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2 Entwicklung des Marktes für Handelsfinanzierung seit der Krise

2.3 Welcher Maßnahmen bedarf es?

Aus den Lehren aus dem Krisenmanagement von 2008–2009 können zwei wesentliche Schlüsse gezogen werden. Zum einen muss die Datenlage für Han-delsfinanzierung verbessert werden. Da es keinen umfassenden Datensatz zu Handelsfinanzierungstransaktionen gibt, sind die tatsächliche Bedeutung von Handelsfinanzierung, ein Mangel an Handelsfinanzierung, das tatsächliche Risiko von Handelsfinanzierung sowie regionale Unterschiede in der

Entwick-3 Siehe http://www.bis.org/publ/bcbs50de.pdf.

Zusammenfassung 181

lung von Handelsfinanzierung nur schwer abzuschätzen. Daher fordert die Expertengruppe für Handelsfinanzierung der WTO, die sich unter anderem aus Vertretern der im Handelsfinanzierungsgeschäft aktiven Banken, der Ex-portkreditversicherer, regionaler Entwicklungsbanken, der Weltbank und des ICC zusammensetzt, einen umfassenden Datensatz aufzubauen (Auboin und Engemann, 2013). Dieser würde nicht nur für Forschungszwecke, sondern auch für Politikanalysen dienen. In diesem Zusammenhang baut das ICC das bereits erwähnte „Trade Finance Loss Register“ auf, das Daten auf Transakti-onsebene zu kurzfristiger Handelsfinanzierung erfasst. Dieses soll außerdem um langfristige Handelsfinanzierungstransaktionen erweitert werden.

Zum anderen ist insbesondere im Hinblick auf die Lage des Marktes für Handelsfinanzierung in Entwicklungsländern eine handelsfinanzierungs-freundliche Regulierung förderlich. Hierbei kann auch eine verbesserte Da-tenlage helfen. So können das tatsächliche Risiko von Handelsfinanzierung und dessen regionale Variation besser abgeschätzt, regionale Verwendungs-muster von Handelsfinanzierung identifiziert und Probleme einzelner Regio-nen beim Zugang zu Handelsfinanzierung besser erkannt werden. Auf Basis einer besseren Datenlage kann die Regulierung individueller, handelsfinan-zierungsfreundlicher gestaltet werden, um ungewollte negative Effekte auf den Zugang zu Handelsfinanzierung für Händler in Entwicklungsländern zu vermeiden.

3 Zusammenfassung

Während der Finanzkrise 2008–2009 kam es zu einem deutlichen Einbruch des Welthandels, der unter anderem auf einen Mangel an Handelsfinan-zierung zurückgeführt wurde. Um den Markt für HandelsfinanHandelsfinan-zierung zu stabilisieren, wurden unterschiedliche Politikmaßnahmen ergriffen, die zu einem hohen Maß auf den bereits gesammelten Erfahrungen aus den Krisen in Asien und Südamerika basierten. Diese Maßnahmen trugen dazu bei, den Markt für Handelsfinanzierung zu stärken und damit den internationalen Handel zu unterstützen. Die Erholung der Handelsfinanzierung verlief jedoch ungleich, da insbesondere in Entwicklungsländern weiterhin große Probleme für Händler bestehen, Handelsfinanzierung zu erschwinglichen Preisen zu beziehen. Um diese Ungleichgewichte zu beheben, müssen zum einen Förder-programme für Handelsfinanzierung in diesen Regionen ausgebaut werden und zum anderen müssen ungewollte Hemmnisse für Handelsfinanzierung in Entwicklungsländern abgebaut werden. Außerdem ist es für die erfolgreiche Realisierung dieser Vorhaben wichtig, die Datenlage für Handelsfinanzierung zu verbessern.

4 Literatur

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Literatur 183

Which were the effects of the crisis on trade finance?

Which policy measures are necessary?

In the wake of the financial crisis 2008–2009 world trade experienced a dramatic fall which was attributed, amongst others, to a lack of trade financing. In order to stabilize the trade finance market various political actions were taken. The reco-very generated by these actions, however, did not unfold equally. Particularly in developing countries problems still persist for merchants to obtain trade financing at affordable prices. In order to reduce the existing problems, further targeted political actions, a trade finance-friendly regulation and an improvement of the database on trade finance are needed.

Herausforderungen von KMU-Internationalisierungs-vorhaben

Monika Bednarik-Belan, Norbert Knoll

Schritte zur Internationalisierung gestalten sich bereits im Wege von Direktexpor-ten auf Auslandsmärkte als nicht trivial. Umso mehr gilt dies, wenn Direktinvesti-tionen vorgenommen werden. Noch herausfordernder gestalten sich Bemühungen zur Internationalisierung für KMU, die infolge von Beschränkungen hinsichtlich finanzieller Ressourcen und Managementkapazitäten bei entsprechenden Projek-ten sehr schnell an die Grenzen ihrer MöglichkeiProjek-ten stoßen können.

Es lohnt daher insbesondere, die Gründe für ein Scheitern von Auslandsinvestiti-onsprojekten näher zu untersuchen; im vorliegenden Kapitel erfolgt dies auf Basis von Erfahrungen mit Garantieinstrumenten, die die AWS zur Unterstützung von Direktinvestitionen seit den 1990er Jahren einsetzt. Offensichtlich wird dabei, dass zwar die Finanzierungsseite der Vorhaben durch Förderung gut abgedeckt werden kann, während ein Scheitern vielfach mit weichen Faktoren wie etwa hinreichender Vorbereitung und Planung, realistischer Einschätzung der Markt-chancen oder geeignetem Management vor Ort zusammenhängt.

Der in der österreichischen Wirtschaft insgesamt erkennbare Internationalisie-rungstrend scheint nach wir vor ungebrochen. Auch KMU suchen ihre Chancen auf Auslandsmärkten zu wahren, sind aber dabei mit besonderen Hemmnissen konfrontiert. Haupthemmnisse werden auf Basis einer Sonderauswertung der von WKÖ und AWS gemeinsam beauftragten und von marketmind durchgeführten KMU-Befragung 2013 näher untersucht.

Die Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten merkbare Fortschritte gemacht. Aus Daten der VGR ergibt sich beispielsweise für den Zeitraum von 1992 bis 2011 ein Anstieg der Exportquo-te – gemessen am Wert von Waren- und DienstleistungsexporExportquo-ten in Prozent des BIP – von 34,4% auf 57,3%. Ähnlich lässt sich seit Mitte der 1990er Jahre ein starker Anstieg österreichischer Direktinvestitionen im Ausland feststel-len. Insgesamt spiegeln diese Entwicklungen einen Internationalisierungs-schub der österreichischen Wirtschaft, der substanziell zur Realisierung von Wachstumschancen des heimischen Unternehmenssektors beiträgt.

Wie aber stellt sich Internationalisierung aus der Perspektive des internati-onalisierenden Unternehmens dar? Im vorliegenden Beitrag beleuchten wir primär jene Faktoren, die in der Praxis von Auslandsinvestitionsprojekten viel-fach über Erfolg oder Misserfolg des Vorhabens entscheiden.

1 Chancen nützen

Die Motive für aktive Internationalisierungsstrategien sind vielfältig und reichen im Einzelfall über die Erschließung geographisch gesehen neuer Absatzmärkte

hin-aus. Es gilt dabei beispielsweise nicht nur, günstige Nachfragebedingungen auf rasch wachsenden Märkten für die eigene Expansion zu nutzen; vielmehr sind gezielt Schritte zu setzen, die im Zuge einer Neupositionierung entlang der Wertschöpfungskette eine Kombination spezifischer Vorteile in- und auslän-discher Standorte hinsichtlich der Faktorkosten sowie der Spezialisierungs- und Absatzmöglichkeiten nutzen.

Niedrigere Rohstoff- und Arbeitskosten oder wachsende lokale Märkte kön-nen findigen Unternehmen gute Gewinnchancen eröffkön-nen. Das für sich ge-nommen wäre allerdings nicht ausreichend, um dauerhaft eine Verbesserung der Wettbewerbsposition gegenüber in- und ausländischen Konkurrenten zu erreichen. Dem entsprechend haben österreichische Unternehmen gerade bei Auslandsengagements auf hohe Qualität und Innovationsgehalt ihrer Produkte und Dienstleistungen besonders zu achten. Das gilt nicht nur im Europäischen Binnenmarkt, der in vielen Bereichen durch Sättigungstendenzen und stark zunehmenden Wettbewerb gekennzeichnet ist, sondern auch auf weiter ent-fernten Wachstumsmärkten wie z.B. den BRIC-Staaten, die österreichischen Unternehmen angesichts langanhaltender Aufholprozesse nach wie vor her-vorragende Chancen bieten.

Ein weiterer Aspekt, der bereits in den letzten Jahren eine kontinuierliche Verstärkung der Internationalisierung heimischer Unternehmen begünstigt hat, ist die Konsequenz zunehmender Spezialisierung der Produktion in einer durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägten Wirtschaft. Mit steigendem Spezialisierungsgrad typisch österreichischer KMU auf bestimmte Produkte und Nischen muss auch die Reichweite – im Hinblick auf zu bear-beitende Absatzmärkte – erhöht werden. Bei gegebenem Heimmarkt geringer Größe diente österreichischen Unternehmen Deutschland vielfach bereits in der Vergangenheit als „erweiterter Heimmarkt“ und wurde von spezialisierten Zulieferbetrieben als solcher bedient; sprachliche, kulturelle und auch insti-tutionelle Unterschiede zu diesem Land scheinen bei entsprechenden Inter-nationalisierungsvorhaben eine vernachlässigbare Rolle zu spielen. Wer aber als Spezialist für Ventilfedern oder Gleitlager auftritt, ist früher oder später gezwungen, auch Märkte jenseits des Atlantiks oder im asiatischen Raum zu bearbeiten und Schritte hin zum globalen Anbieter zu setzen.

Die Motivation zur Internationalisierung reicht tief in Unternehmensstrate-gien hinein, wobei auch der Zugang zu lokal verortetem Wissen über Marktbe-dürfnisse sowie zu für hochwertige Aktivitäten erforderlichen Ressourcen – bis hin zu Forschung und Entwicklung (F&E) – geschaffen werden soll. Dem ent-sprechend ist auch verständlich, wenn sich Internationalisierung nicht auf den Aufbau von Lieferbeziehungen im Wege von Export- und Importaktivitäten beschränkt, sondern insbesondere bei größeren Unternehmen durch Direktin-vestitionen in „Brückenköpfe im Ausland“ ergänzt wird. Demgegenüber steht bei Direktinvestitionen von KMU vielfach primär eine komplementäre Funk-tion zur eigenen Exporttätigkeit im Vordergrund. Beginnend mit Vertriebsnie-derlassungen bis hin zu Beteiligungen an ausländischen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen geht es vorwiegend um die Erhöhung der Flexi-bilität in der Reaktion auf Kundenwünsche (Stichwort: follow-the-customer) und erst in zweiter Linie um eigene Produktionslinien sowie eine

Anreiche-Internationalisierungshemmnisse aus der KMU-Perspektive 187

rung des Angebots um bislang fremd bezogene Vorprodukte, Komponenten oder Dienstleistungen.

Vor diesem Hintergrund stellt sich insbesondere die Frage nach den Erfolgs-faktoren für die Direktinvestitionsprojekte österreichischer Unternehmen – und dabei insbesondere der KMU. Letztere scheinen aufgrund beschränkter Ressourcenbasis – und zwar sowohl im Hinblick auf das für Internationalisie-rungsprojekte erforderliche Know-how als auch die Finanzierungsmöglichkei-ten – von einer benachteiligFinanzierungsmöglichkei-ten Position aus zu starFinanzierungsmöglichkei-ten.

2 Internationalisierungshemmnisse aus der KMU-Perspektive