Kredit-aufnahme in Euro
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) führt seit 1997 in fünf zen
tral und osteuropäischen Ländern Umfragen durch, um die Höhe der Devisenbestände sowie der Sparein
lagen und Kredite (nunmehr) in Euro zu erheben und auch die Motive dafür zu erforschen. Ähnliche Umfragen macht die Europäische Kommission im Rahmen ihres Eurobarometers, aber auch in anderen Studien interna
tionaler Organisationen zu den The
men Migration oder Auslandsüber
weisungen von Familienangehörigen gibt es Anknüpfungspunkte zu diesen Fragen (OECD, 2006; Weltbank, 2005;
Europäische Kommission, 2006b). Da
rüber hinaus widmen sich dem Thema Fremdwährungskredite in Zentral
und Osteuropa zahlreiche Analysen, unter anderem auch OeNBStudien (siehe Literaturverzeichnis), deren Ergebnisse die erwähnten Umfragen ergänzen.
In Abschnitt .1 werden das Aus
maß der EuroVerwendung in Zen
tral und Osteuropa und die mög
lichen Motive dafür in erster Linie
auf Basis der genannten Umfragen er
örtert.
3.1 Euro-Bargeldhaltung:
Ausmaß und Motive laut OeNB-Umfrage
Der EuroBargeldbestand außerhalb des Euroraums ist – wie die meisten Fragestellungen mit Bezug zum per
sönlichen Vermögen – äußerst schwie
rig zu erfassen. Methodisch kommen dafür Umfragen oder ökonometrische Modelle in Frage.4 Das Volumen der Bargeldhaltung in Fremdwährung lässt sich z. B. mit Modellen schätzen, die auf Daten der Volkswirtschaft
lichen Gesamtrechnung (VGR) und monetäre Daten angewandt werden (Feige, 200). Die Resultate von Feige zeigen eine relativ hohe Wäh
rungssubstitution in diversen GUS
(Gemeinschaft Unabhängiger Staa
ten)Ländern und deutlich geringere Raten in zentral und osteuropäischen Ländern. Nur in Kroatien, Mazedo
nien und Rumänien gibt es eine Wäh
rungssubstitution von über 50 %. Die niedrigsten Raten (unter 20 %) finden sich in der Tschechischen Republik, in Ungarn und der Slowakei.
Ein anderer Ansatz ist, private Haushalte im Rahmen von Umfragen direkt zu befragen und aus den Ant
worten das Ausmaß der Währungs
substitution hochzurechnen. Dieser Strategie folgend, werden im Auftrag der OeNB seit 1997 jeweils im Früh
jahr und Herbst 1.000 Ungarn, Slo
wenen, Tschechen, Slowaken und Kroaten über ihre Fremdwährungs
haltung und die diesbezüglichen Mo
tive befragt (Stix 2001, 2002, 2004).5 Fragen nach der Einschätzung der all
gemeinen wirtschaftlichen Lage des Landes, nach persönlichen Gewohn
heiten und nach der voraussichtlichen Einführung des Euro runden das In
terview ab. Die so erhobenen Daten sind sowohl im Hinblick auf den Um
fang als auch auf die Länge der Zeit
reihen einzigartig. Unter anderem reichen sie auf die Zeit vor der Wäh
rungsumstellung auf den Euro zu
rück, sodass auch davon ausgehende Effekte analysiert werden können.
Grafik 1 zeigt, dass zu Beginn der OeNBUmfrage ein substanzieller Anteil der Befragten Bargeld in frem
der Währung hielt (DEM, ATS, USD). Bei der Einführung des Euro wurden die Bestände in DMark und Schilling großteils in Euro bzw. in lo
kale Währungen, kaum jedoch in USDollar gewechselt. Mit Ausnahme Ungarns ist der Anteil der Bevölke
rung mit EuroBargeldbeständen seit dem Jahr 2002 in jedem Land gestie
gen.6Konkret hielten Ende 2006 un
gefähr 41 % der privaten Haushalte in Slowenien, jeweils rund 0 % in der Tschechischen Republik und der Slowakei, 25 % in Kroatien und rund 7 % in Ungarn EuroBargeld
bestände.
Betragsmäßig führen die privaten Haushalte in Slowenien und Kroatien
4 Siehe dazu Fischer et al. (2004).
5 Umfragen haben ihrerseits Nachteile: Illegale Bestände werden nicht erfasst. Weiters werden nur Privatpersonen befragt, sodass gewerbliche Bargeldbestände unberücksichtigt bleiben. Aus diesen Gründen ist von einer erheblichen Untererfassung auszugehen. Dennoch liefert die Entwicklung der Umfrageergebnisse über die Zeit wichtige Hinweise über die Entwicklung der Fremdwährungshaltung.
6 Im zweiten Halbjahr 2006 ist der Anteil in Slowenien gesunken. Dies ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Euro-Einführung zum 1. Jänner 2007 zu sehen.
das Ranking laut OeNBUmfrage an.7 Der Abstand Sloweniens und Kroa
tiens zu den anderen Ländern ist übrigens zu groß, um mit der größe
ren Wirtschaftskraft dieser beiden Länder erklärt zu werden. Vielmehr scheinen hier die bereits erläuterten
Motive, wie geografische Nähe bzw.
wirtschaftliche Verflochtenheit, be
vorstehende EuroEinführung und letztlich auch Tradition, zum Tragen zu kommen (Grafik 2). Dies zeigt sich auch insofern, als in Slowenien und Kroatien der Euro tendenziell als Re
Grafik 1
Fremdwährungsbesitz
in % der Bevölkerung
60 50 40 30 20 10 0
1997 1998 1999 2006
Kroatien
2000 2001 2002 2003 2004 2005
60 50 40 30 20 10 0
1997 1998 1999 2006
Tschechische Republik
2000 2001 2002 2003 2004 2005
Ungarn Slowakei
EUR Quelle: OeNB.
1997 1998 19992000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 20052006
60 50 40 30 20 10 0
1997 1998 1999 2006
Slowenien
2000 2001 2002 2003 2004 2005
ATS DEM USD
Anmerkung: Die Werte auf der vertikalen Achse bezeichnen den Prozentsatz der Bevölkerung, der die jeweilige Fremdwährung hält.
60 50 40 30 20 10 0
60 50 40 30 20 10 0
7 Weitere Umfragen werden zeigen, ob es sich bei dem zuletzt beobachteten deutlichen Rückgang in Kroatien um einen statistischen Ausreißer handelt.
serve oder für Zahlungen im Inland verwendet wird, während EuroBar
geld in den anderen Staaten vorrangig für Einkäufe oder Urlaube im Aus
land gehalten wird.
Fragt man persönliche Merkmale ab, so zeigt sich, dass der Anteil jener privaten Haushalte, die EuroBargeld
bestände halten, bei jenen höher ist, die Verwandte im Ausland haben.
Dies ist im Kontext signifikanter Überweisungen von Familienangehö
rigen aus dem Ausland zu sehen.
Wie bereits erwähnt, unterschei
den sich die Gründe, warum Men
schen in Osteuropa Bargeld in auslän
discher Währung halten, von Land zu Land. In Kroatien und Slowenien ist das Hauptmotiv das Halten einer ge
nerellen Reserve: 75 % bzw. 55 % der Befragten gaben das Reservemotiv als das wichtigste an. Das Motiv, Trans
aktionen im Ausland durchführen zu können, ist hingegen bei Tschechen, Ungarn und Slowaken am stärksten ausgeprägt. Transaktionen im Inland sind hingegen nur in Kroatien und Ungarn ein nennenswertes Motiv,
und auch dort sind die Nennungen nicht wirklich zahlreich (Grafik ).
800 700 600 500 400 300 200 100 0
Quelle: OeNB.
Kroatien
H1 02 H2 02 H1 03 H2 03 H1 04 H2 04 H1 05 H2 05 H1 06 H2 06
Tschechische Republik Ungarn Slowakei Slowenien
Anmerkung: Die Grafik zeigt, in welcher Höhe (im Median) Euro-Bargeld gehalten wird. Die Werte basieren auf kategoriellen Antworten. Der Median wurde durch eine lineare Interpolation berechnet.
Grafik 2
Gehaltene Euro-Beträge (Median)
in EUR
Grafik 3
Motive für Euro-Bargeldhaltung
100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0
in % der Euro-Besitzer
Quelle: OeNB-Umfrage.
als allgemeine Reserve Kroatien Tschechische
Republik
Ungarn Slowakei Slowenien
Anmerkung: Die Werte vom ersten Halbjahr 2006 zeigen die Antworten auf die Frage „Aus welchem Grund halten sie Euro-Bargeld? Halten Sie Euro-Bargeld haupt-sächlich …?“ Es wurden nur gültige Antworten berücksichtigt.
für Ausgaben im Ausland für Ausgaben im eigenen Land
Die Umfrageergebnisse bezüglich der gehaltenen Beträge sowie der Motive implizieren somit, dass von Währungssubstitution nur in Kroa
tien und Slowenien (vor der Euro
Einführung) gesprochen werden kann. In den anderen drei in den Um
fragen erfassten Staaten sind die ge
haltenen Beträge relativ niedrig und werden hauptsächlich für Transak
tionen im Ausland verwendet.
Auch wenn inländische Transak
tionen nicht das Hauptmotiv sind, so haben doch zwischen 50 % und 6 % der Slowenen, Tschechen und Slowa
ken, rund 40 % der Ungarn und 0 % der Kroaten bereits Zahlungen in Euro in ihrem Land (während der letzten sechs Monate vor der Um
frage) beobachtet. Dabei dürfte es sich jedoch in der Mehrzahl um Zah
lungen von Touristen handeln. Wer
den die Umfrageteilnehmer nämlich direkt gefragt, ob sie persönlich Zah
lungen in Euro getätigt haben, dann liegen die Prozentsätze erheblich da
runter. Aber immerhin 15 % der Slo
wenen und 9 % der Kroaten haben in den sechs Monaten vor der letzten Umfrage (vom November 2006) auch in ihrem Land Zahlungen in Euro ge
tätigt. Die Werte in der Tschechi
schen Republik und der Slowakei lie
gen bei 6 %, jene in Ungarn bei %.
Die Ergebnisse der OeNBUm
frage werden vor allem im Hinblick auf mögliche Motive und das Länder
ranking von der EurobarometerUm
frage der Europäischen Kommission bestätigt. Das auf persönlichen Inter
views (Europäische Kommission, 2004) bzw. Telefonumfragen (Euro
päische Kommission, 2005 und 2006a) basierende Eurobarometer er
mittelt – unter anderem – die per
sönliche Einstellung zum Euro oder auch das persönliche Verhalten im Zusammenhang mit dem Euro, fragt
aber nicht nach der Bargeldhaltung und ist somit als komplementär ein
zustufen. Unter anderem findet sich das OeNBErgebnis, dass nämlich Slowenien betreffend die Verwen
dung von EuroBanknoten mit deut
lichem Abstand führt, auch in der Umfrage der Europäischen Kommis
sion wieder.
3.2 Euro-Spareinlagen:
Ausmaß und Motive 3.2.1 Euro-Spareinlagen gemäß
Bankensektordaten
Der Fremdwährungsanteil der Spar
einlagen von privaten Haushalten und Unternehmen lag gemäß aggregierter Bilanzdaten der Geschäftsbanken zum Jahresende 2005 bei 2 % der Gesamteinlagen der untersuchten zentral und osteuropäischen Länder (ungewichteter Durchschnitt). Die Spanne reichte dabei von 10 % bis 84 % (Grafik 4). Nach einem Anstieg des durchschnittlichen Anteils im Jahr 2001, bedingt durch die Einfüh
rung des EuroBargelds zum Jahres
wechsel 2001/02, ist der Anteil der Fremdwährungseinlagen an den Ge
samteinlagen seit 2002 leicht rück
läufig. Maßgeblich dafür waren pri
mär ein zunehmendes Vertrauen in die heimischen Währungen, die gu
ten Wachstumsaussichten der zen
tral und osteuropäischen Länder und, zum Teil damit verbunden, ver
änderte Wechselkurs und Zinser
wartungen. Die nach wie vor recht großen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern können zum Teil durch historische Faktoren erklärt werden (z. B. Hochinflationsperio
den in der Vergangenheit, die den Wert von Spareinlagen in lokaler Währung reduzierten) und zum Teil durch Unterschiede im wirtschafts
politischen Kurs, die sich in unter
schiedlichen Zinsdifferenzialen zwi
schen Einlagen in Lokal und Fremd
währungen niederschlagen.
3.2.2 Euro-Spareinlagen laut OeNB-Umfrage
Spareinlagen in Fremdwährung wer
den von der OeNBUmfrage eben
falls abgedeckt. Länderweise fallen dabei große Unterschiede auf. Wäh
rend in Kroatien 65 % und in Slowe
nien 57 % der Besitzer von Spargut
haben zumindest zum Teil in auslän
discher Währung sparen, sind es in der Slowakei, der Tschechischen Re
publik und in Ungarn nur zwischen 12 % und 20 %.8 Diese Umfrage
ergebnisse stimmen – zumindest das Länderranking betreffend – weitge
hend mit den Bankensektordaten überein. So werden der erste Platz von Kroatien und der zweite Platz von Slowenien bestätigt. Die Slo
wakei, die Tschechische Republik und
Ungarn sind in beiden Erhebungen hingegen weit abgeschlagen.
Die OeNBUmfrage enthielt bis zum Jahr 2005 eine Frage zur Sicher
heit der Spareinlagen. Dabei kann zwischen zwei Gruppen von Ländern unterschieden werden: Jene, in denen die Bevölkerung die Sicherheit von Spareinlagen von vornherein als hoch eingeschätzt hat (Slowakei und Slo
wenien), und jene, in denen die pri
vaten Haushalte nach anfänglicher Skepsis kontinuierlich Vertrauen in den Bankensektor gewonnen haben (Kroatien, Tschechische Republik und Ungarn). Im Jahr 2002 schätzten z. B. noch weniger als 50 % der be
fragten Kroaten die Sicherheit von Spareinlagen bei Banken als „gut“
oder „sehr gut“ ein, während es Ende 2005 bereits 60 % waren. Unabhän
gig von den Erfahrungen mit diversen Bank und Währungskrisen spielen
Grafik 4
Anteil der Fremdwährungseinlagen an den gesamten Einlagen von privaten Haushalten und Unternehmen
100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0
in %; Stand 31. Dezember
2000
Kroatien Tschechische
Republik
Ungarn Slowenien Slowakei
Quelle: NZBen, OeNB.
Anmerkung: Die Daten für Kroatien schließen Einlagen ein, die an ausländische Währungen indexiert sind.
Polen Bulgarien Rumänien
2001 2002 2003 2004 2005
8 Der Wert für Slowenien dürfte aufgrund begrifflicher Abgrenzungsprobleme in der Umfrage überschätzt sein.
hier offensichtlich noch persönliche Merkmale der Befragten eine Rolle.
Private Haushalte ohne Spareinlagen sehen die Rolle der Banken besonders kritisch, jene mit Fremdwährungs
einlagen sehen die Banken tendenziell in einem eher günstigen Licht.
Halten private Haushalte, die hohe Inflationsraten oder auch eine Abwertung der nationalen Währung erwarten, mehr Bargeld bzw. Spar
einlagen in Fremdwährung im relativ stärkeren Euro? Interessanterweise lassen sich solche Motive höchstens in der Tschechischen Republik und der Slowakei nachweisen. In den anderen Ländern ist hier kein Zusammenhang feststellbar, das heißt Inflationser
wartungen beeinflussen das Halten von Fremdwährung nicht. Das glei
che Ergebnis erhält man – mit Aus
nahme der Tschechischen Repu
blik – für Wechselkurserwartungen.
Für alle anderen Länder gilt eher der Umkehrschluss, das heißt, je eher jemand eine Abwertung der nationalen Währung erwartet, umso eher hält er nationale Währung.
Wie lässt sich dieses Verhalten er
klären? Zum einen kann man die Ver
mutung anstellen, dass Tradition und die damit verbundene Persistenz eine wichtige Rolle spielen. Zum anderen könnte man argumentieren, dass (ne
ben Wechselkurserwartungen) auch Zinsdifferenziale die Devisenhaltung entscheidend beeinflussen (Kapitel 2). Nachdem die OeNBUmfrage den Aspekt der Zinsdifferenziale aber nicht abdeckt, lassen sich zu diesem Punkt keine endgültigen Aussagen treffen. Schließlich ist auch noch zu bedenken, dass Inflationserwar
tungen, für sich genommen, keinen Einfluss auf die Entscheidung betref
fend das Halten von ausländischer Währung haben sollten, da in diesen
Erwartungen allfällige Hysterese
Elemente bereits enthalten sind. Der Wirkungskanal, über den Inflation das Halten von ausländischer Wäh
rung beeinflusst, ist somit primär die historisch bedingte Persistenz, die – wie zuvor argumentiert – in den Nachfolgestaaten des früheren Jugos
lawien am stärksten ausgeprägt ist.
3.3 Euro-Kredite:
Ausmaß und Motive
Auf der Kreditseite ist die Verwen
dung von Fremdwährungen seitens privater Haushalte und Unternehmen insgesamt deutlich höher als bei Spar
einlagen. Im ungewichteten Durch
schnitt lag der Anteil der Fremdwäh
rungskredite an den Gesamtkrediten per Jahresende 2005 bei 42 %, wobei die Spanne von 10 % in der Tsche
chischen Republik bis 77 % in Kroa
tien reichte (Grafik 5). Diese Länder
unterschiede dürften zum Teil histo
risch, zum Teil wirtschaftspolitisch bedingt sein.
Seit 2004 ist eine kontinuierliche Zunahme der Fremdwährungskredit
anteile an den Gesamtkrediten an private Haushalte und Unternehmen zu beobachten. War der Anteil in den Jahren davor relativ stabil, so stieg er seitdem von 7 % auf 42 %. Dies ist vor allem auf drastische Anstiege in Slowenien, aber auch in Ungarn, zu
rückzuführen. In Slowenien hat sich der Anteil der Fremdwährungskre
dite zwischen Ende 200 und Ende 2005 auf 56 % verdoppelt und ist im Verlauf des ersten Halbjahres 2006 weiter gestiegen. Hier dürften vor allem die Perspektive, dem Euroraum beizutreten, und letztlich Maßnah
men im Vorfeld der Währungsum
stellung eine Rolle gespielt haben (Gruber und RitzbergerGrünwald, 2005).
3.4 Denominierung von Fremd-währungseinlagen und -krediten
Der bei weitem größte Teil der Fremdwährungseinlagen und kredite in den acht beobachteten Ländern ist in Euro denominiert, allerdings gibt es nicht für alle Länder umfassende Informationen über die Währungs
struktur. Die vorhandenen Daten las
sen jedoch erkennen, dass der Euro in den letzten Jahren generell und pri
mär zulasten des USDollar an Ter
rain gewonnen hat. Dies hat offen
sichtlich mit einer im Zeitablauf ver
stärkten währungspolitischen Orien
tierung am Euro in vielen Ländern und – genereller – mit der Integra
tion der beobachteten Länder in die EU zu tun. Bemerkenswert ist, dass in Ungarn bei den Fremdwährungs
krediten neben dem Euro auch der Schweizer Franken (CHF), dessen Anteil sich seit 2004 massiv erhöht hat, eine zentrale Rolle spielt. Dies
scheint zum einen auf angebotsseitige Faktoren zurückzuführen zu sein.
Zum anderen stellen die hohen Zin
sen des ungarischen Forint sicher auch auf Kreditnehmerseite einen besonderen Anreiz dar, nach ver
meintlich günstigeren Finanzierungs
instrumenten Ausschau zu halten, wobei CHFInstrumente in den letz
ten Jahren besonders niedrig verzinst waren. Neben Ungarn hat sich der Anteil der an private Haushalte ver
gebenen CHFKredite auch in Kroa
tien und Polen zuletzt deutlich er
höht.
Bei dieser Analyse ist schließlich auch zu beachten, dass in einigen süd
osteuropäischen Ländern Einlagen und Kredite in nationaler Währung teilweise fremdwährungsindexiert sind. Bei Krediten sind solche Inde
xierungen, die zumeist gegenüber dem Euro vorgenommen werden, in der Regel weiter verbreitet als bei
Grafik 5
Anteil der Fremdwährungskredite an den gesamten Krediten an private Haushalte und Unternehmen
100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0
in %; Stand 31. Dezember
2000
Kroatien Tschechische
Republik
Ungarn Slowenien Slowakei
Quelle: NZBen, OeNB.
Anmerkung: Die Daten für Kroatien schließen Kredite ein, die an ausländische Währungen indexiert sind.
Polen Bulgarien Rumänien
2001 2002 2003 2004 2005
Spareinlagen. Unter den beobachte
ten Ländern sind indexierte Instru
mente in erster Linie in Kroatien bedeutend, wo sie Ende 2005 rund 1 % der Gesamteinlagen und knapp 67 % der gesamten Kredite privater Haushalte und Unternehmen aus
machten.9
4 Wirtschaftspolitische