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Donnerstag, 11. Februar 2016

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Stenographisches Protokoll

850. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Donnerstag, 11. Februar 2016

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Stenographisches Protokoll

850. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich Donnerstag, 11. Februar 2016

Dauer der Sitzung

Donnerstag, 11. Februar 2016: 9.02 – 18.19 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers zur Regierungsum- bildung bzw. Ernennung eines neuen Regierungsmitgliedes gemäß § 37 Abs. 4 GO-BR 2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Energie-Infrastrukturgesetz erlassen, das Um- weltverträglichkeitsprüfungsgesetz 2000 geändert sowie das Bundesgesetz über die Frist und das Verfahren in den Fällen des Art. 12 Abs. 3 des B-VG aufgehoben werden 3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Organisation, Aufgaben und Befugnisse des polizeilichen Staatsschutzes (Polizeiliches Staatsschutzgesetz – PStSG) erlassen und das Sicherheitspolizeigesetz geändert werden

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz 2003 geändert wird 5. Punkt: Bericht an das österreichische Parlament Legislativ- und Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2016 Achtzehnmonatsprogramm des niederländi- schen, slowakischen und maltesischen Vorsitzes des Rates der Europäischen Union 6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Pflanzenschutzgesetz 2011 geändert wird 7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, das Hebammengesetz, das Kardiotechnikergesetz, das MTD-Gesetz, das Medizinische Assistenzberufe-Gesetz, das Medizinischer Masseur- und Heilmasseurgesetz, das Sanitätergesetz, das Zahnärztegesetz und das Zahnärztekammergesetz geändert wer- den (1. EU-Berufsanerkennungsgesetz Gesundheitsberufe 2016 – 1. EU-BAG- GB 2016)

8. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Ärztegesetz 1998, das Musiktherapiegesetz, das Psychotherapiegesetz, das EWR-Psychotherapiegesetz, das Psychologenge- setz 2013, das EWR-Psychologengesetz, das Apothekengesetz, das Apothekerkam- mergesetz 2001, das Gehaltskassengesetz 2002, das Tierärztegesetz und das Tierärz- tekammergesetz geändert werden (2. EU-Berufsanerkennungsgesetz Gesundheitsbe- rufe 2016 – 2. EU-BAG-GB 2016)

9. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten geändert wird

(4)

2 / 850. Sitzung 11. Februar 2016 Bundesrat

10. Punkt: Antrag der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer und Ing. Reinhold Einwallner betreffend Änderung des Ehegesetzes und des Strafgesetzbuches zur Verhinderung von Zwangsehen

11. Punkt: Petition betreffend „Fairer Umgang mit Vereinen bei der Besteuerung von Vereinsfesten“

*****

Inhalt Bundesrat

Antrittsansprache des Präsidenten Josef Saller ... 9

Schreiben des Bundeskanzlers betreffend Nominierung von stellvertretenden Mitgliedern in den Ausschuss der Regionen gemäß Artikel 23c Abs. 5 Bundes- Verfassungsgesetz ... 35, 38 Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten gemäß Arti- kel 50 Abs. 5 Bundes-Verfassungsgesetz betreffend Erteilung der Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Öster- reich und der Volksrepublik China im Bereich der sozialen Sicherheit durch den Herrn Bundespräsidenten ... 41

Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten gemäß Arti- kel 50 Abs. 5 Bundes-Verfassungsgesetz betreffend Erteilung der Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zwischen der Republik Öster- reich und der Föderativen Republik Brasilien im Bereich der sozialen Sicherheit durch den Herrn Bundespräsidenten ... 44

Absehen von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen der gegenständlichen schriftlichen Ausschussberichte gemäß § 44 (3) GO-BR ... 48

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung ... 143

Unterbrechung der Sitzung ... 126, 144 Personalien Verhinderung ... 9

Ordnungsruf ... 92

Aktuelle Stunde (40.) Thema: „Aktuelle Herausforderungen durch die Flüchtlingssituation“ ... 11

Redner/Rednerinnen: Mario Lindner ... 11

Edgar Mayer ... 14

Gerhard Dörfler ... 15

David Stögmüller ... 19

Bundeskanzler Werner Faymann ... 21

Inge Posch-Gruska ... 24

Ferdinand Tiefnig ... 26

Hans-Jörg Jenewein ... 27

Mag. Dr. Ewa Dziedzic ... 29

(5)

Mag. Gerald Zelina ... 30

Bundesregierung Schreiben des Bundeskanzlers Werner Faymann betreffend Enthebung des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer, des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie Alois Stöger, diplômé, und des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport Mag. Ge- rald Klug vom Amt sowie Ernennung von Herrn Alois Stöger, diplômé, zum Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Herrn Mag. Gerald Klug zum Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie sowie Herrn Mag. Hans Peter Doskozil zum Bundesminister für Landesverteidigung und Sport durch den Bundespräsidenten ... 33

Schreiben des Bundeskanzleramtes betreffend Aufenthalt eines Mitgliedes der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union ... 39

Vertretungsschreiben ... 46

Nationalrat Beschlüsse und Gesetzesbeschlüsse ... 48

Ausschüsse Zuweisungen ... 32, 162 Dringliche Anfrage der Bundesräte Hans-Jörg Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bun- desminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend roten Pensionstransfer zwischen Bank Austria und Pensionsversicherungsanstalt (3110/J-BR/2016) ... 126

Begründung: Hans-Jörg Jenewein ... 126

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ... 129

Debatte: Monika Mühlwerth ... 131

Sandra Kern ... 134

Renate Anderl ... 134

David Stögmüller ... 135

Ing. Bernhard Rösch ... 137, 141 Rene Pfister ... 139, 142 Edgar Mayer ... 140

Werner Herbert ... 142

Entschließungsantrag der Bundesräte Hans-Jörg Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Offenlegung des Bank-Austria-Pensionsdeals zwischen SPÖ-Wien und dem BMASK unter der Federführung von Ex-Minister Rudolf Hundstorfer – Ablehnung (namentliche Abstimmung) ... 133, 143 Verzeichnis des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung ... 144

Verhandlungen 1. Punkt: Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers zur Regierungs- umbildung bzw. Ernennung eines neuen Regierungsmitgliedes gemäß § 37 Abs. 4 GO-BR ... 48

(6)

4 / 850. Sitzung 11. Februar 2016 Bundesrat

Bundeskanzler Werner Faymann ... 49

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ... 50

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 37 Abs. 5 GO-BR ... 49

Redner/Rednerinnen: Reinhard Todt ... 52

Edgar Mayer ... 54

Monika Mühlwerth ... 57

Mag. Dr. Ewa Dziedzic ... 60

Bundesminister Mag. Hans Peter Doskozil ... 61

Bundesminister Mag. Gerald Klug ... 63

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ... 64, 75 Inge Posch-Gruska ... 65

Ing. Eduard Köck ... 67

Hans-Jörg Jenewein ... 70

Mag. Nicole Schreyer ... 72

Mag. Gerald Zelina ... 73

2. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 27. Jänner 2016 betreffend ein Bun- desgesetz, mit dem das Energie-Infrastrukturgesetz erlassen, das Umweltver- träglichkeitsprüfungsgesetz 2000 geändert sowie das Bundesgesetz über die Frist und das Verfahren in den Fällen des Art. 12 Abs. 3 des B-VG aufgehoben werden (626 d.B. und 651 d.B. sowie 9524/BR d.B. und 9532/BR d.B.) ... 76

Berichterstatter: Christian Poglitsch ... 76

Redner/Rednerinnen: Mag. Reinhard Pisec, BA ... 76

Dr. Magnus Brunner, LL.M ... 79

Dr. Heidelinde Reiter ... 80

Ing. Hans-Peter Bock ... 81

Ing. Andreas Pum ... 84

Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner ... 86

Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Be- schluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ... 88

Gemeinsame Beratung über 3. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 27. Jänner 2016 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Organisation, Aufgaben und Befugnisse des polizeilichen Staatsschutzes (Polizeiliches Staatsschutzgesetz – PStSG) erlassen und das Sicherheitspolizeigesetz geändert werden (763 d.B. und 988 d.B. sowie 9523/BR d.B. und 9525/BR d.B.) ... 89

Berichterstatter: Armin Forstner, MPA ... 89

4. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 27. Jänner 2016 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz 2003 geändert wird (989 d.B. sowie 9526/BR d.B.) ... 89

Berichterstatter: Armin Forstner, MPA ... 89

Redner/Rednerinnen: Mag. Michael Raml ... 89

Gerhard Schödinger ... 93

Mag. Dr. Ewa Dziedzic ... 94

(7)

Martin Weber ... 95

Werner Herbert ... 97

Sandra Kern ... 99

Rene Pfister ... 101

Mag. Klaus Fürlinger ... 103

Bundesministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner ... 104

Mag. Reinhard Pisec, BA ... 105

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 3, gegen den vorliegen- den Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ... 106

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 4, gegen den vorliegen- den Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ... 106

5. Punkt: Bericht der Bundesministerin für Inneres an das österreichische Parla- ment Legislativ- und Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2016 Achtzehnmonatsprogramm des niederländischen, slowakischen und maltesi- schen Vorsitzes des Rates der Europäischen Union (III-574-BR/2016 d.B. sowie 9527/BR d.B.) ... 106

Berichterstatterin: Sandra Kern ... 106

Redner/Rednerinnen: Werner Herbert ... 106

Armin Forstner, MPA ... 108

Stefan Schennach ... 109

Mag. Dr. Ewa Dziedzic ... 111

Bundesministerin für Inneres Mag. Johanna Mikl-Leitner ... 113

Monika Mühlwerth ... 114

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, den Bericht III-574-BR/2016 d.B. zur Kenntnis zu nehmen ... 116

6. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 28. Jänner 2016 betreffend ein Bun- desgesetz, mit dem das Pflanzenschutzgesetz 2011 geändert wird (905 d.B. und 987 d.B. sowie 9528/BR d.B.) ... 116

Berichterstatter: Ferdinand Tiefnig ... 116

Redner/Rednerinnen: Martin Preineder ... 116

Günther Novak ... 117

Thomas Schererbauer ... 118

Mag. Nicole Schreyer ... 119

Peter Heger ... 120

Annahme des Antrages des Berichterstatters, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ... 121

Gemeinsame Beratung über 7. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 27. Jänner 2016 betreffend ein Bun- desgesetz, mit dem das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, das Hebam- mengesetz, das Kardiotechnikergesetz, das MTD-Gesetz, das Medizinische Assistenzberufe-Gesetz, das Medizinischer Masseur- und Heilmasseurgesetz, das Sanitätergesetz, das Zahnärztegesetz und das Zahnärztekammergesetz geändert werden (1. EU-Berufsanerkennungsgesetz Gesundheitsberufe 2016 – 1. EU-BAG-GB 2016) (881 d.B. und 972 d.B. sowie 9529/BR d.B.) ... 121

(8)

6 / 850. Sitzung 11. Februar 2016 Bundesrat

Berichterstatterin: Mag. Daniela Gruber-Pruner ... 122

8. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 27. Jänner 2016 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ärztegesetz 1998, das Musiktherapiegesetz, das Psychotherapiegesetz, das EWR-Psychotherapiegesetz, das Psychologenge- setz 2013, das EWR-Psychologengesetz, das Apothekengesetz, das Apotheker- kammergesetz 2001, das Gehaltskassengesetz 2002, das Tierärztegesetz und das Tierärztekammergesetz geändert werden (2. EU-Berufsanerkennungsgesetz Gesundheitsberufe 2016 – 2. EU-BAG-GB 2016) (939 d.B. und 973 d.B. sowie 9530/BR d.B.) ... 121

Berichterstatterin: Mag. Daniela Gruber-Pruner ... 122

Redner/Rednerinnen: Gerd Krusche ... 122

Renate Anderl ... 123

Angela Stöckl ... 125

Dr. Heidelinde Reiter ... 145

Ferdinand Tiefnig ... 147

Bundesministerin Dr. Sabine Oberhauser, MAS ... 147

Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 7, gegen den vorlie- genden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ... 149

Annahme des Antrages der Berichterstatterin zu Punkt 8, gegen den vorliegen- den Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ... 149

9. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 27. Jänner 2016 betreffend ein Bun- desgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten geändert wird (912 d.B. und 974 d.B. sowie 9531/BR d.B.) ... 149

Berichterstatterin: Mag. Daniela Gruber-Pruner ... 149

Redner/Rednerinnen: Gerd Krusche ... 150

Adelheid Ebner ... 151

Dr. Andreas Köll ... 152

David Stögmüller ... 153

Bundesministerin Dr. Sabine Oberhauser, MAS ... 154

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, gegen den vorliegenden Be- schluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben ... 155

10. Punkt: Antrag der Bundesräte Jürgen Weiss, Edgar Mayer und Ing. Reinhold Einwallner betreffend Änderung des Ehegesetzes und des Strafgesetzbuches zur Verhinderung von Zwangsehen (169/A-BR/2008 sowie 9533/BR d.B.) ... 156

Berichterstatter: Gerhard Schödinger ... 156

Redner/Rednerinnen: Monika Mühlwerth ... 156

Edgar Mayer ... 157

Mag. Susanne Kurz ... 158

Annahme des Antrages des Berichterstatters, dem Antrag 169/A-BR/2008 keine Zustimmung zu erteilen ... 159

11. Punkt: Petition betreffend „Fairer Umgang mit Vereinen bei der Besteuerung von Vereinsfesten“ (32/PET-BR/2015 sowie 9534/BR d.B.) ... 159

(9)

Berichterstatter: Ing. Eduard Köck ... 159 Redner/Rednerinnen:

Ferdinand Tiefnig ... 160 Inge Posch-Gruska ... 160 Hans-Jörg Jenewein ... 161 Annahme des Antrages des Berichterstatters, den Ausschussbericht 9534/BR d.B.

zur Kenntnis zu nehmen ... 162 Eingebracht wurden

Antrag der Bundesräte

Hans-Jörg Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuregelung des § 311(5) ASVG (218/A(E)-BR/2016)

Anfragen der Bundesräte

Gerd Krusche, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref- fend Missstände im „Asyl-Großquartier“ Leoben (3103/J-BR/2015)

Arnd Meißl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Vergewaltigung einer 13-jährigen Syrerin durch ihren 26-jährigen Ehemann (3104/J- BR/2015)

Arnd Meißl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Vergewaltigung einer 13-jährigen Syrerin durch ihren 26-jährigen Ehemann (3105/J- BR/2015)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Dienst-Fahrzeuge (3106/J-BR/2015)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref- fend Verfügbarkeit der Tretgitter der LPD Wien (3107/J-BR/2015)

Ana Blatnik, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend die genaue Höhe der Förderungen der einzelnen Organisationen der anerkannten österreichischen Volksgruppen durch das Bundesministerium für Bildung und Frauen in den Jahren 2010, 2011, 2012, 2013, 2014 und 2015 (3108/J-BR/2016) Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Exekutive – Planstellen und Überstunden 2015 (3109/J-BR/2016)

Hans-Jörg Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend roten Pensionstransfer zwischen Bank Austria und Pensionsversicherungsanstalt (3110/J-BR/2016)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend ÖBB Mattigtalbahn (3111/J-BR/2016)

Mag. Daniela Gruber-Pruner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Qualitätsstandards für Asylverfahren (3112/J-BR/2016)

Hans-Jörg Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend roten Pensionstransfer zwischen Bank Austria und Pensionsversicherungsanstalt (3113/J-BR/2016)

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8 / 850. Sitzung 11. Februar 2016 Bundesrat

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte Hans-Jörg Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Polizeieinsätze im Raum Klieberpark (2865/AB- BR/2015 zu 3090/J-BR/2015)

der Bundesministerin für Gesundheit auf die Anfrage der Bundesräte Edgar Mayer, Christoph Längle, Kolleginnen und Kollegen betreffend betriebliches Eingliederungs- management (2866/AB-BR/2015 zu 3092/J-BR/2015)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte Peter Samt, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterbringung von Flüchtlingen im Schwarzl - Freizeitzentrum in der Gemeinde Unterpremstätten (Bezirk Graz-Umgebung) (2867/AB-BR/2015 zu 3098/J-BR/2015)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte Gerd Krusche, Kolle- ginnen und Kollegen betreffend Unterbringung von Flüchtlingen in der ehemaligen Baumax-Filiale in der Stadtgemeinde Leoben (2868/AB-BR/2015 zu 3097/J-BR/2015) der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Personalsituation im Exekutivdienst (2869/AB- BR/2015 zu 3093/J-BR/2015)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte Peter Samt, Kolle- ginnen und Kollegen betreffend Unterbringung von Flüchtlingen in der Bellaflora-Halle in der Marktgemeinde Feldkirchen bei Graz (Bezirk Graz-Umgebung) (2870/AB- BR/2015 zu 3094/J-BR/2015)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Arnd Meißl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lärmschutzmaßnahmen entlang der Südbahnstrecke im Siedlungsbereich des Ortsteiles Hönigsberg der Gemeinde Mürzzuschlag (2871/AB-BR/2015 zu 3095/J-BR/2015)

des Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Bundesräte Arnd Meißl, Kolleginnen und Kollegen betreffend geplante Sanierung des Bahnhofs in Langenwang und mögliche Auflassung der Bahnhaltestelle Hönigsberg (Gemeinde Mürzzuschlag) (2872/AB-BR/2015 zu 3096/J-BR/2015)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Transfer-Zelte“ für Menschen auf der Flucht (2873/AB-BR/2016 zu 3099/J-BR/2015)

(11)

Beginn der Sitzung: 9.02 Uhr

Präsident Josef Saller: Ich eröffne die 850. Sitzung des Bundesrates.

Das Amtliche Protokoll der 849. Sitzung des Bundesrates vom 17. Dezember 2015 ist aufgelegen, unbeanstandet geblieben und gilt daher als genehmigt.

Als verhindert gemeldet ist das Mitglied des Bundesrates Ewald Lindinger.

Antrittsansprache des Präsidenten

9.03

Präsident Josef Saller: Sehr geehrte Bundesrätinnen und Bundesräte! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf Sie alle zur heutigen Sitzung sehr herzlich begrüßen. Mein besonderer Gruß gilt Herrn Bundeskanzler Werner Faymann (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen) und Frau Staatssekretärin Sonja Steßl. (Allgemeiner Beifall.) Ich begrüße die Präsidentin außer Dienst Anna Elisabeth Haselbach (allgemeiner Beifall) und den Bundesrat außer Dienst Franz Wenger. (Allgemeiner Beifall.) Ich begrüße auch sehr herzlich den Salzburger Landtagsdirektor außer Dienst Hofrat Edtstadler. (Allgemeiner Beifall.)

Sehr geehrte Damen und Herren Zuseher vor den Fernsehbildschirmen, ich sage herz- lich grüß Gott und grüße noch einmal alle sehr herzlich!

Wer hätte vor Kurzem gedacht, dass wir in Europa in einer veritablen Krise stecken? – Ich nenne als Erstes die Flüchtlingsströme, die noch lange nicht zu Ende sind und die uns noch vor große Herausforderungen stellen werden. Weiters nenne ich die Krisen- gebiete im Nahen und Mittleren Osten, den noch immer nicht beendeten Ukraine - Russland-Konflikt, die mangelnde Solidarität der Mitgliedstaaten in der EU – dies möchte ich ganz besonders hervorheben, und das ist für mich persönlich auch sehr enttäuschend – und die Frage, ob die Eurokrise im Zusammenhang mit Griechenland wirklich schon gelöst ist oder andere Folgen nach sich zieht, innenpolitisch den drohenden Konflikt im Zusammenhang mit der Finanzierung der Pensionen und vieles andere mehr. Das sind viele Aufgaben, die auf den Staat mit Macht und Stärke zukom- men.

Diese Probleme fordern von uns allen große Dialogbereitschaft, in vielen Bereichen Hilfe zur Selbsthilfe, keine Verwirklichung egoistischer Träumereien, sondern vielmehr Visionen für funktionierende Gemeinschaften.

Sehr geehrte Damen und Herren! Der Turnus will es, dass im ersten Halbjahr 2016 die Vorsitzführung des Bundesrates, der Landeshauptleutekonferenz und der Landtags- präsidentinnen- und Landtagspräsidentenkonferenz in der Verantwortung von Salz- burg liegen.

Erlauben Sie mir in wenigen Sätzen einen kurzen historischen Exkurs, weil es da viele Zusammenhänge auch mit Land und Bund gibt. Diese Vorsitzführungen fallen mit dem historischen Moment zusammen, dass sich die Annexion Salzburgs an das damalige Kaisertum Österreich als Folge des Wiener Kongresses zum 200. Male jährt. Ein histo- risches Ereignis, wobei die damals von allen befürchtete Lösung auch aus der Sicht Salzburgs wohl die beste war und damit wohl auch das Antlitz Österreichs dauernd und prägend zum Positiven verändert hat. Ich verweise auch auf die wirtschaftliche Bedeutung dieser Erweiterung des Staatsgebietes von Österreich im Jahre 1816.

Ich hoffe, die Kolleginnen und Kollegen der anderen Bundesländer sehen es mir nach, wenn ich ein Zitat aus dem Jahr 1960 bringe. Damals hat Nikita Chruschtschow Salzburg besucht und gesagt – ich zitiere –:

(12)

10 / 850. Sitzung 11. Februar 2016 Bundesrat Präsident Josef Saller

„Normalerweise hat ein Staat die Hauptstadt als Mittelpunkt.“ – Das wäre natürlich Wien, ist auch Wien. – „Österreich ist aber eine Ellipse mit zwei Brennpunkten: Wien und Salzburg.“ – Soweit das Zitat. (Allgemeine Heiterkeit.)

Ich hoffe, die Vertreter der anderen Bundesländer verzeihen mir das.

Im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung Salzburgs ist interessant, dass eine konstruktive Beendigung der Länderforderungen im Sinne des

§ 11 des Übergangsgesetzes 1920, wonach die endgültige Auseinandersetzung über das staatliche Vermögen zwischen Bund und Ländern in einem Verfassungsgesetz des Bundes geregelt werden sollte, bis heute nicht verwirklicht und abgeschlossen ist. Ich hoffe, dass es diesbezüglich doch bald zu einer Lösung im Sinne des kooperativen Bundesstaates kommt.

Nach allen einschlägigen rechtswissenschaftlichen und politologischen Erkenntnissen wird der Bundesstaat von einer Reihe von Kriterien geprägt. Dazu zählen unter ande- rem die relative Verfassungsautonomie der Länder, die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern auf dem Gebiet der Gesetzgebung und Vollziehung sowie die Mit- wirkung der Länder an der Bundesgesetzgebung in Form des Bundesrates als zweiter Kammer des Parlaments.

Gerade diesen letzten Punkt möchte ich angesichts der immer wieder hörbaren Kritik am Bundesrat hervorheben: Wir als Bundesräte sichern die Mitwirkung der Länder auf dem Gebiet der Gesetzgebung. Wir wollen die Akzeptanz der Gesetzgebung und den Mitwirkungsgrad des Volkes in der parlamentarischen Demokratie, die auf Grund- und Freiheitsrechten beruht, verbessern – eine Aufgabe, die nach dem EU-Beitritt Öster- reichs für den Bundesrat besonders bedeutsam wurde. Unser EU-Ausschuss im Bun- desrat leistet wertvolle und unverzichtbare Arbeit im Jahresablauf, und das wird auch von anderen Staaten anerkannt und honoriert. (Allgemeiner Beifall.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Als ich bei der festlichen Übernahme des Vorsitzes in der Landeshauptleutekonferenz in Mattsee von der Moderatorin gefragt wurde, was ich denn in dem kurzen halben Jahr meiner Präsidentschaft bewirken wolle, antwortete ich spontan: Ich will meine parlamentarische Tätigkeit vermehrt in den Dienst des lebenslangen Lernens stellen!

Als Parlamentarier sind wir verpflichtet – und ich als ehemaliger Pflichtschullehrer und Hauptschuldirektor sowieso –, mitzuhelfen, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass keine gesellschaftliche Gruppierung von modernen Entwicklungen ausgeschlos- sen ist.

Nach den Themenschwerpunkten im ersten Halbjahr 2015 unter Präsidentin Sonja Zwazl zur dualen Ausbildung, zur Jugend- und Lehrlingsausbildung und im zweiten Halbjahr unter Präsident Gottfried Kneifel, nämlich zu neuen Medien und dem digitalen Wandel in der Politik – beide mit vielen ausgezeichneten Projekten –, habe ich mir vor- genommen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Bildung keine Altersgrenzen kennt.

Wir müssen der älteren Generation bewusst machen, dass Bildung nicht mit 60 Le- bensjahren aufhört. Einen Beitrag werden wir dazu auch im Rahmen einer Enquete und eines in dieser Form noch nie abgehaltenen Seniorenparlaments im Bundesrat leisten.

Bildung bedeutet meiner Überzeugung nach aber nicht nur Wissensvermittlung, sondern viel mehr: Bildung bedeutet Kulturbewusstsein, zu einem regen Geist ein gesunder Körper – eine Vereinigung –, Begegnung mit Printmedien, Fernsehen und vieles mehr. Der Begriff Bildung ist sehr weit zu fassen und nicht nur auf Wissens- vermittlung, die natürlich auch besonders wichtig ist, zu beschränken.

(13)

Der Anstieg der Zahl der Seniorinnen und Senioren – im Alter von 65 Jahren und älter – wird sich in den nächsten Jahren unvermindert fortsetzen und dazu führen, dass in 20 Jahren rund 150 000 über 65-Jährige im Lande Salzburg leben werden. Ich nenne hier die Salzburger Zahlen, doch dieser Generationswandel betrifft natürlich genauso alle anderen Bundesländer.

Ich unterstütze daher das Programm der Bundesregierung und alle anderen Program- me aller Parteien, ihre Tätigkeiten und Ideen für Strategien zum lebensbegleitenden Lernen. Dieses Projekt ist in Zusammenarbeit mit Sozialpartnern und anderen Institu- tionen zustande gekommen. Dabei geht es unter anderem um die Bereicherung der Lebensqualität durch Bildung in der nachberuflichen Lebensphase und um Verfahren und Anerkennung von non-formal und informell erworbenen Kenntnissen und Kom- petenzen in allen Bildungssektoren.

Abschließend bedanke ich mich bei meiner Familie, meiner Gattin, die heute anwesend ist, und vielen politischen sowie beruflichen Weggefährten, dass mir eine solche Ent- wicklung als Mandatar möglich war.

Ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern eine gute Zukunft in Freiheit und Sicher- heit.

Es leben die österreichischen Bundesländer, es lebe die Republik Österreich! (An- haltender allgemeiner Beifall.)

9.13

Aktuelle Stunde

Präsident Josef Saller: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde zum Thema

„Aktuelle Herausforderungen durch die Flüchtlingssituation“

mit Herrn Bundeskanzler Faymann und Frau Staatssekretärin Steßl, die ich dazu noch einmal herzlich begrüße.

In der Präsidialkonferenz wurde Einvernehmen über folgenden Ablauf erzielt: Zunächst kommt je eine Rednerin/ein Redner pro Fraktion zu Wort, deren/dessen Redezeit jeweils 10 Minuten beträgt. Sodann folgt die Stellungnahme des Herrn Bundeskanz- lers, die ebenfalls 10 Minuten nicht überschreiten soll. Danach folgen wiederum je eine Rednerin/ein Redner der Fraktionen sowie anschließend je eine Wortmeldung der Bundesräte ohne Fraktion mit jeweils einer 5-minütigen Redezeit. Zuletzt kann noch eine abschließende Stellungnahme des Herrn Bundeskanzlers erfolgen, die nach Möglichkeit 5 Minuten nicht überschreiten sollte.

Als Erster zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Lindner. Ich erteile es ihm.

9.15

Bundesrat Mario Lindner (SPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bun- deskanzler! Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Bertolt Brecht hat gesagt: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“

Im Herbst vergangenen Jahres sind wir in der Steiermark beisammengesessen – die Steiermark hat ja nach dem Bundesland Salzburg den Vorsitz im Bundesrat – und haben über das Thema der steirischen Präsidentschaft gesprochen. Ich bin sehr froh und in Zeiten wie diesen noch froher, dass wir uns für folgende Themen entschieden haben: Zivilcourage, Demokratie, Mitbestimmung und politische Bildung.

(14)

12 / 850. Sitzung 11. Februar 2016 Bundesrat Bundesrat Mario Lindner

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir in Zeiten wie diesen mehr Zivilcourage, mehr Demokratie, mehr Mitbestimmung und vor allem mehr politische Bildung brauchen.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich verstehe, dass die Menschen in Österreich, dass die Menschen in Europa Angst haben. Ich persönlich habe auch Angst. Ich habe Angst, wenn es im 21. Jahrhundert noch immer Kriege gibt. Ich habe Angst, wenn vor Europa im Meer Tausende Menschen sterben. Ich habe Angst, wenn Menschen sehr unverblümt sagen, Mauthausen soll doch wieder geöffnet werden. Ich habe Angst, wenn Menschen sagen, Adolf Hitler sollte doch für drei Monate wiederkommen, und die Probleme der Welt wären aus der Welt geräumt.

Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, ich zitiere eine Presseaussendung des Maut- hausen Komitees Österreich von gestern:

„,Das NS-Verbotsgesetz ist ein Grundpfeiler unserer Rechtsordnung. Nicht wenige Richter und Staatsanwälte setzen es aber faktisch außer Kraft‘, übt MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi scharfe Kritik. Er nennt konkrete Beispiele: ,Duswald verbreitet seine Hasspropaganda gegen KZ-Überlebende schon zum zweiten Mal. Das letzte Straf- verfahren hat die Staatsanwaltschaft Wien völlig unverständlicherweise eingestellt.

Vom Landesgericht Wiener Neustadt wurde der Verfasser des Programms der neo- nazistischen NVP trotz wörtlicher Übernahme eines SS-Textes freigesprochen – der bestellte Gutachter war ein notorischer Antisemit. Und die Staatsanwaltschaft Linz bescheinigte einem türkischen Friseur, der mit einem fiktiven Hitler-Zitat auf Facebook den Holocaust gerühmt hatte, eine ,bloße Unmutsäußerung gegen Israel‘. Nach internationalen Protesten wurde das Strafverfahren wiederaufgenommen und führte zu einer Verurteilung. Diese Skandalliste ließe sich noch lange fortsetzen‘, so der MKÖ- Vorsitzende.

Für Justizminister Wolfgang Brandstetter findet Willi Mernyi trotzdem lobende Worte:

,Seine Haltung gegen Rechtsextremismus ist eindeutig und er hat für eine wirklich gute Reform des Verhetzungsparagraphen gesorgt. Allerdings muss es jetzt wirksame Konsequenzen geben, um die nächsten Justizskandale in Sachen Wiederbetätigung zu verhindern. Wir fordern, dass die Staatsanwaltschaften dem Ministerium über sämt- liche Verbotsgesetzfälle laufend berichten müssen, dass über solche Fälle auch die Öffentlichkeit informiert wird und dass Staatsanwälte sowie Richter in dieser Materie intensiv geschult werden. So wie bisher geht es sicher nicht weiter – das ist ein Schlag ins Gesicht der NS-Opfer und schädigt auch das Ansehen Österreichs.‘“ – Zitatende.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich habe Angst, wenn ich auf Facebook schaue und mir dort diverse Kommentare durchlese. Ich habe Angst, wenn ich auf verschiedene Internetforen von Zeitungen schaue und mir die dortigen Kommentare ansehe.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es darf in einem Land wie Österreich nicht sein, dass Menschen ganz unverblümt mit vollem Namen Nazidiktion verwenden! Das geht in einem Land wie Österreich nicht!

Es kann nicht sein – auch wenn Fasching ist –, dass unser Herr Bundeskanzler bei einem Faschingsumzug symbolisch aufgehängt wird! Es kann nicht sein, dass es irgendwelche Pauschalverurteilungen von Menschen gibt. Wir können nicht schwarz- weiß malen, sondern wir müssen Taten sehen.

Ich komme zu Köln. Das, was in Köln geschehen ist, ist unverzeihlich. Es ist unver- zeihlich, aber, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, da geht es um die Tat. Es geht um die Tat! Wenn Kinder, Frauen, Männer vergewaltigt werden, dann sind Verbrecher am Werk. Das darf in einem Land wie Österreich und in der Europäischen Union ganz einfach nicht passieren! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

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Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, wie vor einem Dreivierteljahr bin ich immer noch der Meinung: Wir schaffen es. Herr Bundeskanzler, in einem Punkt bin ich nicht deiner Meinung: Ich glaube, dass Obergrenzen keine Lösung sind. Der Landesparteitag der steirischen SPÖ hat auch einstimmig beschlossen, dass wir uns gegen Obergrenzen aussprechen. (Beifall bei den Grünen.) Ich möchte nicht der 37 501. sein, und ich glaube, keiner von uns möchte der 37 501. sein.

Herr Bundeskanzler, ich bin ganz bei dir, wenn du sagst, wir brauchen europaweite Aufteilungen, wir brauchen europaweite Quoten. Es kann doch nicht sein, dass in Europa Österreich, Deutschland und Schweden die Hauptlast der Asylkrise bewältigen und alle anderen uns zuschauen. Es kann doch nicht sein, dass Österreich, Deutsch- land und Schweden die Menschenrechte hochhalten und die anderen Länder uns dabei zuschauen.

Herr Bundeskanzler, du hast volle Unterstützung, wenn du Sanktionen gegen andere EU-Länder einforderst, denn ich glaube, wir müssen die Länder, die uns bei der Flüchtlingsbewältigung nicht helfen, mit Sanktionen bestrafen, ob das Geldsanktionen sind oder was auch immer – darüber müssen wir reden.

Wir müssen den Griechen und der Türkei helfen. Wir brauchen bei den EU-Außen- grenzen die Hotspots. Wir brauchen dort die Registrierungen.

Jetzt komme ich zu dieser leidigen Zaun-Sache. Ich verstehe es bis heute nicht, dass man in der Steiermark einen drei Kilometer langen Zaun aufgestellt hat, wenn die Menschen ohnehin schon mehrere Tausend Kilometer in Europa – unter Anführungs- zeichen – „spazieren gehen“.

Herr Bundeskanzler, ich bitte dich eindringlich, speziell im Sinne der Menschenrechte, auf die anderen EU-Staaten einzuwirken.

Ich komme auf die Steiermark zu sprechen. In der Steiermark gehen wir immer noch den Weg – oder probieren es –, Kleinquartiere bereitzustellen. Wir sind immer der Meinung, dass Kleinquartiere oder Kleinstquartiere viel besser sind als Großquartiere.

Ich erinnere an die Innenministerin und den Fehler, den wir alle gemacht haben – wir haben auch zugeschaut –: Die Baumax-Halle in Leoben mit 400 Flüchtlingen – als Beispiel –, das kann nicht funktionieren, das war uns allen klar. Ich sage jetzt wirklich sehr provokant: Stecken wir 400 Menschen von uns irgendwo in ein Quartier, so wird es wahrscheinlich nach zwei, drei Tagen auch nicht funktionieren. Darum die Bitte:

Nehmen wir uns vor, Kleinquartiere zu machen!

Zum Außenminister: Den Außenminister bitte ich, dass er die Rückführabkommen verhandelt, weil es relativ einfach ist zu sagen: Bringen wir die Leute wieder zurück.

Aber wenn wir keine Abkommen haben, wie sollen wir das dann schaffen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin – noch einmal – der Meinung: Wir schaffen das! Für mich – und ich komme aus dem größten Bezirk Österreichs, dem Bezirk Liezen – ist eines gänzlich unverständlich: Wir haben vor Kurzem die Schiflug-WM am Kulm gehabt: 80 000 Leute – kein Problem. Wir haben vor Kurzem „The Nightrace“ in Schladming gehabt: zirka 50 000 Menschen – überhaupt kein Problem. Wir veran- stalten in Österreich das Donauinselfest: 3 Millionen Menschen an drei Tagen, und wir bringen es problemlos über die Bühne. Wenn sich zirka 50 000 Leute im Ernst-Happel- Stadion bei einer Veranstaltung befinden, ist es danach innerhalb einer halben Stunde wieder leer, und alle Menschen sind mit der U-Bahn oder mit den öffentlichen Ver- kehrsmitteln wieder auf ihren Wegen. Ich verstehe es daher nicht, dass man Flüchtlinge – 3 000, 4 000, 5 000 Menschen – an der Grenze zu Österreich nicht ge- ordnet abfertigen kann. Ich verstehe es wirklich nicht. (Bundesrat Mayer: Aber das sind Besucher!)

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Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen, lassen Sie mich abschließend feststellen: Men- schenrechte sind unteilbar. Punkt. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Bertolt Brecht hat gesagt: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“

(Beifall bei SPÖ und Grünen.)

9.24

Präsident Josef Saller: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Mayer. Ich erteile es ihm.

9.25

Bundesrat Edgar Mayer (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Herr Bundeskanz- ler, ich darf eingangs auf Ihre Aussage bezüglich Frontex und den damit verbundenen Aufträgen, in der Ägäis aufgegriffene Flüchtlinge direkt in die Türkei zurückzuschicken, eingehen. Den Vorschlag, den wir vollinhaltlich unterstützen können, haben Sie bei der Londoner Syrien-Konferenz dem türkischen Premier Ahmet Davutoğlu unterbreitet.

Damit soll also Frontex nicht nur zum Rettungsprogramm, sondern tatsächlich auch zu einem Grenzschutzprogramm werden. Das ist ja eigentlich auch der Sinn hinter Frontex.

Wenn es gelingt, auf diese Weise eine Eindämmung des Flüchtlingsstromes zu erreichen, dann wäre das eine Lösung vor Ort. Momentan, das wissen wir, betreibt die türkische Regierung, der türkische Präsident, mit uns eher ein Katz-und-Maus-Spiel, denn wenn man die Polizeiorganisation, die Militärorganisation in der Türkei kennt, weiß man auch ganz genau, wie die Türkei die Flüchtlingsströme leiten beziehungs- weise zurückhalten oder überhaupt verhindern kann. Wenn in einem türkischen Hafen die Polizei entsprechend einschreitet, wird kein Flüchtlingsboot die türkische Grenze verlassen.

Es ist also unbedingt wichtig, dass man die Türkei miteinbindet und dies den türkischen Behörden auch entsprechend klar vor Augen hält, denn in diesem 3-Milliarden-Deal soll nicht nur das verhandelt werden. Es soll zum Beispiel auch die Geschichte mit den Maghreb-Staaten Algerien, Tunesien, Marokko geklärt werden. Aus diesen Ländern werden quasi mit Charterflügen Menschen in die Türkei geflogen, die dann mit dem Flüchtlingsstrom über die Grenze gehen. Das sind dann wirklich die berühmten Wirt- schaftsflüchtlinge, die hier – auch fälschlicherweise – oft zitiert werden. Das sind tat- sächlich Wirtschaftsflüchtlinge. Dies geschieht natürlich auch alles mit Billigung der türkischen Behörden.

Herr Bundeskanzler, auch das angesprochene Grenzmanagement ist durchaus zu begrüßen. Es steht, glaube ich, außer Streit, dass wir uns auf eine Erweiterung der Grenzsicherung vorbereiten müssen.

Dazu haben der neue Verteidigungsminister Doskozil und die Innenministerin bereits mehrere gemeinsame Botschaften ausgesendet. Da wird jetzt gemeinsam Politik gemacht, und das ist, denke ich, für Österreich sehr wichtig. Wenn diese beide Minis- terien an einem Strang ziehen, dann ist immer noch eine passable Lösung herausge- kommen.

Ich darf hier einen Artikel aus dem „Kurier“ zitieren, in dem zu lesen ist:

„Rot-Schwarz probt den Paarlauf bei Flüchtlingen. Neustart. Der SPÖ-Heereschef hat einen sehr guten Draht zu VP-Innenministerin und VP-Außenminister. Das Trio will nun Druck bei Abschiebeabkommen machen“ – wie Kollege Lindner schon erwähnt hat.

„Doskozil, Kurz & Mikl planen Marokko-Mission. Abschiebungen. Auch mit Afghanistan soll der Deal zur Rück-Übernahme geschlossen werden“..

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Das ist ein sehr gutes Signal der Regierung, Herr Bundeskanzler, und das möchte ich hier ausdrücklich erwähnt haben.

Ebenso die Bemühungen von Finanzminister Schelling, der einen Brief nach Brüssel an Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Vizepräsidentin Kristalina Georgiewa geschrieben hat, worin klar aufgezeigt wird, um welche Probleme auch finanzieller Natur es geht. Im Kern verlangt Minister Schelling substanziell mehr Geld für – unter Anführungszeichen – „die willigen Länder“, und das sind nun einmal Schweden, Deutschland und Österreich, wie es Kollege Lindner angesprochen hat. Diese drei Länder können – und das ist immer wieder hervorzuheben und zu unterstreichen – die Lasten nicht allein übernehmen.

Wie Sie auch schon betont haben, Herr Bundeskanzler: Es geht um die Solidarität in der EU, die man immer wieder einfordern muss. Die Rechnung dahinter: Im Durch- schnitt sind rund 35 000, 40 000 Flüchtlinge, Asylwerber für Österreich verkraftbar. Wir alle wissen, es waren im letzten Jahr wesentlich mehr, über 90 000. Wenn man das mit etwa 11 000 € hochrechnet, sind es 600 Millionen €. Da geht es nicht nur darum, diese Summe sozusagen nach Maastricht dem Budget aufzurechnen, sondern zu fordern:

Wir wollen dieses Geld wieder zurückhaben. Es gibt auch einen klaren Lösungs- vorschlag: Aufstockung der speziell dafür eingerichteten EU-Fonds, Umschichtung von Geldern aus dem EU-Solidaritätsfonds sowie zusätzliche Auszahlung von nicht verbrauchten EU-Budgetmitteln an die besagten Länder. Ich glaube, das kann auch quer durch den politischen Gemüsegarten unterstrichen werden.

Aber Österreich setzt sich nicht nur mit der EU-Kommission auseinander. Wir wissen, unser Außenminister ist derzeit auf einer Tour in den Westbalkanstaaten, um für die österreichische Flüchtlingssituation Verständnis zu erwirken. Dabei geht es darum, zu zeigen, dass wir die Sorgen dieser Staaten hinsichtlich der österreichischen Flücht- lingsobergrenze gleichermaßen ernst nehmen.

Österreich wird nicht einfach nur die Grenzen schließen und die Westbalkanstaaten mit dem Problem allein lassen können, hierzu braucht es eine gemeinsame Lösung, ins- besondere mit Serbien und Mazedonien.

Wir erwarten, dass die Flüchtlinge bei einer Abriegelung der mazedonischen Grenze neue Wege nach Mitteleuropa suchen werden. Bei einer guten Kooperation aller Staaten kann man aber die Probleme, die durch Ausweichrouten entstehen, rechtzeitig angehen.

Herr Bundeskanzler, all diesen nur ansatzweise angedeuteten Maßnahmen und Bemü- hungen unserer Bundesregierung ist zu entnehmen, dass wir ernsthaft bemüht sind, nicht nur die Flüchtlingssituation im eigenen Land in den Griff zu bekommen, sondern auch in der EU, ja europaweit nicht locker lassen, um Lösungen herbeizuführen. In weiterer Folge soll sich dadurch der Druck, der wegen der Flüchtlingssituation auf unseren Ländern und Gemeinden lastet, auf ein allgemein verträgliches Maß be- schränken. – Ich danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

9.31

Präsident Josef Saller: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Dörfler. Ich erteile es ihm.

9.31

Bundesrat Gerhard Dörfler (FPÖ, Kärnten): Geschätzter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Herr Bundes- kanzler, ich bin kein Hetzer, ich bin kein Ausländerhasser. Aber ich sorge mich um jedes Opfer in allen Kriegsgebieten; ich sorge mich um unser Zusammenleben in Österreich und Europa; ich sorge mich um unsere Lebenskultur; ich sorge mich um

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unsere Sicherheit; ich sorge mich um Europa; und ich sorge mich um unsere gemein- same Heimat Österreich.

Wir schaffen es! – So lautete die Einladung der Bundeskanzlerin Merkel aus Berlin, die sicherlich gut gemeint war, das will ich ihr gar nicht absprechen. Jetzt aber sehen wir die Überforderung in Deutschland, wo man Hunderttausende Menschen, die aus den Kriegs- und anderen Gebieten zu uns oder nach Deutschland gekommen sind, nicht erfasst hat.

Das heißt: Es ist in Europa möglich, grenzenlos zu agieren, ohne entsprechende Grenzkontrollen passieren zu müssen. Wenn ich vom Wiener Flughafen aus nach Brüssel fliege, durchlaufe ich eine Sicherheitskontrolle – gerade, dass ich mich nicht ganz ausziehen muss. Wenn ich in ein Fußballstadion will, durchlaufe ich eine Sicher- heitskontrolle. Und wenn ich nach Europa will, muss es wohl klar sein, dass es ein absolutes Muss ist, europäische Gesetze – egal, ob an Schengengrenzen oder natio- nalen Grenzen – einzuhalten. Es kann nicht sein, dass wir U-Boote nach Europa las- sen!

Das sind sozusagen die Überschriften. Heute muss man ja wissen, dass eine Organi- sation allein schon durch die moderne Handy-Kommunikation erfolgt. Wir schaffen es – diese Botschaft erhalten in einem Moment Hunderttausende, die Hoffnung haben, in Europa ein neues Leben beginnen zu können, egal, ob Kriegs- oder Wirtschaftsflücht- linge.

Man hat es auch schon vorausgesehen. Die entsprechenden Sicherheitsorgane in Deutschland und in Österreich haben schon Monate vorher gewarnt, dass hier eine Art Stau entsteht, der dann mit der Einladung aus Deutschland – die auch Sie mitgetragen haben – massiv beschleunigt wurde.

Warum schaffen wir das nicht? – Das ist ein wichtiges Thema, das ich gleich alpha- betisch zu erläutern beginne. Der Arbeitsmarkt: Europa hat eine enorme Jugendar- beitslosigkeit, Österreich hat eine Rekordarbeitslosigkeit. Der Hotspot Wien – wenn ich das zum Thema Arbeitslosigkeit sagen darf – hat die höchste Flüchtlingsquote, aber auch die höchste Arbeitslosigkeit. Wenn man sich die aktuellen Zahlen für Jänner anschaut: Tirol, erfreulicherweise – das ist ein Lichtblick besonderer Art –: ein Minus an Arbeitslosigkeit von 2,3 Prozent; auch das Bundesland Vorarlberg: minus 0,8 Prozent;

Wien dagegen zeigt ein Plus von 9,9 Prozent.

Betrachtet man die Arbeitslosigkeit der Asylberechtigten in Österreich, so stellt sich folgende Situation dar: Insgesamt sind 21 575 Asylberechtigte arbeitslos gemeldet, davon wieder ein Großteil in Wien, das heißt, 14 353 oder 50,31 Prozent. (Bundesrat Schennach: Das ist ja logisch! Wien ist die einzige Großstadt in Österreich! Ein bissl nachdenken!)

Herr Kollege Schennach, das heißt: Dort, wo ich Zuwanderung habe – enorme Zuwan- derung habe –, kann der Arbeitsmarkt nicht mit, und Arbeitsmarkt heißt Integration;

das wird Ihnen ja ausreichend bekannt sein. (Bundesrat Schennach: Wir erledigen auch einen Teil des kärntnerischen Arbeitsmarktes in Wien und des steirischen und des burgenländischen und des niederösterreichischen! – Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Ja, ja!

„Man kann nicht Menschen aus Afrika aufnehmen, wenn man eine enorme Arbeitslo- sigkeit im Land hat.“ – Wissen Sie, Herr Schennach, wer das gesagt hat? – Ihr Partei- kollege Karl Blecha, und zwar am 25. Jänner.

Das ist keine Aussage eines Freiheitlichen, keine Aussage der ÖVP, keine Aussage irgendeines Ausländerfeindes vielleicht, sondern eine Aussage eines sehr prominenten

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Repräsentanten der SPÖ, der sehr wohl weiß, wie Österreich tickt – im Gegensatz offensichtlich zu Ihnen, Herr Schennach. (Beifall bei der FPÖ.)

Da Wien jetzt so eine Art „Hilfspaket“ aus Berlin in Anspruch nimmt, wie man die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen versuchen kann: Die Chefin des AMS Wien, Frau Petra Draxl, nennt als Hauptgründe für die hohe Arbeitslosenrate den „anhaltend starken Arbeitskräftezuzug vor allem aus den osteuropäischen Nachbarländern“ – auch das, hat man ja gesagt, werde nicht stattfinden, ist aber wesentlich höher als befürchtet –, weiters die, so Draxl, „fehlenden Qualifikationen bei den Jugendlichen, die Auswir- kungen der Pensionsreform bei den Älteren sowie der aktuelle Flüchtlingszustrom“.

Das sind die Fakten, wie sie sind. Das ist kein Schlechtreden, das ist kein Schönreden, sondern das sind Zahlen und Fakten, an denen man sich nicht vorbeischwindeln kann.

Meine Damen und Herren, wer den Menschen keine Arbeit geben kann, der schafft auch keine Integration. Was heißt denn, keine Arbeit zu haben? – Das heißt Straße, Gosse, Drogenhandel, Banden, Kriminalität. Das ist die Folge, wenn es keinen funktio- nierenden Arbeitsmarkt gibt. Ich bin da ganz bei Karl Blecha. Wir haben derzeit in Österreich rund 500 000 Menschen – egal, ob in Österreich geborene oder zugewan- derte Menschen –, die keinen Arbeitsplatz haben. Wenn wir diese Arbeitslosigkeit nicht hätten, dann hätten wir durchaus Möglichkeiten, Menschen in unserem Lande vernünftig zu integrieren.

Zweites Thema: Sicherheit. Zwei Terroranschläge in Paris; weiters verweise ich auf Köln, Salzburg, Istanbul, Tunesien. Oder aber auch: eine US-Studentin, die, wie man hört, ein Asylwerber aus Gambia am Gewissen hat, der dann in der Schweiz aufge- griffen wurde, ein Asylwerber, der aber schon vorher straffällig wurde. Das heißt also, in Österreich, in Europa ist es möglich, dass straffällig gewordene Rechtsbrecher, dass Vergewaltiger ihr Unwesen in Österreich, in Deutschland oder in der Schweiz treiben können. Irgendwann findet man sie halt – oder auch nicht.

Das ist doch ein besonders dramatisches Schicksal, dass in Wien eine amerikanische Studentin von einem, wie man hört und liest, Asylwerber aus Gambia umgebracht wurde!

Von diesem zehnjährigen Buben in Wien, von diesem Kind, möchte ich erst gar nicht hier reden. Da bricht mir einfach das Herz. Und wenn man die „Argumente“ des Täters hört und dass das Bekanntwerden dieses Falles wochenlang vor der Öffentlichkeit unterdrückt worden ist, schockiert das die Menschen in Österreich!

Herr Bundeskanzler, das sind die Sorgen der Menschen, das ist nicht – ich bin jeden Tag unter den Menschen und weiß das – irgendein Geschwätz, das ist nicht die Opposition, das ist nicht ausländerfeindlich, sondern das alles sind Sorgen, die die Menschen haben, Sorgen, die sie bedrücken und auch zutiefst verunsichern.

Nun zum Thema Grenzkontrollen. Ich habe schon gesagt, wenn ich zum Flughafen will oder wenn ich als Kärntner nach Istrien fahre, dann muss ich drei Stunden im Stau stehen zwischen Italien und Kroatien beziehungsweise zwischen Italien und Istrien.

Überhaupt kein Problem. Herr Leitl von der Wirtschaftskammer sagt – Herr Platter will ja jetzt übrigens auch Sicherheitsmaßnahmen, sprich: einen Zaun, am Brenner errichten –, dass die Wirtschaft dadurch großen Schaden erleiden wird. – Ich will, meine Damen und Herren, dass die Menschen keinen Schaden leiden. Ich will nicht, dass Straftäter durch Europa reisen können, wie es ihnen Spaß macht, um Kinder zu vergewaltigen, Menschen umzubringen und Drogenhandel zu betreiben! (Beifall bei der FPÖ.)

Auch zum Thema Grenzkontrollen ein Zitat: „Man hätte die Durchreisenden schon 2015 registrieren müssen.“ Dass man in der Regierung jetzt über einen Richtwert oder

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eine Obergrenze streite, sei „absurd“, so Karl Blecha am 26. Jänner dem „Kurier“

gegenüber. Also, Herr Schennach: kein Freiheitlicher, kein Ausländerhasser. Das nur zur Logik eines Polit-Profis, eines alten Wissenden, der als Vertreter der Senioren sehr wohl weiß, wo die Menschen der Schuh drückt.

Das heißt also, dass man die Registrierung, dass man die Sicherheit an den Grenzen seit Beginn des Problems ignoriert! Ich hoffe jedenfalls sehr, dass der neue Verteidi- gungsminister in der Lage ist – die Signale dazu sind zumindest positiv; aber solche gab es ja auch durchaus bei seinem Amtsvorgänger –, da eine Änderung herbeizu- führen.

In diesem Zusammenhang: Dass es dazu innerhalb der SPÖ durchaus verschiedene Meinungen gibt, Herr Bundeskanzler, wissen wir; ebenso, dass es zwischen Ihnen, Herrn Häupl und Herrn Niessl, durchaus auch öffentlich wahrgenommen, verschiedene Meinungen gibt. Und das ist ja gut so und soll in einer Partei möglich sein; ist ja auch bei uns so. Ich sage aber schon: Niessl hat recht gehabt! Man fordert heute Grenz- kontrollen und schafft vorher das Bundesheer ab, macht es quasi einsatzunfähig. Jetzt schreien alle: Am besten stehen bei jedem Baum zwei Soldaten! – Das ist auch ein spätes Zeichen dafür, dass die Wehrpflicht in Österreich mehr als notwendig war.

Zur Diskussion betreffend die Mindestsicherung: Herr Bundeskanzler, ich habe hier einen Pensionsbescheid vom 7.2.2011, von einer Bäuerin, die ich persönlich kenne.

Die ist wütend zu mir gekommen, die hat damals, am 7.2.2011, einen Pensionsbescheid mit 177,08 € Pension bekommen. Diese Frau, eine Bäuerin, die ihr ganzes Leben hart gearbeitet hat. (Bundesrätin Kurz: Aber nichts eingezahlt hat! – Bundesrätin Grimling:

Wenn sie aber nichts eingezahlt hat!) – Moment! Nicht reinreden, jetzt ist Zuhören gefragt!

Sie hatte letztes Jahr für eine Zahnoperation Kosten in der Höhe von 2 720 €. Wissen Sie, was ihr die Landwirtschaftskammer beziehungsweise Sozialversicherung der Bauern zurückgeschrieben hat? Sie hat im Jahr davor 50,77 € an Kosten verursacht – einmal Rezeptgebühr, einmal Behandlungskostenbeitrag für ärztliche Hilfe und einmal Kostenanteil für Laborkosten –, daher kann ihr die Krankenkasse aus dem Sozialfonds zu dieser Zahnreparatur nichts dazuzahlen.

Jetzt erklären Sie das einmal einer Österreicherin, einem Österreicher, dieser Pensio- nistin, die ich kenne, die ihr Leben lang geschuftet hat – das ist ein kleinbäuerliches Milieu –, die mit ihrem Gatten gemeinsam keine 900 € Monatspension hat. Es ist in Wahrheit, ich sage es ganz offen, eine Schande für den Sozialstaat Österreich, dass es so etwas gibt. Und dann schreibt ihr die Sozialversicherung der Bauern lapidar, dass sie quasi eine Spendenaktion in der Familie machen soll. Gleichzeitig reden wir darüber, dass Asylwerber in Wien gratis Öffis nutzen können. Ich darf da auch auf einen Leserbrief vom 8. Feber 2016 verweisen, der genau dieses Thema aufgreift.

Die geopolitische Lage: Na, wo hat es denn begonnen? – Die Amerikaner haben in Afghanistan die Freiheitskämpfer, die sogenannten Mudschaheddin finanziert und ausgerüstet – nicht, um den Afghanen den Frieden zu bringen und ihnen die Freiheit zu bringen, sondern um den Kommunismus, die Russen, zu bekämpfen. Was wurde dort gegründet? – Die Al Kaida. Wer hat die Al Kaida finanziert? – Die Amerikaner haben 9/11 ja in Wahrheit selbst finanziert, um dann den Irak zu zerschlagen. Und heute haben wir den IS, und heute haben wir den Terror im Nahen Osten.

Und was den Arabischen Frühling betrifft: Wer hat gestern das „Weltjournal“ gese- hen? – Es ist bedrückend, wenn man Kinder hören muss, die streiten, ob der Herr Assad der Bösere ist oder ob die Opposition die Böseren sind, ob die Russen die Guten sind oder die Türken die Schlechten. Es ist bedrückend, hören zu müssen, dass ein Mädchen, ein Flüchtlingskind in einem Flüchtlingscamp, sagt, sie möchte in ihre

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Heimat Syrien zurück. Das ist aber nicht möglich. – Das heißt, die Amerikaner finanzieren die Kriege, und wir haben die Probleme.

Herr Bundeskanzler, zur Europäischen Gemeinschaft: Das ist keine Gemeinschaft, Sie stehen alleine da. Da bin ich voll bei Ihnen: Die Solidarität Europas, die gibt es nicht.

Und ich muss schon sagen: Herr Orbán hat offensichtlich, wie man sieht, doch recht gehabt, als er die Grenzen dichtgemacht hat.

Wir müssen, wenn es keine europäische Solidarität gibt, vorher dafür sorgen, dass unser Österreich, unsere Heimat, unsere Sicherheit, unsere Sozialleistungen, unser Zusammenhalt und unser Arbeitsmarkt funktionieren, wenn Europa nicht in der Lage ist, dieses Problem gemeinsam zu schultern. Ich wünsche Ihnen viel Kraft dabei! Ich habe schon längst aufgegeben, an die Solidarität Europas zu glauben. (Beifall bei der FPÖ.)

9.43

Präsident Josef Saller: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Stögmüller.

Ich erteile es ihm.

9.43

Bundesrat David Stögmüller (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident!

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben in der Aktuellen Stunde das Thema „Aktuelle Herausforderungen durch die Flüchtlingssituation“. Ja, es ist eine Herausforderung – das ist klar –, aber wir müssen sie auch angehen, konstruk- tive und menschenwürdige Lösungen anbieten. Nicht, wie es jetzt gerade geschieht, wo sich die Koalitionspartner ÖVP und SPÖ mit Dutzenden Lösungsansätzen über- bieten, die oft jede Menschlichkeit vermissen lassen.

Ich erinnere nur daran, dass Sie, Herr Bundeskanzler, noch vor einigen Monaten vor den Medien standen und den ungarischen Premier Viktor Orbán als antieuropäisch, als unmenschlich beziehungsweise sein Vorgehen als nicht wirkungsvoll zu Recht kritisiert haben, gerade als es um die Zaundebatte gegangen ist. Jetzt auf einmal ist das für Sie vorstellbar – und nicht nur das: Es ist sogar Ihr Wunsch, die Grenze dichtzumachen.

Ja, es ist Ihr Wunsch! Für mich bleiben hier nur die gleichen Argumente wie die, die Sie gegenüber Orbán gehabt haben: Es ist antieuropäisch, es ist unmenschlich und es ist nicht wirkungsvoll, Teile von Österreich in einem Grenzzaun einzukapseln. – Schade, dass sich Ihre Haltung so sehr geändert hat, das ist wirklich enttäuschend.

Und abgesehen davon soll es zusätzlich zu dieser Kapselidee, die Sie da haben, Tageskontingente beziehungsweise Stundenkontingente von Flüchtlingen geben, wie Ihr neuer Verteidigungsminister und die Innenministerin das der „Kronen Zeitung“

mitgeteilt haben. Das heißt, dass zukünftig nur mehr 100 AsylwerberInnen pro Tag angenommen werden beziehungsweise 4,17 Menschen pro Stunde. Ich bin ja schon gespannt, wie das dann funktionieren soll. Da sind wir ja schon gespannt.

Aber ich kann mich noch erinnern, Herr Bundeskanzler, als am 20. Jänner, also vor ein paar Tagen, noch vereinbart worden ist, zuerst ein Gutachten über die Gesamtsituation abzuwarten, ob es überhaupt rechtlich zulässig ist, eine Obergrenze für flüchtende Menschen einzuführen, ob das überhaupt möglich ist. Dieses Gutachten soll im März erscheinen. Jetzt haben wir diese Situation und wir wollen Grenzzäune bauen. Halb so wild! Es geht ja bei dieser Obergrenze nur um Menschen, um mündige Individuen. Was solls? Das ist sozusagen die Politik.

Und das bringt mich schon zur nächsten Problematik, dass man anscheinend keine Grenzen mehr zwischen den Koalitionspartnern und der FPÖ erkennt. (Bundesrat Dörfler: Man sieht, dass wir recht haben!) Ja, das sieht man ja gerade auch hier im

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Bundesrat. Da steht der FPÖler da und gratuliert Ihnen und wünscht Ihnen weiterhin viel Kraft für die nächsten Schritte. Ja, die SPÖ kritisiert Sie. Also man sieht schon, dass hier die Grenzen nicht mehr sichtbar sind. Und ich spreche auch ganz gezielt den Vorschlag von Ihnen, Herr Faymann, an, den Sie in den letzten Tagen in den Boule- vardzeitungen gebracht haben. Dort haben Sie gemeint: Vor Krieg und Elend fliehende Menschen sollen von Frontex aus dem Mittelmeer gerettet oder gefischt werden.

Aber Vorsicht, der Haken an der ganzen Sache: Anschließend sollen sie nämlich stante pede – volez! – wieder Richtung Türkei retour geschickt werden. Ich finde diesen Vorschlag schlicht unglaublich, einfach ekelhaft – ganz ehrlich –, denn abgesehen von der Unmenschlichkeit glauben Sie doch selber nicht, dass die Türkei bei diesem Deal irgendwie mitmachen wird und dieser auch funktionieren wird. (Bundesrat Mayer:

Ansprechen kann man es, genau das wurde angesprochen!)

Diese Vorgehensweise, dieses Es-sich-leicht-Machen darf in dieser Herausforderung – Schutz vor Verfolgung – nicht zur Debatte stehen, auf keinen Fall. Das ist ein Men- schenrecht und muss sichergestellt werden. Traurig, dass ich das bei dieser Diskus- sion überhaupt anmerken muss.

Ich möchte jetzt nicht nur auf die Vorschläge der Bundesregierung eingehen, denn dass es kurz-, mittel- oder langfristige Maßnahmen geben muss oder solche benötigt werden, ist unbestreitbar. Die Frage ist nur: Wie schauen diese aus? Welche sind auch menschenwürdig?

Ein Punkt, der sehr begrüßenswert ist, sind zum Beispiel die geplanten Hotspots an den EU-Außengrenzen, die ja laut EU-Flüchtlingskommissar schon in ein paar Wochen einsatzbereit sind. Diese wären wichtig und längst überfällig, um Flüchtlingen und Vertriebenen das Erreichen des sicheren Bodens in Europa zu ermöglichen, ohne dass sie ihr Leben auf der Flucht riskieren müssen. Kaum jemand hat die Chance, auf lega- lem Weg, mit Flugzeug oder Fähre, einzureisen. Stattdessen müssen sich Flüchtlinge Schleppern ausliefern, die sie für viel Geld auf lebensgefährlichen Routen nach Europa schmuggeln.

Allein im Vorjahr sind über 3 300 Menschen – Frauen, Männer, Kinder – auf dem gefährlichen Weg über das Mittelmeer gestorben, und es werden täglich mehr.

Solange es diese Hotspots noch nicht gibt, muss eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarländern erfolgen. Es soll auch im Rahmen einer geordneten Ein- und Durchreise abgeklärt werden, ob die Aufnahme in Nachbarländern möglich ist, ob ein Asylantrag in Österreich gestellt werden kann oder ob die Voraussetzungen für einen Asylantrag überhaupt gegeben sind. Hier muss es ein faires und klares System in der Asylverwaltung geben. Dafür braucht es genügend Personal im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, denn wer in Österreich einen Asylantrag stellt, hat ein Recht auf ein korrektes und auf ein schnelles Verfahren.

Asylschnellverfahren an den Grenzen beinhalten meiner Meinung nach die Gefahr von Willkür und Schlampigkeit. Wenn Asylverfahren aber auch rechtlich einwandfrei und negativ beurteilt worden sind, dann ist auch eine Empfehlung des UNHCR notwendig, aufenthaltsbeendende Maßnahmen zu setzen. Und wie schon der Kollege von der SPÖ gesagt hat, muss hier auch gleich dazugesagt werden, dass sich Herr Außen- minister Kurz einmal auf die Außenpolitik konzentrieren soll und nicht so sehr auf die Innenpolitik, wie er es gerade macht. Er sollte lieber mit den Ländern, die ihre Staats- bürger und Staatsbürgerinnen nicht wieder aufnehmen wollen, Rücknahmeabkommen ausverhandeln. Es wäre ja eine Aufgabe des Außenministers, dazu hätte er schon genug Zeit gehabt. (Bundesrat Gödl: Zeitung lesen! Wo ist er gerade, der Herr Kurz?

Der ist so viel unterwegs wie kein anderer Außenminister!) – Ich höre mehr innenpo- litische Ratschläge von ihm als von seinen Aufgaben als Außenminister.

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Und das Allerwichtigste: Es muss an einer wirklich nachhaltigen Bekämpfung von Fluchtursachen und an der Schaffung von legalen Fluchtmöglichkeiten gearbeitet wer- den. Ich glaube, fast jeder hier kennt die erschreckenden Bilder von ausgedörrten und ausgehungerten Kindern in Aleppo. Erst heute sind wieder Berichte eingetroffen, dass dort wieder Randgebiete bombardiert worden sind. Vielleicht haben schon manche von Ihnen die Zeitung gelesen oder die Info bekommen. Hier muss dringend gehandelt werden, und es dürfen nicht nur leere Worthülsen dieser Bundesregierung folgen. Ich spreche hier nicht die 40 Millionen € im Rahmen der EU-Hilfe an, die ohnehin im EU- Budget vorgesehen sind, sondern die beinahe null Euro – die unter anderem auch in die Ressortzuständigkeit des Außenministers fallen –, die von Österreich an das World Food Programme überwiesen worden sind.

Fast null Euro! Das ist beschämend, das ist rücksichtslos, hier herrscht umgehend Handlungsbedarf! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

9.50

Präsident Josef Saller: Zu einer ersten Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundeskanzler. Ich erteile es ihm. Auch seine Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Bundeskanzler.

9.51

Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr verehrtes Präsidium! Herr Präsident! Sehr verehrte Mitglieder des Bundesrates! Sehr verehrte Damen und Herren! Ich möchte doch auf einige Punkte eingehen: Wir haben im vergangenen Jahr, als Menschen an unserer Grenze gestanden sind, die dringend Nahrung benötigt haben, die dringend medizinische Versorgung benötigt haben, geholfen. Das zeichnet Österreich aus. Es haben sich nicht die durchgesetzt, die gesagt haben: Hilf lieber niemandem, denn allen in der Welt kannst du nicht helfen, also ist es besser, gar niemandem zu helfen!, son- dern es sind viele engagierte Österreicherinnen und Österreicher quer über alle Partei- grenzen, viele überhaupt nicht parteipolitisch organisiert, auf die Bahnhöfe, an die Grenzen gefahren und haben Menschen geholfen.

Wir haben unsere auch international bekannte Hilfsbereitschaft – egal, ob bei der Ungarnkrise oder während des Jugoslawienkriegs – auch letztes Jahr bewiesen, als wir mehr als 90 000 Menschen die Möglichkeit gegeben haben, bei uns einen Asylan- trag zu stellen. Wir haben Hunderttausenden Menschen, in Summe nahezu 95 Prozent jener, die zwischen August und Dezember zu unserer Grenze gekommen sind, so eine Versorgung angedeihen lassen, dass sie weiter nach Deutschland und einige davon weiter nach Schweden fahren konnten. Wir haben auch im Vorjahr die Europäische Union und alle Mitgliedsländer darauf aufmerksam gemacht, dass nur ein gemein- sames Vorgehen das Menschenrecht sichert, nur ein gemeinsames Vorgehen mit einer Verteilung in Europa die Möglichkeit bietet, das zu sicherzustellen, was wir uns alle wünschen, nämlich Menschen, die vor einem Krieg flüchten, auch die Chance auf Schutz zu geben, und dass das nicht drei Länder alleine tragen können.

Ich bin, 90 000 Anträge später, ein Jahr später, der festen Überzeugung, dass unsere Aussage im Vorjahr, es können in dieser Frage nicht drei Länder für die ganze Euro- päische Union einspringen, richtig ist. Das müssen wir heute noch deutlicher machen, aus einem sehr einfachen Grund, Herr Kollege Stögmüller: Wenn ich sagen würde – nur durchgedacht mit Ihnen –, Österreich springt ein, ganz egal, wie sich Deutschland verhält, ganz egal, wie sich Schweden verhält, ganz egal, wie sich die anderen Mitglie- der der Europäischen Union verhalten, wir nehmen alle, die heuer zu uns kommen wollen und ein Asylrecht haben, ohne Richtwert und Obergrenze – Herr Kollege, wenn Sie sich das einmal durchdenken –, dann muss ich Ihnen sagen, das schaffen wir nicht!

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