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gewinnen. Da kleinere, schwächer diversifizierte Hypothekenportfolios einem größeren Besicherungsrisiko unterliegen, sind detailliertere Be-wertungs- und Risikomanagement-modelle erforderlich, die diesen Ver-änderungen Rechnung tragen kön-nen. Um das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag zu verbessern, ist eine breite regionale Streuung der Hypothekenportfolios erforderlich, die entweder durch die direkte Er-schließung neuer regionaler Märkte oder die Veranlagung in Immobilien-fonds mit einem entsprechenden regi-onalen Schwerpunkt erreicht werden kann. Preisindizes zu Wohnimmobi-lien sind vielfach nicht genügend aus-sagekräftig, um als Basis für Hedging-instrumente zur effizienten Absiche-rung gegen Preisunsicherheiten bei Wohnimmobilien auf regionaler und lokaler Ebene zu dienen. Sind auf dem Markt keine brauchbaren Indizes verfügbar, könnten die Aufsichts-behörden gefordert sein, dieser Pro-blematik Abhilfe zu schaffen.

6.5 Zunehmende Bedeutung grenzüberschreitender Filialnetze

Um die räumliche Nähe zu ihren Kunden zu gewährleisten, ändern Banken verstärkt ihre Filialnetzstra-tegien – unter anderem auch in Reak-tion auf die zunehmende (temporäre) Abwanderung von Pensionisten in traditionelle Urlaubsziele. Daher könnten grenzüberschreitende Filial-netze künftig an Bedeutung gewin-nen, besonders in der EU. Grenz-überschreitenden Filialnetzen wird durch die im aktuellen Aufsichtsrah-men vorgenomAufsichtsrah-mene Differenzierung der Zuständigkeiten von „Heimat-“

bzw. „Gastland“ grundsätzlich Rech-nung getragen. Somit ergibt sich neben der generellen Notwendigkeit,

die Koordination und Kooperation (weiter) zu verbessern, aus etwaigen Neuentwicklungen auf diesem Gebiet kein unmittelbarer Handlungsbedarf für die Aufsichts- und Kontrollinstan-zen.

6.6 Zusätzliche Risiken aufgrund der Erschließung neuer Ertragspotenziale und zunehmender Risikotoleranz

Um sich ihre strategische Relevanz gegenüber Kunden zu erhalten, wer-den Banken unter anderem versu-chen, ihren Kunden attraktivere Er-träge zu bieten. Dieses Streben nach Ertragsmaximierung – zusammen mit einem erhöhten Wettbewerbs-druck – könnte Banken dazu veran-lassen, ihre Risikotoleranz zu erhöhen, wodurch eine Aufstockung der Vor-sorge für Kreditausfälle erforderlich würde. Allerdings zeichnen sich angesichts der strengen Richtlinien zur Eigenmittelausstattung und der zusätzlichen Anreize für Banken, aus Imagegründen ihr Risikomanagement, ihre Corporate Governance und ihre Compliance zu verbessern, keine un-mittelbaren aufsichtlichen Folgen ab.

Allerdings sollte verstärktes Augen-merk auf die potenziell höhere Schwankung der Eigenkapitalquoten gerichtet werden.

zusammenge-fasst werden: Die deutlichsten Aus-wirkungen wird die Bevöl kerungs-alterung voraussichtlich auf Umfang und Struktur der Nachfrage nach Bankdienstleistungen und -produk-ten im Privatkundenbereich haben.

Ebenso wird erwartet, dass aufgrund des demografischen Wandels der langfristige Realzinssatz fallen und sich die regionale Preisstreuung und die Volatilität des Wohnimmobilien-marktes verstärken wird.

Wie werden die Banken auf diese Entwicklungen reagieren? Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen eine innovative Neugestaltung der Pro-duktpalette, die Neuorientierung der Vertriebswege und gezielte Marke-tingstrategien, die die Generation 50+ ansprechen. Breiter Konsens be-steht auch hinsichtlich der Bedeutung internationaler Diversifikation. Um sich ihre strategische Relevanz gegen-über ihren Kunden zu erhalten, wer-den Banken vermutlich einen beson-ders hochwertigen Service und/oder überdurchschnittliche Risiko-/Ertrags-profile anbieten und sich außerdem auf ihre Kernkompetenzen konzent-rieren müssen.

Als wichtigste Auswirkungen für die Stabilität des Finanzsystems sind ein verstärkter Konkurrenzdruck, eine Verschlechterung im Verhältnis der Betriebsaufwendungen zu den Betriebserträgen und rückläufige Einkünfte aus Fristentransformation zu nennen, wodurch sich ein Ab-wärtsdruck auf die Profitabilität der Banken ergeben könnte. Dies wie-derum wirkt sich nachteilig auf die Fähigkeit der Banken aus, negative Schocks durch Gewinne im betref-fenden Zeitraum abzufedern, weshalb die Wahrscheinlichkeit einer

Beein-trächtigung ihrer Eigenmittelquote durch Schocks steigt. Eine weitere Auswirkung ist die verstärkte Orien-tierung in Richtung zinsunabhängiger Erträge. Durch neue Produkte kön-nen Banken (aber auch Privathaus-halte) im Vergleich zu traditionellen Produkten vermehrt operativen Ri-siken, Reputations- und Rechtsrisiken sowie zunehmend auch Versiche-rungsrisiken ausgesetzt sein. Durch eine Ausweitung der internationalen Diversifikation könnten sich ein er-höhtes Wechselkursrisiko und ein Anstieg im Länder- und politischen Risiko ergeben.

Die unmittelbaren Implikationen für die Bankenaufsicht sind weitge-hend moderat: Eventuell könnte eine Neubewertung der gesetzlichen Min-desteigenkapitalquote stattfinden, da die Bedeutung der Eigenmittel im Rahmen der Absorption von Schocks relativ zum Periodengewinn steigen könnte. Um das Rechtsrisiko für die Banken zu senken, könnten die Auf-sichtsbehörden möglicherweise die Einführung neuer gesetzlicher Rah-menbestimmungen für neue Pro-dukte vorantreiben. Angesichts der zunehmenden Komplexität von Fi-nanzprodukten und der kontinuier-lichen Risikoabwälzung auf Privat-haushalte sind Maßnahmen erforder-lich, die die Markt- und Preistranspa-renz für die Kunden erhöhen und einen angemessenen Verbraucher-schutz sicherstellen. In jedem Fall sind sowohl Banken als auch Auf-sichtsinstanzen gefordert, die Aus-wirkungen des demografischen Wan-dels auf den Bankensektor und die Stabilität der Finanzmärkte laufend zu beobachten.

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Groningen Growth and Development Centre Research Memorandum GD-67.

Österreichische Banken zeigen auf den Märkten Zentral- und Osteuropas überaus starke Präsenz. Dabei spielen lokale Tochterbanken eine herausragende Rolle, aber auch die Vergabe grenzüberschreitender Kredite ist von Bedeutung. Im Folgenden werden die histo-rische Entwicklung sowie der Status Quo dieses Engagements beschrieben und das öster-reichische Bankensystem einem Stresstest hinsichtlich seines Kreditexposures gegenüber den zentral- und osteuropäischen Ländern unterzogen. Der Test stützt sich auf eine Analyse der aktuellen Risikosituation in den Bankensystemen der Region, wobei unter anderem die Stresstestergebnisse nationaler Zentralbanken und des Internationalen Wäh-rungsfonds (IWF) berücksichtigt werden. Das verwendete Krisenszenario stellt einen Worst Case dar, der historische Schocks bewusst übertrifft und Unterschiede in der Risi-kosituation der jeweiligen Länder berücksichtigt. Das Ergebnis belegt, dass das österrei-chische Bankensystem trotz der im Szenario unterstellten drastischen Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds durch die hypothetische Krise nicht gefährdet wird. Eine zunächst auf ein einzelnes Land beschränkte Krise würde sich nur in sehr begrenztem Ausmaß aufgrund von Solvabilitätsproblemen des österreichischen Mutterkonzerns auf andere Länder der Region übertragen.

Michael Boss, Gerald Krenn, Claus Puhr, Markus S. Schwaiger2 Michael Boss, Gerald Krenn, Claus Puhr, Markus S. Schwaiger2