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Die Perspektive der Studierenden – eine strukturierte Zusammenfassung erster Erfahrungsberichte

Im Dokument Zum Stellenwert von Musik in der Schule (Seite 100-104)

Mu-sikschul- oder Elementarmusik-Lehrperson gearbeitet hat, kann (musik)pädagogisches Profil zeigen und z.B. innovative Projekte aus der eigenen Unterrichtspraxis präsentieren.

Des Weiteren erfolgt auf Basis der Ergebnisse des Zulassungsver-fahrens eine individualisierte Zuteilung von Lehrveranstaltungen für jede/n einzelne/n Studierende/n in einem eigens dafür konzi-pierten Modul „Fach“. Denn Studierende, die im Vorstudium bei-spielsweise als Pianist_innen ausgebildet wurden, haben vermutlich kaum Bedarf an Lehrinhalten im Bereich Klavier, dafür aber mög-licherweise Defizite im Umgang mit der Stimme und dementspre-chenden Bedarf an Input in diesem Bereich. Ausgebildete klassische Sänger_innen wiederum benötigen wohl kaum Stimmschulung, ha-ben dafür aber vielleicht Nachholbedarf, was das schulpraktische Begleiten mit Gitarre bzw. Klavier oder den Umgang mit dem Stil-bereich der Popularmusik betrifft. Mit einer solchen, konzeptionell verankerten Teilindividualisierung, die noch durch die Möglichkeit von Dispensprüfungen sowie von Anerkennung zusätzlicher Studi-enleistungen ergänzt wird, soll innerhalb der curricularen Rahmen-struktur eine gewisse Flexibilisierung und Individualisierung für die Studierenden erreicht werden.

Die Perspektive der Studierenden – eine strukturierte

im Regelschulwesen.8 Die QUER-Studierenden zeichnen sich durch ein hohes Maß an Selbstreflexion und Zielstrebigkeit aus, so viel lässt sich jetzt schon sagen. Die von ihnen gewählten Gesprächsthe-men lassen sich vier großen TheGesprächsthe-menbereichen zuordnen, die jeweils wiederum eine Reihe von Einzelaspekten aufweisen.

Was im Studium verlangt und vermittelt wird

Die Zulassungsprüfung zum QUER-Studium wurde als sehr an-spruchsvoll und fordernd erlebt. Hier wurde von den Studierenden viel Vorbereitungszeit investiert, in Klavierüben, in Stimmbildung, auch in die künstlerische/pädagogische Präsentation, die sehr posi-tiv gesehen wird. Die geforderten Qualifikationen im Klavierspiel werden als wahrscheinlich größte Hürde für potentielle Bewerber_

innen gesehen, ihre zentrale Bedeutung wird jedoch nicht in Frage gestellt – eine Einschätzung, die auch im Online-Fragebogen deut-lich wird.

Gleichsam als Gegenleistung für den großen Einsatz, der hier von den Studierenden gefordert ist, legt man nun großen Wert auf höchste Qualität der Lehre. „Für mich ist ganz, ganz wichtig, dass die Lehrpersonen wirklich dem [geforderten Niveau] entsprechen, ich will einfach einen guten Unterricht haben. Dann macht mir der zeitliche Aufwand überhaupt nichts aus. Das schaffe ich alles, wenn ich das Gefühl habe: ‚Wow!‘“ (F2N3). In beiden Gruppengesprächen wurden einzelne Lehrangebote, die diesen Ansprüchen nicht genü-gen, deutlich kritisiert. Zudem wünscht man sich im Curriculum eine stärkere Berücksichtigung von Qualifikationen, die Studieren-de aufgrund ihrer Berufspraxis mitbringen.

Was zum Studium motiviert und was davor abschreckt

Die Erfahrung, nun wieder künstlerischen Unterricht auf höchstem Niveau zu erhalten, wurde als sehr positiv geschildert. Das noch-malige Studieren im fortgeschrittenen Alter wird als Luxus erlebt, vor allem in dem sehr bereichernden Setting einer überschaubaren Gruppe von Gleichgesinnten mit Erfahrungen in verschiedenen

8 Für den Gesamtevaluationsprozess des QUER-Studiums sind in jeder Stu-dienkohorte jeweils drei derartige, zeitlich über den Studienverlauf ver-teilte Fokusgruppeninterviews geplant.

Arbeitsfeldern. Die Studierenden sehen sich als kompetent im Ver-mitteln musikalischer Inhalte. Was ihnen noch fehle und was das QUER-Studium leisten solle, seien vor allem theoretische Hinter-gründe, musikalisches Wissen. Auch die in Zukunft erwarteten Be-rufsperspektiven motivieren zum Studium, wiewohl diese oft durch beträchtlichen zeitlichen Stress und/oder finanzielle Einbußen in näherer Zukunft erkauft werden müssen. „[Der zu leistende zeitliche Aufwand für das Studium] bedeutet für mich auch Einkommens-verlust, denn eine Stunde nicht gehalten bedeutet weniger Geld.

Aber das muss ich jetzt zwei Jahre lang akzeptieren, weil ich ge-winne ja etwas dadurch. Ich gege-winne ein weiteres Zertifikat und ei-nen sicheren Job, eine sichere Jobaussicht. Aber es ist momentan manchmal ein bisschen brenzlig, was das anbelangt“ (F2B4). Zum Zeitpunkt der Gespräche gab es bereits zwei „Drop-Outs“, als Grund dafür wird der hohe zeitliche Aufwand des QUER-Studiums gese-hen, der so nicht erwartet worden ist.

Wie die Kooperation erlebt wird

Die Mobilitätsanforderung an die Studierenden, zwischen verschie-denen Standorten (mdw und PHen) zu pendeln, empfinden die Stu-dierenden als „vom Konzept her eine Katastrophe, […] nicht richtig, […] ein Politikum“ (F1L1). Das künstlerische Studienangebot der mdw wird als wesentlich höherwertig eingeschätzt als jenes der PHs.

Auch hinsichtlich des wissenschaftlichen Studienangebots werden Bedenken zum Angebot der PHen formuliert, da man dort nicht auf die Ausbildung für die Sekundarstufe II vorbereitet ist. Als ideale Form eines QUER-Studiums sieht man den goldenen Mittelweg zwischen der starken Praxisorientierung der klassischen PH-Stu-dien und dem hohen künstlerischen und wissenschaftlichen Niveau im ME-Studium der mdw.

Freud und Leid des QUER-Studiums

Da das QUER-Studium berufsbegleitend betrieben wird, zeigen sich im Alltag der Studierenden sehr rasch Anwendungsmöglichkeiten und Rückwirkungen der neu gewonnenen Erkenntnisse. Reaktio-nen und Verhaltensweisen der Schüler_inReaktio-nen werden nun aus neuen Perspektiven betrachtet und wirken wiederum auf die Studiener-fahrung zurück. Auch für die künstlerische Tätigkeit wirkt das

Stu-dium wie ein Energieschub, alleine durch die Notwendigkeit, sich auf die Zulassungsprüfung vorzubereiten.

Die mit Abstand größte Herausforderung liegt für die meisten Studierenden in der zeitlichen Belastung, die das Studium in der derzeitigen Form mit sich bringt. Erwartet worden war eine berufs-begleitende Zusatzqualifizierung, bei der man sich für den Ab-schluss sehr viel anrechnen lassen kann. Empfunden wird es nun als überfrachtet und durch „unnötige“ Anwesenheitspflichten er-schwert, vor allem im bildungswissenschaftlichen Bereich. Wer sich zu einem QUER-Studium entschließt, plant es sehr bewusst und kritisch, um es mit den zeitlichen Ressourcen in Übereinstimmung zu bringen. Generell zeigen die Studierenden eine hohe Bereitschaft, Freizeit für das Studium zu „opfern“. Da der nötige zeitliche und energetische Einsatz besonders hoch ist, wird großer Wert auf effizi-ente Wissens- und Kompetenzvermittlung im Studium gelegt. Die Organisation über Block-Lehrveranstaltungen an Wochenenden kommt dem sehr entgegen, während Angebote an Wochentagen oft in Konflikt mit anderen (beruflichen) Verpflichtungen stehen. In teilweise dramatischen Erzählungen wird von zu wenig Zeit für Eh-renämter, Familie, Partnerschaft berichtet.

Das Studium erscheint mit dem derzeitigen Pflichtpensum offen-bar für die meisten in den geplanten vier Semestern nicht zu bewälti-gen. Als reizvolle Variante wurde in den Gruppen diskutiert, das erste Jahr sehr intensiv zu gestalten und dafür Bildungskarenz in Anspruch nehmen, und dann den Rest tatsächlich berufsbegleitend zu organi-sieren. Allerdings müsste dafür die Anmeldefrist so geplant werden, dass das fristgerechte Beantragen der Bildungskarenz möglich ist.

Was die Studierenden in diesem Zusammenhang auch rückmel-den, ist die Klage darüber, dass das Ausmaß des nötigen Zeitauf-wandes zur Bewältigung des QUER-Studium nicht gut kommuni-ziert wurde und dass bis dato ungeklärt ist, welche dienst- und be-soldungsrechtlichen Möglichkeiten sich aus dem Studium ergeben.

Derzeit überwiegt die Unsicherheit, ob sich hier tatsächlich Berufs-perspektiven ergeben, die diesen Aufwand rechtfertigen.

Spannungsfelder und Erkenntnisse aus dem Blickwinkel der

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