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Oktober 2010

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KONJUNKTUR AKTUELL

Berichte und Analysen zur wirtschaftlichen Lage

Oktober 2010

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

Redaktionsschluss: 20. Oktober 2010

Redaktion: Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen

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(4)

Bericht über die wirtschaftliche Lage ... 4

Überblick ... 5

Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen ... 6

EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa ... 11

Konjunkturerholung setzt sich in Österreich im zweiten Halbjahr 2010 fort... 17

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten... 22

Annex ... 28

Chronik: Wirtschafts- und Währungspolitik – EU und international Zeitraum 10. September bis 14. Oktober 2010 ... 29

Grafiken und Tabellen ... 32

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Bericht über die wirtschaftliche Lage

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Überblick

1

Die weltwirtschaftliche Erholung setzt sich weiter fort, hat allerdings etwas an Schwung verloren.

Die kurzfristigen Aussichten weltweit werden durch die nachlassende Unterstützung vonseiten des Lagerzyklus und der fiskalischen Impulse getrübt. Laut IWF beschleunigte sich das globale Wirtschaftswachstum im 1. Halbjahr 2010 kräftig und dürfte im gesamten Jahr bei knapp unter 5%

zu liegen kommen. Für 2011 rechnet der IWF in seiner Prognose von Anfang Oktober 2010 mit einer globalen BIP-Wachstumsrate von 4–4½%.

Die US-Volkswirtschaft wuchs im 2. Quartal 2010 wieder weniger dynamisch (annualisiert +1,7%, nach +3,7% im ersten Quartal 2010). Robust blieb das Wachstum des privaten Konsums.

Die rezenten Vorlaufindikatoren deuten jedoch weiter auf eine moderate Erholung hin. Im September betrug die Arbeitslosenquote 9,6% und war damit nur um 0,5% Prozentpunkte niedriger als zum Krisenhöhepunkt im Oktober 2009. Der Inflationsdruck ist mit 1,1% (September 2010) gering, die Notenbank beließ daher in ihrer Sitzung im September die Fed Funds Rate unverändert bei 0% bis 0,25%.

In Japan ließ die konjunkturelle Dynamik ebenfalls nach. Im 2. Quartal 2010 wuchs das reale BIP nur um 0,4% gegenüber dem Vorquartal. Im 1. Quartal 2010 expandierte die Wirtschaftsleistung noch um 1,2%. Die Deflation (Verbraucherpreise im August: -0,9%) hielt weiter an. Der Yen erreichte im September ein 15-Jahreshoch. Die Bank of Japan setzte durch Interventionen an den Devisenmärkten, eine Zinssenkung und einem umfassenden Lockerungsprogramm Impulse für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und zur Bekämpfung der Deflation.

Auch in China hat sich das Wachstum - allerdings auf hohem Niveau – im 2. Quartal 2010 abgeschwächt: es fiel mit 10,3% (yoy) nicht mehr ganz so kräftig aus wie im 1. Quartal (fast +12%).

In Zentral, Ost- und Südosteuropa hielt die schrittweise Konjunkturerholung – getragen vom Außenhandel und der Lageraufstockung - im 1. Halbjahr 2010 an, wobei die Entwicklung in den einzelnen Länder aber höchst uneinheitlich verlief. Während z.B. das BIP in Rumänien deutlich schrumpfte, verzeichnete Polen ein kräftiges Wachstum.

Die Wirtschaft des Euroraums befindet sich seit Mitte 2009 auf Wachstumskurs, nachdem zuvor fünf Quartale in Folge ein Rückgang des BIP verzeichnet worden war. Der zweiten Schätzung von Eurostat zufolge stieg das reale BIP des Euroraums im 2. Quartal 2010 gegenüber dem Vorquartal um 1,0% nach 0,3% im 1. Quartal. Das hohe Wachstum wurde vor allem von Deutschland angetrieben, das im 2. Quartal eine Steigerung des realen BIP von 2,2% gegenüber dem Vorquartal aufwies. Dieser Zuwachs war auf eine massive Erhöhung der Exporte zurückzuführen. Daneben konnten aber auch andere große Volkswirtschaften wie Frankreich (+0,7%), Italien (+0,4%) und Spanien (+0,2%) positive Quartals-Wachstumsraten verzeichnen. Innerhalb des Euroraums sind die Volkswirtschaften Griechenlands (-1,8%) und Irlands (-1,2%) im zweiten Quartal 2010 geschrumpft.

Die Arbeitslosigkeit verharrt mit 10,1% (August 2010) auf hohem Niveau. Die Inflation liegt mit 1,8% (September 2010) im Einklang mit der Definition des Eurosystems von Preisstabilität. Für 2010 erwartet die EZB derzeit eine Inflationsrate zwischen 1,5% und 1,7% und für 2011 zwischen 1,2% und 2,2%.

Österreichs BIP-Wachstum wuchs im 2. Quartal 2010 mit 1,2% kräftig (qoq bzw. +2,3% yoy;

jeweils saisonbereinigt) und könnte nunmehr im Gesamtjahr 2% erreichen. Für das 3. und 4. Quartal 2010 erwartet der Konjunkturindikator der OeNB von Oktober 2010 ein Wachstum des reales BIP von 0,9% bzw. 0,6% (jeweils qoq). Die Erholung auf dem Arbeitsmarkt setzte sich im September 2010 fort, die Beschäftigung wuchs überaus dynamisch um 1,3% (yoy), die Arbeitslosenquote nach EU-Definition betrug 4,3% und war die niedrigste im Euroraum. Bedingt durch stärkere Teuerungen bei Energie und Industriegütern erhöhte sich die HVPI-Inflationsrate im September 2010 leicht auf 1,8% (August 1,6%) und lag damit wiederum genau im Durchschnitt des Euroraums.

1 Autor: Manfred Fluch (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen).

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Internationale Konjunkturentwicklung unter Berücksichtigung rezenter Prognosen

2

Euroraum

Hohes Wachstum im zweiten Quartal 2010

Nach schwachem Wachstum im ersten Quartal 2010 von 0,3% gegenüber dem Vorquartal, beschleunigte sich der Zuwachs des realen BIP im zweiten Quartal auf 1,0%. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal betrug das Wachstum 1,9% und ist damit das höchste seit zwei Jahren. Obwohl alle Verwendungsgruppen positiv zum BIP-Zuwachs beitrugen, wurde die Wirtschaftsentwicklung im zweiten Quartal vorwiegend von den Bruttoanlageinvestitionen und Vorratsveränderungen gestützt. Die Exporte trugen zur Wachstumsdynamik entscheidend bei, obwohl durch ebenso dynamische Importe die Nettoexporte geringer ausfielen.

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0

2006q01 2006q03 2007q01 2007q03 2008q01 2008q03 2009q01 2009q03 2010q01 Außenbeitrag (Waren und Dienstleistungen) Bruttoanlageinvestitionen

Konsumausgaben des Staates Konsumausgaben der privaten Haushalte und POoE Vorratsveränderungen und Statistische Differenz Bruttoinlandsprodukt

Quelle: Eurostat.

in %-Punkten

Wachstumsbeitrag der Komponenten des realen BIP im Euroraum

gegenüber dem Vorquartal

Das hohe Wachstum im Euroraum wurde vor allem von Deutschland angetrieben, das im zweiten Quartal einen Zuwachs des realen BIP von 2,2% gegenüber dem Vorquartal aufweist.

Dieser Zuwachs ist auf eine massive Erhöhung der Exporte zurückzuführen. Neben Deutschland konnten aber auch andere große Volkswirtschaften wie Frankreich (+0,7%), Italien (+0,4%) und Spanien (+0,2%) positive Quartals-Wachstumsraten verzeichnen. Innerhalb des Euroraumes sind lediglich die Volkswirtschaften Griechenlands (-1,8%) und Irlands (-1,2%) im zweiten Quartal geschrumpft.

2 Autoren: Ingrid Haar-Stöhr, Aleksandra Riedl, Maria Silgoner (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland)

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Prognosen erwarten BIP-Wachstum für 2010 bei 1,6%

Die Experten der EZB projizierten im September für den Euroraum BIP-Wachstumsraten zwischen 1,4% und 1,8% für 2010 und zwischen 0,5% und 2,3% für 2011. Im Einklang damit stehen die Schätzungen von Consensus Forecasts, die im September dieses Jahres eine BIP- Wachstumsrate von 1,6% für das Jahr 2010 und 1,4% für das Jahr 2011 projizieren. Die jüngste Prognose des IWF von Anfang Oktober 2010 schätzt das BIP-Wachstum im Euroraum um jeweils 0,1 Prozentpunkte höher ein (1,7% für 2010 und 1,5% für 2011).

Vorlaufindikatoren signalisieren stabile Konjunkturdynamik

Die saisonbereinigte Industrieproduktion stieg im August 2010 gegenüber Juli 2010 im Euroraum um 1,0%. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte sie sich um 7,9%. Der Index der Auftragseingänge in der Industrie hat im Juli 2010 gegenüber dem Vormonat um 2,4%

abgenommen, nach einer Zunahme von 2,4% im Juni. Das Absatzvolumen im Einzelhandel war im August um 0,4% gefallen. Der von der Europäischen Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) verzeichnete im September einen Anstieg von 0,9 Prozentpunkten und liegt damit über seinem langfristigen Durchschnitt.

Arbeitslosenquoten unverändert hoch

Trotz wirtschaftlicher Erholung blieb die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im August 2010 für den Euroraum unverändert bei 10,1%, dem höchsten Wert seit zwölf Jahren. Gegenüber dem Vormonat Juli verzeichneten Deutschland, Italien, Malta, Niederlande und Portugal rückläufige Arbeitslosenquoten. Österreich wies mit 4,3% erneut den niedrigsten Wert im Euroraum auf.

Spanien hingegen verzeichnet einen stetigen Anstieg der Arbeitslosenquote; im August 2010 erreichte sie mit 20,5% den höchsten Stand innerhalb des Euroraums, gefolgt von der Slowakei mit 14,6% und Irland mit 13,9%. Für Griechenland liegen lediglich Werte für Juni 2010 vor:

die Arbeitslosenquote betrug 12,2% und befand sich damit auf ihrem Höchststand seit dem Jahr 2000. Laut aktuellen Prognosen des IWF wird sich die Arbeitslosigkeit im Euroraum 2010 auf durchschnittlich 10,1% und 2011 auf 10,0% belaufen.

Auch mittelfristig kein Inflationsdruck

Die jährliche HVPI-Inflationsrate für den Euroraum beträgt für September 2010 1,8%. Die jährliche Kerninflation (ohne Energie und unbearbeitete Lebensmittel) verharrte im September 2010 bei 1,0%. Für das Jahr 2010 werden moderate HVPI-Inflationsraten prognostiziert. Die Experten der EZB erwarteten im September eine Inflationsrate für 2010 zwischen 1,5% und 1,7% sowie für 2011 zwischen 1,2% und 2,2%. Innerhalb dieser Bandbreite liegen auch die Werte der Oktober Prognose von Consensus Forecasts. Sie erwarten eine Inflationsrate von 1,5% für 2010 und von 1,6% für 2011.

USA

US-Konjunktur zuletzt weniger dynamisch; Konsum weiterhin relativ robust

Die US-Wirtschaft verlor zuletzt an Dynamik und verzeichnete im zweiten Quartal 2010 gegenüber dem Vorquartal nur mehr ein reales BIP-Wachstum von annualisiert 1,7%, nach +3,7% im ersten Quartal. Der Konsum der privaten Haushalte blieb allerdings robust und stieg gegenüber der Vorperiode mit 2,2% sogar etwas stärker als im ersten Quartal; er lieferte damit einen Wachstumsbeitrag von 1,5 Prozentpunkten. Die private Investitionsnachfrage zog auch im zweiten Quartal deutlich an, wobei sich der Schwerpunkt von den Lager- zu den Ausrüs- tungsinvestitionen verlagerte. Der Staatskonsum nahm um 3,9% zu und stützte das BIP mit 0,8 Prozentpunkten. Der Beitrag der Nettoexporte dämpfte das Wachstum im zweiten Quartal

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signifikant. Sollte sich diese Abschwächung als nachhaltig erweisen, könnte dies nachteilige Auswirkungen auf die weltweite Erholung aus der Krise haben. Die meisten internationalen Institutionen erwarten in ihren aktuellen Prognosen jedoch lediglich eine temporäre Wachstumsverlangsamung. Die jüngste BIP-Prognose von Consensus Forecasts liegt für 2010 (+2,7%) und 2011 (+2,4%) um jeweils 0,1 Prozentpunkte (Pp) höher als die Oktober- Prognose des IWF, deren Werte für 2010 und 2011 gegenüber der Juli-Prognose um 0,7 Pp bzw. 0,6 Pp nach unten revidiert wurden.

Großteil der Vorlaufindikatoren signalisiert Fortsetzung der moderaten Erholung

Positiv entwickelten sich jüngst z.B. die Einzelhandelsumsätze, die im September im Vormonatsvergleich um 0,6% anstiegen – in etwa gleich stark wie im August - nach Rückgängen im Mai und im Juni. Auch der Sammelindex der Frühindikatoren des Forschungsinstitutes Conference Board stieg im August um 0,3% nach +0,1% im Juni. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie signalisiert weiterhin Wachstum, ging allerdings zuletzt leicht zurück. Die Stimmung im Dienstleistungssektor hellte sich zuletzt auf.

Die Industrieproduktion ging im September leicht zurück – der erste Rückgang in den vergangenen 15 Monaten. Auch die Kapazitätsauslastung fiel geringfügig auf 74,7%.

Schleppende Erholung des Marktes für Wohnimmobilien

Der Case Shiller-Preisindex für Einfamilienhäuser war im Juli im Vormonatsvergleich erneut leicht rückläufig nach Anstiegen in den Monaten davor. Gegenüber dem Vorjahresniveau liegen die Preise für Wohnimmobilien um 3,2% höher. Es besteht nach wie vor das Risiko weiterer Preisrückgänge, unter anderem weil die Verkäufe neuer Häuser zuletzt stagnierten und die Anzahl der notleidenden Hypothekarkredite noch immer hoch ist. Die Zahl der Wohnbaubeginne stieg im August hingegen relativ kräftig - nach deutlichen Rückgängen im Mai und im Juni als Folge des Auslaufens staatlicher Unterstützung.

-2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0

Jän-00 Jän-01 Jän-02 Jän-03 Jän-04 Jän-05 Jän-06 Jän-07 Jän-08 Jän-09 Jän-10

30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 55,0 60,0 65,0 70,0

BIP, % zum Vorquartal (linke Skala) Manufacturing PMI (Sachgütererzeugung)

Non Manufacturing PMI (ohne Sachgütererzeugung)

USA: Vergleich Purchasing Manager Index (PMI) - BIP Wachstum

Quelle: ISM, BEA.

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Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt angespannt

Trotz einer deutlichen Erholung der US-Wirtschaft seit dem Höhepunkt der Krise verbessert sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt kaum. Im September verharrte die Arbeitslosenquote bei 9,6% und lag damit um nur 0,5 Prozentpunkte niedriger als ihr Höchstwert im Oktober 2009 (10,1%). Im September gingen im Vormonatsvergleich 95.000 Stellen verloren, u. a. weil die Regierung 114.000 temporär für die Volkszählung eingestellte Mitarbeiter entließ. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten im privaten Sektor stieg den neunten Monat in Folge.

Fed Funds Rate unverändert; weitere Abschwächung des Inflationsdrucks

Die US-Notenbank beließ die Fed Funds Rate bei ihrer jüngsten Sitzung am 21. September 2010 unverändert (seit 16. Dezember 2008 liegt sie bei 0% bis 0,25%) und beabsichtigt den Zinssatz weiterhin für einen längeren Zeitraum auf diesem niedrigen Niveau zu lassen. Zugleich hat sich die US-Notenbank bereit gezeigt, falls nötig, weitere Staatsanleihen zu erwerben, um die Erholung zu unterstützen.

Die jährliche VPI-Inflationsrate betrug im September 2010 1,1%, die Kerninflationsrate 0,8%. Die Fed erwartet für das Jahr 2010 einen Rückgang der Teuerung auf durchschnittlich 1,0%; der IWF prognostiziert in seiner Herbstprognose für 2010 einen VPI-Anstieg von 1,4%

und für 2011 von 1%.

Asien

Japan: Wachstum steht auf schwachen Füßen; weiterhin Deflation

Im zweiten Quartal 2010 wuchs das reale BIP in Japan um 0,4% gegenüber dem Vorquartal.

Im ersten Quartal 2010 war die Wirtschaftsleistung noch um 1,2% expandiert. Auch die Basis für das Wachstum hat sich verschmälert: Während die Binnennachfrage wieder einen negativen Beitrag lieferte, kamen Wachstumsimpulse lediglich von den Nettoexporten. Diese profitierten – trotz starken Yen-Wechselkurses – von der stärkeren Nachfrage aus westlichen Industrie- nationen und China.

Für das Gesamtjahr 2010 erwartet der IWF in seiner aktuellen Herbstprognose ein BIP- Wachstum von 2,8%, das sich 2011 wieder auf 1,5% abschwächen wird. Auch die Vorlaufindikatoren zeichnen das Bild eines auf schwachen Füßen stehenden Aufschwungs. Die Industrieproduktion hat nach wie vor nicht die Krisenverluste aufholen können und ist im August wieder gesunken. Auch das Konsumenten- und das Geschäftsvertrauen zeigen sich für die kommenden Monate wieder skeptischer. Zu den ungünstigeren Aussichten tragen die Stärke der Landeswährung, der fiskalpolitischen Konsolidierung und der schwache Arbeitsmarkt bei.

Gleichzeitig hält die Deflation an, im August fielen die Preise um 0,9%, jene der Kernrate gingen um -1,5% zurück. Der IWF erwartet auch für 2011 eine leichte Deflationsrate von -0,3%.

Bank of Japan setzt neue Schritte um Wachstum zu stützen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und Deflation zu bekämpfen

Die BoJ hat in der zweiten Septemberhälfte erstmals seit sechs Jahren an den Devisenmärkten interveniert, nachdem der Yen ein 15-Jahres-Hoch erreicht hatte. Am 5. Oktober 2010 stellte sie ein als umfassende Lockerung tituliertes Programm vor, das den Aufkauf von Staatsanleihen (quantitative Lockerung) und Unternehmensanleihen (Kredit-Lockerung) im Wert von vorerst 5.000 Mrd Yen umfasst. Gleichzeitig wurde der Leitzinssatz von 0,1% auf 0% bis 0,1% gesenkt und ein Abgehen von der Nullzinspolitik an das Ende der Deflation gekoppelt. Auch wenn beides

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vom Umfang her nur marginale Maßnahmen darstellen, haben sie einen wichtigen Signalcharakter.

China: Wachstum verlangsamt sich auf hohem Niveau

Chinas Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal 2010 mit 10,3%, nach 11,9% im ersten Quartal, jeweils gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum (jeweils yoy) Damit hat China Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, gemessen in BIP zu Marktpreisen, abgelöst. Die positive Entwicklung von Einzelhandel und Industrieproduktion spricht dafür, dass sich die Abhängigkeit der Entwicklung von den staatlichen Stützungsmaßnahmen reduziert hat. So ist es auch die private Nachfrage, die zu zwei Drittel das BIP-Wachstum trägt, das laut IWF- Herbstprognose im Jahr 2010 und 2011 10,5% bzw. 9,6% betragen soll. Die Wachstumsdämpfung ist dabei willkommen und auf verschärfte Kreditbedingungen, Maßnahmen zur Abkühlung des Immobilienmarktes und einer fiskalpolitischen Konsolidierung zurückzuführen. Der Wachstumsbeitrag der Nettoexporte ist nahezu Null. Der Inflationsanstieg von 3,5% im August 2010 ist primär auf die Nahrungsmittelpreise zurückzuführen und betrifft nicht die Kernkomponenten.

Bisher hat die chinesische Notenbank im Jahr 2010, im Gegensatz zu anderen Notenbanken in Schwellenländern, den Leitzinssatz noch nicht verändert; dieser verharrt bei 5,3%. Die Landeswährung hat seit der Aufgabe der Dollar-Bindung des Renminbi Mitte Juni kaum gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Die geringe Wechselkursflexibilität wurde zuletzt verstärkt zum Ziel internationaler Kritik. So wurde am 6. Oktober 2010 im US-Kongress für ein Gesetz gestimmt, das Strafzölle gegen China auf Basis der Wechselkurse ermöglichen soll.

Das Wachstum der chinesischen Währungsreserven setzte sich im dritten Quartal 2010 fort. Sie erreichten Ende September einen Stand von 2.648 Mrd USD, bedingt durch einen Anstieg des Handelsbilanzüberschusses sowie des rezenten Rückganges des US-Dollar-Wechselkurses, wodurch der Wert der nicht Dollarreserven in US-Dollar ausgedrückt anstieg.

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EU-Mitgliedstaaten in Zentral-, Ost- und Südosteuropa

3

OeNB-BOFIT-Prognose für ausgewählte Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas4: Aufschwung getragen von Außenhandel und Lageraufstockung

Im Jahr 2010 dürfte das BIP-Wachstum in der CEE-7-Region5 im Vergleich zur Projektion vom März dieses Jahres unverändert 1,3% betragen, wobei es auf Länderebene deutliche Korrekturen gab (aufwärts: Tschechische Republik und Ungarn, abwärts: Bulgarien und Rumänien). Dem robusten Wirtschaftswachstum in Polen und der Tschechischen Republik steht ein negatives BIP-Wachstum in Bulgarien und Rumänien gegenüber, Ungarn dürfte wieder ein mäßiges, aber positives Wachstum aufweisen. Die wichtigsten Wachstumsimpulse für die Region werden weiterhin von den Nettoexporten und der umfangreichen Aufstockung der Lagerbestände ausgehen. 2011 dürften auch das Investitionswachstum und der private Konsum in allen Ländern der Region wieder anziehen; das BIP-Wachstum sollte sich auf 2,8%

beschleunigen, was eine geringfügige Abwärtskorrektur gegenüber der Projektion vom März (3,1%) bedeutet. Der Aufschwung wird sich 2012 fortsetzen und mit einer Wachstumsrate von 3,4% sogar noch leicht an Dynamik gewinnen. Für Russland wird eine kräftige, konsumgestützte Erholung erwartet: Das BIP-Wachstum soll 2010 knapp 5%, 2011 5,6% und 2012 4,6% betragen. Aufgrund einer schwachen Binnennachfrage wird die Wirtschaftsleistung in Kroatien auch 2010 weiter schrumpfen. Danach wird mit Wachstumsraten von 1,5% (2011) und 2,8% (2012) gerechnet.

Prognose für die CEE-7-Region: Wachstum auch 2011 und 2012 hinter Vorkrisentrend

Die schrittweise Konjunkturerholung in den CEE-7 ab dem zweiten Halbjahr 2009 setzte sich im ersten Halbjahr 2010 fort, wobei die Entwicklung in den einzelnen Ländern höchst uneinheitlich verlief. Während das reale BIP in Rumänien nach wie vor deutlich schrumpfte

3 Autor: Josef Schreiner und Julia Wörz (Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen im Ausland).

Übersetzung aus dem Englischen.

4 Die OeNB und das Bank of Finland Institute for Economies in Transition (BOFIT) erstellen halbjährliche Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung in ausgewählten Ländern Zentral-, Ost- und Südosteuropas (Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechische Republik, Ungarn, Russland und Kroatien). Dabei ist die OeNB für Projektionen für die EU-Mitgliedstaaten und Kroatien zuständig und das BOFIT für die Russlandprognose.

Redaktionsschluss für die in diesem Text angeführten Projektionen ist der 24. September 2010 (Kroatien: 5.

Oktober 2010). Die Prognosen stützen sich auf eine Vielzahl von Informationen – für Bulgarien, Polen, die Tschechische Republik, Ungarn und Kroatien unter anderem auf länderspezifische Zeitreihenmodelle (technische Details finden sich in Crespo Cuaresma, Feldkircher, Slačík und Wörz. 2009. Simple but Effective: The OeNB’s Forecasting Model for Selected CESEE Countries. Focus on European Economic Integration Q4/09. 84–95). In die Prognose für Rumänien sind Informationen aus unterschiedlichen Quellen sowie Experteneinschätzungen eingeflossen, da die Zeitreihen bis dato zu kurz für die Berechnung der entsprechenden Modelle sind. Für Lettland und Litauen, welche Teil des CEE-7-Aggregats sind, wurden keine eignen Prognosen erstellt. Diese Länder gehen mit den jeweils aktuellsten IWF-Prognosen ins Aggregat ein. Estland ist in dem CEE-Aggregat nicht mehr erfasst, da das Land Anfang 2011 dem Euroraum beitreten wird. Die Projektionen für Russland wurden von der Bank of Finland bzw. dem BOFIT auf Basis eines SVAR-Modells erstellt.

5 CEE-7 steht für die folgenden sieben Länder der Region Zentral- und Osteuropa (Central and Eastern Europe – CEE): Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechische Republik, Ungarn, Lettland und Litauen.

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(-1,7% im Vorjahrsvergleich), wies die größte Volkswirtschaft der Region, Polen, ein kräftiges Produktionswachstum (+3,4% gegenüber dem Vorjahr) aus. Im zweiten Quartal beschleunigte sich das BIP-Wachstum gegenüber dem Vorquartal in allen Ländern der Region, was vor allem der wieder anziehenden Auslandsnachfrage und der Lageraufstockung zuzuschreiben war. Im ersten Halbjahr 2010 legte das Exportgeschäft kräftig zu, in allen Ländern der Region (mit Ausnahme Lettlands) wurden zweistellige Wachstumsraten zwischen 11% und knapp 15%

verzeichnet. Zum Teil ist das starke Exportwachstum auf einen positiven Basiseffekt zurückzuführen, zum Teil zeichnet jedoch auch die globale Konjunkturerholung dafür verantwortlich, insbesondere die starken von der deutschen Wirtschaft ausgehenden Wachstumsimpulse. Angesichts der stark länderübergreifenden Produktionsketten in Europa legten die Importe ebenfalls zu, was sich dämpfend auf die Nettoexporte auswirkte. Während dieser Effekt in der Tschechischen Republik, Polen und Rumänien deutlich zum Tragen kam, wurde er in Ungarn und Bulgarien durch die schwache Binnennachfrage großteils wettgemacht, sodass der Außenhandel in diesen Ländern einen signifikant positiven Wachstumsbeitrag leistete.

Mit Ausnahme Polens, das nach wie vor als Wachstumsmotor der Region fungiert, blieb die Binnennachfrage in der Region schwach und leistete weiterhin einen negativen Beitrag zum BIP- Wachstum. Infolge der anhaltend eher düsteren Arbeitsmarktsituation und des sehr niedrigen – bzw. im öffentlichen Sektor häufig negativen – Lohnwachstums wird der private Konsum verhalten bleiben. Aufgrund restriktiver Kreditbedingungen, niedriger Kapitalzuflüsse durch Direktinvestitionen und einem markanten Rückgang beim privaten Hausbau gingen im ersten Halbjahr 2010 die Bruttoanlageinvestitionen in allen Ländern der Region im Vorjahrsvergleich zurück.

Somit ist die Aufstockung der Lagerbestände die einzige positive Wachstumskomponente, die die Erholung im Jahr 2010 in der gesamten Region maßgeblich stützen wird. Die Lageraufstockung wird in allen Ländern der Region über den gesamten Projektionshorizont hinweg anhalten, wenn auch in abnehmendem Maße. Ihr Wachstumsbeitrag wird im Jahr 2010 vorübergehend beträchtlich sein und in den beiden Folgejahren ein vernachlässigbares Ausmaß annehmen.

2011 und 2012: Gedämpftes Wachstum durch auflebende Inlandsnachfrage

Die Binnennachfrage dürfte sich 2011 sehr geringfügig erholen und wieder einen positiven Beitrag zum anhaltend schwachen BIP-Wachstum von 2,8% in der Region leisten. Dämpfend auf den privaten Konsum dürften sich die angespannte Lage am Arbeitsmarkt, die sinkenden Reallöhne, sowie in einigen Ländern Lohnkürzungen im öffentlichen Sektor und die erhöhte Schuldenbelastung der privaten Haushalte auswirken. Angesichts des geringen Spielraums der Budgetpolitik werden die öffentlichen Konsumausgaben nach wie vor niedrig sein. Mit der Erhöhung der Kapazitätsauslastung und durch umfangreiche, durch die EU kofinanzierte Projekte sowie die steigende Produktionsausweitung im exportorientierten Industriesektor sollte das Investitionswachstum leicht anziehen. Somit wird die Auslandsnachfrage das Investitionswachstum stützen. Die Dynamik des Export- und Importwachstums dürfte zulegen, wobei sich im Jahr 2011 der Beitrag des Außenhandels in allen Ländern außer Ungarn wieder ins Negative kehren dürfte.

Für 2012 zeichnet sich ein weitgehend unverändertes Bild ab. Die Binnennachfrage und die Investitionen dürften zwar zulegen, aber doch deutlich unter dem langjährigen Vorkrisendurchschnitt bleiben. Das Importwachstum sollte kräftig ausfallen, sodass der Außenbeitrag zum BIP-Wachstum trotz des erwarteten deutlichen Zuwachses bei den Exporten negativ bleiben dürfte. Die Aufstockung der Lagerbestände sollte 2012 in allen Ländern abgeschlossen sein.

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Ende 2011 dürfte die Wirtschaftsleistung in der CEE-7-Region das Vorkrisenniveau erreicht haben. Hier ist jedoch anzumerken, dass die größte Volkswirtschaft der Region, Polen, im Jahr 2009 keinen Produktionsrückgang zu verzeichnen hatte. In der Tschechischen Republik wird der Vorkrisenstand des BIP im Jahr 2011 erreicht sein, in Bulgarien erst 2012. In Ungarn und Rumänien wird es noch länger dauern, bis das vor der Krise verzeichnete Produktionsniveau erreicht ist.

Diese Prognose ist mit beträchtlichen Risiken behaftet, die einerseits mit der in den meisten Ländern erforderlichen massiven Haushaltskonsolidierung zusammenhängen und andererseits mit der weiteren Entwicklung in Westeuropa. Die Haushaltskonsolidierung stellt in allen Ländern außer Rumänien und der Tschechischen Republik ein beträchtliches Abwärtsrisiko dar.

(In diesen beiden Ländern wurden die entsprechenden Reformschritte bereits umgesetzt, d.h.

sie sind in der vorliegenden Prognose bereits berücksichtigt.) Drastische Konsolidierungsschritte würden sich weiter dämpfend auf die aufkeimende Binnennachfrage auswirken; direkt davon betroffen wären insbesondere der private und der öffentliche Konsum. Angesichts der für diese Prognose getroffenen vorsichtigen Annahmen bezüglich BIP- und Importwachstum in der EU und im Euroraum sind die vom außenwirtschaftlichen Umfeld ausgehenden Risiken als weitgehend ausgewogen einzustufen. Wie auch in der letzten Prognose besteht nach wie vor Unsicherheit im Hinblick auf das Vertrauen der Investoren, d.h. bezüglich der weiteren Entwicklung der globalen Risikoaversion, vor allem gegenüber Investitionen in aufstrebenden Volkswirtschaften, wobei nach wie vor mit einer schrittweisen Erholung des Investorenvertrauens über den Projektionszeitraum hinweg zu rechnen ist. Somit besteht ein weiteres Abwärtsrisiko darin, dass die Risikowahrnehmung der Investoren unter dem Vorkrisenniveau bleibt, was sich negativ auf den langfristigen Aufholprozess auswirken würde.

Angesichts des aus heutiger Sicht noch offensichtlicheren Konsolidierungsbedarfs haben sich die Abwärtsrisiken im Vergleich zur März-Prognose wieder erhöht.

Tabelle 1

Eurostat

2009 2010 2011 2012 2010 2011

CEE-7 -3.3 1.3 2.8 3.4 0.0 -0.2

Bulgarien -5.0 -0.3 2.4 3.2 -0.6 -0.5

Tschechische Republik -4.2 2.1 2.4 2.5 0.8 -0.2

Ungarn -6.3 0.8 2.2 3.0 1.0 -0.3

Polen 1.7 3.2 3.7 4.1 0.2 0.3

Rumänien -7.1 -2.6 1.5 2.8 -3.4 -1.6

Quelle: OeNB-Prognose vom September 2010, Eurostat.

OeNB Korrektur gegenüber der März-Prognose

BIP-Ergebnisse für 2009, Wachstumsprognose für 2010 bis 2012

Jahreswachstumsrate in % in Prozentpunkten

BOFIT-OeNB-Prognose für Russland: Konsumgestütztes Wachstum hält an

Nachdem das Wirtschaftswachstum in Russland im zweiten Halbjahr 2008 und in der ersten Jahreshälfte 2009 stark rückläufig gewesen war, setzte im zweiten Halbjahr eine Erholung ein;

das kräftige Wachstum soll bis 2012 weiter anhalten. Nach einem Höchststand im Jahr 2011 wird sich die Wachstumsdynamik im Jahr 2012 leicht verlangsamen. Dennoch wird das BIP- Wachstum voraussichtlich die 5%-Marke 2012 nur leicht unterschreiten. Der Vorkrisenwert der Wirtschaftsleistung von 2008 wird Mitte 2011 wieder erreicht.

Nachdem in der zweiten Hälfte 2009 wieder ein Anstieg des BIP zu verzeichnen gewesen war, verlangsamte sich das Wachstum im ersten Quartal 2010 – unter anderem aufgrund des strengen Winters – wieder und verharrte im zweiten Quartal 2010 auf diesem niedrigeren Niveau. Für das zweite Halbjahr 2010 ist ein kräftiges BIP-Wachstum zu erwarten, obwohl beim

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Produktionsvolumen aufgrund des außergewöhnlich heißen und trockenen Sommers mit leichten Einbußen zu rechnen ist. Insbesondere im Jahr 2010 stützt sich das russische Wirtschaftswachstum von knapp unter 5% auf den Weltmarktpreis für Erdöl. Trotz einer gewissen Abschwächung des Wachstums im ersten Halbjahr 2011 wird die Jahreswachstumsrate für das Gesamtjahr auf über 5,5% ansteigen. Der Grund dafür ist ein positiver Basiseffekt aufgrund der eher schwachen Wachstumsdynamik während des ersten Halbjahrs 2010.

Als Wachstumsmotor wird in erster Linie der private Konsum fungieren. Im ersten Halbjahr 2010 kam es zu einem Anstieg der Reallöhne sowie zu ausgesprochen kräftigen Pensionserhöhungen; zugleich ging die Arbeitslosigkeit zurück, die Indikatoren des Verbrauchervertrauens näherten sich dem Vorkrisenniveau und die Kreditvergabe der Banken an private Haushalte verzeichnete eine leichte Erholung. Weiters ist mit einem raschen Anstieg der Reallöhne zu rechnen, und der öffentliche Sektor wird voraussichtlich an seinem Vorhaben festhalten, die Pensionen im selben Maß zu erhöhen wie die Löhne. Die Sparneigung der privaten Haushalte dürfte nicht über ihr aktuelles, bereits während der Krise erreichtes Niveau hinaus steigen. Bezüglich der Arbeitslosigkeit sind die Aussichten relativ unsicher, da die Beschäftigung während der Rezession nur um ein paar Prozent zurückgegangen war und so stark dämpfend auf die Produktivität gewirkt hatte.

Bei den Investitionen wird die Erholung voraussichtlich zeitverzögert einsetzen, unter anderem da die Unternehmen über mehr ungenutzte Produktionskapazitäten verfügen als vor der Krise. Im ersten Halbjahr 2010 lag das Investitionswachstum bei null, in der zweiten Jahreshälfte sollte es sich wieder dynamischer entwickeln, doch werden die Sachkapitalinvestitionen erst im Jahr 2011 wieder richtig in Schwung kommen. Der Fremdkapitalabbau und die Anpassung der Bankbilanzen sind nahezu abgeschlossen, und die Banken werden allem Anschein nach bald mit einer behutsamen Kreditausweitung beginnen.

Der öffentliche Konsum sollte aufgrund der verbleibenden Krisenbewältigungsmaßnahmen noch 2010 leicht ansteigen, im Zeitraum von 2011 bis 2012 jedoch unverändert bleiben. Der öffentliche Sektor ist (netto) praktisch schuldenfrei; es besteht kein unmittelbarer Konsolidierungsbedarf für die öffentlichen Finanzen, die russische Regierung und vor allem die Regionen und Gemeinden haben ihre realen Gesamtausgaben 2010 dennoch zurückgeschraubt.

Angesichts der bevorstehenden Wahlen (Wahlen zur Staatsduma im Dezember 2011, Präsidentschaftswahlen im März 2012) sind signifikante Ausgabenkürzungen relativ unwahrscheinlich.

Das Exportvolumen Russlands war im ersten Halbjahr 2010 rund 10% höher als im Vorjahr, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass das Anfang 2009 verzeichnete Einbrechen der Erdgasexporte wieder wettgemacht werden konnte. Trotz des raschen Wachstums des Welthandels wird davon ausgegangen, dass das russische Exportvolumen relativ langsam ansteigt, da aufgrund des langsamen Produktionswachstums das Ausfuhrvolumen von Rohöl, Erdölprodukten und Erdgas (55% bis 58% der russischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen im Jahr 2009 und im ersten Halbjahr 2010) voraussichtlich nur relativ geringfügig steigen wird.

Vorläufigen Daten zufolge ist das russische Importvolumen im ersten Halbjahr 2010 gegenüber dem Vorjahr um über 20% gestiegen: Zum Vergleich: In der ersten Hälfte 2009 wurde ein starker Rückgang (um mehr als ein Drittel gegenüber dem ersten Halbjahr 2008) verzeichnet. Die saisonbereinigten Importe gingen im ersten Quartal 2010 gegenüber dem Vorquartal zurück, stiegen jedoch im zweiten Quartal rasch an. Das Importwachstum wird im dritten Quartal voraussichtlich leicht an Dynamik verlieren und von 2011 bis 2012 weiter zurückgehen, es sollte aber dennoch über 10% betragen. Die Importe werden von einem

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Anstieg der privaten Konsumausgaben sowie ab 2011 durch eine Erholung der Investitionen angekurbelt.

Die Prognose basiert auf der Annahme, dass das kräftige Wachstum der Weltwirtschaft und des Welthandels über den Prognosehorizont leicht nachlassen wird und die Weltmarktpreise für Erdöl schrittweise ansteigen werden. Die Prognose ist mit außergewöhnlich großen Unsicherheiten behaftet. Sämtliche Unsicherheiten bezüglich der weltwirtschaftlichen Entwicklung schlagen sich – insbesondere über die Energiepreise sowie die Finanzmärkte – direkt in der Entwicklung der russischen Wirtschaft nieder. Unter einem Ölpreisrückgang hätte die russische Wirtschaft stark zu leiden, besonders jetzt, da die Aussichten auf fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen geringer sind als 2008, da die Regierung nach 2008 die Hälfte ihrer Reservefonds aufbrauchte. Inmitten dieser Unsicherheiten ist eine rasche und deutliche Umkehr der Kapitalströme möglich – vor allem angesichts der großen Mengen an Liquidität sowohl auf globaler Ebene als auch im russischen Bankensektor. Dennoch sind im Hinblick auf Russland auch überraschende positive Entwicklungen möglich, etwa wenn die Energiepreise steigen, mehr Fremdkapital ins Land fließt und die Banken wieder vermehrt Kredite vergeben.

Beträchtliche Unsicherheit besteht auch bezüglich der Wiederbelebung der Investitionen in Russland, und zwar aus Perspektive der privaten Investoren aufgrund möglicher Eingriffe von staatlicher Seite, in die Tätigkeit der Unternehmen sowie aufgrund möglicher kurzfristiger wirtschaftspolitischer Reaktionen auf Probleme im Nachfeld der Rezession. Der Lageraufbau der russischen Firmen ist mit außergewöhnlicher Unsicherheit behaftet; sogar in weniger turbulenten Zeiten hatten Änderungen in den Lagerbeständen (vor allem ein Wachstum) eine beträchtliche Auswirkung auf das russische BIP-Wachstum.

Tabelle 2

Rosstat

2009 2010 2011 2012 2010 2011

Russland -7.9 4.9 5.6 4.7 -0.6 0.6

Quelle: BOFIT-Prognose vom September 2010, Eurostat.

Korrektur gegenüber der März-Prognose

BIP-Ergebnisse für 2009, Wachstumsprognose für 2010 bis 2012

Jahreswachstumsrate in % in Prozentpunkten BOFIT-OeNB

OeNB-Prognose für Kroatien: Schwache Binnennachfrage beeinträchtigt Erholung

Nach einem Rückgang des BIP-Wachstums im Jahr 2009 wird Kroatien 2010 voraussichtlich weiterhin eine schwache Konjunktur aufweisen. Obwohl die vorsichtige Erholung, die in den Schlussmonaten des Jahres 2009 eingesetzt hatte, sich zu Beginn des Jahres 2010 fortsetzte, schrumpfte die Wirtschaft vor dem Hintergrund der nach wie vor gedämpften Inlandsnachfrage in der ersten Jahreshälfte 2010 im Vorjahrsvergleich um 2,5%. Der Abwärtstrend der kroatischen Wirtschaft dürfte in der zweiten Jahreshälfte weiter leicht nachlassen, was einen Rückgang des realen Produktionswachstums um etwa 1,6% für 2010 insgesamt sowie – wie in Rumänien und Bulgarien – eine relativ langsame Konjunkturerholung nahelegt.

Insbesondere der private Konsum sollte im zweiten Halbjahr 2010 etwas an Dynamik gewinnen, da die Krisensteuer in zwei Schritten (im Juli und November) abgeschafft wird und Höhe und Anzahl der Einkommenssteuersätze ab Juli 2010 gesenkt wurden. Diese Maßnahmen werden jedoch erst im Jahr 2011 ihre volle Wirkung entfalten. Ebenso scheinen die Bruttoanlageinvestitionen in der ersten Hälfte 2010 die Talsohle erreicht zu haben. Nachdem die kroatische Regierung zu Beginn 2010 ein Maßnahmenpaket umsetzte, mit dessen Hilfe die Vergabe von Bankkrediten an die Wirtschaft angekurbelt werden soll, sollten die wichtigsten Impulse zur Erholung der Investitionstätigkeit aus dem privaten Sektor kommen. Gleichzeitig wird jedoch erwartet, dass die öffentlichen Investitionen (ebenso wie die öffentlichen

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Konsumausgaben) im Lichte weiterer fiskalpolitischer Einschränkungen weiterhin träge bleiben werden. Vor dem Hintergrund eines erstarkenden Exportwachstums, einer relativ guten Tourismussaison (die Gästezahlen stiegen im Juli 2010 im Vorjahrsvergleich um 12%, die Nächtigungen um 5%) sowie der aktuellen Abwärtskorrekturen der Importe wird der Beitrag des Außenhandels zum BIP-Wachstum voraussichtlich auch in der zweiten Jahreshälfte 2010 positiv sein.

Für das Jahr 2011 wird ein Wirtschaftswachstum von 1,5% erwartet; außerdem sollte die Konjunktur wieder dem vor der Krise zu beobachtenden Wachstumsmuster (positiver Beitrag der Binnennachfrage, negativer Beitrag des Außenhandels) folgen. Die Investitionstätigkeit sollte durch die zunehmende Kreditvergabe, die verbesserte Stimmung unter den Verbrauchern und das bessere Geschäftsklima an Dynamik gewinnen, während die privaten Konsumausgaben von den oben genannten steuerlichen Erleichterungen sowie möglicherweise auch von einer einsetzenden Verbesserung am Arbeitsmarkt profitieren sollten. Zugleich sind angesichts der Tatsache, dass die Budgetausgaben für 2011 und 2012 auf dem Niveau des revidierten Budgets 2010 eingefroren wurden, keine massiven Wachstumsimpulse durch den öffentlichen Konsum zu erwarten. Angesichts der im Jahr 2011 bevorstehenden allgemeinen Wahlen sind auch im Hinblick auf strukturelle Reformen keine erheblichen Fortschritte zu erwarten. Unter der Voraussetzung eines günstigen globalen Umfelds sollte das Exportwachstum im Jahr 2011 weiter zulegen, es wird jedoch infolge der anziehenden Inlandsnachfrage hinter dem Importwachstum zurückbleiben.

Getrieben von einer weiteren Kräftigung der Binnennachfrage – insbesondere der Bruttoanlageinvestitionen vor dem Hintergrund erhöhter Kapitalzuflüsse in Form von Direktinvestitionen im Vorfeld des für 2013 in Aussicht gestellten EU-Beitritts, der nach dem für Mitte 2011 erwarteten Abschluss der EU-Beitrittsverhandlungen und dem darauf folgenden Ratifizierungsprozess in den Mitgliedstaaten für das Jahr 2013 zu erwarten ist – wird die kroatische Wirtschaft im Jahr 2012 voraussichtlich um 2,8% wachsen. Durch das Vorziehen von Importen vor dem EU-Beitritt ist mit einem immer stärker negativen Wachstumsbeitrag der Nettoexporte zu rechnen.

Tabelle 3

Eurostat

2009 2010 2011 2012 2010 2011

Kroatien -5.8 -1.6 1.5 2.8 -1.5 -0.3

Quelle: OeNB-Prognose vom September 2010, Eurostat.

OeNB Korrektur gegenüber der März-Prognose

BIP-Ergebnisse für 2009, Wachstumsprognose für 2010 bis 2012

Jahreswachstumsrate in % in Prozentpunkten

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Konjunkturerholung setzt sich in Österreich im zweiten Halbjahr 2010 fort

6

Wirtschaftswachstum 2010 bei 2% – Abschwächung gegen Jahresende erwartet Nach der tiefen Rezession im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise drehte das Wachstum der österreichischen Wirtschaft zur Jahresmitte 2009 wieder ins Plus. Zu Jahresbeginn 2010 stagnierte Österreichs Wirtschaft - entgegen dem europäischen Trend - überraschend. Wettereffekte und die temporär schwache Industriekonjunktur zeichneten hierfür verantwortlich. Nach dieser konjunkturellen Verschnaufpause fand die Erholung der österreichischen Wirtschaft zur Jahresmitte 2010 eine kräftige Fortsetzung. Gemäß den aktuellen Ergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist die österreichische Wirtschaft im zweiten Quartal 2010 um 1,2% (real, saison- und arbeitstätig bereinigt) gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Im Jahresabstand beschleunigte sich das Wachstum auf knapp 2½% und erreichte damit ein Niveau, ab dem es typischerweise zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit kommt.

Von der Erholung der Weltwirtschaft und insbesondere vom starken Wachstum des größten Handelspartners Deutschland gehen die wichtigsten Impulse für die österreichische Wirtschaft aus. Der Außenhandel erweist sich als die zentrale Stütze im aktuellen Aufschwung. Im zweiten Quartal 2010 sind die realen Exporte saisonbereinigt um 5% gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Nach den aktuellen Ergebnissen des auf LKW-Fahrleistungsdaten basierenden OeNB-Exportindikators wird sich dieser Trend im dritten Quartal in nur geringfügig abgeschwächter Form fortsetzen. Gegen Jahresende wird sich das Wachstum auf den österreichischen Exportmärkten zwar voraussichtlich etwas verlangsamen, das nominelle Güterexportvolumen wird aber fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben.

Von der dynamischen Exportkonjunktur kann insbesondere die Industrie profitieren. Die Hälfte des krisenbedingten Produktionseinbruchs von rund 20% konnte bis zur Jahresmitte bereits wieder wettgemacht werden. Die Vertrauensindikatoren signalisieren zwar eine leicht nachlassende Dynamik, das Wachstum der Industrie sollte aber auch in der zweiten Jahreshälfte robust bleiben. Angesichts des hohen Verhältnisses von Neuaufträgen zu Verkaufslagern sollten in den nächsten Monaten auch vom Lagerzyklus noch Wachstumsimpulse ausgehen.

Im Sog der Export- und Industriekonjunktur ist mit dem zweiten Quartal 2010 auch die rezessive Phase des Investitionszyklus zu Ende gegangen. Das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen drehte im zweiten Quartal 2010 wieder ins Plus (+0,5%). Getragen wurde das Investitionswachstum von den Ausrüstungsinvestitionen (2010Q2: +3,6%). Da die Unternehmen der Sachgütererzeugung wieder eine überdurchschnittliche Kapazitätsauslastung melden und auch die Importe von Maschinen zuletzt stark gewachsen sind, sollten die Unternehmen ihre Ausrüstungsinvestitionen auch in der zweiten Jahreshälfte ausdehnen.

Enttäuschend entwickeln sich hingegen die Bauinvestitionen. Sowohl die Wohnbau- (2010Q2: - 1,3%) als auch die Tiefbauinvestitionen (2010Q2: -2,4%) sind weiterhin rückläufig. Die rückläufige Zahl der Baubewilligungen lässt zumindest für den Wohnbau keine Trendumkehr in den nächsten Monaten erwarten.

6 Autor: Gerhard Fenz (Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen)

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Der private Konsum erwies sich während der Krise als die stabilisierende Nachfragekomponente, wenn auch auf einem recht niedrigem Niveau. In den letzten Quartalen erhöhten die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben real um jeweils 0,2% gegenüber dem Vorquartal. In den nächsten Monaten könnte sich das Konsumwachstum leicht beschleunigen.

Die realen Einzelhandelsumsätze stiegen zuletzt recht kräftig und auch der Absatz neuer KFZ konnte - nach dem durch das Auslaufen der Ökoprämie bedingten Einbruch - zur Jahresmitte wieder deutlich gesteigert werden. Hinzu kommt, dass die Zahl der unselbständig Beschäftigten seit Februar wieder zunimmt. Insgesamt sind aber aufgrund des verhaltenen Wachstums der Reallöhne vom privaten Konsum keine überdurchschnittlichen Konjunkturimpulse zu erwarten.

Nach der außergewöhnlich starken Konjunkturbelebung zur Jahresmitte erwartet die OeNB für die zweite Jahreshälfte eine anhaltend hohe wirtschaftliche Dynamik in Österreich. Das Wirtschaftswachstum bleibt sowohl im dritten als auch im vierten Quartal über dem langfristigen Durchschnitt, wird sich aber gegen Jahresende etwas abschwächen. Gemäß den Ergebnissen des OeNB-Konjunkturindikators vom Oktober 2010 ist für das dritte und vierte Quartal 2010 mit einem Wachstum des realen BIP von 0,9% bzw. 0,6% (saison- und arbeitstägig bereinigt, im Vergleich zum Vorquartal) zu rechnen (Tabelle 1). Damit sollte das Wirtschaftswachstum 2010 bei knapp 2% liegen. Gegenüber der letzten Veröffentlichung des Konjunkturindikators vom Juni 2010 wurde die Wachstumsprognose für das dritte Quartal 2010 geringfügig um 0,2 Prozentpunkte angehoben. Angesichts der Tiefe der Rezession ist die aktuelle Konjunkturerholung recht verhalten und die Inlandsnachfrage noch zu schwach für einen selbsttragenden Aufschwung. Unsicherheiten bezüglich der außenwirtschaftlichen Entwicklungen stellen das größte Risiko für den exportgetriebenen Aufschwung in Österreich dar. Eine Verschärfung der Schuldenkrise in einigen europäischen Ländern, ein stärkerer Konjunktureinbruch in den USA oder die Folgen einer möglichen konjunkturellen Überhitzung in China würden auch das Wirtschaftswachstum in Österreich dämpfen.

Tabelle 1: Prognose des realen BIP-Wachstums in Österreich im dritten und vierten Quartal 2010 (saison- und arbeitstägig bereinigt)

2010

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4

Veränderung zum Vorjahresquartal in %

2.8 3.0 2.2 -0.4 -3.9 -5.1 -4.0 -2.1 0.2 2.3 2.6 2.7

Veränderung zum Vorquartal in %

1.3 0.4 -0.6 -1.5 -2.3 -0.8 0.6 0.4 0.0 1.2 0.9 0.6

Veränderung zum Vorjahr in %

Quelle: OeNB - Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Oktober 2010, EUROSTAT.

2009

-3.8 1.9

2008

2.0

WIFO und IHS revidieren Prognosen für Wirtschaftswachstum nach oben

In ihrer aktuellen Prognose vom September 2010 erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS für Österreich ein Wachstum des realen BIP im Jahr 2010 von 2,0% bzw. 1,8%; im Jahr 2011 ist das IHS mit einer Prognose von 2,0%

geringfügig optimistischer als das WIFO, das mit einem Wachstum von 1,9% rechnet. Während das IHS die BIP-Prognose vom Juni 2010 nur geringfügig um 0,3 bzw. 0,1 Prozentpunkte (PP) anhob, revidierte das WIFO das Wachstum für 2010 und 2011 ungewöhnlich stark um +0,8 PP bzw. +0,3 PP. Deutlicher unterscheiden sich die beiden Institute bei ihrer Einschätzung des Preisauftriebs. Die Inflation (Verbraucherpreisindex) soll gemäß WIFO in den Jahren 2010 und

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2011 1,8% bzw. 2,1% betragen, das IHS erwartet hingegen 1,7% und 1,8%. Die erwartete Erhöhung der Mineralölsteuer trägt 2011 bei beiden Instituten 0,3 PP zur Inflation bei.

Tabelle 2: Aktuelle Prognosen von WIFO und IHS Indikator

Nächster Prognosetermin

2010 2011 2010 2011

Hauptergebnisse

BIP, real 2.0 1.9 1.8 2.0

Privater Konsum, real 1.1 0.8 1.0 1.2

Öffentlicher Konsum, real 0.6 -0.3 0.5 0.2

Bruttoanlageinvestitionen, real1) -2.5 2.4 -0.5 2.1

Exporte, real 9.2 6.2 9.3 6.5

Importe, real 7.3 5.4 7.7 5.5

VPI 1.8 2.1 1.7 1.8

HVPI 1.8 2.1 x x

Beschäftigte 0.8 0.6 0.8 0.9

Arbeitslosenquote 4.4 4.3 4.4 4.2

Finanzierungssaldo des Staates -4.1 -3.5 -4.3 -3.4 IHS 22. Sept 2010

17. Dezember 2010

WIFO

17. Dezember 2010

20. Sept 2010

Die Wachstumserwartungen von WIFO und IHS für 2010 entsprechen dem OeNB- Konjunkturindikator vom Oktober 2010. Die aktuelle OeNB-Inflationsprognose geht von Jahresinflationsraten von 1,6% (2010) und 1,7% (2011) aus und liegt daher noch geringfügig unter der Prognose des IHS. Die Arbeitslosenquote wird gemäß WIFO bzw. IHS sowohl 2010 (jeweils 4,4%) als auch 2011 (4,3% bzw. 4,2%) leicht zurückgehen. Beim Budgetdefizit erwarten beide Institute für das laufende Jahr einen Anstieg (WIFO 4,1%; IHS 4,3%). Im kommenden Jahr verbessert sich der Saldo auf -3,5% (WIFO) bzw. -3,4% (IHS); dem liegt die Annahme einer Budgetkonsolidierung in Höhe von 4 Mrd EUR bzw. 1,3% des BIP im Jahr 2011 zugrunde.

Deutliche Erholung am Arbeitsmarkt

Die Lage auf dem österreichischen Arbeitsmarkt verbesserte sich im Laufe des Jahres 2010 merklich. Die Arbeitslosenquote sank im September laut Eurostat-Definition auf 4,3% und nach nationaler Berechnung auf saisonbereinigt 6,8%, die niedrigsten Werte seit Anfang 2009. Das Wachstum der unselbständig Beschäftigten drehte im ersten Quartal 2010 wieder ins Plus und erreichte mit 1,3% im September seinen vorläufigen Höhepunkt.

Die verfügbaren Vorlaufindikatoren lassen eine Fortsetzung der Erholung auf dem Arbeitsmarkt im weiteren Jahresverlauf erwarten, allerdings dürfte sich die Stärke der Erholung in den nächsten Monaten etwas abschwächen. Die Zahl der arbeitslosen Leiharbeiter, die in der Vergangenheit den gesamten Arbeitslosenzahlen um etwa ein Quartal vorausgelaufen ist, signalisiert einen weiteren, wenn auch leicht gedämpften Rückgang der Arbeitslosen. Auch der Anstieg der offenen Stellen hat sich zuletzt etwas abgeflacht, ist aber weiterhin stark genug, um eine Fortsetzung des Beschäftigungswachstums anzuzeigen.

(21)

Grafik 1: Entwicklung des österreichischen Arbeitsmarktes

-30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60

2008M01 2008M04 2008M07 2008M10 2009M01 2009M04 2009M07 2009M10 2010M01 2010M04 2010M07

Arbeitslose Leiharbeiter gesamt Registrierte Arbeitslose insgesamt, NSA Arbeitslose

Veränderung zum Vorjahr in %

-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40

2008M01 2008M04 2008M07 2008M10 2009M01 2009M04 2009M07 2009M10 2010M01 2010M04 2010M07

-3 -2 -1 0 1 2 3 4

Gemeldete offene Stellen gesamt (linke Achse) Unselbstständige Beschäftigung (rechte Achse) Unselbständig Beschäftigte und offene Stellen

Veränderung zum Vorjahr in %

Grafik 2: HVPI-Inflationsrate und Beiträge der Subkomponenten in Österreich

Preisauftrieb bleibt verhalten

Im September 2010 ist die im Jahresabstand gemessene österreichische HVPI-Inflationsrate gegenüber dem Vormonat von 1,6% auf 1,8% leicht gestiegen. Auch im Euroraum beschleunigte sich der Preisauftrieb von 1,6% im August auf 1,8% im September. Damit liegt die österreichische Preisentwicklung bereits seit Juli im Euroraum-Durchschnitt. Die

-2.0 -1.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Energie (Gewicht: 7.8%) Nahrungsmittel (Gewicht: 16.1%) Industriegüter ohne Energie (Gewicht:28.7%) Dienstleistungen (Gewicht: 47.4%)

HVPI Kerninflation

Quelle: OeNB (September 2010 NIPE, 19.8.2010, Update 15.10.), Statistik Austria.

Prognose HVPI-Inflationsrate und Beiträge der Subkomponenten

Veränderung zum Vorjahr in % für HVPI und Kerninflation bzw. in %-Punkten für Inflationsbeiträge

2010: 1,6%

2011: 1,7%

Letzte Beobachtung: September 2010

(22)

Kerninflationsrate (HVPI ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) ist im September ebenfalls leicht gestiegen und beträgt nun 1,2%. Für die Beschleunigung der österreichischen Inflationsrate waren die Sondergruppen Energie und Industriegüter ohne Energie mit je 0,1 Prozentpunkten ausschlaggebend. Nahezu unverändert blieb die Inflationsrate im Dienstleistungs- und Nahrungsmittelsektor.

Die aktuelle OeNB-Inflationsprognose vom September 2010 erwartet eine Jahresinflationsrate für 2010 von 1,6% und von 1,7% für 2011. Die Kerninflation verharrt über den gesamten Prognosehorizont unter 1,6%. Entsprechend den Markterwartungen für den Rohölpreis werden die Inflationsbeiträge der Energiekomponente über den Prognosehorizont leicht zurückgehen. Die geringfügig höhere Lohninflation und die verzögerte Übertragung vergangener Energiepreiserhöhungen führen hingegen zu einem moderaten Anstieg der Dienstleistungsinflation.

(23)

Jüngste Entwicklungen auf den Finanzmärkten

7

Lage auf dem EUR-Geldmarkt weiterhin angespannt

Von Jahresbeginn bis Mitte Oktober 2010 erhöhten sich die Interbankenzinssätze im EUR- Geldmarkt deutlich stärker als jene im US-Dollar-Marktsegment: So stiegen sowohl der 3- Monats-Euribor (+0,29 Prozentpunkte, Pp., auf 0,99%), als auch der Euro-Übernachtzinsatz EONIA (+0,35 Pp. auf 0,74%) deutlich an. Der US-Dollar Interbankenmarkt hat sich hingegen von den Turbulenzen im Mai 2010 wieder erholt und notiert im Vergleich zum Jahresbeginn fast unverändert: Der 3-Monats-Interbankenzinssatz in US-Dollar stieg heuer lediglich um 0,04 Pp.

auf 0,29% und der US-Dollar-Übernachtzinssatz um 0,01 Pp. auf 0,17%. Die sich daraus ergebenden Risikoaufschläge8 in beiden Märkten haben sich seit Jahresbeginn 2010 leicht diametral verändert: Einer Verringerung um -6 Basispunkte (Bp.) im EUR- stand eine Ausweitung um 3 Bp. im US-Dollar Geldmarkt gegenüber. Der Spread im EUR-Geldmarkt ist mit 25 Bp. jedoch noch immer mehr als doppelt so hoch wie jener im US-Dollar (12 Bp.).

Ein Grund für den rezenten Anstieg der EUR-Interbankenzinssätze dürfte das Auslaufen von längerfristigen Refinanzierungsgeschäften der EZB Ende September 2010 gewesen sein, welche von den Banken nur partiell durch neue längerfristige Zentralbankliquidität ersetzt wurden. So borgten sich am 30. September 2010 182 Banken 104 Mrd EUR zu einem fixen Zinssatz von 1%

für drei Monate vom Eurosystem aus, während gleichzeitig drei längerfristige Refinanzierungsoperationen in der Höhe von 225 Mrd EUR ausliefen.9 Die geringere Nachfrage

7 Autoren: Gernot Ebner, Stefan Kavan, Tina Wittenberger (Abteilung für Finanzmarktanalyse). Letzte Aktualisierung am 15. Oktober 2010.

8 Differenz zwischen 3-Monats-Zinssatz und laufzeitidentem Overnight-Index Swap (OIS).

9 Das Volumen der auslaufenden Operationen war wie folgt: 1 Jahr (75,2 Mrd EUR), 6 Monate (17,9 Mrd EUR) und 3 Monate (131,9 Mrd EUR).

0 10 20 30 40 50

Jän-10 Feb-10 Mär-10 Apr-10 Mai-10 Jun-10 Jul-10 Aug-10 Sep-10 Okt-10

EUR USD

in Bp.

3-Monats - Übernacht Spreads am Interbankenmarkt

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

Jän-10 Feb-10 Mär-10 Apr-10 Mai-10 Jun-10 Jul-10 Aug-10 Sep-10 Okt-10

EUR 3M USD 3M EUR OIS USD OIS

Quelle: Datastream in Prozent

Interbankenzinssätze

(24)

nach EZB-Liquidität zeugt von einer graduellen Rückkehr der Banken an den regulären Interbankenmarkt, aber auch von einer geringeren Risikoaversion (Liquiditätshortung) der Marktteilnehmer. Dadurch lassen sich die fallenden Risikoaufschläge im EUR-Geldmarkt erklären, wenn auch die Verteilung der Liquidität noch nicht gleichmäßig verläuft.

Synchrone Entwicklung österreichischer Bankaktien seit Jahresmitte; Exposure zu CESEE erhöhte sich in Q2 2010

In einem schwierigen Marktumfeld, in dem der EuroStoxx Banks Index seit Jahresbeginn um -16% schwächer notiert, haben sich die Aktienkurse der beiden österreichischen Großbanken Erste Group (+21% ytd) und Raiffeisen Bank International (-2% ytd) besser entwickelt. Die Titel der Raiffeisen Bank International legten seit Ende Juni 2010 um 22% zu, nachdem die Unsicherheit über die zukünftige Konzernstruktur zurückging.

Die starke Verflechtung des österreichischen Bankensektors mit der CESEE-Region zeigt sich beim (Obligo-)Exposure von Banken in mehrheitlich österreichischem Besitz. Dieses betrug Ende des 2. Quartals 2010 212,5 Mrd EUR und wuchs in den letzten zwei Quartalen beständig (+1% qoq und +4% ytd). Zur Entwicklung in den CESEE-Subregionen seit Jahresbeginn ist zu erwähnen, dass das Exposure zu Bulgarien und Rumänien (EU-2007) leicht fiel (gesamt -1%

ytd), während es zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) – vor allem durch den schwächeren EUR/US-Dollar-Kurs – deutlich anstieg (+21%). Die allgemeine Stabilität und teilweise Erhöhung der Exposures im Jahr 2010 ist aber auch auf den Erfolg der Vienna Initiative und die Einhaltung von Verpflichtungen diverser internationaler Finanzinstitutionen zurückzuführen.

Neue europäische Aufsichtsarchitektur beschlossen

Eine der zentralen Lehren der Finanzkrise ist, dass sich das bisherige Aufsichtssystem überwiegend auf die Beaufsichtigung einzelner Finanzinstitute konzentrierte und die Aufsicht auf makroprudentieller Ebene, die ein Verständnis für die systemischen Risiken des gesamten Finanzsystems schafft, vernachlässigt wurde. Trotz der großen Fortschritte in der Schaffung eines integrierten europäischen Marktes für Finanzdienstleistungen und der steigenden

0 20 40 60 80 100 120 140

Q4 2009 Q1 2010 Q2 2010

200 202 204 206 208 210 212 214

EU-2004 EU-2007 SEE GUS Gesamt (rhs) in Mrd EUR

Quelle: OeNB, Obligo der mehrheitlich in österr. Besitz befindlichen Banken.

in Mrd EUR

60 70 80 90 100 110 120 130 140

Jän- 10

Feb- 10

Mär- 10

Apr- 10

Mai- 10

Jun- 10

Jul- 10

Aug- 10

Sep- 10

Okt- 10 Erste Group Raiffeisen Bank International EuroStoxx Banks MSCI EM Eastern Europe

Quelle: Datastream, Bloomberg.

Entwicklung österr. Bankaktien gegenüber europ.

Referenzindizes

Entwicklung des Exposures österr. Banken zu CESEE

Referenzen

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Die unkonsolidierte Bilanzsumme der österreichischen Banken verzeichnete im ersten Halbjahr 2010 einen gering- fügigen Anstieg um 0,4 % im Vergleich zum Vorhalbjahr und lag

Alles in allem rechnen die Institute damit, dass die Konjunktur nach einer deutlichen Erholung im zwei- ten Halbjahr 2009 zu Beginn des Jahres 2010 wieder spürbar an Dynamik

In Bulgarien legte nach einer Abschwächung im zweiten Halbjahr 2005 die Exporttä- tigkeit im ersten Quartal 2006 zwar wieder an Dynamik zu; die Auswei- tung der Ausfuhren konnte

Jene Faktoren, die bereits im vierten Quartal 2009 das Wachstum der öster- reichischen Wirtschaft getrieben haben, bleiben auch im ersten Halbjahr 2010 für das weiterhin