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I Entwicklung der Kredite

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9. KREDITBERICHT Entwicklung der Kredite des österreichischen Bankensystems an den Unternehmenssektor

OESTERREICHISCHE NATIONALBANK

E U R O S Y S T E M

Stabilität und Sicherheit. Dezember 2012

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Executive Summary

Die Analyse der statistischen Daten zur Kreditentwicklung in Österreich zeigt ein weiter anhaltendes Wachstum der Unternehmenskredite, allerdings einen leichten Rückgang des Wachstums der Haushaltskredite in den letzten Monaten. Mit der Konjunkturerholung nach der Finanzkrise setzte ab Beginn 2010 eine langsame Erholung des Kreditwachstums ein, die bei den Unternehmenskrediten etwas stärker ausfiel als bei den Haushaltskrediten. Die erneute Konjunkturverschlechterung im laufenden Jahr wirkte sich bisher nur bei den Haushaltskrediten aus, deren Wachstum seit Ende des Vorjahres leicht rückläufig ist. Bei den Unternehmenskrediten beobachten wir hingegen erst in den letzten beiden Berichtsmonaten September und Oktober einen leichten Abschwung der Kreditdynamik.

Das Wachstum des aushaftenden Kreditvolumens der österreichischen Banken an die nicht-finanziellen Unternehmen hat sich nach dem krisenbedingten Einbruch ab Mitte 2010 wieder stetig erholt und erreichte im August 2012 mit einer Jahreswachstumsrate von 3,4% einen vorläufigen Höhepunkt. Bis Oktober 2012 schwächte sich das Kreditwachstum allerdings wieder auf 2,5% ab. Der Anstieg des Kreditwachstums über weite Strecken des laufenden Jahres in Österreich steht allerdings im Gegensatz zur Entwicklung im gesamten Euroraum, wo seit Oktober 2011 ein Wachstumsrückgang von 2,0% auf - 1,8% bis Oktober 2012 zu verzeichnen war. Nach Wirtschaftssektoren betrachtet zeigt sich in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres in allen wichtigen Sektoren (Sachgütererzeugung, Bau, Handel, Verkehr, Beherbergungswesen, Wohnungswesen) eine deutliche Ausweitung der Kreditvergabe mit Ausnahme des Sektors Energieversorgung, in dem die Kreditentwicklung bereits seit längerem rückläufig ist.

Die Unternehmensfinanzierung über Anleihen ist zwar am Anfang der Finanzkrise stark zurückgegangen, im Laufe des Jahres 2009 infolge verstärkter Substitution von Kreditfinanzierung durch Anleihenfinanzierung wieder gestiegen und hat sich dann mit der Erholung der Kreditvergabe wieder reduziert. Seit etwa Anfang 2011 schwankt das Jahreswachstum der Netto-Anleiheemissionen österreichischer nicht-finanzieller Unternehmen ohne erkennbaren Trend zwischen 5% und 10%. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres haben die österreichischen Unternehmen netto Anleihen im Wert von 5,4 Mrd. EUR emittiert, dies ist um 1,5 Mrd. EUR mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Finanzierung der österreichischen Unternehmen über Aktienemissionen ist hingegen nach einem vorübergehenden Anstieg Mitte des Vorjahres seit Herbst 2011 wieder rückläufig. Von Oktober 2011 bis Oktober 2012 sank die Jahreswachstumsrate der Aktienemissionen somit von 4,5% auf 0,2%.

Demgegenüber belief sich die Netto-Kreditfinanzierung der österreichischen Unternehmen von ausländischen Banken laut Gesamtwirtschaftlicher Finanzierungsrechnung in den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres kumuliert auf 928 Mio. EUR, nachdem im gesamten Jahr 2011 noch ein Nettokapitalrückfluss aus Nettotilgungen von Auslandskrediten in Höhe von 368 Mio. EUR zu verzeichnen war.

Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jene an die Unternehmen nach der Finanzkrise wieder teilweise erholt, allerdings waren sowohl der Wachstumsrückgang in der Krise als auch die Erholung danach nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Unternehmenskrediten. Seit Juli 2011 ist die Jahreswachstumsrate der Haushaltskredite in Österreich – ähnlich wie im Euroraum – allerdings wieder rückläufig und bildete sich in dieser Zeit von 2,3% auf nunmehr 0,6% im Oktober 2012 zurück.

Seit Beginn 2009 steht ergänzend zur Monetärstatistik eine Statistik zur Neukreditvergabe des österreichischen Bankensystems zur Verfügung, die von der OeNB bei 106 österreichischen Banken monatlich erhoben wird. Dabei zeigt sich eine seit Beginn der Erhebung robuste Neukreditvergabe an nicht-finanzielle Unternehmen und private Haushalte, die sich abgesehen von monatlichen Schwankungen im Trend seither kaum veränderte. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres (Jänner bis September 2012) wurden von den befragten Banken neue Kredite im Ausmaß von brutto 64 Mrd. EUR an österreichische Unternehmen vergeben, dies sind um ungefähr 7,5 Mrd. EUR mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im selben Zeitraum wurden an die privaten Haushalte neue Kredite im Ausmaß von brutto 15 Mrd. EUR vergeben, was fast genau dem Wert in der Vergleichsperiode des Vorjahres entspricht (14,7 Mrd. EUR).

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2

Laut Zinssatzstatistik haben sich die Zinssätze von Unternehmenskrediten nach einem vorübergehenden Anstieg zwischen Mitte 2010 und Herbst 2011 seit Ende des Vorjahres parallel mit den Leitzinssenkungen wieder zurückgebildet. Bei den neu vergebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr, die das Gros der Neukredite ausmachen, sind die Kundenzinssätze zwischen Dezember des Vorjahres und Oktober des laufenden Jahres um fast einen Prozentpunkt gefallen. Bei den Zinssätzen für Haushaltskredite beobachten wir ebenfalls in den meisten Komponenten seit Ende des vorigen Jahres einen Rückgang, der allerdings im Gegensatz zu den Unternehmenskrediten etwas geringer ausfiel. Der Rückgang der Kundenzinsen seit Dezember 2011 betrug bei neuen Wohnbaukrediten mit Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr etwa 0,7 Prozentpunkte, bei neuen Konsumkrediten im selben Segment bisher 0,6 Prozentpunkte.

Aktuelle Umfragen bei Unternehmen (Survey on the Access to Finance of Small- and Medium-Sized Enterprises, WIFO-Konjunkturtest) signalisieren in Bezug auf die Verfügbarkeit von Bankkrediten im Verlauf des Jahres 2012 eine leichte Verschlechterung. Die befragten Unternehmen gaben als wesentlichsten Grund für die Verschärfung eine Eintrübung der Konjunkturaussichten an. Gleichzeitig spielten nach Ansicht der Betriebe auch bankinterne Gründe (Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben) eine nicht unwesentliche Rolle. Sichtbarsten Ausdruck fand diese Verschärfung der Kreditrichtlinien 2012 in einer leichten Verschlechterung der Sicherheitenerfordernisse und Nebenvereinbarungen. Gleichzeitig sank im Sommer/Herbst 2012 der Anteil der in voller Höhe und zu den erwarteten Bedingungen vergebenen Bankkredite. Folglich scheint die Abschwächung des Kreditwachstums im Herbst dieses Jahres nicht nur nachfragebedingt zu sein. Auch die größere Zurückhaltung bei der Vergabe von Krediten bzw. verschlechterte Kreditbedingungen – kurz gesagt angebotsseitige Faktoren – scheinen dabei eine Rolle zu spielen.

Die Interviews, die die OeNB Anfang Dezember 2012 mit VertreterInnen großer österreichischer Unternehmen führte, deuten darauf hin, dass sich im Jahr 2012 die Finanzierungsbedingungen bei der überwiegenden Zahl der Unternehmen nicht weiter verschlechtert haben, wobei die relativ günstige Kapitalmarktfinanzierung eine bedeutende Alternative zum Bankkredit darstellt.

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Inhalt

I Entwicklung der Kredite 4

1 Entwicklung der Kredite an die Unternehmen 4

Wachstumsraten 4

Fristigkeiten 5

Wirtschaftssektoren 6

Eingeräumte Rahmen und Rahmenausnützung laut GKE 7

Neukreditstatistik 8

2 Zinssatzentwicklung von Unternehmenskrediten 8

Neugeschäft 8

Bestehende Kredite 9

3 Unternehmensfinanzierung über den Kapitalmarkt und durch Kredite aus dem

Ausland 9

Anleihen 9

Aktien 11

Kredite aus dem Ausland 11

Gesamte Außenfinanzierung der Unternehmen 12

4 Verschuldung und Bonität der Unternehmen 13

5 Kredite und Investitionen 14

6 Entwicklung der Kredite an die privaten Haushalte 14

Wachstumsraten 14

Fristigkeiten 15

Verwendungszweck 16

Neukredite 17

7 Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten 17

Neugeschäft 17

Bestehende Kredite 18

II Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei Unternehmen und Banken 20

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I Entwicklung der Kredite

1 Entwicklung der Kredite an die Unternehmen Wachstumsraten

Die Jahreswachstumsrate der von inländischen Banken an die Unternehmen in Österreich vergebenen Kredite (bereinigt um Reklassifikationen, Bewertungsänderungen und Wechselkurseffekte) ist nach dem Einbruch infolge der Finanzkrise seit Jahresbeginn 2010 wieder kontinuierlich gestiegen. Dieser Anstieg setzte sich – entgegen dem europäischen Trend – bis August 2012 unvermindert fort. Von Jänner bis August 2012 erhöhte sich die Wachstumsrate der MFI-Kredite an die Unternehmen ausgehend von 1,8% auf 3,4%, schwächste sich allerdings in den letzten beiden Berichtsmonaten September und Oktober 2012 wieder auf 2,7% und danach auf 2,5% ab. Insgesamt befindet sich die Wachstumsrate damit im Vergleich zu den Werten unmittelbar vor der Krise weiterhin auf niedrigem Niveau.

Auch in der kurzfristigen Betrachtung zeigt sich in den letzten Monaten mit Ausnahme des letzten Berichtsmonats ein stetiger Anstieg der Wachstumsdynamik: Von Februar bis September 2012 beobachten wir durchgehend positive Monatswachstumsraten, die in den Monaten Mai bis Juli 2012 konstant bei 0,4% lagen und sich danach auf 0,1% im September abschwächten. Im Oktober war mit -0,6% erstmals wieder eine negative Monatswachstumsrate der Unternehmenskredite zu verzeichnen, was auf eine Abschwächung der Wachstumsdynamik am aktuellen Rand hindeutet.

Beachtlich erscheint der Anstieg des Wachstums der Unternehmenskredite im heurigen Jahr in Österreich im Vergleich zum Euroraum, wo wir seit Oktober 2011 einen deutlichen Abschwung der Wachstumsdynamik beobachten. Seit Juni 2012 ist das Jahreswachstum im Euroraum sogar negativ und stand im letzten Berichtsmonat Oktober bei -1,8%. Damit beträgt die derzeitige Differenz in den Wachstumsraten der Unternehmenskredite zwischen Österreich und dem Euroraumdurchschnitt etwa 4 Prozentpunkte (Pp).

Hinter diesem Wachstumsabschwung im Euroraum in den letzten Monaten stehen hauptsächlich die Entwicklungen in den Südländern Italien (Wachstumsrückgang um 8,5 Pp seit Oktober 2011), Portugal (Rückgang um 6,3 Pp) und Griechenland (Rückgang um 5,7 Pp). Aber auch in der Slowakei (um 10 Pp), in Zypern (um 9,9 Pp), in Frankreich (um 4,9 Pp) und in Belgien (um 4,3 Pp) ist das Kreditwachstum seit letzten Oktober merklich zurückgegangen, während es in Irland (um 7,2 Pp) und in Österreich (um 0,8 Pp) im selben Zeitraum zugenommen hat. In den übrigen Ländern (darunter Deutschland und Niederlande) waren vergleichsweise nur relativ

Kredite der MFI an nicht-finanzielle Unternehmen

2010 2011 Mai 2012 Jun 2012 Jul 2012 Aug 2012 Sep 2012 Okt 2012 Transaktionsbedingte

Veränderung

(in Mrd EUR) 1,5 3,4 0,5 0,6 0,6 0,4 0,1 -0,9

Monatliche Veränderungsraten

(in %) -0,3 1,7 0,4 0,4 0,4 0,3 0,1 -0,6

Jahresveränderungs-

raten (in %) -0,3 1,7 3,0 3,1 3,2 3,4 2,7 2,5

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5

-15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre

Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Unternehmen nach Fristigkeiten

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB.

geringe Veränderungen im Kreditwachstum der letzten Monate zu verzeichnen. Beim Niveau des Kreditwachstums befindet sich Österreich am aktuellen Rand derzeit an dritter Stelle im Euroraum, hinter Finnland und Niederlande und um knapp einen Prozentpunkt über dem derzeitigen Kreditwachstum in Deutschland.

Nennenswerte negative Kreditwachstumsraten verzeichneten im

Oktober 2012 nach wie vor Griechenland (- 7,7%), Portugal (-7,1%), Spanien (-6,9%), Slowenien (-5,3%), Irland (-4,1%), Slowakei (-3,5%) und Italien (-3,3%).

Fristigkeiten

Vom Krediteinbruch in den Jahren 2009 und 2010 waren vor allem Kredite mit einer kurzfristigen Laufzeit von bis zu 1 Jahr betroffen.1 Zwischen Mitte 2010 und August 2011 verzeichnete die Wachstumsrate dieser Kredite allerdings wieder einen Anstieg, der sich aber in den letzten Monaten wieder umgedreht hat und seit Juli 2012 auch wieder leicht negative Jahreswachstumsraten brachte. Im letzten Berichtsmonat Oktober 2012 betrug die Jahreswachstumsrate der kurzfristigen Kredite -0,9%. Die Wachstumsrate der Kredite mit

Laufzeiten zwischen 1 und 5 Jahren hat seit etwa Mitte 2010 fast einen spiegelbildlichen Verlauf zu den kurzfristigen Krediten eingeschlagen: Sie ging nach einem kurzen Anstieg in der ersten Jahreshälfte 2010 wieder stark zurück, stabilisierte sich dann zu Jahresmitte 2011 im negativen Bereich und stieg zwischenzeitlich wieder auf Werte über 5% an. Seit August 2012 war allerdings wieder ein leichter Abschwung der Wachstumsrate der Kredite mit mittlerer Laufzeit auf nunmehr 3,3% im Oktober 2012 zu verzeichnen. Dieses Laufzeitsegment ist somit auch historisch betrachtet die volatilste Komponente der Unternehmenskredite. Demgegenüber ging die Steigerungsrate der Kredite mit Laufzeiten von mehr als 5 Jahren, die volumensmäßig die bedeutendste

1 Im Oktober 2012 betrug der Anteil der Unternehmenskredite mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr an allen ausstehenden Unternehmenskrediten 24%, der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren 13%

und der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von über 5 Jahren 63%.

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6 Komponente darstellen, infolge der Finanzkrise nur relativ wenig zurück und verläuft seither relativ stabil im Bereich zwischen 3% und 5% (3,7% im jüngsten Berichtsmonat Oktober 2012).

Wirtschaftssektoren

Die Daten der Großkreditevidenz (GKE)2 erlauben eine Aufgliederung der Kreditentwicklung nach Wirtschafts- sektoren. In den wesentlichen ÖNACE- Sektoren3 – mit Ausnahme des Sektors Energieversorgung – war im Durchschnitt der ersten neun Monate des laufenden Jahres (Jänner bis September 2012) gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres ein zum Teil recht deutlicher Anstieg der Großkredite zu verzeichnen.

Am größten waren die Anstiege in den letzten neun Monaten in den Sektoren Bauwesen (7,4%), gefolgt vom Grundstücks- und Wohnungswesen (4,5%) und in der Branche Beherbergung und Gastronomie (4,4%). In der Sachgütererzeugung (3,7%) und im Sektor Verkehr und Lagerei (3,3%) waren die Anstiege ebenfalls recht deutlich, während im Groß- und Einzelhandel (ohne Kfz) die Wachstumsrate (1,3%) in diesem Zeitraum hingegen etwas geringer ausfiel. Lediglich an Unternehmen im Sektor Energieversorgung wurden in den letzten neun Monaten (um -6,8%) deutlich weniger Großkredite vergeben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

In der kurzfristigen Dynamik beobachten wir in allen Sektoren (mit Ausnahme der Energieversorgung) in den meisten Monaten des laufenden Jahres positive Monatsänderungsraten, die sich aber in den letzten beiden Berichtsmonaten in manchen Sektoren (z.B. Einzelhandel und Verkehr und Lagerei) ins Negative umkehrten.

2 Im Rahmen der GKE melden alle österreichischen Kredit- und Finanzinstitute sowie Vertragsversicherungen eingeräumte Kreditrahmen und Kreditausnutzungen ab 350.000 EUR. Die GKE umfasst etwa 90% aller in der MONSTAT erfassten Kredite, allerdings sind die GKE-Daten nicht bereinigt um Reklassifikationen, Bewertungsänderungen und Wechselkurseffekte. Die GKE steht derzeit bis September 2012 zur Verfügung.

3 C – Herstellung von Waren, D – Energieversorgung, F – Bauwesen, GG – Großhandel und Einzelhandel (ohne Kfz), H – Verkehr und Lagerei, I – Beherbergung und Gastronomie, L – Grundstücks- und Wohnungswesen.

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7 Somit bestätigen auch die GKE-Daten die bereits in der MONSTAT beobachtete Abschwächung der Kreditdynamik am aktuellen Rand.

Eingeräumte Rahmen und Rahmenausnützung laut GKE

In der GKE werden nicht nur tatsächlich in Anspruch genommene Kreditvolumina, sondern

auch die von den Banken eingeräumten Kreditrahmen (von Großkrediten über 350.000 EUR) an den Unternehmenssektor erfasst. Dabei zeigt sich, dass in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres neu eingeräumte und erhöhte Rahmen an österreichische Unternehmen im Ausmaß von insgesamt 33,7 Mrd. EUR einer Summe von 31,6 Mrd. EUR an reduzierten und weggefallenen Kreditrahmen gegenüber stehen, was einen Überhang der neu eingeräumten und erhöhten Rahmen von 2,1 Mrd. EUR bedeutet. In der Vergleichsperiode des Vorjahres (Jänner bis September 2011) war der Saldo der Netto- Rahmenausweitung mit 2,6 Mrd. EUR noch geringfügig höher. In der unterjährigen

Betrachtung sehen wir mit Ausnahme der Monate Jänner und September in allen Monaten de laufenden Jahres einen positiven Saldo aus neu eingeräumten und erhöhten gegenüber

reduzierten und weggefallenen Rahmen.

Neben der Veränderung der Kreditrahmen liefert auch die in der GKE erfasste Ausnutzung der Kreditrahmen Informationen zu den Bedingungen auf dem Kreditmarkt. Im Laufe des Jahres 2008 hat sich infolge der Finanzkrise die Ausnutzung im Verhältnis zu den gesamten Kreditrahmen ausgehend von einem Wert von rund 78% zu Jahresbeginn auf über 83% zu Jahresende erhöht und zeigte damit eine Verschärfung der Kreditbedingungen an. In der Folge ist die Rahmenausnützung noch bis etwa Mitte 2011 auf knapp 85% leicht angestiegen und seither wieder auf einen Wert von 83,5% im September 2012 gesunken.4

4 Einschränkend sei allerdings erwähnt, dass aus der zahlenmäßigen Entwicklung von weggefallenen und gekürzten Rahmen nicht geschlossen werden kann, ob die Initiative dafür vom Kreditnehmer oder vom Kreditgeber ausgegangen ist und außerdem sind Ablehnungen von Kreditanträgen und Rahmenerhöhungswünschen in der Statistik nicht erfasst.

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8

Neukreditstatistik

Seit 2009 steht eine von der OeNB bei 104 österreichischen Banken erhobene Statistik zur Brutto-Neukreditvergabe an Unternehmen, private Haushalte und Finanzleasinggesellschaften zur Verfügung. Für Unternehmenskredite zeigt die Neukreditstatistik im Gegensatz zur gesamten Kreditvergabe des Bankensektors laut MONSTAT keinen starken Rückgang in den Jahren 2009 und 2010, sondern eine ziemlich gleichmäßige Entwicklung mit gewissen monatlichen Schwankungen. Insofern kann die Neukreditvergabe in jeder Phase der letzten dreieinhalb Jahre als robust bezeichnet werden.

In den bisherigen neun Monaten des Jahres 2012 (Jänner bis September 2012) wurden insgesamt neue Unternehmenskredite im Ausmaß von brutto rund 64 Mrd. EUR (einschließlich Fremdwährungskrediten) vergeben. Davon waren etwa 83% Kredite über 1 Mio. EUR und 6%

Fremdwährungskredite. In den ersten neun Monaten des Vorjahres wurden insgesamt neue Kredite an Unternehmen im Ausmaß von 56,5 Mrd. EUR vergeben, dies bedeutet einen Anstieg im Jahr 2012 gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um 13%. Für den Anstieg verantwortlich ist hauptsächlich die Entwicklung bei den Barvorlagen mit einer Laufzeit bis 6 Monate und zum geringeren Teil ein moderater Anstieg bei den längerfristigen Krediten.5 Bei den Fremdwährungskrediten gab es heuer sogar einen leichten Rückgang im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres.

2 Zinssatzentwicklung von Unternehmenskrediten Neugeschäft

Die Zinssätze für Kredite an Unternehmen folgen mit gewisser zeitlicher Abweichung den Leitzinsen der EZB, werden aber auch von der Konjunktursituation und Spannungen auf den Finanzmärkten beeinflusst. Nach dem massiven geldpolitisch bedingten Rückgang der Zinsen im Kundengeschäft während der Finanzkrise setzte im Herbst 2010 mit dem Konjunkturaufschwung wieder ein leichter Anstieg der Kundenzinsen ein. Die EZB hob die Leitzinsen im April und Juli 2011 um jeweils 25 Basispunkte (Bp) an, wodurch die Zinsen im Kundengeschäft weiter gestiegen sind. Im November und Dezember 2011 und zuletzt im Juli 2012 senkte die EZB angesichts größer werdender Spannungen auf den Finanz- und Kapitalmärkten die

Leitzinsen erneut und auch die Kundenzinsen zeigen seither wieder einen fallenden Verlauf.

5 Dies erklärt auch den Unterschied zur Kreditwachstumsrate laut MONSTAT, da dort Barvorlagen im aushaftenden Kreditvolumen bei Tilgung wieder herausfallen, während sie in der Neukreditstatistik bei jeder Vergabe neu gezählt werden.

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9 Die Zinssätze für neu begebene Unternehmenskredite mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu 1 Jahr6 und einem Volumen von bis zu 1 Mio. EUR sind von Dezember 2011 bis Oktober 2012 ausgehend von 3,0% auf 2,2% gesunken. Bei den Unternehmenskrediten mit bis zu einjähriger Bindungsfrist und einem Volumen von mehr als 1 Mio. EUR gingen die Zinssätze von 2,7% im Dezember des Vorjahres bis auf 1,6% im September 2012 zurück. Im jüngsten Berichtsmonat Oktober 2012 wurde allerdings wieder ein Anstieg der Kreditzinsen in diesem Segment auf 1,9% verzeichnet, was auf einige wenige großvolumige Kreditvergaben an Unternehmen im

Ausland mit höherem Zinsniveau zurückzuführen sein dürfte. Dieser einmalige Sondereffekt sollte die Tendenz sinkender Zinssätze somit nur kurz unterbrechen. Insgesamt befinden sich die

Kundenzinsen von neuen Unternehmenskrediten derzeit noch etwas

tiefer als in der ersten Jahreshälfte 2010, was den tiefsten Stand seit Beginn der Währungsunion darstellt.

Bestehende Kredite

Die Zinssätze für bestehende Kredite haben sich ebenfalls seit Ende des vorigen Jahres über alle Laufzeiten hinweg7 begonnen zurückzubilden, im Ausmaß allerdings etwas weniger als die Zinssätze im Neugeschäft. Bei Krediten mit Laufzeiten von bis zu 1 Jahr sanken die Zinssätze zwischen Dezember 2011 und Oktober 2012 um 73 Basispunkte (Bp), bei jenen mit Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren um 82 Bp und bei den bestehenden Krediten mit Laufzeiten von mehr als 5 Jahren um 71 Bp. Da vor allem längerfristige Kredite einen weniger häufigen Zinsanpassungsrhythmus von mehreren Monaten aufweisen, erfolgt hier die Anpassung an das Leitzinsniveau naturgemäß mit einer etwas größeren Verzögerung.

3 Unternehmensfinanzierung über den Kapitalmarkt und durch Kredite aus dem Ausland

Anleihen

Nachdem zu Beginn der Finanzkrise die Finanzierung der Unternehmen auch über den Kapitalmarkt eingebrochen war, stiegen die Nettoemissionen von Anleihen österreichischer nicht-finanzieller Unternehmen bis Mitte 2009 wieder kräftig. Dieser Anstieg dürfte aus der Substitution von anderen Finanzierungsformen (vor allem von Krediten) durch vermehrte Anleiheemissionen resultiert haben. Vom vierten Quartal 2010 bis März 2011 ging das Wachstum der Anleiheemissionen bei gleichzeitigem Anstieg des Kreditwachstums wieder

6 Der Anteil der Neukredite mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr an den gesamten Neukrediten betrug im Oktober 2012 96,6%. Somit ist deren Dynamik ohne weiteres auf die der gesamten Neukredite zu übertragen.

7 Hier wird anders als im Neugeschäft nicht nach Zinsbindungsfrist sondern nach Ursprungslaufzeit der Kredite untergliedert.

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10

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000

2007 2008 2009 2010 2011 2012

AAA AA A BBB

Quelle: Thomson Reuters.

Renditeaufschläge für langfristige Unternehmensanleihen im Euroraum

Abstand gegenüber deutschen Bundesanleihen in Basispunkten, 7-10 Jahre Restlaufzeit

zurück. Seither stabilisierte sich die Jahresänderungsrate der Anleiheemissionen im Bereich zwischen 5% und 10% und befindet sich im letzten Berichtsmonat Oktober 2012 bei 9,5%. Eine ähnliche Entwicklung war in den letzten Jahren auch im Euroraum zu beobachten, wobei hier das Wachstum der Anleiheemissionen seit Ende des Vorjahres kontinuierlich zugenommen hat und mittlerweile bei 12,6% (im Oktober 2012) liegt.

In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres haben die österreichischen nicht-

finanziellen Unternehmen laut Emissionsstatistik kumuliert netto Anleihen im

Wert von 5,4 Mrd. EUR emittiert, wobei hauptsächlich im September eine rege Emissionstätigkeit im Ausmaß von netto etwa 2

Mrd. EUR zu verzeichnen war. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres beliefen sich die Nettoemissionen nur auf 3,9 Mrd. EUR. Brutto (ohne Abzug von Tilgungen) emittierten die österreichischen Unternehmen in den ersten zehn Monaten 2012 Anleihen im Wert von insgesamt 9,7 Mrd. EUR verglichen mit 7,7 Mrd. EUR in den ersten zehn Monaten des Vorjahres.

Die Risikoaufschläge für Unternehmens- anleihen (inklusive finanzielle Unternehmen) auf dem Euro-Rentenmarkt8 sind infolge der gestiegenen Unsicherheit im Zuge der Staatsschuldenkrise in der zweiten Jahreshälfte 2011 markant angestiegen, haben sich aber im laufenden Jahr wieder zurückgebildet. Der Anstieg war vor allem bei schlechter gerateten Anleihen stark ausgeprägt. So erreichten die Aufschläge von Anleihen der Ratingstufe BBB (relativ zur Rendite von deutschen Staatsanleihen gleicher Laufzeit) Ende November 2011 beinahe einen Wert von 600 Bp und lagen damit nur mehr um ein Drittel unter dem Wert am Höhepunkt der Finanzkrise zu Beginn 2009. Nach einem Rückgang in den ersten Monaten des laufenden Jahres gab es kurzfristig noch einmal einen Anstieg der Renditeaufschläge in dieser Ratingstufe auf

8 Aufgrund fehlender Daten für Österreich werden hier die Renditeaufschläge für Unternehmen im Euroraum dargestellt.

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11 etwa 440 Bp. Der vorübergehende Anstieg ist vermutlich auf die infolge politischer Vorgänge wieder etwas gestiegene Unsicherheit in Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise in diesem Frühjahr zurückzuführen. In der Folge hat sich die Schuldenkrise wieder entspannt und somit sind auch die Renditeaufschläge wieder gesunken. Derzeit (Mitte Dezember 2012) notieren Anleihen BBB gerateter Unternehmen im Euroraum um 250 Bp über deutschen Bundesanleihen, vergleichbar mit den Werten in der ersten Hälfte des Jahres 2010.

Aktien

Im Gegensatz zu den Anleiheemissionen ist die Finanzierung österreichischer nicht- finanzieller Unternehmen über den Aktienmarkt nach Beginn der Finanzkrise fast vollständig zum Erliegen gekommen.

Erst im Laufe des Jahres 2011 haben die Aktienemissionen wieder merklich zugenommen. Seit Oktober 2011 beobachten wir allerdings wieder einen Rückgang der Jahreswachstumsrate der Aktien-Nettoemissionen ausgehend von 4,5% auf nunmehr 0,2% im jüngsten Berichtsmonat Oktober 2012. Somit spielt die Aktienfinanzierung der österreichischen Unternehmen auch am aktuellen Rand kaum eine Rolle. Auch im Euroraum ist das Wachstum der Netto-Aktienemissionen derzeit praktisch null, wobei diese Entwicklung – im Gegensatz zu Österreich – bereits seit Mitte 2010 anhält.

In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres haben österreichische Unternehmen brutto Aktien im Wert von insgesamt 43 Mio. EUR emittiert, was angesichts von Tilgungen in Höhe von 32 Mio. EUR Nettoemissionen von lediglich 11 Mio. EUR impliziert. In den ersten zehn Monaten des Vorjahres beliefen sich die Nettoemissionen hingegen noch auf mehr als 1,7 Mrd.

EUR.

Kredite aus dem Ausland

Ergänzend zu den Kreditaufnahmen bei inländischen Banken finanzieren sich vor allem staatlich kontrollierte Unternehmen beim Staat, während vornehmlich private bzw. ausländisch kontrollierte Einheiten Konzernfinanzierungen in Österreich bzw. mit ausländischen Konzernteilen durchführen; einschließlich der Emission von verzinslichen Wertpapieren über ausländische Finanzierungstöchter.

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12

-15,000 -10,000 -5,000 0 5,000 10,000 15,000 20,000 25,000 30,000

2007 2008 2009 2010 2011 2012

Sonstige* Aktienemissionen

Anleihen Übrige Kredite

Konzerninterne Finanzierung (Inland und Ausland) Kredite von MFI (Inland und Ausland) Geldvermögensbildung

Außenfinanzierung des Unternehmenssektors (Quartale)

in Mio EUR

Quelle: OeNB (Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung).

* Sonstige enthält sonstige Anteilswerte abzüglich SPE und sonstige Finanzierung

Die Kreditfinanzierung der österreichischen Unternehmen von Banken aus dem Ausland unterstützt die Kreditfinanzierung durch inländische Banken. Sie betrug laut Ge- samtwirtschaftlicher Finanzierungsrechnung (GFR)9 in den letzten vier Quartalen rund 2,4 Mrd. EUR (davon rund 0,9 Mrd. EUR in den ersten zwei Quartalen 2012) und damit mehr als die Hälfte der Kreditfinanzierung über inländische Banken. Die Kredit- finanzierung über sonstige inländische und ausländische Finanzintermediäre betrug in den letzten vier Quartalen 0,7 Mrd. EUR, wobei es zu Nettotilgungen von Krediten bei sonstigen ausländischen Finanzintermediären in Höhe von 450 Mio. EUR kam.

Zusätzlich finanzierten sich inländische Unternehmen mit konzerninternen Krediten, die allerdings in den letzten vier Quartalen vorwiegend über Inlandskanäle erfolgten.

In den ersten zwei Quartalen 2012 betrug die Kreditfinanzierung innerhalb des inländischen Unternehmenssektors 0,9 Mrd. EUR, während konzerninterne Finanzierungsströme aus dem Ausland nur 38 Mio. EUR ausmachten. Konzerninterne Finanzierungen spielten daher ab 2010 (mit Ausnahme des dritten Quartals 2011)

eine komplementäre Rolle in der Kreditfinanzierung der Unternehmen.

Gesamte Außenfinanzierung der Unternehmen

Im gesamten Jahr wurde eine Außenfinanzierung10 der nichtfinanziellen Unternehmen von insgesamt 25,1 Mrd. EUR verzeichnet (2010: 23,9 Mrd. EUR). In den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres betrug die Außenfinanzierung jeweils 4,8 Mrd. EUR, was allerdings im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres (14,3 Mrd.

EUR) einen weit geringeren Wert darstellt.

Diese Entwicklung ist aber immer in Relation zur Geldvermögensbildung zu sehen, da es im Falle des Erwerbs von Anteilsrechten und der Eigenkapitalfinanzierung als Teil der

9 Die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung beinhaltet sowohl die Bestände als auch die Transaktionen zu finanziellen Vermögenswerten aller volkswirtschaftlichen Sektoren untereinander und mit dem Ausland. Sie steht derzeit bis zum zweiten Quartal 2012 zur Verfügung.

10 Bereinigt um die grenzüberschreitenden Direktinvestitionsflüsse von inländischen SPEs.

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13

65 70 75 80 85 90 95 100 105 110

190 200 210 220 230 240 250 260 270 280 290

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

in % des Bruttobetriebsüberschuss 2) (linke Achse) in % des BIP (rechte Achse)

Verschuldung des Unternehmenssektors 1)

in % in %

Quelle: OeNB, Statistik Austria.

1) kurzfristige und langfristige Kredite, Geld- und Kapitalmarktpapiere

0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,65 0,70 0,75 0,80 0,85

2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Insolvenzhäufigkeit (Anzahl der Insolvenzen in % der Unternehmen; linke Achse) Insolvenzpassiva in % der Verpflichtungen der Unternehmen (rechte Achse)

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen

Gleitende 4-Quartalsdurchschnitte; annualisiert

Quelle: KSV 1870, OeNB.

Außenfinanzierung zu stärkeren Ausschlägen kommen kann, die die gesamten Finanzierungswerte beeinflussen.

Im ersten Quartal 2012 war die Höhe der gesamten Außenfinanzierung stark von den sonstigen Anteilswerten (1,5 Mrd. EUR) getrieben, im zweiten Quartal hingegen trugen die Netto-Anleiheemissionen im Ausmaß von etwa 3 Mrd. EUR (laut GFR) maßgeblich zur Außenfinanzierung der österreichischen Unternehmen bei.

Die Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Unternehmen11 war in den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres mit insgesamt 10,4 Mrd. EUR ebenfalls geringer als im ersten Halbjahr 2011 (16,3 Mrd. EUR), implizierte aber trotzdem – wie

bereits im Vorjahr – wegen der geringeren Außenfinanzierung einen positiven Finanzierungssaldo (d.h. einen Nettofinanzierungsüberschuss) des Unternehmenssektors in Österreich.

4 Verschuldung und Bonität der Unternehmen

Die Verschuldung der Unternehmen hatte sich seit 2007 stufenweise erhöht und befindet sich heute auf einem höheren Niveau als vor 5 Jahren. So ist die Verschuldung der Unternehmen bereits 2007 und dann infolge der Finanz-

und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 gestiegen: von 240% des Bruttobetriebsüberschusses und 99,6% des BIP zu Beginn des Jahres 2008 auf 273%

des Bruttobetriebsüberschusses und 108%

des BIP bis zum letzten Quartal 2010.

Danach hat sich die Verschuldungsquote auf hohem Niveau stabilisiert und beträgt nun im zweiten Quartal 2012 268% des Bruttobetriebsüberschusses bzw. 106% des BIP.

Die Insolvenzhäufigkeit (Anzahl der Insolvenzen in % aller Unternehmen) stieg von etwa Mitte 2008 bis Ende 2009 in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich an, ging aber bereits seit Beginn 2010 wieder zurück und befindet sich

derzeit im dritten Quartal 2012 mit 2,2% sogar auf dem niedrigsten Stand seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1995. Die Insolvenzpassiva (in % der gesamten Verpflichtungen der

11 Ebenso bereinigt um die grenzüberschreitenden Direktinvestitionsflüsse von inländischen SPEs.

(15)

14 Unternehmen) stiegen hingegen bis Ende 2010 noch weiter und bildeten sich erst im letzten Jahr wieder deutlich zurück. Im dritten Quartal 2012 standen die Insolvenzpassiva schließlich bei 0,48% aller Unternehmenspassiva, das ist nur knapp über dem Wert vor der Finanzkrise zu Beginn 2008.

5 Kredite und Investitionen

Seit Beginn der 1990er Jahre weisen die

realen Wachstumsraten der Bruttoanlageinvestitionen und der Kredite

eine relativ hohe Übereinstimmung auf, was darauf hindeutet, dass eine beträchtlicher Teil der Investitionen kreditfinanziert ist.

Allerdings folgen die Kredite dem Investitionszyklus mit einer Verzögerung von ein bis zwei Quartalen.

Auf den massiven Investitionsrückgang im Jahr 2009 folgte mit wenigen Monaten Verzögerung eine Abschwächung der realen Kreditdynamik. Das Investitionswachstum hat im Zuge der Konjunkturerholung 2010 und im ersten Quartal 2011 wieder deutlich zugelegt und auch das Kreditwachstum erholte sich ab Mitte 2010 wieder. In der

zweiten Jahreshälfte 2011 und in den ersten drei Quartalen des heurigen Jahres ging das Investitionswachstum dann wieder deutlich auf einen Wert von nahe 0% zurück, das reale Kreditwachstum hat aber bis zum zweiten Quartal 2012 weiter zugelegt und ist erst im dritten Quartal wieder leicht gesunken. Der in der Vergangenheit beobachtete Zusammenhang zwischen Krediten und Investitionen würde nahelegen, dass angesichts des jüngsten Rückgangs des Investitionswachstums die Kreditnachfrage noch etwas abgeschwächt wird.

6 Entwicklung der Kredite an die privaten Haushalte12 Wachstumsraten

Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jenes an die Unternehmen nach dem Einbruch infolge der Finanzkrise wieder erholt, allerdings im Gegensatz zu den Unternehmenskrediten beobachten wir bereits seit Mitte 2011 wieder eine Abschwächung der Wachstumsdynamik bei den Haushaltskrediten. So ging die Jahreswachstumsrate der Haushaltskredite seit Juli 2011 ausgehend von einem zwischenzeitlichen Höchstwert von 2,3% bis August 2012 auf 0,3% zurück. Im September ist sie erstmals wieder deutlich auf 0,8% angestiegen, um dann im jüngsten Berichtsmonat Oktober erneut auf 0,6% etwas zurückzugehen. In der kurzfristigen Dynamik beobachten wir abwechselnd leicht positive und negative Monatsänderungsraten in den letzten sechs Monaten, lediglich im September 2012 war ein etwas stärkerer Monatszuwachs um 0,7% zu verzeichnen.

12 Betrachtet wird hier der gesamte Haushaltssektor laut VGR, der private Haushalte, selbständige Erwerbstätige und Ein-Personenunternehmen enthält und zusätzlich die privaten Organisationen ohne Erwerbszeck (z.B.

Kirchen, Gewerkschaften).

(16)

15 Insgesamt zeigt sich aber auch hier das Bild einer stagnierenden Kreditentwicklung an die privaten Haushalte in den letzten Monaten. Langfristig betrachtet sieht man, dass das Kreditwachstum der Haushaltskredite bereits seit Anfang 2005 im Trend zurückgegangen ist.

Die Finanzkrise war somit nicht Auslöser sondern bestenfalls Verstärker des trendmäßigen Rückgangs der Kreditausweitung an die privaten Haushalte.

Auch im Euroraum ist seit letztem Jahr ein Rückgang der Wachstumsrate der Haushaltskredite zu beobachten, der allerdings weit stärker ausgeprägt ist als in Österreich. Seit dem Höchstwert im Mai 2011 ging das Jahreswachstum der Haushaltskredite im Euroraum von 3,4%

auf nunmehr 0,5% im Oktober 2012 zurück. Am stärksten innerhalb des Euroraums war der Wachstumsrückgang seit Mai 2011 in den Niederlanden (Rückgang um 8,5 Pp seit Mai 2011), gefolgt von Slowenien (Rückgang um 7,6 Pp) und Italien (Rückgang um 6,7 Pp). In Österreich fiel der Rückgang seit letztem Mai mit 1,6 Pp nur relativ gering aus, während das Wachstum der Haushaltskredite in Deutschland, Irland und Luxemburg im selben Zeitraum sogar leicht zulegte. Am aktuellen Rand (im Oktober 2012) verzeichnet eine Reihe von Ländern weiterhin negative Jahreswachstumsraten bei den Haushaltekrediten: Griechenland (-4,4%), Irland (-4,1%), Portugal (-3,6%), Belgien (-2,9%), Spanien (-2,8%), Slowenien (-1,4%) und Italien (-0,7%).

Fristigkeiten

Nach Fristigkeit betrachtet zeigt sich ein sehr unterschiedliches Muster des Wachstums der Haushaltskredite. Das Wachstum der Kredite mit mehr als 5 Jahren Laufzeit, die das Gros der gesamten Kredite an die privaten Haushalte ausmachen13, zeigte seit 2005 einen trendmäßigen

13 Im Oktober 2012 betrug der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren am Gesamtbestand der Haushaltskredite rund 81%, jener mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren 9% und jener mit einer Laufzeit von bis zu 1 Jahr 10%.

Bankkredite an private Haushalte

2010 2011 Mai 2012 Jun 2012 Jul 2012 Aug 2012 Sep 2012 Okt 2012 Transaktionsbedingte

Veränderung

(in Mrd EUR) 1,1 2,2 0,3 0,1 0,1 -0,1 0,9 -0,2

Monatliche Veränderungsraten

(in %) 1,0 1,7 0,2 0,1 0,0 -0,1 0,7 -0,1

Jahresveränderungs-

raten (in %) 1,0 1,7 1,1 0,6 0,6 0,3 0,8 0,6

(17)

16

-15 -10 -5 0 5 10 15 20

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre Insgesamt Haushaltskredite nach Fristigkeiten

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: EZB, OeNB.

Rückgang wie das Gesamtaggregat, während sich die anderen beiden Komponenten recht volatil und unterschiedlich zueinander entwickelten. Während des Jahres 2011 ist das Wachstum der Kredite mit Laufzeiten über 5 Jahren wieder etwas angestiegen, hat sich dann aber im Laufe dieses Jahres erneut leicht abgeschwächt. Derzeit (im Oktober 2012) stehen wir bei einer Jahreswachstumsrate der langfristigen

Haushaltskredite von 0,8%. Bei den Krediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren beobachten wir sehr starke zyklische Schwankungen der Wachstumsraten. Sowohl der Wachstumsrückgang der Jahre 2008 und 2009 als auch der Anstieg danach war in diesem Segment am stärksten ausgeprägt. Nach einem massiven Anstieg im Laufe des Jahres 2011, der bei 16,1% im Jänner 2012 gipfelte, hat sich das Kreditwachstum in diesem Segment in den letzten Monaten bis auf 7,4%

im Oktober 2012 reduziert. Das Wachstum der Haushaltskredite mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr hingegen ist von Juli 2011 bis August 2012 stark zurückgegangen, ist seither aber wieder von -9,8% im August auf nunmehr -6,0% im Oktober 2012 gestiegen.

Verwendungszweck

Die Entwicklung des Wachstums der Haushaltskredite nach dem Verwendungszeck zeigt für alle drei Komponenten einen ähnlichen trendmäßigen aber im Niveau unterschiedlichen Verlauf. Bei den Wohnbaukrediten, die derzeit mit einem Anteil von 60% an den gesamten Haushaltskrediten die wichtigste Gruppe

darstellen, lag das Wachstum in den letzten Jahren immer über jenem der anderen beiden Komponenten. In der ersten Hälfte des Jahres 2011 war bei den Wohnbaukrediten ein Wachstumsanstieg zu verzeichnen, der sich im Laufe des heurigen Jahres wieder teilweise umkehrte. Von Jänner bis Oktober 2012 sank somit die Jahreswachstumsrate der Wohnbaukredite ausgehend von 3,9% auf 2,9%. Die Jahreswachstumsrate der Konsumkredite hingegen, die mit einem Anteil von 16% an den gesamten Haushaltskrediten weit volumensschwächer als die Wohnbaukredite sind, ist bereits seit Mai 2007 negativ und pendelte sich in den letzten zwei Jahren im Bereich von -2% bis -4% ein.

Derzeit (im Oktober 2012) beträgt das Wachstum der Konsumkredite -2,8%. Das

(18)

17 Jahreswachstum der sonstigen Haushaltskredite, die einen Anteil von 24% an den gesamten Haushaltskrediten aufweisen, schwächte sich nach einem vorübergehenden Hoch seit Oktober 2011 wieder deutlich ab und lag im Oktober 2012 bei -2,5%.

Neukredite

Ebenso wie für die Unternehmenskredite gibt die seit 2009 verfügbare Neukreditstatistik Auskunft über die neu vergebenen Kredite an die Haushalte nach Verwendungszweck. Hier sehen wir allerdings im Gegensatz zu den Unternehmenskrediten in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres nur einen geringen Anstieg der Neukreditvergabe im Vergleich zum Vorjahr. Von Jänner bis September 2012 wurden neue Kredite an private Haushalte im Ausmaß von brutto 15 Mrd. EUR vergeben, das ist nur geringfügig mehr als in den ersten neun Monaten des Vorjahres (Jänner bis September 2011:

14,7 Mrd. EUR). Der größte Teil davon (53%) waren Wohnbaukredite, gefolgt von sonstigen Krediten (30%) und

Konsumkrediten (17%). Insgesamt bestätigt die Neukreditstatistik somit die bereits auf Basis von MONSTAT-Daten verzeichnete stagnierende Tendenz der Kreditvergabe an private Haushalte in den letzten Monaten.

7 Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten Neugeschäft

Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten sind auch die Zinssätze bei den neu begebenen Haushaltskrediten nach der Finanzkrise seit Mitte 2010 wieder angestiegen und in weiterer Folge als Reaktion auf die Leitzinssenkungen im November und Dezember 2011 sowie im Juli 2012 wieder gesunken. Der beobachtete Rückgang in den letzten Monaten ist allerdings bei den Haushaltkrediten bisher geringer ausgefallen als bei den Unternehmenskrediten.

Bei den neu begebenen Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr, die per Oktober 2012 mit 79% den größten Anteil an den neu vergebenen Wohnbaukrediten ausmachten, ist seit

(19)

18 Februar 2012 ein Rückgang der Durchschnittssätze von 3,1% auf nunmehr 2,4% im Oktober zu beobachten. Bei den Wohnbaukrediten mit mittleren Zinsbindungsfristen (1-5 Jahre), die im Oktober 16% aller neu vergebenen Wohnbaukredite ausmachten und von Zwischenfinanzierungen von Bausparkassen dominiert sind, haben sich die Durchschnittssätze hingegen seit Februar kaum verändert und befinden sich derzeit (im Oktober 2012) auf 2,5%.

Bei den neuen Konsumkrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis 1 Jahr, deren Anteil an den gesamten neu begebenen Konsumkrediten derzeit bei 93% liegt, war erst seit Mai 2012 ein deutlicher Rückgang der Zinssätze ausgehend von 5,1% auf nunmehr 4,4% im Oktober zu verzeichnen.

Bestehende Kredite

Bei den bestehenden Haushaltskrediten zeigt sich eine nach Ursprungslaufzeit im Niveau unterschiedliche aber parallel verlaufende Entwicklung der Zinssätze (mit Ausnahme der Wohnbaukredite mit 1 bis 5 Jahren Laufzeit). Die Zinssätze der bestehenden Konsumkredite sind für Laufzeiten von bis zu 1 Jahr am höchsten und sind auch im Zuge der Leitzinssenkungen im letzten Herbst und diesen Sommer am wenigsten zurückgegangen. Seit Jahresbeginn 2012 etwa sind die Zinssätze in diesem Segment von rund 6% auf 5,5% im Oktober 2012 zurückgegangen. Im Gegensatz dazu haben die Zinssätze von Konsumkrediten mit Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren und jene mit Laufzeiten von mehr als 5 Jahren auf die Leitzinssenkungen etwas stärker reagiert und gingen seit ihrem Höchstwert im Oktober 2011 bis zum aktuellen Zeitpunkt (Oktober 2012) um insgesamt 74 bzw. 85 Basispunkte (Bp) zurück.

Bei bestehenden Wohnbaukrediten mit Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren gingen die Zinssätze im Jahr 2009 viel weniger zurück als in den anderen beiden Komponenten, dafür aber in weiterer Folge umso mehr. Erst Mitte 2011 stabilisierte sich der Rückgang der Zinssätze von Wohnbaukrediten mit mittleren Laufzeiten und seither ist der Durchschnittssatz in dieser Komponente auf einem Niveau von rund 2,5% konstant geblieben. Im Gegensatz dazu legten bei den Wohnbaukrediten mit Laufzeiten bis zu 1 Jahr sowie mit Laufzeiten von mehr als 5 Jahren

(20)

19 die Zinssätze im Jahr 2011 bis zum Spätherbst wieder zu, gingen dann aber seit Beginn des laufenden Jahres in Reaktion auf die Leitzinssenkungen wieder um rund 82 Bp im Falle der kurzfristigen Kredite und um 70 Bp im Falle der langfristigen Krediten zurück. Grund für die im Vergleich zu anderen Segmenten unterschiedliche Reaktion der Zinssätze von Wohnbaukrediten mit mittleren Laufzeiten dürfte die in den AGB der Bausparkassen meist angeführte Besonderheit einer verzögerten Anpassung an den Euribor sein.

(21)

20

II Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei Unternehmen und Banken

Einleitung

Ergänzend zu den statistischen Daten, die die Entwicklung der Mengen und Preise (Zinsen) der Kredite abbilden, ermöglichen es Umfragen, die Einflussfaktoren der Kreditentwicklung näher zu beleuchten. Der vorliegende Beitrag fasst die Ergebnisse aktueller Umfragen bei Unternehmen zur Entwicklung der Kreditrichtlinien der Banken und der Kreditbedingungen zusammen.

Folgende Umfragen werden dazu herangezogen:

 Survey on the Access to Finance of small- and medium-sized Enterprises (SAFE): Dies ist ein gemeinsames Projekt der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank, das sich vorwiegend an Klein- und Mittelbetriebe richtet, aber auch wenige große Unternehmen befragt und insgesamt eine Stichprobe von etwas über 7.500 Unternehmen im Euroraum umfasst (davon 500 aus Österreich). Diese Umfrage findet seit 2009 zweimal jährlich statt und deckt somit jeweils einen Zeitraum von sechs Monaten ab. Die letzte Umfrage fand im Oktober 2012 statt und bezog sich auf den Zeitraum April – September 2012. In Bezug auf die Finanzierung von Unternehmen enthält der SAFE Fragen zur Veränderung der Nachfrage, zur Verfügbarkeit von externer Finanzierung sowie deren Determinanten und zur Veränderung der Kreditbedingungen (z.B. Nebenkosten, Sicherheiten, etc.).

 Sonderfrage im WIFO-Konjunkturtest (WIFO-KT): Im November 2011 wurden die insgesamt über 1.200 am WIFO-Konjunkturtest teilnehmenden österreichischen Unternehmen erstmals über ihre Einschätzung zu den Kreditstandards bei ihrer Bank in den letzten drei Monaten befragt. Seither ist diese Frage einmal im Quartal fixer Bestandteil dieser Unternehmensbefragung. Im Vergleich zum SAFE hat der WIFO-KT eine deutlich größere Stichprobe und legt ein etwas geringeres Gewicht auf Klein- und Kleinstunternehmen sowie Dienstleister.

 Umfrage der OeNB bei großen österreichischen Unternehmen: Zwischen 10. und 14.

Dezember 2012 führte die OeNB Interviews mit VertreterInnen großer österreichischer Unternehmen zu den Finanzierungsbedingungen.

Kreditnachfrage der Unternehmen

Der SAFE fragt die Unternehmen nach der Veränderung ihrer Nachfrage nach verschiedenen Finanzierungsinstrumenten. In der aktuellen Befragungsrunde berichteten die österreichischen KMUs zum dritten Mal in Folge mehrheitlich eine rückläufige Nachfrage nach Bankkrediten und erstmals auch einen leicht negativen Bedarf an Überziehungen.14 Im gesamten Euroraum war die Kreditnachfrage der KMUs zwar noch positiv, aber geringer als bei letzter Befragung. Bei der Nachfrage nach Eigenkapital und der Emission von Anleihen zeigten sich sowohl euroraumweit als auch in Österreich im zweiten und dritten Quartal 2012 nur wenige Veränderungen.

14 Bezugsgröße sind alle KMUs, egal ob sie Finanzierungen nachgefragt haben (beinhaltet auch jene Fälle, bei denen Unternehmen erst gar nicht zu einer Bank gehen, weil sie sich keine Chance auf einen Kredit ausrechnen).

(22)

21 Auch in Bezug auf Handelskredite verringerte sich bei der jüngsten Befragung die Nachfrage der österreichischen KMUs nun schon zum dritten Mal. Der Saldo aus „steigend“ und „fallend“

drehte sich in der Periode April – September 2012 erstmals seit zwei Jahren in den negativen Bereich. Neben konjunkturellen Aspekten ist hier auch zu berücksichtigen, dass Handelskredite dann vermehrt in Anspruch genommen werden, wenn der Zugang zu anderen Finanzierungsformen beschränkt ist. Im Euroraum insgesamt erhöhte sich die Nachfrage nach Handelskrediten wiederum leicht.

Neben der Veränderung ihres Finanzierungsbedarfs nach verschiedenen Finanzierungsarten werden die KMUs auch nach den Gründen (Verwendungszwecken) dafür befragt. Dabei wird allerdings nicht nach den einzelnen Finanzierungsinstrumenten unterschieden.

Im Oktober 2012 gaben die österreichischen KMUs an, dass sie – wie bei den beiden Erhebungen zuvor – für die Finanzierung von Anlageinvestitionen mehrheitlich einen steigenden Mittelbedarf hatten, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie bei den vorangegangenen Umfragen. Im gesamten Euroraum war die Entwicklung sehr ähnlich. Mittel für die Lagerhaltung und Betriebsmittel erhöhten den Finanzbedarf der KMUs in Österreich wie auch im Euroraum insgesamt in nahezu unveränderter Weise. Der Effekt Mittelbedarf für Fusionen/Übernahmen sowie für Restrukturierungen veränderte sich in Österreich kaum, im gesamten Euroraum leistete er einen leicht positiven Beitrag zum Finanzierungsbedarf.

Die Auswirkungen der Verfügbarkeit von Innenfinanzierungsmitteln wurden wie beim letzten Mal von den österreichischen KMUs per saldo leicht negativ eingeschätzt (was impliziert, dass der Finanzierungsbeitrag der Innenfinanzierung weiterhin positiv war). Im Euroraum blieb der Effekt der Innenfinanzierung auf den externen Mittelbedarf insgesamt im positiven Bereich, obwohl er dort abnahm und somit weniger zur Gesamtfinanzierung der KMUs beitrug.

-5 0 5 10 15 20

1Q092Q093Q09 4Q092Q10

3Q104Q10 1Q112Q11

3Q114Q11 1Q122Q12

3Q12 Bankkredite - AT Bankkredite - EA Überziehungen - AT Überziehungen - EA Banken

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

Veränderung des Finanzierungsbedarfs von KMUs in den letzten 6 Monaten

Quelle: EZB.

-5 0 5 10 15 20

1Q092Q093Q09 4Q092Q10

3Q104Q10 1Q112Q11

3Q114Q11 1Q122Q12

3Q12 Eigenkapital - AT Eigenkapital - EA Anleihen -AT Anleihen -EA Kapitalmarkt

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

-5 0 5 10 15 20

1Q092Q093Q09 4Q092Q10

3Q10 4Q10 1Q112Q11

3Q114Q11 1Q122Q12

3Q12 Handelskredite - AT Handelskredite - EA Sonstige - AT Sonstige - EA Sonstige

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

(23)

22 Verfügbarkeit von externer Finanzierung

Analog zum Finanzierungsbedarf werden die Unternehmen auch gebeten, die Veränderung der Verfügbarkeit verschiedener Finanzierungsinstrumente zu beurteilen. In der Einschätzung der österreichischen KMUs hat sich ihr Zugang zu externer Finanzierung im Zeitraum April- September 2012 für die Mehrzahl der abgefragten Instrumente weiter leicht verschlechtert.

0 5 10 15

1Q09 2Q09 3Q09

4Q09 2Q10 3Q10 4Q10

1Q11 2Q11 3Q11 4Q11

1Q12 2Q12 3Q12 Anlageinvestitionen

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

Gründe für die Veränderung des Finanzierungsbedarfs von KMUs in den letzten 6 Monaten

Quelle: EZB.

-5 0 5 10 15

1Q09 2Q09 3Q09

4Q09 2Q10 3Q10 4Q10

1Q11 2Q11 3Q11 4Q11

1Q12 2Q12 3Q12 Lagerhaltung und Betriebsmittel

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

-5 0 5 10 15

1Q092Q09 3Q09 4Q09 2Q10

3Q10 4Q10 1Q11 2Q11

3Q11 4Q11 1Q12 2Q12

3Q12 Fusionen/Übernahmen, Restrukturierungen

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

-5 0 5 10 15

1Q09 2Q09 3Q09

4Q09 2Q10 3Q10 4Q10

1Q11 2Q11 3Q11 4Q11

1Q12 2Q12 Österreich Euroraum 3Q12

Innenfinanzierung Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

-40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15

1Q092Q093Q09 4Q092Q10

3Q104Q10 1Q112Q11

3Q114Q11 1Q122Q12

3Q12 Bankkredite - AT Bankkredite - EA Überziehungen - AT Überziehungen - EA Banken

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

Veränderung der Verfügbarkeit von Finanzierungen für KMUs in den letzten 6 Monaten

Quelle: EZB.

-40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15

1Q092Q093Q09 4Q092Q10

3Q104Q10 1Q112Q11

3Q114Q11 1Q122Q12

3Q12 Eigenkapital - AT Eigenkapital - EA Anleihen -AT Anleihen -EA Kapitalmarkt

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

-40 -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15

1Q092Q093Q09 4Q092Q10

3Q10 4Q10 1Q112Q11

3Q114Q11 1Q122Q12

3Q12 Handelskredite - AT Handelskredite - EA Sonstige - AT Sonstige - EA Sonstige

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

(24)

23 In Bezug auf Bankkredite verzeichneten die befragten Betriebe – in Österreich wie im Euroraum – im Berichtszeitraum eine fortgesetzte Eintrübung gegenüber der Vorperiode, die Beeinträchtigung fiel sogar etwas stärker aus als in der vorangegangenen Sechsmonatsperiode.

Hinsichtlich der Verfügbarkeit von Überziehungslinien schätzten die Umfrageteilnehmer in Österreich die Verschlechterung etwas weniger stark ein als bei der davorliegenden Umfrage, während euroraumweit der Zugang der befragten KMUs zu Überziehungen im April-September stärker eingeschränkt wurde. Allerdings lag der Saldo der Antworten auch dort immer noch deutlich unter dem im Zeitraum nach der Insolvenz von Lehman Brothers verzeichneten Höchststand. Der Zugang zu Handelskrediten blieb in Österreich nach Angabe der befragten KMUs im Erhebungszeitraum – im Gegensatz zum Euroraum – zuletzt praktisch unverändert.

Auch beim Zugang zu Eigenkapital und zu Anleiheemissionen ergaben sich wenige Veränderungen.

In Bezug auf die Gründe für die geänderte Verfügbarkeit erfragt der SAFE – wie auf der Nachfragseite – nur die Einschätzung für alle Finanzierungsinstrumente insgesamt. Als Hauptursache für die Veränderungen in der Periode April-September 2012 nannten die befragten KMUs die allgemeine Wirtschaftslage. Auch der Zugang zu Förderungen hatte in der Wahrnehmung der Unternehmen einen negativen Effekt auf den Zugang zu externen Finanzierungen. Darüber hinaus wurde die Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe weiterhin ungünstig eingeschätzt. Demgegenüber wurde die eigene Situation von den Unternehmen positiv gesehen: Sowohl die eigene Eigenkapitalausstattung, die Kredithistorie sowie firmenspezifische Faktoren (wenngleich bei letzterem Faktor nun schon zum dritten Mal in Folge ein Rückgang verzeichnet wurde) schätzten die KMUs als förderlich für die Kreditvergabe ein. In allen Fällen war die Eischätzung der österreichischen Umfrageteilnehmer bei der aktuellen Befragung günstiger als im euroraumweiten Durchschnitt.

-60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30

1Q09 2Q093Q09

4Q092Q10 3Q104Q10

1Q112Q11 3Q114Q11

1Q122Q12 3Q12 Konjunkturaussichten - AT

Konjunkturaussichten - EA

Zugang zu staatlicher Unterstützung - AT Zugang zu staatlicher Unterstützung - EA Allgemeine Wirtschaftslage

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

Gründe für die Veränderung der Verfügbarkeit von Finanzierungen für KMUs in den letzten 6 Monaten

Quelle: EZB.

-60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30

1Q09 2Q093Q09

4Q092Q10 3Q104Q10

1Q112Q11 3Q114Q11

1Q122Q12 3Q12 Firmenspezifische Aussichten - AT Firmenspezifische Aussichten - EA Eigenkapital - AT

Eigenkapital - EA Kredithistorie - AT Kredithistorie - EA Firmenspezifische Faktoren Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

-60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30

1Q09 2Q093Q09

4Q092Q10 3Q10 4Q10

1Q112Q11 3Q114Q11

1Q122Q12 3Q12 Von Banken (Kredite) - AT

Von Banken (Kredite) - EA

Von Geschäftspartnern (Handelskredite) - AT Von Geschäftspartnern (Handelskredite) - ES Von Investoren (Aktien, Anleihen) - AT Von Investoren (Aktien, Anleihen) - EA Bereitschaft, Finanzierungen zu gewähren

Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

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