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Das dänische W ort „Svöb“, das Nörlund hier gebraucht, kann sowohl mit „Umhüllung“ als mit „Umwicklung“ übersetzt werden, zwrni

Vom Brustfleck zum Leibei

28) Das dänische W ort „Svöb“, das Nörlund hier gebraucht, kann sowohl mit „Umhüllung“ als mit „Umwicklung“ übersetzt werden, zwrni

Ausdrücken, die auch im Deutschen nicht immer begrifflich klar ge­

schieden sind; vielleicht liegt also der Irrtum bei mir. Manche Forsdier machen von vornherein keinen Unterschied zwischen „Umwickeln“ und

„Umhängen“, bzw. „Umhüllen“ , s. z. B. A. H a b e r l a n d t, Die volks­

tümliche Kultur Europas in ihrer geschichtlichen Entwicklung S. 544;

oder Bruno S c h i e r , Vorgeschichtliche Elemente in den europäischen Volkstrachten (Tracht und Schmuck im nordisdien Raum, 2. Bd.), Leip­

zig 1958, 5. 5, Abs. 5.

29) Arthur H a b e r l a n d t, Die volkstümliche Kultur Europas in ihrer geschichtlichen Entwicklung ( = Illustr. Völkerkunde, herausg. v.

Georg Buschan, II/2), Stuttgart 1926, S. 550; M a u t n e r — G e r a m b ,

k n ö p f", w o b e i er auf B o y e T., X X V /2, v e r w e is t 30); b ei dem dort a bgebildeten Fundstück aus L ille D ra g sh ö j — einem Stoffteil mit zw ei durch einen D o p p e lk n o p f verbu n d en en R iem enenden — lie­

gen diese R iem enteile zw ar tatsächlich so, daß man auf einen sol­

chen T rä g e rv e rla u f schließen könnte — doch ist das Stoffstück gar nicht der Rest eines M äunerrocks, sondern nach B oyes eindeutiger D a rlegu n g ein T eil einer Ledertasche! D ieser Irrtum G irk es w u rde aber u. a. von M ützel und B ru h n -T ilk e nachgedruckt und durch A bb ild u n g en v e r b r e ite t31), die eben durch d ie Funde in keiner W eise begrü n det sind: Denn in M u ld b je rg fa n d -m a n auf dem Rücken d e r Leiche zw ei 'Ö senknöpfe mit d en Ösen aufw ärts lie­

gend, an denen' man wahrscheinlich d ie Riem en an k n öp f e i t e . — also k ein e D o p p e lk n ö p fe 32), in den übrigen dänischen M änner­

gräbern aus dieser Zeit fand sich überhaupt kein K n op f auf dem Rücken und N örlun d m eint hierzu, sie k önnten aus Bein gew esen und zugrunde gegangen o d e r w oh l gar nicht in die Särge m itge­

geben w orden s e in 33); vielleich t w aren d ie T räger auch, w ie bei vielen unserer heutigen V orleibchen, die dem L eib doch viel kn ap per anliegen, hinten angenäht? — Sprach ich oben (1950/H.

3— 4, S. 137) v o n ..gekreuzten T räg ern ", so könnte das m iß­

deutet w erd en : Eis kom m t m ir darau f an, daß d e r über die rechte Schulter gelegte R iem en vorn am lin ken G ew a n dzipfel angenäht ist u nd um gekehrt der lin k e T rä g er am rechten Z ip fel. N örlunds E inwand, eine K reuzung sei nicht gut möglich, da die Lm w ickiung

3(l) Georg. G i r fc e, Die Tracht der Germanen ( = Maimus-Biblio- thek, Bd. 25/24), Leipzig 1922, I, S. 29, T. 15/c. Im Schrifttum, auch bei sehr gründlichen Forschern, ist in diesem Zusammenhang öfter von einem „D ru ckkn opf die Rede, wodurch das Industrie-Erzeugnis der Gegenwart in Beziehung zur Bronzezeit gebracht wird. In der Tat aber handelt es sich — hier wie bei allen anderen Knopffunden der nordischen Bronzezeit, soweit es nicht Ösenknöpfe sind — um Doppel­

knöpfe, aus einem Stück Holz oder Bein geschnitten, von gleicher Form also, wie sie heute noch die Herrenmode als Kragenknöpfe verwendet.

Vgl. V. Boye, Fund af Egekister fra Bronzealderen i Danmark, Kopen­

hagen 1894, S. 115, 155, 162; J. Bröndsted, Danmarks Oldtid i Bronze­

alderen, Kopenhagen 1939, S. 67— 68; P. Nörlund, Klaededragt i Oldiid og Middelalder ( = Nordisk Kultur XV , „Dräkt“), Stockholm 1940, S. 6:

richtig als Doppelknöpfe wiedergegeben bei Hans Mützel, Vom Leu- denschurz zur Modetracht, Berlin 1925, S. 55, Abb. auf S. 56 u. 207. und bei W olfgang Bruhn u. Max Tilke, Das Kostümwerk, Berlin 1941, T. V u. S. 101.

31) Vgl. B o y e a. a. O. S. 155; ferner N ö r l u n d a. a. O. S. 6.

der die Doppelknöpfe als Gürtelknöpfe bezeichnet. Dagegen M ü t z e l a. a, O. S. 55, Abb. auf S. 56 u. 207, und. B r u h n — T i l k e a. a. O. T. V.

3!) B o y e a. a. O. S. 54—55, B r ö n d s t e d a. a. O. S. 68, N ö r ­ l u n d a. a. O. S. 7.

33) N ö r l u n d, a. a. O. S. 7.

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I—: :I V2 mal um den R u m pf herumgehe34), trifft also nicht den Kern der Sache: D ie T räger kreu zen sich b loß deshalb nicht, w eil das K leid übereinandergreift, es ergibt sich a ls o das gleiche B ild, w ie wenn b ei einem heutigen B rustfleck die R ückenteile ü berein an ­ dergehen.

W ir haben oben (1950. S. 149— 50) schon d er D op p el schürze gedacht, einer V erbin du ng zw eier Schürzen, die auf den Schul­

tern en tw eder ziisam m engenäht od er -geheftet sein konnten.

Sie mochte bereits in d e r Steinzeit erfunden w orden sein, da man ja die zum Nähen w ie zum Zusam m enheften geeignete beinerne Nadel gut kannte. D ie D oppelsehürze ist gew isserm aßen ein W etterfleck, aus zw ei Schürzen zusam m en gesetzt. G ehört sie zw ar nicht zum uräliesien Trachtenbesitz d er Menschheit, w ie H elm und H an ik a meinen *5). denn sie verein igt zwei B ek leid u n g sged a n k en und setzt ein h öh er entwickeltes W erk zeu g, w ie D orn oder Nadel, voraus, so erw eist der einfache A u fbau dieses K leidungsstückes doch eindeutig ein hohes A lter und gerade die F ellk leid u n g des N ord ens macht ein frühes A u fk om m en dieser Schnittform w a h r­

scheinlich, denn die ungleiche G üte der einzelnen Stellen der T ie r ­ felle zwingt zum W egschneiden d e r w ertloseren und zum Zusam- mensetzeii der besten Pelzstiieke. Nun h at bereits G ir k e darauf hingew iesen, daß b ei den G erm anen von der L a-T èn e-Z eit an paarig an den Schultern liegende G ew and schließen häufig in den G räbern zu finden s in d ; er schloß d a rau s auf eine „Ä n d e ru n g der M o d e ” , oder, w ie er sich auch — sachlich richtiger — ausdriiekt, auf den Einfluß einer ..vom A u slän d e” , u. zw. vom Süden ..ent­

lehnten M od e” , den er v on d e r K leid ersitte der H allstattkultur h e rle ite t36). Es lohnt sich, diese A n ord n u n g der G ew andhaften besonders zu .beachten, sie kann fü r die Erschließung der T r ach- lensittc auch in unserem engeren B ereich b edeu ten d sein, ln d ie ­ sem Raum fließen ja die Q u ellen friihgernianischer Trachtenkunde besonders spärlich: Trachtenstücke w u rden bisher keine gefu n ­ den. E rw ägungen ü ber d ie fü r m einen A rbeitsu m kreis in Frage kom m enden Sehriftquellen ans dieser Zeit kann ich m ir füglich ersparen, solang es m ir nicht m öglich ist, sie auszuw erten. Eigene bildliche D arstellungen der D on augerm an en gibt es nicht: was

;iI) Vom Forscher in der Aussprache anläßlich meines Besuchs im Sommer t950 geäußert. Über die Weite des Trachtenstücks vgl. auch Nörlund, a. a. O. S. 6.

®5) Rudolf H e l m , Die bäuerlichen Männertrachten im germanischen Museum zu Nürnberg, Heidelberg 1952, S. 58 ff.; Josef H a n i k a , Sude- tendeiitsche Volkstrachten ( = Beiträge zur sudetendeutschen Volks­

kunde, XXII. B d./l), Reichenberg 1957, S. 5— 6.

3S) Georg G i r k e , die Tracht der Germanen ( = Mannus-Biblio- thek. Bd. 25/24), Leipzig 1922. I, S. 47—48, IT. S. 107.

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aber die K ünstler des M ittelm eerraum s an G erm an en darstellun ­ gen geschaffen haben, ist meist nur mit V orsicht als Q u e lle zu benutzen, und aus guten G rü nden haben die richtige W ied erg a b e germ anischer Trachten z. B. durch die B ild w e rk e der T ra ja n s- und M arcussäule bereits Lindensehm it b e z w e ife lt37) und später Spieß- W ien geradezu bestritten; letzterer w ill h ier lediglich fürstliche G erm anenfrauen in übernom m ener röm ischer K leidu n g, w enn nicht gar fre ie E rfindung des Künstlers sehen 38); auch nach W alter Schm id-G raz ist d er m odisch-röm ische Einfluß bei den d argesteif­

ten K leid u n gen u n v e rk e n n b a r89) und W alter Schulz-H alle erin ­ nert im Zusam m enhang mit der bekannten G ru p p e gefangener G erm aninnen auf d e r M arcussäule daran, daß diese Tracht auch im Süden bekannt s e i 40). Schulz m ag h ier an den P eplos, bzw . C hiton, und an die Stola d e n k e n 41); .einen Zusam m enhang mit diesen althellenischen u n d ' röm ischen K leidungsstücken hatte ich ebenfalls ins A u ge gefaßt. Inzwischen haben P ou l N örlun d und M argarete H aid die Sache dadurch in ein v ö llig neues Licht g e ­ rückt, daß sie das V ork om m en eines dem C h iton od er Peplos ähn­

lichen Trachtungssttickes in der nordischen Eisenzeit am B ei­

spiel des langen Frauenrockes von H uldrem ose glau bh aft gemacht h a b e n 42). M eine eigenen Versuche, einen leben d igen Menschen