2.5 Versicherungs- und Finanzdienstleistungen
Der Anteil der Versicherungs- und Finanzdienstleistungen betrug im Jahr 2012 exportseitig 3,9%, importseitig 3,4%. Die Ausfuhren 2012 stiegen nach den zuletzt zu beobachtenden Rückgängen mit 16,4% wieder kräftig. Die Im-porte stiegen mit 3,9% wie zuletzt eher moderat. Der Saldo lag bei 721 Mio.
Euro, was einer Steigerung von 4,9% entsprach.
Regionale Struktur des Dienstleistungshandels 99
Mit 74,2% ging der größte Anteil der Dienstleistungsexporte 2012 in die Int-ra-EU. Lediglich ein Viertel der Dienstleistungsexporte verließ die EU, wobei innerhalb der EU der Reiseverkehr und die traditionellen Dienstleistungen den Großteil der Exporte ausmachen (Abbildung 20). Bei den Exporten in die Extra-EU nahmen 2012 die traditionellen Dienstleistungen und die Know-ledge Intensive Business Services fast zwei Drittel ein.
Abbildung 19: Gliederung der österreichischen Dienstleistungsexporte Intra-EU und Extra-EU im Jahr 2012
Mit 74,2% ging der größte Anteil der Dienstleistungsexporte 2012 in die Intra-EU. Lediglich ein Viertel der Dienstleistungsexporte verließen die EU, wobei innerhalb der EU der Reiseverkehr und die traditionellen Dienstleistungen den Großteil der Exporte ausmachen (vgl. Abbildung 3). Bei den Exporten in die Extra-EU nahmen 2012 die traditionellen Dienstleistungen und die Knowledge Intensive Business Services fast zwei Drittel ein.
Abbildung 3: Gliederung der österreichischen Dienstleistungsexporte Intra-EU und Extra-EU im Jahr 2012
Die Dienstleistungsexporte außerhalb der EU entwickelten sich im Jahr 2012 deutlich stärker als jene in die EU. Während die österreichischen Dienstleistungsexporte in die Extra-EU um 13,2%
gegenüber dem Vorjahr zulegten, konnte bei den Ausfuhren in die Intra-EU ein Plus von 7,3%
verzeichnet werden. Hauptgrund für diese Entwicklung war die stark divergierende Entwicklung des Reiseverkehrs (vgl. Abbildung 4) in den beiden Exportdestinationen. Außerhalb der EU konnten kräftige Zuwächse (16,3%) erzielt werden, innerhalb der EU wurde das hohe Niveau erneut erreicht.
Demgegenüber stiegen innerhalb der EU die traditionellen Dienstleistungen mit 11,7%
überdurchschnittlich stark. Bei den Knowledge Intensive Business Services und den übrigen Dienstleistungen waren mit 9,1% bzw 9,9% ebenfalls ordentliche Zuwächse in die EU zu verzeichnen.
Bei den Exporten von Versicherungs- und Finanzdienstleistungen waren im Jahr 2012 nach den Rückgängen im Jahr 2011 in beiden Regionen Steigerungen zu verbuchen. Jene in die EU fielen mit 19,0% besonders kräftig aus, außerhalb der EU stiegen diese um 10,5% an. Während sich Zuwächse in die Extra-EU-Region bei den traditionellen Dienstleistungen mit 8,2% und den Übrigen
Dienstleistungen mit 7,5% unterdurchschnittlich ausfielen, konnten die Knowledge Intensive Business Services mit 20,1% noch beachtlichere Zuwächse als im Reiseverkehr verbuchen.
0 5 10 15 20 25 30 35 40
Reiseverkehr Traditionelle Dienstleistungen
Versicherungs- und Finanzdienstleistungen
Knowledge Intensive Business Services
Übrige Dienstleistungen
Anteile in %
Intra-EU Extra-EU
Quelle: OeNB, Statistik Austria. - Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 2
Quelle: OeNB, Statistik Austria. – Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 18.
Die Dienstleistungsexporte außerhalb der EU entwickelten sich im Jahr 2012 deutlich stärker als jene in die EU. Während die österreichischen Dienstleis-tungsexporte in die Extra-EU um 13,2% gegenüber dem Vorjahr zulegten, konnte bei den Ausfuhren in die Intra-EU ein Plus von 7,3% verzeichnet werden. Hauptgrund für diese Entwicklung war die stark divergierende Ent-wicklung des Reiseverkehrs (Abbildung 19) in den beiden Exportdestinatio-nen. Außerhalb der EU konnten kräftige Zuwächse (16,3%) erzielt werden, innerhalb der EU wurde das hohe Niveau erneut erreicht. Demgegenüber stiegen innerhalb der EU die traditionellen Dienstleistungen mit 11,7% über-durchschnittlich stark. Bei den Knowledge Intensive Business Services und den übrigen Dienstleistungen waren mit 9,1% bzw. 9,9% ebenfalls ordentliche Zuwächse in die EU zu verzeichnen. Bei den Exporten von Versicherungs- und Finanzdienstleistungen waren im Jahr 2012 nach den Rückgängen im Jahr 2011 in beiden Regionen Steigerungen zu verbuchen. Jene in die EU fielen mit 19,0% besonders kräftig aus, außerhalb der EU stiegen diese um 10,5%
an. Während Zuwächse in die Extra-EU-Region bei den traditionellen Dienst-leistungen mit 8,2% und den Übrigen DienstDienst-leistungen mit 7,5% unterdurch-schnittlich ausfielen, konnten die Knowledge Intensive Business Services mit 20,1% noch beachtlichere Zuwächse als im Reiseverkehr verbuchen.
Abbildung 20: Entwicklung der Dienstleistungsexporte Intra-EU und Extra-EU nach Kategorien 2012Abbildung 4: Entwicklung der Dienstleistungsexporte Intra-EU und Extra-EU nach Kategorien 2012
Abbildung 5: Saldo des österreichischen Dienstleistungshandels Intra-EU und Extra-EU nach Kategorien 2012
Die Bilanz des österreichischen Dienstleistungshandels ergibt ein klares Bild (vgl. Abbildung 5). Das große Aktivum 2012 von 14,7 Mrd. Euro wird zum allergrößten Teil durch den Überschuss von 6,6 Mrd. Euro in der Reiseverkehrsbilanz mit der EU erwirtschaftet. Die Reiseverkehrsbilanz mit Drittländern kann hingegen mit 0,2 Mrd. Euro als ausgeglichen bezeichnet werden. Im Handel mit der EU liefern die traditionellen Dienstleistungen mit 3,5 Mrd. Euro ebenso einen bedeutenden
0 5 10 15 20 25
Reiseverkehr Traditionelle
Dienstleistungen Versicherungs- und
Finanzdienstleistungen Knowledge Intensive
Business Services Übrige Dienstleistungen
Veränderung gegen das Vorjahr in %
Intra-EU Extra-EU
Quelle: OeNB, Statistik Austria. - Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 2
-1 0 1 2 3 4 5 6 7
Reiseverkehr Traditionelle
Dienstleistungen Versicherungs- und
Finanzdienstleistungen Knowledge Intensive
Business Services Übrige Dienstleistungen
Mrd. Euro
Intra-EU Extra-EU
Quelle: OeNB, Statistik Austria. - Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 2
Quelle: OeNB, Statistik Austria. – Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 18.
Abbildung 21: Saldo des österreichischen Dienstleistungshandels Intra-EU und Extra-EU nach Kategorien 2012
Abbildung 4: Entwicklung der Dienstleistungsexporte Intra-EU und Extra-EU nach Kategorien 2012
Abbildung 5: Saldo des österreichischen Dienstleistungshandels Intra-EU und Extra-EU nach Kategorien 2012
Die Bilanz des österreichischen Dienstleistungshandels ergibt ein klares Bild (vgl. Abbildung 5). Das große Aktivum 2012 von 14,7 Mrd. Euro wird zum allergrößten Teil durch den Überschuss von 6,6 Mrd. Euro in der Reiseverkehrsbilanz mit der EU erwirtschaftet. Die Reiseverkehrsbilanz mit Drittländern kann hingegen mit 0,2 Mrd. Euro als ausgeglichen bezeichnet werden. Im Handel mit der EU liefern die traditionellen Dienstleistungen mit 3,5 Mrd. Euro ebenso einen bedeutenden
0 5 10 15 20 25
Reiseverkehr Traditionelle
Dienstleistungen Versicherungs- und
Finanzdienstleistungen Knowledge Intensive
Business Services Übrige Dienstleistungen
Veränderung gegen das Vorjahr in %
Intra-EU Extra-EU
Quelle: OeNB, Statistik Austria. - Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 2
-1 0 1 2 3 4 5 6 7
Reiseverkehr Traditionelle
Dienstleistungen Versicherungs- und
Finanzdienstleistungen Knowledge Intensive
Business Services Übrige Dienstleistungen
Mrd. Euro
Intra-EU Extra-EU
Quelle: OeNB, Statistik Austria. - Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 2
Quelle: OeNB, Statistik Austria. – Einteilung der Kategorien siehe Abbildung 18.
Die Bilanz des österreichischen Dienstleistungshandels ergibt ein klares Bild (Abbildung 21). Das große Aktivum 2012 von 14,7 Mrd. Euro wird zum aller-größten Teil durch den Überschuss von 6,6 Mrd. Euro in der Reiseverkehrsbi-lanz mit der EU erwirtschaftet. Die ReiseverkehrsbiReiseverkehrsbi-lanz mit Drittländern kann hingegen mit 0,2 Mrd. Euro als ausgeglichen bezeichnet werden. Im
Han-Literatur 101
del mit der EU liefern die traditionellen Dienstleistungen mit 3,5 Mrd. Euro ebenso einen bedeutenden Beitrag zum Dienstleistungsbilanzüberschuss. Den höchsten Überschuss im Handel mit der Extra-EU-Region verzeichnete mit 1,7 Mrd. Euro die Gruppe der Knowledge Intensive Business Services. Diese Gruppe erwirtschaftete mit 0,6 Mrd. Euro auch mit der EU einen ansehnli-chen Beitrag zur positiven Bilanz im Dienstleistungshandel.
4 Literatur
OeNB (Mai 2011), Dienstleistungshandel Österreichs 1995-2010 Masterplan:
Export wissensintensiver Dienstleistungen, Wien.
Walter, P., (28. Juli 2011), OeNB – Dienstleistungshandel Österreichs 1995 bis 2010. Abgerufen am 1. März 2012 von http://www.oenb.at/de/img/
stat_2011_q3_kurzbericht_walter_tcm14-236206.pdf.
Walter, P., (9. Jänner 2012), OeNB – Deutliches Leistungsbilanzplus dank Reiseverkehr und technischer Dienstleistungen. Abgerufen am 1. März 2012 von http://www.oenb.at/de/stat_melders/presse/Aussenwirtschaft/
Zahlungsbilanz/2012/pa_zabil_20120109_zahlungsbilanz_1_bis_3_quar-tal_2011.jsp#tcm:14-242481.
Austrian external trade in services
Austria is no longer just a classical travel destination. In the past few years other successful branches like architects and other technical services became an impor-tant additional source of income in the international trade in services. In 2012 exports of traditional services like transportation or construction amounted to 16.8 billion euros surpassing the 14.7 billion euros spent by foreign tourists in Aust-ria. After the slump in 2009 Austria’s international trade in services recovered in 2010. In 2011 imports and exports exceeded the pre-crisis levels for the first time.
In 2012 exports (8.7%) and imports (9.3%) continued their strong growth. The European Union remains the most important trade region for Austrian services.
Germany is by far the most important trading partner. The Austrian trade balance in different service categories differs significantly between inside and outside the European Union. For example Austrian tourism services generate a high trade surplus with the EU in contrast to a moderate surplus outside the EU.
Aktuelle Entwicklungen bei Österreichs Direktinvestitionen
René Dell’mour
Mit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise ist im Jahr 2008 eine außer-ordentliche Wachstumsphase bei den Direktinvestitionen aus und nach Österreich zu Ende gegangen. Nach einer kurzen Erholungsphase 2010 und 2011 lässt das Direktinvestitionsgeschehen Österreichs – im Einklang mit der weltweiten Ent-wicklung – im Jahr 2012 wieder merklich nach. Der Großteil der Investoren steht aber nach wie vor zu den seinerzeit getroffenen Investitionsentscheidungen und beabsichtigt nicht, sich von den Beteiligungen wieder zu trennen. Angesichts der wirtschaftlich instabilen Situation in der wichtigsten Zielregion österreichischer Direktinvestitionen, in Zentral-, Ost- und Südosteuropa, und dem Abschluss der EU-Erweiterung ist auch mittelfristig nicht mit einer neuen Investitionswelle zu rechnen. In jüngster Vergangenheit investieren die heimischen Investoren auch verstärkt in der Türkei und außerhalb Europas.
1 Weltweite Rahmenbedingungen 2012
Die im Jahr 2007 ausgelöste Weltwirtschaftskrise dämpft nach wie vor die Neigung strategischer Investoren, neue grenzüberschreitende Unternehmens-beteiligungen einzugehen, Neugründungen vorzunehmen oder bestehende Beteiligungen auszubauen. Mit mehr als 2 Billionen USD (2.000 Mrd. USD) hatten die weltweiten Direktinvestitionsströme im Jahr 2007 einen histo-rischen Höchstwert erreicht (Abbildung 22)1. In den beiden darauffolgen-den Jahren waren sie dann um insgesamt 43% auf 1,2 Billionen USD ge-schrumpft. Seither verzeichnet die UNCTAD den Beginn einer Erholungs-phase mit jährlichen Wachstumsraten um 15%. In ihrem World Investment Report (UNCTAD 2012a) nennt sie gestiegene Erträge der multinationalen Konzerne und das robuste Wachstum in einer Reihe von Schwellenländern als positive Faktoren, denen auf der anderen Seite die Staatsschuldenkrise und das dadurch ausgelöste geringe Wirtschaftswachstum bremsend entgegenste-hen. 2011 betrugen die weltweiten Direktinvestitionsströme bereits wieder 1,6 Billionen Dollar, das waren drei Viertel des historischen Maximums. Im
1 Die Tatsache, dass aktive und passive Direktinvestitionsflüsse und -bestände nicht de-ckungsgleich sind, verweist auf die nicht unerheblichen Probleme, die es bei der Definiti-on, der Erfassung und der Bewertung von Direktinvestitionen gibt. Die Abweichungen bei den Flüssen können bis zu 20% (vereinzelt auch mehr) betragen; bei den Beständen sind die Abweichungen seit mehr als 20 Jahren geringer als 10%. In der jüngeren Vergangen-heit überwiegen die aktiven Ströme und Bestände die passiven.
jüngsten Investment Monitor (UNCTAD 2013) revidierte die UNCTAD ihre ursprüngliche Jahresprognose für 2012 deutlich nach unten und erwartet in ihrem „Nowcast“2 einen Rückgang der Direktinvestitionsströme um 18% auf 1,3 Billionen USD. Nicht zuletzt gestützt auf eine Befragung wichtiger Ent-scheidungsträger in multinationalen Unternehmen geht sie nun davon aus, dass es vermutlich bis nach 2014 dauern wird, ehe die Direktinvestitionen das Volumen des Jahres 2007 wieder erreichen werden. Damit wäre der aktuel-le Einbruch bei den Direktinvestitionen zwar weniger tief, dafür aber länger anhaltend als die vorangegangene Krise infolge des Platzens der sogenannten
„Dotcom“-Blase im Jahr 2000 – damals hatte sich der Einbruch auf über 50%
belaufen, der Einbruch war aber bereits nach sechs Jahren wieder überwun-den.
Im Zuge der Krise schwankt jedoch nicht nur das Volumen der Kapitalströ-me, es verschieben sich auch die Strukturen, wovon die hochentwickelten Industriestaaten zweifach in negativer Weise betroffen sind: Auf die Entwick-lungsländer und die Transformationsökonomien entfallen seit 2010 regelmäßig mehr als 50% der investierten Mittel – in den 15 Jahren vor der Krise waren es im Durchschnitt nur 30% gewesen. Genau genommen sind es vor allem die viel zitierten BRIC-Staaten, die ihren Anteil von 4% im Jahr 1990 auf 23% im Jahr 2011 steigern konnten. Die am wenigsten entwickelten Länder der Welt konnten dagegen von der Verschiebung meist nicht profitieren. Trotz stagnie-render Zuflüsse war China (einschließlich Hongkong) im Jahr 2012 wie schon 2003 und 2009 weltweit das wichtigste Zielland von Direktinvestitionen; die USA verloren ihren üblichen Spitzenplatz, weil der Rückgang 2012 mit –35%
in den USA besonders ausgeprägt war. Genauso stark eingebrochen sind auch die Direktinvestitionen in die EU-27, wobei jedoch die Ergebnisse der einzel-nen Mitgliedsstaaten extrem divergieren – von einer Verdreifachung bis zum völligen Ausfall.
2012 haben die Entwicklungsländer alleine (also ohne Transformationsöko-nomien) mehr als die Hälfte des Direktinvestitionskapitals absorbiert. Dabei verlor Asien leicht, während Lateinamerika (einschließlich der Karibik) und Afrika (ausgehend von einem tiefen Niveau) mehr Direktinvestitionen regist-rierten als im Jahr zuvor. Unter den Transformationsländern hat vor allem das für Österreich wichtige Südosteuropa (51%) stark verloren, während Kasachs-tan und die Ukraine zu den Gewinnern zählten.
2 „Prognose“ für einen bereits zurückliegenden Zeitraum oder Zeitpunkt, für den bisher jedoch nur Teilergebnisse vorliegen.
Weltweite Rahmenbedingungen 2012 105 Abbildung 22: Weltweite Direktinvestitionsflüsse und -bestände
0 5000 10000 15000 20000 25000
0 1000 2000 3000 4000 5000
1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
Gemessene Zuflüsse (li) Gemessene Abflüsse (li) Bestand passiver DI (re) Bestand aktiver DI (re) Weltweite Direktinvestitionsflüsse und -bestände
in Mrd USD
Grafik 1
Quelle: UNCTAD.
Quelle: UNCTAD.
Auch als Investoren verlieren die Industriestaaten – freilich in geringerem Maße – an Gewicht: Zwar waren sie 2011 nach wie vor Ursprung von 73% al-ler Direktinvestitionen, vor der Krise galt dies für mehr als 85 bis 95%. China (11%) und Russland (4%), aber auch einzelne, oft staatsnahe, multinationale Konzerne aus Entwicklungsländern sind mittlerweile zu wichtigen Akteuren im Geschäft der Firmenübernahmen geworden. Diese neuen Investoren haben ihre Interessen sowohl in Entwicklungsländern (z.B.: chinesische Landkäufe in Afrika; UNCTAD 2009) als auch in Industrieländern, wo die Erschließung von Absatzmärkten und der Zugang zu technischem und organisatorischem Know-how im Vordergrund steht.
Bemerkenswert erscheint auch die Tatsache, dass sowohl Greenfield-Invest-ments, als auch Mergers und Acquisitions3 deutlich zurückgehen, während vor allem die reinvestierten Gewinne – neben der Gewährung konzerninterner Kredite – zur Stabilisierung der Direktinvestitionsströme beitragen.
Ähnlich wie die UNCTAD registrierte auch die OECD einen deutlichen Ein-bruch der Direktinvestitionen aus den bzw. in die OECD-Mitgliedsländer im Laufe des Jahres 2012. Vor allem die grenzüberschreitenden „Mergers and Acquisitions“ dürften im ersten Halbjahr 2012 um ein Drittel zurückgegangen sein. Unter Berücksichtigung der zahlreicher werdenden Desinvestitionen sind die M&A auf das Niveau von 2004 zurückgefallen. Es verlieren alle Zielregionen mit Ausnahme von Afrika und dem Nahen Osten, besonders stark sind Asien und Nordamerika betroffen. Als Quellregion fällt vor allem Europa (–48%) aus, ausgebaut haben ihre M&A nur Konzerne aus Lateinamerika und der Karibik.
3 Diese sind eine wichtige Teilmenge der Direktinvestitionen. Sie enthalten aber weder Unternehmensgründungen im Ausland (Greenfield-investments) noch allfällige Erweite-rungsinvestitionen in bestehenden Beteiligungen und vor allem auch keine reinvestierten Gewinne.
Die OECD betont die wachsende Rolle von staatseigenen Unternehmen als in-ternationale Investoren, wobei China unangefochten die Spitzenposition ein-nimmt. Als wesentliche Ursachen für den erneuten Einbruch nennt die OECD die anhaltende Unsicherheit über die Entwicklung der Staatsfinanzen in den USA und in Europa, die dadurch ausgelöste Wachstumsschwäche sowie einen wachsenden Protektionismus.
Trotz aller krisenhaften Entwicklungen waren die Direktinvestitionsströme jedoch stets positiv, was die Bestände der Direktinvestitionen stetig wachsen ließ. Innerhalb der letzten beiden Dekaden haben sich die weltweiten Direkt-investitionsbestände von 2 auf 20 Billionen USD verzehnfacht, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von mehr als 11% entspricht.
Setzt man die Bestandszahlen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, so wuchs der Bestand an Direktinvestitionen von weniger als 10% des BIP im Jahr 1990 auf knapp 30% im Jahr 2011. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Direktinvestitionsbestände in den beiden erwähnten Krisenjahren 2001 und 2008 stagnierten bzw. deutlich zurückgingen. Darin manifestiert sich die Rol-le von Bewertungsänderungen: 2001 wurden die gesamten Neuinvestitionen in Höhe von einer Dreiviertel Billion USD durch den Verfall der Börsenkurse wettgemacht. Noch extremer war der Bewertungsverlust im Zuge der jüngsten Finanzkrise: Trotz Direktinvestitionsströmen in Höhe von 1,5 bis 1,9 Billionen USD im Jahr 2008 sank der Wert der Bestände zwischen Jahresende 2007 und Jahresende 2008 um 2,5 bis 3,0 Billionen USD. Das bedeutet, dass die Wertver-nichtung (oder vielleicht auch die „Wertkorrektur“) des Jahres 2008 4.000 bis 5.000 Mrd. USD, das sind immerhin 20 bis 25% des Gesamtwertes, betragen hat. Ein erheblicher Teil der Verluste konnte allerdings in den beiden Folge-jahren wieder gutgemacht werden. Langfristig spielen Bewertungsänderungen aber eine untergeordnete Rolle: Seit 1990 sind die Direktinvestitionsbestände wie erwähnt um 18,5 Billionen USD gestiegen, was in hohem Maß mit der Summe der Direktinvestitionsflüsse im entsprechenden Zeitraum (18,7 Billio-nen USD) übereinstimmt.