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teils noch viel stärker ausgeprägt als in einzelnen Ländern des Euro­

raums – zu Verteuerungen.

Insgesamt bestätigt sich, dass seit der Euro­Bargeldeinführung selektiv auffällige Preisanstiege und zwar euro­

raumweit stattgefunden haben. Ein Vergleich mit Ländern außerhalb des Euroraums unterstreicht aber auch, dass diese nicht über das dortige Aus­

maß hinausgehen. Im Gegenteil, ins­

besondere bei den näher betrachteten Dienstleistungen blieb die Dynamik im Euroraum im Vergleich zu den hier dargestellten Ländern außerhalb des Euroraums sogar etwas zurück.

Informiertheit über die tatsächlichen Inflationsdaten und die Inflations­

wahrnehmung korrelieren: Jene, die schlecht informiert sind, nehmen eine höhere Inflation wahr. Überdies nehmen jene eine höhere Inflation wahr, die noch Probleme mit dem Geldwertgefühl haben. Diese Um­

fragedaten zeigen aber auch, dass im Einklang mit dem zunehmend besser werdenden Geldwertgefühl für den Euro, die höhere Preiswahrnehmung im Abklingen ist.

Was kann diesen Trend zukünftig unterstützen? Um das Geldwertge­

fühl weiter zu verbessern, bedarf es eines intensiveren Denkens in Euro­

Preisen – auch bei Großeinkäufen.

Wenig dienlich ist die Referenz auf und das Festkleben an alten Schilling­

Preisen. Ferner sollte ins Bewusstsein dringen: Nicht der Euro, sondern vielmehr das globale wirtschaftliche Umfeld, Veränderungen der Märkte, die Preisgestaltung der Wirtschaft, supranationale und nationale wirt­

schaftspolitische Maßnahmen sowie

institutionelle Änderungen sind die Kräfte hinter der Inflation.

Wesentlich ist daher, den Infor­

mationstand zur Preisentwicklung zu verbessern. Insbesondere zählt dazu eine umfassende Information über die Inflationsentwicklung und ihrer be­

stimmenden Einflussfaktoren sowie über den Unterschied zwischen wahr­

genommener und amtlich gemessener Inflation. Dadurch sollten sich die In­

flationswahrnehmung – nach Über­

windung der aufgehenden Schere im Zuge der Euro­Bargeldeinführung – und die gemessene Inflationsrate wie­

der weitgehend parallel entwickeln.

Die Geldpolitik des Eurosystems, die klar und verlässlich dem vorrangigen Ziel der Preisstabilität verpflichtet ist, hat daran großes Interesse: Es erleichtert ihre Aufgabe, die mittel­

und langfristigen Inflationserwar­

tungen auf einem mit Preisstabilität (Inflationsrate von nahe, aber unter 2 % im Euroraum) vereinbaren Ni­

veau zu verankern.

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1 Einleitung

In den letzten Jahren haben einige Zentralbanken im Euroraum – dar­

unter auch die Oesterreichische Nati­

onalbank (OeNB) – die Preissetzung verstärkt auf der Mikroebene, das heißt mithilfe einer großen Anzahl von Einzelpreisdaten, untersucht. Aus diesen Untersuchungen wurden em­

pirische Erkenntnisse über den Preisanpassungsprozess im Allgemei­

nen und über das Ausmaß sowie die Bestimmungsgründe von Preisrigidi­

täten im Besonderen für die jewei­

ligen Länder gewonnen.1 Diese Er­

kenntnisse sind für Zentralbanken von großer Bedeutung, da das Aus­

maß von Preisrigiditäten unter ande­

rem über die Stärke der Auswir­

kungen der Geldpolitik auf die Real­

wirtschaft entscheidet. Die Euro­

Bargeldumstellung und die Zeit da­

nach standen bei diesen Untersu­

chungen meist aufgrund fehlender Daten nicht im Vordergrund. Die vorliegende Studie beschäftigt sich daher verstärkt mit dieser Periode.

Die Einführung des Euro­Bar­

gelds zu Jahresbeginn 2002 hat für die Unternehmen eine Änderung der Referenzgröße in der Preissetzung mit sich gebracht. Auch aus Sicht der Konsumenten hat sich die Referenz­

größe beim Preisvergleich durch die Bargeldumstellung geändert. Gemäß der ökonomischen Theorie sollte die Änderung der Recheneinheit – nach

einer Übergangsperiode – keine Aus­ Wissenschaftliche Begutachtung:

Patrick Lünnemann, Banque Centrale du Luxembourg.

Wissenschaftliche Begutachtung:

Patrick Lünnemann, Banque Centrale du Luxembourg.

In der vorliegenden Studie wird untersucht, ob sich der Preisanpassungsprozess in Österreich seit der Euro-Bargeldumstellung zu Jahresbeginn 2002 geändert hat. Dazu werden anhand von Mikropreisbeobachtungen Häufigkeit und Ausmaß von Preisanpas-sungen, sektorale und saisonale Unterschiede sowie das Preisgefüge (Stichwort attraktive Preise) analysiert. Für die Analyse wurde ein Datensatz für den Zeitraum 1996 bis Mitte 2006 verwendet. Neben der Bestätigung der aus früheren Untersuchungen bekannten Ergebnisse – Preisanpassungen erfolgen im Durchschnitt etwa einmal pro Jahr, allerdings gibt es starke sektorale Unterschiede – zeigt sich ein auch nach der Bargeldumstellung unverändertes saisonales Muster der Preisanpassungshäufigkeit mit jeweils deutlichen Spitzen im Jänner.

Zum Zeitpunkt der Euro-Bargeldumstellung selbst lassen sich zwar mehr, jedoch geringfügigere Preisänderungen als sonst beobachten. Da sich überdies die Preisanpassungen nach oben und nach unten in etwa die Waage hielten, kann insgesamt – wie bereits in anderen Studien festgehalten – kein signifikanter Inflationseffekt der Euro-Einführung festgestellt werden.

Der Anteil attraktiver Preise (Preise, die auf 9 oder 90 enden, und runde Preise) betrug vor der Bargeldumstellung noch über 60% und brach in den ersten Monaten nach der Umstellung auf etwas mehr als 20% ein. Im Lauf der folgenden drei bis vier Jahre näherte sich der Anteil allerdings wieder dem vor der Bargeldumstellung registrierten Wert. Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass sich die Preissetzungsgewohnheiten und auch das Preisgefüge der österreichischen Verbraucherpreise nach der Bargeld-umstellung nicht wesentlich geändert haben.

Ernst Glatzer, Fabio Rumler Ernst Glatzer, Fabio Rumler

1 Für eine Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Untersuchungen siehe Dhyne et al. (2006).

wirkungen auf die Preisbildung ha­

ben.Laut einer früheren Untersuchung der OeNB zur Preissetzung in Öster­

reich hat die Euro­Bargeldumstellung vorübergehend zu einem Anstieg der Häufigkeit von Preisanpassungen ge­

führt.2 Der für diese Untersuchung zur Verfügung stehende Datensatz mit den Mikropreisen, die dem Ver­

braucherpreisindex (VPI) zugrunde liegen, endete allerdings im Jahr 200. In der vorliegenden Studie wird nun die Preisbildung in Öster­

reich nach der Euro­Bargeldeinfüh­

rung anhand eines bis Mitte des Jah­

res 2006 verlängerten Datensatzes genauer untersucht. Dabei soll der für die Geldpolitik relevanten Frage nachgegangen werden, ob sich Aus­

maß und Bestimmungsfaktoren von Preisrigiditäten nach der Bargeldum­

stellung verändert haben.

Konkret wird in dieser Studie un­

tersucht, ob die aus der früheren Un­

tersuchung abgeleiteten „stilisierten Fakten“ der Preissetzung bei den österreichischen Konsumentenprei­

sen nach wie vor Gültigkeit besitzen oder ob nun neue empirische Regula­

ritäten erkennbar sind. Zu diesem Zweck werden die verschiedenen Größen zur Charakterisierung des Preisanpassungsprozesses (Häufigkeit von Preisänderungen, Preisdauer, durchschnittliches Ausmaß von Preis­

änderungen) im Zeitablauf darge­

stellt.

Die Euro­Bargeldumstellung hatte auch Einfluss auf das Preisgefüge in Österreich. Aus früheren Untersu­

chungen ist bekannt, dass ein hoher Anteil der Preise im österreichischen

Einzelhandel als attraktive Preise (psychologische Preise, Schwellen­

preise, runde Preise) gesetzt wird.

Bei der exakten Umrechnung in Euro geht diese Preisgestaltung allerdings verloren, sodass viele Euro­Preise unmittelbar nach der Bargeldumstel­

lung nicht als attraktive Preise gesetzt waren. Der zweite Teil dieser Ana­

lyse ist der Frage gewidmet, ob sich in den fünf Jahren seit der Bargeldum­

stellung ein ähnliches Preisgefüge wie vor der Bargeldumstellung eingestellt hat, oder ob attraktive Preise in Euro jetzt eine geringere Rolle spielen als früher in Schilling. Diese Frage ist auch aus wirtschaftspolitischer Sicht interessant, da attraktive Preise als ein Grund für Preisrigiditäten ange­

sehen werden4 und daher ein neues Preisgefüge den (geschätzten) Grad an Preisrigidität beeinflussen kann.

Die vorliegende Studie ist wie folgt aufgebaut: Kapitel 2 fasst die wichtigsten Fakten der Preissetzung in Österreich auf der Mikroebene aus einer früheren OeNB­Untersuchung zusammen. In Kapitel wird mithilfe des bis 2006 verlängerten Datensatzes die Preissetzung in Österreich nach der Euro­Bargeldumstellung genauer untersucht und überprüft, ob sich die aus früheren Untersuchungen be­

kannten Regularitäten im Zeitablauf verändert haben. Kapitel 4 bietet eine Analyse des neuen Preisgefüges in Euro und einen Vergleich des Preis­

gefüges vor und nach der Bargeldum­

stellung in Österreich. In Kapitel 5 werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und Schlussfolge­

rungen gezogen.

2 Kwapil und Rumler (2005) sowie Baumgartner et al. (2005).

3 Fluch und Stix (2005).

4 Baumgartner et al. (2005) und Dhyne et al. (2006).

2 Stilisierte Fakten der