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Die Most-Jungs von der GeSOKS im Gespräch

Im Dokument Eine Reise um die Werte (Seite 34-38)

GeSOKS steht fü r G esellschaft fü r S treu o b stku ltu ren und Supplem entäres.

Was ste ck t d ah in ter und w ie kam t Ihr au f diesen Namen?

Reinhold: W ir haben im Freundeskreis M ostverkostungen v e ra n s ta lte t, aus Jux und Tollerei. Die sind sehr g u t angekom m en, so dass w ir schließ lich GeSOKS als g e m e in ­ nützigen Verein g e g rü n d e t haben. Ein V erein b ra u c h t n a tü rlich einen Namen, da sind w ir au f G ese llsch aft fü r S tre u o b s t­

kultu ren gekom m en. A b e r fü r die A bkürzung GeSOKS fe h lt noch ein bisschen etwas.

Was passt da? Das S u p plem en täre, das kann alles m ite in b e z ie h e n , das g ib t eine n großen S pielraum . W ir denken da be i natürlich auch an den P oststrukturalism us, h ie r ist das sogenannte „s u p p le m e n t" ein te rm in u s te ch n icu s. S up plem en täres jedenfalls ist irrsinnig pra ktisch, man kann d a ru n te r so viel subsum ieren.

Markus: „S u p p le m e n tä re s " schließ t auch den G edanken an K o o p e ra tio n e n ein. Most s te h t n ic h t alleine, w ir haben im m e r etwas S up plem en täres o d e r Ergänzendes.

W o habt Ih r die ersten M o stveranstaltun ­ gen gemacht?

Markus: Am Anfang ha tte n w ir noch keinen fe ste n O rt, w ir sind als V erein z ie m lich viel he rum g espru ng en .

Reinhold: Von A te lie rs ü b e r O ff-S pa ces bis hin zu e in e r privaten F ahrra dw erkstatt.

Für m ich ein H ighlight war, zw ischen H o c h ­ räd ern und F a h rra d te ile n M ost zu v e rk o s ­ ten . Um n ic h t nur re tro s p e k tiv zu spre che n,

sondern auch p ro sp e ktiv: Das nächste S u p p le m e n t w ird Soja sein. Am 19. Juni ist das S o ja ^ M o s t-F e s t h ie r im Haus.

W ie seid Ihr auf den Most gekommen?

Markus: W ir sind be id e aus O b e rö s te r­

re ic h , eine ty p is c h e M ostgegend. Da gibt es Bauern, die im m e r schon M ost und Saft g e m a c h t haben. Eigentlich w a r d e r Most im m e r da, oh ne dass w ir ihn jem als in irg e n d e in e r W eise g e w ü rd ig t h ä tte n . Als w ir be gonnen haben, A lkohol zu trin k e n , war das n ic h t M ost, jedenfalls n ic h t bewusst.

Aus Q ua litätsgrü nd en.

Denn Most hat keinen sonderlich guten Ruf, oder?

Reinhold: G enau, was w ir als Jug en dliche kosten d u rfte n , das hat w irklich g e re ic h t.

No go.

Markus: W ir ha tte n dann be id e unabhängig vo n e in a n d e r noch einm al M ost gekostet.

W ir haben uns g e tro ffe n und uns gegen­

seitig e rz ä h lt, dass w ir ein M osterlebnis h a tte n - ein gutes. Das w a r ein richtiges E rw eckungserlebnis, eine Entdeckung. W ir haben angefangen, einen w irklich guten M ost zu suchen. irgendw ann haben w ir einen M o s t-S o m m e lie r-L e h rg a n g gem acht.

Der w ird vom LFi an g e b o te n . W ir sind fle iß ig in die S te ie rm a rk gefahren und haben d o r t einen Einblick be ko m m e n , von d e r M o s t­

p ro d u k tio n bis zur M ostverm a rktu ng . Es ist ta ts ä c h lic h sehr schw ierig, guten M ost zu erzeugen. M ost is t sehr anfällig fü r Fehler.

Und das ist na tü rlich auch d e r G rund, w arum w ir da vor so s c h le c h te M o s te rfa h ­ rungen h a tte n . G le ic h z e itig is t es das, was uns in te re s s ie rt: Diese ganzen Techniken, die S tre u o b s tk u ltu re n . im 19. J a h rh u n d e rt gab es sehr viel W issen, es ist viel Most p ro d u z ie rt und auch e x p o r tie r t w o rd e n . Es gab einen hohen S tandard an Wissen

R e in h o ld S c h a c h n e r u n d M arkus N e u b a u e r von GeSOKS, W ie n s e rs te m u n d e in z ig e n M o s tv e re in

© V o lk s k u n d e m u s e u m W ien

ü b e r M osterzeugung, S tre u o b sta n b a u e tc.

Dieses W issen ist dann ve rlo re n gegangen.

Komm en w ir zu r M o sto thek im Volks­

kundem useum , die zugleich die einzige M o sto th e k in W ien ist. W ie kam es dazu?

Markus: Ich kenne H e rb e rt Ju s tn ik vom S tudium . Ich habe ihn dann irgendw ann m it m e in e r M o s te u p h o rie b e ka n n t gem acht.

Er fand das eine spannende G esch ichte und w ir haben a u s p ro b ie rt, ab und zu bei Vernissagen o d e r a n de ren V e ra n s ta ltu n ­ gen M ost auszuschenken. W ir haben zum Beispiel im Frühling 2015 ein Event im V olkskundem useum ge m a ch t, bei dem es

M ost zusam m en m it c h in e s is c h e r S tra ­ ß enküche gab. M it d e r Z e it hat sich de r M ost im Museum v e rb re ite t, so gab es zum Beispiel M ost a u f d e r K arte d e r knedenz, dem dam aligen Cafe. Die knedenz hat dann je d o c h n ic h t fu n k tio n ie rt, und das dfuem fm museum hat das Cafe üb e rn o m m e n .

W ir haben M atthias B eitl g e fra gt, was er von d e r Idee hält, dass w ir den e rste n Raum in d e r ehem aligen H a usm e isterw o hn ung , d e r sogenannten K a rp f-W oh nu ng , sanieren und in d e r Folge im m e r w ie d e r den Hof ö ffn e n . M atthias fand es spannend und so haben w ir die M o s to th e k e rö ffn e t.

Es hat d o r t arg ausgeschaut, also ärger als je tz t. Den Boden h a t man hinausschau­

feln können, es w ar fe u c h t und insgesam t w aren die Räume in einem schlech te n Zustand. R einhold hat a b e r gleich erkannt, dass das ein su p e r O rt ist und dass w ir d o r t ein z ie h e n und den H o f be spielen sollten.

J e tz t seid ih r Teil des Museums. Was passiert dienstags ab 17.00 U hr beim Seiteneingang des Museums?

Reinhold: W ir bie te n die M öglichkeit, Most zu e n td e cke n . O de r w ie d e rz u e n td e c k e n , fü r Leute, die den Most schon kennengelernt haben. W enn sie in den Bundesländern

unterw egs w aren, ab er in W ien keine G ele­

g e n h e it haben, Most zu kosten, zu trin k e n , zu kaufen. Die M öglichkeiten sind in W ien nach wie vo r sehr be schrä nkt. W ir sind ein g e m e in n ü tzig e r Verein, w ir haben keine G ew inn absichten . W ir m ö c h te n n ie d e r­

schw ellig a n b ie te n , Most kennen zu lernen.

Markus: Es g ib t sehr viele Leute, die sc h le c h te E rfahrungen m it M ost ge m ach t haben. Für die bie te n w ir eine A rt

„M o s t-P s y c h o th e ra p ie " an, m it m eh rere n Sitzungen. Im m er w ie d e r kom m en auch M enschen, die sich fü r die G e sch ich te des Mosts in te re s s ie re n . Insgesam t stoßen w ir a u f großes Interesse. O bw o hl man dazu sagen muss, dass M ost o f t m it d e r ersten Pressung von T raub en w ein v e rw e c h s e lt w ird. W ir beginnen n ic h t selten m it de r Begriffsklärung.

Reinhold: So, und dann k o m m t das S up ple­

m en tä re hinzu, von fe m in is tis c h e r P e rfo r­

m a n ce -K u n st ü b e r p ro jiz ie rte Frösche aus Surinam o d e r e in e r m usikalischen Lesung bis zum S oja-Fest. Denn w ir verste h e n uns auch als K ultu rvere in, w ir m ö c h te n n ich t bloß G e trän kevere in sein, sondern das Kul­

tu re lle m it a n b ie te n . O hne Kulturelles w ü rde es zu ne rdig w e rd e n . Ein bisschen w ie bei W hiske y-K reise n, w o stundenlang d isku ­ t ie r t w ird, w ie au sge präg t die A ro m a n o te n xy sind. Für so etwas g ib t es bei uns auch Raum, a b e r eb en n ic h t nur. Das w äre sonst zu langweilig.

Markus: Mich fre u t, dass w ir als die GeSOKS auch K ontakte zur W issen scha ft und einige K o o p e ra tio n e n haben.

Die M o sto thek b efin d et sich im M useum ­ sinnenhof. Was ist dieser O rt fü r Euch?

Reinhold: Der H of hat eine sehr ange­

nehm e A tm osp häre . Es ist so ein schö ne r Hof, in e in e r Toplage im A c h te n Bezirk.

W ir b ie te n die M ög lich keit, dass M enschen

u n k o m p liz ie rt kom m en und diesen Hof genießen. Der H of ist derm aß en u n b e ­ kannt, das om inöse Tor zur Laudongasse w ar im m e r verschlossen. J e tz t g ib t es die M ög lich keit, dieses Tor regelm äßig zu ö ffn e n und die Leute hineinzulassen - ohne, dass je m an d d ire k t am Eingang sitz t und einen E in tritt v e rla n g t o d e r dass ein K onsum ationszw ang b e s te h t. Bei uns sind die G etränke te ilw e ise sogar günstiger als in den eigenen M ostheurigen d e r E rzeu­

ger. Das ist uns w ic h tig , denn es soll n ic h t e litä r w e rd e n . Ich will n ic h t sagen, dass W ein e litä r ist. A b e r bei W e in v e rk o s tu n ­ gen sind schnell mal 20 Euro zu bezahlen und bei S pirituo sen is t es noch m ehr. Das m ö c h te n w ir n ich t. Bei uns k o m m t man rein und w enn man kein G eld hat, k rie g t man tro tz d e m einen Most. Es ist sehr w ichtig, dass w ir diesen w u n d e rs c h ö n e n H o f ohne kom m e rzielle H intergedanken nutzen k ö n ­ nen. Diesen id ee len Zugang dem M arktam t zu v e rm itte ln , w ar ein bisschen schw ierig, und im M o m e n t te le fo n ie re ich regelm äßig m it dem Finanzam t.

Markus: W enn es das W e tte r e rla u b t, sind w ir na tü rlich drauß en. Es kom m en dann Passanten hine in, schauen sich um und setzen sich o f t her. Das is t w irklich eine sehr schö ne Sache, w eil es zwanglos und nied e rsch w e llig ist. Man kann sogar sein Essen selbst m itb rin g e n .

W ie e rle b t Ih r das Museum? W elche Rolle spielt es fü r Euch, dass Ihr in einem Museum seid - o d e r Teil dieses Museums seid?

Markus: W ir können uns zie m lich g u t d a m it id e n tifiz ie re n , dass so viel in dem Haus ist, dass man das Haus ö ffn e t, dass man das V olkskundem useum ein bisschen b e fre it von dem an ge sta ub te n Image, das es m ittle rw e ile w a h rsch e in lich eh n ic h t

m e h r hat. M atti Bunzl hat ja gesagt, dass es das „p u n k ig s te Museum d e r S ta d t" ist. Da d o cken w ir gern an und gehen in Austausch ich find e, es ist eine w u n d e rb a re w e c h s e l­

seitige B eziehung. W ir leisten zum Beispiel sehr gern zu A usste llu ngse röffnun ge n einen B eitra g m it M ost, Säften und Cider. Um ge­

k e h rt sehen die Gäste bei unseren V era n­

staltu nge n, was im V olkskundem useum alles los ist.

Reinhold: ich e rla u b e m ir zu sagen, ich fü h le m ich n ic h t als Teil eines Museums, w eil dieses Haus n ic h t m einem K lischeebild von Museum e n ts p ric h t. Es ist fü r mich eine V e ra n s ta ltu n g s p la ttfo rm , bei d e r man p a rtiz ip ie re n darf. Und w ir p a rtiz ip ie re n . Die ersten V era nstaltu ng en, die mich h ie rh e r g e fü h rt haben, w aren im Rahmen des esqnesso fesLiVo), das m ittle rw e ile doLdoLdoL h e iß t. Was d o r t ge b o te n w urde, fand ich fan ta stisch. Das Haus als Museum, m it den A usstellungen, hat m ich da noch n ic h t in te re s s ie rt, das kam e rs t viel später.

Es is t schon super, dass w ir eine M ög lich­

k e it ge fund en haben, h ie r an zud ocke n. im Rahmen un sere r K apazitäten, w ir m achen das in u n sere r F reizeit.

Ecke eine M ostoth ek, a b e r die, die es gibt, haben im m e r eine w irts c h a ftlic h e in te re s ­ sensgruppe im H interg ru nd , M osterze ug er o d e r Tourism usbüros. Das g ib t es bei uns n ic h t und den paar Leuten, die bei de r GeSOKS e n g a g ie rt sind, ist das w ic h tig . W ir m ö c h te n eine n b re ite n Q u e rs c h n itt an Most haben. Was Ö s te rre ic h b e tr ifft, haben w ir das e rre ic h t. A u f die Z u k u n ft bezogen wäre es na tü rlich fe in , uns noch in te rn a tio n a le r au fzustellen . Und d e r H of soll e infach ein ge m ü tlich e s Platzl b leib en und v ie lle ic h t noch ein bisschen besser angenom m en w e rde n.

Wann habt ih r Hofsaisoneröffnung?

Markus: W ir m achen am 30. A pril einen A be n d zur Farbe Rot, das w ird unser S a iso n -E rö ffn u n g s-F e st. ih r d ü r ft gespannt sein.

Was w ünscht Ihr Euch fü r die Zukunft?

Markus: N a tü rlich , dass die M o stre vo lu tio n kom m t. Es ist ta ts ä c h lic h eine spannende Frage, o b es dazu kom m en w ird, dass Most hip w ird, so wie es m it Bier und Kaffee war.

C id e r ist schon angekom m en in den Lokalen und generell bei den Leuten. W ir w e rden sehen, ob sich d e r M ost als Landgetränk in d e r S ta d t v e rb re ite n wird.

Reinhold: W ir w ünschen uns au ch, dass w ir uns n ic h t k o rru m p ie re n lassen und u n a b ­ hängig bleib en . Denn w ir wählen w irklich nur G etränke aus, die uns q u a lita tiv ansprechen.

D am it haben wir, glaube ich , ein A lle in s te l­

lungsm erkm al. Es g ib t zw ar n ic h t an je d e r

D ie „ M o s t a tt a c h e s " alias „ M o s t-J u n g s " :

M a rk u s N e u b a u e r is t in d e r E r w a c h s e n e n b ild u n g tä tig . R e in h o ld S c h a c h n e r b e s c h ä ftig t s ic h a u c h b e r u flic h v o rw ie g e n d m it R a n d z o n e n , s o w o h l in g e s e lls c h a fts ­ p o litis c h e r als a u c h in u r b a n is tis c h e r H in s ic h t: Er is t R e d a k te u r d e r S tra ß e n z e itu n g AU G U STiN u n d d o r t fü r das R e s s o rt „ V o r s ta d t" v e r a n tw o r tlic h .

Ostereier in neuen Nestern

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