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Schlussfolgerungen:

positive Effekte der Euro-Einführung überwiegen Preisstabilität hat in der österrei­

chischen Bevölkerung hohe Priorität:

94 % der Bevölkerung halten eine niedrige Inflationsrate für sehr wich­

tig. Dass jüngere Menschen, die noch keine Perioden hoher Inflation erlebt haben, etwas weniger Wert auf Preis­

stabilität legen, unterstreicht die Be­

deutung der Informationsarbeit der OeNB über die Vorteile von Preissta­

bilität. Drei Viertel der österrei­

chischen Bevölkerung charakterisie­

ren den Euro heute als stabile Wäh­

rung. Annähernd so viele erwarten dies auch kurzfristig (in einem Jahr) und rund 70 % auch in den kommen­

den fünf Jahren. Die österreichische Bevölkerung attestiert dem Eurosys­

tem und vor allem der OeNB hohe Kompetenz bei der Sicherung der Stabilität des Euro.

Die in der vorliegenden Studie verwendeten Umfragen zeigen, dass die Bevölkerung Österreichs, aber

Grafik 21

Ist der Euro seit 2002 eine Weltwährung wie USD oder JPY geworden?

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Ja-Antworten in % der Bevölkerung

Quelle: Flash Eurobarometer.

84 83 83 80 79 78 78 78

71 71 70

Spanien Luxem-burg

Griechen-land

Nieder-lande

Irland Belgien Portugal

74

Finnland 74

Euro-raum

Frank-reich

Deutsch-land

Italien

Öster-reich Stand 2006

auch des Euroraums insgesamt, mit dem Euro heute überwiegend gut zu-rechtkommt. Die Bevölkerung kennt weithin die Chancen, die eine ge-meinsame europäische Währung bie-tet, die Herausforderungen werden zudem immer besser bewältigt. Nach anfänglichen Problemen sind vor allem seit 2004 deutliche Fortschritte im Umgang mit dem Euro festzustel-len. Die OeNB und ihre Partnerinsti-tutionen konnten dazu in Österreich wesentliche Beiträge durch ihre In-formationsarbeit leisten.

Die Bevölkerung ist heute mehr-heitlich der Überzeugung, dass der Euro mit Vorteilen für Österreich verbunden ist. Die Schwierigkeiten im täglichen Leben, sei es beim Ein-kauf oder im Umgang mit dem Euro-Bargeld und seinen Stückelungen, sind in den letzten fünf Jahren deut-lich geringer geworden. Die wirt-schaftlichen und praktischen Vor-teile, wie Erleichterungen im Reise-verkehr, erhöhte Preistransparenz und der positive Beitrag für die Wirt-schaft Europas, werden anerkannt.

Das Geldwertgefühl wird besser, das Denken in Euro-Preisen ist bei täg-lichen Erledigungen gut verankert.

Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung des Meinungsbilds der österreichischen Bevölkerung zum Euro zeigt die vorliegende Untersu-chung aber auch, dass der Anpas-sungsprozess an den Euro noch nicht abgeschlossen ist.

Großbeträge werden nach wie vor stark mit den (früheren) Schil-ling-Preisen verglichen. Dies scheint zunächst verwunderlich, werden doch z. B. bei Autos oder Immobilien Preise seit längerem nur mehr in Euro angeschrieben.

Andererseits zeigen Erfahrungen –

aus anderen Ländern, dass es Jahrzehnte dauern kann, bis das Denken der Menschen bei solchen großen Anschaffungen auf eine neue Währung wechselt.

Nach wie vor machen viele Men-schen den Euro für Preisanstiege verantwortlich. Während sich diese Einschätzung in den ersten Jahren des Euro verfestigte, hat sie in den letzten beiden Jahren an Bedeu-tung verloren. Hier kann weitere Informationsarbeit der OeNB und anderer Stellen über die Ursachen der Inflation helfen, eine undiffe-renzierte Zuschreibung von Infla-tion auf den Euro zu vermeiden.

A la longue kann nur eine nach-haltig auf Preisstabilität ausgerich-tete Geldpolitik des Eurosystems das Vertrauen der Bevölkerung in die Werthaltigkeit des Euro – und damit seine Akzeptanz – gewähr-leisten.

Die seit 2003 durch den Euro deutlich verringerten Kosten im grenzüberschreitenden bargeld-losen Zahlungsverkehr sind nur einer Minderheit bekannt. Eine Schließung bestehender Informa-tionslücken über die Vorteile des Euro im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr kann durch den im Jänner 2008 startenden einheitlichen Euro-Zahlungsraum (SEPA)9 erwartet werden. Inten-sive Information wird unerlässlich sein, um dessen Vorteile wirksam zu vermitteln.

Von der preisnivellierenden Wir-kung des Euro innerhalb des Euro-raums ist die Bevölkerung nur wenig überzeugt. Diese Wahr-nehmung geht mit Studien kon-form, die bislang tatsächlich nur geringe Preiskonvergenz ausma-–

9 Single Euro Payments Area.

chen konnten (Crespo Cuaresma et al., 2007). Maßnahmen zur In­

tensivierung des grenzüberschrei­

tenden Wettbewerbs im Euro­

raum sollten die Preiskonvergenz beschleunigen. Die erwähnte Ver­

ringerung von Transaktionskos­

ten durch SEPA wird dazu beitra­

gen.Der Euro ist – nach eigener Ein­

schätzung der Befragten – nur eingeschränkt in der Lage, ein

„Europagefühl“ in den Bürgern zu fördern. Gleichzeitig denkt mehr als die Hälfte der Bevölkerung –

beim Stichwort „Europäische Union“ an den Euro. Es ist daher durchaus möglich, dass negative Assoziationen der Bevölkerung mit der EU auch auf den Euro ab­

strahlen. Eine wichtige Grund­

lage für eine Förderung der Euro­

Akzeptanz wäre demnach die Entwicklung einer positiveren Ein­

stellung zur EU insgesamt. Euro­

Informationsaktivitäten sollten da­

her, um Erfolg zu haben, in eine umfassende Informationsarbeit zur EU und deren Vorteilen für Österreich eingebettet sein.

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1 Einleitung1

Seit der Euro­Bargeldeinführung wa­

ren die Inflationsraten in Österreich sehr niedrig. Trotzdem nahm die Be­

völkerung verstärkt Preissteige­

rungen wahr. Diese Studie widmet sich der Frage, wie diese Beobach­

tungen in Einklang zu bringen sind.

In Kapitel 2 wird die tatsächliche Veränderung der Euro­Preise anhand verschiedener Preisstatistiken disku­

tiert und mit der Schilling­Ära ver­

glichen. In der Folge wird die tatsäch­

liche Inflationsentwicklung der Infla­

tionswahrnehmung der Bevölkerung gegenübergestellt.2 Es ist bekannt, dass sich die gesamtwirtschaftliche Teuerungsrate und deren Wahrneh­

mung durch die Bevölkerung in den ersten Jahren nach 2002 deutlich aus­

einander entwickelt haben. Kapitel

nimmt daher eine Evaluation der Inflationswahrnehmung vor und geht den Fragen nach, wie gut die Bevöl­

kerung über die Inflationsentwick­

lung Bescheid weiß, welchen Einfluss die Informiertheit der Bevölkerung hat, ob es Unterschiede nach sozio­

demografischen Kriterien gibt und was die Gründe für den Anstieg der Inflationswahrnehmung nach der Euro­Bargeldeinführung sind. Wie gezeigt wird, spielt dabei, neben der noch immer häufigen Verwendung von Schilling­Referenzpreisen, vor allem die Entwicklung der Preise ein­

zelner Güter und Dienstleistungen eine Rolle. Aus diesem Grund wer­

den in Kapitel 4 disaggregierte Preis­

informationen verwendet, um zu analysieren, wie sich die Preise sekto­

ral und branchenspezifisch entwickelt

Wissenschaftliche Begutachtung:

Josef Baumgartner, Wifo.

Wissenschaftliche Assistenz:

Yvonne Grünwald, Anja Steindl, OeNB.

Wissenschaftliche Begutachtung:

Josef Baumgartner, Wifo.

Wissenschaftliche Assistenz:

Yvonne Grünwald, Anja Steindl, OeNB.

der amtlichen Statistik zur Inflationsentwicklung seit der Einführung des Euro-Bargelds im Jahr 2002. Die gesamtwirtschaftliche Inflationsrate blieb über die letzten fünf Jahre mit 1,7 % im Durchschnitt gering, obwohl einige externe Faktoren, wie z. B. die Rohölpreishausse, ungünstig wirkten. Bei den häufig konsumierten Bedarfsgütern, zu denen auch einige Dienstleistungen zählen und die der Bevölkerung hauptsächlich als subjektive Preis-barometer dienen, wurden allerdings überdurchschnittliche Verteuerungen beobachtet.

Verstärkt wird die Inflationswahrnehmung durch psychologische Faktoren: So verankern sich Preissteigerungen stärker im Bewusstsein der Menschen als Preissenkungen (die in nicht unerheblichem Ausmaß stattgefunden haben). Auch ist das Geldwertgefühl durch ein teilweise noch anhaltendes Denken in Schilling-Beträgen noch nicht ausreichend gefestigt. Der subjektive Vergleich mit mehr als fünf Jahre alten Schilling-Preisen verzerrt ebenfalls die Inflationswahrnehmung. Umfragedaten zeigen allerdings, dass sich das Geld-wertgefühl kontinuierlich verbessert. Dadurch hat sich auch das subjektive Gefühl höherer Inflation tendenziell zurückgebildet und liegt zum Ende des Jahres 2006 wesentlich niedriger als zu Beginn der Euro-Bargeldeinführung. Dies lässt hoffen, dass der „Euro-Preisschock“ auch aus Sicht der Bevölkerung weitgehend überwunden ist und dass sich künftig die gesamtwirtschaftliche Inflationsrate und die wahrgenommenen Preisänderungen wieder weitgehend in Einklang entwickeln. Verstärkte Informationen zur Preisentwicklung können diesen Trend unterstützen.

Helmut Stix1 Helmut Stix1

1 Die Autoren danken Ernest Gnan für wertvolle Kommentare sowie der Statistik Austria bzw. der Wirtschaftskammer Österreich für das Überlassen von Daten.

2 Der Beitrag verwendet eine Reihe von Inflationsbegriffen. Für eine diesbezügliche Definition und Abgrenzung der Terminologie siehe Fluch und Stix (2005), insbesondere das Glossar (S. 26–27).

haben. Dabei werden auch auffällige Preisänderungen einzelner Güter und Dienstleistungen dargestellt, und es wird der Frage nachgegangen, inwie­

weit diese im Zusammenhang mit der Euro­Bargeldeinführung gesehen werden können. Kapitel 5 fasst zu­

sammen und geht auf künftige Heraus­

forderungen ein.

2 Inflation seit