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Mit der Einführung des Euro als ge­

setzliches Zahlungsmittel in (damals) zwölf Ländern der EU stellte sich die Frage nach einer effizienten grenz­

überschreitenden Bargeldversorgung.

Es galt, die Logistik hinter der Bar­

geldversorgung den neuen Rahmen­

bedingungen anzupassen, auf Euro­

system­Ebene zu koordinieren und auf nationaler Ebene bis dahin wenig berücksichtigte Phänomene zu beob­

achten und gegebenenfalls auf sie zu reagieren (z. B. Bargeldmigration).

Die meisten Entscheidungen zum Thema Bargeld werden zentral von der EZB für das und im Einklang mit dem Eurosystem getroffen. Die Um­

setzung dieser Entscheidungen ob­

liegt jedoch den NZBen. Derzeit un­

terscheiden sich die nationalen Sys­

teme noch in vielerlei Hinsicht. Es ist aber ein erklärtes Ziel des Eurosys­

tems, unter Berücksichtigung der na­

tionalen Gegebenheiten für alle Ak­

teure gleiche und faire Wettbewerbs­

bedingungen bei Bargelddienstleis­

tungen zu schaffen.

Österreich hat in der Bargeldbe­

arbeitung ein eigenes Modell in Form einer Konzernstruktur gewählt, das zu Kosteneinsparungen und Effizi­

enzsteigerungen geführt hat und auch international Anerkennung findet.

Die so aufgebaute Expertise trägt dazu bei, dass sich die OeNB im Be­

reich der Bargeldlogistik zunehmend als Drehscheibe und Kompetenzzent­

rum in Zentraleuropa etabliert.

Tendenziell lassen sich prozen­

tuelle Verschiebungen zugunsten un­

barer Zahlungsmittel erkennen, je­

doch wird die große Bedeutung des Bargelds im täglichen Leben dadurch nicht in Frage gestellt. Wert­ und stückmäßig ist sogar ein stetiger An­

stieg zu verzeichnen. Die EZB nimmt eine neutrale Position zwischen den einzelnen Zahlungsmitteln ein. Sie überlässt es dem Kunden, sich für ein Zahlungsmittel zu entscheiden. Auf jeden Fall muss jedoch gewährleistet sein, dass das Bargeld weiterhin ein sicheres, stabiles und universelles Zahlungsmittel bleibt.

Literaturverzeichnis

EZB. 2001. Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 6. Dezember 2001 über die Ausgabe von Euro-Banknoten (EZB/2001/15).

EZB. 2006. Download vom 2. Dezember 2006.

http://www.ecb.int/bc/faqbc/figures/html/index.en.html

Mooslechner, P., H. Stix und K. Wagner. 2006. Wie wird in Österreich bezahlt?

Ergebnisse einer Untersuchung zur Struktur der Zahlungsmittelverwendung privater Haushalte im Kontext der geldpolitischen Analyse. In: Geldpolitik & Wirtschaft Q2/06.

OeNB. 120–145.

OeNB. 2002. Nationalbankgesetz 1984 in der Fassung von 2002. Wien: OeNB.

OeNB. 2006. Geldmuseum und Sammlungen. Download vom 2. Dezember 2006.

http://www.oenb.at/ueber_die_oenb/geldmuseum/geldmuseum_und_sammlungen.jsp TODAY.AZ. 2006. New Banknotes to Be Issued Next Week. Download vom 22. April

2006. Baku: TODAY.AZ.

http://www.today.az/news/business/25446.html

1 Einleitung

Die Umstellung auf den Euro war bis Ende des Jahres 2001, solange sie sich auf den bargeldlosen Zahlungsver­

kehr beschränkte, in den Bilanzen bzw. im Finanzberichtswesen4 der Zentralbanken des Eurosystems nur bedingt öffentlichkeitswirksam. Die Einführung des Euro­Bargelds am 1. Jänner 2002 machte sich hingegen insofern bemerkbar, als sich in den Ländern des Euroraums der bilan­

zierte Banknotenumlauf (z. B. in Österreich anders als in Schilling­

Zeiten5) nicht mehr mit der phy­

sischen Banknotenausgabe und ­rück­

nahme durch die jeweiligen Zentral­

banken (logistischer Banknotenumlauf) deckt.

Im Vorfeld der Euro­Bargeldein­

führung wurde in Fachkreisen6 davor gewarnt, dass sich innerhalb des Euro­

systems die Finanzpositionen ange­

sichts der zu erwartenden Bargeld­

ströme zuungunsten einzelner Zen­

tralbanken verschieben könnten. Dass solche prognostizierten Verzerrungen nicht eingetreten sind, ist vor allem auf eine vorausschauende, auf die Wahrung der jederzeitigen Vertei­

Wissenschaftliche Begutachtung:

Birgit Erdelmeier, EZB;

Ian Ingram, EZB.

Wissenschaftliche Begutachtung:

Birgit Erdelmeier, EZB;

Ian Ingram, EZB.

Zentralbank. Seit Anfang 2002 hat sich die Darstellung dieser bis dahin national bestimmten Position bei den Nationalen Zentralbanken (NZBen) des Eurosystems durch die Einführung des Bargelds grundlegend verändert. Schon im Vorfeld der Euro-Bargeldeinführung wurde intensiv über die Konsequenzen der erwarteten Bargeldmigration innerhalb und außerhalb des Eurosystems sowie deren mögliche Einflüsse auf die Gewinnverteilung zwischen den Zentralbanken des Eurosystems diskutiert.1

Eine wesentliche Herausforderung für das Eurosystem war und ist die faire Verteilung der monetären Einkünfte. Das sind jene Einkünfte, die den NZBen aus der Erfüllung der geld- und währungspolitischen Aufgaben im Euroraum dezentral zufließen. Darunter fallen insbesondere die traditionell als Seigniorage bezeichneten Einkünfte aus Vermögens-werten, die als Gegenposten zum Bargeldumlauf und zu den Zentralbankverbindlichkeiten aus Einlagen der Kreditinstitute gehalten werden.

Die Erfahrung der ersten fünf Jahre zeigt, dass die von Rechnungslegungsaspekten des Eurosystems bestimmten Banknotenumlauf- und Seigniorage-Regelungen im Zusam-menwirken sämtlicher relevanter Komponenten eine faire Verteilung der monetären Einkünfte und die funktionale Integrität des Eurosystems2 und damit das Erreichen des Ziels von Art. 32 der Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken3 sichergestellt haben.

Robert Holzfeind1 Robert Holzfeind1

1 Die Autoren danken Birgit Erdelmeier und Ian Ingram sowie Ernest Gnan für wertvolle Kommentare.

2 Vergleiche dazu Scheller (2003, S. 131).

3 Zentralbanken aller Mitgliedstaaten der EU und die EZB.

4 Alle in dieser Studie angeführten Bilanz- bzw. GuV-Posten beziehen sich auf die Gliederung und Bezeichnung entsprechend der „Leitlinie der Europäischen Zentralbank vom 10. November 2006 über die Rechnungs-legungsgrundsätze und das Berichtswesen im Europäischen System der Zentralbanken“ (EZB/2006/16), insbesondere Anhang IV. Die mit dieser Leitlinie geschaffenen Rechnungslegungsvorschriften werden auch vom Internationalen Währungsfonds neben den International Financial Reporting Standards (IFRS) als (weltweit einziger) multilateraler und zentralbankenspezifischer Finanzreporting-Rahmen zur Anwendung empfohlen.

5 Seit 1. Jänner 2002 sind alle NZBen des Eurosystems verpflichtet, Euro-Banknoten einzulösen, unabhängig davon, von welcher Zentralbank sie erstmals ausgegeben wurden.

6 Vergleiche dazu ausführlich Sinn und Feist (2000), Bini Smaghi und Gros (2000) sowie Gros (1998).

lungsgerechtigkeit7 ausgerichtete Um­

setzung der Bestimmungen des Art. 2 der Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) zurückzuführen. Eckpfeiler dieser Regelungen ist der Kapitalanteil der einzelnen Zentralbanken des Euro­

systems am voll einbezahlten Grund­

kapital der Europäischen Zentralbank (EZB) (relativer Kapitalanteil) – da­

nach richtet sich der Verteilungs­

schlüssel sowohl für den in der Bilanz auszuweisenden Euro­Banknotenum­

lauf (Banknoten­Verteilungsschlüs­

sel) als auch für die Rückverteilung der monetären Einkünfte aus dem Banknotenumlauf ( Seigniorage-Ein-kommen8).

Das stete Bemühen, den Fairness­

grundsatz zu beachten, hat jedoch zu operativ komplexen Regelungen ge­

führt. Zwar ist die (Rück­)Vertei­

lungsregel satzungsmäßig präzise de­

finiert, deren Umsetzung und Dar­

stellung gestaltet sich jedoch aus zwei Gründen komplex. Erstens sind ne­

ben der Ermittlung der Erträge9 aus den gesondert zu erfassenden Aktiva („earmarked assets“) auch verschiedene aus der Anwendung des Banknoten­

Verteilungsschlüssels resultierende Intra­Eurosystem­Salden zu berück­

sichtigen. Zweitens ziehen die regel­

mäßigen fünfjährigen10 bzw. beitritts­

bedingten EZB­Kapitalschlüsselände­

rungen des Eurosystems immer wie­

der Anpassungen nach sich.

Nach Erläuterung der rechtlichen Rahmenbedingungen in Kapitel 2 be­

fasst sich Kapitel mit der bilan­

ziellen Darstellung des Euro­Bank­

notenumlaufs im Eurosystem. In die­

sem Zusammenhang wird gezeigt, wie sich die Banknoten­Umlaufent­

wicklung seit dem Jahr 2002 in der Bilanz der Oesterreichischen Natio­

nalbank (OeNB) niedergeschlagen hat. Darauf aufbauend werden in Kapitel und 4 sodann Zusammen­

hänge mit den resultierenden Intra­

Eurosystem­Salden sowie den Bilanz­

positionen hinsichtlich des geldpoli­

tischen Instrumentariums erläutert.

Abschließend wird in Kapitel 4 de­

monstriert, wie der seit dem Jahr 2002 geltende Verteilungsschlüssel für die monetären Einkünfte funktio­

niert, und am Beispiel der OeNB ge­

zeigt, wie die finanziellen Konse­

quenzen – insbesondere durch die Veränderung des logistischen Euro-Banknotenumlaufs – neutral gehalten werden konnten.

2 Rechtliche Grundlagen der

Im Dokument 10 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs (Seite 158-161)