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Erfordernissen angepasst werden!

Im Dokument "' �. Zentrum für Schulentwicklung (Seite 43-54)

Tirol

Wolfgang Siebener

Praxis der Förderplanung

Mit der gesetzlichen Veran-kerung der Integration im österreichischen Schulwe-sen im Jahre 1993 und dem schrittweisen Auf- und Aus-bau von Integrationsstand-orten wurden in der Tiroler Lehrerschaft immer wieder unterschiedlichste Diskus-sionen geführt. Neben den organisatorischen Belangen (z. B. unterschiedlicher Fächerkanon ASO-HS etc.) waren natürlich auch son-derpädagogisch-fachliche Themenkreise Mittelpunkt der Gespräche.

Im Besonderen rückten Diskussionen über den individuell zu erstellenden Förderplan vor allem dort in den Vordergrund, wo auf Grund der zu geringen An-zahl von sonderpädago-gisch ausgebildeten Lehr-kräften auch Volks- und Hauptschullehrer/innen in der Integration eingesetzt werden mussten/müssen.

Dieser Umstand betrifft vor allem die Randbezirke Tirols. Diese zumeist sehr engagierten Lehrer/innen fühlten/fühlen sich verständ-licherweise mit der Erstel-lung der Förderpläne über-fordert und verlangten mit Recht Informationen und Hilfestellungen ein.

Dem trug die „Steuergruppe Sonderpädagogik“ – eine Arbeitsgruppe des PI Tirol unter der Leitung von LSI Josef Federspiel – Rech-nung und erarbeitete Ar-beitsvorlagen, allgemeine Informationen und Beobach-tungshilfen, die im Schuljahr 2002/03 sowohl schriftlich an die Integrationsstandorte ausgeteilt, als auch auf dem Tiroler Bildungsserver (www.tibs.at) auf der Web-site von LSI Josef Feder-spiel (im Bereich Schulleiter-service – Schulaufsicht) zum Download bereitgestellt wurden. Auf der Website der Arbeitsgruppe CiS-Tirol (CiS = Computer in der Sonderpädagogik, www.cis-tirol.tsn.at) sind darüber hinaus themenbe-zogene Links und Dateien zum Download (z. B. Lern-zielkataloge, etc.) veröffent-licht.

Über das Pädagogische Institut des Landes Tirol wurden auf Landesebene, in den Bezirken und Schulen (schulinterne Lehrerfortbil-dung) gezielt Seminare zum Themenkreis „Förderplan“

durchgeführt, die zusammen mit den ergänzenden Semi-narangeboten von den be-troffenen Lehrer/innen durchwegs als positive Hilfe-stellungen angenommen wurden. Begleitend dazu können die Integrations-lehrer/innen natürlich auch direkte Hilfestellungen am zuständigen SPZ einholen, von dieser Möglichkeit machen viele betroffene Lehrpersonen gerne Gebrauch.

Parallel zur Fortbildung der Lehrer/innen wurden auch für die SPZ-Leiter/innen Schulungsseminare organi-siert, die primär auf eine

Qualitätssteigerung bei den zu erstellenden sonder-pädagogischen Gutachten ausgerichtet waren. Das sonderpädagogische Gut-achten stellt ja eine wesent-liche Grundlage und Hilfe bei der Erstellung des För-derplanes dar. Umso wichti-ger ist die Stichhaltigkeit, Qualität und Aussagekraft dieser Verfahrensunterlage.

Die Praxis der konkret-individuellen Förderplanung schaut so aus, dass Inte-grations- und Sonderschul-lehrer/innen an Hand vorlie-gender Gutachten und ihrer persönlichen Beobachtun-gen des Kindes eine Erhe-bung des Ist-Zustandes vor-nehmen. Der erste Förder-plan klärt somit die Aus-gangssituation für eine Schülerin bzw. einen Schü-ler. Wozu neben dem son-derpädagogischen Gutach-ten wenn möglich auch medizinische Befunde und Informationen von Thera-peuten herangezogen werden.

Ausgehend von den erhobe-nen Daten werden wichtige Ziele und besondere Förder-maßnahmen formuliert. Ver-änderungen und Entwick-lungsfortschritte des Kindes werden im Förderplan ver-merkt, so dass der Förder-plan eigentlich ein dynami-sches Entwicklungsprotokoll darstellt. Insbesonders zum Schuljahresende soll die Beschreibung des Entwick-lungsstandes des Kindes aktualisiert werden, damit bei vor allem bei einem Lehrer/innen- oder Schul-wechsel eine kontinuierliche Förderung des Kindes mög-lich ist.

Der Förderplan erfasst auf einem allgemeinen

Daten-blatt die Schüler/innendaten, SPF-Daten (Bescheid, Lehr-plan) und den Wochenplan (Stundenplan, außerschuli-schen Fördermaßnahmen).

Anschließend wird der ak-tuelle Entwicklungsstand beschrieben. Dabei werden neben dem bewussten Blick auf die Stärken und beson-deren Fähigkeiten des Kin-des die Bereiche Kommuni-kation/Sprache, Wahrneh-mung, Kognition, Motorik, Selbstständigkeit/Arbeits-haltung, Emotion/Gefühle und soziale Kompetenzen der Schülerin/des Schülers vermerkt. Auch Möglichkei-ten und Ziele der Zusam-menarbeit mit den Eltern

werden definiert. Schließlich werden konkrete Zielsetzun-gen für die Arbeit mit dem Kind formuliert.

Der Förderplan ist Grund-lage für eine lang- bzw.

mittelfristige Unterrichtspla-nung und für die Unterrichts-vorbereitung. Die Förderplä-ne ersetzen aber keiFörderplä-nesfalls die Unterrichtsvorbereitung.

Um diese Ausführungen in direkten Zusammenhang mit den Schüler/innen mit SPF zu setzen, für die ja die För-derpläne erstellt werden sollen, ergänzt diesen Be-richt die aktuelle Integra-tionsstatistik des Schul-jahres 2003/04 (Quelle:

Landesschulrat für Tirol).

Im laufenden Schuljahr wer-den in allen Tiroler Pflicht-schulen 64.790 Schüler/in-nen unterrichtet, davon haben 2.173 Kinder bzw.

Jugendliche einen sonder-pädagogischen Förderbe-darf. 903 Schüler/innen (41,6 %) werden integriert (425 in der VS, 461 in der HS, 17 in der PTS) und 1.270 Schüler/innen (58,4 %) in den Sonder-pädagogischen Zentren und Sonderschulen gefördert.

Die Anzahl der Integrations-standorte und die Verteilung der Schüler/innen mit SPF auf die einzelnen Klassen ist dem folgenden Diagramm zu entnehmen.

63 92 115 155 124 119 119 99 17

0 20 40 60 80 100 120 140 160

Schüler

1. VS 2. VS 3. VS 4. VS 1. HS 2. HS 3. HS 4. HS PTS

Klassen Integration in Tirol 2003/04

903 SchülerInnen mit SPF

Integrationsstandorte: 175 VS, 90 HS 11 PTS

Hinsichtlich der Erstellung der Förderpläne in Tirol kann abschließend also festgehalten werden, dass alle zuständigen Personen,

Organisationen und Gre-mien in den vergangenen zwei Jahren koordiniert und in guter Zusammenarbeit Schwerpunkte gesetzt

ha-ben, die gezielt zu einer qualitativen Verbesserung der Unterrichts von Schü-ler/innen mit sonderpäda-

gogischem Förderbedarf (in der Integration, aber auch in den Sonderschulen) beige-tragen haben. Und so wie der Förderplan im Grunde eine spannende, dynami-sche und aktuelle Dokumen- tation der Entwicklung einer ganz besonderen Schü-ler/innenpersönlichkeit dar-stellt, so ist auch die Son-derpädagogik in Tirol im Spannungsfeld von Gesell-schaft und Schule dyna-misch und stets um Verbes-serungen bemüht.

Inhalte der Integrations-pädagogik und Hilfestellun-gen zur qualitativen Ver-besserung der integrativen Maßnahmen werden in den nächsten Jahren wesent-liche Schwerpunkte der Lehrer/innenrfortbildung darstellen. Ebenso wichtig wäre und immer mehr ge-fordert ist die Verankerung und Vermittlung von grund-legendem sonder- und inte-grationspädagogischem Basiswissen in der Leh-rer/innenausbildung für den gesamten Pflichtschul-bereich.

Autor

SOL Wolfgang Siebener, Lehrer am SPZ Kufstein und Mitarbeiter des PI Tirol

Vorarlberg

Claudia Niedermair

Förderdiagnostik

Unter Leitung des LSI für Sonderpädagogik und Inte-gration, Günter Gorbach, haben fünf SPZ-Leiter/innen aus den unterschiedlichsten Sonderschulsparten im Sommersemester 2003 zwei Handreichungen mit vielfäl-tigen Materialien zusam-mengestellt – eine für Kin-der mit sonKin-derpädagogi- sonderpädagogi-schem Förderbedarf (ASO), eine zweite für Kinder mit erhöhtem sonderpädagogi-schem Förderbedarf.

Ziel dieser Handreichung soll es sein, Lehrer/innen bei der Erstellung von För-derplänen zu unterstützen, ihnen praktische Hilfestel-lungen zur Hand zu geben.

Förderpläne zur Präzisie-rung der Lehrplanziele für Kinder mit schweren Be-hinderungen werden schon lange gefordert, werden explizit im Lehrplan genannt und sollten eigentlich selbst-verständlich sein. In den letzten Jahren wurde in Vorarlberg auch viel Erfah-rung in diesem Bereich ge-sammelt, es wurden Formen ausprobiert, verändert, Raster und Formulare ent-wickelt (vgl. ZSE 1998), Fortbildungen angeboten.

Ab heuer nun werden För-derpläne für Kinder mit er-höhtem sonderpädagogi-schen Förderbedarf

verbind-lich verlangt, wobei den Lehrer/innen in der Gestal-tung viel Spielraum gelas-sen wird. Wie der förder-diagnostische Prozess von Beobachtung Deutung und Interpretation

Formulierung von Zielen Ableitung von konkreten Handlungsschritten

Evaluation durchgeführt und dokumentiert wird, bleibt nach LSI Gorbach aus-drücklich in der Kompetenz der Lehrer/innen. Die Hand-reichung ist gedacht als An-gebot, als Stütze, nicht in erster Linie ein Produkt ist gefragt, ein ausgefülltes Formular, sondern das Sich-Einlassen auf das Kind und seine Bedürfnisse. Das Ergebnis dieses Prozesses ist der Förderplan.

Nicht ausdrücklich verlangt wird die Präzisierung der jeweiligen Lehrplaninhalte mittels eines individuellen Förderplanes vom ASO-Lehrplan. Es ist jedoch einsichtig und unumstritten, dass auch Kinder mit Lern-schwierigkeiten sowohl in ihren kognitiven Entwick-lungen als auch in ihrem sozial-emotionalen Verhal-ten so unterschiedlich und vielfältig sind, dass eine individuelle Planung zu einem stärker am Kind orientierten Unterricht füh-ren könnte, passgenauer wäre. Wunsch von LSI Gorbach ist es, dass nun auch im Bereich der Lernbehindertendiagnostik über einen gewissen Zeit-raum hin Erfahrungen ge-sammelt, verschiedene Beobachtungsverfahren ausprobiert, miteinander kombiniert werden, dass diese Erfahrungen ausge-tauscht, vernetzt werden – und die Basis für zukünftige

Entscheidungen bilden. Die Bedeutung und Notwendig-keit individueller Förder-pläne auch im Lernbehin-dertenbereich wird deutlich artikuliert, jedoch nicht mit Verbindlichkeit eingefordert, LSI Gorbach setzt hier auf Überzeugung, nicht auf Weisung.

Die Mappen und die CD-ROM

Die Mappen beinhalten im Wesentlichen eine Fülle von Beobachtungsmaterialien, die den Lehrer/innen in der Praxis helfen sollen, Kinder zu beobachten, ihre Fähig-keiten und Entwicklungen in den einzelnen Bereichen wahrzunehmen und zu dokumentieren, diese zu deuten, Hypothesen zu bilden, um darauf auf-bauend Förderpläne zu erstellen.

Das besondere Service an der Handreichung ist jedoch die CD-Rom, die jedem Lehrer/innenteam in der Integration zur Verfügung gestellt wird. Auf ihr sind sämtliche Materialien als Word-Dateien gespeichert.

Dieses ausgesprochen be-nutzerfreundliche Format macht es möglich, dass sämtliche Unterlagen ko-piert, bearbeitet, adaptiert, erweitert, ganz individuell auf den persönlichen Bedarf hin zugeschnitten werden können.

Die Grundidee der Förder-diagnostik versuchen die Autor/innen in einem Bild zu vermitteln – die Grundidee nämlich, dass Förder-diagnostik im Unterschied zur herkömmlichen

pädago-gisch-psychologischen Diagnostik nicht vom Defizit, sondern von den Ressour-cen eines Kindes ausgeht.

„Nicht wenige Begriffe im Zusammenhang mit Schule gehen davon aus, dass den Kindern etwas fehlt, dass sie bedürftig sind, dass, um in einem Bild zu sprechen – das Glas nicht voll ist. Wir als Pädagog/innen sehen uns beauftragt, dieses Glas zu füllen. Die pädagogi-schen Ansätze, die wir, um dieses Ziel zu erreichen

dabei verwenden, gehen dementsprechend – durch-aus wohlwollend – auch von den Defiziten aus. Dabei wird zu wenig berücksich-tigt, welche Stärken diesem besonderen Menschen zur Verfügung stehen.“

Nicht das Glas zu füllen ist also das Ziel der förder-diagnostischen Haltung und Arbeitsweise, sondern das Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen, in Bewe-gung zu bringen. Dazu ist zuallererst Selbstwert, Selbstakzeptanz, Geborgen-

heit und Sicherheit not-wendig – als sichere Basis zur Lust am Erkunden und am Entdecken von Neuem.

Der Wahrnehmungsent-wicklungsbaum, der am Anfang in beiden Mappen abgebildet ist, unterstreicht ein zweites Mal sehr ein-drücklich die ganzheitliche Sichtweise der förder-diagnostischen Annäherung an Kinder mit besonderen Bedürfnissen.

(nach Schaefgen, in Zimmermann 1998)

Zum Inhalt im Detail Äußerst praktisch – und von den Lehrer/innen in der Pra-xis als große Hilfe gelobt – wird das Klassenbuch-Er-gänzungsblatt, entspre-chend gestaltet für Kinder mit allgemeinem SPF und Kinder mit erhöhtem SPF.

Eigentlich eine Kleinigkeit, sollte man meinen, jedoch mit großer Wirkung.

In der Mappe für Kinder mit SPF finden sich dann unter-schiedliche Vorlagen zur systematischen Beobach-tung von Kindern – Unter-lagen, wie man sie aus der förderdiagnostischen Literatur schon lange kennt.

Das Benutzerfreundliche – wie bereits erwähnt – die CD-Rom Fassung, die eine einfache und schnelle Hand-habung ermöglicht. Neben dem bestens bekannten Beobachtungsraster von Dieter Eggert (Von den Stärken ausgehen, 1997) findet sich ein ausgespro-chen umfangreicher Katalog von Beobachtungskriterien der Heilstättenschule Carina, der sich sehr für an-geleitetes freies Beobachten eignet. Ähnlich im Aufbau mit etwas mehr Formular-charakter dann die Hilfe zur Förderplanung des LSR für Tirol.

Um den Lernstand in den Kulturtechniken zu erheben und genau zu dokumen-tieren, haben die Lehrer/in-nen des SPZ Lustenau Pensenbücher für Deutsch und Mathematik für die Grundstufe 1, die Mittelstufe und die Oberstufe erarbei-tet. Pensenbücher – be-kannt aus der Montessori-Pädagogik – eignen sich hervorragend als

Diagnos-tika und Lernstandsanaly-sen. Das vom PI Ober-österreich schon vor vielen Jahren herausgegebene Pensenbuch auf Basis des ASO-Lehrplans wurde in drei Pensenbücher aufge-teilt, die Ziele nicht unper-sönlich, sondern in Ich-Form formuliert und auf ein über-schaubares Ausmaß redu-ziert. Dadurch wirken die Pensenbücher sehr leicht handhabbar, ohne die De-tailgenauigkeit zu verlieren.

Abgesehen davon, dass jeder Lehrer/jede Lehrerin eigene, zusätzliche, indivi-duell auf das Kind abge-stimmte Ziele hinzufügen kann. Eine Literaturliste und eine Linksammlung runden die Materialsammlung ab.

Ähnlich der Aufbau in der Mappe für Kinder mit erhöh-tem SPF: das sensomoto-rische Entwicklungsgitter von Kiphard (1991) und ein Beobachtungsbogen für Kinder in der Entwicklungs-zone der basalen Förde-rung, mit Kriterien zur freien Beobachtung kombiniert mit einer Art Screening in den Bereichen Kontaktverhalten, Somatik, Hören, Sehen, Be-wegung, Handmotorik, Essen & Trinken, Sprache, Handlung und Selbststän-digkeit, ausgearbeitet von der Landesschule für kör-perbehinderte Kinder in Mäder. Beide systematisier-ten Beobachtungshilfen sind eine wertvolle Unterlagen für Lehrer/innen in Integra-tionsklassen, die noch we-nig Erfahrung im Umgang mit Kindern mit schweren bzw. schweren Mehrfach-behinderungen haben. Ein Pensenbuch des PI Ober-österreich, ein einfaches, gut handhabbares Beobach-tungsraster aus dem SPZ

Lustenau, die Literaturliste und Linksammlung vervoll-ständigen das Material-paket.

Rückmeldungen aus der Praxis

Je nach Region und SPZ erfolgte die Einführung der Lehrer/innen im jetzigen Herbstsemester sehr unter-schiedlich. Persönliche Ein-führung von SPZ-Leiter/in-nen mit Einzelteams, was sehr geschätzt wurde, bis hin zu Informationsveran-staltungen auf Bezirksebene bilden den Bogen – in ein-zelnen Regionen hat der Informationsaustausch lei-der noch nicht stattgefun-den. Die Reaktionen sind durchwegs positiv, die Unterlagen werden als sehr hilfreich eingeschätzt, wenn auch ein bisschen Verun-sicherung mitschwingt. Da-bei geht es vor allem um die Fragen der Zuständigkeit, speziell bei Stützlehrer/in-nen, aber auch in Haupt-schulenintegrationsklassen – es scheint noch nicht ganz selbstverständlich zu sein, dass Förderpläne zwar im Verantwortungsbereich der Sonderpädagogin/des Sonderpädagogen liegen, jedoch als Teamarbeit zu sehen sind – und dadurch letztlich jene Qualität ent-falten können, die eben dann entsteht, wenn wir die Kompetenzen und Erfahrun-gen mehrerer Personen miteinander vernetzen.

Literatur

• Zentrum für Schulent-wicklung, Bereich I, Klagenfurt: Integration in der Sekundarstufe I:

Förderdiagnostik und Förderpläne für Kinder mit SPF. Klagenfurt 1998

• Eggert, Dietrich: Von den Stärken ausgehen.

Individuelle Entwick-lungspläne (IEP) in der Lernförderungsdiagnosti k. Dortmund 1997(2)

• Kiphard, Ernst J.: Wie weit ist eine Kind ent-wickelt. Dortmund 1991 – Sensomotorisches Entwicklungsgitter.

• Schaefgen, Rega:

Marianne Frostig und Jean Ayres. In:

Zimmermann, Antje:

Ganzheitliche Wahrneh-mungsförderung bei Kindern mit Entwick-lungsproblemen. Mög-lichkeiten der sensomo-torischen Integration.

Dortmund 2000(2)

Autorin

Dr. Claudia Niedermair, Volks- und Sonderschullehrerin, PA Feldkirch

Wien

Elisabeth Massinger/

Thomas Schrei

Erstellung von Förderplänen und Förderdiagnostik — eine Aufgabe für die Volksschulleh-reraus- und

Volksschullehrer-fortbildung

Interdisziplinäres Wahl-pflichtseminar an der PÄDAK-Strebersdorf.

10 SL-Studierende und 8 VS-Studierende des 5. Semesters bearbeiten das Thema „Didaktische Konzepte der Betreuung von Kindern mit sonder-pädagogischen Förderbe-darf in Integrationsklassen“.

Groß ist die Überraschung seitens der Studierenden der Volksschulausbildung, als schon am Beginn des Seminars die Frage disku-tiert wird, wer denn eigent-lich den grundsätzeigent-lichen Bedarf einer speziellen pädagogischen Förderung feststellen muss. Sonder-pädagogischer Förderbedarf wird sofort der Sonderschul-Ausbildung zugeordnet, doch die Erkenntnis, dass es ja die Volksschulleh-rerin/der Volkschullehrer bzw. die Hauptschullehrerin/

der Hauptschullehrer selbst sein muss, der die erhöhte

Förderbedürftigkeit eines Kindes erkennen muss, wirft die Frage nach einem

„Manual zur Diagnose und Beobachtung“ auf.

Damit ergibt sich das The-ma Förderdiagnostik und daraus resultierende Förder-pläne als zentrales Thema dieser Lehrveranstaltung.

Ausgehend von M. Heitgers Zitat „das Kind dort abzu-holen wo es gerade steht“, setzt die Förderdiagnostik am bereits Erreichten an, sieht also das Kind als Indi-viduum, als eigenständige Persönlichkeit in seiner sozialen Umwelt. Damit er-gibt sich eine klare Abgren-zung von einer „Defizit-Dia-gnostik“ wie sie noch sehr oft im Schulsystem, aber auch in vielen psychologi-schen Gutachten zum Aus-druck kommt. Aufgehängt am Lehrplan der Regelschu-len wird darin das „Nicht-Erreichte“ zusammenge-fasst, Fördervorschläge vermisst man aber. Es muss also Aufgabe einer guten Förderdiagnostik primär durch den klassenführenden Lehrer sein, die „Eigenwelt des Kindes“ zu sehen, die aber in dauernder Interak-tion mit dem gesamten sozialen Umfeld = Lebens-raum (Schule, Familie, Peer-Group) steht.

Damit verbunden muss aber auch die Einsicht sein, dass eine gute Förderdiagnostik kein abschließendes Urteil abzugeben weiß. „Wie auch bei anderen Entwicklungs-prozessen ist sonderpäda-gogischer Förderbedarf keine unveränderbare Größe oder Diagnose. Im Laufe der individuellen Ent-wicklung können sich gra-duelle Veränderungen in

Richtung einer Erhöhung aber auch einer Reduzie-rung ergeben“. (vgl. Novelle zum Schulpflichtgesetz BGBl. Nr. 515/1993).

Die Frage nach der Durch-führbarkeit von Förderdia-gnostik in einer Volks-schulklasse mit 26 Kindern darf sich als solche dabei nicht stellen. Diese Förder-diagnostik bezieht sich primär auf jene Schülerin-nen und Schüler der Klasse, bei denen dem Lehrenden auf Grund seiner allgemei-nen Beobachtungen auffällt, dass es Probleme gibt oder, im Idealfall, geben wird.

Gerade hier ist die klassen-führende Lehrerin/der klas-senführende Lehrer in der

„Frühdiagnose“ unmittelbar gefordert, denn durch die hoffentlich stattfindende Sensibilisierung der zukünf-tigen Lehrerinnen und Leh-rer können Probleme früh-zeitig erkannt und Möglich-keiten des Umganges mit diesen erarbeitet werden.

Wenn Förderdiagnostik als ein Dialog zwischen allen Bezugsgruppen gesehen wird, dann ergibt sich da-raus auch die grundsätz-liche Forderung, diese Personen in die Erstellung eines „Manuals“ einzube-ziehen. Erkennbar wird aber auch, dass dieser am Be-ginn vielleicht erhöhte Ar-beitsaufwand in Blickrich-tung auf das betroffene Kind, aber auch der Klas-sen- und Familiensituation selbst, nicht nur gerecht-fertigt ist, sondern später auftretende Schwierigkeiten vorwegnehmen bzw. verhin-dern kann.

Dabei war für die VS-Studie-renden ganz wichtig zu er-fahren, dass für die

Bera-tung und Information von Seiten des Stadtschulrats für Wien ambulante Leh-rer/innen zur Verfügung stehen. Diese Spezialisten können auf Anfrage der klassenführenden Lehrerin/

des klassenführenden Lehrers bzw. seiner Direk-tion Hilfe und Unterstützung geben. Wieder muss aber die Initiative von der Leh-rerin/dem Lehrer selbst ausgehen.

Hier setzt unmittelbar das Thema der Erstellung von Förderplänen an. Auch für einen VS/HS-Studierenden muss innerhalb seiner Aus-bildung erkennbar werden, dass man den individuellen Bedürfnissen jeder nen Schülerin/jedes einzel-nen Schülers nur durch eine individuelle Förderung ge-recht werden kann. Je

„spezieller“ ein Kind ist, desto wichtiger ist eine intensive Beobachtung und Beschreibung des Ist-Zu-standes und der daraus folgenden Fördermöglich-keiten. Jede Förderdiagnos-tik muss Möglichkeiten zur Förderung bzw. Maßnah-men und Ziele beinhalten, die zu einem, dem Kind angepassten pädagogi-schen Handeln führen. Bei der Vorstellung vorhandener Manuale zur Erstellung von Förderplänen ergaben sich in den Diskussion zwischen VL und SL-Studierenden folgende grundlegende Punkte:

1. Jede Lehrerin/jeder Leh-rer wird sein eigenes Konzept entwickeln, das immer wieder verändert und ergänzt wird.

Förderpläne sind demnach auch stark von der Person

des Lehrenden abhängig.

An ihr/ihm liegt es im Rah-men von Vorgaben einen für das Kind aber auch für die schulische Umgebung pas-senden Plan zu erstellen.

Dieser kann sich natürlich im Laufe der Zeit verändern, d. h. durch weitere Aspekte erweitert oder in seiner Ge-samtstruktur neuen Gege-benheiten angepasst werden.

2. Der Förderplan zeigt immer den momentanen Status des Kindes an.

Eine der wichtigsten Grund-informationen. Förderpläne sind keine einmalige Hand-lung, sie sollen eigentlich griffbereit für die Lehrerin/

den Lehrer in der Klasse aufliegen, sodass Beobach-tungen unmittelbar einge-tragen werden können. Nur so ist eine andauernde An-passung meines pädago-gischen Handelns an die Bedürfnisse des Kindes möglich. Durch die Indivi-dualisierung können daher Fördermöglichkeiten kurz-fristig verändert, Ziele und Methoden neu formuliert werden. Damit werden kurz- und langfristige Ziele, die er-reicht werden sollen, festge-legt und dokumentiert.

3. Welches Ziel mit welchen Mitteln erreicht werden soll, wird festgehalten:

Förderplan als dialogisches Prinzip. In der Wechselwir-kung zwischen Kind und allen an der schulischen Förderung beteiligten Per-sonen erstellt die Lehrerin/

der Lehrer seinen Förder-plan. Auch hier ist es schon in der Ausbildung wichtig, den Studierenden zu ver-mitteln, dass ihr Blickpunkt

über die Klassen- bzw.

Schultüre hinausgehen muss! Ziele werden nur erreichbar sein, wenn ich mich auch mit dem ge-samten Umfeld beschäftige, was, wie die Studierenden schnell feststellen konnten, alleine im schulischen Alltag dazu führt, dass die von Religions- und Werkleh-rer/innen angefangen Kon-takte zu den eventuell vor-handenen Betreuer/innen am Nachmittag bis hin zur Schulpsychologie geknüpft werden müssen.

Viele Ziele des Förderplans sind „eigentlich vom Klas-senlehrer alleine nicht er-reichbar“ (Zitat einer VS-Studierenden). Ist diese Er-kenntnis einmal vorhanden, wird dialogisches Handeln zur Selbstverständlichkeit und das geforderte Ab-rücken vom „Einzelkämpfer“

zum im Team arbeitenden Lehrenden erfolgt.

Daher werden neben den Lernzielen auch geeignete Methoden beschrieben, die zur Erreichung der definier-ten Ziele erfolgen. Ein wich-tiges Ergebnis des Semi-nars war dabei auch, dass für viele Kinder wenige primäre Ziele, die von allen Beteiligten als solche er-kannt werden, zu einer all-gemeinen Verbesserung ihrer Situation führen kön-nen. So ist möglicherweise nicht die Erarbeitung des Zahlenraums 10 primäres Ziel bei einem Kind der Grundstufe I, sondern viel eher die Förderung basaler Fertigkeiten, wie Übungen zur Raumorientierung oder zur visuo-motorischen Koor-dination. Die Erkenntnis da-bei war, dass diese primä-ren Ziele natürlich von allen Beteiligten als solche zu er-kennen sind und die

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