Inhalt
Neuer Minister
Die Positionen des neuen Land- wirtschaftsministers Andrä Rupprechter. Seite 4
Saisoniers
Seit Jänner stehen der Steier- mark 560 ausländische Saison- niers zur Verfügung. Seite 4
Neue Gerichte
Verwaltungsgerichtshöfe auch für Beschwerden von AMA- Bescheiden zuständig. Seite 12
Dürrehilfe
Antragstellung bis 17. März in Bezirkskammern. Unbedingt Termin vereinbaren. Seite 12
Terminkalender
Die wichtigsten Termine, Veranstaltungen, Kurse und Seminare. Seiten 10, 11
meInung
Hofübergabe in der steirischen Kammer
D
ie Schweinebauern sind harte Unternehmer, die zu große Ställe bauen, darin zu viele Tiere halten und obendrauf die Nachbarn noch mit Gestank belästigen. Solche Horrorszenarien versuchen ein- zelne Tierschutz-Aktivisten im- mer häufiger zu zeichnen.Das Fatale ist, dass sich im- mer mehr Menschen von derar- tigen Kampagnen aufgrund der immer breiteren Berichterstat- tung in den Medien angespro- chen fühlen und die darin kol- portierten Inhalte für bare Mün- ze nehmen. Gefährlich wird es, wenn die Menschen beispiels-
weise nicht mehr verstehen, wa- rum ein Ferkelschutzkorb ge- rade für Ferkel, Muttersau und Tierhalter wichtig ist.
Es ist schon aus Gründen der Ehrlichkeit notwendig, das welt- fremde Idealbild einer Land- wirtschaft – vorgegaukelt auch durch sprechende Ferkel sowie einer nicht vorhandenen länd- lichen Idylle in der Werbung – durch ein zeitgemäßes Bild zu ersetzen. Mit Hoffesten alleine wird sich das nicht lösen las- sen. Die Verbraucher müssen offensiv angesprochen werden:
bei Diskussionen, Betriebsbe- suchen, über die Tagesmedien, Radio & TV, Facebook & Co.
Genauso wichtig ist es den selbsternannten Tierschützern keine offenen Flanken zu bieten, für die ja ohnehin die Behörden zuständig sind. Und auch der Gesetzgeber muss den „Wild- West-Methoden“ der Aktivisten endlich Einhalt gebieten.
Rosemarie Wilhelm
F
ranz Titschenbacher ist neuer Präsident der stei- rischen Landwirtschafts- kammer. Die Vollversammlung wählte ihn mit überwältigender Mehrheit (94,6 Prozent) zum Nach- folger von Gerhard Wlodkowski, der 21 Jahre an der Spitze der stei- rischen Landwirtschaftskammer stand und mehr als 40 Jahre für bäu- erliche Anliegen kämpfte. Neue Vi- zepräsidentin ist Maria Pein aus Deutsch Goritz. Sie erhielt 84,6 Prozent der Stimmen.Wlodkowski hatte Ende November des vergangenen Jahres angekün-
digt seine Funktionen in jüngere Hände zu legen, nachdem die ent- scheidenden Weichen für die neue siebenjährige EU-Programmpla- nungsperiode bis 2020 gestellt wa- ren und das Regierungsprogramm ausverhandelt war.
„Die Bauernanliegen durchzusetzen ist nicht immer leicht gewesen, ich hab´s aber mit Herzblut gemacht“, sagte Wlodkowski zum Abschied.
Landeshauptmann Franz Voves würdigte Wlodkowski als „hervor- ragenden Spitzenvertreter und auf- richtigen Verhandler“, der auch zu
„unmissverständlichen Maßnah-
men“ greifen könne. Für LH-Stell- vertreter Hermann Schützenhöfer ist Wlodkowski ein „großer öster- reichischer Bauernführer“.
Der neue Präsident Franz Tit- schenbacher steht für eine ökoso- ziale, produzierende sowie flächen- deckende Landwirtschaft, der ins- besondere auch für die „bäuerliche Jugend ein offenes Ohr“ habe. Vize- präsidentin Maria Pein kämpft für die sozialen Belange und setzt sich intensiv dafür ein, „den Maisanbau zu erhalten und Alternativen zum Ausfall der Futtergrundlage Mais zu finden“. Seiten 2, 3, 7, 8, 9
Fahrplan
Einheitswert.
Seiten 14, 15 Schritte der Hauptfeststel- lung. Schwer- punkt Forst.
SozIaleS
Neue Werte.
Seite 18 Wie hoch sind die Pensionen, das Pflegegeld, das Kindergeld?
Schutz
Brände.
Seiten 16, 17 Jeder dritte Brand auf Bauernhof.
Wie man sich schützen kann.
unFälle
Forst.
Seite 19 Viele Unfälle beim Fällen.
Wie Gefahren eindämmen?
Im Schussfeld
Franz Titschenbacher (l.) übernimmt von Gerhard Wlodkowski. Maria Pein ist Vizepräsidentin LK/FiScHER
P.b.b. – GZ 02Z032405 M Erscheinungsort Graz, Verlagspostamt 8020 Graz Seit 1852 die Zeitung der Landeskammer
für Land- und Forstwirtschaft Steiermark
Ausgabe Nummer 1+2, Graz, 15. Jänner 2014 Sie finden uns im internet unter www.stmk.lko.at
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2 Landwirtschaftliche MitteiLungen T o p -T h e m a 15. Jänner 2014
krItISche ecke
leiter der Finanzabteilung landwirtschaftskammer Dietmar Moser
D
ie Wirtschaftsforschung prognosti- ziert für 2014 ein Wirtschafts- wachstum von 1,7 Prozent. Das ist zwar nicht sehr viel, aber immerhin geht es bergauf. Die Arbeitslosenzahlen sind er- schreckend hoch, aber auch dieser uner- freulichen Entwicklung ist entgegenzuhal- ten, dass es in Österreich noch nie so viele Beschäftigte gab. In Österreich haben sich rund 200 Firmen zur Weltmarktspitze em- porgearbeitet, 53 davon – sie werden als sogenannte „Hidden Champions“ bezeich- net – kommen aus der Steiermark.Die Relation Euro zu Dollar war zu Jahres- ende sehr hoch, was einen Rückschluss auf die Stärke des Euros zulässt. Die schwie- rige Euro-Debatte ist insofern etwas ent- schärft, als nun Irland den Rettungsschirm verlassen konnte, auch Portugal wird dem voraussichtlich folgen können und selbst die bekannten Problemländer wie Grie- chenland werden sich auch etwas erholen.
Die Aktienkurse – an sich ein wichtiger In- dex für die Wirtschaftsentwicklung – haben sich im vergangenen Jahr generell sehr gut entwickelt und für 2014 liegen die Erwar- tungen weiterhin sehr hoch.
Alles paletti? Wohl nicht. Vieles von un- serem Wohlstand ist auf Schulden gebaut, die zurückzuzahlen sind und Schulden- rückzahlungen hemmen notwendige Inve- stitionen in Zukunftsprojekte. So haben die Schulden des Bundes leider einen unerfreu- lichen Höchststand erreicht. Im Bildungs- bereich sind gewaltige Anstrengungen zu unternehmen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ganz zu schweigen von den He- rausforderungen, die die erforderliche Um- stellung des Energiesystems auf erneuer- bare Energieträger mit sich bringt, denn der fortschreitende Klimawandel ist über- haupt die gefährlichste Bedrohung.
„Yes, we can!“ hat US-Präsident Barack Obama bei seiner Amtsübernahme gemeint und damit zumindest Erwartungen und Hoffnungen ausgelöst. Auch wenn ihm bei- leibe nicht alles, was er sich vorgenommen hat, gelungen ist, das An- und Zupacken und der Wille zu Veränderungen und Neu- gestaltung ist eine wichtige Grundhaltung.
Mit einem lähmenden Pessimismus und einem sich ängstlich Zurückziehen werden sicher keine Probleme gelöst. Dass man bei all dem, was man angeht, meist auch ein bisschen Glück braucht, ist offensichtlich.
Dieses Glück ist all denen zu wünschen, die den Mut zur Neugestaltung haben.
Optimismus tut gut
„Mit realistischer Zuversicht in die Zukunft“
Der neue Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschen bacher steht für eine ökosoziale, produzierende Landwirtschaft
Über die Zukunft der Landwirtschaft, Vorhaben, Ziele, Wünsche und besondere Akzente.
Sie sind seit knapp vor Weihnachten Präsident der steirischen Landwirtschafts- kammer. Was sind Ihre zentra- len Vorhaben und Ziele?
Franz Titschenbacher: ich gehe mit großem Respekt auf die neue Verantwortung zu und möchte im Sinne der Bäu- erinnen und Bauern sowie der bäuerlichen Jugend die stei- rische Land- und Forstwirt- schaft mitgestalten. Der Kon- takt zu den Mitgliedern, den Funktionärinnen und Funkt- ionären, den Sozialpartnern auf Landes-, Bezirks- und Gemeinde ebene sowie zu den Mitarbeitern ist mir sehr wich- tig. inhaltlich ist der Feinschliff und die Umsetzung der EU- Agrarreform, bei der es zu kei- nen zu großen Verwerfungen kommen darf, eine wichtige Herausforderung.
Große Brocken werden auch die Gestaltung des Übergangs- jahres und die Einheitswert- Hauptfeststellung sein. Und beim Almthema muss das Sanktionsrisiko möglichst ge- ring gehalten beziehungsweise ausgeschaltet weren.
Sie haben angekündigt, sich für Innovationen stark zu ma- chen. Woran denken Sie dabei?
Titschenbacher: Je stärker die Urproduktion auch in die Ver- edelung einsteigt, umso zufrie- denstellender wird die Wert- schöpfung. Hier möchte ich Unterstützer und Wegbereiter für neue chancen und ideen sein. Ein großes Stärkefeld sind die erneuerbaren Energie- träger. Mein Ziel ist eine noch stärkere Vernetzung der Land- und Forstwirtschaft mit der in- dustrie, Wissenschaft und For-
schung, um gemeinsame chan- cen noch effizienter zu nützen.
Und um auf dem Markt schlag- kräftig zu sein, möchte ich die Partnerschaft zu den Verarbei- tungs- und Vermarktungsbe- trieben, Erzeugergemeinschaf- ten und Genossenschaften wei- ter ausbauen.
Sie stehen für eine ökoso- ziale, produzierende Landwirt- schaft. Wie soll diese ausse- hen?Titschenbacher: Die Land- und Forstwirtschaft soll und muss Erträge abwerfen, da- mit das bäuerliche Familien- einkommen mittel- und lang- fristig gesichert wird. Die öko- soziale Marktwirtschaft ist eine auf Generationen ausgerichte- te, nachhaltige intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, eine kurzsichtige Gewinnmaxi- mierung hat hier keinen Platz.
Und Ausgleichszahlungen wer- den in der bäuerlich geprägten Landwirtschaft auch künftig ein wichtiger Teil des land- und forstwirtschaftlichen Einkom- mens sein müssen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Land- und Forstwirtschaft?
Titschenbacher: Durchaus op- timistisch. Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig der Zukunft. ich möchte die stei- rischen Bäuerinnen und Bau- ern mit realistischer Zuversicht in die Zukunft führen, trotz vieler Herausforderungen und Sorgen. Die Land- und Forst- wirtschaft hält – insbesonde- re für die Jugend und die Hof- übernehmer – viele chancen offen. Nicht die Betriebsgrö- ße ist ausschlaggebend, son- dern eine gute, fundierte Aus- bildung und eine lebensbeglei- tende Weiterbildung, der ide- enreichtum und die persönliche Einstellung.
Was erwarten Sie sich von der bäuerlichen Jugend?
Titschenbacher: Der Kon- takt zur bäuerlichen Jugend im
schulischen Bereich, zu den Meisterinnen und Meistern sowie zur Landjugend ist mir sehr wichtig. Von ihnen wün- sche ich mir starke Signale zur Zukunftsgestaltung.
Stichwort: Lebensbegleiten- des Lernen. Können Sie das präzisieren?
Titschenbacher: Die Volks- weisheit „Bildung und Lernen ist die Saat für die Ernte von morgen“ hat für mich große Bedeutung. Nach der Grund- ausbildung ist in allen Lebens- bereichen und Berufs sparten die lebensbegleitende Weiter- bildung das Um und Auf, so auch für die Landwirtschaft.
Alle Bäuerinnen und Bauern sowie die bäuerliche Jugend lade ich herzlich ein, das viel- fältige Weiterbildungs- und Beratungs angebot der Kammer zu nützen. Der Bogen reicht
von den zahlreichen, spar- tenbezogenen Fachveranstal- tungen über die vertiefenden Arbeitskreise bis hin zur Per- sönlichkeitsbildung.
Besondere Herzensanliegen sind Ihnen die erneuerbaren Energien und die Forstwirt- schaft. Welche Akzente wollen Sie hier setzen?
Titschenbacher: Die gesamte Wertschöpfungskette Forst- wirtschaft sichert in der Steier- mark rund 50.000 Arbeitsplät- ze und erzielt eine Wertschöp- fung von rund fünf Milliarden Euro. Allein das unterstreicht den großen Stellenwert dieser Branche.
Aktuell ist die Forstförde- rung und jene für die erneu- erbaren Energien in den länd- lichen Entwicklungsprogram- men abzusichern. Mittelfristig muss es der Forst-, Holz- und Papierindustrie sowie dem Be- reich der erneuerbaren Energie gelingen, mit der Wissenschaft und Forschung gemeinsam neue Wege zu gehen und um so chancen zu nutzen. in Brüs-
sel geht es darum, die nachhal- tige, multi funktionale Waldbe- wirtschaftung abzusichern und Nutzungseinschränkungen zu verhindern. Denn eine nachhal- tige Forstwirtschaft regelt oh- nehin schon das strenge öster- reichische Forstgesetz.
Der Biomasse bläst derzeit ein kälterer Wind um die Oh- ren. Wie gehen Sie damit um?
Titschenbacher: Die Bauern sind Leidtragende des Klima- wandels, sie leisten aber auch einen wichtigen Beitrag um den Klimawandel zu bremsen.
Auf die Biomassenutzung kann die Energiepolitik nicht ver- zichten. Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen.
Themenwechsel. Sie wol- len den Dialog mit der Gesell- schaft verstärken. Was ist Ihnen dabei wichtig?
Titschenbacher: Es gibt kei- ne Alternative zum Dialog, zum Gespräch mit den Konsu- menten und zur Auseinander- setzung mit der Öffentlichkeit.
Wir dürfen uns gesellschafts- politischen Entwicklungen nicht verschließen. Das wäre ein Fehler. Gleichzeitig müs- sen wir auch klarstellen, dass die Land- und Forstwirtschaft auf dem Markt bestehen muss.
Die Gesellschaft soll ein realis- tisches Bild von der Land- und Forstwirtschaft bekommen.
Das ist Grundlage für ein re- spektvolles Miteinander.
Im öffentlichen Brenn- punkt waren zuletzt die Themen Pflanzenschutz und Tierwohl ...
Titschenbacher: ... Tierschutz und Tierwohl sowie der um- weltverträgliche Einsatz von Pflanzenschutzmittel ist mir ein großes Anliegen. Für die Land- wirtschaft, die auf dem Markt bestehen muss, kann es in die- sen Fragen aber kein einsei- tiges, emotionales Diktat von außen geben. Sachlichkeit und Fakten müssen hier zählen. Das manchmal weltfremde ideal- bild einer romantisierenden Landwirtschaft muss durch ei- ne moderne, nachhaltig ge- prägte Landwirtschaft ersetzt werden. Und darüberhinaus:
Die Bauernschaft ist sich schon ihrer Verantwortung bewusst.
Haben Sie schon Kontakt mit dem neuen Minister Andrä Rupprechter gehabt?
Titschenbacher: Ja, es war ein gutes, konstruktives erstes Kontaktgespräch. Wir haben eine gute Gesprächsbasis.
Wie werden Sie mit den Bäuerinnen und Bauern in Kontakt treten?
Titschenbacher: Bei den zahl- reichen Veranstaltungen, bei den geplanten Sprechstunden im Rahmen der Zuchtviehmär- kte und Versteigerungen sowie durch Telefonkontakt-Stunden.
Was wünschen Sie sich von den Bäuerinnen und Bauern?
Titschenbacher: Dass sie mit Begeistung, Leidenschaft und mit Herzblut ihre bäuerlichen Betriebe führen und weiterent- wickeln. Und: Dass sie letztlich den Schöpfungsauftrag weiter- tragen und den Kindern und der Jugend eine Zukunft er- möglichen.
Interview: Rosemarie Wilhelm Präsident Franz Titschenbacher.Der 49-jährige ober-
steirer und Vater von drei kindern führt gemeinsam mit gattin ulrike einen hof in altirdning. Die betrieb- lichen Standbeine sind milchviehhaltung, Forstwirt- schaft und urlaub am Bauernhof.
titschenbacher begann seine laufbahn als Bezirks- obmann der landjugend, war 20 Jahre Bürgermei- ster in Irdning, zehn Jahre Bauernbundobmann im gerichtsbezirk Irdning sowie zwei Jahre Bezirkskam- merrat in liezen. Seit 2009 ist er auch obmann des raiffeisenverbandes Steiermark.
Vizepräsidentin Maria Pein. Die 45-jährige Schweine- züchterin aus Deutsch goritz und mutter einer toch- ter begann ihre laufbahn 1996 als kammerrätin in radkersburg und war fünf Jahre stellvertretende Bundesobfrau der arge der meisterinnnen und mei- ster. Seit 2010 ist sie obmannstellvertreterin des Steirischen Bauernbundes, seit 2011 Vorsitzende der kontrollversammlung der Sozialversicherungsanstalt der Bauern sowie landeskammerrätin.
neueS präSIDIum
Präsident Franz Titschenbacher:
Bildung und Lernen ist die Saat für die Ernte von morgen!
Er tritt für lebens
begleitendes Lernen ein.
PHiLiPP
„
Von der Jugend wünsche ich mir starke Signale zur Zukunftsgestaltung.
Franz Titschenbacher Kammerpräsident
„
3
Landwirtschaftliche MitteiLungen
15. Jänner 2014 T o p -T h e m a
auS meIner SIcht
landesrat graz-landhaus Johann Seitinger
B
äuerinnen und Bauern sind mu- tige, hoffnungsvolle und positiv denkende Menschen mit einer Werkstatt unter freiem Himmel. Gerade im vergangenen Jahrzehnt gab es kaum ein Jahr ohne Naturkatastrophe, einer interna- tionalen Tierseuche oder einem enormen Schädlingsdruck. Von Preiskapriolen in nahezu allen Sparten ganz abgesehen.Viele dieser Schicksalsschläge lassen sich mit Versicherungen, Katastrophenentschä- digungen oder sonstigen Soforthilfen auch nur im Ansatz gerecht ausgleichen.
Dies ist ein hartes Unternehmerrisiko, das sehr oft an die Grenzen bäuerlicher Exis- tenzen geht. Gerade deshalb ist es von gro- ßer Bedeutung, ein gewisses Sicherheits- netz – eine Art Grundsicherung – Schritt für Schritt auch in der Landwirtschaft auf- zubauen. Auf europäischer und natio naler Ebene wird intensiv über ein derartiges Krisenmanagement nachgedacht. Auch
die Steiermark, die in den vergangenen Jahren sehr hart betroffen war, betei ligt sich am Aufbau einer leistbaren und vor allem nachhaltigen Lösungsfindung.
Ein weiterer wesentlicher Pakt, der eben- falls als eine Art Grundsicherung für eine nachhaltige Familienlandwirtschaft anzu- sehen ist, ist das Programm der gemein- samen EU-Agrarpolitik (GAP) und das noch wichtigere Programm der Ländlichen Entwicklung 2014 bis 2020. Dieses inklu- diert auch die so wichtige Investförderung, die heuer im Mai wieder gestartet werden soll. Die Leistungsabgeltungen sind ge- sellschaftlich breit getragen und keine Ge- schenke. Sie rufen jedoch nach großer So- lidarität.
Ein dritter Sicherheitsfaktor liegt aus- schließlich in unserer eigenen Hand. Und das ist ein optimierter Betrieb oder künftig hoffentlich zunehmend eine funktionieren- de Betriebsgemeinschaft sowie ein profes- sionell aufgebautes Netzwerk an Erzeuger-, Vermarktungs- und Verwertungsgemein- schaften beziehungsweise Genossenschaf- ten für bäuerliche Produkte und Dienstlei- stungen, selbstverändlich mit dem umfas- senden Angebot der Maschinenringe. Auch hier bedarf es noch vieler Verbesserungen.
Letztlich steht aber ein Sicherheitsnetz über all dem Angeführten und dies ist eine gut funktionierende und harmonische Fami- lie, die alle Generationen verbindet. Sie ist das Kernstück der Lebensqualität, unserer Werte und des betrieblichen Fortschritts.
Sicherheit
„Mit realistischer Zuversicht in die Zukunft“
Der neue Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschen bacher steht für eine ökosoziale, produzierende Landwirtschaft
Wertschöpfung und Wertschätzung
Vizepräsidentin Maria Pein kämpft für soziale Belange und die Anliegen der Ackerbauern
a
uch Vizepräsidentin Maria Pein – sie ist er- folgreiche Schweine- züchterin in Deutsch Goritz – steht für eine flächendeckende, nachhaltig produzierende Landwirtschaft. Pein: „Neben der Wertschätzung unserer kostbaren, regionalen Lebens- mittel brauchen wir auch eine entsprechende Wertschöpfung, damit die Bauernschaft und die Jugend die chancen nutzen, die Höfe erhalten und weiter- entwickeln können.“Regionale Lebensmittel
Der eingeschlagene Weg der Regionalität sei, so Pein, ver- stärkt fortzusetzen, weil regio- nale Lebensmittel voll im Trend sind. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für die Betriebe.
Pein: „Gleichzeitig müssen wir die Konsumenten laufend vom hohen Wert unserer Erzeug- nisse begeistern. Denn ohne Wertschätzung wird auch das Wertvollste wertlos.“
Maiswurzelbohrer
Die neue Vizepräsidentin kämpft auch für die Anliegen der steirischen Ackerbauern.
Hier stellt sie unmissverständ- lich klar, dass „die Problema- tik rund um den Maiswurzel- bohrer gelöst werden muss“.
Sie setze sich intensiv dafür ein, „den Maisanbau zu erhal- ten und Alternativen zum Aus- fall der Futtergrundlage Mais zu finden“. Hinsichtlich der
Wasserschongebiete tritt sie für praktikable Lösungen ein und fordert Eigenverantwortung:
„Wir müssen zukünftig lernen sorgfältiger mit Grund und Bo- den sowie unserer Umwelt um- zugehen.“ Die Ausweitung der Wasserschongebiete bezeich- net sie als „harten Einschnitt für unsere Betriebe“.
Betriebsentwicklung
„Um die Wettbewerbsfähigkeit der steirischen Betriebe zu er- halten, muss auch künftig ei- ne Weiterentwicklung möglich
sein“, betont die Vizepräsiden- tin. Daher trete sie dafür ein, dass das Baugesetz, die Verfah- rensdauer und die Zuständig- keiten neu geordnet werden.“
Soziale Absicherung
Eine ihrer Kernaufgaben ist auch die soziale Absicherung.
Pein: „ich kämpfe für die Absi- cherung der Pensionen, des Ge- nerationenvertrages und für die Eigenständigkeit der Sozialver- sicherungsanstalt der Bauern.“
Bereits 40 Prozent der land- und forstwirtschaftlichen Be-
triebe werden von Bäuerinnen geführt. „Das sind Frauen, die täglich betriebliche Entschei- dungen treffen“, so Pein.
Bäuerinnen
„Für sie müssen wir verstärkt und gezielt Bildungs- und Be- ratungsangebote zu unterneh- merischen und sozialen Belan- gen anbieten“, betont die neue Vizepräsidentin, die sich im besonderen Maß auch für die vielfältigen Anliegen der hei- mischen Bäuerinnen einsetzen wird. Rosemarie Wilhelm
Zu Hause auf dem Hof in Irdning:
Die Stall
arbeit und die Ar
beit mit den Tieren macht Franz Titschen
bacher mit großer Freude.
Unten: Mit Gattin Ulli und den Kindern Bernadet
te, Georg und Anna (v.l.n.r).
Rechts: Bei der Arbeit auf dem Traktor.
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Vizepräsi
dentin Maria Pein führt in Deutsch Goritz erfolgreich einen Schweine
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4 Landwirtschaftliche MitteiLungen a g r a r p o l i T i k 15. Jänner 2014
Höhere agrarische DeminimisGrenze
Mit der erst kurz vor Jahreswechsel beschlos- senen, ab 1. Jänner 2014 gültigen EU-Verord- nung 1408/2013 wurde die bisherige Grenze der agrarischen De-minimis-Förderung von bis- her 7.500 Euro auf 15.000 Euro, bezogen auf drei Jahre, erhöht.
in der Steiermark wird auf Basis dieser Rege- lung die Vatertierhaltung unterstützt. Aufgrund dieser neuen Rechtslage gilt für alle im Jahr 2014 gestellten Förderanträge die neue Ober- grenze von 15.000 Euro.
Ein diesbezüglicher Erlass wurde von der Ab- teilung 10, Amt der Steiermärkischen Landes- regierung, an die Gemeinden versendet.
Ungarn: Bei Agrarattaché melden
Mit 1. Mai soll in Ungarn ein neues Bodenge- setz in Kraft treten. Dadurch droht den österrei- chischen Bauern der Verlust der Bewirtschaft- ungsrechte. Dazu haben sich bereits die Agrar- minister beider Länder eingeschaltet.
Zwischen 1994 und 2001 konnten in Ungarn völlig legal Nießbrauchverträge (Haszonélve- zeti Szerzödések) abgeschlossen werden. Die- se wurden auch ins ungarische Grundbuch ein- getragen. Der Oberste Gerichtshof Ungarn sieht einen derartigen Vertrag als legal an. Allerdings:
Laut Gesetz vom 12. Dezember 2013 würden solche Verträge mit 1. Mai 2014 erlöschen.
Der österreichische Agrarattaché in Ungarn er- sucht um Kontaktaufnahme, um den Umfang der Betroffenheit besser abschätzen zu können:
Österreichische Botschaft Ungarn, Ernst Zim- merl, Benczur utca 16, H 1068 Budapest. E- Mail: [email protected]
S
eit 3. Jänner können in der Steiermark 560 ausländische Saisoni- ers befristet in der Land- und Forstwirtschaft arbeiten. Ru- mänen und Bulgaren genießen seit Jänner 2014 volle EU-Frei- zügigkeit und dürfen ohne Be- schäftigungsbewilligung in Ös- terreich arbeiten, wie beispiels- weise bereits seit Mai 2011 Ungarn, Polen, Slowenen, Tschechen oder Slowaken.Beschäftigungsbewilligung
Eine Beschäftigungsbewilli- gung benötigen jedoch bei- spielsweise Serben und Bos- nier. Beschäftigungsbewilli-
gungen werden bis zu sechs Monaten erteilt. Kroaten, die schon in den vorangegangenen drei Jahren jeweils im Rahmen eines Kontingentes von aus- ländischen Arbeitskräften be- fristet in der Land- und Forst- wirtschaft beschäftigt waren, dürfen bis zu neunmonatige Beschäftigungsbewilligungen erteilt werden.
Arbeitsmarktservice
Anträge auf Beschäftigungsbe- willigungen können entweder bei den Arbeitsmarktservice- Geschäftsstellen (AMS) im je- weiligen Bezirk oder direkt im entscheidungsbefugten Auslän-
derfachzentrum im AMS Graz- West gestellt werden. Staatsan- gehörige aus Serbien, Bosnien, Montenegro, Mazedonien und Albanien, die im Besitz biome- trischer Reisepässe sind, dür- fen sichtvermerksfrei nach Ös- terreich einreisen. Beabsichtigt ein Arbeitgeber einen Staats- angehörigen dieser Länder als Saisonier zu beschäftigen, muss er mit Zustimmung der ausländischen Arbeitskraft ei- ne Unbedenklichkeitsbeschei- nigung beantragen.
Anstelle der Bezirkshautmann- schaften ist seit 2014 die Lan- despolizeidirektion zuständig.
in den Bezirken finden Amts-
tage statt (infos: www.polizei.
gv.at/stmk). Alle Arbeitskräf- te müssen vor Aufnahme der Beschäftigung bei der Gebiets- krankenkasse (GKK) angemel- det werden.
Informationsbroschüre
Der Kollektivvertragslohn für Hilfskräfte beträgt seit Jänner 2014 exakt 1.243 Euro (Brut- tostundenlohn: 7,17 Euro). Die informationsbroschüre „Be- schäftigung von Arbeitskräf- ten in der Land- und Forstwirt- schaft“ kann in der Rechtsabtei- lung der Kammer (0316/8050- 1426) bestellt werden (Preis:
5,60 Euro). Silvia Ornigg
Saisoniers wieder freigegeben
Rumänen und Bulgaren können seit Jänner ohne Beschäftigungsbewilligung arbeiten
„Spare nicht bei EUProgrammen“
45 Millionen Euro muss Agrarminister Rupprechter einsparen
Neuer Minister will die Bundesländer stärker in die EUAgrarpolitik einbinden.
Vor Agrarjournalisten hat kürz- lich Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rup- prechter seine Ziele und Ar- beitsschwerpunkte für diese Legislaturperiode skizziert. Er wolle den Dialog mit der bäu- erlichen interessenvertretung intensivieren und insbesondere die Länder stärker in agrarpoli- tische Entscheidungen einbin- den, erklärte Rupprechter. Auf- grund des strikten Sparkurses der Bundesregierung müsse er rund 45 Millionen Euro ein- sparen, davon 28 Millionen im Agrarbereich und 17 Millionen Euro im Umweltressort. Spa- ren wolle er aber vor allem bei der Verwaltung durch Struktur- veränderungen. „Wichtig ist, dass es bei der Ländlichen Ent-
wicklung, dem Herzstück der heimischen Agrarpolitik, keine Kürzungen gegenüber dem Vo- lumen gibt, das wir im Regie- rungsübereinkommen festge- legt haben. Die für dieses Pro- gramm zur Verfügung stehen- den EU-Mittel können daher voll kofinanziert werden“, be- richtete der Minister. Ein Kahl- schlag in der Agrarförderung sei damit verhindert worden, er könne aber „keine Garantie ab- geben, dass nicht bei einzelnen Maßnahmen gewisse Redukt- ionen notwendig sind“.
Länder aufwerten
Rupprechter möchte die Bun- desländer in die europäische Agrarpolitik stärker einbin- den. Er schlägt vor, dass der Vorsitzende der Landesagrar- referenten-Konferenz (der- zeit ist es der burgenländische Landesrat Andreas Liegenfeld) künftig Mitglied der österrei- chischen Agrarrats-Delegati- on sein soll. Dieser sei ein ge-
wählter Politiker und könnte den Agrarminister bei EU-Mi- nisterratssitzungen begleiten, er solle ein Sprechrecht haben und könnte – falls er den Mini- ster vertrete – auch ein Stimm- recht erhalten. „Damit könnte der jeweilige Landesagrarkon- ferenz-Vorsitzende agrarpoli- tische EU-Entscheidungen zu- hause authentisch erklären und damit auch besser mittragen“, so Rupprechter. Sein Vorschlag sei bisher sehr positiv aufge- nommen worden. Der Minister will auch den „Agrargipfel“ – eine regelmäßige Zusammen- kunft von Minister, Bauern- bund- und Kammer-Spitze – künftig verstärkt nutzen, um wichtige Themen zu disku- tieren und dabei auch die Be- reichssprecher des VP-Parla- mentsclubs für Tierschutz und Umwelt einbeziehen.
März: EUProgramm
Einen wesentlichen Arbeits- schwerpunkt in diesem Jahr stelle die Umsetzung der EU- Agrarreform in Österreich dar.
in der Ländlichen Entwicklung stünden rund 1,125 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung.
Wie die einzelnen Maßnahmen dotiert sind, das stehe noch nicht fest. Die Details würden in den kommenden Wochen er- arbeitet, bis Ende März solle das Programm fertig sein, so Rupprechter. Anträge auf in- vestitionsförderung könnten ab Anfang April gestellt werden.
Bei der Ausgleichszulage sei vorgesehen, Betriebe in extre- men Berggebieten (Erschwer- niszone 3 und 4) besser zu un- terstützen, in den unteren Zo- nen seien gewisse Einschlei- fungen vorgesehen.
Regionalmodell
Die Umstellung auf das Regionalmodell wer-
de in den nächsten Jahren Verände-
rungen bei der Verteilung der
Mittel der Ersten Säu-
le bringen.
Die Über- gangsre-
gelung bei der
Einführung des neuen Modells erfolge in fünf Stufen und be- ginne ab dem Jahr 2015. Dass es dabei auch Verlierer geben werde, sei ihm bewusst, „diese Betriebe wollen wir aber nicht allein lassen“, hielt der Res- sortchef fest.
Almfutterflächen
Zu den Problemen bei der Er- hebung der Almfutterflächen berichtete Rupprechter, dass vergangene Woche die zwei- te Sitzung der neu gebildeten Expertengruppe (Taskforce) stattgefunden habe. Dabei sei es insbesondere um die Einzel- fall-Beurteilung gegangen. Wer sich bei den Flächenan gaben nichts zuschulden kommen ließ, der solle auch keine Sank- tionen zu befürchten haben.
Die Taskforce sei auch mit der Erarbeitung eines neuen, pra- xisgerechteren Systems beauf- tragt, das ab 2015 gelten und zu einer dauerhaften Rechtssi- cherheit führen solle.
Neonicotinoide
Auf die im vergangenen Jahr heiß diskutierte Frage „Neoni- cotinoide“ angesprochen, stell- te Rupprechter fest, dass man bei der Bekämpfung des Mais- wurzelbohrers an einer Wegga- belung angekommen sei: Eine Möglichkeit wäre der Einsatz von Gentechnik, eine zwei- te die chemische Bekämpfung und die dritte der naturnahe Weg durch Fruchtfolge sowie mit Hilfe von Nützlingen (Fa- denwürmern). „im Zweifel bin ich für die naturnahen Maß- nahmen“, sagte der Minister.
Es gelte, die Monokulturen beim Maisanbau zurückzufah- ren, wenngleich ihm bewusst sei, dass weit gestellte Frucht- folgen speziell in der Steier- mark nicht so einfach umzuset- zen sind. Das Verbot von Neo- nicotinoiden müsse aber auf EU-Ebene dauerhaft geregelt werden.
EUWahlen
Bei der Wahl zum EU-Parla- ment im Mai werde er EU-Ab- geordnete Elisabeth Köstinger unterstützen und der Bauern- schaft die Bedeutung der EU stärker bewusst machen.
Andrä Rup
prechter will in er
ster Linie in der Ver
waltung sparen, die Leistungs
abgeltungen für die Bau
ern vertei
digt er mit Zähnen und Krallen
BMLFUW
Titschenbacher: Mehr Holz angeboten! FiScHER
„Forstwirtschaft ist verlässlicher Partner“
Die österreichische Papierindustrie hat ihre Kritik, wonach die inländische Versorgung der Zellstoff- und Papierindustrie zu schwach und die energetische Nutzung von Holz ineffizient seien, abermals öffentlich bekräftigt. Außerdem verlangt sie eine Reform des Ökostromgesetzes.
Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Tit- schenbacher hat diese Behauptungen auf das Schärfste zurückgewiesen: „2002 haben die ös- terreichischen Waldbesitzer noch 14,85 Milli- onen Festmeter eingeschlagen. 2012 waren es bereits 18,02 Millionen Festmeter. Das ist ei- ne beachtliche Mengensteigerung von mehr als 20 Prozent.“ Und weiter: „Die heimischen Waldbesitzer haben sogar die Durchforstungen stark forciert und somit im Speziellen größere Mengen an Holz für die Papiererzeugung auf den Markt gebracht.“ Die Forstwirtschaft war und ist ein verlässlicher Partner der industrie“, so Titschenbacher. Nicht gelten lässt der Kam- merpräsident, dass die energetische Nutzung von Holz ineffizient sei: „Automatische Holz- feuerungsanlagen aus Österreich erzielen vor- bildhafte Wirkungsgrade von deutlich über 90 Prozent. Nicht zuletzt deshalb wird die österrei- chische Technologie auch in ganz Europa nach- gefragt“. Auch das Ökostromgesetz sei längst novelliert und in den vergangenen sechs Jahren wurden praktisch keine Biomasse-Ökostrom- anlagen mehr gebaut worden. Der diesbezüg- liche Holzbedarf sei seit 2008 unverändert.
5
Landwirtschaftliche MitteiLungen
15. Jänner 2014 F a m i l i e & l a n d j u g e n d
D
er perfekte Lehrer soll geduldig, energisch, streng, locker, kreativ, erfinderisch, strebsam, perfektio- nistisch, konservativ und offen sein. Am be- sten von allem ein bisschen und dazu noch die Kinder alle mit einem Fingerschnippen im Griff haben. Mary Poppins würde er damit in den Schatten stellen.Zudem sollen Lehrer nun länger in Schulen unterrichten. Die Frage, die sich mir nun stellt, ist: Gibt es für Lehrer mehr als 24 Stunden pro Tag? Wenn nicht, kann ich es mir nur schwer vorstellen, an ein und dem- selben Tag in der Schule zu unterrichten, die Stunden für den nächsten Tag zu pla- nen, die Hausaufgaben, wie auch Tests und Schularbeiten die unterm Jahr so anfallen, zu korrigieren. Wobei hier anzufügen ist,
dass in jeder Klasse etwa 25 Schüler sit- zen und Lehrer mehr als nur eine Klasse haben. Die Anzahl und den Aufwand kann man sich nun selbst ausrechnen. Aber nicht vergessen: Bitte jeden Tag strahlend wie ein Sonnenschein in der Klasse stehen und für alles und jeden Verständnis zeigen.
Vielleicht wäre es an der Zeit, bevor man ei- ne Berufsgruppe zum Sündenbock der Nati- on macht, sich genauer mit der Materie zu beschäftigen. Es wird mir jeder zustimmen, dass man am meisten bei den Lehrern ge- lernt hat, die nicht ausgelaugt waren. Vor allem klingt die folgende Gleichung doch logisch, oder? Ausgelaugter Lehrer = Miss- mutiger Schüler = unzureichende Bildung.
Ist das jetzt also Ökonomie?
landjugend-Bezirksleiterin Voitsberg Barbara Kahr
Jung & Frech
Bildungsökonomie
Lagersalat statt Importware
Mit Zuckerhut, Chinakohl und Radicchio fit durch den Winter
Es gibt regionale Alternativen zu
Salaten, die jetzt von weit her importiert werden müssen.
Derzeit leeren sich die Lager der heimischen Zuckerhut- und chinakohlbauern, um die Ge- müseregale der Lebensmittel- märkte noch mit heimischer Ware zu befüllen.
Zuckerhut, auch als Fleisch- kraut verbreitet, zählt im Ver- gleich zu anderem Gemüse eher zu den „Exoten“ im Han- del und in der Küche. Er ist ein typischer Lagersalat, der neben Radicchio und chinakohl meist
als „frischer“ Salat im Winter zubereitet wird. Seine Haltbar- keit ist besser als die von Endi- vie. Zuhause halten die Salate im Kühlschrank in Folie gewi- ckelt bis zu zwei Wochen, aber noch besser ist es natürlich, diese sofort zuzubereiten.
Schmackhafte Bittersalate
im ernährungsphysiologischen Wert lassen sich die Zichorien- salate mit Endivie vergleichen.
Typisch für die Zuckerhut, Ra- dicchio und chicorée ist der würzig bittere Geschmack des intybin. Er mildert sich mit zu- nehmender Reife. Der Bitter- stoff fördert die Verdauung, wirkt aber auch Leber- und
Gallenanregend, bindet Gift- stoffe und transportiert sie aus dem Körper. Möchte man die Bitterkeit der Zichoriensalate mindern, legt man die Blätter einige Minuten in lauwarmes Wasser ein.
Kalt und warm
Die Vielfalt an Zubereitungs- möglichkeiten – zu bunten Sa- laten oder in gekochter Form als Gemüse, zu Eintopf, Stru- del, Röllchen, zum Braten und Gratinieren – haben chinakohl und die Zichoriensalate Zu- ckerhut, Radicchio und chico- rée gemeinsam.
Zum Salat werden die Zucker- hutköpfe wie chinakohl quer
zu dünnen Streifen geschnit- ten, die Radicchioblätter, die ein Blickfang auf dem Salattel- ler sind, werden fein gerissen.
Die Kocheigenschaften lassen sich mit Kraut vergleichen, al- lerdings ist die Kochdauer kür- zer, was angesichts des Trends zu schnellen, leichten Gerich- ten kein Nachteil ist.
Gemeinsam mit Kraut oder als Alternative dazu, Erdäpfel und alle Arten von Wurzelgemüse, garantieren unsere heimischen Lagersalate einen bunten, ab- wechslungsreichen und noch dazu preiswerten Gemüsege- nuss und Vitamine über den ganzen Winter.
Magdalena Siegl Die Lager
salate Zu
ckerhut, Chinakohl und Radic
chio sind auch jetzt noch aus heimischer Produktion zu bekom
men
SiEGL
Fürs Funktionärsleben dazugelernt
Beim Seminar „WeihnachtsWiffZack“ rüsten sich Landjugendliche mit Persönlichkeit
D
ie Landjugend ist auf zack, das bewies sie auch gleich Anfang des Jahres. Am 2. und 3. Jänner fand der „WeihnachtsWiff- Zack“ im Steiermarkhof statt.63 Teilnehmer waren bei dieser Ausbildung speziell für Funktio näre dabei.
Gut vorbereitet
Der „WeihnachtsWiffZack“ ist eine Ausbildung speziell für Funktionäre der Landjugend, aufgebaut in zwei Modulen. in Modul i beschäftigten sich 42 Teilnehmer zwei Tage lang mit Rhetorik, Präsentation, Team- entwicklung und Mitglieder- motivation. Grußworte und An- sprachen stellen für die Land- jugendlichen keine Herausfor- derung mehr dar, denn beim
„WeihnachtsWiffZack“ konnte in einem geschützten Rahmen geübt und ausprobiert werden.
Erfahrene Trainer gaben zahl- reiche Tipps und Tricks weiter, um beispielsweise Nervosität in den Griff zu bekommen.
Teamwork
Gruppendynamik und Tea- mentwicklung spielt in der Landjugend eine sehr große Rolle. Jeder trägt seinen Teil zum Team bei und oft kommt es auch zu Spannungen. Durch einfache Übungen kann man diese Spannungen offenlegen
und daran arbeiten, damit das Team weiterhin gut zusammen- arbeiten kann.
21 Absolventen
Aufbauend auf Modul i geht es ein Jahr später im Modul ii zwei Tage lang um Moderati- on und Projektmanagement.
Die Teilnehmer bekommen dabei auch gleich die Aufga- be, ein Projekt auszuarbeiten
und dieses als Abschluss vor- zustellen. Nach der erfolg- reichen Absolvierung von Mo- dul i und Modul ii schließt der
„WeihnachtsWiffZack“ mit ei- ner Teilnahmebestätigung ab.
Einer erfolgreichen Arbeit als Landjugendfunktionär steht dann nichts mehr im Wege.
21 Landjugendliche haben beim „WeihnachtsWiffZack“
2014 erfolgreich Modul ii ab-
geschlossen. Sie können 32 Stunden außerschulische Wei- terbildung und einen Zuwachs an Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten vorweisen.
Bildung zählt
Etwas fürs Leben zu lernen ist das wichtigste Ziel der Landju- gend. Es gibt kaum eine Akti- vität der Landjugend, bei der man nichts dazulernen kann.
In zwei Jahren haben 21 Landjugendliche vier Tage Ausbildung absolviert LJ
Verkehrsklub:
GratisMitgliedschaft
Landjugend-Mitglieder im Alter zwischen 15 und 19 Jahren können nun kostenlos Öam- tc-Mitglied werden. Anmeldungen nimmt das Landjugend-Referat Tel. 0316/80507150 je- derzeit entgegen. Die Gratis-Mitgliedschaft er- lischt automatisch am Ende des Jahres, in das der 19. Geburtstag fällt. Für Führerschein-Neu- linge, Grundwehr- und Zivildiener gibt es auch die Möglichkeit einer Öamtc Schnupper-Mit- gliedschaft, die für ein Jahr gratis ist und da- nach automatisch endet. Jugendliche zwischen 20 und 23 Jahren können eine ermäßigte Mit- gliedschaft beantragen.
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6 Landwirtschaftliche MitteiLungen g a s T k o m m e n T a r & l e s e r 15. Jänner 2014
k
arin Lux liebt ihren Beruf: Berg- bäuerin. „ in der Stadt tät´ ich mich nicht wohlfühlen“, sagt die 28-jäh- rige Murauerin. Gemeinsam mit ihren El- tern Michael und Simone Lux bewirtschaf- tet sie den Hauptbetrieb auf 1.130 Metern Seehöhe und führt den Nebenbetrieb, der sogar auf 1.280 Metern liegt. ihr Mann An- dreas Schneider ist selbstständiger installa- teur. Drei Standbeine sichern den Voller- werb der Familie: Forstwirtschaft, Heu- milchproduktion und Almwirtschaft mit Jagd. Eine gute Ausbildung war Lux immer schon wichtig. Nach ihrer Facharbeiteraus- bildung an der Fachschule Altholfen in Kärnten, besuchte sie den Öko-Lehrgang der Fachschule Haidegg, wo sie eine Zusatz- ausbildung zur Wirtschaftsassistentin machte. Sie absolviert die Aufsichtsjäger-prüfung. im Vorjahr schloss sie ihre Mei- sterausbildung der Sparte Landwirtschaft mit ausgezeichnetem Erfolg ab und wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Meiste- rinnen Österreichs, neben zwei weiteren Steirern, als eine der 20 besten Meister des Jahres ausgezeichnet. „Als Bergbäuerin kann ich mich nicht mit anderen Betrieben vergleichen oder Trends nachrennen. ich muss mein eigenes Ziel haben und das ver- folgen“, erklärt Lux. Mehrere Standbeine zu haben und dadurch mehr Unabhängig- keit von diversen Marktentwicklungen sei für einen Bergbauernbetrieb sehr wichtig, ist sie überzeugt. Aufgrund der Steilflächen ist der Arbeitsaufwand der Heumilchpro- duktion mit 30 Prozent der Gesamtarbeits- zeit relativ hoch. Nischenprodukte in der Forstwirtschaft, wie Zirbenholz als Tischler ware, Latschenreisig für Gärtne- reien und Baumstangen aus Erstdurchfor- stung werten diesen Betriebszweig zusätz- lich auf. Die Vergabe von Wildabschüssen trägt nicht unwesentlich zu einem positiven Einkommen in der Almwirtschaft bei. Die Zukunft sieht Karin Lux auf ihrem Betrieb:
„ Um die Risikostreuung möglichst groß zu halten ist es sinnvoll, die bestehende Be- triebsstruktur beizubehalten. Spezialisie- rungen wären für mich als Bergbauernbe- trieb nicht ratsam. Eines ist jedoch klar: oh- ne die Unterstützung der gesamten Familie wäre diese Art der Bewirtschaftung kaum
möglich“. Roman Musch
Betrieb & Zahlen:
Karin Lux Pöllau
8843 St. Peter am Kammersberg u Bergbauern-Familienbetrieb mit den Standbeinen Forst, Heumilch und Almwirt- schaft mit Jagd.
u Hauptbetrieb auf 1.130 Meter (geführt von den Eltern Michael und Simone Lux) mit zwölf Hektar Grünland, 135 Hektar Forst und 183 Hektar Alm.
u Nebenbetrieb auf 1.280 Meter (geführt von Karin Lux) mit 6,5 Hektar Grünland und 6,5 Hektar Forst.
u Heumilchproduktion mit 15 Milch- kühen und weiblicher sowie männlicher Nachzucht, sechs Mutterkühe.
Bauernporträt
Beste Meisterin
Karin Lux mit Tochter PRiVAT
perSonelleS
D
er Raabauer Obstbauer Rupert Gsöls ist neuer Präsident des Bundes- obstbauverbandes. Er folgt da- mit Anton Gangl, der diese Funktion 16 Jahre inne hatte.Gsöls, der seit 2012 auch Ob- mann des steirischen Erwerbs- obstbauverbandes ist, will beim künftigen Programm Ländliche Entwicklung besondere Ak- zente im Bereich des Erosions- schutzes umsetzen. Eine Offen- sive will Gsöls zur Wasserbe- schaffung, -bereitstellung so- wie Beregung von Obstgärten starten. Ein großes Anliegen ist dem neuen Spitzenvertreter fer- ner eine wirk-
same Versi- cherung gegen Naturkatastro- phen, die nach dem Vorbild
„Hagel“ von öffentlichen Budgets unter- stützt wird.
D
ie langjährige Bezirks- bäuerin Elfriede Stix ist knapp vor dem Jah- reswechsel im Alter von 84 Jahren verstorben. Die Kirch- bacherin war von 1986 bis 1991 auch in der Vollversamm- lung der Landeskammer vertre- ten. Sie war eine ebenso enga- gierte wie warmherzige Frau, die für ihr allseits geschätztes Wirken mit dem Titel eines Ökonomierats ausgezeichnet wurde. Wir trauern um sie.Die meinung des gastautors muss sich nicht mit jener der redaktion decken.
Harter Aufbau und Hunger
Gastkommentar: Das heurige Gedenkjahr aus agrarischer Sicht
z
wei Weltkriege mit Millionen Toten, ver- wüsteten Kulturräu- men, zerstörten Städten und Dörfern sowie Ernährungskri- sen prägten das 20. Jahrhundert und machten eine Neukon- struktion der politischen Land- schaft in Europa notwendig.Das Friedensprojekt Europä- ische Gemeinschaft (EG 6;
heute EU 28), 1958 als Folge der bitteren Erfahrungen und Verwüstungen auf dem Konti- nent in Rom gegründet, hat auch zu einer länderübergrei- fenden Gestaltung der Agrar- und Ernährungspolitik geführt.
Krieg zur Erntezeit
Die Habsburgermonarchie war auf den Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) nicht vorbereitet. Er begann mitten in der Erntezeit.
Das große Agrargebiet Gali- zien wurde rasch zum Kriegs- schauplatz, die Ernte fiel fast zur Gänze aus. Der Mangel an Ernährungsgütern führte 1917 zu Hunger und Armut in vielen Teilen der Monarchie. Der Zer- fall der Monarchie war besie- gelt. Während noch 1914 in der Doppelmonarchie neun Millio- nen Tonnen Getreide geerntet wurden, waren es 1918 nur mehr fünf Millionen Tonnen.
Die Böden waren nach dem Er- sten Weltkrieg durch mangeln- de Nährstoffzufuhr verarmt, der Anbau von Ackerfrüchten ging stark zurück, die Viehbestän- de waren dezimiert und wich- tige Betriebsmittel fehlten. Die
mühsame Aufbauarbeit in der Zwischenkriegszeit bis 1938 erfolgte unter schwierigsten wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen. Der Währungsre- form 1924 und dem leichten Aufschwung in der Landwirt- schaft folgte durch die Welt-
wirtschaftskrise 1929 ein wei- terer Rückschlag. Der Anteil der bäuerlichen Familien an der gesamten Einwohnerzahl in der Ersten Republik betrug fast 50 Prozent, etwa 400.000 Höfe gab es. Die Forschung und das landwirtschaftliche Ausbil- dungswesen, bis 1918 weitge- hend auf die Großbetriebe aus- gerichtet, wurden reformiert und schrittweise an die Erfor- dernisse der bäuerlichen Be- triebe angepasst. Landwirt- schaftskammern wurden in den Zwanzigerjahren gegrün- det, das Genossenschaftswe- sen aufgebaut und erste För- derungsmaßnahmen zur An- kurbelung der tierischen und pflanzlichen Produktion einge- führt. Diese Maßnahmen sind
vor allem mit den niederöster- reichischen Landwirtschafts- ministern Rudolf Buchinger, Engelbert Dollfuß, Josef Reit- her, Josef Stöckler sowie dem Tiroler Andreas Thaler in der Zeit von 1920 bis 1938 ver- bunden. Es wurden erhebliche Produktionsfortschritte erzielt.
Die Eingliederung Österreichs in das nationalsozialistische Deutschland und das System der totalitären Agrarwirtschaft ließ schon erste Merkmale zur Vorbereitung auf die Katastro- phe des Zweiten Weltkriegs („Erzeugungsschlacht“) erken- nen. Die Zeit nach dem Zwei- ten Weltkrieg ließ Parallelen mit den Jahren nach 1918 er- kennen.
Hilfsaktionen
Zwei Hilfsaktionen (UNRRA und Marshallplan) haben we- sentlich dazu beigetragen, dass schon in den Fünfzigerjahren bei wichtigen Erzeugnissen in Österreich (Milch, Rindfleisch) die Selbstversorgung erreicht wurde. im Wirtschaftsjahr 1952/53 betrug die friedensmä-
ßige Versorgung schon 86 Pro- zent aus der heimischen Ernte.
Die landwirtschaftliche Markt- ordnung 1958, das Landwirt- schaftsgesetz 1960 mit dem Grünen Plan und der konti- nuierliche Ausbau des Förde- rungs- und Beratungssystems sowie die Blütezeit des Genos- senschaftswesens haben den Übergang von der Mangel- versorgung zur Ernährungssi- cherung eingeleitet. Schon die heute Siebzigjährigen hatten kaum noch Hunger und Man- gelversorgung, wohl aber die vielen Debatten über die Ko- sten der landwirtschaftlichen Überschussverwertung erlebt.
Historisch und berührend sind auch die Worte des ersten Bun- deskanzlers der Zweiten Repu- blik, Leopold Figl: „ich kann euch zu Weihnachten nichts ge- ben, kein Stück Brot und keine Kerze für den christbaum.“
„
Nach dem Ersten Weltkrieg war jeder zweite in der Land-
wirtschaft tätig.
Gerhard Poschacher, Publizist
„
gaStautor
Prof. Dr. Gerhard Poschacher (70) ist publizist und politikberater. er ist profunder kenner der agrarpolitik und war im lebensministeri- um für die erstellung des grünen Berichtes zuständig. kontakt:
Gsöls: Bundes
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Landwirtschaftliche MitteiLungen
15. Jänner 2014 v o l l v e r s a m m l u n g
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7 Jahre in der Landwirtschaftskam- mer Steiermark, davon zwei Jahre Vizepräsident und 21 Jahre als Prä- sident sowie zehn Jahre an der Spitze Öster- reichs – das ist gewaltig! in dieser Zeit hat Gerhard Wlodkowski viele Zeichen gesetzt.Seine Einstellung – den Menschen zuzuhö- ren, sie verstehen und zu helfen – war die Grundlage für einen europaweiten Aufstieg.
Durch geschickte, fachliche und diploma-
tische Verhandlungen gelangen ihm auf Landes-, Bundes-, und EU-Ebene für uns Bauern viele positive Ergebnisse.
Seine Leistungen werden von vielen Verhandlungspartnern in Politik und Gesellschaft besonders hoch eingestuft. Als lang- jähriger AMA-Vorsitzender hat Gerhard stets die Bauerninte- ressen vertreten. Diverse Veranstaltungen besuchen, die Ju- gend einbinden und für ihre Zukunft Maßnahmen gestalten, war ihm ein besonderes Anliegen. Wenn seine Mitstreiter ein Gespräch brauchten, fand es umgehend statt, denn er wusste, es ging um die Anliegen der Land- und Forstwirte. ich konnte mich von seinem kämpferischen Einsatz öfters überzeugen.
Lieber Gerhard, an Dir können sich die Menschen ein Maß nehmen. im Namen der Funktionäre, Angestellten und vor allem der Bäuerinnen und Bauern ein herzliches Dankeschön.
o
bwohl wir nicht immer einer Mei- nung waren, respektiere ich, dass Gerhard Wlodkowski sich immer für die Bäuerinnen und Bauern sowie für die Sache eingesetzt hat.Der neue Präsident Franz Titschenbacher hat vor, die kleineren Betriebe zu erhalten. Wir werden ihn in dieser Frage beim Wort neh- men. Wir hoffen auch, dass in allen Belan- gen die Bäuerinnen und Bauern im Vorder-
grund stehen. Kritisch sehen wir die Obmannschaft von Prä- sident Franz Titschenbacher beim Raiffeisenverband Steier- mark: Wir gehen aber davon aus, dass der neue Präsident alle Bauern vertritt und nicht nur jene, die mit Raiffeisen in Ver- bindung stehen. Vom neuen Präsidenten erwarten wir auch, dass er alles unternehmen wird, damit die Bäuerinnen und Bauern während der gesamten siebenjährigen EU-Periode bis 2020 Rechtssicherheit haben.
Von der neuen Vizepräsidentin – wir sind froh, dass eine Frau dieses Amt innehat – wünschen wir uns, dass sie sich für die soziale Absicherung der Bäuerinnen und Bauern einsetzt und mögliche ins Haus stehende Verschärfungen abmildert, damit die Bauernschaft nicht noch mehr belastet wird. Die Fraktion UBV-WiR hofft auf eine gute Zusammenarbeit.
I
ch bedanke mich bei Präsident Ger- hard Wlodkowski für jene positiven Verhandlungsergebnisse, die „al- len“ Bäuerinnen und Bauern einen Vorteil gebracht haben. Ebenso bedanke ich mich für die gute Zusammenarbeit, bei denen ich eine gegenseitige Achtung der Betrachtungs- weise mit dem Präsidenten erfahren konnte.Dass wir nicht immer die gleiche Ansicht bei Problemlösungen hatten, konnten wir in of-
fener Aussprache behandeln. Wir wissen, dass der Bauern- bund die Agrarpolitik der Vergangenheit zum größten Teil al- lein zu verantworten hat. ich bin aber froh, dass es jetzt in der großen Koalition doch hin und wieder gelingt, Ziele der SPÖ- Bauern in den Programmen unterzubringen. Wir wünschen Dir für die weitere Zukunft alles Gute, viel Gesundheit und Zeit für jene Dinge, die bisher zu kurz gekommen sind.
Die Neuwahl von Präsident Franz Titschenbacher und Maria Pein als Vizepräsidentin wurde von den vier SPÖ-Kammerrä- ten unterstützt. Wir geben damit Vertrauensvorschuss und aus Erfahrungen mit meinen bisherigen Begegnungen ersuche ich den neuen Präsident um gute Zusammenarbeit und Zugehen auf die kleineren Parteien, bevor Entscheidungen im Bauern- bund getroffen werden und eine positive Arbeit.
Bauernbund
Sprecher Sepp Kowald
UBVWIR:
H. Kammer
hofer SPFrakti
onssprecher Josef Horn
auS Den FraktIonen
„I håb´s mit Herzbluat g´måcht“
Vollversammlung wählte neuen Präsidenten und neue Vizepräsidentin
Standing Ovations und großes Lob für den langjährigen Präsidenten Gerhard Wlodkowski.
Mit überwältigender Mehrheit von 94,6 Prozent der Stimmen wählte die Vollversammlung knapp vor Weihnachten Franz Titschenbacher zum neuen Prä- sidenten der steirischen Land- wirtschaftskammer. Neue Vi- zepräsidentin ist die Schweine- züchterin Maria Pein aus Deutsch Goritz. Sie erhielt 86,5 Prozent der Stimmen.
Titschenbacher und Pein be- tonten, dass sie dem Amt des Landwirtschaftskammer-Prä- sidenten und der Vizepräsi- dentin mit großem Respekt und Freude begegnen werden und die neue Aufgabe als He- rausforderung sehen. ihr Dank galt dem scheidenden Präsi- denten Gerhard Wlodkowski.
Titschenbacher: „Wir können auf ein gutes agrarpolitisches
Fundament und mit der Land- wirtschaftskammer auf ein gut bestelltes Haus bauen.“ Kon- kret nannte Titschenbacher die EU-Agrarreform sowie das Re- gierungsprogramm, in welchen die Weichen zukunftstauglich gestellt sind. Auch das Haus Landwirtschaftskammer ist zu einem modernen Beratungs-, Bildungs- und Serviceunter- nehmen ausgebaut, so der neue Präsident.
Produzierende Bauern
in seiner Antrittsrede betonte Titschenbacher, dass er für eine ökosoziale, nachhaltig produ- zierende und flächendeckende Landwirtschaft stehe. Die pra- xisgerechte Umsetzung der gemeinsamen EU-Agrarpoli- tik 2014 bis 2020 sei ihm ein prioritäres Anliegen. Ein of- fenes Ohr werde er für die Ju- gend haben und ein besonderes Herzensanliegen seien ihm die Forstwirtschaft und die erneu- erbaren Energien. Bezogen auf die Märkte sagte der Präsident,
dass er innovationen forcieren und die Partnerschaft zu den Erzeugerorganisationen vertie- fen werde.
Vizepräsidentin Maria Pein versprach, für eine nachhaltige Absicherung der Pensionen, des Generationenvertrages und der Sozialversicherungsanstalt der Bauern zu kämpfen. Sie werde sich intensiv dafür ein- setzen, „den Maisanbau zu er- halten und Alternativen zum Ausfall der Futtergrundlage Mais zu finden“ (Seiten 2, 3).
Großer Bauernführer
Angelobt wurden der neue Prä- sident und die neue Vizepräsi- dentin von Landeshauptmann- stellvertreter Hermann Schüt- zenhöfer, der von einer „harmo- nischen Hofübergabe“ mit den
„richtigen Persönlichkeiten an der Spitze“ sprach. Er würdigte Gerhard Wlodkowski, für den es von der Vollversammlung
„Standing Ovations“ gab, als großen Bauernführer. Schüt- zenhöfer: „Gerhard Wlodkow-
ski ist es stets gelungen, für die Bauern das maximal Mögliche herauszuholen. Manche wer- den es vielleicht erst später er- kennen, was er alles in Brüssel, in Öster reich und in der Stei- ermark für die Bauern erreicht hat.“
Mit Herzbluat g´måcht
in seiner fulminanten und sehr berührenden Abschiedsre- de ließ Präsident a.D. Gerhard Wlodkowski die großen He- rausforderungen während sei- ner 21-jährigen Präsidentschaft aufblitzen: die Überschüsse in den 1990er Jahren, der harte Weg in die EU, die BSE-Kri- se, die Naturkatastrophen wie Dürren und Stürme, die Ausei- nandersetzungen mit dem Land wegen des Baugesetzes und zu- letzt die zähen Verhandlungen für die neuen EU-Programme bis 2020 und zum Regierungs- programm, die herzeigbare Er- gebnisse brachten. Wlodkow- ski gerührt: „i håb´s mit Herz- bluat g´måcht“.
WeIterS Sprachen
Standing Ovations für Ger
hard Wlod
kowski von den Landes
kammerrä
ten (o.)
FiScHER (12)
Roland Zach (o.) verkündete das Wahl
ergebnis:
94,6 Pro
zent für Franz Ti
schenba
cher Titschen
bacher und Pein zeich
nen Wlod
kowski mit der Kam
mermedail
le in Gold aus
LHStell
vertreter Hermann Schützen
höfer gratu
liert: Rich
tiger Mann an der Spitze
„Auf den Bauernhöfen ist heute nur deshalb so viel Frie- den, weil auch die Pensionen und die soziale Absicherung stimmt.Das verdanken wir auch Gerhard Wlodkowski.“
LKR Alfred Nußbaum
„40 Prozent der Frauen führen eine Landwirtschaft. Ger- hard Wlodkowski hat für die Bäuerinnen-Anliegen immer ein offenes Ohr gehabt“
Landesbäuerin LKR Auguste Maier
„Die Daten der Vor-Ort-Kontrollen müssen rascher ins Inve- kos-System eingearbeitet werden. Es tut weh, wenn sich dann die Auszahlung der Abgeltungen verzögert.“
Kammerobmann Karl-Heinz Knass
„Wir haben gemeinsam viel umgesetzt, wenn auch manch- mal die Fetzen geflogen sind. Ich sage Danke für Deine Größe, lieber Gerhard.“
Kammerobmann Matthias Kranz
8 Landwirtschaftliche MitteiLungen g e r h a r d W l o d k o W s k i 15. Jänner 2014
Europäer hat er die Bauern in die EU geführt, aber gleichzei- tig Programme und Ausgleichs- zahlungen mit auf die Beine ge- stellt, um die Öffnung der Märkte für die Landwirtschaft verträg- licher zu machen. Es gelang eine flächendeckende, klein- und mit- telstrukturierte Familienlandwirt- schaft, insbesondere auch in den Berg- und benachteiligten Ge- bieten, zu erhalten. Heute ist die steirische Landwirtschaft in vie- len Sparten österreichweiter Vor- reiter. Auch in der Energiepolitik ließ Wlodkowski nie locker: Für den Ausbau der erneuerbaren En- ergien hat er bei Politik und Wirt- schaft gekämpft. Mittlerweile heizen bereits 35 Prozent der stei- rischen Haushalte mit Holz. Und zuletzt bei den zähen Verhand- lungen zu den neuen EU-Pro- grammen und zum Regierungsü- bereinkommen gelang es, für die
Bauern zufriedenstellende Ergeb- nisse auf den Tisch zu legen.
Lebenswerk ausgezeichnet
Mit gutem Gewissen hat Ger- hard Wlodkowski „den Hof“ jetzt in jüngere Hände gelegt. Beim hochkarätig besuchten Neujahrs-
empfang stand sein Wirken im Mittelpunkt. Die hohe Anerken- nung zeigte sich schon in der Vielzahl der anwesenden Verant- wortungsträger: LH Franz Voves, LH-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer, Alt-LH Josef Krainer, Landtags-Präsident Franz Majcen, die Landesräte christian Buchmann, Johann Seitinger, Kristina Edlinger
Ploder, Siegfried Schrittwieser und Gerhard Kurzmann, VP- Klubomann christopher Drex
ler sowie Minister a. D. Nikolaus Berlakovich. Ferner die Sozial- partner-Präsidenten Josef Herk (Wirtschaftskammer), Josef Pes
serl (Arbeiterkammer), Jochen PildnerSteinburg (industrie- ellenvereinigung) und christian
„Die Zukunft gestalten statt verwalten“
Gerhard Wlodkowski hat als großer österreichischer Bauernführer große Spuren gezogen
Führten souverän durch das Pro
gramm der Würdigungsfeier beim Neujahrsempfang: Präsident Titschen
bacher, Kammerdirektor Brugner (o.).
Landesräte Edlinger, Buchmann (r.) Landtagspräsident
Franz Majcen (o.) Präsident und Vizepräsidentin dankten
Doris Wlodkowski mit Blumen
Baron Franz Mayr
Melnhof (o.)
LandjugendGold von Bettina Hofer
Der BauernbundVorstand überbrachte ein Ehrenzeichen in Gold samt Urkunde. Seitinger (u.) steckte die Auszeichnung an
Gerhard Wlodkowski hat in Zukunft viel mehr Zeit für seine größer gewordene Familie. Im Bild seine drei Töchter mit den Enkelkindern
Seinen Nachfolgern riet Wlod
kowski:
Nach vor
ne schauen und früh
zeitig die Weichen stellen
„
Wlodkowski hat in Brüssel viele Anschläge auf die Bauern verhindert.
Hermann Schützenhöfer LH-Stellvertreter
„
Ein Leben für die Bauernschaft:
Wlodkowski kann auf ein mächtiges Lebenswerk blicken.
Er hat große Spuren gezogen, mit Herzblut souverän die inte- ressen der Bäuerinnen und Bau- ern vertreten und als durchset- zungsstarker Verhandler mit Handschlagqualität und Weit- blick in Brüssel, Wien und Graz stets das maximal Mögliche für die Bauernschaft erreicht. Hohe Fachkompetenz und Sachlich-
keit sind seine Markenzeichen, konsequent und unaufdring-
lich sein Stil. Bei Naturka- tastrophen wie Dürren oder Stürmen war er stets rasch bei den Bauern und verhandel- te um Hilfsmaßnahmen. So ken- nen ihn seine politischen Weg- begleiter, die Verhandlungs- partner, die bäuerlichen Funk- tionärinnen und Funktionäre, viele Bäuerinnen und Bauern sowie seine Freunde. Gerhard Wlodkowski stand 21 Jahre
an der Spitze der steirischen Landwirtschaftskammer, neun Jahre war er steirischer Bau- ernbundobmann und seit sieben Jahren ist er Präsident der Land- wirtschaftskammer Österreich.
Mehr als 40 Jahre hat er sich, ob als Landjugendbezirks obmann, als Obmann der österreichischen Geflügelmäster oder als chef des AMA-Verwaltungsrates für die Anliegen der heimischen Bäue- rinnen und Bauern stark gemacht.
Historisch sind seine Leistungen, auch wenn es immer wieder har- te Zeiten waren: Als überzeugter