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Der Bestand an aktiven Direktinvestitionen 107 Abbildung 26: Die Verflechtung Österreichs ist immer noch geringer als der EU-Durchschnitt

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Tabelle 2: Der Bestand österreichischer Direktinvestitionen und seine Veränderung Direktinvestitionsbestand

in Mio EUR Direktinvestitionsflüsse

in Mio EUR Bewertungsänderung

in Mio EUR Jahresende im Ausland in Österreich ins Ausland nach Österreich im Ausland in Österreich

2006 80.256 84.337 10.897 6.324 8.489 8.037

2007 101.094 110.488 28.513 22.762 -7.674 3.389

2008 106.870 106.439 20.106 4.682 -14.330 -8.731

2009 113.203 119.778 7.203 6.697 -870 6.642

2010* 128.700 124.300 6.341 2.898 9.156 1.624

2011* 143.200 134.000 14.500 9.700

*Bestände 2010 und 2011sind Fortschreibungen; Flüsse 2010 nicht endgültig, 2011 vorläufiges Ergebnis für 3 Quartale;

Die Fortschreibung der Bestände für 2010, die die bereits bekannten Änderungen der Wechselkurse und der Börsennotierungen berücksichtigt, lässt in der Folge auch eine Erholung der Bewertung österreichischer Veranlagungen im Ausland erwarten.

Unter relativ optimistischen Annahmen zur Gewinnentwicklung dürfte der Bestand an aktiven Direktinvestitionen zu Jahresbeginn 2011 die passiven mit 128 zu 124 Mrd EUR übertreffen. Mittlerweile ist die Auslandsposition der Direktinvestitionen also annähernd ausgeglichen und die Verflechtung gemessen am BIP liegt mit mehr als 40% um 10 Prozentpunkt über dem weltweiten Durchschnitt.

Grafik 3 zeigt die Direktinvestitionsdurchdringung einer Reihe ausgewählter Länder.

Es zeigt sich, dass weniger entwickelte Länder (Brasilien, Portugal, Ungarn, Tschechien) erwartungsgemäß eher eine passive Direktinvestitionsposition ausweisen, dass große Volkswirtschaften tendenziell weniger verflochten sind (Deutschland, USA, Japan) und dass Österreich mit den ausländischen Investitionen im Inland bereits EU-Niveau erreicht hat, dass aber nach wie vor ein Rückstand hinsichtlich seines aktiven Engagements im Ausland bestehen dürfte.

0 20 40 60 80 100 120

Schweiz Deutschland Finnland Frankreich EU-27 Japan USA Österreich * Welt Schweden Brasilien Portugal Ungarn Tschechien

Passiv Aktiv in % of GDP

Grafik 3

Die Verflechtung Österreichs ist immer noch geringer als der EU-Durchschnitt

Source: WIR2011, *OeNB 171

Quelle: WIR2011. *OeNB.

Distanzen eine nicht unerhebliche Rolle. Für Österreich bedeutet dies, dass sich die „Globalisierung“ als Europäisierung materialisiert, und dass vor allem Zentral-, Ost- und Südosteuropa im Fokus der ansässigen Investoren (heimi-sche wie multinationale) standen. Ein Vergleich der regionalen Verteilung der österreichischen Direktinvestitionen mit der weltweiten Verteilung laut UNCTAD lässt diesen charakteristischen Zug deutlich hervortreten:

Tabelle 24: Verteilung der Direktinvestitionsbestände nach Zielregion zu Jahresende 2009

Österreichische Direktinvestitionen

Weltweite Direktinvestitionen

in Mrd EUR in % in Bln USD in %

Deutschland 16,5 15% 0,7 4%

MOEL-20 53,2 47% 1,2 6%

übriges Europa 28,8 25% 6,6 37%

USA 3,2 3% 3,9 22%

Rest der Welt 11,5 10% 5,5 31%

Insgesamt 113,2 100% 18,0 100%

Quelle: OeNB, UNCTAD.

Gemessen am investierten Kapital entfallen 87% der österreichischen Di-rektinvestitionen auf Europa bzw. 47% auf die MOEL-20. Demgegenüber befinden sich nur 47% der weltweiten Direktinvestitionen in Europa und bloße 6% entfallen auf die Transformationsländer. Die kulturelle Nähe und damit die leichte Zugänglichkeit des deutschen Marktes manifestiert sich in einer „Übergewichtung“ dieser Destination im Verhältnis 15% (Österreich) zu 4%(weltweit). Spiegelbildlich ergibt sich daraus eine Untergewichtung au-ßereuropäischer Zielregionen als Investitionsziel heimischer Investoren, das betrifft sowohl Industriestaaten (z.B. USA) als auch Schwellen- und Entwick-lungsländer.6

In der wachsenden Ungewissheit der Krise scheinen sich die österreichi-schen Investoren verstärkt auf die vertraute Nachbarschaft zu konzentrieren.

Wie schon im Jahr 2008 standen auch 2009 Deutschland und die Tschechische Republik im Mittelpunkt des Interesses der Investoren. Jeweils 40 zusätzliche Beteiligungen, ein Wertzuwachs von mehr als 1 Mrd EUR kombiniert mit ei-nem Beschäftigungszuwachs von 3.400 bzw. 2.400 Personen festigen die Spit-zenpositionen dieser beiden Zielländer. Etwa 25 neue Beteiligungen wurden in der Slowakei, in Ungarn und in Rumänien gemeldet, wobei sich allerdings der Wert des investierten Kapitals wenig verändert hat und die Beschäftigung sogar rückläufig war. Dabei ist zu beachten, dass sich 2009 die OMV von der ungarischen MOL zurückgezogen hat. Ausgeweitet haben die Investoren ihre Aktivitäten auch in Russland, Polen, Serbien und den USA mit 15 bis 20

zu-6 Nähere Details zu den Zielländern finden sich im Anhang und im Internet unter http://

www.oenb.at/de/stat_melders/datenangebot/aussenwirtschaft/direktinvestitionen/direkt investitionen.jsp

sätzlichen Beteiligungen und deutlichem Beschäftigungswachstum bei stag-nierendem Kapital. Starke Kapitalaufstockungen von in Summe 3,5 Mrd EUR gab es in einer Reihe von Offshore-Finanzzentren, erwartungsgemäß ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Beschäftigung. Stark sinkende Kapitalbe-stände infolge von Wertberichtigungen oder Abzug von Kapital gab es jüngst in der Ukraine, in Kasachstan und den Niederlanden. Die stärksten Rück-gänge sind 2009 allerdings auch in einem Nachbarland, nämlich der Schweiz zu verzeichnen, wo sowohl die Anzahl der Beteiligungen (–4) als auch der Kapitalstock (–700 Mio EUR) und die Beschäftigung (–1.200 Personen) zu-rückgegangen sind.

Die Konzentration der österreichischen Investitionsaktivitäten auf Zentral-, Ost- und Südosteuropa hat im Zuge der Krise leicht abgenommen. Zwar hat die Anzahl der Beteiligungen in diesem Raum mit 53% einen neuen Höchstwert erreicht, doch ist der Anteil am investierten Kapital von mehr als 50% (2007) auf 47% zurückgegangen; auch im Hinblick auf die Beschäftigung hat die Kon-zentration leicht nachgelassen: Sie sank von mehr als 72% (2006) auf 68%

(2009). Die erhöhte Vorsicht lässt sich auch in den Statistiken der Partnerlän-der ablesen, die vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (Hunya 2011) gesammelt werden. Nur noch in vier Ländern, nämlich in Slo-wenien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien, ist Österreich der größte Auslandsinvestor. In Rumänien und Bulgarien ist Österreich auf den zweiten Platz, jeweils hinter die Niederlande, zurückgefallen. Behaupten konnte Öster-reich den zweiten Platz in der Slowakischen Republik und die beiden dritten Plätze in der Tschechischen Republik und in Ungarn. In Polen, dem einzigen Land, das die Wirtschaftskrise ohne Wachstumseinbruch überwinden konn-te, hat Österreich das Vereinigte Königreich im Ranking der Investorenländer überholen können und liegt nun auf dem 8. Platz. Insgesamt nimmt Österreich mit einem Anteil von mehr als 10% immer noch den dritten Platz unter den Auslandsinvestoren in dieser Region ein.

3.2 Aktive Branchenstruktur

Das Bild der Branchenstruktur der österreichischen Auslandsinvestitionen unterscheidet sich nicht unwesentlich je nach der verwendeten Maßzahl.

Betrachtet man die Anzahl der bestehenden direkten Auslandsbeteiligungen, so ist der Handel mit einem stabilen Anteil von einem Viertel der Beteiligun-gen die wichtigste Branche. Dabei handelt es sich natürlich nicht nur um die Töchter großer Handelskonzerne (Spar, REWE, Hofer, baumax), sondern sehr oft auch um Handelsniederlassungen von Produktionsunternehmen (von der Automobil- über die Mineralöl- bis zur Holz- und Papierindustrie). Im Hinblick auf das eingesetzte Kapital und die Beschäftigung liegt der Anteil des Handels jedoch nur bei 15%. Hier ist es vor allem der Finanzsektor, bestehend aus Ban-ken, Versicherungen und Beteiligungsgesell schaften, der im Laufe der Jahre stark an Bedeutung gewonnen hat und heute im Vordergrund steht. Ausge-hend von einem wertmäßigen Anteil von einem Viertel (1994) wuchs er bis auf die Hälfte des gesamten Auslandskapitals (2007). Der Beschäftigtenanteil ist seit 1994 von 9 auf 27% gestiegen (in Absolutzahlen von 9.000 auf 184.000

Beschäftigte!). Stark expandiert hat auch die Immobilienbranche, wo die An-zahl der Auslandsbeteiligungen7 von 5 auf 10% angestiegen ist, allerdings ist dabei der Kapitaleinsatz (3%) und die Beschäftigung (< 1%) gering. Demge-genüber sinkt die relative Bedeutung des produzierenden Bereichs (einschließ-lich Landwirtschaft und Bergbau) seit 1994: hinsicht(einschließ-lich der Anzahl von 45%

auf unter 40%, beim eingesetzten Kapital von 37% auf unter 30% und bei der Beschäftigung von 67% auf 45%. Trotz des „Gewichtsverlusts“ ist die Ausland-sexpansion im produzierenden Bereich im erwähnten Zeitraum enorm: Die Zahl der Beteiligungen stieg von 750 auf 1.730, das eingesetzte Kapital von 3 Mrd auf 35 Mrd EUR und die Beschäftigung von 71.000 auf 311.000 Personen.

Innerhalb des produzierenden Sektors sind es nicht so sehr die in der Globa-lisierungsdebatte im Vordergrund stehenden Branchen Automobilindustrie und Elektronikindustrie, sondern die Kunststoffindustrie (inkl. Pharma), die Holz- und Papierindustrie, die Metallwarenindustrie oder die Baustoffindustrie.

Im Jahr 2009 betraf die Ausweitung der Direktinvestitionsaktivitäten Ös-terreichs im Ausland sowohl den produzierenden Bereich (NACE A–F) wie auch die Dienstleistungen (NACE G–U), wobei die Anzahl der Beteiligungen annähernd proportional zunahm, während sich das investierte Kapital auf den produzierenden Bereich, die Ausweitung der Beschäftigung aber auf den Dienstleistungssektor konzentrierte. Mehr als die Hälfte der 400 zusätzlichen Auslandsbeteiligungen entfielen auf nur zwei Branchen, nämlich den Han-del und das Finanzwesen. Diese beiden Wirtschaftsabschnitte verzeichneten auch bei der Ausweitung der Beschäftigung mit jeweils +11.000 Personen ein deutliches Plus. Entgegengesetzt verlief der Trend beim eingesetzten Kapital.

Im Handel gab es die stärkste Ausweitung um beinahe 5 Mrd EUR, während im Finanz- und Versicherungswesen ein erhebliches Minus in ähnlicher Grö-ßenordnung zu verzeichnen war, was die anhaltende Ungewissheit über die Stabilität des Finanzsektors widerspiegeln dürfte.

Im Produktionsbereich sind der Energiesektor und der Bergbau hervorzuhe-ben, welche im Jahr 2009 eine erhebliche Ausweitung um 1,2 Mrd EUR bzw.

0,7 Mrd EUR verzeichnen konnten. Auch in der Nahrungsmittelindustrie, der Chemieindustrie und der Glas- und Steinwarenindustrie stiegen das veranlagte Kapital und die Auslandsbeschäftigung merklich an.