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Im Jahr 2011 stieg das Defizit der Handelsbilanz auf –8,59 Mrd. Euro an. Dies entspricht 2,9% des BIP. Gegenüber dem Jahr 2010 hat sich die Warenver-kehrsbilanz Österreichs mit der Intra-EU auf –8,05 Mrd. Euro verschlechtert.

Während im Jahr 2010 noch ein Überschuss bei den Drittstaaten verzeichnet werden konnte, wurde auch hier ein Defizit von 0,55 Mrd. Euro ausgewiesen.

Hauptverantwortlich für das hohe Defizit mit der Intra-EU ist die Handels-bilanz mit Deutschland. Deutschland führte mit 11,84 Mrd. Euro die Partner-länder mit den größten Passiva des österreichischen Außenhandels an. Dem Defizit mit Deutschland kommt ein besonderes Gewicht zu, da die Warenver-kehrsbilanz mit der Intra-EU lediglich ein Defizit von 8,05 Mrd. Euro aufweist, d.h. dass mit den restlichen Intra-EU-Ländern eine durchwegs positive Han-delsbilanz verzeichnet werden konnte.

Mit den Ländern Amerikas konnte 2011 eine positive Bilanz von 3,73 Mrd.

Euro erzielt werden. Beim Außenhandel mit Asien erhöhte sich das Defizit auf –3,94 Mrd. Euro. Für den Großteil waren die Defizite mit China (–3,47 Mrd.

Euro) und Japan (–0,66 Mrd. Euro) verantwortlich. Beim Außenhandel mit

Afrika schlägt sich ein Defizit von rd. 0,71 Mrd. Euro zu Buche, während mit Australien ein Überschuss von 0,62 Mrd. Euro erwirtschaftet wurde.

Betrachtet man die einzelnen Warengruppen nach SITC, erzielte die Gruppe Bearbeitete Waren mit 7,07 Mrd. Euro den höchsten Überschuss im Jahr 2011.

Die für das Außenhandelsaufkommen so bedeutende Warengruppe Maschi-nen und Fahrzeuge konnte im Jahr 2011 mit 4,52 Mrd. Euro ebenfalls eiMaschi-nen beachtlichen Überschuss erwirtschaften. Das höchste Defizit war bei Brenn-stoffen und Energie mit –11,53 Mrd. Euro zu verzeichnen, dahinter folgte der Abschnitt Sonstige Fertigwaren mit –4,05 Mrd. Euro.

Abbildung 18: Entwicklung des Saldos der österreichischen Handelsbilanz

Quelle: Statistik Austria. – 2011 vorläufige Daten.

5 Literatur

Scheiblecker, M., et al., (2011), Österreichs Wirtschaft im Jahr 2010: Deutli-che Erholung des Außenhandels. In: WIFO-Monatsberichte (S. 253–316).

WIFO-Monatsberichte.

Christoph Koller

Österreich ist längst nicht nur mehr ein klassisches Reiseverkehrsland. Andere er-folgreiche Branchen wie die technischen Dienstleistungen heimischer Architekten oder Ingenieure im Ausland unterstützen zunehmend den Tourismus als wichtigste Einnahmequelle des Dienstleistungsverkehrs. Im Jahr 2011 konnten die Exporte bei den traditionellen Dienstleistungen mit 15,6 Mrd. Euro einen höheren Wert als der Reiseverkehr (14,3 Mrd. Euro) erzielen. Nach dem Rückgang bei den Dienst-leistungen im Jahr 2009 erholte sich der Außenhandel mit DienstDienst-leistungen im Jahr 2010 und konnte wieder Zuwächse verzeichnen. Im Jahr 2011 stiegen die Dienstleistungsexporte (+8,0%) als auch die Dienstleistungsimporte (+8,5%) wei-ter an. Die Europäische Union bleibt die wichtigste Region für den öswei-terreichischen Dienstleistungshandel. Deutschland ist mit deutlichem Abstand der wichtigste Handelspartner in der EU. Der Saldo im Handel mit der Intra-EU und der Extra-EU weist bei den einzelnen Dienstleistungsarten markante Unterschiede auf. So fällt der Saldo der Reiseverkehrsdienstleistungen mit der Intra-EU im Gegensatz zu je-nem der Extra-EU stark positiv aus.

Bis zum Ausbruch der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise hatte sich die Teilnahme am weltweiten Handel mit Gütern und Dienstleistungen in den vergangenen Jahrzehnten zum wichtigsten Impuls wirtschaftlichen Wachs-tums entwickelt. Im Zeitraum zwischen 1999 und 2008 war das Welthan-delsvolumen laut Zahlungsbilanzstatistik des Internationalen Währungsfonds (IWF) durchschnittlich um 16% pro Jahr gewachsen. Der Abbau von Han-delsbeschränkungen und der Trend zur Internationalisierung von Unterneh-mensstandorten und Produktionsprozessen haben dazu beigetragen.

Der Anteil des Dienstleistungsverkehrs am Welthandelsvolumen stagnier-te bis zum Jahr 2008 bei knapp 20%. Die Gründe liegen zum einen in der mangelnden Handelbarkeit vieler Dienstleistungsarten, die eine Interaktion von Anbieter und Konsument voraussetzen, zum anderen im Fortbestand von Marktzugangsbeschränkungen, wie spezielle Ausbildungsnachweise und Zulassungsgenehmigungen. Aber auch statistische Artefakte tragen bislang zu einer Verzerrung der tatsächlichen Handelsstruktur bei. So wird „Lohnverede-lung“, also die Weiterverarbeitung von Gütern, als Güterhandel und nicht als Dienstleistung gegenüber dem Eigentümer des Produkts klassifiziert. Eine entsprechende Änderung der international angewandten Methodologie ist ab dem Jahr 2014 geplant und wird das Verhältnis des Dienstleistungs- zum Gü-terhandel deutlich erhöhen und die globalen Wirtschaftsbeziehungen damit realitätsnäher abbilden (OeNB, 2011).

1 Entwicklung des Dienstleistungshandels1

1.1 Rezente Entwicklung

Die von der OeNB und Statistik Austria erhobenen aktuellen Außenwirt-schaftszahlen zeigen, dass Österreich längst nicht mehr nur ein klassisches Reiseverkehrsland ist, sondern ein moderner Dienstleistungsanbieter. Motor dieser Entwicklung sind „technologisch-innovative“ Dienstleistungen, vor al-lem EDV- und Informationsleistungen sowie Auftragsforschung (Walter, 2011).

Im Jahr 2009 wurde bei den Dienstleistungsexporten ein Minus von 9,3%

verzeichnet. Die Dienstleistungsimporte sind um 9,1% gesunken. Der Rück-gang bei den Dienstleistungen im Jahr 2009 war zwar um mehr als die Hälfte geringer ausgefallen als bei den Waren (siehe vorhergehenden Beitrag), jedoch fielen auch die Zuwächse bei den Dienstleistungen für 2010 merklich niedriger aus als beim Warenaußenhandel. Im Jahr 2011 stiegen wie beim Warenau-ßenhandel sowohl die Dienstleistungsexporte (+8,0%) als auch die Dienstleis-tungsimporte (+8,5%) weiter an. In absoluten Zahlen wuchsen die Exporte gegenüber dem Vorjahr um 3,3 Mrd. auf 44,4 Mrd. Euro und die Dienstleis-tungsimporte um 2,4 Mrd. auf 30,4 Mrd. Euro. Die Dienstleistungsbilanz zeigte einen Überschuss von rund 14,0 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 6,9%

gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht.

Abbildung 19: Aktuelle Entwicklung des Außenhandels mit Dienstleistun-gen

-15,0 -10,0 -5,0 0,0 5,0 10,0 15,0

1Q2009 2Q2009 3Q2009 4Q2009 1Q2010 2Q2010 3Q2010 4Q2010 1Q2011 2Q2011 3Q2011 4Q2011

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Credit Debet

Quelle: OeNB (Zahlungsbilanz). – Bis 2009 endgültige Daten, 2010 revidierte Daten, 2011 vor-läufige Daten.

1 Die Angaben des Kapitels Österreichs Außenhandel mit Dienstleistungen beziehen sich auf Daten zum Dienstleistungshandel gemäß Zahlungsbilanzstatistik (OeNB).

Im zehnjährigen Rückblick entwickelte sich der österreichische Dienstleis-tungshandel trotz der Krise im Jahr 2009 äußerst positiv und verzeichnete hohe durchschnittliche jährliche Wachstumsraten sowohl beim Export (+5,2%) als auch beim Import (+4,5%). Unverändert in der Krise blieb auch die Tatsache, dass die Nachbarländer, insbesondere Deutschland gefolgt von der Schweiz und Italien, die wichtigsten österreichischen Handelspartner im Dienstleistungssektor sind (Langer, Sieber, Stöllinger, 2010).

1.2 Langfristige Entwicklung seit 2001

Der Anteil der Dienstleistungsexporte am nominellen BIP ist zwischen 2001 und 2011 von 12,5% auf 14,7% angewachsen, der Importanteil ist von 9,2%

im Jahr 2001 auf 10,1% in 2011 gestiegen. Während die Leistungsbilanz erst seit 2002 einen positiven Saldo aufweist, verzeichnete die Dienstleistungsbi-lanz sowohl vor zehn Jahren als auch 2011 einen Überschuss (Langer, Sieber,

& Stöllinger, 2010). Im Jahr 2001 wies der Überschuss etwas mehr als 7,0 Mrd. Euro auf und steigerte sich bis zum Jahr 2007 kontinuierlich, um im Jahr 2008 seinen vorläufigen Höchststand von 14,2 Mrd. Euro zu erreichen.

Der Überschuss des Dienstleistungshandels für das Jahr 2011 betrug 14,0 Mrd.

Euro. Der Anteil des Überschusses am Dienstleistungsexport betrug für das Jahr 2001 26,5% und steigerte sich bis 2011 auf 31,6%.

2 Entwicklung des Dienstleistungshandels nach Hauptgruppen