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Das Heilig-Geist-Spital in Bad Aussee Geschichte eines steirischen Spitals

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Sonderbände der Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 21 (1979)

Das Heilig-Geist-Spital in Bad Aussee Geschichte eines steirischen Spitals

und seiner Kirche

ERNST NOWOTNY

GRAZ 1979

Im Selbstverlag des Historischen Vereines für Steiermark

(2)

Alle Rechte vorbehalten!

Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Historischer Verein für Steiermark, A-8010 Graz, Hamerlinggasse 3.

Verantwortlicher Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. Karl Amon, A-8010 Graz, Heinrichstraße 131

Druck: LEYKAM AG, A-8054 Graz, Ankerstraße 4.

Inhaltsverzeichnis

Seite

Abkürzungen 6 Vorwort 7 Vom Bürgerspital der Hallinger zum landesfürstlichen Spital des kaiserlichen Hallamtes

Aussee (1395-1543) 9 Spitalbrand, Wiederaufbau, Erweiterung und Eingliederung des Spitals unter die von Ferdi-

nand I. gegründeten Hofspitäler (1543-1560) 19 Die Ausseer Spitalordnung vom 14. April 1568 3Q Das Spital während der protestantischen Ära und seine Rolle im Zuge der Gegenreformation

in Aussee (1560-1600) 37 Die Verhältnisse im Spital während des 17. Jahrhunderts und Mißstände um die Jahrhun-

dertwende (1600-1712) 47 Reformmaßnahmen und deren günstige Auswirkung im Zeitalter Karls VI. und Maria The-

resias (1713-1780) 61 Aufhebung der Hofspitäler durch Josef II. und Umwandlung des Ausseer Spitals in ein kai-

serliches Kranken- und Pfründnerhaus (1780-1848) 75 Das Ausseer k. k. Pfründnerhaus und Salinenspital bis zum Ende der Österreichisch-Unga-

rischen Monarchie (1848-1918) 37 Das Salincnspital während der Ersten Republik (1918-1938) J00

Die letzten Jahre des Spitals von der Auflösung der Spitalstiftung bis zur Gegenwart

(1938-1979) 108 Alte Maße, Gewichte und Geldeinheiten 118

Bildernachweis 120 Abbildungen 121

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Verzeichnis der Abkürzungen ASVA

Amon, Aussee I, II, III CM

d E. Mt.

E. Gn.

F . D . fl GDB

h

HA HKA i.ö.

Jb.

K Khay. Mt.

kr LA MA

N.ö.

n. ö.

Orig. Pgt.

Ö . W . Pf Pf d ß

w. w.

Nähere Erklärun

Archiv der Salinenverwaltung Aussee siehe Anmerkung6

Conventionsmünze Pfennig

Euer Majestät Euer Gnaden

Fürstliche Durchlaucht Gulden

Gedenkbücher des Wiener Hofkammerarchivs Heller

Hallamtsarchiv Aussee Hofkammerarchiv Wien innerösterreichisch Jahrbuch Krone

Kaiserliche Majestät Kreuzer

Steiermärkisches Landesarchiv Marktarchiv Aussee

Niederösterreich niederösterreichisch Originalpergament österreichische Währung Pfund

Pfund Pfennig Schilling Wiener Währung

gen der Münzbezeichnungen siehe Tabelle auf S. 118f

Vorwort

Die vorliegende Arbeit stellt in erster Linie einen Beitrag zur historischen Landeskunde der Steiermark dar. Gleichzeitig soll sie in Ergänzung zu dem von mir verfaßten Führer durch die Ausseer Spitalkirche1 Bewohner und Besu- cher des Ausseer Landes mit der Geschichte des alten Spitals, einer vorbildlichen sozialkaritativen Institution für die ausgedienten Salzarbeiter und ihre Fami- lienangehörigen, bekannt machen. Nicht nur die Ausseer Spitalkirche verdient als hervorragendes Kunstwerk der steirischen Gotik große Beachtung, son- dern auch dem Spital kommt eine besondere Bedeutung zu, weil es zu den habsburgischen Hofspitälern zählt und unter diesen die längste Geschichte aufweist. Als nämlich Ferdinand I. im Jahre 1552 an die Erfüllung der testa- mentarischen Wünsche seines Großvaters Maximilian I. durch die Gründung der neun Hofspitäler heranging und dabei das schon bestehende Ausseer Spital in die Reihe derselben aufnahm, hatte dieses bereits eine 150jährige Geschichte hinter sich, und während die übrigen Hofspitäler der Aufhebung durch Jo- sef II. um 1786 zum Opfer fielen, blieb das Ausseer Spital als kaiserliches Pfründnerhaus und späteres Salinenspital bis zur Mitte unseres Jahrhunderts bestehen.

Bei der Abfassung meiner Arbeit sah ich mich vor eine zweifache Aufgabe gestellt. Es galt einerseits die von Karl Amon in einer Reihe von kirchenge- schichtlichen Aufsätzen gewonnenen Erkenntnisse über die Geschichte der Ausseer Spitalkirche im 15. und 16. Jh. mit meinen eigenen Forschungsergeb- nissen zusammenzufassen, andererseits die Geschichte des Spitals vom 17. Jh.

bis zur Gegenwart, worüber so gut wie keine Literatur besteht, allein auf den in den nachstehend genannten Archiven befindlichen Akten fußend, zu erfor- schen und darzustellen. Das bisherige Fehlen einer Geschichte des Heilig- Geist-Spitals zu Aussee bedeutet eine Lücke im Bereiche der historischen Lan- deskunde der Steiermark. Dieser Mangel zeigt sich z. B. in einem vor kurzem erschienenen Buch über das österreichische Montanwesen, das einen sozialge- schichtlich sehr interessanten Beitrag Michael Mitterauers2 enthält. In dieser Studie wird auf das Problem der Versorgung der arbeitsunfähigen alten Berg-

1 E r n s t N o w o t n y , Die Ausseer Spitalkirche zum Heiligen Geist, Christliche Kunststätten Nr. 107 (Salzburg 1974).

2 M i c h a e l M i t t e r a u e r , Produktionsweise, Siedlungsstruktur und Sozialformen im öster- reichischen Mittelalter und der frühen Neuzeit, in: Sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Studien, hg. von M. Mitterauer (Wien 1974).

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arbeiter eingegangen und dabei auch auf die mittelalterlichen Spitäler als Bei- spiel genossenschaftlicher Hilfeleistung hingewiesen, über das Ausseer Spital, welches geradezu ein Musterbeispiel für die Lösung des genannten Problems darstellt, aber nicht mehr berichtet, als daß in Aussee schon im Jahre 1336 eine solche Versorgungsanstalt für alte Arbeiter bestanden hat.3

Die verhältnismäßig häufig verwendeten Zitate im Originaltext und in der alten Schreibung scheinen mir gerechtfertigt, weil sie in ihrer Unmittelbarkeit etwas von der historischen Atmosphäre spürbar machen und sich manches in der heutigen Sprache nur schwer exakt wiedergeben läßt. Das umfangreiche Aktenmaterial, das der Arbeit zugrunde liegt, dürfte vielleicht auch brauchbare Hinweise für eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Auswertung unter an- deren Aspekten, z. B. für die Ausseer Häusergeschichte, bieten. Die alten Maße und Gewichte und Geldeinheiten sind in einer angeschlossenen Tabelle zusammengestellt und erklärt.

Die von mir benützten Quellen (Literatur und Archivalien) werden in den Anmerkungen fortlaufend angeführt. Bei den Archivalien handelt es sich für die Zeit bis zum Jahre 1800 um die im Steiermärkischen Landesarchiv in Graz verwahrten Akten des Ausseer Hallamts- und Marktarchives und einige Origi- nalurkunden. Für die spätere Zeit wurde mir die Einsichtnahme in die im Ar- chiv der Salinenverwaltung von Bad Aussee befindlichen Akten gestattet. Bei den Beamten und Angestellten der Archive in Graz und Aussee fand ich durchwegs entgegenkommende Unterstützung, wofür ich mich hier herzlich bedanken möchte. Namentlich gebührt dieser Dank den Herrn Oberarchivrä- ten Dr. Puschnig und Dr. Purkarthofer vom Steiermärkischen Landesarchiv und dem ehemaligen Salinendirektor von Aussee Hofrat Dipl.-Ing. Heinrich Hopf und Herrn Baumeister Ing. Franz Stadler von der Ausseer Salinenver- waltung. Letzterem danke ich speziell für die Verschaffung von Spitalplänen und bautechnische Beratung. Ferner habe ich der Generaldirektion der öster- reichischen Salinen für die Förderung durch einen Druckkostenbeitrag zu danken. Für die Veröffentlichung der Arbeit im Rahmen der Sonderbände der Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark sei dem Verein und ganz besonders dem während der Drucklegung dieser Arbeit verstorbenen Schrift- leiter Herrn Hofrat Universitätsprofessor Dr. Dr. h. c. Ferdinand Tremel mein ergebenster Dank ausgesprochen. Auch möchte ich es nicht versäumen, meinem Freund Universitätsprofessor Dr. Karl Amon für seine Mithilfe bei der Drucklegung zu danken.

Bad Aussee im Sommer 1979 Der Verfasser

Die bei M i t t e r a u e r auf S. 314 Anm. 292 aus dem Buch von S r b i k , Studien zur Ge- schichte des österreichischen Salzwesens (Innsbruck 1917), entnommene Jahreszahl 1336 beruht auf einem Irrtum, wie auf S. 9 von mir näher ausgeführt wird.

Vom Bürgerspital der Hallinger zum landes- fürstlichen Spital des kaiserlichen Hallamtes

Aussee (1395-1543)

Die Anfänge des Ausseer Spitals zum Heiligen Geist liegen im dunkeln. Es ist kein Stiftsbrief wie bei anderen Gründungen überliefert. Dieser Mangel wurde in späterer Zeit sehr bedauert, und noch im Jahre 1910 ging man daran, nachträglich einen solchen zu errichten, wozu man alle damals greifbaren Un- terlagen sammelte.4 Lange Zeit herrschte die Meinung, daß das Spital schon am Anfang des 14. Jahrhunderts bestanden habe, da bei Muchar5 eine Urkunde vom 19. November 1336 erwähnt wird, wonach der Hallinger und Spitalver- weser Peter Pöffl zu Aussee dem Sohn Peter Schickleins das Spitalgut, genannt der Püchl an der Straßen, zu Burgrecht verliehen hat. Die Jahreszahl 1336 ist seither in fast allen das Ausseer Spital betreffenden historischen Publikationen zu lesen, ursprünglich auch bei Amon,6 der jedoch später zu der Auffassung gelangte, daß ein Datierungsirrtum von genau einem Jahrhundert vorliegen dürfte. Die Burgrechtsverleihung Peter Pöffls erscheint nämlich in einem Ur- kundeninventar des Ausseer Spitals vom Jahre 15687 nicht mit 19. November 1336, sondern 1436 datiert. Die Originalurkunde ist leider heute nicht mehr auffindbar.

Die unbestritten älteste Nachricht über das Ausseer Spital bringt, wie schon Göth in seiner Topographie der Steiermark berichtet,8 eine Schenkungsur- kunde vom 24. Februar 1395, wonach der Hallinger Heinrich der Bescheche all sein Hab und Gut zu Aussee auff den Gottesdienst, so man in dem neu er- pautten Spitall daselbst zu halten gedacht, geschafft und geben hat. Amon ver-

mutet, daß es sich bei diesem Gottesdienst, da die Stiftung später nicht mehr aufscheint, .um die jährliche Feier von Patrozinium und Kirchweihfest gehan-

4 Ein Stiftsbriefentwurf mit 145 Beilagen ist 1926 von der Ausseer Salinenverwaltung der Ge- neraldirektion der österreichischen Salinen in Wien vorgelegt worden.

5 A . M u c h a r , Geschichte des Herzogtums Steiermark (Graz 1844-74), 6. Bd., S. 59.

6 K. A m o n , Aus dem kirchlichen Leben des Hallortes Aussee im späten Mittelalter, in: Jah- resbericht des Carolinum Augustineum in Graz 1954/55, S. 15. Der Artikel, der in den Jahresbe- richten 1955/56 und 1956/57 Fortsetzungen fand, wird weiterhin mit A m o n , Aussee I, II und III zitiert.

7 Steiermärkisches Landesarchiv (LA) Hallamt Aussee (HA) IV/35 Schuber 198 und 212.

8 G . G ö t h , Das Herzogtum Steiermark (Graz 1843), 3. Bd., S. 25 und 28, vgl. auch Hand- buch der historischen Stätten Österreichs II, S. 26 (Kröner Taschenbücher Bd. 279).

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delt haben könnte.9 Die Gründung des Spitals ist wahrscheinlich von der Ge- werkschaft der Hallinger erfolgt, da aus deren Kreis nachweislich die ersten uns bekannten Spitalverweser stammen. Folgende Namen sind in den Urkunden genannt. Ulrich Hertreich (1429), Peter Pöffl (1436), Peter Pöfflein (1438) und Jakob Hertreich (1445). Die Bedeutung der Hallingergenossenschaft manife- stierte sich erstmals, als Herzog Rudolf IV. dieser im Jahre 1360 die Saline in Pacht gab. Die Gewerkschaft hat später auch den Bergbau und den Salzhandel in ihre Hand bekommen.10 Wichtig für das Spital ist vor allem die gesellschaft- liche Machtstellung der Hallinger in Aussee, weshalb sie auch als Spitalverwe- ser und Zechleute der Ausseer Kirchen auftraten.

Die Seelsorge im Spital oblag einem eigenen Spitalskaplan. Über dessen Stellung gegenüber dem Pfarrer gibt ein von Amon entdecktes undatiertes Konzept aus der Hallingerzeit Aufschluß, worin es heißt: Die Hallinger sullen veraintlich ainen erbarn geleutten Priester dem Pharrer ze Aussee furbringen, das er dem an alle Waygrung das Spitall und Sand Lienharts Cappelen oberhalb des Marchs ze Aussee verleich.11 Dieser Kaplan und ein Hilfspriester, den er sich halten konnte, sollten ihre Wohnung im Spital haben. Als Obliegenheiten des Kaplans werden die Meßfeier, Sakramentenspendung und Begräbnis sowie die Predigt an Sonn- und Feiertagen genannt, wobei allerdings das Anrecht auf die meisten Gebühren dem Pfarrer verblieb.12 Schon Srbik13 und neuerdings Amon14 weisen darauf hin, daß den Hallingern das Recht zustand, bei Nichter- füllung von Meßverpflichtungen Strafen zu verhängen, wie dies z. B. in der Meßstiftungsurkunde von Pfarrer Koloman Mülwanger vom 6. November

1408 festgelegt ist. Danach waren bei Vernachlässigung der Messen dem Spital jedesmal 10 Gulden zu zahlen. Die Hallinger verloren ihren Einfluß auf die Spitalleitung jedoch, als Kaiser Friedrich III. seit dem Jahre 1449 die verpach- teten Hallingeranteile an der Saline aus fiskalischen Erwägungen ablöste. Da- mit wurde auch das Spital eine landesfürstliche Institution und kam unter die Aufsicht der kaiserlichen Salzverweser, welche von da ab die Spitalmeister er- nannten.15 Das Interesse dieses Kaisers am Ausseer Spital dokumentiert der gotische Flügelaltar der Spitalkirche, welcher die Jahreszahl 1449 und die An-

9 A m o n , Aussee I, S. 16.

10 H . v. S r b i k , Studien zur Geschichte des österreichischen Salzwesens, S. lOOff.

11 A m o n , Aussee I, S. 15 und 25 (Beilage 5), vgl. auch T o m e k - A m o n , Geschichte der Diözese Seckau (1960) 3. Bd., S. 359/60. Unter „geleuten Priester" ist wohl ein Leutpriester (ple- banus) zu verstehen, d. h. ein Priester, der die Seelsorge der Leute tatsächlich ausübte, als Pfarrer oder, wie in unserem Fall, als Geistlicher einer Filialkirche oder Kapelle.

12 A m o n , Pfarrordnungen des 15. und 16. Jahrhunderts aus dem Gebiete der heutigen Stei- ermark, in: Jahresbericht des Carolinum Augustineum 1958, S. 8-12

13 S r b i k , a.a.O., S. 107.

14 A m o n , St. Leonhard bei Aussee (1958), S. 16/17.

15 H o l l w ö g e r , Das Ausseer Land (1956), S. 52-54.

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fangsbuchstaben AEIOV des berühmten Wahlspruchs Friedrichs III. aufweist.

(Titelbild)

Unser Wissen über die ältere Spitalsgeschichte im 15. und zu Anfang des 16. Jh.s beruht fast ausschließlich auf Stifts-, Bestand- und Kaufbriefen, von denen nur wenige im Original erhalten sind, die meisten uns aber nur in Form von Regesten aus dem vorerwähnten Urkundeninventar von 1568 bekannt sind (vgl. Anm. 7). Meine Darstellung der ersten Periode des Ausseer Spitals muß sich demnach im wesentlichen auf die Aufzählung und Besprechung dieser Ur- kunden beschränken. Nach der schon eingangs genannten Stiftung Bescheches bringt das Inventar einen Stiftsbrief des Hofschreibers Mert Stoll vom 7. N o - vember 1395 umb ain Pfund Gelts und 2 Hennen, die man jarlich an seinem Hauß, Hofmarkh vnd Garten, gelegen zwischen des Spitalls und des Schlegels, in gemelts Spitall raichen soll. Am Allerheiligentag des Jahres 1407 schenkte der Landschreiber Ulrich von Reicheneck, der damals auch Pfleger zu Aussee war, dem Spital einen Garten gegen des Hiltleins Mühl1G zunegst der Reitterer Pruckgen, welchen er von Heinrich Frosch erkauft hatte. Am 30. Oktober 1408 stiftete Ulrich von Reicheneck ferner 4 Pfund Pfennige Gülten beim Pfar- rer Koloman Mülwanger für eine Messe im Spital an jedem Donnerstag.17 Im Revers des Pfarrers sind die Gülten näher bezeichnet: Drei Pfund lagen auf der Klamm bei der Kainisch und 1 Pfund auf Wolfgang Pawneins Haus. Beim Ver- säumnis der Messe war ein Pfund Wachs zum Licht der Spitalkirche zu entrich- ten. Die Meßstiftung erfuhr 2 Bestätigungen, einerseits durch die Äbtissin des Frauenklosters zu Traunkirchen, dem die Pfarre Aussee inkorporiert war, an- dererseits von Bischof Georg von Passau, wobei dieser allen, welche der Messe beiwohnten, bei wahrer Reue und Beichte einen Ablaß von 40 Tagen verbrief- te.18

Die zeidich nächste Urkunde ist ein Kaufbrief des Spitals vom 22. Jänner 1412, welcher besagt, daß Mathiesen, des seligen Heinrichs Rosen-Puschen Sohn, sein Haus und Hofstatt sambt aller Zugehörung zu Aussee im Markht an der Fleischpruggen auf der Traun zunaxt dem Spital dem Leopolten Hof er zu gemeltem Spitall umb 32 Pfund Pfennige verkauft hat. Am 26. Juli 1414 kaufte das Spital eine Wiese beim Ziegelstadel an der Straßen von Lipp Studnitzer.

Dann folgt wieder eine Stiftungsurkunde von Margarethe Peltzin, die am Mittwoch vor dem Weihnachtstag des Jahres 1416 ihr Erbteil, ein Sechstel einer Wiese, benannt der Gruemetl Angern, gelegen an der Strassen hinter des Alt- leins in der Lackhen Hauß, dem Spital geschenkt hat. Am St.-Johannes-Tag 1417 haben Ottl Pitrof und seine Frau Anna 60 Pfennig Gült auf ihrem Haus und Hofstatt dem Leopold Hofer für das Spital verkauft. Leopold Hofer fungierte

10 Heutige Pfandlmühle in Aussee in der Ischlerstraße, vgl. H o l l w ö g e r , S. 37.

17 Originalpergament im LA, H A Aussee, Schuber 165, vgl. A m o n , Aussee II, S. 11.

18 A m o n , Aussee II, S. 33.

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offenbar damals als Spitalverweser. Er scheint auch zweimal in der bei Holl- wöger wiedergegebenen Liste der Ausseer Marktrichter auf. Kurz darauf, am 4. Juli 1417, stiftete ein gewisser Leopold an den Posern ain halb Pfund Gelts auf der Stockwisen.19

Aber nicht nur die Einkünfte von Grundstücken und Häusern, sondern auch von Pfannhausstätten (Sudpfannenanteile) sind dem Spital gestiftet wor- den. Das erste Beispiel dafür liefert die Stiftung der Pfannhausstatt „Schürstab"

an der niederen Pfann, welche durch den Hallinger Leopold Hofer am 27. März 1419 sich im Urkundeninventar vorfindet.20 Ein Jahr später machte der Landesfürst selbst dem Spital eine bedeutende Stiftung. Die diesbezügliche Urkunde, die am Tag der hl. Dorothea (6. 2.) in Wiener Neustadt ausgestellt ist, besagt, man solle von den 2 Ausseer Pfannen wöchentlich, so man seudt, drei Fuder Saltz in das Spitall raichen.21 In einer zweiten Urkunde dieses Jahres wird von Erzherzog Ernst befohlen, daß man ainen frumen Mann zu Verwe- sung des Spitals verordnen und auch jarlich Raittung aufnehmen solle.

Ein interessanter'Kaufbrief des Spitals datiert vom 24. Februar 1429: Der Hallinger Hans Hofer und dessen Frau haben nachfolgend angeführte Stücke dem Spital verkauft: Erstlichen ain Guetl gelegen in der Reitern ob der Saltz- rinnen bei dem Lupitschbach, dient in das Urbar 80 d vnd dem Spital 12 ß d vnd 2 Hennen, mer 2 Mößter gelegen unter dem Albrechtsberg, dient in das Spital, das ain 10 ß d und das ander ainhalb Pfund und 10 d, mer vier Hen- nen. 2 2 Das Inventar führt einen weiteren Kaufbrief des Spitals vom 14. Februar

1432 an umb ain Erbguet sambt aller Zugehörung, gelegen an der Strassen zu Aussee zunagst von Hans Grillens Guet, genannt der Pichl, welches Wolfgang und Mathiesen, Gebrüder des Jörgen Studnitzer seeligen Sun und Ulrichen Pindern, Bürger zu Gmunden dem Spital verkauft haben.23

Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts enthält das Urkundeninventar noch ei- nige Stiftsbriefe und 2 Bestandsbriefe. So verschaffte der Hallinger Ulrich Chalbaycz am St. Margarethentag 1435 dem Spital eine Gült von 5 ß 28 d auf Häusern und Gärten gegenüber dem Mesnerhaus zunächst dem Pfarrhof. Von den zwei genannten Bestandbriefen ist der erste der von Muchar erwähnte Burgrechtsbestandbrief von Peter Schickleins Sohn Georg und seiner Haus- frau, denen der Spitalverweser Peter Pöffl das Spitalgut, genannt der Püchl24, am 19. November 1436 verliehen hat. Diesem folgt der Bestandbrief Ulrich

19 Posern und Stockwiese liegen bei Altaussee, vgl. K a r l V o c e l k a , Die Haus- und Hofna- men der Katastralgemeinden Altaussee, Grundlsee, Lupitsch, Obertressen, Reitern, Strassen im steirischen Salzkammergut (phil. Diss. Wien 1974), 2. Bd., S. 3.

2 0 Vgl. H o l l w ö g e r a.a.O., S. 37.

21 Ebd.

2 2 V o c e l k a , a.a.O., S. 384, heute Reitern Haus Nr. 14 und 15.

2 3 V o c e l k a , a . a . O . , S. 298.

24 Nach Vocelka, Haus Anger Nr. 11.

Schustersund seiner Frau Katharina vom 4. Dezember 1438 auf Peter Pöfflein, Verweser des Spitals zu Aussee, umb ain Hofstatt, gelegen zwischen des Zech- ners vnd Trenken Häuser im Markt zu Aussee lauttendt, davon er jarlich in das Spitall dienen soll 5 ß d.

In einer Urkunde, deren Original sich noch im Ausseerland befindet, bestä- tigen die Brüder Georg und Paul Kettner am 5. September 1442 einen verlo- rengegangenen Stiftsbrief ihres verstorbenen Vaters, des Hallingers Ott Kett- ner, durch welchen dieser dem Spital seine zwei Felder enhalb der Reuterer- prukghen an der Marktleiten mit sambt dem Stadl darinne verschafft hat, und erwähnen die burgrechtliche Überlassung dieser Stücke an sie durch den Spi- talmeister Lienhardt Tuttl, wofür sie jährlich 15 ß d zu zahlen haben und nach der Grummetmahd zwei Kühe des Spitals dort weiden lassen müssen.25 Genau um die Mitte des 15. Jh.s erhielt das Spital eine sehr bedeutende Stiftung, näm- lich die Meßstiftung der verwitweten Pfannhausbesitzerin Barbara Schaurecker vom 24. April 1450.26 Sie stiftete 22 Pfund Pfennige Gülten für eine „ewige Messe", die täglich in der Spitalkirche auf dem Dreifaltigkeitsaltar27 zu lesen war. Nur am Freitag, wo schon die Meßstiftung Ulrichs von Reicheneck Vor- rang hatte, sollte die Messe auf dem Erasmusaltar in der Seitenkapelle zelebriert werden. Interessant ist, daß in der Stiftungsurkunde im Falle der Entehrung des Gotteshauses die Verlegung der Messe in die Pfarrkirche auf den Andreas- altar vorgesehen ist. Die Urkunde gibt genauen Aufschluß über die gestifteten Gülten. Es sind das die Guett und Stückh: vor erst ain gancze Phanhausstatt zu Awsse an der mittern Phann, genannt aberziehen, die yetzt der Pongreich würkhet, item ain Guett genannt Ruetzenrewt,26 gelegen an der Kainisch, das jetzt Jacob im Drächsel besitzt, ist sein Burckrecht vnd dient davon jarlich 9 Pfund und unser gnädig Herrschaft Oesterreich Vrbar 72 d, item ain Guett, ge- legen bey dem Krunglsee, genannt Vorderau,29 darauf der alt Otter sitzt, ist sein Purckrecht und dient davon jarlich 10 ß vnd in das benennt Vrbar aller Sa- chen 37 d ainen Helbing. Item ain Veld, genennt das Rewt, und ain Häusl dar- in, gelegen ob Awsse under der Strassen zwischen des Pharrers und des Tewfels Velden, und ain Krawtgarten, gelegen am Purckstall zwischen des Angerers Krawtgartl vnd der gemeinen Strassen, sind meines Vötters Jacob Hertreichs Purckrecht, vnd dient davon jarlich 4 Pfund Pfennig, und von derselben Rewt in das egenannt Vrbar 3 d. Item ain Guett, gelegen bei Mitterdorf, genannt das Rewt, das yetzt der Hannß inne hat, ist sein Purckrecht vnd dient davon und

25 Vgl. H o l l w ö g e r , a.a.O., S. 46. Das Original der Urkunde besitzt das Haus Bräuhof 7 in Grundlsee.

2 6 Original im LA, Urkunde 6231, vgl. auch Amon II, S. 14, und Hollwöger S. 51, der die Urkunde auszugsweise wiedergibt. Eine vollständige Wiedergabe bei V o c e l k a , a.a.O., S. 236ff.

27 Die Altartafel wurde 1449 von Friedrich III. gestiftet. (Vgl. Umschlagbild).

2 3 Nach H o l l w ö g e r , a . a . O . , S. 52, heute Unterkainisch Nr. 14.

2 9 Nach V o c e l k a , a.a.O., S. 236, heute Archkogel Nr. 6.

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von einem Maderteil wismadt daselbs, genannt Partzach, jarlich 2 Pfund 7 ß 12 d und an der obgenannten unser gnädig Herrschaft zu Oesterreich Vrbar und Amt Hmderperg von dem selben Rewt 6 ß 20 d. Item aber ain Wisen, ge- legen bei Mitterdorf, genannt Asannt, die yetzt der Altherr bestandweyß inne hat, davon er jarlich dient 60 d und in das egenannt Vrbar im Hmterperg 4 ß.

Kaiser Friedrich III. bestätigte die Stiftung zu Wiener Neustadt am 7. Juli 1450.

Der Übergang des Spitals in landesfürstliche Hand brachte keine Vermin- derung der Stiftungsfreudigkeit der Bevölkerung mit sich. Das Urkundenin- ventar enthält weiterhin eine lange Reihe von Stiftsbriefen neben einigen Be- stand- und Kaufbriefen. Vom Jahre 1452 sind zwei Bestandbriefe des Spital- meisters Jakob Hertreich verzeichnet, der eine vom 30. November, betreffend ain Gärtl hinter dem Spitall, das er dem Stephan Lederer und seiner Hausfrau Barbara gegen einen Zins von jährlich 16 d verpachtet hat, der andere vom 25. November, wonach ein an die Traun stoßendes Grundstück, das an den Krautgarten des Peter Alstenzagl angrenzte, dem Ulrich Schuster und dessen Frau gegen jährliche 18 d überlassen wird. Diesen Garten hatten, wie aus ei- nem weiteren Urkundenregest hervorgeht, im Jahre 1467 Hans Ermann und seine Hausfrau von Stephan Lederer erworben und somit den Dienst von 16 d dem Spital zu leisten. Von demselben Hans Ermann ist anschließend ein Uber- gabsbrief vom 12. März 1469 angeführt, betreffend ein Haus, Hofstatt und Pflanzgarten, gelegen in der eingezäunten Spitalwiese, die er von Heinrich Marl an der Strassen erkauft und dem Spital on allen Dienst und Mitleiden vberge- ben.30

Bevor wir mit der Besprechung der Urkunden des Inventars fortfahren, muß hier die Behandlung einiger anderer Dokumente aus diesem Zeitraum ein- geschoben werden. Es sind dies zwei Ablaßbriefe für die Spitalkirche und die älteste erhaltene Spitalrechnung vom Jahre 1461. Der erste Ablaßbrief vom 7. Januar 1453 ist von Kardinal Nikolaus von Cusa, Legaten des apostolischen Stuhles und Bischof von Brixen, ausgestellt.31 Den Besuchern der Spitalkirche wird bei Anhören des Gottesdienstes, Geben eines Almosens und Ablegung der Beichte an den Tagen der Kirchweihe und des Patroziniums ein Ablaß von 100 Tagen gewährt. Der Empfang der hl. Kommunion wurde vor dem Triden- tinum nicht verlangt. Der zweite Ablaßbrief vom 20. Dezember 1475, der von drei Kardinälen ausgestellt ist,32 gewährt allen Personen, welche von der ersten

3 0 Vgl. A m o n , Aussee II, S. 17. Hans Ermann bewohnte das Haus des heutigen Gasthofes

„Blaue Traube", sein Grabstein ist rechts vom Haupteingang der Pfarrkirche an der Westwand der Frauenkapelle angebracht.

3 1 Originalpergament (Siegel fehlt), LA, H A Aussee, Schuber 264 Nr. 190.

3 2 Ebd., Orig. Pgt. Der untere Teil der Urkunde ist abgeschnitten, über beide Urkunden vgl.

A m o n , Aussee II, S. 33.

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bis zur zweiten Vesper der Feste Pfingsten, Erasmus, Bartholomäus, Maria Verkündigung und der Kirchweihe die Spitalkirche besuchen und zu ihrer Er- haltung beitragen, nach vollbrachter Reue und Beichte 100 Tage Ablaß. In den Spitalinventaren von 1568, 1597, 1621, 1646 und 1713 sind jedesmal sechs In- dulgenzbriefe in ainem Gstattl angeführt, von denen aber nur drei auf uns ge- kommen sind, nämlich die zwei besprochenen Originalpergamente und eine Ablaßverleihung anläßlich der Meßstiftung Ulrichs von Reicheneck von 1408.

Das zweifellos wertvollste Aktenstück, das wir zur Geschichte des Spitals im 15. Jahrhundert besitzen, ist die Spitalrechnung von 1461.33 Obwohl es sich nur um ein Fragment handelt, lassen sich daraus doch die Einnahmen und Aus- gaben des Spitals mit vielen interessanten Details entnehmen. Die ersteren set- zen sich aus vier Faktoren zusammen: 1) Das Innemen von den Freyfuedern zue dem Spital ze Awsse. 2) Das Innemen der 14 Pfennig zu dem Spital ze Aws- se. 3) Das Innemen der Phanhausstatten zu dem Spital ze Awsse. 4) Das Inne- men der Dinst zu dem Spital ze Awsse. Die Einnahmen der Freifuder von den damaligen 43 Siedewochen (ä 23 d) betrugen 24 Pf 3 ß 24 d. Es handelt sich um die Stiftung Erzherzog Ernsts vom Jahre 1420 (je 3 Fuder von beiden Pfannen).

Der Spitalmeister - sein Name ist leider nicht ersichtlich - führte die Abrech- nung nach Wochen, beginnend mit dem Erasmustag (4. Juni). Drei Personen, von welchen er die Einnahmen empfing, sind namentlich genannt: Thomas Leitner,34 Salhentoppler35 und Spitzer. Die Einnahme der 14 Pfennig, die bei 43 Siedewochen 2 Pf 4 ß 2 d erbrachte, wurde vom „Hoffmaister" entrichtet. Ob es sich dabei um einen Amtstitel oder bloß einen Namen handelt, ist unklar.

Woher diese Einnahme der 14 Pfennig stammt, ließ sich auch nicht feststellen.

Bei der Einnahme aus den Pfannhausstätten dürfte es sich um die Erträgnisse der Pfannhausstätten „Schürstab" und „Überziehen" an der niederen und mittleren Pfanne gehandelt haben. Die Einnahme der Dienste betrug 27 Pf 40 ß 16 d, wozu noch Naturalabgaben von insgesamt 18 Hennen, 2 Lämmern und 64 Eiern kamen. Die Namen von 32 Personen, welche die Abgaben im Jahre 1461 geleistet haben, sind angeführt und dazu weitere 22, welche mit ih- rer Zahlung im Rückstand waren. Die Summe aller Einnahmen ergibt 85 Pf 3 ß 16 d. Ihnen stehen Ausgaben in der Höhe von 72 Pf 5 ß 16 d gegenüber. Mehr als die Hälfte der Ausgaben, rund 42 Pfund Pfennige, entfielen auf die Verpfle- gung, davon für Korn 25 Pf d, für Weizen 1% Pf d, für Fleisch 8 Pf d, Kraut, Rüben, Bohnen und Erbsen 1 Pf d, für „Ziemueß"36 3^2 Pf d, für Weißbrot und Wein etwa 1 Pf d; für ein Schwein sind 14 ß verrechnet. Die Rechnung enthält keinen Hinweis auf eine Meierwirtschaft, die das Spital aber wahr-

LA, H A Aussee IV/35, Schuber 206.

Thomas Leitner war 1452-1471 Mautner in Aussee, vgl. S r b i k , a.a.O., S. 149.

Salhentoppler war damals Schrannenbeisitzer, vgl. Hollwöger, a.a.O., S. 58.

Milch, Käse und Schotten (nach U n g e r - K h u l l , Steirischer Wortschatz).

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scheinlich schon besaß, da ja in der Urkunde von 1442 von Spitalkühen die Rede ist. Unter den Ausgaben ist auch die Bezahlung des Pfarrers verbucht, der 24 Pf d jährlich erhielt und dazu noch am Kirchweihtag und am Erasmus- und Bartholomäustag für die Prozession je 2 ß.3 7

Wenden wir uns nun wieder dem Urkundeninventar zu, das weitere inter- essante Nachrichten über das Spital enthält. Da haben wir zunächst einen Kaufbrief des Spitals vom 10. Dezember 1476, auf Grund dessen es von Cun- rath am Knoppen und seiner Hausfrau Katharina ein Gut an der Straßen er- warb, das dem Urbar jährlich mit 4 ß d diente, dazu einen Anger genannt

„Prunfelt" mit 20 d Dienst und einen Anger „Stainreit" und einen Acker, ge- legen an dem „Haunolzpichl", von welchen beiden jährlich 6 d in das Urbar zu zahlen waren.38 Ein zweiter Kaufbrief vom 18. April 1480 betrifft den Kauf ei- nes Grundstückes von Wolfgang Vasold zu Mitterndorf, genannt „Kainfelt", gelegen unter dem Kumitzberg, welches in das Urbar zu Mitterndorf mit jähr- lich 8 d diente. Im Jahre 1479 erfreute sich das Spital gleich dreier Stiftungen.

Sigl Studnitzer aus Gößl widmete 4 ß Gült aus seinem ererbten Gut, Georg Burgstaller seine Wiese und Etz39 „das Fall", gelegen an der Straßen im Esels- bach, und Erasmus Hertreich machte eine Zustiftung zu der Tagesmesse seiner Schwägerin Barbara Schaurecker und überließ dem Spital die Dienste von zwei Wiesen in der Ramsau bei Altaussee und Lupitsch, welche 1 Pf d und 7 ß ein- trugen.40

Ab dem Jahre 1475 findet sich im Urkundeninventar des Spitals eine neue Art von Stiftungen, die ich als Pfründenstiftungen bezeichnen möchte. So be- stätigt der Spitalmeister Erhard Klinger am 29. September 1475, daß ein gewis- ser Lenz in Reit im Hinterberg sein Guet sambt aller Zugehörung zu dem Spi- talln gewidmet vnd geschafft, darumben ime und seiner Hausfrauen ain erbar Pfründt ir lebelang, alle mall ain Mäsl Wein in ir Gemach, Stuben vnd Camer zu raichen. Im Jahre 1482 vermachte die Witwe des Lenzen in Reit zwei Wie- sen, genannt „Eben", im Hinterberg dem Spital. Die nächste Pfründenstiftung vom Freitag in der ersten Fastenwoche 1483 stammt von der Witwe des Ulrich Müller und hierauf des Thomas Leitner, welche dem Spital dafür, daß man sie aufnahm und ihr auf Lebenszeit Herberge und Verpflegung zusagte, Haus, Hofstatt und Garten im Markt an der Grundlseer Traun überließ. Am 25. Au- gust 1483 verkaufte die Witwe Magdalena Hertreich dem Spital etliche Gülten auf drei Häusern zu Aussee, nämlich auf des alten Trauners Haus 40 d, auf des Simon Scheits Haus 7 d, und das Haus des Hansen Steyrer, genannt „Paum- gartnerhaus", mit ebenfalls 7 d Gült. Der nächste Kaufbrief datiert vom

37 Vgl. A m o n , Aussee II, S. 50.

3 8 Vgl. V o c e l k a , a.a.O., S. 301.

3 9 Etz = Weideplatz, vgl. auch V o c e l k a , a.a.O., S. 230, (Gschlößl Nr. 2).

4 0 Orig. Pgt. im LA, HA Aussee, Schuber 165, vgl. auch A m o n , Aussee II, S. 18

5. Oktober 1486 umb ein Peintl und Wisen an der Mülleiten und ain Stadl da- selbs, den das Spital von Rudolf Khirichbüchler und seiner Hausfrau erwarb.

Die nächste Erwerbung war eine jährliche Gült von 18 d laut einer Urkunde vom 10. August 1492, die auf Haus, Hofstatt und Garten des Hans Angerer zu Aussee unter der „Lehn" erkauft wurde. Am Sonntag vor Pauli Bekehrung (20. Jänner) 1493 stifteten Barbara und Hans Frosch ihr väterliches Erbteil am Froschgut beim Grundlsee (heute Mosern Nr. 17 und 18) und den vierten Teil einer Wiese „Erchmoß" dafür, daß sie beide im Spital Aufnahme fanden.41 Am darauffolgenden Michaelstag (29. September) übergaben zu demselben Zweck Wolfgang Tischler und seine Frau Dorothea Wiese und ain Stadl im Vrbar am Sarstein dem Spital. Am 22. Jänner 1495 stiftete Christian Studl, Bürger und Pfannmeister, 4 ß ewige Gült auf seinem im Urbar zu Aussee gelegenen Feld,

„zum Schmolern" genannt, dem Spital. In einer Urkunde vom 30. Oktober 1502 versprach Mathe Frosch, 1 Pfund Pfennig ewigen Geldes von seinem nächst St. Leonhard gelegenen Hämerlgut (heute Anger Nr. 15) dem Spital zu leisten. Die letzte Pfründenstiftung unseres Inventars stammt von Margreth und Hans Scherrübl, welche am 27. August 1503 ihr Haus, gelegen an der Pruggen gegen den Schrang, dem Spital für die Aufnahme in dasselbe widme- ten.

Im 16. Jahrhundert ist dann ein deutliches Abnehmen der Stiftungsfreudig- keit zu bemerken. Erst am 6. Mai 1526 ist wieder eine Stiftung für das Spital durch Michael Stärn über 60 d jährliche Gült auf sein Haus und Garten am Krautberg überliefert. Aus einem vom gemeinen Markht Aussee gefertigten Pergamentbrief des Laipriesters Ulrich Schopper vom 21. Juni 1534 läßt sich

entnehmen, daß dieser auf sein Haus dem Spital 3 Pfund Pfennige gestiftet hat- te, beim Verkauf desselben an Niclas Hopfer aber der Dienst auf 2 Pfund her- abgesetzt worden ist. Die nächsten im Inventar enthaltenen Urkunden betref- fen keine Stiftungen, sondern Umlegungen von Abgaben an das Spital. So überließen die Zechleute der St.-Pauls-Kirche (Pfarrkirche) Georg Glashütter und Andreas Gaiswinkhler in einem „Auswechselbrief" vom 3. Februar 1539 1 Pfund Pfennig jährlichen Zins, welcher der Pfarrkirche von Hans Engl- brechts Haus, Hofstatt und Garten zufloß, dem Spital, wofür dieses auf eine gleich hohe Einnahme, die es aus dem Mesnerhaus bezog, verzichtete. In einer Urkunde vom 1. März 1539 bestätigt Wolfgang Hilprant, daß er den Dienst von 1 Pf d von seinem Holzhaus am oberen Markt, den er ursprünglich der Pfannhausbruderschaft geleistet, der aber vom Kaiser dem Spital verschafft worden war, mit Genehmigung des Verwesers Christoph Praunia.lkh auf zway Gütl am Gastey umgelegt habe, weil sein Haus abgebrochen und die Hofstatt weiter vergeben worden war. Eine dritte Nachricht ähnlicher Art enthält die

4 1 Vgl. auch V o c e l k a , a.a.O., S. 173.

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Urkunde vom 15. Juni 1540, wonach Niclas Hopfers ewige Gült von 50 Pfen- nig an das Spital, die auf dem Haus und der Hofstatt des Hans Köberl am obe- ren Markt lag, wegen Verkauf dieses Hauses auf eine dem Hopfer gehörende Leiten im Außerwerk umgelegt worden ist. Das letzte Urkundenregest unseres Inventars betrifft den Kauf eines unterhalb der St.-Leonhard-Kirche gelegenen Feldes und Stadels seitens des Spitals von Veit Veldthamer am Michaelstag des Jahres 1552. Dieses Feld wird in den späteren Grundstückinventaren des Spi- tals als „oberes Spitalfeld" bezeichnet.

Damit sind die urkundlichen Quellen, die uns über die ältere Geschichte des Spitals zur Verfügung stehen, erschöpft. Als Quellen für den behandelten Zeitabschnitt sind natürlich auch eine Reihe von Gegenständen des Kirchenin- ventars zu betrachten. Unter diesen nimmt der erwähnte Flügelaltar, der auf Kaiser Friedrich III. zurückgeht, die erste Stelle ein, dessen Mittelteil die Hl. Dreifaltigkeit in Form des sogenannten Gnadenstuhls (Gott Vater sitzend, das Kreuz mit Christus vor sich haltend, über welchem die Heilig-Geist-Taube schwebt) darstellt. Die Spitalkirche besitzt noch eine zweite gotische Altartafel, die nach Stange etwas später zu datieren ist.4ia Darauf sind die 14 Nothelfer auf Goldgrund gemalt und namentlich bezeichnet (Abb. 2 und 3). Als zentrale Fi- guren treten der hl. Erasmus und der hl. Nikolaus hervor. Bereits im Jahre 1450 wird in der Schaureckerstiftung ein Erasmusaltar als Nebenaltar erwähnt.

Das Spitalinventar von 1621 bezeichnet vermutlich den gleichen Altar als Nico- lay-Altar. Erst 1652 findet sich zum ersten Mal der Name „Altar der 14 Not- helfer". Über die Stiftung dieses Altars ist uns leider gar nichts überliefert.

Dasselbe gilt für die gotischen Heiligenfiguren, welche die Spitalkirche besitzt (Abb. 4, 6 und 7). Hingegen trägt ein Schriftband an der Wand der Seitenka- pelle, in welcher der Nothelferaltar steht, ein sechs Zeilen umfassendes Gebet an die Muttergottes in lateinischer Sprache und am Schluß den Namen des Salzverwesers Hans Herzheimer42 mit der Jahreszahl 1498 (Abb. 2). Das Ge- bet dürfte in Beziehung zu einem Marienbild gestanden sein, welches oberhalb

des Spruchbandes an die Wand gemalt war (Anm. 144). Auf ein weiteres wert- volles Stück muß noch hingewiesen werden. Es handelt sich um ein Meßbuch von 1505, gedruckt bei Erhard Radolt in Passau, das der Priester Hieronymus Strauß der Spitalkirche vermacht hat, wie auf der letzten Seite vermerkt ist.

Das Buch ist derzeit im Ausstellungsraum der Kirche zur Schau gestellt.

Infolge der Dürftigkeit und Einseitigkeit der zur Verfügung stehenden Quellen konnte von der älteren Spitalgeschichte kein konkreteres Bild der Wohn- und Lebensverhältnisse im Spital gezeichnet und auch keine näheren Angaben über die Zahl und Zusammensetzung der Spitalinsassen innerhalb der ersten 150 Jahre geliefert werden.

4 i a A . S t a n g e , Deutsche Malerei der Gotik, Bd. 1 (1961), S. 103.

4 2 M . v . P l a z e r , Traunkirchen-Aussee, Historische Wanderungen (Graz 1907), S. 79.

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Spitalbrand, Wiederaufbau, Erweiterung und Auf- nahme des Spitals unter die von Ferdinand I. ge-

gründeten Hof Spitäler (1543-1560)

Nach Hans Herzheimer war Christoph Praunfalkh der bedeutendste Aus- seer Salzverweser, in dessen Amtszeit (1523-1545) der Ertrag der Saline eine große Steigerung erfuhr. Unter ihm und seinem Nachfolger Sebastian Tunckhl (1545-1559) vollzogen sich wichtige Ereignisse für das Spital. Die anfänglich ziemlich selbständig fungierenden Spitalmeister wurden nun einer strengeren Kontrolle durch den Salzverweser und seinen Gegenschreiber unterzogen. Die beiden treten uns von da ab als Spitalsuperintendenten entgegen, von welchen die Spitalmeister, die damals gleichzeitig Zechpröpste der Spitalkirche waren, ihre Geldmittel empfingen, Weisungen entgegenzunehmen hatten und denen sie jährlich Rechnung legen mußten. Das empfangene Geld wurde, wie einem Schreiben Tunckhls an die niederösterreichischen Kammerräte vom 20. N o - vember 154743 zu entnehmen ist, im Amtshof in einem versperrten Lad! auf- bewahrt.

Im vorletzten Amtsjahr Praunfalkhs wurde das Spital durch eine Brandka- tastrophe, bei welcher das benachbarte Mauthaus und Aufheberhaus abbrann- ten, stark in Mitleidenschaft gezogen. Aus zwei Briefen König Ferdinands I.

vom 15. August und 12. November 1543,44 mit welchen er die leider verloren- gegangenen Berichte des Verwesers beantwortet, erfahren wir, daß dem Brand Dach und Turm der Spitalkirche zum Opfer gefallen sind. Im ersten Schreiben wird Praunfalkh beauftragt, für ain ander Wonung vnd Behausung zu Hand- lung der Maut und für die armen Leut des Spitals Sorge zu tragen. Das zweite Schreiben nimmt auf den Bericht einer Sachverständigenkommission Bezug.

Diese Kommission, der Jakob von Mosheim, Hans Wuecherer, Hans Seggrer und eine Reihe von Fachleuten angehörten, empfahl, nachdem sie die Brand- stätte besichtigt hatte, den Kauf eines dem verbrannten Mauthaus gegenüber- liegenden Bürgerhauses zur Unterbringung der Maut (späteres Salinenkassen- gebäude), wofür etwa 400-500 Gulden Rheinisch aufgewendet werden müß- ten. Für das Aufheberhaus eigne sich die anschließende Hofstatt eines Bürgers,

4 3 Hofkammerarchiv Wien (HKA), Fasz. 156, Aussee, fol. 160.

44

,c-, E bf ' /o L 6 2 _ 6 5' Konzept, Abschrift auch im österreichischen Gedenkbuch (GDB) 49, fol 466/67, vg . ferner E . N o w o t n y , Ausseer Spital und Spitalkirche in den Jahren 1543-1554 in- Ausseer Pfarrblatt 1970/5-7.

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die um 40 Pfund Pfennig käuflich sei. Es heißt in dem Schreiben weiter, daß das verprunnen Mauthaus zum Spital vüglich vnd also solche drey Häuser alle zu dem Mauthauß, Aufheberhauß vnd Spitall vil mit geringern Costen zu bekhu- men und notdürftiglichen zu pawen und zu errichten warn, weder das vorig verprunnen Mauthauß allein wiederumben aufgepaut mächt werden. Der Vor- schlag der Kommission fand die Billigung des Königs, und Praunfalkh erhielt den Befehl, einen Kaufvertrag abzuschließen und den Kaufschilling aus den Amtsgefällen zu entrichten.

Hinsichtlich des Spitals schritt Praunfalkh zunächst an die provisorische Eindeckung des Kirchendaches heran, unter welchem sich auch die zwei gro- ßen Spitalstuben (obere und untere Stube) befanden. Dafür sind in der Spital- rechnung von 1543 4200 Schindel, 900 Dach- und 200 Firstnägel und eine große Anzahl Bretter verrechnet.45 Die Schindeln wurden durch Phanhaus- pueben vom St. Pauls Gotteshaus ins Spital getragen. In der Spitalrechnung von 1544 finden sich ebenfalls Ausgaben über Reparaturarbeiten. Neben einem Betrag für die Beschüt auf die Poden sind 2000 vom Hofschmied hergestellte Schintlnegl bezahlt worden. Weitere Ausgaben erfolgten für Schlosserarbeiten

(Fenster- und Türbeschläge, Schlösser und Schlüssel), ferner für die Herstel- lung von Ofenbänken und einem Kessel. Schließlich sind für 220 Glasscheiben (Butzenscheiben) 1 Pf 24 d verrechnet, für 13 Pfund Blei 7 ß 2 d und 3 Pfund Lötzinn 4 ß 18 d. Dem Meister Caspar Maler wurde für das Einsetzen von 233 Glasscheiben in die zwei Fenster der newen Stuben im Spitall 7 ß 23 d be- zahlt.46 Die Rechnung von 154547 verzeichnet Ausgaben von 5 Pf 3 ß 18 d für insgesamt 19.800 Dachschindeln. Trotz der schwierigen Lage, in welcher sich das Spital befand, ist damals auf Grund eines von der N . ö . Kammer erlassenen Befehls vom 28. Mai 154548 ein gewisser Michael Hackenschmidt, der 60 Jahre bei den Salzpfannen zu Aussee gearbeitet hatte, in das Spital aufgenommen worden.

Nach dem Tode Praunfalkhs wurden die Bauarbeiten unter seinem Nach- folger Sebastian Tunckhl fortgesetzt. Darüber sind wir aus den Hallamtsrech- nungen und dem umfassenden Schriftwechsel, welchen der neue Verweser mit der N . ö . Kammer und dem König führte, unterrichtet. An Hand der Spital- abrechnungen kann man die Arbeiten im Spital gut verfolgen. In der Rechnung von 154649 sind z. B. 300 Ziegel für einen Rauchfang mit 6 ß verrechnet, für die Errichtung des Rauchfangs und eines Backofens 2 Pf d und auf das Machen der neu Stuben für 80 Tagwerch Arbeit 5 Pf 2 ß 20 d bezahlt worden. Diese

4 5 LA, HA Aussee IV/35, Schuber 206.

4 6 Ebd., über Caspar Maler, vgl. R o c h u s K o h l b a c h , Steirische Bildhauer, S. 260/61

47 LA, H A Aussee IV/35, Schuber 206.

4 3 HKA, GDB 49, fol. 470.

4 9 LA, HA Aussee IV/35, Schuber 206.

neu hergerichtete Stube muß die obere Spitalstube gewesen sein, da es bei zwei weiteren Erwähnungen derselben jedesmal oben auf der neuen Stuben heißt. In einer Schlosserrechnung des Ruprecht Schlosser vom 20. November 154750 ist von einer Thür der Porkhirchen die Rede. Diese Tür ist in vermauertem Zu- stand heute noch erkennbar. In der Spitalrechnung von 1547, die von den bei- den Spitalmeistern und Zechpröpsten Walter Kitzbüchler und Andreas Gaiß- winkhler abgefaßt ist,51 sind 600 Ziegel für Rauchfänge und Ziegel für ein Fen- ster, das zugemauert wurde, angeführt. Da neben dem Betrag für Handlanger beim Dachdecken zusätzlich 2 ß 4 d für Firstwein angesetzt sind, kann man daraus schließen, daß damals die Dachdeckerarbeiten beendet waren. Ein um- fangreicher Bericht Tunckhls an die N . ö . Kammer vom 20. November 154752 betont, wie dringlich die vollzogenen Dachdeckerarbeiten gewesen seien, da der Regen an bemeltem Dach an etlichen Orten, wenn grosse Platzregen ge- west, eingeschlagen, die Estrich und Poden zu füllen angefangen habe, und fährt fort, es habe yetzo in diesem Sumer zu Pesserung des Dachs vnd ander Mangl ain Darleg beschehen müssen. Tunckhl klagt dann über die desolaten Zustände im Spital und schreibt: So haben die armen Leut im Spitall zu irer Wonung nit mer als ain ainzig grosse Stuben, so nach der Prunst gemacht. Er berichtet, daß sich unter den Spitalinsassen zween der Khü. Mt. geschädigte Arbaitter befänden mit so übel riechenden Wunden, daß den übrigen das Zu-

sammensein mit diesen nicht zugemutet werden könne und er daher zur Un- terbringung solcher Fälle ain ciain hültzen Rauchstibl gleich an der Traun habe machen lassen. Der Verweser begründet die hohen Spitalausgaben für das Jahr 1547, welche 174 Pf 2 ß 9 d ausmachten, damit, daß auj etliche unvermeidliche Gebew schon 22 Pf 1 ß 20 d aus der Amtskasse genommen werden mußten.

Die durchschnittlichen Ausgaben des vergangenen Jahrzehntes betrugen, wie sich aus den vorhandenen Rechnungen feststellen läßt, tatsächlich nur 130 Pf d. Mit Hinweis auf die eingetretene Teuerung - ein Halbmetzen Ge- treide koste bereits 5-6 ß - kommt der Bericht auf die Schwierigkeiten zu spre- chen, mit dem kleinen Spitaleinkommen die damals im Spital befindlichen 20 Personen zu verpflegen, betont aber ausdrücklich, daß man khainen fremb- den oder auch sunst müessig geunde Petler und notdürftige Leut, sondern allain hieig vnd fürnemblich die armen alten erkhrannkhten Phanhauser vnd ander Arbaitter, so etwo an der Khü. Mt. Arbaidt geschädigt, denen man sunst an an- deren Orten Provision und Gnadengelt zu geben pfliget, annemben thuet.

Anspielend auf die großzügige Bestiftung des Wiener Hofspitals nach dem Tode der Königin Anna,53 wovon er bei seinem letzten Aufenthalt in Wien er-

5 0 Ebd., Schuber 204.

5 1 Ebd., Schuber 206.

52 HKA, Fasz. 156, Aussee, fol. 159-163.

5 3 E . N o w o t n y , Geschichte des Wiener Hofspitals, in: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich, Bd. 23 (1978), S. 12.

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fahren hat, wendet sich Tunckhl an die n.ö. Kammerräte mit der Bitte, König Ferdinand dazu zu bewegen, das Ausseer Spital mit ainer mereren Stifft und Gab aus hieigem Halambt allergenädigist zu versehen. Dafür versprechen er und die Zechleute des Spitals die Verrichtung eines täglichen Gebetes beim Aveläuten durch die Spitalinsassen für die verstorbene Königin und das ganze Haus Österreich und drücken die Überzeugung aus, daß der Segen Gottes dem König seine Guttaten beim Ertrag des Salzbergwerkes hundertfältig wiederer- statten werde. Der Verweser erlaubt sich auch darauf aufmerksam zu machen, wie der Arbeitseifer der Salzarbeiter durch die in Aussicht stehende Versor- gung im Spital oder außerhalb des Spitals durch Almosen an Brot und Geld, wie es in Hallstatt und bei den Pfannen in Tirol üblich sei, gehoben werde, und schließt seinem umfangreichen Bericht noch die Bitte an, es möchten aus dem Grundlseewerch 2 Rachel Holz kostenlos für die Spitalküche ausgefolgt wer- den.54

Die n.ö. Kammerräte haben mit einem Begleitschreiben vom 16. Jänner 154855 den Bericht Tunckhls an König Ferdinand weitergeleitet, und dieser, wie aus den darauf befindlichen Randbemerkungen ersichtlich ist, die geäußer- ten Bitten alle genehmigt. In einem eigenen Antwortschreiben an die Kammer, datiert Augsburg, den 19. Februar 1548,56 befahl der König, das Spitalein- kommen, das 128 Pf d betrug, auf jährlich 200 Pf d zu erhöhen. Offensichtlich beeindruckt von den schlechten Wohnverhältnissen im Spital, bewilligte er au- ßerdem auf Zuerrichtung und stattlichere Erpawung erwenten Spitalls vnd dar- innen nottürftige Wonungen zwei bis dreihundert Gulden Rheinisch aus den Gefeilen des Halambst zu Aussee. Hinsichtlich des Brennholzes wurden nicht nur die erbetenen 2 Rachel für die Küche gewährt, sondern großzügig verfügt:

„vnd wo die armen Leut über diese Bewilligung noch aines mereren Holtz be- dürftig seyn und sy den Verweser darüber anlangen würden, so ist unser Be- uelch, das Ir dasselb zu bewilligen und dazugeben Ime Verweser umb unsertwe- gen auch auferlegt und empindet." Was das von Tunckhl versprochene Gebet der Spitaler betrifft, wünschte der König, daß man ain andächtiges christlich Gebet durch aine geschickte geistliche Person, so der alten christlichen Religion und Glauben anhängig, verfassen lassen solle.

Anfang der fünfziger Jahre des 16. Jahrhunderts hatte sich König Ferdi- nand I. entschlossen, die Gründung der im Testament seines Großvaters Kai- ser Maximilians I. gewünschten neun Spitäler in Angriff zu nehmen. Das be- deutsame Aktenstück vom 18. Oktober 1552,57 in welchem diese Absicht des Königs ausgesprochen wird, nennt unter den Gründungsorten auch Aussee.

54 HKA, Fasz. 156, Aussee, fol. 159-163.

55 Ebd. fol. 164/65 (Kopie), auch GDB 62, fol. 34.

56 Näheres darüber bei N o w o t n y , a.a.O., S. 3-10.

57 HKA, Fasz. 156, fol. 185-187 (Originalkonzept und Abschrift aus dem 18. Jh.).

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Schon am 24. Oktober wurde vom Ausseer Salzverweser verlangt, er solle an Verzug Erkhundigung und Beratschlagung fürnemen, an was Ort und Statt solch Spitall inner oder außerhalb des Markhts Aussee mit pester Gelegenheit er- paut werden könnte vnd ob nicht zur Ersparung größerer Baukosten ein abge- kommenes Kloster oder anderes Gebäude mit einer Kirche vorhanden sei, das sich benützen ließe. Sebastian Tunckhl und sein Hallstätter Amtskollege Georg Spiller suchten die Gelegenheit zu nutzen, um den König anstatt der Errich- tung eines neuen Spitals für die Restaurierung und Erweiterung der beiden Sa- linenspitäler in Aussee und Hallstatt zu gewinnen, und lieferten daher einen sehr ausführlichen Bericht über deren Lage, der vom 17. November 1552 da- tiert.58 Der Aussee betreffende Teil desselben verdient wegen der darin enthal- tenen wichtigen Mitteilungen eine besonders eingehende Behandlung.

Nach der Anrede Allerdurchlauchtigster großmächtiger König, allergenä- digister Herr und einigen einleitenden Sätzen kommt der Bericht gleich auf das Ausseer Spital zu sprechen: und damit E. Khü. Mt. darüber ain aigentliches Wissen haben, so berichten wir hiemit anfännckhlich, das allhie zu Aussee im Markht vorhin ain Spitall, daran und darinnen ain zimblich Kirchl zum Heili- gen Geist genannt, auch Parkirchen vnd aus der armen Leut Stuben, drinnen sy alle wonen, ain Thür heraus in die Kirchl und gegen den Altarn ain Venster.

Und hat auch ainen aigenen Caplan, der alle Werchtag in der ganzen Wochen die Früemeß drinnen lisst vnd kain Vacanten hat, und ist solch Spitall verschi- nen 1543 Jars mitsambt den vorgewesenen Mauthauß, auch Dach vnd Thurn auf der Kirchl abgeprunnen vnd auf E. Mt. Costen aus dem hieigen Ambt von Neuem wider souil erbaut worden, das die armen Leut darinnen underkho- men... Dem erwähnten Kaplan, von dem der Bericht sagt, daß er ain alter frumber Vater in die achtzig Jar oder darüber alt sei, und dessen Besoldung mit

23 fl 7 ß von der Spitalmesse angegeben wird, habe er, Tunckhl, vor 4 Jahren eine Stube und Kammer im Spital als Wohnung eingerichtet. Der Verweser er- bittet für diesen eine Aufbesserung um 4 oder 5 Gulden, damit er sich gelegent- lich ain Trinkhl Wein kaufen könne. Die Zahl der Personen im Spital wird mit 26 beziffert, inbegriffen die „Schwaigerin und Viehdirn", die Verpflegung be- kämen aber nur 20. Darüber hinaus würden etliche alte Männer und Frauen, die aigen Herbergl und Hüttl haben, wöchentlich mit 12x/2 Laib Brot beteilt.

Über die im Spital verabreichte Verpflegung und Bekleidung sagt der Bericht folgendes: Den 20 Personen, so man speist, gibt man alle Tage zu Morgen nach der Fruemeß ain Käß, Schott oder Milichsuppen und ungeuärlich umb Mittag ain Kraut und Fleisch, zu Nachts auch ye zu Zeitl ain Fleisch, aber selten und nur an Sun und Feyertagen, und wan man auf dem Veldt oder sunst Arbayt hat, Praten, im Jar vber fünnff- oder sechsmal nit und nur, wan sy selber Kelber ha-

58 Ebd., fol. 187-195.

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ben von irem Vieh, Wein nur an den hohen Festen im Jar, desgleichen unser Frauentagen, Allerheiligen, Vaschang, Anntlaß und Karfreytage und wan sy zum Sacrament geen, aber auf sy alle mitainander nit mer dann zway Viertl oder Wiener Achtering. Man gibt auch vorgedachten Personen .. . die Schuech und hilft inen auch ye zu Zeiten mit ainem Pedtgewanntlein zu Leilach, auch ain Zwo Ellen Loden zu Claidung.

Tunckhl kommt sodann auf die Einnahmen des Spitals zu sprechen, die un- geuärlich 149, 150 oder 158 Gulden oder mer, danach die Sudt groß gefallen, betrugen, und meldet, daß des Hofcaplan wochenlich Fueder Saltz, weil diser Zeit kainer vorhanden, dem Spital gegeben werde. Es handelt sich um die mit der kaiserlichen Stiftung des Florian- und Christophorusaltars auf der Parkir- che der Pfarrkirche zu Aussee vom Jahre 146759 verbundene Hofkaplanstelle.

Der Hofkaplan erhielt jährlich 20 Pf d und seit 1473 auf Befehl Friedrichs III.

1 Fuder Salz von jeder Siedewoche. Diese 20 Pf d und das Hofkaplanfuder sind in der reformatorischen Zeit zu den Bezügen des Spitals geschlagen wor- den.60 Die Einnahme des Hofkaplanfuders mit 31 d pro Siedewoche ist in den Spitalrechnungen von 1537-1541 verbucht.61 Aus einem Schreiben der N . ö . Kammer an Christoph Praunfalkh vom 12. Mai 154162 läßt sich jedoch ent- nehmen, daß nach einer vorangegangenen Vakanz wieder ein Hofkaplan be- stellt worden ist und ihm 25 Pf d und das wöchentliche Fuder Salz zukamen.

Am 26. Mai 1545 allerdings meldete Praunfalkh der N . ö . Kammer,63 daß der Hofkaplan seiner Besoldung wegen suppliziert habe, weil ihm aber so lang gar kain Beschaid zuekumen, der briester von der meß abgezogen sei, und er fügt hinzu: „Umb die Besoldung wiert jetzunder kainer zu bekhumben sein."

Wenn von da ab die Stelle unbesetzt blieb, war der Grund dafür zuerst der da- mals schon herrschende Priestermangel, später aber in der protestantischen Ära das Fehlen der Meßfeier.

Nach dieser kleinen Abschweifung nun zurück zum Bericht der beiden Salzamtsleute. Darin wird eine wirtschaftsgeschichtlich sehr interessante Er- scheinung mitgeteilt, nämlich der Anstieg der Getreidepreise und eine Ver- knappung des „Ziemueß" (Schmalz, Käse, Schotten), weil dieses enge klaine Tal souil Leut vnd Roß, denen man zu der Arbayt und Verfuerung des Camer- guetes nit gerathen kan, underhalten und neren mueßte. Innerhalb weniger Jahre sei im Ausseer und Hinterberger Urbar die Zahl der Saumrösser um etli- che Hundert angewachsen und aus Futtermangel um so viel weniger Rindvieh gehalten worden. Tunckhl meldet, er habe daher zu den zwei Spitalwiesen

Orig. Pgt. mit Siegel des Kaisers, Urkunde Nr. 12 im Ausseer Pfarrarchiv, A m o n , Aussee II, S. 16, Anm. 149.

LA, HA Aussee IV/35, Schuber 206.

HKA, GDB 49, fol. 462.

HKA, Fasz. 156, fol. 72/73.

noch eine dritte um 60 Pfund Pfennig gekauft, mit deren Ertrag man über den Winter 12 Rinder füttern und dadurch den Eigenbedarf des Spitals an Milch, Käse, Schotten und Schmalz decken könne. In diesem Zusammenhang werden auch zwei zum Spital gehörende Krautgärten erwähnt, der eine in nächster Nähe des Spitals. Mit der starken Betonung der angespannten Verpflegungs- lage im Ausseer Tal wollte man offenbar dem König die Schwierigkeiten vor Augen führen, wenn ain solch grosse Anczall hieig, hallstetterischer vnd anderer fremder Personen in ain Spitall zusammengethan würden, und von der beab-

sichtigten Neugründung abbringen.

Im nächsten Absatz des Berichtes erklären die Salzamtsleute, daß sie nach eingehender Beratung, zu welcher auch der Hallamtsgegenschreiber Balthasar Tollinger beigezogen worden sei, und den dabei angestellten Überlegungen zur Einsparung von Kosten zu folgendem Ergebnis gekommen seien: „Nämblich das E. Khü. Mt. beide alte Spitaler hir vnd in Hallstatt, wie sie yetzo in Wesen seien, beleiben und darinnen nit allain nur E. Khü. Mt. Hofarbeyter als Perg- leut, Phannhauser, auch Holtzknecht, sunder auch ander Arbeyter, die etwo an E. Khü. Mt. Arbeyten geschedigt oder sunst krankh, armb, elenndt vnd des Spi- talls nottürftig wären, wan die fürkhumen, darein nemben."

Der Absatz schließt mit der Aufforderung, der König möge die Wohn- räume der Spitäler in Aussee und Hallstatt durch Zubauten erweitern lassen.

Für Aussee macht Tunckhl gleich konkrete Vorschläge. Er schreibt: Wann E.

Mt. ain guet grosse Stuben, ain Kuchl und etlich Camer, darzue dann gegen das Wasser woll ain Platz vorhanden, zu den yetzigen Gemachen erpawen, glei- chermassen auch die Khirchen daran mit Erweyterung der Parkhirchen, Ver- newerung des alten Gestuels, auch Weissung vnd ander Pesserung vernewern und zu den hievor bewilligten 300 Pfund Pfennig noch ain merers zu Verrich-

tung solches Gepeues von hieigem Hallambt verordnen, das man demnach wol etwas aufschließ mit ainem erschwinglichen Costen zu errichten wirdt mügen.

Im Jahr 1553 fiel infolge der Wahl des protestantischen Pfarrers Löffarl durch die Gemeinde die Pfarrkirche dem Protestantismus zu.64 Nur in der Spi- talkirche wurde noch katholischer Gottesdienst gehalten. Knapp vorher wandte sich Tunkhl in seinem Bericht vom 17. November 1552, wie schon er- wähnt, an den König mit der Bitte um Aufbesserung der Kaplansbesoldung, brachte aber darüber hinaus noch ein die Meßfeiern betreffendes Anliegen vor.

Nachdem bei bemeltem hieigem Spitall nit mer als zwen Ornat und Meßge- wandt, darunder das ain gleichwol von rotem Samat, aber von alten und lan- gem Gebrauch fast ablez65 worden, wird gebeten, der König möge beim Herrn

64 A m o n , Die Reformationszeit im Markte Aussee, in: Veröffentlichungen des Steiermärki- schen Landesarchives 2 (Graz 1960).

Letz = schlecht (nach Unger-Khull, Steirischer Wortschatz).

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Vizedom in Graz veranlassen, daß aus dem dortigen Schatzgewölbe für Aussee und Hallstatt je ein Meßgewand zur Verfügung gestellt werde. Weiter heißt es:

„Man hat auch bei hieigen Spital nit mer als zwen Kelch, deren der ain zerbro- chen, vnd zu Hallstatt bey obbemelter Spitalkirchen nur ainen, ob etwa ain vbriger vnden vorhanden und auch herauf volgen möchten."

Die beiden Salzamtsleute Tunckhl und Spiller haben tatsächlich ihr Ziel er- reicht. In einem Schreiben vom 8. März 1553 aus Graz6 6 hat König Ferdinand die von ihnen empfohlenen Maßnahmen gebilligt und verfügt, daß zur Durch- führung derselben die im Testament Maximilians I. für jedes Hofspital vorge- sehenen 1000 Gulden auf die beiden Spitäler in Aussee und Hallstatt aufgeteilt werden sollten. In dem Schreiben des Königs heißt es wörtlich: „Und ist unser Beuelch, das Ir nach Vermug Eures getanen Berichts die Notdurfft des Gepews an vermelten baiden Spitaln fürderlichen an die Hand nembt. . . vnd on allen Verzug ins Werkh bringet vnd verrichtet vnd nit so lang damit als mit vorigen Pau verziehet." Dem Spitalskaplan bewilligte der König 5 fl Besoldungsauf-

besserung, und auch die Meßgewänder und Kelche wurden genehmigt, deren Abholung durch den Ausseer Geldboten Hilprandt erfolgte.67 Ihre Anforde- rung dürfte den Anstoß dazu gegeben haben, daß damals an alle neu gegründe- ten Hofspitäler Meßgewänder und Heiltum geliefert wurden. Am 17. Juli 1554 nämlich sind dem Vizedom Jakob Gienger zu Linz vier Truhen mit Meßge- wändern und „Heilthumb" für die neugegründeten Hofspitäler in Wels, Aus- see, Innsbruck und Breisach zugestellt und mit gleichem Datum zwei Truhen an den Vizedom Christoph Resch nach Graz geschickt worden, die für die Hof- spitäler in Graz und St. Veit (a. d. Glan) bestimmt waren.68 Daß es König Fer- dinand I. bei der Gründung der Hofspitäler nicht nur um die Erfüllung des te- stamentarischen Wunsches seines Großvaters gegangen sein dürfte, sondern er damit wahrscheinlich gleichzeitig einen religionspolitischen Zweck verfolgt hat, indem er diesen Spitalkirchen die Rolle vorläufiger Rückzugsposten des Katholizismus zugedacht hat, wie dies Amon69 bei Aussee annimmt, dafür kann man wohl in dieser zentral gelenkten Maßnahme eine Bestätigung sehen.

Wie sehr die Erhaltung des alten Glaubens und der Liturgie dem König am Herzen lag, beweist ein weiterer Befehl, den er in seinem Schreiben vom 8. März ausdrücklich erteilte: Weiter ist unser Willen und Beuelch, das alle Sambstag, Feyerabent, Suntag und Hochfest ain Ambt, Vesper und Salve Re- gina in vermeltem Spitall gesungen werden.

Das wichtigste Schreiben König Ferdinands an Tunckhl datiert vom 1. Au-

66 HKA, GDB 71, fol. 88 und GDB 69, fol. 526 sowie Fasz. 156, fol. 186/87

6 7 A m o n , a.a.O., S. 315.

68 HKA, GDB 73, fol. 142.

6 9 A m o n , a.a.O., S. 314.

26

gust 1553.™ Es enthält Verfügungen über die Erweiterung des Spitals mit Stu- ben, Camern und Gemachen und über die Restaurierung der Spitalkirche.

Diese sollte mit ainer newen Parkhirchen, Gestuell, auch Weissung... versehen werden, damit bemelte Spitalleut aus der vndern und obern Stuben gleich strakhs iren Tritt in die Khirchen haben vnd dem Gotsdienst täglich darinnen dester stattlicher beiwohnen vnd auch sonst ain merer Anczall Volks in bemelter Spttalkhirchen vnderkhumen mügen. Der König verlangte ferner, daß an allen Samstagen und den insgesamt 22 Vorabenden der Hochfeste, Liebfrauen- und Zwölfbotentage Vesper und Salve Regina und an den 74 Sonn- und Festtagen ein Hochamt zu singen sei. Damit war der pfarrliche Gottesdienst für die Ka- tholiken in die Spitalkirche verlegt. Er wurde wahrscheinlich von Pfarrer Ge- org Aichelberger, der aus der Pfarrkirche nach der Wahl Löffarls hatte weichen müssen, bis zu seinem Tod im Jahre 1558 versehen.71 Als finanzielle Mittel zur Durchführung dieser Anordnungen wurden 500 Gulden jährlich aus den Ge- fällen des Ausseer Hallamtes bewilligt und befohlen, diese den Zechleuten und Spitalmeistern auf Vnderhaltung der armen Leut im Spitall, auch Verrichtung der neuangeschafften merer Gesang und Gotsdienst, auch Almosen an Prot vnd Gelt quatemberweis ä 125 fl auszuzahlen.12 Daß die bewilligten 500 Gulden dem Spital tatsächlich zukamen, bestätigt die Hallamtsabrechnung vom Jahre 1555, aus der hervorgeht, daß die Spitalmeister und Zechpröpste Andreas Gaißwinkhler und Michael Flauckhner den Empfang der 500 fl quittiert ha- ben.73 Insgesamt betrugen die Spitaleinnahmen von da ab nun jährlich 700 Gulden.

Bevor wir uns mit der Erfüllung der das Kirchengebäude betreffenden Wünsche König Ferdinands näher beschäftigen, seien an dieser Stelle einige in- teressante Mitteilungen eingefügt, welche aus den glücklicherweise erhaltenen Spitalrechnungen der Jahre 1537-1552 zu entnehmen sind. Diese für uns wert- vollen Rechnungen sind dann leider erst wieder ab 1570 vorhanden. Eine Reihe von daraus entnommenen Daten wurden im Zusammenhang mit den Wieder- aufbauarbeiten nach dem Spitalbrand schon angeführt. Einige Angaben über Löhne für das Spitalpersonal möchte ich hier nachtragen. 1541 sind für die Schwaigerin 2 Pf 4 ß d Lohn verrechnet, für die Köchin 2 Pf d, für die Viehdirn 12 d und als Zechmeistersold 6 Pf d. Die Rechnung vom Jahre 1552 bringt die

70 HKA, Fasz. 156, fol. 198-200 (Abschrift). Das Originalpergament im Landesarchiv in Graz (Urkundenreihe).

7 1 A m o n , a. a. O., S. 314/15 sieht in Aichelberger einen Vertreter des Kompomißkatholizis- mus, der reformatorisches Gedankengut in Verbindung mit der alten Kirche sich zu eigen machte.

Vgl. auch A m o n , Aussee III, S. 8.

72 HKA, Fasz. 156, fol. 208.

7 3 LA, H A Aussee, Schuber 665, die Hallamtsabrechnungen von 1556-1564 fehlen im Grazer Landesarchiv leider, hingegen besitzt das Wiener Hofkammerarchiv die Abrechnungen von 1558 und 1559 (HKA Fasz. 156).

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