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Die Entwicklung des fiskalpolitischen Koordinierungskonzepts in der EU reicht von den Maastrichtkriterien u¬ber den Stabilita¬ts- und Wachstumspakt bis zur ãsustainabilityÒ und ãquality of public financesÒ

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Academic year: 2022

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B e r i c h t e u n d S t u d i e n

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Franz R. Hahn (O¬sterreichisches Institut fu¬r Wirtschaftsforschung),

Eva Hauth (Sekretariat des Staatsschuldenausschusses, OeNB), Georg Hubmer,

Paul A. Kocher (O¬sterreichische Bundesfinanzierungsagentur), Walpurga Ko¬hler-To¬glhofer, Christa Magerl (O¬sterreichisches Institut fu¬r Wirtschaftsforschung), Peter Mooslechner, Gabriel Moser, Herbert Nekvasil, Karin Olechowski-Hrdlicka, Doris Prammer,

Bruno Rossmann (Kammer fu¬r Arbeiter und Angestellte), Martin Schneider, Martin Spitzer, Christine Stecyna, Thomas Url (O¬sterreichisches Institut fu¬r Wirtschaftsforschung), Walter Waschiczek, Isabel Winkler, Robert Zorzi

Redaktion:

Karin Fischer, Christiana Weinzetel Abteilung fu¬r volkswirtschaftliche Analysen Satz, Druck und Herstellung:

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Salzer Demeter, 100% chlorfrei gebleichter Zellstoff, sa¬urefrei, ohne optische Aufheller DVR 0031577

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Impressum 2

Editorial 8

Wirtschaftliche Entwicklung in der Wa¬hrungsunion und in der EU

Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU 12 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O¬sterreich 2001 bis 2003 vom Fru¬hjahr 2001 20

Zusammenarbeit im ESZB und europa¬ische Integration 40

Moneta¬re Entwicklung in O¬sterreich

Gescha¬ftsta¬tigkeit der inla¬ndischen Kreditinstitute im ersten Quartal 2001 44

Zahlungsbilanz im Jahr 2000 56

Internationale Wirtschaft

Entwicklungen in ausgewa¬hlten Industriela¬ndern au§erhalb der EU 78

Internationale Verschuldung und Emerging Markets 90

Zusammenarbeit im internationalen Wa¬hrungs- und Finanzsystem 100 Studien ãFiskalpolitik unter neuen RahmenbedingungenÒ

Fiskalpolitische Konzeptionen der europa¬ischen Wirtschaftspolitik 106 Mit der Verwirklichung der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion (WWU) zu Jahresbeginn

1999 haben sich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Europa grundlegend vera¬ndert. Anders als die Geldpolitik verblieb die Fiskalpolitik in nationaler Verantwortung, das erforderliche Zusammenspiel zwischen den Wirtschaftspolitiken der Teilnehmerla¬nder hat jedoch einen Bedarf an sta¬rkerer wirtschaftspolitischer Koordinierung geschaffen. Fu¬r eine Analyse der

Wirtschaftspolitik in der WWU ist die Betrachtung fiskalpolitischer Konzeptionen auf europa¬ischer Ebene ein unverzichtbarer Bestandteil. Die Entwicklung des

fiskalpolitischen Koordinierungskonzepts in der EU reicht von den Maastrichtkriterien u¬ber den Stabilita¬ts- und Wachstumspakt bis zur ãsustainabilityÒ und ãquality of public financesÒ. In diesem Prozess wurden immer weitere Bereiche der Fiskalpolitik in die europa¬ische Koordinierung einbezogen. Fu¬r die nationale Fiskalpolitik folgt daraus eine Beschra¬nkung des bisherigen Handlungsspielraums durch die europa¬ischen Anforderungen.

Ma§nahmen und Strategien der Budgetkonsolidierung 122

in den Mitgliedsla¬ndern der EU

Die Mitgliedsla¬nder der EU haben sich zur Vermeidung von nicht tragfa¬higen o¬ffentlichen Haushaltspositionen sowie zur Sicherstellung eines spannungsfreien makroo¬konomischen Policy-Mix fu¬r eine nachhaltige Wachstums- und

Bescha¬ftigungsentwicklung und die Absicherung moneta¬rer Stabilita¬t in der WWU verpflichtet. Die nunmehr institutionalisierte gemeinsame europa¬ische

Wa¬hrungspolitik impliziert die Notwendigkeit der sta¬rkeren und vor allem verbindlichen Koordination der in nationaler Verantwortung verbliebenen Fiskalpolitik. Der Stabilita¬ts- und Wachstumspakt soll sicherstellen, dass die Mitgliedstaaten der WWU ihre o¬ffentlichen Haushalte mittelfristig nahezu ausgeglichen oder mit einem U¬berschuss abschlie§en. Die nationalen

Haushaltspolitiken der EU-La¬nder werden durch die Vertragsbestimmungen und den Stabilita¬ts- und Wachstumspakt insbesondere in Konsolidierungsphasen in ihrer

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Absorptionsfa¬higkeit asymmetrischer Schocks eingeschra¬nkt. Beinahe alle EU-La¬nder waren Ð zur Erfu¬llung der Fiskalkriterien des Vertrags von Maastricht bzw. nach 1997 zur Erfu¬llung der Bestimmungen des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts Ð gezwungen, einschneidende Konsolidierungsma§nahmen zu setzen. Die dabei gewa¬hlten

Konsolidierungsstrategien werden in dieser Studie na¬her beleuchtet.

Verteilungsaspekte der Wirtschaftspolitik in der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion Ð 157 eine Betrachtung aus Arbeitnehmersicht

Obwohl sich in den beiden letzten Jahrzehnten die verteilungspolitischen Probleme in den Mitgliedstaaten der EU (hohe Arbeitslosigkeit, ungleiche Einkommensverteilung, preka¬re Arbeitsverha¬ltnisse, Armut, Geschlechterungleichheit) zum Teil verscha¬rft haben, geho¬ren Fragen der Verteilungspolitik nicht zu den vorrangigen

wirtschaftspolitischen Zielsetzungen der EU. Die vorliegende Studie hinterfragt, inwieweit der in den Grundzu¬gen der Wirtschaftspolitik festgelegte wirtschafts- politische Ansatz der EU zur U¬berwindung der verteilungspolitischen Probleme geeignet ist. Die asymmetrischen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die Fixierung der Geldpolitik auf das Ziel der Preisstabilita¬t durch eine unabha¬ngige Zentralbank und die zunehmende Disziplinierung der Fiskalpolitik erscheinen wenig lo¬sungsada¬quat. Die in mehreren Schritten erfolgte Verscha¬rfung der fiskalpolitischen Disziplin hat die Handlungsspielra¬ume fu¬r eine staatliche Umverteilungspolitik einge- schra¬nkt. Es wird daher fu¬r eine makroo¬konomische Wirtschaftspolitik pla¬diert, die eine kooperative Geldpolitik und eine expansive Ausrichtung der Fiskalpolitik zula¬sst.

Probleme der Besteuerung von grenzu¬berschreitenden Kapitaleinkommen 173 Die Liberalisierung des kurzfristigen Kapitalverkehrs und die Fortschritte in der

Informations- und Kommunikationstechnologie haben die Transaktionskosten vor allem fu¬r grenzu¬berschreitende, auf kurzfristige Renditemaximierung orientierte

Kapitalstro¬me erheblich gesenkt und damit die Mobilita¬t des Kapitals weiter erho¬ht.

Die Mobilita¬t des Kapitals tangiert die steuerpolitische Autonomie der einzelnen Staaten. Die Liberalisierung des Kapitalverkehrs ero¬ffnet zwar grundsa¬tzlich die Mo¬glichkeit, Wohlfahrtsgewinne auf Grund einer effizienten weltweiten Allokation von Kapital zu erzielen. Steuerlich induzierte Allokationsentscheidungen bedingen jedoch Wohlfahrtskosten fu¬r die Gesamtheit der La¬nder.

Die Besteuerung der grenzu¬berschreitenden Zins- und Dividendeneinku¬nfte folgt grundsa¬tzlich dem Wohnsitzlandprinzip der Besteuerung. Dessen umfassende Anwendung und Durchsetzbarkeit impliziert nicht nur eine global effiziente Allokation des Faktors Kapital, sondern auch die Aufrechterhaltung der nationalen steuerpolitischen Gestaltungsfreiheit sowie die Aufrechterhaltung des

Leistungsfa¬higkeitsprinzips als tragendes Grundprinzip einer umfassenden Einkommensbesteuerung. Will man bei Aufrechterhaltung dieses internationalen Besteuerungsprinzips und zunehmender Kapitalmobilita¬t Ð gegeben das Problem der Durchsetzbarkeit Ð eine Erosion der Steuern auf Kapitaleinku¬nfte verhindern, so ist die Kooperation der La¬nder unumga¬nglich. Die Unternehmensbesteuerung folgt de facto dem Quellenlandprinzip der Besteuerung, das grundsa¬tzlich den strategischen Einsatz der Steuerpolitik begu¬nstigt. Steuerwettbewerb beeintra¬chtigt nicht nur die steuerpolitische Autonomie der einzelnen La¬nder, er hat auch weit reichende Folgen fu¬r die Umverteilung zwischen verschiedenen Einkommenskategorien innerhalb der Staaten und wohl auch fu¬r die Aufrechterhaltung des Sozialstaats.

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Debt-Management der Republik O¬sterreich 208 unter den Finanzmarktgegebenheiten des Euroraums

Das o¬ffentliche Debt-Management bestimmt durch die Wahl der Finanzierungsform nicht nur die Zahlungsverpflichtungen des Staats, sondern in der Regel auch die Angebotsbedingungen auf den Rentenma¬rkten eines Landes. Wa¬hrend die

Zieldefinition des Debt-Managements aus fiskalischer Sicht relativ unumstritten und durch eine nachhaltige Kostenminimierungsstrategie charakterisiert ist, wird deren Beitrag zur Wirtschaftspolitik eines Landes kontroversiell diskutiert. Unter den Rahmenbedingungen der WWU ist weiters zu beachten, dass makroo¬konomische Ziele des o¬ffentlichen Debt-Managements nicht mehr ausschlie§lich la¬nderspezifisch, sondern auch im Hinblick auf den Euroraum zu definieren sind.

Das operative Debt-Management wird in O¬sterreich seit 1993 von einer eigensta¬ndigen Organisationseinheit durchgefu¬hrt. Diese ist bestrebt, das Schuldenportefolio mo¬glichst kosteneffizient zu bewirtschaften und durch Eingehen von (begrenzten) Risiken ihre Finanzierungskosten trotz der vergleichsweise geringen Liquidita¬t auf dem Niveau der gro§en europa¬ischen Nachbarn zu halten. Makroo¬konomische Aspekte gehen beim operativen Debt-Management insofern ein, als die Markt-, Refinanzierungs-, Liquidita¬ts- und Kreditrisiken sowie die operationalen Risiken mo¬glichst gering gehalten werden. Die Verwirklichung der WWU hat einerseits den Investorenkreis und die finanztechnischen Mo¬glichkeiten fu¬r das Debt-Management der Republik merklich verbreitert und andererseits den Wettbewerb zwischen den o¬ffentlichen Emittenten im Euroraum deutlich erho¬ht.

Zyklisch bereinigte Budgetsalden fu¬r O¬sterreich 228

Die WWU bringt eine vorausschauende Beobachtung der Fiskalpolitik aller Mitgliedstaaten im Rahmen der Konvergenz- und Stabilita¬tsprogramme mit sich. In der Bewertung der mittelfristigen Budgetziele und deren Erfu¬llung legt die Europa¬ische Kommission auf die konjunkturbedingte (zyklische) Budgetkomponente besonderes Augenmerk. Die Berechnung der zyklischen Komponente der o¬ffentlichen Haushalte durch die OeNB beruht auf einem dreistufigen Verfahren: Im ersten Schritt wird die konjunkturbedingte Abweichung der Steuer- bzw. Ausgabenbasis vom langfristigen Trend durch die Anwendung des Hodrick-Prescott-Filters berechnet. Im zweiten Schritt werden die davon unabha¬ngig gescha¬tzten Steuer- bzw. Ausgabenelastizita¬ten mit den konjunkturbedingten Schwankungen des Indikators und schlie§lich mit den

Budgetposten verknu¬pft. Die zyklischen Komponenten aller konjunktursensiblen Budgetposten werden zuletzt aufsummiert. Diese zyklische Komponente der

o¬ffentlichen Haushalte erha¬lt ihren vorausschauenden Charakter durch die Verwendung der OeNB-Prognose fu¬r die zu Grunde liegenden Steuer- und Ausgabenindikatoren.

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Studien

O¬konomische Aspekte der Eurobargeldumstellung in O¬sterreich 246 Die Einfu¬hrung der Eurobanknoten und -mu¬nzen stellt den letzten Schritt zur

Vollendung der WWU dar. Der dafu¬r erforderliche Aufwand ist als Investition in die europa¬ische moneta¬re Infrastruktur zu sehen und tra¬gt zur Fo¬rderung des langfristigen Wachstumspotenzials bei. Die ersten zwei Jahre des Bestehens der WWU waren von beeindruckenden makroo¬konomischen Erfolgen gekennzeichnet. Den bevorstehenden endgu¬ltigen U¬bergang zum Euro werden folgende Prinzipien bzw. Entwicklungen pra¬gen: Der Euro bringt eine rechnerische Umstellung auf eine neue Wa¬hrung (Motto:

ãneues Geld, gleicher WertÒ) und ist sichtbarer Ausdruck einer positiven Erneuerung der europa¬ischen Wa¬hrungsverfassung durch die WWU. Kurzfristige Auswirkungen ko¬nnen insbesondere auf den Bargeldumlauf und das Spar- und Anlageverhalten der O¬sterreicher auftreten. Marktmechanismen sowie administrative Regelungen werden gegen Preiserho¬hungen wirken; trotzdem ko¬nnen Preiserho¬hungen nicht vo¬llig ausgeschlossen werden. In diesem Fall handelt es sich um einen einmaligen

Preisniveaueffekt, der vor, wa¬hrend oder erst nach der eigentlichen Umstellungsperiode auftreten kann. Aus geldpolitischer Sicht ist wichtig, dass die Signalfunktion der relativen Preise mo¬glichst kurz und nur geringfu¬gig beeintra¬chtigt ist, die

Preisniveaueffekte gering bleiben und sich nicht in Inflation transformieren, und dass die Geldpolitik mo¬gliche Auswirkungen auf die moneta¬ren (Teil-)Aggregate sorgfa¬ltig analysiert.

Neuberechnung des Indikators der Wettbewerbsfa¬higkeit 270 der o¬sterreichischen Wirtschaft

Trotz gemeinsamer Wa¬hrung wird die nationale preisliche bzw. kostenma¬§ige Wettbewerbsfa¬higkeit der Teilnehmer an der WWU weiterhin zu einem nicht unerheblichen Teil von der unterschiedlichen la¬nderspezifischen Entwicklung der Preise und Kosten innerhalb des Euroraums bestimmt. Fu¬r die Evaluierung der nationalen Wettbewerbsfa¬higkeit ist daher die Berechnung von Wettbewerbsfa¬higkeitsindizes auf der Grundlage umfassender nationaler Au§enhandelsmatrizen, die den Waren- und Dienstleistungsverkehr nicht nur mit den relevanten Handelspartnern au§erhalb, sondern auch innerhalb der WWU abbilden, unerla¬sslich. Die neuberechneten Wettbewerbsindizes fu¬r O¬sterreich zur Erfassung von wettbewerbsrelevanten Preis- und Wechselkurseffekten beruhen insbesondere bezu¬glich Industriewaren- und

Reiseverkehrsexporten erstmals auf einer nach Ziel- und Konkurrenzla¬ndern nahezu vollsta¬ndig differenzierten Abbildung des aktuellen o¬sterreichischen

Au§enhandelsgefu¬ges. Herausragendstes Merkmal ist die seit 1993 im Unterschied zur bisherigen Berechnung kra¬ftige nominell-effektive Aufwertung des Schillings. Das Bild a¬ndert sich jedoch grundlegend, betrachtet man fu¬r den gleichen Zeitraum die Entwicklung des real-effektiven Wettbewerbsindex gema¬§ neuer Berechnung. In der deutlich gro¬§eren Differenz zwischen nominell-effektiver und real-effektiver Wettbewerbsentwicklung kommt die Ungleichheit in der Preisentwicklung zwischen O¬sterreich und dem Durchschnitt seiner Handelspartner wesentlich klarer zum Vorschein als in der bisherigen Berechnung.

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Der einheitliche Finanzmarkt Ð Eine Zwischenbilanz nach zwei Jahren WWU 312 Ergebnisse der 29. Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank

Ziel der 29. Volkswirtschaftlichen Tagung der OeNB war es, Antworten auf die Frage nach den Auswirkungen des Euro auf das europa¬ische Finanzsystem zu finden. Dabei wurden insbesondere die Entwicklungen auf den Finanzma¬rkten, im Bankensystem und in der Finanzmarktaufsicht diskutiert. Die Einfu¬hrung des Euro bewirkt nicht nur eine weitgehende Strukturvera¬nderung auf den europa¬ischen Finanzma¬rkten, sondern hat auch Auswirkungen auf die Funktion der Banken im Finanzierungsprozess. Insgesamt sollte die Integration der europa¬ischen Finanzma¬rkte deren Funktionsweise deutlich verbessern und damit einen Beitrag zur dauerhaften Verbesserung der

Rahmenbedingungen fu¬r die europa¬ische Wirtschaft leisten. In vielen Beitra¬gen wurde allerdings hervorgestrichen, dass die WWU nicht der einzige Motor der Vera¬nderungen ist; Deregulierung sowie der technische Fortschritt haben die Rahmenbedingungen fu¬r den Finanzsektor in den letzten Jahren und Jahrzehnten mindestens ebenso nachhaltig vera¬ndert. Grundsa¬tzlich haben die Marktteilnehmer, die Zentralbanken und die Regierungen ein gemeinsames Interesse an einem effizienten System der

Finanzmarktaufsicht, um die Finanzmarktstabilita¬t zu sichern und krisenhaften Erscheinungen so fru¬h wie mo¬glich begegnen zu ko¬nnen. Deutlich wurde das Erfordernis der Einbindung der Zentralbanken in die Finanzmarktaufsicht.

Die im Teil ãStudienÒ dieses Hefts zum Ausdruck gebrachte Meinung des jeweiligen Autors kann im Einzelfall von der Meinung der OeNB abweichen.

Hinweise

Abku¬rzungsverzeichnis 333

Zeichenerkla¬rung 334

Kundmachungen der Oesterreichischen Nationalbank 335

Verordnungen der Europa¬ischen Gemeinschaft 336

Bekanntmachungen der Oesterreichischen Nationalbank 337

U¬bersicht u¬ber Berichte, Studien und Sonderdrucke 338

U¬bersicht der Studien zu Schwerpunktthemen 341

Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank 342

Adressen der Oesterreichischen Nationalbank 346

Beilage

Reden des Pra¬sidenten Adolf Wala und des Gouverneurs Dr. Klaus Liebscher

anla¬sslich der Generalversammlung der Oesterreichischen Nationalbank am 17. Mai 2001

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In der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion (WWU) ist die Fiskalpolitik wesentlicher Teil einer ausgewogenen, nicht inflationa¬ren und auf dauer- haftes Wachstum orientierten Wirtschaftspolitik. Europa¬ische Positionen gewinnen damit fu¬r die in nationaler Verantwortung verbliebene Fiskalpolitik immer mehr an Gewicht. Die mit der WWU verbundene Erho¬hung der Finanzmarktintegration wird als Grund fu¬r die Notwendigkeit der sta¬rkeren und vor allem verbindlichen Koordination der Fiskalpolitik der einzelnen La¬nder gesehen. Negative Spillover-Effekte nationaler Schuldaufnahmen auf die anderen Teilnehmerla¬nder der WWU sollen verhindert bzw. die Glaubwu¬rdigkeit der gemeinsamen europa¬ischen Geldpolitik nicht gefa¬hrdet werden. Im Vertrag von Maastricht wurden die Kriterien fu¬r eine solide Fiskalpolitik formuliert, deren Erreichung als Eintrittsbedingung fu¬r die Mitgliedschaft in der WWU galten. Mit dem Stabilita¬ts- und Wachstumspakt haben sich die Mitgliedsla¬nder der WWU verpflichtet, ihre o¬ffentlichen Haushalte mittelfristig nahezu auszugleichen bzw. einen Budgetu¬berschuss zu erzielen.

Die Studien dieses Schwerpunkthefts diskutieren Fragen, die sich im Zusammenhang mit einer in nationaler Verantwortung verbliebenen, aber von zunehmenden Koordinierungserfordernissen tangierten Fiskalpolitik der EU-La¬nder ergeben.

Der Frage des Wandels der fiskalpolitischen Konzeption in der europa¬ischen Wirtschaftspolitik gehtPeter Mooslechnernach. Es wird gezeigt, dass die im MusgraveÕschen Funktionenmodell des o¬ffentlichen Haushalts vorgenommene Trennung der Staatsfunktionen in allokative, stabilisierungs- politische und distributive Aufgaben zwar ein sinnvolles Analyseinstrument ist; es bietet jedoch keine theoretischen Anhaltspunkte dafu¬r, welcher Funktion im Fall von Zielkonflikten der Vorrang zu geben ist. Im Lauf des europa¬ischen Integrationsprozesses hat die fiskalpolitische Konzeption eine Verlagerung zur sta¬rkeren Betonung allokativer Funktionen erfahren.

Mo¬gliche Konsequenzen dieses Funktionswandels werden diskutiert.

Die fiskalpolitischen Koordinierungsmechanismen, die im Lauf der Neunzigerjahre in der EU wirksam wurden, haben die Budgetpolitiken der EU-La¬nder entscheidend gepra¬gt.Leopold Diebalek, Walpurga Ko¬hler-To¬glhofer, Herbert Nekvasil und Doris Prammer analysieren die verschiedenen Budget- konsolidierungsstrategien der EU-La¬nder, die zur Erfu¬llung der Fiskal- kriterien des Vertrags von Maastricht und der Bestimmungen des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts verfolgt wurden.

Die in den letzten Jahren erfolgte Budgetkonsolidierung in vielen EU- Staaten wird dabei vielfach mit einer ru¬ckla¬ufigen Bedeutung verteilungs- politischer Ziele der Fiskalpolitik in Verbindung gebracht. Bruno Rossmann, Kammer fu¬r Arbeiter und Angestellte, untersucht verteilungspolitische Aspekte des europa¬ischen Integrationsprozesses aus Sicht der Arbeitnehmer.

Walpurga Ko¬hler-To¬glhoferdiskutiert sodann Koordinierungserfordernisse bei der Besteuerung grenzu¬berschreitender Kapitaleinkommen. Die Libe- ralisierung des kurzfristigen Kapitalverkehrs, die Schaffung eines gemein- samen europa¬ischen Finanzmarktes und die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie implizieren Spillover-Effekte der nationa- len Steuerpolitik auf andere La¬nder, die ein koordiniertes Vorgehen der

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Staaten notwendig machen, um Wohlfahrtsverluste zu beschra¬nken. Der Beitrag gibt zuna¬chst einen U¬berblick u¬ber finanzwissenschaftliche und steuertheoretische Aspekte und stellt sodann die aktuelle Diskussion u¬ber die Harmonisierung von Unternehmenssteuern dar.

Eva Hauth, Sekretariat des Staatsschuldenausschusses (OeNB), und Paul A. Kocher,O¬sterreichische Bundesfinanzierungsagentur, bescha¬ftigen sich mit einem Teilaspekt der Finanzpolitik, dem in der wirtschaftspolitischen Diskussion in O¬sterreich vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das o¬ffentliche Debt-Management, unter dem alle Ma§nahmen zu verstehen sind, die die Zusammensetzung der o¬ffentlichen Verschuldung vera¬ndern, wird im Euroraum infolge der hohen Staatsverschuldung und der dynamischen Entwicklungen auf den Finanzma¬rkten vor gro§e Heraus- forderungen gestellt. Diese Studie skizziert zum einen die divergierenden internationalen Ansa¬tze zur Ausrichtung der Staatsschuldenstrukturpolitik, wobei insbesondere auch makroo¬konomische Fragestellungen des Debt- Managements beleuchtet werden. Zum anderen werden die derzeit geltenden Leitlinien des operativen Debt-Managements in O¬sterreich pra¬sentiert, die bereits im Vorfeld der WWU an die neuen Finanzmarkt- gegebenheiten anzupassen waren.

Im letzten Beitrag des Fiskalschwerpunkts stellt Thomas Url, O¬sterrei- chisches Wirtschaftsforschungsinstitut, ein Verfahren zur Berechnung der zyklischen Komponenten der konjunktursensiblen Haushaltspositionen vor.

Insbesondere seit dem In-Kraft-Treten des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts, der ein mittelfristig ausgeglichenes Budgetdefizit bzw. Budgetu¬berschu¬sse vorsieht, sind methodische Fragen bei der Scha¬tzung struktureller Defizite in den Mittelpunkt des akademischen und auch wirtschaftspolitischen Interes- ses geru¬ckt. Dieses Verfahren bildet in Zukunft die Grundlage zur Berechnung zyklisch bereinigter Budgetdefizite durch die OeNB.

Inhaltliche Koordination Walpurga Ko¬hler-To¬glhofer

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u n d i n d e r E U

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Eurogebiet

Fortgesetzte Konjunkturabschwa¬chung im Euroraum

Im ersten Quartal 2001 wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums auf Jahresbasis um 2.6%. Damit ist das Wirtschaftswachstum seit dem zweiten Quartal 2000 um insgesamt 1.2 Prozentpunkte zuru¬ck- gegangen. Bewirkt wurde dieser Ru¬ckgang sowohl durch einen Einbruch des privaten Konsums als auch durch weniger stark wachsende Bruttoanlagein- vestitionen. Das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen ist seit dem ersten Quartal 1998, von einem sehr hohen Niveau (9.3%) ausgehend, ru¬ckla¬ufig, wobei sich das Wachstumstempo seit dem dritten Quartal 2000 noch einmal verlangsamt hat. Der private Konsum wa¬chst seit dem dritten Quartal 2000 ebenfalls weniger stark, hat aber zuletzt etwas an Dynamik gewonnen.

Dagegen war der Wachstumsbeitrag des Au§enhandels in den letzten drei Quartalen eine Hauptstu¬tze der Konjunktur, obwohl es im ersten Quartal 2001 zu einem Einbruch sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen kam. Bei Betrachtung der Wachstumsraten im Quartalsabstand zeigt sich, dass der Wachstumsbeitrag des Au§enhandels im ersten Quartal durch das sich verringernde Importvolumen verursacht wurde. Demgegenu¬ber stag- nierte die Binnennachfrage auf Grund einander kompensierender Entwick- lungen der Investitionen und des o¬ffentlichen und privaten Konsums weitgehend.

Die Ursachen fu¬r diese Entwicklung sind in erster Linie auf den negativen Terms-of-Trade-Effekt der ho¬heren Energiepreise auf Konsum und Investitionen zuru¬ckzufu¬hren. Weitere da¬mpfende Effekte gingen von der stark zuru¬ckgehenden Bauwirtschaft in Deutschland, dem realwirtschaft- lichen Effekt der Tierseuchen sowie der ru¬ckla¬ufigen Entwicklung der Firmen im Telekommunikations- und Computertechnologiesektor aus. Die Abschwa¬chung des Weltwirtschaftswachstums zeigte sich an den gegenu¬ber

Konsumausgaben des Staats

Konsumausgaben der privaten Haushalte und privater Organisationen ohne Erwerbszweck Bruttoinvestitionen

Außenbeitrag (Waren und Dienstleistungen) BIP zu Marktpreisen

Quelle: EUROSTAT.

Wachstumsbeiträge der Komponenten des realen BIP

Veränderung zum Vorquartal in Prozentpunkten

1'0 0'8 0'6 0'4 0'2 0'0

–0'2

–0'4

1999 2000 2001

Gabriel Moser Redaktionsschluss:

31. Juli 2001

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dem Vorquartal stagnierenden Exporten und dem sta¬rker fallenden Trend in den Wachstumsraten der Investitionen, die u¬blicherweise einen engen Zusammenhang mit der Exportkonjunktur aufweisen.

Kurzfristige Vorlaufindikatoren

signalisieren weitere Wachstumsabschwa¬chung

Ein wichtiger kurzfristiger Vorlaufindikator fu¬r das BIP ist die Industrie- produktion, die 25% der Wertscho¬pfung im Euroraum ausmacht. Das Wachstum der saisonbereinigten Industrieproduktion im Euroraum schwa¬chte sich im ersten Halbjahr stetig ab; im Juni 2001 war es erstmals leicht ru¬ckla¬ufig (Ð0.1% im Jahresabstand). Bei Betrachtung der Quartals- wachstumsraten zeigt sich, dass die Industrieproduktion in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2001 stagnierte bzw. leicht schrumpfte. Die Entwick- lung der Industrieproduktion im Euroraum folgt damit jener in den USA mit einer Zeitverzo¬gerung von etwa vier bis fu¬nf Monaten. Die Einzelhandels- umsa¬tze, die ebenso wie die Konsumausgaben bereits im dritten Quartal 2000 einbrachen, wuchsen im Mai mit 0.5% im Vorjahresvergleich. Damit ist seit Beginn des Jahres 2001 ein geringfu¬gig fallender Trend erkennbar.

Der Gesamtindex des Konsumenten- und Gescha¬ftsvertrauens war im Juni 2001 weiter ru¬ckla¬ufig, nachdem er im zweiten Quartal 2000 den ho¬chsten Stand seit Beginn der Neunzigerjahre erreicht hatte. Die Index- abnahme ist auf eine ebensolche Entwicklung in den Subindizes fu¬r das Konsumentenvertrauen, das Industrievertrauen und das Vertrauen der Bauwirtschaft zuru¬ckzufu¬hren, wobei der Ru¬ckgang des Vertrauens der Konsumenten und der Industrie mittlerweile jenen zur Zeit der Asien- und Russlandkrise u¬bersteigt.

Insgesamt deuten die kurzfristigen Indikatoren auf eine weitere Abschwa¬chung des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal und bes- tenfalls auf eine Stabilisierung im dritten Quartal hin. Der Konsum du¬rfte weiterhin eine tragende Rolle spielen, wa¬hrend die fallende Industrie- produktion und die schlechte Auftragslage in der Industrie auf weiter schwache Investitionen sowie eine geringe Au§enhandelsaktivita¬t hindeuten.

BIP-Prognosen fu¬r 2001 und 2002 nach unten revidiert

Im Jahr 2000 lag die durchschnittliche Wachstumsrate des BIP mit 3.4%

deutlich u¬ber der von der EZB gescha¬tzten Potenzialwachstumsrate von 2 bis 2.5%. Die Prognosen fu¬r das Jahr 2001 liegen derzeit im Durchschnitt (Consensus Forecast) bei einem Wirtschaftswachstum von 2.3% fu¬r 2001 und 2.7% fu¬r 2002 und damit nach wie vor u¬ber bzw. an der Potenzial- wachstumsrate. Gegenu¬ber dem Vorjahr wurden die Prognosen fu¬r 2001 um insgesamt 1 Prozentpunkt nach unten revidiert, wobei der Pessimismus jeweils parallel zur Verschlechterung der momentanen Lage wuchs. Die Prognosen fu¬r 2002 wurden hingegen nur um 0.3 Prozentpunkte zuru¬ck- genommen.

Die Entwicklung der Binnennachfrage im Euroraum sowie der Welt- wirtschaft in den ersten sieben Monaten des Jahres 2001 spricht dafu¬r, dass sich das Wirtschaftswachstum im Euroraum im zweiten Quartal weiter an das gescha¬tzte Potenzialwachstum anna¬hern wird. Im Falle einer Fortsetzung

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der momentanen Entwicklung wa¬re mit Wachstumsraten unter 2% fu¬r 2001 und einer weiteren Verschlechterung im Jahr 2002 zu rechnen. Die aktuellen Prognosen gehen dagegen weiterhin von einer Trendwende im zweiten Halbjahr 2001 und einer sta¬rkeren wirtschaftlichen Dynamik im Jahr 2002 aus. Fu¬r dieses Szenario sprechen die in vielen europa¬ischen La¬ndern eingeleiteten Steuerreformen, niedrigere Rohstoffpreise, ein weiterhin hohes Wachstum der Bescha¬ftigung, die gesunden gesamtwirt- schaftlichen Finanzierungssalden des Euroraums sowie ein mo¬glicher Konjunkturaufschwung in den USA. Speziell Letzterer stellt das Hauptrisiko fu¬r die realwirtschaftliche Entwicklung des Euroraums in den na¬chsten 11/2 Jahren dar.

Arbeitsmarkt weiterhin stabil

Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum war im Juni 2001 mit 8.3% gegenu¬ber dem Vormonat unvera¬ndert und damit gegenu¬ber dem ersten Quartal 2001 nahezu konstant. Das Wachstum der Bescha¬ftigung betrug im ersten Quartal 2001 0.4% gegenu¬ber dem Vorquartal und blieb damit im Trend des Jahres 2000. Die momentane konjunkturelle Dynamik reicht offenbar nicht aus, um die hohe Arbeitslosigkeit im Euroraum weiter abzubauen. Der Ausblick fu¬r das Bescha¬ftigungswachstum in der zweiten Jahresha¬lfte ist eher negativ, da sich bei Redaktionsschluss die Meldungen von Stellenabbau bzw. geplantem Stellenabbau, insbesondere in der Gro§- industrie, mehren.

Inflationsrate im Juni auf 3% gesunken

Die Jahreszuwachsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) erreichte im Mai mit 3.4% einen Ho¬chststand, um im Juni wieder auf 3% zu sinken. Die Energiepreise wirkten mit 5.5% weiterhin inflationserho¬hend, gegenu¬ber dem Vorjahr hat sich dieser Druck allerdings bereits abge-

Quelle: EUROSTAT.

Komponenten des HVPI: Beiträge zur Inflation

in Prozentpunkten

3'0 2'5 2'0 1'5 1'0 0'5 0'0

–0'5

1998 2000 2001

Ernährung und Getränke Industriegüter ohne Energie Energie

Dienstleistungen

1999

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schwa¬cht. Die Preise fu¬r unverarbeitete Nahrungsmittel stiegen weiter kra¬ftig an, die Inflationsrate in dieser Gu¬terkategorie lag im Juni bei 9%. Im Jahresdurchschnitt 2000 betrug die HVPI-Inflationsrate 2.3% (1999: 1.1%).

Die Grafik ãKomponenten des HVPI: Beitra¬ge zur InflationÒ zeigt, dass die Entwicklung der Inflationsrate seit dem Tiefststand im Juli 1999 von zwei aufeinander folgenden Schocks bestimmt wurde, zuerst durch die ho¬heren Energiepreise auf Grund des gestiegenen Erdo¬lpreises und danach durch die ho¬heren Preise von unverarbeiteten Nahrungsmitteln auf Grund der Tierseuchen. Ebenfalls inflationserho¬hend wirkte die Wechselkurs- entwicklung des Euro im Jahr 2000. Es gibt bereits erste Anzeichen, dass diese Effekte in den kommenden Quartalen zuru¬ckgehen werden. Unter der Annahme geringer Zweitrundeneffekte sollte sich daher die Inflationsrate an die mittelfristige Preisstabilita¬tsmarke des Euroraums anna¬hern. Dies ist auch die Ansicht der Mehrheit der Prognoseinstitute. So liegt die vom IWF, von der OECD und der Europa¬ischen Kommission prognostizierte Inflationsrate fu¬r 2001 bei 2.2 bis 2.3% und fu¬r 2002 bei 1.8 bis 1.9%.

Rohstoffpreise und Erzeugerpreise ru¬ckla¬ufig

Der Anstieg der Erdo¬lpreise und die Wechselkursentwicklung waren u¬ber weite Teile des Jahres 2000 hauptverantwortlich dafu¬r, dass sich der Preisauftrieb im Euroraum versta¬rkt hat. Im Dezember 2000 ging der Roho¬lpreis deutlich zuru¬ck. Der darauf folgende Aufwa¬rtstrend zu Jahres- beginn 2001 war nur von kurzer Dauer. Seit Mitte Februar schwankt der Roho¬lpreis mit relativ gro§er Volatilita¬t um 25 USD/Barrel und lag zuletzt am 30. Juli 2001 bei 24.5 USD/Barrel. Der mittlere Barrelpreis fu¬r Roho¬l der Marke Brent lag in den ersten sieben Monaten des Jahres 2001 bei 26.4 USD und damit um rund 7% unter dem Niveau des Vorjahres- durchschnitts.

Bezu¬glich der weiteren Entwicklung des Erdo¬lpreises ist nachfrageseitig auf Grund der Abschwa¬chung des Weltwirtschaftswachstums eher mit einem weiteren Ru¬ckgang zu rechnen, was sich auch in den Futures-Preisen fu¬r im Dezember des Jahres 2001 zu lieferndes Roho¬l widerspiegelt (30. Juli:

25.6 USD/Barrel). Auf der Angebotsseite hat die OPEC ein Preisziel von mindestens 22 USD/Barrel bekannt gegeben und versucht, dieses durch Produktionssteuerungen durchzusetzen.

Bei anderen Rohstoffen, insbesondere Metallen, die in der Elektronik- industrie verwendet werden, besteht bei Redaktionsschluss ein betra¬cht- licher Angebotsu¬berhang, der auch bereits zu fallenden Preisen gefu¬hrt hat.

Die Erzeugerpreise im Euroraum reflektierten in den vergangenen zwei Jahren die Entwicklung des O¬lpreises und des Wechselkurses besonders stark, wobei die realwirtschaftliche Entwicklung ebenfalls eine Rolle gespielt haben du¬rfte. Nach einer Phase fallender Preise von Mitte 1998 bis Anfang 1999 stiegen die Erzeugerpreise bis Ende 2000 um insgesamt etwa 8%.

Seither hat sich die Preissteigerungsrate deutlich verringert, was haupt- sa¬chlich auf den gefestigten Eurowechselkurs und den weitgehend stabili- sierten O¬lpreis zuru¬ckzufu¬hren ist. Diese Entwicklung der Erzeugerpreise spricht dafu¬r, dass die momentan hohe Inflationsrate ein voru¬bergehendes Pha¬nomen ist.

(16)

Ho¬here Inflation schla¬gt sich bislang nicht in ho¬heren Lo¬hnen nieder

Die Arbeitskosten pro Stunde in der gesamten Wirtschaft sind im ersten Quartal um 3.1% gestiegen. Damit ist die Steigerungsrate der Arbeitskosten nach 3.6% in den ersten drei Quartalen 2000 und 3.2% im vierten Quartal des Jahres 2000 etwas niedriger ausgefallen. Die ru¬ckla¬ufige Entwicklung zeigt sich sowohl in den Lo¬hnen als auch in den Lohnnebenkosten. Die Bescha¬ftigung ist im ersten Quartal 2001 um 2.2% im Vorjahresvergleich und das reale BIP um 2.6% gewachsen, wa¬hrend die Inflationsrate in diesem Zeitraum 2.6% betragen hat. Damit entspricht der Anstieg der nominellen Arbeitskosten in etwa der Summe aus Inflationsrate und Produktivita¬ts- wachstum pro Bescha¬ftigtem. Eine durch den hohen Erdo¬lpreis induzierte Lohn-Preis-Spirale bzw. Lohnsteigerungen auf Grund von Exchange-Rate- Pass-Trough-Effekten kann bislang nicht festgestellt werden.

Geldmengenwachstum im Zeitraum April bis Juni bei 5.3%

Die Geldmenge M3 ist im Juni 2001 mit 6.1% auf Jahresbasis gegenu¬ber dem Vormonat deutlich sta¬rker gewachsen (5.1%). Die fu¬r die Geldpolitik relevante Gro¬§e des Drei-Monats-Durchschnitts (April bis Juni 2001) betrug 5.3% und lag damit um 0.8 Prozentpunkte u¬ber dem Referenzwert von 4.5%. Das Aggregat M1 ist im Juni im Jahresabstand um 3.8% gestiegen, nach 2.9% im Mai 2001.

Die Zahlen fu¬r das Wachstum von M3 sind um die Haltung von Geldmarktfondsanteilen durch nicht im Euroraum Ansa¬ssige bereinigt. Eine weitere Korrektur von M3 um die Haltung von Schuldverschreibungen mit einer Fristigkeit von bis zu 2 Jahren durch nicht im Euroraum Ansa¬ssige ist von der EZB bis Ende Jahres 2001 in Aussicht gestellt worden. Diese Korrektur du¬rfte nach momentanen Scha¬tzungen etwa 0.75 Prozentpunkte

Quelle: EUROSTAT.

Erzeugerpreisentwicklung im Euroraum

Veränderung zum Vorjahr in %

6 5 4 3 2 1 0

–1

–2

–3

1991 2000 01

Erzeugerpreisindex HVPI

1999 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998

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betragen. Damit la¬ge das derzeitige Geldmengenwachstum (des Drei- Monats-Durchschnitts) nahe beim Referenzwert.

Die Jahreswachstumsrate der gesamten Kredite an Nicht-MFIs im Euroraum stieg auf 6.1% im Juni gegenu¬ber 5.9% im Mai 2001. Dies ist auf die weniger stark fallende Kreditvergabe an die o¬ffentlichen Haushalte (Mai 2001: Ð2.7%; Juni 2001: Ð1.5%) zuru¬ckzufu¬hren. Die Wachstumsrate der Kredite an den privaten Sektor ist weiter ru¬ckla¬ufig (Mai 2001: 8.6%, Juni 2001: 8.4%). Die gebremste Wachstumsrate der Kreditvergabe an die privaten Haushalte kann sowohl auf einen Basiseffekt als auch auf die geringere Kreditnachfrage angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums zuru¬ckgefu¬hrt werden. Die schwache Nachfrage nach Bankkrediten durch die o¬ffentliche Hand kann einerseits auf die reduzierten Haushaltsdefizite, andererseits auf einen durch den einheitlichen Kapitalmarkt im Euroraum ausgelo¬sten Substitutionseffekt erkla¬rt werden. So versuchen die Staats- schuldenmanager derzeit, mo¬glichst hohe Anleihevolumen zu begeben, um durch die daraus resultierende ho¬here Liquidita¬t ihre Zinskosten zu reduzieren.

Effektiver Eurowechselkurs steigt

In den Neunzigerjahren bestand ein tendenziell negativer Zusammenhang zwischen Vera¬nderungen des nominell-effektiven Wechselkurses und dem Wirtschaftswachstum im Euroraum, das heisst, den drei Trendwenden des Wechselkurses nach unten folgten mit einer gewissen Verzo¬gerung Trendwenden im BIP nach oben, wa¬hrend Trendwenden des nominell- effektiven Wechselkurses nach oben von Trendwenden des BIP nach unten gefolgt waren. Der Time-Lag bei Abwertungen war in etwa konstant, wa¬hrend sich der Time-Lag bei Aufwertungen tendenziell verku¬rzte.

In der ersten Jahresha¬lfte 2001 war der nominell-effektive Wechselkurs gegenu¬ber dem Vorjahr in Summe nahezu konstant, die deutliche Auf-

Quelle: EUROSTAT, EZB.

Nominell-effektiver Wechselkurs des Euro

Veränderung zum Vorjahr in %

9 6 3 0

–03

–06

–09

–12

–15

2000 01

Nomineller Wechselkurs (linke Achse) BIP (rechte Achse)

1999 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998

3

2

1

0

–1

–2

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wertung gegen Ende des Jahres 2000 hat sich nicht fortgesetzt. Damit gingen vom Wechselkurs im Jahr 2001 bislang keine zusa¬tzlichen expansiven Effekte fu¬r die Realwirtschaft, aber auch keine zusa¬tzlichen inflationserho¬henden Wirkungen aus.

Verringertes Leistungsbilanzdefizit, versta¬rkte Kapitalabflu¬sse

Im Zeitraum Ja¬nner bis April 2001 verzeichnete der Euroraum ein Leistungsbilanzdefizit in Ho¬he von 7.8 Mrd EUR. Gegenu¬ber dem Vorjahres- zeitraum wurde damit das Defizit um 6 Mrd EUR verringert. Dies ist hauptsa¬chlich auf im Jahresabstand sta¬rker wachsende Exporte als Importe zuru¬ckzufu¬hren.

Bei den Direktinvestitionen und den Portfolioinvestitionen verzeichnete der Euroraum im selben Zeitraum Kapitalabflu¬sse in Ho¬he von 108.8 Mrd EUR gegenu¬ber 47.4 Mrd EUR im Vorjahreszeitraum.

EZB senkt Leitzinsen um 25 Basispunkte

Am 10. Mai 2001 beschloss der EZB-Rat, den Mindestbietungssatz fu¬r die Hauptrefinanzierungsgescha¬fte des Eurosystems um 25 Basispunkte zu senken. Als Begru¬ndung wurde ein geringerer mittelfristiger inflationa¬rer Druck angegeben. Innerhalb der ersten Sa¬ule bestanden keine inflationa¬ren Risiken mehr, was durch ein um Sonderfaktoren bereinigtes Geldmengen- wachstum in der Na¬he des Referenzwerts und ein geringeres Kredit- wachstum signalisiert wurde. Innerhalb der zweiten Sa¬ule hatten sich die inflationa¬ren Risiken etwas verringert. Dies ist nachfrageseitig auf die Wachstumsabschwa¬chung und angebotsseitig auf fortgesetzte Lohnmodera- tion trotz O¬lpreisschock zuru¬ckzufu¬hren.

Andere EU-La¬nder

In Da¬nemark blieb die HVPI-Inflationsrate im Juni 2001 mit 2.2% erneut unter jener des Euroraums. Das Preisniveau Schwedens stieg im Jahres- vergleich um 3%, jenes des Vereinigten Ko¬nigreichs um 1.7%. Damit zogen die Inflationsraten des Vereinigten Ko¬nigreichs und Schwedens in den letzten Monaten deutlich an, wa¬hrend die Inflation Da¬nemarks stabil blieb.

Bezu¬glich der realwirtschaftlichen Entwicklung zeigt sich der globale Konjunkturabschwung auch in diesen La¬ndern; im Vereinigten Ko¬nigreich fiel die Wachstumsrate des realen BIP im zweiten Quartal auf 2.1% (erste Scha¬tzung), nach 2.7% im ersten Quartal. In Schweden blieb das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2001 mit 2.3% auf demselben Niveau wie im Vorquartal. Vertrauensindikatoren und die stark fallende Industrie- produktion deuten auf eine bevorstehende Verschlechterung hin. In Da¬nemark ist das Wachstum im ersten Quartal deutlich zuru¬ckgegangen.

Am 2. August 2001 stimmte das Monetary Policy Committee der Bank of England der Senkung des Repo-Satzes um 0.25 Prozentpunkte auf 5% zu, der vierten Zinssenkung um 25 Basispunkte im Jahr 2001. Die Zins- senkungen wurden mit der Notwendigkeit einer Stimulierung der Binnen- nachfrage angesichts eines geringeren Wachstums der Weltwirtschaft bei gleichzeitig gesunkener Wahrscheinlichkeit eines U¬berschreitens des Infla- tionsziels begru¬ndet. In Schweden wurden die Leitzinsen am 5. Juli 2001

(19)

zum zweiten Mal seit Anfang Dezember 2000 um 25 Basispunkte auf 4.25%

angehoben, nachdem bereits seit dem 15. Juni 2001 mehrmals am Fremdwa¬hrungsmarkt interveniert worden war. Die geldpolitischen Ma§- nahmen sollten mo¬gliche inflationa¬re Risiken, die von der ju¬ngsten Abwertung der Schwedischen Krone ausgehen, verringern. Die da¬nische Notenbank senkte ihre Leitzinsen am 10. Mai 2001 um 30 Basispunkte, nachdem die EZB ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte zuru¬ckgenommen hatte. Die um 5 Basispunkte gro¬§ere Zinssenkung wurde mit der Stabilita¬t des Wechselkurses zum Euro in den vergangenen Monaten begru¬ndet.

(20)

1 Zusammenfassung

Die o¬sterreichische Wirtschaft konnte im Jahr 2000 mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3.2% die seit 1998 anhaltend dynamische Entwicklung fortsetzen. Fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 wird jedoch mit einer deutlichen Verlangsamung des Wachstums gerechnet. In den Jahren 2001 und 2002 wird das reale BIP nur noch um 2.3 bzw. 2.1%

wachsen. Fu¬r das Jahr 2003 wird eine leichte Beschleunigung des Wachstums auf 2.5% prognostiziert. Bedingt durch die deutlich eingetru¬bten interna- tionalen Rahmenbedingungen bedeutet das eine im Vergleich zur Herbst- prognose um rund Prozentpunkt niedrigere Ð langfristig gesehen aber immer noch gu¬nstige Ð Wachstumserwartung fu¬r 2001 und 2002. Die vorliegende Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in O¬sterreich, die im Rahmen der ju¬ngst vero¬ffentlichten Projektionen des Eurosystems erstellt wurde, basiert auf einem Informationsstand vom 17. Mai 2001 und geht von einem Wirtschaftswachstum im Euroraum von 2.2 bis 2.8% aus. Ju¬ngste Daten, die z. B. eine noch sta¬rkere Wachstumsda¬mpfung in Deutschland mo¬glich erscheinen lassen, konnten in der Prognose nicht mehr beru¬ck- sichtigt werden.

Obwohl sich die o¬sterreichische Wirtschaft im Jahr 2000 im Jahres- durchschnitt sehr positiv entwickelt hatte, zeichnete sich gegen Jahresmitte eine Abku¬hlung ab. Wuchs das reale BIP in den ersten beiden Quartalen noch um jeweils 4.1%, so sank das Wachstum in den folgenden Quartalen auf 2.3 bzw. 2.6%. Dieser Konjunkturwendepunkt wurde wesentlich von den Unsicherheiten bezu¬glich der externen Entwicklung Ð wie dem starken Ansteigen der Energiepreise und den damals erstmals sichtbar werdenden Anzeichen eines Wachstumseinbruchs in den USA Ð sowie den Ma§nahmen zur Budgetkonsolidierung bestimmt. Der in erster Linie durch die au§en- wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgelo¬ste Einbruch des Unterneh- mervertrauens in der zweiten Ha¬lfte des Jahres 2000 hat jedoch bisher noch kaum Niederschlag in der Exportperformance gefunden. Die o¬sterrei- chischen Exporte entwickeln sich nach wie vor sehr dynamisch.

Die wirtschaftliche Entwicklung in den na¬chsten Jahren wird wesentlich vom geringeren Wachstum der inla¬ndischen Nachfrage bestimmt. Der Beitrag der inla¬ndischen Nachfrage zum Wachstum des realen BIP wird sich von 2.7 Prozentpunkten im Jahr 2000 auf 1.8, 1.9 und 2.2 Prozentpunkte in den Jahren 2001 bis 2003 verringern. Hauptverantwortlich fu¬r diesen Ru¬ckgang zeichnet einerseits der private Konsum und andererseits Ð sta¬rker als in der Herbstprognose erwartet Ð die Investitionsta¬tigkeit der Unter- nehmen.

Die verfu¬gbaren Haushaltseinkommen werden durch die fiskalpoliti- schen Ma§nahmen zur Erreichung eines ausgeglichenen Budgets im Jahr 2002 geda¬mpft. Trotz einer unterstellten Reduktion der Sparquote der privaten Haushalte wird das Wachstum des privaten Konsums wesentlich schwa¬cher ausfallen als in den vergangenen Jahren. Erst 2003 du¬rften die verfu¬gbaren Haushaltseinkommen wieder sta¬rker steigen und damit zu einer vom Konsum getragenen Beschleunigung des Wachstums des realen BIP am Ende des Prognosezeitraums beitragen.

Gerhard Fenz, Martin Schneider, Martin Spitzer

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Die Investitionen erweisen sich wegen der nach wie vor guten Exportnachfrage als die stabilere Komponente der Inlandsnachfrage. Auf Grund der durch die Abschaffung des Investitionsfreibetrags mit Ende 2000 bedingten Vorzieheffekte geht das Investitionswachstum im Jahr 2001 deutlich zuru¬ck. Fu¬r die folgenden Jahre geht die Prognose davon aus, dass die Investitionsnachfrage wieder durch ein gu¬nstigeres wirtschaftliches Klima unterstu¬tzt wird: Einerseits ist durch ho¬here Einkommen der privaten Haushalte und die besseren Exportaussichten wieder mit einem ho¬heren Auslastungsgrad der Wirtschaft und somit mit einer verbesserten Renta- bilita¬t von Investitionsprojekten zu rechnen, andererseits wird sich Ð wegen der weiterhin als moderat angenommenen Lohnabschlu¬sse Ð die Selbst- finanzierungskraft der Unternehmen verbessern.

Die externe Nachfrage wird wa¬hrend des gesamten Prognosezeitraums einen positiven Wachstumsbeitrag leisten. Ein wesentlicher Grund dafu¬r ist

Tabelle 1

Hauptergebnisse der OeNB-Fru¬hjahresprognose 2001 fu¬r O¬sterreich

2000 2001 2002 2003

Vera¬nderung zum Vorjahr in % (real) Wirtschaftliche Aktivita¬t

Bruttoinlandsprodukt ‡3.2 ‡2.3 ‡2.1 ‡2.5

Importe insgesamt ‡9.2 ‡6.5 ‡5.7 ‡6.5

Exporte insgesamt ‡9.8 ‡7.2 ‡6.2 ‡6.7

Privater Konsum ‡2.7 ‡1.8 ‡1.8 ‡2.3

O¬ffentlicher Konsum ‡2.3 ‡1.7 ‡1.3 ‡1.5

Bruttoanlageinvestitionen ‡2.9 ‡2.3 ‡2.6 ‡2.7

in % des nominellen BIP

Leistungsbilanzsaldo ÿ2.8 ÿ2.6 ÿ2.5 ÿ2.4

in Prozentpunkten des BIP Wachstumsbeitra¬ge zum realen BIP

Inlandsnachfrage (exkl. Lagervera¬nderung) ‡2.7 ‡1.8 ‡1.9 ‡2.2

Nettoexporte ‡0.4 ‡0.4 ‡0.3 ‡0.2

Lagervera¬nderungen ‡0.1 ‡0.1 ÿ0.1 ‡0.1

Vera¬nderung zum Vorjahr in % Preise

Harmonisierter Verbraucherpreisindex ‡2.0 ‡2.0 ‡1.2 ‡1.1

Deflator des privaten Konsums ‡1.8 ‡1.8 ‡1.4 ‡1.2

Lohnstu¬ckkosten in der Gesamtwirtschaft ÿ0.2 ‡1.1 ‡0.9 ‡0.7 Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer

(zu laufenden Preisen) ‡2.2 ‡2.8 ‡2.6 ‡2.5

Produktivita¬t in der Gesamtwirtschaft ‡2.3 ‡1.6 ‡1.6 ‡1.8

Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer

(zu Preisen von 1995) ‡0.3 ‡1.0 ‡1.2 ‡1.3

Importpreise ‡5.0 ‡2.4 ‡1.5 ‡1.3

Exportpreise ‡3.3 ‡2.7 ‡1.7 ‡1.4

Terms of Trade ÿ1.7 +0.3 +0.1 +0.1

in % Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote lt. EUROSTAT 3.7 3.6 3.5 3.4

Vera¬nderung zum Vorjahr in %

Bescha¬ftigung +0.9 +0.6 +0.5 +0.6

in % des nominellen BIP Budget

Budgetsaldo ÿ1.5 ÿ0.6 +0.0 +0.0

Quelle: OeNB.

(22)

in einer deutlichen Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfa¬higkeit der o¬sterreichischen Exporte im Jahr 2000 zu sehen, von deren positiven Auswirkungen im Jahr 2001 und Ð in einem geringeren Ausma§ Ð auch im Jahr 2002 noch profitiert werden kann. Der Beitrag der Nettoexporte zum Wachstum des realen BIP wird 2001 Ð ebenso wie 2000 Ð bei 0.4 Prozent- punkten liegen und bis 2003 auf 0.2 Prozentpunkte absinken.

Der Arbeitsmarkt wird sich u¬ber den gesamten Prognosehorizont positiv entwickeln. Die Arbeitslosenquote nach EUROSTAT-Definition wird von 3.7% im Jahr 2000 auf voraussichtlich 3.4% im Jahr 2003 sinken.

Bei der Entwicklung der Verbraucherpreise du¬rfte im ersten Halbjahr 2001 der Ho¬hepunkt erreicht sein: Die Steigerungsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) erreichte im Mai 2001 mit 2.9% den ho¬chsten Wert des Jahres 2001. Der nationale VPI stieg im Mai um 3.4%.

Ab Juni ist mit einer Abflachung des Preisanstiegs zu rechnen. Die Zunahme des HVPI wird bis Jahresende deutlich sinken. Die durchschnittliche Inflationsrate wird 2001 bei 2.0% liegen und 2002 mit 1.2% auf ein Niveau zuru¬ckgehen, das nur noch knapp u¬ber jenem vor dem O¬lpreisschock liegt.

Fu¬r 2003 wird mit keinem weiteren starken Ru¬ckgang der Inflationsrate zu rechnen sein, der HVPI wird um 1.1% steigen.

Obwohl die vorliegende Prognose im Vergleich zur Herbstprognose pessimistischer ausfa¬llt, stuft die OeNB die Erreichung des angestrebten ausgeglichenen Budgets im Jahr 2002 weiterhin als mo¬glich ein. Fu¬r das Jahr 2001 wird ein Defizit in Ho¬he von 0.6% des BIP erwartet. Auf Basis der prognostizierten wirtschaftlichen Entwicklung kann fu¬r die Jahre 2002 und 2003 von einem ausgeglichenen Budget ausgegangen werden.

2 Rahmenbedingungen der Prognose

Die vorliegende Prognose der OeNB wurde in Zusammenarbeit mit der Europa¬ischen Zentralbank und den Nationalen Zentralbanken des Euroraums erstellt. Um die Konsistenz der einzelnen Prognosen zu gewa¬hrleisten, bauen diese auf gemeinsamen internationalen Rahmenbedingungen auf. Im Vergleich zur Herbstprognose wurden die Annahmen bezu¬glich der weltwirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Jahren deutlich nach unten korrigiert, woraus ein geringeres Wachstum der o¬sterreichischen Exportma¬rkte resultiert.

Die Annahmen bezu¬glich der o¬sterreichischen Budgetpolitik orientieren sich an den Budgetzielen des ju¬ngsten Stabilita¬tsprogramms.

2.1 Entwicklung der Weltwirtschaft

Seit der Herbstprognose haben sich die Perspektiven der internationalen Konjunktur deutlich verschlechtert. Betrug das Wachstum der Weltwirt- schaft im Jahr 2000 noch 4.8%, so ist fu¬r 2001 Ð ausgehend von der Konjunktureintru¬bung in den USA Ð mit einem Ru¬ckgang auf 3.1% zu rechnen. In den Folgejahren sollte sich die Weltwirtschaft wieder dyna- mischer entwickeln und mit einer Rate von 3.6% im Jahr 2002 und 4.1% im Jahr 2003 wachsen. Der Welthandel wuchs im Jahr 2000 um 12.5% Ð der ho¬chsten Rate in der letzten Dekade (siehe Tabelle 2). Auf Grund der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird fu¬r 2001 und 2002 mit

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einem Ru¬ckgang auf 6.0% gerechnet, ehe 2003 das Wachstum mit 7.4%

wieder etwas ho¬her ausfallen sollte. Trotz der ru¬ckla¬ufigen Entwicklung liegt das unterstellte Wachstum des Welthandels im langja¬hrigen Durchschnitt.

Vor dem Hintergrund des im Vergleich zum Zeitpunkt seiner Einfu¬hrung nach wie vor niedrigen Wechselkurses des Euro sind die Exportaussichten fu¬r den Euroraum sehr gu¬nstig. Das Wachstum der o¬sterreichischen Exportma¬rkte wird trotz des Rekordwerts von 11.0% fu¬r 2000 im Jahr 2001 noch 6.6% betragen.

Ein erho¬htes Prognoserisiko stellt die wirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten dar. Nach einem kra¬ftigen Wachstum von 5% in der ersten Jahresha¬lfte 2000 verlangsamte sich das Wachstum im Jahresabstand auf 1% im vierten Quartal 2000 und 1.3% im ersten Quartal 2001. Ho¬here Energiepreise, die Aufwertung der US-Wa¬hrung, die Korrektur der u¬berzeichneten Kurse an den Technologiebo¬rsen, sinkendes Konsumenten- vertrauen und starke Einbru¬che in der verarbeitenden Industrie charakte- risierten die Entwicklung. Das Konsumentenvertrauen stellt das gro¬§te Risiko dar. Negative Sparquoten einerseits und mo¬gliche Vermo¬genseffekte im Zuge sinkender Aktienkurse andererseits lassen ein Einbrechen des privaten Konsums nach wie vor mo¬glich erscheinen. Bei Budgetu¬berschu¬s- sen im o¬ffentlichen Sektor spiegelt das hohe Leistungsbilanzdefizit, das im Jahr 2000 4.4% des BIP betragen hatte, den Finanzierungsbedarf des privaten Sektors wider. Ein Versiegen ausla¬ndischer Kapitalzustro¬me ko¬nnte die

Tabelle 2

Annahmen u¬ber die Entwicklung der internationalen Rahmenbedingungen der Prognose (Extraeuroraum)

20001) 2001 2002 2003

Vera¬nderung zum Vorjahr in % (real) Bruttoinlandsprodukt

Welt + 4.8 + 3.1 + 3.6 + 4.1

USA + 5.0 + 1.6 + 2.5 + 3.4

Japan + 1.7 + 0.9 + 1.6 + 2.0

Vereinigtes Ko¬nigreich + 3.0 + 2.3 + 2.3 + 2.7

Transformationsla¬nder + 5.8 + 3.9 + 3.7 + 3.8

EU-Erweiterungsla¬nder + 3.8 + 3.6 + 3.8 + 4.1

Asien ohne Japan + 6.9 + 5.2 + 6.1 + 6.5

Au§enhandel Importe i. w. S.

Welt +12.5 + 6.0 + 6.0 + 7.4

Welt au§erhalb des Euroraums +13.2 + 5.5 + 5.7 + 7.8

Wachstum der realen Importnachfrage

auf O¬sterreichs Exportma¬rkten +11.0 + 6.6 + 6.2 + 6.8

Preissteigerung der Wettbewerber

auf O¬sterreichs Exportma¬rkten +10.0 + 1.1 + 1.3 + 1.2

Preissteigerungen der internationalen

Wettbewerber auf dem heimischen Markt + 7.3 + 1.5 + 1.3 + 1.2 Preise

O¬lpreis (in US-Dollar) 28.3 26.5 24.2 22.4

Drei-Monats-Zinssatz (in %) 4.4 4.67 4.65 4.65

Langfristiger Zinssatz (in %) 5.55 5.13 5.2 5.24

Euro-US-Dollar Wechselkurs 0.923 0.906 0.9 0.9

Nominell-effektiver Wechselkurs (Index) 85.68 88.18 88.03 88.03 Quelle: OeNB, EZB.

1) Realisierte Werte.

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private Nachfrage empfindlich treffen; demgegenu¬ber ko¬nnte eine expansive Fiskal- und Geldpolitik das Wachstum stu¬tzen. So hat sich der US-Kongress bereits auf Steuersenkungen von 1.035 Mrd USD in den na¬chsten elf Jahren geeinigt, und das Federal Reserve System hat seit Jahresbeginn die Zinsen um 2.5 Prozentpunkte gesenkt. Das der aktuellen Prognose zu Grunde liegende Szenario fu¬r das BIP-Wachstum in den USA wurde im Vergleich zur Herbstprognose um fast 2 Prozentpunkte zuru¬ckgenommen und liegt fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 nun bei 1.6, 2.5 und 3.4%.

Die japanische Wirtschaft befindet sich weiterhin in schlechter Verfassung. Im Einklang mit den schlechteren weltwirtschaftlichen Aus- sichten wurde das Wachstum fu¬r Japan im Prognosezeitraum 2001 bis 2003 auf 0.9, 1.6 und 2.0% korrigiert. Im Jahr 2000 wurde ein reales Wachstum von 1.7% verzeichnet. Aber bereits im August 2000 schwa¬chte sich die Entwicklung der Industrieproduktion wieder ab und fiel im Ja¬nner 2001 kra¬ftig. Japan ko¬nnte von den schwa¬cheren Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft besonders getroffen werden, insbesondere die weltweit ru¬ckla¬ufige Nachfrage in der Elektronikindustrie bedeutet ein erho¬htes Risiko fu¬r die japanische Wirtschaft. Auch ein Spielraum fu¬r wirtschafts- politische Impulse ist kaum vorhanden. Ein Budgetdefizit von 8.2% des BIP und eine Bruttoverschuldung des Staats von 130% lassen expansive fiskalpolitische Ma§nahmen kaum zu und auf Grund der bereits extrem niedrigen Zinsen ist kein wirksamer geldpolitischer Impuls zu erwarten.

Sorgen bereiten zusa¬tzlich die schwache Kreditnachfrage und die ungelo¬sten Probleme im Finanzsektor.

Die Wirtschaft der EU-Beitrittskandidaten expandierte im Jahr 2000 kra¬ftig (+3.8%). Auch fu¬r 2001 wird trotz der schlechteren Rahmenbedin- gungen wieder mit einer Wachstumsrate von 3.6% gerechnet. Das Risiko dieses Szenarios liegt in den hohen Leistungsbilanzdefiziten einiger La¬nder.

Wie im Fall Polens ko¬nnen hohe Kapitalimporte zu realen Wechselkursauf- wertungen fu¬hren und die internationale Wettbewerbsfa¬higkeit der Unter- nehmen verschlechtern. Die Erwartung einer stabilen Inlandsnachfrage erho¬ht dieses Risiko. Ein besonders hohes BIP-Wachstum konnte Russland im Jahr 2000 verzeichnen (+8%). Die Entwicklung wurde durch die hohen O¬lpreise und die gu¬nstige Wechselkursentwicklung ermo¬glicht, wodurch der Leistungsbilanzu¬berschuss kra¬ftig anstieg. Die hohe Exportquote der russischen Wirtschaft stellt aber gleichzeitig ein latentes Risiko im Fall abrupter Preis- und Wechselkursschwankungen dar. Bei stabilen Wechsel- kursen und Roho¬lpreisen kann auch fu¬r die kommenden Jahre mit einer guten Wirtschaftsentwicklung gerechnet werden.

Der Wirtschaftsraum Asien (ohne Japan) ist im Jahr 2000 real um 6.9%

gewachsen. Die von der Krise 1998 betroffenen La¬nder scheinen diese mit Ausnahme Indonesiens endgu¬ltig u¬berwunden zu haben. Die exportorien- tierten Staaten Asiens werden von den schwa¬cheren weltwirtschaftlichen Wachstumsaussichten sta¬rker betroffen sein. Drei Viertel des Outputs dieser Region werden aber in den beiden bevo¬lkerungsreichsten La¬ndern China und Indien hergestellt, die im Gegensatz zu den kleineren ASEAN-Staaten von au§enwirtschaftlichen Entwicklungen weitgehend unabha¬ngig sind.

Trotz des erwarteten Wachstumseinbruchs in einigen kleineren Staaten

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dominiert daher die stabile Entwicklung in China und Indien. Die unterstellten BIP-Wachstumsraten fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 fu¬r die gesamte Region liegen bei 5.2, 6.1 und 6.5%.

Auch die Wachstumsprognose fu¬r den Euroraum musste zuru¬ckgenom- men werden. Betrug das reale BIP-Wachstum fu¬r 2000 nach vorla¬ufigen Scha¬tzungen noch 3.4%, so erwartet das Eurosystem in den ju¬ngsten Projektionen fu¬r 2001 ein BIP-Wachstum im Bereich von 2.2 bis 2.8%. In den beiden Folgejahren ist mit einer leichten Erholung zu rechnen. Die wirtschaftliche Entwicklung wird ganz wesentlich von den inla¬ndischen Nachfragekomponenten getragen. Deutlich schwa¬cher wird das Wachstum 2001 beim wichtigsten Handelspartner O¬sterreichs, Deutschland, ausfallen.

Fu¬r Frankreich und Italien wird hingegen mit ho¬heren Wachstumsraten gerechnet. Der positive Beitrag der Nettoexporte zum realen BIP-Wachstum in Deutschland du¬rfte im Jahr 2001 verschwinden, nachdem im Jahr 2000 der Beitrag noch bei 1 Prozentpunkt gelegen war. Aber auch die Entwicklung der Inlandsnachfrage wird im Jahresvergleich leicht ru¬ckla¬ufig sein. Eine a¬hnliche Entwicklung zeichnet sich auch fu¬r Italien ab, wa¬hrend sich in Frankreich die Inlandsnachfrage als stabil erweisen du¬rfte. Auch fu¬r das Vereinigte Ko¬nigreich wird von weniger starken Wachstumsru¬ckga¬ngen ausgegangen.

2.2 Technische Annahme konstanter kurzfristiger Zinssa¬tze und Wechselkurse sowie sinkender Roho¬lpreise

Um die wirtschaftliche Entwicklung bei unvera¬nderten geldpolitischen Rahmenbedingungen zu prognostizieren, werden im Rahmen der OeNB- Prognose sowohl die kurzfristigen Zinssa¬tze als auch der Wechselkurs u¬ber den gesamten Prognosehorizont konstant gehalten. Fu¬r die Entwicklung der kurzfristigen Zinssa¬tze u¬ber den Prognosehorizont wurden die Drei-Monats- Zinssa¬tze im Euroraum (Drei-Monats-EURIBOR: 4.65%) herangezogen.

Fu¬r das Jahr 2001 ergibt sich unter Beru¬cksichtigung der tatsa¬chlichen Entwicklung in den Monaten Ja¬nner bis Mai 2001 ein durchschnittlicher Jahreswert von 4.76% (siehe Tabelle 2). Die langfristigen Zinssa¬tze orientieren sich an den Markterwartungen langfristiger Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren und liegen fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 bei 5.13, 5.20 und 5.24%. Im Vergleich zur Herbstprognose bedeutet dies einen Ru¬ckgang des Zinsniveaus um 25 bis 50 Basispunkte. Fu¬r die weitere Entwicklung des Wechselkurses zwischen Euro und US-Dollar wird von einem Kurs von 0.9 USD/EUR ausgegangen. Beru¬cksichtigt man die bisherige Wechselkursentwicklung, so ergibt sich fu¬r das Jahr 2001 ein durchschnittlicher Kurs von 0.906 USD/EUR. Dieser Wert liegt knapp unter der Annahme der Herbstprognose. Der in der Prognose verwendete nominell-effektive Wechselkurs liegt knapp u¬ber dem Wert des Jahres 2000 und spiegelt den in den ersten Monaten dieses Jahres stattgefundenen leichten Anstieg wider (siehe Grafik 2).

Im Jahr 2000 beschleunigte sich der Preisauftrieb in den meisten La¬ndern, Japan war eine der wenigen Ausnahmen. Mit dem weltweiten Nachlassen der Konjunktur wird im Prognosezeitraum mit niedrigeren Inflationsraten gerechnet. Dazu sollte auch die erwartete Verringerung der

(26)

Energiepreise beitragen. Die Roho¬lpreise sind weiterhin durch eine hohe Volatilita¬t gepra¬gt. Nach Werten zwischen 30 und 35 USD/Barrel im November 2000 sanken die Preise auf knapp u¬ber 23 USD/Barrel im Dezember, zogen im Ma¬rz 2001 jedoch wieder auf 27 USD/Barrel an. Die der Prognose zu Grunde gelegte Entwicklung der Energiepreise orientiert sich an den Terminkursen fu¬r Roho¬l. Im Vergleich zur Herbstprognose liegen die Preise mit 26.5, 24.2 und 22.4 USD/Barrel fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 etwas niedriger.

Ausschlaggebend fu¬r den Anstieg der Preise auf O¬sterreichs Export- ma¬rkten um 10.0% im Jahr 2000 waren die hohen Roho¬lpreise verbunden mit der Wechselkursentwicklung. Zusammen mit einem moderateren Preisanstieg der o¬sterreichischen Exporte ergab sich daraus eine Verbes- serung der preislichen Wettbewerbsfa¬higkeit auf O¬sterreichs Export- ma¬rkten.

Lang- und kurzfristige Zinssätze in Österreich

Langfristiger Zinssatz (10 Jahre) Kurzfristiger Zinssatz (3 Monate) in %

Quelle: OeNB.

Grafik 1

1988 1991 1994 1997 2000 2003

10 8 6 4 2 0

1) Technische Annahme bezüglich der Entwicklung der kurz- und langfristigen Zinssätze während des Prognosezeitraums.

Technische Annahme1)

Nominell-effektiver Wechselkurs des Euro

Prognose vom Herbst 2000 Prognose vom Frühjahr 2001 Index 1. Quartal 1990 = 100

Quelle: OeNB.

Grafik 2

1997 1998 1999 2000 2001 2002

100 95 90 85 80

1) Technische Annahme bezüglich der Entwicklung des nominell-effektiven Wechselkursindex des Euro

1) während des Prognosezeitraums.

2003

Technische Annahme1)

(27)

3 Au§enwirtschaft

Der o¬sterreichische Au§enhandel entwickelte sich im Jahr 2000 au§er- gewo¬hnlich dynamisch. Das reale Wachstum der Exporte i. w. S. (das hei§t inklusive Dienstleistungen) lag mit 9.8% u¬ber jenem der Importe mit 9.2%.

Das Leistungsbilanzdefizit konnte folglich um 0.2 Prozentpunkte auf Ð2.8%

des BIP verringert werden. Dabei legten sowohl die Exporte in als auch die Importe aus den La¬ndern au§erhalb des Euroraums besonders kra¬ftig zu.

Mehrere Faktoren trugen zur guten Exportentwicklung bei. Erstens begu¬nstigte der niedrige Eurowechselkurs die o¬sterreichischen Exporteure.

Zweitens lie§ die gute Weltwirtschaftslage die Nachfrage auf O¬sterreichs Exportma¬rkten kra¬ftig wachsen (real: +11%), und drittens verbesserte sich die preisliche Wettbewerbssituation fu¬r o¬sterreichische Exportprodukte.

Wa¬hrend der Exportdeflator, der traditionell sehr stark von Kostenentwick- lungen der wichtigsten Handelspartner abha¬ngt, um 3.3% zulegte, erho¬hten sich die Preise der Wettbewerber auf den Exportma¬rkten um 10%.

O¬sterreichs Exporte reagieren mit einer zeitlichen Verzo¬gerung auf Vera¬nderungen der relativen Wettbewerbspreise. Insofern kann erwartet werden, dass die im Jahr 2000 vor allem auf Grund sinkender Lohnstu¬ck- kosten deutlich verbesserte preisliche Konkurrenzfa¬higkeit auch 2001 noch zum Exportwachstum beitra¬gt. Andererseits verschlechtern sich 2001 die Wettbewerbspreise leicht Ð eine Entwicklung, die u¬ber den Prognosehori- zont hinweg langsam abklingt. Die Effekte der ho¬heren preislichen Wettbewerbsgewinne aus dem Jahr 2000 werden aber insgesamt dominie- ren, sodass die o¬sterreichischen Exporteure im Jahr 2001 Marktanteile gewinnen ko¬nnen.

Auf Grund der ru¬ckla¬ufigen Nachfrageentwicklung auf den Ma¬rkten fu¬r o¬sterreichische Exporte wird deren reales Wachstum fu¬r 2001 mit 7.2%

unter dem Vorjahreswert liegen. Diese Entwicklung wird sich 2002 fortsetzen (+6.2%), ehe mit den verbesserten weltwirtschaftlichen Aus- sichten 2003 wieder mit einem leichten Anstieg gerechnet werden kann (+6.7%). Die u¬ber den Prognosezeitraum weiterhin dynamische Export- entwicklung tra¬gt ma§geblich zur Stu¬tzung der Investitionsta¬tigkeit in O¬sterreich bei. In den letzten Jahren zeigten die realen Exporte und Importe

Exporte, Importe und Investitionen in Österreich in den Jahren 1989 bis 2003

Veränderung zum Vorjahr in %

Grafik 3

Bruttoinvestitionen Exporte i. w. S.

Quelle: OeNB, Statistik Austria.

1989 1991 1993 1995 1997 1999

8 4 0

–4

1) Prognose 2001 bis 2003.

2001

Importe i. w. S.

Prognose1)

2003

(28)

in O¬sterreich eine zunehmend parallele Entwicklung (siehe Grafik 3).

Mo¬gliche Ursachen dieser Verflechtung sind der hohe Anteil der impor- tierten Vorleistungen an den Exporten und internationale Handelsgescha¬fte, die u¬ber den Standort O¬sterreich abgewickelt werden. Auf Grund der relativ schwachen Inlandsnachfrage ist jedoch zu erwarten, dass das Importwachs- tum etwas hinter jenem der Exporte zuru¬ckbleibt. Gegen Ende des Prognosehorizonts wird sich diese Lu¬cke im Zuge der verbesserten Wirtschaftsaussichten verkleinern. Die etwas dynamischere Exportentwick- lung wird auch zu einer Verbesserung der Gu¬ter- und Dienstleistungsbilanz fu¬hren. Der Beitrag zum Leistungsbilanzdefizit sinkt nach 1.0 Prozent- punkten im Jahr 2000 auf 0.7, 0.6 und 0.5 Prozentpunkte im Zeitraum 2001 bis 2003.

Der Beitrag der Einkommensbilanz bleibt u¬ber den Prognosezeitraum konstant bei 1.1 Prozentpunkten, die Transferbilanz tra¬gt zwischen 0.8 und 0.9 Prozentpunkten bei. Insgesamt erwartet die OeNB auf Grund der Verbesserung in der Gu¬ter- und Dienstleistungsbilanz eine langsame Verringerung des Leistungsbilanzdefizits von 2.8% des BIP im Jahr 2000 auf 2.6, 2.5 und 2.4% des BIP in der Periode 2001 bis 2003 (siehe Tabelle 4).

Dazu tra¬gt auch die prognostizierte Verbesserung der Terms of Trade bei, die sich durch die gestiegenen Energiepreise und den niedrigen Wechselkurs des Euro im Vorjahr deutlich verschlechtert haben.

Tabelle 3

Wachstum und Preisentwicklung

in der o¬sterreichischen Au§enwirtschaft

2000 2001 2002 2003

Vera¬nderung zum Vorjahr in % Exporte

Wachstum

der o¬sterreichischen Exportma¬rkte, real +11.1 +6.6 +6.2 +6.8

Intraeuroraum +10.8 +6.9 +6.3 +6.5

Extraeuroraum +11.5 +6.2 +6.1 +7.3

Preise der Wettbewerber +10.1 +1.0 +1.3 +1.2

Intraeuroraum + 4.8 +1.8 +1.6 +1.6

Extraeuroraum +15.2 +0.2 +1.1 +0.8

Exportdeflator + 3.3 +2.7 +1.7 +1.4

Wachstum

der o¬sterreichischen Exporte i. w. S., real + 9.8 +7.2 +6.2 +6.7 Importe

Preise der Wettbewerber + 7.3 +1.5 +1.3 +1.2

Intraeuroraum + 3.7 +1.6 +1.3 +1.4

Extraeuroraum +14.8 +1.3 +1.3 +0.9

Importdeflator + 5.0 +2.4 +1.5 +1.3

Wachstum

der o¬sterreichischen Importe i. w. S., real + 9.2 +6.5 +5.7 +6.5 Quelle: OeNB, EZB.

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