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Dezember 2013

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(1)

KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

Dezember 2013

(2)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(3)

Die Publikation gibt eine kompakte aktuelle Einschätzung zur Konjunktur der Weltwirtschaft, des Euroraums, der CESEE-Staaten und Österreichs und berichtet über Entwicklungen auf den Finanzmärkten. Die Quartalsausgaben (März, Juni, September und Dezember) sind um

Kurzanalysen zu wirtschafts- und geldpolitischen Themen erweitert.

Medieninhaber und Herausgeber

Oesterreichische Nationalbank Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien Postfach 61, 1011 Wien

www.oenb.at [email protected] Tel. (+43-1) 40420-6666 Fax (+43-1) 40420-6698

Schriftleitung Doris Ritzberger-Grünwald

Koordination und Redaktion Alexander Dallinger, Manfred Fluch

© Oesterreichische Nationalbank, 2013 ISSN 2310-5216

Alle Rechte vorbehalten.

Reproduktionen für nicht kommerzielle Verwendung, wissenschaftliche Zwecke und Lehrtätigkeit sind unter Nennung der Quelle freigegeben.

Auf geschlechtergerechte Formulierungen wird verzichtet, an ihrer Stelle verwendete Begriffe gelten im Sinn der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.

(4)

Bericht über die wirtschaftliche Lage ... 4

Überblick ... 5

Euroraum und Welt: Verhaltene Wachstumsaussichten ... 6

Kasten 1: Öffentliche und private Verschuldung im Euroraum ... 9

Kasten 2: Effekte der Leitzinssenkung vom 7. November 2013 ... 10

Zentral-, Ost- und Südosteuropa: OeNB-BOFIT-Prognose für ausgewählte CESEE-Länder ... 13

Kasten 3: Euro-Einführung in Lettland ... 15

Österreich: Wirtschaft lässt zweijährige Schwächephase hinter sich ... 17

Kreditinstitute: Weiter rückläufige unkonsolidierte Bilanzsumme ... 21

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats ... 23

Spezielle Kurzanalysen zu Geld- und Währungspolitik ... 33

Österreicher bevorzugen eine Inflationsrate zwischen 0 und 2 %... 34

Der „Programm-Exit“ Irlands und Spaniens sowie der anderen Euroraum-Programmländer... 38

SSM, SRM – Backstops auf europäischer Ebene für Euroraum- und Nicht-Euroraum-Länder ... 42

How euro area developments affect CESEE: Contagion and Spillovers ... 46

Conference on European Economic Integration (CEEI) 2013 – “Financial Cycles and the Real Economy: Lessons for CESEE“ am 18./19.11.2013 ... 48

Annex ... 52

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik – EU und international Zeitraum 11. Oktober bis 28. November 2013 ... 53

Grafiken und Tabellen ... 57

(5)

Bericht über die wirtschaftliche Lage

(6)

Überblick

1

Die Weltwirtschaft erholt sich nach zwei Jahren schwacher Wachstumsdynamik wieder und befindet sich derzeit auf einem moderaten Wachstumskurs. Die Konjunktur in den Industrienationen legt zusehends zu, während sich die Wachstumskräfte in den Schwellenländern abschwächen.

Die erhöhte wirtschaftliche Verwundbarkeit einiger Schwellenländer hängt mit dem Aufbau von makroökonomischen Ungleichgewichten und ungelösten strukturellen Schwächen, die die insbesondere in Folge der jüngsten Überhitzung zu Tage treten, zusammen. Hinzu kommen mögliche Auswirkungen einer weniger expansiven US-Geldpolitik. Bereits im Sommer kam es in den Schwellenländern zu Kapitalabflüssen und Währungsabwertungen, nachdem die Federal Reserve angedeutet hatte, ihr 3. Programm der quantitativen Lockerung (QE3) in Zukunft zurückfahren zu wollen.

Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA erscheint hingegen stabil, trotz der kurzfristigen Auswirkungen der Fiskalkonsolidierung und der bestehenden Unsicherheit in Bezug auf die Schuldenobergrenze. Der Immobilienmarkt entwickelte sich zuletzt günstig, hingegen trat die Erholung am Arbeitsmarkt auf der Stelle. Für 2014 erwarten die Prognosen eine Beschleunigung des realen BIP-Wachstums auf knapp 3 %.

Geld- und fiskalpolitische Stimuli bescheren Japan heuer kräftige Wachstumsimpulse. Für 2014 wird jedoch eine Abschwächung der Konjunktur erwartet. Die schwache Importnachfrage wichtiger asiatischer Handelspartner und Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung werden dämpfend wirken.

Die Länder im Euroraum entwickeln sich derzeit sehr unterschiedlich. Während Kernländer wie Deutschland oder Österreich das Jahr 2013 mit einem positiven Wirtschaftswachstum beenden dürften, schrumpft die Wirtschaftsleistung in der Peripherie abermals. In den Jahren 2014 und 2015 wird der Euroraum jedoch wieder wachsen. Die internen Abwertungen zur Wiederherstellung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit in den Peripherieländern und die sinkenden Energiepreise haben zu einem deutlichen Rückgang der Inflation in diesen Ländern geführt. Die Inflationsrate im Euroraum wird auch in den beiden kommenden Jahren unter dem Inflationsziel von knapp unter 2 % zu liegen kommen.

Das Wachstum in den CESEE-7 -Ländern wird im Jahr 2013 das zweite Jahr in Folge die 1- Prozent-Marke nicht überschreiten. Im Jahresverlauf 2013 konnte jedoch sowohl die Inlands- als auch die Auslandsnachfrage eine schrittweise Erholung verbuchen. Entsprechend erwartet die OeNB eine Beschleunigung des Wachstums in der Region auf 2,3 % und 2,8 % in den Jahren 2014 und 2015. Die regionale Heterogenität bildet sich etwas zurück und alle Länder der Region werden nächstes Jahr wieder ein positives Wachstum verzeichnen. Das Wachstumsdifferenzial gegenüber dem Euroraum bleibt positiv aber deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

Für Österreich geht die OeNB in ihrer Prognose vom Dezember 2013 von einem moderaten Wirtschaftswachstum im Jahr 2013 von 0,4 % aus. Nach einer Stagnation der Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr erholt sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr schrittweise. In den Jahren 2014 und 2015 wird sich das Wachstum auf 1,6 % bzw. 1,9 % beschleunigen. Dazu tragen neben der Erholung der Weltwirtschaft auch zunehmend die inländischen Nachfragekomponenten bei. Der private Konsum profitiert von einer relativ guten Beschäftigungsentwicklung und leicht steigenden Reallöhnen, die Investitionstätigkeit von verbesserten Absatzperspektiven und aufgeschobenen Ersatzinvestitionen. Gegenüber der Prognose vom Juni stellen sich die Wachstumsaussichten praktisch unverändert dar.

Die Abwärtsrisiken dominieren weiterhin die Prognose. Obwohl sich die akuten Risiken in den entwickelten Volkswirtschaften verringert haben, ist die Gefahr eines anhaltenden Konjunkturabschwungs in den Entwicklungs- und Schwellenländern zuletzt angestiegen.

(7)

Euroraum und Welt: Verhaltene Wachstumsaussichten

2

Euroraum

Wirtschaf WirtschafWirtschaf

Wirtschaftliche Erholung setzt sich 2014 verhalten fort tliche Erholung setzt sich 2014 verhalten fort tliche Erholung setzt sich 2014 verhalten fort tliche Erholung setzt sich 2014 verhalten fort

Nach einem realen BIP-Wachstum im 2. Quartal von 0,3 % (gegenüber dem Vorquartal) dürfte laut Schnellschätzung von Eurostat Mitte November die Wirtschaftsleistung im Euroraum auch im 3. Quartal gewachsen sein. Das Quartalswachstum lag mit 0,1 % wie erwartet unter der Wachstumsrate des Vorquartals.

Die zwei größten Euroraumländer – Deutschland (+0,3 % gegenüber dem Vorquartal) und Frankreich (–0,1 % gegenüber dem Vorquartal) – blieben unter den Erwartungen. Deutschland spürt v.a. den Rückgang der Importnachfrage der Schwellenländer (insb. für Investitionsgüter).

Dies wirkt sich mittelfristig auch auf die Leistungsbilanz aus. So erwartet die OECD einen Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses im Jahr 2015 auf 5,6 % des BIP (2013: 7,0 %).

Niedrige Zinsen und reale Einkommensgewinne trugen jedoch zuletzt dazu bei, dass die Binnennachfrage die schwächere Außenhandelsperformance Deutschlands mehr als ausgleichen konnte. In Frankreich konnten die Unternehmen trotz zuletzt implementierter Steuererleichterungen kaum Exportmarktanteile gewinnen. Für 2013 erwartet die OECD, dass die Exporte lediglich um 0,3 % (im Vorjahresvergleich) und die Importe um 1,1 % (im Vorjahresvergleich) wachsen werden. Verhalten positive Signale kommen von der Konjunktur in der Peripherie. Spanien verzeichnete mit +0,1 % (gegenüber dem Vorquartal) das erste positive Quartalswachstum seit neun Quartalen, und Portugal verlässt mit +0,2 % (gegenüber dem Vorquartal) – das zweite positive Quartalswachstum in Folge – offiziell die Rezession.

Gleichzeitig schwächt sich der Quartalsrückgang in Italien (–0,1 % gegenüber dem Vorquartal) und Zypern (–0,8 % gegenüber dem Vorquartal) merklich ab.3

Für das 4. Quartal 2013 erwarten die rezenten Prognosen eine leichte Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 0,2 % gegenüber dem Vorquartal. Die meisten Frühindikatoren und

2 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0

2010q01 2010q03 2011q01 2011q03 2012q01 2012q03 2013q01 2013q03

Privater Konsum Öffentlicher Konsum

Bruttoanlageinvestitionen Außenbeitrag Lager & stat. Differenz BIP-Wachstum Quelle: Eurostat.

in Prozentpunkten zum Vorquartal (saisonbereinigt)

Wachstumsbeiträge zum realen BIP im Euroraum

-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8

EA17 DE ES FR IT AT

2012Q4 2013Q1 2013Q2 2013Q3

Reales BIP-Wachstum der Euroraumländer

in % gegenüber Vorquartal (saison- arbeitstägig bereinigt)

Quelle: Eurostat.

(8)

Stimmungsindikatoren, die sich im 3. Quartal leicht verbessert haben, unterstützen diese Prognosen.

Die Europäische Kommission (EK) erwartet in ihrer Herbstprognose einen BIP-Rückgang von 0,4 % gegenüber dem Vorjahr für 2013 und eine graduelle Erholung mit einem Wirtschaftswachstum von 1,1 % für 2014. OECD und Internationaler Währungsfonds erwarten für 2014 ein leicht schwächeres Wachstum von 1,0 %. Die Vermächtnisse der Krise – Rückführung der Verschuldung4, Fragmentierung der Finanzmärkte im Euroraum, ausgeprägte Unsicherheit und anhaltende Notwendigkeit, bestehende makroökonomische Ungleichgewichte zurückzuführen – werden auch in den kommenden Jahren die Wachstumsaussichten des Euroraums dämpfen. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Binnennachfrage in Zukunft einen relativ größeren Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten wird, da in Folge der eingetrübten Wachstumsaussichten der aufholenden Volkswirtschaften und der Aufwertung des Euro die Exporte des Euroraums sich weniger dynamisch entwickeln dürften.

Die Lage auf den Finanzmärkten hat sich zwar deutlich verbessert und die Zinssätze in den Peripherieländern sind gesunken, doch hat dies noch nicht auf die Realwirtschaft durchgeschlagen. Die Finanzmärkte sind nach wie vor fragmentiert: So bestehen vor allem erhebliche Diskrepanzen in den Zinssätzen zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten wie auch zwischen Unternehmen unterschiedlicher Größe.

Da die Arbeitsmarktentwicklung der Entwicklung des BIP in der Regel um mindestens ein halbes Jahr hinterherhinkt, dürfte laut EK die Wiederbelebung der Wirtschaftstätigkeit sich nur allmählich in der Schaffung von Arbeitsplätzen niederschlagen. Im laufenden Jahr ist die Arbeitslosigkeit in einigen Ländern immer noch sehr hoch und die Beschäftigung weiterhin rückläufig. Gegen Jahresende hat jedoch eine Stabilisierung eingesetzt, und die EK erwartet einen moderaten Rückgang der Arbeitslosigkeit auf 11,8 % im Euroraum bis 2015, wobei auch künftig erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern bestehen werden.

Der EK-Prognose zufolge wird das Gesamthaushaltsdefizit im Jahr 2013 auf 3 % im Euroraum zurückgehen und die

Schuldenquote fast 96 % erreichen. Das strukturelle Haushaltsdefizit, also das um konjunkturelle Faktoren sowie einmalige und sonstige befristete Maßnahmen bereinigte gesamtstaatliche Defizit, dürfte 2013 dank der in mehreren Mitgliedstaaten durchgeführten Konsolidierungsmaßnahmen deutlich zurückgehen. Nach den Haushaltsentwürfen für 2014, die bis zum Stichtag für die EK-Prognose vorlagen, wird sich die Lage auch 2014 weiter verbessern, wenngleich langsamer als zuvor.

-1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

Jän. 07 Jän. 08 Jän. 09 Jän. 10 Jän. 11 Jän. 12 Jän. 13 HVPI Gesamtindex

HVPI ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak HVPI: Gesamtindex und Kerninflation

Veränderung gg. dem Vorjahresmonat in % Letzter Wert: Okt. 2013

Quelle: Eurostat.

(9)

Rückgang der Inflation quer durch den Euroraum

Nachdem die HVPI-Inflationsrate im Juni und Juli bei 1,6 % lag, fiel sie seither kontinuierlich und betrug im Oktober 0,7 %.

Die abnehmende Dynamik in den Teuerungsraten wird vor allem von vier Faktoren getrieben: Erstens dämpfen nach unten gerichtete Basiseffekte der Energie- und Lebensmittelkomponente die Jahresinflationsrate. Zweitens sanken zuletzt die Weltmarktpreise für Energie auf Eurobasis. Diese Verbilligung wurde in den letzten Monaten teilweise an die Verbraucher weitergegeben. Drittens führten Rekordernten zu einer Verbilligung von Getreide um 30 % gegenüber dem Jahreshöchststand im März 2013, welche mit einiger Verzögerung allmählich in die Verbraucherpreise für Getreideprodukte überwälzt wird. Viertens ging auch der Preisdruck in den weniger volatilen Komponenten (Industriegüter ohne Energie und Dienstleistungen) der Kerninflation zurück. Die Änderungsrate des HVPI ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak betrug im

Oktober 0,8 %, nachdem sie im September bei 1,2 % lag. Der Rückgang der Kerninflation ist vor allem der langen Rezession und der damit einhergehenden schwachen Nachfrage und moderaten Arbeitskostenentwicklung geschuldet.

Der Rückgang der Inflationsentwicklung fand in nahezu allen Euroraumländern statt. Griechenland, Zypern und Irland wiesen im Oktober sogar negative Inflationsraten auf. In Slowenien, Spanien und Portugal stagnierte die Preisentwicklung. In Italien ist es zu einer auffällig unvollständigen Weitergabe der Mehrwertsteuererhöhung (von 21 % auf 22 %) von Anfang Oktober gekommen.

Die politische Unsicherheit im Vorfeld der Entscheidung sowie das anlaufende Weihnachtsgeschäft in einem – gerade im italienischen Fall – konjunkturell schwierigen Umfeld haben dazu möglicherweise beigetragen.

Die ungleiche Entwicklung der Inflationsraten

im Ländervergleich ist teilweise auf unterschiedliche Konsolidierungsmaßnahmen in den einzelnen Mitgliedsstaaten zurückzuführen. Unter der Annahme konstanter Steuern und vollständiger Überwälzung hätte die Jahresinflationsrate für den Euroraum im September 2013 statt 1,1 % nur 0,9 % betragen. Relativ groß ist diese Differenz in Slowenien mit 1,6 Prozentpunkten (Pp.), den Niederlanden mit 1,5 Pp. und Zypern mit 0,5 Pp.

Sowohl die EK als auch die OECD haben ihre Inflationsprognosen nach unten revidiert. Die EK erwartet für heuer und für das kommende Jahr je 1,5 % und 1,4 % für 2015. Die OECD erwartet nach 1,4 % für heuer ein Absinken auf 1,2 % für 2014 und 2015. Im Falle einer Wiederkehr der Rezession in den kommenden zwei Jahren bzw. einer real effektiven Aufwertung des Euros diagnostiziert die OECD eine deutlich gestiegene Deflationsgefahr.

HVPI zu konstanten Steuersätzen

HVPI

Sep. 13 Sep. 13 Okt. 13

EA 0.9 1.1 0.7

BE 0.9 1.0 0.7

DE 1.5 1.6 1.2

EE 2.4 2.6 2.2

IE x 0.0 –0.1

EL –0.8 –1.0 –1.9

ES 0.4 0.5 0.0

FR 0.8 1.0 0.7

IT 0.9 0.9 0.8

CY –0.2 0.3 –0.5

LU 1.4 1.5 1.0

MT 0.4 0.6 0.5

NL 0.9 2.4 1.3

AT x 1.8 1.5

PT 0.3 0.3 0.0

SI –0.1 1.5 1.1

SK 1.0 1.1 0.7

FI 1.1 1.8 1.7

Nationale Inflationsraten

(10)

Kasten 1: Öffentliche und private Verschuldung im Euroraum1

Seit Ausbruch der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise sind die öffentlichen Verschuldungsquoten in nahezu allen wichtigen Industrienationen weltweit stark angestiegen. Die hellblauen Balken in der Grafik zeigen das für sämtliche Euroraum-Länder im Vergleich der Jahre 2007 und 2012. Gründe dafür sind antizyklische Konjunkturpakete, das Wirken der automatischen Stabilisatoren (also geringere Steuereinnahmen und höhere Sozialausgaben in Zeiten schwacher Konjunktur) sowie die zumindest großteils schuldenstandswirksamen Kosten für Bankenrettungsmaßnahmen.

Während dieser Anstieg der Staatsverschuldung stark im Zentrum der öffentlichen Debatte und der Einschätzung der Finanzmärkte steht, zeigen rezente Studien (z. B. Jordà, Schularick und Taylor, 2011), dass es erst eine hohe private Verschuldung2 ist, die hohe Staatsverschuldung problematisch macht.

Wenn etwa eine Kredit- oder Immobilienblase platzt wird das Vermögen des Staates, den Abschwung durch fiskalpolitische Maßnahmen abzufedern, durch die Höhe der Staatsverschuldung bestimmt.

Finanzkrisen haben daher ihre Wurzeln primär in der Privatverschuldung, während die öffentliche Verschuldung den Erholungspfad bestimmt. Diese erweiterte Sicht ist damit auch für die Fragestellung relevant, ab welcher Höhe die Staatsverschuldung das Wirtschaftswachstum deutlich dämpft. Im Euroraum wird eine Staatsverschuldung von mehr als 60 % des BIP als problematisch eingestuft, während die Macroeconomic Imbalance Procedure, die interne und externe Ungleichgewichte von allen EU- Ländern anhand von 11 Indikatoren untersucht, für die private Verschuldung in ihrem jüngsten Bericht einen Grenzwert von 133 % des BIP festlegte.

Die Grafik zeigt daher neben der öffentlichen auch die private Verschuldung (dunkelblaue Balken).

Auch diese ist – mit Ausnahme von Deutschland, Spanien und Estland – zwischen 2007 und 2012 in allen Euroraum-Ländern deutlich angestiegen. Die hohe Privatverschuldung in Irland vor der Krise kann dabei erklären, warum das Land trotz anfänglich geringer Staatsschuldenquote von nur 25 % ins Zentrum der Finanzkrise geraten ist. Ebenso kann die relativ moderate private Verschuldung in Italien einen Erklärungsbeitrag dazu liefern, warum die Staatsschuldenquote von über 100 % in Italien in der Vergangenheit die Finanzmärkte nicht beunruhigt hat. Erst der generelle Anstieg der Risikoaversion und Ansteckungseffekte im Zuge der Finanzkrise haben die Renditen für Staatsanleihen stark steigen lassen.

Luxemburgs außerordentlich hohe private Verschuldung ist aufgrund der Bedeutung multinationaler Unternehmen ein Ausreißer.

1 Autorin: Maria Antoinette Silgoner (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland).

2 Die private Verschuldung umfasst den Bestand an Verbindlichkeiten (wie Wertpapieren oder Krediten) von privaten Haushalten, nichtfinanziellen Unternehmen und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck.

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450

2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012 2007 2012

SK EE SI DE FI AT FR IT EL MT NL ES LU BE PT CY IE

Öffentliche Verschuldung Private Verschuldung Öffentliche und private Verschuldung im Euroraum

Verschuldungsquote in % des BIP

Quelle: Eurostat.

(11)

EZB-Rat senkte am 7. November den Leitzinssatz auf 0,25 %

Vor dem Hintergrund der mittelfristig gedämpften Inflationsaussichten im Euroraum und den weiterhin knapp unter 2 % fest verankerten langfristigen Inflationserwartungen und dem verhaltenen prognostizierten

Wirtschaftswachstum bis 2015 beschloss der EZB-Rat am 7. November eine Senkung des Leitzinssatzes für das Hauptrefinanzierungsgeschäft um 25 Basispunkte auf 0,25 %. Des Weiteren begründete der EZB-Rat die Zinssenkung mit der Tatsache, dass das Geldmengen- und insbesondere das Kreditwachstum nach wie vor verhalten sind. So könnte die Zinssenkung auch einem vorzeitigen

Ansteigen der EONIA-Swap- und EURIBOR-Sätze entgegenwirken, die zuletzt in Folge der steten Rückzahlungen aus den 3-Jahrestendern und dem damit einhergehenden Rückgang der Überschussliquidität im Interbankenmarkt unter Aufwärtsdruck geraten sind. Der EZB-Rat bestätigte schließlich, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden (forward guidance). Die Buchkredite der Geld- und Finanzinstitute an den privaten Sektor sinken im Jahresabstand seit Mai letzten Jahres und sind im Oktober um 2,1 % nach 2,0 % im September weiter geschrumpft. Dies ist hauptsächlich auf die derzeit schlechte Entwicklung bei den Unternehmenskrediten zurückzuführen. Diese sind in den Jahren 2012/2013 kumuliert um rund 3 % geschrumpft.

Kasten 2: Effekte der Leitzinssenkung vom 7. November 20131

Die Senkung des Zinssatzes für das Hauptrefinanzierungsgeschäft (HRG) um 25 Bp. auf 0,25 % sowie des Zinssatzes für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 0,75 % führte auf Grund der bestehenden Überschussliquidität (193 Mrd. EUR im Durchschnitt der von 9. Oktober bis 12. November laufenden Mindestreserveperiode) zu keiner unmittelbaren Reaktion des EONIA. Dieser schwankte nach der Zinsentscheidung unverändert zwischen 0,07 und 0,09 % auf dem gleichen Niveau wie in den Vormonaten (Spitzen zu den Monatsenden ausgenommen).

Die Zinserwartungen über den weiteren Verlauf des EONIA haben sich nach unten verschoben. In den Tagen nach der Zinsentscheidung wurden die Erwartungen über den EONIA in 12 Monaten um 6 Bp. von 0,2 % auf 0,14 % nach unten revidiert.

Die Position des EONIA im Korridor zwischen dem Zinssatz der Einlagefazilität und des HRGs wird durch die verfügbare Überschussliquidität bestimmt. Die Marktteilnehmer (bzw. ein größerer Teil von ihnen) gehen daher nach der Zinssenkung von einer weiterhin hohen Überschussliquidität in der Zukunft aus. Diese könnte erstens durch einen erwarteten langsameren Rückfluss, zweitens durch die Verlängerung von Fixed Rate Full Allotment über Mitte 2014 hinaus oder drittens durch weitere erwartete liquiditätszuführende Maßnahmen bedingt sein. Weiters ist nicht auszuschließen, dass einige Marktteilnehmer von einer Senkung

Wachstum reales BIP in %

2013 2014

EK OECD EK OECD

Welt 3,2 2,7 4,0 3,6

USA 1,6 1,7 2,6 2,9

Euroraum -0,4 -0,4 1,1 1,0

Japan 2,1 1,8 2,0 1,5

UK 1,3 1,4 2,2 2,4

China 7,5 7,7 7,4 8,2

Quelle: EK Herbstprognose 2013 (November) und OECD Outlook November 2013.

(12)

leichte Abwärtsrevision ergeben sich marginale Auswirkungen auf die Geldmarktsätze: Der 1M-, der 3M- und der 6M-EURIBOR sanken in den Tagen nach der Zinsentscheidung um 1 Bp, der 12M-EURIBOR nahm um 3 Bp.

ab.

Somit haben sich die Refinanzierungskosten (i) für jene Banken, die sich hauptsächlich über das Eurosystem refinanzieren, um 25 Bp.

verringert, (ii) für jene liquiditätsbeschränkten Banken, die sich über ELA refinanzieren, ebenfalls um 25 Bp. verringert und (iii) für jene Banken, die sich

über den Geldmarkt

refinanzieren nur um wenige Basispunkte auf den Terminmärkten verbilligt.

Generell ist auch für die Märkte von Staatsanleihen zu bemerken, dass es zu keinen großen Reaktionen gekommen ist. Unmittelbar nach der Zinsentscheidung kam es zu einer Abnahme der Renditen für Staatsanleihen (im bis zu 10- jährigen Bereich) um 5 bis 7 Bp.

in den Kernländern bzw. von 8

bis 13 Bp. in den

Peripherieländern (Spanien, Italien, Portugal). Wie die Grafik zeigt, setzte sich der Rückgang der Renditen im mittleren Bereich der Zinsstrukturkurven in Italien und Spanien in den Folgetagen fort: Zwischen 6. und 26. November sanken die 5-jährigen Renditen in Italien um rund 40 Bp. und in Spanien um 30 Bp.

Am Tag der Zinsentscheidung wertete der EUR gegenüber dem USD, dem JPY sowie dem GBP um rund 1 % ab. Dieser Effekt war jedoch beim USD und dem JPY nicht nachhaltig: Am 26. November lag der USD/EUR-Wechselkurs um 0,6 % und der JPY/EUR-Wechselkurs um 3 % über dem Ausgangsniveau vom 6. November. Alleinig gegenüber dem GBP hielt die Abwertung an: Ende November lag der GBP/EUR-Wechselkurs um 0,8 % unter dem Ausgangsniveau.

Intra-Tages-Daten zeigen, dass insbesondere spanische und italienische Aktien durch die Zinssenkung einen unmittelbaren Auftrieb bekamen, doch selbst diese Aktien schlossen den Tag mit leichten Verlusten. Auch der DJ EURO STOXX musste am 7. November einen leichten Wertverlust im Ausmaß von 0,3 % verzeichnen. Gegen Ende November erholten sich die europäischen Aktienmärkte jedoch etwas und lagen um 0,2 % über den Werten von 6. November, wobei die Kursanstiege stark von Technologiewerten getrieben wurden.

1 Autorin: Claudia Kwapil (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen).

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0

0 5 10 15 20 25 30

Restlaufzeit in Jahren Deutschland (in %)

Vergleich der Zinsstrukturkurven von Staatsanleihen - vor der EZB-Zinsentscheidung vom 7. November 2013 und danach

Quelle: EZB, Reuters.

0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0

0 5 10 15 20 25 30

Restlaufzeit in Jahren Italien (in %)

0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0

0 5 10 15 20 25 30

Restlaufzeit in Jahren

06.11.2013 08.11.2013 26.11.2013 Spanien (in %)

(13)

Abnehmende Wachstumsdynamik in den Schwellenländern und Japan, Beschleunigung für die USA erwartet

Im Gegensatz zu den relativ positiven Nachrichten für den Euroraum verschlechtern sich die Aussichten für die globale Konjunktur eher. Sowohl die EK als auch die OECD weisen darauf hin, dass die Schwellenländer zuletzt an Wachstumsdynamik verloren haben. Der Aufbau von makroökonomischen Ungleichgewichten und unverändert bestehende strukturelle Schwächen haben die Verwundbarkeit einiger Schwellenländer erhöht. Vor allem die Auswirkungen einer weniger expansiven US-Geldpolitik auf die Ökonomien der Schwellenländer lassen sich schwer einschätzen. Im Sommer kam es in den Schwellenländern zu Kapitalabflüssen und Währungsabwertungen, nachdem die Federal Reserve angedeutet hatte, dass sie ihr 3.

Programm der quantitativen Lockerung (QE3) in Zukunft etwas zurückfahren könnte.

Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA erscheint weiterhin stabil, trotz der kurzfristigen Auswirkungen der Fiskalkonsolidierung und der bestehenden Unsicherheit im Bezug auf die Schuldenobergrenze. Während sich der Immobilienmarkt günstig entwickelte, trat die Erholung am Arbeitsmarkt zuletzt auf der Stelle. Für 2014 erwarten die Prognosen eine Beschleunigung des realen BIP-Wachstums auf 2,6 bis 2,9 %. Geld- und fiskalpolitische Stimuli bescheren Japan heuer ein Wachstum von rund 2 %. Für 2014 erwarten EK und OECD eine abnehmende Wachstumsdynamik, als Folge einer schwachen Importnachfrage der asiatischen Handelspartner.

Die Abwärtsrisiken dominieren auch weiterhin die Prognosen. Obwohl sich die akuten Risiken in den entwickelten Volkswirtschaften verringert haben, ist die Gefahr eines anhaltenden Konjunkturabschwungs in den Entwicklungs- und Schwellenländern zuletzt angestiegen.

(14)

Zentral-, Ost- und Südosteuropa: OeNB-BOFIT- Prognose für ausgewählte CESEE-Länder

5

Aufschwung gewinnt allmählich an Fahrt – Abwärtsrisiken bleiben unverändert hoch Das BIP-Wachstum in den CESEE-7 -Ländern wird im Jahr 2013 das zweite Jahr in Folge die 1 %-Marke nicht überschreiten. Bis Ende 2015 erwarten wir eine Stärkung der Wachstumsdynamik in der Region, bereits im Jahresverlauf 2013 werden sowohl die Inlands- als auch die Auslandsnachfrage eine schrittweise Erholung aufweisen. Entsprechend wird die BIP- Wachstumsrate in der Region von 0,8 % im Jahr 2013 auf 2,3 % im Jahr 2014 und 2,8 % im Jahr 2015 ansteigen. Ein noch stärkeres Wachstum wird die Importnachfrage verzeichnen: von 1,6 % im Jahr 2013 auf 4,8 % im Jahr 2014 und 5,8 % im Jahr 2015.

In allen CESEE-7-Ländern außer Ungarn wird der Wachstumsbeitrag der Inlandsnachfrage im Jahr 2013 negativ ausfallen; 2014 und 2015 jedoch wird sich die Belebung inländischer Wachstumsimpulse, insbesondere der privaten Konsumausgaben und der Bruttoanlageinvestitionen, verstärkt wachstumsfördernd auswirken. Aufgrund der verstärkten Inlandsnachfrage wird der Wachstumsbeitrag der Nettoausfuhren in allen genannten Ländern zurückgehen – mit Ausnahme Ungarns, wo er mehr oder weniger konstant bleiben wird.

Insbesondere für das Jahr 2013 wird eine gewisse Heterogenität zwischen den einzelnen Ländern bestehen bleiben; so wird das BIP-Wachstum in Kroatien und der Tschechischen Republik negativ ausfallen. 2014 und 2015 werden alle Länder der Region wieder ein positives BIP-Wachstum verzeichnen. Das Wachstumsdifferenzial gegenüber dem Euroraum wird 2013 1,1 Prozentpunkte betragen und in den kommenden zwei Jahren leicht ansteigen (auf 1,4 Prozentpunkte im Jahr 2014 und 1,3 Prozentpunkte im Jahr 2015). Damit wird das Wachstumsdifferenzial weiterhin weniger als die Hälfte des Vorkrisenwerts betragen, was als Zeichen für einen relativ langsamen Aufholprozess gewertet werden kann.

Die Risiken für unsere CESEE-7-Projektionen bleiben abwärtsgerichtet und sind großteils auf die Entwicklung des außenwirtschaftlichen Umfelds zurückzuführen. Das unmittelbarste Abwärtsrisiko ergibt sich aus einem möglichen Erreichen der Schuldenobergrenze in den Vereinigten Staaten nach dem Auslaufen von deren temporärer Anhebung Anfang Februar 2014.

(15)

Der daraus resultierende negative Einfluss auf die Weltwirtschaft würde die Region über die Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte sowie die ausbleibende Auslandsnachfrage beeinträchtigen. Im Einklang mit unseren außenwirtschaftlichen Annahmen zum Wirtschaftswachstum im Euroraum stellt auch eine erneute Verschärfung der Schuldenkrise im Euroraum und ein daraus resultierendes geringeres Wachstum im Euroraum in den Jahren 2014 und 2015 ein Abwärtsrisiko dar. Eine Fortsetzung der politischen Unruhen im Nahen Osten könnte zu einem abrupten Anstieg der Ölpreise führen, was wiederum die Wachstumsaussichten in der CESEE-7-Region eintrüben würde. Schließlich würden höhere Renditen an den internationalen Anleihemärkten sowie ein verstärktes Deleveraging der Banken im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Asset Quality Review der Euroraum-Banken zusätzliche Abwärtsrisiken für unsere Projektionen darstellen. Ein Verharren der Inflation auf dem derzeit niedrigen Niveau könnte sich andererseits positiver auf den Konsum der privaten Haushalte auswirken als in unserem Basisszenario angenommen. Lediglich in der Tschechischen Republik könnte dies gewisse abwärtsgerichtete Deflationsrisiken nach sich ziehen. Sollte die wirtschaftliche Entwicklung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften – und insbesondere im Euroraum – besser als erwartet ausfallen, so würde damit ebenfalls ein Aufwärtsrisiko schlagend werden.

Schwache, doch möglicherweise nachhaltige Erholung

Vorausblickend sollte es über den Projektionshorizont hinweg zu einer schrittweisen Stärkung jener Faktoren kommen, auf die sich das Wirtschaftswachstum stützt. Auch wenn der Arbeitsmarkt einige Anzeichen der Stabilisierung zeigt, verhindern die nach wie vor schlechten Arbeitsmarktbedingungen eine deutlichere Erholung, da alle Länder dauerhaft hohe Arbeitslosenraten aufweisen. Auf Grundlage der jüngsten Ankündigungen des Federal Reserve Systems von September 2013 gehen wir nicht davon aus, dass sich die Außenfinanzierungsbedingungen für die CESEE-7-Länder in nächster Zukunft verschärfen werden. Außerdem zeichnet sich bei den inländischen Finanzierungsbedingungen in den meisten Ländern eine leichte Verbesserung ab. Während die privaten Spareinlagen in der Tschechischen Republik die ausstehenden Kredite an den privaten Sektor geringfügig übersteigen, hat sich die Finanzierungslücke in den jüngsten Quartalen in Bulgarien, Ungarn und Rumänien verringert.

In Kroatien ist die Finanzierungslücke konstant geblieben, während sie sich nur in Polen etwas vergrößerte.

Nichtsdestotrotz bleibt der Schuldenabbau des privaten Nichtbankensektors in einigen Ländern Thema. Es ist unklar, ob sich das mangelnde Kreditwachstum einschränkend auf das Wirtschaftswachstum auswirken wird; jedenfalls steht es im Einklang mit unserer Erwartung einer sehr allmählichen Erholung. Über die gesamte Region hinweg ergibt sich jedoch auch hier ein heterogenes Bild. Angebotsengpässe sind, so überhaupt, am ehesten in Ungarn und Kroatien zu erwarten. Die günstige Liquiditätssituation der polnischen Unternehmen bleibt bestehen, sodass der Bedarf nach Neukrediten in Polen sinkt.

In sämtlichen hier analysierten Ländern wird das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen im Projektionszeitraum als einer der Haupttreiber der Konjunkturerholung fungieren. Nach Jahren der Desinvestitionen werden v. a. Kroatien und Ungarn in allen drei Jahren (2013 bis 2015) ein steigendes und positives Investitionswachstum aufweisen. Doch auch in den übrigen Ländern hat sich ein Investitionsrückstand gebildet, der in erster Linie der Überalterung gewisser Teile des Grundkapitals (trotz Unterauslastung) und in zweiter Linie dem Auslaufen des Lagerabbaus in

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stützen. Insgesamt wird die Notwendigkeit, der steigenden Auslandsnachfrage 2014 und 2015 gerecht zu werden, in diesem Zeitraum die Bruttoanlageinvestitionen in allen CESEE-7-Ländern stützen.

Trotz der insgesamt restriktiven Fiskalpolitik erwarten wir keine weitere Verschärfung der Fiskalkonsolidierung in der Region. Daher wird sich die Fiskalkonsolidierung nicht länger einschränkend auf das Wachstum auswirken, auch wenn von den Konsumausgaben des Staates noch kein nennenswerter Wachstumsimpuls ausgehen wird. Das Wachstum des öffentlichen Konsums bleibt weiterhin eng mit den Wahlzyklen in den einzelnen Ländern verknüpft. Es ist davon auszugehen, dass in Bulgarien auf den im Vorfeld der Wahlen im Frühjahr 2013 eher lockeren finanzpolitischen Kurs eine gewisse Straffung folgen wird. Ungarn wird seine relativ elastische Budgetpolitik bis zu den Wahlen im April 2014 beibehalten. In Kroatien wird es 2014 und 2015 zu einer gewissen Kursstraffung kommen, auch weil das Land ein Verfahren bei einem übermäßigen Defizit durchlaufen wird.

In einem Umfeld niedriger Inflationsraten hat sich das positive Wachstum der realen Einkommen in den meisten Ländern der Region verstärkt, wodurch auch die privaten Konsumausgaben angekurbelt werden. Auch wenn die Wachstumsraten im historischen Vergleich moderat ausfallen, werden die privaten Konsumausgaben über den Prognosehorizont anziehen, und die Wachstumsdynamik wird bis zum Jahr 2015 in allen Ländern der Region die höchsten Werte seit der Krise von 2008/09 verzeichnen ohne dabei das Vorkrisenniveau zu erreichen.

Kasten 3: Erfolgreich dank entschlossener Konsolidierung: Fünf Jahre nach tiefer Finanzkrise wird Lettland 18. Euroraum-Land1

Am 1. Jänner 2014 wird Lettland als 18. EU-Land den Euro einführen. Dem entsprechenden Beschluss des Ecofin-Rats waren die positive Einschätzung des wirtschaftlichen Konvergenzprozesses in dem Bericht der Europäischen Kommission bzw. der EZB vom 5. Juni 2013 vorangegangen; in seinen Schlussfolgerungen vom Juni 2013 beglückwünschte der Europäische Rat Lettland zur Erfüllung der Konvergenzkriterien. Der Ecofin-Rat legte den unwiderruflichen Umrechnungskurs zwischen dem lettischen Lats und dem Euro mit 0.702804 LVL zu 1 EUR fest; dies entspricht dem Leitkurs des Lats im WKM II, der bereits Anfang 2005 fixiert worden war.

In Lettland sind mittlerweile die Vorbereitungen für die Bargeldumstellung angelaufen. Die doppelte Preisauszeichnung in Lats und Euro wird für den Zeitraum von Juli 2013 bis Dezember 2014 empfohlen;

gesetzlich vorgeschrieben ist sie für den Zeitraum von drei Monaten vor bzw. sechs Monaten nach der Bargeldeinführung. Damit soll der Bevölkerung die Möglichkeit gegeben werden, sich an den Umgang mit der neuen Währung zu gewöhnen. Die so genannte duale Phase, d.h. die Zeit, in der beide Währungen gesetzliches Zahlungsmittel sind, wird nur bis 14. Jänner 2014 dauern und somit relativ kurz ausfallen. Die lettischen Geschäftsbanken werden nach der Währungsumstellung sechs Monate lang den Umtausch von Lats-Münzen und -Banknoten gegen Euro anbieten. Bei der lettischen Notenbank wird der kostenlose Umtausch unbefristet möglich sein.

Lettland unternahm in den letzten Jahren umfangreiche Anstrengungen, um die Kriterien für die Einführung des Euro zu erfüllen. Löhne und Preise zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus. Der Konsolidierungskurs wurde annähernd 20 Jahre lang im Rahmen eines Systems fixer Wechselkurse umgesetzt. Dies erwies sich vor allem während der Krise, von der das Land besonders stark betroffen war, als große Herausforderung; zwischenzeitlich geriet dabei auch die Nachhaltigkeit der festen Wechselkursanbindung in die Diskussion. Im Zuge des drastischen Abschwungs in den Jahren 2008 bis 2010 wurden mithilfe von EU-IMF-Unterstützungsprogrammen radikale Anpassungs- und Sparmaßnahmen ergriffen. Damit gelang es Lettland, zu einem robusten Wachstum zurückzufinden und

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allerdings nach oben gerichtet sein.2 2012 verbuchte Lettland das höchste Wirtschaftswachstum innerhalb der EU. Auch 2013 dürfte die Konjunktur in Lettland stärker zulegen als in den anderen EU- Ländern.

Die Anstrengungen Lettlands, die zur Erfüllung der Konvergenzkriterien unternommen wurden, sowie die Aussicht auf die Euro-Einführung trugen zu einer Stärkung des Marktvertrauens bei. Als kleine und sehr offene, in die EU gut integrierte Volkswirtschaft dürfte Lettland stark von der gemeinsamen Währung profitieren: Durch die Zugehörigkeit zum Euroraum werden sich unter anderem die Transaktions- und Informationskosten verringern und es somit zu einer Verstärkung der Handels- und Finanzintegration kommen. Die erhöhte Preistransparenz fördert den Wettbewerb. Darüber hinaus bietet der Euroraum einen glaubwürdigen Rahmen für Preisstabilität, was geringere Risikoprämien und niedrigere langfristige Zinsen nach sich zieht. Vor allem in Krisenzeiten bietet der Euro zudem Schutz vor Turbulenzen an den Finanzmärkten. Gleichzeitig ist Lettland – so wie jedes andere Land des Euroraums – gefordert, die Fähigkeit und Entschlossenheit, auf Schocks mit den notwendigen Anpassungsmaßnahmen zu reagieren, auch in Zukunft aufrechtzuerhalten.

1 Autor: Tomas Slacik (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland).

2 Siehe EZB, Konvergenzbericht, 5. Juni 2013.

(18)

Österreich: Wirtschaft lässt zweijährige Schwächephase hinter sich

6

Wachstumsbasis verbreitert sich in den Jahren 2014 und 2015

Die OeNB erwartet im Rahmen ihrer gesamtwirtschaftlichen Prognose vom Dezember 2013 eine Belebung der heimischen Konjunktur. Nach einer Stagnation der Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr 2013 erholte sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr schrittweise. Für das Gesamtjahr 2013 ergibt sich jedoch aufgrund der schwachen Entwicklung zu Jahresbeginn nur ein moderates Wachstum von 0,4 %. In den Jahren 2014 und 2015 wird sich das Wachstum aber auf 1,6 % bzw. 1,9 % beschleunigen. Dazu tragen neben der Erholung der Weltwirtschaft auch zunehmend die inländischen Nachfragekomponenten bei. Der private Konsum profitiert von einer guten Beschäftigungsentwicklung und leicht steigenden Reallöhnen, die Investitionstätigkeit von verbesserten Absatzperspektiven und aufgeschobenen und nun realisierten Ersatzinvestitionen. Die Arbeitslosenrate wird sich in den Prognosejahren bei rund 5 % stabilisieren. Die Inflation sinkt wieder unter das Preisstabilitätsziel von 2 %.

Hauptergebnisse der Prognose

Die Erholung der internationalen Konjunktur trägt maßgeblich zum prognostizierten Aufschwung der österreichischen Wirtschaft bei. Im Jahr 2012 und in den ersten drei Quartalen des Jahres 2013 entwickelten sich die Exporte nur sehr verhalten; für das vierte Quartal signalisiert die Auftragslage eine deutliche Verbesserung des Exportwachstums. Das Marktwachstum wird jedoch geringer als vor der Krise ausfallen. Zusätzlich stellt die Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit eine Herausforderung für die österreichische Exportwirtschaft dar. Nach einem konjunkturbedingten Rückgang im Jahr 2013 werden die Importe in den Folgejahren aufgrund der Belebung der Inlandsnachfrage wieder stärker wachsen. Die rückläufige Importentwicklung im Jahr 2013 führt trotz des schwachen

0,9

-3,5 1,9

2,9

0,7 0,4 1,6

1,9

-2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Wachstum des realen BIP (saison- und arbeitstägig bereinigt)

Veränderung zum Vorquartal in % (saison- und arbeitstägig bereinigt)

Grafik 1

3,2

0,4 1,7

3,6 2,6

2,1 1,7 1,6

-1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Veränderung zum Vorjahrin %

3,8

4,8 4,4 4,1

4,4

4,9 5,0 5,0

3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Arbeitslosenquote

in %

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Exportwachstums zu einer deutlichen Verbesserung der österreichischen Leistungsbilanz. Der Überschuss steigt von 1,6 % des BIP im Jahr 2012 auf 3 % im Jahr 2013. Bis 2015 wird mit einer weiteren moderaten Verbesserung auf 3,5 % gerechnet.

Die Unternehmen halten sich seit dem Frühjahr 2012 aufgrund der lange Zeit vorherrschenden Unsicherheiten mit ihrer Investitionstätigkeit zurück. Die markante Stimmungsaufhellung lässt jedoch ein baldiges Anspringen der Investitionskonjunktur erwarten.

Die ausgezeichneten Finanzierungsbedingungen sowie der Bedarf an Ersatzinvestitionen deuten insbesondere auf einen ausgeprägten Zyklus der Ausrüstungsinvestitionen hin. Die in den Jahren 2012 und 2013 zu beobachtenden negativen Beiträge der Lagerveränderungen führen im weiteren Prognosezeitraum zu einem konjunkturstützenden Lageraufbau. Der am starken Anstieg der Immobilienpreise abzulesende hohe Bedarf an Wohnraum wird zu einer Beschleunigung der Wohnbauinvestitionen führen. Die Dynamik der Tiefbauinvestitionen bleibt hingegen aufgrund geringer Aufträge der öffentlichen Hand verhalten. Die Konsumentwicklung verlief zuletzt aufgrund sinkender realer Haushaltseinkommen äußerst gedämpft. Im Gesamtjahr 2013 wird der private Konsum leicht schrumpfen. Das anhaltende Beschäftigungswachstum und steigende Reallöhne werden jedoch in den Folgejahren wieder zu einem positiven Konsumwachstum führen.

Budgetsaldo von Einmaleffekten bestimmt

Die Budgetprognose der OeNB basiert auf einer No-policy-change-Annahme, das heißt, dass nur bereits beschlossene diskretionäre Maßnahmen in die Prognose aufgenommen werden.

Die Entwicklung des gesamtstaatlichen Budgetsaldos ist im Prognosehorizont von Einmalef- fekten bestimmt. Im Jahr 2013 dominieren die positiven Einmaleffekte - aus der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen und aus dem Steuerabkommen mit der Schweiz - die negativen Effekte der staatlichen Bankenhilfe. Der gesamtstaatliche Budgetsaldo verbessert sich im Jahr 2013 auf -1,6% des BIP deutlich gegenüber dem Jahr 2012 (-2,5%). Aufgrund von weiteren möglichen Bankenhilfen verschlechtert sich der gesamtstaatliche Budgetsaldo allerdings von -1,6% des BIP in diesem Jahr auf -2,2 % des BIP in den Jahren 2014 und 2015. Ohne diese unterstellten Bankenhilfen würde die gesamtstaatliche Defizitquote in den beiden kommenden Jahren auf -1,6% des BIP verharren.

Arbeitslosenquote stabilisiert sich bei 5 %

Die Lage am Arbeitsmarkt stellt sich als ambivalent dar. Die Beschäftigung expandiert trotz der in den Jahren 2012 und 2013 schwachen Konjunktur. Gleichzeitig nimmt die Arbeitslosigkeit zu. Hintergrund dieser Entwicklung ist das steigende Arbeitskräfteangebot, insbesondere von ausländischen Arbeitskräften. Nach der Liberalisierung des österreichischen Arbeitsmarktes im Mai 2011 für Arbeitnehmer aus acht mittel- und osteuropäischen Ländern wird der österreichische Arbeitsmarkt mit 1. Jänner 2014 für Rumänien und Bulgarien geöffnet werden. Darüber hinaus führen steigende Erwerbsquoten von älteren Erwerbspersonen und von Frauen zu einem steigenden Arbeitskräfteangebot. Als Folge dieser Entwicklungen stieg die Arbeitslosenquote gemäß Eurostat von 4,4 % im Jahr 2012 auf 4,9 % im Jahr 2013. In den Jahren 2014 und 2015 wird die Arbeitslosenquote bei jeweils 5,0 % zu liegen kommen.

Inflation sinkt wieder unter die 2-Prozent Marke

Der Preisauftrieb hat sich in Österreich während der letzten zwölf Monate beinahe halbiert.

(20)

Nahrungsmittel) betrug 1,9 %. Für den Rückgang zeichneten vor allem fallende Energiepreise und rückläufige Teuerungsraten im Dienstleistungssektor verantwortlich.

Bis Ende des Jahres wird ein weiterer moderater Rückgang der Inflationsrate erwartet. Die Erdölpreise fallen den Markterwartungen entsprechend über den gesamten Prognosezeitraum geringfügig und dämpfen den Preisauftrieb. Die Inflation im Dienstleistungssektor wird sich entsprechend dem Lohnwachstum in den kommenden beiden Jahren recht konstant um rund 2,5 % bewegen. Umgekehrt wird sich die Inflation im Bereich Industriegüter ohne Energie im Jahresverlauf 2014 – ausgehend von ihrem sehr niedrigen aktuellen Niveau – aufgrund von Basiseffekten und der verbesserten Nachfrage bei dauerhaften Konsumgütern wieder beschleunigen.

Insgesamt wird sich die HVPI-Inflationsrate von 2,1 % im Jahr 2013 auf 1,7 % und 1,6 % in den Jahren 2014 bzw. 2015 abschwächen. Die Kerninflation ohne Energie wird über den gesamten Prognosehorizont rund ¼ Prozentpunkt über der HVPI-Inflationsrate liegen. Das positive Inflationsdifferenzial gegenüber Deutschland ist bereits im Oktober auf 0,3 Prozentpunkte zurückgegangen und wird sich im Prognosezeitraum fast ganz zurückbilden. Im Vergleich zum Euroraum bleibt aufgrund besserer Wachstumsaussichten und damit verbundener höherer Lohnabschlüsse ein Inflationsdifferenzial von durchschnittlich einem halben Prozentpunkt bestehen.

-2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0

2011 2012 2013 2014

Energie (Gewicht: 9.1%) Nahrungsmittel (Gewicht: 15.4%)

Industriegüter ohne Energie (Gewicht:30.9%) Dienstleistungen (Gewicht: 44.6%)

HVPI Kerninflation (ohne Energie u. unv. Nahrungsmittel)

Quelle: OeNB (Dezember 2013 NIPE), Statistik Austria.

Österreichische HVPI-Inflationsrate und Beiträge der Subkomponenten

Veränderung zum Vorjahr in % für HVPI und Kerninflation bzw. in %-Punkten für Inflationsbeiträge

Prognose: 2013: 2,1%; 2014: 1,7%

Letzte Beobachtung: Oktober 2013

(21)

Hauptergebnisse der OeNB-Prognose für Österreich 2013 bis 2015

(22)

Kreditinstitute: Weiter rückläufige unkonsolidierte Bilanzsumme

7

Die unkonsolidierte Bilanzsumme8 der österreichischen Kreditinstitute reduzierte sich im Jahresabstand bis zum September 2013 um knapp 50 Mrd EUR oder 6,5 % auf 932,2 Mrd EUR.

Für den Rückgang waren insbesondere der Zwischenbankverkehr und geringere sonstige Inlandsforderungen und –verbindlichkeiten verantwortlich.

Die Anteile der 3, 5 bzw. 10 größten Banken an der gesamten Bilanzsumme machten Ende Juni 2013 28,7 %, 37,0 % bzw. 49,4 % aus.

Historisch niedrige Zinssätze bewirken ein mäßiges Einlagenwachstum, bedeuten aber günstige Finanzierungsbedingungen für nichtfinanzielle Unternehmen. Das geringe Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen dürfte vorrangig nachfragebedingte Faktoren widerspiegeln.

Leichte Wachstumsverlangsamung der Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen9 Der um Wechselkurseffekte, Abschreibungen und Reklassifikationen bereinigte Jahresveränderungswert des Kreditvolumens an nichtfinanzielle Unternehmen in Österreich lag Ende September 2013 bei 0,5 %. Angesichts des extrem hohen Einlagenbestands (52,6 Mrd EUR) der nichtfinanziellen Unternehmen – diese übersteigen deren Jahresinvestitionsvolumen –

7 Autor: Norbert Schuh (Abteilung Statistik – Außenwirtschaft Finanzierungsrechnung und Monetärstatistik).

8 Gemäß Aufsichtsstatistik.

-8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10

860 880 900 920 940 960 980 1000 1020 1040 1060 1080

Q2 09 Q3 09 Q4 09 Q1 10 Q2 10 Q3 10 Q4 10 Q1 11 Q2 11 Q3 11 Q4 11 Q1 12 Q2 12 Q3 12 Q4 12 Q1 13 Q2 13 Q3 13

Bilanzsumme (linke Achse) Veränderung zum Vorjahr (rechte Achse)

Unkonsolidierte Bilanzsumme der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitute

in Mrd EUR in %

Quelle: OeNB.

(23)

bei historisch niedrigen Einlagenzinssätzen kann man aber davon ausgehen, dass die Wachstumsverlangsamung der Kredite vorrangig nachfrageseitig begründet ist.

Vergleicht man die Entwicklung der Kredite an Unternehmen in Österreich mit jenen in Deutschland und dem Euroraum-Durchschnitt, so erkennt man die relativ günstige Situation der heimischen Unternehmen. Die Wachstumsrate der Kredite an Unternehmen in Österreich lag mit 0,5 % im September 2013 über jener Deutschlands (–0,2 %) und deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt von –3,5 %. Der Kreditrückgang im Euroraum ging auf das Konto der Länder mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Problemen wie Spanien (–14,4 %) zurück. Auch das Kreditwachstum Italiens lag mit –4,2 % unter dem Euroraumdurchschnitt.

Beim Wachstum der Kredite an private Haushalte in Österreich zeichnete sich seit Jahresmitte 2013 ein leichter Aufwärtstrend ab. Hervorgerufen wurde diese Trendumkehr sowohl durch die Entwicklung der Jahreswachstumsrate bei Wohnbaukrediten – von +1,6 % im Mai auf +2,1 % im September – als auch durch den positiven Trend der beiden anderen Verwendungszwecke (Konsum- bzw. sonstige Kredite). Obwohl die Wachstumsraten in Österreich bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten im September 2013 mit jeweils -1,1 % noch im negativen Bereich lagen, gab es seit Mai 2013 (-2,3 % bzw. -2,0 %) eine Aufwärtstendenz. Im Euroraum-Durchschnitt war hingegen im Laufe des Jahres noch keine Erholung des Kreditwachstums bei privaten Haushalten erkennbar.

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4

Dez. 10 März 11 Juni 11 Sep. 11 Dez. 11 März 12 Juni 12 Sep. 12 Dez. 12 März 13 Juni 13 Sep. 13

Unternehmen in Österreich Unternehmen im Euroraum Unternehmen in Deutschland Bereinigte Veränderung der Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen im Vorjahresvergleich

in %

Quelle: OeNB, EZB.

(24)

Die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats

10

EZB-Rat am 7. November 2013

Erstens hat der EZB-Rat am 7. November 2013 auf der Grundlage seiner regelmäßigen wirtschaftlichen und monetären Analyse beschlossen, den Zinssatz für die Hauptrefinanzie- rungsgeschäfte des Eurosystems um 25 Basispunkte auf 0,25 % und den Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität um 25 Basispunkte auf 0,75 % zu senken. Der Zinssatz für die Einlagefazilität wird unverändert bei 0 % belassen. Diese Beschlüsse stehen im Einklang mit unseren zukunftsgerichteten Hinweisen vom Juli 2013 und basieren auf den jüngsten Indikatoren, die – ausgehend von den derzeit niedrigen jährlichen Teuerungsraten von unter 1 % – auf mittlere Sicht einen weiterhin abnehmenden Preisdruck im Euro-Währungsgebiet signalisieren. In dieses Bild passt auch, dass das Geldmengen- und insbesondere das Kreditwachstum nach wie vor verhalten sind. Gleichzeitig sind die mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen für das Eurogebiet weiterhin fest auf einem Niveau verankert, das mit unserem Ziel im Einklang steht, die Preissteigerung unter, aber nahe 2 % zu halten. Eine derartige Konstellation deutet darauf hin, dass der Euroraum über einen längeren Zeitraum hinweg niedrige Inflationsraten verzeichnen könnte; erst später dürfte es zu einem allmählichen Anstieg hin zu einer Preissteigerung von unter, aber nahe 2 % kommen. Dementsprechend wird der akkommodierende geldpolitische Kurs so lange wie erforderlich beibehalten. Er wird dadurch auch weiterhin die allmähliche Konjunkturerholung stützen, die sich bis Oktober in den Vertrauensindikatoren widerspiegelt.

Zweitens unterzog der EZB-Rat nach den heutigen Zinssenkungen die zukunftsgerichteten Hinweise vom Juli einer Überprüfung und bestätigte seine Erwartung, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden. Diese Einschätzung beruht weiterhin auf den auch mittelfristig insgesamt gedämpften Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der verbreitet schwachen Wirtschaft und der verhaltenen Geldmengenentwicklung.

Drittens beobachten wir weiterhin die Bedingungen am Geldmarkt und deren mögliche Implikationen für unseren geldpolitischen Kurs genau. Wir sind bereit, alle verfügbaren Instrumente in Erwägung zu ziehen, und haben in diesem Zusammenhang heute beschlossen, die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (HRGs) so lange wie erforderlich, jedoch mindestens bis zum Ende der sechsten Mindestreserve-Erfüllungsperiode des nächsten Jahres am 7. Juli 2015, weiterhin als Mengentender mit Vollzuteilung durchzuführen. Auch bei den Refinanzierungs- geschäften des Eurosystems mit einer Sonderlaufzeit von der Dauer einer Erfüllungsperiode, die ebenfalls so lange wie nötig, mindestens aber bis zum Ende des zweiten Quartals 2015 durchgeführt werden, kommt dieses Verfahren weiter zum Einsatz. Der Festzins dieser Refinanzierungsgeschäfte mit Sonderlaufzeit wird dem jeweils geltenden Hauptrefinanzierungs- satz entsprechen. Des Weiteren haben wir beschlossen, die längerfristigen Refinanzierungs- geschäfte (LRGs) mit dreimonatiger Laufzeit bis zum Ende des zweiten Quartals 2015 als Mengentender mit Vollzuteilung durchzuführen. Die Zinssätze für diese dreimonatigen LRGs

10 Der Bericht ist die gekürzte Version der einleitenden Bemerkungen des EZB-Präsidenten nach dem EZB-Rat, die in englischer Sprache unter http://www.ecb.europa.eu/press/pressconf/2012/html/index.en.html bzw. in

(25)

werden dem durchschnittlichen Zinssatz der während der Laufzeit des jeweiligen Geschäfts durchgeführten HRGs entsprechen.

Gestatten Sie mir nun, unsere Einschätzung näher zu erläutern und dabei mit der wirtschaftlichen Analyse zu beginnen. Nach sechs Quartalen rückläufigen Produktions- wachstums in Folge stieg das reale BIP des Eurogebiets im zweiten Jahresviertel 2013 um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Die Entwicklung der umfragebasierten Vertrauensindikatoren, die gegenwärtig für den Zeitraum bis Oktober verfügbar sind, steht mit einem anhaltenden, wenn auch moderaten Wachstum in der zweiten Jahreshälfte im Einklang. Mit Blick auf die Zukunft dürfte sich die Produktion weiter langsam erholen, insbesondere aufgrund einer sukzessiven Belebung der Binnennachfrage, die durch den akkommodierenden geldpolitischen Kurs gestützt wird. Darüber hinaus dürfte die Konjunktur von einer allmählichen Zunahme der Nachfrage nach Exporten des Eurogebiets profitieren. Überdies scheinen die allgemeinen Verbesserungen, die seit dem vergangenen Jahr an den Finanzmärkten zu verzeichnen sind, nach und nach auf die Realwirtschaft durchzuwirken, was auch mit Blick auf die Fortschritte bei der Haushalts- konsolidierung zu erwarten ist. Zudem hat sich der allgemein schwächere Anstieg der Energiepreise in letzter Zeit positiv auf die Realeinkommen ausgewirkt. Gleichwohl ist die Arbeitslosigkeit im Euroraum nach wie vor hoch, und die notwendigen Bilanzanpassungen im öffentlichen und im privaten Sektor werden die Wirtschaftsentwicklung weiterhin belasten.

Die Risiken für den Wirtschaftsausblick im Eurogebiet sind nach wie vor abwärtsgerichtet.

Die Entwicklung der Bedingungen an den globalen Geld- und Finanzmärkten sowie damit verbundene Unsicherheiten könnten sich negativ auf die Konjunkturlage auswirken. Zu den anderen Abwärtsrisiken zählen höhere Rohstoffpreise sowie die Möglichkeit, dass die inländische Nachfrage und das Exportwachstum schwächer als erwartet ausfallen, und eine langsame oder unzureichende Umsetzung von Strukturreformen in den Ländern des Eurogebiets.

Die jährliche Teuerungsrate nach dem HVPI für das Euro-Währungsgebiet sank der Vorausschätzung von Eurostat zufolge von 1,1 % im September 2013 auf 0,7 % im Oktober.

Ausschlaggebend für diesen unerwartet kräftigen Rückgang waren in erster Linie ein geringerer Preisauftrieb bei den Nahrungsmitteln, stärkere Preissenkungen bei Energie und eine sich leicht abschwächende Teuerung bei den Dienstleistungen. Auf der Grundlage der aktuellen Terminpreise für Energie dürften die jährlichen Inflationsraten auch in den kommenden Monaten auf einem niedrigen Niveau liegen. Im Euro-Währungsgebiet dürfte der zugrunde liegende Preisdruck auf mittlere Sicht gering bleiben. Gleichzeitig sind die mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen für das Eurogebiet weiterhin fest auf einem Niveau verankert, das mit unserem Ziel im Einklang steht, die Preissteigerung unter, aber nahe 2 % zu halten. Eine derartige Konstellation deutet darauf hin, dass der Euroraum über einen längeren Zeitraum hinweg niedrige Inflationsraten verzeichnen könnte; erst später dürfte es zu einem allmählichen Anstieg hin zu einer Preissteigerung von unter, aber nahe 2 % kommen.

Unter Berücksichtigung der heutigen Beschlüsse sind die Risiken in Bezug auf die Aussichten für die Preisentwicklung mittelfristig weitgehend ausgewogen. Aufwärtsrisiken ergeben sich vor allem aus höheren Rohstoffpreisen sowie stärker als erwartet steigenden administrierten Preisen wie auch indirekten Steuern, und Abwärtsrisiken resultieren aus einer schwächer als erwartet verlaufenden Konjunktur.

Was die monetäre Analyse betrifft, so bestätigen die Daten für September die verhaltene

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