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Veränderungen im burgenländisch-slowakisch-ungarischen Grenzraum

1999. H ef: 1 Chronik der Volkskunde 59

60 Chronik der Volkskunde ÖZV LIII/102 rettp ro g ram m erw ies sich rü ck b lick en d als eine h erv o rrag en d e E rgänzung d er w issen sch aftlich en Tagung.

W ie d er erste Tag begann auch d er zw eite m it ein er seh r w eiten P ersp ek ­ tive. A n d re a K om losy bot eine S ynopse d er h istorischen E n tw ick lu n g von G renzen. S ie beto n te, daß es sich bei G renzen um K ontak tzo n en handelt, die to te G renze des E isern en V orhangs ste llt einen d er A usn ah m efälle dar.

K om losys A usführungen über den F unktionsw andel d er G renzen in den öste rre ich isch e n und b öhm ischen L ändern d er M o n arch ie regten zum Ver­

gleich m it gegen w ärtig en T endenzen an. Indem sie a u f die u n gleiche F re i­

zü g ig k eit des P erso n en v erk eh rs in d er M onarchie hinw ies, rie f sie N ora R äth zels T h ese von d er S paltung d er sozialen G ruppen und d er V ervielfäl­

tig u n g d er G re n ze n im „ S c h e n g e n la n d “ in E rinnerung. D as K o n ze p t der linearen A ußen g ren ze, entstanden im Z uge d er E n tw ick lu n g des m odernen F läch en staates, ist zur Z eit w ieder starkem W andel unterw orfen.

K rz y sz to f G lass b eschrieb die jü n g ste E ntw icklung O st-M itteleuropas;

sie sei von „w e stla stig e n W ertungen“ und ein er A n passung an die EU b estim m t. G leich zeitig w ürde die neue K o n su m g esellsch aft in den R e fo rm ­ staaten aso ziale H altungen begünstigen. D ie einzigen G egenkräfte gegen die w estk o n fo rm e O sterw eiteru n g seien k o nservativ K lerikale. E va Varga u n tersu ch te die W andlungen d er ungarischen G renze m it ein er b io g rap h i­

schen M ethode. S ie setzte sich in ihrem Vortrag auch intensiv m it m e th o d i­

schen F ragen auseinander.

D er N ac h m ittag begann m it d er V orführung eines F ilm projekts d er E u ro ­ päisch en Jo u rn alism u sak ad em ie in K rem s. D as V ideo „L e b en m it d er G re n ­ z e “ m ußte le id er a u f G ru n d eines tech n isch en G eb rech en s o hne Ton gezeig t w erden. In d er F olge w urden laufende F o rsch u n g sp ro jek te p räsen tiert. D ie S tru k tu r des N ach m ittag s w ar von d er G eg en ü b erstellu n g von E x p erte n m ei­

nungen aus Ö sterreich und unseren östlichen N ach b arlän d ern geprägt. Vor­

bild lich an den aufg ezeig ten ak tuellen F orsch u n g sv o rh ab en sind die in n o ­ vativen M ethoden, die in tern atio n ale Z u sam m en arb eit und das B estreben, E rg eb n isse in die G renzregion zurü ck zu trag en . M artin H eintel und Eva Izsäk arbeiten m it M ethoden d er P erzeptionsgeographie, K arin L ieb h art m it M ed ien a n aly se (N ied erö sterreich isch e N ach rich ten und B urgenland K ro­

ne). H elg a A m esb erg er u n tersu ch t die soziale D yn am ik im G renzraum Ö sterreich -S lo w ak ei m it q ualitativen Interview s. W ie L ieb h art und A m es­

b erger w idm en sich auch D aniel K o lla r und M ilan L escäk d er S tereo ty p en ­ forschung. W ährend d er gesam ten T agung w urde durch reg elm äß ig e P o d i­

u m sdiskussionen ein e Z u sam m en sch au der untersch ied lich en A n sätze e r­

m öglicht.

D er im T agungsprogram m geäu ß erte W unsch nach ein er D iskussion

„ a b se its d er tag esp o litisch en A u fg ereg th eit um verm ein tlich e G efahren

1999, H eft 1 C hronik der Volkskunde 61 ein er allzu rasch en G re n zö ffn u n g “ ging im R ahm en der Tagung in E rfüllung.

D och die H eim fa h rt der T agu n g steiln eh m er w urde durch eine D e m o n stra ti­

on gegen den A u sb au des G renzüberganges B erg und die d am it verbundene E rh ö h u n g des D u rch zu g sv erk eh rs b ehindert. E ig en tlich ist es erfreulich, w enn die D iskurse, die W issen sch afterln n en a u f ein er T agung p flegen, die P ro b lem e d er M enschen a u f d er S traße so unm ittelb ar betreffen.

B ern h ard Fuchs

31. Internationales Hafnerei-Symposium in Bamberg vom 28. September bis 4. Oktober 1998

A u f E in lad u n g von B ärbel K erkhoff-H ader, Inhaberin des L ehrstuhls für H eim at- und V olkskunde an d er O tto -F ried rich -U n iv ersität B am berg, fand vom 28. S ep tem b er bis 4. O ktober 1998 das 31. Intern atio n ale H afnerei- S y m posium des A rb eitsk reises fü r K eram ikforschung statt, zu dem an die 100 T eiln eh m erin n en aus neun L ändern (D eutschland, L uxem burg, N ied e r­

lande, Ö sterreich , S chw eiz, S low akische R epublik, S panien, T schechische R ep u b lik , U ngarn) an g ereist w aren. Z u B eginn dankte B. K erk h o ff-H ad er d er U n iv ersität B am berg, vertreten durch R e k to r Prof. Dr. A lfred H ierold, fü r die g astfre u n d lich e A ufnahm e, die o rganisatorische U nterstü tzu n g sow ie die M ö g lich k e it zu r D u rch fü h ru n g des S ym posium s in den R äum en der U n iv ersität und hob in ihrer E in fü h ru n g die B edeutung d er seit dreißig Jahren intensiv b etrieb en en K eram ikforschung hervor, die w eit m ehr als nur H an d w erk sg e sch ich te b etreibt, sondern sich auch H erstellern w ie V erbrau­

chern von k era m isc h en E rzeugnissen w idm et und dabei P rodukte und P ro­

d u k tio n sb ed in g u n g e n einbindet. D as 31. IHS stand u nter dem T hem a „ K e ­ ram isch e P roduktion zw isch en H andw erk und Industrie. A lltag-S ouvenir- T echnik“ , dem die H älfte d er in sg esam t 32 V orträge sow ie das u m fangreiche B eg leit- und E x k u rsio n sp ro g ram m gew idm et w aren. N eben w eiteren B e i­

trägen aus d er gesam ten B an d b reite d er K eram ikforschung bildeten sechs V orträge zum T h em a K acheln und K achlöfen einen zw eiten, im V ergleich zu den V orjahren w en ig e r d o m inierenden S chw erpunkt.

E x em p larisc h zeig te K onrad S p in d ler (Innsbruck) im ersten Vortrag an d er F ein stein z eu g fab rik Julius Paul & Sohn in B unzlau die E ntw icklung von h an d w e rk lich e r zu in d u strie lle r P roduktion in d er K eram ik h erstellu n g auf, die n u r scheinbar, bei au ssch ließ lich e r B erü ck sich tig u n g d er te ch n o lo g i­

schen E in rich tu n g en , g radlinig verläuft. V ielm ehr läßt sich eine lange P hase des N e b e n ein a n d er von H an d arb eit und m asch in eller P roduktion bei der G efäß h e rstellu n g w ie auch d er D ek o rieru n g feststellen. Z u einem ähnlichen E rgebnis kam U w e M äm pel (B rem en), d er das V erhältnis von „K eram ik ,

62 Chronik der Volkskunde ÖZV L III/102 E le k trizität und In d u strialisie ru n g “ u ntersuchte und aufzeigte, daß sich der A ntrieb von M aschinen in der T onaufbereitung oder der T öpferscheibe durch E lek tro m o to ren seit dem E nde des 19. Ja hrhunderts n ur seh r langsam du rch setzte, da keram ische G ro ß b etrieb e w eiterhin die D am pfm aschinen b evorzugten und K lein b etrieb e sich beiden E nergieform en g eg e n ü b er ab ­ w artend verhielten. In seinem E rfah ru n g sb erich t über die 1997 erarb eitete A u sstellu n g „T e ch n isch e K eram ik “ w ies H arald R osm anitz (H öhr-G renz- hausen) d a ra u f hin, daß die P roduktion der in allen L eb en sb ereich en vo r­

h an d en en tech n isch en K eram ik zunehm end an B edeutung g ew in n t und sich zur inno v ativ sten B ranche en tw ick e lt hat. Z ur B esch leu n ig u n g des In fo rm a­

tio n sau stau sch es in d er K eram ikproduktion und d er K eram ikforschung trägt e n tsch eid en d die elek tro n isch e D aten v erarb eitu n g bei, w ie M athias H enkel (N ürnberg) als E rgebnis ein er S uchanfrage zum T h em a „ K e ra m ik “ im In tern et feststellte.

D ie den ersten R eferaten g em einsam e F rage nach In n ovationen, ihren U rsachen, ihrem V erlauf und ihrer A kzeptanz bei den P roduzenten m achte In g o lf B a u er in seinem B eitrag „K e ra m ik fo rsch u n g und T h eoriebildungen d er V olkskunde“ zum T hem a. E r stellte fest, daß die in d er V olkskunde etab lierte In n o v atio n s- und D iffu sio n sfo rsch u n g von d er K eram ikforschung kaum au fgegriffen w orden ist. D as von Paul S tieber in den se ch z ig er Jahren e n tw ick elte M odell eines R eg elk reises d er unterschiedlichen F aktoren, die zur Entstehung eines keram ischen Produktes führen, berücksichtigt auch den G egensatz zw ischen der handw erklichen und der industriellen K eram ikherstel­

lung, w urde bisher aber von der K eram ikforschung kaum rezipiert.

D ie A usb ild u n g von Töpfern w ar T h em a d er B eiträge „ Im S pannungsfeld von H andw erk und Industrie - K unst und Technik. Z u r A u sbildung an keram ischen F ach sch u len zw ischen 1870 und 1945“ von S ally S chöne (L eipzig) und „ M y th o s H andw erk - Z ur B edeutung des län d lich en T öpfer­

h andw erks als K onstitu en te d er B a u h au s-L eh re“ von K atharina S chütter (H am burg). K onnte fü r die F achschulen ein tie fg re ife n d er K on flik t zw i­

schen w issen sch aftlich fu n d ierte r k eram isch er A usb ild u n g und den in tra d i­

tio n e lle r W eise au sbildenden T öpfern k o n sta tie rt w erden, so fü h rte auch die b ew ußte Z u sam m en a rb e it der keram ischen W erkstätte des B auhauses mit H an d w erk sb etrieb en nicht zu d er gew ünschten S ym biose von K unst und H andw erk. W ie fließ en d die G renzen dabei sind, w urde in dem von C hristine D ip p o ld (N ürnberg) stellv ertreten d für den verhinderten H orst K lusch (Si- biu) v orgetragenen B eitrag „K itsch im k eram ischen (S o u v e n ir-)A n g e b o t“

deutlich, in dem H. K lusch versuchte, einige K riterien für die D efinition von

„ K its c h “ zu entw ickeln.

M it d er R eaktion h an d w erk lich arb e iten d e r T öpfer a u f die A nforderungen ein er im m er stä rk e r indu strialisierten W elt beschäftigten sich drei w eitere

1999, H eft 1 C hronik der Volkskunde 63 B eiträge. Ilse S chütz (A gost) zeig te einige B eisp iele fü r die seh r u n te r­

sch ied lich e S tellu n g d er Frau in der traditionellen Töpferei Spaniens, die von d er e ig en v e ra n tw o rtlich e n L eitung ein er W erkstatt bis zu r sporadischen H elferin des M an n es reicht. B irgit Jauernig-H ofm ann (H allstadt) zeigte an den von H ein rich B erghold in U m m erstad t um 1900 entw ickelten speziellen K affeetassen auf, w ie ein T ö pferm eister durch ein orig in elles P ro d u k t seinen A bsatz zu sichern versuchte. G erhard E rm ischer (A schaffenburg) stellte die A sch a ffe n b u rg e r „ H a fn e rd y n a stie “ H ettin g er vor und b esch äftig te sich m it den B rüdern B ern h ard und Jo se f H ettinger, die von etw a 1870 bis 1936 als H afner, Sam m ler, R estau rato ren und G esch äftsleu te in A schaffenburg aktiv w aren und sich d urch eine h o ch g rad ig e F lex ib ilität und O rig in alität au s­

zeich n eten .

D em h an d w erk lich en B ereich gegen ü b erzu stellen ist eine R eihe von B eiträg en , die sich m it versch ied en en A spekten ind u strieller K eram ik p ro ­ d uktion b esch ä ftig ten . D ie A rb e itssituation von Frauen in der o b erfrä n k i­

schen P o rz ellan in d u strie in den Jahren 1 870-1933 untersu ch te S abine Z e ­ h en tm eier (A rzberg). Sie konnte eine d eutliche S teigerung der W ertschät­

zung d er F ra u en a rb e it im E rsten W eltkrieg feststellen, in dem diese ihnen bis dahin n ic h t zu g etrau te M ännerarbeiten übernahm en. D ie von den m änn­

lichen A rbeitern durchaus als K onkurrenz em pfundene L eistu n g sfäh ig k e it d er F rauen fü h rte in den zw a n zig e r Jahren zu ein er bew ußten Z urückdrän- g u n g w eib lich e r A rb eitsk räfte. B lanka L innem ann (F riedrichsdorf) stellte

„ B ild e rg e s c h irr - A s p e k te ein er h albindustriellen M a ssen w are des 19. Ja h r­

h u n d erts am B eispiel V illeroy & B o ch “ vor und zeigte die tech n o lo g isch e E n tw ic k lu n g vor dem H intergrund eines ständig w achsenden B edarfs an d e k o rie rte r F ein k e ra m ik auf. Ä h n lich e G rü n d e m achte Ja n a K y b alo v ä (Prag) fü r d ie E n tw ick lu n g von „ M ald ek o r a u f b öhm ischem S tein g u t um 1900“ veran tw o rtlich , das als E rsatz für P orzellan diente. A nhand ein er A usw ahl von S teinzeug, F ayencen und K acheln aus den B eständen des K u n s tg e w e rb e m u se u m s B u d a p e st fra g te E v a C serey (B u d ap e st) nach

„ N a c h b ild u n g oder F älschung der Jah rh u n d e rtw e n d e“ und zeig te den freien U m g an g d e r K eram ik fab rik en m it h istorischen V orbildern auf. D aß K era­

m ik fab rik en m it d ie ser S trateg ie nach 1900 nich t m ehr überleben konnten, w ies Paul S m eele (R otterdam ) nach, indem er „T rad itio n und Innovation bei d er K eram ik ab te ilu n g A D C O der G roninger S teenfabrieken A G 1919—

1976“ h era u sarb eitete . 1919 erschloß die F irm a durch den A n k au f einer T öpferei neu e A bsatzb ereich e, und erst als die serielle H erstellung h an d ­ w erk sartig er P rodukte seit den fü n fz ig er Jahren durch in d u strielle M a ssen ­ w are a b g e lö s t w u rd e , v e rlo r die A D C O ih re A b n e h m e r und m ußte sch ließ lich 1976 schließen. E ine fast parallele E n tw ick lu n g konnte G erald K ö n eck e (M oringen) am B eispiel des 1946 in F redesloh, als N ac h fo lg er der

64 C hronik der Volkskunde ÖZV LIII/102 zu v o r in T h ü rin g en ansässigen K eram ikfabrik von C hristian und E m st C arstens, g eg rü n d eten B etrieb es fü r industrielle F ein k eram ik aufzeigen. Bis 1960 zum viertgrößten K eram ikproduzenten W estdeutschlands au fg e stie­

gen, setzte ab 1961 ein sch leich en d er N iedergang ein, d er 1987 zu r A ufgabe des W erkes führte.

D ie B e iträg e zu r K ach elfo rsch u n g betrafen zw ei F unde sp ätg o tisch er O fenkacheln in E rfurt (U lrich L appe, W eim ar) und in M ittw eid a (Yves H offm ann, H ain ich en ). D ie im C o llegium m ajus der U n iv ersität E rfu rt als V erfüllm aterial eines K ellers au fgefundenen ca. 250 O fenkacheln stam m en von m ehreren Ö fen des 15. Ja hrhunderts und einem sp ä ter zu datierenden O fen m it po ly ch ro m g lasierten K acheln. D ie F unde aus M ittw eid a sind zw ischen 1521 und 1551 zu d atieren und stellen eine gute E rgänzung zu der bish er aus M ittw eid a bekannten K achelproduktion dar. E va R oth (B ern) kon n te d agegen m it dem 1518 datierten F ayenceofen aus Schloß H ollig er in B ern ein N ovum v orstellen. A us den a u f dem D achboden des S chlosses gelagerten 277 K acheln sind 192 S tück zu erm itteln, die zu dem datierten O fen gehören und einen R ek o n stru k tio n sv ersu ch des b ish er ältesten F ay en ­ cek ac h elo fe n s in der S chw eiz erlauben. E inem m ehrfach nachgew iesenen O fen k ach elty p des 16. Jah rh u n d erts m it einem M e d aillo n p o rträ t und der A u fsc h rift „ H a n s B u ck von G u n z e n h au se n “ spürte L u d w ig von D öry (F ran k fu rt am M ain) n ach und w idersprach b isherigen A nsichten, es handele sich a u f d em P o rtrait um den T öpfer selbst. S einer M e inung nach w ar H ans B uck ein b ish er n ich t id e n tifizierter A d lig er im R aum G u n ze n h au se n /M it­

telfran k en . A ls N eu zu g an g im B estan d des G erätem useum s A horn stellte L o th a r H o fm ann (H allstadt) K acheln und M odel d er T öpferei H um m el in S on n en feld vor, die bis 1974 g earb eitet hat. Q uellenkritisch betrach tete M anfred S eifert (Passau) die V erbreitungskarten fü r K achelöfen und W ohn- rau m h e izu n g e n in den euro p äisch en V olkskundeatlanten und w ies d ara u f hin, daß die V erbreitungskarten noch keine E rklärung des k u ltu re llen K o n ­ textes bieten.

W eitere ach t B e iträg e w aren diversen T hem en d er K eram ikforschung g ew id m et und un terstrich en die B an d b reite d er vom A rb eitsk reis b eh a n d el­

ten A spekte. A nhand ein er seltenen m itteln eo lith isch en K eram ik aus dem R h ein lan d und d er F rage „V orratsgefäß oder m e h r?“ zeig te A ntonius Jü r­

gens die Z u sam m en h än g e zw ischen dem A ufkom m en sp e zifisc h er G e­

fäß fu n k tio n en und d er g esellsch aftlich en E ntw ick lu n g in d er Ju n g stein zeit auf. M ichael P ech t (B am berg) stellte die w enigen und stark zerscherbten F unde A rn städ te r F ayence aus d er F estu n g R ü sselsheim vor. In seinem au to b io g rap h isch g eprägten B eitrag „V on d er B a u ernhafnerei zu r F ayence - A us d er G esch ich te d er m ittelslo w ak isch en B erg b au stad t L ub ieto v ä/L ib e- th e n “ b eric h tete F rantisek K alesny (B ratislava), über seine d ortigen F o r­

1999, H eft 1 Chronik der Volkskunde 65 schungen seit B eginn d er fü n fz ig er Jahre. D ie F rage „B en d e leb e n : Ein T öp ferzen tru m N o rd th ü rin g en s im 17. und 18. Ja h rh u n d e rt?“ b ean tw o rtete A ntje R o ttlä n d er (B ad F rankenhausen) trotz d er hohen Zahl von 77 n ac h g e­

w iesenen T ö p ferm eistern zw ischen 1650 und 1900 seh r d iffe ren ziert und w o llte ein e ü b erö rtlic h e B ed eu tu n g d er K eram ik h erstellu n g n u r fü r das 17.

und 18. Ja h rh u n d e rt gelten lassen. D ie bei dem A briß eines W ohnhauses in M ittw eid a in den G ew ö lb ezw ick eln als V erfüllung V orgefundenen F eh lb rän ­ de des T öpfers Jo h an n B a lth a sar Ö ttrich stellte W olfgang S chw abenicky vor.

D ie 1764 zu datieren d en F unde zeigen ein b reites P ro d u k tio n ssp ek tru m des T öpfers und stellen die b ish erig e strenge Z uordnung von F orm en und D ekoren zu sächsischen T öpferorten in F rage.

G ab riele K eck (M oudon) g elang in ihrem B eitrag ü ber „S ch a b m a d o n n en vom Typ des E in sie d le r G n ad e n b ild e s“ ein u m fassen d er Ü berb lick über F orm und F u nktion d ie ser m odelgeform ten religiösen K leinplastiken aus w eiß b ren n en d em Ton, deren H erstellung im 17. und 18. Ja h rh u n d e rt im B e n ed ik tin erk lo ster E insied eln erfolgte. M it G lauben sv o rstellu n g en v e r­

b unden ist auch d er B rauch, die N ach g eb u rt in einem T opf im K eller des H au ses zu bestatten , d er o ffen b ar w eit v erb reitet gew esen ist, w ie K arl S artorius (B ö n n ig h eim ) au fgrund von 130 F undstellen in B aden-W ürttem - b erg n achw ies. E in B eispiel für eine m oderne und eher sp ielerisch e Form des „ V o lk sg lau b e n s“ bei Töpfern stellte W olff M atthes (L eutesdorf) vor. In d er T ö p ferw erk statt T ernes/N äthe in U tzerath/E ifel w ird für je d e n B rand des O fens ein e k lein e T onfigur m od elliert und als „ O fe n w ä c h te r“ m itgebrannt, d er sc h äd lich e E in flü sse a u f den B ren n v e rlau f abw ehren soll.

Z u sätzlich zum dichten V örtragsprogram m führten L o th ar H ennig, H isto ­ risch es M usern B am berg, durch die P o rzellan -S am m lu n g L udw ig im A lten R ath au s in B am berg, und In g o lf E ricsson und M arkus S änke durch die vom L eh rstu h l fü r A rch äo lo g ie des M ittelalters und der N eu z eit d er U n iv ersität B am b erg p räse n tie rte A u sstellu n g „A u sG ra b u n g e n “ , w oran sich ein E m p ­ fan g d er S tad t B am b erg im S chloß G eyersw örth anschloß. D ie B esich tig u n g der W. G oebel P o rz ellan fab rik m it M useum in R oed en tal bei C oburg, b ek a n n t für die seriell h erg estellten „H u m m e l-F ig u re n “ , stand in ein d ru c k s­

v ollem K o n trast zum B esuch des T öpferortes T h u m a u in d er F rän k isch en S ch w eiz m it seinem M useum und k leinen T öpferw erkstätten. Im D eutschen P o rz ellan m u se u m in H o h en b erg /E g er und S elb-P lößberg konnten d ank der en g a g ie rte n F ü h ru n g von D irek to r W ilhelm S iem en und seinen M ita rb e i­

tern, m it dem „M u se u m fü r P orzellan g esch ich te, -kunst und -design des 19.

und 20. Ja h rh u n d e rts“ , dem „E u ro p äisch e n In d ustrie-M useum für P o rz el­

la n “ und dem „ E u ro p äisch e n M u seu m für T echnische K eram ik “ drei der v ier g eplan ten A bteilu n g en b esu ch t w erden. In seinem G ru ß w o rt u nterstrich d e r L an d ra t des L an d k reises W unsiedel im F ichtelgebirge, Dr. P ete r Seiser,

66 Chronik der Volkskunde ÖZV LIII/102 d em beso n d ers für d ie freu n d lich e B ew irtu n g zu danken ist, die w irtsch a ft­

liche S tellu n g d e r P o rz ellan in d u strie fü r die R egion als ein em d er w ich tig ­ sten A rb e itg e b er und die k u ltu re lle B edeutung des d eutschen P o rz ellan m u ­ seum s.

W ährend des IH S w urde auch die Z u k u n ft des A rb eitsk reises intensiv disk u tiert. D as P len u m beauftragte R u d o lf H am m el, O bernzell, den E n tw u rf ein er S atzu n g au szu arb eiten , d er beim nächsten IH S besp ro ch en w erden w ird; ü b e r ein e V ereinsgründung soll dann b eim 33. IH S ab g estim m t w er­

den. B is d ahin ist W erner E ndres bereit, die A rb e it des IH S w eiterzuführen, w obei e r d urch ein e v o rläu fig e A rb eitsteilu n g en tlastet w ird: D ie P fle g e der w isse n sch a ftlic h en K ontakte lie g t w eiterhin bei ihm , die F in an zen reg e lt seine F rau Irm g a rd E ndres-M ayser, M artin K ü g ler üb ern im m t die A ufgabe eines S ch riftfü h rers und den T agungsbericht, und die O rganisation der S ym posien w ird in stärk erem M aße als b ish er b eim örtlich en V eranstalter liegen.

Im ab sch ließ en d e n A rb e itsb e rich t teilte W. E ndres m it, daß die K eram ik- B ib lio g rap h ie fo rtg e fü h rt w ird. E ine P ublikation d er V orträge des 30. IHS 1997 in O bernzell w ar nicht finanzierbar, doch liegen zu m in d est die K u rz­

fassu n g en g ed ru c k t vor.1 A u f E inladung von U w e M äm pel w ird das 32. IHS vom 28. S ep te m b er bis 2. O k to b er 1999 in B rem en u n te r dem T h em a „ D e r k era m isc h e B ra n d “ sta ttfinden; fü r das Jah r 2000 lie g t ein e E inladung des K eram ik m u seu m s W esterw ald in H öh r-G ren zh au sen vor. D an k d er guten V orarbeiten von B. K erk h o ff-H ad er ist das E rsch ein en ein es T agungsbandes m it den B e iträg e n des 31. IH S in B am berg bereits gesichert. H ierfü r w ie für d ie h erv o rra g en d e O rganisation, die b eiden g roßen und das T agungsthem a in id e ale r W eise ergänzenden E x kursionen sow ie die B e sic h tig u n g der B am b erg er A u sstellu n g en sprach W erner E ndres im N am en aller T eilnehm er d er U n iv ersität B am berg, vo r allem aber B ärbel K erk h o ff-H ad er und ihren H elferin n en , seinen D ank aus.

M artin K ügler

1 E n d res, W erner, B ärb el K e rk h o ff-H a d er (H g.): 30. IH S in O b ern zell vom 7. bis 11. O ktober 1997. Schw erpunktthem a: R eduzierend gebrannte W aren: „S ch w arz­

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