P.b.b. 02Z031106M, Verlagsort: 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Preis: EUR 10,–
Hypertonie Journal für Austrian Journal of Hypertension Österreichische Zeitschrift für Hochdruckerkrankungen
Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz
Indexed in EMBASE/Scopus www.hochdruckliga.at
Hypertensiologie
Österreichische Gesellschaft fürOffizielles Organ der
Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie
Homepage:
www.kup.at/hypertonie Online-Datenbank
mit Autoren- und Stichwortsuche Der besondere Fall: Ein
motivierter Patient braucht einen motivierten Arzt
Slany J
Journal für Hypertonie - Austrian
Journal of Hypertension 2012; 16
(4), 24-25
|
Kommunikation mit allen gängigen Praxis-Systemen über GDT
|
Inklusive neuer intuitiver PC-Software profil-manager XD 6.0 für den optimalen Ablauf in Praxis und Klinik
|
Übersichtliche Darstellung aller ABDM-Daten inklusive Pulsdruck und MBPS (morgendlicher Blutdruckanstieg)
|
Gerät über eindeutige Patientennummer initialisierbar
|
Möglichkeit zur Anzeige von Fehlmessungen (Artefakten)
|
Hotline-Service
Präzises ABDM – das neue 24-Stunden-Blutdruckmessgerät
Noch mehr Komfort für Ihre Patienten, noch mehr Leistungsfähigkeit für Sie.
*im Vergleich mit dem Vorgängermodell boso TM-2430 PC 2
boso TM-2450 | Medizinprodukt BOSCH + SOHN GmbH & Co. KG Handelskai 94-96 | 1200 Wien
24 J HYPERTON 2012; 16 (4) Der besondere Fall
Ein motivierter Patient braucht einen motivierten Arzt
J. Slany
Aus der Ordination Prof. Slany, Wien
Selbst entwickelte Blutdruckgraphiken der Selbstmessungen eines 69-jährigen, im Wesentlichen gesunden, sportlich akti- ven ehemaligen Servicetechnikers einer internationalen Büromaschinenfirma. Die Tageswerte repräsentieren Mittel aus je 2 Morgen- und 2 Abendmessungen, die Quartalsmes- sungen sind die über ein ganzes Quartal gemittelten Werte.
Beginn der Selbstmessungen schon 2000 (!), in Abbildung 1 dargestellt ab 2006. Über die Jahre stark wechselnde, bis 2009 zu hohe Blutdruckwerte, z. B. im 4. Quartal 2008 unter 4 mg Candesartan (Abb. 2) durchgehend zu hohe Werte mit Spitzen bis 185 mmHg systolisch und 120 mmHg diastolisch. Die Spitzen sind nur zum Teil durch Pausieren der Medikation erklärt. Der Patient bemerkte selbst einen Zusammenhang von Drucksteigerungen mit vermehrtem Genuss alkoholischer Getränke, Gewichtszunahme und mit Urlaubsreisen. Der Pati- ent hatte sich selbst immer wieder Informationen über die Ri- siken des Hochdrucks verschafft und war allmählich durch den Umstand, dass sein Pulsdruck in der Gefahrenzone liegt, soweit motiviert, dass er seinen Arzt wechselte. Nach mehre- ren Therapieumstellungen (Amlodipin-hältige Kombinatio- nen wegen Ödemen nicht vertragen) besteht bei ihm seit dem
2. Quartal 2010 eine sehr befriedigende Blutdruckkontrolle.
Letzte Therapie Co-Valsartan 160/25 mg, Valsartan 160 mg und Nebivolol 5 mg.
Kommentar
Das Beispiel demonstriert eindrucksvoll, dass ein offenbar hoch motivierter Patient auch einen motivierten Arzt braucht.
Der erstbehandelnde Arzt verordnete jahrelang unbeein- druckt von der schlechten Blutdruckeinstellung 4 mg Can- desartan 1× täglich. Diese Dosis eignet sich allenfalls als kurzfristige Einstiegsdosis bei Patienten mit schwerer Herzin- suffizienz oder eingeschränkter Nierenfunktion. Die üblichen Tagesdosen sollten üblicherweise 1× 16–32 mg betragen.
„Inertia“ des Arztes, definiert als Nichtreaktion auf schlecht eingestellten Blutdruck, ist ein weltweit verbreitetes Phäno- men. In einer kürzlich publizierten Studie aus den USA er- hielten nur 19,5 % der schlecht eingestellten Patienten eine zusätzliche Verordnung. Diesbezüglich konnte 2009 auch keine Verbesserung gegenüber 2005 festgestellt werden [1].
Selbstmessung allein führt nicht automatisch zu einer guten
Abbildung 1: Quartalsmittelwerte von systolischem, diastolischem und Mittelwert sowie Pulsdruck von 2006–2012.
For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.
J HYPERTON 2012; 16 (4) Der besondere Fall
25 Blutdruckeinstellung, diese bedarf, wie mehrfach in der Lite-
ratur gezeigt wurde, einer engen Kooperation von Patienten und Therapeuten [2].
Persönlich interessant finde ich die Beobachtung des Patien- ten, dass sein Blutdruck im Urlaub höher war, egal ob er ans Meer oder in die Berge fuhr. Ich kenne dieses Phänomen von anderen älteren Hochdruckpatienten, auch solchen, wo dies si- cher nicht durch vermehrten Alkoholkonsum oder vergessene Tabletten provoziert war. Wenn Sie ähnliche Beobachtungen gemacht haben, wäre ich Ihnen für eine kurze Notiz dankbar.
Abbildung 2: 4. Quartal 2008, systolische und diastolische Tages-Einzelwerte gemittelt aus je 2 Vormittags- und 2 Nachmittagswerten. Therapie: 1× tgl. 4 mg Candesartan.
Literatur:
1. Khanna RR, Victor RG, Bibbins-Domingo K, et al. Missed opportunities for treatment of uncontrolled hypertension at physician office visits in the United States, 2005 through 2009.
Arch Intern Med 2012; 172: 1344–5.
2. Slany J, Zweiker R. Zeitgemäße Hochdruckdiagnose II: Blutdruckselbstmessung. J Hypertonie 2012; 16: 26–30.
Korrespondenzadresse:
Univ.-Prof. Dr. med. Jörg Slany A-1090 Wien
Mariannengasse 21 E-Mail: [email protected]