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Der Bestand an aktiven Direktinvestitionen

Börsennotierun-gen berücksichtigt, kommt unter optimistischen Annahmen zur Gewinnent-wicklung zu einem Bestand an aktiven Direktinvestitionen zu Jahresbeginn 2012 von 153,5 Mrd. Euro, denen passive Direktinvestitionen in Höhe von 118,5 Mrd. Euro gegenüberstehen dürften.

Tabelle 20: Der Bestand österreichischer Direktinvestitionen und seine Veränderung

Direktinvestitions bestand in Mio. EUR

Direktinvestitionsflüsse in Mio. EUR

Bewertungsänderung in Mio. EUR

Jahres-ende im Ausland in

Öster-reich ins Ausland nach

Öster-reich im Ausland in Öster-reich

2006 80.256 84.337 10.897 6.324 8.489 8.037

2007 101.087 110.356 28.513 22.762 –7.682 3.257

2008 106.870 106.439 20.106 4.682 –14.323 –8.599

2009 113.307 119.836 7.203 6.697 –766 6.700

2010 132.370 118.571 7.546 634 11.517 –1.899

2011* 153.559 118.296 16.893 10.547 4.296 –10.822

2012* 165.000 124.000 8.215 2.860

*) Bestände 2011 und 2012 sind Fortschreibungen; Flüsse 2011 nicht endgültig, 2012 vorläufiges Ergebnis für 3 Quartale.

Wie die Tabelle verdeutlicht, können Bewertungsänderungen – sie enthalten wechselkursbedingte Veränderungen, Aktienkursbewegungen, buchhalteri-sche Abschreibungen, statistibuchhalteri-sche Reklassifikationen, aber auch Diskrepan-zen6 in der Erfassung von Flüssen und Ständen – die Bestandsveränderungen kurzfristig entscheidend beeinflussen. In der langen Frist gibt es jedoch zwi-schen der Entwicklung der Direktinvestitionsflüsse und der Veränderung der Bestände eine durchaus plausible Übereinstimmung. So haben die Bestände zwischen dem 31.12.1991 und dem 31.12.2011 um 149 Mrd. Euro (aktiv) bzw.

108 Mrd. Euro (passiv) zugenommen. Die kumulierten Transaktionen der Jah-re 1992 bis 2011 belaufen sich vergleichsweise auf 140 bzw. 101,5 Mrd. Euro.

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darauf schließen lässt, dass es zu preisbedingten oder wechselkursbedingten Bewertungsgewinnen kam. Durch die Erweiterung des Kreises der einbezo-genen konzerninternen Finanzierungen auf alle Schwesternkredite kam es allerdings auch zu Umschichtungen zwischen Direktinvestitionen und sonsti-gen Investitionen, teilweise auch zwischen aktiven und passiven Direktinves-titionen und somit zu einem definitionsbedingten Bruch in der Zeitreihe des

„Sonstigen Direktinvestitionskapitals“. Abgesehen von einer massiven Auswei-tung der Bruttowerte an Forderungen und VerpflichAuswei-tungen kam es zu einer Erhöhung der Nettoforderungen um 4 Mrd. Euro, von denen nur 2 Mrd. Euro durch Transaktionen erklärt werden können. Der definitionsbedingte Bruch in der Zeitreihe beträgt also annähernd +2 Mrd. Euro.

Auch die realwirtschaftlichen Indikatoren der Direktinvestitionen weisen auf eine deutliche Verbesserung der Lage im Jahr 2010 hin: Die Umsatzver-luste des Jahres 2009 konnten mit einem Plus von 23% mehr als wettgemacht werden. Der mäßige Anstieg der Beschäftigtenzahlen im Ausland (um 3,6%

auf 718.000) impliziert eine deutliche Steigerung der Arbeitsproduktivität, die sich auch in einem enormen Gewinnanstieg niederschlug; Der bilanzielle Jahresertrag nach Dotation und Auflösung von Rücklagen stieg von 5,1 auf 8,1 Mrd. Euro, das Jahresergebnis laut Gewinn- und Verlustrechnung von 5,4 auf 8,3 Mrd. Euro.

3.1 Regionale Struktur

Die regionale Verteilung von Direktinvestitionen ist kurz- und mittelfristig sehr stabil. Tabelle 21 verdeutlicht die Spezifika des österreichischen Aus-landsengagements im Vergleich zur weltweiten Struktur. Gemessen am in-vestierten Kapital entfallen 86% der österreichischen Direktinvestitionen auf Europa bzw. 46% auf die MOEL-20. Demgegenüber befinden sich nur 41% der weltweiten Direktinvestitionen in Europa und bloße 6% entfallen auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa. Die kulturelle Nähe und damit die leichte Zugänglich-keit des deutschen Marktes manifestiert sich in einer „Übergewichtung“ dieser Destination im Verhältnis 15% (Österreich) zu 4%(weltweit). Spiegelbildlich ergibt sich daraus eine Untergewichtung außereuropäischer Zielregionen als Investitionsziel heimischer Investoren, das betrifft sowohl Industriestaaten (z.B. USA) wie auch Schwellen- und Entwicklungsländer.

Tabelle 21: Verteilung der Direktinvestitionsbestände nach Zielregion zu Jahresende 2010

Österreichische Direktinvestitionen Weltweite Direktinvestitionen

in Mrd. EUR in % in Bln USD in %

Deutschland 19,2 15% 0,70 4%

MOEL-20 60,7 46% 1,28 6%

übriges Europa 32,9 25% 6,10 31%

USA 4,4 3% 3,40 17%

Rest der Welt 15,2 11% 8,43 42%

Insgesamt 132,5 100% 19,91 100%

Quelle: OeNB, UNCTAD.

Strukturen verändern sich nur langsam, egal ob man sich auf die Anzahl der bestehenden Beteiligungen, das investierte Kapital oder die Zahl der in den Direktinvestitionsunternehmen beschäftigten Personen (anteilsgewichtet) konzentriert. Wir betrachten in der Folge jeweils die Veränderung der drei genannten Variablen gemeinsam. Dadurch lassen sich Regionen wachsenden Interesses, sinkender Bedeutung oder Sonderentwicklungen ableiten.

Die Ausweitung der österreichischen Direktinvestitionsaktivitäten konzen-trierte sich 2010 einerseits auf „große Transformationsländer“ (Rumänien, Polen, Tschechische Republik, Slowakische Republik und Kroatien) und an-dererseits auf die „Aufsteiger“ der jüngeren Vergangenheit (Türkei, Russland und China), in denen deutliche Zuwächse in allen drei Variablen zu beob-achten waren. Rumänien zeichnet sich durch 36 zusätzliche Beteiligungen aus (mit einer Wertsteigerung um 1,2 Mrd. Euro und +3.300 Beschäftigten).

Stark steigende Beteiligungszahlen gab es auch in der Slowakei und Polen (je +17), Kroatien (+16) und Russland (+14). Bei der Ausweitung der Beschäf-tigung stehen die Türkei (+7.700) und Polen (+6.200) an der Spitze, gefolgt von China (+4.200) und Rumänien. Die Zuwächse bei den Kapitalbeständen machen deutlich, dass diese nicht immer mit der Ausweitung realwirtschaft-licher Aktivitäten im Zusammenhang stehen. Zwar liegen Russland und die Türkei mit +2,0 Mrd. Euro und +1,5 Mrd. Euro durchaus in der Spitzengruppe der Zielländer, sie werden aber übertroffen von Belgien (+2,2 Mrd. Euro), den Niederlanden (+2,5 Mrd. Euro) und Deutschland (+2,7 Mrd. Euro). Bei den Beneluxländern steht deren Rolle als Standort für Konzernzentralen im Vor-dergrund, während Deutschland auch in realwirtschaftlicher Hinsicht Öster-reichs wichtigstes Zielland ist. Mit 613 Beteiligungen (+13) und 19 Mrd. Euro an investiertem Kapital liegt es jeweils mit Abstand auf Platz 1, nur bei der Beschäftigung (68.500) wird es mittlerweile von Rumänien (72.200) und der Tschechischen Republik (85.900) klar übertroffen.

Einen Sonderfall bildet das früher besonders attraktive Zielland Ungarn.

Zwar nehmen Beteiligungsanzahl und investiertes Kapital weiterhin leicht zu, die kritische wirtschaftliche Lage des Landes hatte aber zu negativen reinves-tierten Gewinnen und zu einem drastischen Personalabbau (–11.300) geführt.

Angesichts der aktuellen Entwicklung der Rahmenbedingungen für ausländi-sche Direktinvestitionen droht Ungarn seine nach wie vor bedeutende Rolle als Ziel österreichischer Investitionen mittelfristig zu verlieren. Ebenfalls wider-sprüchlich ist die Situation in der Schweiz, wo ein Kapitalabbau von 600 Mio.

Euro von einem Beschäftigungsanstieg um 3.000 Personen begleitet wird.

Mit sinkenden Beteiligungszahlen, rückgängiger Beschäftigung und einem Abbau des Kapitalstocks war das Interesse heimischer Direktinvestoren am Vereinigten Königreich, Finnland, Frankreich, Griechenland und Kasachstan generell rückläufig.

Die bekannte Konzentration der österreichischen Investitionsaktivitäten auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa (MOEL-20) hat im Zuge der Krise leicht ab-genommen. Zwar bewegt sich die Anzahl der Beteiligungen in dieser Region mit 54% weiterhin auf Rekordniveau, allerdings ist der Anteil am investierten Kapital von mehr als 50% vor der Krise (2007) auf 46% zurückgegangen. Im Hinblick auf die Beschäftigung hat die Konzentration ebenfalls leicht

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lassen: sie sank von mehr als 72% (2006) auf jetzt 67%. Trotzdem behauptet Österreich seine besondere Rolle in Zentral-, Ost- und Südosteuropa. Öster-reichs Investoren sind weiterhin zuversichtlich hinsichtlich der mittelfristigen Wachstumsaussichten der MOEL-20-Region; sie ziehen sich daher nicht zu-rück, sondern bleiben in Warteposition.

3.2 Aktive Branchenstruktur

Die Ausweitung der Direktinvestitionsaktivitäten Österreichs im Ausland betraf im Jahr 2010 sowohl den produzierenden Bereich (NACE-Abschnitte A bis F) wie auch die Dienstleistungen (Abschnitte G bis U) (vgl. Tabellen 2A und 4A), wobei das Gesamtkapital um jeweils 17% annähernd propor-tional zunahm, während die Anzahl der Beteiligungen besonders stark im Dienstleistungssektor zunahm (+8% gegenüber +3%), und die Ausweitung der Beschäftigung sich auf den produzierenden Sektor konzentrierte (+6%

gegenüber +1%).

Ein Viertel der 282 zusätzlichen Auslandsbeteiligungen entfiel auf Handels-niederlassungen, ein Fünftel auf das Realitätenwesen und weitere 10% auf den Verkehrssektor (einschließlich Lagerhaltung und Post). Vom zusätzlich inves-tierten Gesamtkapital entfiel fast die Hälfte (+8,8 Mrd. Euro) auf das Finanz- und Versicherungswesen, wobei darauf hinzuweisen ist, dass dieser Sektor in den Jahren 2008 und 2009 starke Einbrüche erlitten hatte. Im Handel war die Kapitalaufstockung mit +3,2 Mrd. Euro ebenfalls sehr hoch. Im Produktions-bereich sind die Chemieindustrie und der Energiesektor hervorzuheben, die 2010 eine erhebliche Ausweitung um 2,1 bzw. 2,0 Mrd. Euro erfahren haben.

Beim Beschäftigungszuwachs steht erneut der Handel an der Spitze, des-sen Zunahme um 23.300 Personen beinahe dem Gesamtzuwachs entspricht.

Deutliche Anstiege gab es weiter im Fahrzeugbau, in der Chemieindustrie und im Bauwesen. Der starke Beschäftigungsrückgang im Finanzwesen (–8.400) ist das Ergebnis intensiver Bemühungen, die Rentabilität im Auslandsgeschäft zu sichern. Einen nahezu ähnlich starken Rückgang gab es bei den unterneh-mensnahen Dienstleistungen (–7.700).