- nelle Ressourcen mussten aufgenommen werden, um diese Aufgabe reibungslos zu bewältigen. Insgesamt stellt die Banken- aufsicht aber eine dauernde Belastung für die finanziellen Ressourcen der Bank dar.

Von den zusätzlichen Kosten der erwei- terten Aufgaben in der Bankenaufsicht in Höhe von 14 Mio EUR werden mit der gesetzlichen Höchstgrenze von 4  Mio EUR weniger als ein Drittel von der Finanzmarktaufsicht refundiert (Gra- fik 13).

Im TreasuryTreasuryTreasury hat die Anlagestrategie hat die Anlagestrategie der breiten Streuung der Fremdwäh- rungsreserven in längerer Sicht wich- tige Zusatzerträge erbracht. Um aber die jährlichen Einnahmenschwankun- gen zu redu zieren und den Ertrag zu verstetigen, wurde die Anlagestrategie – etwa durch die Reduktion des Fremd- währungsanteils – neu ausgerichtet. Im Zahlungsverkehr wurden

Zahlungsverkehr wurden

Zahlungsverkehr Vorarbeiten zur Einführung eines nationalen Clearing- hauses geleistet, wodurch die Liqui- ditäts- und Risikokosten für die Banken deutlich gesenkt werden kön- nen. Die Finanzmarktstabilitäts analyse wurde weiter ausgebaut, wobei u.a. die Finanzmarktbe obachtung Zentral- und Osteuropas einen Schwerpunkt dar- stellt. Im Rahmen der Kommunikation mit der Öffentlichkeit standen die Erklä- rung der Rolle der einheitlichen Geldpoli- tik und ihr Beitrag zur Bewältigung der Finanzkrise im Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk legte die Bank auf die Weiter entwicklung der Instrumente der Unternehmenskontrolle. So wurde ein ge-

in Mio EUR Mitarbeiterressourcen

16 14 12 10 8 6 4 2 0

1.200

1.000

800

600

400

200

0

Grafik 13

Quelle: OeNB.

Direkte Kosten für erbrachte Leistungen in der Bankenaufsicht

Mitarbeiterressourcen für OeNB-Fachbereiche tätig – Jahresendstand davon Refundierung

durch

Finanzmarktaufsicht

im Bereich Bankenaufsicht tätig – Jahresendstand

2008 2009

4 9 13

4 10 14

2008 2009

96 872 968

111 873 984

Kosten und Mitarbeiterressourcen aufgrund erweiterter Aufgaben in der Bankenaufsicht

(12)

samthaftes Risikomanagementsystem eingeführt, in dessen Rahmen die finanziellen Risiken der Bank beobach- tet und analysiert werden.

Ausgehend von Vergleichen mit an- deren nationalen Zentralbanken des ESZB erarbeitete die Bank unter Ein- beziehung aller wesentlichen Ge- schäftsbereiche eine neue Unternehmens- strategie 2010–2015. Zur traditionellen Zielsetzung der Wahrung der Preis- stabilität tritt im intern ationalen Gleichklang nun auch die Sicherung der Finanzmarktstabilität. Denn Preissta- bilität ist letztlich nur mit Finanzmarkt- stabilität zu erreichen. Dementspre- chend wird sich die Bank auf ihre Kern- bereiche Geldpolitik, Umsetzung der Geldpolitik und Reservemanagement, Finanzmarkt stabilität und Bankenauf- sicht, Monetär- und Aufsichtsstatistik, Bargeld versorgung und Zahlungsver- kehr konzentrieren. Besondere Aufmerk- samkeit wird auf die Stellung der Bank im ESZB gelegt, weil die Aufgaben zu- nehmend in Kooperation mit anderen nationalen Zentral banken wahrgenom-

men werden. So soll etwa die bereits jetzt schon starke Integration der OeNB ins Eurosystem durch gemeinsam be- triebene IT-Plattformen weiter ver- stärkt werden. Ein wichtiges Ziel der Unternehmens strategie ist, einerseits eine langfristig nachhaltige Effizienzsteigerung zu erreichen und andererseits weiterhin eine hohe Qualität der erbrachten Dienst- leistungen zu gewährleisten. Dem ent- sprechend sollen die Mitarbeiterressourcen bis 2015 von 1.009 auf 890 gesenkt wer- den, wobei insbesondere auf Produkti- vitätssteigerungen in den Support- bereichen geachtet wird (Grafik 11).

Mit der neuen Unternehmensstrategie setzt die Bank konsequent ihren seit Jahren eingeschlagenen Weg fort, ihre Unternehmensstrukturen an neue Auf- gabenstellungen anzupassen und nach- haltige Ressourceneinsparungen zu er- reichen.

Die Beteiligungsunternehmen der Bank konnten im Geschäftsjahr 2009 mit Produktivitätssteigerungen einerseits und Produktinnovation anderer seits ihre Marktstellung behaupten. Große Be-

in %

Vertrauen und Effizienzeinschätzung der österreichischen Bevölkerung in die OeNB

Grafik 14

Quelle: IFES.

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Vertrauen Effizienz

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

(13)

deutung wird dabei der Nutzung der vorhandenen Synergiepotentiale beige- messen. Bei der Münze Österreich AG beige- messen. Bei der Münze Österreich AG beige- waren die Produktionskapazitäten auf- grund der außergewöhnlich großen Nachfrage nach Gold- und Silber Bul- lion Münzen besonders stark bean- sprucht. Auch die Geldservice Austria GmbH war durch die anhaltend hohe Bargeldnachfrage gefordert. Aus Anlass des zehnjährigen Bestandsjubiläums der GSA darf ich darauf hinweisen, dass dieses Unternehmen sich sehr gut etab- liert und erfolgreich gewirtschaftet hat.

So konnten seit Gründung der GSA die Kosten der Bargeldbearbeitung trotz der Verdopplung des Bearbeitungs- volumens um mehr als ein Drittel ge- senkt werden. Von der noch ver- bliebenen Minderheitsbeteiligung in Höhe von 15  % der Geschäftsanteile an der Austria Card GmbH wird sich die Bank aufgrund des fehlenden strate- gischen Interesses nach Ablauf der ver- einbarten Mindesthaltefrist im Jahr 2011 trennen. Im Zusammenhang mit den immer wieder in der Öffentlichkeit 2011 trennen. Im Zusammenhang mit den immer wieder in der Öffentlichkeit 2011 trennen. Im Zusammenhang mit diskutierten bankeigenen Hotels darf ich darüber infor mieren, dass das letzte verbliebene Hotel in Weissenbach am Attersee nun veräußert wurde.

Insgesamt haben die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter sowie das Direk- torium der OeNB ihre Aufgaben in einem schwierigen wirtschaft lichen Umfeld mit großem Engagement er- füllt. Die große Wertschätzung und das anhaltend hohe Vertrauen der Bevölkerung in die OeNB als Institution ist Anerken- nung für die ausgezeichneten Leistun- gen und eine gute Grundlage für die Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit im Euro system (Grafik 14).

Den Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern der OeNB danke ich für ihre Leistungen ebenso wie dem Betriebsrat für seine Unterstützung. Den Mit- gliedern des Direktoriums unter der Leitung von Herrn Gouverneur Univ.

Prof.  Dr.  Nowotny danke ich für die hervorragende Bewältigung der Aufga- ben in der OeNB und im Eurosystem.

Darüber hinaus danke ich den Mitglie- dern des Generalrates herzlich für ihre wertvolle Arbeit im Generalrat und seinen Unterausschüssen. Ganz beson- ders danke ich dafür, dass sie die wich- tigen Weichenstellungen und umfang- reichen Projekte mitgetragen haben und die Aufgaben in einem sachlichen Gesprächsklima erfüllt werden konn- ten.

(14)

Wirtschaftspolitik ganz im Zeichen der Krise. Die Auswirkungen der Verwer- fungen vom Herbst 2008 an den inter- nationalen Finanzmärkten waren bis weit ins Jahr 2009 zu spüren und betra- fen nicht nur die Industrienationen, sondern die ganze Welt, die in eine Rezession schlitterte. Auch im Euro- raum und Österreich schrumpfte das reale BIP erheblich, die Inflationsraten wurden – vor allem durch den Rück- gang der Energiepreise getrieben – vor- übergehend negativ.

Als wirtschaftspolitischer Akteur war die OeNB sowohl im Rahmen der gemeinsamen Geldpolitik des Eurosys- tems als auch bei der Gewährleistung der Finanzmarktstabilität in Österreich tems als auch bei der Gewährleistung der Finanzmarktstabilität in Österreich tems als auch bei der Gewährleistung besonders gefordert:

– Das Eurosystem nahm bei der Be- wältigung der Rezession und der Turbulenzen auf den Finanzmärkten eine wirtschaftspolitische Schlüssel- funktion ein. Durch rasche und fle- xible geldpolitische Maßnahmen gelang es, die Finanzmärkte zu sta- bilisieren, die konjunkturelle Wende im Euroraum und in Österreich herbeizuführen und Preisstabilität zu gewährleisten.

– Die Lage auf den Finanzmärkten war zu Beginn des Jahres 2009 in- sofern kritisch, als sich neben einer tiefen Rezession, fallenden Aktien- kursen, steigenden Risikoprämien, abwertenden Währungen auch die Stimmung der Marktteilnehmer gegenüber Zentral-, Ost- und Süd- osteuropa (CESEE) drastisch ver- schlechterte. Die Forderungen öster reichischer Banken gegenüber CESEE gerieten dabei in den Mit- telpunkt des Interesses. Durch ent- schlossene nationale wie internatio- nale Maßnahmen wurde die Lage

tig wurde auf nationaler und inter- nationaler Ebene unter Einbindung der OeNB sehr intensiv daran gear- beitet, die Aufsichtssysteme zu ver- bessern bzw. eine neue Aufsichtsar- chitektur zu schaffen.

– Die Krise hat die volkswirtschaft- liche Bedeutung der OeNB stark hervorgehoben. Aus diesem Grund erarbeitete die OeNB auch eine neue Strategie für den Zeitraum 2010 – 2015. Im Sinne einer fortge- setzten Spezialisierung erfolgt eine Stärkung der Zentralbank-Kernfunk- tionen und eine Rückführung inter- ner unterstützender Bereiche. Der Personalstand wird trotz der er- weiterten und höchst anspruchsvol- len Aufgaben um gut 10 % redu- ziert.

In der Folge sind die stabilisieren- den Maßnahmen der Geldpolitik zur Bekämpfung der Krise näher skizziert und die wichtigsten konjunkturellen und finanzmarktrelevanten Entwick- lungen zusammengefasst. Ein letzter Teil geht auf einige besondere Aktivitä- ten in einzelnen Geschäftsfeldern der OeNB im Jahr 2009 ein.

Geldpolitik bekämpft die Krise mit historisch niedrigen Zinsen … Die Geldpolitik des Eurosystems be- gegnete der Krise mit weiteren Leit- zinssenkungen. Das Eurosystem nahm mit Wirkung vom 21. Jänner 2009 den Zinssatz im Hauptrefinanzierungs- geschäft von 2,5 % auf 2 % zurück;

weitere Schritte folgten am 11. März (–0,5 Prozentpunkte), 8. April und 13. Mai 2009 (jeweils –0,25 Prozent- punkte). Damit wurde der Leitzins ab Oktober 2008 innerhalb von acht Monaten um 325 Basispunkte auf den

(15)

historischen Tiefstand von 1,0 % redu- ziert (Grafik 15).

Auch andere Notenbanken reagier- ten mit Zinssenkungen: Die Bank of England senkte in der ersten Jahres- hälfte 2009 ihren Leitzins, die Bank Rate, auf 0,5 %. Die Schweizerische Nationalbank reduzierte das Zielband für den Drei-Monats-LIBOR auf 0 % bis 0,75 %. Der Leitzinssatz der Federal Reserve, die Federal-Funds-Target- Rate, erreichte bereits im Dezember 2008 mit einer Zielspanne von 0 % bis 0,25 % einen historischen Tiefststand.

… außergewöhnlichen geld- politischen Maßnahmen

Weiters setzte das Eurosystem unkon- ventionelle geldpolitische Instrumente ein. Diese wurden notwendig, weil ei- nerseits die Leitzinsen ein außerge- wöhnlich niedriges Niveau erreicht hat- ten und weil andererseits die Weiter- gabe geldpolitischer Impulse an die Wirtschaft durch die Verwerfungen im Finanzsystem nicht gewährleistet war.

Damit die Zinssenkungen wirken konnten, mussten die Spannungen auf

den Geld- und Finanzmärkten redu- ziert und die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe wiederhergestellt wer- den.Wesentlich bei den Refinanzie- rungsgeschäften war das unlimitierte Angebot an Liquidität zu einem fixen Zinssatz bei gleichzeitiger Ausdehnung der Laufzeiten auf bis zu ein Jahr. Im Juni 2009 wurde der erste von drei Tendern mit einjähriger Laufzeit ange- boten. Die europäischen Banken erhiel- ten 442 Mrd EUR zu einem Zinssatz von 1 % – das größte Zuteilungsvolu- men seit Bestehen der EZB. Mit rund 1.100 Teilnehmern war die Zahl der beteiligten Banken so hoch wie nie zu- vor (Grafik 16).

Die temporäre Ausweitung des Ver- zeichnisses notenbankfähiger Sicher- heiten, die vorübergehende Bereitstel- lung von Fremdwährungsliquidität (US-Dollar und Schweizer Franken) sowie ein Programm zum Ankauf von Pfandbriefen (Covered Bonds) über ein Gesamtvolumen von 60 Mrd EUR komplettierten das Maßnahmen- bündel.

in % nach Laufzeiten in Mrd EUR

EZB- und Geldmarkt-Zinssätze Liquiditätsbereitstellende Operationen

Hauptrefinanzierung Refinanzierungsfazilität Einlagefazilitäten EONIA

EONIA Swap 3 Monate EURIBOR 3 Monate

12M 6M 3M 1M

Hauptrefinanzierungsgeschäft 6

5 4 3 2 1 0

700 600 500 400 300 200 100 0

2008 2009 2010 Juli Sept.

2008Nov. Jän. März Mai 2009Juli Sept. Nov. Jän. März2010

Entwicklung der Zinsen und Liquiditätsversorgung im Euroraum

Grafik 16 Grafik 15

Quelle: EZB.

Jän. März Mai Juli Sep. Nov. Jän. März Mai Juli Sep. Nov. Jän. März

(16)

Insgesamt konnte mit den expansi- ven geldpolitischen Maßnahmen eine Beruhigung auf den Finanzmärkten er- reicht und ein entscheidender Beitrag zur allmählichen Überwindung der reicht und ein entscheidender Beitrag zur allmählichen Überwindung der reicht und ein entscheidender Beitrag Rezession geleistet werden. Die geld- politische Lockerung ging, gemessen am Niveau des EONIA, der auf aktuell 35 Basispunkte gedrückt werden konnte, deutlich über das durch das Leitzinsniveau angezeigte Maß hinaus.

Vor dem Hintergrund der aufge- hellten Konjunktur setzte das Eurosys- tem im Dezember 2009 erste Schritte zur Rückführung der liquiditätspoliti- schen Maßnahmen, denen im März und April weitere Maßnahmen folgten. Um den im Zuge der Griechenlandkrise Anfang Mai 2010 aufgetretenen starken Spannungen auf den Finanzmärkten entgegenzuwirken, beschloss der EZB- Rat am 10. Mai 2010 mehrere Maß- nahmen. Angesichts der außergewöhn- lichen Marktsituation wird das Euro- system Interventionen an den Märkten für öffentliche und private Schuldver- schreibungen im Euro-Währungsgebiet durchführen, um die Markttiefe und -liquidität in den gestörten Marktseg- menten sicherzustellen. Ziel dieses Programms ist es, die Störungen an den Wertpapiermärkten zu beheben und einen angemessenen geldpoliti- schen Transmissionsmechanismus wie- derherzustellen. Der Umfang der Inter ventionen wird vom EZB-Rat fest- gelegt. Um die Auswirkungen der obi- gen Interventionen zu sterilisieren, werden gezielte Operationen durchge- führt, um die durch das Programm für die Wertpapiermärkte bereitgestellte Liquidität wieder abzuschöpfen. Da- durch wird gewährleistet, dass der geldpolitische Kurs nicht beeinflusst wird. Ferner wurden auch weitere un- terstützende Maßnahmen für den Geldmarkt festgelegt.

Überdies wurde – in Abstimmung mit anderen Zentralbanken – beschlos- sen, die befristeten liquiditätszuführen- den Swap-Vereinbarungen mit der Federal Reserve zu reaktivieren und die liquiditätszuführenden Geschäfte in US-Dollar wieder aufzunehmen. Diese Operationen erfolgen in Form von be- sicherten Geschäften gegen EZB-fähige Sicherheiten und werden als Mengen- tender mit Vollzuteilung durchgeführt.

Die Umsetzung der geldpolitischen Maßnahmen obliegt den nationalen Zentralbanken. Die seit dem Jahr 2008 und insbesondere 2009 notwendigen zusätzlichen außergewöhnlichen An- forderungen im Bereich der Liquidi- tätsbereitstellung und anderer Instru- mente wurden von der OeNB erfolg- reich bewältigt.

Euro als Schutzschild…

Der Euro – gesetzliches Zahlungsmit- tel für rund 327 Millionen Menschen – wirkte in der Wirtschafts- und Finanz- krise als Schutzschild. Dank der um- sichtigen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems erfüllte er seine Funk- tion als Stabilitätsanker für ganz Europa. Die Teilnahme am Euroraum (aber auch die EU-Mitgliedschaft) er- leichterte den Zugang zu Zentral- bankliquidität und zu den Finanzmärk- ten. Die Funktionsweise der europa- weiten Zahlungssysteme war auch am Höhepunkt der Krise sichergestellt.

Der Euro verhinderte Wechselkurstur- bulenzen unter den Euroländern und dämpfte auch Ausschläge der Zinssätze innerhalb des Euroraums. Die Geld- politik des Eurosystems stemmte sich wirksam gegen ein längeres Anhalten negativer Inflationsraten und gegen Be- fürchtungen einer Deflation. Sie stellte durch die Kombination aus kräftigen Zinssenkungen und unkonventionellen Maßnahmen sicher, dass die Inflations- erwartungen im Euroraum auf einem

(17)

mit Preisstabilität vereinbaren Niveau von knapp unter 2 % verankert blieben.

Die durch den Euro über die Jahre gestärkte wirtschaftspolitische Zusam- menarbeit erleichterte grenzüber- schreitende und akkordierte Maßnah- men der EU-Regierungen, Finanz- markt-Aufseher und Zentralbanken zur Stabilisierung der Banken, Finanz- märkte und zur Stützung der Konjunk- tur.

… muss durch nachhaltige nationale Struktur- und Fiskal- politik flankiert werden

Die Budgetkrise Griechenlands zeigt gleichzeitig, dass auch der Euro keinen uneingeschränkten Schutzbrief darstel- len kann, sondern dass die einzelnen Euro-Länder eigenverantwortlich eine nachhaltige Struktur- und Fiskalpolitik verfolgen müssen, um die internatio- nale Wettbewerbsfähigkeit ihres Wirt- schaftsstandortes sowie die Nachhaltig- keit ihrer Staatshaushalte sicherzustel- len. Dies muss als zentrale Lehre für die Gestaltung des künftigen wirt-

schaftspolitischen Rahmens im Euro- raum gezogen werden.

Nach Rezession erholt sich Weltwirtschaft seit Mitte 2009 Im Jahr 2009 schrumpfte das reale BIP gemäß IWF weltweit um 0,6 %. Die Verwerfungen auf den Finanzmärkten lähmten die wirtschaftlichen Aktivitä- ten, der Welthandel brach massiv ein.

Mit wenigen Ausnahmen rutschten die Volkswirtschaften in eine tiefe Rezes- sion.

Die in vielen Ländern lancierten wirtschaftspolitischen Interventionen in einem zuvor nicht gekannten Aus- maß zeigten jedoch Wirkung und führ- ten zu einer Stabilisierung der Kon- junktur gegen Jahresmitte 2009. Im Sog der robusten Wirtschaftsentwick- lung in wichtigen Schwellenländern Asiens, vor allem in China, expandierte die Weltwirtschaft ab der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder.

Seit Beginn des Jahres 2010 schrei- tet die weltwirtschaftliche Erholung graduell voran, in vielen Regionen ist

2009 20101 20111

12 10 8 6 4 2 0 –2 –4 –6

Wachstumsprognosen für wichtige Regionen

reales BIP, Veränderung zum Vorjahr in %

Grafik 17

Quelle: EZB

1 Prognose des IWF vom April 2010.

–4,1 –3,7

–2,4

–5,2

8,7

4,2

1,0

2,8 3,1

1,9

10,0

4,3

1,5

3,4 2,6

2,0

9,9

–0,6

Welt Euroraum CESEE USA Japan China

(18)

sie aber noch nicht selbsttragend. Die Konjunktur wird dabei von der verar- beitenden Industrie und einer Umkehr des Lagerhaltungszyklus gestützt. Viele Schwellenländer profitieren darüber hinaus von den seit Jahresbeginn 2010 wieder steigenden Rohstoffpreisen.

Ebenso gibt es Anzeichen für eine Ver- besserung des Konsumentenvertrauens und eine Stabilisierung der Einzelhan- delsumsätze. Viele dieser Faktoren sind aber zu einem wesentlichen Teil von wirtschaftspolitischen Stimuli abhän- gig, die wieder auslaufen müssen. Dazu kommt die Unsicherheit der Wachs- tumseinflüsse durch die notwendigen umfangreichen Konsolidierungsmaß- nahmen in den Industrienationen.

Das im April 2010 vom IWF für das Jahr 2010 prognostizierte kräftige Wachstum der Weltwirtschaft von knapp über 4 % zeichnet ein regional differenziertes Muster. Demnach wird

das reale BIP in den asiatischen Schwel- lenländern und den USA wesentlich stärker wachsen als im Euroraum und den CESEE-Staaten. Für alle wichtigen Weltregionen wird aber eine Rückkehr zu positiven Wachstumsraten erwartet.

Im Jahr 2011 setzt sich der Aufschwung laut IWF fort, das weltwirtschaftliche Wachstum legt leicht auf 4,3 % zu (Grafik 17).

BIP schrumpft im Jahr 2009 im Euro raum um 4 %

Die Wirtschaftsleistung im Euro raum sank im Jahr 2009 um 4,1 %, der stärkste Rückgang seit Bestehen des Euro. Fallende Lagerbestände, einbre- chende Investitionen, schwacher priva- ter Konsum und insbesondere die deutlich rückläufige Auslandnachfrage waren dafür ausschlaggebend (Gra- fik 18). In nahezu allen Mitgliedstaaten und Sektoren gingen Arbeitsplätze ver-

im Vergleich zu Vorquartal – BIP in %, Beiträge in Prozentpunkten im Vergleich zu Vorquartal – BIP in %, Beiträge in Prozentpunkten

Euroraum Österreich

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Bruttoinvestitionen Statistische Differenz

Nettoexporte BIP

Privater Konsum Öffentlicher Konsum Bruttoinvestitionen Statistische Differenz

Nettoexporte BIP

2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 –2,5 –3,0

2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 –2,5 –3,0 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q

2007 2008 2009

1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q

2007 2008 2009

Wachstumsbeiträge zum realen BIP

Grafik 19 Grafik 18

Quelle: Eurostat, OeNB.

(19)

loren und die Arbeitslosenquoten stie- gen stark an. Im Euroraum erhöhte sich die Arbeitslosenquote von 7,5 (2008) auf 9,4 % (2009) (Grafik 28). Vergli- chen mit dem massiven Rückgang der Wirtschaftsleistung blieb der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den meisten Ländern dennoch geringer als erwar- tet. Ein substanzieller Teil der Anpas- sung auf dem Arbeitsmarkt verlief über einen Rückgang der geleisteten Ar- beitsstunden vor allem mittels flexibler Arbeitszeitmodelle, Kurzarbeit und vor übergehender Werkschließungen.

Der Tiefpunkt der Rezession wurde im Euroraum im 3. Quartal 2009 über- wunden (Grafik 18). Die Wirtschaft wuchs gegenüber dem Vorquartal in- folge einer Umkehr des Lagerhaltungs- zyklus und stärkeren Impulsen von der Exportseite wieder leicht um 0,4 %. Sie profitierte aber vor allem von den rasch initiierten und umfassenden Konjunk- turprogrammen sowie den zur Wie- derherstellung der Funktionstüchtig- keit des Bankensystems ergriffenen Maßnahmen. Insgesamt wurden im Jahr 2009 und werden 2010 rund 5 %

der EU-Wirtschaftsleistung über fis- kalpolitische Maßnahmen und das Wirken automatischer Stabilisatoren zur Krisenbekämpfung aufgewendet.

Die wichtigsten diesbezüglichen Maß- nahmen umfassten ein Vorziehen be- reits geplanter öffentlicher Investitio- nen, direkte Unterstützung für volks- wirtschaftlich besonders wichtige Sek- toren (z. B. Verschrottungsprämien für die Autoindustrie) und die erwähnten Maßnahmen zur Dämpfung des An- stiegs der Arbeitslosigkeit. Die Arbeits- losenquote stabilisierte sich im 1. Quar- tal Jahres 2010 – wenn auch auf hohem Niveau – und betrug im Euroraum knapp 10 %.

Moderates Wachstum im Jahr 2010 Im Jahr 2010 bleibt das Wachstum im Euroraum schwach und wird – beein- flusst von den großen Budgetproble- men in einigen Ländern – deutlich unter der weltwirtschaftlichen Dyna- mik bleiben. Im 1. Quartal 2010 wuchs das reale BIP gemäß erster vor- läufiger Schätzung um 0,2 % (gegen- über dem 4. Quartal 2010).

Veränderung zum Vorjahr in % in %

BIP-Wachstum HVPI-Inflationsrate

3,0 2,0 1,0 0,0 –1,0 –2,0 –0,0 –4,0 –5,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0

2009 2010 2011 2009 2010 2011

Prognosen für den Euroraum

Grafik 21 Grafik 20

Quelle: Eurostat, EZB, IWF, EU-Kommission.

2010 und 2011: EZB-Projektionen des Eurosystems vom März 2010, IWF Prognose vom April 2010 und Prognose der EU-Kommission vom Mai 2010.

–4,1

0,5 0,4 0,5

0,4 0,4 0,4 0,4 1,2 1,2

2,5

0,9

1,5 1,5 EU-KommissionKommissionK IWF

0,8 0,9 0,8

0,3

2,1

1,6 1,6 1,6 1,5

1,7

1,3 IWF EU-KommissionKommissionK EZB-Projektionenojektionen

1,0 1,0 1,0 1,0

1,1 EZB-P

EZB-Projektionen

(20)

Für das Gesamtjahr 2010 prognos- tizierte die EZB Anfang März 2010 ein Wirtschaftswachstum zwischen 0,4 % und 1,2 %. Im Jahr 2011 sollten sich eine etwas stärkere Exportdynamik und eine graduelle Erholung der Binnen nachfrage positiv zu Buche schlagen. In beiden Jahren werden sich verzögerte Effekte der getätigten geld- politischen Maßnahmen sowie die Er- holung des Finanzsystems positiv auf das Wachstum auswirken. Für das Jahr 2011 ist für den Euroraum deshalb ein etwas stärkeres Wachstum von 0,5 % bis 2,5 % zu erwarten. Die jüngsten Prognosen des IWF (April) und der Europäischen Kommission (Mai 2010) erwarten ein Wirtschaftswachstum von rund 1 % für 2010 und 1,5 % für 2011 (Grafik 20). Für die einzelnen Länder ist allerdings ein differenziertes Wachstumsprofil zu erwarten (Gra- fik  22). Die insgesamt moderaten Wachstumsperspektiven werden die angespannten Arbeitsmärkte kurzfris- tig nicht entlasten, die Arbeitslosen- quote steigt bis 2011 auf etwa 10½ % (Grafik 30).

Strategie 2020 der EU als Grund- lage für Rückkehr zu kräftigerem Wachstum

Um wieder kräftigeres Wirtschafts- wachstum zu erreichen, sind die Struk- turreformen der EU-Strategie Europa 2020 besonders wichtig. Sie tragen dazu bei, die Schaffung von Arbeits- plätzen, die Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiges Wachstum zu fördern.

Wichtig wird dabei sein, dass die Maß- nahmen darauf ausgerichtet sind, den Wettbewerb zu erhöhen und die wäh- rend der Krise aufgelegten sektorspezi- fischen Hilfsprogramme auslaufen zu lassen. Auf den Arbeitsmärkten sind ausreichende Lohnflexibilität und eine Stärkung der Arbeitsanreize erforder- lich, um eine höhere strukturelle Ar- beitslosigkeit in den kommenden Jah- ren zu vermeiden.

Nach Tiefstand im Jahr 2009 zieht Inflation im Euroraum wieder etwas an

Die Rezession, die damit verbundene negative Output-Lücke, vor allem aber niedrige Energiepreise führten in der

reales BIP, Veränderung zum Vorjahr in %

2009 20101 20111

2 1 0 –1 –2 –3 –4 –5 –6

Euroraum Deutschland Frankreich Österreich Italien Spanien Griechenland

BIP - Wachstum im Euroraum

Grafik 22

Quelle: Eurostat, EU-Kommission.

1 Prognose der EU-Kommission vom Mai 2010.

–4,1

–5,0

–2,2

–3,6

–5,0

–3,6

–2,0

0,9 1,2 1,3 1,3

0,8

–3,0

1,5 1,6 1,5 1,6 1,4

0,8 –0,4 –0,5

(21)

ersten Jahreshälfte 2009 zu deutlich sinkenden Inflationsraten. Negative In- flationsraten wurden ab Juni 2009 für eine Periode von fünf Monaten beob- achtet – am deutlichsten im Juli 2009 mit –0,7 %. Vor dem Hintergrund wie- der steigender Energiepreise, positiver Basiseffekte und zunehmender Anzei- chen einer wirtschaftlichen Erholung begann die Inflation ab November 2009 wieder leicht zu steigen. Im Jah- resdurchschnitt 2009 ergab sich mit 0,3 % der niedrigste Wert seit Bestehen der Währungsunion.

Nach 1,0 % bzw. 0,9 % im Jänner und Februar beschleunigte sich die jährliche Preissteigerung im März und April 2010 auf 1,4 % bzw. 1,5 %, wofür insbesondere wieder höhere Treibstoff- preise ausschlaggebend waren (Gra- fik 23).

Mittelfristig droht aus heutiger Sicht weder Deflation noch übermäßige Inflation. Die Inflationserwartungen – abgeleitet aus der Einschätzung des Survey for Professional Forecasters - liegen auf einem mit Preisstabilität (In- flationsrate unter, aber nahe 2 %) kon- formen Niveau (Grafik 24). Auch die

Geldmengenentwicklung – die M3- Veränderung betrug im Euroraum im Februar –0,3 % und im März 2010 –0,1 % lässt keine Signale steigenden Inflationsdrucks erkennen. Eine nied- rige Kapazitätsauslastung, die hohe Arbeitslosenquote und die negative Outputlücke unterstützen diese Ein- schätzung.

Die Projektionen der EZB vom März 2010 erwarten für das Jahr 2010 eine Inflationsrate von 0,8 % bis 1,6 % und für 2011 von 0,9 % bis 2,1 %. Die EK (Anfang Mai) bzw. der IWF (Ende April) prognostizieren mit 1,5 % und 1,1 % (jeweils 2010) bzw. 1,7 % und 1,3 % (2011) Inflationsraten innerhalb dieser Bandbreite (Grafik 21). Die Auf- und Abwärtsrisiken sind als ausgewo- gen einzuschätzen. Sie bestehen insbe- sondere im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Konjunktur und der Rohstoffpreise. Zudem könn- ten indirekte Steuern und administ- rierte Preise aufgrund der in den kom- menden Jahren erforderlichen Haus- haltskonsolidierung stärker erhöht werden als derzeit absehbar.

Veränderung zum Vorjahr in % Häufigkeitsverteilung in %

HVPI- und Kerninflationsrate Inflationserwartung

HVPI

Gesamtindex ohne Energie und unbearbeitete Lebensmittel Inflationserwartungen für 2011 lauf SPF 5

4 3 2 1 0 –1

60 50 40 30 20 10 0

<–1,0 % –1,0%

–0,1 % 0,0%

0,9 % 1,0%

1,9 % 2,0%

2,9 % 3,0%

3,9 % >4,0%

Euroraum: Geringe Inflationsraten, stabile Inflationserwartungen

Grafik 24 Grafik 23

Quelle: Eurostat, EZB Survey of Professional Forecasters (SPF).

2007 2008 2009 2010

(22)

Hohe Defizit- und Schulden- quoten erfordern massive mittel- fristige Budgetkonsolidierungen Die umfangreichen fiskalpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise bewirk- ten eine massive Verschlechterung der öffentlichen Finanzen. Im Euroraum schnellte das Budgetdefizit von –2,0 % (2008) auf –6,3 % des BIP (2009). 25 der 27 EU-Staaten verzeichneten im Rezessionsjahr eine Verschlechterung des Finanzierungssaldos. 13 der 16 Euro- länder überschritten im Jahr 2009 die 3 %-Grenze, was die Eröffnung eines Verfahrens wegen eines übermäßigen Defizits durch die Europäische Kom- mission zur Folge hatte. Im Jahr 2010 verschärft sich laut Prognose der Euro- päischen Kommission vom Mai 2010 die Lage weiter, das Defizit im Euro- raum weitet sich auf 6,6 % aus 2011 wird es mit 6,1 % des BIP geringfügig niedriger erwartet (Grafik 26).

Die Verschuldungsquote stieg im Jahr 2009 im Euroraum auf 78,7 % (2008: knapp 70 %) des BIP. 12 EU-

Staaten (darunter 10 Euro-Länder) überschritten die 60 %-Marke. Gemäß Prognose der Europäischen Kommis- sion vom Mai 2010 wird sie im Jahr 2010 fast 85 % des BIP erreichen (Gra- fik 25).

Damit wird die Konsolidierung der Staatshaushalte auf längere Zeit zu einer der größten wirtschaftspolitischen Her- ausforderungen. Um so wichtiger sind die bereits initiierten Konsolidierungs- programme, die in einigen Ländern noch 2010 beginnen, spätestens aber 2011 in allen Staaten einzuleiten sind.

Der Europäische Rat hat eine Rückfüh- rung der Defizite unter die 3 %-Marke bis 2013 beschlossen. Klar definierte, glaubwürdige und schwerpunktmäßig ausgabenorientierte Reformen sind da- bei essenziell.

Wie wichtig tragfähige öffentliche Finanzen für das reibungslose Funktio- nen der WWU sind, ist anhand der Probleme Griechenlands und seinen Folgen wieder in Erinnerung gerufen geworden. Auf Ansuchen von Grie- chenland beschlossen die Euroraum

in % des BIP in % des BIP

Öffentliche Verschuldung Gesamtstaatlicher Budgetsaldo

90 85 80 75 70 65 60 55 50

0 –1 –2 –3 –4 –5 –6 –7

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Entwicklung der öffentlichen Finanzen

Grafik 26 Grafik 25

Quelle: Statistik Austria, Eurostat, EU-Kommission.

2010 und 2011: Prognose der EU-Kommission vom Mai 2010.

62,6 66,5 69,4 70,2

78,7 84,7

59,5 62,2

72,9 66,0

68,3

88,5

–3,4 –4,7

–6,3 –0,4

–4,6 –0,4

–1,5

–6,6 –6,1

–2,0 –1,3 –0,6

Österreich Euroraum Österreich Euroraum

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